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SIKO 2008
Impfung gegen
Gebärmutterhalskrebs und
Genitalwarzen
Dr. med. Dietmar BeierLandesuntersuchungsanstalt Sachsen
Sächsische ImpfkommissionPräventionstag
der Sächsischen KrebsgesellschaftChemnitz, 15. November 2008
SIKO 2008Quelle: BILD 26.10.2006
SIKO 2008
Das DNA-Genom besitzt eine Hülle aus 72 Kapsomeren.
Quellen: Deutsches Ärzteblatt 50/2006, A 3384 (links)SPMSD (rechts)
Humanes Papillomavirus (HPV)
SIKO 2008
Humane Papillomaviren (HPV)
- In 99,7 % der Zervixkarzinome (Zervix-Ca, Gebärmutter-
halskrebs) ist HPV-DNA nachzuweisen
- 70 % aller sexuell aktiven Frauen und Männer sind während
ihres Lebens mit Papillomaviren in Berührung gekommen
(Infektion)
- HPV ⇒ 50 % der Penis-, Vulva- und Analkarzinome
- HPV ⇒ 30 % der Karzinome im Hals- und Rachenbereich
SIKO 2008
Humane Papillomaviren (HPV)
- 30 HPV-Genotypen infizieren die Genitalschleimhaut
- Zervix-Ca zu 70-75 % durch Infektion mit HPV 16
oder HPV 18 verursacht
- Klinische Konsequenzen der Infektion mit den HPV-Typen
6, 11, 16, 18, 31 und 45 (u. a.):
Genitalwarzen, Krebsvorstufen, Zervixkarzinom,
weitere Krebsformen
SIKO 2008
HPV, Dysplasien und Zervix-Ca
HPV-Infektionen durch Geschlechtsverkehr
spontanes Verschwinden(70-90 %)
persistierende (chron.) Infektion
hochgradige Dysplasien (CIN 3) (nach 1-10 Jahren)
Zervix-Ca (1:100 Infizierte)
(nach 10 oder mehr Jahren
CIN =cervicale intraepitheliale Neoplasie =Gewebsveränderung an der Schleimhaut des Gebärmutterhalses
SIKO 2008
Quelle: Sanofi Pasteur MSD
HPV-Infektion - Zervixkarzinom
SIKO 2008
Verbreitung des Zervixkarzinoms (1)
- Weltweit: 400.000 Fälle pro Jahr (zweithäufigster Tumor bei Frauen)
⇒ 200.000 Todesfälle pro Jahr
- In Europa zweithäufigste Krebserkrankung bei Frauen zwischen
15 und 44 Jahren:
ca. 35.000 pro Jahr diagnostiziert, 15.000 sterben daran ⇒
⇒ etwa 40 Frauen / Tag
⇒ fast 2 Frauen / Stunde
in Europa !!
SIKO 2008
Verbreitung des Zervixkarzinoms (2)
- Industrieländer: an 10. Stelle hinter Tumoren der Brust, des
Dickdarmes oder der Lunge
Grund: Früherkennungsprogramme
- Deutschland: pro Jahr ca. 6.500 Neuerkrankungen
und etwa 2.000 Todesfälle
SIKO 2008
Impfung gegen Humane Papillomaviren
- Antikörper im Serum nach Impfung zunächst in 100- bis 1000-fach
höherer Konzentration als nach einer natürlichen Infektion gebildet
- Impfschutz entsteht nicht ausschließlich durch im Serum messbare
zirkulierende Antikörper, sondern Wirkung im Zervixschleim!
- Sekretion von Antikörpern direkt in das Vaginalsekret und
Übertragung von Antikörpern aus dem Bindegewebe
in die unteren Schichten des Epithels am Gebärmutterhals
⇒ Neutralisierung von HPV-Partikeln vor der Infektion der Zelle
SIKO 2008
Transsudation von Antikörpern in das Zervikovaginalsekret
Quelle: GlaxoSmithKline
SIKO 2008
Impfstoffe gegen Humane Papillomaviren
Gardasil ® (Fa. Sanofi Pasteur MSD)
- HPV-Typen 6, 11, 16 und 18
- Zulassung in Europa: September 2006
Cervarix ® (Fa. GlaxoSmithKline)
- HPV-Typen 16 und 18
- Zulassung in Europa: September 2007
SIKO 2008
Impfstoffe gegen Humane Papillomaviren
Gardasil ®
- Injektions-Totimpfstoff (gentechnisch hergestellt)
- HPV-Typen 6, 11, 16 und 18
- L1-Protein (= Hauptprotein des Virus) in Form von virusähnlichen
Partikeln (VLP), hergestellt in Hefezellen mittels rekombinanter DNA-
Technologie
- AAHS als Wirkungsverstärker (⇒ Immunität ↑)
- keine virale DNA ⇒ kein tumorerzeugendes Potential
SIKO 2008
Impfstoffe gegen Humane Papillomaviren
Cervarix ®
- Injektions-Totimpfstoff (gentechnisch hergestellt)
- HPV-Typen 16 und 18
- L1-Protein (= Hauptvirusprotein) in Form von virusähnlichen
Partikeln (VLP), hergestellt mittels rekombinanter DNA-Technologie in
Insektenzellen
- AS04 und Al(OH)3 als Wirkungsverstärker (⇒ Immunität ↑)
- keine virale DNA ⇒ kein tumorerzeugendes Potential
SIKO 2008
Gardasil (1)
Prävention von
- Vorstufen bösartiger Veränderungen im Genitalbereich
= hochgradige intraepitheliale Neoplasien von
Zervix (CIN 2/3), Vulva (VIN 2/3), Vagina (VaIN 2/3)
- Zervixkarzinomen
- Condylomata acuminata (= äußere Genitalwarzen)
die durch die HPV-Typen 6, 11, 16 und 18 verursacht werden.
SIKO 2008
Gardasil (2)
- zugelassen bzw. untersucht für:
• Frauen von 16 bis 26 Jahren (Nachweis der Wirksamkeit)
• Kinder und Jugendliche von 9 bis 15 Jahren (Nachweis der
Immunogenität)
- 1 Dosis = 0,5 ml
- Grundimmunisierung: 3 Einzeldosen i.m.
- Schema: Monate 0, 2, 6 (innerhalb 12 Monaten)
- Auffrischung: ? (derzeit nicht bekannt)
SIKO 2008
Cervarix (1)
Prävention von
- Vorstufen bösartiger Veränderungen der Zervix
(= hochgradige intraepitheliale Neoplasien des
Gebärmutterhalses, CIN 2/3)
- Zervixkarzinomen
die durch die HPV-Typen 16 und 18 verursacht werden.
SIKO 2008
Cervarix (2)
- zugelassen bzw. untersucht für:
• Frauen von 15 bis 25 Jahren (Nachweis der Wirksamkeit)
• Mädchen und Frauen von 10 bis 25 Jahren (Nachweis der
Immunogenität)
- 1 Dosis = 0,5 ml
- Grundimmunisierung: 3 Einzeldosen i.m.
- Schema: Monate 0, 1, 6
- Auffrischung: ? (derzeit nicht bekannt)
SIKO 2008
Wirksamkeit von HPV-Impfstoffen (1)
Gardasil ®
- Studien der Phasen II und III mit > 20.000 Frauen 16 – 26 Jahre (kombiniert):
• Wirksamkeit gegen HPV-16- bzw. HPV-18-verbundene
CIN 2/3 und Adenokarzinom nach 3 Jahren 98,8 %
• Wirksamkeit gegen HPV-6, 11, 16 bzw. 18-verbundene
VIN 2/3 bzw. VaIN 2/3 nach 3 Jahren 100 %
• Wirksamkeit gegen HPV-6, 11, 16 bzw. 18-verbundene
Genitalwarzen nach 3 Jahren 98,8 %
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Wirksamkeit von HPV-Impfstoffen (2)
Cervarix ®
- Studien mit ca. 20.000 Frauen 15 – 25 Jahre
- Phase II-Studie (1.113 Frauen ohne HPV-Infektion)
- Nachbeobachtung 6,4 Jahre (776 Frauen)
⇒ Wirksamkeit 100 % gegen
• bleibende HPV 16/18-Infektionen (über 6 bzw. 12 Monate)
• HPV-16- und/oder HPV-18-assoziierte CIN 1+/2+
⇒ Wirksamkeit 97 % gegen
• HPV 16/18-Neuinfektionen
SIKO 2008
Wirksamkeit von HPV-Impfstoffen (3)
Erwartete Reduktion von
- HPV - Infektionen 15 %
- CIN 1 – Verbreitung 36 %
- CIN 2/3 – Verbreitung 54 %
- Zervix-Ca – Neuerkrankung 78 %
- Zervix-Ca – Sterblichkeit 78 %
kurzfristig
langfristig
nach: Schneider, Charité 2007 Gissmann, DKFZ Heidelberg 2007
SIKO 2008
Wirksamkeit von HPV-Impfstoffen (4)
- Nach Impfung wesentlich höhere Antikörper-
konzentrationen als nach natürlicher Infektion !
- Impfung auch zum Schutz vor Wiederinfektionen nach
überstandener Infektion
- Bei natürlicher Infektion mit einem Typ erzielt die Impfung
Immunität gegen die anderen Typen
SIKO 2008
Sächsische Impfkommission: 01.04.2007
Standardimpfung
für alle Mädchen / weiblichen Jugendlichen
zwischen dem 13. bis 18. Lebensjahr
(= ab dem 12. Geburtstag bis zum 18. Geburtstag).
Die Impfserie sollte vor Aufnahme des
Geschlechtsverkehrs abgeschlossen sein.
SIKO 2008
Impfung bei Frauen > 18 Jahre
Für Frauen nach dem 18. Geburtstag, die bisher
keine Impfung gegen HPV erhalten haben, kann eine
Impfung zu diesem späteren Zeitpunkt ebenfalls von
Nutzen sein.
Es liegt in der Verantwortung des Arztes, seine
Patientinnen auf der Basis der Impfstoffzulassung
darauf hinzuweisen.
Empfehlungen der SIKO zur HPV-Impfung, Stand: 1. April 2007
SIKO 2008
Früherkennungsmaßnahmen trotz Impfung
Geimpfte Personen sind darauf hinzuweisen, dass
die Impfung mit einem Impfstoff gegen humane
Papillomaviren gegen die Typen 16, 18 nicht gegen
Infektionen mit anderen Typen schützt und dass
deshalb die Früherkennungsmaßnahmen zum
Gebärmutterhalskrebs unverändert in Anspruch
genommen werden müssen.
Empfehlung der STIKO zur HPV-Impfung, Stand: März 2007