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Vortrag zu: Buch: H.-W. Wahl & A. Kruse (Hrsg.).(2014). „Lebensläufe im Wandel. Entwicklung über die Lebensspanne aus Sicht verschiedener Disziplinen“. Stuttgart: Kohlhammer. Hans-Werner Wahl Universität Heidelberg Vortrag Bibliothek Pro Senectute Schweiz, Zürich, 02.10.2014

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Vortrag zu:Buch: H.-W. Wahl & A. Kruse (Hrsg.).(2014).

„Lebensläufe im Wandel. Entwicklung über die Lebensspanne aus Sicht verschiedener

Disziplinen“. Stuttgart: Kohlhammer.

Hans-Werner Wahl

Universität Heidelberg

Vortrag Bibliothek Pro Senectute Schweiz, Zürich, 02.10.2014

Universität Heidelberg

Hintergrund des Buches

• Lebensläufe sind in Veränderung begriffen, und diese Veränderungen zeigen Auswirkungen auf die „Lebenswelt“ von Personen.

• Es gilt zum Beispiel, die sich immer weiter ausdehnende Altersphase neu zu gestalten � Neue, späte Freiheit? Oder Bürde?

• Frühe Lebensphasen: Zum Beispiel systematisch neue Bildungsimpulse bereits im Kindergarten � Optimierung der frühen und späten Lebensphase als Maxime.

• Mittlere Lebensphase: Nicht selten berufliche Neu-orientierungen notwendig oder erwünscht.

• Ältere Arbeitnehmer/innen zwischen neuen Chancen und negativen Altersstereotypien.

Universität Heidelberg

Quelle: Mey, G. (Hrsg.).(2005). Jung und alt. Perspektiven im städtischen Raum. Köln: Kölner Studien Verlag.

Lebenslauf und Altern – Individuelle und gesellschaf tliche Veränderungen

Universität Heidelberg

Neue Vielfalt von Entwicklung – in allen Altersstufe n...

…aber auch bei Kindern, Jugendlichen und jungen

Erwachsenen

…bei den „Babyboomer“, den „jungen Älteren“ und den Hochaltrigen

Universität Heidelberg

Herausforderungen am Ende des Lebens

Universität Heidelberg

z.B. Optimierungsdruck der Eltern

• Erhöhte Belastung der Eltern– Freizeitgestalter, Bildungscoach, erheblicher finanzieller und

logistischer Einsatz– Beschleunigter sozialer Wandel mit schwer antizipierbarer

Zukunft– Konkurrenz um zukünftige soziale und berufliche Positionen

• Perfektionierungsdruck

• Permanente Zeitnot der Eltern kann zur Überforderung der Eltern führen („Erschöpfte Familien“, Lutz, 2012)

Herausforderungen am Anfang des Lebens –für Kinder und Eltern

Universität Heidelberg

Alte und neue Umwelten des Alterns

„Aging in Place“ versus Heim

„Neues“ Wohnen im Alter

Seniorendörfer

Neue Technologien

Universität Heidelberg

Neue Altersbilder und neue Altersschönheit

Neue Altersbilder

treten bei

älterwerdenden

Männern und

Frauen auf die

Bühne

“Neue graue Männer“

“Power Gray“

Universität Heidelberg

Optimierungsdruck bei Jugendlichen

Universität Heidelberg10

BMI-Verlauf der Miss America 1920-2000

(Rubinstein et al., 2000)

Optimierungsdruck bei Jugendlichen

Universität Heidelberg

• Frühes Leben und spätes

Leben hängen enger

zusammen als häufig

angenommen.

• Wir hatten noch nie so viele

“lange Längsschnittstudien”

���� Empirische Basis für

Lebenslaufforschung noch nie

so gut gewesen wie heute.

• Bedeutsame “Lebens-

ressourcen” wie kognitive

Fähigkeiten entfalten bereits

früh ihre Wirkung

Korrelation IQ im Alter von 11 and 80:

Jahren: r = .73 (sehr hoch!)Deary et al, Journal of Personality and Social Psychology, 2004.

Neue Forschungsbefunde: Frühes und spätes Leben

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Sozialer Wandel

Wandel der “Generationen” (Kohorten)

Bedeutsam für ALLE Altersstufen

Universität Heidelberg

Universität Heidelberg

“Alter” als bedeutsamer Akzent, aber

eben auch deutliche Blicke in andere

Lebensphasen

Grundlagen des Buches

Universität Heidelberg

Grundlagen des Buches

Prinzipien der Lebenslaufforschung

Keine Lebensphasenpriorität - Lebensspannenkontextualismus

- Keine Entwicklungspriorität einer bestimmten Lebensphase

Verständnis von menschlicher Entwicklung / Entwicklungsoffenheit

- Unbegrenzte Vielfalt, Notwendigkeit von Selektivität und Zielauswahl

Entwicklung als Gewinn, aber auch Verlust

- Keine Entwicklungsphase ohne Verluste; Verlusthäufung im Alter

Entwicklung als multidimensional und multidirektional

- Mehrebenenbetrachtung und Ganzheitlichkeit essentiell

Heterogenität im Entwicklungsgeschehen und Alter

- Wir werden immer unterschiedlicher, je älter wir werden

Universität Heidelberg

Grundlagen des Buches

Prinzipien der Lebensspannenpsychologie II

Kontinuität und Diskontinuität von Entwicklung

- Stabilität, Veränderung, Zufallsenflüsse (Gergen)

Entwicklung und Kompensation

- „Homo compensator“; Mängelwesen Mensch (Gehlen)

Plastizität von Entwicklung

- Reservekapazität bedeutsam, aber zunehmend begrenzt

Geschichtlich-gesellschaftliche Gebundenheit von Entwicklung

- Lebenslauf und Altern zwischen Biologie, Gesellschaft und Kultur

Subjektives Erleben des Lebenslaufs und Alternsprozesses

- Was wir erleben, hat Folgen / Ressource + Einschränkung

Universität Heidelberg

Notwendigkeit, Ansätze der

Lebenslaufforschung in

transdisziplinärer Weise neu

zusammenzuführen ���� Idee des neuen

Buches

Universität Heidelberg

Bildungswissenschaft, Gerontologie, Medien- und

Technikforschung, Gesundheitsforschung,

Philosophie, Psychologie, Soziologie, Ethnologie, Ethik,

Philosophie und Theologie

Universität Heidelberg

Konzeption des Buches: Vier Hauptteile

I Einführung und ausgewählte Zugänge

II Partialblicke auf neue Lebensläufe – Auswirkungen auf den gesamten Lebenslauf

III Variationen von Gesamtsichtweisen des Lebenslaufs

a) Sozialkulturelle Kontexte veränderter Lebensläufe

b) Ethische und spirituelle Fragen im Lichte der drei monotheistischen Religionen

IV Neue Lebensläufe als Herausforderung einer interdisziplinären Lebenslaufforschung: (De-) Standardisierung des Lebenslaufs, Genderaspekte und Resümee

� Vorbereitender Vorspann vor Hauptteilen + Content PLUS

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I Einführung und ausgewählte Zugänge

� Allgemeines Einführungskapitel (Kruse & Wahl)

� Soziologische Perspektiven (Backes)

� Psychologische Perspektiven (Wahl & Kruse)

� Ethnologische Perspektiven (v. Poser & v. Poser)

Konzeption des Buches: Vertiefter Blick

Universität Heidelberg

II Partialblicke auf neue Lebensläufe – Auswirkungen auf den gesamten Lebenslauf

� Frühe Kindheit (Pauen)

� Schulzeit (Spinath)

� Jugendalter (Kruse & Schmitt)

� Soziale Beziehungs- und Lebensformen im mittleren Erwachsenenalter (Eckhard & Klein)

� Gestaltungsmöglichkeiten des mittleren Alters (Perrig-Chiello & Höpflinger)

� Berufliche Entwicklung (Kruse & Hüther)

� Übergänge in den Ruhestand (Kruse)

� Neue Lebensphase Alter (Kolland)

� Facetten von Hochaltrigkeit (Schilling & Wahl)

� End of Life Care (Remmers & Kruse)

Konzeption des Buches: Vertiefter Blick

Universität Heidelberg

III Variationen von Gesamtsichtweisen des Lebenslaufsa) Sozialkulturelle Kontexte veränderter Lebensläufe

� Körperliche Gesundheit und Prävention (Remmers)

� Lebenslange, neue Bildungswege (Tippelt & Gebrande)

� Neue Medien und neue Lebensläufe (Misoch, Doh & Wahl)

� Bedeutung von Altersbildern im Lebenslauf (Kessler & Bowen)

Konzeption des Buches: Vertiefter Blick

Universität Heidelberg

III Variationen von Gesamtsichtweisen des Lebenslaufsb) Ethische und spirituelle Fragen im Lichte der dre i monotheistischen Religionen

� Neue ethische Fragen und neue Lebensläufe (Rentsch)

� Jüdische Lebensläufe (Brumlik)

� Neue Anforderungen an Lebenslaufgestaltrungen aus Sicht des Christentums (Sperling)

� Lebenslauf und islamische Traditionen (Bolk)

Konzeption des Buches: Vertiefter Blick

Universität Heidelberg

IV Neue Lebensläufe als Herausforderung einer interdisziplinären Lebenslaufforschung: (De-) Standardisierung des Lebenslaufs, Genderaspekte und Resümee

� Lebensläufe im Wechsel von Standardisierung und De-Standardisierung (Scherger)

� Neue Lebensläufe der Geschlechter (Fooken)

� Selbstbestimmte versus fremdbestimmte Entwicklung im Lebenslauf (Kruse & Wahl)

Konzeption des Buches: Vertiefter Blick

Universität Heidelberg

Selektive Blicke in ausgewählte Kapitel

Aus Teil I: Grundlagen der soziologischen Lebenslau f-forschung (Gertrud M. Backes)

� Gesellschaft und Gesellschaftsentwicklung lassen sich nicht zuletzt anhand individueller Lebensverläufe besser verstehen.

� „Kalkulierbare“ Lebensläufe erst in der Moderne.

� Gesellschaftliche Differenzierung anhand von „Lebensalter“.

� Institutionalisierung und (zunehmende) De-Institutionalisierung von Lebensläufen (z.B. neue Berufswege spät im Leben; neue, verpflichtende Engagementformen im Alter); Normalbiografien unter Druck / im Wandel; Notwendigkeit von Gender-Perspektiven.

Universität Heidelberg

Selektive Blicke in ausgewählte Kapitel

Aus Teil II: Die Entwicklung von sozialen Beziehung s- und Familienformen im mittleren Erwachsenenalter (Jan E ckhard & Thomas Klein)

� Rückgang, Aufschub und abnehmende Stabilität der Ehe.

� Zunehmende Verbreitung nicht-ehelicher Partnerschaften.

� Zunehmende Partnerlosigkeit im frühen und mittleren Erwachsenenalter (kohortenbezogene Zunahme).

� Zunahme der Kinderlosigkeit.

� Gesellschaftliche Folgen und Folgen für individuelle Lebensläufe.

Universität Heidelberg

Selektive Blicke in ausgewählte Kapitel

Aus Teil IIIa: Neue Medien – neue Lebensläufe? Vergl eichende Betrachtungen der Rolle neuer Medien für Kindheit/J ugend und für das höhere Lebensalter (Sabina Misoch, Michael Doh & Hans-Werner Wahl)

� Zunehmend mediatisierte Welt � Identitätsprozesse werden zunehmend von Medien begleitet / gestaltet / mitbestimmt? �„home digitalis“

� Vergleich von „digital natives“ mit „digital immigrants“ �mediennutzungstypische Aspekte in weit auseinander liegenden Lebensphasen (Lebenseingang / Identität – Lebensausgang / Identität).

� Noch sind es zwei „Welten“ – die Mediennutzung früh und spät im Leben, aber es gibt zunehmend Annäherungen.

Universität Heidelberg

Selektive Blicke in ausgewählte Kapitel

Aus Teil IIIb: Neue ethische Fragen neuer Lebenslau fmuster und -anforderungen (Thomas Rentsch)� Neue ethische Fragen im Zusammenhang mit „neuem, langen“

Altern � kein Lebensalter „isolieren; alle Lebensalter sinnvoll miteinander in Beziehung setzen � irreduzible, unzertrennbare Einheit und Ganzheit � „Alter“ gibt es nicht.

� „In Wirklichkeit sind wir als Babys und Kleinkinder undenkbar ohne unsere Mütter, unsere Eltern, die Großeltern, ferner in allen Lebensphasen mit den unterschiedlichen Generationen in Verbindung.“ (S. 304).

� Langes Leben und „Alter“ als aufwändig und teuer (Gefahr ethisch hoch problematischer Positionen: „Möglichst frühzeitig sterben“.)

� Wir brauchen ein neues Aufklärungsprojekt „Altern“.

Universität Heidelberg

Selektive Blicke in ausgewählte Kapitel

Aus Teil IV: Neue Lebensläufe der Geschlechter aus entwicklungspsychologischer Sicht (Insa Fooken)

� Starke Zunahme der Lebenserwartung gerade für ältere Frauen � neue Freiräume? [Riley, 1985]

� Angleichung der Lebensläufe von Männern und Frauen? [Frauen jetzt auch Soldatinnen in Deutschland!]

� Lebenslaufbezogene Ausdifferenzierung von Geschlechter-identitäten notwendig.

� „Alters-Androgynität“ als Garant von psychischer Gesundheit?

� „Doing gender“ als lebenslange Entwicklungsaufgabe?

Universität Heidelberg

Abschluss: Für wen könnte ein solches Buch von Bedeutung sein?

� An erster Stelle richtet sich das Buch an Studierenden unterschiedlicher Fachrichtungen . Es möchte dazu beitragen, anhand von theoretischem und empirischem Wissen lebenslange Entwicklung und Lebensläufe im Wandel besser zu verstehen und zu durchdringen – und dies eben aus Sicht unterschiedlicher Disziplinen.

� Unsere weitere Hoffnung: Auch Professionelle in unterschiedlichen Praxisbereichen (z.B. Pflege, kommunale Planung, Rehabilitation).

� An Lebenslauffragen Interessierte aus allen Lebensaltern.

Universität Heidelberg

Herzlichen Dank!

Louise Bourgeois (1911 – 2010)