UMRISSE 01/2016

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UMRISSE >> DAS LINKE JUGENDMAGAZIN SOZIALISTISCHE JUGEND STEIERMARK AUSGABE 01/16 Alles wird gut...

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Zum 10ten Jubiläum unseres Mitgliedermagazins UMRISSE erstrahlt die erste Ausgabe im neuen Jahr in neuem Glanz! Schaut rein! #goLEFT

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PORTOZAHLEN

WIR

UMRISSE>> DAS LINKE JUGENDMAGAZIN

SOZIALISTISCHE JUGENDSTEIERMARK

AUSGABE 01/16

Gebrüder Moped

facebook.com/SJstmk twitter.com/SJ_stmk sj_stmk

AN DIE

SOZIALISTISCHE JUGEND STMKEGGENBERGER ALLEE 49/48020 GRAZ

Alleswirdgut...

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Ende 2015 löste eine Nachricht in ganz Leoben heftige Diskussionen aus. In den letzten Wochen des Jahres wurden zahlrei-che unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge (UMFs) im ehemaligen Leobner BAUMAX untergebracht. Das Innenministerium hat-te die ehemalige Verkaufshalle kurzerhand zum Zwischenlager für junge AsylwerberIn-nen verwandelt.

Die Volksanwaltschaft brachte bald darauf in Erfahrung, dass die teils traumatisierten Jugendlichen dort in eisiger Kälte und mit kaum ausreichender Betreuung unterge-bracht wurden. Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge unter diesen katastrophalen Um-ständen leben zu lassen zeigt einmal mehr, wie verantwortungslos und unorganisiert Behörden und Politik seit Monaten gehan-delt haben und immer noch reagieren. Auf Grund der ohnehin aufgeheizten Stimmung in der „Flüchtlingsfrage“ hat das Innenmi-nisterium einmal mehr Öl ins Feuer gegos-sen. Es ist inakzeptabel, dass in einem der reichsten Länder der Welt flüchtende Kinder in riesigen Hallen frieren müssen!

In Leoben haben deshalb engagierte Bür-gerInnen die Initiativen „Gesicht zeigen in Leoben“ und „CONNECT.LEOBEN“ gegen Fremdenhass ins Leben gerufen.

Text: Florian Penz

Flüchtlingein Leoben ...

FLÜCHTLINGE _ 02

„Nur dagegen zu sein, war mir nie genug.“ Tina Wirnsberger hat sich im vergangenen Jahr einen Namen gemacht. Mit ihrer Online-Plattform bringt sie seit mehr als einem halben Jahr SteirerInnen zusammen, die sich für Flüchtlinge engagieren. Ende 2015 wurde sie dafür sogar zum „Sozialen Grazer (sic!) des Jahres“ gewählt.

Engagiert war die „echte Grazerin“ schon immer. „In den letzten Jahren habe ich dann mitbekom-men, dass die FPÖ immer stärker wird. Da konn-te ich nicht einfach zuschauen!“ Durch die Arbeit als Sprachpatin für Frauen in Deutschkursen hat sie gemerkt, wie diskriminierend unser System in Wirklichkeit ist. „Eine der Frauen, mit denen ich Deutsch lernte, wollte Pflegehelferin werden. In Tschetschenien ist sie eine gut ausgebildete Krankenschwester gewesen - aber das war in Ös-terreich nichts wert. Ihr Ansuchen auf einen zwei-ten Deutschkurs wurde einfach abgelehnt.“ Die Begründung: Zum Putzen reiche ihr Deutsch jetzt schon. Das war für Tina Wirnsberger der Moment, in dem sich ihr Gerechtigkeitssinn zu Wort melde-te. „Menschen müssen die gleichen Chancen be-kommen und zwar egal, wo sie herkommen. Jede & jeder soll die Möglichkeit haben, einen guten

2015 war ein bewegtes Jahr für Tina Wirns-berger. Im Sommer gründete sie die Platt-form „Flüchtlinge willkommen in der Stei-ermark“ & vernetzt seitdem Menschen, die sich im ganzen Land für AsylwerberInnen einsetzen!

PORTRAIT:

DIE HELFERIN

Tina Wirnsberger (*1982) wurde im Dezember 2015 für ihr Engagement in der Flücht-lingshilfe zum „Grazer (sic!) des Jahres“ gewählt. Sie ist außerdem Bezirkssprecherin der Grünen im Grazer Bezirk Lend.

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Job zu finden und für sich selber zu sorgen.“

Jahre später diskutiert ganz Österreich über die vielen Flüchtlinge, die plötzlich aus Syrien, dem Iran und Afrika nach Europa kommen. ExpertInnen haben das schon lange vorausgesagt - die Politik reagierte nicht. Tina gründete deshalb „Flücht-linge willkommen in der Steiermark“, eine Face-book-Plattform, auf der sich inzwischen mehr als 8.000 SteirerInnen vernetzen. Dort plant die Zivil-gesellschaft Aktionen, um AsylwerberInnen, die nach Österreich kommen, zu helfen. Die Commu-nity übernimmt damit oft die Arbeit des Staates. „Nach den letzten Monaten sind viele langsam er-schöpft. Die meisten müssen sich zwingen, auch mal wieder einen Abend nach Hause zu fahren. Aber es ist das Lächeln der Hilfesuchenden, das uns antreibt. Für die meisten von uns ist Freizeit deswegen momentan ein Fremdwort.“

Was sie sich für die Zukunft wünscht? „Ich will, dass endlich alle an einem Strang ziehen. Es kann nicht sein, dass die Menschen, die noch weniger haben als wir, für all die Probleme verantwortlich gemacht werden, für die sie nichts können!“ Man muss verhindern, dass soziale Unzufriedenheit auf Hilfesuchende übertragen wird - das bringt nur eine gesellschaftliche Spaltung. „Und das macht mir große Sorgen. Ich wünsche mir, dass wir alle die wahren Ursachen unserer Probleme erkennen. Und dass wir hinschauen, nicht wegbli-cken und helfen wo wir können!“

Ein Bericht von Florian Penz.

Das neue Jahr ist da und damit eine gan-ze Menge neuer Vorsätze. Während die ei-nen ins Fitnesstudio gehen oder mit dem Rauchen aufhören wollen haben wir unse-ren ersten Vorsatz schon umgesetzt. Zum 10-jährigen Jubiläum erstrahlen die UMRIS-SE, das linke Jugendmagazin in der Steier-mark, in neuem Glanz. Wir bieten euch hier ab sofort aktuelle Infos zu brennden The-men & kritischen Journalismus aus jungen Federn. Und wir freuen uns schon darauf!

Wir, das ist die Sozialistische Jugend - die größte politische Jugendbewegung der Steiermark. Wir bieten jungen, kritischen Köpfen eine Plattform, um ihre Ideen und Visionen umzusetzen. Und mit den UMRIS-SEN wollen wir genau das schaffen! Denn gerade die letzten Monate haben gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir Jungen uns laut-stark zu Wort melden. Steigende Arbeits-losigkeit, Hetze gegen Flüchtlinge & kaum Perspektiven für uns Junge - es gibt noch viel zu tun!

PORTRAIT:

DIE HELFERIN //EDITORIAL

Euer Redaktionsteam!

IMPRESSUM // Medieninhaberin: SJ Steiermark (Eg-genberger Allee 49-4, 8020 Graz, [email protected]) // Chefredakteure: Sebastian Pay, Florian Penz // Redaktion: Peter Drechsler, Olivia Mühlbacher, Susanne Hofer, Lucia Schnabl, Matthias Rudischer, Bianca Movileanu, David Rautner, Anna Robosch // Layout: Sebastian Pay // Die UMRISSE sind ein Informationsmedium für Mitglieder & SympathisantInnen der SJ Steiermark // Titelfoto (cc) Pete Jordan-Flickr 03_

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Das Online-Angebot des Verkehrs- und Technologieministeriums gibt Einblicke in die vielseitige Welt des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit).

Wussten Sie, dass in Österreich ein Kraftwerk ganz aus Hanf existiert? Welche Mobilitäts-Konzepte gibt es in den sogenannten „smarten Städten“ Europas? Wie verändern die vom Ministerium geförderten Projekte im Bereich Forschung und Entwicklung unseren Alltag?

Kaum ein anderes Ministerium hat so viele unterschiedliche Zuständigkeiten unter einem Dach gebündelt wie das bmvit: Straße, Schiene, Schiff- und Luftfahrt, Datennetzwerk, angewandte Forschung, Energie- und Umwelttechnologien und nicht zuletzt die österreichischen Weltraumangelegenheiten sind hier zusammengefasst.

In der INFOTHEK werden komplizierte Sachverhalte anhand von Beispielen anschaulich erklärt. Durch die Einbettung von sozialen Medien sowie der Möglichkeit, konkrete Fragen an das Redaktionsteam zu stellen, lädt die INFOTHEK zur Diskussion ein.

https://infothek.bmvit.gv.at

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Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie

Willkommen in der INFOTHEK

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Das Online-Angebot des Verkehrs- und Technologieministeriums gibt Einblicke in die vielseitige Welt des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit).

Wussten Sie, dass in Österreich ein Kraftwerk ganz aus Hanf existiert? Welche Mobilitäts-Konzepte gibt es in den sogenannten „smarten Städten“ Europas? Wie verändern die vom Ministerium geförderten Projekte im Bereich Forschung und Entwicklung unseren Alltag?

Kaum ein anderes Ministerium hat so viele unterschiedliche Zuständigkeiten unter einem Dach gebündelt wie das bmvit: Straße, Schiene, Schiff- und Luftfahrt, Datennetzwerk, angewandte Forschung, Energie- und Umwelttechnologien und nicht zuletzt die österreichischen Weltraumangelegenheiten sind hier zusammengefasst.

In der INFOTHEK werden komplizierte Sachverhalte anhand von Beispielen anschaulich erklärt. Durch die Einbettung von sozialen Medien sowie der Möglichkeit, konkrete Fragen an das Redaktionsteam zu stellen, lädt die INFOTHEK zur Diskussion ein.

https://infothek.bmvit.gv.at

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Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie

Willkommen in der INFOTHEK

FLOP 2015

TOP 2015

2015 war eindeutig nicht das Jahr von Johanna Mikl-Leitner. Trotz harter Konkurrenz von ewigen FavoritInnen wie Susanne Winter & HC Strache kann sie den eindeutigen FLOP des Jahres 2015 für sich beanspruchen. Ihre verbalen Verrenkun-gen - vom Grenzraun bis zu den den legendär-en „baulichen Maßnahmen“ haben einmal mehr bewiesen, wie politisches Kalkül über menschli-chem Handeln stehen kann. Besonders mit ihrer Law-and-Order-Strategie beim Flüchtlingsthema und dem Totalversagen rund um Traiskirchen hat die Innenministerin wahrscheinlich nur einen Aus-blick auf das geboten, was auch 2016 von ihr zu erwarten ist.

Armin Wolf war auch 2015, wie fast jedes Mal in letzter Zeit, ein Fixstarter für den Titel TOP des Jahres. Besonders das inzwischen viral gewor-dene Interview mit Susanne Winter nach deren Rauswurf aus der FPÖ hat sich inzwischen im politischen Langzeitgedächtnis Österreichs ein-gebrannt. Wir würden uns mehr kritische Jour-nalistInnen wünschen, die sich weder von der Regierung, noch von sonst jemandem mutige Fragen verbieten lassen. Armin Wolf trägt mit seiner selbstbewussten, aber nicht beleidigen-den Art seit Jahren auf erfrischende Art zu einer besseren politischen Kultur in Österreich bei - wir hoffen, dass das auch 2016 so bleiben wird.

Mrs. GRENZZAUN

Das Team der BORDERLESSFLÜCHTLINGS-HILFS-AKTION ist seit letztem Sommer im Einsatz - zuerst für Traiskirchen, dann 8 Wo-chen lang als Willkommenscrew am Grazer Hauptbahnhof & heute vor allem am Schwarzl und in Flüchtlingsquartieren. Wir sprachen mit Senida Alibegovic über ihre tolle Arbeit:

Was war euer Grund aktiv zu werden?Wir konnten den Berichten rund um das Flücht-lingslager Traiskirchen nicht mehr tatenlos zu-sehen. Deswegen organisierten wir eine Sach-spenden-Aktion. Das Interesse war enorm und die Zusagen und die Unterstützung übertrafen all unsere Vorstellungen.

Wie genau arbeitet eure Initiative?Meist sind unsere Einsätze spontan, da sich immer wieder freiwillige HelferInnen bei uns

melden und um Hilfe bei der aktuen Versor-gung ihrer Schützlinge bitten. Wir sind eine bunt gemischte Truppe - von Einheimischen bis zu ehem. Flüchtlingen & MigrantInnen.

Wie schätzt du die aktuelle Situation ein?Die Gesellschaft ist sehr gespalten und die Mitte rückt immer stärker nach rechts. Das wird hauptsächlich durch negative Berichter-stattung & rechtspopulistische Propaganda verursacht wird. Es ist für den „Otto-Normal-bürger“ einfacher im Strom mitzuschwimmen als kritisch alle Informationen zu hinterfragen oder gar selbst etwas für ein besseres Mitei-nander zu tun. Es entwickelt sich ein neues Feindbild: der Muslim/die Muslimin, die stetig unter Generalverdacht gestellt werden. Das ist auch im Alltag zu spüren. Um das zu ändern sind schärfere Gesetze gegen Hetze notwen-dig, aber auch Sensibilisierung auf allen Ebe-nen - sowohl an Schulen, bei Führungskräften, in Firmen, etc. - und vor allem das gegensei-tige Kennenlernen, um Vorurteile abzubauen.

Alle Infos unter: facebook.com/borderlessfluechtlingshilfsaktion

KÖPFE EHRE, WEM EHRE GEBÜHRT

05 _ DAS WAR 2015

THE ANCHORMAN

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LÖHNE ZUM ARMWERDEN:

BALD SIND WIR ALLE PLEITE

1:12 - das forderten Schwei-zerInnen für Spitzengehäl-ter. Während immer mehr Menschen kaum genug zum Leben haben, sollte endlich Schluss mit dem Abkassieren von Top-VerdienerInnen sein. Die Abstimmung wurde zu ei-ner der aktionistischsten und breitesten in der Schweizer Geschichte._06

Bild: JUSO SchweizQuellen zum Artikel: AK Österreich, Statistik Austria/2011, AK OÖ, JUSO Schweiz, Einkommensbe-richt des Rechnungshofs 2015, Die Presse „Die Top-Verdiener unter den ATX-Bossen“

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„Nicht mehr genug zum Leben!“ Diesen Satz hört man in Österreich immer öfter. Nicht ge-nug Geld für Urlaub, Fortgehen oder auch nur, um Essen und Miete zu bezahlen. Unter die-sem Schicksal leiden heute nicht mehr nur ei-nige paar wenige – mehr und mehr Menschen sind in Österreich von Armut betroffen. Und während vor allem Junge – Studierende und junge ArbeitnehmerInnen – oft ohne Kohle und Perspektiven da stehen, geht es einer kleinen Gruppe von Menschen immer besser.

Als im Jahr 2008 die Banken, zuerst in den USA und dann in Europa, kollabierten bedeu-tete das für die breite Mehrheit der Menschen vor allem eines: Sparen. Es gab Nulllohnrun-den für BeamtInnen, Löhne wurden gekürzt oder zumindest nicht erhöht und von einem Tag auf den anderen standen mehr und mehr Menschen ohne Job da. Auch gut ausgebilde-te, junge Leute müssen sich heute davor fürch-ten, einmal ohne Arbeit und ohne Zukunft zu enden. Fast eine halbe Million Menschen war Ende 2015 arbeitslos – ein absoluter Rekord. Da könnte man doch glauben, dass auch die Köpfe an der Spitze der Job-Nahrungskette – ManagerInnen, CEOs & Konzernvorstände – ein bisschen sparen mussten, nicht wahr? Denkste!

Auf Kosten der anderen ....5.000 Menschen. So viele ÖsterreicherIn-nen verdienten in den vergangenen Jahren im Durchschnitt über 250.000 Euro pro Jahr. Tendenz stark steigend. Trotz Krise, Massen-arbeitslosigkeit und Lohnkürzungen hat es die-se kleine Gruppe geschafft, sich immer mehr Geld unter den Nagel zu reisen. Und dabei geht es da noch gar nicht um Vermögensge-winne, teure Immobilien oder Aktienspekulati-

Reiche werden immer reicher, Arme im-mer ärmer - soweit nichts neues. Doch während immer mehr Menschen in Armut leben müssen bekommt eine kleine Grup-pe an der Spitze mehr & mehr. Das Neue daran ist, dass dies nicht nur für reiche ErbInnen & risikofreudige InvestorInnen gilt. Heutzutage tritt vor allem ein Grund für himmelschreiende Ungleichheit auf den Plan: Die Löhne!

onen – nein, nur um das, was einige wenige als Gehalt und Bonus-Zahlungen von ihren Unter-nehmen bekommen. Genaue Daten dazu, wer in Österreich wie viel verdient, gibt es sehr we-nige. Andere Länder sorgen da längst für mehr Transparenz. Aber dennoch es gibt einiges, was wir schon heute wissen ...

Zum Beispiel, dass auch von diesen paar Tau-send Top-VerdienerInnen nur zwischen 8 und 10 Prozent Frauen sind. Oder dass allein in Un-ternehmen, an denen der Staat einen Anteil hat, im Jahr 2014 insgesamt 74 Top-ManagerInnen weit mehr verdienten als der Bundeskanzler – und das obwohl diese Betriebe staatsnah sind. Während also immer mehr Menschen in Österreich nicht genug Geld zum Leben ha-ben gibt es allein in der „Österreichische Post AG“ vier Leute, die mehr als 1,6 Millionen Euro pro Jahr verdienen. Oder beim VERBUND, wo der Durchschnitt der 4 Spitzenkräfte pro Jahr ziemlich genau eine Million Euro kassiert.

Noch dramatischer wird es, wenn man in den Privatsektor geht. Dort stand der Chef der IM-MOFINANZ, Eduard Zehetner, noch 2013 mit sagenhaften 3,18 Millionen pro Jahr klar an der Spitze. In jenem Jahr verdienten die Manage-rInnen der 20 österreichischen Top-Unterneh-men im Durchschnitt 1,53 Millionen Euro an Löhnen - pro Jahr.

Die andere Seite der Medaille ...Von diesen leuchtenden Höhen des Lohnpara-dieses geht’s hinab in die traurige Realität von immer mehr ÖsterreicherInnen: Rund 1,2 Milli-onen Menschen waren 2014 armutsgefährdet. Wenn man all jene, die „ausgrenzungsgefähr-det“, also soweit eingeschränkt sind, dass sie kein normales Leben führen können, einrech-net kommt man schon auf 1,9 Millionen Men-schen. Besonders betroffen sind Frauen – rund 14% aller Österreicherinnen sine armutsge-fährdet. Fast genauso wahrscheinlich trifft Ar-

07 _ WIR SIND PLEITE

#01 3,18 Millionenpro JahrEduard ZehetnerImmofinanz-Chef

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mut auch Menschen mit Migrationshintergrund und junge Menschen.

Dazu kommt ein besonderes Phänomen: Die „working poor“. Damit sind Menschen ge-meint, die trotz Arbeit in Armut leben müssen. Mehr als eine Viertel Million Menschen - näm-lich 266.000 - haben trotz Job nicht genug zum Leben. Viele von ihnen sind gezwungen Zweit- und Nebenjobs anzunehmen, um sich und ihre Familie durchzubringen. Diese Form der Armut schlägt nicht zufällig zu: MigrantIn-nen, Alleinerziehende und, wieder einmal, be-sonders Frauen enden in Österreich viel wahr-scheinlicher als „working poor“. Sie leben oft von der Hand im Mund. Vor allem für die Kin-der und Jugendlichen, die in so einem Umfeld aufwachsen, wird das ohnehin harte Leben noch viel schwerer. Denn in Österreich, einem Land, in dem Bildung und Chancen noch im-mer mit hoher Wahrscheinlichkeit vererbt wer-den, haben sie es besonders schwer. Viele von ihnen geraten in dieselbe schwierige Situation wie ihre Eltern oder schlimmer, sie enden als NEET-Jugendlichen („Not in Education, Em-ployment or Training“), brechen Ausbildung & Schule ab und stehen damit völlig ohne Zu-kunftschancen da.

Dazu kommt die „Generation Praktikum“, denn besonders junge Menschen - vor allem Studie-rende - müssen oft monate- und jahrelang in un- oder schlechtbezahlten Praktika arbeiten, um auch nur die geringe Chance auf einen gu-ten Job zu bekommen.

Es geht um Gerechtigkeit ...All diese Menschen können sich meist so viel anstrengen, wie sie wollen. Sie haben schlech-te Karte im Arbeits- und damit auch im Privat-leben. Während einige an der Spitze für ihre Arbeit immer mehr und mehr bekommen fin-det sich die breite Masse der Menschen am unteren Ende der Nahrungskette wieder. Dass

das nicht so sein muss ist den meisten klar! Und es war auch nicht immer so: Nach dem 2. Weltkrieg, war es selbstverständlich, dass in Europa und den USA auch die Reichen und Wohlhabenden einen Beitrag zum Gemeinwohl leisteten. Es gab hohe Vermögenssteuern, Spekulationen waren streng reglementiert und die Lohnschere lag eng beinander. Das Ergeb-nis: Der Wohlstand explodierte, vielen Men-schen gelang der Bildungsaufstieg. Es gab die Gewissheit, dass es der nächsten Generation einmal bessern gehen wird, als der jetzigen.

Davon sind wir heute weit entfernt. In der Schweiz starteten Gewerkschaften, Parteien und viele Privatpersonen deshalb die Initiative „1:12“. Das Top-Gehalt eines Unternehmens darf nicht mehr als das 12-fache Mindestgehalt sein, so die einfache Devise. Oder kurz gesagt: Die Managerin darf nicht mehr im Monat ver-dienen, als der Verkäufer an der Kasse im gan-zen Jahr. Ein kleiner Schritt, zugegeben. Aber ein wichtiger Anfang, um die explodierende Ungerechtigkeit zu bekämpfen.

Und in der Schweiz traf man damit den Nagel auf den Kopf: Obwohl sie abgelehnt wurde, ging diese Initiative als eine der erfolgreichs-ten fortschrittlichen BürgerInnen-Bewegungen in die Geschichte ein. Und der Kampf geht weiter: Zahlreiche SpitzenmanagerInnen un-terstützten die Forderung. Auch sie sahen ein, dass mehr Gerechtigkeit allen etwas bringen würde - denen an der Spitze UND der Masse. Warum also nicht auch in Österreich? Warum stehen wir nicht auf und kämpfen für ein Wirt-schaftssystem, das nicht hunderttausende ar-beitende Menschen links liegen lässt? Warum kämpfen wir nicht für faire, gerechte Löhne? Es wäre an der Zeit!

1:12 wurde 2013 von den JUSO Schweiz, den Grünen, den SozialdemokratInnen & Gewerkschaften initiiert.

Ein Artikel von Sebastian PayWIR SIND PLEITE _ 08

#02 2,86 Millionen

pro JahrGerhard RoissOMV-Vorstandschef

#03 2,48 Millionenpro JahrAndreas TreichlVorstandschefErste Group

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Jung &arm!

Ein Text vonMatthias Rudischer & Bianca Movileanu

„Wenn man noch bei den

Eltern wohnt ist es meist

einfacher als ganz allein. Ich

verdiene nicht so viel & komme

gerade so über die Runden. Trotz-

dem helfe ich meinem Vater oft

mit der Miete aus. Vor kurzem

habe ich die Wohnung für zwei

Monate nachzahlen müssen, da

bleibt nicht viel vom Lohn übrig.

Ich helfe immer, aber ich hätte

auch gern mehr vom Leben.“

Mirel, 21ist Hilfsarbeiter

„Ich habe das Glück, dass meine Eltern mir eine um-fangreiche Ausbildung ermög-licht haben, deswegen mache ich mir nicht wirklich Sorgen um meine Zukunft. Viele in meiner Generationen haben aber einen schlechten Umgang mit Geld in diesen unruhigen Zeiten. Daher verstehe ich, dass sie Probleme haben. Wir Jungen müssen lernen, Prioritäten zu setzen.“Daniel, 18ist Grundwehrdiener

„Wenn man nicht gerade JUS

oder BWL studiert, ist es schwer

einen Job zu finden, der Individu-

alität ermöglicht. Und dann natür-

lich WG, Essen, Handy und

vielleicht einmal eine Party - da

muss man sich das Geld gut

aufteilen, sonst steht man am

Monatsende schnell mit leerem

Konto da. Das ist auch für

mich schwer.“

Lena, 23studiert & hat einen Nebenjob

„Ich arbeite einmal pro Woche,

um mein Taschengeld aufzubes-

sern & mir was leisten zu können.

Es ist gerade am Anfang echt

schwer, alles unter einen Hut zu

bringen - Job & lernen. Es macht

mir Spaß, auch wenn viel Druck

auf mir lastet. Man lernt auch, mit

dem Geld umzugehen. Man

lernt mit der Zeit zurück-

zustecken."

Magda, 19hat einen Nebenjob

„Ich bin dankbar für die Chancen in Österreich. Aber es ist schwer, neben der Ausbildung genug Geld zu verdienen. Als Kellner gibt es immer mehr Konkurrenz - das verlangt dir mehr & mehr Flexibili-tät ab. Zeit für sich selbst gibt es da fast keine mehr. Und um dazu-zugehören brauchst du Handy & Auto. Und das kostet alleswieder zusätzlich.“

Firat, 20

jobbt als Kell

ner

In unserer schnelllebigen Zeit müssen sich alle von uns dem ewigen Taktgeber - der Wirtschaft - beu-gen. Besonders wir Jungen haben oft kaum genug Zeit, um Ausbildung, Privatleben & Job unter einen Hut zu bringen. Die UMRISSE haben fünf junge Stei-rerInnen zu ihrem Job und ihren Zukunftsperspekti-ven befragt!

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Viele von uns kennen sie aus Büchern oder Fernsehserien: die reichen „Privatiers“ des 19. Jahrhunderts, die einzig und allein von ih-rem Vermögen lebten und dabei auch noch von Bediensteten verwöhnt wurden. Den lin-kischen Neffen, der einer erhofften Erbschaft etwas nachhelfen wollte. Und natürlich die ver-armten Massen ohne hohe Abstammung, Erbe und Geld - „arme Hunde“, die nur von einem Tag auf den anderen und ohne echte Zukunft lebten.

Für die meisten von uns sind das heute bloß noch Bilder aus der Vergangenheit - Überbleib-sel vom beinharten und oft traurigen Leben vor den beiden Weltkriegen. Heutzutage gibt‘s so-was ja nicht mehr, also zumindest in Europa - nicht wahr? Die Realität sieht leider anders aus. Und diese totgeglaubten Klischees kom-men unserer Realität inzwischen wieder näher, als viele von uns glauben.

Natürlich war Vermögen schon immer unge-recht verteilt. Arm und Reich gab es auch in Zeiten von „Wirtschafswunder“ und Vollbe-schäftigung. Und auch Ausbeutung und die

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Reichtum war immer schon ungerecht verteilt. Aber die Macht & der Einfluss, den heute einige wenige ansammeln kön-nen uns alle schon bald in eine Situation bringen, wie wir sie nur noch aus den Ge-schichtsbüchern kennen!

Tatsache, das einige wenige aus der Arbeit anderer große Gewinne ziehen, stand schon immer auf der Tagesordnung.

Aber zu Beginn des 21. Jahrhunderts hat die Ungleichheit ein Ausmaß erreicht, wie wir es seit der Weltwirtschaftskrise von 1929 nicht mehr kannten. In Europa besitzen die reichs-ten 10 Prozent zwei Drittel aller Vermögen und das reichste 1 Prozent glatte 25 % - ein Vier-tel. In den USA ist die Ungleichheit sogar noch schlimmer – dort landeten über die Hälfte der Gewinne der letzten Jahrzehnte, in den Ta-schen einer winzigen Gruppe an der Spitze der wirtschaftlichen Nahrungskette. Die OCCUPY Bewegung gab diesen Menschen deshalb die zynische Bezeichnung „The One Percent“.

Das Vermögen der Reichen wächst - und zwar weltweit. Sie zementieren damit immer stärker ihre Macht & ihren Einfluss. Vor allem, da Ver-mögen kaum verdient, sondern fast immer ver-erbt oder verschenkt & dabei kaum besteuert wird. Und damit entscheidet am Beginn des 21. Jahrhunderts einmal mehr Abstammung und geerbter Reichtum über Glück und Un-glück der meisten Menschen.

Doch gerade die Geschichte der letzten 200 Jahre zeigt uns, dass es sich dabei um kein Naturgesetz handelt, sondern um einen Aus-druck politischer Ungerechtigkeiten. Und ge-nau diese müssen wir ändern – we are the 99 %!

Ein Artikel von David Rautner.

DAS KAPITAL IST ZURÜCK

Bild: (cc) Tracy O via Flickr

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Kein anderes Land der Welt wurde seit den 1950er Jahren so vom kapitalistischen Wirt-schaftssystem geprägt. Seit Jahrzenten sin-gen die einflussreichsten ÖkonomInnen Lo-beshymnen auf die freie Marktwirtschaft, auf die vollkommene Konkurrenz und auf den Neoliberalismus als Grundstein für den „Wohl-stand“ der USA. Klar, wenn es keine echte Konkurrenz gibt, so wie in den 50er Jahren (die Industrien Japans und Europas lag in Trüm-mern) steht man natürlich abolute Konkurrenz. Doch die Zeiten haben sich geändert - Europa und Japan wurden wieder konkurrenzfähig & in den USA verloren seitdem Millionen Menschen ihre Jobs. Viele AmerikanerInnen müssen heu-te zwei oder mehrere Stellen annehmen, um ihre Familie zu ernähren. Um des Profites Wil-len lautete das Mott seit den 1970ern „Der freie Markt wird‘s schon richten!“

Die USA sind das Land, das prozentuell die meisten seiner BürgerInnen ins Gefängnis wirft. Trotzdem schließen Bundesstaaten Ver-träge mit privaten Gefängnis-BetreiberInnen - damit diese ihren „Profit“ sichern können.Die USA sind das beste Land der Welt - Freiheit, Freiheit & nochmal Freiheit. Zumindest für die, die es sich leisten können. Sogar die besten

Studierenden haben nach ihrem Abschluss mindestens hunderttausend Dollar an Studi-enkrediten. Die wenigstens gehen in die For-schung. Viele arbeiten in der Wall Street für jene Banken, denen sie Geld schulden, und richten damit mehr Schaden als Nutzen an. Seit 2008 wurden, nach dem Platzen der Im-mobilienblase, über 9 Millionen AmerikanerIn-nen aus ihren eigenen Häusern vertrieben, die sie sich mit faulen Krediten finanziert haben.

In den USA besitzt das reichste Prozent der Bevölkerung 40 % des gesamten Privatvermö-gens. Bereits 2005 analysierte die Citygroup Bank, dass dieses eine Prozent im Prinzip die ganze Volkswirtschaft lenke. Sie nannten das „Plutonomie“. Ein Beispiel? Auf jede(n) Kon-gressabgeordnete(n) kommen allein 4 Lob-byisten von Health-Insurance-Companies.

Man kann einwenden, dass sind schlimme Aus-wüchse eines Systems, aber der Kapitalismus selbst kann doch nichts dafür. Doch, kann er! Eine Gesellschaft sollte daran gemessen wer-den, wie sie mit ihren schwächsten Mitgliedern umgeht. Wann kam der Zeitpunkt, an dem uns Geld wichtiger wurde als Menschen? Wann kam der Moment, an dem der Profit bedeuten-der wurde, als der Wohlstand aller? Wirtschaft sollte dem Wohlergehen der Menschen dienen - nicht umgekehrt. Diese Aussage findet man in der Verfassung jedes demokratischen Staa-tes dieser Erde - beinahe.

Ein Artikel von Florian Penz.

DREAM „HUGE“ TRAUMLAND USA

Die USA. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Für manche wohl „das beste Land der Welt“. Warum? „Freiheit und noch mehr Freiheit“.

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Donald Trump will US-Prä-sident werden. Der Immobi-lienmogul schockiert nicht nur mit rassistischen Bemer-kungen. Er finanziert seinen Wahlkampf auch aus eigener Tasche. Im „Traumland USA“ hat er echte Chancen auf den Sieg.

Bild: (cc) Tracy O via Flickr Bild: (cc) Gage Skidmore via Wikimedia

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INTERVIEW _ 12

Mittwoch, 4. November 2015, hunderte Men-schen warten in langen Schlangen vor dem Au-dimax der WU Wien. Als sich die Pforten des Hörsaals öffnen, herrscht leichtes Gedränge. Wenn man nicht wüsste, dass hier gleich der griechische Ex-Finanzminister Yanis Varou-fakis auftreten und zum rhetorischen Schlag gegen die heutige Wirtschaftsordnung und die europäischen Eliten ausholen wird, könn-te man fast annehmen, dass hier gleich ein mittelgroßes Rockkonzert stattfinden würde. Das passt auch ins Bild des als „Popstar der Ökonomie“ gefeierten Ex-Politikers, der zurzeit durch ganz Europa tourt und seine Version der griechischen Tragödie erzählen will.

Varoufakis räumt dabei nicht nur mit vielen My-then, Halbwahrheiten und Falschinformationen über die europäische Wirtschaftspolitik auf, sondern straft auch die Mär der politikverdros-senen Jugend Lügen. Denn es sind vor allem Jugendliche, die Varoufakis in diversen Hörsä-len europaweit an den Lippen hängen.

Varoufakis über …… die Europäische Union:„Wir haben keine Europäische Union, wir ha-ben Prozesse und Institutionen.“

… die Eurozone:„Wir haben eine Währungszone kreiert, als wäre es eine demokratiefreie Zone. Wenn ihr einmal Zeit in den Korridoren der Macht – und ich hoffe das tut ihr nicht - in Brüssel verbringt, werdet ihr dort eine ernsthafte Verachtung der Demokratie erkennen.“

… das Troika-Ultimatum &das griechische Referendum:„Als ein Demokrat, konnte ich dieses Doku-ment, welches die Zukunft von ein oder zwei Generationen in Griechenland und vielleicht auch Europas bestimmt, nicht mit meiner Un-terschrift zeichnen. Ich war - wie auch Alexis

Die Sozialistische Jugend traf den ehe-maligen griechischen Finanzminister Ya-nis Varoufakis in Wien. Ein Interview mit dem Querdenker & Popstar über Grie-chenland, Europa und die Demokratie, die wir brauchen!

INTERVIEW:

EUROPA IN DER KRISE

Kaum jemand wurde in der EU so bekämpft, wie er: Yanis Varoufakis. Der griechische Ökonom besuchte Wien im Zuge seiner Diskussionsreise durch Europa und begeister-te hunderte StudentInnen mit seiner Analyse der Krise der europäischen Demokratie.

Bild: (cc) Brookings Inst. via Flickr

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Tsipras - der Meinung, dass ich die Pflicht hat-te, dies dem griechischen Volk vorzulegen und sie mit „Ja“ oder „Nein“ abstimmen zu lassen. In der Euro-Gruppe wurde ich gemaßregelt, wie ich es wagen könne, so komplizierte Sach-verhalte schlichten BürgerInnen vorzulegen.“

… Fehler:„Jede Person, die behauptet, keine Fehler gemacht zu haben, ist ein gefährlicher Idiot.[…] Wir hätten es besser machen können. Wir hatten gewisse Waffen zur Verfügung, die wir am Ende nicht genutzt haben. Eine war zum Beispiel, dass wir der Europäischen Zentral-

… Demokratie in Europa:„Natürlich gibt es Lippenbekenntnisse, nie-mand würde sich selbst als AntidemokratIn bezeichnen. Aber ich kann versichern, dass für sie [Anm.: die Troika und EU-BürokratInnen] die Demokratie nur ein Wahlprozess ist, der bestätigt, was sie gemacht haben, und nicht ein Prozess, der bestimmt, was passieren soll. Das erinnerte mich an Henry Ford, der sein erstes massenproduziertes Auto, unter dem Slogan ‚Sie können es in jeder Farbe haben, Hauptsache es ist schwarz‘ verkaufte. [An die ZuhörerInnen in der WU gerichtet:] Wollt ihr wirklich in einer Gesellschaft aufwachsen, in

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INTERVIEW:

EUROPA IN DER KRISE

„Wenn wir länger durchgehalten

hätten, hätte die Geschichte an-ders geendet.“

bank (EZB) durch Staatsanlei-henkäufe aus dem Jahr 2010 27 Milliarden Euro geschuldet haben, welche wir abschreiben hätten können. Das wäre ein massives Problem für die EZB gewesen. Ich wollte der EZB keine Probleme bereiten, aber wenn die EZB unsere Banken schließt, was einen massiven Terrorakt darstellt, dann war ich der Meinung, dass ich an diesem Punkt im Recht war die-se Schulden abzuschreiben. […] Wenn wir das gemacht hätten, wäre die Geschichte anders gewesen. Wenn wir eine weitere Woche län-ger nach dem Referendum gekämpft hätten, anstatt sofort aufzugeben, nachdem uns das griechische Volk ein Mandat zu kämpfen ge-geben hat, hätten wir ein besseres Programm bekommen.“

… Alexis Tsipras & dessen Zustimmung zu einem neuen Sparpaket:„Ich will hier schonend sein, da dies eine dra-matische Phase war. Alexis und ich waren sehr vertraut und ich mag ihn immer noch sehr ger-ne. Wir hatten eine starke Meinungsverschie-denheit, aber persönlich würde ich nie ein schlechtes Wort über ihn verlieren. Es war eine äußerst, äußerst schwere Entscheidung [Anm.: die Zustimmung Tsipras‘ zu einem neuen Aus-teritätsprogramm nach 17 Stunden Verhand-lungen]. Es ist nicht so, dass er keine Argu-mente für das, was er getan hat, gehabt hätte. Ich dachte, dass er die falsche Entscheidung trifft, aber man sollte nicht in die Falle tappen, in die die Linke oft tappt und sich gegenseitig anprangern. Ich werde das nicht tun!“

der die großen Entscheidungen über euer Leben von Bürokra-tInnen, dessen Namen ihr nicht einmal kennt, die ihr nicht ein-mal auf der Straße erkennen würdet, getroffen werden?“

… Flüchtlinge:„Es ist eine Krise der moralischen Orientierung, die auch als „Flüchtlingskrise“ bekannt ist. […] Wenn jemand an deine Tür klopft und im Begriff ist zu sterben, erschossen zu werden, hungrig oder verängstigt ist, dann öffnet man die Tür - unabhängig von einer Kosten-Nut-zen-Rechnung!“

… die Zukunft Europas:„Es ist Zeit, dass wir die Verantwortung für un-sere Geschichte ernst nehmen. Entweder wir demokratisieren die Europäische Union oder diese Union wird sich selbst abschaffen. […] Ich vermute, dass die meisten es als Utopie se-hen, dass es an der Zeit ist, dass die Europäe-rInnen Grenzen überschreiten, eine Diskussion über gemeinsame Probleme starten und einen Konsens zu Stande bringen, der in unseren nationalen Parlamenten Ausdruck findet. Das ist worauf ich hinarbeite. […] Natürlich ist das utopisch, aber die Alternative ist dystopisch.“

Der Star-Ökonom, Bestseller-Autor & Ex-Fi-nanzminister Yanis Varoufakis war stets alles andere als ein „normaler Politiker“. Anfang die-ses Jahres verkündete er die Gründung einer neuen europäischen Bewegung für Demokra-tie. Sei neuestes Buch „Wie ich meiner Tochter die Wirtschaft erkläre“ erschien 2015.

Bild: (cc) Brookings Inst. via Flickr

Page 14: UMRISSE 01/2016

NEUES JAHR.

NEUES TEAM.

IF NOTHING GOES RIGHT, GO

LEFT! Unter diesem Motto stand die

35. Landeskonferenz der Sozialisti-

schen Jugend Steiermark Ende 2015.

Von mehr als 200 engagierten

jungen Köpfen wurde dabei unser

neues Team mit Peter Drechsler &

Olivia Mühlbacher gewählt!

Olivia Mühlbacher

Landesgeschäftsführerin

Peter DrechslerLandesvorsitzender

DAS WAR 2015

LIVE.LIFE.LEFT.

WONDERWORLD Die Partytour

des Jahres!GET ACTIVEDu hast keine Lust, dass andere

uns vorschreiben, wie unsere

Welt aussehen soll? Du willst

etwas verändern - und nicht

nur zusehen? Dann bist du bei

uns genau richtig! AKTIV

WERDEN ist angesagt!

Melde dich unter:

o�[email protected]

Page 15: UMRISSE 01/2016

IF NOTHING GOES RIGHT, GO

LEFT! Unter diesem Motto stand die

35. Landeskonferenz der Sozialisti-

schen Jugend Steiemark Ende 2015.

Von mehr als 200 engagierten

jungen Köpfen wurde dabei unser

neues Team mit Peter Drechsler &

Olivia Mühlbacher gewählt!

Olivia Mühlbacher

Landesgeschäftsführerin

35. Landeskonferenz

der SJ STEIERMARK

Jung. Kritisch. Links.

LICHTERMEERFOR REFUGEES

1200 Lichter fürSolidariät mit Flüchtlingen

in Graz!

LIVE.LIFE.LEFT. Das Herbstseminar

der Sozialistischen Jugend!

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35. Landeskonferenz der Sozialisti-

schen Jugend Steiermark Ende 2015.

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Olivia Mühlbacher gewählt!

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Peter DrechslerLandesvorsitzender

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Page 16: UMRISSE 01/2016

ZIVILCOURAGE.DEMOKRATIE.MITBESTIMMUNG.POLITISCHE BILDUNG.

„Wo Unrecht zuRecht wird,

wird Widerstandzur Pflicht!“

- BertOLT Brecht

MARIO LINDNERDES. PRÄSIDENT DES BUNDESRATES

© Parlam

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irektion

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Wie entstehen deine Texte? Ich mache mir oft Notizen von Dingen oder Vor-kommnissen, die ich spannend finde. Ein Text entsteht dann meistens innerhalb weniger Stun-den, wenn ich diese Notizen mit einer plötzlichen Eingebung kombinieren kann. Es macht mehr Spaß mit auswendig gelerntem Text aufzutreten.Ich finde es aber wesentlich authentischer, wenn man seinen Text nicht abliest.

Was muss man können, um ein erfolgreicher Slammer zu werden? Man muss Spaß haben! Jeder kann erfolgreich werden, solange er authentisch ist und Spaß am Slammen hat. Man wird ja gesehen, während man seine Texte vorträgt. Das Publikum merkt einfach, wenn du keinen Spaß an der Sache hast. Die Diversität deiner Texte ist auch wichtig, du musst dich auf dein Publikum einstellen können, und nicht achtmal den gleichen Text bringen. Ich habe insgesamt bis jetzt über 100 Texte geschrie-ben, davon waren weniher als 1/3 brauchbar.

Welche Slams sollte man in Graz bzw. in der Steiermark auf keinen Fall auslassen? Den Hörsaal-Slam sollte man als Österreicher un-bedingt gesehen haben! Dann gab es noch den Kombüsen-Slam, der hoffentlich wieder kommt. Auch den Jazz-Slam im Stockwerk sollte man einmal gesehen haben. Außerhalb von Graz gibt es zum Beispiel einmal im Jahr während des Ai-cher Kulturherbstes einen Slam im Kino Schlad-ming der richtig cool ist. Oder der Schilcher Slam im Juli.

Macht es für dich einen Unterschied, wo du auftrittst? Ja klar. Es gibt auch einen Unterschied zwi-schen Österreich und Deutschland, die Szene in Deutschland gibt es schon viel länger. Bei man-chen Slams funktionieren Texte nicht, weil sie vielleicht etwas zu makaber sind. Es gibt auch Regionen, wo mein Humor nicht funktioniert. Das hat aber hauptsächlich damit zu tun, ob man in der Stadt oder am Land ist. Ich wurde auch schon für einen rechtskritischen Text ausgebuht.

Yannick Steinkellner ist in der Poetry-Slam-Szene aktiv. Seine Arbeit kann man online unter face-book.com/yannick.steinkellner verfolgen.

Ein Interview von Florian Penz.

Artsy, jung, dynamisch - „Poetry Slams“ gehören längst zum Mainstream. Der Grazer Yannick Steinkellner gibt den UMRISSEN ei-nen Einblick in seine faszinierende Welt.

Wie kommt man auf die Idee, bei Poetry Slams aufzutreten? Man geht hin, denkt sich, dass man das besser kann und kommt dann drauf, dass es doch nicht so leicht ist. Und dann macht man trotzdem wei-ter und wird besser (oder hört auf). Das Essentiel-le bei Poetry Slams ist ja, dass es eine offene Lis-te gibt. Das heißt, man kann auch als kompletter Laie auftreten und sich seine Sporen verdienen. Ein Podium für das Volk quasi.

Wie kann man sich ein Leben als Slammer vorstellen? Man versucht, möglichst viele Auftritte zu ma-chen, möglichst viel herumzureisen. Mittlerweile ist die Szene in Graz ist recht groß geworden. Ich moderiere und organisiere auch viele Veran-staltungen in Graz für den Verein Plus (Performte Literatur und Slam).

Ist Graz ein gutes Pflaster für SlammerInnen? Naja wir GrazerInnen haben den Hörsaalslam als Flagschiff, der wirklich sehr groß geworden ist. SlammerInnen im ganzen deutschsprachigen Raum wissen, dass es ihn gibt, er gehört mittl-werweile zu den größten Slams im deutschspra-chigen Raum. Wir haben mittlerweile auch die Kapazitäten, SlammerInnen aus Deutschland ein-zuladen, was großartig ist.

//SLAM IT

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Bild: facebook.com/yannick.steinkellner

Fred Ohenhen

Page 17: UMRISSE 01/2016

ZIVILCOURAGE.DEMOKRATIE.MITBESTIMMUNG.POLITISCHE BILDUNG.

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MARIO LINDNERDES. PRÄSIDENT DES BUNDESRATES

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cherinnen und Besuchern präsentierte, erzählt er nicht nur seine persönliche Geschichte, son-dern beschreibt auch Beweggründe für Migrati-on und Chancen von Integration in Österreich.

Unterstützung // Geduld, FreundInnen, das sind laut Ohenhen die wichtigsten Faktoren, um in einem fremden Land erfolgreich Fuß fassen zu können. „Menschen, die einem den Weg zei-gen. Ich bin meinen Freundinnen und Freunden sehr dankbar für ihre Begleitung. Das ist auch einer der Gründe, weshalb ich vor 14 Monaten damit begonnen habe, meine Autobiografie zu schreiben: Ich wollte mich für ihre Unterstützung bedanken.“ Die Idee zu dem Buch hatte Ohen-hen schon länger. „Aber neben meinem Beruf als Projektleiter bei IKU und meinen zahlreichen anderen privaten Projekten, wie Märchen- und Kochbücher, hatte ich einfach keine Zeit.“ Im neuen Jahr wünscht sich der fleißige Vater zwei-er Kinder daher auch mehr Zeit für die Familie. „Mein Neujahrsvorsatz ist es, einfach einmal 1, 2 Jahre Pause zu machen. Ob mir das gelingt, weiß ich allerdings noch nicht“, schmunzelt er.

Ein Artikel von Lucia Schnabl.

In seiner Autobiografie beschreibt Fred Ohenhen seinen Weg von Nigeria nach Ös-terreich und verrät sein Erfolgsrezept für ge-lungene Integration.Die Integrationspolitik in Österreich ist nicht gescheitert. „Aber man muss die Ängste der Menschen ansprechen. Immer. Nicht nur im Wahlkampf“, so Fred Ohenhen, der derzeit mit seinem neuen Buch „Ein Leben. Zwei Welten“ in aller Munde ist. Den Grenzzaun in Spielfeld bezeichnet er als „idiotisch“. „So lange haben wir dafür gekämpft, dass wir uns innerhalb der EU frei bewegen können. Und jetzt das.“

Zufall: Österreich // Der gebürtige Nigerianer verließ Benin City, um nach Amerika auszuwan-dern und landete per Zufall in Graz. „Seither ist Österreich meine Heimat.“ In seiner Autobiogra-fie, die er erst im Dezember im ORF Landesstu-dio Steiermark vor vielen interessierten Besu-

„Integration? Nicht möglich!“

Das

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17 _ ERLEBNISSE

ZIVILCOURAGE.DEMOKRATIE.MITBESTIMMUNG.POLITISCHE BILDUNG.

„Wo Unrecht zuRecht wird,

wird Widerstandzur Pflicht!“

- BertOLT Brecht

MARIO LINDNERDES. PRÄSIDENT DES BUNDESRATES

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Fred Ohenhen

Page 18: UMRISSE 01/2016

SO WIRD 2016 _ 18

DAS BRINGT

2016

PRO// Im Sommer stehen die nächsten olympischen Som-merspiele in Brasilien an. Rio de Janeiro wird damit die erste Stadt Südamerikas, die jemals olympische Spiele ausgetragen hat. Zum ersten Mal dürfen auch Flüchtlinge, die keinem National-team angehören, teilnehmen.

PRO// In Österreich wird ein neuer Bundespräsident gewählt. Besonders unter dem Eindruck des Flüchtlingsthemas wird diese Wahl wohl interessanter werden, als viele vermutet hätten. Wenn es im April oder Mai soweit ist, dürfte wohl eine der spannends-ten Konfrontationen der letzten Jahre auf uns warten.

CONTRA// Mit der Wahl schei-det aber auch Heinz Fischer endgültig aus der Politik aus. Als „Unser Herr Bundespräsident“ (kurz UHBP) hat er in den letzten Jahren viele Sympathien gesam-melt. Nachfolgen könnten mit viel Pech die Neopolitikerin Irmgard Griss oder der stramm konserva-tive Andreas Kohl.

CONTRA// Die Spiele sind aber nicht nur ein Grund zur Freude. In Brasilien demonstrieren seit Jahren zehntausende Menschen gegen Zwangsumsiedlungen & Korruption. Während für Olympia genug Geld bereitsteht lebt noch immer ein Großteil der Bevölke-rung Brasiliens in Armut. Kein Grund zum Feiern also!

PRO// Vom 10. Juni bis 10. Juli steht die Fußball Europameister-schaft der Männer in Frankreich an. Österreich ist zum ersten Mal als Nichtgastgeber mit dabei. Insgesamt sind diesmal 24 statt bisher 16 Mannschaft am Start. Die nächste Frauen-Europameis-terschaft finden 2017 in den Nie-derlanden statt.

CONTRA// Leider steht die EM nicht unbedingt unter einem gu-ten Stern. Nicht nur überschat-ten die Attentate von Paris schon jetzt die Meisterschaft - der Fuß-ball ist allgemein in Bedrängnis: Egal ob im Fall Platter oder rund um das „deutsche Sommermär-chen“: Schon lange hängt der Mief der Korruption über solchen Events.

PRO// Am 8. November findet die US-Präsidentschaftswahl statt. Das bedeutet das Ende der „Ära Obama“, aber auch, dass mit Hillary Clinton erstmals eine Frau ins Weiße Haus einziehen könnte - oder mit Bernie Sanders ein echter Sozialist.

CONTRA// Leider haben auch die Republikaner echte Chancen auf den Wahlsieg. Bei ihnen ste-chen mit Donald Trump & Ben Carson momentan sehr bedenk-liche Figuren ins Auge. Gemein-same Ziele aller Konservativen für die Wahl: „Obamacare“ ab-schaffen, der Kampf gegen Gay-Rights & die Rechte von Frauen!

Your guideto 2016!

Bilder auf dieser Seite: (cc) Flickr - SurfGu-

ard/Mike Licht/St. G

allen Symposium

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Mobil: 0676 8666 44 56 | [email protected], aber Rot!

Arbeitenfür unsere Steiermark!LAbg. Hannes Schwarz

Klubobmann

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PORTOZAHLEN

WIR

UMRISSE>> DAS LINKE JUGENDMAGAZIN

SOZIALISTISCHE JUGENDSTEIERMARK

AUSGABE 01/16

Gebrüder Moped

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AN DIE

SOZIALISTISCHE JUGEND STMKEGGENBERGER ALLEE 49/48020 GRAZ

Alleswirdgut...

Wir sind schon ein sehr spezielles Volk. Das äußert sich natürlich in be-stimmten Skurrilitäten in der Politik. Allerdings würden wir eher meinen, dass man diese Skur-rilität nicht auf die Politik beschränken kann. Österreich ist auch abseits der Politik sehr speziell, und wir als Satiriker sind ein Teil da-von. Unsere politische Kultur wirkt manchmal schon sehr bedenklich und skurril, vor allem von rechter Seite.

WelcheN PolitikerIn nehmt ihr denn am liebsten auf`s Korn?Vielleicht ist auf`s Korn nehmen die falsche Bezeichnung. Wir spiegeln eher PolitikerIn-

nen, wenn sie uns Anlass dazu geben. Wir leben quasi von Skurrilitäten und Absurditä-ten aus der Politik. Natürlich gibt es Parteien bzw. Gruppierungen, die sich eher dazu eig-nen. Man könnte beispielsweise nahezu jede FPÖ-Presseaussendung in unser Programm einbauen.

Satiremagazine wie die Tagespresse posten immer wieder Kommentare von LeserInnen, die ihre Satire für bare Münze halten. Erlebt ihr ähnliche Reaktionen?Ja. Besonders in Deutschland nahmen die Menschen unsere Satire oft nicht als Satire wahr. Das mag daran liegen, dass man dort weniger Erfahrung mit dieser Art von Satire hat. Unsere nachgemachten Wahlplakate der AfD wurden beispielsweise eher ernst genommen. Obwohl wir AfD mit „Alternative für Arsch und Friedrich“ abkürzten. „Unter den kriminellen Ausländern liegen sowohl der Ausländeranteil als auch die Kriminalitätsrate bei 100%. Das sind in Summe 200% - doppelt so viele wie es Deutsche gibt.“

Ein Interview von Florian Penz.

Man glaubt ja oft, dass unsere PolitikerInnen nahezu darum betteln, dass man sich über sie lustig macht. Sind wir ÖsterreicherInnen tatsächlich so unge-schickt?

Bild: SJ Archiv