Speer, Albert - Die Neue Reichskanzlei (1940, 134 S., Text)

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    prsentiert:

    ber den Bau

    der Neuen Reichskanzlei

    von Adolf Hitler

    Hinweise zur Formatierung des vorliegenden Buches:

    Alle Seitenzahlen und Seitenumbrche wurden beibehalten.Das Originalformat ist b / h 28 / 36 cm. Der Ausdruck erfolgt auf Format A3 (29,7

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    D I E N E U E R E I C H S K A N Z L E I

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    DIE NEUE REICHSKANZLEI

    ARCHITEKT

    ALBERT SPEE R

    ZENTRALVERLAG DER NSDAP., FRANZ EHER NACHF., GMBH., MNCHEN

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    ALLE RE CHTE VORBEHALTEN PRINTED IN GE RMANY DRUCK: BUCHGEWE RBEHAUS M. MLLER & SOHN, MNCHE N

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    WESTPORTAL AN DER VOSS-STRASSE BILD SEITE 5: TEILANSICHT VOSS-STRASSE MITTELBAU

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    stattfanden, waren die oberen Rume an sich fr dieseZwecke belegt. Sie standen damit aber natrlich die grteZeit des Jahres leer, ohne jede praktische Verwendung.Dies war der Gru nd fr mich, die Empfangsru me nun mehr

    in das Erdgescho zu verlegen und die dadurch freiwerdenden, nach dem Garten hin gelegenen Rume imersten Stock fr Arbeitszwecke auszubauen. Der ebenfallssonst das ganze Jahr ber nicht verwendete Kongresaalwurde zum Kabinettssitzungssaal bestimmt .Da ein Raum fr die groen notwendigen diplomatischenund Staa tsempfnge berhau pt fehlte , entschlo ich m ich,dem Architekten Professor Gall den Auftrag zu gehen,einen groen, fr den Empfang von 200 Personengeeignet en Saa l zu erbau en. Er gab die Mglichk eit, mit derfortschreitenden Neugestaltung der unteren Rumewenigstens bescheidenen Anforderungen in dieser Richtunggengen zu knnen. Nun zwang aber die seit dem Jahre1934 eintretende Verschmelzung des Amtes desReichsprsidenten mit dem des Reichskanzlers nicht nur

    neue Rume fr die Prsidialkanzlei undWehrmachtsadjutantur zu schaffen, sondern darberhinaus auch den Staatsempfngen einen entsprechendenRahmen zu geben. Diese Notwendigkeit fhrte zunchstzum Erwerb des Borsig-Palais, eines uns stilistisch heutevielle icht nicht zusagenden Baues, der aber immerhinturmhoch ber der miserablen Innenausgestaltung derReichska nzlei der 90er Ja hre steht .Professor Speer erhielt damit seinen ersten Auftrag zumAusbau der Reichskanzlei . In kurzer Zeit wurde ohneVernderung der Auenfassaden der vom ArchitektenLucae hergestell te Bau in Verbindung mit dem Fabriksbauin der Wilhelmstrae gebracht und im Inneren grozgigausgestalte t . Wenigstens fr den Augenblick konnt en dar innun die Prsidialkanzlei , die Wehrmachtsadjutantur und

    die Oberste SA.-Fh run g eine Unt erkun ft f inden. Auch dieParteikanzlei unter Fhrung des Parteigenossen Bouhlererhielt e inige Rume. Das frhere Brogebude derReichskanzlei erhielt nach dem Wilhelmplatz zu einenBalkon und mit ihm das erste architektonisch anstndigeElement. Trotzdem konnt en na tr lich diese Erweiterungennur eine augenblickliche Lsung sein, denn der wirklichenNot wurde dadurch nicht abgeholfen. Zwei Momente warenes nu n, die mich im J anu ar 1938 bestimmten, e ine sofortigeLsung herbeizufhren.1. Im Zug der Er leicht erun g des Verkeh rs dur ch Berlin vomOsten nach Westen war beabsichtigt , die Jgerstrae zuverlngern, sie durch die Ministergrten und denTiergarten durchzufhren und damit weiter e ineVerbindung zur Tiergartenstrae zu schaffen. Ich habe

    diese von der damaligen Berliner Stadtbaudirektionausgearbeiteten Plne fr falsch gehalten und ProfessorSpeer beauftragt, die n otwendige Ent lastun g der LeipzigerStrae und der Strae Unter den Linden dadurchsicherzustellen, da vom Wilhelmplat z aus in direkt er Linieein Durchgang nach dem Westen geschaffen wird. Zu demZweck m ute vor allem aber die Vostra e den Char akt ereines Engpasses verlieren und den einer groenDurchgangsstrae erhalten. Da sich aus naheliegendenGrnden eine Erweiterung auf Kosten des WarenhausesWertheim kau m erreichen lie un d au ch nicht zweckmigzu sein schien, mute dies auf der anderen, dem Park derReichskanzlei zu gelegenen Straenseite versucht werden.Dam it ergab s ich von selbst die Notwendigkeit, diese ganze

    Front abzubrechen und n eu zu erstellen.2. Ich hatte mich in den Dezember- und Januartagen1937/38 entschlossen, die sterreichische Frage zu lsenund damit ein Grodeutsches Reich aufzurichten. Sowohl

    fr die rein dienstl ichen als aber auch reprsentativenAufgaben, die damit zwangslufig verbunden waren,konnte die alte Reichskan zlei nun u nter keinen Um stndenmehr gengen. Ich beauftragte daher am 11. Januar 1938den Generalbau inspektor Professor Speer m it dem Neuba uder Reichskanzlei in der Vostrae und setzte als Terminder Fertigstellung den 10. Januar 1939 fest . An diesemTage sollte das Gebude bergeben werden. Wenn wir auchin zahlreichen Besprechungen gedanklich die Aufgabebehandelt hatten, so war doch die Aufgabestellung selbsteine ungeheure, der Termin ein un vorstellbar kur zer , dennan diesem 11. J anu ar 1938 konnte ja nicht m it dem Neubaubegonnen werden, sondern es muten zunchst erst dieHu ser der Vostrae a bgebrochen werden, so da mit demeigentlichen Ba u frh estens En de Mrz angefangen werden

    konnte. Es stan d mithin eine reine Bauzeit von kn app neunMonaten zur Verfgung. Da und wie dieses Werk nungelang, ist ausschlielich das Verdienst des genialenArchitekten, seiner k nstler ischen Veran lagung un d seinerunerhrten organisatorischen Befhigung sowie des Fleiesseiner Mitarbeiter . Der Berliner Arbeiter hat sich geradebei diesem Bau selbst bertroffen. Ich glaube nicht, dairgendwo in der Welt rein arbeitsmig eine solcheLeistung denkbar wre. Ich brauche nicht hinzuzufgen,da u mgekehrt n at rlich au ch in der sozialen Fr sorge frdie am Bau Beschftigten nichts unterblieb, was getanwerden konnte. Aber dennoch ist gerade unterBercksichtigung des Winters und der spten schwerenFrosteinflle die Fertigstellung dieses Baues nurverstndlich, wenn man wie schon betont die

    einzigartige Leistungsfhigkeit des Berliner Arbeitersbercksichtigt.Der Grundri des Gebudes ist unter Zugrundelegung desZweckes und der gegebenen Bauflche klar und grozgig.Die Lsung der gesamten gewaltigen Lngenausdehnungdes Baues nach der Vostrae hin ist ebenso knstler ischhervorragend wie sachlich bedingt. Die Gruppierung derinneren R ume, angefangen vom E hrenh of bis zum innerenSaal, ist n icht nu r zweckentsprechend u nd befr iedigend imSinne der Bercksichtigung der praktischen Bedrfnisse,sondern auch wahrhaft prachtvoll im Effekt. Dieknstler ische Ausstattung der Rume im einzelnen istdank der Mitarbeit hervorragender Innenraumgestalter ,Bildhauer, Maler usw. eine wahrhaft ausgezeichnete. Dementsprechen auch die Leistungen des deutschen

    Kunstgewerbes. Die Ausgestaltung des Parkes ist fertig bisauf jenen Teil, der zur Zeit noch als Bauplatz verwendetwerden mu. Die Krze der Bauzeit ermglichte es nicht,den am Ende der groen Halle gelegenen Festsaal schon

    je t zt in seiner en dg lt igen Gr e u nd Ges t a lt her zu st el le n .Es ist daher dieser Saal zunchst e in Provisorium, umberhaupt das Gebude verwenden zu knnen. Derendgltige Raum wird erst in zwei J ahr en fer tig sein. DasGebude der Reichskanzlei das vom Jahre 1950 abbrigens fr einen anderen Zweck vorgesehen ist stelltdamit nicht nur sachlich, sondern auch knstler isch eineHchstleistung dar . Es spricht fr seinen genialenGestalter und Baumeister

    Albert S p e e r.

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    ANSICHT VOSS-STRASSE (SDWESTEN)

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    ADLER BER DEN PORTALEN AN DER VOSS-STRASSE VON KURT SCHMID-EHME N

    HE RMANN GIESLER

    SYMBOL DE S GROSSDE UT SCHE N RE ICHE S

    l be r t S pee r ha t des Grodeu t schen Re i ches e r s t enStaatsbau er r ichtet , der in Bedeutung und Umfang die groenLeistungen deutscher Baugeschichte fortsetzt . In einem Jahr, indem die Welt voll Unruhe und Nervositt war, Europamobilisierte und Nationen um Deutschland den friedlichen Gangdes Lebens kaum noch kannten, wurde der Bau begonnen undvollendet. Die wundervolle Disziplin und die kraftvolleSpannung, die das deutsche Volk besonders im Jahr 1938

    ausgezeichnet haben, sind in diesem Bauwerk sinnbildlichverewigt, das gleichzeit ig die ueren Erfolge dieses Jahreswiderspiegelt . So wurde der Bau eine Hchstleistung; er ist dieWiderlegung der l iberalist ischen Vorstellung von der kultur ellenLeis tung als e inem Produkt aus Ruhe und Reichtum: In einerEpoche, von der man glaubt, sie habe die ganze Kraft eines Volkesin Anspruch genommen, das willens ist , Geschichte zu machen,entsprang der wahr haf t monum entale Gedanke, dem sogleich dieDurchfhrung folgte. Das Bauwerk ist nach keinen materiellenGesichtspu nkten errichtet worden. Die Verwirklichun g einer Ideewar seine Best immung, und doch hat dieser Bau eine Nutzungvon einem Ausma, wie sie nie einem wirtschaftl ich geplantenProjekt beschieden war. Schon durch die erste machtpolitischeBegegnung in seinen Mauern, die der Vollendung desGrodeutschen Reiches diente, ist dieses Bauwerk eingegangen in

    die Geschichte des Reiches. So wird auch der unerhrteKrafteinsatz verst ndlich, der von allen Beteil igten, Architekt u ndGefolgschaft, geleistet wurde. So erklrt sich auch das Interessean diesem Werk, das nicht nur Deutschland, sondern die Weltbeschftigt.Es gibt zwei S tt ten in Deutschland, die dem Wirken desFhrers fr sein Volk in besonderem Mae dienen: derFh rerbau in Mnchen und die neue Reichskanzlei in Ber l in. Es

    ist aufschlureich, heute die Bauten von Troost und Speergegenberzustellen, um sich an der Haltun g zweier Meisterwerkedes politischen Aufstieges der Bewegung und des Staates bewutzu werden. In Mnchen wie in Berlin dokumentiert sich dieWeltanschauung und die Kraft der Bewegung, beide Bauwerkesind in Zeiten grten Dranges entstanden, beide sind sieManifestierungen des Nationalsozialismus, dem die Welt bisherso fassungslos gegenberstand und den sie, wenn ihr nicht dazudas Organ fehlt , besser als aus Reden aus dem steingewordenenWort" des Fhrers erkennen kann. Der Fhrerbau der NSDAP,ist ein Symbol des wiedergefundenen Glaubens an eine deutscheZukunft . Er entstand noch ganz im Eindruck derweltanschaulichen Auseinandersetzung, des Kampfes um dieinnere Macht, und in dieser kompromilosen Alternative zeigt der

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    TEILANSICHT VOSS-STRASSE, MITTELBAU

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    Bau von Troost mit dorischer Knappheit u nd Stren ge das Gesicht derkmpferischen Partei. Die weltanschaulich begrndete Forderunghatte ihre bauliche Formung gefunden und damit gleichzeitigKlarheit und Ausrichtung fr die knstlerische Entwicklunggegeben. In Speers Reichskanzlei spricht sich dagegen die Hoheit

    und Flle des zur Gromacht gewordenen Reiches mit gemessenerReprsentation aus, in einer Haltung weltmnnischer unduniverseller Gre, ohne doch das Geringste aufzugeben, wasnationalsozialistisches Empfinden kennzeichnet. Mit einer Aufgabevon so der Gemeinschaft verpflichteter Reprsentation und derartimperialer Bedeutung tauchen gegenber der Zeit baulichenMaterialismus Probleme auf, deren Bewltigung vonrichtunggebender Bedeutung fr die Baugesinnung der Zukunft ist.Wie hat Albert Speer diese Aufgabe, die ihm vom Fhrer in einemJa hr groer En tscheidungen gestellt wurde, gelst?Bei den Gegebenheiten des Wilhelmplatzes lag der Gedanke nahe,das Bauwerk nach Abri der vorhandenen ausdruckslosen Fassadeder Kanzlei von 1930 als selbstndigen Organismus vomWilhelmplatz oder der Vostrae aus vllig neu zu orientieren. DieSpeer eigene Besonnenheit und klare berlegung bestimmten dieLsung: Ausrichtung vom Wilhelmplatz, ohne den klglichen

    Bauversuch der Brning-Zeit zu beseitigen, ohne aber auch dasBorsig-Palais anzugreifen, das als letzter Zeuge guter brgerlicherHaltung achtenswert ist. Auf diese Weise ist die anschaulicheDemonstration der verschiedenen Welten erhalten worden, ohne dereigenen Entfallung Abbruch zu tun. Die langweilige Fassade deralten Reichskanzlei erhielt schon 1934 von Albert Speer einenBalkon, den heute jeder Deutsche kennt, sie wurde weiter nochbereichert durch da s Doppeltor, das Speer hineingeschlagen h at.Beim Durchschr eiten dieses Tores ffnet s ich eine a nder e Welt derGeist klassischer Ausgeglichenheit und meisterhaft ausgewogenerFormbildung u mfngt im Inn enhof den Besucher, dernun erst die Flachheit drauen vergit. Die starke Plastik

    der Wnde, ber die sich der Himmel wie ein Zelt spannt, atmetkraftvolle und gehaltene Wrde. In den zwei Figuren von ArnoBreker Partei" und Wehrmacht" steigert sich sinnfllig derRhythmus der Wnde zum Portal. Die Bauidee der Reichskan zlei das zeigt schon dieser Architekturhof beruht auf dem Erlebnis der

    Raumfolge: In spannungsreichem Wechsel folgt Raum auf Raum inglcklichen Intervallen, jeder voll Eigenart in sich geschlossen unddoch durch enge Beziehungen aneinandergeknpft oder durchGegenstzlichkeiten gesteigert.Hier zeigt sich die berlegenheit der durch Tradition gebotenen Er-schlieung vom Wilhelmplatz: In berraschend weiter Folge reihensich auf zwei parallelen Fluchten die Rume aneinander. In diesenSlen und Hallen, die ganz der einen Idee dienen, den Weg zumStaatsoberhaupt des Grodeutschen Reiches und Fhrer des deut-schen Volkes wrdig zu gestalten, wird der Besucher vomSchlendern oder Gehen zum Schreiten gezwungen. Es ist schlechthindie Wiedergeburt von Hoheit und Gre, die sich hier manifestiertund zu vollkommen neuen tektonischen Gesetzmigkeiten kommt.Der Mastab alter Frstenschlsser wird bertroffen nicht imPrunk und nicht in der rumlichen Ausdehnung, sondern durch dieumfassendere geistige Haltung. Hier herrscht die Idee, die mit

    grter Khnheit alle Mglichkeiten der Gestaltung und desMaterials ergreift u nd sich dienstbar ma cht.Die berlegung, mit welcher der knstlerische Einsatz in jeder Formbedacht ist, die Reife der Werke von Bildhauern und Malern, dierenaissancehafte Flle und der Reichtum an Marmor und Mosaik,die Arbeiten der Mbelbauer, der Stoffwirker und Teppichknpfer,die Przision der Metallarbeiter und Glasschleifer, das alles zeugtnicht nur von der Begeisterung fr den F hrer und die Aufgabe, son-dern von einer knstlerischen Besessenheit und auch vonorganisatorischer Fhigkeit, die bei der einzigartigen Bauzeit undden zahlreichen, ganz erstmaligen und neuartigen Problemen nichtunterschtzt

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    EINGANGSTR VOSS-STRASSE LINKS: ANSICHT VOSS-STRASSE (SDWESTEN )

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    EINGANGSTOR AM WILHE LMPLATZ

    werden darf, zumal neben diesem Projekt noch zahlreiche andereAufgaben der Bearbeitung durch den Generalbauinspektor harrten.Ich erinnere mich deutlich der Spannung, die uns alle beherrschte,als wir zwei Tage vor der Einweihung mit dem Fhrer nach Berlinkam en wir alle erwarteten fieberhaftes Arbeiten, den letzten Kampfmit der Zeit, und stellten staunend fest, da in aller Ruhe das Letztegetan war und Speer dem knappen Termin noch den entscheidendenTag abgerungen hatte. Da man diesen Bau organisatorisch durch-fhren kann, scheint mglich, da man ihn aber auch knstlerischbis zum letzten Detail bewltigt hat , das zeichnet den jungen Speerund seine Mitarbeiter aus, den Nationalsozialisten Speer, der sichganz einsetzt, wo er dem Fhr er dienen kan n un d mit ich mchtesagen beinahe sportlichem Ehrgeiz und Zhigkeit das unmglichScheinende durchsetzt. So wurde Speer einer geschichtlichenAufgabe gerecht: Deutschland ist wieder Gromacht geworden; ausdiesem Gefhl h eraus, da s mit instinkt iver Sicherheit seine Haltung

    der Welt gegenber und damit auch die Form findet, in der dasStaatsoberhaupt der Welt gegenbertritt, ist die neue Reichskanzleigestaltet. Sie ist erfllt von einer Atmosphre weltoffenerGrozgigkeit, ohne die geraden Pr inzipien deutscher Baugesinnun gim mindesten zu verlassen. Auch die Fassaden knden davon,obwohl ihn en in h ohem Mae die preuische Kna ppheit eigen ist, dieBerlin in den Bauten eines Gilly und Schinkel auszeichnet. Wie einBrunellesco in Florenz in s einen Werken Gesetz gegen Willkr setzteund die Mglichkeit der Ausrichtung schuf, wie dadurch in einerwahrhaften Renaissance verschttete Werte und Mastbe wiederGeltung erhielten, so sollen dem Wunsch des Fhrers gem seineBauten fortwirken. Die Reichskanzlei erfllt diese Forderung desFhrers, der in seiner Kulturrede 1937 von der Autoritt sprach, diedas deu tsche Volk vor dem Zusammen bruch gerettet hat : Die Gegnerwerden es ahnen, aber vor allem die Anhnger mssen es wissen: zurStrku ng dieser Autoritt entstehen un sere Bauten."

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    HAUPTGESIMS AM MITTELBAU DER VOSS-STRASSE

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    BLICKINDENEHRENH

    OFVONOSTENUND(OBEN)WESTEN

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    EHRE NHOF, BLICK AUF DAS WESTPORTAL

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    BRONZEPLASTIK DIE PARTEI VON ARNO BREKER

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    EHRE NHOF, TEILANSICHT DER NORDWAND

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    BRONZEPLASTIK DIE PARTEI VON ARNO BREKER

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    NEUGESTALTUNG BERLINS NACH DER PLANUNG DES GENERALBAUINSPEKTORS FR DIE REICHSHAUPTSTADT DIE UMGEBUNG DER NEUEN

    REICHSKANZLEI LINKS OBEN: DER RUNDE PLATZ, DIE BAUGRUPPE DES OBERKOMMANDOS DES HE ERES UND DIE VERLNGERUNG DER VOSS-

    STRASSE IM VORDERGRUND DER GENDARMEN MARKT BILD LINKS: BRONZEPLASTIK DIE WEH RMACHT VON ARNO BREKER

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    WILHELM LOTZ

    DIE ERRICHTUNG DER NEUEN REICHSKANZLEI

    u Beginn des Jahres 1938 beschlo der Fhrer, den bereits

    geplanten Neubau der Reichskanzlei sofort in Angriff zu nehmen

    und im gleichen Jahre noch zu Ende zu fhren. So wurde der Bau

    begonnen und vollendet in dem groen Jahr der deutschen

    Geschichte, in dem die Ostmark und das Sudetenland wieder fr das

    Reich zurckgewonnen wurden und in dem das gewaltige Bollwerk

    des deutschen Westwalls errichtet wurde. Bei der bergabe des

    Neubaus am 9. Januar 1939 hat der Fhrer in seiner Rede auf die

    gewaltigen Anstrengungen und Erfolge des Jahres hingewiesen und

    diesen Ba u a ls die Bekrnung des Grodeutschen politischen Reiches,

    der das Ja hr 1938 abgeschlossen hat , bezeichnet. Zwei Grnde sind magebend gewesen, um diesen ersten groen

    reprsentativen Bau des neuen Staates in der Hauptstadt des Deut-

    schen Reiches zu errichten. Einmal gengte die alte Kanzlei in derWilhelmstrae m it ihrem E rweiterungsbau am Wilhelmplatz den Er-

    fordernissen des neuzeitlichen Dienstbetriebes der Kanzlei des Gro-deutschen Reiches nicht mehr. Es mute eine zentrale Arbeitssttte

    geschaffen werden, die gengend Raum fr die Unterbringung der

    vielen Verwaltungsstellen bietet, die in der Reichskanzlei ihren Sitz

    haben mssen. Die notwendigen Brorume, Sitzungszimmer, Warte-

    rume mit den dazugehrigen Einrichtungen, sollten in einem Hause

    Platz linden, das in der ueren baulichen Form wie in der Schnheitder Durchgestaltung des Inneren der hohen Aufgabe wrdig ist , die

    erste und wichtigste Arbeitssttte des Reiches zu sein. Zum anderen

    aber verlangt es das Ansehen des deutschen Volkes und des Deutschen

    Reiches, da dem Fhrer als dem Reprsentanten des deutschen

    Volkes fr den Empfang der Sta atsoberhupter und fremden

    Diplomaten ein Haus zur Verfgung steht, das in jeder Beziehung dieser

    groen Aufgabe wrdig ist . Denn hier t r i t t der Fh rer, wie er selbst

    in seiner Rede vor den Bauarbeitern dargelegt hat , den Besuchern

    nicht als Privatma nn ent gegen, sondern als der F hrer der deutschen

    Nation. Es ist daher das deutsche Volk selbst, das in diesem Bau in

    seiner Person den Gsten gegenbertritt und sie empfngt. Es war derWunsch des Bauherrn, da dieses Haus mit der Erfllung beider

    Aufgaben nicht nur ein besonders edles Beispiel deutscher neuzeitlicher

    Baukunst und Innenraumgestaltung darstel len, sondern auch in

    seiner monumentalen baulichen Haltung zu einer Verkrperung der

    Macht und Gre des neuen Reiches werden sollte. Es ist die gleicheVerantwortung des groen Staa tsma nnes vor der Geschichte, die den

    Fhrer auch bewog, den Auftrag zu geben, Berlin zu einer wrdigen

    und reprsentativen Reichshauptstadt auszubauen. Bei der bergabeder Reichskanzlei hat der Fhrer erlutert, warum er immer wieder

    diese groen Aufgaben stel l t und warum das Grte und das

    Schnste fr uns gerade gut genug ist : nmlich damit der Deutschestolz auf sein Vaterland sein kann und damit ihm das Selbstbewut-

    sein wiedergegeben wird, das er in den unseligen Geschehnissen der

    vergangenen Zeit verlieren mute. Der Fhrer beauftragte den Archi-

    tekten Albert Speer, den Planer und Erbauer des Reichsparteitag-

    gelndes in Nrnberg und Generalbauinspektor fr die

    Reichshauptstadt , mit Planung, Entwurf und Durchfhrung diesesgroen Bauvorhabens.Als Gelnde fr den Neubau wurde die Nordseite der Vostrae zwi-

    schen Wilhelm- und Hermann-Gring-Strae bestimmt, so da das

    geschichtl iche Viertel der Ministerien mit ihren Grten nach Sden

    hin einen wrdigen Abschlu finden ka nn. Mit der Wahl dieses Ortes ist eine besondere Bercksichtigung der

    geschichtlichen Gegebenheiten und der stdtebaulichen Entwicklungnotwendig gewesen; denn die sta rke, in sich ruhend e Geschlossenheit des

    neuen Baukrpers sollte es nicht ausschlieen, da eine innerliche und

    uerliche Angliederung an die bestehenden Teile vorgenommen

    wurde und sichtbar blieb. Die Achtung vor den Bauten, denen ein

    geschichtl icher Erinn erungswert a nhaftet , un d die st dtebaulich be-sondere Lage geboten diese Rcksichtnahme. Es sei daher die stdte-

    bauliche Entwicklung der nheren Umgebung der Baustelle kurz dar-

    gestellt.Die heutigen Ministergrten bildeten den westlichen Abschlu der

    groen Stadterweiterung des Soldatenknigs Friedrich Wilhelm I.

    Die Stadtmauer verlief damals im Zuge der heutigen Hermann-Gring-

    und Saarlandstrae. Aus dieser Zeit stammt die Anlage der groen

    Straenzge der Wilhelm-, Friedrich- und Lindenstrae, die, von

    Norden kommend, sich im Sden zum Rondell, dem heutigen Belle-

    Alliance-Platz, zusammenziehen.Das rechtwinklig sich schneidende Straensystem, das Nehring an-legte, ergab von selbst eine verkehrsmig strkere Betonung der beiden

    Ost-West-Straen Unter den Linden und Leipziger Strae, die auf die

    beiden Westtore, das Brandenburger und Potsdamer Tor, stieen. Sie

    sind noch heute die einzigen Verbindungsstraen der Innenstadt mit dem

    Westen. Wenn so die ganze stdtebauliche Umgebung der

    Reichskanzlei noch die Zge trgt, die der Soldatenknig ihr

    aufgeprgt hat, dann gilt das gleiche auch von dem stdtebaulichen

    Bild der nheren Umgebung. Der Knig hat das Gelnde zwischen

    Linden- und Leipziger Stra e, das sein Eigentum war un d das dama ls

    zum Tiergarten gehrte, in greren Parzellen als Baustellen seinen

    ersten Beamten verl iehen und hat ihnen Hilfe in der Beschaffung

    von Bauma ter ia lERWEITERUNG DER ALTEN REICHSKANZLEI BAUJAHR 1929/30

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    UMGESTALTUNG DER ALTEN REICHSKANZLEI TEILANSICHT VOM WILHELMPLATZ LINKS ANSCHLIESSEND DAS BORSIG-PALAIS

    und sonstige Erleichterungen zukommen lassen. So entstanden diePalais, die noch heute der Westseite der Wilhelmstrae ihren beson-deren Charakter geben. Unter ihnen auch das Palais des General-majors Schulenburg, das spter dem Frsten Radziwill gehrte und1875 in den Besitz des Reiches bergegangen ist. In diesem Hausewohnte Bismarck bis zu seinem Abschied aus dem Amt. Spter wurdees zur Reichskanzlei. Der Durchbruch der Vostrae, der im Jahre1872 vorgenommen wurde, ist weniger eine verkehrstechnische Ma-nahme gewesen als eine Erschlieung zur Schaffung neuer Bau-stellen. Bismarck hat damals vergeblich zu verhindern versucht,da die Vostra e mit Mietsh usern bebaut wur de, in der richtigen

    Erkenntnis, da eine solche Bebauung nicht in den Charakter desMinisterviertels pat .Durch den Neubau der Reichskanzlei, der die gesamte Lnge derVostrae zwischen Wilhelmplatz und Hermann-Gring-Strae ein-nimmt, ist dieser Makel getilgt worden, und die Vostrae bildet einewrdige Weiterfhrung und Steigerung des schnen alten Viertelsder Ministerien. Sie hat nicht nur eine rumliche Ausweitung er-fahren, sondern auch eine stdtebauliche Betonung durch den repr-sentativen Chara kter des Baues.Der Bau der neuen Reichskanzlei stellte den Architekten vor dieLsung einer Aufgabe, fr die es seit ber einem Ja hrh undert in der

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    BAUSTEL

    LEERWEITERUNGSBAUDERNEUENR

    EICHSKANZLEIBERLINAQUARELLE

    VONPAULHERRMANN

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    TEILANSICHTEN

    DERGARTENFRONTVONNORDOSTEN

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    TEILANSICHT VOM MITTELBAU DER GARTENFRONT

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    TEILANSICHT DER GARTENFRONT VON NORDWESTEN

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    TEILSTCK VOM MITTELBAU DER GARTENF RONT KAPITELLE AUS BRONZE

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    TEILANSICHT DER GARTENFRONT WERKSTEINGLIEDE RUNG AUS MUSCHELKALK

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    Geschichte der Baukunst kaum ein Vorbild gegeben hat, nmlicheinen reprsentativen groen Bau aufzufhren, der im ueren wieim Inneren Macht und Willen des Staa tes verkrpert. Aber nicht nurdie Lsung der Planun gs- und Gestaltungsau fgaben, von den en n ochzu sprechen sein wird, bedarf bei diesem Bau einer eingehenden Dar-

    stellung, sondern auch die ungewhnlich schnelle Durchfhrung derBauarbeiten, mit denen die planende und entwerfende Ttigkeit desArchitekten st ndig Schritt h alten mu te.Als der Fhrer dem Architekten Albert Speer im Januar des Jahres1938 den Auftrag gab, den geplanten Bau bis zum 10. Januar desJa hres 1939 fertigzustellen, an dem der Neu jahrsempfang der Diplo-maten in dem neuen Hause stattfinden sollte, nannte ihm der Archi-tekt nach einigen Stunden Bedenkzeit die Termine fr den Bauvor-gang. Sie lauteten, da am 15. Mrz der Abbruch der Huserbeendet, am 1. August der Rohbau vollendet und das Richtfestgefeiert und am 9. Januar 1939 die Fertigstellung gemeldet werdenknne. Die Termine wurden dann auch genau eingehalten, so dasich der Aufbau dieses Grobaues mit seinem umbauten Raum von360000 Kubikmeter auf einer Flche von 16 300 Quadratmeter ineiner Zeit von neun Monaten vollzog. Der Fhrer hat fr diesegewaltige Gemeinschaftsarbeit von Architekt, Baufhrung,

    Baufirmen, Knstlern, Handwerkern und Arbeitern beim Richtfestwie bei der bergabe Worte hoher Anerkenn ung gefunden.Um diese Leistung ermglichen zu knnen, wurden alle Mittel derneuzeitlichen Bautechnik eingesetzt. So waren bei den Maurer- undVersetzarbeiten 17 hohe Krne aufgestellt, die die Steine zu den Ar-beitsstellen auf den Bau brachten. Whrend der strengen Klte desWinters, die in der letzten Bauperiode einsetzte, wurde mit Luft-erhitzern warme Luft in den Bau hineingeblasen, und die Beton-mischer wurden ebenso wie die Rstungen mit Zelten und Mattenabgedichtet. Das Ungewhnliche und Erstmalige der Leistung wirdnoch da durch besonders deut lich, wenn man bercksichtigt, da die

    hchsten Anforderun gen an Leistung u nd werklicher Dur charbeitunggestellt wurden, denn nur die beste und wertvollste Arbeit war frdiesen Bau gerade gut genug. Der Einsatz der Mittel an Arbeit undMaterial aber erscheint, bei Bercksichtigung der besonderen An-forderung, verglichen mit dem E insatz in der gesamten Bau ttigkeit,

    nur gering. Gegenber einer Milliarde Ziegelsteine, die in einem Jahrin Berlin verbaut werden, sind bei der Reichskanzlei nur 20 MillionenZiegel verwendet worden. Und von den in Berlin vorhandenen, selbst-verstndlich restlos beschftigten 40 000 Bauarbeitern war nur einZehntel auf der Baustelle der Reichskanzlei beschftigt. Gegenberdem ungeheuren und gar nicht in Zahlen zu fassenden Wert, dendieser Bau fr das Ansehen und die Bedeutung unseres neuen Deut-schen Reiches bereits gewonnen hat und immer mehr gewinnt, mudieser Bruchteil, den die Erstellung im gesamtenJa hresbau programm einnimm t, ein sehr kleiner genann t werden.Der Fhrer hat Planung, Entstehung und Vollendung dieses Bauesmit besonders lebhafter Anteilnahme verfolgt. Oft ist er auf der Bau-stelle erschienen, um sich davon zu berzeugen, wie jeder einzelnesein Bestes zum Gelingen dieses Werkes hergab. Wie er beim Richt-fest erklrt hat, er lebt er diese Bauten persnlich m it, zumal es sichum die Ttigkeit des Beruf es handelt, dem er selbst entstammt.

    Immer wieder besprach er die Plne in allen Einzelheiten mit demArchitekten, immer wieder hat er neue Anregungen gegeben undRatschlge erteilt.Der Entwurf des Architekten Speer fr diesen groen Bau gro inseinen Ausmaen und gro in seiner Bestimmung stellt ein Werkdar, das als rumliche und bauliche Gestaltung einer echten stdte-baulichen Schpferkraft entspr ungen ist. Denn der Bau ist nicht nurcharaktervoll als eine fr sich bestehende Raumschpfung, sonderner ist in klare, organische Beziehung zu seiner Umgebung gebracht.Strae, Platz und Bau sind aufeinander abgestimmt. Darber hinausaber formt und bestimmt der Bau a uch seine Umgebung; er prgt ihr

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    GARTENSEITE, BLICK IN DE N BOGENGANG AM SPEISESAAL LINKS: GARTENFRONT, BOGENGANG VOR DEM SPE ISESAAL

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    BRONZEPLASTIK AM MITTELBAU DER GARTENSEITE VON JOSEF THORAK

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    GEWCHSHAUS IM GARTEN DER REICHSKANZLEI

    seinen Stempel auf. Aus einer Seitenstrae mit u nbestimmtem Cha-rakter ist die Vostrae nunmehr zu einer Strae geworden, die alsTrgerin des r eprsentat iven Bauwerks ein vllig neues Gesicht be-kommen hat, weil sie in harmonischer Beziehung zum Baukrpersteht. Vor allem durch die platzartige Verbreiterung vor dem Mittel-teil des Baues ist ein schner stdtebaulicher Raum entstanden,ohne da die Strae ihren Charakter als Strae einbt. Das wirdnoch strker zum Ausdruck kommen, wenn, wie es in der Planungdes Generalbauinspektors fr die Reichshauptstadt vorgesehen ist,die Vostrae in gerader Linie bis zur Tiergartenstrae fortgesetztwird und damit eine geradlinige und unmittelbare Verbindung zurNord-Sd-Achse erhlt. Die beiden Wohnhausbauten, die zurReichskanzlei gehren und die an der Hermann-Gring-Strae

    liegen, werden dann den Anlagen des Tiergartens gegenberliegen.Denn das Dreieck zwischen der neuen Vostrae, derTiergartenstrae und der Hermann-Gring-Strae, das jetzt wenigschne Wohn- und Geschftsbauten enthlt, wird niedergelegt undin den Tiergarten einbezogen werden. Der Neubau umfat ein groestrapezfrmiges Gelnde, dessen Grundlinie die Nordseite derVostrae mit einer Gesamtlnge von 421 Meter einnimmt. Diewestliche Seitenlinie bildet der anschlieende Teil der Hermann-Gring-Strae mit einer Lnge von 402 Meter. Die stlicheSeitenlinie wird von der alten Reichskanzlei abgegrenzt. Zu derneuen baulichen Gestaltung gehren der etwa 20 Meter hoheHauptbau an der Vostrae, die beiden Wohnbauten an der Her-mann-Gring-Strae fr die Begleitmannschaften des Fhrers, dieGestaltung des Gartens u nd das Gewchsha us.

    Die Gesamtaufteilung des Neubaus und die Grundrilsung stelleneine geniale Verbindung einer symmetrischen Aufteilung der ganzenBauanlage mit einer von Osten nach Westen sich erstreckendenrumlichen Aufschlieung und Anordnung der groenReprsentationsrume dar. Die symmetrische Aufteilung gruppiertsich um eine nordsdliche Achse, die durch die zentrale Lage desArbeitszimmers des Fhrers, den groen Gartenweg und dasGewchshaus festgelegt ist. Die senkrecht dazu verlaufende,geradlinige Reihung der Reprsentationsrume beginnt bei demPortal am Wilhelmplatz und setzt sich ber den Ehrenhof, denMosaiksaal, den Runden Saal und die Marmorgalerie fort. Diesymmetrische Aufteilung bestimmt die uere Gestaltung desBaukrpers sowohl na ch der Vostrae zu wie nach der Gar tenseite.

    Ihr unterliegt auch die Gruppierung der Wohnhausbauten an derHermann-Gring-Strae und die Gestaltung des Gartens. DieGestaltung der groen Reprsentationsrum e unterliegt der Idee derrhythmischen Reihung auf dem eben dargestellten Weg. Dieser Wegtrifft die Achse der symmetrischen Anlage in der Marmorgalerie vordem Zugang zum Fhr erzimmer.Der wesentlichste und nach auen hin am strksten in Erscheinungtretende Teil des Neubaus ist der H auptbau an der Vostrae. Er istein vllig einheitlicher Organismus, der mit der alten Reichskanzleizwar zusammenhngt, aber in Gre und Raumordnung als eineigener groer Baukrper an zusehen ist. Er besteht a us einem west-lichen Teil, der an der Hermann-Gring-Strae beginnt und, umeinen Lichthof herum gruppiert, im wesentlichen Verwaltungsru meenthlt. Der Mittelteil, der von der Strae aus gegen den Garten zu

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    TEILANSICHTEN DES GEWCHSHAUSES IM GARTEN

    zurckgesetzt ist, umfat das Arbeitszimmer des Fh rers u nd seinerAdjutanten, den Reichskabinettssaal und den Groen Empfangssaal,ferner die groe Marmorgalerie, die als br eiter, reprsentat iver F lurvor diesen Rumen verluft. Der Ostteil umfat nach der Strae zuBrorume und Arbeitszimmer, im brigen wird dieser Abschnitt vonden groen Reprsentationsrumen und dem Ehrenhof in Anspruchgenommen.Vom Wilhelmplatz aus gesehen sind die Vernderungen durch denNeubau sehr gering. Denn die alte Reichskanzlei wurde ebenso er-halten wie der Anbau a m Wilhelmplatz, der im J ahre 1934 den dur chAlbert Speer entworfenen Balkon erhielt, von dem aus der Fhrerden Vorbeimarsch der Format ionen in der Wilhelmstrae abnimmt.

    Die Grnde fr die Erhaltung des im Jahre 1930 der alten Reichs-kanzlei angefgten Erweiterungsbaus sind historischer, vielmehrdokumentarischer Art; denn er stellt den einzigen Versuch derSystemzeit dar, ein staat liches repr sentat ives Gebude zu errichten.Es ist ein Versuch, der keinen starken baulichen Ausdruck zeitigenkonnte, denn nur in starken und groen Zeiten knnen groe undreprsentative Bauten entstehen.Auch die Fassa de des Eckhauses an der Wilhelm- und Vostrae, dasBorsig-Palais, wurde erhalten. Im Zuge des Neubaus erwies es sichals notwendig, am Wilhelmplatz ein groes Doppelportal in die Frontdes Erweiterungsbaus einzufgen, um die Zufahrt in den Ehrenhofder neuen Reichskanzlei zu ermglichen.

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    mit ihrer klaren und edlen Haltung zur vollen Geltung kommen.Sie stellen mit den kannelierten Pfeilern, dem Aufgang und demNischenraum eine rumliche und plastische Schpfung dar; siesind gebaut im besten Sinne des Wortes. Sie seien hier als eines dervielen Beispiele baulicher Einzelgestaltung an diesem Bau

    erwhnt, mit denen ein vllig neuer Weg beschritten wird und dieals Vorbilder fr h nliche Aufgaben gelten knnen .Die Fassaden des Ost- und des Westteiles sind in einer Gliederungaus Muschelkalk aufgefhrt, die die Sockel, dieFensterumrahmungen, die Stockwerkgesimse und dasHauptgesims umfat. Die Mauerflchen zwischen dieserGliederung sind in gelblicher Farbe verputzt. So zeigen diesebeiden Seitenteile, die in ihrem Innern die Arbeitsrume undAmtszimmer enthalten, schon na ch auen hin den Charakter einesVerwaltungshauses, dem aber durch die meisterhafte Fassaden-gestaltung mit der sorgfltigen Ausfhrung jedes Einzelprofils einebesondere Wrde und eine im besten Sinne preuische Haltunggegeben ist.Der von diesen vorspringenden Seitenfassaden begrenzte Mittelbauerhebt sich bei einer Lnge von 120 Meter zu einer Hhe von 22,2Meter. Er ist um 2,8 Meter hher als die Seitenbauten. Diese

    geringe berhhung bewirkt, da er dem Beschauer, von derStrae aus gesehen, genau so hoch wie die Seitenteile erscheint,weil er von der Straenfront um 16 Meter zurckgesetzt ist. Es istdas ein Mittel der optischen Ausgleichung, das in der Antike inhnlicher Weise bei den Bauten angewandt wurde.Die Fassade dieses Mittelteils ist in der Sparsamkeit derarchitektonischen Mittel ein besonderer Hhepunkt der baulichenGestaltung. Die berleitung zu den Seitenteilen wird durchzurckgesetzte Verbindungsmauern hergestellt, so da dieeigentliche Fassade noch einmal geschlossen in sich heraustrittund eine eindrucksvolle Front aus 19 Fensterachsen zeigt. Dieseaus groen Muschelkalkquadern erbaute Fassade mit der klarenGliederung der Fenster ka nn mit den besten Fassa den i tal ienischerRenaissancebauten verglichen werden. Dennoch wahrt sie ihreneigenen deutschen Charakter. Mit der knappen Strenge verbindetdie Gestaltu ng die feierliche u nd gemessen e Bewegtheit, die sowohlin dem Rhythmus der 6 Meter hohen Fenster mit der krft igen

    Werksteinprofilierung der Umrahmung zur Geltung kommt wie indem Ausklingen der Mae in den kleineren Fenstern nach oben, dievon dem weit vorspringenden Hauptgesims wieder gefat werden.Wenn man in der Vostrae von der Seite her die Gesamtfassadeberblickt, so tritt durch die groen Lngenabmessungen immerdieser Mittelteil als das wichtigste Glied des Baues in Erscheinung.Dazu trgt a uch der Abstand von der Strae bei und der P latz, derdadurch gebildet wird. Eine niedrige Balustrade grenzt diesenPlatz von der Strae ab, so da immer ein bestimmter Abstand vondiesem Bauteil gegeben ist, der auch keinen Eingang von derStrae enthlt . Hinter den groen Fenstern verluft im Innern diegroe Galerie, und so wird im uern schon die reprsentative Be-stimmu ng gezeigt.Whrend die Straenseite mit der strengen Gliederung diemonumentale Haltung zum Ausdruck bringt, zeigt die Gartenseiteeinen anderen Charakter, der durch das Zusammenspiel von Bau

    und Garten bestimmt wird. In Angleichung an die alteReichskanzlei ist hier fr den Mittelbau und den Ostteil eingebrochenes Dach gewhlt worden. Das Dach senkt sich vom Firstaus in geringer Neigung gegen die Strae hin, so da es von derStrae au s nicht zu sehen ist , zumal die Aufsatzmauer der Fassadeber den Dachabschlu hinaussteht. Nach dem Garten zu zeigt dasmit Ziegeln gedeckte Dach im unteren Drittel eine leichteBrechung.Auf der Gartens eile beherr scht der Mittelteil das Bild, der hier eineLnge von 189 Meter einnimmt. Ihm ist eine Terrasse von 190Meter Lnge und 9,5 Meter Tiefe vorgelagert, die den bergangzum Garten vermittelt und von der die Stufen an den Seiten dergegen den Garten vorgeschobenen Mittelrampe herabfhren. Die

    Fassade ist mit einer Gliederung aus Muschelkalkpfeilern versehen,die die gelb verputzten Flchen einrahmen. Das besonderearchitektonische Schmuckstck dieser Seite des Gartens bildet derSulenvorbau vor dem Arbeitszimmer des Fhrers. Edel geformteSulen aus Lahnmarmor sind in Paaren geordnet und tragen

    Bronzekapitelle, deren Struktur durch teilweise Vergoldunghervorgehoben wird. Das Geblk, die starken Eckpfeiler und dieAttika dieses 18 Meter hohen und 30,8 Meter langen Vorbaus sindaus Muschelkalk gebildet. Die schnen Formen dieser Sulengruppein dem kraftvoll aus der Front heraustretenden Vorbau mit dervorgelagerten Terrasse sind eine glanzvolle Bereicherung in demschnen Bild, das in der ruhigen Abgeschlossenheit des Gartensentstanden ist , den die Bauten wie ein groer kostbarer Rahmenumgeben. Rechts und links von dem Vorbau sind auf der Terrassezwei groe Pferdeskulpturen von Professor Thorak aufgestelltworden, deren krftig modellierte, bewegte Formen auerordentlichglcklich vor der Fassa de stehen .An die Terrasse schliet nach der Ostseite hin ein mitKreuzgewlben gedeckter Bogengang aus groenMuschelkalksteinen an. Er verluft vor dem Speisesaal, der sich inhohen rundbogigen Tren nach dem Gang ffnet, und bildet nach

    dem Garten zu das Erdgescho des stlichen Seitenteils, in dessenObergescho die Bibliothek liegt, deren Fenster sich nach demGarten ffnen. An der anderen Seite vor dem Westteil setzt amEnde der Terrasse eine Pergola an, die den Garten gegen dieWohnhuser abschliet und zu dem Gewchshaus berleitet. DiesesGewchshaus, das aus Gnninger Tuff errichtet ist, liegt demArbeitszimmer des F hrer s gegenber. Die Vorderseite ist in groenFenstertren mit schner Sprossenteilung aufgelst. Auf demVerbindungsweg von der Terrasse zu diesem Gewchshaus ist einWasserbecken mit Brunnen aufgestell t , das mit Skulpturen desWiener Bildhau ers Ambrosi geschm ckt wird.So ist es gelungen, dem Hauptbau trotz der selbstverstndlicheneinheitlichen baulichen Gestaltung nach der Straenseite einestrenge und groe Haltung zu geben, whrend n ach der Gartenseitezu der gleiche Baukrper sich dem stilleren und abgeschlossenerenCharakter des Gartens einfgt. Es ist zwar der gleiche gemesseneRhythmus der Gliederung, es ist die gleiche architektonische

    Haltung, und dennoch ein an derer Charakter in der Stra en- und inder Gartenfassade. Das beherrschende Motiv aber ist dieHervorhebung des Mittelbaus, die nach der Strae zu durch diegeschlossene Muschelkalksteinfront erreicht wird und auf derGartenseite durch den Sulenvorbau, der sich vor demArbeitszimmer des Fh rers zur Terrasse und zu dem Gart en ffnet.Wir begeben uns nun nach dem neuen Doppelportal in der Wilhelm-strae, um in der Folge der vorher erwhnten ostwestlichen Auf-reihung der Reprsentationsrume mit der Betrachtung zubeginnen. Die groen Innenrume werden an anderer Stelle indiesem Buch beschrieben werden.Durch das Portal fhren schwere Bronzetren in den Ehrenhof. Ermit 68 Meter in der Lnge und 26 Meter in der Breite. DieWandung des Hofes ist aus Jura-Dolomit ausgefhrt. DieSeitenwnde, die die Fenster zu den umliegenden Rumenenthalten, sind in einer sechsfachen Aufteilung versetzt, da sie je

    drei Nischen bilden, die von S ulen a us dem gleichen Stein eingefatsind. Durch das in feinen grauen Tnen spielende Material und dieedle Gliederung wird hier der Eindruck feierlicher Ruhe erreicht.Man empfindet, wie schn ein so einheitlich gestalteter Hof wirktund wie er die Stimmung der Eintretenden vorbereitet. Gegenberdem E ingang vom Wilhelmplatz befindet sich ein Stu fenaufgang, derzu der Portalnische fhrt, die die Bronzetr als Zugang zu denInnenrumen enthlt. Vier groe Sulen fassen diesen Zugang, derauen von den zwei Bronzefiguren Partei und Wehrmachtbegleitet wird, Arbeiten von Professor Breker , von den en der F hr ergesagt hat , da sie zu dem Schnsten gehren, was in Deutschland jegeschaffen wurde. Innen in der Portalnische ist ein bronzenesHoheitszeichen von Professor Schm id-Ehm en

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    INNENANSICHT DES GEWCHSHAUSES

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    WOHNGEBUDE AN DER HERMANN-GRING-STRASSE

    DEN BAUTEN GEGENBER WIRD NACH DEM DURCHBRUCH DER VOSS-STRASSE DER ERWEITERTE TIERGARTEN LIEGEN

    angebracht, und in den Feldern der Decke befinden sich Mosaik-

    ornamente n ach dem E ntwurf von P rofessor Kaspar .Fr die abendliche Beleuchtung sind in den Nischen der WandLichtksten eingebaut, die die Nischen bestrahlen und somit durchknstliches Licht die bauliche Struktur unterstreichen. Auch dieFassade der Vostrae wird am Abend durch Scheinwerfer, diegegenber in die Hausfassaden eingebaut wurden, in der Weiseangestrahlt, da jede Blendung der Vorbeifahrenden vermiedenwird. So sehen wir auch hier wieder, wie Albert Speer dasknstliche Licht als Bauelement heranzieht, als ein Mittel, diebauliche Struktur auch am Abend stark und eindringlich zurGeltung zu bringen. Wir alle kennen die neuen Wege, die er bei derBeleuchtung des Zeppelinfeldes in Nrnberg mit dem von ihmerfundenen Lichtdom und bei der Beleuchtung der Ost-West-Achsebeschrit ten h at .Wenn wir bisher von der baulichen Gestaltung des ueren unddem beherrschenden Einflu des Baues auf die Umgebunggesprochen haben, so mssen wir noch auf ein Element hinweisen,das hier in besonders schner und neuartiger Weise mit dazubeigetragen hat, dem Bau eine ganz neue, in die Zukunft weisendeBedeutung zugeben. Es ist die sorgfltige und knstlerischvollendete Weise, wie die Farbe und vor allem die natrliche Farbedes edlen Materials in den Dienst der baulichen Schpfung gestelltwurde. Es ist aber immer die dem Material zugehrige Farbe, dieden Grundton angibt. Im Spiel seiner Struktur zeigt es immerandere Tne. Das feine Grau in allen mglichen Abstufungen gibtden brigen Farben den groen Rahmen. So entstanden diegelblichen Putzflchen der Wandfllungen im Grau desMuschelkalks. Man kann dann immer wieder neue farbige Reizeentdecken, wie das zarte Brau n der F ensterrahm en in den Nischen

    steht , oder der schne Bronzeton der Bildwerke vor dem Stein. Aufs

    beste abgewogen erscheinen dazu die Mosaikfelder in den Decken-feldern. Und wie die Farbe ihren Platz erhielt, den der Architektsorgsam vorgeschrieben hat, so erhalten auch die Kunstwerke ihrenvorgezeichneten Platz. Die Hoheitszeichen und der bildhauerischeSchmuck, sie knnen gar keinen anderen Platz erhalten, sie sindeng und lebendig mit der Architektur verbunden.Der Neubau der Reichskanzlei ist heute schon zu einem Begriff ge-worden, der mitbestimmend ist fr das Bild, das dem Besucher derReichshauptstadt vermittelt wird. Er ist der erste Grobau, der imRahmen der Neugestaltung Berlins vollendet wurde, und seine ein-drucksvolle Fassade lt ermessen, wie groartig und schn dasBild der Reichshauptstadt spter sein wird.Den Architekten ist m it diesem Bau ein Vorbild erst ellt worden, daszeigt, wie die Aufgabe, einen staatlichen, reprsentativen Bau zugestalten, zu meistern ist.Die neue Reichskanzlei wird der Ausgangspunkt fr die kommendebauliche Entwicklung auf dem Gebiet des reprsentativen Bauenssein.Der Bau ist in der kurzen Zeit von einem Jahr bereits derSchauplatz groer geschichtlicher Ereignisse gewesen. BefreundeteStaatsmnner und Vertreter europischer Lnder haben hierVertrge und Pakte unterschrieben, die dem Aufbau und demFrieden Europas dienen. So erfllt dieser Bau stetig seine hoheAufgabe, eine Sttte der politischen Arbeit zu sein zum Wohl derdeutschen Nation und zur Sicherung des Lebens des deutschenVolkes. So wie frh er d ie Wilhelmstr ae der Begriff fr die deu tschePolitik fr die ganze Welt gewesen ist, so wird in Zukunft dieserBau immer mehr auch im Ausland der Inbegriff und das Symbol derneuen konstruktiven Politik des Dritten Reiches werden.

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    TOR IM VERBINDUNGSBAU DER WOHNGEBUDE AN DER HERMAN-GRING-STRASSE

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    VORHALLE ZUM MOSAIKSAAL, TR ZUM EH RENH OF

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    VORHALLE ZUM MOSAIKSAAL, GESAMTANSICHT

    RUDOLF WOLTERS

    WERK UND SCHPFE R

    I n noch str kerem Mae, als es bei den Fass aden der Reichskan zleiin Erscheinung tritt, ist dieser Bau in seinem Innern von jener be-zwingenden Kraft und Gre, die nur eine starke und selbstbewuteZeit hervorzubringen verm ag.Die schwierigen stdt ebaulichen Gegebenheiten, die das Bau werk inseiner ueren Gestalt magebend mitbestimmten: derlanggestreckte Bauplatz, eng begrenzt durch Vostrae und Park,die historischen Gebude a m Wilhelmplatz, das Fehlen jeder ba ulichmonumentalen Beziehung in der nheren Umgebung alle dieseGegebenheiten konnten eine groe rumliche Komposition desInnern nicht beeintrchtigen. Ein souverner Gestaltungswille hatsich vielmehr diese Schwierigkeiten dienstbar gemacht und einRaumgebilde geschaffen, das in Gesamtform und Aufeinanderfolgeder r umlichen Element e ohne Beispiel ist.Das Grundribild zeigt bereits klar das rumliche Gerst desGanzen: die vom Wilhelmplatz bis zur Hermann-Gring-Straedurchlaufende reprsentative Achse, der sich alles brige wieselbstverstndlich zuordnet und an der sich auch die uere Gestaltdes Gebudes orientiert. Dem Beschauer, der durch das hoheBronzetor am Wilhelmplatz das Haus betritt und die fnf

    aufeinan derfolgenden Rum e durchschreitet, bietet sich ein Erlebnis

    dar, hnlich dem eines festlichen Schauspieles, dessen einzelne Akteder Reihe nach Szenen beleuchten, die einem gesetzerflltenknstlerischen Gesamten zugehren.Jeder dieser einzelnen Rume ist von geschlossener Eigenart; siesteigern einander zum vollendeten Ganzen:Der vorbereitende, zur Sammlung zwingende steinerne Ehrenhof,ber dem sich der Himmel wlbt! Ausgeglichene Ruhe geht von denin baumeisterlich strenger Ordnung gegliederten Wnden aus, derengrauer Stein nur wenig Farbe zeigt. Die beiden klaren BildwerkeBrekers flankieren ein Portal, das, um einige Stufen erhht, vonkannelierten Steinpfeilern gerahmt ist.Ein marmorumkleideter heller Vorraum trennt den Ehrenhof vomMosaiksaal. Dieser mchtige Raum strahlt festliches Rot vonWnden und Boden. Die groen Mosaikflchen von HermannKaspar, durch kaum vortretende polierte Marmorbnder strengzerteilt, bedecken die hohen Wnde, Marmorplatten mitMosaikstreifen den Boden. Ein weit ausladendes, reichgegliedertesGesims hebt sich hell ab vom Rot der Wnde und lt dielichtdu rchlassende Glasdecke leicht ber

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    MOSAIKSAALOBEN:BLICKV

    OMO

    STPORTAL,GESAMTANSICHTUNTE

    N:TEILANSICHTDESFUSSBODENSMITDEN1,8QUADRATMETERGROSSENMARMO

    RPLATTEN

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    MOSAIKSAAL, WANDAUSSCHNITT MOSAIKENTWURF VON HERMANN KASPAR

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    MOSAIKSAAL, MOSAIKAUSSCHNI TT

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    dem Raum schweben. Von rmisch groem Format sind die steiner-nen Trnischen an den Schmalseiten des Raumes. Zwischen denroten Doppelpfeilern sitzen in tiefer Nische hohe, mit Goldleistenabgesetzte Mahagonitren, umrahmt von groflchig gederten,grngrauen Marmorgewnden.

    Aus dem gedmpften Licht dieses hohen Saales tritt man wenigeStufen hinauf in die Helle des kleineren runden Raumes, der ausder ffnung seiner Kuppel gleichmiges Licht empfngt. Mitseinen vielflt igen Farben auf den marmorinkrustierten Wnden,mit den flachen, matt aus dem geschliffenen Grundherauswachsenden Reliefs ber den Tren in seiner ganzen Formist dieser dritte Saal ein Raum von besonders eigenartigem Reizund Charakter, das Ganze der Raumfolge ebenso bereichernd wienotwendig ergnzend. Kaum merkt der Unterrichtete, da dieserRunde Saal als Gelenk in den Bau eingefgt ist, den leichten Knickvermittelnd, den die Vostr ae an d ieser Stelle macht.Vom Kuppelsaal fhrt der Weg in die Marmorgalerie, jenen hohenLangraum, dessen uere Fassa de als Mittelbau auch an der Vo-strae gro und reprsentativ in Erscheinung tritt. Die Galerie istDurchgangsraum und als solcher gestaltet . Zur l inken Hand derGleichklang von neunzehn hohen, in tiefen Marmornischen

    liegenden Fenstern; dem wechselnden Hell-Dunkel dieser Wandgegenber in grerem Rhythmus fnf hohe Tren. Die rot-grn-grauen Marmorgewnde beherrschen u nterteilend die lange Wand,deren hellgelb polierte Flche im vollen Licht der Fensterwandsteht. Hier werden spter die groen Wandteppiche hngen, mitderen Herstellung Professor Peiner beauftragt ist.Whrend die mittlere der groen Mahagonitren in denArbeitsraum des Fhr ers geht, weist die am E nde der Ha lle, an derSchmalseite befindliche Tr in den Empfangssaal, das rumlicheEndglied der Achse. Dieser Saal, der vorlufig nur provisorischhergerichtet ist , wird in kommenden J ahren so ausgebaut, da er inGre und Ausstattung der Hhepunkt der ganzen Kompositionwird. Dieser Bau ist in neun Monaten aufgerichtet, in neunMonaten zum fertigen Ha us geworden; ein Hau s, das wenige

    Wochen nach der Fertigstellung bereits Hintergrundweltgeschichtlicher Ereignisse und damit historisch wurde. Wennwir heute die Rume dieses Gebudes betrachten, ihreselbstverstndliche Schnheit und Gre, das bis ins letztedurchgearbeitete Detail der baulichen Formen und der gesamten

    Einrichtung, die Arbeiten der Maler, Bildhauer und Kunst-handwerker, die hier mitgewirkt haben, deren Werk mit dem Ge-samten in eins verschmolzen dasteht, so ist fr uns weniger dieorganisatorische Bauleistung ein erstaunliches Phnomen als diegeradezu instinktive Sicherheit des Architekten, der dasGesamtwerk schuf, eines Menschen, dessen knstlerischerFanatismus ebenso gro ist wie seine Phantasie und die Sicherheitseines Formgefhls. Die Leistung, die Albert Speer mit diesem Bauvollbracht hat , kann nicht nur erklrt werden mit der Gre undSelbstsicherheit der Zeit, in die der Heutige gestellt ist, es ist dieLeistung einer Persnlichkeit, die den Auftrag ihres oberstenBauherrn restlos zu erfllen vermochte.Als Architekt kommt Speer aus der Bewegung. Seine erstengreren Arbeiten sind die Gestaltungen der Kundgebungen derPartei. Tempelhofer Feld und Bckeberg stehen am Anfang.Fahn entcher, Masten, Tribnen und das kn stl iche Licht sind die

    Elemente, mit denen der Architekt seine ersten groen Rumeformt. Erstmalig nahmen auf dem Reichsparteitaggelnde dieseRume eine steinerne Form an. Die Reichskanzlei, der erste groevollendete Steinbau Speers, ist die konsequente Fortsetzung dieservorhergehenden Arbeiten. Hier im Innern des Gebudes, in derreprsentativen Raumfolge ist der Marschtritt der Bewegungsprbar. Der Architekt fand jene neue Form, die unserGrodeutsches Reich symbolisiert. Darin allein liegt da s Geheimn isder Kraft, die jeden anfat, der dieses Haus betritt. DieReichskanzlei ist der erste Staatsbau des Grodeutschen Reiches,ein Bau, der zu Beginn einer Bauepoche steht, die mit den grtender Geschichte den Vergleich aushalten will und wird. Die Formen,in denen dieses neu e Bauen sich vollziehen, von denen ausgehen d essich entwickeln wird, sind vorgezeichn et.

    MARMOR- UND MOSAIKAUSSCHNITT

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    BLICK IN DEN MOSAIKSAAL AUS DER STLICHEN P ORTALNISCHE

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    RUNDER SAAL, TEILANSICHT MIT DER TR ZUR MARMORGALERIE RELIEF VON ARNO BREKERLINKS: MOSAIKSAAL, PORTAL AN DER WESTWAND HOH EITSZEI CHE N VON KURT SCHMI D-EHME N

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    RUNDER SAAL, TEILANSICHT MIT DER TR ZUR MARMORGALERIE LINKS: BLICK IN DIE KUPPE L

    FUSSBODENMOSAIK UND DECKENBEMALUNG NACH ENTWRFEN VON HERMANN KASPAR

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    ARNO BREKER

    ZUM BAU DER NEUE N REICHSKANZLEI

    M it der Fertigstellung der neuen Reichskanzlei ist einendgltiges Wort nicht nur fr die Baugesinnung und Ausrichtungunserer Gegenwart , sondern auch fr die Zukunft ausgesprochen.Ein machtvoller Anfang, ein groer Mastab, ein berwltigendesResultat beweist, da sich der besessene Wille, dasnationalsozialistische Deutschland in arteigenenKulturschpfungen zu verewigen, in grandioser Weise realisiert.Mit elementar er Wucht en twickelt sich der Weg von der Vorstellungzur Form. Die Ereignisse brechen sich mit der Vehemenz eineswolkenlos strahlenden Sonnenaufgangs Bahn. Das Bauwerk istnicht nur der Rahmen der Reprsentation und der gestaltetenGeschichte des Dritten Reiches, sondern ist schlechthin ein Symbolunserer politischen und weltanschaulichen Situation.

    EineAkurze Epoche voll leidenschaftlichen geistigen Bemhensfindet hier seine eherne und steinerne Sprache.Wir stehen heute im Anfang eines der umfassendsten Abschnittedeutscher schpferischer Kulturgeschichte, deren Ausma undSpannweite nur durch den Hinweis verstndlich gemacht werdenkann , da der Bau der neuen Reichskanzlei nur ein Steinchen desbereits in der Planung fertiggestellten berwltigenden Mosaiks ist.Ein Prludium der Meistergesnge zuknftiger groer Architekturund ihrer Schwesterknste.Allein die Aufnahmen vermitteln ein umfassendes Bild der Auen-architektur. Besonders der groartige, von tiefem Ernst beseelteMittelbau aus Muschelkalk ist eine Hymne des Glaubens und derZuversicht.

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    RELIE FS GENI US UND KMPFE R IM RUNDEN SAAL VON ARNO BREKE R

    So verhalten die Auenarchitektur ist, so machtvoll erklingen dieAkkorde im Innern. Meisterwerke unserer Epoche sind die Konzep-tion der Rume oder besser die Abwicklung des Raumvolumensin ihrer gegenseitigen Steigerung. Hier spricht die Symbolik ihreberzeugendste Sprache. Keine P athetik fand hier Platz. Die Rume sei es der Ehrenhof, der Mosaiksaal, der Runde Saal, die Marmor-

    galerie oder das Arbeitszimmer des Fhrers sind von macht-politischem Feuer durchglht; darum sind sie in ihrer Weihe ohneVorbild und einmalig; sie entwickeln das Gesetz einer neuen Wrde,das in seinen Grundelementen diesseitig, klar und klassisch ist klassisch das heit: in Harmonie zu sich selbst, aus Flle amDasein. In der Architektur Speers lebt der Wille zum Auer-gewhnlichen, zum Erlauchten, lebt der ungebrochene Mut zumhheren, u nablssig fortschreitenden und sich selbst bergipfelndenDasein.Die Arbeit an der Reichskanzlei besttigt uns eine wichtige Erkennt-nis, nmlich, da die kulturelle Erneuerung nur eine Folge der poli-tisch geistigen Wiedergeburt sein ka nn. In den letzten ander thalb

    Jahrhunderten entstanden viele Werke bedeutenden Formats, aberes blieben Einzelgnger. In Ermangelung der politisch weltanschau-lichen Voraussetzungen, die allein das Signum der umfassendenschpferischen Kraft als heiligstes Vermchtnis begrnden, bliebendie Werke der Architektur, Malerei, Plastik ohne stilbildendes Erbe.Ein Beweis meiner Auffassung ist die Vollkommenheit gegenseitiger

    Ergnzung, die den Architekten Speer und seine Mitarbeiter aus-zeichnet. Es ist mein jngstes tiefes Erlebnis. Keine Diskussion,keine Versuche sind der gemeinsamen Arbeit vorausgegangen. Speergab auf preuische Art die Marschroute an, wir trafen uns wieder, alsunsere Resultate in den fast fertiggestellten Organismus eingefgtwurden.In diesem kompromilosen Miteinandergehen sehe ich die erstenelementaren und energiegeladenen Herzste eines neuen Stils, dernur in der unzerstrbaren Gemeinschaft gleicher Naturen Wirklich-keit wird, einig im Marsch, den der grte Erneuerer und Vollenderdeutschen Wesens vorzeigt, Knder unseres nationalen Lebens undStolzes.

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    MODELLE AUS DERGROSSEN DEUTSCHENKUNSTAUSSTELLUNG1939 IM HAUS DERDEUTSCHEN KUNST INMNCHEN

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    PLASTIKENWGER UND

    WAGER FR DE NRUNDEN SAAL

    VON ARNO BREKER

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    HERMANN KASPAR

    WESEN UN D AUF GABEN DE R ARCHITEKTURMALEREI

    Knstler, die sich gerne theoretisch ber Kunst verbreiten, nenntman Kunstadvokaten. Nimmt man zu dieser abfll ig gemeinten,aber treffenden Bezeichnung noch den allgemein bekannten Rat,den Goethe in der Frage der knstlerischen Beredsamkeit denKnstlern erteilt hat: Bilde Knstler, rede nicht! so isteigentlich kein rechter Grund einzusehen, warum beispielsweise einMaler Richtlinien ber Kunst im allgemeinen wie im besonderenaufstellen soll. Ganz auergewhnliche Umstnde mssenobwalten, die es dem bildenden Knstler erlauben, fr einenAugenblick seine Ausdrucksmittel mit denen des Redners zuvertauschen und um Gehr zu bit ten, stat t dem Auge die Freude derBetrachtung zu vermitteln. Eine Fr age ist es, deren Beantwortungversucht werden mu, deren Berechtigung und Dringlichkeitniemand anzweifeln kann und die klar und eindeutig in unsererZeit steht: Findet die Umgestaltung unserer Zeit und unseresVolkes in der deutschen Malerei der Gegenwart einen lebendigenAusdruck? Werden kommende Geschlechter bei der Betrachtungunserer Malerei unserer Zeit etwas von dem spren, was sich inunserem Volk vollzogen hat? Die Beantwortung dieser Frage kanndurch eine Betrachtung jenes Zweiges der Malerei erfolgen, der alsBindeglied zwischen der Architektur, dem unmittelbarstenknstlerischen Ausdruck einer monumentalen Zeit, und der feinenTafelmalerei, der Architekturmalerei, steht. Die Architektur ist dieLehrmeisterin der Knste. Von ihr mu die Befruchtung fr dieMalerei kommen. Sie wird dort zuerst sichtbar werden, wo sie ihram nchsten ist, nmlich an den Malereien, die sie am eigenenKrper trgt, bei der Wandmalerei in allen ihren Formen, demMosaik, dem Fresko, dem Gobelin. Ihr bertrgt die Architekturihre Elemente, Mae und Verhltnisse, und die Farbe des Bauwerks

    ist bereits der erste Ton des Akkords, den die Malerei aufnehmenund weiter ausbilden mu. An den geeigneten Stellen ihres Gefgesmu die Malerei stehen wie die Blte am Baum, die Sprache desBauwerkes abwandelnd und begleitend.Aus dieser allgemeinen Feststellung lt sich ohne weiteresableiten, da die Darstellung einer solchen Malerei, sei esOrnament oder Figur, ihr Rckgrat von der Architektur erhalten,ihre Formen von den Zuflligkeiten der Natur befreien und demabstrakteren Wesen der Architektur angleichen msse. DieseForderung ist eine ewig alte, fr unsere Zeit aber junge Grundlageder Malerei. Die Sprache der Architekturmalerei kann nicht wie diezwanglose Rede zweier Menschen unter sich sein, sondern mu diegesteigerte Form der getragenen Sprechweise annehmen, weil sie,wie die Architektur unserer Zeit, dem Ausdruckswillen groerMenschenlenku ng dient. Da sie hierbei nicht in ein falsches Path osgert, wird die Sorge des einzelnen Knstlers sein. Ein Krper, derauf die Wand gemalt ist, darf nicht das Abbild e i n e s Modells,sondern mu die Synthese von unendlich vielen sein; die Krpermssen aus der Welt der Vorstellung, nicht der zuflligenBegegnung stammen, hnlich den Geschpfen des Dichters. EinKopf sei die Zusammenfassung von hundert Kpfen, ein Bein derExtrakt von hundert Beinen. Die Bewegung dieser Menschen aufder Wand sei weder eine photographisch erfate noch knstlichgestellte, sondern diejenige, die die rtliche Situation verlan gt, einestatuarische oder leidenschaftlich bewegte, eine strenge oder einelockere. Ebenso knnen die Draperien nicht gelegt und abgemaltsein, sondern sie mssen die rhythmischen Bewegungen der Figurin dem Sinn un terst tzen, wie die Flche, die bemalt werden soll, esverlangt. Die Farben knnen nicht beliebig sein, sondern nehmenihren Klang von der Farbe des Raumes und mssen ihn in ver-wandt er oder gegens tzlicher Beziehun g steigern.

    WieAder autoritre Staat unabhngig sein mu von denRcksichten auf belanglose Einzelinteressen und einem hherenIdeal dient, so mu auch die monumentale Malerei zwar einSinnbild der Natur frei sein von ihren Zuflligkeiten. DieseUnabhngigkeit spricht aus jedem Teilstck alter Werkemonumentaler Kunst und wird gerne als Sti l isierung undIdealisierung bezeichn et, in Wirklichkeit ist dies aber der Ausdr uckeiner aufs Ganze und auf Einordnung gerichtetenKunstanschauung.So wird die Malerei der Gegenwart als Ausdruck unseres heutigenLebens empfunden werden, wenn ihr die Steigerung ins Monumen-tale gelingt. Das Monumentale braucht nicht immer in der Gre zuliegen, sondern in der Hauptsache kennzeichnet es sich durch seineEntstehu ng aus der Vorstellung u nd seine souverne Beherrschungaller Formen, Licht- und Farbenerscheinungen der Natur. Mit demAufblhen der Architektur mu natrlich und selbstverstndlichauch die monumentale Malerei wachsen und sich in Form undFarbe festigen. Die Architekturmalerei wird dann wiederum derTafelmalerei neue Impulse geben. Denn auch in frheren Zeitenwar es so, da das gerahmte, nicht an einen bestimmten Platzgebundene Bild die Festigkeit und die klingende Farbgebung dermonumentalen Malerei sein eigen nennen konnte, da berhauptder Unterschied zwischen beiden Arten nicht so wesentlich war.Wenn dann die Malerei sich in ihrer Struktur gewandelt hat, wirdsich die Frage des neuen Themas von selbst lsen. Es mu aberdarauf hingewiesen werden, da die groe Wandmalerei imReichtum ihrer Vorwrfe hnlichen Beschrnkungen unterliegt wiegroe Architekturen bezglich ihrer Grundrisse. Mu diese in derHauptsache von den drei Formen: Quadrat, Rechteck und Kreis,

    ausgehen, wird jene in den einfachsten Formen des Lebens ihreThemen su chen m ssen, im Heroischen, in den Darstellungen desfriedlichen Lebens, die sich vom Patriarchalischen bis zumBacchantischen erstrecken knnen, und schlielich noch im Themader Arbeit. Die Arbeit aber wird nie diesen groen Raum a ls Themafr die bildende Kunst einnehmen knnen, wie viele erwarten,besonders nicht in grofigurigen Kompositionen. Die Kunst dervergangenen Kulturen ist verhltnismig arm an Darstellungendieser Art, obwohl die Arbeit neben dem Kampf seit Bestehen derMenschheit der Ausgangspunkt alles Lebens und der Vater allerDinge war. Dies hat seinen Gru nd dar in, da die Kunst mehr dazuda ist, dem Gttlichen, dem Heroischen und der Freude zu dienen,und es ist eigentlich nicht einzusehen, warum man etwa dieErholungsrume der Arbeiter m it Darstellungen dessen schmckensoll, von dem sie sich erholen sollen. Eine groe Rolle wird weiterh inin der Themafrage das Symbol spielen, das in seiner bertragungrealer Vorstellungen als geistiger Inhalt des Raumschmuckes sehrwillkommen sein mu. Auf ein Merkmal sei noch hingewiesen, dassich in Zukunft strker als in den zurckliegenden Jahrzehntenzeigen wird: das ist die Bauhtte als Zelle der Kultur. Die in derHand eines Architekten l iegenden groen Bauten mit den a us ihnensich ergebenden umfangreichen Ausschmckungen verbinden Malerund Bildhauer dauernder mit dem Architekten als bisher. Es ist nurnatrlich, da die Festigung des Arbeitsverhltnisses dieVerbindung der an einem Bauwerk mitschaffenden Knstler nachanderen Seiten hin einschrnken mu. In noch vielumfangreicherem Mae als die Dombauhtten im Mittelalterwerden sich bestimmte Kreise bilden, die in natrlichster Weiseun terscheidende Merkm ale ganz von selbst entwickeln.So wird in Blde an der Malerei das Glck des Zusammenhangs mitden groen Planungen offenbar werden.

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    WILHELM LOTZ

    DIE INNENRUME DER NEUEN REICHSKANZLEI

    M i t der Betrachtung der ueren Gestaltung der neuen Reichs-kanzlei haben wir zu verdeutlichen versucht, wie dieser Bau einezielsichere und berlegene Lsung der architektonischen undstdtebaulichen Gesetze darstellt, vor allem im Hinblick auf diebesonderen Aufgaben, die ihm durch seine einmalige Bestimmungund durch seine Lage in der geschichtlichen Umgebung erwachsensind. Als eine wahrhaft knstlerische Schpfung lt er erst mitseiner Vollendung erkennen, wie vielfltig und reich die Aufgabensind, die er zu erfllen vermag. Denn das Werk des Knstlers istnicht errechnet aus der Summe der Lsungen all der gestell tenAufgaben, sondern es ist die geniale und schpferische Vollendung,die in der Erfllung erst die Probleme zeigt, die gemeistert wurden.So ist auch die Harmonie von Baukrper un d Innenra um n icht da sErgebnis des Ausgleichs aller Ansprche, sondern eine organischeEinheit, die aus der Gestaltungskraft geboren ist.Die groe Folge der reprsentativen Rume, die den Baukrper wieein abgeschlossener Weg durchzieht, von dem Hermann Gieslertreffend gesagt hat, da er den Besucher wie durch einengeheimnisvollen Zauber zu einem ruhigen und gemessenenSchreiten zwingt,

    verluft nahezu ohne eineAVerbindung mit der Auenwelt derStra e. Diese Abgeschlossenheit, die sich rein uer lich da rin zeigt,da der Mosaiksaal und der Runde Saal allein durch Oberlichte er-hellt werden, wird nach der Strae durch den vorgelagertenWestteil bewirkt, der lediglich Arbeitsrume enthlt. Nach demGarten zu sind der Speisesaal, die Flure mit den Zimmern derAdjutanten und das Arbeitszimmer des Fhrers vorgelagert. Diesesomit im Innern des Baus verlaufende geradlinige Folge setztbereits mit dem Ehrenhof ein, der durch seine Abgeschlossenheitund Strenge auf die Innenrume vorbereitet; sie erhlt durch diehohen Fenster der Marmorgalerie eine Verbindung mit derAuenwelt, die die Geschlossenheit des inneren Raumeindrucksnicht beeintrchtigt. Denn die lange Reihung der hohen Fenster inder tiefen Leibung verleiht dieser H alle den ihr eigenen gemessenenRhythmus, der sich als Fortsetzung und Steigerung der axialenReihung der Reprsentationsrume vllig einfgt. Nach auen hinwirkt sich an dieser Stelle die rumliche Gliederung in derGestaltung der eindrucksvollen Fassade des Mittelteils aus, derdurch die platzartige Erweiterung einen gemessenen Abstand vonder Strae erhlt .

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    Man m u sich vergegenwrtigen, da diese geradlinige Reihun g derlangen Rume vom Doppelportal am Wilhelmplatz his zurEingangstr des groen Empfangssaals am Westende derMarmorgalerie eine Lnge von ber 300 Meter einnimmt. Nahezudie Hlfte dieser Strecke wird von der Marmorgalerie in Anspruch

    genommen. Eine Schilderung dieses Weges, den die offiziellenBesucher nehmen mssen, wenn sie nach der Einfahrt in denEhrenhof zum Empfangssaal gelangen wollen, kann dennachhalt igen Eindruck der Rume in ihrer reichen undwechselvollen Gestaltung kaum wiedergeben. So viel mu abergesagt werden, da diese groartige Reihung der Rume zu demSchnsten und Reifsten gehrt, was die deutscheInnenraumgestaltung je geschaffen hat. Es sind nicht dieungewhnlichen Abmessungen und der Reichtum schnster undedelster Materialien, die diesen Eindruck hervorrufen, sondern esist die vom Sinn und Wesen des Raumes ausgehende Durchformungder Elemente, die diese Rume bilden. Die hohen Ansprche, diesich der Architekt Albert Sp eer mit der Bewltigung seiner Aufgabegestellt hat, forderten die Verwendung des edlen Materials. Undwiederum stellen auch diese Materialien an die Gestaltung diehchsten Ansprche, wenn sie in ihrem Charakter voll zur Geltung

    kommen s ollen.Vom Ehrenhof gelangt man durch das Portal in die Vorhalle: einenrechteckigen Raum, von kleinerem Ausma und geringerer Hhe alsdie anschlieenden Sle. Immerhin mit er bei einer Hhe von 7,50Meter 17 Meter in der Breite und 10 Meter in der Ost-West-Rich-tung. In der Raumfolge ist er breitgelagert eingefgt; die krzereSeite erstreckt sich in der Hauptrichtung. Von diesem Raum ausfhren seitlich Tren zu den nrdlich und sdlich angrenzendenRumen: nrdlich zum Speisesaal, sdlich zu den Fluren, die dieArbeitszimmer des Ostteils verbinden und zu denen das neue Portalan der Vostrae fhrt. Die Tren sind verhltnismig klein, sietreten in diesem Raum, der als Vorraum zu der groen Mosaikhallegedacht ist, wenig hervor. Wesentlich sind daher die beiden hohenschmalen Tren, die die Vorhalle mit dem Ehrenhof und demMosaiksaal verbinden. Sie sind aus Bronzeplatten in krftiger,ha ndfester Schlosserarbeit gefgt. Solche Vor- und Zwischenr um e,die in dem Raumorganismus die Querverbindungen herstellen,

    finden wir an verschiedenen Stellen des Baus. So die Halle hinterdem Osteingang in der Vostrae als Ausgangsstelle frverschiedene Richtungen und der Raum am Ostende des groenFlurs des Westteils, der, wie aus dem Grundri ersichtlich ist, imErdgescho den Westteil mit der Marmorgalerie verbindet. DieseRume sind ganz bewut nicht als Zwischenrume oder alsSchnittpunkte des Verkehrs ausgebildet , sondern haben einenrumlich geschlossenen Charakter erhalten, der sich derHauptrichtung unterordnet, die bei allen Raumfolgen in diesemHaus von Ost nach West verluft. Wohl kommt dieser Vorhalle alsGlied in der Reihung der groen Reprsentationsrume eine ganzbesondere Bedeutung zu, die sich a uch in ihrer Ausstattu ng

    zeigt. Fr die Bekleidung und Gliederung der Wnde ist der be-rhmte hellrote Untersberger Marmor verwendet worden, der beiSalzburg gebrochen wird. Seine zarten Farben bedingen eine sehrzurckhaltende Profilierung, so da die Wnde in einer Art Rahmenund Fllwerk gehalten sind, mit sehr fein gegliedertem bergang

    zwischen den beiden Elementen und einer entsprechenden Profilie-rung der Gesimse. Der Fuboden besteht aus dunkelrotem Saal-burger Marmor, auf dem ein stark farbiger Teppich liegt. In demRaum befinden sich, seinem Charakter entsprechend, nur wenigeMbel: Sthle mit hellem Damastbezug, ein groer Tisch mitschner Marmorplatte. Die knstliche Beleuchtung erfolgt durchvergoldete Bronzewandarme, whrend das Tageslicht durch diebeiden Fenster rechts und l inks des Tores zum Ehrenhof eintri t t .Der nun folgende Mosaiksaal ist eine Innenraumschpfung, die imreinsten Sinne architektonisch ist, weil hier die Wirkung lediglichdurch den Raum, durch Wand, Boden und Decke erreicht wird, ohnejed e Zutat du rch de korat ive El em en te, wie Mbel und St offe. Geradedas Mbel ist ein Element der Innenraumgestaltung, das dieVerbindung zwischen Raum und Mensch sowohl mastblich wiegefhlsmig herstellt. Darauf ist in diesem Raum ganz bewutverzichtet worden, weil seine Ausmae so gro gehalten sind, da

    sie nur in den ureigenen architektonischen Elementenuntereinander harmonieren knnen. Dem Menschen, der diesenRaum betritt, steht der Raum immer als groes Bild vor den Augen,er wahrt den Abstand und fhrt als Raum sein groesgesetzmiges Eigenleben. Diese allein in sich ruhende Kraft derrumlichen Verhltnisse verleiht dem Mosaiksaal im wahren Sinnedas, was wir als monumental und erhaben bezeichnen. Dennerhaben heit, da eine groe Form so gesteigert ist, da sie sichber den Menschen erhebt, sich von jeder krperlichen Beziehungzu ihm loslst und allein in sich ruht. Die wirklich gemessenenAusmae spielen dabei n icht die aus schlaggebende Rolle, jedenfallssind sie nicht magebend dafr, ob eine Form oder ein Raummonumental ist. Wesentlich ist die Beziehung der Mastbezueinander. Trotzdem ist eine gewisse bersteigerung der Dimen-sionen notwendig.Der Mosaiksaal erhebt sich ber einer Grundflche von 46,2 Meterund 19,2 Meter zu einer Hhe von 16 Meter bis zum Oberlicht. Die

    Wnde sind bis zu einer Hhe von 13,5 Meter mit einer flchigenMarmorgliederung versehen. Darber springt das Deckengesimsvor, das in mehrfacher Auskehlung das Oberlicht trgt. In dieSchmalwnde sind tiefe Nischen eingeschnitten, die von zweiPfeilerpaaren flankiert werden. So erhalten die beiden groenTren eine besondere rumliche Umrahmung und Hervorhebung.Die Trnischen, Pfeilerstellungen und Wandflchen sind aus demgleichen ostm rkischen Mar mor au sgefh rt, dem Rotgrau Schnll,der in der Nhe von Salzburg gefunden wird. Es ist ein Stein, dersich durch die schne dunkelrote Farbe, vermischt mit hellgrauenEinschlssen, auszeichnet. Das besondere Geprge aber erhlt derSaal dur ch die grozgige und

    GRUNDRISS-SCHEMA DES HAUPTGESCHOSSES M. 1:2000 BILD SEITE 63: RUNDER SAAL, TEILANSICHT

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    MARMORGALERIE, TR ZUM ARBEITSZIMMER DES F HRERS KARTUSCHE VON HANS VOGEL

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    MARMORGALERIE,SITZGRUPPEOBEN:GESAMTANSICH

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    SITZBANK IN DER MARMORGALERIE ENTWURF: ALBERT SPEE R GOBELIN AUS DEM KUNSTHISTORISCHEN MUSE UM, WIEN

    neuartige Verwendung der Mosaiktechnik. Diese Technik, die imvorigen Jahrhundert in Deutschland Fu gefat hat , ist in denletzten Jahrzehnten fast ganz vergessen worden, weil es angeeigneten Auftrgen fehlte, und vor allem, weil der Sinn fr einebesonders haltbare Veredlung der Wand- und Mauerflchen bei

    einer Architektur nicht vorhanden sein konnte, die keinen Glaubenan ihre Kraft und Dauer besa. Der Architekt Albert Speer hat denbesonderen Wert dieser al ten Technik erkan nt u nd ihr im Rahmenseines Baus an dieser Stelle eine Aufgabe zugewiesen, die vlligdem Charakter des Mosaiks entspricht. Professor Kaspar hat diezehn groen Flchen von 2,70 Meter zu 8,40 Meter und dieschmalen Streifen zwischen der Marmorgliederung mit einemornamentalen Mosaikgrund versehen, der sich derarchitektonischen Wirkung und der Bindung der Marmorgliederungin glcklicher Weise einordnet. Der Mosaikgrund spielt in ver-schiedenen dunkelroten Tnen und erhlt durch die kleinen Glas-steine eine lebhafte Wirkung. Darber spannen sich in hellgrauenTnen mit Goldsteinchen und anderen Farbsteinchen dieOrnamente, die aus Ranken und Adlern gebildet sind. Die farbiglebendige Wirkung beruht vor allen Dingen darauf, da die Tne

    aus den verschiedenartigsten Farben der kleinen Steinchen gebildetwerden, so da jeder kleinste Teil von farbigem Leben erfllt ist.Der Fuboden ist mit groen Platten aus Saalburger Marmor aus-gelegt, zwischen denen ornamentale Streifen aus Marmormosaikmit Goldmosaik eingelegt sind. Auch die Beleuchtung ist der archi-

    tektonischen Form vllig eingegliedert worden. Der Raum erhlteine natrliche Beleuchtung durch das Oberlicht, whrend dieknstliche Beleuchtung durch Strahler ber dem Oberlicht erfolgt.Ferner sind in den Hohlkehlen der groen Deckenprofile dieLichtquellen indirekt hinter Bronzegitterstreifen angebracht, so dadadurch eine ornamentale Aufhellung der das Oberlicht tragendenProfilierung erfolgt. Hoheitszeichen aus Bronze von Kurt Schmid-Ehmen bekrnen die beiden groen Tren. Ost- und Westtorgleichen sich, es ist die gleiche Portalausbildung in Form einerNische, jedoch fhren zu dem Westtor einige Stufen mit seitlichenPodesten empor. Wir erkennen also, genau wie im Ehrenhof, beialler Angleichung der Ost- und Westseite doch eine geringe, abermerkliche Betonung der Westseite. So wird das Wesen dieserRaumfolge, die in ihrer Reihung den Weg von Osten nach Westenbetont, in diesem Raum sp rbar.

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    MARMORGALERIE TEILANSICHT DER FENS TERWAND

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    MARMORGALERIE, HEIZKRPERVERKLEIDUNG

    KOMMODEIN DER MARMORGALERIEENTWURF: ALBERT SPEE R

    PLASTIK VON ARNO BREKER

    RECHTS: MARMORGALERIETRDURCHBLICK ZUMRUNDEN SAAL

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    Eine sehr glckliche gestalterische Manahme ist die Einfgungeines ru nden Kuppelraum s in den Ablauf dieser Reihenfolge. Nachdem E rlebnis der beiden groen rechteckigen R ume, dem offenenEhrenhof und dem geschlossenen Mosaiksaal, zwischen denen alsausgleichendes Element der Vorsaal l iegt , ladet der Runde Saal

    den Besucher zum Verweilen un d zur Samm lung.Bis zu einer Hhe von 10,5 Meter sind die Wnde mit einerMarmorverkleidung versehen. Die Kuppel ist von HermannKaspar mit einer seh r h ellen, farbigen Bemalun g belebt worden, soda sie sich sehr l icht und frei , als Kuppel kaum empfunden , berden Mar morwnden er hebt. Das Oberlicht, das in der Hhe von 16Meter die Kuppel abschliet, ist von einem breiten Bronzeringgefat. Die k nstl iche Beleuchtun g erfolgt indirekt dur ch Stra hler,die in der Hohlkehle ber dem Gewnde eingebaut sind und diehelle Kuppelwlbung an stra hlen. Auerdem befinden sich Stra hlerber dem Oberlicht, so da am Abend das Licht wie im Mosaiksaalaus der gleichen Richtung erstrahlt wie das Tageslicht. Dieabendliche Wirkung der Architektur ist daher die gleiche wie amTage. Diese Festlegung des Lichteinfalls verhindert die bekan ntenberraschungen, die man erleben kann, wenn ein Raum beiabendlicher Beleuchtung ein ganz anderes Gesicht erhlt als bei

    Tage. Das Licht, als ein die plastischen und architektonischenWirkungen bestimmendes Element, wird damit hier im RundenSaal in d ie Gestaltung einbezogen.Die Wandung des Raums wird durch Lisenen und Gesims in achtFelder geteil t , in zwei dieser F elder fgen sich die beiden Tren ,die in der Lngsachse l iegen, ein weiteres Feld enthlt einekleinere Tr mit dem Zugang zum F lur im Verwaltun gsflgel. Vorden fnf verbleibenden Feldern werden Statuen von Arno Brekeraufgestell t . Der in diesem Raum zur Verwendung gekommeneMarmor besteht aus zwei verschiedenfarbigen Materialien, demdunkleren Rottropf und dem helleren Kirchbruch, die in Adnet inder Ostmark in engster Nachbarschaft vorkommen. Hier ist einebesondere Technik, nmlich das Einlegen der einen Marmorart indie andere, angewendet worden: die Inkrustation. Der Fubodendes im Durchmesser 14,25 Meter messenden Raumes besteht auseinem Marmormosaik, das von Herm ann Kasp ar entworfen wurde.Die Gestaltun g dieses Raumes wird noch eine Steigerun g erfahr en,

    wenn die Skulpturen von Arno Breker aufgestell t sind, denn diePlastik ist im Werk des Architekten auch in den Innenrumen einBestandteil der Gestaltung, nicht eine Zutat , die man auchentbehren kann. Es ist kein Zufall , auch keine Laune desArchitekten, da gerade dieser Runde Saal eine besonders reicheAusgestaltung mit

    TISCH IN DER MARMORGALERIE OBEN: SESSEL IN EINEM VERBINDUNGSFLUR ENTWURF: ALBERT SPEE R

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    MARMORGALERIE, SESSEL UND WANDBELEUCHTUNG ENTWURF: ALBERT SPEE R

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    DER GROSSE EMPFANGSSAAL (VORLUFIGER ZUSTAND)

    plastischen Arbeiten erfahren wird. Denn die geschlossene und kon-zentrierte Wirkung eines runden Kuppelraumes eignet sich vorzg-lich zur Aufstellung von Werken, zu deren Betrachtung Sammlungund innere Einstellung notwendig sind.Vorerst geben die beiden von Breker geschaffenen Reliefs, die berden Tren angebracht sind, eine Vorstellung von den Bildhauer-arbeiten, die spter diesen Raum beherrschen werden. Sie sind infeinfhliger Einordnung in die Gestaltung des Raums im gleichenMaterial gehalten wie die Wandflchen: in dem helltonigen Kirch-

    bruch. Die lebhafte Bewegung der beiden Figuren, des Kmpfersmit dem Schwert, auf der an deren Seite des weiblichen Genius mitdem rmischen Feldzeichen, wird durch die schne Modellierungder Krper und der Gewandfalten zu starker Wirkung gebracht, diesich in der Bindu ng an die Gesetze des Reliefs abspielt. Wir betretennun die Marmorgalerie, welche die Folge der Reprsentationsrumein der Ost-West-Richtung fortsetzt. Mit der Einfgung dieserGroen Galerie hat Albert Speer ein architekt onisches Motiv wiederzu neuem Leben un d neuer Bedeutung erweckt, fr das in unseremBauschaffen kein Platz mehr zu sein schien. Wenn vorher davongesprochen wurde, da in diesem Bau gerade den Verbindungs- undVorrumen eine besondere Beachtung geschenkt wurde, so bedeutetdie Schaffung dieser Galerie die Steigerun g eines solchen

    Raumes bis zu hchster und bedeutendster Wirkung. Im Grundehandelt es sich um einen Verbindungsflur, aber dieser Flur istzuerst eine weitere Steigerung der mit den groenReprsentationsrumen eingeleiteten Raumfolge, es ist der Flur vordem Arbeitszimmer des Fhrers, und weiter fhrt er zum GroenEmpfangssaal. In den Zeiten, die einen Sinn fr Reprsentation undgrozgige Raumgestaltung hatten, wurde auch denTreppenhusern, Fluren und Galerien eine besondere Beachtungund Ausgestaltung zuteil, denn berall da, wo der Mensch nicht als

    Privatmann, sondern als Vertreter von Staat und Macht inErscheinung trat , wurde der bauliche Rahmen weit gespannt, undder Saal un d die Halle wurden wichtiger als Zimmer u nd Gemcher .Die Marmorgalerie der neuen Reichskanzlei ist der an baulicherGrozgigkeit eindru cksvollste Raum . Auf 146 Meter verlu ft er beieiner Breite von 12 Meter und einer Hhe von 9,5 Meter zwischendem Runden Saa l und dem groen Empfangssaal, hinter der gesam-ten Lnge des Mittelteils der Fassade. Ein spiegelglatter Fubodenaus dem Saalburger Altrot-Marmor erstreckt sich ber die weiteFlche. Die Wnde sind in hellem Stuckmarmor gehalten; er ver-leiht der Galerie eine freie und schne Helligkeit und bildet einenwirkungsvollen Hintergrund fr die lebhaften Farben der Mbelun d Gobelins.

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    Nach der Straenseite hin wird der Raum durch neunzehn hoheFensterumrahmungen gegliedert, die in krftiger Profilierung ausDeutschrot, einem dunkelroten Marmor, gebildet sind. Die Lei-bungstiefe der Fenster betrgt 2,1 Meter, so da die tiefen Fenster-nischen mit den Umrahmungen eine kraftvolle Begleitung in der

    ganzen Ln ge der Galerie bilden. Die 6 Meter h ohen un d 2,35 Meterbreiten Fenster bestehen aus matten geschliffenen Scheiben, die inHolzrahmen mit eingelegten Bronzestben sitzen. Auf der anderenSeite sind fnf Tren eingeschnitten, deren Einfassungen aus demgleichen Marmor bestehen. Die mittlere Tr fhrt in das Arbeits-zimmer des Fhr ers un d wird von einer Kartu sche mit den Init ialenbekrnt. Die anderen Tren, die zu den Fluren vor den Zim