Velofachstellen

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Aufgaben und Organisation

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VelofachstellenAufgaben und Organisation

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2 Velofachstellen – Aufgaben und Organisation

Impressum

HerausgeberVelokonferenz Schweizc/o planum biel ag, Rechbergerstrasse 1, Postfach 1262, 2501 Biel/BienneTel. 032 365 64 50, [email protected], www.velokonferenz.ch

Konzept und RealisierungDaniel Sigrist, planum biel agThomas Zahnd, planum biel agChristof Bähler, Velokonferenz SchweizOskar Balsiger, Tiefbauamt des Kantons BernMichael Rothenbühler, co.dex productions ltd. Biel/Bienne

Fachliche BegleitungBundesamt für Strassen (ASTRA): Niklaus SchranzVelokonferenz Schweiz: Barbara Auer, Julian Baker, Jean-Christophe Boillat, Claude Morel, Roland Pfeiffer, Aline Renard, Peter Stirnimann, Urs Walter,Martin Urwyler.

BilderStadt Zürich (Titelbild)planum biel ag / Velokonferenz SchweizBildunion

LektoratIris Diem, diem.text

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Biel/Bienne, Juni 2012

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3Velofachstellen – Aufgaben und Organisation

Inhaltsverzeichnis

Impressum ........................................................................................................ 2Vorwort ....................................................................................................................5

1. Einführung ...................................................................................................61.1 Was ist eine Velofachstelle? ................................................................ 61.2 Wieso braucht es Velofachstellen? ..................................................... 61.3 Vision und Grundsätze ........................................................................ 7

2. Aufgaben und Organisation .......................................................................92.1 Elemente der Veloförderung .............................................................. 92.2 Aufgaben einer Velofachstelle ......................................................... 102.3 Organisationsformen einer Velofachstelle ....................................... 122.4 Vernetzung der Velofachstelle.......................................................... 132.5 Einbezug der Velofachstelle .............................................................. 142.6 Finanzierung von Massnahmen ........................................................ 16

3. Ressourcen .................................................................................................193.1 Personelle Ressourcen einer Fachstelle ............................................ 193.2 Finanzielle Ressourcen einer Velofachstelle ..................................... 19

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4 Velofachstellen – Untertitel zu definieren

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5Velofachstellen – Aufgaben und Organisation

Vorwort

Der Langsamverkehr (LV) hat Potenziale, die gegenwärtig noch nicht ge-nutzt werden. Neben dem Beitrag zur Verbesserung des Verkehrssystems, zur Entlastung der Umwelt (Luft, Lärm, CO2) und zur Förderung der Ge-sundheit stärkt er den sanften Tourismus und führt zu Einsparungen bei den öffentlichen und privaten Ausgaben für die Mobilität. Die schweize-rische Verkehrspolitik strebt deshalb eine Erhöhung des Langsamverkehrs-anteils an. Der LV soll sich neben dem motorisierten Individualverkehr und dem öffentlichen Verkehr zu einem gleichberechtigten dritten Pfeiler der Personenmobilität entwickeln.

Zu einer höheren Attraktivität des Langsamverkehrs führen einerseits ge-setzliche, planerische, bauliche und betriebliche Massnahmen, anderer-seits Beratung, Ausbildung und Öffentlichkeitsarbeit. Diese Bereiche sind eng miteinander verknüpft und die Aktivitäten müssen aufeinander abge-stimmt werden. Die Koordination übernehmen die Velofachstellen. Sie sind ein wichtiges Element zur Verankerung des Veloverkehrs im Tätigkeitsbe-reich der öffentlichen Hand. Sie haben das nötige Fachwissen für Beratung und Unterstützung und sind kompetente Anlaufstellen für die Bevölkerung und die Verwaltung.

In den sechs grössten Städten der Schweiz (> 100’000 Einwohner und Ein-wohnerinnen) leben insgesamt rund eine Million Menschen. Hier bestehen meist seit mehreren Jahren Velofachstellen, ebenso in den meisten Kanto-nen. Angesichts der Fülle ihrer Aufgaben verfügen die kommunalen und kantonalen Fachstellen jedoch über zu geringe personelle Ressourcen. In den gut zweieinhalbtausend Gemeinden mit weniger als hunderttausend Einwohnern und Einwohnerinnen leben rund sechseinhalb Millionen Men-schen. Velofachstellen gibt es nur in wenigen Gemeinden. Damit Mass-nahmen zur Verbesserung des Veloverkehrs in der Fläche geplant und um-gesetzt werden können, ist die Einrichtung weiterer Velofachstellen von zentraler Bedeutung.

Diese Publikation informiert über ■ die Gründe für die Einrichtung einer Velofachstelle ■ die Aufgaben einer Velofachstelle bezüglich Alltags- und Freizeitmobilität ■ die Organisationsformen einer Velofachstelle ■ den Einbezug der Velofachstelle in den Planungsablauf ■ die erforderlichen personellen und finanziellen Ressourcen einer

Velofachstelle.

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1. Einführung

1.1 Was ist eine Velofachstelle?

Als Velofachstelle wird die Organisationseinheit der Verwaltung bezeich-net, welche das Thema Veloverkehr federführend betreut. Diese Funktion kann auch von einer qualifizierten externen Fachperson oder einer Fachor-ganisation wahrgenommen werden. Es kann sinnvoll sein, die Bereiche Ve-loverkehr und Fussgängerverkehr in einer Fachstelle Langsamverkehr zusam-menzufassen, da zwischen den beiden Verkehrsarten sowohl Synergien als auch Konflikte bestehen. Diese Publikation beschränkt sich jedoch auf die für den Veloverkehr relevanten Aspekte der Fachstellen.

1.2 Wieso braucht es Velofachstellen?

Die Attraktivität und Sicherheit des Velos als Verkehrsmittel für Alltag und Freizeit ist von zahlreichen Faktoren abhängig, die eng miteinander ver-knüpft sind. Die Planung und Umsetzung von Massnahmen zur Verbesse-rung der Verhältnisse für den Veloverkehr erfolgt meist in einem komple-xen Umfeld. Unter diesen Rahmenbedingungen bringt eine Velofachstelle folgenden Nutzen:

Aufbau von Fachwissen und ErfahrungDa bei Strassenbauten oder -umgestaltungen die Interessen zahlreicher Fachbereiche und Nutzergruppen berührt werden, ist ein partizipativer Pla-nungsprozess erforderlich, in dem die Betroffenen angemessen mitwirken können. Die Planung der Massnahmen ist sehr komplex und verlangt von den beteiligten Fachleuten spezifisches Fachwissen und Erfahrung. Eine Ve-lofachstelle übernimmt die Anwaltschaft und Koordination für den Bereich Veloverkehr und baut das für Planung und Umsetzung von Massnahmen nötige Fachwissen und die Erfahrung auf.

KoordinationDie Förderung des Veloverkehrs hat eine Querschnittfunktion: Zu den Auf-gaben im Planungsprozess von Infrastrukturmassnahmen kommen die Erar-beitung spezifischer Grundlagen, die Schaffung neuer Mobilitätsangebote, Verkehrserziehung, Weiterbildung und Beratung dazu. Eine Velofachstelle stellt die dafür erforderliche Kontinuität und Koordination sicher.

Synergien und KosteneffizienzDa Um- oder Neubauten der Strasseninfrastruktur kostenintensiv sind und eine lange Lebensdauer haben, braucht es angepasste und für alle Verkehrs-teilnehmenden sichere Verkehrsanlagen. Bei Veränderungen im Strassen-raum sind oft gleichzeitig Verbesserungen für den Veloverkehr möglich. Der frühzeitige und anschliessend periodische Einbezug der Velofachstelle in den Planungsprozess trägt dazu bei, dass Verbesserungen kosteneffizi-ent realisiert und Verschlechterungen vermieden werden. Erfahrungsge-mäss weisen für den Veloverkehr sichere Strassen auch insgesamt eine hohe Verkehrssicherheit auf.

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7Velofachstellen – Aufgaben und Organisation

AnlaufstelleEine Velofachstelle ist eine klar definierte und leicht erreichbare Anlauf-stelle für die Bevölkerung, die Verwaltung und die Medien. Die Velofach-stelle berät, unterstützt und entlastet verwaltungsintern die federführen-den Funktionen. Sie ist ein Zeichen für nachhaltige Mobilität und trägt den Bestrebungen des Bundes zu einer Gleichbehandlung des Langsamverkehrs Rechnung. Sie vereinfacht den fachlichen Austausch zwischen Bund, Kanto-nen und Gemeinden sowie den Fachorganisationen im Bereich der Mobilität.

1.3 Vision und Grundsätze

Vision ■ Velofachstellen bestehen auf allen staatlichen Ebenen. Nicht nur Bund

und Kantone, sondern auch die Agglomerationen sowie alle Gemein-den mit mehr als 10’000 Einwohnern und Einwohnerinnen verfügen über eine Velofachstelle.

■ Gemeinden mit weniger als 10’000 Einwohnern und Einwohnerinnen arbeiten im Bereich Veloverkehr zusammen und führen eine gemein-same Velofachstelle.

■ Die Velofachstellen sorgen für die frühzeitige und angemessene Berück-sichtigung der Anliegen des Veloverkehrs im Tätigkeitsbereich der öf-fentlichen Hand.

GrundsätzeEine Velofachstelle

■ wird im Organigramm der Verwaltung und in den internen Prozessen entsprechend ihrer Aufgaben berücksichtigt

■ verfügt über ein Pflichtenheft, das ihrer Querschnittfunktion Rechnung trägt

■ verfügt über genügend personelle und finanzielle Ressourcen zur Be-wältigung ihrer Aufgaben

■ kann bei Interessenabwägungen ihre fachliche Unabhängigkeit wahren ■ pflegt stufenübergreifend den Erfahrungsaustausch mit anderen

Velofachstellen.

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Velofachstellen – Untertitel zu definieren

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9Velofachstellen – Aufgaben und Organisation

2. Aufgaben und Organisation

2.1 Elemente der Veloförderung

Die Aufgaben einer Velofachstelle leiten sich aus den bewährten Elementen der Veloförderung ab, die sich in vier Bereiche zusammenfassen lassen:

Infrastruktur Veloverkehr Planung und Umsetzung eines dichten Netzes von Velorouten, welches im Siedlungsgebiet schnelle, direkte, komfortable und sichere Verbindungen ermöglicht

■ Sicherstellen einer rasch erfassbaren und verständlichen Veloführung durch Wegweisung, Markierung und bauliche Massnahmen

■ Genügend sichere Abstellanlagen am Wohn- und Arbeitsort, bei Schulen und Ausbildungsstätten, in Zentren und bei publikumsintensiven Anlagen

■ Sicherstellen einer gut unterhaltenen und zu allen Tages- und Jahres-zeiten betriebssicheren Infrastruktur

Kombinierte Mobilität und Mobilitätsangebote ■ Verbesserung der Angebote der kombinierten Mobilität durch verbes-

serte Zugänglichkeit ihrer Umsteigeorte (Bahnhöfe, ÖV-Haltestellen) und der Veloparkierungsanlagen

■ Neue Mobilitätsangebote (z. B. Veloverleihsysteme) ■ Integration der Velodienstleistungen in Mobilitätsangebote

(z.B. Tarifkombinationen)

Öffentlichkeitsarbeit und Bildung ■ Aufzeigen der Vorteile und der Attraktivität des Verkehrsmittels Velo

in Alltag und Freizeit ■ Kommunikation des richtigen Verhaltens im Verkehr (Velofahrende,

Fahrzeuglenker) ■ Beratung von Behörden, Planern, Privaten in Bezug auf die Anliegen

des Veloverkehrs ■ Integration des Themas Veloverkehr in die Bildungsangebote ■ Einrichten von Velofachstellen auf allen Ebenen der öffentlichen Hand ■ Kommunikation der umgesetzten Massnahmen

Forschung und Grundlagen ■ Abstimmung bestehender und neuer planerischer und rechtlicher Grund-

lagen auf die Bedürfnisse des Veloverkehrs ■ Überprüfung grösserer raumwirksamer Vorhaben bezüglich ihrer Aus-

wirkungen auf den Veloverkehr ■ Systematische Erfassung und Auswertung relevanter Grundlagendaten

zum Veloverkehrsaufkommen ■ Durchführen von Wirkungsanalysen bei umgesetzten Massnahmen

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2 Aufgaben einer Velofachstelle

Velofachstellen – Aufgaben und Organisation

2.2 Aufgaben einer Velofachstelle

Die Aufgaben einer kommunalen, regionalen oder kantonalen Fachstelle sind nahezu identisch. Die folgende Tabelle zeigt in thematischer Gliede-rung die Aufgaben einer Velofachstelle und bezeichnet die voraussichtlich Beteiligten sowie die in der Regel federführende Stelle. Angesichts des um-fangreichen Pflichtenhefts sind die verfügbaren personellen Ressourcen von grosser Bedeutung (vgl. Kapitel 3.1).

Thema / Aufgaben Federführung weitere Beteiligte

Gru

nd

lag

en

Recht und Normen- Prüfung der Auswirkungen neuer oder

veränderter rechtlicher Vorschriften auf den Veloverkehr

- Stellungnahmen zu und Mitarbeit bei der Rechtssetzung und Erarbeitung von Normen

Rechtsabteilung

Politik, Polizei, Bau und Unterhalt, Velofachstelle

Richtplanung- Erarbeiten und Nachführen einer Richt-/

Sachplanung zum Veloverkehr (Alltag und Freizeit)

- Mitarbeit an übergeordneten Richt- und Sachplanungen (z.B. Mobilitätsstrategie, Raum- und Siedlungsentwicklung)

Rechtsabteilung

Verkehrsplanung, Velofachstelle, Bau und Unter-halt, Gestaltung, Naturschutz, Tou-rismus, Regionen / Quartiere, Pla-ner und Experten, Fachorganisationen

Nutzungsplanung- Festlegen von kommunalen und inter-

kommunalen Radwegverbindungen im grundeigentümerverbindlichen Verkehrsrichtplan

- Sicherstellen guter Veloverbindungen zur Anbindung der Neubaugebiete im grundeigentümerverbindlichen Erschliessungsplan

Rechtsabteilung

Verkehrsplanung, Velofachstelle, Bau und Unterhalt, Ge-staltung, Regionen / Quartiere, Pla-ner und Experten, Fachorganisationen

Grundlagedaten- Organisation und Auswertung von Erhe-

bungen (Veloverkehr und -parkierung)- Aufbereitung und Verwaltung der Daten

(inkl. Unfallstatistik, Mikrozensus usw.)

Statistikabteilung

VelofachstelleVerkehrsplanung, Bau und Unterhalt, Polizei

Arbeitshilfen / Dokumentation- Erarbeiten und Nachführen praxisorien-

tierter Arbeitshilfen Velofachstelle

Verkehrsplanung, Bau und Unter-halt, Gestaltung, Fachorganisationen

Ko

ord

inat

ion

Koordination- Leiten von Fachgruppen oder Kommissi-

onen zu den Themen Veloverkehr / Lang-samverkehr / Mobilität

- Sicherstellen der Koordination bei be-reichsübergreifenden Projekten mit Schnittestellen zum Veloverkehr

Velofachstelle

Politik, Volks-wirtschaft, Rau-mentwicklung, Luftreinhaltung, Gesundheitsför-derung, Polizei, Fachorganisationen

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2 Aufgaben einer Velofachstelle

Velofachstellen – Aufgaben und Organisation

Thema / Aufgaben Federführung weitere Beteiligte

Plan

un

g u

nd

Pro

jekt

ieru

ng

Strassen- / Mobilitätsprojekte- Mitarbeit bei Konzeption und Planung- Stellungnahme im Vernehmlassungs- /

BewilligungsverfahrenVerkehrsplanung

ÖV, Velofachstelle, Bau und Unter-halt, Gestaltung, Polizei, Regionen / Quartiere, Anstös-ser, Gewerbe, Be-völkerung, Pla-ner und Experten, Fachorganisationen

Velomassnahmen- Planung, Projektierung und Umsetzung

veloverkehrsspezifischer Massnahmen (Strasseninfrastruktur und Parkierung) Velofachstelle

Verkehrsplanung, Bau und Unter-halt, ÖV, Polizei, Regionen / Quar-tiere, Planer und Experten

Projekte Dritter- Prüfung Baugesuche / Voranfragen Drit-

ter bzw. Gemeinden bezüglich Erschlies-sung und Veloparkierung

Baubewilligungs-behörde

Velofachstelle, Gemeinde(n), Pri-vate, Planer

Finanzen- Finanzplanung Fachbereich Veloverkehr- Budgetkontrolle (z.B. Spezialfinanzierung

und -kredite)

FinanzabteilungPolitik, Velofachstelle

Bet

rieb

un

d U

nte

rhal

t

Unterhalt- Integration von Velomassnahmen kleine-

ren Umfangs in die UnterhaltsprogrammeBau und

UnterhaltVelofachstelle

Signalisation / Markierung / Wegweisung- Konzeption, Planung und Nachführung

bei Routen und Massnahmen VeloverkehrVelofachstelle

Bau und Unter-halt, Gemein-den, Polizei, Strassenverkehrs-amt, Tourismus, SchweizMobil,Private

Polit

ik

Umgang mit politischen Behörden- Beantwortung von politischen Vorstössen

und Anfragen der Legislative- Verfassen von (Kredit-)Anträgen- Erstellen periodischer Umsetzungsberichte- Sensibilisierung für Potenziale und Be-

dürfnisse Veloverkehr

KanzleiPolitik, weitere Abteilungen, Velofachstelle

Wis

sen

sver

mit

tlu

ng

Beratung- Anlaufstelle für Öffentlichkeit- Beratung für Regionen, Gemeinden, Fach-

organisationen und Private Velofachstelle

Verkehrsplanung, Bau und Unterhalt, ÖV, Gemeinden / Regionen / Quar-tiere, Fachorgani-sationen, Planer, Experten, Private

Weiterbildung- Sammeln von Fachwissen und Adaptieren

auf die lokalen Verhältnisse- Weiterbildungsveranstaltungen für Betei-

ligte (siehe Spalte Beteiligte)- Erfahrungsaustausch und eigene

Weiterbildung

Velofachstelle

Raumentwicklung, Verkehrsplanung, Bau und Unterhalt, Polizei,Planer

Öffentlichkeitsarbeit- Anlaufstelle für Medien- projektbezogene Kommunikation- Kommunizieren umgesetzter

Verbesserungen- Sensibilisierung und allgemeine

Veloförderung

Kommunikations-fachleute

Velofachstelle, Politik

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2 Aufgaben einer Velofachstelle

Velofachstellen – Aufgaben und Organisation

2.3 Organisationsformen einer Velofachstelle

Innerhalb der Verwaltung kann eine Velofachstelle verschiedenen Bereichen zugeordnet werden. In der Praxis haben sich unterschiedliche Zuordnungen bewährt. Die Fachstelle kann auch ausserhalb der Verwaltung bei einem qualifizierten privaten Planer angesiedelt werden. In der folgenden Ta-belle sind die Vor- und Nachteile der bekannten Organisationsformen ei-nander gegenübergestellt. Für die Wirkung und den Erfolg einer Fachstelle ist ihre Vernetzung von grosser Bedeutung. Die Koordination mit allen Be-teiligten muss durch geeignete Prozessabläufe gewährleistet werden. (vgl. Kapitel 2.4 und 2.5).

Verwaltungsstelle Vorteile Nachteile

Planungsamt (Stadt/Gemeinde)Die Velofachstelle ist im für die Planung zuständigen Amt angesiedelt.

- Einbezug bereits bei Pro-zessbeginn nahe liegend

- Abstimmung mit Raument-wicklung einfacher

- Einflussnahme bei strate-gischen Entscheiden so-wie bei der Erarbeitung der Richtplanungen möglich

- Begleitung der nächsten-Projektphasen schwieriger

- Auslösung von Realisie-rungskrediten schwierig, weil “amtsfremd”,

TiefbauamtDie Velofachstelle ist im für den Bau und Unterhalt zu-ständigen Amt angesiedelt.

- Auslösung von Realisie-rungskrediten einfach

- Integration des Velover-kehrs in Strassenprojekte einfacher

- Synergien möglich, da Rad-wege = Strassen

- Einbezug bereits bei Pro-zessbeginn unsicher

PolizeiDie Velofachstelle ist bei der Polizei angesiedelt.

- Kompetenz in Verkehrssicherheit

- Einflussnahme bei Signa-lisation und Markierung einfach

- strenge Rechtsauslegung, geringe Innovation

- Distanz zu Planung und Projektierung

StabsstelleDie Velofachstelle ist im Dienstleistungsbereich eines Amts angesiedelt.

- Ansiedlung in einer Ein-heit, die per Definition Querschnittfunktionen wahrnimmt

- ausserhalb einer federfüh-renden Verwaltungsstelle

- Distanz zu Planung und Projektierung

PolitikDie Velofachstelle ist dem zuständigen Exekutiv-Mit-glied direkt untergeordnet.

- starkes politisches Zeichen für den Veloverkehr

- Unterstützung der Anlie-gen und Kreditbegehren auf hoher Ebene

- Distanz zu involvierten Verwaltungsstellen

- fehlende Praxisnähe- Sonderstellung /

Einzelkämpferstatus

ExternDie Velofachstelle wird von Fachleuten aus der Privat-wirtschaft geführt.

- neutrale, verwaltungsunab-hängige Position

- Vergabe an kompetente Fachleute möglich

- keine Beanspruchung Stellenetat

- Distanz zu Verwaltungs-stellen, Einholen der rele-vanten Informationen und Unterlagen schwierig

- fehlende Vernetzung inner-halb Verwaltung

- fehlende Kenntnis der Verwaltungsabläufe

- erhöhtes Konfliktpoten-zial (Kritik an Projekten der Konkurrenz, Ent-scheidbefugnis gegenüber Verwaltung)

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2 Aufgaben einer Velofachstelle

Velofachstellen – Aufgaben und Organisation

2.4 Vernetzung der Velofachstelle

Die Velofachstelle ist auf eine Vernetzung sowie auf eine gut funktionie-rende Koordination mit den weiteren Beteiligten angewiesen. Diese Ver-netzung ist auf mehreren Ebenen anzustreben:

Projektbezogene VernetzungRegelmässige Arbeits- und Koordinationssitzungen der planenden und aus-führenden Verwaltungsstellen ermöglichen den frühzeitigen Informations-austausch über geplante und laufende Vorhaben, die fachliche Diskussion der Massnahmen sowie die gezielte Sensibilisierung und Wissensverbreitung.

Strategische VernetzungEine gesamtstädtische oder kantonale Arbeitsgruppe stellt die übergeord-nete Koordination und Integration des Veloverkehrs sicher und gibt dem Veloverkehr politisches Gewicht.

Politische VernetzungEin regelmässiger Austausch mit der politischen Führung stärkt die Fach-stelle in den internen Diskussionen und Interessenabwägungen und ist Ba-sis für die politische Umsetzbarkeit der Massnahmen.

Externe VernetzungEin regelmässiger informeller Austausch zwischen den politischen Parteien, den Interessenorganisationen, der politischen Führung und den Vertretern der Verwaltung stellt die Mitwirkung der Interessenorganisationen sicher und verbessert die Abstützung der Massnahmen. Die Anzahl der Teilneh-mer wirkt sich auf die Effizienz der Diskussionen und Arbeiten aus. Die per-sonelle Zusammensetzung und die Zuordnung der Federführung sind wich-tige Erfolgsfaktoren.

Fachliche VernetzungDer Austausch mit andern Velofachstellen vertieft das Fachwissen und trägt zu einer Harmonisierung der Velomassnahmen unter den Kantonen und Gemeinden bei.

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2 Aufgaben einer Velofachstelle

Velofachstellen – Aufgaben und Organisation

2.5 Einbezug der Velofachstelle

Bei der Erarbeitung planerischer Grundlagen mit Bezug zum Veloverkehr ist die Fachstelle von Beginn an in beratender Funktion beizuziehen. Der Umfang der Mitarbeit hängt davon ab, wie stark der Veloverkehr von der Planung betroffen ist. In der Regel ist es sinnvoll, wenn die Velofachstelle in einer beschlussfähigen Begleitgruppe Einsitz hat. So kann sichergestellt werden, dass die Bedürfnisse des Veloverkehrs bereits in der Planungsphase berücksichtigt werden und weniger Interessenabwägungen und Bereini-gungen nachträglich vorgenommen werden müssen. Im Rahmen überge-ordneter Planungen nimmt die Velofachstelle folgende Aufgaben wahr:

AgglomerationsprogrammeDie Velofachstelle erarbeitet Massnahmen(-pakete) für die Verbesserung der Infrastruktur des Veloverkehrs. Sie prüft die Auswirkungen der Massnah-men für den motorisierten und öffentlichen Verkehr auf den Veloverkehr.

Mobilitätsstrategien, VerkehrskonzepteDie Velofachstelle sorgt dafür, dass die erforderlichen Voraussetzungen zur Ausnutzung des bestehenden Potenzials geschaffen werden.

VerkehrsmanagementDie Velofachstelle achtet darauf, dass das Verkehrsmanagement keine ne-gativen Auswirkungen auf den Veloverkehr hat.

RichtpläneDie Velofachstelle stellt die Integration einer übergeordneten Veloverkehrs-strategie in die Bereiche Siedlungsentwicklung, Mobilität, Tourismus und Naherholung sicher.

Sachpläne MobilitätDie Velofachstelle definiert den baulichen oder betrieblichen Handlungsbe-darf aus Sicht des Veloverkehrs auf dem bestehenden und künftigen Stras-sen- und Veloverkehrsnetz im Sachplan Veloverkehr. Sie stellt sicher, dass die Sachpläne Siedlungsentwicklung, MIV, ÖV, Kombinierte Mobilität, LV und P&R/B&R mit dem Sachplan Veloverkehr abgestimmt werden.

Ortsplanungen, NutzungsplanungDie Velofachstelle setzt die Vorgaben aus der übergeordneten Richtpla-nung in der Ortsplanung um. Sie stellt die gute Anbindung von Neubauge-bieten an das Veloverkehrsnetz sicher und sie definiert die Anzahl der zu erstellenden oder ersatzpflichtigen Veloparkplätze auf privatem Grund für das Baureglement.

ErschliessungsplanungDie Velofachstelle setzt die Vorgaben aus der übergeordneten Richtpla-nung im Erschliessungsplan um und legt die erforderlichen Velowege ver-bindlich fest.

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2 Aufgaben einer Velofachstelle

Velofachstellen – Aufgaben und Organisation

Mitarbeit in der ProjektplanungDank Einbezug der Velofachstelle wird der Veloverkehr frühzeitig berück-sichtigt. Dies erhöht die Qualität der Planung und reduziert nachträgliche Kosten. Wird die Fachstelle zu spät einbezogen, erhöht sich meist der Pla-nungs- und Projektierungsaufwand. Wird die Fachstelle nicht einbezogen, entsteht in vielen Fällen nachträglicher baulicher Reparaturaufwand. Die Tabelle zeigt den Planungsverlauf unter Einbezug der Velofachstelle und die während der einzelnen Projektphasen für den Aspekt des Veloverkehrs erforderlichen Arbeitsschritte.

ProjektphaseArbeitsschritte unter dem As-

pekt VeloverkehrEinbezug Fachstelle

später Einbezug Fachstelle

fehlender Einbezug Fachstelle

Handlungsbedarf - Beurteilen der Ist-Situa-tion und Ermitteln des Handlungsbedarfs

- Festlegen der Ziele und Qualität

- Hinweise auf mögliche Lösungen

Konzeption VorstudieVariantenstudien

- Gegenüberstellen von Lösungs-varianten zum Aufzeigen der Chancen und Risiken

- Weiterbearbeitung der für die Integration des Veloverkehrs geeigneten Konzepte

- Wahl des definitiven Konzepts auf Basis eines Variantenver-gleichs mit Berücksichtigung des Veloverkehrs

Vorprojekt - Überprüfung der Integration des Veloverkehrs im gewählten Konzept

- Diskussion möglicher Anpas-sungen zur Sicherstellung der gewünschten Integration des Veloverkehrs

Bau- und Ausführungs-projekt

- Diskussion der baulichen und betrieblichen Umsetzung im Detail

- Festlegen der Vorher-/Nach-her-Untersuchungen zur Wirkungskontrolle

- Planung der provisorischen Verkehrsführung unter Berück-sichtigung des Veloverkehrs

Realisierung - Beratung bei der Umsetzung der Markierung und Signalisa-tion möglicher Baustellenpro-visorien und der definitiven Verkehrsführung

Betrieb - Durchführung der Nachkontrolle

- Erfahrungen in der Praxis

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2 Aufgaben einer Velofachstelle

Velofachstellen – Aufgaben und Organisation

2.6 Finanzierung von Massnahmen

Eine wichtige Voraussetzung für die Umsetzung der Massnahmen zugunsten des Veloverkehrs ist die Sicherstellung der erforderlichen finanziellen Mit-tel. In der Praxis bestehen verschiedene Finanzierungsmodelle. Die folgende Tabelle zeigt die verschiedenen Finanzierungsmodelle mit ihren Vor- und Nachteilen. Die Kombination verschiedener Modelle kann den Handlungs-spielraum vergrössern. Dabei ist es nützlich, durch einen Grundsatzentscheid die Anwendung der verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten behörden-verbindlich festzulegen.

Finanzierungsmodell Vorteile Nachteile

Ordentliches Budget / Einzelkredite

- Massnahmen Veloverkehr sind integriert in eine Ge-samtplanung und müssen nicht separat ausgewiesen werden

- hohe Flexibilität

- Umsetzung Velomassnah-men abhängig von den allgemein verfügbaren Mitteln

- Diskussion des Handlungs-bedarfs und Verhältnismä-ssigkeit Massnahmen oft schwierig

Jährlicher Kredit Veloverkehr - unterstützt rasche Planung und Umsetzung

- Umsetzung kleinerer Massnahmen finanziell abgesichert

- ermöglicht hohe Flexibilität

- Bestimmung beitragsbe-rechtigter Massnahmen und anrechenbarer Kosten oft schwierig

- Abgrenzungsprobleme bei der Umsetzung von Mass-nahmen über mehrere Jahre

Rahmenkredit Veloverkehr - Umsetzung kleinerer bis mittlerer Massnah-men finanziell langfristig abgesichert

- vereinfachte Freigabe der Realisierungskredite

- aufgrund grösserer Investi-tionssumme intensive poli-tische Diskussion

- Bestimmung beitragsbe-rechtigter Massnahmen und anrechenbarer Kosten oft schwierig

Fonds Veloverkehr - Umsetzung Massnahmen fi-nanziell abgesichert

- vereinfachte Freigabe der Realisierungskredite

- Mehrjahreskredite und Übertrag auf Folgejahr problemlos

- aufgrund grösserer Investi-tionssumme intensive poli-tische Diskussion

- Abschreibung re-duziert nutzbares Investitionsvolumen

- Bestimmung beitragsbe-rechtigter Massnahmen und anrechenbarer Kosten oft schwierig

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2 Aufgaben einer Velofachstelle

Velofachstellen – Aufgaben und Organisation

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19Velofachstellen – Aufgaben und Organisation

3. Ressourcen

3.1 Personelle Ressourcen einer Fachstelle

Damit eine Velofachstelle die im Kapitel 2.2 beschriebenen Aufgaben wir-kungsvoll wahrnehmen kann, sind genügend personelle Ressourcen erfor-derlich. Diese sind abhängig von der Gemeinde- bzw. Kantons- oder Ag-glomerationsgrösse. In der folgenden Tabelle sind die Erfahrungswerte der bestehenden Fachstellen zusammengestellt. Für Gemeinden mit weniger als zehntausend Einwohnern und Einwohnerinnen wird die Zusammenar-beit mit andern Gemeinden und eine gemeinsame Fachstelle empfohlen. Die Angaben beziehen sich ausschliesslich auf die Aufgaben in Zusammen-hang mit dem Veloverkehr.

Ein

wo

hn

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hn

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io.

Stel

len

pro

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Bem

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ng

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Gem

ein

de

über 100‘000 6 1.06 100-200%

30’000 - 100‘000 13 0.55 50-100%

10’000 - 30‘000 116 1.77 30-50%

unter 10‘000 2488 4.33 gemeinsame Fachstelle mit andern Gemeinden anstreben

Ag

glo

mer

atio

n über 100‘000 12 3.33 100-200% weiterer Einflussfaktor:- vorhandene Fachstellen auf Ge-

meinde- und Kantonsebene50’000 - 100‘000 13 0.89 50-100%

unter 50‘000 24 0.71 30-50%

Kan

ton

über 500‘000 5 4.10 100-200% weitere Einflussfaktoren:- Fläche- Länge Strassennetz- vorhandene Fachstellen auf

Gemeindeebene

200‘000 - 500‘000 8 2.51 50-100%

unter 200‘000 13 1.17 30-50%

3.2 Finanzielle Ressourcen einer Velofachstelle

Eine Velofachstelle muss Vorabklärungen, Ist-, Zustands- und Wirkungsana-lysen sowie kleine Planungen in Auftrag geben können. Darum benötigt sie finanzielle Mittel, über die sie im Rahmen ihrer Kreditkompetenz frei verfügen kann. Als sinnvoll hat sich eine Kreditkompetenz von zehn- bis zwanzigtausend Franken und ein Planungskredit von einem bis zwei Fran-ken pro Einwohner erwiesen.

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