Wie arbeitet eine Führungskraft im Jahr 2015 im Galabau ......Vorhersage. Aus der Gegenwart die...
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Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Abteilung Gartenbau, Referat Garten- und Landschaftsbau
Söbrignerstr. 3a, 01326 Dresden-Pillnitz Internet: http://www.landwirtschaft.sachsen.de/landwirtschaft/6280.htm
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Bearbeiter: Dipl.-Ing. Klaus Engelhardt E-Mail: [email protected] Tel.: 0351/2612-8307
Wie arbeitet eine Führungskraft im Jahr 2015 im Galabau?
Eine zukünftige Alltagsgeschichte aus einem Landschaftsbaubetrieb Dipl.-Ing. Klaus Engelhardt, LfULG-Pillnitz
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Das Orakel von Delphi musste man deuten: Delphische Sibylle (Phytia) von Michelangelo aus
der Sixtinischen Kapelle
Dieser Text ist eine überarbeitete und wesentliche erweiterte Fassung meines
Vortrages „Alltag von Führungskräften im Jahr 2015” vom 10. Pillnitzer Garten-
und Landschaftsbautag 2006 am 10. März 2006. Letzte Überarbeitung: 10.
August 2009
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Autorenzeile:
• Klaus Engelhardt ist Mitarbeiter des Referats Garten- und Landschaftsbau
beim Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie im
Fachbereich Gartenbau in Dresden-Pillnitz. Schwerpunkte sind
Baubetriebswirtschaft und Baurecht in Lehre und in praxisorientierter
Forschung.
Kurze Zusammenfassung
Begleiten Sie den Praktikanten Kevin einen Tag lang in das Jahr 2015
in den fiktiven Garten- und Landschaftsbaubetrieb „Sonntagsgärten“.
Bei seinem Betriebstraining erfährt er etwas über den Arbeitsalltag
von zwei Führungskräften dieser Firma. Unter anderem lernt er die
Vielseitigkeit eines Organisationskommunikators kennen. Er hört
etwas über Nachtrags- und Bedenkenscanner, über Prosumer und
Simplexity. Der Umgang mit Mitarbeitern, die Auftragsakquise und die
Auftragsbearbeitung werden ebenfalls angesprochen.
Es stellt sich heraus, dass viele heute noch in den Kinderschuhen
steckende Entwicklungen und Methoden in den Berufsalltag
eingeflossen sind.
Als Einführung erhalten Sie einen kurzen Überblick über Trend- und
Zukunftsforschung.
.
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Die Zukunft erfinden
„Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, besteht darin, sie zu
erfinden.“ Dieses Zitat stammt von John Sculley. Sculley stand lange
Jahre an der Spitze des Apple Konzerns. Eine Firma, die als sehr
erfolgreiche Ideenschmiede bekannt ist und immer wieder mit neuen
Meta-Innovationen aufwartet. Im Moment ist es der IPod, der solch
eine herausragende trendgebende Stellung einnimmt.
Die kühne Aussage Sculleys habe ich mir zu Herzen genommen und
einen Blick in die nahe Zukunft unserer Branche gewagt. Es ist eine
fiktive Geschichte aus der Welt des Garten- und Landschaftsbaus
entstanden. Ein Arbeitstag von 2 Führungskräften im Jahr 2015 wird
beschrieben. Unter anderem werden Arbeitsweisen, Technik,
Führungsstil und Organisationsstrukturen angesprochen.
Ein nicht ganz einfaches Unterfangen, bei dem Fantasie gefragt ist.
Eine Kristallkugel oder ein Orakel standen mir leider nicht zur
Verfügung. Einiges mutet sicher ein wenig wie Sciencefiction an.
Vorzugsweise werden Ableitungen aus der Gegenwart als Grundlage
herangezogen. Viele zukünftige Entwicklungen schicken bereits jetzt
ihre Zeichen voraus.
Trend- und Zukunftsforschung – der Blick in die Zukunft
Wissenschaftler und Beratungsbüros befassen sich mit der Zukunft
und geben Voraussagen und Trendprognosen.
Die Zukunftsforschung beschäftigt sich mit gesellschaftlichen und
politischen Voraussagen; sie ist also eher als Politikberatung
aufzufassen. Die Trendforschung ist Teil der Marktforschung und
möchte anhand gesellschaftlicher Beobachtungen zukünftige Trends
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erschließen. Firmen nutzen die Prognosen. Neue Produkte und
Dienstleistungen werden entsprechend den Vorhersagen entwickelt,
um sie erfolgreich im zukünftigen Markt zu platzieren. Die
Trendforschung wird also hauptsächlich im Bereich der
Unternehmensberatung genutzt. Neben der Einzelberatung werden
Ergebnisse häufig in Form von Managementliteratur veröffentlicht.
In Deutschland anerkannte Trend- und Zukunftsforscher sind
Matthias Horx, Peter Wippermann und Horst W. Opaschowski.
Die Szenario-Technik und die Delphi-Methode sind
wissenschaftliche Methoden zum Heranpirschen an die Zukunft. Sie
werden in der Zukunftsforschung verwendet.
• Die Szenario-Technik entwirft unterschiedliche
wahrscheinliche oder mögliche Zukunftsvorstellungen in der
Regel anhand von 2 konträren Extremsituationen.
• Die Delphi-Methode ist ein mehrstufiges
Expertenbefragungs- oder Schätzsystem. Die eigene und die
Einschätzungen anderer werden mehrfach vorgelegt und
erneut überdacht.
Trendforscher, wie z. B. das Trendbüro Hamburg, bedienen sich
weiterer Methoden: Monitoring, Scanning, Semiotik,
Expertenbefragung, Desk-Research.
• Monitoring bedeutet die ständige Beobachtung einer
bestimmten gesellschaftlichen Gruppe, in der sich
Veränderungen andeuten.
• Scanning ist die systematische Sichtung von Zeitschriften,
Zeitungen, Internetseiten und anderer Medien. Es wird nach
Abweichungen vom sog. Mainstreambereich – das was die
Masse macht – gesucht. Abweichungen, die in bestimmten
Gruppen zuerst auftreten, könnten sich zu
Massenerscheinungen entwickeln.
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• Semiotik versucht auffällige oder weniger auffällige
Phänomene und Zeichen für Veränderungen ausfindig zu
machen und daraus Ableitungen vorzunehmen.
• Expertenbefragung greift auf Personen zurück, die in
besonderer Weise zukünftige Entwicklungen vor komplexen
Hintergründen einschätzen können. Im Idealfall in Form von
Delphi-Studien.
• Desk-Research bedeutet, dass man Fremdstudien, Analysen
und Statistiken aus unterschiedlichsten Wissensgebieten
heranzieht, um daraus zusammenfassende Ableitung zu
produzieren.
Die wissenschaftliche Qualität dieser Methoden wird teilweise
angezweifelt. Tatsache ist, dass die privaten Trendbüros
ökonomischen Zwängen unterworfen sind und daher ihren
Rechercheaufwand entsprechend anpassen müssen.
Manche Ereignisse, wie die Flugbahn eines Planeten, lassen sich
heute mit hoher Genauigkeit voraussagen. Wetterprognosen werden
immer zuverlässiger, auch wenn der subjektive Eindruck manchmal
anders ist.
Umso vielschichtiger zukünftige Entwicklungen beeinflusst werden,
umso mehr Störfaktoren es gibt, desto schwieriger wird die
Vorhersage.
Aus der Gegenwart die Zukunft entwerfen
Beobachtet man schon heute gewissenhaft sich andeutende
Entwicklungen, lassen sich bereits viele Rückschlüsse auf mögliche
Veränderungen für die nahe Zukunft ableiten.
Auf dieser Grundlage und inspiriert durch Aussagen von
Trendforschern, Veröffentlichungen von Software- und
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Technikschmieden und von Zukunft zugewandten Unternehmen ist
folgende Geschichte aus der nahen Zukunft entstanden.
Einige Trends sind mit einbezogen, die sich in letzter Zeit in der
Arbeitswelt, in der Technik und in der Politik abgezeichnet haben.
Eigene Schlussfolgerungen und teilweise eigenes Wunschdenken
prägen die Aussagen. Ein Schuss Fantasie und manchmal auch
Humor komplettieren den eher optimistisch geprägten Inhalt.
2015 – im Grunde ist das gar nicht mehr so lange hin, neun Jahre
trennen uns von diesem Datum. Ein vergleichender Blick um neun
Jahre zurück, ins Jahr 1997, macht deutlich, wie viele bahnbrechende
Veränderungen es seit dieser Zeit gegeben hat.
Jeder kann selbst beurteilen, wie einschneidend sich diese
Entwicklungen auf seine persönliche Situation ausgewirkt haben.
Eine Entwicklung, wie ich sie nachfolgend beschreibe, wäre in
vielerlei Hinsicht vorstellbar; vorausgesetzt wir werden von größeren
globalen oder nationalen Störfaktoren wie Pandemien, Kriegen,
Wirtschaftskrisen und Naturkatastrophen verschont.
Story: Firma „Sonntagsgärten“ im Jahr 2015
Wir befinden uns im Juni des Jahres 2015 in einem GaLaBau-
Unternehmen mittlerer Größe. Der Betriebssitz der Firma
„Sonntagsgärten“ befindet sich nah einer Großstadt in Deutschland.
Neben dem Unternehmer, Herrn Sonntag, sind zwei weitere
Führungskräfte in dem Unternehmen tätig. Die beiden
Führungskräfte heißen Stefan und Daniela. Beide haben vor sieben
Jahren eine Fortbildung in Dresden-Pillnitz abgeschlossen.
Stefan ist im Bereich Neubau für die öffentlichen und gewerblichen
Aufträge zuständig. Daniela kümmert sich hauptsächlich um die
Bereiche Hausgarten und Wohnumfeld und um Pflegepflegearbeiten.
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Beide leiten selbständig ihre Betriebsteile, die wie Profitcenter
geführt werden.
Die beiden Führungskräfte kooperieren sehr gut. Bei Bedarf
übernehmen sie auch Arbeiten aus dem Themenbereich des anderen.
Der Unternehmer unterstützt die beiden in schwierigen Fällen und
kümmert sich ansonsten um den betriebswirtschaftlichen Überbau,
die Finanzen und das Marketingkonzept.
Gestern hat ein Schüler der Pillnitzer Gartenbauschule in der Firma
sein dreiwöchiges Betriebstraining begonnen.
Sein Name ist Kevin. Er soll die beiden Führungskräfte begleiten, um
deren Arbeitsalltag kennen zu lernen. Weiterhin wird er die eine oder
andere Aufgabe einer Führungskraft innerhalb des Betriebes
erledigen. Den Vormittag wird er mit Stefan verbringen.
Vom Freelancer zum Profitcenterboss
Auf dem Weg zur Baustelle berichtet Stefan, dass er zunächst als
selbständiger Bauleiter für mehrere GaLaBau-Firmen gearbeitet hätte.
Für ein ausgehandeltes Honorar hat er die Bau- oder Projektleitung
für verschiedene Unternehmen übernommen. Die Höhe des Honorars
orientierte sich im Wesentlichen an der Bausumme oder wurde frei
ausgehandelt. Für ARGEn und sonstige Kooperationen von mehren
Firmen hat er Koordinierungs- und Leitungsaufgaben selbständig
erledigt. Der Job war besonders abwechslungsreich. Das hat ihm
besonders gefallen. Er war im wahrsten Sinne des Wortes sein
eigener Herr und konnte dadurch seine Zeit selber einteilen. Private
Bedürfnisse und Berufliches konnte er bequem miteinander
verquicken, ohne sich ständig gegenüber einem Vorgesetzten
rechtfertigen zu müssen.
Als ersten Arbeitgeber, nach der Schulzeit in Pillnitz, hatte er einen
sehr misstrauischen Chef, der am liebsten alles kontrolliert und
beobachtet hat. Er traute ihm und den anderen Kollegen nicht über
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den Weg. „Wenn Ideen, Schöpfungskraft, soziale Kontakte und
Umgänglichkeit zunehmend über den Erfolg der Arbeit entscheiden,
ist nicht die körperliche Anwesenheit ausschlaggebend für den Erfolg,
sondern der effektivste Lösungsweg!“ betont Stefan. Dies entspräche
eher seiner Auffassung. Stefan und dieser Arbeitgeber passten nicht
zusammen und so machte er sich als Bau- und Projektleiter
selbständig.
In dieser Zeit konnte er Unterbrechungen zwischen den Aufträgen
nutzen, um sich weiterzubilden oder zu reisen. Gerade im Bereich der
Weiterbildung ist es ihm gelungen, eine Fähigkeit zu entwickeln, in
relativ kurzer Zeit wesentliche Wissenselemente aufzuspüren und
selbständig aufzunehmen. Seine Bereitschaft, Wissen, das gerade
noch nützlich erschien, wieder aufzugeben, um Neues zu lernen, hat
ihm immer sehr geholfen. In seiner Pillnitzer Zeit wurden ihm die
Grundlagen dieser Fertigkeit vermittelt. Neues zu erfahren und zu
erschließen verbindet er nicht mit einer Pflicht, sondern dieser
Prozess verschafft ihm geradezu einen Ausstoß von
Glückshormonen. So was hätte er sich als Schüler überhaupt nicht
vorstellen können.
Mit Power-Nab zu Höchstleistungen
Über einen seiner Projekt-Jobs ist er im Übrigen auch zur Firma
Sonntagsgärten gekommen. Herr Sonntag hat dem engagierten
Projektbetreuer eine Dauerstellung angeboten. Die in dem Betrieb
vorhandenen, hoch motivierten und selbständigen Mitarbeiter und der
einfallsreiche und umgängliche Chef haben Stefan bewogen, seine
Selbständigkeit als Freelancer wieder aufzugeben. Natürlich hat er
ein Erfolgsbeteiligungssystem mit dem Unternehmer vereinbart, das
ihm bei seinem engagierten Einsatz einen Anteil am Gewinn sichert.
Einen für ihn wichtigen Entspannungseffekt, der ihm während
stressiger Phasen in der Selbständigkeit sehr geholfen hat, wurde mit
in seinem Arbeitsvertrag verankert. Stefan hat sich ein Anrecht auf
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Power-Nap gesichert. Gemeint ist die kurzzeitige Schlafpause oder
das Mittagsschläfchen. Dies trägt nach wissenschaftlichen
Erkenntnissen enorm zur Leistungssteigerung bei (Anmerkung für
meine Schüler: Gemeint ist nicht der Schlaf im Unterricht, zumindest
nicht in meinem!).
Einige seiner ehemaligen Mitschüler sind weiterhin als selbständige
Bauleiter oder Projektmanager erfolgreich tätig.
Einige von ihnen können sich besonders schnell in Firmen integrieren,
sind sehr kreativ, besonders kommunikativ und sehr vielseitig. Dies ist
ihr besonderes Erfolgsrezept. Außerdem besitzen sie gute fachliche
Kenntnisse. Selbstverständlich ist ihre hohe Sozialkompetenz. Die
Softskills, wie man heute auch sagt. Hierunter versteht man die
Motivationsfähigkeit gegenüber Mitarbeitern und Kunden, Teamgeist
und Anpassungsfähigkeit an die Ziele des jeweiligen Unternehmens.
Positiv an der Selbständigkeit als Projektleiter wird gesehen, dass
man immer entscheiden kann, wo, wann, für wen und was man
arbeitet. Anfänglich haben die Unternehmen sehr skeptisch diesem
Angeboten gegenüber gestanden und man hat es nicht leicht gehabt.
Mittlerweile hat sich dieses Modell etabliert. Gute Leute unterliegen
nicht einem unfairen Preisdumping und können auskömmliche Preise
nehmen. Fairerweise muss man sagen, dass es viele gibt, die mit
diesem Modell überhaupt nicht zurechtkommen.
Die virtuelle Vertragsbasis
Mittlerweile sind die beiden auf der Baustelle angekommen. Aus
einem Bauschild geht hervor, dass eine Wohnanlage für
altersgemischtes Wohnen entstehen soll. Es ist kein Neubau,
sondern ein bestehender Wohnkomplex wird entkernt und umgebaut.
Die neuen Außenanlagen und die Innenbegrünungen stellt die Firma
Sonntag her. Firma Sonntag hat in Kooperation mit einem
Landschaftsarchitekten ein pauschales Angebot über Planung und
Ausführung eingereicht. Es ist gelungen, sich im Wettbewerb
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gegenüber 4 anderen Anbietern durchzusetzen. Den besonderen
Ausschlag gaben die angemessenen Ideen und die bekannte
Schlagkraft der Firma. Weiteres Kriterium für die Auftragsvergabe an
die Firma ist deren guter Ruf, der sich besonders auf folgende
Gesichtspunkte gründet:
• Qualität bis ins kleinste Detail
• außergewöhnliche Zuverlässigkeit
• große Individualität
• unbedingte Termintreue
• exzellente Kundenbetreuung
Aus Sicht der Investorengemeinschaft stimmte natürlich auch der
Preis.
Letztendlich überzeugte man durch die spektakuläre 3D-Simulation,
die ein naturgetreues Abbild der zukünftigen Außenanlage
präsentierte. Die begeisterten Kunden erlebten einen perfekten
dreidimensionalen Rundgang im Showroom des
Landschaftsarchitekten. Es fehlte nur noch der Pflanzenduft.
Hervorzuheben ist, dass diese virtuelle Planungswelt eine
wesentliche Vertragsgrundlage des Bauvertrages darstellt. Ein
detailliertes Leistungsprogramm (siehe § 9 Nr. 10 VOB/A) ist
ergänzend als Vertragsbestandteil angefertigt worden. Hier werden
Sachverhalte geklärt, die aus der virtuellen Vorlage nicht eindeutig
hervorgehen.
Die verwendeten Bauteile, Ausstattungen, Modellierungen und
Ausführungsdetails sind kaum vom zukünftigen Original zu
unterscheiden. Pflanzen werden in Größen und Arten dargestellt, die
dem Abnahmezustand entsprechen. Im Wesentlichen muss die fertige
Anlage den Vorgaben der virtuellen Vorlage entsprechen.
Wertsteigerung und Folgekosten
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Zur besseren Veranschaulichung wird dem Kunden die Anlage
ebenfalls so gezeigt, wie sie möglicherweise in 5 bzw. 10 Jahren
aussehen wird. Auf Wunsch in einem Zustand, der fachgerechte
intensive Betreuung und Pflege voraussetzt. Die Variante mit nur
geringem oder unqualifiziertem Pflegeeinsatz wird ebenfalls zur
Abschreckung eingeblendet.
Deutlich ist hierbei die Wertsteigerung des gesamten Objekts bei der
Variante mit fachgerechter Pflege erkennbar. Entsprechende
Folgekostenaufstellungen werden selbstverständlich je nach
vereinbartem Pflegeaufwand mit angeboten. Bei der vernachlässigten
Variante werden Kosten einer generellen Überholung mit
umfangreichen Neupflanzungen nach fünf Jahren hinzugerechnet.
Aufmaß und Abrechnung geht fix
Für die Ausführungsarbeiten wurden ein Grundrissplan und
verschiedene Detailpläne erstellt. Wesentliche Messpunkte werden
mit einer an die Planungssoftware gekoppelten Totalstation
(elektronisches Tachymeter) mit Laserpointern auf Höhenpflöcke im
Gelände übertragen.
Es werden nur so viele Pflöcke vorab gesetzt, wie unbedingt nötig
sind. Jederzeit lässt sich das Messgerät mit wenigen Handgriffen
wieder aufstellen, um weitere Messpunkte anzubringen. Das auf
einem Wechseldatenträger gespeichert Projektprogramm sorgt dafür,
dass notwendige Teilmaße schnell ergänzt oder verloren gegangene
Markierungen erneuert werden können.
Umgekehrt wird diese Technik auch eingesetzt, wenn ein detailliertes
Aufmaß nach Fertigstellung der Baumaßnahme gefragt ist. Die
Programme kapitulieren auch nicht, wenn der Auftraggeber
umfangreiche nachprüfbare Massennachweise verlangt. Abschlags-
oder Schlussrechnungen erstellt das Programm in kürzester Zeit.
Nachträge für zusätzliche Arbeiten oder für erforderliche Änderungen
werden, wenn sie zuvor erfasst wurden, mit einbezogen. Wird die
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Erfassung nicht gewissenhaft durchgeführt, tauchen Sie nicht in der
Abrechnung auf. Hier kommt es nach wie vor auf die Erfahrung und
die gewissenhafte Zuarbeit des Bauleiters und der Vorarbeiter an.
Mit dem „OK“ ist alles OK
Auf der Baustelle arbeiten zurzeit vier Arbeitskräfte und ein
Baustellenleiter. Der Baustellenleiter kommt sofort auf die Beiden zu,
grüßt freundlich und stellt sich dem Praktikanten Kevin vor.
Anschließend berichtet er in kurzen Sätzen über die wesentlichen
Vorfälle auf der Baustelle. Hierbei schaut er immer wieder auf einen
Bildschirm eines etwa taschenbuchgroßen elektronischen Geräts.
Daniel möchte gerne wissen, welche Aufgabe dieses Gerät hat. Der
Baustellenleiter fängt er an zu schwärmen: „Dies ist unser wichtigstes
Organisations- und Kommunikationswerkzeug. Es ist ein
Organisationskommunikator – bei uns nur kurz „OK“ genannt.
Eine Baustellenabwicklung ohne „OK“ kann ich mir gar nicht mehr
vorstellen.“
Alles was früher aufgeschrieben worden ist, in unterschiedlichen
Berichten und Büchern, übernimmt jetzt dieses Gerät. Die Eingabe
erfolgt in der Regel über die Stimme und über ein Menü. Die Vorläufer
dieser Geräte kamen vor etwa zehn Jahren auf den Markt als Zwitter
zwischen Handy und Laptop. Man nannte sie UMPC – „Ultra Mobile
Personal Computer“. „Die kleineren PDAs (Personal Digital Assistent)
von damals waren für uns auf der Baustelle einfach zu filigran und
man konnte kaum was auf ihnen erkennen. Die Eingabe per Stift war
auch nicht das Wahre. Erst die Geräte mit den größeren
Bildschirmen, UMPC hießen die, wurden auf der Baustelle akzeptiert.
Als dann noch die Stimmeingabe kam, war die Sache perfekt“,
kommentierte der Baustellenleiter.
Selbstverständlich besitzt der „OK“ einen Touchscreen, über den
durch Druck auf den Bildschirm Befehle eingegeben werden können.
Probleme gibt es noch manchmal, wenn bestimmter Baulärm
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entsteht. In dem Fall greift der Baustellenleiter zum Earset, die
Kopfhörer-Mikrofon-Kombination. Anschließend ist die ungestörte
Eingabe möglich.
Flüsternde Maschinen machen sich nicht mehr schmutzig
Generell sind die Lärmquellen nicht mehr die Maschinen. Die
Bautätigkeiten, die ausgeführt werden, verursachen den meisten
Lärm. Maschinen sind mittlerweile die reinsten Flüsterer und die
Abgas- und Rußentwicklung ist kaum noch merkbar. Der
Treibstoffverbrauch wurde erheblich reduziert. Werden Maschinen
nicht unter Last in Anspruch genommen, schalten sie sich nach einer
vorher programmierten Zeiteinheit selbständig ab. Wird wieder Gas
gegeben, springt der Motor wieder an. Alte Baumaschinen, deren
Energieverbrauch und Abgasentwicklung bestimmte Werte nicht
erfüllten, wurden mit hohen Umweltsteuern belegt. Umweltfreundliche
Maschinen sind steuerfrei. Werden Wartungsintervalle nicht befolgt,
lassen sich die Maschinen nicht mehr benutzen oder starten. Dies gilt
besonders für Bereiche, die bei Fehlern den Austritt von Ölen und
Treibstoff verursachen würden.
Der Treibstoff wird zum größten Teil aus Biomasse erzeugt. Diese
Treibstoffe sind relativ preiswert und belasten kaum die Umwelt. Die
Motoren könnte man als eine Mischung aus Otto- und Dieselmotoren
– „Diesotto-Motoren“ bezeichnen. Die CO2-Bilanz ist ausgeglichen.
Wie wir als Gärtner wissen, wird bei der Fotosynthese CO2 aus der
Luft aufgenommen und im organischen Material gebunden. Bei der
Verbrennung wird die gleiche Menge CO2 wieder freigegeben. Alle
kompostierbaren Abfälle aus Biomasse des Betriebes werden bei
einer Sammelstelle abgeliefert. Früher musste man hier noch
Entsorgungsgebühren bezahlen, heute erhält man Tankgutscheine für
den Bio-Sprit.
Betriebsstunden, Treibstoffverbrauch und Wartungsleistungen werden
auf einem Funketikett, dem Transponder (RFID-Technologie - Radio
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Frequency Identification), registriert und über das „OK“ zum
Betriebsserver gesendet und dort zur Auswertung abgespeichert. Die
Funketiketten tragen auch die Mitarbeiter zur Leistungs- und
Arbeitszeitfeststellung an der Betriebskleidung. Ohne die Einwilligung
der Mitarbeiter ist dieser Einsatz nicht möglich, da der Gesetzgeber
entsprechende Regeln zum Schutz persönlicher Daten erlassen hat.
Bei Firma Sonntag hat es keine Beschwerden gegeben, alle
Mitarbeiter machen mit.
Stefan besitzt natürlich ebenfalls einen „OK“. Er lobt ebenfalls diesen
Wunderapparat in höchsten Tönen: „Der „OK“ übernimmt eine
Vielzahl von Aufgaben. Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, wie es
früher ohne den „OK“ zuging.“
Neben der Datenerfassung liefert das Gerät alle möglichen
Informationen zum momentanen Bauvorhaben. Es stellt
Verbindungen zu den Terminals der Lieferanten, Subunternehmern
und Entsorgern bzw. zu den dort zuständigen Sachbearbeitern her.
Angefragte Lieferungen werden am Bildschirm bestätigt. Störungen
werden mitgeteilt. Anliefernde Spediteure können Verzögerungen
direkt melden. Lieferscheine werden drahtlos übertragen. Eingebaute
Veränderungssperren vereiteln Manipulationen an Wiegekarten und
Lieferscheinen. Eine drahtlose Verbindung zum Betriebsserver
verhindert bei Verlust oder Zerstörung des „OK“, dass die aktuell
eingegebenen Daten verloren gehen. Das Gerät ist so robust, dass
man sogar mit dem Radlader darüber fahren kann. Natürlich lassen
sich mit dem Gerät auch Telefonate führen, Mails versenden und
Informationen aus dem Internet oder dem Firmennet abrufen.
Stefan begleitet den Baustellenleiter noch auf einem kurzen
Rundgang über die Baustelle und nimmt die aktuellen Bauabschnitte
kritisch in Augenschein. Er stellt einige Detailfragen zu den Arbeiten
und zum weiteren Vorgehen in den nächsten Tagen.
Kevin geht kurz zu den übrigen Arbeitnehmern und stellte sich vor.
Alle sehen gepflegt aus und reagieren freundlich. Es fällt ihm auf,
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dass sowohl ihre Arbeitsanzüge als auch ihre Werkzeuge aussehen,
als wären sie neu. Er hat nicht den Eindruck, dass sie nicht intensiv
genutzt werden. Arbeitswerkzeuge und der Radlader, der Bagger und
die Rüttelplatten sehen aus wie geleckt? Eine junge Frau, der Lehrling
wie er später erfährt, hat ebenfalls ein „OK“ in der Hand und sucht
etwas auf dem Display. Neben ihr brummt die Rüttelplatte.
Wieder im Firmenwagen, auf dem Rückweg ins Büro, stellt Kevin
noch einige Fragen zu seinen Beobachtungen. Stefan gibt ihm
folgende Erklärungen: „Die Kleidung, die Werkzeuge und die
Maschinen wirken so sauber, da deren Oberflächen veredelt wurden.
Wir verdanken dies der Nanotechnologie.“ Nanotechnologie
beschäftigt sich mit der Erforschung, Bearbeitung, Produktion von
Gegenständen und Strukturen, die kleiner sind als 100 Nanometer
(nm). Ein Nanometer misst ein milliardstel Meter (10-9m). Mit der
Nanotechnologie sind viele Entwicklungen zur Verbesserung von
Oberflächen im Bereich von Textilien und Werkzeugen erfolgt. So hat
sie die schmutzabweisenden Oberflächen von Werkzeugen und
Kleidungsstücken hervorgebracht.
Viel Mühe hätte es gekostet, die Mitarbeiter davon zu überzeugen,
dass man stets freundlich sein muss; insbesondere zu Personen, die
man auf der Baustelle trifft, erläutert Stefan.
Verwundert ist Kevin darüber, dass der Baustellenleiter so wenig
Probleme mit Stefan zu besprechen hatte. Ob der ständig mit seinem
„OK“ anrufen würde, um um Hilfe bei Stefan nachzusuchen, will er
wissen. „Das hat es in der Anfangsphase schon gegeben“, bestätigt
Stefan. „Die Baustellenleiter haben keine Entscheidungen mehr
getroffen. Ständig haben die sich rückversichert. Als Bauleiter bist du
gar nicht mehr zum Arbeiten gekommen. Wir haben darüber
gesprochen und eine Punkteregelung eingeführt.“
Alle Anrufe wurden in einer Punktekartei registriert und bewertet.
Belanglosigkeiten, Selbstverständlichkeiten, Vergesslichkeiten usw.
verursachten hohe negativ Wertung auf dem Punktekonto der
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Baustellenleiter und führten zu Abzügen bei Prämien und Verdienst.
Außerdem wurden klärende Gespräche geführt. Den Mitarbeitern
wurde deutlich gemacht, dass es sehr wichtig ist, Entscheidungen in
einer angemessenen Zeit zu treffen. Auch wenn man sich nicht nach
allen Seiten rückversichern kann, müssen in bestimmten Situationen
Entscheidungen getroffen werden, damit es weiter geht.
Der Wissenbanker
Mit dem „OK“ hat man außerdem Zugang zu einer speziellen
GaLaBau-Wissensdatenbank. Zunächst wird eine Frage oder ein
Stichwort eingegeben oder ausgewählt. In kürzester Zeit werden
dann Antworten und Lösungen für fast alles, was im Garten- und
Landschaftsbau anfällt, angezeigt. „Willst du wissen, wie man einen
bestimmten Obstbaum in einem gewissen Alter und Pflegezustand
am besten schneiden muss; erhältst du entsprechende Lösungen.
Willst du erfahren, wie man eine Dehnungsfuge in einer freistehenden
Sandsteinmauer korrekt auszuführen hat, erhältst du entsprechende
Lösungen und bei Bedarf direkt eine Verbindung zu den betreffenden
Lieferanten, Herstellern der Materialien. Verbindungen zu möglichen
Subunternehmern können auch gleich hergestellt werden“, schwärmt
Stefan.
Diese Datenbank wurde in Kooperation mit anderen Unternehmen
und Bildungseinrichtungen erstellt und wird ständig gepflegt. Es fallen
auch Nutzungsgebühren an, zumindest in der werbefreien Version.
Lizenzen für die aktuellen Normen und andere kostenpflichtige
Quellen wie Beratungsdienste und Forschungseinrichtungen müssen
von den Machern der Datenbank bezahlt werden. Die Höhe der
Gebühr richtet sich danach, wie häufig und wie intensiv auf die
Informationen zurückgegriffen wird. Es ist auch möglich, eine Flatrate
(engl. Pauschalpreis) mit unbegrenzter Nutzung zu vereinbaren.
„Der große Vorteil ist die Vorauswahl und leichte Bedienbarkeit. Alles
ist abgestimmt auf unsere Bedürfnisse. Allgemeine Suchmaschinen
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sind zu wenig in der Lage, wirklich schnell, möglichst passende
Informationen zur Verfügung zu stellen. Außerdem wird man ständig
von sinnlosen nervigen Werbeeinträgen attackiert. Trotz
ausgeklügelter Blockersysteme gelingt es manchen Firmen immer
wieder, neue Tricks zu erfinden, um trotzdem auf dem Bildschirm zu
erscheinen. In der internen Datenbank wird man kaum mit Werbung
belästigt. Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, wie mühselig es
früher war, an bestimmte Informationen heranzukommen. Diese
schnelle Informationsquelle ist auf jeden Fall ihr Geld wert.“
Seit dieses System genutzt wird, haben die Telefonante und Hilferufe
stark abgenommen und das Punktesystem wurde wieder abgeschafft.
Die Lehrlinge haben ebenfalls Zugriff auf dieses System. Es leiste
gute Dienste zur Erledigung ihrer Arbeitsaufgaben.
Fehlentscheidungsblocker hilft bei Baustellenplanung
Stefan berichtet noch von einem anderen Thema, das ihm besonders
am Herzen liegt. „Die größten Reserven bei der
Baustellenproduktivität liegen darin, Fehler und doppelte oder sogar
dreifache Arbeit an einer Bauaufgabe zu vermeiden.“ Es wurde in der
Firma ein „Doppeltmacher-Stopper-Konzept“ entwickelt.
Fehlentscheidungsblocker wurden eingebaut. „Alles was in dieser
Hinsicht unternommen wird, ist besteingesetzte Energie“, so Stefan.
„Zunächst gehören hierzu natürlich Arbeits- und Führungskräfte, die
dies erkennen und selber alles unternehmen wollen, die Produktivität
killenden Aspekte zu vermeiden. Es bedarf einer sorgfältigen
Einschätzung der Fähigkeiten der Mitarbeiter. Schwächen müssen
kompensiert werden durch bessere Informationen, Absprachen und
Austausch von Erfahrungen“, dozierte Stefan und führte weiter aus,
dass besonders viel Wert auf die exakte Vorplanung bzw. auf das
genaue Durchdenken der Arbeiten gelegt werden muss. Dies sollte
nicht im Alleingang passieren. Baustellenleiter, Bauleiter und
Subunternehmer müssen gemeinsam die Vorplanung durchführen.
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Stefan würde nicht ungehalten reagieren, wenn auf der Baustelle vor
dem Start der jeweiligen Arbeitsabschnitte, zunächst eine gewisse
Überlegungsauszeit genommen würde. Durchaus können noch mal
Informationen über die Arbeitsaufgabe aus dem LV und aus dem
Bauinformationsnetz mittels des „OK“ abrufen werden.
Direkter Draht zu den Lieferanten
Bestellungen der Materialien werden über den „OK“ abgewickelt. Die
Lieferanten registrieren diese Meldungen und benötigtes Material wird
so schnell wie möglich oder nach klaren Vorgaben durch den
Baustellenleiter in geeigneten Fahrzeugen geliefert. Die
Materialsteuerung läuft über Funketiketten an den
Materialverpackungen oder Paletten (RFID-Technologie).
Aufgezeichnete Daten werden ebenfalls zur Auswertung des
Baustellenerfolgs an den Betriebsserver gesendet. Die
Grundmerkmale dieser Technik wurden bereits bei der Erfassung der
Maschinen- und Mitarbeiterleistung beschrieben. Eigenlieferungen
durch Fahrzeuge des GaLaBauers finden so gut wie nie statt. Selbst
Kleinmengen werden von den Lieferanten zu den Baustellen
gebracht. Hier haben sich die Baustoffhändler vom Pizzaservice
etwas abgeschaut. Lagerhaltung im Betrieb wird nicht betrieben. Aus
den Angeboten werden exakte Materialbestelllisten von der Software
herausgefiltert.
Die Baustoffe werden bezogen auf die jeweiligen Bauabschnitte als
Komplettpakete zeitnah ausgeliefert.
Viele Baustofflieferanten haben sich auf diesen Komplettservice
eingestellt, sind sehr kooperativ und geben bei Problemen bereitwillig
Hilfestellung.
Bei vielen gängigen Bauteilen werden, nach dem Vorbild des
Fertighausbaus, größere Einheiten – Bauteilgruppen - nach
individuellen Wünschen werksgefertigt, die auf der Baustelle mit
Schwerlastkränen mit Vakuumhebern eingesetzt werden.
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Beispiele hierfür sind: Garageneinfahrten aus Naturstein als
Großelement, werksgefüllte Gabionenelemente, Naturstein- und
Betonsteinmauerabschnitte. Komplette flächige Pflanzstreifen und
Staudenfloren zum Ausrollen und auch ausgewachsene Hecken und
großflächige Wandbegrünungen einschließlich Rankelement gibt es
als Fertigelemente.
Baumschulen und Staudengärtnereinen bieten zunehmend
Themenpakete an und stellen diese Sortimente, die
Pflanzenverwendungsfachleute konzipiert haben, komplett zur
Verfügung. Es werden Grundvorgaben hinsichtlich des Bodens, des
Klimas, der Vorlieben und Wünsche der Nutzer, des Pflegeanspruchs
und der Größe gemacht und daraus eine Pflanzenauswahl mit
Bepflanzungsvorschlag vorgelegt. Die Pflanzen werden komplett mit
Pflanzschema ausgeliefert.
Stefans Büroleben
Wieder am Firmensitz angekommen, laufen Stefan und der
Praktikanten an vielseitig gestalteten Schaugärten vorbei zum
Bürogebäude der Firma Sonntagsgärten. Stefans Büroraum liegt in
der ersten Etage. Beim Betreten fällt zunächst auf, dass in dem Raum
keine Akten und keine Papierstapel liegen. Es sind einige
Flachbildschirme unterschiedlicher Größe, ein Tisch und mehrere
Stühle im Raum vorhanden. Ein größerer Flachbildschirm, an der
Wand gegenüber Stefans Arbeitsplatz, schaltet sich beim Betreten
des Büros automatisch ein. Life-Bilder von laufenden Projekten der
Firma und verschiedene Abbildungen von Personen mit Namen und
Funktion erscheinen. Manchmal erscheinen Pflanzenmotive und
Detailausschnitte mit eingeblendeten botanischen und deutschen
Namen. Viele der Pflanzen sind Kevin unbekannt. Er würde sie eher
im mediterranen Klima oder sogar zu noch wärmeren Regionen
zuordnen. Stefan erklärt, dass er sich gerade mit diesen Pflanzen
beschäftigt, die auf dem Wandbildschirm abwechselnd auftauchen. Er
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soll demnächst einen Auftrag ausführen, bei dem diese Pflanzen eine
wichtige Rolle spielen. Er würde sie noch nicht so gut kennen und auf
diese Weise möchte er sie sich nebenbei einprägen. Genauso würde
es sich mit den abgebildeten Menschen verhalten, sie stellen Kunden
und Personen dar, mit denen er es im Geschäftsalltag zu tun hat. Die
Life-Bilder von den Baustellen verschaffen ihm einen Einblick in das
momentane Baugeschehen. Er würde so immer mitbekommen, wie
sich seine Leute vor Ort verhalten und wie der Bau voranschreitet.
Natürlich hat er dies nur einführen können, nachdem er sich von
seinen Mitarbeitern und dem jeweiligen Bauherrn das Einverständnis
geholt hat. Im Übrigen habe er gar nicht so viel Zeit, seine Leute
ständig zu beobachten und vertraue darauf, dass diese gut und
gewissenhaft arbeiten.
Stefan fügt sein „OK“ in eine Vorrichtung und sofort erscheint auf
einem Flachbildschirm an seinem Arbeitsplatz ein Begrüßungsbild. Er
wird aufgefordert, sich über seinen Zeigefingerabdruck einzulocken.
Stefan legt eine Art Earset an und Kevin soll es ihm gleichtun. Eine
Tastatur ist nicht zu sehen. Die gäbe es auch noch, die würde nur
selten gebraucht. Die Eingabe erfolgt mit der Stimme oder über ein
Bedienpult, das wie ein Bedienelement einer Spielkonsole aussieht.
Ein Datenabgleich zwischen „OK“ und Server muss nicht erfolgen,
dieser wird ja ohnehin per Funksignal automatisch alle 30 Minuten
oder bei Bedarf nach Eingabe von neuen Informationen herbeigeführt.
Präqualifikation und Plausibilitätsprogramme sichern Vergabe
Ein Zugriff auf die Serverdaten sei vom „OK“ von außerhalb jederzeit
möglich.
Stefan wechselt vom Terminplaner, der zunächst auf dem Bildschirm
erschienen ist, zu einer Liste mit Aufgaben, die durch unterschiedliche
Farben auffallen. Als dringlichste Aufgabe in leuchtend roten
Buchstaben wird die Erstellung von einem Angebot für ein öffentliches
Bauvorhaben angezeigt. Gleichzeitig wird der Grad der Bearbeitung
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aufgezeigt. Dieser Vorgang ist zu 95 % erledigt. Was noch fehlt, wird
aufgelistet. Stefan ist optimistisch, dass es ihm gelingt, dieses
Angebot in einen Auftrag umzuwandeln. Als besonders
präqualifizierter Betrieb für die dort ausgeschriebenen Arbeiten
stehen seine Chancen sehr gut. Zu dem Bauvorhaben wurden von
ihm außerdem zahlreiche Nebenangebote angefertigt, die sowohl
technisch als auch preislich einen Wettbewerbserfolg fast schon
garantieren. Ausschreibungen über Dumpingpreise zu gewinnen ist
kaum mehr möglich, da Plausibilitätsprogramme unter anderem die
komplett einzureichende detaillierte Urkalkulation überprüfen.
Ungereimtheiten werden so gnadenlos aufgedeckt und eine unseriöse
Preisbildung führt zum Ausschluss des eingereichten Angebots.
Unvollständige Kalkulationen und fehlende Zertifikate, die die Qualität
der vom Bieter vorgeschlagenen Materialien absichern, werden nicht
akzeptiert. Der Austausch der Angebotsunterlagen zwischen Bieter
und Bauherrn läuft papierfrei. Die Software der Firma Sonntagsgärten
greift bei der Kalkulation auf vorhandene Datenbankwerte zurück.
Preise werden vom Programm vorgeschlagen. Meist passen
Angebotstexte und die eigenen Texte überein. Ist dies nicht der Fall
muss der Kalkulator bei der Preisermittlung Unterschiede anpassen.
In jedem Fall werden immer individuelle Abgleichungen in Bezug auf
die jeweiligen Baustellen- und auf die momentanen
Betriebsbedingungen gemacht. Insbesondere im Bereich der
Nebenangebote, die von den Auftraggebern in der Regel erwartet
werden, ist eine Menge Spielraum vorhanden, das Know-how der
Firma oder ihrer Kooperationspartner einzubringen. Alle Unterlagen
werden in der Regel nicht mehr auf dem Postweg versendet.
Persönliche Signaturen laufen über Chipkarten oder durch
Fingerkennung. Sichere Verschlüsselungssysteme sind gang und
gäbe. Ein fairer Wettbewerb wird von öffentlichen Auftraggebern
weiterhin angestrebt. Gewissenhafte Prüfungen und eindeutige
Vorgagen sichern diesen hohen Anspruch.
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Wettbewerbsrecht gilt und wird streng überwacht
Öffentliche Vergaben werden über Bekanntmachungen in
Vergabeplattformen veröffentlicht. Diese Informationen sind jedem
Bieter unentgeltlich zugänglich. Bestimmte Suchdienste filtern nach
entsprechenden Vorgaben geeignete Ausschreibungen aus. Die
Vergabeunterlagen lassen sich komplett downloaden und in die
eigene Software zur Bearbeitung einfügen. Hierzu ist noch ein
Passwort nötig, das man mit der Präqualifizierung für bestimmte
Teilbereiche erhält. Sind Pläne vorhanden, kann man auf diese
elektronisch zugreifen. Bei einigen Bauvorhaben werden
umfangreiche aktuelle Baustellenbilder/-videos zur Verfügung gestellt.
Submissionen können zwar noch von den Bietern besucht werden,
dies wird nur selten genutzt. Ergebnisse werden unmittelbar nach
dem Termin den Bietern elektronisch und verschlüsselt übermittelt.
Individuelle Entschlüsselungssoftware wird mit dem
Präqualifizierungsverfahren zugeteilt. Die Ergebnisse der weiteren
intensiveren Prüfung und die Vergabeentscheidung werden den
Bietern ebenfalls auf dem gleichen Wege zügig zugestellt.
Private verlangen Planung und Ausführung aus einer Hand
Die Vergabepraxis im privaten Bereich bedient sich immer seltener
des von den Behörden noch vertretenen Vergabesystems. Hier
werden meist Planung und Ausführung zusammen angeboten. Planer
und Ausführende treten als Kooperationen auf. Bauherrn lassen die
Baumaßnahmen meist von unabhängigen Projektbetreuern technisch
und finanziell überwachen. Bei der Auswahl der geeigneten
Unternehmen werden die Projektbetreuer verpflichtet. Häufig werden
Planungswettbewerbe veranstaltet, um bei der Ideenfindung
möglichst viele Anregungen zu bekommen. Hier treten zunehmend
Planende und Ausführende zusammen auf.
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Sachverständige begleiten Herstellungsprozess
Eine besondere Bedeutung kommt in allen Fällen der Abnahme zu.
Neben den Projektbetreuern werden neutrale Sachverständige aus
Abnahmekanzleien mit eingesetzt. Teilweise sind sie schon während
der Vergabe und der Bauphase mit Überwachungsaufgaben dabei.
Ausgestattet mit äußerst effizient und schnell arbeitenden
Messgeräten werden Tragfähigkeitswerte, Schichthöhen,
Materialgüte, Maßabweichungen ermittelt. Verdeckte Baumängel
werden gnadenlos ans Tageslicht gefördert. Fehler beim Pflanzen,
wie mangelnder Bodenschluss, stehendes Wasser, ungeeigneter
Boden mit Nährstoffproblemen, Verdichtungen und Wildkrauteinträge
entgehen den Prüfern nicht. Auf Grund dieser harten Prüfverfahren
sind zunehmend Firmen, die über Pfuscharbeit ihren niedrig
kalkulierten Preis durchsetzen wollten, gescheitert und vom Markt
verschwunden.
Bringen Auftraggeber „selbst gebastelte“ Vertragsbedingungen mit ein
bzw. diktieren sie die Vertragsbedingungen, bewährt sich der
„Vertragsbedingungen Scanner“. Bei diesen Allgemeinen
Geschäftsbedingungen werden Vertragsklauseln, die zu einseitig den
Verwender der Vertragsbedingungen bevorzugen, herausgefiltert. Für
den Empfänger, meist ist es der Auftragnehmer, wird transparent, ob
die jeweilige Klausel vor den Bestimmungen zu den Allgemeinen
Geschäftsbedingungen des BGB (§§ 305 - 310) Bestand haben.
Sollten sie als nicht akzeptable Klausel erkannt werden, ist der
Auftraggeber nicht in der Lage, sie gegen den Widerstand des
Auftragnehmers durchzusetzen. Interessiert wäre man an einem
Verfahren, das vor allem bei öffentlichen Bauvorhaben effektiv wäre.
Es soll einen „Nachtrags- und Bedenkenscanner“ als
Neuentwicklung geben. In Teilbereichen des Hoch- und Tiefbaus, bei
detaillierten Ausschreibungen für Einheitspreisverträge, würde dies im
Rahmen des Claim-Managements schon eingesetzt. Bei
Pauschalverträgen auf der Basis von Funktionalausschreibungen
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soll hier ein „Risikobarometer“ den Grand der Unklarheiten und die
Risiken mit anzeigen. Im Bereich des Landschaftsbaus soll sich die
Entwicklung leider noch in den Kinderschuhen befinden. Zunehmend
würden jetzt die Auftraggeber diese Techniken einsetzten, um
Ausschreibungsunterlagen von vornherein nachtragssicherer zu
machen.
Stefan geht zur BERFA-Gruppe
Kevin würde gerne noch weiter den Ausführungen von Stefan
lauschen. Dieser muss zu einem für ihn sehr wichtigen Termin. Er
kann Kevin leider nicht mitnehmen, da die Veranstaltung erst spät
abends zu Ende sein wird. Außerdem sind Besucher dort nur mit
Genehmigung der anderen Teilnehmer erwünscht. Hinter dieser
geheimnisvollen Sache verbirgt sich nicht etwa ein Treffen der
Freimaurer, sondern ein Treffen von Stefans Betriebsteilleiter-
ERFA-Gruppe. Die BERFA-Gruppe setzt sich im Wesentlichen aus
Personen zusammensetzt, die in ähnlicher Stellung wie Stefan in
Garten- und Landschaftsbaubetrieben arbeiten. Die Gruppe hat auch
Mitglieder aus ähnlich strukturierten Betrieben aus dem
Bauhandwerk. Mitarbeiter aus Forschungs- und
Bildungseinrichtungen machen auch mit. Alle kommen sich
normalerweise nicht geschäftlich bei Aufträgen in die Quere. Gewollt
ist eine Zusammenarbeit oder Kooperation in vielen unterschiedlichen
Bereichen. Man bespricht Themen und Problemfälle und diskutiert
Lösungsansätze. Vorbild für diese Arbeitsgruppe sind ERFA-
Gruppen oder Netzwerke, die sie sich Mitte des letzten Jahrzehnts
zahlreich gebildet haben. Man hatte unter den GaLaBauern gemerkt,
dass man mehr zusammenrücken musste, um erfolgreich zu sein,
und dass die Eigenbrötelei schnell in eine Sackgasse führt. In der
BERFA-Gruppe haben sich alle Teilnehmer verpflichtet, über eine
Wissensplattform im ständigen Austausch zu stehen. Man will sich
ständig mit neuen Erkenntnissen und Wissen versorgen und dies
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möglichst in einer ansprechenden Form. Alle Beteiligten erstellen in
speziellen Wissensbereichen Beiträge und versorgen die Anderen
mit diesen Informationen. Hierbei werden E-Learning-Komponenten
genauso eingesetzt wie traditionelle Elementen der
Wissensvermittlung. Eine ganz wichtige Stellung nimmt nach wie vor
der persönliche Erfahrungsaustausch ein. Dies passiert auf den
regelmäßigen Treffen, bei Onlinetreffen – Videokonferenzen - oder
über die Chatseiten oder über das Diskussionsforum der Gruppe.
Außerdem finden Synchronkonferenzen am Bildschirm statt. Alle
Teilnehmer sind in Bild und Ton zugeschaltet (Teleteaching). Häufig
werden auch externe Trainer oder Coachs eingeladen, die über
abgestimmte Themen referieren und mit den Teilnehmern diskutieren.
Eine weitere wichtige Aufgabe der BERFA-Gruppe besteht darin, eine
auf die Gruppeninteressen abgestimmte Wissensdatenbank weiter zu
entwickeln und zu pflegen.
Kevin findet es sehr beeindruckend, dass sich Fachleute wie Stefan
so aktiv um Kontakte Gleichgesinnter und um Weiterbildung
bemühen. „Ihr habt Euch ja dort etwas eingerichtet, dass mich stark
an das erinnert, was wir auf der Fachschule machen“, stellt er
verblüfft fest.
Daniela hat keine Angst vor fremden Ländern
Plötzlich erklingt eine Melodie und Daniela, die andere
Profitcenterleiterin, taucht auf dem Bildschirm auf. Sie fragt an, ob
Kevin nicht Lust habe, sie zu einem interessanten Kunden zu
begleiten.
Der Kunde möchte sich einen Hausgarten umgestalten lassen. Kevin
ist interessiert und schon sitzen sie im Firmenwagen von Daniela.
Zunächst berichtet Daniela von ihrem bisherigen beruflichen
Werdegang. Bevor sie bei der Firma Sonntag angefangen hat, ist sie,
wie man so sagt, weit rumgekommen. Nachdem sie in Pillnitz die
Meisterprüfung bestanden hatte, ging sie für ein Jahr nach England
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und arbeitete dort in einer Baumschule mit Eventverkauf. Es wurde
alles angeboten, was mit dem Leben im und um den Garten zu tun
hat. „Gartenlifestyle“ - ein Lebensstil geprägt durch den Garten, war
hier das Marketingkonzept. Zunächst war sie dort in der
Pflanzenproduktion. Hier erweiterte sie ihre Gehölz- und
Staudenkenntnisse. Später, mit zunehmenden Englischfertigkeiten,
wechselte sie in den Verkauf und in die Neubau- und Pflegeabteilung.
Anfängliche Sprachschwierigkeiten, besonders bei Fachausdrücken,
hat sie schnell überwunden. Sie interessierte sich immer schon für die
englische Sprache. Auf ihren zahlreichen Reisen ins Ausland war die
englische Sprache immer der Schlüssel zu den Menschen und zu der
Kultur gewesen. Bereits in der Berufschule, die sie während ihrer
Lehre zum „GaLaBauer“ besucht hat, wurde zusätzlich Englisch
unterrichtet. Auch die Meisterausbildung hat noch einen
Fachenglischkurs mit beinhaltet. In England wurde ein Unternehmer
auf sie aufmerksam, der in Polen und Tschechien größere Aufträge
im Hausgartenbereich durchführen wollte. Sie erhielt ein Angebot,
dort einige Projekte fachlich zu begleiten. Zunächst kamen ihr
Bedenken, da sie weder Polnisch noch Tschechisch sprechen konnte.
Der Unternehmer versicherte ihr, dass es ausreichen würde, gute
Englischkenntnisse zu besitzen. In beiden Ländern würden
mittlerweile die meisten Menschen ebenfalls gut Englisch sprechen.
Es hätte ein großzügiges EU-Förderungsprogramm für
Englisch/Französisch gegeben und viele hätten große
Anstrengungen unternommen, sich in Englisch weiterzubilden. Die
wirtschaftliche Entwicklung, mit der immer zunehmenden
Globalisierung der Märkte, schaffte zusätzlich Motivation. Um die
Landessprachen zu verstehen, gäbe es für den Notfall die
„Synchroniser“, Geräte, die langsam gesprochene Sätze
anschließend in die Muttersprache übersetzen und diese wahlweise
vertont oder am Display wiedergeben. Für geschriebene Dokumente
würde dies der „Synchroscanner“ erledigen. Daniela willigte ein und
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verbrachte 2 lehrreiche Jahre in den beiden östlichen
Nachbarländern. Sie konnte sehr viel von ihrer guten fachlichen
Ausbildung profitieren und wurde nach anfänglichem Misstrauen als
„Fachfrau“ anerkannt. Nach und nach lernte sie, sich in den
Landessprachen verständlich zu machen. Die technischen
Sprachassistenten erwiesen sich als nicht immer zuverlässig. Oft war
die Verständigung auf Englisch die bessere, schnellere und vor allem
persönlichere Variante. Seit 2 Jahren ist sie wieder zurück in
Deutschland und bei der Firma Sonntag beschäftigt. Gerade die
Auslandserfahrung hat sie zu einer souveränen
Führungspersönlichkeit reifen lassen. Besonders bei den
Akquisegesprächen findet sie schnellen Zugang zu den Kunden,
wenn sie dieses Thema mit einfließen lässt.
Unterscheidbar müssen die Angebote sein
Doch zurück zum Alltagsgeschäft und zum Kundenbesuch, den
Daniela und Kevin vor sich haben. Zunächst gibt Daniela einige
Vorinformationen zu dem Kunden. Er sei auf Empfehlung zur Firma
Sonntag gekommen. Er hat davon gehört, dass die Firma sich
deutlich von vielen Mitbewerbern abhebt und keine langweiligen
stereotypen Allerwelts-Lösungen anbietet. Vor allem ein hohes
Kreativpotential wird den einfühlsamen Mitarbeitern der Firma
Sonntag nachgesagt. Man stellt das Lebensgefühl, die Lebensqualität
sowie die Erlebnis- und Rückzugswelt, die sich mit den von ihrer
Firma gestalteten Gärten geradezu automatisch ergeben, in den
Vordergrund. Das Paradies vor der Haustür wird angestrebt.
Selbstverständlich tritt man sehr kundenfreundlich auf und schafft
individuelle Lösungen. Eine solide Handwerksleistung zu bieten,
versteht sich als Selbstverständlichkeit. Die Preise der Gartenanlagen
sind angemessen und werden auf den einzelnen Kunden individuell
abgestimmt.
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„Dieser Firmenphilosophie versuchen wir, so gut wie möglich zu
entsprechen. Wir wollen die hohen Erwartungen unserer Kunden nicht
enttäuschen. Dies ist schließlich ein wichtiges Element des
Marketingkonzepts unserer Firma“, betont Daniela. Kunden sollen die
Unterschiede zu anderen Firmen der Branche spüren. Sie sollen von
den Vorzügen der Firma Sonntagsgärten überzeugt werden. Wenn
man sich nicht deutlich von den Wettbewerbern abheben würde,
vergäben die Kunden lediglich über den Preis die Aufträge, wendet
Daniela ein. Häufig hat man es mit Kunden zu tun, die sich als hoch
kompetent, gut vorbereitet und fordernd erweisen. Es handelt sich
nicht mehr um Konsumer, sondern um Prosumer. Prosumer
zeichnen sich dadurch aus, dass sie es sind, die den Anspruch
definieren, den ein Produkt erfüllen muss. Bei dieser Kundengruppe
ist außerdem Offenheit, Ehrlichkeit, die Echtheit des Vorgehens und
der Leistungen absolute Erfolgsvoraussetzung. Dieser Kundentyp
lässt sich keinen „Bären aufbinden“. Solche Versprechungen, die sich
später als nicht tragbar erweisen, sind in jedem Fall zu vermeiden.
Daniela erinnert an die Zeit um 2006, als die Kunden durch
Marketingmaßnahmen so verunsichert wurden, dass lediglich der
Preis den Ausschlag gäbe. „Geiz ist geil“ oder so ähnlich hieß ein
häufig zu hörender Slogan damals. Das Marketing hatte völlig
versagt, da die Unterschiede der Dienstleistungen und Produkte
gänzlich aus dem Blickfeld gerieten. Außerdem gab es ein
Überangebot der Mittelmäßigkeiten.
Entscheidungshilfen für Kunden
Ein wichtiger Aspekt in der Kundeneinschätzung ist es, die
„Simplexity“ zu beherzigen. Simplexity geht davon aus, dass
angemessenes, schnelles Handeln in schwierigen komplexen
Situationen immer nötiger wird. Auch wenn man Gärten verkauft,
steht der Kunde vor einer schwierigen Entscheidung. „In der heutigen
Gesellschaft wird man mit Informationen überhäuft. Theoretisch hat
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man die Möglichkeit, sich sehr umfassend vor einer Kaufentscheidung
zu informieren. Tatsächlich kann man nicht alle Quellen anzapfen, um
zur Entscheidung zu kommen. Dieses dauert einfach zu lange und
man muss andere wichtige Anforderungen vernachlässigen, die das
Leben an einen stellt. Für vieles Angenehme ist keine Zeit mehr
vorhanden“, analysiert Daniela die Situation, in der viele ihrer Kunden
sich befinden. Dieses Problem ergibt sich für die Gartenkunden
gleichfalls, wenn sie sich für einen Landschaftsgärtner entscheiden
müssen. Wenn sie wollen, könnten sie sich beliebig viele Angebote
machen lassen und sie äußerst gewissenhaft auf Herz und Nieren
prüfen.
Trotz aller Bemühungen bleibt ein Restgefühl von Unsicherheit
zurück. Wer etwas verkaufen will, muss versuchen, über
Vereinfachung und Verkürzungen den Kunden schneller zu einer
Entscheidung zu Gunsten seines Produktes zu leiten. Der Umgang
mit der Firma, der Vertrag und das Produkt - der Garten - sollten nicht
zu kompliziert erscheinen. „Wir brauchen für uns und für unser
Produkt ein simples Interface (Bedienungsoberfläche) – eine hohe
Bedienerfreundlichkeit“, bringt Daniela ihre Strategie auf den Punkt.
„Eine weitere erfolgreiche Taktik ist selbstverständlich, wenn es
gelingt, gute oder sogar sehr gute Arbeit zu einem akzeptablen Preis
anzubieten. Diese Synthese ist nur sehr schwierig zu schaffen. Ein
Gutes Design und gute Ideen, die dann mit einfachen Mitteln
umgesetzt werden, bringen in der Regel Erfolg.“ Mit diesem sicher
nicht ganz einfach umzusetzenden Anspruch schließt Daniela ihren
Vortrag ab. Sie sind soeben beim Kunden eingetroffen.
„Normalerweise höre ich noch ein Konzentrationsmemo, wenn ich
zu den Kunden fahre. Es soll mich auf das Gespräch einstimmen. Es
werden die wichtigsten Grundsätze der Gesprächsführung, Kunden-
und Objektinfos kurz aufgezählt. Meist beschränke ich mich auf die
Bereiche, in denen ich noch Schwächen habe“, erklärt Daniela ihr
Vorgehen.
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Ein Kundogramm entsteht
Der Kunde wohnt in einer Einfamilienhaussiedlung aus dem Jahr
2006. Ein frei stehendes Haus mit einer ca. 500 m² großen
Außenflächen. Pflanzen, Funktionsflächen und Gestaltungselemente
sind auf den ersten Blick erkennbar lieblos ausgewählt und
angeordnet und teilweise in sehr schlechtem Zustand. Daniela spricht
mit dem Kunden und versucht möglichst viel über seine Bedürfnisse,
seine Wünsche, seine Lebensverhältnisse und seinen Charakter
herauszufinden. Einen zeitgemäßen Garten soll entstehen, der zum
Haus, zu seinen Vorstellungen und zu seinem Lebensmodell passt.
Ein weiterer Wohnraum wäre nicht schlecht – ein Wohnzimmer im
Freien, das teilweise überdacht sein soll und zu verschiedenen
Beschäftigungen einlädt. Das Ganze eingebettet in
abwechslungsreiche Pflanzungen, unterbrochen durch Wasserspiele,
so müsste es nach den Wünschen des Kunden aussehen. Alle diese
Angaben werden in Danielas „OK“ eingegeben. Bei Bedarf kann ein
Programm diese Informationen zu einem Kundogramm bündeln und
entsprechend individuelle Vorschläge und Hinweise zur Unterstützung
der Kundenberatung zusammenstellen.
Kunde liebt Retro-Effekt der Handzeichnung
Daniela möchte dem Kunden etwas von Ihren Vorstellungen
veranschaulichen, dazu holt sie ihre Zeichenmappe heraus und
entwickelt mit geschickten Strichen einige Ideenskizzen. Der Kunde
ist begeistert von dem zeichnerischen Geschick Danielas. Er hätte
nicht erwartet, dass jemand diese Fertigkeiten in der Zeit der
Computeranimation noch besitzt. Daniela und Kevin nehmen
anschließend die wichtigsten Daten zum Grundstück mit einer
Messsonde auf, machen zahlreiche Fotos und lassen sich alte Haus-
und Grundstückspläne geben. Abschließend verabreden sie sich zu
einem weiteren Treffen in 5 Tagen. Daniela möchte einen
Pillnitzer GaLaBau-Tag 2006 Seite 31 von 33
Entwurfsplan vorlegen. Es wird eine Vereinbarung zu den
Planungskosten getroffen. In jedem Fall muss der Kunde für
Planungsleistungen bezahlen. Die Honorarhöhe wird vorher
festgelegt. Damit geht einher, dass der Kunde umfangreich über die
Leistungen aufgeklärt wird, die mit der Planung verbunden sind. Es
werden ihm Entwurfspläne aus anderen Projekten vorgelegt, um ihn
durch deren Qualität und Klasse die Kosten der Planung schmackhaft
zu machen. Es werden ebenfalls digitalisierte Musterpläne gezeigt,
die alternativ angefertigt werden können. Der Kunde hat sich in
diesem Fall bewusst für die handgefertigten Pläne entschieden und
hierfür sogar einen Mehrpreis akzeptiert.
Auf der Rückfahrt zum Büro berichtet Daniela, dass ihr dies in letzter
Zeit häufig so gehen würde. Der Retro-Effekt des Handgezeichneten
kommt bei den Kunden an. Dass sie sich so intensiv dem
Freihandzeichnen gewidmet hat, hat sich offensichtlich für sie
letztendlich gelohnt. Auch in ihrer Freizeit würde sie viel zeichnen.
Zusätzlich sichert ihr diese viele Übung den Erfolg. Werden zusätzlich
Pflanzpläne und technische Pläne erforderlich, entstehen sie meist
mit Hilfe der CAD. Pflegekonzepte würden mit einer speziellen
Software erstellt, die in der Lage ist, Pflanzenlisten oder Pflanzpläne
zu lesen und zu interpretieren. Eckdaten des Gartens, des Bodens,
der Umgebung, der Kunden und der Pflanzflächen würden
eingegeben und ein fertiges Konzept mit Ausschreibung und
Wartungsanleitung für die Pflegeteams würden erstellt. Ein
Zeitrahmen wird erstellt, der mit dem Kunden noch abgestimmt
werden muss. Das der Zeit- und Materialaufwand, der
Maschineneinsatz und letztendlich die Angebotspreise mit
ausgegeben würden, macht die Sache besonders komfortabel. Dem
Kunden werden Unterlagen lediglich zur Ansicht vorgelegt. Ohne
Vertragsabschluss werden sie vorher nur bei höchster
Auftragswahrscheinlichkeit aus der Hand gegeben.
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Schlussbetrachtung
An dieser Stelle kehrt der Autor aus der Zukunft zurück und wendet
sich wieder seinen Alltagsgeschäften zu. Den drei Akteuren wünscht
er viel Spaß und Erfolg bei ihrer weiteren Arbeit. Vielleicht ergibt sich
ja noch ein weiterer Besuch in der Zukunft, bei dem weitere Aspekte
des beruflichen Alltags der Garten- und Landschaftsbauer im
Mittelpunkt stehen werden.
Natürlich sollte jeder die eine oder andere Aussage aus der
Geschichte noch durch seinen persönlichen Filter laufen lassen.
Eintrittsgarantien sollen und können nicht gegeben werden.
Ein wichtiger Aspekt, der in jedem Fall ins Kalkül gezogen werden
muss, ist die ökonomische Wirkung:
• Sind die vorgestellten technischen und elektronischen
Errungenschaften überhaupt finanzierbar?
• Lohnen sich die Investitionskosten überhaupt für diese Verfahren?
Unabhängig davon werden Sie vielleicht inspiriert, sich mehr mit der
möglichen Zukunft zu beschäftigen.
Vielleicht entwerfen Sie demnächst eigene Zukunftsszenarien und
formulieren daraus entsprechende Zielsetzungen. Diese können sehr
hilfreich sein, den zukünftigen Weg ihrer Firma oder die Gestaltung
ihres Arbeitsplatzes besser zu meistern.
Gönnen Sie sich einen Blick in die Zukunft – immer öfter. Lassen
Sie sich inspirieren. Lösen Sie sich dazu aus den Zwängen des
Tagesgeschehens. Lassen Sie ihren Geist schweifen und die
Bedenkenbremsen entspannt.
Erfinden Sie Zukunft, um sie vorauszusehen. Gute Ideen bringen gute
Stimmung – auch wenn sie sich später nicht realisieren lassen.
Denken sie daran, wie viele Sämlinge nötig sind, um eine erfolgreiche
neue Pflanze mit neuen hervorragenden Eigenschaften
hervorzubringen und wie viele Sämlinge bei der Züchtung auf dem
Müll landen. Der Züchter weiß in der Regel im Voraus, wie die neue
Pillnitzer GaLaBau-Tag 2006 Seite 33 von 33
Pflanzenzüchtung aussehen und welche Eigenschaften sie besitzen
soll.
Quellenangaben
• Nicole Khuon, Die Trendforschung als Berufsfeld für Volkskundler, Volkskundliche-
kulturwissenschaftliche Schriften, Heft 2, 2002:
http://www.uni-hamburg.de/Wiss/FB/09/VolkskuI/Texte/Vokus/2002-22/trend.html
• Wie forschen Trendforscher? Michaela Pfadenhauer, Forum Qualitative Sozialforschung,
Vol 5, No. 2, Mai 2004 http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/2-04/2-
04pfadenhauer-d.htm
• Präqualifizierung von Bauunternehmen –
http://www.bmvbw.de/Bauwesen/Bauauftragsvergabe-,1795/Praequalifizierung.htm
• Business Processes: Die Zukunft integrierter Geschäftsprozesse, Neue Landschaft 12/05,
Seite 17
• Wikipedia, freie Enzyklopädie: Soziale Kompetenz, Freelancer, Computer Supported
Cooperative Work, Delphie-Methode, Szenario-Technik, Matthias Horx, John Sculley,
Meta-Innovationen, Fiktion und Utopie, Nanotechnologie
• Burkhard Strassmann, Bratfett in den Tank, Die Zeit Nr. 13, 13.03.06, S.26
• Bio-Sprit: http://www.choren.com/de/
• BIBB - Arbeiten und Lernen im Jahr 2020, www.bibb.de/de/13037.htm
• Bildung Plus, Interview mit Trendforscher Prof. Peter Wippermann über das Arbeiten in
der Zukunft durch Udo Löffler – www.forumbildung.de/templates/imfokus-
inhalt.php?artid=55
• Deutschland 2020, Wie wir morgen leben, Horst W. Oppaschowski, VS Verlag für
Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2004
• Peter Hanser, Nicht mehr, sondern sinnvoller kaufen (Interview mit Matthias Horx),
Absatzwirtschaft – Zeitschrift für Marketing, 2/2006
• Q wie Qualität, bi GaLaBau 12/05
• Bandmaß adé, bi GaLaBau 1 + 2/06
• Der Zukunfts-Manager, Pero Micic, Haufe-Verlag, 2001
• Matthias Horx, Future Fitness, Eichborn 2005
• Kleine Verteidigung der Zukunft, Matthias Horx, Welt 27.12. 05
• Reif für die Zukunft, Matthias Horx, H.O.M.E 1/2006
• http://www.trendbuero.de/2006/trendtag
• Pressemitteilung Fa Hagebau: „GaLaBau-Fachabteilung erweitert 2006 Vertriebskampgne
GaLaBau innovativ“,
http://www.hagebau.de/magazin/artikel.php?artikel=316&type=&menuid=43&topmenu=43
• http://www.zukunftsinstitut.de Trendforschungsbüro
• http://www.gartner.de – Informationen über Entwicklungen in der IT-Branche
• http://www.gartner.de/it-news/060311_or.html - Informationen zur Entwicklung von
UMPC - Kleincomputer
Bildnachweis • Michelangelo Wikipedia - DelphicSibylByMichelangelo.jpg (98 KB, image/jpeg)
• Außerdem diverse Hyperlinks im Text