medianet health:economy 20110304

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health economy medianet INSIDE YOUR BUSINESS. TODAY. FREITAG, 4. MÄRZ 2011 – 41 Rohstoffpreise machen Medizinprodukte teurer Preiserhöhungen Die Entwicklungen an den internationalen Rohstoffmärkten haben nun auch Auswirkungen auf den Gesundheitsbereich. Der heimische Bran- chenverband Austromed kündigt Teuerungen bei Medizinprodukten an. Seite 42 © Paul Hartmann AG; sxc/Jean Scheijen; Karl Otto Braun KG; Montage: B. Schmid INHALT Healthcare > Markt für Mietwäsche stagniert beinahe 42 > Pflegekongress zeigt Reformbedarf auf 43 > Gruppenpraxen: kaum wirtschaftliche Vorteile 43 Pharmareport und Lifescience > Affiris ist erfolgreich in der Alzheimer-Forschung 44 > Bayer meldet für 2010 ein Rekordjahr 44 Medizintechnik und eHealth > Telekom und Hauptverband bringen neues System 45 > Kritik an elektronischer Gesundheitsakte wächst 45 SHORT Zusammenarbeit Die nieder- und oberösterreichische Kranken- hausholding werden künftig im Bereich der Nuklearmedizin so- wie bei der IT kooperieren. Das gaben diese Woche die zustän- digen Landespolitiker Oö-Lan- deshauptmann Josef Pühringer und NÖ-Landesrat Wolfgang Sobotka (beide ÖVP; s. Bild) bekannt. Ausgangspunkt waren Engpässe bei PET-CT- Untersuchungen im Landes- klinikum St. Pölten, die in den vergangenen Jahren immer wieder aufgetreten sind. Die Zusammenarbeit ist eine Alter- native zu millionenschweren Investitionen. Seite 43 Forschung Gesundheit beginnt im Darm. Dies gilt auch für Hochleistungssportler. So manche Spitzensportler schei- tern nicht aufgrund schlechter Vorbereitung, Kondition oder Witterung, sondern weil Ver- dauungsstörungen und damit eine geschwächte Immunab- wehr den Träumen ein Ende setzen. Studien der Universi- täten Mainz und Freiburg i.Br. haben die enorme Belastung von Spitzensportlern über- prüft und sind zur Erkenntnis gekommen, dass die Entlas- tung des Verdauungssystems mittels hochdosierter Probio- tika akute Schäden verhindern kann. Seite 44 © Land OÖ/Kraml © EPA/Karl-Josef Hildenbrand Vitalität. Motivation. Erfolg. Experten-Impulsvorträge gewinnen – www.meduniqa.at/Gewinnspiel Betriebliches Gesundheitsmanagement

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healtheconomy - die wöchentliche Berichterstattung über die Gesundheitswirtschaft jeden Freitag in der Wirtschaftsfachtageszeitung medianet

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healtheconomymedianet inside your business. today.  Freitag, 4. MÄrZ 2011 – 41

Rohstoffpreise machen Medizinprodukte teurer

Preiserhöhungen die entwicklungen an den internationalen rohstoffmärkten  haben nun auch auswirkungen auf den gesundheitsbereich. der heimische bran-chenverband austromed kündigt teuerungen bei Medizinprodukten an.   Seite 42

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Healthcare> Markt für Mietwäsche

stagniert beinahe 42> Pflegekongress zeigt

Reformbedarf auf 43> Gruppenpraxen: kaum

wirtschaftliche Vorteile 43

Pharmareport und Lifescience> Affiris ist erfolgreich in

der Alzheimer-Forschung 44> Bayer meldet für 2010

ein Rekordjahr 44

Medizintechnik und eHealth> Telekom und Hauptverband

bringen neues System 45> Kritik an elektronischer

Gesundheitsakte wächst 45

short

Zusammenarbeit Die nieder- und oberösterreichische Kranken-hausholding werden künftig im Bereich der Nuklearmedizin so-wie bei der IT kooperieren. Das gaben diese Woche die zustän-digen Landespolitiker Oö-Lan-deshauptmann Josef Pühringer und NÖ-Landesrat Wolfgang Sobotka (beide ÖVP; s. Bild) bekannt. Ausgangspunkt waren Engpässe bei PET-CT-Untersuchungen im Landes-klinikum St. Pölten, die in den vergangenen Jahren immer wieder aufgetreten sind. Die Zusammenarbeit ist eine Alter-native zu millionenschweren Investitionen. Seite 43

Forschung Gesundheit beginnt im Darm. Dies gilt auch für Hochleistungssportler. So manche Spitzensportler schei-tern nicht aufgrund schlechter Vorbereitung, Kondition oder Witterung, sondern weil Ver-dauungsstörungen und damit eine geschwächte Immunab-wehr den Träumen ein Ende setzen. Studien der Universi-täten Mainz und Freiburg i.Br. haben die enorme Belastung von Spitzensportlern über-prüft und sind zur Erkenntnis gekommen, dass die Entlas-tung des Verdauungssystems mittels hochdosierter Probio-tika akute Schäden verhindern kann. Seite 44

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Betriebliches

Gesundheitsmanagement

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42 – healtheconomy cover Freitag, 4. März 2011

Editorial

Sinnvolle Debatten fehlen

Martin rüMMElE

Da ist sie also wieder, die Debatte über die Fusion von Krankenkassen bzw.

über Wettbewerb zwischen den Kassen. Diesmal hat sich Nie-derösterreichs Finanzlandesrat Wolfgang Sobotka in einem Zei-tungsinterview damit hervor-getan. So nachvollziehbar beide Argumente im ersten Moment klingen, so falsch sind sie bei genauerer Betrachtung. Und sie werden auch nicht besser, wenn man die Debatten jeweils von Neuem führt.

Die Gegenargumente: Eine Krankenkasse bringt maximal im Verwaltungsbereich mini-male Einsparungen. Allerdings sollte man zwei Dinge nicht übersehen: Die Arbeit, sprich die Versorgung von mehr als acht Millionen Versicherten wird nicht weniger, egal ob die Versicherten auf eine oder neun Krankenkassen verteilt sind. Das Zweite: Die Verwal-tungskosten liegen bei knapp drei Prozent. Selbst wenn man die Hälfte einsparen könnte, brächte dies insgesamt nur 1,5%. Und wir wissen von Wirtschaftsfusionen, dass ebendiese zuerst mehr Geld kosten.

Zum Wettbewerb: Alle wett-bewerbsorientierten Gesund-heitssysteme sind teurer. Der Grund ist, dass die Kassen um die Kunden werben müssen und das kostet Geld. Und das wird auf die Prämien aufge-schlagen. Es wäre also sinn-voll, zu echten Lösungs- debatten zurückzukehren.

Gesundheitsausgaben Rohstoffpreise sind in den vergangenen Wochen und Monaten massiv gestiegen

Medizinprodukte: Hersteller erhöhen Preise

Wien. Bei Treibstoffen, Nahrungs-mitteln und Gebrauchsgütern wie Taschentüchern oder Geschirr-spülmitteln sind die Preise in den letzten Monaten gestiegen. Medi-zinprodukte könnten demnächst ebenso teurer werden.

Durch steigende Rohstoffpreise könnten einzelne Produktpaletten nicht mehr kostendeckend erzeugt werden, warnt die Austromed, der Verband der österreichischen Medizinprodukte-Unternehmen. Der stark gewachsene Eigenbe-darf von China, Russland und Indien verschärfe die heikle Lage am internationalen Markt.

Ein Ende der „Preisrallye“ sei nicht in Sicht, befürchtet die Aus-tromed. Darum will die Branchen-vertretung „mit den Partnern im Gesundheitswesen intensiv um Preisanpassungen“ verhandeln, wie es in einer Aussendung hieß. Mit welchen Erhöhungen zu rech-nen ist, darüber hüllen sich Ver-band und Unternehmen allerdings in Schweigen.

Preise verdoppelt

Bei Rohstoffen, die für welche die Medizinproduktion wichtig sind, trifft es vor allem Zellstoffe, Baum-wolle, Vliesstoffe und medizinische Granulate für Kunststoffe. Sie wur-den in den vergangenen zwei Jah-ren stetig teurer. In Deutschland erhöhte sich der Preis für diese Materialien dem deutschen Bun-desverband für Medizintechnologie zu Folge allein in den vergangenen Monaten um zwischen 30 und 65%. Laut Austromed ist Baumwolle so teuer wie seit 15 Jahren nicht mehr und die Latex- und Zellulose-Preise hätten sich seit Anfang 2009 bei-nahe verdoppelt.

Während Zellulose für Inkonti-nenzprodukte und Baumwolle für Verbandstoffe benötigt wird, dient Kunststoff der Herstellung von medizinischen Einwegartikeln.

Betroffene Unternehmen wie Sempermed weisen auf die grund-legenden Veränderungen hin: Durch die Teuerungen bei Latex werde die Zukunft der Untersu-chungshandschuhe wohl Nitril, also synthetischem Kautschuk, gehören. Das war vor einiger Zeit noch undenkbar – weisen Nitril-handschuhe doch Vorteile gegen-über den Naturlatexprodukten auf. Der Wert macht es möglich: Allein in den vergangenen fünf Monaten legte der Preis bestimmter Latex-Sorten um bis zu 150% zu.

„Die Gesundheitsversorgung in Österreich darf dadurch aber nicht gefährdet werden, ebenso wenig wie die dahinterstehende Indus-trie und die Arbeitsplätze. Preisan-passungen sind daher notwendig“, kommentiert Friedrich Thomas-berger, Austromed-Vizepräsident, die Entwicklung. Die Gefahr von Lieferengpässen oder Versorgungs-ausfällen sieht er nicht.

Hersteller unter Druck

Austromed klagte bereits vor einigen Wochen über eine sich zu-spitzende Lage: Durch eine Men-genverknappung aufgrund schlech-ter Ernten und wegen stark gestie-gener Transportkosten sahen sich

die Hersteller und Vertreiber von Medizinprodukten unter Druck.

Davor war die Branche selbst in die Kritik geraten; Medien berich-teten über eine Studie, die gewal-tige Preisunterschiede zwischen Medizinprodukten in Österreich, Deutschland und der Schweiz ausmachte. Demnach kosteten be-stimmte Erzeugnisse hierzulande bis zu 300% mehr als bei unseren nördlichen Nachbarn. Die Austro-med wies damals die Vorwürfe zurück.

Im Zuge der Debatte wurde eine Angleichung auf ein einheitliches internationales Preisniveau disku-tiert, was laut Experten eine deut-liche Einsparung bei Medizinpro-dukten ermöglichen könnte.

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Die österreichischen Medizinprodukte-Produzenten erachten „Preisanpassungen“ als notwendig.

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Austromed-Vizepräsident Friedrich Thomasberger sieht keine Gefahr von Lieferengpässen durch verknappte Rohstoffmengen.

Hamburg/Wiesbaden. Gegen Groß-händler aus Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz wird we-gen des Verdachts des Millionen- betrugs mit HIV-Medikamenten ermittelt.

Die beschuldigten Arzneimit-telunternehmen sollen verbilligte Medikamente, die für HIV-Pati-enten in Afrika bestimmt waren, illegal nach Deutschland gebracht und mit hohem Gewinn verkauft haben.

Die HIV-Präparate seien illegal aus Südafrika über Belgien und die Schweiz nach Deutschland im-portiert und neu verpackt worden, erklärte der leitende Oberstaatsan-walt in Flensburg, Rüdiger Meien-burg.

Schutz gegen Fälscher

„Die Medikamente waren von Hilfsorganisationen für die Be-handlung von HIV-Patienten in Südafrika vorgesehen“, sagte der Sprecher der niedersächsischen Krankenkasse AOK, Oliver Gie-bel. Viele Pharmakonzerne stellen Entwicklungsländern ihre HIV-Medikamente, meist über Hilfsor-

ganisationen, günstig zur Verfü-gung und begründen dies unter anderem mit ihrem sozialen und gesellschaftlichen Engagement. Sie wollen damit auch verhindern, dass Fälscher den Patentschutz umgehen.

Der finanzielle Schaden, der den deutschen Krankenkassen dadurch entstanden ist, wird auf Beträge geschätzt, die mindestens im zwei-stelligen Millionenbereich liegen dürften. (um)

Kriminalität Betrug mit HIV-Medikamenten

Profitgier führt zu RückimportenWien. Im vergangenen Geschäfts-jahr ist der österreichische Markt für Mietwäsche im Vergleich zum Vorjahr um 0,8 Prozent auf 253 Mio. € gewachsen. Als Grund wird vom Beratungsunterneh-men Fischer & Partner die stabi-le Entwicklung der Tourismus-wirtschaft angegeben. Diese ma-che insgesamt 57% des Markts aus.

Neben dem Tourismus ist der Gesundheitssektor das zweite Standbein der Branche. Auch dort herrsche ungeminderte Nachfrage. Obwohl ein rascheres Wachstum des Marktes mancherorts durch alternative Modelle behindert wor-den sei, geben sich die Analysten für die Zukunft optimistisch: „Mit-telfristig sehen wir wenig Alterna-tiven zur Mietwäsche.“

Medizinprodukte

OP-Textilien sind ein wichtiger Bestandteil der klinischen Infekti-onsprophylaxe und gelten als Me-dizinprodukte. 80% aller österrei-chischen Krankenhäuser und Pfle-geheime nutzen Mehrwegtextilien. Die Hauptanbieter eines Mehrweg-

textilien-Service sind die Wozabal-Gruppe, Mewa, Salesianer Miettex und Initial.

Eine durchschnittliche Firma bereitet pro Tag an die 30.000 bis 35.000 t Wäsche auf. Für die Kran-kenhäuser entfallen dank dem Ein-satz von Mietwäsche die Logistik, die Lagerkosten und die teure und umweltbelastende Entsorgung. Ein Krankenhaus gibt etwa 1% des Gesamtumsatzes für Wäsche aus. (um)

Branchenreport Auch in Zukunft krisensicherer Markt

Markt für Mietwäsche stagniert

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Neben Tourismus ist der Gesundheits-bereich Hauptsegment der Mietwäsche.

Debatte Ärzte bremsen

SpitalsreformWien. In der aktuellen Diskussi-on über die Spitalsreform hat der Präsident der Ärztekammer, Walter Dorner, dazu aufgerufen, Fragen der Qualität und der In-halte der Patientenversorgung vor der Finanzierung abzuklä-ren. Man könne die Probleme nicht primär über den Geldan-satz lösen. Noch immer seien die gesundheitspolitischen Hausauf-gaben zu einer Neuorientierung innerhalb der Spitalslandschaft nicht geklärt. Dies betreffe etwa die Definition des Grundversor-gungsauftrags von kleineren Spitälern. Dorner: „Bevor man sich der Finanzierung zuwendet, muss man überlegen, was die Patienten brauchen, was ihnen nützt. Wie kommen wir zum Ziel einer optimalen medizinischen Betreuung?“ Danach ergäben sich Umstrukturierungen im Leistungsangebot durch die Spi-täler auf der einen Seite und den niedergelassenen Bereich auf der anderen Seite von selbst.

Der richtige Ansatz finde sich in der Auseinandersetzung mit medizinischen Bedürfnissen und dem Versorgungsbedarf. (iks)

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Medikamente, die für Afrika gedacht waren, wurden in Europa teuer verkauft.

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HEALTH:CARE healtheconomy – 43Freitag, 4. März 2011

Zusammenarbeit Bundesländerübergreifende Vernetzung soll helfen, Kosten zu sparen und die Qualität erhöhen

Ober- & Niederösterreich kooperieren bei Spitälern

Linz/St. Pölten. Die nieder- und ober-österreichische Krankenhaushol-ding werden künftig im Bereich der Nuklearmedizin sowie bei der IT kooperieren. Das gaben diese Woche die zuständigen Landespo-litiker Oö-Landeshauptmann Josef Pühringer und NÖ-Landesrat Wolf-gang Sobotka (beide ÖVP) bekannt. Ausgangspunkt waren Engpässe bei PET-CT-Untersuchungen im Landesklinikum St. Pölten, die in den vergangenen Jahren immer wieder aufgetreten sind. Die Nie-derösterreichische Landeskliniken-Holding beschloss als Alternati-ve zu millionenschweren Inves- titionen, den Weg einer intensiven Kooperation zu suchen.

Das Institut für Nuklearmedizin an der Linzer Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg wird künftig für drei niederösterreichischen Spi-täler die PET-CT-Untersuchungen für Krebspatienten und für Pa-tienten mit Parkinson und De-menz anbieten. Für das Klinikum Am-stetten-Mauer werden zudem Spezialuntersuchungen im Kopf- bereich durchgeführt.

Damit erhöht sich die Anzahl der PET-CT-Untersuchungen an der Landes-Nervenklinik Wagner-Jau-regg von 1.200 auf jährlich rund 1.500. „Diese deutliche Steigerung führt zu einer wirtschaftlicheren Nutzung dieses teuren medizi-nischen Großgeräts und ermöglicht den drei Mostviertel-Kliniken einen Zugang zu qualitativ hochwertiger Diagnostik zu wirtschaftlich op-timalen Bedingungen“, freut sich Sobotka. „Die Arbeit mit medizin-technischen Geräten ist anspruchs-voll, braucht viel Erfahrung und ist teuer. Durch gut funktionierende Kooperationsstrukturen können di-ese Ressourcen sinnvoll ausgelas-

tet werden“, ergänzt Gesundheits-landesrat Josef Pühringer.

Die Landes-Nervenklinik Wag-ner-Jauregg kann bei dem Projekt viele vorhandene Erfahrungen aus Kooperationen mit verschiedenen Spitälern in Oberösterreich und Salzburg nutzen: Schwerpunkte sind dabei die Felder Neurolo-gische Versorgung, Neurochirurgie und Neuropathologie. Mit pro men-te Oberösterreich wird gemeinsam die Langzeittherapie zur Alkohol-entwöhnung umgesetzt.

Bei dem aktuellen Projekt wer-den die niederösterreichischen Patienten nach Terminverein-barung an das Institut an der Landes-Nervenklinik zur Unter-suchung und Befundung zugewie-sen. Die Untersuchungsergebnisse

werden per DVD und künftig via elektronischen Datenaustausch an die jeweiligen Kliniken übergeben. Betont wird die kurze Anfahrtszeit nach Linz und die auch durch die Steigerung der Untersuchungsrate noch bessere medizinische Exper-tise, die so deutlich mehr Patienten zugute komme. Auch die Ärzte und damit die Versorgungsqualität würden durch diese zusätzliche Fachexpertise viel profitieren.

Gemeinsame Archive

Parallel zur Kooperation im me-dizinischen Bereich wollen die Gespag und die Niederösterrei-chische Landeskliniken-Holding in der Zukunft auch im IT-Bereich ver-stärkt zusammenarbeiten. Als Koo-

perationsbereiche vorgesehen sind die gesamte IT-Infrastruktur, die Archivsysteme, Labor- und Radiolo-giesysteme, die klinischen Informa-tionssysteme, die kaufmännischen Anwendungs- und Informations-systeme sowie die Bereiche Office, E-Mail und Systemsicherheit.

„Die Bundesländer Oberöster-reich und Niederösterreich erfül-len mit diesen beiden Vorhaben, die Ausgangspunkte für weitere Kooperationen sein können, ei-ne Vorbildfunktion im Hinblick auf die Weiterentwicklung des gesamtösterreichischen Ge-sundheitswesens. Wir nützen viele Synergieeffekte aus und ar-beiten somit effizient und kos- tengünstig“, gaben sich Pühringer und Sobotka einig.

Christian F. Freisleben-teutsCher

Spitalsgesellschaften werden künftig im Bereich der Nuklearmedizin sowie bei der IT kooperieren.

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OÖ-Landeshauptmann Josef Pühringer und NÖ-Landesrat Wolfgang Sobotka gaben Zusammenarbeit im Spitalsbereich bekannt.

Neues Webportal für die Johanniter

Wien. Ab sofort präsentieren sich die Johanniter mit einer neue Homepage. „Die Seite wur-de komplett umgestaltet und inhaltlich neu aufgesetzt“, er-klärt Robert Brandstetter, Bun-desgeschäftsführer der Johan-niter. „Mit der neuen Website stellen wir ein Informations- und Servicetool zur Verfügung, das den verschiedenen Interes-sensgruppen einen raschen und umfassenden Überblick über die Johanniter und die vielfäl-tigen Serviceleistungen bietet.“

Die Johanniter-Unfall-Hilfe zählt mit mehr als 800 Mit-arbeitern und etwa 179.000 Einsätzen jährlich zu den füh-renden Rettungsorganisationen Österreichs.

Reformbedarf für weltweite GesundheitWien. Für mehr Gesundheit weltweit sprachen sich unter anderem das „World Vision Österreich“ und die Initiative Public Health beim Symposi-um „Globale Gesundheit im Wandel“ in der Wiener Ärzte-kammer aus. Reformen beim System der Förderung der ärmsten Staaten und Schwel-lenländer und bei der Finan-zierung von Hilfsprojekten seien dringend notwendig.

Wichtig sei es, die Finanzie-rung durch internationale und bindende Verträge langfristig zu garantieren; hier könne die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit der Schaffung von Abkommen wichtig sein. Die Sterblichkeit an Malaria und Aids sei zwar vielfach zurückgegangen, wenn aber der Geldfluss versiegt, beginnen die Menschen zu sterben.

Die Österreicher sind Vorsorgemuffel

Wien. Nur knapp mehr als ein Zehntel der Österreicher nimmt an Vorsorgeuntersuchungen teil. Der Präsident der Ärzte-kammer (ÖÄK), Walter Dorner, und ÖÄK-Vizepräsident Gün-ther Wawrowsky fordern des-halb die Umsetzung des lange versprochenen Call-Recall-Sys-tems mit persönlicher Einla-dung zum Gesundheitscheck. „Nur so können wir Bewusst-sein bei den ‚Vorsorgemüden‘ schaffen“, hieß es in der Aus-sendung.

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Rettungsorganisation will Service auch via Internet verbessern.

Wien. Gesundheitsminister Alois Stöger und Sozialminister Rudolf Hundstorfer (beide SPÖ) legten am vergangenen Wochenende beim Pflege-Management-Forum 2011 ihre Positionen zum Thema Pflegeberufe dar. Beide Minister sprachen sich für eine Aufwertung der Pflegeberufe aus, da diese in Zukunft immer wichtiger würden. Dies will man mit einer guten Aus-bildung, einer Akademisierung des Pflegeberufs und systematischen

Weiterbildungmaßnahmen errei-chen. Außerdem solle die Möglich-keit der Mitentscheidung die Iden-tifikation des Pflegepersonals mit der Arbeit erhöhen, kündigten die Minister an.

Zurzeit arbeitet der Sozialminis-ter an einem Arbeitszeitmodell für ältere Arbeitnehmer. Ein Mensch über 60 könne mit zehn oder 15 Stunden pro Woche im Rahmen einer Teilpension im Berufsleben bleiben.

Finanzierungsfragen

Einem Pflegemangel will Minis-ter Hundstorfer in seiner Funktion als Arbeitsminister entgegensteu-ern: „Jährlich werden 5.000 Men-schen vom AMS in diesem Bereich ausgebildet.“ Als Sozialminister sei er für die 435.000 Pflegegeld-bezieher in Österreich zuständig. Mit dem Finanzminister herrsche Einigkeit, dass die Mehrbelastung von Städten und Gemeinden im Pflegebereich mit 360 Mio. € mit-finanziert werde.

Bei der Veranstaltung diskutier-ten zahlreiche Experten das immer wichtiger werdende Thema. (um)

Pflegeberufe In Zukunft immer wichtigere Sparte

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Minister Stöger und Hundstorfer (v.li.) diskutierten auf Kongress Pflegebedarf.

Wien. Ein heißes Thema im Ge-sundheitsbereich ist nach wie vor das Für und Wider von Gruppen-praxen. Derzeit gibt es in Wien 60 Gruppenpraxen, 20 sind nach lan-gen Diskussionen und Verhand-lungen im Entstehen. Bis Ende des Jahres rechnet man mit einem Anstieg auf 100 Gruppenpraxen. Die Gesundheitspolitik erwartet sich damit eine Entlastung der Spitalsambulanzen. Diese Ent-wicklung habe Kostendämpfungs-

potenzial, ist Johannes Steinhart, Vizepräsident der Wiener Ärzte-kammer, überzeugt: „Könnte man ein Drittel der Ambulanzbesuche in den niedergelassenen Bereich bringen, wären Einsparungen von rund 300 Millionen Euro möglich.“

Qualitätszuwachs

Allerdings könne man nicht damit rechnen, dass die betrieb-lichen Kosten bei den Ärzten selbst sinken. Längere Ordinationszeiten brächten sogar Mehraufwand; zu diesem Ergebnis kam eine Studie, die von der Wiener Ärzte-kammer in Auftrag gegeben wur-de. „Von den Kosten her ist eine Gruppenpraxis für die Ärzte keine ‚Vergüngstigungslösung‘“, erklärte Steinhart.

Stattdessen stünde eine ver-besserte Qualität im Vordergrund: Längere Öffnungszeiten, ein even-tuell größeres Spektrum an medi-zinischen Leistungen und Vorteile für die Ärzte im eigenen Berufs- leben durch die enge Zusammenar-beit mit Partnern, rechnet der Ärz-tekammer-Funktionär vor. (um)

Betriebswirtschaft Mehr Qualität, aber kaum Einsparung

Gruppenpraxen bringen wenig Geld

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Ärztekammer-Vize Johannes Steinhart beurteilt Gruppenpraxen zwiespältig.

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Ärztekammerpräsident Walter Dorner will Prävention verstärken.

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44 – healtheconomy PharmarePort:Lifescience Freitag, 4. März 2011

forschung Spitzensportler belasten durch Dauerstress das Immunsystem, Probiotika können laut Studien helfen

schwaches immunsystem kann sportler bremsen

Wien/Graz. Gesundheit beginnt im Darm. Dies gilt auch für Hochleis-tungssportler. So manche Spitzen-sportler scheitern nicht aufgrund schlechter Vorbereitung, Kondition oder Witterung, sondern weil Ver-dauungsstörungen und damit eine geschwächte Immunabwehr den Träumen ein Ende setzen. Gerade bei den jüngsten Wintersportgro-ßereignissen wie der alpinen Ski-WM oder der aktuellen Nordischen WM war zu beobachten, wie gerade grippale Infekte nach einer langen und anstrengenden Saison WM- Favoriten aus dem Rennen gewor-fen haben.

Studien der Universitäten Mainz und Freiburg i.Br. haben die enorme Belastung von Spit-zensportlern überprüft und sind zur Erkenntnis gekommen, dass die Entlastung des Verdauungs- systems mittels hochdosierter Pro-biotika akute Schäden verhindert, vor allem aber auch die Regenera-tionsphase extrem beschleunigt. „Durch übermäßige Sportaktivi-täten, Stressbelastung im Zusam-menhang mit dem Studium und eine fehlerhafte Ernährung weisen viele Sportstudierende eine insuf-fiziente körpereigene Immunab-wehr im Darm auf“, schreiben die Autoren der Mainzer Studie.

Probiotika am Everest

Der Mangel konnte durch spe-zielle Nahrungsergänzungsmittel und speziell Probiotika des Gra-zer Herstellers Institut Allergosan deutlich behoben werden. Einer, der das bereits in der Praxis er-probtz hat, ist der Extrembergstei-ger Robert Miller, der im Vorjahr den Mount Everest bezwungen hat. Er setzt seit Jahren auf das

Allergosan-Probioticum „Omni-biotic 6“. Dessen Chefin, Anita Frauwallner, berichtet auch von anderen Sportlern, die bei ihr an-klopfen, um immunstärkende Pro-dukte zu bekommen. „Seit rund zehn Jahren betreue ich persön-lich eine ganze Reihe von Spitzen-sportlern und Extrembergsteigern, um sie auf die hohen Leistungs-anforderungen vorzubereiten, die ihr Sport an sie stellt“, sagt Frau-wallner. Wesentlicher Teil dieser organischen Aufbauarbeit mache eben die Verwendung von Probio- tika aus. Was nicht immer leicht sei. „Selbstverständlich werden unsere Probiotika auch von den Labors der WADA untersucht und als dopingfrei zertifiziert, was ge-rade für Sportler wichtig ist, die an

offiziellen Großereignissen teilneh-men wollen.“ Oft werde nach der Prüfung der Produkte die gesamte dazugehörende Charge für einen bestimmten Sportler reserviert und vor nachträglichen Veränderungen geschützt. Das sei im Hinblick auf Dopingkontrollen heute unumgäng-lich. Frauwallner: „Derzeit nützen vor allem Skiläufer wie Stefan Gö-rgl und Tennisspieler von Welt-rang die positiven Eigenschaften von Omnibiotic, um die Ausdauer zu stärken und vor allem die Rege-neration zu beschleunigen.“

Langjährige Forschung

Das Institut Allergosan be-schäftigt sich seit 15 Jahren mit der Erforschung, Entwicklung

und dem Vertrieb von komple-mentärmedizinischen und natur-heilkundlichen Produkten. Durch die intensive Zusammenarbeit mit anerkannten Wissenschaft-lern aus Medizin, Pharmazie und Biochemie gelang es, ein natur-heilkundliches Forschungs- und Kompetenzzentrum aufzubauen, sagt dazu Frauwallner.

In Mitteleuropa ist das Grazer Institut auch das erste Unterneh-men, das sich der Forschung von Probiotika verschrieben hat, nach-dem diese Thematik ursprüng-lich in Asien und Skandinavien erforscht wurde. Die Forschungs-ausgaben des Unternehmens wur-den von 10% des Jahresgewinns im Jahr 1995 auf beachtliche 30% im Jahr 2005 erhöht.

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Grazer Institut Allergosan beliefert Spitzensportler mit Probiotika und forscht an Einsatzmöglichkeiten.

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Spitzensportler haben durch hohe und dauerhafte Stressbelastung oft eine geschwächte Immunabwehr, sagen Untersuchungen.

Gesundheitsbehörde in den USA straft Sanofi ab

Washington. Die US-Gesund-heitsbehörde FDA wirft dem Pharmakonzern Sanofi-aventis vor, dass die Überwachungs-mechanismen zur Erfassung von unerwarteten Nebenwir-kungen nicht ausreichten und dass das Unternehmen nicht über schwere Nebenwirkungen innerhalb der geforderten Fris-ten berichte. Außerdem bean-standete die FDA, dass Sanofi in seinem deutschen Werk in Frankfurt-Höchst Produktions-vorschriften missachte. Sanofis Vorschläge zur Ausräumung der Probleme reichen der FDA nicht. Die Sanofi-Aktie büßte durch die Nachrichten an der US-Börse mehr als drei Prozent ein.

Zahlreiche Allergien im VormarschZürich/Venedig. Der Anstieg von Lebensmittelallergien ist alarmierend hoch, warnt die WHO. Etwa 17 Mio. Menschen in Europa leiden unter All-ergien etwa gegen Fructose, Nüsse, Fische, Milch und Eier, 3,5 Mio. davon sind jünger als 25. Die Anzahl der Kinder bis fünf Jahre, die von Le-bensmittelallergien betroffen sind, hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Als mögliche Auslöser werden Ernährungsgewohnheiten und Umwelteinflüsse genannt. Für eine Aufklärung setzte sich etwa die European Academy of Allergy and Clinical Immu-nology (EAACI ) ein.

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Sanofi erklärte, es sehe die Pro-bleme und arbeite an Lösungen.

Leverkusen. Der Bayer-Konzern hat seine Ziele im Geschäftsjahr 2010 erreicht. „Für uns war 2010 insgesamt ein gutes Jahr“, sagte Vorstandsvorsitzender Marijn Dekkers anlässlich der Bilanz-Pressekonferenz in Leverkusen. „Mit 35,1 Milliarden Euro Umsatz verzeichneten wir den höchsten Wert der Unternehmensgeschich-te.“ Das Jahr 2010 sei von so nicht vorhersehbaren Umständen ge-prägt gewesen. So konnte vor allem der Teilkonzern Materialscience schneller als erwartet wieder an das Vorkrisenniveau herankom-men. Auf der anderen Seite blieb der Geschäftsverlauf bei Crops-cience und Healthcare hinter den Erwartungen zurück.

Der Konzernumsatz stieg im Jahr 2010 um 12,6%. Das um Sonderein-flüsse bereinigte Ergebnis vor Zin-sen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) erhöhte sich um 9,7% auf 7,101 Mrd. €. Hier wirkten sich positive Währungseinflüsse in Höhe von rund 0,4 Mrd. € aus. Das operative Ergebnis (EBIT) vor Sondereinflüssen stieg um 18% auf 4,452 Mrd. €.

Im Gesundheitsgeschäft erhöhte sich der Umsatz im Gesamtjahr 2010 um 5,8% auf 16,913 Mrd. €. Im Segment Pharma stieg der Um-satz um 4,2% auf 10,908 Mrd. €. Dabei konnte das Geschäft in den Regionen Asien/Pazifik und Latein-amerika/Afrika/Nahost deutlich ausgeweitet werden. In Nordame-rika hingegen waren die Umsätze rückläufig, vor allem aufgrund des Wettbewerbs durch Generika. (iks)

Bilanz Rekordumsatz von 35,1 Mrd. € im Jahr 2010

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Bayer meldet positives Ergebnis und Druck durch billigere Generika.

Wien. Das Wiener Biotechunter-nehmen Affiris AG gab einen be-deutenden Fortschritt in seiner Zusammenarbeit mit dem Pharma-riesen GlaxoSmithKline Biologicals (GSK) bei der Entwicklung eines aktiven Impfstoffs gegen Morbus Alzheimer bekannt. Parallel zur bereits angelaufenen klinischen Phase II-Studie für das Leitprodukt AD02 konnten zwei weitere präkli-nische Programme erfolgreich ab-geschlossen werden. Eines dieser Programme adressiert alternative Impfstoffkandidaten. Aufgrund der vielversprechenden Ergeb-nisse dieses Programms hat GSK nun seine Option auf die Rechte an diesen alternativen Impfstoff-kandidaten ausgelöst und dafür vereinbarungsgemäß 2,5 Mio. € an Affiris bezahlt. Gleichzeitig wurde auch eine Mio. für den Abschluss erfolgreicher Tests von alterna-tiven Formulierungen zur Alzhei-mer-Impfung fällig.

Die beiden Unternehmen arbei-ten seit zwei Jahren gemeinsam an einem aktiven Impfansatz zur Behandlung von Alzheimer. Die Grundlage dieser erfolgreichen

Zusammenarbeit bildet ein Lizenz- und Optionsabkommen der beiden Unternehmen aus dem Jahr 2008. Diese Vereinbarung hat ein Ge-samtvolumen von bis zu 430 Mio. €, 36 Mio. sind bereits geflossen.

„Unser Alzheimer Impfstoffpro-gramm entwickelt sich weiterhin ganz nach unseren Vorstellungen. Für zwei Impfstoffkandidaten konnten wir bereits die Sicherheit und Verträglichkeit in den dafür

bestimmten Phase I Studien be-legen und ein Produkt wird jetzt schon in der klinischen Phase-II-Erprobung auf seine Wirksamkeit getestet“, sagt Mitgründer und CEO von Affiris, Walter Schmidt, zu dem Fortschritt. Alle Impfstoff-kandidaten sind so ausgelegt, dass sie das patienteneigene Immun- system zur Produktion von Anti-körpern gegen das Protein Beta-Amyloid anregen. (iks)

forschung Biotech-Unternehmen Affiris nimmt weitere Entwicklungshürde

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Affiris-Vorstand Walter Schmidt erhält zusätzliche Millionen vom Partner GSK.

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Medizintechnik:e-health healtheconomy – 45Freitag, 4. März 2011

arztpraxen eHealth-Upgrade des neuen Gesundheits-Informations-Netzadapters (GINA) startet im März

neue ecard-hardwareWien. Derzeit sind bei 12.000 österreichischen (Kassen)-Ärzten, 125 Krankenanstalten und 70 Apo-theken GINA-Geräte im Einsatz, über die jährlich rund 112 Mio. Patientenkontakte abgewickelt werden. Ab sofort wird das eCard-System mit der Einführung der neuen GINA (Gesundheits-Infor-mations-Netzadapter) auf den neu-esten technischen Stand gebracht. „Mit der neuen GINA-Generation sind wir auch für künftige An-wendungen (z.B. Elektronische Ge-sundheitsakte (ELGA) im eHealth- Bereich bestens gerüstet“, berich-tete Volker Schörghofer, General-direktor-Stellvertreter vom Haupt-verband der österreichischen Sozi-alversicherungsträger, diese Woche bei einem Pressegespräch.

Kostenlose Umstellung

Um allen Ärzten durchgängig einen reibungslosen Betrieb zu ermöglichen, werden die GINAs der 1. Generation, die seit 2005 in Betrieb sind, sukzessive bis Ende 2012 durch Geräte der „next Ge-neration“ ersetzt. Die Kosten der Ärzte für den eCard-Anschluss bleiben durch diesen Tausch un-berührt, der Tausch selbst erfolgt kostenfrei. Der jeweilige Telekom-Provider wird zu diesem Zweck die Arztordinationen rechtzeitig telefonisch kontaktieren und einen

Umrüstungstermin vereinbaren. Eine aktive Bestellung durch den Arzt ist nicht erforderlich.

Die neue Hardware zeichnet sich durch lange Haltbarkeit (sieben Jahre) mit 36 Monaten Garantie, das Fehlen beweglicher Teile (z.B. Lüfter), umfangreiche Überwa-chung und eine zweistellige Status-anzeige für eine genaue Fehlerdia-gnose aus, wenn das Gerät nicht mehr über das Netzwerk erreicht werden kann. Eine kontinuierliche

Fehlerdiagnose gewährleistet ein geringes Ausfallsrisiko; so wird etwa die Restlebensdauer von Flash Disk und CPU-Temperatur laufend überwacht. Ein aktueller INTEL Atom-Prozessor ermöglicht bis zu 20 parallele Arbeitssitzungen, als Betriebssystem kommt Linux zum Einsatz. Ein Neustart des Geräts erfolgt in nur fünf Minuten.

80% der heimischen Kassenärzte setzen bei der eCard auf eine An-bindung über das A1-Netz der

Telekom Austria (TA). Auch der zentrale Netzknoten wird von der TA betrieben und ist seit dem Roll-out im Jahr 2005 ausfallsfrei ver-fügbar. „Den Schlüssel zu Öster- reichs Gesundheitssystem – einem der besten der Welt – bilden mo-derne E-Health-Technologien und das hochverfügbare, flächen-deckende Telekommunikations-netz von A1“, umreißt TA-General Hannes Ametsreiter die Herausfor-derungen im Gesundheitssektor.

Acht Mio. Befundungen

Mit dem Datennetz der Medizin (DaMe) biete die TA seit 1999 einen Dienst, der den sicheren Befund-austausch zwischen den verschie-denen Einrichtungen wie Spitälern, Labors und Ärzten ermöglicht. Die elektronische Befundkommu-nikation wird derzeit von 6.000 An-wendern in Anspruch genommen.

Pro Jahr werden rund acht Mio. Befundnachrichten über dieses hochsichere Netz versendet. Die TA führt zahlreiche Pilotprojekte im Gesundheitsbereich durch. Beispiele dafür sind das den Patientenkomfort steigernde eCa-re-System in den Tiroler Kranken-anstalten und im Wiener SMZ Ost, der Einsatz von Videofonen bei Pflegebedürftigen in Hauskranken-pflege in der Steiermark oder das Projekt „Elektra+“ bei dem Daten aus dem Rettungswagen in Echt-zeit geliefert werden.

Michael StrauSz

Hauptverband: 80 Prozent der Kassenärzte setzen auf das Netz von A1 Telekom Austria. ©

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Telekom-Chef Ametsreiter und Hauptverbandsvize Schörghofer kooperieren gut.

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Nach der eCard könnte nun ELGA eine ewige Geschichte werden.

Kritik an ELGA-Plänen wächst weiterWien. Die Koalition hat ein weiteres Streitthema: Nach jahrelangen Zugeständnissen via Koalitionsabkommen lehnt die ÖVP nun den konkreten Gesetzesentwurf von Gesund-heitsminister Alois Stöger (SPÖ) für die Elektronische Gesund-heitsakte (ELGA) ab. „Das ist so nicht genehmigungsfähig, so wird das von der ÖVP sicher nicht beschlossen“, sagte Ge-sundheitssprecher Erwin Ra-singer. Würden die Pläne Stö-gers umgesetzt, wäre das für die Patienten „gefährlich“, ärzt-liche Kunstfehler wären „fast vorprogrammiert“. Und auch für die Ärzte würden „enorme Haftungsprobleme“ entstehen.

Der vorgelegte Begutach-tungsentwurf regelt die Spei-cherung aller Dokumente und Befunde, sofern sie für die Behandlung und Betreuung des Patienten erforderlich sind. Die Daten müssen aktuell und relevant sein. (iks)

Short

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46 – healtheconomy MENSCHEN & KARRIEREN Freitag, 4. März 2011

Menschen, über die Man spricht

RENAtE ClEMENS-MARINSCHEK,dE lA touR

Renate Clemens-Marin-schek, Fachärztin für Psychiatrie und Neu-rologie, übernimmt die ärztliche Leitung des Sonderkrankenhauses de La Tour in Treffen. Seit der Eröffnung im Jahr 1983 hat sich das Sonderkrankenhaus weit über die Landes-grenzen hinaus als Behandlungszentrum für Suchterkrankungen einen Namen gemacht. Die neue Primaria legt Wert auf eine psychi-atrisch-psychologisch fundierte Diagnostik bezüglich eventueller Begleiterkrankungen.

JoHANNES GutMANN,SoNNENtoR

Johannes Gutmann, Gründer und Chef der

Sonnentor Kräuterhandels GmbH, lädt ge-meinsam mit Manfred Buchinger zur Präsen-tation seines neuen Buchs „So schmeckt die Freude“. Bei dieser Entdeckungsreise zaubert Buchinger kreative Kostproben aus dem Buch, während Besucher die Möglichkeit haben, in die Kräuter- und Gewürzwelt von Sonnentor einzutauchen. Der passende Tee zum Essen vervielfältigt den Genuss – am 15. März um19 Uhr im Sonnentor-Shop, Wien.

GAbRIElE HARtl,StAdA

Stada Arzneimittel führt personelle Veränderungen

durch. Mit Februar übernahm Gabriele Hartl die Gesamtverantwortung für Marketing und Sales. Die Stada Arzneimittel GmbH ist eine Tochter der Stada AG mit Sitz im deut-schen Bad Vilbel. Vor mehr als 100 Jahren schlossen sich einige Apotheker zu einer Vereinigung zusammen, um auf ökonomische Art und Weise Produkte zu erzeugen. Stada entwickelt und vertreibt weltweit vor allem preisgünstige Generika und OTC-Produkte.

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Erich Eibensteiner neuer Co-Leiter von Janssen

Wien. Erich Eibensteiner (42) ist seit Jänner 2011 gemeinsam mit Carine Brouillon (45) Geschäftsführer von Janssen Österreich.

Seit 2008 ist Eibensteiner bei Janssen Österreich als Director Go-vernment Affairs und Market Access tätig. Während Brouillon seit 2010 die Gesamtleitung von Janssen Schweiz und Österreich in-nehat, zeichnet der Österreicher Eibensteiner nun speziell für das Österreich-Business des Pharmaunternehmens verantwortlich.

Der promovierte Chemiker Eibensteiner erwarb in den letzten zehn Jahren umfangreiche Erfahrungen in der Pharmaindustrie, u.a. als Marketing Manager Neuroscience/Pain bei Pfizer Corp. (fi)

Aktionsbilanz Start der Europäischen Informationskampagne verschaffte Unbekanntem öffentliche Aufmerksamkeit

tag seltener KrankheitenWien. Am 28. Februar fand wieder der internationale „Tag der sel-tenen Krankheiten“ statt. In Ös-terreich wurde auf diesen Tag und damit auf die sogenannten orphan diseases durch einen Marsch in der Wiener Innenstadt aufmerk-sam gemacht.

Fünf von 10.000 Einwohnern

In der Europäischen Union gibt es zwischen 6.000 und 8.000 sel-tene Krankheiten. Diese sind teil-weise so selten, dass manchmal nur ein Patient pro 100.000 Ein-wohner davon betroffen ist. Gibt es weniger als fünf Betroffene pro 10.000 Einwohner, spricht man von einer seltenen Erkrankung. Diese können lebensbedrohlich sein oder zu chronischen Leiden führen. Dadurch werden oft hohe Anforderungen an die pflegenden

Angehörigen gestellt. Drei Viertel aller seltenen Krankheiten sind genetisch bedingt.

Seit Beginn dieses Jahres gibt es eine Nationale Koordinationsstelle für Seltene Erkrankungen (NKSE). Als Informationsdrehscheibe für Health Professionals, Betroffene und Angehörige soll sie dazu bei-tragen, den spezifischen Heraus-forderungen von Menschen mit Seltenen Erkrankungen gezielter zu begegnen und integrative Gesamt-konzepte für die Diagnose- und Versorgungswege zu erarbeiten. „Betroffene von seltenen Erkran-kungen fühlen sich oft allein ge-lassen; dagegen wollen wir jetzt ein Zeichen setzen“, betonte Ge-sundheitsminister Alois Stöger an-lässlich des diesjährigen Tages der Seltenen Erkrankungen. Orphanet, 1997 in Frankreich als nationales Projekt gestartet, ist eine gemein-nützige, kostenlose, frei im Inter-net zugängliche Datenbank.

Rund 6.000 seltene Erkrankungen bekannt; krankheitsbedingte Auswirkungen auf das Leben enorm.

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Prominenter Fürsprecher Rainhard Fendrich im Kampf gegen Lungenhochdruck.

Schwaz. Über 130 Interessierte kamen zu dem von Ingeborg Freu-denthaler – Obfrau des Vereins Licht.blicke Demenz-Hilfe Tirol

– organisierten Info-Abend. Wolf-gang Berger, niedergelassener Neurologe, und Gerhard Peskol-ler, Pflegestationsleiter von zwei psychiatrischen Abteilungen der Klinik Innsbruck, referierten über Entstehung, Prävention und Behandlungsmöglichkeiten.

Generell gibt es rund um die De-menz in allen Bereichen noch viel Handlungsbedarf. Viele Angehö-rige verstehen die Situation nicht, Medikamente werden nur zum Teil von der Kasse bezahlt. Dabei stehen die Medikationskosten in keinem Verhältnis zu jenen, die ein Voll-pflegefall kostet. Auch muss den Angehörigen das Stigma des Versa-gens genommen werden, wenn sie selbst Hilfe in der Betreuung von an Demenz erkrankten Personen in Anspruch nehmen. (fi)

Aufklärung Großer Bedarf an Information über Demenz

Wenn Chaos herrscht im KopfWien. Die Ministerin für Arbeit und Soziales aus Syrien, Diala Alaj Arif, besuchte mit einer fünfköp-figen Delegation am Mittwoch das Geriatriezentrum Favoriten und das Tageszentrum für Seniorinnen und Senioren im SMZ Süd in der Kundratstraße.

Begleitet wurde sie von der Drit-ten Präsidentin des Wiener Land-tags und Vorsitzenden der gemein-derätlichen Geriatriekommission, Marianne Klicka, und von der ärzt-lichen Direktorin, Margit Endler.

Im Anschluss an die Führung erläuterten sie das Wiener Geria-trieprogramm und standen der Delegation für ihre zahlreichen Fragen zur Verfügung.

Klicka betonte dabei, die Stadt Wien sei stolz darauf, allen Wie-nerinnen und Wienern ein viel-

fältiges und optimiertes Angebot für Betreuung, Pflege und medi-zinische Behandlung im Alter zur Verfügung stellen zu können. (fi)

Präsentation Wiener Geriatrieprogramm beeindruckte

Syrische Sozialministerin zu Besuch

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Vorträge zur Demenz voller Erfolg.

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Syriens Ministerin Diala Alhaj.

Neueste Ergebnisse zu „Arthrose und Sport“

Krems. Sport im Alter ist ge-sund, aber bei defekten Gelen-ken eine Herausforderung für Patienten und Mediziner. Dem weit verbreiteten Problem wid-met sich ein Symposium am 4. und 5. März am Zentrum für Regenerative Medizin, das Ste-fan Nehrer vor fünf Jahren als mittlerweile erfolgreiche For-schungs- und Weiterbildungs-institution an der Donau-Uni-versität Krems aufgebaut hat.Nähere Informationen unter www.donau-uni.ac.at/zrm

„Führen und Frauen im Gesundheitswesen“

Hall in Tirol. Vom 30. Mai bis 1. Juni bietet die Tiroler Health und Life Sciences Universität Umit an ihrer Studienzentrale in Wien das Seminar „Führen und Frauen im Gesundheits-wesen“ an.

Mit dem Seminar wird eine Plattform für den direkten Er-fahrungaustausch geschaffen. Praxisnah werden auch Lö-sungsansätze zu Verhandlungs-situationen, Umgang mit Stress und Rhetorik diskutiert.

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Experte Stefan Nehrer berichtet über Wiederherstellung von Knorpeln.

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Auftakt für Veranstaltungsreihe zu erfolgreichen Frauen in Gesundheit.

Eine Reise ins Vergessen: Leben mit Demenz Immer mehr Menschen leiden in unserer al-ternden Gesellschaft an Demenz, der unaufhaltsamen Reise ins Vergessen. Doch Demenzerkran-kungen wie Alzheimer sind nach wie vor tabubesetzt. In einem Band, der sich dem Thema auf vielfältige Weise nähert, schil-dern Betroffene, wie es ihnen mit dem allmählichen Verlust der vertrauten Welt ergeht, und Angehörige, wie schwierig und aufreibend das Leben mit Demenzkranken ist. Die Autoren berichten über die jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnisse und schildern fantasievolle Ideen und Maßnahmen aus dem Pflegealltag, um das Leben für die Betroffenen erträglicher zu gestalten – ein wichtiges Buch, das von Trauer, Scham und Angst, aber auch von Optimis-

mus und erfreulichen Überraschungen erzählt und viele nützliche Informationen und Tipps bietet. (fi)

Annette Bruhns, Beate Lakotta, Dietmar Pieper (Hrsg.): Demenz – was wir darüber wissen, wie wir damit leben. Spiegel-Buchverlag, Deutsche Verlags-Anstalt, 2010. 304 Seiten, ISBN: 978-3421044877

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