Picos, Schluchten und Puertos...die Mädels nunmal eine weiß-blaue 650er, die eigentlich eine 800er...

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11/2009 TOURENFAHRER 45 44 TOURENFAHRER 11/2009 Ein Fahrertraining im Hinterland von Asturien für Anfänger und Fortgeschrittene. Text und Fotos: Michaela & Udo Staleker „Niemand muss das Unbekannte fürchten, weil jeder Mensch das erreichen kann, was er will und was er braucht.“ Paulo Coelho, Der Alchimist Von der Passhöhe Puerto de San Glorio eröffnet sich ein atemberaubender Rückblick auf die Picos de Europa. Picos, Schluchten und Puertos

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11/2009 TOURENFAHRER 4544 TOURENFAHRER 11/2009

Ein Fahrertraining im Hinterland von Asturien für Anfänger und Fortgeschrittene. Text und Fotos: Michaela & Udo Staleker

„Niemand muss das Unbekannte fürchten,weil jeder Mensch das erreichen kann,

was er will und was er braucht.“Paulo Coelho, Der Alchimist

Von der Passhöhe Puerto de San Glorio eröffnet sich ein atemberaubender Rückblick auf die Picos de Europa.

Picos, Schluchtenund Puertos

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Keine Autos, keine Fremden.Völlig entspannt führt der Weg auf der

kleinen Nebenstrecke am Río Nansa entlang

Zwischen Rozadio und Tudanca zwängtsich die Straße durch eine enge Schlucht.

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Manche Geschichten begin-nen lange vor dem Packen.Und manche Reise wärehalb so schön, gäbe es nicht

Wochen und Monate der Vorfreude undVorbereitung. In diesem Falle beginntdie Vorgeschichte mit einer Internet-adresse. Keine Kontaktbörse, nicht doch,

sondern eigentlich etwas Verbotenes:www.fahren-ohne-fuehrerschein.de.»So ein Quatsch«, sag’ ich noch, undschon klickt die Teuerste auf den Link.Zu spät für ‘nen Stoppie. »Lust auf Mo-torradfahren, aber keinen Führer-schein?« steht dort verlo ckend, und nochbevor ich einen dicken Hals bekommen

und lehrmeisterhaft ausholen kann,hackt da jemand bereits in einem An-meldeformular herum und gibt mir ineinfachem Imperativ die Eckdaten fürdas kommende Wochenende durch: Bie-tigheim, 9 Uhr, Parkplatz MöbelhausHofmeister, Honda stellt die Bikes unddie Instruktoren. Wir fahren da hin!« Das

Wort »Stillgestanden!« hatte ich eigent-lich lange verdrängt … Was dann folgt,ist am besten mit »Angst« zu beschrei-ben. Bei mir, wohlgemerkt, nicht beimeiner Motorradelevin. Mein Gott, sieist doch schon über vierzig. FünfzehnJahre bei mir hintendrauf – eine Super-sozia: kaum zu spüren, allzeit bereit für

die verrücktesten Touren, voller Begeis -terung, fotografierbar und fotofähig, da-bei belastbar und zäh wie ein Tankruck-sackriemen selbst bei Regen und Kälte.Und damit soll jetzt Schluss sein? Wemerzähl ich denn dann unterwegs meinegeistreichen Beobachtungen zu Land-schaft und Leuten? Dem Rückspiegel et-

Schlichte Dörfer, saftig grüne Täler.Verwegene Gipfel und kaum Tourismus.

Es sind Bilder, die mich jahrelang begleitet haben

Für Andenkenfreunde eine wahre Fund-grube: Casa Güela lockt in Villagloria mitNippes und Kunsthandwerk.

wa? Wenn sie dort nach den ersten paarKurven überhaupt wieder auftaucht…

»Och, bist du jetzt etwa einge-schnappt?« Und wenn schon, ich will dasDing durchziehen. Okay, er fährt ordent-lich Motorrad, und wir haben in den letz-ten Jahren viel gesehen. Aber oft komm’ich mir vor wie im Kino, wenn vor dir soein großer Kerl mit einem Rie sen moscht -kopf Platz genommen hat. Landschaft inPanavision mit schwarzen Riesenpixeln,Straßen in Schieflage immer dann, wennich eigentlich mal anhalten und genießenmöchte. Geradezu abtörnend sind Staub-und Schotterpfade, wenn er mal wiederGaston Rahier spielt und die Berge pur er-leben möchte. Ja, vorne ist das vielleichtgeil – wenn man Gas geben und bremsenkann, in den Rasten stehen, aus Kurvenherausbeschleunigen und auf Bergstra-ßen in den Himmel stürmen. Selber ma-chen, nicht zugucken! Da muss er jetztdurch. Nach dem Schnupperkurs meldeich mich zum Führerschein an, und imnächsten Sommer geht’s mit zwei Bikesin den Süden…

»Ich will es kurz machen.« Selbst Mo-nate später lebt sie noch, und die Fahr-schul-600er-Vierzylinder hat sie nicht be-graben. Irgendwann kann mir mal jemanderklären, warum man heutzutage Anfän-ger auf Eisenkolosse mit 230 Kilo und 80PS setzt und nicht auf eine zarte 250er, dieman notfalls auch am Umfallen hindernkann, wenn man nicht aussieht wie Ar-nold Schwarzenegger. In meiner Jugendwar die »große BMW« im Dorf eine500er, und wer die fuhr, musste einenRanzen haben und Hände wie Abortde -ckel. Ja, ich weiß, die Geschichten vonfrüher nerven allmählich. Heute fahrendie Mädels nunmal eine weiß-blaue650er, die eigentlich eine 800er ist, mit ei-ner PS-Zahl, die Soichiro Hondas erste»750 Four« aus dem Jahre 1969 mühelosverblasen hätte. Aber die Dinge ändernsich, und Frauenpower bedeutet heutenicht, mit Alice Schwarzer auf dem Sozi-

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scheint er wie ausgewechselt. Oh Wunderder Natur!

Ich bekomme jetzt Fahrunterricht, denechten natürlich. Zum Anwärmen gibt’s»España light«. Von dem lebendigen OrtUnquera aus windet sich die National-straße 621 in weiten Bögen am Río Devaentlang und gibt mit zunehmenden Hö-henmetern und sich lichtendem Morgen-nebel den Blick auf ein Bergpanoramafrei, das Heidi zum Auswandern hätte be-wegen können: Den Vordergrund fülltnoch das dunkle Grün von Pappeln, Eu-kalyptusbäumen, knorrigen Mittelmeer -eichen und dichten Stechginsterbüschen.Dahinter erheben sich aus dichter Nebel-

watte die bis zu 1400 Meter hohen Wel-lentäler eines Vorgebirges mit kargem Be-wuchs, steilen Flanken und dem Gekräu-sel von luftig-leichten Wolkenschleiernum die Bergkuppen herum. Und ganz inder Ferne ragen, einer Krone gleich, dieBergspitzen der Picos de Europa hervor,reflektieren die Morgensonne und piek-sen kühn in einen unverschämt blauenHimmel. Ein verführerisches und zu-gleich auch gefährliches Biker-Frühstück– erwische ich mich doch mehr als einmaldabei, zu träumen statt die nächste Kurveanzuvisieren. Genau dieses Gefühl aberhabe ich all die Jahre nur erahnen können:Warm eingepackt in kühler Morgenluftdahingleiten, der Fahrtwind spielt um Na-se und Mundtuch, und mit einem kleinen

Dreh am Gasgriff schiebt der gemütlichstampfende Einzylinder die »Peggy« fastspielerisch leicht den Berg hinauf. Gibt esein schöneres Reisen?

»Respekt! Das macht sie nichtschlecht.« Bleibt gut dran, trödelt nichtrum, fährt saubere Bögen und erschrecktnicht den Gegenverkehr. In Panes zweigtdie frisch ausgebaute Trasse der AS 114ab und kurvt nach Las Arenas hinab durchdie erste kleine Schlucht unserer Reise.Der Río Cares hat sich durch die Ausläu-fer der Sierra de Cuera gefressen und dieStraßenbauer gezwungen, ihr Asphalt-band schwungvoll um Felsen und Über-hänge herumzuschlingen. Oberhalb der

Schlucht locken ein paarAbstecher zu kleinenBergdörfern, und so

darf die XT einpaar Mal kräftigangasen undSerpentinenschlucken.Prompt bleibtder Rückspiegelleer. Also retourund etwas Fahr-pädagogik: Kur-ve schön außenanfahren, dannnach innen ge-hen, am Schei-telpunkt der Ser-

pentine das Gas aufziehen, zügig heraus-beschleunigen. Am besten der XT hinter-herfahren. Nein, das hat jetzt bestimmtnichts mit männlichem Chauvinismus zutun. Bis nach Allés hinauf gibt es reichlichÜbungsstoff. Und als wir erst Höhe ge-macht und am Hang entlang in das alteBergdorf Roságas gewedelt sind, da istmeine Ex-Sozia bereits keck und putztmir das Nummernschild. Frauenpower!Und wie schnell die lernen können… InLas Arenas entlässt uns das Bergsträß-chen wieder an den Fluss. Wir entdeckenein paar Fliegenfischer, lassen die Bikesam Straßenrand stehen und setzen uns zuihnen ans Ufer. Live-Szenen aus RobertRedfords »Aus der Mitte entspringt einFluss«. Mindestens so geschickt wie BradPitt und Craig Sheffer bedienen die Fi-scher ihre Fliegenruten. Dem Schwingeneiner Peitsche gleich lassen sie die Kö-derfliege an der Flugschnur zwei-, drei-

us reisen zu müssen… Ein kleines biss-chen hatte ich allerdings Recht: Die ge-tarnte 800 bewegt sich im Stand ein we-nig elefantös, und nachdem sich mein 50-Kilo-Weible beim Rangieren mit ihr zumzärtlichen Tête-à-tête auf die Seite gelegthatte, bekam noch im selben Herbst eineAprilia Pegaso den Zuschlag. Mit nur ei-nem (!) Topf natürlich, damit es bollert,wenn man am Kabel zieht. Die »Peg« hatvoll nur noch 180 Kilo, meine Holdebraucht zum Aufsteigen keinen Tritt mehr(zweideutig, ich weiß!), und die knapp 50Pferdchen ermöglichen doch tatsächlichein zügiges Vorankommen. Wer hätte dasgedacht?

»Können wir endlichlos?« Männer und Motorrä-der packen. Und wie wich-tig sie alles nehmen: wel-cher Packsack, wel-che Rolle, welcherSpanngurt wohin, da-mit meine »Peg« aufder Straße mit mirnicht den »Eiertanz« macht oder gar»Shimmy« bekommt – was immer dassein mag. Jedenfalls scheint er versöhnt,kümmert sich um alles und ist rührend be-sorgt, dass unsere Tour durch die Bergevielleicht doch zu anstrengend werdenkönnte. Wir sind in La Franca unterge-kommen, auf einem netten Campingplatzdirekt neben einer felsigen Bucht mitschönem Sandstrand. Buenos días, Spa-nien! Asturias, der Nationalpark Picos deEuropa! Wie lange ist das her? Als jungeFrau war ich hier mit dem Rad unterwegs,mit einem kleinen Kuppelzelt auf einfa-chen, improvisiert wirkenden Camping-plätzen. Freundliche Menschen inschlichten Dörfern, saftig grüne Täler,schattige Wälder, verwegene Berggipfelund kaum Tourismus. Bilder, die michjahrelang begleitet haben, stets ein wenigmit der Sehnsucht verbunden, noch ein-mal nach Nordspanien zu fahren. Und sohabe ich ihn überredet, dieses Land mitmir neu zu entdecken. Es hat schon etwasgedauert, bis endlich der Funke überge-sprungen ist: »Die weite Anreise, der At-lantik ist nicht das Mittelmeer (ach nee!),die Buchten stinken nach Kabeljau(kommt vor!), das Hinterland ist viel zukurvenreich für dich.« Und, und, und…Zugegeben: Wir haben ein paar Regenta-ge lang einen dicken Geduldsfaden knüp-fen müssen. Dann jedoch, gerade nochrechtzeitig vor dem sich anbahnendenMiese-Laune-Tief, locken die ersten Son-nenstrahlen, und nach ein paar Tagestou-ren rund um die Berggipfel der Picos

Tiefe Wolken ziehen durch die Picos deEuropa und lassen die Berge zu Scheren-schnitten werden.

Als wir Höhe machen und am Hangentlangwedeln, da ist meine Ex-Sozia

bereits keck und putzt mir das Nummernschild

Impressionen eines wenigbekannten Spaniens. Von oben nach unten:Bergdörfer zwängen sichzwischen grüne Buckel derLandschaft. In Benia deOnís wird einmal im Jahrein historischer Markt ab-gehalten. Die Brücke überden Río Nalón stammt nochaus Römertagen. In derTropfsteinhöhle Cueva elSoplao. Einheimische mitdem obligatorischen Wan-derstock beim Plausch inLas Arenas. In Dörfern wieAbandames begegnet einemhöchstens mal ein Hund.

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mal über die Wasseroberfläche sausen,bevor sie abtaucht und die Fische zum An-beißen reizt. Ideale Voraussetzungen,denn an dieser Stelle steht das Wasser desRío Cares völlig ruhig, bevor es wenigeMeter später über leichte Stromschnellenflussabwärts purzelt. Wir schauen langezu und verdauen die ersten Erlebnisse un-serer spanischen Reitschule. Erst Ruheund Konzentration bringen den erhofftenErfolg – beim Fliegenfischen wie beimMotorradfahren.

»Warum kann er nicht einfach rechts‘ranfahren?« Aber nein, erst abbiegenund dann noch scharf rechts den steilenBerghang hinauf, weil jaoben bestimmt mehr Platzzum Parken ist. Ich hassedieses Anfahren am Bergmit gleichzeitig schar-fem Einlenken. Seitich mich mit der BMWda mal dumm ange-stellt habe, ist dieseSchere in meinem Kopf. Und so taste ichmich mit den Zehen schlurfend über denBoden und lasse die Kupplung endlosschleifen. Sieht natürlich blöd aus... Ichhöre ihn schon: »Starr’ nicht auf die Fahr-bahn vor deiner Nase, sondern schau’, wodu hin willst!« Tatsächlich, so geht’s be-deutend besser. Allmählich löst sich mei-ne Verkrampfung, und trotzdem bin ichnach dieser Rangiererei wie in Öl geba-det. Wir sind in Benia de Onís angekom-men und hätten auf der Höhe des Markt-platzes fast einen ausbüxenden Esel über-fahren. Hier ist vielleicht was geboten!Dutzende von Ständen mit Produkten ausder Region: Töpferwaren, Alteisen undMessing, Tassen und Krüge aus Glas undPorzellan, geflochtene Körbe, Gewürz-stände und Kräuter gegen Leiden allerArt. Sämtliche traditionellen Hand-werksstände sind vertreten. Die Frauenund Männer tragen historische Trachtenund geschnitzte Holzschuhe mit Absät-zen, die derart grob profiliert sind, dassman sich lebhaft vorstellen kann, wie mandamit einst über verschlammte Straßenund Wege im Dorf stapfte. Imker bietenihren Honig an, Winzer ihre Weine, Ap-felbauern haben frischen Sidra (Apfel-wein) dabei, Milchbauern einen herrlichwürzigen Quesa de Cabrales (Schimmel-käse) und Metzger die in Asturien so be-liebte Chorizo-Wurst, welche mit Chili,Paprika und Knoblauch dafür sorgt, dassVerdauungsprobleme nachhaltig der Ver-gangenheit angehören. Schauen, staunen,schmecken und genießen. Es ist ein Tagganz nach unserem Geschmack. Mit dem

Motorrad unterwegs sein und Neues ent-decken – und sich für beides gleicherma-ßen Zeit nehmen.

Wir drücken erst wieder auf den Anlas-ser, als uns bereits die Strahlen der Abend-sonne wärmen. Doch sie hält nicht durchbis Covadonga. Die Fotos an der altenBrücke in La Riera bekommen noch einenorangefarbenen Touch, dann knipst Pe-trus das Licht aus, zieht einen dunstigenVorhang quer über das kleine Bergtal undtaucht den viel besuchten Wallfahrtsort inein tristes Schwarzgrau. Den Besuch beider Jungfrau von Covadonga, der Schutz-patronin Asturiens, können wir knicken.

Als die »Peg« zur Wallfahrtskirche hin-aufbollert, muss gerade jemand das Si-gnal zum gelockerten Rückzug gegebenhaben, denn Tausende wollen plötzlichheim, verstopfen die Straße, lärmen, hu-pen und schimpfen. Wahrscheinlich wares die Jungfrau selbst, so wie man in frü-heren Tagen von Zeit zu Zeit den Vorplatzgroßer Kirchen räumen musste, um wie-der frei beten und atmen zu können. Mirist noch im Gedächtnis, dass man von hieraus auf einer schmalen Schotterstraße zuzwei malerischen Bergseen fahren konn-te, doch auch daraus wird nichts. Die Zu-fahrt zum Lago de Enól und Lago de la Er-cina ist im Sommer gesperrt, und aus-schließlich Busse verkehren im Shuttle-Betrieb. Wenn einem so etwas nicht spa-nisch vorkommen soll…

»Hier müsste man Fahrschule ma-chen!« Seit Tagen kreisen wir durch denNationalpark der Picos de Europa. Mi-chaelas Grundkurs beinhaltet nun bereitssämtliche Schwierigkeitsgrade, und die»Peg« kann sich wahrhaftig nicht übermangelnde Abwechslung beklagen. ÜberCangas de Onís und die N 634 haben wirden Weg in das enge Tal des Río Tendi ge-funden und sind dem Flusslauf gefolgt,bis die Route auf der Karte nur mehr alsweißer Strich verzeichnet ist. Die schma-le Talstraße mausert sich nach wenigenKilometern zu einem anspruchsvollenBergpass mit engen Kehren, steilen An-

stiegen, moosgrün besetz-tem Fahrbahnbelag und

feuchtkalten Waldpas-

sagen. Bis hinaufnach Cazo sinddie Einzylinderganz in ihremElement, und alswir ihnen am Hostal Herma-nos Pilar in Sella-ño für eine kleineCafé-con-Leche-Pause den Zünd-strom abdrehen,glühen Michae-las Wangen rot

wie die Früchte an einem Ebereschen-baum. »Satte Leistung«, kann ich nur sa-gen, und auch die gern polternde »Peggy«nickt anerkennend mit dem Scheinwer-fer. Beide sind jetzt ein Team geworden,genießen das Kurvenschwingen in vollenZügen und wollen gern noch tiefer in tou-ristenfreies Hinterland eindringen. Wirfolgen dem schmalen Asphaltband überBeleño bis in das Bergdorf Viego. Dannverbieten die Warnschilder von Straßen-bauern und das Kopfschütteln Einheimi-scher jede Weiterfahrt. Kein Durchstichnach San Ignacio, tief unten in derSchlucht Desfiladero de los Beyos amRío Sella gelegen. Um dorthin zu gelan-gen, müssen wir den ganzen Weg zurück-turnen und erneut über Cangas auf der N 625 ins Zielgebiet vorstoßen. Mitten inder Schlucht, keine fünf Kilometer Luft-linie von unserem Umkehrpunkt entfernt,treffen wir wieder auf die Straßenbauerund sehen, was uns entgangen ist: DieTrasse scheint erst vor kurzem geschoben

Michaelas Wangen glühen leuchtend rot.Sie und die Pegaso sind jetzt ein Team,

genießen das Kurvenschwingen in vollen Zügen

Im Nationalpark Parque de Somiedowird vor Bären gewarnt, aber zu Gesichtbekommt man Meister Petz nicht allzuhäufig.

Von oben nach unten: Der Stausee Embalse deRiano in gigantischerHochgebirgsszenerie. Räuber-und-Gendarm-Spiel auf dem historischenMarkt von Benia de Onís.An der Bergstraße vonAllés nach Las Arenassehen die Wiesen auch imHochsommer nach Früh-ling aus. An Gaumenfreu-den hat Asturien eineMenge zu bieten. KircheSanta Maria de Lebena –zwischen den Gipfeln lerntman Demut. Am Hafen vonLuarca an der Costa Verde.

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worden zu sein, und unsere Reiserösserhätten über faust- bis kopfgroße Steinepoltern müssen, um an den Río Sella zugelangen.

Von Bedauern also keine Spur, zumaldie Route über die Nationalstraße reich-lich Augen- und Gaumenfreuden bietet.Hart gearbeitet hat er, der Río Sella, undeine wahrlich spektakuläre Schlucht inden Fels gegraben. Hochspannend win-det sich die Straße durch Engpässe hin-durch und an Felsüberhängen entlang, ge-stattet hin und wieder den Blick hinauf aufdie unmittelbar daneben aufragendenGipfel der Picos de Cornión. Michaelasetzt den Blinker. Zeit für ei-ne wohlverdiente Mittags-pause in dem kleinen Res -taurant Puenta la Huera,gleich hinter einer al-ten Brücke über denSella-Fluss. Volltref-fer! Como en casa – einEssen wie bei Muttern.Es gibt »ensaladilla rusa« (Kartoffelsalat)mit »albondigas« (Hackfleischbällchen)in Tomatensoße und dazu würzige »pata-tes« (Kartoffelchips). Zum Nachtischreicht die Señora eine Karamellcrèmeund einen kräftigen Café. Für den Ver-dauungsseufzer sorgen die Picos selbst:Majestätisch reckt sich das Bergmassivdes Peña Santa de Enól direkt vis-à-vis ineinen stahlblauen Himmel, in dem Adleroder Gänsegeier kreisen. Sie sind zuklein, um es mit bloßem Auge sicher zubestimmen, doch schließlich brauchenwir noch etwas Stoff zum Streiten amAbend, sonst wäre das Glück dieses Tagesgar nicht auszuhalten.

»Ich bin froh, dass wir den weiten Wegnach Asturien gemacht haben.« Das klei-ne Land an der Costa Verde verwöhnt denTourenfahrer zwischen Picos, Schluchtenund Puertos immer wieder mit kleinenAbenteuern und unvergesslichen Bil-dern. Auf dem Heimweg nach La Francapassieren wir mehrfach die Passhöhe Pu-erto de Pontón, und nach einem warmen,sonnigen Tag hält sie eines Abends einebesondere Überraschung für uns bereit.Kurz hinter dem herrlichen Picos-Pan-orama am Mirador de Oseja de Sajambreblockiert eine Herde halbwilder Pferdeden Weg. Einige davon blasen mit ihrenNüstern in die leichte Erde neben derFahrbahn und scheinen sie tatsächlichaufzulecken oder gar zu fressen. Wir kön-nen weder Pflanzenreste noch Wurzelnoder andere Leckereien entdecken undschauen dem Treiben lange Zeit staunendzu. Die Tiere sind so vertieft, dass sie sich

aus nächster Nähe fotografieren lassen.Pferdekenner daheim erklären uns Wo-chen später, dass die frei in den Bergen le-benden Pferde in Ermangelung von Leck-steinen oft auf diese Art ihren Minera-lienbedarf decken.

Und auch jenseits der großen Puertos,in den breiten Gebirgstälern von Kasti-lien-León, wo die großen Trinkwasser-Stauseen Nordspaniens liegen, wartenBegegnungen der tierischen Art und wer-fen Fragen auf. Wie kommen ostfriesi-sche Schwarz-Bunte in eine spanischeKuhgesellschaft, bestehend aus hellbrau-nem Bergvieh und dunkelgrauen Tudan-

ca-Kühen? Und welche Schauspielschu-le besuchte die mokkabraune Holly-wood-Kuh auf dem Bergpass Puerto Ven-tana, die uns mit ihren Gymnastikeinla-gen eine Trockenpause nach schweremGewitterregen versüßt? Aber es gibt auchweniger schöne Bilder. Welcher einhei-mische Dorftrottel bindet bei Agüeras ei-nen alten Esel in der brennenden Mittags-sonne an einen Weidezaun? Der schwit-zende arme Kerl kann vor lauter Fliegenkaum aus den Augen schauen und genießtsichtlich eine Hand voll saftiger Äpfelvom Wegesrand. Und warum müssen sichGastwirte in einem Hostal Hund und Kat-ze halten, wenn sie für beide nur einenwinzigen gemeinsamen Käfig haben, indem die Tiere den lieben langen Tag ver-

bringen müssen? Und schließlich gibt esgrandiose Bilder, von denen wir abendsnoch erzählen, wenn der Tag schon langeschlafen gegangen ist. Die unzähligenStörche in den Flussauen des Río Pormaunweit der Ortschaft Puebla, die frei um-herziehenden Vieh- und Pferdeherden anden flachen Ufern der riesigen StauseenEmbalse de Riaño und Embalse del Por-ma. Und der elegante Flügelschlag vonMilanen, die kurz nach den heftigen Re-genfällen auf dem kleinen Bergpass zwi-schen Pola de Laviana und Cabañaquintaein paar Herzschläge lang neben den Mo-torrädern herfliegen, als wollten sie unse-

re Wegbegleiter sein. Einewunderschöne Vielfalt, ein

Land voller Schätze –

und je weiter wiruns von den tou -ristisch erschlos-senen Picos deEuropa entfernen,umso intensiverwird das Erlebenvon Mensch undNatur.

»Der asturischeWettergott ist aberein launischerBursche.« Heutenoch hochsom-merliche Tempe-raturen, am nächs -

ten Tag dicke Wolkenbänke an der Küste,tagelanger Schnürlesregen, kühle Näch-te. Wer dieses Anti-Tourenprogrammignoriert und trotzdem auf den Anlasser-knopf drückt, wird oft mit einem radika-len Wetterumschwung belohnt. Kaum ha-ben die Bikes die feuchten Nebelschwa-den in der dramatischen Hermida-Schlucht durchstoßen, da reißt ab Potesder Himmel auf, und zarte Blautupfer sor-gen für Sonne im Gemüt. Auf dem Berg-pass Puerto de San Glorio ist dann oft be-reits ein Striptease am Straßenrand fällig,um die Regenhosen abzustreifen. WahreWechselbäder zwischen Biskaya-Tiefund heißen Sierra-Hochs. Nicht minderextrem ist das Wechselbad der Gefühleangesichts einer sich ständig änderndenLandschaftsszenerie. Flechtgrün besetzteFelswände begleiten die Abfahrt von derPasshöhe hinab zur Seenlandschaft desEmbalse de Riaño. Gemächlich an Stau-

Grandiose Bilder begleiten unsere Reise.Störche in den Flussauen, Pferdeherden

und Milane, die neben dem Motorrad herfliegen

Das hübsche Dorf Celis zeigt die typischasturischen Häuser mit roten Ziegeln unddunklen Holzbalkonen.

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seen entlangwandern, um sich gleich dar-auf in den schottischen Highlands wie-derzufinden und zum nächsten Puerto zuschwingen, der einen wieder hoch hinaufauf 1500 Meter katapultiert. Und oben dasganz große Theater: Der Tarna-Pass isteng und steil, mit Felstoren und Tunnel-passagen gesegnet, bietet Tiefblicke undAbgründe und weckt die Lebensgeisterder XT. Anbremsen, abwinkeln, halb auf-recht das Bike um die Ecken drücken, Gewichtaufs Vorderrad, ein, zweiGänge runter – und mitbassigem Bollerngeht’s stürmisch wei-ter. Ein Fahrtrainingfür Fortgeschrittene.Wen dieses Landkaltlässt, der ist im Keller aufgewachsen.

Unsere Reise wird zur Grenzlandtour.Einer Schlangenlinie gleich verläuft dieRoute mal in den steilen BergregionenAsturiens, dann wieder kilometerweitjenseits der Regionalgrenze in den sanf-teren Gebirgslandschaften Kantabriensund Kastiliens. Wird das Leben zu einerAneinanderreihung von Kurven, so be-ginnt für Motorradfahrer das Himmel-reich. Die Pforten dazu heißen in Spanienklangvoll »puerto« und eröffnen demReisenden immer wieder neue faszinie-rende Tourenlandschaften. Zunächst völ-lig entspannt führt uns der Weg auf einerkleinen Nebenroute am Río Nansa ent-lang durch vergessenes Land. Hübschekleine Dörfer wie Celis, Rozadio und dasgerade frisch renovierte Bergnest Tudan-ca dösen im Mittagsschlaf. Keine Autos,keine Motorräder, keine Fremden. In demgottverlassenen Nest La Laguna wollenwir eigentlich nur etwas trinken, radebre-chen dann aber auf Spanisch »Sólo quie-ro picar un poco« und landen unvermitteltim »comedor« (Esszimmer) der Kneipe,wo sich das halbe Dorf gerade den Bauchvollschlägt. »Un poco« bedeutet hier of-fensichtlich eine deftige Vesper aus wür-ziger Chorizo-Wurst (überdimensionalePfefferbeißer), geräuchertem Wild-schweinschinken und einer Art gebrate-ner Blutwurst mit Zwiebeln und Speck.Das Gläschen Sidra, welches landesty-pisch dazugehört, gleicht dem berühmtenTropfen auf einem heißen Stein, und sodauert es einen ganzen Liter Mineral-kühlwasser, bis mein Magenmotor wie-der auf Drehzahlen kommen kann.

Wir sind tagestourmäßig an die Grenzeunserer Reichweite gestoßen und habenfür die letzten paar Reisetage den Pack-sack mit Kleidung, Regenzeug und ein

paar Ersatzteilen auf die Supermotos ge-schnallt. Michaela ist im wahrsten Sinnedes Wortes sattelfest geworden und hat al-le meine Bedenken schwungvoll in denAtlantik gekehrt. Zwar schaue ich immernoch besorgt in den Rückspiegel, dochentdecke ich gleichermaßen das Reisenvöllig neu, seit sie ihre eigenen Wegefährt. Das Gefühl eines gewissen Stolzeserfüllt mich, wenn wir abends über einen

gemeinsam erlebten Tag erzählen, Situa-tionen wiederbeleben, über Gefahren undüber Momente des Glücks philosophie-ren. Unser Reiseerlebnis ist intensiver ge-worden, vielschichtiger und breiter – wieein Strom, den plötzlich zwei Quellflüssespeisen.

Asturien schenkt uns noch fünf schöneTage. Wir nutzen die Zeit, um bis weit hin-ter Oviedo vorzustoßen, nehmen Quartierin Pola de Lena und wandern tags draufam Senda del Oso (Bärenpfad) entlangdurch die Schlucht des Río de Val de SanPedro bis tief hinein in den Naturpark vonSomiedo. Tatsächlich warnen Hinweis-schilder am Eingang des Parks an der LE495 vor einer Begegnung mit den braunenPelzträgern, und so herrscht ab Santa Ma-ria del Puerto Hochspannung an Bord. Ei-ne der schönsten Schluchten dieser Reiseerwartet uns, doch es bleibt ruhig am Río

Somiedo, und das Bowie-Messer bleibtim Stiefelschaft stecken. Stattdessen er-freuen wir uns an morgenmunterenSchwalbenschwärmen, die an den Fels-wänden der Schlucht Jagd auf Tausendewinziger Schmetterlinge machen. Einfantastisches Schauspiel im Streiflichtder Morgensonne. Mit dem Abzweig aufdie winzig kleine Bergstraße AS 310 kurzhinter Belmonte entlässt uns das Bärental

unversehrt, und wir ma-chen uns ein wenig weh-

mütig auf die letzten

zweihundert Ki-lometer dieserTour. Das Landholt noch einmaltief Luft und prä-sentiert sich inallen Facetten:mit atemberau-benden Tiefbli -cken auf das Felstal des RíoNarcea, mitdichten Wolken-und Nebelbän-ken auf derKammstraße AS14, die unsereBikes restlos

verschlucken, das Reisetempo aufSchleichfahrt drücken, um uns erst bei derAbfahrt vom Puerto del Palo wieder insSonnenlicht zu entlassen. Eine tolle Re-giearbeit für ein noch tolleres Drehbuch!

Der unvermeidliche Showdownkommt mit dem Valle del Navia. Gutevier-, fünfhundert Meter über dem Talzieht das schmale Asphaltband der AS 12seine Bahn und scheint dabei in harmoni-scher Kongruenz den Biegungen des RíoNavia zu folgen. Gewaltige Kraftwerkestauen kilometerweit sein Wasser undschaffen eine Schluchtenlandschaft vonungeheurem Reiz. Wir brauchen lange,bis wir bei Navia ans Meer stoßen, viellänger, als wir geplant haben. Es ist wie imKino nach einem besonders guten Film,wenn man noch einige Zeit sitzen bleibt,den gesamten Abspann liest und dabeiüberlegt, ob einem nun zum Weinen oderzum Jubeln ist. Asturien hat uns seine See-le gezeigt, und wir haben in seinen Bergenund Tälern weit mehr gelernt als nur Mo-torradfahren…

Das Reiseerlebnis ist intensiver geworden,vielschichtiger und breiter – wie ein

Wo sind wir noch gleich? Am steilenCabo Vidio erinnert nicht nur das asturi-sche Wetter plötzlich an Irland.

Strom, den plötzlich zwei Quellen speisen

Allgemeines: Zusammen mit den autono-men Gemeinschaften Navarra, La Rioja,dem Baskenland, Kantabrien, Kastilien-León und Galicien bildet Asturien das geo-grafische Nordspanien. Mit einer Fläche vonnur 10.600 Quadratkilometern gehört Astu-rien zu den kleineren Regionen Spaniens(2,1% der gesamten Landmasse). SeineGrenzen sind der Golf von Biskaya im Nor-den, das Kantabrische Gebirge im Süden,die Provinzen Kantabrien im Osten und Kastilien im Westen. Die maximale Ost-West-Ausdehnung beträgt ca. 220 KilometerLuftlinie, die Nord-Süd-Distanz etwa 80 Ki-lometer, die Küstenlinie dehnt sich über 350Kilometer. Das Reisegebiet umfasst darüberhinaus einen kleinen Teil Kantabriens sowieden gebirgigen Norden von Kastilien-León.Die asturische Atlantikküste wird gern CostaVerde genannt und von Spaniern aufgrundihres feuchten Klimas vor allem in den Mo-naten Juli und August als »Sommerfrische«geschätzt.

Wirtschaftlich betrachtet war Asturienlange Zeit ein Zentrum des Steinkohle- undErzbergbaus Spaniens und konnte aus derSchwerindustrie einen Großteil seines Brut-tosozialprodukts speisen. Mit sinkender Be-deutung dieser Industrien rutscht das Landimmer tiefer in eine Wirtschaftskrise undbraucht für die Zukunft neue Industrie-zweige. Die momentane Arbeitslosenratebeträgt landesweit weit über 30 Prozent, beider Jugend sind es gar 40 Prozent.

Immer noch von großer Bedeutung ist dieLandwirtschaft. Asturien gilt als die »Milch-kammer« Spaniens und bietet dem Weide-vieh mit saftigen Bergwiesen und häufigenNiederschlägen selbst im Hochsommerideale Lebensbedingungen. Auf den Feldernwächst vornehmlich Mais, der in der Vieh-wirtschaft als Futtermais benö-tigt wird. Getreide- undWeinanbau spielen eine sehruntergeordnete Rolle. Erwäh-nenswert ist noch der Obstan-bau, dem Asturien seinNationalgetränk Sidra (Apfel-wein mit 5-6 % Alkohol) zuverdanken hat.

Neben Spanisch sprechenTeile der Bevölkerung nochAsturisch (auch »Bable« ge-nannt) und Galicisch (auch»Gallego« genannt) im Grenz-gebiet zu Galicien. In derSchule wird heute als einzigeFremdsprache zumeist Englischunterrichtet. Für den Tourenfah-rer bedeutet dies, dass man vorallem in ländlichen Gebietenohne einen Mindestwortschatz

ASTURIEN DOKUMENTATION

einem Autozug nach Narbonne fahren underst die letzten 600 Kilometer per Bike zu-rücklegen. Infos unter www.dbautozug.de.

Die beschriebene Tour umfasst inklusivedreier Picos-Umrundungen etwa 2200 km.

Unterkunft: Auf der Internetseitewww.eurocampings.de findet man einigeCampingplätze in Asturien ausführlich be-schrieben. Unter www.picosdeeuropa.comwerden Hostals, Hotels, Ferienwohnungenund Apartments gelistet.

Literatur und Karten: ADAC-Reise-führer Spanien; ADAC-Verlag, Januar 2007;ISBN: 978-3-89905-507-8; 6,50 Euro

»Nordspanien« (Reisehandbuch); Mi-chael-Müller-Verlag; 6. Auflage, März 2008;ISBN: 978-3-89953-403-0; 20,90 Euro

HB-Bildatlas »Nordspanien, Atlantikküs -te, Jakobsweg, Galicien«; HB-Verlag, Ost-fildern; 3. Auflage, Mai 2007; ISBN:978-3-616-06106-1; 8,50 Euro

Michelin-Regionalkarte Nr. 572 »Spanien Asturien, Kantabrien«, Maßstab1 : 250.000, 7,50 Euro

Spanisch nur sehr schlecht zurechtkommt.Wer also nicht hungern oder frieren will,nimmt wenigstens einen Sprachführer oderein Wörterbuch mit auf die Reise.

Reisezeit und Klima: Grundsätzlich eig-net sich Asturien für Reisen vom Frühjahrbis zum Herbst. In den Sommermonaten Juliund August jedoch sind alle Spanier selbstunterwegs, und der Nationalpark Picos deEuropa ist überfüllt. Verlässt man allerdingsdie Panoramaroute rund um die Picos (etwa200 Kilometer Strecke), dann liegt einemein Motorradparadies zu Füßen. Motorrad-fahrer aus Deutschland trafen wir nur eineinziges Mal.

Das España Verde (grüne Spanien) ver-dankt seine üppige Vegetation vor allem sei-ner Lage am Atlantik (Golf von Biskaya)mit einem sehr wechselhaften ozeanischenKlima. Dabei dient das Kantabrische Ge-birge als Klimascheide zu Zentralspanien.Auch im Hochsommer muss man mit häufi-gen, auch längeren Niederschlägen sowieheftigen Gewittern rechnen. Die Nächte sindan der Küste oft feucht-kühl, in den Bergensogar kalt. Regenzeug gehört also unbedingtins Reisegepäck.

Anreise und Tourdaten: Wer wie dieAutoren die Autobahn nicht mag, kann mitgenügend Zeit im Gepäck auf französischenund spanischen Nationalstraßen weitgehendentspannt anreisen. Von Süddeutschland aussind es ca. 1700 Kilometer ins Zielgebiet.Die Route über Stuttgart, Freiburg, Besan-çon, Montluçon, Limoges, Bordeaux, Biar-ritz, Bilbao, Santander, Llanes istabwechslungsreich und macht schon die An-reise erlebenswert.

Wer die lange Fahrt scheut, kann mit

Gijón

Oviedo

25 km

A 66

Ribadesella

C o s t a V e r d e

SPANIEN

A 66

San Vicentede la Barquera

Llanes

PotesFuente Dé

Cerverade Pisuerga

Velilladel Rio Carríon

Riano

Viego

Covadonga

Cangas de OnísArriondas

Sevares

Pola deLaviana

Cabaña-quinta

Boñar

Villamanin

Pola deLena

SanEmiliano

Caranga

Grado

Cangasdel Narcea

Grandasde Salime

Boal

La Caridad

Cudillero

CaboVidio

SanRomán

Pola deAllande

ParqueNatural

SomiedoColladaValdeteja

Parque Nacionalde los Picos de Europa

Borines

Celis

Tudanca

Sellaño

A s t u r i e n

Cabode Peñas

Luarca

UnqueraColombres

Panes

Las ArenasBenia de Onis

Cazo

Beleño SanIgnacio

Agüeras

Rodzadío

BelmonteParque

Natural deRedes

Senda delOso

N 634

N 634

N 611

N 630

N 634

Die Picos de Europa warten mit beein-druckenden Gipfeln auf. 200 Berge hierüberragen die 2000 Meter.