I Internationale Wirtschaftsbeziehungen: Gegenstand und … · 2018. 10. 15. · Erklärung...
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Internationale Ökonomik - Wintersemester 2018/19
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Professor Dr. Michael Pflüger Lehrstuhl für VWL - Internationale Ökonomik Universität Würzburg
I Internationale Wirtschaftsbeziehungen: Gegenstand und Entwicklungen
1 Internationale Wirtschaftsbeziehungen: Abgrenzung und Begriffe Internationale Wirtschaftsbeziehungen; Internationale Ökonomik; Internationale Ökonomische Integration;
Globalisierung; Außenwirtschafts- und Standortlehre; Reale und Monetäre Außenwirtschaft
2 Zur Bedeutung der internationalen Wirtschaftsbeziehungen
2.1 Einführung
2.2 Fakten über den Welthandel
2.3 Fakten über den deutschen Außenhandel
2.4 Ausblick: Fakten über internationale Kapitalbewegungen
2.5 Ausblick: Fakten über Migration
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Literatur
Lehrbücher: * Priorität
* Krugman, Paul R., Maurice Obstfeld und Marc J. Melitz (2015). International Economics. Theory and Policy. 10th Edition. Addison-Wesley, Boston u.a., Preface, Kap. 1 und 2 (bzw. korrespondierende Kapitel früherer Auflagen)
Caves, Richard, Ronald W. Jones und Jeffrey A. Frankel (2007). World Trade and Payments. An Introduction. 10th Edition, Addison-Wesley, Boston u.a., Kap. 1
Eine hervorragende Quelle für aktuelle Entwicklungen:
Economist: erscheint wöchentlich, berichtet über wichtige wirtschaftliche und politische Entwicklungen ab und bringt regelmäßig hervorragende Surveys und Special Reports, z.B.
Economist (2016). The World Economy. An Open and Shut Case. Special Report, October 1, 2016
Welthandelsorganisation WTO: http://www.wto.org Auf ihrer Webseite bietet die WTO aktuelle Informationen zur Entwicklung des Welthandels und Welthandels-
systems, jährliche Berichte über ihre Aktivitäten, den Welthandel und Statistiken (Annual Report, World Trade Report, World Trade Statistical Review, Trade Profiles (Länderprofile), World Tariff Profiles) und eine Datenbank
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Globalisierung und Welthandel: Eine Auswahl lesenswerter Schriften
Baldwin, Richard (2006. Globalisation: The Great Unbundling(s). Paper contributed to Globalisation Challenges for Europe and Finland, Economic Council of Finland.
Baldwin, Richard (2016). The Great Convergence. Information Technology and The New Globalization. The Belknap Press of Harvard University Press, Cambridge, Massachusetts and London, England.
Becker, Sascha O., Marc-Andreas Muendler. Trade and Tasks (2015): An Exploration Over Three Decades in Germany. Economic Policy, 589-641.
Bhagwati, Jagdish (2002). Free trade today, Princeton University Press.
Bhagwati, Jagdish (2005). In Defense of Globalization. Oxford University Press.
Boyce, James K. (2004). Green and brown? Globalization and the Environment. Oxford Review of Economic Policy, 20:1, 105-128.
Bourguignon, Francois, Diane Coyle, Raquel Fernandez, Franceso Giavazzi, Dalia Marin, Kevin O’Rourke, Richard Portes, Paul Seabright, Anthony Venables, Thierry Verdier, L. Allan Winters (2002). Making Sense of Globalisation. A Guide to the Economic Issues. CEPR Policy Paper No. 8.
Fischer, Stanley (2003). Globalization and its Challenges. American Economic Review 93:2, 1–30.
Feenstra, Robert C. (1998). Integration of Trade and Disintegration of Production in the Global Economy. Journal of Economic Perspectives 12: 31-50.
Freeman, Richard B. (2006). People Flows in Globalization. Journal of Economic Perspectives 20:2, 145-170.
Friedman, Thomas (2006). The World is Flat. The Globalized World in the Twenty-First Century (Updated and expanded version). Penguin Book, London.
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Grossman, Gene und Esteban Rossi-Hansberg (2006). The Rise of Offshoring: It's not Wine for Cloth Anymore. In: Federal Reserve Bank of Kansas City, The New Economic Geography: Effects and Policy Implications, 59-118.
Helpman, Elhanan (2011). Understanding Global Trade. The Belknap Press of Harvard University Press, Cambridge, Massachusetts and London, England.
Irwin, Douglas (2015). FreeTrade Under Fire, Princeton University Press, Fourth Edition. [Hinweis: Auch die ersten drei Ausgaben sind sehr lesenswert, sie enthalten teilweise Material, welches später gekürzt und durch andere Themen ersetzt wurde, First Edition 2002, Second Edition 2005, Third Edition 2009].
Krugman, Paul (1995). Growing World Trade: Causes and Consequences. Brookings Papers on Economic Activity 1:1995, 327-377.
Leamer, Edward E. (2007), A Flat World, A Level Playing Field, a Small World After All, Or None Of The Above? (Review of Thomas L. Friedman, The World Is Flat). Journal of Economic Literature, 83-126.
Niehans, Jürg (1995). Geschichte der Außenwirtschaftstheorie im Überblick, J.C.B. Mohr (Paul Siebeck).
Pflüger, Michael (2002). Konfliktfeld Globalisierung, Physica-Verlag.
Sinn, Hans-Werner (2007). Die Basar-Ökonomie. Deutschland: Exportweltmeister oder Schlusslicht? Ullstein Taschenbuch Verlag (aktualisierte Auflage).
Segerstrom, Paul (2003). Naomi Klein and the Anti-Globalization Movement, CEPR-Working Paper 4141.
Venables, A.J. (2006). Shifts in Economic Geography and their Causes. In: Federal Reserve Bank of Kansas City: The New Economic Geography: Effects and Policy Implications, 15-57.
Weinstein, M. M. (2005). Globalization: What's New? Columbia University Press.
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1 Internationale Wirtschaftsbeziehungen: Abgrenzung und Begriffe
Internationale Wirtschaftsbeziehungen (Außenwirtschaft, International Economics)
= ökonomische Interaktionen zwischen souveränen Staaten
■ Der Ursprung der Außenwirtschaftslehre liegt in der politischen Tatsache, dass die Welt in
Nationalstaaten zerfällt (Jürg Niehans)
■ ökonomische Bedeutung von Staatsgrenzen: sie sind Hindernisse für die Bewegung von Gütern,
Arbeitskräften, Kapitalgütern, Vermögensanlagen, Zahlungen
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Internationale Ökonomische Integration
= Prozess der wachsenden internationalen Verflechtung der wirtschaftlichen Aktivität zwischen den
Nationalstaaten
Ausprägungen
■ Handel: Güter und Dienstleistungen
■ Kapitalmobilität: kurzfristige und langfristige Kapitalanlagen
■ Migration: Wanderung von Arbeitskräften
■ Wissens- und Technologiediffusion
im Zuge von Handel, Kapitalmobilität und Arbeitskräftewanderung und direkt durch
Fortschritte in den Informations- und Kommunikationstechnologien ICT
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Globalisierung (ökonomische Begriffsfassung)
■ wird häufig synonym verwendet für Internationale Ökonomische Integration
■ der Begriff "global" ist allerdings nur bedingt zutreffend (unten ausführlicher)
▪ Dominanz der alten „Industrieländer“: "Tripolarität" Nordamerika, Westeuropa, pazifischer
Raum (Japan); aber wachsende Bedeutung Indiens und Chinas, der BRICs
▪ große Bedeutung regionaler (Handels-) Abkommen
▪ Liberalisierungen im Handelsbereich sind zum Teil sehr einseitig: z.B. nach wie vor starke
Protektion im Bereich der Landwirtschaft; Zollspitzen
■ Globalisierung im weiteren Sinne umfasst auch andere Bedeutungen
▪ kulturelle Aspekt, wie die These der Dominanz der amerikanischen ‚Kultur‘
▪ politische und militärische Dominanz der USA [Stanley Fischer 2003]
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Außenwirtschaftslehre und Standorttheorie/Raumwirtschaftslehre
■ Gegenstand von Standorttheorie/Raumwirtschaftslehre sind ökonomische Auswirkungen von
Transportkosten ohne (bzw. ohne Rücksicht auf) Staatsgrenzen [Jürg Niehans]
■ enge Verwandtschaft von Außenwirtschaftslehre und Standorttheorie/Raumwirtschaftslehre !
▪ außenwirtschaftliche Beziehungen haben raumwirtschaftliche Auswirkungen: Länder
spezialisieren sich in der Produktion von Gütern und Dienstleistungen
▪ verbindende Frage der beiden Felder: Wer produziert was und wo?
„The theory of international trade is nothing but internationale Standortlehre“
[Bertil Ohlin, 1933, S. 589]
▪ New Economic Geography als moderne Synthese [Paul Krugman]
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Reale versus monetäre Außenwirtschaftslehre
■ Reale Außenwirtschaft ("international trade"; Außenhandel) diese Veranstaltung !!!
▪ Erklärung "realer" Größen und "realer Transaktionen" in der internationalen Wirtschaft:
Handelsströme, relative Preise/Tauschverhältnisse, physische Bewegung von Gütern und
Faktoren
▪ es wird fiktional eine einheitliche Währung unterstellt (ein Wechselkurs von 1:1)
▪ Beispiele für "reale" Fragestellungen: Weshalb lohnt sich Außenhandel? Bestimmungsgründe
des Außenhandels (komparative Vorteile; steigende Skalenerträge und unvollkommener
Wettbewerb)? Fragen und Streitfragen der Außenhandelspolitik: Agrarprotektion;
Subventionskrieg Boeing – Airbus; etc..
▪ methodischer Rückgriff vor allem auf die Mikroökonomik
▪ Analyse mittel- oder langfristiger Gleichgewichtssituationen: Strukturanpassungen
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■ Monetäre Außenwirtschaft ("international money and finance")
▪ "Makroökonomik offener Volkswirtschaften" einige Kernaspekte offener
Volkswirtschaften wurden in Makroökonomik I behandelt
▪ Erklärung "nominaler" Variablen (Wechselkurse, Geldangebot) und der monetär-finanziellen
Seite der internationalen Wirtschaft (finanzielle Transaktionen wie z.B. Kauf von US-$ etc.)
▪ Beispiele für monetäre Fragestellungen: Entwicklung des Wechselkurses von Euro und Dollar;
Erklärung von Einkommen, Zins, Wechselkurs, Leistungsbilanz; Auswirkungen des
amerikanischen Leistungsbilanzdefizits; etc..
▪ andere Bedeutung der Fristigkeiten in der Makroökonomik, dort bedeuten:
- lange Frist: flexible nominale Güter- und Faktorpreise
- kurze Frist: nominale Rigiditäten, d.h. fixe oder träge Löhne und Preise
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2 Zur Bedeutung der Internationalen Wirtschaftsbeziehungen
2.1 Einführung
■ Außenwirtschaftstheorie - Wiege der modernen analytischen modellorientierten
Volkswirtschaftslehre (Krugman/Obstfeld/Melitz 2015)
▪ David Hume (1711-1776), "Of the balance of trade" (1758)
▪ Adam Smith (1723-1790), "An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations" (1776)
▪ David Ricardo (1772-1823), "On the principles of political economy and taxation" (1817)
■ zunehmende Bedeutung der internationalen Wirtschaftsbeziehungen nach dem Zweitem Weltkrieg
und im Zuge der aktuellen "Globalisierung" wirtschaftshistorisch „Reglobalisierung“
Fakten über den Welthandel (und kurzer Ausblick auf Kapitalmobilität und Migration)
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2.2 Fakten über den Welthandel
(1) Dynamik der Entwicklung des Welthandels und der Weltproduktion
(2) Welthandel und Welt-FDI relativ zur Weltproduktion
(3) Historische Entwicklung der Exportquoten für ausgewählte Länder
(4) Zusammensetzung des Welthandels
(5) Aufstieg von Low Wage Manufacturing Exporters
(6) Aufspaltung der Wertschöpfungskette der Produktion
(7) Outsourcing und Offshoring von Dienstleistungen
(8) Große Bedeutung multinationaler Unternehmen für den Welthandel
(9) Abbau von Transport- und Kommunikationskosten und von künstlichen Handelshemmnissen
(10) Das Gravitationsgesetz in der Weltwirtschaft – Die Gravity Equation
(11) Globalisierung? Nicht wirklich!
(12) Die Geschichte der Globalisierung … nach Richard Baldwin (2016)
(13) Finanzkrise 2008 und weltweite Auswirkungen: Weltproduktion und Welthandel
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(1) Dynamik der Entwicklung des Welthandels und der Weltproduktion
■ "Schere" nach Weltkrieg II: von 1948-1997 wächst der Welthandel mit einer Rate von 6% jährlich,
das Welt-BIP mit 3,7% Kontrast zu 1930ern
Quelle: Pflüger 2002, Eigene Grafik, nach WTO
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■ starker Kontrast zu 1930er Jahren
Quelle: D. Irwin, Free Trade under Fire 2002, Princeton University Press
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(2) Welthandel und Welt-FDI relativ zu Weltproduktion
■ Welthandel relativ zur Weltproduktion historisch [Quelle: Krugman/Obstfeld/Melitz 2012: 17]
„two great waves of globalization, with the first wave not relying on jets and the internet but on
railroads, steamships, and the telegraph” [Krugman/Obstfeld/Melitz 2012: 17]
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■ Welthandel relativ zur Weltproduktion sowie Welt-FDI relativ zu Weltproduktion
[Quelle: Ch. Jones und P.M. Romer, 2009, The New Kaldor Facts, NBER WP 15094]
Hinweis: Beachte, dass der Welthandel hier als Summe von Weltexporten und –importen gemessen ist!
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(3) Historische Entwicklung der Exportquoten von UK, USA und Deutschland
Merchandise Trade (Durchschnitt aus Exporten + Importen) relativ zu BIP (Krugman 1995)
UK USA Deutschland
1913 27,7% 3,9% 19,9%
1950 13,1% 2,9% 9,8%
1970 16,6% 4,4% 17,4%
1987 21,1% 7,4% 23,3%
Befund auch hier: „truly global economy“ bereits Ende des 19. Jahrhunderts, „Reglobalisierung“ heute
▪ massives Anwachsen der Exportquoten bis 1913
▪ danach starkes Abfallen bis 1950
▪ Rückkehr auf das Vorkriegsniveau um 1973-1985
▪ Erreichung von Höchstniveaus in der Gegenwart
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(4) Die Zusammensetzung des Welthandels Quelle: Krugman/Obstfeld/Melitz (2012:18)
Zusammensetzung des Welthandels heute Abnehmende Bedeutung des Primärgüterhandels (Landwirtschaft und Bergbau)
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(5) Der Aufstieg von Low Wage Manufacturing Exporters (Krugman 1995)
→ exportorientierte Schwellen- und Entwicklungsländer (NIE's = newly industrialised economies) haben sich
zu (Billig-) Exporteuren von Industriegütern entwickelt Quelle: Krugman/Obstfeld/Melitz 2012:18
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(6) Aufspaltung der Wertschöpfungskette [siehe Krugman 1995; Feenstra 1998, Sinn 2007]
→ „Slicing up the value added chain“:Outsourcing, Offshoring, Vertikaler Handel (z.B. Barbie-Puppe; Nike-
Turnschuhe; Porsche Cayenne; Boeing 787 Dreamliner)
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(7) Outsourcing und Offshoring von Dienstleistungen
→ ehemals nicht-handelbare Dienstleistungen werden durch technologische Fortschritte handelbar (Call
Centers, Buchhaltung, Auswertung von Röntgenbildern etc.)
→ "It's Not Wine for Cloth Anymore" (Grossman/Rossi-Hansberg 2006)
→ “The World is Flat” (Thomas Friedman 2006) – Nicht wirklich !!! (Leamer 2007)
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(8) Große Bedeutung multinationaler Unternehmen für den Welthandel
→ multinationale Unternehmen sind inzwischen an ca. 2/3 des Welthandels beteiligt
→ ca. 1/3 des Welthandels ist "intra-firm", d.h. zwischen Müttern und Töchtern
[Quelle: UNCTAD, World Investment Report 2002: 153]
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(9) Zu den Ursachen des Welthandelswachstums und dieser Entwicklungen
■ Dramatische Verringerung von Transport- und Kommunikationskosten
■ Abbau künstlicher Handelshemmnisse – Indikatoren
▪ Zollabbau im Rahmen der GATT Runden
▪ Zunahme der GATT/WTO Mitgliedsländer
▪ Steigende Anzahl Regionaler Handelsabkommen (Präferenzzonen)
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Entwicklung von Transport- und Kommunikationskosten
Quelle: Richard Baldwin und Philippe Martin (1999). Two Waves of Globalization. Superficial Similarities, Fundamental Differences, NBER Working Paper 6904 (World Bank, World Development Report 1995)
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Container-Schifffahrt
Quelle: Financial Times Weekend, 30/Aug/2008
Quelle: WTO (2015). Twenty Years of the WTO. A Retrospective
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Absenkung der durchschnittlichen Zölle im Zuge der GATT-Runden
Quelle: Pflüger, 2002, Eigene Grafik, nach WTO
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Mitgliedschaft im GATT und der WTO
Entwicklung der GATT/WTO-Mitglieder WTO-Mitglieder 2015: 161
Quelle: Pflüger 2002, Eigene Grafik, nach WTO
Quelle: WTO (2015). Twenty Years of the WTO. A Retrospective
Ende Dezember 2016: 164 Mitglieder und 98% des Welthandels Quelle: WTO (2017). Annual Report
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Quelle: Peter Neary (2004). Europe on the Road to Doha: Towards a New Global Trade Round. CESifo Economic Studies.
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Präferenzzonen: PTAs = Preferential Trade Agreements
Quelle: WTO (2011). World Trade Report
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Die Europäische 'Sphaghetti-Bowl' (vor der Osterweiterung) Quelle: Bhagwati (2002)
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(10) Das Gravitationsgesetz in der Weltwirtschaft – Die Gravity Equation
■ die sogenannte (ökonomische) Gravitätsgleichung liefert eine gute Prognose des Handels
(Gesamthandels oder auch Handels von Gütern/Gütergruppen) zwischen zwei Ländern
■ Ausgangspunkt ist das Newton’sche Gravitationsgesetz (1687) aus der Physik dergestalt die
Massenanziehung zwischen zwei Körpern und beschrieben werden kann durch:
wo = Massenanziehungskraft; = Gravitationskonstante
, = Masse der Körper; = Distanz der Körper
■ für den Handel zwischen zwei Volkswirtschaften und gilt analog
wo = Handel zwischen und ; = Konstante
, = BIP („Masse“) der Länder; = Distanz der Länder
1, 1 sind Konstanten
■ politische Ländergrenzen und Handelsabkommen (z.B. NAFTA) spielen aber überdies hinaus eine
bedeutende Rolle für Handelsströme
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US-amerikanische Handelspartner und Handelsströme Quelle: Krugman/Obstfeld/Melitz 2012:18
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Quelle: Krugman/Obstfeld/Melitz 2012:18
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(11) Globalisierung? Nicht wirklich!
■ Dominanz der Triade - Tripolarität des Welthandels
▪ ca. 70% der Welt-Güterexporte bewegen sich zwischen EU, Japan und den USA
▪ Wert steigt auf 84% an, werden die 10 wichtigsten Schwellenländer berücksichtigt (WTO, 1998)
→ Triade / Tripolarität: Nordamerika (USA und Kanada); Westeuropa (EU und EFTA) und pazifischer Raum (Japan, Singapur, Hongkong, Südkorea, Taiwan, China, Indonesien, Malaysia, Philippinen, Australien, Neuseeland)
→ allerdings stark wachsende Bedeutung der BRICs (China, Indien, Brasilien, Russland)
■ regionale Handelsabkommen sind zahlreicher geworden und gewinnen an Bedeutung (z.B. "European Spaghetti Bowl"); ebenso gibt es eine Vielzahl bilateraler Investitionsschutzabkommen
■ weiterhin bestehende Handelsbarrieren (z.B. im Agrarbereich) verwehren vor allem den ärmeren
Entwicklungsländern die Partizipation am Welthandel und verhindern eine wirkliche ‚Globalisierung‘ (siehe
UN Development Programme (UNDP): Human Development Report 1997; 1999)
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Regionale Anteile am Weltgüterhandel Quelle: WTO (2011). International Trade Statistics
→ Dominanz der “Triade” wird ersichtlich
→ Bedeutung des Handels innerhalb der Blöcke (North-America, Europe, Asia) wird ersichtlich
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Verschiebung der Kräfte auf dem Weltmarkt
Quelle: Pflüger, Michael und Philipp Ehrl (2013), Asien, Lateinamerika: Verschiebt der Aufstieg der neuen Wachstumsmärkte das Kräfteverhältnis auf dem Weltmarkt ? Ifo-Schnelldienst 66. Jahrgang, Heft 4, 6-10
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(12) Die Geschichte der Globalisierung … nach Richard Baldwin (2016)
Zwei Entwicklungen
Der „Shocking Share Shift“ 1500 - 2020 Entwicklung des Anteils der heutigen G7-Länder (USA, Deutschland, Japan, Frankreich, UK, Kanada und Italien) am Welteinkommen Quelle: Baldwin (2016) nach Daten der Weltbank und des Maddison-Projekts
Anteile am World Manufacturing, 1970 - 2010 Entwicklung des Anteils der heutigen G7 und der I6-Länder (China, Südkorea, Indien, Indonesien und Thailand) am World Manufacturing Quelle: Baldwin (2016) nach UNSTAT.org
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Die Deutung dieser Entwicklungen nach Richard Baldwin (2013)
■ “globalization can be thought of as a progressive reversal of the bundling of production with consumption”
■ “three costs of distance (separation) mattered: the cost of moving goods, moving ideas and moving people…One of this book’s core assertions is that understanding the evolving nature of globalization requires a sharp distinction among these three ‘separation’ costs”
■ Pre-Globalized World (before 1820)
▪ production … was forcibly bundled with consumption
▪ transportation involved wind power by sea and animal power by land, few items could be profitably shipped over anything but the shortest distance
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■ Globalizations 1st unbundling (from 1820): Old Globalization
▪ “… costs of moving goods fell. Transport technologies improved in a process that fostered and was fostered by the Industrial Revolution”
▪ “While shipping got cheaper, the costs of moving ideas and people fell much less. This unbalanced reduction of separation costs triggered a chain of causes and effects that eventually produced enormous income differences between today’s developed nations … and today’s developing nations…”
▪ “… industry clustered in the North…modern, innovation-fueled growth took off sooner and faster in the North.”
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■ Globalizations 2nd unbundling (from 1990): New Globalization: The Great Convergence
▪ “Globalization accelerated again at around 1990, when the ICT revolution lowered the cost of moving ideas … it involves the international separation of factories”
▪ “global value chain revolution”: “rich nations sent their marketing, managerial, and technical know-how along with production stages
▪ “G7 firms worked hard to ensure that their offshore knowledge stays within the confines of their production network … since it is still expensive to move people … offshoring firms tend to cluster production in a few locations” … “rapid income growth created booming demand for raw materials… (which) .. sparked growth takeoffs in many commodity exporting nations” (“commodity super cycle”)
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■ A Third Unbundling?
▪ “face to face interactions remain costly even today”
▪ “…possibility of a third unbundling, if face-to-face costs plunge…”
▪ “really good substitutes for people crossing borders to share ‘brain services”…
- “… technologies, known as ‘telepresence’ are no science fiction. They exist today, but they are expensive…”
- “… development of really good substitutes for people traveling to provide manual services. This is called ‘telerobotics’
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(13) Die 2008 beginnende Finanzkrise, ihre weltweiten Auswirkungen und die Situation heute Entwicklung der Weltwirtschaft [Quelle: Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Jahresgutachten 2016/17]
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Ist der Boom des Welthandels vorbei? The Backlash Against Trade. Populismus und Nationalismus.
Economist, November 19, 2016 New York Times, September 28, 2016 Economist, October 1st, 2016 Economist, September 23, 2017
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2.3 Fakten über den deutschen Außenhandel
■ Warenexporte 2016 weltweit, Karte [UN Comtrade]
■ Warenimporte 2016 weltweit, Karte [UN Comtrade]
■ Warenexporte und – importe 2016 – Top 10 Export- und Importmärkte [UN Comtrade]
■ Warenexporte und – importe 2016 –Top Export- und Importgüter [UN Comtrade]
■ Exporte und Importe von Dienstleistungen 2003 – 2016 [UN Comtrade]
■ Exporte und Importe von Dienstleistungen nach Kategorien 2015 [UN Comtrade]
■ Deutschlands Importe 1979 – 2006 [Becker und Muendler 2015]
■ Anteil der Zwischengüterimporte an den Gesamtimporten 1978 – 2006 [Becker und Muendler 2015]
■ Anteil der Zwischengüterimporte an der Produktion 1978 – 2006 [Becker und Muendler 2015]
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Deutschland: Warenexporte 2016 weltweit, Karte
Quelle: UN Comtrade [abgerufen unter: https://comtrade.un.org/labs/BIS-trade-in-goods/?reporter=276&year=2016&flow=2]
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Deutschland: Warenimporte 2016 weltweit, Karte
Quelle: UN Comtrade [abgerufen unter: https://comtrade.un.org/labs/BIS-trade-in-goods/?reporter=276&year=2016&flow=2]
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Deutschland: Warenexporte und – importe 2016 – Top 10 Export- und Importmärkte
Top-10-Exportmärkte Exporte: $ 1340.8 bn Top-10-Importmärkte Importe: $ 1060.7 bn
USA 8.9 % China 9.9 % Frankreich 8.3 % Niederlande 8.7 % Großbritannien 7.0 % Frankreich 6.9 % Niederlande 6.5 % USA 6.2 % China 6.4 % Italien 5.4 % Italien 5.0 % Polen 4.9 % Österreich 4.9 % Schweiz 4.7 % Polen 4.4 % Tschechien 4.4 % Schweiz 4.1 % Österreich 4.0 % Belgien 3.4 % Belgien 3.9 %
Top 10 58.9 % Top 10 59.0 %
Quelle: UN Comtrade, Eigene Zusammenstellung
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Deutschland: Warenexporte und – importe 2016 –Top Export- und Importgüter
Top-10-Exports Exports
$ 1340.8 bn
Top-10-Imports Imports
$ 1060.7 bn
Vehicles other than railway, tramway $ 244.4 Nuclear reactors, boilers, machinery etc. $ 136.8
Nuclear reactors, boilers, machinery etc. $ 223.2 Electrical, electronic equipment $ 132.1
Electrical, electronic equipment $ 137.7 Vehicles other than railway, tramway $ 111.3
Pharmaceutical products $ 77.1 Mineral fuels, oils, distillation products, etc. $ 78.4
Optical, photo, technical, medical, etc. apparatus
$ 65.3 Pharmaceutical products $ 49.1
Plastics and articles thereof $ 62.2 Plastics and articles thereof $ 40.3
Aircraft, spacecraft, and parts thereof $ 44.6 Optical, photo, technical, medical, etc. apparatus
$ 38.2
Mineral fuels, oils, distillation products, etc. $ 29.2 Organic chemicals $ 30.4
Articles of iron and steel $ 28.4 Iron and steel $ 23.0
Organic chemicals $ 25.5 Articles of iron and steel $ 21.1
Quelle: UN Comtrade, Eigene Zusammenstellung
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Deutschland: Exporte und Importe von Dienstleistungen 2003 – 2016
Quelle: UN Comtrade, Germany Profile 2016
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Deutschland: Exporte und Importe von Dienstleistungen nach Kategorien 2015 Exports of Services by EBOPS category (% share in 2015)
Imports of Services by EBOPS category (% share in 2015)
Quelle: UN Comtrade, Germany Profile 2016
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Deutschlands Importe 1979 – 2006 Quelle: Becker/Muendler 2015
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Deutschland: Anteil der Zwischengüterimporte an den Gesamtimporten
Quelle: Becker/Muendler 2015
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Deutschland: Anteil der Zwischengüterimporte an der Produktion
Quelle: Becker/Muendler 2015
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2.4 Ausblick: Fakten über Kapitalbewegungen
■ Liberalisierung des Kapitalverkehrs
- Abbau von Kapitalverkehrs- und Devisenkontrollen; gradueller Prozess seit den 1970ern (IMF World
Economic Outlook 1997, S. 60)
- Zunahme bilateraler Investitionsschutzabkommen (1998 mehr als 1600; in den 1980ern wurde mehr als
die Hälfte dieser Abkommen vereinbart) (OECD, 1998, Open Markets Matter, S. 35)
■ spektakuläre Entwicklung der Bruttokapitalströme (Umsätze auf Weltkapital- &
Weltdevisenmärkten)
- tagesdurchschnittlicher Umschlag auf den Devisenmärkten: Mitte der 90er Jahre bereits in Höhe von 85%
der Devisenreservehaltung aller Länder zusammen
- grenzüberschreitende Transaktionen in Wertpapieren und Aktien ("gross purchases and sales of securities
(bonds and equities) between residents and non-residents" sind für Dtld. z.B. in % des dt. BIP von 3,3% im
Jahre 1970 auf ca. 197 % im Jahre 1996 angestiegen) (IMF, World Economic Outlook 1997, S. 60)
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■ nüchternes Bild aus der Entwicklung der Nettokapitalströme (Leistungsbilanzsalden)
enorme Entwicklung der Bruttokapitalströme hat sich nicht in entsprechenden Netto-Größen
niedergeschlagen: Leistungsbilanzsalden der Industrieländer relativ zum BIP sind historisch betrachtet
nicht hoch (in 1990ern im Durchschnitt 2% des BIP; IMF World Economic Outlook, 1997, S.60)
■ hohe Korrelation von heimischem Sparen und Investieren
heimische Investitionen werden v.a. durch heimische Ersparnis (und nicht durch internationalen
Kapitalmarkt) finanziert ("Feldstein-Horioka-Paradox")
■ explosionsartige Entwicklung der ausländischen Direktinvestitionen in den letzten 15 –20 Jahren
- höhere Wachstumsraten als beim Außenhandel; allerdings von sehr niedrigem Niveau aus und immer noch
gering relativ zu heimischen Brutto-Investitionen
- wachsende Bedeutung multinationaler Unternehmen (für Welthandel (s.o.) und lokale Märkte)
- Industrieländer sind die Hauptquellen und die Hauptempfänger ausländischer Direktinvestitionen
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Weltproduktion, Exporte, FDI
Quelle: Multinational Firms in the World Economy; Navaretti, G. und Venables, A.; Princeton University Press; 2005; S. 4.
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Quelle: World Investment Report 2009, UNCTAD
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Quelle: World Investment Report 2013, UNCTAD
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Quelle: World Investment Report 2013, UNCTAD
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Legende zur obigen Tabelle aus World Investment Report 2013, UNCTAD
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2.5 Ausblick: Fakten über Migration [Freeman 2006; Faini/De Melo/Zimmermann 1999; Friedberg/Hunt 1995]
■ während Ende des 19. Jhs / Anfang des 20. Jhs massive Migrationsströme zu verzeichnen waren, gilt heute: „international migration is the absentee in the current wave of globalisation“ (Faini et.al. 1999, S.1)
■ prozentualer Anteil der Immigranten an der Bevölkerung 1981 und 1991 siehe die Tabelle aus Friedberg/Hunt
■ Schätzungen der UN über den Anteil der Personen in der Welt, die nicht in ihrem Geburtsland leben:
1970: 82,5 Millionen Immigranten; 2000: 175 Millionen (2,9% der Weltbevölkerung);
2005: 190 Millionen
■ größte Empfänger- und Senderländer 2000 (siehe die Tabelle von Freeman 2006 bei den Graphiken)
- größte Empfänger von Immigranten: USA (35 Millionen Immigranten = 12,4% der US-Bevölkerung), Russland (13,3 Millionen), Deutschland (7,3 Millionen); beachte hierbei: nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurden viele interne Ströme zu Strömen zwischen Ländern)
- größte Senderländer: China, Indien, Philippinen (alles Länder mit niedrigem Einkommen)
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■ Unterschiede zwischen der Massenimmigration Ende des 19./Anfang 20. Jh. und heute (nach Freeman 2006)
- die absoluten Zahlen der Immigranten sind ähnlich, die Relation der Immigranten zur Bevölkerung sind
heute aber deutlich geringer
- gegenwärtig sind fast die Hälfte der Immigranten Frauen, während es früher überwiegend Männer waren
- Ende des 19 Jahrhunderts waren die Migranten 'poor and huddled Europeans' auf der Suche nach einem
besseren Leben in Amerika (von 1820-1920 sind 13% der Europäischen Labour Force abgewandert; Irland
und Italien haben jeweils ca 30% der Arbeitskräfte verloren)
heute finden Wanderungsströme v.a. von Nicht-Europäern statt, die aus ihren armen Ländern in reiche
Länder wandern; Irland, Italien und Spanien wurden zu Empfängerländern; Lateinamerika wurde vom
Empfänger zum Sender
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■ vergleicht man die Ströme von Gütern, Kapital und Personen mit deren Beständen, so zeigt sich, dass die
Migration heute ein untergeordnete Rolle spielt; ein ähnliches Bild ergeben die bestehenden Lohndifferenzen
für ähnliche Tätigkeiten (im Vergleich zu Unterschieden bei Preisen und Zinsen); vgl. Freeman 2006
"... gives the global economy the appearance of a gated wealthy community consisting of the
advanced countries, surrounded by impoverished ghettos, with immigration restrictions preventing
the ghetto residents from moving to where their productivity and well-being would be higher"
(Freeman 2006, S. 151)
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Prozentualer Anteil der Immigranten an der Bevölkerung
Quelle: Friedberg und Hunt (1995, S.24)
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Quelle: Journal of Economic Perspectives, (2006; S.147),R. B. Freeman