Medikamenteninteraktionen MPA-Fortbildungstage 2015 Auf...
Transcript of Medikamenteninteraktionen MPA-Fortbildungstage 2015 Auf...
Medikamenteninteraktionen MPA-Fortbildungstage 2015 Auf der Rossweid, Sörenberg Linda Kötter-Spirgi 11. September 2015
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 2
Gesagt ist nicht gehört!
Gehört ist nicht verstanden!
Verstanden ist nicht einverstanden!
Einverstanden ist nicht angewendet!
Angewendet ist nicht beibehalten!
Konrad Lorenz
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 3
Agenda
► Pharmakologie
► Pharmakotherapie im Alter
► Nebenwirkungen
► Interaktionen – Pharmazeutische Interaktionen – Pharmakodynamische Interaktionen – Pharmakokinetische Interaktionen
► Medikamente vor, mit oder nach dem Essen – Beispiele: orale Bisphosphonate, Schmerzmittel, Antiinfektiva
► Zusammenfassung
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 4
Pharmakologie
Pharmakologie
Pharmakodynamik Einfluss der
verabreichten Substanz auf den Organismus
Pharmakokinetik Einfluss des Organismus
auf die verabreichte Substanz
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 5
Individuelles Ansprechen auf Medikamente
Arzneimittel-antwort
Alter
Geschlecht
Krankheiten
Alkohol Ernährung
Polymedikation
Genetik
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 6
Pharmakotherapie im Alter
► Mit zunehmenden Alter steigt der Arzneimittelverbrauch überproportional.
► 40% der über 65-Jährigen nehmen 5-9, 18% nehmen 10 oder mehr Arzneimittel ein.
► Ältere Patienten leiden oft an multiplen Erkrankungen.
► Wechselwirkungen und Nebenwirkungen treten häufig auf.
Budnitz D et al. Emergency Hospitalizations for Adverse Drug Events in Older Americans, N Engl J Med 2011;365:2002-12
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 7
Physiologische Veränderungen im Alter
Physiologische Veränderungen im Alter, welche die Pharmakokinetik der Medikamente beeinflussen können:
► Körperfett
► Körperwasser
► Magensäuresekretion
► Magenentleerung und GI Peristaltik
► Serumalbumin
► Nierenfunktion
McLean AJ, Le Couteur DG. Aging biology and geriatric clinical pharmacology. Pharmacol. Rev. 2004; 56: 163-184
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 8
Nebenwirkungen von Arzneimittel
► Erwünscht oder unerwünscht
► Harmlos bis schwerwiegend, z.T. auch tödlich
► Vorhersehbar oder nicht vorhersehbar ( Überempfindlichkeit)
► Dosisabhängig oder nicht dosisabhängig
► Meist selbstlimitierend und reversibel nach Absetzen der Medikation
► Treten häufig auch im Rahmen von Wechselwirkungen auf.
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 9
Beispiele von unerwünschten Arzneimittelwirkungen
► Gastrointestinale Beschwerden, z.B. Durchfall, Verstopfung, Übelkeit, Erbrechen, Blähungen, Dyspepsie
► Kopfschmerzen, Benommenheit, Müdigkeit
► Hautausschläge, von mild bis sehr schwerwiegend
► Beeinflussung der Nierenfunktion
► Erhöhung von Leberenzymen
► Rhythmusstörungen, z.B. QT-Verlängerungen
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 10
Klassifizierung der Häufigkeit unerwünschter Arzneimittelwirkungen
Kategorisierung Häufigkeit Sehr häufig Mehr als 1 Behandelter von 10 (> 10%) Häufig 1 bis 10 Behandelte von 100 (1-10%) Gelegentlich 1 bis 10 Behandelte von 1000 (0.1-1%) Selten 1 bis 10 Behandelte von 10’000 Sehr selten Weniger als 1 Behandelter von 10’000
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 11
Interaktionen
► Veränderung der Medikamentenwirkung durch das Zusammenspiel mit einer weiteren zugeführten Substanz
► Das bedeutet – Arzneimittel-Arzneimittel-Interaktion – Arzneimittel-Nahrungsmittel-Interaktion – Arzneimittel-Labordaten-Interaktion
► Nicht nur mit synthetischen Arzneistoffen, auch mit pflanzlichen (Ginkgo, Johanniskraut!)
► Nicht alles ist klinisch relevant.
► Interaktion kann therapeutisch erwünscht sein.
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 12
Interaktionen
Interaktionen
Pharmazeutische Interaktion
Pharmakokinetische Interaktion
Pharmakodynamische Interaktion
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 13
Pharmazeutische Interaktionen
► Chemische, physikalische oder physikochemische Inkompatibilität – z.B. beim Mischen von Tramadol und Diclofenac Injektionslösungen
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 14
Pharmakodynamische Interaktionen
► Interaktion an einem Rezeptor, Enzym, Erfolgsorgan, Signaltransduktion
► Synergismus oder Antagonismus
► Wirkungsverstärkung oder -abschwächung
► Potenzierung von unerwünschten Wirkungen, z.B. QT-Verlängerung
► Oft Klassenphänomen
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 15
Beispiele additiver pharmakodynamischer Interaktionen
Substanz A Substanz B Möglicher Effekt NSAR SSRI, Phenprocoumon Erhöhte Blutungsgefahr NSAR Orale Glukokortikoide Erhöhte Gefahr von Magenblutungen ACE-Hemmer Kaliumsparende Diuretika Hyperkaliämie SSRI Triptane Serotoninsyndrom SSRI Tramadol Serotoninsyndrom Chinolone Makrolide, Citalopram QT-Zeit-Verlängerung, Torsade de pointes
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 16
Beispiele antagonistischer pharmakodynamischer Interaktionen
Substanz A Substanz B Möglicher Effekt ASS Ibuprofen Abschwächung der ASS-Wirkung ACE-Hemmer NSAR Abschwächung der blutdrucksenkenden
Wirkung Antidiabetika Glukokortikoide Abschwächung der blutzuckersenkenden
Wirkung Phenprocoumon Vitamin K Abschwächung der blutverdünnenden
Wirkung
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 17
Pharmakokinetische Interaktionen
► Resorption, Verteilung, Metabolismus oder Ausscheidung können betroffen sein
► Absorption, z.B. – Verringerte Absorption von Chinolon-Antibiotika durch Komplexbildung mit
Calcium – pH-Erhöhung im Magen durch Protonenpumpenhemmer
► Verteilung, z.B. – Veränderte Plasmaeiweissbindung – Wirkstoff A wird durch B aus Plasmaeiweissbindung verdrängt
verstärkte Wirkung von A
► Ausscheidung – Verzögerte oder beschleunigte Ausscheidung
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 18
Pharmakokinetische Interaktionen
► Metabolismus – Wichtigste pharmakokinetische Interaktion – Viele Medikamente werden über Cytochrom-P450-Enzyme (CYP)
metabolisiert – Aktivität und Kapazität kann durch Arzneimittel erhöht (Enzyminduktion)
oder gehemmt (Enzyminhibition) sein – Genuss- und Nahrungsmittel können auch Induktoren oder Inhibitoren sein – Induktoren und Inhibitoren von Transportproteinen (z.B. p-Glycoprotein)
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 19
CYP mit klinischer Relevanz
CYP 3A4
CYP 2D6
CYP 2C9
CYP 1A2
CYP 2C19
CYP 2E1
Metabolisieren 80-90% der Medikamente
Signifikante Rolle bei einigen Medikamentenklassen
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 20
Besonderheiten verschiedener Cytochrome
► CYP1A2 – metabolisiert 15% der Pharmaka, u.a. gewisse Antidepressiva und
Neuroleptika (z.B. Olanzapin, Clozapin) – wird durch Tabakrauch induziert und durch Coffein inhibiert
► CYP2C19 – 3-5% poor metabolizer
► CYP2D6 – ca. 7% poor metabolizer, ca. 7% ultrarapid metabolizer
► CYP3A4 – metabolisiert ca. 50% aller gebräuchlichen Arzneimittel – findet sich auch in der Dünndarmwand (präsystemische Biotransformation) – CYP3A4 wird durch viele Arzneistoffe gehemmt gefährliche
Interaktionen
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 21
Beispiele von CYP3A4 Inhibitoren und Induktoren
Inhibitoren
► Clarithromycin, Erythromycin (aber nicht Azithromycin)
► Itraconazol, Ketoconazol, Fluconazol
► Verapamil, Diltiazem
► Indinavir, Ritonavir
► Grapefruitsaft
Induktoren
► Carbamazepin, Oxcarbazepin, Phenobarbital, Phenytoin
► Rifabutin, Rifampicin
► Efavirenz, Nevirapin
► Johanniskraut
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 22
Erhöhtes Risiko für klinisch signifikante Interaktionen
► Ältere Patienten
► Multimorbide, schwer kranke Patienten
► Polypharmakotherapie
► Pharmaka mit enger therapeutischer Breite
► Metabolisierung über das Cytochrom P450-System (Induktoren/Inhibitoren)
► Patienten mit Nieren-, Leberinsuffizienz
► Neugeborene
► Patienten mit Abhängigkeit (Drogen, Alkohol, Nikotin)
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 23
Mit welchen Arzneistoffen gibt es häufig Interaktionen?
Arzneistoffe Beispiele Statine v.a. Simvastatin, aber nicht Pravastatin Makrolid-Antibiotika v.a. Erythromycin und Clarithromycin, minimal mit
Azithromycin Calciumantagonisten v.a. Diltiazem und Verapamil Azol-Antimykotika v.a. Itraconazol SSRI v.a. Fluoxetin und Paroxetin, weniger mit Citalopram Amiodaron Digoxin Cyclosporin Antiepileptika v.a. Carbamazepin, Phenytoin
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 24
Diverses
► Interaktionen mit nicht-steroidalen Antirheumatika
► Interaktion mit Genuss- oder Nahrungsmittel
► Medikamente, die QT-Intervall verlängern
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 25
Interaktionen mit NSAR
Arzneimittelgruppe Effekt Orale Antidiabetika
Phenytoin
Orale Antikoagulantien
Steigerung der Wirksamkeit und Erhöhung der Plasma-konzentration
Glukokortikoide
Orale Antikoagulantien
SSRI
Erhöhung des gastrointestinalen Risikos
Methotrexat
Lithium
Probenecid
Verzögerung der Elimination
ACE-Hemmer
Diuretika Verminderung der Wirksamkeit
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 26
Interaktion mit Genuss- oder Nahrungsmittel
► Beeinflussung des Metabolismus durch – Hemmung des Enzymsystems (z.B. Grapefruitsaft) – Induktion des Enzymsystems (z.B. Benzo[a]pyren im Tabakrauch)
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 27
Grapefruit-Effekt
► Hemmung des Cytochrom P450 3A4 (v.a. intestinal)
► Betrifft v.a. Arzneimittel mit grossem First-pass-Effekt – z.B. Simvastatin, Atorvastatin, Amiodaron – Irreversible Hemmung des Enzyms – Effekt hält während Stunden bis Tage an zeitverschobene Einnahme
nutzlos – Auch bei Einnahme von Pomelos oder Bitterorange
► Hemmung eines Transportproteins im Darm Absorption von diversen Arzneimitteln wird gehemmt. – z.B. Ciclosporin, Ciprofloxacin, Itraconazol, Atenolol, Fexofenadin
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 28
Beispiel Simvastatin / Grapefruitsaft
Plasmakonzentrationen Simvastatin nach einer 40mg Einzeldosis mit 200 ml Wasser (o) oder Grapefruitsaft (●) über 3d
Nach Lilja JJ et al. Effects of regular consumption of grapefruit juice on the pharmacokinetics of simvastatin Br J Clin Pharmacol 2004;58:56-60
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 29
Medikamente, die das QT-Intervall verlängern können (Auswahl)
► Psychopharmaka (Amitriptylin, Citalopram, Escitalopram, Fluoxetin, Lithium, Mirtazapin, Quetiapin, Risperidon, Venlafaxin)
► Antibiotika (z.B. Azithromycin, Ciprofloxacin, Clarithromycin)
► Orale Antimykotika (Fluconazol, Ketoconazol, Itraconazol)
► Antiarrhythmika (Amiodaron, Sotalol)
► Ephedrin, Indapamid
► Domperidon, Ondansetron
► Chloroquin, Mefloquin
www.qtdrugs.org oder www.torsades.org
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 30
Medikamente vor, mit oder nach dem Essen?
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 31
Interaktionen zwischen Arzneimitteln und Nahrung
L (Liberation)
A (Absorption)
D (Distribution)
M (Metabolismus)
E (Elimination)
In jeder dieser Phasen der Pharmakokinetik können Interaktionen auftreten.
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 32
Liberation / Absorption
► Einfluss der Nahrung auf das Zerfallsverhalten der Arzneiform und das Löseverhalten des Wirkstoffs
– Komplexbildung mit Nahrungsbestandteilen – Verzögerung der Resorption durch verlängerte Verweilzeit im Magen – Verbesserte Resorption durch fettreiche Nahrung – Erhöhung der Gallesekretion – Veränderung des pH-Wertes im Magen-Darm-Trakt
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 33
Wechselwirkung von Arzneimitteln mit Nahrungsbestandteilen
► Reaktion z.B. mit Phytaten, Oxalaten (z.B. in Rhabarber, Spinat, Kakao), Gerbstoffen (z.B. Tee), Ballaststoffen, mehrwertigen Metallionen (Calcium, Magnesium, Aluminium)
► Phytate, Oxalate senken Eisenaufnahme.
► Vitamin C haltige Getränke und Nahrungsmittel verbessern Bioverfügbarkeit von Eisen.
► Gerbstoffe senken Bioverfügbarkeit von diversen Antidepressiva, Neuroleptika, Eisensalzen.
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 34
Interaktion mit mehrwertigen Kationen
► Mehrwertige Kationen: Ca2+, Mg2+, Al3+, Zn2+, Fe2+/3+
► In Antacida, Calcium- und Magnesium-Supplemente, «Vitaminpräparate», Nahrungsergänzungsmittel, Sportgetränke, Milch- und Milchprodukte, Mineralwasser
► Bilden schwerlösliche Salze bzw. Komplexe mit diversen Arzneimittel – Schilddrüsenhormone, z.B. Levothyroxin – Bisphosphonate – Chinolone (Gyrasehemmer), z.B. Ciprofloxacin, Norfloxacin – Tetrazykline, z.B. Doxycyclin
► Empfehlung: Einnahmeabstand mind. 2 h
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 35
Wechselwirkung von oralen Bisphosphonaten mit Nahrungsbestandteilen
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 36
Bisphosphonate für die Behandlung und Prävention der Osteoporose (Schweiz, Stand August 2015)
► Alendronat – Tabletten: 70 mg einmal wöchentlich
► Risedronat – Tabletten: 5 mg täglich oder 35 mg einmal wöchentlich
► Ibandronat – Tabletten: 150 mg einmal pro Monat – i.v.: 3 mg einmal alle 3 Monate
► Zoledronat – Infusion: 5 mg einmal jährlich
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 37
Problematik der oralen Bisphosphonate
► sehr geringe Bioverfügbarkeit (< 1%) – Einnahme 30-60 Minuten vor dem ersten Essen oder Trinken mit
Leitungswasser
► lokale Irritationen im oberen Gastrointestinaltrakt – nach dem Aufstehen mit einem vollen Glas Wasser einnehmen – Tablette nicht kauen und nicht im Mund auflösen – sich frühestens nach 30-60 Minuten und nach dem ersten Essen wieder
hinlegen
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 38
Interaktion mit Nahrung am Beispiel von Alendronat
100
15
40
60
0
20
40
60
80
100
120
Alendronat
Rel
. Bio
verf
ügba
rkei
t (%
)
Nüchtern (2 h vor dem Frühstück)30-60 min. vor dem FrühstückMit oder 2 h nach dem FrühstückMit Kaffee oder Orangensaft
Gertz BJ et al. Studies of the oral bioavailability of alendronate. Clin Pharmacol Ther 1995;58:288-98
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 39
Interaktion Bisphosphonate und Calcium
Verminderte Resorption der Bisphosphonate durch Komplexbildung mit Mineralstoffen (z.B. Calcium, Magnesium)
Wichtig! Zwischen der Einnahme von
Bisphosphonaten und einem Calcium-Präparat sollten mindestens 2 Stunden liegen.
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 40
Korrekte Einnahme diverser oraler Antibiotika
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 41
Korrekte Einnahme diverser oraler Antibiotika
Wirkstoff Einnahme Amoxicillin Kann ohne Wirkverlust mit einer Mahlzeit eingenommen werden. Amoxicillin plus Clavulansäure Für eine optimale Resorption zu Beginn einer Mahlzeit
einnehmen. Ciprofloxacin Einnahme nüchtern beschleunigt die Resorption, nie mit
Milchprodukten (z.B. Milch oder Joghurt) oder mit Mineralstoffen angereicherten Getränken einnehmen.
Clarithromycin Nüchtern oder zu einer Mahlzeit Co-trimoxazol Nach dem Essen Doxycyclin Mindestens eine Stunde vor den Mahlzeiten und mindestens
eine Stunde vor dem Zubettgehen Fosfomycin 2–3 Stunden vor oder nach den Mahlzeiten, am besten abends
nach Entleerung der Blase Norfloxacin Nüchtern, 1 Stunde vor oder 2 Stunden nach einer Mahlzeit Nitrofurantoin Mit dem Essen Phenoxymethylpenicillinum Zwischen den Mahlzeiten
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 42
Einnahme von einfachen Schmerzmitteln und nicht-steroidalen Antirheumatika
vor oder mit dem Essen?
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 43
Resorption
Ort der Resorption
► Wichtigster Ort ist Dünndarm.
► Resorptionsfläche Magen 0.1-0.2 m2, Dünndarm 100 m2
► Dünndarm ist viel besser durchblutet
Magenpassage spielt für die Resorption eine entscheidende Rolle.
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 44
Magenpassage
► Abhängig vom Füllungszustand
► In der Nüchternphase sind Kontraktionen, die den Mageninhalt in den Dünndarm befördern häufiger und stärker als beim gefüllten Magen Arzneimittel auf leeren Magen eingenommen, gelangen schneller in Dünndarm.
► Teilchen über 2 mm verlassen den Magen erst im Nüchternzustand.
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 45
Beeinflussung der Magenentleerungs-geschwindigkeit
Nahrung, v.a. Proteine und Fett, Kaloriendichte
Viskosität der Nahrung, je visköser
Medikamente wie Anticholinergika, Opioide, trizykl. Antidepressiva
Schmerz (Migräne), Angst
Prokinetika (z.B. Metoclopramid, Domperidon)
Flüssigkeit (Volumen), flüssige Nahrung
Temperatur der Nahrung, je wärmer
Erregung
Liegen auf der rechten Seite, Fasten, Hunger
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 46
Vor, während oder nach dem Essen?
► Es gibt nur nüchtern oder nicht-nüchtern !!
Nüchtern =
1 h vor oder 2 h nach dem Essen
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 47
Ibuprofen: nüchtern oder nach dem Essen?
Nach Siemon D et al. Fasting and postprandial disposition of R(-)- and S(+)-ibuprofen following oral administration of racemic druc in healthy individuals. Eur J Med Res;1997:215-219
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 48
Magensaftresistente formstabile Arzneiformen
► Magensaftresistente Diclofenac Tabletten nüchtern oder nach dem Essen (n=6)
Nach Willis JV et al. The influence of food on the absorption of diclofenac after single and multiple oral dose. Eur J Clin Pharmacol 1981;19:33-37
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 49
Nüchtern oder nicht-nüchtern?
Wenn nichts dagegen spricht Wegen Compliance zu oder nach dem Essen
Bei Akutanwendung (z.B. Schmerzen) nüchtern
Magensaftresistente formstabile Arzneiformen nüchtern
Retardierte Arzneiformen Wegen Compliance immer zur gleichen Zeit, vorzugsweise aber nüchtern
► MPA Fortbildungstage Sörenberg ► Linda Kötter-Spirgi ► 11. September 2015 ► Seite 50
Zusammenfassung
► Wechselwirkungen und Nebenwirkungen treten bei älteren Patienten häufig auf.
► Interaktionen sind nicht nur zwischen Arzneimittel möglich, sondern auch zwischen Arzneimittel und Nahrung- resp. Genussmittel.
► Interaktionen können therapeutisch erwünscht sein.
► Nicht alle Interaktionen sind klinisch relevant.
► Folgende Patienten haben ein erhöhtes Risiko für klinisch signifikante Interaktionen: ältere Patienten, multimorbide, schwer kranke Patienten, Patienten unter Polymedikation, Patienten mit Nieren-, Leberinsuffizienz, Patienten mit Abhängigkeit (Drogen, Alkohol, Nikotin).
Vielen Dank!