Health Literacy - Was ist das?
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Transcript of Health Literacy - Was ist das?
Health Literacy Was wir alle darüber wissen sollten
Ziele
Am Ende dieses Tages sind Sie in der Lage …
… die Prinzipien von Health Literacy zu verstehen.
… die Bedeutung von Health Literacy in Ihrem
persönlichen Umfeld zu kommunizieren.
… Ihr Leben bewusster zu gestalten.
Alexander Riegler, MPH
Übersicht
• Definition von Health Literacy
• Welche Relevanz hat dieses Thema für uns alle?
• Welche Einflussfaktoren gibt es in diesem
Bereich?
• Welche Testverfahren stehen uns hier zur
Verfügung?
Alexander Riegler, MPH
Was bedeutet der Begriff „Health
Literacy“ und welche Relevanz hat
dieses Thema für uns?
Alexander Riegler, MPH
Literacy
• Literacy [eng.]
o Die Fähigkeit lesen und schreiben zu können.
• Wie kann diese Fähigkeit gemessen werden?
o Absolut: Kann jemand lesen und schreiben? Ja/Nein
o Relativ: Hier wird zwischen jenen Personen unterschieden,
die komplexe Literacy-Aufgaben lösen können und jenen die das nicht können.
• Welche Bedeutung hat das für uns?
o Jene die diese Aufgaben lösen können, sind besser in die
Gesellschaft integriert und verfügen über ein höheres Maß
an Kontrolle über deren täglichen Lebens.
Alexander Riegler, MPH
Lesekompetenz
Im Rahmen der OECD-Studie „International Adult
Literacy Survey“ (IALS, 1994-1998) wurde festgestellt,
dass beispielsweise in Italien 32% und in
Deutschland 14% der Bevölkerung auf niedrigsten
Niveau lesen und schreiben konnten.
http://www.teachsam.de/deutsch/d_literatur/d_aut/schl/vorl/schl_vorl_txt_5.html
Alexander Riegler, MPH
Definition „Health literacy represents the cognitive and social
skills which determine the motivation and ability of
individuals to gain access to, understand and use
information in ways which promote and maintain
good health.“ (WHO, Health Promotion Glossary)
„ Health literacy is the degree to which individuals
have the capacity to obtain, process, and
understand basic health information and services
needed to make appropriate health decisions.”
(Healthy People, 2010)
Alexander Riegler, MPH
Definition
Gesundheitskompetenz ist die Fähigkeit des Einzelnen,
im täglichen Leben Entscheidungen zu treffen, die sich
positiv auf die Gesundheit auswirken – zu Hause, in der Gesellschaft, am Arbeitsplatz, im Gesundheitssystem, im
Markt und auf politischer Ebene. Gesundheitskompetenz
ermächtigt Personen zur Selbstbestimmung und zur
Übernahme von Gestaltungs- und Entscheidungsfreiheit bezüglich ihrer Gesundheit. Sie verbessert die Fähigkeit,
Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen und
Verantwortung für die eigene Gesundheit zu
übernehmen.
(Kickbusch, Maag, Saan, 2005)
Alexander Riegler, MPH
Definition von Nutbeam
„Health literacy involves a
complex constellation of skills
that are needed to function
effectively in the health care
setting.“
(Nutbeam, 2000)
Alexander Riegler, MPH
Definition von Nutbeam Er unterscheidet dabei 3 wesentliche Ebenen:
•Funktionale Gesundheitskompetenz: Ausreichend Grundkompetenzen im Lesen und Schreiben, um im Alltag zu funktionieren.
•Kommunikative, interaktive Gesundheitskompetenz: Fortgeschrittene kognitive und soziale Kompetenzen, die es erlauben, aktiv am Alltag teilzunehmen, Informationen zu sammeln und in Interaktionen mit anderen Akteuren zu interpretieren sowie vorhandene Informationen in veränderten Bedingungen anzuwenden.
•Kritische Gesundheitskompetenz: Fortgeschrittene kognitive und soziale Kompetenzen, die für die kritische Analyse von Informationen eingesetzt werden können, um eine größere Kontrolle über Lebenssituationen ausüben zu können.
(Nutbeam, 2000) Alexander Riegler, MPH
Synonyme für Health Literacy
• Gesundheitserziehung
• Gesundheitsmündigkeit
• (Selbst-)Kompetenz
• Patientenkompetenz
• Handlungskompetenz
Alexander Riegler, MPH
Health Literacy
„Nicht zu wissen wie man liest, fühlt sich an wie
blind, ignorant oder nicht in der Lage zu sein
etwas zu verstehen oder jemanden fragen zu
können. Ich schäme mich meinem Arzt zu
sagen, dass ich es nicht verstehen kann.“
Ein anonymer Patient (USA)
Markland, 2009 Alexander Riegler, MPH
Health Literacy Survey EU
http://inthealth.eu Alexander Riegler, MPH
Literacy und Gesundheit
• Zusammenhang zwischen einem niedrigen Grad an
Literacy und Gesundheit.
o Indirekte Effekte
• Beschäftigung
• Einkommen
o Direkte Effekte:
• Persönliches Interesse an präventiven
Gesundheitsmaßnahmen (z.: Impfung)
• Früherkennung von Krankheiten
• Zugang zum Gesundheitssystem
• Management von chronischen Erkrankungen
(Dewalt et al., 2004) Alexander Riegler, MPH
Verbesserung der funktionellen Literacy
Einführen einer bevölkerungsbezogenen Literacy – fließend lesen, schreiben, rechnen und Verbesserung des Allgemeinwissens
Start von Initiativen zur Förderung der Gesundheitsbildung
Individueller Aufbau von Kompetenzen und Wissen
Veränderung der gesundheitsrelevanten
Gewohnheiten und Praktiken
Setzen von spezifischen Maßnahmen zur Stärkung der Health Literacy
Verbessertes Wohlbefinden, umfangreichere Wahlmöglichkeiten und Alternativen zur Verbesserung der Gesundheit
Nutbeam, 2008 Alexander Riegler, MPH
Relevanz auf internationaler
politischer Ebene
EU-Programm im Bereich der öffentlichen Gesundheit
Allgemeine Ziele:
1. Ein verbesserter Gesundheitsschutz der Bürger
2. Die Gesundheitsförderung für Wohlstand und Solidarität
3. Die Schaffung und Verbreitung von Wissen in Gesundheitsfragen
WHO - 6. Internationale Konferenz zur
Gesundheitsförderung (2005) -Bangkok-Charter
for Health Promotion in a Globalized World:
…zu den Strategien einer erfolgreichen Gesundheitsförderung
inmitten einer globalisierten Welt gehöre u.a., Kapazitäten für
die Entwicklung von Gesundheitskompetenz zu schaffen…
Duvigneau, 2008 Alexander Riegler, MPH
http://pptbusiness.net/pictures-610.html Alexander Riegler, MPH
• … ein selteneres Wahrnehmen präventiv-
medizinischer Angebote (Mammographie-
Screening, Zytologischen Untersuchungen (PAP-
Abstrich)
• … einen generell schlechteren Gesundheitsstatus
Weiss et al., 1992
Mangelhafte Health Literacy ist
ein Risikofaktor für
Alexander Riegler, MPH
Mangelhafte Health Literacy ist
ein Risikofaktor für
• … seltenere Hausarztkontakte.
• … häufigere Einweisungen ins Krankenhaus.
• … eine häufigere Alarmierung der Notfallsysteme.
Baker, 2002
Alexander Riegler, MPH
Mangelhafte Health Literacy ist
ein Risikofaktor für
• … für häufigere stationäre Aufnahmen.
• … für einen längeren stationären
Verbleib.
Baker, 1998 Alexander Riegler, MPH
Mangelhafte Health Literacy ist
ein Risikofaktor
Patienten mit Asthma / COPD können ihr Dosieraerosol weniger wahrscheinlich richtig einsetzen (Williams et al.,1998b).
Patienten mit Diabetes mellitus kennen
weniger wahrscheinlich die Symptome einer
Unterzuckerung (Williams et al., 1998a).
Patienten mit Bluthochdruck wissen seltener, dass Bewegung und Gewichtsverlust den Blutdruck senken können (Williams et al., 1998b).
Entsprechende Frauen stillen seltener und
rauchen häufiger während der
Schwangerschaft (Arnold et al., 2001).
Chronische Erkrankungen Baker, 1998
Alexander Riegler, MPH
Welche Faktoren beeinflussen
Health Literacy?
Alexander Riegler, MPH
Welche Faktoren beeinflussen Health Literacy
1. Health Literacy wird beeinflusst durch die
kommunikativen Fähigkeiten von Laien und
Gesundheitsexperten
– Kommunikationsfähigkeiten inkludieren dabei
beispielsweise die Sachkenntnisse vom Lesen, Schreiben
und Rechnen sowie der Fähigkeit zur mündlichen Weitergabe von Informationen und einer guten
Auffassungsgabe.
– Die Kommunikationsfähigkeiten sind situationsabhängig (Kontext).
Alexander Riegler, MPH
Welche Faktoren beeinflussen Health Literacy
2. Die Health Literacy von Laien wird beeinflusst durch das vielfältige Vorwissen über verschiedene Gesundheitsthemen.
Personen mit beschränkten und/oder ungenauen Wissen über den Körper und Ursachen von Erkrankungen können nicht:
o Denn Zusammenhang zwischen Lebensstil (z.B.: Diäten und
Sport) und Gesundheit verstehen.
o Erkennen nur bedingt, wann sie professionelle Hilfe brauchen
o Umfangreiche Angebote an Gesundheitsinformationen können dazu beitragen, dass Personen mit bereits fortgeschrittenerem Wissen (Literacy) schnell überfordert werden.
Alexander Riegler, MPH
Welche Faktoren beeinflussen Health Literacy
3. Die Kultur der Personen beeinflußt Health Literacy
insofern,
o wie Personen Gesundheitsinformationen verstehen und
selbst kommunizieren.
o wie Personen über ihre Gesundheit denken und fühlen.
o wann und von wem sie Hilfe beziehen.
o wie Personen auf Empfehlungen zur Veränderung des
Lebensstils reagieren.
Alexander Riegler, MPH
Welche Faktoren beeinflussen Health Literacy
4. Health Literacy ist abhängig von den
Anforderungen des Gesundheitssystems.
o Personen müssen lesen, verstehen und Formulare ausfüllen
können um Behandlungen und Rückzahlungen für
Aufwendungen zu erhalten
o Personen müssen darüber aufgeklärt sein, welche Arten
von Spezialisten (z.B.: Fachärzte) und Leistungen im
Gesundheitssystem zu finden sind und wie sie diese in
Anspruch nehmen können.
Alexander Riegler, MPH
Welche Faktoren beeinflussen Health Literacy
5. Health Literacy ist abhängig von der
Situation/Kontext.
Oftmals kommt es zu einem Auftreten unüblicher
Situationen, unter dem Einfluss von Stress und Angst
wird eine Problemlösung immer schwieriger.
Es kann auch passieren, dass sich
gesundheitsverbessernde Maßnahmen negativ auf
die mentale und physische Gesundheit auswirken
und dann zu weiteren Erkrankungen führt.
Alexander Riegler, MPH
Health Literacy ist aber keine
• einfache Sprache ohne Fremdwörter (Plain
Language). Diese Sprache dient nur als eines von
vielen Werkzeug zur Verbesserung der Health
Literacy
• kulturelle Befähigung: Kulturelle Befähigung ist die
Fähigkeit von Fachleuten , interkulturell zu arbeiten.
Es kann dazu beitragen die Health Literacy in Bezug
auf die Verbesserung der Kommunikation und
Vertrauensbildung zu stärken.
Alexander Riegler, MPH
Health Literacy und die
Behandlungsqualität
Health Literacy beeinflusst die Qualität der Behandlung.
Gute Qualität bedeutet eine angemessene Versorgung der Patienten auf eine technisch kompetente Art und Weise, mit guter Kommunikation, gemeinsamer Entscheidungsfindung über den weiteren Verlauf der Behandlung (shared decision making) und entsprechender kultureller Feinfühligkeit.
Alexander Riegler, MPH
Das Empfinden der Betroffenen
• Personen mit begrenzter Health Literacy berichten öfters, dass sie aufgrund ihrer mangelnden Kompetenzen oft das Gefühl von Schande zu verspüren.
• Individuen mit schlechten Health Literacy Fähigkeiten verspüren oft Unbehagen, weil sie schlecht lesen können, diese Personen entwickeln daher spezielle Strategien zur Kompensation.
Alexander Riegler, MPH
Risikogruppen Das Risiko über eine besonders niedrige Gesundheitskompetenz zu verfügen ist besonders ausgeprägt bei Personen
o mit einem höheren Alter
o ohne festen Arbeitsplatz
o mit verminderten Einkommen und wenig Bildung /
niedrigen sozialen Status
o mit Zugehörigkeit zu einer ethnischen Minderheit
o mit Immigrationshintergrund / fremder Muttersprache
(Center for Health Care Strategies, 1998)
Das „durchschnittliche“ Individuum mit inadäquater Gesundheitskompetenz ist ein in den USA geborener
Amerikaner weißer Hautfarbe.
Alexander Riegler, MPH
Ein Bespiel für die alltägliche Informationsflut
Frau L.W., 76 Jahre, dialysepflichtige diabetische Nephropathie:
Hinweis:
• Die Ernährung sollte kalium- und phosphatarm sein.
• Reduzieren Sie die Eiweißzufuhr, nehmen sie aber ausreichend Kohlenhydrate zu sich.
• Auf regelmäßige Bewegung achten. • Halten sie sich an die vorgeschriebene Flüssigkeitsmenge.
• Blutzuckerspiegel vor dem Essen messen und einschreiben.
• Medikamente richtig einnehmen.
Präparat 1: morgens und abends Präparat 2: morgens - nur an dialysefreien Tagen! Präparat 3: morgens 30 Minuten vor dem Frühstück – danach nicht hinlegen! Präparat 4: abends im Wechsel ¼ und ½ Tbl. - wöchentlich neue Ansage! Präparat 5: 2 Hübe morgens und abends – danach den Mund ausspühlen! Präparat 6: mittags - nach dem Essen, vor Einnahme komplett zerkauen! Präparat 7: morgens 1x, mittags 2x, abends 1x – nicht mit Milch einnehmen!
Duvigneau, 2008 Alexander Riegler, MPH
Ein Bespiel für die alltägliche Informationsflut
Frau L.W., 76 Jahre, dialysepflichtige diabetische Nephropathie:
Weiters …
• Keine Uhr über den Shunt
• Nächste Woche – Grippeimpfung • Nächstes Jahr steht wieder die Dickdarmspiegelung am
Programm.
• Den Augenarzt zweimal im Jahr besuchen
• …
Duvigneau, 2008 Alexander Riegler, MPH
Gesundheitskompetenz
im Krankenhaus
Commonwealth Fund Healthy Policy Survey 2005
“Experiences of Patients with Health Problems in Six Countries”
Von den untersuchten Patienten berichtete
• jeder 4.-5., daß Risiken von Untersuchungen nicht ausreichend erklärt…
• jeder 4.-5., daß diagnostische und therapeutische Ziele nicht verdeutlicht…
• jeder 2.-3., daß er/sie vom Arzt nicht in Behandlungskonzepte mit einbezogen…
• jeder 2.-3, daß er/sie nicht bzgl. Nebenwirkungen von Medikationen aufgeklärt…
• jeder 4., daß er/sie bei Entlassung nicht über evtl. Notfallmaßnahmen informiert…
…worden wäre(n)! Duvigneau, 2008
Alexander Riegler, MPH
Vergleich
(modifiziert nach Kirsch et al., 1993)
Ca. 70 Millionen Amerikaner
haben eine Herzkrankheit
Ca. 80 Millionen Amerikaner
verfügen über eine inadäquate
Gesundheitskompetenz
Alexander Riegler, MPH
Volkswirtschaftlicher Schaden
durch mangelnde Health Literacy
• Adquate im Vergleich zu inadequater Health Literacy (Weiss et al., 2004)
289110688
0
2000
4000
6000
8000
10000
12000
$
Adequat Inadequat
Alexander Riegler, MPH
Volkswirtschaftlicher Schaden
durch mangelnde Health Literacy
• 6-7% der US-Gesundheitsausgaben sind durch inadäquate
Gesundheitskompetenz bedingt (Baker et al. 1998). Das entspricht ca. US$ 73 Milliarden, Vergleich dazu kostete die Militäroperation Desert Fox unter Bill Clinton im Irak-Krieg ca. US$
274 Milliarden.
0
50
100
150
200
250
300
$
inadequate HL Desert FoxAlexander Riegler, MPH
Welche Testverfahren gibt es
im Bereich von
Health Literacy?
Alexander Riegler, MPH
Health Literacy Testverfahren
TOFHLA (Test of Functional Health Literacy in Adults)
REALM (Rapid Estimate of Adult Lit. in Medicine)
WRAT Wide (Range Achievement Test)
NAAL (National Assessment of Adult Literacy )
HALS (Health Activities Literacy Scale)
NVS (Newest Vital Sign)
Alexander Riegler, MPH
Erfassung der Health Literacy
• Vielfach passieren die Teste auf der Messung der funktionellen Kompetenzen und erfassen somit nicht die gesamte Breite aller notwendigen Health Literacy – Kenntnisse.
• Die Bewertungsinstrumente differenzieren nur ungenau zwischen o den vorhandenen Lesefertigkeiten.
o Lücken im gesundheitsrelevanten Hintergrundwissen.
o Lücken in der Vertrautheit mit der Sprache und den angebotenen Unterlagen.
o den kulturellen Unterschieden und dem damit verbundenen gesundheitlichen Anspruch
http://www.health.gov Alexander Riegler, MPH
Health Literacy Testverfahren
Getestet wird in drei Bereichen
1.) Klinisch: ausfüllen von Patientenformularen
2.) Vorsorge: Befolgung von altersabhängigen
gesundheitsrelevanten Ratschlägen
3.) Navigation durch das Gesundheitssystem -
verstehen wofür bezahlte Leistungen erbracht
werden
http://www.health.gov Alexander Riegler, MPH
Health Literacy Schnelltest
1.)Wie oft haben Sie Probleme beim Erlernen von
medizinischen Anweisungen aufgrund von schwer
zu verstehenden geschriebenen
Informationsmaterialien?
2.)Wie oft benötigen sie Hilfe beim Lesen von
Informationsmaterialien aus dem Krankenhaus?
3.)Wie geübt sind Sie beim selbständigen Ausfüllen
von medizinischen Formularen?
Antwortmöglichkeiten: immer, oft, manchmal,
gelegentlich, nie.
Wallace et al., 2006
Alexander Riegler, MPH
Health Literacy Schnelltest
3.) Wie geübt sind Sie beim selbständigen Ausfüllen
von medizinischen Formularen?
Antwort: manchmal?
„Manchmal“ gilt als Erkennungszeichen
von Literacy Mängeln!
Wallace et al., 2006 Alexander Riegler, MPH
Health Literacy Testverfahren
• Stufen
o bewandert/vertrautes Wissen: ist in der Lage umfangreiche
und fordernde gesundheitsrelevante Handlungen auszuführen.
o fortgeschrittenes Wissen: ist in der Lage mäßige gesundheitsrelevante Handlungen auszuführen.
o elementares Wissen: kann einfache tägliche gesundheitsrelevante Handlungen ausführen
o mangelhaftes Wissen: kann nur die einfachsten Handlungen selbst ausführen
Alexander Riegler, MPH
Alexander Riegler, MPH
Wie erkennt man geringe Gesundheitskompetenz?
• Beliebte Aussprüche:
o Ich kann es jetzt nicht lesen. Ich habe meine Brille vergessen.
o Ich bin jetzt leider in Eile. Kann ich später zu Hause lesen?
o Meine Augen sind müde. Können Sie es bitte
ausnahmsweise für mich lesen?
o Ich fühle mich nicht sehr gut. Können Sie es mir bitte
vorlesen?
o Gibt es auch ein Video davon?
o …
Alexander Riegler, MPH
Welche Testverfahren gibt es
im Bereich von
Health Literacy?
Alexander Riegler, MPH
Wie erkennt man geringe Gesundheitskompetenz?
• am Auftreten:
o Nachfragen: Personen fragen viel über geschriebene Informationsmaterialien
o Visuelles Erscheinungsbild: Personen halten die
geschriebenen Unterlagen verkehrt herum.
o Unfähig zu bitten: keines der angebotenen Informationsmaterialien entspricht den Bedürfnissen
o Desinteresse: individuelle Anweisungen werden an
Familienmitglieder weiter gegeben
o Kann keine Anweisungen auf den Verpackungen lesen
Alexander Riegler, MPH
National Assessment of
Adult Literacy, 2003
1 The “Did not obtain health information over the Internet” category does not include prison inmates. 2 Disabilities include vision, hearing, learning disability, and other health problems.
Institute of Education Sciences, 2003 Alexander Riegler, MPH
Personen mit elementaren und mangelhaften Gesundheitskompetenzen beziehen aus folgenden Quellen KEINE BIS WENIG Informationen.
Quelle Mangelhaftes Wissen
Elementares
Wissen
Internet 85% 70%
Magazin 64% 47%
Bücher oder Broschüren 62% 45%
Zeitungen 59% 51%
Familie oder Freunde 47% 40%
Gesundheitseinrichtungen 35% 30%
Radio oder Fernsehen 33% 29%
Institute of Education Sciences, 2003
National Assessment of
Adult Literacy, 2003
47% der Befragten befinden sich in Gruppe 1 und 2
Institute of Education Sciences, 2003
National Assessment of
Adult Literacy, 2003
Alexander Riegler, MPH
National Assessment of
Adult Literacy, 2003
http://dese.mo.gov/divcareered/AEL/AEL_KeyConcepts.pdf Alexander Riegler, MPH
Eine weitere US Health Literacy Studie
fand heraus, dass
• 33% nicht in der Lage waren, grundlegende
einfache Gesundheitsempfehlungen zu lesen.
• 42% die Anweisung nicht verstehen, ein
Medikament auf leeren Magen einzunehmen.
• 26% eine schriftliche Terminvereinbarung nicht
verstanden haben.
• 43 % Probleme haben, die Rechte und Pflichten der
Versicherung zu verstehen.
• 60% verstanden ein standardisiertes
Genehmigungsschreiben nicht.
(Williams et al., 1995)
Alexander Riegler, MPH
Alexander Riegler, MPH
Alexander Riegler, MPH
Weitere Ergebnisse • Nur 12% der Erwachsenen verfügen über
umfangreiche Gesundheitskompetenzen. Anders ausgedrückt, 9 von 10 Erwachsenen, haben zuwenig Fähigkeiten um ihre eigene Gesundheit zu erhalten oder Krankheiten vorzubeugen.
• 14% der Erwachsenen, 30 Millionen Amerikaner, haben mangelnde Gesundheitskompetenzen. Sie geben oft an, über einen schlechten Gesundheitszustand (44%) zu verfügen und besitzen seltener eine Gesundheitsversicherung (28%) als Personen mit umfangreichen Kenntnissen.
http://www.health.gov Alexander Riegler, MPH
Welche Strategien zur
Verbesserung von
Health Literacy gibt es?
Alexander Riegler, MPH
Strategien zur Verbesserung
1.)Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit von Gesundheitsinformationen.
2.)Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit von Gesundheitseinrichtungen.
3.)Aufbau von Kompetenzen, die eine gemeinsame Entscheidungsfindung in gesundheitlichen Belangen zwischen Arzt und Patienten ermöglicht.
4.)Förderungen zur Verbesserung von Health Literacy.
http://www.health.gov Alexander Riegler, MPH
1.) Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit von
Gesundheitsinformationen
• Sind die Informationen für die Zielgruppe bzw. die Konsumenten richtig aufbereitet?
o Demographischer Aspekt o Kultur o Fähigkeiten o Sprache o …
• Sind die Informationen einfach in der Praxis anwendbar?
o Vor der Ausgabe von Unterlagen sollten diese auf
Verständlichkeit getestet werden. Daher immer wieder testen, testen, testen
Alexander Riegler, MPH
1.) Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit von
Gesundheitsinformationen
• Werden die mündlichen Informationen klar und leicht verständlich angeboten und hört der Empfänger der Informationen aufmerksam zu?
o Nachfragen ob alles verstanden wurde (offene Fragen
verwenden, z.B.: erzählen sie mir vom Problem…)
o Falls notwendig jemanden hinzuziehen, der bei der Erklärung von wichtigen Dingen hilft
Alexander Riegler, MPH
2.) Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit
von Gesundheitseinrichtungen
• Verbesserung der Verständlichkeit und Benutzerfreundlichkeit von Formularen und Anleitungen. o Formulare in verschiedenen Sprachen auflegen o Wiederholte Durchsicht auf einfache und klare
Verständlichkeit.
• Verbesserung der physikalischen Gegebenheiten o Leicht verständliche Wegweiser o Einfache Symboliken verwenden
• Bereitstellung von Hilfestellungen die Unkundige sicher durch das System führen. o z.B.: geschulte Sozialarbeiter zur Verfügung stellen
Alexander Riegler, MPH
3.) Verbessertes „shared decision making“
• Verbesserung des Zugangs zu richtigen und angemessenen Gesundheitsinformationen
o Etablierung von neuen Mechanismen zum Tausch und zur
Verbreitung von verständlichen Schulungsunterlagen
o Identifizierung von neuen Methodenn zur Informationsverteilung (Handy, Trafiken, ..)
• Einladen zum „shared decision making“ durch den Gesundheitsexperten o Abgleich von Informationen und Empfehlungen samt
Zugang zu verschiedenen Leistungen, Ressourcen und Unterstützung
Alexander Riegler, MPH
3.) Verbessertes „shared decision making“
• Verbesserung der Gesundheitsausbildung
o Entwickeln von Lehreinheiten in der Erwachsenenbildung,
die auch deren Interessen widerspiegeln.
Alexander Riegler, MPH
4.) Förderungen zur Verbesserung
von Health Literacy
• Setzen Sie sich für Health Literacy Initiativen ein.
o Erkennen Sie Projekte, die dem Health Literacy Gedanken
widersprechen
o Sprechen Sie Verantwortliche darauf an und geben Sie Ihr
Wissen weiter
• Integrieren Sie Health Literacy in Ihre Planungen und
Ziele
o Das betrifft ihre zukünftigen strategischen und ihre
Fortbildungsmaßnahmen
• Übernehmen Sie Verantwortung bei verschiedenen
Health Literacy Aktivitäten
Alexander Riegler, MPH
Was kann jeder von uns machen?
• Respektvoller und sozialer Umgang.
• Betroffene nicht diskriminieren.
• Sofern möglich, eine Audio- oder Videoalternative anbieten.
• Falls jemanden etwas erklärt wurde, so sollte dieser aufgefordert werden, den Inhalt zu wiederholen.
• Bilder und verschiedene Modelle verwenden.
• Falls Unteralgen angefertigt werden, darauf achten, dass diese leicht verständlich sind.
• Keine Fremdwörter sondern eine einfache Ausdrucksweise verwenden.
• Auf den wesentlichen Inhalt konzentrieren – die meisten Menschen können sich nur 3-5 Schwerpunkte merken.
Alexander Riegler, MPH
Joint Commission on Accreditation of
Healthcare Organizations
• Empfehlungen 2008:
o Der Patient erhält Trainingseinheiten und
Unterricht in für Ihn maßgeschneiderter Form
o Alle Patienten werden auf Ihre Literacy hin
überprüft
o Alle angebotenen Unterlagen müssen
dahingehend überprüft werden, ob Sie von den
Patienten auch verstanden werden können.
http://www.health.gov Alexander Riegler, MPH
Ihr Beitrag zur Verbesserung
• Sie haben die Chance Veränderungen zu
bewirken? Dann …
o nehmen sie auf jene Rücksicht, die möglicherweise
Schwierigkeiten mit dem Erfassen von Aufgaben haben
(Bildungsniveau, Sprache, …)
o geben Sie Ihr Wissen innerhalb der Organisation weiter, indem Sie interne Fortbildungen organisieren.
o ziehen Sie Spezialisten bei und erhöhen Sie dadurch den
Wissensstand aller
o arbeiten Sie mit der Öffentlichkeit zusammen
o Intranet? Gestalten Sie die Inhalte sehr einfach (Plain
Language)
Alexander Riegler, MPH
Health Literacy
Wer ist verantwortlich für die
Verbesserung der Health
Literacy?
Wir alle !!
Alexander Riegler, MPH
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Alexander Riegler, MPH www.alexanderriegler.at [email protected]
Alexander Riegler, MPH
Literaturverzeichnis I • Arbeitsbericht Workshop November 2005 Gesundheitskompetenz,
http://www.google.at/search?q=Arbeitsbericht+Workshop+November+2005+Gesundheitskompetenz&ie=utf-8&oe=utf-8&aq=t&rls=org.mozilla:de:official&client=firefox-a
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Alexander Riegler, MPH
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