Kelten in Osterfingen Grabung der Kantonsarchäologie ... · beispielsweise mit Geomagnetik oder...
Transcript of Kelten in Osterfingen Grabung der Kantonsarchäologie ... · beispielsweise mit Geomagnetik oder...
Kelten in Osterfingen Grabung der Kantonsarchäologie Schaffhausen von Dr. Konrad Schlude
Im Rahmen einer Medienorientierung "Kelten in Osterfingen" informierte der Schaffhauser
Kantonsarchäologe Markus Höneisen über die Grabungen in Jestettens Nachbargemeinde
Wilchingen, Ortsteil Osterfingen. Wie Höneisen berichtete, war im Vorfeld der Bauarbeiten für eine
Islandpferde-Rundbahn auf dem Bauareal mit Streufunden gerechnet worden, aber zur großen
Überraschung aller Beteiligten kamen gleich zwei sehr gut erhaltene eisenzeitlichen Schichten
hervor. Gegen Ende der älteren Eisenzeit (Hallstattzeit) befand sich auf dem Areal eine dörfliche
Siedlung, rund 400 Jahre später war gegen Ende der jüngeren Eisenzeit (Latènezeit) um 100 v.Chr.
eine Art Werkplatz mit Handwerksbetrieben. Wie Markus Höneisen erklärte, habe er in 25 Jahren
für die Kantonsarchäologie Schaffhausen noch keine so gut erhaltenen Siedlungsschichten
bearbeitet.
Die hohe archäologische Bedeutung erklärt sich unter anderem auch dadurch, dass in Region
keltische Fundstellen recht selten sind. Zwar kennt man insbesondere das ebenfalls aus der späten
Latènezeit stammende Doppeloppidum von Altenburg-Rheinau als stadtähnliche Siedlung, aber
bislang fehlt es an Informationen zum für diese Stadt benötigten Umland. Da der Werkplatz in
Osterfingen und das Doppeloppidum Altenburg-Rheinau zur gleichen Zeit bestanden haben, ist von
einem Zusammenhang der beiden Stätten auszugehen.
Die Grabungsleiterin Kathrin Schäppi stellte die aktuellen Grabungsarbeiten vor. Da die Kelten
vergängliche Lehm- u. Holzbauten errichtet hatten, finden die Archäologen als Reste nur
Pfostenlöcher und andere Vertiefungen. Ziel ist es, aus dem Wirrwarr von Informationen aus sich
überdeckenden Schichten die bauliche Entwicklung nachvollziehen zu können. So konnten die
Archäologen für das hallstattzeitliche Dorf mehrere Häuser und Grubenhäuser nachweisen, deren
Grundrisse sich teilweise überschneiden. Bei einer Grube wurde eine Verkleidung mit gebranntem
Lehm festgestellt, wahrscheinlich diente diese Grube der Aufbewahrung von Getreide.
Beim latènezeitlichen Werkareal wurden zwei Töpferöfen entdeckt, die interessante Einblicke in die
Arbeit der keltischen Töpfer ermöglichen.
In der Ausstellung der Funde erläuterte Kathrin Schäppi die Keramikfunde, die jüngeren aus der
Latènezeit wurden auf der Drehscheibe hergestellt, die aus der Hallstattzeit noch freihändig. Schon
am ersten Tag der Grabung war eine keltische Münze gefunden worden. Diese Münze zeigt ein
Pferd, angesichts der Baustelle der Islandpferde-Rundbahn eine amüsante Querverbindung. Einen
entsprechenden Münzstempel kennt man vom keltischen Oppidum Mont Vully im Kanton Freiburg.
Weitere Handelsbeziehungen sind durch den Fund einer Fibel belegt; diese ist mit einem
Korallenstück aus Oberitalien verziert.
Die Grabungen laufen noch bis ins Frühjahr weiter, diese beschränken sich auf das Areal der
geplanten Islandpferde-Rundbahn. Die nähere Umgebung wird zerstörungsfrei untersucht werden,
beispielsweise mit Geomagnetik oder Bodenradar, um mehr über die Ausdehnung der Siedlungen
zu erfahren. Die Auswertungen der Funde wird mehrere Jahre dauern. Gemäß dem
Kantonsarchäologen Höneisen muss und wird die Fundstelle ob ihrer Bedeutung auch Niederschlag
in der archäologischen Ausstellung des Museums Allerheiligen in Schaffhausen finden.
Abbildung 1 Kantonsarchäologe Markus Höneisen bei der Begrüßung der Teilnehmer, im
Hintergrund die Grabungsstelle.
Abbildung 2 Grabungsleiterin Kathrin Schäppi (links) erklärt den Aufbau des Töpferofens
Abbildung 3 Ausgrabung des Töpferofens, im Vordergrund der Kanal für die Luftzufuhr
Abbildung 4 Weiterer Töpferofen
Abbildung 5 Wirrwarr von Gruben im Erdreich
Abbildung 6 Kathrin Schäppi erklärt, wie aus dem Wirrwarr die Bebauung rekonstruiert werden
kann
Abbildung 7 Münze aus der späten Latènezeit
Dr. Konrad Schlude, [email protected], http://www.schlu.de , 21.1.2016