Eigeninitiative und Ehrlichkeit

2

Click here to load reader

Transcript of Eigeninitiative und Ehrlichkeit

Page 1: Eigeninitiative und Ehrlichkeit

12 | Der Trakehner . 06 | 2009

A K T U E L L | M i t g l i e d e r- u n d D e l e g i e r t e n ve r s a m m l u n g : Vo r t ra g vo n H u b e r t u s S c h u l z e - Rü c ka m p

Eigeninitiative und Ehrlichkeit

ass das Trakehner Plenum hellwach und geradezu gebanntden durchaus unbequemen Worten des Referenten folgte,lag sicher an seiner charmanten, charismatischen Vortrags-

art, wie auch an den Tatsache, dass hier ein anerkannter Hippo-loge und Mann der Vermarktungspraxis von außerhalb der Tra-kehner Szene referierte. Hubertus Schulze-Rückamp vermochtedie vom Wahlmarathon des Tages bereits leicht ermüdeten Ver-sammlungsteilnehmer so zu fesseln, dass wir hier die Inhalte sei-nes Vortrages allen Lesern zugänglich machen möchten. Der Ver-band, so Schulze-Rückamp, könne in Sachen Vermarktung nurbedingt etwas tun, die Züchter müssen selbst Initiative ergreifenund den Trend erkennen: Gehobene Qualität geht nach wie vorsehr gut. „Normale Pferde zu vermarkten ist anstrengender undnicht so einfach – aber unmöglich ist es nicht. Sie als TrakehnerZüchter haben den Vorteil, eine wirklich exquisite Marke zu pfle-gen und das Besondere zu wollen, das entspricht dem Zeitgeist“,gab der Referent zu bedenken. Er selbst setzt in seinem Betriebwie auch im Vortrag keineswegs nur auf die Grand Prix-Sieger vonmorgen, die für astronomische Summen den Besitzer wechseln.Nein, er ging zunächst vor allem auf die Zielgruppe der Amateu-re ein, die keine gehobenen sportlichen Ansprüche mitbringen.Diese wollen ein unkompliziertes, reitbares, schickes Pferd mitEsprit, so seine Erfahrung, keine Überflieger, aber doch „das Be-

sondere“. Der Vermarktungsprofi skizzierte einige für diese Ziel-gruppe unerlässliche Voraussetzungen:

1. Gesundheit des Pferdes: Um nicht beim Ankauf unliebsameÜberraschungen zu erleben, empfahl der Fachmann, unbedingtdie Zweijährigen vor dem Weideaustrieb röntgen zu lassen undgegebenenfalls mit tierärztlicher Hilfe korrigierend tätig werdenzu können, um das gerittene Pferd dann als röntgenologisch ak-zeptabel anbieten zu können. „Kunden auf der Suche nach ei-nem „normalen“ Pferd – und das sind letztlich die meisten –schauen nicht mehr auf den letzten Euro, wenn die drei SäulenGesundheit, Handling und Umgänglichkeit stimmen“, so seineErfahrung.

2. Solide Ausbildung: Unter der Bedingung, dass das Pferd gesundist, sei eine solide klassische Ausbildung, für die für das normaleReitpferd mindestens 12-18 Monate zu veranschlagen sind, abso-lut unerlässlich. Solide Ausbildung heißt auch vielseitige Ausbil-dung! So ein Pferd muss brav im Gelände gehen, kleinere Sprün-ge anziehen und sich in allen Lebenslagen als rittiger „Mitmacher“erwiesen. Auch für Pferde im normalen Bereich gibt es Kunden,aber diese Pferde erfordern unter Umständen etwas mehr Arbeit:Sie müssen „bedienbar“ und durch die Ausbildung verschönt wer-den, sie müssen mit ganz normalen Reitern willig mitarbeiten,dann sind auch solche Pferde zu verkaufen. Sehr kritisch beur-

„Züchter aller Reitpferderassen wären töricht, in harten wirtschaftlichen Zeiten nur auf den Verband zu hoffen. “ Schon dieser Eröffnungssatz hätte vor versammelter Züchterschaft

wie eine Bombe einschlagen können.

D

Foto

:pri

vat

Die solide Ausbildung des jungen Reitpferdes ist eine unverzichtbare

Voraussetzung für dieerfolgreiche Vermarktung.

Page 2: Eigeninitiative und Ehrlichkeit

Vo r t ra g vo n H u b e r t u s S c h u l z e - Rü c ka m p | A K T U E L L

teilte Schulze-Rückamp seine Erkenntnis derletzten Jahre: „Wir haben im Profi und Semi-Profibereich viel zu wenige Bereiter, die jungePferde so reiten, dass sie für Amateure, auch sol-che mit weniger Routine, nachreitbar sind.“ Dasist aber unabdingbar!

3. Vertrauen und Respekt:Glaubt man dem Pferde-vermarkter aus Passion, erlebt der Pferdehandelgerade einen kompletten Imagewandel. Vertrauenlautet das neue Zauberwort, denn der Vermark-tungsprofi lebt von Dauerkunden und nicht vomschnellen Geld. Seriosität ist Trumpf, dazu kommtnoch eine Eigenschaft in der sich jeder Anbietervon Pferden üben sollte: Zuhören können, denKunden respektieren und wirk-lich das passende Pferd anbieten.Fairness und realitätsbezogenesAnbieten sind nach wie vornicht jedermanns Sache – aberder einzige Weg in schwierigenZeiten nachhaltige Geschäftsbe-ziehungen zu pflegen. Auf demHubertushof hat man einen„After-Sales-Service“ entwickeltder die Kunden auch nach demPferdekauf nicht allein lässt undbei eventuell auftretenden Pro-blemen hilft: Die Kunden kön-nen sich jederzeit Rat holen, beiProblemen ihr Pferd kurzfristigbeim Verkäufer in Korrekturbe-ritt geben oder gleich selbst mitPferd für ein paar Urlaubstageanreisen und sich gemeinsamwieder „geraderichten“ lassen.

4. Ambiente und „Kauferlebnis“: Gleichzeitig gaber zu bedenken, dass beim Pferdekauf – egal inwelcher Preisgruppe, handelt es sich hier dochum ein Luxusgut – das Ambiente stimmen mussund das Umfeld den Wert des Produktes unter-streichen sollte. Eine gepflegte Anlage mit sau-beren Räumlichkeiten und geharkter Reithalle,ein schick herausgebrachtes Pferd, Verkäuferund Bereiter in ordentlichem sauberem Outfitsollten überall selbstverständlich sein.

5. Blick auf die Turnierplätze: Dann legte er Profiden Züchtern ans Herz, sich ständig an der Fra-ge zu orientieren „was will der Sportreiter?“Züchter – egal welcher Größe – müssen sich heu-te am Sport orientieren, regelmäßig mit den Rei-tern der Basisprüfungen sprechen, um erfahrenzu können, welche Anforderungen an ein sport-liches Nachwuchspferd gestellt werden. „Letztlich

zählt nicht der Brand, sondern die sportive Wer-tigkeit eines Reitpferdes. Jeder Züchter muss sichheute knallhart am Sport orientieren, denn Sportund Markt selektieren gnadenlos.“

Zurück zu den Trakehnern, appellierteSchulze-Rückamp kompromisslos an die Eigen-verantwortung der Züchter. „Sie tragen Kostenund Risiko allein“, das heißt für ihn, „Verlegen-heitslösungen“ aus Stuten von nicht überzeu-gender Qualität oder Gesundheit haben in derZucht nichts zu suchen. Das mag gnadenlos klin-gen, und sicher gibt es Ausnahmen, doch insbe-sondere für Züchter mit ein bis zwei Stuten ist esaus Sicht des Referenten unabdingbar, sport-

und qualitätsbewusst zu selek-tieren. Und er ließ keinenZweifel daran, dass das möglichund nötig ist.

„Der Zuchtfortschritt hin-sichtlich Reitkomfort ist geradebei den Trakehnern in den letz-ten Jahren enorm“, resümierteer. „Aus meiner Sicht sogar hö-her als in anderen Zuchten.“ Indiesem Zusammenhang lobteHubert Schulze-Rückamp denTrakehner Hengstmarkt, dessenFlair unvergleichlich und Kun-denbetreuung im bundesweitenVerbandsvergleich sehr gut sei.Die Trakehner Züchter hättenallen Grund, stolz auf diese ein-malige Veranstaltung zu seinund sollten die Körtage in Neu-münster unbedingt erhalten.

Die Qualität der Reitpferde hingegen wünscht sichder Vermarkter im Rahmen des Hengstmarktesnoch deutlich höher. Für ihn darf die Reitpfer-deauktion beim Hengstmarkt kein Laufsteg fürden Durchschnitt sein. Das Freispringen derHengstkollektion 2008 hat den einstigen Spring-reiter voll überzeugt – dennoch gab er zu, dass esein langer Weg sei, eine Vielzahl entsprechenderInteressenten für diese häufig unerkannten Roh-diamanten nach Neumünster zu locken.

„Sie haben Pferde, die, wenn sie genügendZeit erhalten und entsprechend ausgebildet wer-den, zu Top-Pferden werden können“, ermutig-te der Referent, der beim letzten Hengstmarktmehrere Trakehner erwarb und insbesonderevom Springtalent Ostblick v. Sky Dancer inhöchsten Tönen schwärmte, die Anwesendenzum Abschluss. IE

... ist bekannt als Hippologe, Reiter,Aufzüchter und Auktionator. Als„hippologischer Kosmopolit“ be-zeichnet er sich; den Trakehnern seitJugendtagen zugetan, aber keineReitpferderasse mit Ausschließlich-keitsbonus bevorzugend. Seit 1988betreibt er seinen eigenen Handels-stall, den Hubertushof in Baden-Württemberg. Hier stehen etwa 100Pferde, davon 50 Reitpferde.

Anmeldungen der Fohlenbis zum 15. Juni

bei Dr. Hans-H. Becker,Dahlweg 5, 59394 Capelle,

Telefon und Telefax: 025 99/13 46,e-mail:[email protected]

5.Westfälisches

Trakehner Fohlen-

championat

Mit Qualifikation zum DeutschenFohlenchampionat.

Offizieller Auswahltermin für die Fohlenauktion in Hannover.

Sonntag, 21. Juni 2009

RV RhynernHolthöfener Weg 1a

59069 Hamm-RhynernBeginn: 10 Uhr Stutfohlen

14 Uhr Hengstfohlen

Erstklassige Stut- und Hengstfohlen

stehen zum freien Verkauf. Nutzen

Sie die Gelegenheit, sich die

Prämienstute für die Zentrale

Stuteneintragung des Jahres 2012

oder den Hengstanwärter für

die Trakehner Hengstkörung im

Oktober 2011 zu sichern.

HUBERTUSSCHULZE-RÜCKAMP ...

Foto

:Sig

run

wie

cha