Post on 25-Jan-2015
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WISSENSCHAFTLICHE BLOGSNUTZUNGSWEISEN UND NUTZER
Merja Mahrt & Cornelius Puschmann
Überblick
Forschungskontext Forschungsstand: Was ist ein Wissenschaftsblog?
Welche Rolle spielen Blogs im Wissenschaftsbetrieb? Eigene Fallstudien: Wer liest Wissenschaftsblogs?
Welche Öffentlichkeit(en) bilden sich um Blogs?
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Forschungskontext
Forschungsschwerpunkte: computervermittelte Kommunikation, Mediennutzungsforschung
Nachwuchsforschergruppe „Wissenschaft und Internet“(Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, 2010-2012)
DFG-Projekt „Vernetzung, Sichtbarkeit, Information? Nutzungsmotive informeller digitaler Kommunikations-genres unter Wissenschaftlern“(Humboldt-Universität zu Berlin, 2012-2015)
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Wie verändert das Internet die Wissenschaft?
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wiss. KommunikationForschungsmethoden
Daten
Fächerkulturen / Selbstverständnis Verhältnis von Wissenschaft und
Öffentlichkeit
Was ist ein Wissenschaftsblog?
definiert durch
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Akteure?
„das Blog eines Wissenschaftlers“
Wer ist ein Wissenschaftler?
Inhalte?
„ein Blog mit wissenschaftlichen Inhalten“
Was genau sind wissenschaftliche Inhalte?
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Was ist ein Wissenschaftsblog?
Was ist ein Wissenschaftsblog?
Funktionen wissenschaftlicher Blogs nach Kjellberg (2010)
Inhalte weitergeben (disseminating content) Meinungen äußern (expressing opinions) informiert bleiben und sich erinnern
(keeping up-to-date and remembering) schreiben (writing) sich austauschen (interacting) sich vernetzen (creating relationships)
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Was ist ein Wissenschaftsblog?
Große Unterschiede bezüglich der Autoren (Wissenschaftler, Journalisten, …) vorgestellten Leserschaft (Fachkollegen, Laien, Politiker, …) kommunikativen Ziele (Inhalte weitergeben, Sozialkapital anhäufen, …)
Daraus ergeben sich sehr unterschiedliche Typen, bspw. wissenschaftliches Notizbuch
(für die Dokumentation laufender Forschung) Forschungsblog
(für die Veröffentlichung und Diskussion von Forschungsergebnissen) Wissenschafts-PR-Blog
(für die außerfachliche Präsentation wissenschaftlicher Inhalte)
Blogs sind so heterogen wie ihre Autoren!
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geplant
spontan
intern extern
Journal-Artikel / Monographie
Essay in einer Tageszeitung
Kaffeepausen-Gespräch bei einer Konferenz
Vorstellung des Fachs beim Tag der offenen Tür o.ä.
Forschungsblog (I)
PR-Blog (II)
wissenschaftliches Notizbuch (III)
?
Welche Akzeptanz haben Wissenschaftsblogs? Internetnutzer, die zumindest gelegentlich Blogs nutzen
Deutschland: 7% (Busemann & Gscheidle, 2011) USA: 32% (Pew Research Center, 2010) Japan: 80% (comScore, 2011)
Wissenschaftler, die zumindest gelegentlich Blogs nutzen D: 8% (Studie „Digitale Wissenschaftskommunikation“, 2010-2011) UK: ~ 7% (Studie „Use and Relevance of Web 2.0 Resources for
Researchers“, 2009)
Die Akzeptanzunterschiede sind bei Blogs sehr groß!
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Welche Akzeptanz haben Wissenschaftsblogs? „Wie tauschen Sie sich für gewöhnlich mit anderen
WissenschaftlerInnen aus Ihrem Arbeitsgebiet aus?“ (Bader, Fritz & Gloning, 2012) persönlich: 96% am Telefon: 49% über netzbasierte Austauschmedien (z.B. Skype): 21% per E-Mail: 94% auf wissenschaftlichen Mailinglists: 24% in wissenschaftlichen Blogs: 4% (Rechtswissenschaften: 10%) mithilfe von speziellen Forschungsportalen (z.B. ResearchGATE): 5% über Netzwerkportal (z.B. Facebook): 5% über Twitter (oder andere Form des Mikrobloggings): 2% in Wikis: 6%
Quantitativ betrachtet spielen Blogs in der Wissenschaft eine marginale Rolle. Es ist unwahrscheinlich, dass sich das in der nahen Zukunft ändert.
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Welche Akzeptanz haben Wissenschaftsblogs? „Wenn Sie wissenschaftliche Thesen oder
Forschungsergebnisse vor der Publikation diskutieren wollen, wie gehen Sie in der Regel vor?“ Ich spreche mit meinem Fachkollegen: 93% Ich tausche mich mit meinen KollegInnen per E-Mail darüber aus: 70% Ich schreibe einen Blog-Beitrag zu diesem Thema: 1%
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Welche Akzeptanz haben Wissenschaftsblogs? wichtigste Gründe für das Nicht-Lesen von Blogs:
„keine Zeit“ „keine (interessanten) Blogs in meinem Fach“ „die Blog-Landschaft ist mir zu unübersichtlich“ (!)
wichtigste Gründe für das Nicht-Schreiben eines Blogs: „keine Zeit“ „ich nutze bereits andere Kommunikationswege“
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Was sind mögliche Implikationen für den Wissenschaftsbetrieb? Als Werkzeug für die formale interne Wissenschafts-
kommunikation sind Blogs nur geeignet wenn... sie institutionell anerkannt werden sie Maßnahmen zur Sicherung wissenschaftlicher Qualität anwenden ihre Nutzung forschungspolitisch incentiviert wird
Als Werkzeug des Wissensmanagement, für die externe Wissenschaftskommunikation und für die Binnen-kommunikation zwischen Wissenschaftlern einerseits und Praktikern, Journalisten und einer breiteren Öffentlichkeit andererseits sind sie bereits heute relevant.
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Fallstudien zur Nutzung wissenschaftlicher Blogs Wer liest wissenschaftliche Blogs und warum? Wie beeinflussen Eigenschaften eines Blogs seine
Nutzerschaft?
Fallstudien Eine Woche Wissenschaftsblogging Fallstudie zu Leserkommentaren Befragung von Lesern
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Eine Woche Wissenschaftsblogging
5 Meta-Plattformen amazings.es (spanisch) hypotheses.org (französisch) researchblogging.org scienceblogs.com scilogs.de
9.-16. Januar 2012: Erfassung aller Blogposts n = 293
Was erlangt Aufmerksamkeit?
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Eine Woche Wissenschaftsblogging
Was erlangt Aufmerksamkeit?
19Basis: 293 Blogposts
0
10
20
30
40
Anzahl der Kommentare
%
keine
1-5
6-10
11-20
21-50
51-100
über 100
Eine Woche Wissenschaftsblogging
Was erlangt Aufmerksamkeit? Top 11% Über 100 Kommentare (über 400 bzw. 800)
2 Posts zu Andrew Wakefield und Impfkontroversen („Respectful Insolence“, scienceblogs.com)
Über 50 Kommentare 3 weitere Posts von „Respectful Insolence“, 2 davon zu Impfen 2 Posts von scienceblogs.com (Medienberichterstattung zu
Klimawandel; Rolle der Nullhypothese in der (Natur-) Wissenschaft) 1 Post von scilogs.de (antibiotikatresistente Keime auf Geflügelfleisch)
Über 20 Kommentare (n = 25) breites Fächerspektrum Posts in Alltagssprache, z.T. mit politischer Komponente Posts, die direkt zu Interaktion aufrufen (Nominierungen u.ä.) kontroverse Themen (z.B. Gender, Lebensmittelsicherheit, Preise für
den Zugang zu Journals) 20
Aufmerksamkeit für Wissenschaftsblogs
Bei Posts in Alltagssprache Bei Themen mit politischen oder anderweitig
kontroversen Komponenten Eher nicht bei Posts, die aktuelle Studien und Befunde
darstellen Vielfältige Posts zu Geisteswissenschaften oft ganz ohne
Kommentare
Nur expressive Funktionen werden auch eingelöst? Informationen weitergeben, Meinungen äußern, schreiben
Interaktion: Wer liest Wissenschaftsblogs und warum?21
Fallstudie zur Leserkommentaren
Definition über Inhalte Bezug zu Forschung mit Peer Review (2 Science-Artikel) Risiko- und Krisenkommunikation (EHEC, Fukushima) Allgemeiner Wissenschaftsdiskurs (Guttenberg-Plagiate)
Inhaltsanalyse von 1.271 Blogkommentaren zu 25 ausgewählten, möglichst unterschiedlichen Blogbeiträgen
2 Coder, mehrstufiger Pretest, gute bis sehr gute Intercoderreliabilität
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Verständlichkeit von Blogpost und Kommentaren
25
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
Alltagssprache einf ./mittl. wiss. Anspruch
hoher wiss. Anspruch
Sprache der Kommentare
Sprache der Blogposts
Alltagssprache
einf ./mittl. wiss. Anspruch
hoher wiss. Anspruch
n = 510, 9 Blogs n = 671, 13 Blogs n = 78, 3 Blogs
0%10%20%30%40%50%60%70%80%90%
100%
nicht zu erkennen
Laie
Experte
Status der Kommentierenden
27
n =
275
n =
109
n =
206
n =
156
n =
375
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%Zusatz, inhaltl. Ergänzung
Zustimmung
Kritik, Widerspruch
Danksagung, Anerkennung, Lob
Frage
Handlungsempf., Hilfe, Rat
Anlässe für Kommentare
28
Bis zu zwei Anlässe codiert
n =
262
n =
119
n =
215
n =
200
n =
405
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
wiss. Kommentar
freier Kommentar
Wiss.vermittlung an Laien
politischer Kommentar
Gratifikationen
29
n = 505
n = 144
n = 312
n = 158
Zwischenfazit zur Blognutzung
Wissenschaftliche Blogs erfüllen vielfältige Funktionen, für Blogger und Leser
Form und Inhalt des Blogs beeinflussen Leser und Kommentare
Informations- und Diskussionsbedarf, insbesondere bei Risiko- und Krisenkommunikation
Geplant: Befragung von Bloglesern zu ihren Interessen, Nutzungsgewohnheiten und Motiven
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Vielen Dank
Dr. Merja Mahrt Dr. Cornelius Puschmann
Heinrich-Heine- Humboldt-Universität
Universität Düsseldorf zu Berlin
mahrt@phil.uni-duesseldorf.de,
puschmann@ibi.hu-berlin.de 31
Quellen
Bader, A., Fritz, G. & Gloning, T. (2012). Digitale Wissschaftskommunikation 2010-2011: Eine Online-Befragung. Abgerufen am 13. März 2012 von http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2012/8539/
Busemann, K., & Gscheidle, C. (2011). Web 2.0: Aktive Mitwirkung verbleibt auf niedrigem Niveau. Media Perspektiven, (7-8), 360-369.
comScore (2011). Japan Internet users spend most time on blogs worldwide. Pressemitteilung, abgerufen am 13. März 2012 von http://www.comscore.com/Press_Events/Press_Releases/2011/8/Japan_Internet_Users_Spend_Most_Time_on_Blogs_Worldwide
Kjellberg, S. (2010). I am a blogging researcher: Motivations for blogging in a scholarly context. First Monday, 15(8).
Kouper, I. (2010). Science blogs and public engagement with science: Practices, challenges, and opportunities. Journal of Science Communication, 9(1), 1-10.
Pew Research Center (2010). Generations 2010. Pew Internet and American Life Project. Abgerufen am 25. October 2011 von http://pewinternet.org/~/media//Files/Reports/2010/PIP_Generations_and_Tech10.pdf
Poschen, M. (2009). Impact of Web 2.0 on scholarly communication. Vortrag beim Workshop on Scientific Writing and New Patterns of Scientific Communication, 5th International Conference on e-Social Science, Köln, 24.-26. Juni 2009.
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Abweichungen vom Thema
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0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
Thema des Blogbeitrags
thematisch noch verwandt
f remder Gegenstand
Persönliches
Metabezugspunkt
n =
545
n =
157
n =
354
n =
191