Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

45
Gelebte Hoffnung Werte stiften Magazin für Stifter, Stiftungen und engagierte Menschen www.werte-stiften.de 03.2014 . 6. Jahrgang 5,80 Euro Der Afghanische Frauenverein setzt sich für nachhaltig verbesserte Lebensbedingungen ein Gelebte Hoffnung Förderer der Wissenschaft Stiftungen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg im Überblick Heute an Morgen denken Stiftung „Hilfe im Leben“ der Stadtmission Nürnberg verstetigt Engagement für notleidende Menschen

description

 

Transcript of Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

Page 1: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

Gelebte Hoffnung

Werte stiftenMagazin für Stifter, Stiftungenund engagierte Menschen

www.werte-stiften.de03.2014 . 6. Jahrgang

5,80 Euro

Der Afghanische Frauenverein setzt sich für nachhaltig verbesserte Lebensbedingungen ein

Gelebte Hoffnung

Förderer der WissenschaftStiftungen der Friedrich-Alexander-UniversitätErlangen-Nürnberg im Überblick

Heute an Morgen denkenStiftung „Hilfe im Leben“ der Stadtmission Nürnbergverstetigt Engagement für notleidende Menschen

Page 2: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014
Page 3: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

Werte stiften � 3

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

das neue Jahr 2014 hat, zumindest für die Deutschen, gut

begonnen. So sitzt bei den deutschen Verbrauchern das

Geld so locker wie schon lange nicht mehr. Der wach-

sende Konjunkturoptimismus versetzt die Verbraucher in

immer bessere Konsumlaune. Der stabile Arbeitsmarkt

sowie eine geringe Inflation stellen zusammen mit der Aus-

sicht auf steigende Einkommen für das Konsumklima der-

zeit ideale Bedingungen dar, stellt die Nürnberger Gesell-

schaft für Konsumforschung fest.

Sollte sich die aktuelle Entwicklung weiter fortsetzen,

dürfte der private Verbrauch auch 2014 wieder einen

wichtigen Beitrag zum Wirtschaftswachstum leisten. Die

Bundesbürger sehen die deutsche Wirtschaft derzeit klar

im Aufschwung. Die Signale für die weitere Entwicklung

der deutschen Wirtschaft stehen aus Sicht der Konsumen-

ten auf grün, meinen die Konsumforscher.

Viele Verbraucher halten die momentan gering verzin-

ste Geldanlage bei den Kreditinstituten etwa auf Tages-

oder Festgeldkonten kaum noch für attraktiv. So ist die

Sparneigung in Deutschland abermals auf den niedrigsten

Wert seit der Wiedervereinigung gesunken. Entweder man

gibt sein Geld aus oder sucht sich andere Anlagemöglich-

keiten.

Diese Stimmungslage hat es auch schon bereits im letz-

ten Jahr gegeben. Und so haben Menschen, die Geld übrig

haben oder nicht genau wissen wie sie es vererben sollen

sich Wege ausgesucht, ihr Geld sicher anzulegen. Es kommt

nicht von ungefähr, dass zum Beispiel auf dem Stiftungs-

sektor nichts von einer Krisenstimmung zu spüren ist. Un-

geachtet der anhaltend niedrigen Zinsen wächst die Zahl

der Stiftungen in Deutschland. 638 rechtsfähige Stiftungen

bürgerlichen Rechts wurden im letzten Jahr ins Leben ge-

rufen. Das Wachstum von 3,1 Prozent lag nur knapp unter

dem des Vorjahres mit seinen 3,2 Prozent. Die Zahl der

rechtsfähigen Stiftungen bürgerlichen Rechts überschritt

somit im letzten Jahr die 20.000er-Marke. Zum Jahresende

zählte der Bundesverband Deutscher Stiftungen 20.150

derartige Stiftungen. Auf 100.000 Bürger kommen somit 25

Stiftungen, das sind fünf mehr als noch vor fünf Jahren.

Die meisten Neugründungen mit 131 gab es erneut in

Nordrhein-Westfalen. Hier gibt es insgesamt 3902 rechts-

fähige Stiftungen des bürgerlichen Rechts gefolgt von Bay-

ern mit 3652. Die Bandbreite der 2013 neugegründeten

Stiftungen spiegelt die Vielfalt des Stiftungswesens wieder,

schreibt der Bundeverband in seiner Rückschau auf das

vergangene Jahr. Sie würden sich der Erforschung unheil-

barer Krankheiten, der Humangenetik, der Rettung Schiff-

brüchiger oder dem Kampf gegen Tierversuch widmen.

Andere Stiftungen sollen Schüler vom ländlichen Raum be-

geistern oder Bürger für das Thema Datenschutz sensibili-

sieren.

Es sind nicht nur die großen Stiftungsunternehmen,

sondern gerade auch kleinere Stiftungen bleiben eine at-

traktive Form des Engagements für das Gemeinwohl.

In diesem Sinne

Dr.Wolf-R. Scharff

Chefredakteur

[email protected]

Page 4: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014
Page 5: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

Werte stiften � 5

Portraits8 Förderer der Wissenschaft

Die Stiftungen der Friedrich-Alexander-Universität

Erlangen-Nürnberg im Überblick

12 Gelebte Hoffnung

Der Afghanische Frauenverein setzt sich insbesondere

für nachhaltig verbesserte Lebensbedingungen

afghanischer Frauen und Kinder ein

16 Heute an Morgen denken

Mit ihrer Stiftung „Hilfe im Leben“ verstetigt die

Stadtmission Nürnberg ihr Engagement für

notleidende Menschen

18 Starke Persönlichkeit

Die Stiftung SehnSucht bietet Präventionsprogramme

für Kinder und Jugendliche und deren Wegbegleiter an

Meldungen21 Etwas zurückgeben KOINOR Horst-Müller-Stiftung

22 Dietmar Hopp erhält den Deutschen Stifterpreis

22 „Kiezhelden“ unterstützt Grundschulen in Tansania

22 Schwerpunkt Aktion Kinder Schlaganfall-Hilfe

23 „Mein Erbe tut Gutes“ auf Wachstumskurs

23 4.500 Euro für den guten Zweck – Ausschüttung der

Stiftergemeinschaft der Sparkasse Erding - Dorfen

Aktuelles24 Ein Engagement, das ewig währt

Ursula und Richard Bradnick Stiftung

26 Hilfe für Orang-Utan-Mädchen Julie

BOS Deutschland e.V. setzt sich für Affen-Waisen ein

27 2014 – ein Jubiläumsjahr in Chemnitz

Sparkasse Chemnitz – seit 1839 „Gut für die Region“

28 Geschenke verteilen macht Freude

Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bamberg schüttet

über 123.000 Euro aus

30 Sparkasse Coburg - Lichtenfels errichtet

Stiftergemeinschaft

Neue Plattform für Kundenstiftungen

32 Bodenständig, gemeinnützig, tatkräftig

Die Bürgerstiftung Großbottwar: eine Stiftung von

Großbottwar für Großbottwarer

Inhalt

Page 6: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

6 � Werte stiften

Herausgeber (V. i. S. d. P.):Dieter Weisner ([email protected])Stephan Bühring ([email protected])

Verlag:Bühring und Weisner Verlagsgesellschaft GbRBayreuther Straße 1, 91054 ErlangenTelefon 0 91 31.5 30 20-83, Fax 0 91 31.5 30 20-89www.werte-stiften.de, [email protected]

Chefredakteur:Dr. Wolf-R. Scharff ([email protected])

Redaktion:Dieter Weisner, Stephan Bühring, Michael Kniess,Andrea Löb

Autoren:Melanie Scharf, Bianca Hennings, Michael Bock,Andrea Rupprecht, Stephan Franke

Anzeigen:Monika Rockrohr ([email protected])Petra Lutter ([email protected])Telefon 0 91 31.5 30 20-83

Produktion:bühring design und werbeagentur, Erlangenwww.buehring-media.de

Abonnement:Jahresabonnement Deutschland 22 Euro frei Haus

Auflage 10.000 Stück. Werte stiften erscheint vier Mal imJahr. Es gelten die AGB der Bühring und Weisner Verlags-gesellschaft GbR und die Anzeigenpreisliste vom01.01.2011

Impressum

33 Gemeinsam Kraft und Hoffnung schöpfen

Die Elternhäuser der José Carreras Leukämie-Stiftung

34 Nichts geht mehr ohne finanzielle Bildung

Stiftung Deutschland im Plus leistet Präventionsarbeit

36 An die individuellen Lebensumstände angepasst

Horst Ohlmann im Interview über Wesen und Vorteile

von Treuhandstiftungen

Berichte und Kampagnen38 Brandenburgs natürliche Vielfalt erhalten

Naturlandschaften zwischen Uckermark und Lausitz

39 Ein erlebnisreicher Tag im Bärenpark

Kindern, alten Menschen und Behinderten einen

kostenlosen Besuchstag ermöglichen

40 „Nach 200 habe ich aufgehört zu zählen.“

Der 20-jährige Benjamin Klauß aus Schneckenlohe im

Landkreis Kronach hat Leukämie. Die „Stiftung für

krebskranke Kinder Coburg“ unterstützt seine Familie.

42 Für Jugend, Familien und Ehrenamt

Bürgerstiftung für Jugend & Familie im Landkreis

Lichtenfels

Rechtstipp43 Testierunfähig wegen Schmerztherapie?

Theoretische Möglichkeit, durch eine Schmerz-

therapie geistig beeinträchtigt zu sein macht ein

Testament nicht unwirksam

Das Titelfoto zeigt eine Nomaden-familie in der Kunduzer Steppe.© Afghanischer Frauenverein

Page 7: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

Werte stiften � 7

Page 8: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

8 � Werte stiften

Stiftungen fördern die Friedrich-Alexander-Universität Erlan-

gen-Nürnberg (FAU) auf vielfältige Weise. Angefangen vom

einzelnen Studierenden über Lehrstühle bis hin zu For-

schungsvorhaben tragen die Stiftungen zielgebunden dazu

bei, die FAU internationaler und innovativer zu gestalten.

Konvikt-Stiftung

Die Konvikt-Stiftung wurde im Jahr 1747 von Markgraf Fried-

rich zu Bayreuth errichtet, der damit würdige und bedürftige

Studierende des Faches Evangelische Theologie an der Fried-

rich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg fördern wollte.

Sie ist die älteste Stiftung der Universität. Eine im Jahr 1930

entstandene Konviktordnung, die die Förderung regelte, ist

durch die aktualisierte Fassung einer Stiftungssatzung im Jahr

2003 ersetzt worden. Die Konvikt-Stiftung vergibt vorrangig

Studienbeihilfen an würdige und bedürftige Studierende des

Fachs Evangelische Theologie. Dies können auch Studienbei-

hilfen zur Finanzierung des internationalen Studentenaustau-

sches im Fach sein.

Ria Freifrau von Fritsch-Stiftung

Die Ria Freifrau von Fritsch-Stiftung zur Förderung der For-

schung auf dem Gebiet der Krebsbekämpfung wurde ur-

sprünglich am 20.2.1935 aufgrund letztwilliger Verfügung von

Förderer derWissenschaft

Die Stiftungen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg im Überblick

Portraits

Fotos: FAU

Page 9: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

Werte stiften � 9

Portraits

Ria Freifrau von Fritsch in Riesa bei Dresden durch den Notar

Dr. Wolfgang Tetzner errichtet. Die Stifterin verstarb am

26.9.1934 an einem Krebsleiden. Nach dem Zweiten Welt-

krieg wurde der gesamte Familienbesitz durch die sowjeti-

sche Militäradministration enteignet. Notar Dr. Wolfgang Tetz-

ner, der bei Kriegsende in den Westen nach Naila geflüchtet

war, machte einige Jahre später noch in der DDR befindliche

Aktien aus dem Nachlass Fritsch ausfindig und errichtete

damit in Naila die Ria Freifrau von Fritsch-Stiftung am

4.3.1963 erneut. Am 21.12.1998 wurde der Sitz der rechtsfä-

higen öffentlichen Stiftung des bürgerlichen Rechts nach Er-

langen verlegt. Die Ria Freifrau von Fritsch-Stiftung unterstützt

bestimmte Forschungsvorhaben auf dem Gebiet der Krebs-

bekämpfung. Dies geschieht insbesondere dadurch, dass der

Universität Erlangen-Nürnberg Mittel der Stiftung zur Durch-

führung bestimmter Forschungsvorhaben auf dem Gebiet der

Krebsbekämpfung überlassen werden. Der Stiftungszweck

kann auch durch Verleihung des „Ria Freifrau von Fritsch-Prei-

ses“ an einen Wissenschaftler der Universität für ein For-

schungsvorhaben auf dem Gebiet der Krebsbekämpfung ver-

wirklicht werden.

Dr. Norbert Henning-Stiftung

Mit letztwilliger Verfügung vom 1.12.1980 errichtete Prof. Dr.

Norbert Henning die rechtsfähige Dr.-Norbert-Henning-

Stiftung zur Förderung der medizinischen Forschung auf dem

Gebiet der Gastroenterologie als öffentliche Stiftung des bür-

gerlichen Rechts mit Sitz in Erlangen. Prof. Dr. Norbert Hen-

ning wirkte von 1953 bis zu seiner Emeritierung im Jahre

1966 als Ordinarius für Innere Medizin am Universitätsklini-

kum Erlangen. Schwerpunkt seiner Forschung war der Be-

reich der Gastroenterologie. In den Jahren 1957/58 war er

Dekan der Medizinischen Fakultät. 1960/61 leitete er die Uni-

versität als Rektor. Die Dr.-Norbert-Henning-Stiftung fördert

die medizinische Forschung auf dem Gebiet der Gastroente-

rologie. Der Stiftungszweck wird in erster Linie durch die Aus-

zeichnung von Preisträgern bewirkt. Dabei soll alle zwei Jahre

nach Ausschreibung in den Fachzeitschriften der vom Kura-

torium ausgewählte Preisträger ein Dr.-Norbert-Henning-

Stipendium bis zu 15.000 Euro erhalten. Bei einer Gemein-

schafts-Preisarbeit kann das Stipendium auch auf bis zu vier

beteiligte Autoren verteilt werden. Die Stiftung kann auch an-

deren, ebenfalls steuerbegünstigten Körperschaften, Anstal-

ten und Stiftungen oder einer geeigneten öffentlichen Be-

hörde finanzielle oder sachliche Mittel zur Verfügung stellen,

wenn diese Stellen mit den Mitteln die oben genannten Maß-

nahmen fördern.

Vereinigte Stipendienstiftung für Studentenaller Fakultäten und Konfessionen

Die Vereinigte Stipendienstiftung für Studenten aller Fakultä-

ten und Konfessionen wurde im Jahre 1958 durch die Zusam-

menlegung folgender Stiftungen ins Leben gerufen: Jubiläums-

Stipendien-Stiftung, Stahl-Martius-Stiftung, Vereinigte Stipen-

dienstiftung für Studenten der Rechte, Vereinigte Stipendienst-

iftung für Studenten der Medizin, Heerdegensche Bücherstif-

tung und Dr. Curt Arpe-Stiftung, Dr. Otto Fischer-Stiftung, Fürst

Leopold zu Lippe-Stiftung, Vereinigte Stipendienstiftung für

Theologie-Studenten der Universität Erlangen. Die Stiftung för-

dert würdige und bedürftige Studierende aller Fakultäten und

Konfessionen durch Vergabe von Studienbeihilfen.

Roswitha Wucherpfennig-Stiftung

Mit Wirkung vom 16.9.2004 wurde die von dem zwischenzeit-

lich verstorbenen Kurt Wucherpfennig am 27.7.2004 errichtete

Roswitha Wucherpfennig-Stiftung zur Unterstützung der Uni-

versitätsklinik für Kinder und Jugendliche und zur Unterstüt-

Page 10: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

Portraits

Werte stiften: Weshalb verwaltet die FAU eigene Stiftungen?

Thomas A. H. Schöck: Speziell an unserer Universität haben

Stiftungen und Schenkungen seit der Gründung im Jahre 1743

eine lange und gute Tradition, die sich in den letzten Jahren

auch erfreulich weiterentwickelt hat. Oberste Maxime für die

Universität ist dabei immer die Umsetzung des Stifterwillens.

Das gilt für die Erfüllung des in den Stiftungsrichtlinien ver-

ankerten gemeinnützigen Zwecks der Stiftung und die der

Universität bekannten dahinterstehenden Intentionen der Stif-

terinnen und Stifter. Das gilt aber ganz genauso für den von

vielen Stifterinnen und Stiftern erwarteten pfleglichen Um-

gang mit den Liegenschaften, die sie der Universität übertra-

gen. Die Universität soll diese Häuser nach dem in vielen Fäl-

len ganz ausdrücklich erklärten Wunsch der Stifterinnen und

Stifter nicht nur in ihrem (Körperschafts-)Eigentum behalten

und für den Stiftungszweck nutzbringend einsetzen, sondern

auch sorgfältig mit ihnen umgehen und sie dauerhaft den Stif-

ternamen ansehnlich repräsentieren lassen. Die Auszeichnun-

gen der Universität durch verschiedene am Denkmalschutz

interessierte Institutionen in den letzten Jahren, machen deut-

lich, dass wir uns dieser großen und nicht immer einfachen

Verantwortung mit Erfolg gestellt haben. Die Verwaltung der

Stiftungen durch die Universitätsverwaltung erfolgt dabei zu

gegenüber regulären Stiftungsbetreuungen sehr geringen Ver-

waltungskosten. Aktuell sind dies bis zu fünf Prozent der Er-

träge und nicht etwa, wie bei manchen Vermögensverwal-

tungen, des Vermögens. Die Universitätsverwaltung ist stets

bemüht, selbst diese Kosten noch zu reduzieren.

Die Ansiedlung von Stiftungen an der FAU hat auch ein er-

hebliches Moment der Nachhaltigkeit. Universitäten zählen

mit Städten und Kirchen zu den ältesten Institutionen in

Europa.Auch dies trägt zum so genannten Ewigkeitswert von

Stiftungen an einer Universität bei. Die ältesten Stiftungen an

der FAU stammen aus dem Gründungsjahr 1743. In den letz-

ten fünf Jahren hat sich die Anzahl der Stiftungen von 37 auf

59 erhöht, was nicht nur die gute Arbeit der Mitarbeiterinnen

und Mitarbeiter in der Stiftungsverwaltung, sondern auch das

Vertrauen von Stifterinnen und Stiftern in die Universität als

geeigneten „Hort“ ihres Vermögens nachdrücklich unter-

streicht; die 60. Stiftung ist gerade in Vorbereitung.

Welcher Schwerpunkt liegt in der Stiftungsarbeit seitens der

Universität? Aus den Ausschüttungen von Stiftungen werden

an der FAU eine Vielzahl von Zwecken gefördert wie einer-

seits der internationale Austausch von Studierenden sowie

Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftlern, andererseits me-

dizinische, naturwissenschaftliche sowie geistes- und sozial-

wissenschaftliche Forschung besonders auf Gebieten, denen

andere Drittmittel nicht oder noch nicht zugänglich sind. Die

Universität ist für diese wichtige Unterstützung ihrer Aktivi-

täten sehr dankbar und hält die Namen der Mäzene auch über

den Tod hinaus in Ehren.

Wie ist die Stiftungsarbeit innerhalb der FAU gegliedert? Der

oberste Verantwortliche für die Stiftungen an der FAU ist der

Kanzler, dem generell der Haushalt untersteht. Darüber hinaus

arbeiten innerhalb der Abteilung Forschung und Finanzen

mehr als zehn Mitarbeiter unter der Leitung unseres Stif-

tungsexperten Hans Riepel in der Verwaltung und Betreuung

von Stiftungen. Profitieren aus den Stiftungen unmittelbar Stu-

dierende – etwa durch Stipendien oder andere Zuwendun-

gen – so betreut diese ein Team innerhalb der Abteilung Lehre

und Studium. Hier ist vor allem auch Beratung und Betreuung

gefragt. � Das Gespräch führte Michael Kniess

Drei Fragen an…Kanzler Thomas A. H. Schöck,Leiter der Zentralen Universitätsverwaltung:

Page 11: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

Werte stiften � 11

Portraits

zung bedürftiger Eltern während der Behandlung ihrer Kinder

in der Universitätsklinik als rechtsfähige, selbständige Stiftung

anerkannt. Der Stiftungszweck wird insbesondere durch fol-

gende Maßnahmen verwirklicht: Gewährung finanzieller Un-

terstützung für den Betrieb des Anwesens Wasserturmstraße 6,

Erlangen (Eltern-Kind-Haus), Gewährung von Zuschüssen zu

den Unterbringungskosten im Anwesen Wasserturmstraße 6 an

bedürftige Eltern während der Behandlung ihrer Kinder in der

Universitätsklinik für Kinder und Jugendliche sowie finan-

zielle Unterstützung einzelner Projekte oder Anschaffungen

der Universitätsklinik für Kinder und Jugendliche.

Dorothea und Dr. RichardZantner-Busch-Stiftung

Die Dr. Dr. Zantner-Busch-Stiftung wurde am 13.4.1964 rechts-

wirksam gegründet. Sie fördert Forschung und Lehre sowohl

an der Theologischen Fakultät als auch am Institut für Geo-

graphie. Beide Einrichtungen profitieren im gleichen Maße

von den ausschüttbaren Beträgen, die abhängig von den Zins-

erträgen des Vermögens, den Mieteinnahmen und den Im-

mobilienrückstellungen zwischen 6.500 und 9.000 Euro jähr-

lich betragen. Damit werden vor allem junge Wissenschaftler

gefördert, die unter anderem Zuschüsse für ihre Forschungs-

reisen im Rahmen der Abschlussarbeiten erhalten oder Druck-

kostenzuschüsse für entsprechende Veröffentlichungen be-

ziehungsweise Drucklegungen.

Luise Prell Stiftung

Mit Testament vom 5.1.2004 verfügte Luise Prell, dass sie ihr

Vermögen der nach ihrem Tode noch zu errichtenden recht-

lich selbstständigen Luise Prell Stiftung vererben wird. Luise

Prell verstarb am 17.3.2004. Dem Testament entsprechend

wurde mit Wirkung vom 28.11.2005 die rechtsfähige Luise

Prell Stiftung des bürgerlichen Rechts errichtet. Die Stiftung

fördert und unterstützt Forschung und Lehre an der Fried-

rich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Die Luise Prell

Stiftung fördert und unterstützt Forschung und Lehre, insbe-

sondere durch Auslobung eines oder auch mehrerer Preise

(bis zu fünf) im Betrag von jährlich höchstens 5.000 Euro für

herausragende wissenschaftliche Abschlussarbeiten (wie Ma-

ster, Diplom; nicht Bachelor).

Dr. med. Kurt und Margarete Groß-Stiftung

Mit Anerkennung der Stiftung durch die Regierung von Mit-

telfranken wurde mit Wirkung vom 17.7.2006 die rechtsfähige

Dr. med. Kurt und Margarete Groß-Stiftung zur Förderung des

wissenschaftlichen Nachwuchses, insbesondere auf den Ge-

bieten der Physiologie-Kardiologie, der Inneren Medizin-Kar-

diologie und der Herzchirurgie ins Leben gerufen. Die Stiftung

wurde von Margarete Groß (verstorben am 5.6.2006), der

Witwe des Erlanger Professors Dr. med. Kurt Groß, zur Erin-

nerung an die wissenschaftlichen Leistungen ihres Eheman-

nes testamentarisch gegründet. Die Dr. med. Kurt und Marga-

rete Groß-Stiftung fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs,

insbesondere durch folgende Maßnahmen: Vermietung der

zum Stiftungsvermögen gehörenden Immobilien vornehmlich

an junge Wissenschaftler (mit ihren Familien) der Universität

Erlangen-Nürnberg (bevorzugt aus dem Bereich der Medizini-

schen Fakultät, zu ortsüblicher Miete), Vergabe des Dr.- med.-

Kurt-Groß-Gedächtnispreises etwa alle vier Jahre für eine her-

vorragende wissenschaftliche Arbeit (zum Beispiel Promotion,

Habilitation oder andere wissenschaftliche Forschungsarbeit)

eines jungen Wissenschaftlers der Universität auf dem Gebiet

der Physiologie-Kardiologie, der Inneren Medizin-Kardiologie

oder der Herzchirurgie sowie Forschungsförderung auf den

Gebieten Kardiologie und Herzchirurgie. �

� www.uni-erlangen.de/universitaet/stifter-foerderer/

Page 12: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

12 � Werte stiften

Portraits

Die Unterschiede zwischen dem Leben in den Städten und

dem Leben auf dem Land sind enorm. In Kabul sind viele

Frauen berufstätig, arbeiten etwa als Beamtinnen, Ärztinnen,

Lehrerinnen oder Krankenschwestern. „Dort hat sich etwas

verändert“, sagt Nadia Nashir. Nicht so in den ländlichen Ge-

genden, fern der afghanischen Hauptstadt und meist jenseits

des Fokus der Weltöffentlichkeit. „Dort ist die Situation für

Frauen auch heute leider oftmals noch dieselbe, wie sie es

war, als ich selbst noch in Afghanistan gelebt habe.“

Das ist lange her. 1975 ist Nadia Nashir nach Deutschland

gekommen. Sie ist Exil-Afghanin und setzt sich als Vorsitzende

des Afghanischen Frauenvereins für ein lebenswertes Afgha-

nistan ein. Was an einem Sommertag im August 1992 mit nur

5 D-Mark und dem Zusammenschluss einer Handvoll in

Deutschland lebende Afghanen, die selbst zumeist aus ihrem

Heimatland geflüchtet waren, begann, ist nunmehr seit 22 Jah-

ren mit rund 150 Mitgliedern und mehr als 200 Förderern

eine wichtige Institution für nachhaltig verbesserte Lebens-

bedingungen afghanischer Frauen und Kinder. Der Verein lei-

stet einen wichtigen Beitrag, denn auch heute stirbt in Af-

ghanistan noch jedes zehnte Kind vor seinem fünften Ge-

burtstag. Die Müttersterblichkeit ist die zweithöchste der

Welt. Fast 70 Prozent der Mädchen haben keine Möglichkeit,

zur Schule zu gehen.

Genau an diesem Punkt setzt die Arbeit des Afghanischen

Frauenvereins an. „Unser Ziel ist es, Hilfe zur Selbsthilfe zu lei-

sten“, sagt Nadia Nashir. Jenseits von „Projekteritis“ werden in

den aktuell 15 Projekten des Vereins in Nord-, Ost- und Süd-

ostafghanistan sowie in afghanischen Flüchtlingslagern bei Pe-

schawar in Pakistan ganz gezielt die Kräfte der Menschen für

eine lebenswerte Zukunft ihres Landes gestärkt. Im Fokus der

Projekte, die vorwiegend in ländlichen Gebieten beheimatet

sind, wo sonst seitens anderer Hilfsorganisationen kaum Hilfe

ankommt, ist Nachhaltigkeit. „Wir möchten erreichen, dass

Frauen auf eigenen Beinen stehen können und die junge Ge-

neration eine Möglichkeit hat, die Zukunft des Landes zu ge-

stalten und eine Perspektive schaffen kann“, sagt Nadia Nashir.

Dafür sind Bildung und Gesundheit ein Schlüssel. „Frauen,

die Lesen und Schreiben können, zur Schule gehen und letzt-

lich eine Familie ernähren können, haben einen ganz ande-

ren gesellschaftlichen Stand“, sagt Nadia Nashir, Trägerin des

Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und des Eli-

sabeth-Siegel-Preises der Stadt Osnabrück. Kontinuierlich wer-

den fünf Schulen, zwei Ausbildungsstätten für Schneiderin-

nen und Stickerinnen, zwei Alphabetisierungsprojekte, ein

Mutter-Kind-Gesundheitszentrum, eine Station zur Gesund-

heitsnotversorgung und ein Kindergarten vom Afghanischen

Frauenverein finanziert. Daneben wird der Bau von Trink-

wasserbrunnen gefördert, werden Familien mit Patenschaf-

ten unterstützt und bei Bedarf Nothilfeaktionen gestartet.

Hilfe zur Selbsthilfe,die Zukunft gestalten lässt

Mithilfe der Arbeit vor Ort – rund 160 Menschen sind im

Land selbst für die Hilfsorganisation als Projektleiter, Lehrer,

Arzt, Fahrer, Wächter oder Verwalter tätig – konnten auf diese

Weise bisher rund 3.000 Mädchen und Frauen der Schulbe-

such, eine Aus- oder Fortbildung ermöglicht werden. So haben

etwa Ende des letzten Jahres die ersten Abiturientinnen die

GelebteHoffnung

Der Afghanische Frauenverein setzt sich insbesondere für nachhaltigverbesserte Lebensbedingungen afghanischer Frauen und Kinder ein

von Michael Kniess

Page 13: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

Werte stiften � 13

Portraits

2012 eröffnete Mädchenschule Bojasar bei Kabul verlassen.

„Mit unserer Arbeit versuchen wir Landflucht zu verhindern“,

sagt Nadia Nashir. „Solange es im ländlichen Raum kaum Leh-

rerinnen gibt, müssen wir täglich den Transport der Lehre-

rinnen aus Kabul organisieren.“ Bojasar ist eines von 22 Dör-

fern im „Süßen Tal“ rund 35 Kilometer nördlich von Kabul.

Für die Mädchen gab es in dieser abgeschotteten Gegend

zuvor kaum Bildungsmöglichkeiten.

Die Chance auf ein eigenes Einkommen eröffnet sich seit

September 2013 wieder 30 mittellosen jungen Frauen zwi-

schen 18 und 25 Jahren in der Roschani Ausbildungsstätte in

Ghazni. Von zwei Lehrerinnen wurden diese ein Jahr lang zu

Schneiderinnen ausgebildet. Diejenigen, die nicht Lesen und

Schreiben können, wurden mittels eines Alphabetisierungs-

kurses unterstützt. Nach Beendigung ihrer Ausbildung erhal-

ten die Frauen eine Nähmaschine, mit der sie für den Eigen-

bedarf nähen und sich selbständig machen können. „Bis zu

sieben Familienmitglieder und noch mehr Verwandte können

die Frauen davon ernähren. Einige gründen eigene Betriebe,

werden von ihrer Familie respektiert und können ihr Wissen

weitervermitteln“, sagt Nadia Nashir. Seit 2002 wurde auf

diese Weise bei über 300 Frauen Hilfe zur Selbsthilfe geleistet.

Auch die Gesundheitsversorgung konnte durch die Arbeit

des Afghanischen Frauenvereins verbessert werden. Rund

15.000 Menschen wurden in den vergangenen 22 Jahren ärzt-

lich behandelt und über 15.000 Impfungen durchgeführt. Na-

hezu 19.000 Menschen haben täglichen Zugang zu sauberem

Trinkwasser durch neue Brunnen bekommen. Ein wichtiges

Gut, ist dies für die meisten Menschen in Afghanistan bis dato

ein Traum. Selbst in der Hauptstadt Kabul haben nur rund 20

Prozent der Einwohner Zugang zu sauberem Trinkwasser. In

den ländlichen Gebieten, wo 80 Prozent der Bevölkerung

leben, sind es noch weniger. Allein 2013 hat die humanitäre

Hilfsorganisation mit Sitz in Osnabrück, die vom Deutschen

Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) durch das DZI-Spen-

den-Siegel zertifiziert ist, 62 neue Brunnen gebaut.

Vermittlung eines differenzierterenBildes vom Land

Daneben geht es Nadia Nashir mit ihrem ehrenamtlichen

Engagement - im Verein arbeitet der gesamte Vorstand unent-

geltlich - auch darum, hierzulande ein anderes Bild ihrer Hei-

mat zu vermitteln. Jenseits der klischeebehafteten medial trans-

Was an einem Sommertag im August 1992 mit nur 5 D-Mark begann, ist heute eine wichtige Institution für nachhaltig verbesserte Lebensbedingun-gen afghanischer Frauen und Kinder: Nadia Nashir setzt sich als Vorsitzende des Afghanischen Frauenvereins für ein lebenswertes Afghanistan ein.Fotos: Afghanischer Frauenverein

Page 14: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

14 � Werte stiften

Portraits

portierten Bilder eines Landes, die suggerieren, dass jeder Af-

ghane mit Bart ein Gotteskrieger und fundamentalistisch ist

und die das Land ausschließlich auf Krieg, Terror und Zerstö-

rung reduzieren. „Wir wollen ein Bild von Afghanistan als

einem Land vermitteln, das eine lange und reiche Kultur hat, in

dem es in Teilen auch heute noch Schönes zu entdecken gibt,

in dem Menschen leben, die es lieben zu feiern, Fremden Tee

zu servieren und in dem es eine große Zahl von starken Frauen

gibt, die sehr viel Mut und Hoffnung haben“, sagt Nadia Nashir.

Unermüdlich ist sie deshalb hierzulande auch in Schulen

unterwegs, um dort den Kindern und Jugendlichen über die

Arbeit des Vereins, das Land Afghanistan, dessen Menschen

und die aktuelle Lage dort zu berichten. Dasselbe gilt für die

seitens der Förderer und Mitglieder organisierten mehr als 30

Veranstaltungen im vergangenen Jahr, von Hamburg bis nach

München. Einen großen Beitrag zur Vermittlung dieses diffe-

renzierteren Bildes vom Land am Hindukusch sowieso zur

Unterstützung des Afghanischen Frauenvereins liefert auch

der Autor Roger Willemsen. Seit 2006 setzt sich dieser als

Schirmherr mit großem persönlichem Engagement für des-

sen Belange ein.

Spricht Roger Willemsen vom Afghanischen Frauenverein,

spricht er von „uns“. Er ist viel mehr als ein bloßes „Zugpferd“

für den Verein. „Ohne sein Engagement hätten Tausende Mäd-

chen und Frauen keinen Zugang zu Bildung und Gesundheit“,

sagt Nadia Nashir. Das Land und seine Menschen haben ihn

selbst gepackt und nicht mehr losgelassen. „Afghanistan war

für mich lange Zeit ein Sehnsuchtsort, den ich gerne besucht

hätte“, sagt er. Gespeist wurde diese Sehnsucht auf der einen

Seite durch seine Mutter, durch die er Zugang zur afghani-

schen Kunst fand. Diese war Sachverständige für ostasiatische

Kunst. Auf der anderen Seite waren es die Bilder von Doku-

mentarfilmerfreunden, die ihn in den Bann des Landes zogen.

„Es gibt eine Aufbruchsstimmung“

Im Februar und im November 2005 bereiste Roger Wil-

lemsen selbst erstmals Afghanistan. An der Seite von Nadia

Nashir, mit der er seit langem eng befreundet ist, führte ihn

der Weg im November von Kabul über den Hindukusch bis in

die abgelegenen Dörfer des Nordens und an die Ufer des Flus-

ses Oxus. Nach seiner jüngsten Reise (privat und ohne Be-

gleitung des Militärs), die ihn im Herbst 2012 von Kabul bis

ins Panshirtal führte, erschien sein neuestes literarisches Werk

„Es war einmal oder nicht. Afghanische Kinder und ihre Welt“

(siehe Buchbesprechung nebenstehend), dessen Einnahmen

vollständig dem Afghanischen Frauenverein zugute kommen.

Im Laufe der vergangenen Jahre konnte er zudem immer wie-

der auch prominente Weggefährten und Künstler aus den ver-

schiedensten Bereichen – darunter der im November 2013

verstorbene Dieter Hildebrandt, Iris Berben oder Anke En-

Mit dem Blick der KinderRoger Willemsen zeichnetgenaues Bild Afghanistans

Nachrichten über Militäroperationen, Terroranschläge oder

den Abzug ausländischer Truppen bestimmen die Nach-

richtenlage und prägen damit unser Bild Afghanistans. Über

die Menschen aus dem Land erfahren wir dagegen kaum

etwas. Noch weniger als das Leben der Erwachsenen ken-

nen wir das der Kinder. Roger Willemsen nimmt in seinem

Buch „Es war einmal oder nicht – Afghanische Kinder und

ihre Welt“ gerade diese in den Fokus. Der Autor hat von sei-

nen zahlreichen Reisen durch Afghanistan Hunderte von

Kinderzeichnungen, Aufsätzen und Briefen mitgebracht. Bei

seiner letzten Reise, die ihn im Herbst 2012 von Kabul bis

ins Panshirtal führte, hat Roger Willemsen einige dieser Kin-

der zuhause und in ihren Schulen besucht. Mit ihren Augen

blickt er auf das Land. Er traf auf Lehrerinnen, Studentinnen,

Feministinnen, Fußballerinnen, aber auch auf Dorfälteste,

Hirten und ehemalige Kämpfer. Sein bewegender Bericht

dieser Reise zeichnet zusammen mit den Bildern und Tex-

ten der Kinder ein genaues und oft überraschendes Bild

vom Leben in Afghanistan. „So empfindlich ich bin, wenn

man mit Kindern versucht, Mitleid zu erregen, so konnte

ich doch nur kapitulieren vor der Lebensklugheit und Reife,

der Liebenswürdigkeit und Vitalität dieser Kinder“, sagt

Roger Willemsen. Er habe Kinder erlebt, denen sehr vieles

abverlangt werde. „Sie haben Minenexplosionen gesehen,

Bombardierungen erlebt, haben Familienmitglieder verlo-

ren und wurden Augenzeugen der schlimmsten Gräuelta-

ten“, sagt er. Zugleich würden diese Kinder eine unglaubli-

che „Survivor-Mentalität“ an den Tag legen und einen un-

gebremsten Bildungshunger zur Schau tragen. „Es war ein-

mal oder nicht – Afghanische Kinder und ihre Welt“: Ein

Buch, das von düsteren,

aber auch glücklichen

Momenten und einem

Leben erzählt, das bleibt,

wenn die internationa-

len Truppen das Land

verlassen.

Roger Willemsen, „Es

war einmal oder nicht –

Afghanische Kinder und

ihre Welt“, S. Fischer Ver-

lag, Frankfurt am Main

2013, 256 Seiten, 19,99

Euro.

Page 15: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

Portraits

gelke – dazu bewegen, mit Wort- und Musikbeiträgen für den

Afghanischen Frauenverein aufzutreten.

„Wir als Afghanischer Frauenverein haben Schulen gebaut,

bevor es die Taliban gab und ich hoffe, dass wir noch Schulen

bauen werden, wenn die Taliban keinerlei Macht mehr in Af-

ghanistan besitzen“, sagt Roger Willemsen. Es müsse dafür

eine Kontinuität hinsichtlich der zivilen Hilfe geben, sagt er

auch. Diese werde mit dem Abzug der internationalen Ge-

meinschaft noch an Bedeutung zunehmen, weil damit einher

für viele Afghanen die Befürchtung einer kompletten Unord-

nung im Land gehe. „Für mich wäre es das Dramatischste,

wenn Schüler und Eltern sich nicht mehr darauf verlassen

könnten, zur Schule gehen beziehungsweise die Kinder dort-

hin schicken zu können.“

Deshalb denkt die Vorsitzende des Afghanischen Frauen-

vereins auch in keinster Weise daran, mit dem Abzug in die-

sem Jahr die humanitäre Arbeit einzustellen. Im Rahmen ihrer

Besuche vor Ort erlebe sie immer wieder auch unsichtbare

Veränderungen in den Köpfen der Menschen. „Es gibt eine

Aufbruchsstimmung“, sagt sie. „Ich treffe auf Bauern, die frü-

her nie im Leben daran gedacht hätten, die eigene Tochter zu

Schule zu schicken, die aber mittlerweile die Wichtigkeit und

Bedeutung eines Schulbesuchs erkennen und ihre Töchter

heute sogar mit dem Motorrad dorthin bringen und selbst auf

der Schulbank sitzen wollen.“ Es gebe eine junge Generation,

die nach Lösungsmöglichkeiten für ihr Land suche und nach

vorne schaue. Man dürfe mit dem militärischen Abzug nur auf

keinen Fall vergessen, dass Afghanistan und dessen Bevölke-

rung auch in Zukunft Unterstützung brauche, damit die Un-

terschiede zwischen dem Leben in den Städten und dem

Leben auf dem Land kleiner werden und irgendwann ver-

schwinden. �

� www.afghanischer-frauenverein.de

MedizinrechtStiftungsrecht

Die Kanzlei Preißler Ohlmann & Partner ist als hochspezia-lisierte Kanzlei mit insgesamt elf Rechtsanwälten schwer-punktmäßig auf zwei Rechtsgebieten tätig: dem Medizin-recht und dem Stiftungsrecht.

Im Bereich Medizin- und Gesundheitsrecht zählenÄrzte, Krankenhäuser, Unternehmen, Verbände, Behördenund Privatpersonen zu unseren Mandanten. Neben unsererberatenden und forensischen Tätigkeit entwickeln wir fürunsere Mandanten auch unternehmerische Konzepte, mitdenen sie sich dem zunehmenden Wettbewerb im Gesund-heitswesen stellen können.

Unser Beratungsangebot im Stiftungsrecht richtet sichan Stiftungen, Privatpersonen und Firmen, Kommunen undandere Gebietskörperschaften, Krankenhäuser, Pflegeheime,Bildungseinrichtungen, Kirchen und sonstige gemeinnüt-zige Einrichtungen sowie an Banken und Sparkassen.

Preißler Ohlmann & Partner RechtsanwälteAlexanderstraße 26, 90762 Fürth / Bay.

Telefon: 09 11 / 7 40 76-0Telefax: 09 11 / 7 40 76-76E-Mail: [email protected]

www.medizinrecht-kanzlei.de

Großes persönlichesEngagement: Seit2006 ist der AutorRoger WillemsenSchirmherr des Af-ghanischen Frauen-vereins. „Ohne seinEngagement hättenTausende Mädchenund Frauen keinenZugang zu Bildungund Gesundheit“,sagt Nadia Nashir.

Page 16: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

16 � Werte stiften

In der über 125-jährigen Geschichte der Stadtmission Nürn-

berg gab es immer wieder prägende Persönlichkeiten. Man-

che, wie deren Gründer, der Nürnberger Dekan Kirchenrat

Karl Heller, waren sehr bekannt. Andere liebten es, sich eher

fernab des öffentlichen Interesses still und leise für Soziales

und andere Menschen einzusetzen. „Nun ist es an unserer Ge-

neration, die Zukunft zu prägen und für die kommenden Jahr-

zehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte die Weichen zum Guten

zu stellen“, sagt Gabriele Sörgel, Vorstandssprecherin der

Stadtmission Nürnberg.

Mit der Stiftung „Hilfe im Leben“ soll diesem Gedanken

folgend, notleidenden Menschen künftiger Generationen

ebendies ermöglicht werden: Hilfe im Leben. Die Bandbreite

reicht dabei von kleinen Kindern bis zu alten, mit Demenz le-

benden Frauen und Männern. Die Stiftung leistet Soforthilfe

für Arme und Obdachlose, genauso wie langfristig wirksame

Reit- und Kunsttherapie für Kinder. Allen, denen die Stiftung

hilft, ist eines gemeinsam: Sie leben in und um Nürnberg.

Verstetigung der Hilfe,Schaffen von Unabhängigkeit

Gegründet wurde die Stiftung am 22. November 2007. Ein

bewusst gewähltes Datum, ist dieser Tag gleichzeitig der Grün-

dungstag der Stadtmission Nürnberg – diese wurde 1885 in-

itiiert. Auf diese Weise soll der enge Zusammenhang zwischen

der diakonischen Arbeit der Stadtmission und der Stiftung un-

terstrichen werden. Denn der Stiftungszweck liegt darin, die

Arbeit der Stadtmission Nürnberg zu unterstützen. Die Hilfe

für Kinder und Jugendliche, für alte Menschen, für psychisch

Kranke, für Wohnungslose aber auch zur Selbsthilfe oder in

der Seelsorge steht in deren Fokus.

„Ausschlaggebend war, dass wir mit einer Stiftungsgrün-

dung eine auf Dauer angelegte Hilfe ermöglichen wollten“,

sagt Gabriele Sörgel, die dem Stiftungsvorstand angehört. Au-

ßerdem habe man nach einer Möglichkeit gesucht, auch Pro-

jekte, Aktivitäten und Menschen unterstützen zu können,

deren Hilfsbedarf nicht durch eine öffentliche Refinanzierung

abgedeckt ist. „Wir können auf diese Weise nun auch unab-

hängig von der öffentlichen Hand Vorhaben begleiten, die uns

besonders wichtig sind“, sagt Gabriele Sörgel.

Heute anMorgen denkenMit ihrer Stiftung „Hilfe im Leben“ verstetigt die Stadtmission Nürnberg

ihr Engagement für notleidende Menschen

von Michael Kniess

Portraits

„Nun ist es an unserer Genera-tion, die Zukunft zu prägen“:Gabriele Sörgel, Vorstandsspreche-rin der Stadtmission Nürnbergund Mitglied des Stiftungsvor-stands, möchte mit der Stiftungs-arbeit die Hilfe der Stadtmissionverstetigen und gleichzeitig Raumfür Unterstützung schaffen,die nicht durch eine öffentlicheRefinanzierung abgedeckt ist.

Page 17: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

Werte stiften � 17

In den mehr als sechs Jahren ihres Bestehens konnte die

Stiftung „Hilfe im Leben“ aus ihrem Stiftungskapital von

600.000 Euro 46.000 Euro für Projekte ausschütten. Geför-

dert wurden beispielsweise ein Mal- und Kunstprojekt für

Wohnungslose, ein Discoangebot für Menschen mit seelischer

Erkrankung, um diesen wieder Lebensfreude zurückzubrin-

gen, das nach wie vor einmal im Monat stattfindet oder ein

Malprojekt für Kinder aus sozialen Brennpunkten.

Die Stiftung hilft dabei, ein neuesLeben aufzubauen

Dazu gehört auch das Projekt „Seelsorge im Alter“, ein

Angebot in den Pflegeheimen der Stadtmission oder etwa ein

innerhalb der Stadtmission Nürnberg aufgebauter Dolmet-

scherdienst. An die 60 Ehrenamtlichen und festangestellte

Mitarbeiter mit einer Vielzahl von Sprachkenntnissen beglei-

ten Menschen, die nicht Deutsch als Muttersprache haben,

bei Ämtergängen, bei Arztbesuchen oder in der Schule an-

lässlich von Elterngesprächen.

„Generell verfahren wir so, dass wir in unseren Einrichtun-

gen erfragen, wo Bedarf besteht. Aus diesen Projektvorschlä-

gen wählen wir dann aus“, sagt Gabriele Sörgel. Zunächst wird

abgewogen, ob das Projekt wichtig und sinnvoll ist, im zweiten

Schritt wird geschaut, ob es andere Finanzierungsmöglichkei-

ten gibt und wenn dem schließlich nicht so ist, versucht die

Stiftung einzuspringen. „Mit unseren Projekten wollen wir ins-

besondere Verlässlichkeit schaffen und einen Kontrapunkt zu

all jenen Projekten setzen, die immer nur zeitlich begrenzt und

für kurze Dauer initiiert werden“, sagt Gabriele Sörgel.

Im gerade begonnenen Jahr wolle man den Fokus insbe-

sondere auf die Seelsorge für ältere Menschen legen, aber

auch die Jugendberatung des Suchthilfezentrums unterstüt-

zen. Dieses Angebot für jugendliche Komatrinker setzt an der

oftmals schwierigen Zeit direkt nach einem Klinikaufenthalt

an. Ein Bereich, für den es aber keine öffentlichen Finanzie-

rungsmöglichkeiten gibt. „Wir haben die Bandbreite bewusst

breit gefasst, so dass wir die Nöte aller Menschen in der Re-

gion in den Blick nehmen und dort Akzente setzen können“,

sagt Gabriele Sörgel. Ganz im Sinne des evangelischen-luthe-

rischen Glaubens und der Ökumene: Die Stiftung sieht in

jedem Menschen ein kostbares Geschöpf und geht davon aus,

dass jeder Mensch eine unantastbare Würde hat. Deshalb un-

terstützt sie, nach eigener Aussage, „in evangelischer Freiheit

notleidende Menschen unabhängig von deren Weltanschau-

ung und Konfession“.

Weitere Informationen über die Arbeit der Stiftung und

Unterstützungsmöglichkeiten, etwa in Form von Zustiftun-

gen, Vermächtnissen, Erbschaften oder Spenden, stehen auf

der Homepage der Stadtmission bereit. �

� www.stiftung-hilfe-im-leben.de

Portraits

Die Bandbreite der Stiftung „Hilfe im Leben“ reicht von kleinen Kindernbis zu alten, mit Demenz lebenden Frauen und Männern. Die Stiftung lei-stet Soforthilfe für Arme und Obdachlose, genauso wie langfristig wirk-same Reit- und Kunsttherapie für Kinder. Fotos: Stadtmission Nürnberg

Page 18: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

18 � Werte stiften

250.000 Kinder und Jugendliche zwischen 14 und 24 Jahren

gelten als internetabhängig. Jeder neunte Jugendliche konsu-

miert illegale Drogen. Rund 14 Prozent der Heranwachsen-

den im Alter von 14 bis 17 Jahren geben an, mindestens ein-

mal pro Woche Alkohol zu trinken. Bei den 18- bis 25-Jähri-

gen sind es sogar 40 Prozent. Zahlen, die nachdenklich stim-

men. Alkohol gilt als Einstiegsdroge Nummer eins. Je früher

ein junger Mensch Alkohol konsumiert, umso größer ist das

Risiko Gesundheitsschäden davonzutragen und später ab-

hängig zu werden. Sucht hat viele Gesichter. Sie kann sich im

Gebrauch von Suchtmitteln wie Alkohol, Zigaretten und Dro-

gen äußern, aber auch in missbräuchlichen Verhaltensweisen

bezüglich Essen, Computer- und Internetnutzung u.v.m. zei-

gen. Besonders junge Menschen sind gefährdet. Auf dem Weg

zum Erwachsenwerden sind sie vielfachen und vielfältigen

Herausforderungen ausgesetzt. Gleichzeitig tanzen in der Pu-

bertät die Hormone Samba. Die Auseinandersetzung mit den

körperlichen Veränderungen, die Suche nach der eigenen

Identität und die Abgrenzung vom Elternhaus beginnen. See-

lische Probleme, mangelndes Selbstbewusstsein, Leistungs-

druck, Konflikte mit Eltern und Gleichaltrigen können einen

Weg in die Sucht ebnen. Manch einer hält diesem Druck nicht

stand und sucht zur Problembewältigung scheinbare Ent-

spannung und Entlastung in Rauschmitteln. Dieser Pfad endet

jedoch in einer Sackgasse. Das Übertreten der Schwelle zur

Sucht hin ist meist fließend und nicht eindeutig. Wenn auf

Starke Persönlichkeit Die Stiftung SehnSucht bietet Präventionsprogramme für Kinder und Jugendliche

und deren Wegbegleiter an

von Andrea Löb

Portraits

Page 19: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

einmal die Abhängigkeit zum Lebensmittelpunkt wird, dreht

sich die Abwärtsspirale. Schule, Arbeit und Freunde zählen

nicht mehr und werden vernachlässigt. Die ersten Symptome

werden meist von der Familie, den Freunden und dem sozia-

len Umfeld registriert. Die Stiftung SehnSucht betreibt seit

2005 bundesweit Suchtprävention mit unterschiedlichen The-

menschwerpunkten. Das Präventionsprogramm der gemein-

nützigen Organisation soll insbesondere Kinder und Jugend-

liche vor der Abhängigkeit von Suchtmitteln schützen, und

sie vor missbräuchlichen Verhaltensweisen bewahren. Um ein

nachhaltiges Ergebnis erreichen zu können, legt die Stiftung

Wert darauf, die Wegbegleiter der Heranwachsenden wie bei-

spielsweise die Eltern in ihre Arbeit einzubeziehen.

Alles begann mit einem Film

Im Jahr 2000 drehte die Regisseurin Tanja Henlein den

Film „Sehnsüchtig“, der den Lebensweg der jungen Frau

Bianca dokumentiert. Bianca, die aus schwierigen Familien-

verhältnissen stammt, wird schon ganz früh mit Gewalt, se-

xuellem Missbrauch und Obdachlosigkeit konfrontiert. Bei

dem Versuch ihrem Leben durch die Flucht aus der Familie

eine positive Wende zu geben, rutscht sie bereits als Teenager

ins Drogenmilieu ab. Berührt vom Schicksal der gleichaltrigen

Frau, deren Leben so ganz anders verlaufen war als ihr eigenes,

bietet Tanja Henlein ihre Hilfe an. Nach den Dreharbeiten zu

„Sehnsüchtig“ begleitet sie Bianca durch den Entzug. Ge-

meinsam meistern die beiden jungen Frauen Biancas steini-

gen Weg aus der Drogenabhängigkeit. Im Jahr 2001 gründen

sie „Das Suchtforum“, eine Initiative für Präventionsarbeit an

Schulen, im Raum München. Die Initiative wird gut ange-

nommen, und die Nachfrage ist groß. Jedoch fehlen die Gel-

der. Der Fernsehmoderator Kai Pflaume, welcher auf das Pro-

jekt aufmerksam wird, bietet sein Engagement als Botschafter

an. Mit seiner Hilfe wird die Stiftung SehnSucht gegründet.

Die Stiftung Sehnsucht bietet Präventionsprogramme für

Heranwachsende zum Thema Sucht mit unterschiedlichen

Schwerpunkten, zum Beispiel Alkoholsucht und Computer-

sucht, an. Diese können deutschlandweit von Schulen und Ju-

gendeinrichtungen gebucht werden. Bei Interesse kann man

sich direkt an die Stiftung wenden. Das suchtpräventive Pro-

jektangebot ist auf verschiedene Altersgruppen, Geschlechter

und Schulformen zugeschnitten. Einzelne Programmbausteine

können mit unterschiedlichem zeitlichem Umfang angefor-

dert werden. Für Eltern, LehrerInnen, ErzieherInnen und Mit-

arbeiterInnen von Jugendeinrichtungen werden separate Fort-

bildungen und Informationsveranstaltungen angeboten. Auch

hier sind die Programmschwerpunkte wählbar. Alle Schulun-

gen werden von Pädagogen, Sozialpädagogen, Medienpäd-

agogen und geschultem ehemals abhängigem Personal durch-

geführt. Bestehende Konzepte werden stetig weiterentwickelt

Page 20: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

Portraits

und auf den Stand von neuesten wissenschaftlichen Erkennt-

nissen gebracht. Um gezielt auf die Bedürfnisse der Teilneh-

mer eingehen zu können, erfolgt nach jeder Durchführung

eine Evaluation durch Fragebögen. Die Programme werden

anschließend dem Ergebnis entsprechend angepasst. Die Ko-

sten für die Schulungen werden von der Stiftung bezuschusst.

Wissen macht stark

Eine stabile Persönlichkeit und ein gutes Selbstwertgefühl

bieten den besten Schutz vor Abhängigkeit. Sie bilden ein so-

lides Fundament, um mit Schwierigkeiten und Barrieren im

Leben klarzukommen. Im Vordergrund der Präventionspro-

gramme für Jugendliche steht die Stärkung und Förderung

von Lebenskompetenzen. Ziel ist es, dass der Jugendliche

seine Stärken/Schwächen kennt und eigene Erfahrungen

sowie Informationen objektiv reflektieren kann. Er soll in der

Lage sein, sowohl seine Meinung als auch Wünsche zu äußern

und mit negativen Gefühlen umgehen zu können. Es geht in

den Veranstaltungen nicht darum, Restriktionen oder Verbote

mit erhobenem Zeigefinger auszusprechen. Sie sollen Spaß

machen. Man möchte mit den Jugendlichen im Gespräch sein,

sie aufklären und beraten. Es geht um die Vermittlung von

sachkundigen, wertungsfreien Informationen rund um das

Thema Sucht und süchtigen Verhaltensmustern. Die jungen

Leute lernen beispielsweise, was Sucht ist, wie sie entsteht

und welche negativen Folgen Sucht haben kann. Des Weiteren

erfahren die Heranwachsenden, wie man Abhängigkeit er-

kennt und wo man sich Hilfe holen kann. In der Regel werden

die Stunden von einem Pädagogen und einem ehemals Süch-

tigen durchgeführt. Der ehemals süchtige Mitarbeiter kann

den Teenagern ein reales Bild davon vermitteln, was es heißt,

abhängig zu sein und gezielt aufkommende Fragen beant-

worten. Neben theoretischem Hintergrundwissen machen

die Teilnehmer lehrreiche praktische Erfahrungen. Im Alko-

holpräventionsprogramm kommt zum Beispiel ein Rausch-

parcours zum Einsatz. Hier wird spielerisch die Selbst- und

Fremdwahrnehmung geschult. Mit Hilfe einer Rauschbrille

wird die Wahrnehmung bei übermäßigem Genuss von Alko-

hol nachgeahmt. Die Teilnehmer erleben wie Alkohol die

Sicht „verschleiert“ und zum Beispiel Entfernungen nicht

mehr adäquat eingeschätzt werden können. Eine Erfahrung,

die man nicht so schnell vergisst. Das Spiel „Voll die Party“ ist

ein interaktives Erlebnis, in dem eine Feier simuliert wird.

Jeder Spieler erhält eine Rollenkarte, die unterschiedliche Ver-

haltensweisen beinhaltet. Über die Rollenkarten treten die

Teilnehmmer untereinander in Kontakt. Mit dem Spiel setzen

sich die Jugendlichen mit den Themen eigenes Trinkverhal-

ten in Gesellschaft, Gruppenzwang und Risikoeinschätzung

auseinander. Situationen wie beispielsweise eine Kranken-

hauseinlieferung nach exzessivem Alkoholgenuss werden

„durchlebt“ und anschließend reflektiert. Neben den Schu-

lungen bietet SehnSucht eine anonyme Onlineberatung an.

Suchtgefährdete Jugendliche können hier jederzeit Kontakt

mit der Stiftung aufnehmen oder Informationen über Projekte

und Aktionen einholen. Anliegen werden innerhalb von 24

Stunden bearbeitet. Hierfür ist eine eigene Internetseite ein-

gerichtet worden (www.zusammenohne.de). Des Weiteren

besteht die Möglichkeit, sich persönlich oder telefonisch an

die Mitarbeiter von SehnSucht zu wenden. Die Hilfsangebote

werden für jeden Einzelnen individuell ausgesucht. Bei Be-

darf ist die Vermittlung an eine der Stiftung bekannte Ein-

richtung möglich. Um möglichst viele Personen für das Thema

Suchtprävention zu sensibilisieren, betreibt die Stiftung Auf-

klärungs- und Öffentlichkeitsarbeit zum Beispiel auf Konzer-

ten, Sportfesten, etcetera.Aufgrund großer Nachfrage hat die

Stiftung vor, zukünftig ihr Angebot im Bereich betriebliche

Suchtprävention auszubauen.

Damit noch mehr Kinder und Jugendliche als gestärkte

Persönlichkeiten Rauschmitteln und süchtigen Verhaltens-

weisen trotzen können, benötigt die Stiftung Spenden: Stif-

tung SehnSucht, Bank für Sozialwirtschaft Spendenkonto

IBAN: DE66700205003750990099, BIC: BFSWDE33MUE. �

� www.stiftung-sehnsucht.de, www.zusammenohne.de

Page 21: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

Meldungen

Soziale Verantwortung und gesellschaftliches Engagement

sind für Horst Müller kein Lippenbekenntnis. Der ehemalige

Inhaber Firma KOINOR Polstermöbel suchte nach dem Ver-

kauf seines Unternehmens nach Möglichkeiten in der Ge-

sellschaft soziale Verantwortung zu übernehmen und Dank-

barkeit für seinen unternehmerischen Erfolg auszudrücken.

Etwas zu bewegen und der Nachwelt etwas Dauerhaftes hin-

terlassen war seine Motivation bei der Gründung der KOI-

NOR-Horst-Müller Stiftung im Jahr 2000.

Die Stiftung unterstützt karitative Zwecke und die medi-

zinische Forschung, fördert Jugendprojekte, die Kultur sowie

den Natur-, Umwelt- und Tierschutz.

Regelmäßig werden aus den Stiftungsmitteln regionale Or-

ganisationen unterstützt, die mit beträchtlichen zeitlichem

Einsatz ehrenamtlich Hilfe leisten. Beispielhaft seien hier „Hel-

fen macht Spaß“, „1000 Herzen für Kronach“ oder Hospiz-

vereine genannt. Dem Stifter war es immer wichtig, dass er

Organisationen, Projekte oder hilfsbedürftige Menschen in

seiner Heimat unterstützt. Daneben widmet sich Horst Müller

der Begabtenförderung in Zusammenarbeit mit der Hoch-

schule Coburg durch die Vergabe von Stipendien.

Horst Müller war viele Jahre Vorsitzender des Stiftungsra-

tes und verbrachte seine Zeit damit, förderfähige Vorhaben zu

finden und die Stiftung zu verwalten. So wurden bis jetzt ca.

800.000 Euro für förderungswürdige Zwecke und bedürftige

Menschen ausgeschüttet. Horst Müller ist nun 88 Jahre alt und

hat sich aus dem operativen Geschäft der Stiftung zurückge-

zogen. Sein Nachfolger als Vorsitzender des Stiftungsrates, Mi-

chael Schulz, arbeitet im Sinne des Gründers an neuen Mög-

lichkeiten und Ideen. �

� www.koinor-stiftung.de

Etwas zurückgebenKOINOR Horst-Müller-Stiftung

Page 22: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

22 � Werte stiften

Meldungen

Dietmar Hopp erhält denDeutschen Stifterpreis

Preis wird am 23. Mai verliehen

Dietmar Hopp erhält

den Deutschen Stifter-

preis 2014. Der Preis

wird am 23. Mai wäh-

rend des Deutschen

StiftungsTages über-

reicht. Er zählt zu den

europaweit wichtig-

sten Auszeichnungen

im Stiftungswesen

und wird vom Bun-

desverband Deutscher

Stiftungen für vorbild-

liche stifterische Lei-

stungen verliehen.

1995 errichtete Dietmar Hopp die gleichnamige Stiftung mit

Sitz in St. Leon-Rot (Baden-Württemberg). Bis heute hat sie

über 360 Millionen Euro für die gemeinnützigen Zwecke Ju-

gendsport, Medizin, Soziales und Bildung ausgeschüttet. Die

Dietmar Hopp Stiftung fördert überwiegend in der Metro-

polregion Rhein-Neckar, der Heimatregion des Stifters, mit der

er sich besonders verbunden fühlt. Mit einem Vermögen von

4,345 Milliarden Euro ist die Stiftung nach der Robert Bosch

Stiftung die zweitgrößte Stiftung in Deutschland. �

� www.dietmar-hopp-stiftung.de

„Kiezhelden“ unterstütztGrundschulen in Tansania

Schulbücher für Kinder in Momella

Der Momella Förderverein e.V. verhilft den Kindern in dieser

ländlichen Region Tansanias zu einer Grundschulausbildung

als Start in ein selbstbestimmtes Leben, indem er Lehr- und

Lernmaterialien finanziert, Klassenräume baut und sie mit Mö-

beln ausstattet. Dafür sammelt der Verein Spendengelder, da

mit dem Geld vor Ort auch lokale Betriebe, Lieferanten und

Werkstätten beauftragt werden und so auch die wirtschaftli-

che Infrastruktur vor Ort belebt wird.

Auf diese Weise hat der Förderverein inzwischen an insge-

samt vier Schulen 19 Klassenräume renoviert, 13 neue gebaut,

mehrere Schulküchen und Mais-Silos entstehen lassen und

hunderte Schulbänke finanziert. Vor allem aber werden in-

zwischen jedes Jahr über 2.300 Schü-

ler mit Lernmaterialien versorgt, ohne

die kein Unterricht möglich wäre.

KIEZHELDEN, die soziale Seite des

FC St. Pauli, unterstützt dieses Bildungsprojekt. Auf der sozia-

len Plattform des Clubs vom Millerntor können sich gemein-

nützige Projekte präsentieren, vernetzen und Spenden sam-

meln. Für die bisher 24 Projekte, die KIEZHELDEN auf den

Weg gebracht hat, wurden bereits rund 30.000 Euro gesam-

melt. Bewerben kann sich jeder, der eine konkrete Idee hat,

wie man gesellschaftliche Missstände auf kreative Weise ange-

hen kann. �

� www.kiezhelden.com

Schwerpunkt Aktion Kinder Schlaganfall-HilfeDesigner Guido Maria Kretschmer ist Botschafter

Offiziell sind Jahr für Jahr allein in Deutschland über 300 Kinder betroffen. Dass

auch Kinder von dieser Durchblutungsstörung im Gehirn betroffen sein können,

weiß Guido Maria Kretschmer aus seinem direkten persönlichen Umfeld: „Der

Sohn eines guten Freundes hat im Alter von 15 Jahren einen Schlaganfall erlitten.

Ich weiß daher, wie einer Familie dadurch der Boden unter den Fußen weggezo-

gen wird“, erzählt der 48-Jährige. Guido Maria Kretschmer ist es wichtig, mit seiner

Popularität möglichst viele Menschen für das Thema zu sensibilisieren. „Ich möchte

dazu beitragen, dass der Schlaganfall auch bei Kindern frühzeitig erkannt wird.“

Schon lange engagiert sich Guido Maria Kretschmer für die Belange vom Schlag-

anfall betroffener Kinder, besuchte sie im Neurologischen Rehabilitationszentrum

(NRZ) Friedehorst und versteigerte von ihm entworfene Kleider. �

� www.schlaganfall-hilfe.de

Guido Maria Kretschmer mit Kinderbot-schafterin Hanna Dimon im Neurologi-schen Reha-Zentrum Friedehorst in Bremen.

Foto

: RTL

Page 23: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

Werte stiften � 23

Meldungen

„Das ist ein beachtliches Ergebnis“, freute sich Willy Neu-

pärtl, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftergemeinschaft

der Sparkasse Erding - Dorfen. Nach erst zwei Jahren seit

Gründung im November 2011 kann die stolze Summe von

4.500 Euro ausgeschüttet werden. In der Kuratoriumssit-

zung im November galt es, die Spendenempfänger für die-

sen Ausschüttungsbetrag festzulegen. Das Kuratorium hat

sich in diesem Jahr auf das PalliativTeam Erding, den Hos-

pizverein Erding und das Mütterzentrum Erding festgelegt.

„Wir wissen, dass alle drei Einrichtungen sehr wertvolle,

ehrenamtliche Arbeit in unserer Region leisten. Dieses En-

gagement möchten wir nun mit jeweils 1.500 Euro pro Ein-

richtung unterstützen“, so Neupärtl. In einer Kundenstif-

tung können sich Stifterinnen und Stifter in unterschiedli-

cher Form engagieren und mit ihrem Vermögen Gutes für

Projekte oder Institutionen in der Region tun, die ihnen

am Herzen liegen. Bei einem Pressetermin im Schrannen-

saal der Sparkasse in Erding nahmen nun die Vertreter der

Organisationen ihren Spendenscheck entgegen. �

� www.spked.de

Bild von links: Monika Vogt, Barbara Huber und Silke Gocht vom PalliativTeam Erding mit Willy Neupärtl (Kuratoriumsvorsitzender) in ihrerMitte, Petra Hadersbeck und Janine Cappai vom Mütterzentrum Erding, Dr. Johannes Schollen und Christine Unangst vom Hospizverein Erdingund Mischa Schubert (Vorstandmitglied der Sparkasse und Kuratoriumsmitglied)

4.500 Euro für den guten ZweckAusschüttung der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Erding - Dorfen

„Mein Erbe tut Gutes“ auf Wachstumskurs2014 wächst die Kampagne von fünf auf nun zwölf Mitgliedsorganisationen.

Die 2013 gestartete Kampagne „Mein Erbe tut Gutes. Das Prin-

zip Apfelbaum“ verzeichnet enormen Zuwachs. Ab 2014 ver-

sammelt die Initiative zwölf Organisationen. Von Beginn an

dabei sind Ärzte ohne Grenzen, DAHW Deutsche Lepra- und

Tuberkulosehilfe, Greenpeace, Johanniter-Unfall-Hilfe und SOS-

Kinderdörfer weltweit. Die neuen Mitgliedsorganisationen

sind die Deutsche Alzheimer Gesellschaft, Deutsche Herzstif-

tung, Heinz Sielmann Stiftung, Vier Pfoten, Weißer Ring, Welt-

hungerhilfe und World Vision. Unter einem Dach soll das

Thema Erbe für den guten Zweck stärker ins öffentliche Be-

wusstsein gerückt werden. Immerhin jeder Zehnte kann sich

vorstellen, sein Erbe oder einen Teil davon einer gemeinnützi-

gen Organisation zukommen zu lassen, bei Kinderlosen sogar

jeder Dritte. Zu diesen Erkenntnissen kam die Gesellschaft für

Konsumforschung (GfK) bei der Umfrage „Gemeinnütziges

Vererben in Deutschland". Dafür bietet die Initiative Interes-

senten auf einer eigenen Webseite, mit Broschüren und einem

Telefonservice eine umfassende Beratung zum Thema ge-

meinnütziges Vererben. Die Initiative stellt die Organisationen

mit ihren verschiedenen Tätigkeitsschwerpunkten vor. Zu-

sätzlich vermittelt sie eine unabhängige Rechtsberatung und

kooperiert dafür mit dem Fachverband Deutsche Vereinigung

für Erbrecht und Vermögensnachfolge (DVEV). �

� www.d-fc.de

Page 24: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

24 � Werte stiften

Aus Dankbarkeit für selbst erfahrene

Unterstützung, haben Ursula und Ri-

chard Bradnick 2008 eine eigene Stif-

tung gegründet. Die Eheleute unter-

stützen Kinder mit hör- und/oder seh-

oder mehrfachen Behinderungen ins-

besondere in der Region Coburg und

Oberfranken. Ein Engagement, das bis

in alle Ewigkeit fortwähren soll.

Werte stiften: Mit Ihrer Stiftungsarbeit

unterstützen Sie Kinder mit Behinde-

rung und deren Familien. Was gab für

Sie den Ausschlag, eine Stiftung zu

gründen?

Ursula Bradnick: Ausschlaggebend war

letztendlich mein Mann Richard, den

ich in einem Spanienurlaub kennenge-

lernt hatte. Er ist Engländer, lebte zu die-

ser Zeit auch dort und hatte eine

schwerst pflegebedürftige Mutter zu-

hause, die er selbst pflegte, bis die Ärzte aufgrund des schlech-

ter werdenden Gesundheitszustandes schließlich dringend zur

Überweisung in eine stationäre Pflegeeinrichtung rieten. Dies

wiederum war sehr problematisch. Richard hatte sich ver-

schiedene Pflegeheime angesehen, es stellte sich aber heraus,

dass keine der begutachteten Einrichtungen eine geeignete

Pflege seiner Mutter hätte gewährleisten können. Sowohl der

medizinische Standard als auch die Anzahl der Pflegekräfte

wären in keiner Weise für eine akzeptable und gesundheits-

förderliche Pflege seiner Mutter geeignet gewesen. Das zweite

Negative in England ist die Tatsache, dass die Aufnahme in ein

Pflegeheim und die damit verbundene Bestellung eines amtli-

chen Vormundes zur Folge hat, dass sämtliche Besitztümer in

die Hände des Staates fallen, um daraus die künftigen Pflege-

kosten zu bezahlen. Nach dem Tod seiner Mutter wären sämt-

liche restlichen Werte im Besitz des Staa-

tes verblieben. Er kam dann auf mich

mit der Frage zu, was wir in Deutsch-

land für Möglichkeiten hätten.

Die Sie als besser erachtet hatten?

In jedem Fall. Wir haben schließlich ge-

meinsam die Idee entwickelt, seine

Mutter zur Pflege nach Deutschland zu

bringen und uns dafür verschiedene

Pflegeeinrichtungen in meiner Heimat

Oberfranken angesehen. Wir haben uns

sehr schnell für das Mila-Gottfriedsen-

Haus in Coburg entschieden, wohin wir

Richards Mutter, die von den britischen

Ärzten bereits aufgegeben wurde, im

Dezember 2004 mit einem Ambulanz-

Flugzeug haben bringen lassen. Dort

konnte sie dann tatsächlich noch drei

Jahre bei verhältnismäßig guter Ge-

sundheit leben, dank der totalen Um-

stellung der Behandlung durch die deutschen Ärzte und die

sehr gute Pflege. Zu unserer Überraschung hat sich dann auch

noch eine deutsche Krankenkasse mit 45 Prozent an den Pfle-

gekosten beteiligt, so dass wir gesagt haben, wenn wir jetzt

schon von Deutschland so viel Hilfe bekommen haben, möch-

ten wir wiederum selbst mit ihrem Vermögen Hilfe weiter-

geben. Das war der Grundgedanke, weshalb wir schließlich

2008, als Joyce Bradnick verstorben ist, die Stiftung mit einem

Stammkapital von 200.000 Euro gegründet haben. Mein Mann

wollte seine Dankbarkeit für die gute Pflege seiner Mutter

und die Unterstützung in Deutschland zum Ausdruck bringen.

Nachdem Richard selbst eine Hörbehinderung hat, haben wir

uns dazu entschlossen, Kinder mit hör- und/oder seh- oder

mehrfachen Behinderungen insbesondere in der Region Co-

burg und Oberfranken zu unterstützen.

Ein Engagement,das ewig währt

Ursula und Richard Bradnick wollen mit ihrer Stiftung Hilfe,die sie selbst erfahren haben, weitergeben

Aktuelles

„Wir wollten eine Form des Engagements fürKinder mit Behinderung, welche es ermöglicht,dieses über unseren eigenen Tod hinaus zu er-halten“: Der Stiftungsgedanke schien Ursulaund Richard Bradnick genau der Richtige fürihr Engagement zu sein.

Page 25: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

Aktuelles

Wie verwirklichen Sie diesen Stiftungszweck?

Wir geben Zuschüsse oder übernehmen Kosten für Hilfsmit-

teltechnik, die nicht von Krankenkassen übernommen wird,

unterstützen bei Dolmetscherkosten, die von keinem Ko-

stenträger finanziert werden, helfen, wenn es um die Förde-

rung des Besuchs geeigneter schulischer Einrichtungen oder

bei der Überbrückung von akuten Notlagen geht, unterstüt-

zen Familien, beispielsweise durch Zuwendungen zur Finan-

zierung von Hilfe durch Dritte oder zur Finanzierung eines

Eltern-Kindseminars und fördern Schulen für hör- und/oder

seh- oder mehrfach behinderte Kinder oder andere Einrich-

tungen und Initiativen, die im Sinne unseres Stiftungszwecks

in Oberfranken tätig sind.

Welche Maßnahmen sind das ganz konkret?

Wir haben beispielsweise den behindertengerechten Wohn-

hausneubau einer Familie aus Bayreuth unterstützt. Deren Sohn

kam im Dezember 2000 als „Frühchen“ 15 Wochen zu früh zur

Welt. Schon einen Tag später hatte er Hirnblutungen, wodurch

er mehrfachbehindert und auf den Rollstuhl angewiesen ist.

Das wenige Wochen vor Nicos Geburt bezogene, neugebaute

Haus der Familie eignete sich tragischerweise in keiner Weise

für dessen Pflege, weshalb der Neubau eines Wohnhauses un-

umgänglich wurde. Ein Großteil unseres Engagements fließt

vor allem auch in den Coburger Verein „Hilfe für das behin-

derte Kind“. Wir haben zum Beispiel auch immer viel für das

Coburger Wohnnest getan, eine Einrichtung zur Kurzzeitbe-

treuung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Behinde-

rung. Darüber hinaus stehen wir auch in engem Kontakt zur

Von-Lerchenfeld-Schule in Bamberg, einem privaten Förder-

zentrum mit dem Förderschwerpunkt Hören. Jedes Jahr schüt-

ten wir derzeit insgesamt gut 12.000 Euro aus. Soviel steht uns

im Moment zur Verfügung. Nach unserem eigenen Ableben soll

das Stiftungskapital weiterhin aufgestockt werden.

Weshalb haben Sie gerade die Form einer Stiftung für ihr ge-

sellschaftliches Engagement gewählt?

Wir wollten eine Form des Engagements für Kinder mit Be-

hinderung, welche es ermöglicht, dieses über unseren eige-

nen Tod hinaus zu erhalten. Da erschien uns der Stiftungsge-

danke genau der Richtige. Natürlich bedeutet die Verwaltung

einer Stiftung einen großen administrativen Aufwand, jede An-

frage muss genau geprüft werden. Aber zum einen sind wir

beide Rentner, was zeitlich Freiräume schafft und zum ande-

ren waren wir beide als Buchhalter beziehungsweise Finanz-

buchhalter tätig und fühlen uns demnach fit genug, das selbst

zu machen. �

� www.bradnick-stiftung.de

Wohnmobilverleih-Erlangen.de . Dompfaffstraße 122 . 91056 Erlangen . Tel. 0170.21 42 500 . [email protected]

Einsteiger-, Family- und Luxusmobile für jeden Geldbeutel mit Platzfür zwei bis sechs Personen und Hund, großzügige Raumaufteilung beikompakten Außenmaßen . Navigation, TV, Tempomat, Fahrradträger

Wohn-mobileab 50,--

Euro/Tag

Sichern Sie sich jetzt schon Ihren

Wunschtermin im Frühjahr + Sommer!

Page 26: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

26 � Werte stiften

Aktuelles

Es ist heiß, die Luft riecht feucht und erdig. Rotbraunes Fell

leuchtet zwischen dunkelgrünem Blattwerk. In der Waldschule

von Nyaru Menteng klettern, spielen und dösen Dutzende von

Orang-Utan-Kindern, beaufsichtigt von Indonesierinnen in

Gummistiefeln und Overalls. Sie bereiten die Orang-Utan-

Waisen auf ihr Leben in Freiheit vor. Eine dieser Waisen ist Julie,

ein zweieinhalb Jahre junges Orang-Utan-Mädchen. In ihren

ersten sieben Jahren hätte die Mutter ihr alles beigebracht, was

ein Orang-Utan wissen muss. Doch alles kam anders.

Als Säugling geriet Julie in den Besitz einer Menschenfa-

milie. Dort aß sie Reis und Nudeln, wurde gewickelt und her-

umgetragen und fast wie ein Menschenbaby behandelt. Aber

weil sie ein Orang-Utan ist, wild und unbezähmbar, ging das

nicht lange gut. Die Menschen verbannten sie nach nicht mal

einem Jahr aus dem Haus, legten ihr eine Eisenkette um den

Fuß und sperrten sie in einen engen Holzverschlag.

Niemand weiß genau, wie Julie in Gefangenschaft geriet,

aber ihr Schicksal ist nur eines unter vielen. Die Regenwälder

fallen Jahr um Jahr Bulldozern und Feuern zum Opfer, aber-

tausende Hektar verbranntes Land werden mit Ölpalmen be-

pflanzt. Das Öl wird weltweit in Lebensmitteln und Kosmetik

verarbeitet. Vermutlich geriet Julies Mutter auf der Suche nach

Nahrung in eine dieser Plantagen. Deren Betreiber betrach-

ten Orang-Utans als Ungeziefer. Vielleicht knallten sie Julies

Mutter ab. Vielleicht verteidigte das Weibchen ihr Baby bis

zum letzten Atemzug, vielleicht stürzte Julie, fest an ihre ster-

bende Mutter geklammert, aus den Baumwipfeln…

Für Orang-Utan-Babys gibt es in Indonesien einen so ille-

galen wie florierenden Markt.Auch Julie wurde verkauft. Den

Rest ihres Lebens hätte sie eingesperrt und angekettet ver-

bracht. Doch zum Glück kam es wieder anders. Julie wurde

von der Forstbehörde beschlagnahmt und der Borneo Orang-

utan Survival (BOS) Foundation übergeben.

Die BOS Foundation entwickelte sich aus einer kleinen In-

itiative zur weltweit größten Primatenschutz-Organisation

und betreibt auf Borneo zwei Rettungsstationen für verwaiste

Orang-Utans. Der gemeinnützige Verein BOS Deutschland un-

terstützt diese Arbeit durch Spenden und Patenschaften. In

den Stationen auf Borneo werden derzeit rund 800 Orang-

Utans liebevoll betreut und auf ihre Auswilderung vorbereitet.

„Für die Versorgung eines Orang-Utans benötigt BOS 2000

Euro im Jahr“, erklärt Leonhard Graf Rothkirch-Trach, Vorsit-

zender von BOS Deutschland. „Etwa 6700 Euro kostet dann

die Auswilderung in die entlegenen Schutzgebiete.“ Nach Jah-

ren intensiver Suche und zäher Verhandlungen konnte BOS

geeignete Waldgebiete sichern, so dass seit 2012 bereits 120

Menschenaffen in die Freiheit entlassen werden konnten.

Für Julie ist der Weg dahin noch weit. In der Waldschule

lernt sie, was ihre Mutter sie nicht mehr lehren konnte: Schlaf-

nester zu bauen, essbare von giftigen Pflanzen zu unterschei-

den, sich in den Baumkronen zu orientieren und vieles mehr.

Das braucht Jahre. Erst dann wird Julie werden, was sie schon

immer hätte sein sollen: ein ganz normaler Orang-Utan im Re-

genwald von Borneo. Helfen kann man Julie und den anderen

Orang-Utan-Waisen mit einer Patenschaft für 10 Euro im Monat

oder Spenden. Spendenkonto BOS Deutschland e.V., Bank für

Sozialwirtschaft, IBAN: DE69100205000003210100. �

� www.bos-deutschland.de

Hilfe für Orang-Utan-Mädchen JulieBOS Deutschland e.V. setzt sich für Affen-Waisen ein

Julie in der Waldschule auf dem Schoß einer ihrer Betreuerinnen. Kuschelpause in der Waldschule. Dort lernen die kleinen Orang-Utan-Waisen, was sie fur ein Leben in Freiheit ko nnen mussen

Page 27: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

Werte stiften � 27

Am 1. Juli 2014 jährt sich zum 175. Mal die Gründung der

Sparkasse in Chemnitz. In der Turmstube des alten Chemnit-

zer Rathauses wurde 1839 die erste Zweigstelle eingerichtet.

Anlässlich dieses Jubiläums veranstaltet die Sparkasse Chem-

nitz einen Fotowettbewerb und einen Vereins-Wettbewerb

„Sparkasse Chemnitz – Gut für die Region“

Noch bis 30. Juni 2014 läuft ein Fotowettbewerb zum

Thema „Sparkasse Chemnitz – Gut für die Region“. „Was ver-

bindet Sie mit der Sparkasse Chemnitz? Erzählen Sie uns Ihre

Geschichte und dokumentieren diese mit einem Foto“, so der

Aufruf des Kreditinstitutes. Unter www.sparkasse-chemnitz.de

können sich Interessenten ausführlich informieren und mit-

machen. Die besten 13 Fotos und Geschichten werden im

hauseigenen Bildkalender 2015 veröffentlicht. Diese 13 Ge-

winner erhalten „Saturn“-Einkaufsgutscheine im Wert von je-

weils 50 Euro. Darüber hinaus werden unter allen Einsendun-

gen weitere Fotos und Geschichten ausgesucht, die für die im

Zusammenhang mit dem Fotowettbewerb stehende Pressear-

beit, für Ausstellungen in den Filialen der Sparkasse Chemnitz

oder eventuell als Motive für die Kreditkarten der Sparkasse

Chemnitz verwendet werden. „Also, laden Sie Ihr Foto auf un-

serer Internetseite hoch und erzählen Sie uns Ihre Geschichte

dazu. Füllen Sie die 175 Jahre, die wir in der Region verankert

sind, mit Ihren persönlichen Erlebnissen und Eindrücken!“,

motiviert Vorstandsvorsitzender Reiner Grimm zur Teilnahme.

Bis 30. Juni 2014 führt die Sparkasse Chemnitz parallel

dazu in ihrem Geschäftsgebiet die Internet-Aktion „Gut für

die Region“ durch. „Wir nehmen unser Jubiläum zum Anlass,

an Vereine unseres Geschäftsgebietes zusätzlich Projektspen-

den in Höhe von insgesamt 12.000 Euro zu vergeben“, erklärt

Reiner Grimm. Gemeinnützige Vereine mit Sitz im Geschäfts-

gebiet können sich online per Video mit je einem konkreten

Projekt um die Projektspenden bewerben. Über die Vergabe

der insgesamt sechs Spenden entscheiden die Onlinekunden

der Sparkasse Chemnitz durch Stimmabgabe im Internet wäh-

rend des Zeitraums vom 1. Juli bis 30. September 2014. In die

Endwertung kommen die Projekte, welche bei der Stimmab-

gabe im Internet die meisten Stimmen erhalten haben. Die

drei bestplatzierten Projektbewerbungen sowohl der Stadt

Chemnitz, als auch des Altkreises Chemnitzer Land erhalten

projektbezogene Spenden. Für den 1. Platz gibt es jeweils eine

Unterstützung in Höhe von 3.000 Euro, für den 2. Platz 2.000

Euro und den 3. Platz 1.000 Euro. �

� www.sparkasse-chemnitz.de

2014 – ein Jubiläumsjahr in Chemnitz Seit 1839 ist die Sparkasse Chemnitz „Gut für die Region“

Aktuelles

Innenansicht der Sparkasse Chemnitz (Am Markt) aus dem Jahr 1879.

Page 28: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

28 � Werte stiften

Aktuelles

Am internationalen Tag des Ehrenamts, am 5. Dezember, ver-

anstaltete die Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bamberg ihre

alljährliche Ausschüttungsfeier, zu der alle Stifter und Begün-

stigten eingeladen wurden.

Die zufällige Besonderheit dieses Termins hob Stiftungs-

berater Jochen Hack in seiner Begrüßung hervor – schließlich

engagiere sich fast jeder Dritte in Deutschland ehrenamtlich.

„So können wir es Tag für Tag in unserem Umfeld erleben, dass

sich eine große Anzahl von Menschen in vielen Bereichen des

öffentlichen und sozialen Lebens engagiert. Dieser Einsatz

wäre ohne finanzielle Unterstützung häufig nicht möglich. Die

Folge aus fehlenden Finanzmitteln wäre, dass eine Vielzahl von

Projekten gekürzt oder eingestellt werden müsste. Und genau

diese Begebenheit stellt die Brücke zwischen Ihnen, liebe Stif-

ter, und den Institutionen, die Sie begünstigen, dar.“ Die Motive

auf beiden Seiten gehen oft sogar parallel einher. Aufgrund per-

sönlicher Erfahrungen oder sozialer Verantwortung gegenüber

benachteiligten Mitmenschen wird eine Stiftung errichtet oder

sich dem Ehrenamt verpflichtet.

Bevor es an die symbolische Geldübergabe in Form von Pa-

pier-Geschenkpäckchen ging, drückte Konrad Gottschall, Vor-

standsvorsitzender der Sparkasse Bamberg, seine Freude aus:

„Auch wenn uns die niedrigen Zinsen derzeit eher Sorgenfal-

ten bereiten, ist doch insgesamt ein nicht unwesentlicher Be-

trag zusammengekommen, den wir an die Begünstigten aus-

schütten können.“ Überhaupt, so betonte er weiter, trage eine

Stiftung, und sei sie noch so klein, dazu bei, dass soziale Ein-

richtungen, andere Institutionen, Vereine oder individuell Aus-

erkorene etwas bekommen und damit vieles, was vielleicht

vorher nicht erreichbar erschien, realisiert werden könne.

Unter dem Dach der Stiftergemeinschaft haben sich mitt-

lerweile 55 Stiftungen zusammengefunden, davon sieben Bür-

gerstiftungen einzelner Gemeinden, 14 Themenstiftungen

und 34 Namensstiftungen. Die Vielfalt der Stiftungsgründer

ist mindestens so groß wie die der Begünstigten, denen im

Jahr 2013 insgesamt über 123.000 Euro übergeben werden

konnten. Bedacht wurden beispielsweise die Bamberger Tafel,

der Blinden- und Sehbehindertenbund, der Bamberger Verein

für Jugendhilfe, die Hilfe für Senioren in Oberhaid, der Hos-

pizverein Bamberg, die ökumenische Wohnungslosenein-

richtung „Menschen in Not“, der AWO Kreisverband Bamberg

Stadt und Land, der Altenburgverein Bamberg, die Gemeinde

Gundelsheim und die Stadt Schlüsselfeld. Viele Stifter sind

zum Festakt gekommen und ließen es sich nicht nehmen, die

symbolischen Geschenkpäckchen an ihre Begünstigten zu

überreichen und die Freude über die Mittel zu teilen, so zum

Beispiel Hyazintha Fuchs. Die Chefin der Bamberger Famili-

enbäckerei Fuchs unterstützt mit ihrer Stiftung ein Projekt

der Universität Bamberg, das Hauptschüler zur Verbesserung

der Ausbildungsreife fördert – ein Projekt, das ihr als Arbeit-

geberin vieler Hauptschüler besonders am Herzen liegt.

„Bamberger Modell“

Seit nunmehr neun Jahren besteht die Stiftergemeinschaft

der Sparkasse Bamberg und dieses „Bamberger Modell“

wurde bereits von mehr als 60 Sparkassen in ganz Deutsch-

Geschenke verteilen macht FreudeStiftergemeinschaft der Sparkasse Bamberg schüttet über 123.000 Euro aus

von Andrea Rupprecht

Die symbolische Geldübergabe fand in Form vonPapier-Geschenkpäckchen statt.

Page 29: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

Werte stiften � 29

Aktuelles

land übernommen. Horst Ohlmann, Vorstandsvorsitzender

der Treuhänderin DT Deutsche Stiftungstreuhand AG, skiz-

zierte die bemerkenswerte Entwicklung der Stiftergemein-

schaft, mit der es ständig bergauf gehe: „2005 wurde mit

einem Ausschüttungsbetrag von 73,61 Euro begonnen, ein

Jahr später waren es rund 10.000 und für das Jahr 2013 kön-

nen wir über 123.000 Euro ausschütten. Da der überwie-

gende Teil der Zweckerträge in der Region bleibt, stärken wir

hier damit nachhaltig das soziale Netz.“ �

� www.stiftergemeinschaft-bamberg.de

Birgit Naumann (2.v.li.) vom Verein „Sophia“, der sich um selbstständi-ges Wohnen im Alter und bei Behinderung kümmert, freut sich über diefinanzielle Zuwendung von 1.278,69 Euro, die von Sabine Brückner-Zahneisen überreicht wurde. Die Freude teilen Sparkassendirektor Kon-rad Gottschall (re.) und Stiftungsberater Jochen Hack.

Hyazintha Fuchs, Chefin der Bäckerei Fuchs (2.v.re.), unterstützt mitihrer Stiftung ein Projekt der Universität Bamberg, das Hauptschülerzur Verbesserung der Ausbildungsreife fördert. Über 10.000 Euro freuensich die Projektverantwortlichen Petra Mayer und Roland Back (2.v.li.).Konrad Gottschall, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bamberg (re.),und Stiftungsberater Jochen Hack bei der Übergabe.

Page 30: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

30 � Werte stiften

Aktuelles

Die Sparkasse Coburg - Lichtenfels bietet allen Bürgern, nicht

nur Kunden der Sparkasse, Unternehmen, gemeinnützigen Or-

ganisationen und Kommunen ab sofort die Möglichkeit, mit

relativ kleinen Beträgen eine eigene Stiftung ins Leben zu

rufen. So wird aus der Not eine Tugend gemacht: Der Staat

zieht sich immer mehr aus der sozialen Verantwortung zu-

rück, die Sparkasse Coburg - Lichtenfels lenkt gegen und grün-

det eine Stiftergemeinschaft, in der Interessierte eigene Stif-

tungen realisieren können.

Der Stifterkreis, der angesprochen werden soll, sind Men-

schen, die mit ihrem kleinen und größeren Vermögen ge-

meinnützige, mildtätige oder kirchliche Zwecke nachhaltig

fördern möchten. Innerhalb der Stiftergemeinschaft ist es be-

reits ab 25.000 Euro möglich, eine eigene Namensstiftung zu

gründen. Die Stiftungszuwendung kann steuerlich geltend ge-

macht werden. Bei der Stiftergemeinschaft der Sparkasse han-

delt es sich um eine unselbständige Stiftung, die eine Vielzahl

von steuerbegünstigten Zwecken der Abgabenordnung auf-

weist. Die Stiftung wird durch die DT Deutsche Stiftungs-

treuhand AG Fürth treuhänderisch verwaltet. Die Stifter er-

richten ihre eigene Stiftung – rechtlich gesehen eine Zustif-

tung – mit ihrer Unterschrift in der Stiftergemeinschaft der

Sparkasse. Der Name der Stiftung und das Dotationskapital

werden hierbei individuell durch den Stifter festgelegt – in

der Regel trägt diese den Namen des Stifters. Der Stifter wählt

den Zweck, den seine Stiftung verfolgen soll, aus den vielfäl-

tigen Zwecken der Stiftergemein-

schaft aus und bestimmt die be-

günstigte Einrichtung. Bei der

Festlegung des Stiftungszweckes

muss sich der Stifter nicht dauer-

haft binden, sondern kann bei ge-

änderten Bedürfnissen auch an-

dere Zwecke innerhalb der Sat-

zungszwecke der Stiftergemein-

schaft auswählen. Der Wechsel

des Stiftungszweckes ist somit –

im Gegensatz zu anderen Stif-

tungsformen – jederzeit möglich.

Die Stiftergemeinschaft ist eine Stiftungsplattform, die von der

Sparkasse jedem Stiftungswilligen innerhalb des Geschäftsge-

bietes zur Verfügung steht. Egal ob eine individuelle Namens-

stiftung durch eine Privatperson, eine Stiftung zur Förderung

eines kommunalen Projektes, eine Stiftung zu Gunsten einer

gemeinnützigen Organisation oder eine Firmenstiftung zur Ver-

folgung steuerbegünstigter Zwecke errichtet wird, die Stifter-

gemeinschaft bietet Lösungen für fast alle Bedürfnisse. The-

menstiftungen, wie etwa zur Förderung des Theaters, eines Ver-

eines, einer caritativen Einrichtung oder Bürgerstiftungen, kön-

nen Spenden ebenso annehmen, wie Zustiftungen in beliebi-

ger Höhe ab einer Zuwendung in Höhe von 500 Euro. So sind

diese Stiftungen ein ideales Instrument zur Mittelbeschaffung.

Die Stiftergemeinschaft ist für den Stifter ein einfacher und

schneller Weg zur eigenen Stiftung. Mit wenigen Unterschrif-

ten auf einer zweiseitigen Stiftungsvereinbarung ist eine Stif-

tung in der Stiftergemeinschaft errichtet – alles Weitere über-

nehmen die Sparkasse und der Treuhänder, die Deutsche Stif-

tungstreuhand AG. Die Aufgaben sind hierbei klar verteilt: Der

Sparkasse obliegt die Vermögens- und Stifterbetreuung, das re-

gionale Stiftungsmarketing sowie die Kontrolle des Treuhän-

Sparkasse Coburg - Lichtenfelserrichtet Stiftergemeinschaft

Neue Plattform für Kundenstiftungen

von Stephan Franke

Stephan Franke ist Stif-tungsberater bei der Spar-kasse Coburg - Lichtenfels

Roland Vogel (stellvertret.Vorstandsvorsitzender), Stephan Franke(Stiftungsberater), Siegfried Wölki (Vorststandsvorsitzender),Horst Ohlmann (DT Deutsche Stiftungstreuhand AG), Dr. Martin Faber(Vorstandsmitglied)

Page 31: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

Aktuelles

ders. Der Treuhänder sorgt für die gesamte gemeinnützig-

keitsrechtliche Abwicklung und erstellt einen umfassenden

Geschäftsbericht für alle Stifter der Stiftergemeinschaft.

Jedem Stifter wird eine Stiftungsurkunde durch die Spar-

kasse überreicht. Der Stifter kann sich in dem Umfang, wie er

es wünscht, aktiv in die Arbeit seiner Stiftung einbringen und

zum Beispiel den Förderscheck überreichen. Bei dem Kon-

zept der Stiftergemeinschaft erhält der Stifter bzw. Interes-

sierte alle Informationen zur Stiftungsgründung durch den

Stiftungsspezialisten Stephan Franke. Eine anschauliche und

umfassende Broschüre gibt über alle Hintergründe und die

Funktionsweise der Stiftergemeinschaft Auskunft.

Auf der Homepage der Sparkasse Coburg - Lichtenfels

wird das komplexe Thema Stiftung mit seinen vielfältigen Fra-

gestellungen umfassend dargestellt. Hier findet man Antwor-

ten auf viele Fragen, die sich bei einer Stiftungserrichtung er-

geben. Dadurch wird die Stiftungserrichtung deutlich er-

leichtert. Ein weiterer Vorteil: Stifter können ihre Stiftung be-

reits zu Lebzeiten mit kleinen Beträgen errichten und post-

hum größere Vermögenswerte zuwenden. Alle Stiftungszu-

wendungen werden in einem Depot geführt, das eine ausge-

wogene Portfoliostruktur mit entsprechenden Ertragschan-

cen für die Verfolgung der steuerbegünstigten Zwecke der

Stiftergemeinschaft ermöglicht.

Zusammenfassend ist die Stiftergemeinschaft also nicht

nur die Antwort auf die Fragen von mittelständischen Kun-

den nach einer sinnvollen Vermögensverwendung, sondern

auch ein wirksames Instrument zur Förderung des bürger-

schaftlichen Engagements in unserer Region. �

� www.sparkasse-co-lif.de/stiftergemeinschaft

Wer könnte sich für die Stiftergemeinschaft interessieren?

b Menschen, die etwas für ihre Heimat tun wollen

b Menschen, die etwas für ihre Kinder/Enkel bewegen

und positiv verändern wollen

b Menschen, die ein Andenken an den Lebenspartner

setzen wollen

b Menschen, die über den Tod hinaus wirken möchten

b Menschen, die wissen wollen, was mit ihrem Geld

nach dem Ableben geschieht

b Menschen, die zum aktiven Teil unserer Gesellschaft

gehören wollen

b Menschen, die etwas von dem zurückgeben/-lassen,

was sie zu Lebzeiten bekommen haben

b Menschen, die eine persönliche Vergabe der Förder-

mittel vornehmen wollen

Page 32: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

32 � Werte stiften

„Im Vergleich zu anderen haben wir uns ganz gut positio-

niert“, sagt Ralf Zimmermann. Er ist Rathauschef in Groß-

bottwar (Landkreis Ludwigsburg). Sein Stolz bezieht sich auf

die im Dezember 2011 ins Leben gerufene Bürgerstiftung

Großbottwar. Diese versteht sich als eine Stiftung von Groß-

bottwar für Großbottwarer, die mit Ihrer Hilfe gemeinnützige

und mildtätige Projekte verwirklichen möchte.

Erst im Januar konnte der Bürgermeister, der gleichzeitig

als Vorsitzender der Bürgerstiftung fungiert, der neu gegrün-

deten Demenzgruppe „Lichtblick“ in der baden-württember-

gischen Kleinstadt eine Spende in Höhe von 800 Euro über-

reichen. Die Demenzgruppe soll Menschen, die an der Er-

krankung leiden, an einem Nachmittag in der Woche eine An-

laufstelle sein und die oft stark belasteten Angehörigen unter-

stützen und ihnen insbesondere zeitliche Freiräume schaffen.

Unter die Arme greift die Bürgerstiftung der Demenz-

gruppe des Weiteren zusätzlich noch auf andere Art und

Weise: Sobald ein Spender 20 Euro oder mehr zu deren Gun-

sten überweist, legt die Stiftung stets 20 Euro obendrauf.

Dieses ist nur ein Projekt, das die Stiftung, die unter dem Dach

der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Ludwigsburg firmiert,

langfristig unterstützen will. So engagiert sich die Bürgerstif-

tung etwa auch bei der Aktion „Wunschbaum“, in deren Rah-

men Kinder aus wirtschaftlich schwachen Familien zu Weih-

nachten ein Geschenk erhalten. Zwei oder drei weitere An-

träge auf finanzielle Unterstützung habe man aktuell, sagt Ralf

Zimmermann. Für ihn ein Anzeichen, dass sich die Bürger-

stiftung zunehmend etabliere und „langsam in die Köpfe der

Leute reinkommt“.

Wirkung umfasst ein breitesSpektrum des städtischen Lebens

Zurückgreifen kann die Stiftung inzwischen auf ein Stif-

tungskapital von mehr als 117.000 Euro. Der Kapitalgrund-

stock zum Start in Höhe von 110.000 Euro – 100.000 Euro

kamen von der Stadt, 10.000 Euro steuerte die Kreissparkasse

Ludwigsburg hinzu, die das

Stiftungsvermögen auch kom-

petent betreut – wuchs somit

mit der Zeit bereits deutlich

an. Zuwendungen, unter an-

derem vom Bürgerverein

Miteinander Attraktives

Großbottwar, machten dies

möglich.

Das Geld für die Unter-

stützung der Projekte

stammt in der Regel aus

den Zinserträgen. Jährlich

liegen diese im Moment

bei 3.000 Euro. Ein Teil des

Gewinns fließt auch in

den Kapitalgrundstock

der Stiftung, um den In-

flationsausgleich abzufe-

dern. Spenden unter 500

Euro werden direkt aus-

geschüttet, auf Wunsch

auch für ein eigens ausgesuchtes Projekt. Beträge darüber,

fließen ins Grundstockvermögen der Bürgerstiftung.

Unterstützt werden Vorhaben aus unterschiedlichen Be-

reichen, etwa Sport, Jugend oder Naturschutz. Ihre Wirkung

umfasst ein breites Spektrum des städtischen Lebens. Über

die finanzielle Unterstützung förderungswürdiger Projekte

entscheidet der Stiftungsrat gemeinsam. In Kooperation mit

Vereinen und Schulen, Kirchen und weiteren Ideengebern in-

itiiert er Projekte und sucht nach Unternehmen und Helfern,

die tatkräftig und qualifiziert zur Verwirklichung beitragen.

Frei nach Gotthold Ephraim Lessing: „Wir sind alle Blätter an

einem Baum, keines dem anderen ähnlich, das eine symme-

trisch, das andere nicht, und doch alle gleich wichtig dem

Ganzen.“ �

� www.buergerstiftung-grossbottwar.de, www.ksklb.de

Bodenständig,gemeinnützig, tatkräftig

Die Bürgerstiftung Großbottwar:eine Stiftung von Großbottwar für Großbottwarer

Aktuelles

Eine ausführliche Broschüreinformiert interessierte Bürger überdie Bürgerstiftung Großbottwar

Page 33: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

Aktuelles

Kranke Kinder brauchen ihre Eltern. Das gilt in besonderem

Maße für leukämiekranke Kinder und Jugendliche. Eltern-

häuser bieten während der oft Monate andauernden Thera-

pien den Familien ein Zuhause auf Zeit. Die Eltern können so

Tag und Nacht in unmittelbarer Nähe ihrer schwerkranken

Kinder sein und ihnen die Geborgenheit und Nähe geben, die

während des belastenden Krankenhausaufenthaltes beson-

ders notwendig ist. Für die kleinen Leukämiepatienten ist das

Elternhaus ein Platz, an dem sie nach oft langer Isolation in

einem geschützten Rahmen erste Schritte außerhalb des

Krankenzimmers machen können.

Mehr Nähe und Geborgenheitfür leukämiekranke Kinder

Die große Unterstützung und Nähe seiner Familie und

Freunde halfen auch dem 1987 an Leukämie erkrankten Star-

Tenor José Carreras, die schwere Zeit zu überstehen. Zu den

Förderschwerpunkten der von ihm ins Leben gerufenen ge-

meinnützigen José Carreras Leukämie-Stiftung gehört daher

neben der Finanzierung von Forschungsprojekten und The-

rapieeinrichtungen auch die Unterstützung von Projekten zur

Verbesserung des unmittelbaren Patientenumfelds. So er-

möglichen es José Carreras Wohnungen und Elternhäuser den

Angehörigen auch über längere Zeit ganz in der Nähe der Pa-

tienten zu sein.

Die erste, von der José Carreras Leukämie-Stiftung e.V. mit-

geförderte Elternwohnung wurde im September 2006 am

Universitätsklinikum in Magdeburg eingeweiht. Im Herbst

2008 konnten die Elternwohnungen an der Universitätskin-

derklinik Heidelberg, die mit 100.000 Euro von der Stiftung

unterstützt wurden, ihrer Bestimmung übergeben werden.

Seit 2010 gibt es einen solchen Rückzugsort für Eltern

leukämiekranker Kinder auch in Tübingen. Der Bau des neuen

José Carreras Elternhauses wurde

mit 500.000 Euro von der José

Carreras Leukämie-Stiftung mitfi-

nanziert. Die verschiedenen An-

gebote wie zum Beispiel gemein-

sames Abendessen oder Früh-

stück, bieten Eltern die Möglich-

keit, sich mit anderen Angehöri-

gen intensiv auszutauschen und

sich gegenseitig Mut zu machen.

Das José Carreras-Haus ist deshalb

für die Familien von an Leukämie erkrankten Kindern sehr

wichtig. Die Stiftung freut sich über Spenden, um weiterhin

solche Projekte zu ermöglichen: Commerzbank, IBAN: DE

96700 8000 0031 9966 601 BIC: COBADEFFXXX. �

� www.carrreras-stiftung.de

Gemeinsam Kraft und Hoffnung schöpfenDie Elternhäuser der José Carreras Leukämie-Stiftung e.V.

Das neue Elternhaus in Tübingen

StiftungsgründerJosé Carreras

Page 34: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

34 � Werte stiften

Aktuelles

Unterricht kann auch bunt sein. Es ist 10 Uhr Morgens, ein

Gymnasium in Würzburg, 30 Schüler der Klasse 9 b beken-

nen Farbe. Sie halten blitzschnell und fast gleichzeitig Am-

pelkärtchen in Rot, Gelb, Grün in die Höhe. Es macht den

Schülern offenbar Spaß, ihre Meinungen und Stimmungen

über farbige Kärtchen kundzutun. Alle sind mit Interesse

dabei. Vor der Klasse steht nicht der Lehrer, sondern ein Re-

ferent der Stiftung „Deutschland im Plus“. Die Schüler müssen

sich nicht mit Stochastik oder Genetik auseinandersetzen,

sondern mit dem eigenen Budget – ein Thema, das sie ihr

Leben lang begleitet.

Szenewechsel, eine Grundschule in Dresden. Die Lehrerin

spricht heute mit Schülern der 3. Klasse über das Thema „Ta-

schengeld“. Max, 8 Jahre bekommt zwar Taschengeld, muss

aber nicht mit seinem Budget haushalten. Seine Eltern erfül-

len ihm jeden Wunsch. Vermutlich geht es für Max auch im

Teenager-Alter mit seinen Finanzen so scheinbar bequem und

komfortabel weiter. Irgendwann wird Max jedoch auf eige-

nen Beinen stehen, gelernt hat er dann vieles, er hat viele

Kompetenzen erworben, nur beim Umgang mit dem eigenen

Budget sind noch Defizite vorhanden.

Ähnlich wie Max geht es vielen Deutschen: die Finanz-

kompetenz, die uns ein Leben lang in allen Lebensphasen be-

gleiten sollte, steckt noch in den Kinderschuhen. Dies bestä-

tigen auch aktuelle Erhebun-

gen: Laut einer Studie der ING-

DiBA haben die Deutschen die

geringste Finanzbildung in

Europa. 53 Prozent der Deut-

schen geben zu, keine Finanz-

bildung genossen zu haben.

Gleichzeitig fordern 78 Pro-

zent der Deutschen, dass Fi-

nanzbildung in der Schule ver-

mittelt werden sollte. Exper-

ten gehen sogar in eine noch

frühere Lebensphase des Men-

schen zurück, und empfehlen, dass bereits Kinder im Kin-

dergarten-Alter an finanzieller Bildung teilhaben sollten – ge-

treu dem Motto:“ Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nim-

mermehr“. Die Realität sieht anders aus: In vielen Familien

wird nicht in ausreichendem Maß über Geld gesprochen und

auch im Lehrplan der Schulen ist dieses Thema nicht veran-

kert. Dabei treffen bereits junge Menschen wichtige finan-

zielle Entscheidungen. Im schlimmsten Fall ist Überschuldung

die Folge von fehlender finanzieller Kompetenz. Laut dem

SchuldnerAtlas 2013 der Creditreform wird Überschuldung

in Deutschland zunehmend jünger. So liegt die Altersgruppe

der 20- bis 29-jährigen mit 1,58 Millionen Überschuldeten auf

Rang zwei des Schuldnerrankings nach Alter.

Vor diesem Hintergrund engagiert sich die Stiftung

„Deutschland im Plus“ für die private Überschuldungsprä-

vention in Deutschland. Im Fokus der Stiftungsarbeit steht die

finanzielle Bildung. Während Erwachsene häufig durch un-

vorhergesehene kritische Ereignisse in finanzielle Not gera-

ten, wie Arbeitslosigkeit, Scheidung/Trennung, gescheiterte

Selbstständigkeit oder Krankheit, ist die Überschuldung bei

jungen Menschen in der Regel auf ein auf ein nicht ange-

Nichts geht mehrohne finanzielle Bildung

Stiftung Deutschland im Plus leistet Präventionsarbeit für junge Menschen

Dr. Christiane Decker, Vorstands-vorsitzende der Stiftung

Im Team erarbeiten die Schüler Budgetpläne

Page 35: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

messenes, aber vermeidbares Konsumverhalten zurückzufüh-

ren. Genau hier setzt die Stiftung „Deutschland im Plus“ den

Hebel an „Mit unserem 90-minütigen Unterrichtsmodul „Kon-

sum geplant, Budget im Griff“ möchten wir junge Menschen,

in den Altersgruppen 8.-10. Klasse – unabhängig von der Schul-

art – für einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld sensi-

bilisieren und sie fit machen für einen Start in ein selbstbe-

stimmtes Leben. “, so Dr. Christiane Decker, Vorstandsvorsit-

zende der Stiftung “Deutschland im Plus“. Damit die Ausein-

andersetzung mit dem eigenen Budget auch Freude macht, ist

der modular aufgebaute Workshop auf die Lebenswelt sowie

die individuellen kognitiven Fähigkeiten der Schüler zuge-

schnitten. Interaktionsübungen, Präsentationen, Fallbeispiele

und Diskussionseinheiten sorgen für einen abwechslungsrei-

chen Verlauf.

Inhaltlich setzen sich die Schüler mit allen relevanten In-

halten rund ums eigene Budget auseinander: vom persönli-

chen Kaufverhalten über Ausgaben/Einnahme, Kostenfallen

und Budgetplanung bis hin zum verantwortungsvollen Um-

gang mit Krediten. Anhand eines Fallbeispiels erfahren die

Schüler, dass gerade beim Übergang von der Schule in den

Beruf die richtige Einteilung des oft niedrigen Einkommens

wichtig ist. Gemeinsam erarbeiten die Schüler eine Strategie

zur Überschuldungsprävention und lernen, wie man einen

Budgetplan erstellt. Und da bei der Budgetplanung nur Nach-

haltigkeit zum Erfolg führt, können die Schüler die Budget-

planer-App der Stiftung Deutschland im Plus „mein Budget“ –

verfügbar für iOS und Android – kostenfrei herunterladen.

Bei allen Gruppen-und Einzelarbeiten sind die Referenten der

Stiftung „Deutschland im Plus“ da, um die Fragen der Schüler

zu beantworten und Tipps zu geben.

Die Stiftung „Deutschland im Plus“ bietet die Unterrichts-

einheit „Konsum geplant, Budget im Griff“ seit 2007 für Schu-

len in ganz Deutschland an. Die positive Resonanz spiegelt

sich in der Anzahl der unterrichteten Schüler wider. Seit 2009

haben deutschlandweit 30.000 Schüler von dem Workshop

der Stiftung profitiert, in 2013 haben 9.125 Schüler das Ange-

bot der Stiftung wahrgenommen.

Neben der Präventionsarbeit für junge Menschen leistet

die Stiftung auch erste Hilfe mit einem kostenfreien Bera-

tungsangebot für Menschen, die bereits überschuldet sind. Ein

weiterer wichtiger Schwerpunkt sind Aufklärung und Infor-

mation. In diesem Kontext engagiert sich die Stiftung in den

Bereichen „Forschung und Lehre“, denn nur wenn Ursachen

und Auslöser für Überschuldung bekannt sind und publik ge-

macht werden, kann effizient Hilfe geleistet werden. Spen-

denkonto: IBAN: DE08 5006 0400 0000 1466 54. �

� www.deutschland-im-plus.de

Aktuelles

Werte stiften � 35

Page 36: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

36 � Werte stiften

Aktuelles

Welche Merkmale kennzeichnen Treuhandstiftungen? Welche

Zwecke lassen sich mit dieser Stiftungsform verfolgen? Wel-

che Vorteile hat die Gründung einer Treuhandstiftung? Ant-

worten auf diese Fragen gibt Horst Ohlmann, Vorstandsvor-

sitzender der DT Deutsche Stiftungstreuhand AG, im Inter-

view mit Werte stiften.

Welche Merkmale kennzeichnen eine Treuhandstiftung ins-

besondere?

Prinzipiell gibt es zwei Rechtsformen. Man unterscheidet die

rechtsfähige Stiftung, also eine eigenständige juristische Per-

son und sogenannte Treuhandstiftung, die als Vertragsver-

hältnis zwischen einem Stifter und einem Stiftungsträger cha-

rakterisiert ist. Diese wird durch einen Vertrag zwischen dem

Stifter und dem Treuhänder – dem Träger – errichtet. Der Stif-

ter überträgt das Stiftungsvermögen dem Treuhänder, der die-

ses getrennt von seinem eigenen Vermögen gemäß den Sat-

zungsbestimmungen der Stiftung verwaltet. Die Treuhand-

stiftung ist insbesondere durch ihre Flexibilität gekennzeich-

net. Denn für rechtsfähige Stiftungen gilt das jeweilige Lan-

desstiftungsgesetz, für die Treuhandstiftungen gilt dagegen

das Vertragsrecht. Das bedeutet, dass bei Treuhandstiftungen

Änderungen hinsichtlich des Stiftungszwecks möglich sind.

In der Regel verlangt die Stiftungsaufsichtbehörde bei der Er-

richtung einer rechtsfähigen Stiftung einen Mindestbetrag

von 50.000 Euro, bei Treuhandstiftungen kann man auch mit

deutlich niedrigeren Beträgen einsteigen. Bei den Stifterge-

meinschaften der Sparkassen lassen sich beispielsweise Stif-

tungen in der Regel ab 25.000 Euro ermöglichen.

Welche Zwecke lassen sich mit einer Treuhandstiftung ver-

folgen?

Denkbar ist an für sich jeder Zweck, sofern er nicht gegen gel-

tendes Gesetz verstößt. Das können private Zwecke sein, wie

etwa die Versorgung der Familie. In aller Regel werden aber

gemeinnützige Zwecke herangezogen. Die Abgabenordnung

sieht insgesamt mehr als 25 sol-

cher Zwecke vor. Diese Palette

ist äußert breit gefächert. Sie

reicht von Denkmalschutz, For-

schung oder Sport über Kunst

und Kultur bis hin zur Jugend-

oder Altenhilfe. Letztlich lässt

sich beinahe alles Erdenkliche

fördern. Von Schach bis hin zum

so genannten Drehstangenfuß-

ball, landläufig eher Kicker ge-

nannt. Das Kickern ist nämlich

vor zwei Jahren ebenfalls als ge-

meinnützig anerkannt worden.

Welche Vorteile hat die Gründung einer Treuhandstiftung ge-

genüber der Errichtung einer rechtsfähigen Stiftung?

Die Vorteile knüpfen direkt an die eingangs genannte Flexi-

bilität an. Nachdem es sich bei der Treuhandstiftung - anders

als bei der rechtsfähigen Stiftung, die ein einseitiges Rechts-

geschäft darstellt, das nachträglich gerade im Bereich der Sat-

zungszwecke kaum mehr abänderbar ist – um eine vertragli-

che Vereinbarung handelt, kann ich bei dieser meine Zwecke

wechseln oder solche hinzufügen. Nehmen wir an, ich habe

beispielsweise als Opernliebhaber eine Kulturstiftung ge-

gründet und möchte nach einigen Jahren einen Teil der Er-

träge meiner Stiftung auch dem örtlichen Hospiz zur Verfü-

gung stellen und dafür meine Stiftungszwecke um die Mild-

tätigkeit erweitern, weil ein Elternteil ins Hospiz musste. Das

wäre bei einer rechtsfähigen Stiftung in aller Regel nicht mög-

lich. Bei der Treuhandstiftung dagegen stellt dies kein Pro-

blem dar. Man kann also sagen, dass sich eine Treuhandstif-

tung mehr an meine individuellen Lebensumstände anpassen

kann. Ein weiterer Vorteil der Treuhandstiftung liegt darin,

dass ich hierbei für relativ geringes Geld in das Stiftungswe-

sen einsteigen und sehr schnell eine eigene Stiftung errichten

An die individuellenLebensumstände angepasst

Horst Ohlmann im Interview über Wesen und Vorteile von Treuhandstiftungen

Rechtsanwalt Horst Ohl-mann ist Vorstandsvorsit-zender der DT Deutsche Stif-tungstreuhand AG, Fürth

Page 37: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

Werte stiften � 37

Aktuelles

kann. Im Rahmen der Stiftergemeinschaften der Sparkassen

geht das quasi von heute auf morgen.Außerdem liegt die Haf-

tung beim Treuhänder und nicht bei mir selbst als Stiftungs-

vorstand. Zu Lebzeiten sollte man eigentlich immer eine treu-

händerische Stiftung ob der Möglichkeit der jederzeitigen Än-

derbarkeit und Anpassung des Vertrages gründen.

Die Stiftergemeinschaften der Sparkassen sind bereits mehr-

mals genannt worden. Was macht diese aus?

Im Rahmen der Stiftergemeinschaften der Sparkassen werden

die Vorteile der Treuhandstiftung mit den Vorteilen des Auf-

sichtsgedankens bei einer rechtsfähigen Stiftung kombiniert.

Will heißen: Man genießt die volle Flexibilität, aber auch nach

dem Tod des Stifters wacht ein institutionell durch eine An-

stalt des öffentlichen Rechts besetztes Kuratorium darüber,

dass der Stifterwille auch fortwährend erfüllt wird. Dieser Auf-

sichtsgedanken wird perpetuiert, denn eine Sparkasse wird

es auch in 20 oder 50 Jahren noch geben. Der Stifter hat somit

Gewähr, dass die Sparkasse dauerhaft via Kuratorium über

den Stiftungsträger wacht. Damit entfällt ein Problem, das sich

sonst bei Treuhandstiftungen auftun kann: Was ist, wenn der

Stifter nicht mehr ist, wer schaut dem Treuhänder dann auf

die Finger? Die Sparkassen sind natürlich ohnehin auch mit

sehr viel Sachverstand in diesen Belangen ausgestattet. Steu-

erlich wird die Stiftung als Zustiftung zu der bereits beste-

henden steuerbegünstigten Stiftung der Stiftergemeinschaft

der jeweiligen Sparkasse angesehen. Dies schafft Synergieef-

fekte bei Verwaltung, Vermögensanlage, Zweckverfolgung,

Rechnungslegung und Steuererklärung.

Wie kommt an dieser Stelle nun die DT Deutsche Stiftungs-

treuhand AG ins Spiel?

Wir als Deutsche Stiftungstreuhand AG sind Trägerin einer Viel-

zahl von Stiftungen, für die wir die Verwaltungsarbeit über-

nehmen. Insbesondere sind wir Trägerin zahlreicher Sparkas-

senstiftungen oder kommunaler Stiftungen. Unser Leistungs-

angebot ist es, für die Stifter das Stiften von A bis Z zu erleich-

tern. Wir beraten im Vorfeld einer Stiftungsgründung, wir über-

nehmen die Verwaltung der Stiftung bis hin zur Erstellung des

Jahresabschlusses oder kümmern uns um das Marketing. Alles

im jeweils gewünschten Ausmaß. Darüber hinaus haben wir

auch individuell angepasste Insellösungen für große Einrich-

tungen, wie beispielsweise das Germanische Nationalmuseum

Nürnberg oder das Universitätsklinikum Erlangen parat. Au-

ßerdem kümmern wir uns um die Vermögensnachfolge und

das Generationenmanagement. Insgesamt betreuen wir über

200 Stiftungen mit weit mehr als 1.000 Stiftern.

Zu guter letzt: Warum sollte man Ihrer Ansicht nach in diesen

Tagen selbst zur Stifterin beziehungsweise zum Stifter werden?

Ganz einfach deshalb, weil es bei uns sehr vielen Menschen

sehr gut geht.Auf dem letzten Weg kann man ohnehin nichts

mitnehmen und auch ein Gros der Kinder und Enkelkinder,

die heute bei uns geboren werden, sind in bestimmten Be-

völkerungsschichten derart gut versorgt, dass man lieber der

Gesellschaft etwas zurückgeben sollte. Man sieht, dass man

auch mit kleineren Beträgen etwas erreichen kann und das

macht Freude. Natürlich kann man mit einer 25.000 Euro Stif-

tung die Welt nicht verändern, wenn ich auf diese Weise aber

beispielsweise vor Ort den Kindergarten bedenke, habe ich

im Kleinen dennoch sehr viel erreicht. Das ist auch für mich

persönlich die Motivation, viel Herzblut in die Stiftungsbera-

tung hinein zu stecken.

Sie sind selbst Stifter?

Ich habe tatsächlich zusammen mit meiner Frau und meinen

Kindern eine relativ kleine Stiftung errichtet, die ein wenig

Kunst und Kultur sowie Mildtätigkeit fördert. Meine Kinder

dürfen darüber bestimmen, was mit dem Geld geschieht.

Meine Frau und ich fanden es sehr wichtig, dass sie auf diese

Weise mit auf den Weg bekommen, dass nicht alles im Leben

selbstverständlich ist. � Interview: Michael Kniess

� www.stiftungstreuhand.com

Page 38: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

38 � Werte stiften

Berichte und Kampagnen

In sagenumwobenen alten Buchenwäldern formen Kronen

alter Baumriesen grünbedachte Hallen. Verwunschene Moore

zeigen sich zur Sommerzeit als bunte Blütenmeere und große

Ströme fließen durch breite Auen gemächlich gen Meer. Zwi-

schen Elbe und Oder breitet das Land Brandenburg einen

bunten Teppich vielgestaltiger Natur- und Kulturlandschaften

aus, die für eine Fülle seltener Tier- und Pflanzenarten Heim-

statt sind. Hier erheben sich Großtrappen als schwergewich-

tige Federbälle kraftvoll in die Luft, hier gedeiht fernab der

Küsten salzig schmeckender Erdbeerklee. In der Dämmerung

tönt das Trompeten der Kraniche und klingen die melancho-

lischen Rufe der Rotbauchunke. Rückkehrer Wolf patrouilliert

wieder durch sein Revier …

Entdeckungen an der Seite der Ranger

Diese einmalige Biologische Vielfalt auch für die kommen-

den Generationen zu bewahren, ist seit beinahe 20 Jahren Be-

stimmung für die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg. Die

Aufgaben der Stiftung sind so abwechslungsreich wie die mär-

kische Natur selbst. Ob Naturschutzprojekte zu fördern oder

in eigener Regie umzusetzen, wertvolle Naturschutzflächen

wie blütenreiche Trockenrasen oder Wald- und Moorgebiete

zu sichern: die Arbeit der Stiftung ist auch ein wichtiger Ga-

rant für die Lebensqualität der Brandenburger und für Gäste

aus aller Welt. Die Naturwacht der Stiftung NaturSchutzFonds

ist Mittlerin zwischen Mensch und Natur und Streifzüge an

der Seite der Ranger durch die 15 Nationalen Naturlandschaf-

ten zwischen Uckermark und Lausitz sind Naturerleben pur.

Auf ihren Touren führen die Ranger zu beeindruckenden Na-

turschauspielen, die einmalige Einblicke in das europäische

Naturerbe bieten und unvergessliche Erlebnisse versprechen.

Brandenburgs Natur zu schützen ist eine Gemeinschafts-

aufgabe. Darum freuen sich die Stiftung NaturSchutzFonds

Brandenburg mit ihren Rangern über alle Interessierten, die

Brandenburgs einmalige Natur- und Kulturlandschaft mit

ihrer Artenvielfalt kennen lernen und ihren Beitrag für deren

Erhaltung leisten wollen. �

Brandenburgs natürliche Vielfalt erhalten15 Naturlandschaften zwischen Uckermark und Lausitz

Fotos: 1. Nora Künkler, 2. Sebastian Hennigs, 3. Kyslynskyy Fotolia, 4. Michael Zauf

Das Land Brandenburg hat 1995 den NaturSchutzFonds

Brandenburg als Stiftung öffentlichen Rechts errichtet.

Insbesondere richtet die Stiftung ihr Augenmerk auf den

Erhalt der Biologischen Vielfalt, unter anderem auf die Re-

naturierung von Fließgewässern, die Verbesserung der Le-

bensräume bedrohter Tier- und Pflanzenarten sowie auf

die Stabilisierung des Landschaftswasserhaushalts und

speziell den Moorschutz. Durch Fördermittel der EU, des

Bundes oder des Landes kann die Stiftung dabei ihre ein-

gesetzten Mittel für die Natur vervielfachen. Spenden-

konto bei der Mittelbrandenburgischen Sparkasse IBAN:

DE89 1605 0000 1000 9448 63, BIC: WELADED1PMB. �

� www.naturschutzfonds.de, www.naturwacht.de

Page 39: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

Werte stiften � 39

Berichte und Kampagnen

Gespannt lauscht eine bunte Kinderschar, was ihnen die Tier-

pfleger Spannendes über das Leben der Bären zu erzählen

haben. So erfahren sie, dass Meister Petz so gar nichts mit

einem Teddy-Bären zu tun hat. Da plötzlich springt eines der

Kinder aus der Gruppe auf, zeigt mit dem Finger auf einen

Bären und ruft überrascht: „Der frisst ja Gras wie eine Kuh!“

Alle anderen Kinder drehen sofort ihre Köpfe in die gleiche

Richtung, um den Bären zu beobachten. Im Bärenpark gibt es

eben immer etwas Neues zu entdecken, da die Tiere ihr na-

türliches Verhalten ausleben können.

Im Alternativen Bärenpark Worbis (Thüringen) und dem

Alternativen Wolf- und Bärenpark Schwarzwald finden ehe-

malige Zirkusbären oder solche, die aus schlechten Haltun-

gen gerettet wurden, ein neues Zuhause in verhaltensge-

rechter Umgebung, wo sie bis an ihr Lebensende verbleiben

dürfen. Dabei werden sie von zwei kleinen, professionellen

und hochmotivierten Teams rundum liebevoll betreut und

versorgt. Das ganze Jahr über können die großzügig angeleg-

ten Parks in naturnaher Umgebung besucht werden.

Doch die Stiftung für Bären (SfB), welche die beiden Parks

betreibt, will mehr als ein Tierschutz- und Naturschutzprojekt

sein. Als soziales Anliegen stehen auch Kinder, Bewohnende

von Altersheimen und Behinderte im Fokus. Diese können oft

nicht so ohne weiteres den Bärenpark besuchen und manch-

mal fehlt es auch am Geld. Dabei wäre es gerade für diese

Menschen ein besonderes Erlebnis, die Bären und Wölfe be-

obachten zu können. Deshalb sucht die Stiftung Partner, die

einen solchen „tollen Tag im Bärenpark“ unterstützen. Die

Hälfte des normalen Eintrittspreises trägt die SfB auf eigene

Kosten. Nun sind Firmen, Stiftungen oder private Gönner ge-

fragt, die bereit sind, die restlichen Kosten beizusteuern. Nur

als Beispiel: Mit nur 100 Euro könnten schon 33 behinderten

Menschen der Besuch des Bärenparks ermöglicht werden –

bestimmt ein unvergessliches Erlebnis! Bereits heute sind die

Bärenparks mit Kinderspielplätzen und Informationszentren

ausgestattet. Langfristig sollen die Wege so gestaltet werden,

dass sie auch für Behinderte in Rollstühlen befahrbar sind und

die ganze Infrastruktur behindertengerecht ist. Das wird aber

nur mit Hilfe von Sponsoren realisierbar sein.

Spendenkonto: IBAN: DE 98 2606 1291 0024 3743 00,

BIC: GENODEF1DUD /Volksbank Eichsfeld Mitte eG. �

� www.baer.de

Ein erlebnisreicher Tag im BärenparkKindern, alten Menschen und Behinderten soll ein kostenloser Besuchstag ermöglicht werden

Für Kinder und behinderte Menschen ist der Besuch des Bärenparks einunvergessliches Erlebnis!

Page 40: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

40 � Werte stiften

Berichte und Kampagnen

Schneckenlohe – „Tag 0: Ich

habe jetzt die Stammzellen

meines Bruders in mir. Hof-

fentlich wachsen diese gut

an und machen keinen

Blödsinn... Ich kenn‘ mei-

nen ‚Zwillings‘-Bruder ja.“

Diese Zeilen schreibt Benja-

min Klauß am 22. Juli 2013

in sein Tagebuch. Darüber

steht: Happy Birthday. An

diesem Tag wird ihm die

Chance auf ein neues Leben

geschenkt. Der 20-Jährige

aus Schneckenlohe hat akute lymphatische Leukämie. Diese

wurde festgestellt, da war er gerade mal 16 Jahre alt. Der sport-

liche Teenager fühlt sich damals nicht mehr fit. Sein Hausarzt

schickt ihn ins Klinikum Coburg. Die Diagnose: entweder

Leukämie oder ein Lymphom. „Mit den Begriffen konnte ich

erstmal gar nix anfangen“, erzählt er. „Ich dachte, ich bin ein,

zwei Wochen im Krankenhaus.“ Er wird nach Würzburg in

die Uniklinik gebracht. Dort realisiert er, dass es mit ein oder

zwei Wochen nicht getan ist. Insgesamt ist er neun Wochen

dort, bis er zum ersten Mal nach einer intensiven Chemothe-

rapie wieder nach Hause darf. In dieser Zeit geht es ihm kör-

perlich schlecht. Er ist geschwächt, hat Fieber, magert auf 42

Kilogramm ab. „Zum Glück war meine Mutti immer da. Sie

hat am Anfang in Würzburg übernachtet. Dann kam sie jeden

Tag gefahren, nachdem sie meinen jüngeren Bruder für die

Schule fertiggemacht hat“, sagt der 20-Jährige und lächelt sei-

ner Mutter Tanja zu.

Wieviele Chemos hat er im Laufe der Zeit bekommen? Er

weiß es nicht: „Nach 200 habe ich aufgehört zu zählen.“ Diese

intensive Therapie hält bis Ende 2011 an. Dann schließt sich

eine über einjährige Dauertherapie mit unzähligen Medika-

menten an. Im Februar 2013 findet die Abschluss-Knochen-

mark-Punktion statt. „Da

wurden plötzlich wieder 80

Prozent Leukämie-Zellen

festgestellt. Es ging alles wie-

der von vorne los“, erzählt

Benjamin Klauß. Eine

Chemo folgt auf die nächste,

bis feststeht: Der junge

Mann braucht einen Stamm-

zellen-Spender. Seine bei-

den Brüder, der jüngere wie

der ältere, lassen sich testen.

Das Ergebnis: Der ältere Bru-

der Patric kommt als Spen-

der infrage. „Da ist mir ein Stein vom Herzen gefallen. Die

Chancen, dass einer meiner Brüder passen könnte, standen ja

nur bei 25 Prozent“, sagt der 20-Jährige. Am 22. Juli 2013 ist es

soweit. Dem Bruder wird Blut abgezapft, seine Stammzellen

gewaschen und bestrahlt. Die Prozedur dauert sieben Stunden.

Kurze Zeit später laufen die Stammzellen, die Benjamin retten

sollen, in dessen Adern. „Mein Lebenssaft“, sagt er grinsend

und deutet auf ein Bild, das ihn und den Beutel mit den Stamm-

zellen zeigt – das ist der Tag 0, sein neuer Geburtstag.

Die mehrstündige Prozedur eröffnet dem 20-Jährigen die

Chance auf ein neues Leben – ohne ständige Einnahme von

Schmerzmitteln und anderen Medikamenten, ohne Isolation,

ohne extreme Schutzmaßnahmen, um sich vor Infektionen

zu schützen. Seine Haare beginnen wieder zu wachsen, er

kann wieder einkaufen und essen, was er möchte.

Heute geht es Benjamin „soweit ganz gut“. Sein Körper hat

die Stammzellen gut angenommen. Zweimal pro Woche muss

er sich in die Klinik nach Würzburg begeben, wo seine Blut-

werte überprüft werden. Auch die medikamentöse Behand-

lung gleicht einem Balanceakt: „Einerseits sollen ja meine alten

Zellen unterdrückt, anderseits die neuen Zellen, die ich von

meinem Bruder erhalten habe, nicht wieder abgetötet wer-

„Nach 200 habe ichaufgehört zu zählen.“

Der 20-jährige Benjamin Klauß aus Schneckenlohe im Landkreis Kronach hatLeukämie. Die „Stiftung für krebskranke Kinder Coburg“ unterstützt seine Familie.

Sein Bruder Patric hilft ihm mit einer Stammzellen-Spende.

von Bianca Hennings und Michael Bock

Page 41: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

den“, erklärt er und wirft im Gespräch immer wieder medizi-

nische Fachbegriffe in den Raum, die man zwar von einem Pro-

fessor im weißen Kittel, nicht aber von einem 20-Jährigen er-

warten würde. Mutter Tanja merkt an, dass sie aus den Rück-

schlägen, die Benjamin im Verlauf seiner Krankheit hat hin-

nehmen müssen, gelernt hat: „Wir sind vorsichtig optimistisch,

aber wir hüten uns vor allzu euphorischen Prognosen.“

Sie ist dankbar für die Unterstützung der „Stiftung für

krebskranke Kinder Coburg“. „Sie steht uns mit Rat und Tat

zur Seite“, sagt Tanja Klauß. Stiftungsvorsitzender Uwe Ren-

digs erklärt, man betreue derzeit neben der Familie Klauß 30

Familien. „Erkrankt ein Kind an Krebs, verändert sich der All-

tag einer Familie dramatisch“, sagt Rendigs. Die Stiftung un-

terstütze manchmal mit einer monatlichen Geldzuweisung

oder helfe bei Ausgaben, die nicht durch eine Versicherung

oder ähnliches abgedeckt sind. Der Stiftungsvorsitzende be-

tont, dass es auch oft einfach nur darum gehe, den Familien

bei Behördengängen unter die Arme zu greifen. Oder wenn

Kuren abgelehnt werden. Auch hier schalte sich die Stiftung

immer wieder ein. Schließlich verfügten die Mitglieder des

Stiftungsvorstands und des Stiftungsrats über ein vielfältiges

Beziehungsgeflecht. „Unsere Aufgabe ist es, Familien so zu un-

terstützen, dass die Kinder ein lebenswertes Leben haben“,

erklärt Rendigs.

Der Wirkungskreis der Stiftung erstreckt sich von Kronach

über Coburg, Lichtenfels, Haßberge, Hildburghausen und Son-

neberg. Das ist das Einzugsgebiet der ehemaligen Kinderon-

kologie am Klinikum Coburg. Allerdings müssen betroffene

Eltern von sich aus auf die Stiftung zukommen. Erst dann kann

sie helfen. Daneben wird der Stiftungszweck auch durch Un-

terstützung von Forschungsprojekten, die Förderung des Auf-

baus einer Knochenmarkspenderdatei und der ärztlichen

Fortbildung im onkologischen Bereich erfüllt. Um all diesen

Aufgaben gerecht werden zu können, ist die Stiftung auf Spen-

den angewiesen. „Es gibt erfreuliche und traurige Anlässe, an

denen man uns bedenken kann“, zählt Rendigs Geburtstage,

Hochzeiten, Firmenjubiläen oder aber auch Sterbefälle auf.

Der 20-jährige Benjamin Klauß will der Stiftung für krebs-

kranke Kinder in Coburg und ihrem Vorsitzenden Uwe Ren-

digs für deren Hilfe etwas zurückgeben. Im Dezember hat er

eine Tombola beim Weihnachtsmarkt in Schneckenlohe orga-

nisiert. Seine Erkrankung und die damit verbundenen Bela-

stungen für Körper und Seele haben ihn nicht davon abhalten

können. Drei Wochen lang hat er Sachspenden gesammelt und

dabei unzählige Klinken geputzt. Rund 600 Artikel kamen zu-

sammen. Und Benjamin stand am Ende sogar selbst am Stand

und hat fleißig Werbung für die Arbeit der Stiftung gemacht.

Wer die Stiftung unterstützen möchte, kann dies gerne tun.

Bankverbindung: IBAN: DE18 7835 0000 0092 0115 19, Spar-

kasse Coburg-Lichtenfels. �

� www.coburgerkrebskinderstiftung.org

Page 42: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

42 � Werte stiften

Keine Frage: Sehr vieles im Zusammenleben in unserer Ge-

sellschaft hat sich rasant verändert – und wird sich weiter ver-

ändern. Neue Lösungsansätze sind gefragt. Denn gleichzeitig

ist auch der Handlungsspielraum in den Haushalten von öf-

fentlicher Hand und sozialen Einrichtungen begrenzt, ja ten-

denziell wird er immer enger.

Bürgerschaftliches Engagement ist daher eine wichtige,

ohne Zweifel sogar eine notwendige Voraussetzung, um die

Zukunft weiter positiv zu gestalten. Vor diesem Hintergrund

haben sich im September 2006 rund 20 Bürgerinnen und Bür-

ger des Landkreises Lichtenfels zusammengefunden. Unter

dem Leitsatz „Die Zukunft stärken mit Herz und Verstand“

gründeten sie die „Bürgerstiftung für Jugend & Familie im

Landkreis Lichtenfels“. Zwei Betätigungsfelder schrieb sich

die Stiftung schwerpunktmäßig auf ihre Fahnen: Vorhaben zu

fördern, die zu besserer Lebensqualität für Jugend und Fami-

lien beitragen und ehrenamtliche Arbeit zu fördern.

Maßnahmen zum ersten Schwerpunkt starteten schon un-

mittelbar nach Gründung. Viele davon sind mehrjährig ange-

legt, um nachhaltige Wirkung zu erzielen. Dazu gehören zum

Beispiel Präventions- und Coaching-Maßnahmen für Jugend-

liche aus sozial schwierigen Verhältnissen.Auch das „Freiwil-

lige Soziale Schuljahr“ findet Jahr für Jahr hervorragende Re-

sonanz. Nach dem Aufbau weiteren Stiftungskapitals konnte

ab September 2011 das zweite Betätigungsfeld mit Leben ge-

füllt werden: „Aktive Bürger – Marktplatz für das Ehrenamt“.

Damit bietet die Bürgerstiftung sozialen- und Bildungsein-

richtungen sowie Initiativen und Verbänden eine Plattform,

ihre Angebote für ehrenamtliches Engagement darzustellen.

Bereits fast 300 ehrenamtlicheHelfer im Einsatz

Die Stiftung sucht weitere Mitmenschen, die Interesse an

einer ehrenamtlichen Mitarbeit haben. Nach gut zwei Jahren

engagieren sich bereits annähernd 300 ehrenamtliche Helfer

in ganz unterschiedlichen Einsatzbereichen wie in Kinder-

gärten als Lesepaten, in Schulen und Kinderhorten bei der Le-

seförderung und Hausaufgabenbetreuung, bei der Betreuung

von Menschen mit Behinderung in Form von spielerischen,

sportlichen und kreativen Freizeitaktivitäten, in der Senio-

renbetreuung als Musiker, Begleiter oder Gesprächspartner,

bei der Betreuung von Flüchtlingen als Sprachtrainer und bei

den umfangreichen Aufgaben der „Lichtenfelser Tafel plus“.

Um jedoch das Niveau auf längere Sicht halten und auch

erkennbare neue Aufgabenfelder bewältigen zu können, ist

die Bürgerstiftung für jede weitere Zuwendung sehr dankbar.

Kontonummer 9 059 957 bei BLZ 783 500 00 Sparkasse Co-

burg - Lichtenfels. �

� www.buergerstiftung-lichtenfels.de

Für Jugend, Familienund Ehrenamt

Bürgerstiftung für Jugend & Familie im Landkreis Lichtenfels

Wolfgang Klatt hält ehrenamtlich die kleinen und großen Spielgeräte im Evang. Kindergarten Burgkunstadt in Schuss. (links) SchlüsselkompetenzLesen: „Aktive Bürger“ üben gezielt mit leseschwächeren Schülern und verhelfen ihnen so zu besseren Erfolgschancen in Schule und Beruf.

Berichte und Kampagnen

Page 43: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

Werte stiften � 43

Testierunfähig wegen Schmerztherapie?Allein die theoretische Möglichkeit, durch eine Schmerztherapie geistig beeinträchtigtzu sein und die Bedeutung seiner Willenserklärung nicht mehr erkennen zu können,

macht ein Testament nicht unwirksam

von Rechtsanwältin Melanie Scharf

Der Erblasser setzte in seinem handschriftlichen Testament

seine Schwester zur Alleinerbin ein. Zu diesem Zeitpunkt un-

terzog er sich, wegen einer schweren Darmkrebsoperation,

einer palliativen Chemotherapie und einer medikamentösen

Schmerztherapie. Nach seinem Tod wendet sich der Bruder

des Erblassers gegen die Ausstellung des Erbscheins für die

Schwester. Auf Grund der Behandlung des Erblassers mit

Schmerzmitteln zur Zeit der Testamentserrichtung, zweifelt

er an dessen Testierfähigkeit.

Die Behandlung beeinträchtigt die Testierfähigkeit dann,

wenn der Erblasser durch die starken Schmerzmittel eine Be-

wusstseinsstörung erleidet. Er wäre dadurch nicht mehr in

der Lage, die Bedeutung seiner abgegebenen Willenserklärung

zu erkennen und nach dieser Einsicht zu handeln. Das war

hier nicht gegeben, legten die behandelnden Ärzte in einer

Stellungnahme dar. Der Erblasser habe sich zwar in einem re-

duzierten Allgemeinzustand befunden, sei aber zu Ort, Person

und Zeit orientiert gewesen.

Konkrete Anhaltspunkte, dass der Erblasser zum Zeitpunkt

der Testamentserrichtung nicht im Vollbesitz seiner geistigen

Kräfte war und die Bedeutung seiner letztwilligen Verfügung

nicht erkennen konnte, waren für das Gericht nicht ersicht-

lich und wurden vom Bruder auch nicht vorgetragen. Da al-

lein die theoretische Möglichkeit einer Beeinträchtigung

durch die Schmerzmittel nicht genügt, lehnte es das Gericht

ab ein Sachverständigengutachten über die Testierfähigkeit

des Erblassers einzuholen und gab der Schwester Recht.

Tipp des Rechtsexperten:

„Grundsätzlich gilt jeder Erblasser so lange als testierfähig, bis

die Testierunfähigkeit zur Gewissheit des Gerichts nachge-

wiesen ist. Um Streitigkeiten vor den Gerichten zu vermei-

den, ist es empfehlenswert, rechtzeitig, also in gesunden

Tagen, die Vermögensnachfolge zu regeln und nicht bis zum

Ausbruch einer schweren Krankheit zu warten. Die Frage der

Testierfähigkeit stellt sich dann erst gar nicht und so wird der

Streit vermieden“, so Jan Bittler, Fachanwalt für Erbrecht und

Geschäftsführer der DVEV.

Fundstelle: OLG Brandenburg, Beschluss vom 13.1.2014

(3 W 49/13, BeckRS 2014, 01723). �

� www.dvev.de

Rechtstipp

Die Deutsche Vereinigung

für Erbrechts- und Vermö-

gensfragen setzt sich für die

Information und qualifi-

zierte Beratung in Erbrechts

und Vermögensfragen ein.

Engagierte, fachkundige Be-

rater helfen Privatleuten,

Selbständigen und Unter-

nehmern die Vermögens-

nachfolge so zu regeln, dass

Firmen- und Familienver-

mögen erhalten, der Frieden

unter den Hinterbliebenen

gesichert und alle fallbezo-

genen Steuervorteile ge-

nutzt werden. �

Page 44: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014
Page 45: Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2014

DT Deutsche Stiftungstreuhand AGAlexanderstraße 2690762 FürthTelefon (0911) 740 76 80Telefax (0911) 740 76 [email protected]

Ihr Partner für Stiftungsberatung und -verwaltung

Wir begleiten Privatpersonen, Unternehmen, Sparkassenund Banken, Kommunen und gemeinnützige Einrichtungenbei der Realisierung ihrer Stiftungsidee.

Die Verwaltung zahlreicher Stiftungen im Auftrag vonSparkassen, Kommunen und gemeinnützigen Einrichtungenzeugt von unserer Kompetenz.

Vereinbaren Sie einen unverbindlichen Gesprächstermin.