EHRLICHKEIT...4 01/13 Treffpunkt BA Leitthema: Ehrlichkeit in der Wissenschaft Schlagzeilen über...
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7. Jahrgang
>1/13TreffpunkTBA Zeitschrift der Berufsakademie in Dresden
EHRLICHKEITin der Wissenschaft
4-5_ Geistiger Diebstahl ohne Verjährungsfrist – Nachgefragt in Wissenschaft und Politik
12-19_ Lehre und studentisches Leben 28-31_ Praxispartner im Porträt
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BILDUNG DIE AUFGEHTStaatliche
StudienakademieDresden
Karriere
Bachelor Duales Studium
Wissenschaft
praxisintegriert
ErfolgVergütung
akkreditiert
staatlich
Dual Studieren an der Berufsakademie Dresden!
Agrarmanagement
Betriebswirtschaft - Handel
Betriebswirtschaft - Industrie
Finanzwirtschaft - Bank
Finanzwirtschaft - Versicherung
Holz- und Holzwerkstofftechnik
Informationstechnik
Medieninformatik
Steuern, Prüfungswesen und Consulting
Wirtschaftsinformatik
Unser Studienangebot:
bedarfsgerecht
Berufsbefähigung
Nähere Informationen unter www.ba-dresden.de
-
3> 01/13 Treffpunkt BA
Editorial / Inhalt
BILDUNG DIE AUFGEHTStaatliche
StudienakademieDresden
Karriere
Bachelor Duales Studium
Wissenschaft
praxisintegriert
ErfolgVergütung
akkreditiert
staatlich
Dual Studieren an der Berufsakademie Dresden!
Agrarmanagement
Betriebswirtschaft - Handel
Betriebswirtschaft - Industrie
Finanzwirtschaft - Bank
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Holz- und Holzwerkstofftechnik
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Wirtschaftsinformatik
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bedarfsgerecht
Berufsbefähigung
Nähere Informationen unter www.ba-dresden.de
Prof. Dr.-Ing. habil. Andreas Hänsel
Direktor der Staatlichen Studienakademie Dresden
LeIttHemA: eHrLIcHkeIt IN Der WISSeNScHAft
4_ Schwarze Schafe in der Wissenschaft | 5_ Geistiger Diebstahl ohne Ver- jährungsfrist | 7_ Plagiatsverdacht: Verfahren an der Staatlichen Studienakade-mie Dresden | 8_ taktieren in der Öffentlichkeit | 9_ mommsen, marx und may
LeHre uND StuDeNtIScHeS LebeN
12_ Der Weg zum Studium ohne Abitur | 14_ exkursion als modulbaustein 15_ erlernen, erfahren und erleben | 17_ Augen zu und durch? | 18_ Yes, we can!
WISSeNS- uND tecHNoLoGIetrANSfer
20_ Wissenschaft vs. Praxis? | 22_ bachelorthesis von Stefanie kolbe (b.A.), Studiengang Agrarmanagement | 23_ bachelorthesis von monique tzscharntke (b.Sc.), Studiengang finanzwirtschaft-Versicherung | 25_ Interdisziplinärer Auf-baustudiengang zum fachingenieur für fertigungsorganisation
PrAxISPArtNer Im PortrÄt
28_ Itm – Gesellschaft für It-management mbH | 29_ reHoLz GmbH | 30_ ost-sächsische Sparkasse Dresden | 31_ ALemANNIA GmbH
PerSoNALItY
32_ Wie die zeit vergeht | 34_ Von Prüfungsnöten, klausuren, täuschungsver-dachten und bescheinigungen sowie Akten
kLArtext
36_ Achtung, Klappe! Studenten filmen „ihre BA” | 37_ Was macht eigentlich der Prüfungsausschuss? | 39_ bA Dresden startet bildungsoffensive mit der Sächsi-schen zeitung
termINe/ AuSbLIck
40_ Schauen Sie rein! | 43_ treffen Sie uns vor ort!
INHALT
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Sie halten heute die inhaltlich neu konzipierte erstausgabe des treffpunkt bA
der Staatlichen Studienakademie Dresden in Ihren Händen. Wir möchten Ihnen damit
einen noch besseren einblick in die Lehre, den Wissens- und technologietransfer
sowie das studentische Leben an unserer bildungseinrichtung geben. eine Vorstel-
lung der manchmal nur im Hintergrund wirkenden Personen soll Ihnen die Arbeit
in den verschiedenen bereichen unseres Hauses näher bringen. Gleichzeitig setzt
auch künftig ein inhaltliches Hauptthema einen Akzent, um Informationen und
meinungen aus dem bereich der akademischen bildung aus verschiedenen blickwin-
keln zu reflektieren. Das Thema dieses Heftes ist der Frage der wissenschaftlichen
Redlichkeit gewidmet. Wie Sie dem Artikel „Mommsen, Marx und May“ entnehmen
können, dessen Nachdruck uns dankenswerter Weise die zeitschrift forschung
& Lehre erlaubte, existieren die Versuche mit geringem Aufwand größtmögliche
akademische Würden zu erlangen nicht erst seit heute.
Seit dem erscheinen des letzten Heftes fanden an der Studienakademie Dresden
zahlreiche Aktivitäten statt. erwähnen möchte ich an dieser Stelle beispielhaft den Start
einer Wissenschaftspartnerschaft der Studienrichtung finanzwirtschaft-Versicherung
und den Versicherungsforen Leipzig. Alle Verantwortlichen sowie die in das Projekt
involvierten Studenten sind sich dabei sicher, dass sie mit ihrer Arbeit nicht nur ein
wirtschaftlich wichtiges thema bearbeiten, sondern gleichzeitig einen beitrag zur
Weiterentwicklung von formen und Inhalten der Lehre leisten.
Das 3. techniksymposium musste infolge des Hochwassers im Juni 2013 in Dresden
kurzfristig verlegt werden und findet nun am 30.08.2013 parallel zum Offenen Campus
statt. für das Verständnis der referenten sowie der rund 200 angemeldeten Gäste
möchte ich mich an dieser Stelle besonders bedanken. Wir erwarten nun im August
informative Impulse und widmen uns gemeinsam mit Interessenten aus der unternehmen,
Wissenschaft und Politik fragen der Personalgewinnung und fachkräftesicherung sowie
fachthemen von Simulationsbasierter Planung bis hin zu fertigungstechnik und It Service.
Die Vorbereitungen zur Akkreditierung des Studienganges Steuerberatung,
Prüfungswesen, consulting sind nunmehr ebenfalls abgeschlossen, sodass dem-
nächst 100 % unserer Studiengänge die Güte ihres konzeptionellen Ansatzes und
der Durchführung des Studiums in einem third-Party-Audit nach allgemeingültigen
kriterien bestätigt bekommen haben.
unmittelbar mit erscheinen dieses Heftes können Nachtschwärmer zur
Dresdner Langen Nacht der Wissenschaften am 05. Juli 2013 in Dresden u. a. in die
Welt der Informatik, der mess- und Lasertechnik und in fragestellungen der Wirt-
schaftswissenschaften an der Studienakademie Dresden eintauchen.
Von besonderer bedeutung für unsere Arbeit in den letzten monaten war die
Vorbereitung der evaluation durch den Wissenschaftsrat hinsichtlich der Perspekti-
ven einer Weiterentwicklung der berufsakademie Sachsen. bereits der übersandte
fragenkomplex zeigte deutlich, in welchen bereichen wir keinen Vergleich zu unseren
Wettbewerbern im tertiären bildungsbereich scheuen brauchen. Sie zeigten aber
auch auf, dass in den vorhandenen Strukturen eine Weiterentwicklung nur in begrenz-
tem umfang möglich sein würde. Insofern sehen wir dem besuch der 15 Auditoren am
18. und 19. Juli mit Spannung und gut vorbereitet entgegen. Optimistisch stimmt uns
dabei insbesondere, dass praxisnahe Studiengänge heute „hoch im Kurs“ stehen und
unser konzept das original dieses Studienmodells darstellt. Die Anforderungen an die
berufliche Qualifikation steigen in einer globalen Wirtschaft weiter. Dazu zählen neben
theoretischen fachkenntnissen aber auch praktische erfahrungen und soziale kompe-
tenzen, die in keinem anderen Studienmodell so erfolgreich vermittelt werden können.
Am Ende eines jeden Beitrages finden Sie die Kontaktdaten der Autoren. Scheuen
Sie sich nicht, diese für weiterführende fragen oder Hinweise zu kontaktieren. Gleiches
gilt für die neu eingerichtete rubrik Leserbriefe. Das redaktionsteam nimmt Ihre
Anregungen gern entgegen und ist schon heute auf Ihre kontaktaufnahme gespannt.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Ihr
Prof. Dr.-Ing. habil. Andreas Hänsel
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4 > 01/13 Treffpunkt BA 4
Leitthema: Ehrlichkeit in der Wissenschaft
Schlagzeilen über Schlagzeilen in den deutschen
tageszeitungen und Nachrichtensendungen über rück-
tritte, Verluste der Doktorwürde und Imageschäden
für deutsche Politiker waren in den letzten Jahren
häufig zu finden. Endlich ist es wieder etwas stiller
um die ganzen Plagiatsaffären der hochkarätigen
Politiker geworden. Nach karl-theodor zu Guttenberg,
Silvana koch-mehrin und nun auch Annette Schavan
ist man dieses themas leid. Sie sind Vorbilder. und
gerade als bundesbildungsministerin sollte man mit
gutem beispiel vorangehen. In gewisser Weise macht
sie das auch, denn es gibt eine Vielzahl an Plagia-
toren an deutschen Hochschulen, in Wissenschaft
und forschung. Die zahl der aufgedeckten fälle ist
verschwindend gering und die Dunkelziffer vermutlich
deutlich höher.
Nur durch zufall oder gezielte Suche, wie es pro-
fessionelle Plagiatjäger tun, wird der geistige Diebstahl
entdeckt. Natürlich bleiben die prominenten fälle in
der Öffentlichkeit eher haften als Plagiatsaffären von
Professoren und Doktoranten aus Wissenschaft und
forschung, die nicht im rampenlicht stehen. Doch
die motivation der sogenannten Plagiatjäger hat
mitnichten etwas mit wissenschaftlichem credo zu
tun, sondern vielmehr mit dem Hang nach Aufmerk-
samkeit und Diskreditierung von Personen. An den
aktuellen beispielen aus der Politik zeigt sich, dass
der ruf und die karriere so einen nahezu irreparablen
Schaden genommen hat. es bleibt abzuwarten, wen
es als nächstes trifft.
Plagiieren mit langer Tradition
Die beispiele aus der Politik zeigen, dass sich
sowohl zu Guttenberg, koch-mehrin oder auch Schavan
politisch gesehen auf einem zenit befanden. Doch sie
sind aus der Vergangenheit nicht die einzigen fälle
von geistigem Diebstahl. Auch Wladimir Putin und
friedrich Wilhelm Prinz von Preußen wurde vorgewor-
fen, abgeschrieben zu haben. Das früheste beispiel
für einen Plagiatsvorwurf stammt vom römischen
Dichter martial (1. Jahrhundert n. chr.), der seinen
Dichterkollegen als plagiarius (mart., ep. 1,52) bezeich-
nete. martial bezichtigte fidentius, seine Gedichte
bzw. „Kinder” unter falschem Namen verbreitet zu
haben. Deswegen ist die gängige Übersetzung des
Wortes plagiarius auch kinderdieb, menschenräuber
oder Sklavenhändler. Auch anderen Wissenschaft-
lern wurde Plagiat vorgeworfen. Dazu zählen keine
Geringeren als Galileo Galilei, charles Darwin und
Sigmund freud.
Schwarze Schafe in der Wissenschaft
Neben dem sozialen Imageverlust der entdeckten
Plagiatoren leidet vor allem das Ansehen der Wis-
senschaft unter dem geistigen Diebstahl. Als Student
verschreibt man sich mit beginn des Studiums dem
credo der Wissenschaft: ehrlichkeit, wissenschaftliches
Arbeiten und erkenntnisgewinn. Als Grundlage sollten
jedem angehenden Hochschulabsolventen diese basics
aufgezeigt werden. Doch was nützt die beste Lehre, wenn
die zeit für die Vermittlung dieser basics fehlt. Die ethi-
schen Aspekte wissenschaftlichen Schreibens sind die
Grundpfeiler der forschung. Die Plagiatoren sind jene
schwarzen Schafe der Wissenschaft, die diese diskreditieren.
Neben den fehlenden kenntnissen schlagen auch mora-
lische Apekte zu buche. Scham und reue sind für viele
fremdwörter. Auch mit zeitlichem Druck argumentieren
einige Plagiatoren. karl-theodor zu Guttenberg begrün-
dete sein, wie er es nannte, „wissenschaftliches Fehlver-
halten” mit hohem Zeitdruck und der beruflichen Belastung.
Als ehemalige minister gaben sowohl karl-theodor zu
Guttenberg als auch Annette Schavan schlechte Vorbilder
in Sachen ehrlichkeit, Autorität, rechtschaffenheit und
Glaubwürdigkeit ab. Doch sie erkannten ihre Fehler: „Auf
die frage, was man für ein Signal in die Wissenschafts-
gesellschaft sendet, wenn man eine offensichtlich sehr
fehlerhafte Doktorarbeit geschrieben hat, kann ich nur
sagen, dass das ein schlechtes Signal ist, das ich hier
gesendet habe, und ein Signal, das als sol-
ches auch nicht aufrechterhalten werden
konnte und sollte.” (Karl-Theodor Freiherr
zu Guttenberg, Deutscher bundestag – 17.
Wahlperiode – 92. Sitzung. Berlin, Mittwoch,
den 23. februar 2011)
Ein Wandel steht an
eine Hoffnung auf Verbesserung gibt
die neue bildungsministerin Johanna Wanka.
Sie will das regelwerk für die Doktoranten
auf den Prüfstand stellen. besonders das
Verfahren bei Verdachtsfällen soll nun
vereinheitlicht werden. Gutachter, Verjäh-
rungsfristen und Dauer der untersuchungen
bedürfen seitens der Wissenschaft einer
Nachbesserung. es ist ein gutes zeichen,
dass sich die neue bildungsministerin gleich
Aufgaben zuwendet, die ihre Vorgängerin
zu fall brachten. Auch die eckpunkte ihres
Planes sehen gut aus. Diebstahl verjährt
nach fünf Jahren (§ 78 III Nr. 4 StGB), warum
sollte nicht auch der geistige Diebstahl eine
Verjährungsfrist erhalten? Natürlich schreit
man als Wissenschaftler auf, wenn es um
Plagiat geht. Immerhin ist es die dreiste Aneignung von
fremdem Geistesgut. Doch sollten moderne maßstäbe
nicht an Arbeiten von vor 20 Jahren angelegt werden, da
sich die Standards geändert haben. Die Gutachter stehen
immer wieder vor einem entscheidenden Problem: Wo hört
zitieren auf und wo fängt Plagiieren an? ein einheitlicher
regelkatalog für das Verfassen von Dissertationen sowie
dem Prüfen etwaiger Plagiatsverdächtigungen wäre in
jedem Fall sinnvoll. Außerdem sollten auch qualifizierte
Gutachter die untersuchungen durchführen.
bleibt zu hoffen, dass sich mit der neuen bildungs-
ministerin und durch unterstützung der Verantwort-
lichen aus Wissenschaft und forschung ein Wandel
vollzieht und Plagiate immer seltener werden.
foto: fotolia/xtravagant
Schwarze Schafe in der Wissenschaft Wenn Plagiatsaffären die Forschung und Hochschulbildung diskreditieren
Autorin
Stephanie Ihleredakteurin WochenSpiegel Sachsen Verlag GmbH
KontaktHeinrich-Lorenz-Str. 2-409120 ChemnitzTel. 0371 5289-388e-mail: s.ihle@ wochenspiegel- sachsen. de
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5> 01/13 Treffpunkt BA
Geistiger Diebstahl ohne VerjährungsfristNachgefragt in Wissenschaft & Politik
Was haben bertolt brecht, George
Harrison, karl-theodor zu Guttenberg
und friedrich Wilhelm Prinz von Preußen
gemeinsam? Sie alle wurden des Plagiats
bezichtigt. ehrlichkeit bei der Doktorarbeit
ist nicht erst ein thema in der Wissenschaft
und in den medien von heute, sondern
bewegte bereits frühere Generationen.
Die Debatten um Plagiate bewegen die
Öffentlichkeit und die meinungen gehen
diesbezüglich auseinander. Gerade Wis-
senschaftler und Hochschulabsolventen
sehen darin einen betrug an forschung
und Lehre. Die redaktion des magazins
hat sich in fachkreisen unterschiedlicher
berufsgruppen umgehört.
Wissenschaftliche Ausbildung ist
größter Schatz
Die Wissenschaftsausbildung soll
neben erkenntnisgewinn das eigene
Denken befördern, um für eine kritische
Auseinandersetzung mit einer materie
befähigt zu sein. Die kompetenz des
selbstständigen Denkens mündet in
ein differenziertes urteilsvermögen,
eine Auffassung, die aber im zeitalter
der schnellen kommunikationssysteme
wie ein Dinosaurier anmutet. Die Wissen-
schaftsausbildung unterliegt inzwischen
dem Druck einer schnellen Hinführung
zu einer berufsbefähigung. Die Versu-
chung, es dann mit dem Wahrheitsgehalt
vielleicht nicht so genau zu nehmen
und per mausklick fertige meinungen
unkritisch zu übernehmen, ist einfach
groß und der Schnelligkeit geschuldet.
Dennoch ist eine wissenschaftliche
Ausbildung der größte Schatz für zu-
künftiges Handeln. unterzieht man sich
ernsthaft dem Procedere des wissen-
schaftlichen Denkens, so besteht für die
zukünftige berufstätigkeit zumindest eine
chance, dass Gewissenhaftigkeit und
Wahrhaftigkeit das Handeln bestimmen.
Wissenschaftliches Arbeiten verleiht
rückgrat und Souveränität, die zu Selbst-
bewusstsein und Geradlinigkeit führen –
es stünde der heutigen zeit wahrhaftig
gut zu Gesicht.
Vertrauen in der Bevölkerung
schwindet
Wissenschaftlerinnen und Wissen-
schaftler aller fachdisziplinen leisten
einen wichtigen beitrag für die ent-wicklung
und den Wohlstand in unserer Gesell-
schaft. ehrlichkeit ist ein Grundsatz des
wissenschaftlichen Arbeitens, der bereits
während des Studiums vermittelt wird.
es sind einzelfälle, die diese Grundsätze
missachten und wo die eingesetzten kon-
trollmechanismen nicht greifen. Aber mit
jedem fehlverhalten, das in den medien
berichtet wird, schwindet das Vertrauen
der bevölkerung in die Wissenschaft
und verunsichert gleichzeitig die Wis-
senschaftler und Wissenschaftlerinnen,
die nach den Grundsätzen arbeiten.
einerseits ist es beruhigend, dass fehl-
verhalten auch Jahr(zehnt)e später an die
Öffentlichkeit kommt und konsequenzen
mit sich bringt, andererseits müssen
die bisherigen kontrollmechanismen
auf den Prüfstand.
Vortäuschung von Innovation
wo Stillstand herrscht
Wissenschaft ist menschheitsge-
schichtlich die erste und einzige unter-
nehmung, die es gestattet, über die maxi-
men einer, ihre Bedingungen nicht reflek-
tierenden, Praxis hinaus belastbares
Wissen über die Wirklichkeit zu erlangen.
Seit beginn der Neuzeit ist Wissenschaft
öffentlich (im Sinne von nicht-arkan) und
kritisch, d.h. sie befragt die Wirklichkeit im
Lichte bereits vorhandener erkenntnisse
-– und diese anhand der Wirklichkeit. Der
wissenschaftliche Innovator geht also
immer über die erkenntnisse der anderen
hinaus, zugleich gäbe es ihn nicht ohne sie.
Die sichtbare trennung von fremdem und
eigenem ist mithin dem wissenschaftlichen
Geschäft inhärent. Wer in der Wissenschaft
fremdes als eigenes ausgibt, betrügt
andere um ihre erkenntnisse und täuscht
Innovation vor, wo Stillstand herrscht. Dass
eine Wissenschaftsministerin (von ihrem
dummdreisten Von-und-zu-kollegen ganz
zu schweigen) dort von „Fehlern“ spricht,
wo sie plagiiert hat, und mehr noch, dass
die von ihrem Ministerium finanzierten
Wissenschaftsorganisationen sie dennoch
stützten, zeigt, wie wenig die nicht-wissen-
schaftliche Wissenschaftsorganisation vom
unternehmen Wissenschaft begriffen hat.
Wissenschaft und Wirtschaft –
gemeinsam stark
Sachsen besitzt eine kleinteilig und
mittelständisch geprägte, aber auch fle-
xible und innovative Wirtschaft. Sachsen
hat aber auch ein dichtes Netz an wissen-
schaftlichen einrichtungen, die vielfach
ingenieurtechnisch ausgerichtet sind.
Die zukunft unseres Landes hängt von
der kooperation und der Verflechtung
der heimischen Wirtschaft und der wis-
senschaftlichen einrichtungen vor ort ab.
Nur so lassen sich Wertschöpfungsketten
generieren, durch die wiederum unser
Wohlstand gesichert wird. ein exzellentes
beispiel für gelungene zusammenarbeit
ist die berufsakademie Sachsen. Seit
mehr als 20 Jahren ist sie im tertiären
bereich konsequent dual ausgerichtet und
damit für die Studenten und die Praxis-
partner gleichermaßen effizient. eine
hohe Abschlussquote der Studenten,
eine ausgezeichnete Vermittlungsquote
beweisen: Die berufsakademie Sachsen ist
auf dem erfolgsweg und ein wichtiger Garant
für die Deckung des fachkräftebedarfs der
heimischen Wirtschaft. Auf diesem Weg
wollen wir weiter gemeinsam vorangehen.
Elisabeth Panzner Studentin für Medien- kommunikation (M.A.) an der TU Chemnitz
Die nicht deklarierten fremden
Gedanken
Schwindeln ist zum allgemeinen
Volkssport geworden: Die Politiker tun
es, die Wirtschaft tut es und der gemeine
Deutsche tut es auch. Durch die Plagiats-
vorwürfe gegen die Doktorarbeit des
ehemaligen Verteidigungsministers
Guttenberg rückte das Thema „Abschrei-
ben“ in die Mitte der Gesellschaft.
Ich als master-Studentin muss im
Dana Müller Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut fürArbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg
Dr. Marianne Risch-Stolz Kunsthistorikerin, Leipzig
Prof. Dr. Günther Schneider Vorsitzender des Arbeitskreises
„„Hochschule und Wissenschaft, Kultur und Medien der CDU-Fraktion des Sächsischen Landtages”
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Prof. Dr. Winfried Thielmann Inhaber der Professur Fremd- und Zweitsprachen an der TU Chemnitz
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uni-Alltag beim Schreiben von Haus-
arbeiten penibel auf eine korrekte Quel-
lenangabe achten. uns wurde dies
bereits im bachelor-Studium beigebracht
und so verinnerlichte ich es im Laufe des
Studiums immer mehr. Gerade heute, im
zeitalter des Internets und der frei zugäng-
lichen Informationen, ist die Verlockung
groß, die Pc-funktionen kopieren und
einfügen zu benutzen. meiner meinung
nach sollte sich daher jeder an die eigene
Nase fassen. Schließlich ist der mensch faul,
wenn er fremdes geistiges eigentum, in
dem er es nicht als solches kennzeichnet,
zur eigenen Leistung deklariert.
Lisa Dreischarf Studentin für BW-Industrie an der BA Dresden
Dicke Kataloge verwirren eher
meiner meinung nach unterzieht
sich jeder Studierende einer gewissen
Verantwortung, sobald er sein Studium
antritt. Dazu gehört u.a. auch die ein-
haltung der regeln und richtlinien für
die Anfertigung von wissenschaftlichen
Arbeiten. Jeder, der sich vorsätzlich dieser
Pflicht widersetzt, muss zur Rechenschaft
gezogen werden. Die letzten Jahre
haben mir allerdings gezeigt, dass es
selbst Studenten, die bemüht sind dieser
Verantwortung gewissenhaft folge zu
leisten, oftmals schwerfällt, ihr zu 100 %
gerecht zu werden. zumal Irren und
das Verursachen von fehlern nun einmal
in der Natur des menschen liegen. Wie
Leitthema: Ehrlichkeit in der Wissenschaft
Stefan Schmid Rechtsanwalt, Fachanwalt für Miet- und Wohneigentumsrecht
Nachgefragt in
Wissenschaft & Politik
In den letzten Jahren sind mehrere
namhafte Politiker durch den Nachweis, dass
sie bei der Abfassung ihrer Dissertation nicht
korrekt zitiert haben, ihres akademischen
Grades verlustig gegangen. Dies hat in der
Öffentlichkeit viel resonanz gefunden,
jedoch wurden dabei Argumente leider
nicht immer sachlich gewählt. Insbeson-
dere ist bereits jede „Verfehlung“ in den
strafrechtlichen bezug des betruges gesetzt
worden.
Die durchaus komplexen Vorausset-
zungen für die Annahme eines betrugs-
falles, wie sie die rechtsprechung kennt,
werden naturgemäß in solchen öffentlichen
Diskussionen nicht ausreichend gewichtet.
Dass neben dem objektiven tatbestand
das Vorspielen falscher oder entstellen
und unterdrücken wahrer tatsachen
auch die Notwendigkeit besteht, bei einer
dritten Person einen Irrtum zu erregen
und als weitere dritte komponente dies
auch in der Absicht geschehen muss, sich
einen rechtswidrigen Vermögensvor-
teil zu beschaffen, ist eigentlich unter-
blieben. es ist allein darauf abgestellt worden,
ob jemand den objektiven tatbestand erfüllt
hat, also falsche tatsachen vorgespielt hat
oder wahre tatsachen entstellt oder unter-
drückt hat. Das Wiedergeben von textpas-
sagen aus anderen Werken, ohne Angabe
der Quelle, ist immer als Betrug dargestellt
worden. zwar mag dieser objektive Sachver-
halt häufig gegeben gewesen sein. Daraus
muss aber nicht sofort auch die Schluss-
folgerung gezogen werden, dass dadurch
bei dem Gegenüber, also Doktorvater oder
Promotionsausschuss, ein Irrtum erregt
worden ist. Was wäre zum beispiel der fall,
wenn der Doktorvater sehr wohl wusste,
von wem die zitatstelle stammt, es jedoch
selbst unterlassen hat, dies bei Durchsicht
der Doktorarbeit zu monieren. für diesen
fall wäre bereits der betrugstatbestand
nicht mehr einschlägig.
Gleiches gilt für die frage, ob tatsächlich
die Verwendung eines fremden zitates ohne
Quellenangabe immer mit Täuschungs-
absicht erfolgt ist. Hier ist insbesondere
anzuführen, dass man Dissertationen,
welche 30 Jahre oder länger zurückliegen,
nicht an den Nachforschungsmethoden
messen kann, welche heute zur Verfügung
stehen. Wer eine Dissertation mit einem
zettelkasten geschrieben hat, in welchem
die zitate vermerkt waren, geht leichter
fehl, bei Verlust eines solchen zettels,
als derjenige, welcher mittels Internet-
recherche das Zitat sofort wiederfinden
kann. ob man daher jemandem eine täu-
schungsabsicht unterstellen kann, der vor
30 Jahren eine Dissertation abgegeben
hat, in welcher zitate nicht oder nicht
ordnungsgemäß wiedergegeben wor-
den sind, muss bezweifelt werden.
Leider können solche komplexen
Sachverhalte nicht in zwei- oder dreispal-
tigen Leitartikeln aufgearbeitet werden,
sondern allenfalls nach umfangreichen
untersuchungen und strafrechtlichen
ermittlungen. Dies hat in der Öffentlichkeit
den eindruck erweckt, dass die ehrlichkeit
in der Wissenschaft nicht vorhanden ist.
Dabei kann man nicht von vornherein
davon ausgehen, dass es eine ehrlich-
keit in der Wissenschaft nicht gibt. es ist
immer auf den jeweils Handelnden ab-
zustellen und dessen interne motivation
so oder so zu handeln.
es darf wohl getrost davon ausge-
gangen werden, dass die Wissenschaft
heute zum weit überwiegenden teil sehr
ehrlich mit der ihr anvertrauten materie
umgeht. einzelne schwarze Schafe, sowohl
bei den Promovierenden als auch bei den
die Doktorarbeit betreuenden Professoren,
sind immer und überall vorhanden. eine
differenziertere betrachtung täte daher
auch der berichterstattung gut. Dass die
frage der ehrlichkeit in der Wissenschaft
schon immer ein thema war, kann man,
abschließend, an einem zitat von Wilhelm
busch sehen. Dieser hatte bemerkt:
» Die Wissenschaft ist was sie bleibt,
was der eine ab vom anderen schreibt. «
Auch darin kommt zum Ausdruck,
dass in den meisten Promotionen der
kerngehalt des wissenschaftlich Neuen
nicht den Schwerpunkt der Arbeit einnimmt,
sondern meist nur eine untergeordnete
Stellung hat, da das Herleiten des Prob-
lems und die Wiedergabe der bisher dazu
erschienenen Quellen den Hauptteil der
jeweiligen Schrift einnimmt. Auch vor
diesem Hintergrund sollte daher die
frage der ehrlichkeit der Wissenschaft
nicht zu kontrovers diskutiert werden und
nicht jedes fehlerhaft wiedergegebene
zitat auf die Goldwaage gelegt werden.
lässt sich dies aber für einen objektiven
begutachter vom Vorsatz unterscheiden?
Wann gilt eine Arbeit als vorsätzliches
Plagiat und wo wird die Grenze gezogen?
Jeder von uns Studenten steht wäh-
rend seiner universitären Ausbildung
mehrfach vor der Herausforderung eine
wissenschaftliche Arbeit anzufertigen. mit
dem letzten Satz kommt die erleichterung:
„„Endlich fertig!“. Auf die Erleichterung
folgt direkt ein Gefühl von Angst. Habe
ich alle zitate richtig gesetzt? Habe
ich vielleicht sogar ein oder mehrere
zitate vergessen anzugeben? Spätes-
tens nachdem wir in den letzten Jahren
mehrfach miterleben mussten, wie einst
renommierte Politiker aufgrund von Pla-
giatsvorwürfen durch die medien förmlich
in der Luft zerrissen wurden und welche
konsequenzen sie aus einer Handlung
ziehen mussten, welche bereits mehr als
20 Jahre zurückliegt, kommt die Angst des
Plagiats in den meisten von uns bei jeder
fertiggestellten Arbeit hoch. Innerhalb
der letzten eineinhalb Jahre, in denen
ich nun studiere, habe ich beobachten
können, dass die meisten Studenten
eine moralisch vertretbare Grundein-
stellung zum Thema „Ehrlichkeit in der
Wissenschaft“ besitzen. Trotz Zeitdruck
und zeitweiligem Studieren an der Leis-
tungsgrenze sind sich die meisten ihrer
Verantwortung bewusst und hegen einen
recht hohen inneren Anspruch, welchem
sie auch gerecht werden wollen. und das,
obwohl es in zeiten einer computer- und
internetaffinen Gesellschaft für jeden von
uns eine Leichtigkeit darstellt, texte und
Arbeiten zu kopieren.
foto: mü
foto: privat
foto: S. Ihle
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7> 01/13 treffpunkt bA
Plagiatsverdacht: Verfahren an der Staatlichen Studienakademie Dresden
Professor Eberhardt Engelhardt klärt auf
Das thema Plagiate ist durch die jüngsten fälle
aus der Politik ins Licht der Öffentlichkeit geraten.
Dabei ist leider ein zum teil falsches bild entstanden,
was die Verfahren in solchen fällen betrifft. Politiker
stehen im rampenlicht der Öffentlichkeit und des-
halb ist das Interesse dieser bei Plagiatsverdachten
in Doktorarbeiten sehr groß. An allen Hochschul-
einrichtungen gibt es regelungen, wie bei einem
Plagiatsverdacht zu verfahren ist. erst kürzlich, am
9. April 2013, hat die Bundesbildungsministerin
Johanna Wanka die reformierung der Promotionsver-
fahren und eine Vereinheitlichung der Prüfverfahren
bei einem Plagiatsverdacht angekündigt.
Vorgehen bei Plagiatsvergehen an der
Studienakademie Dresden
Auch die Staatliche Studienakademie Dresden
kommt an diesem thema nicht vorbei und zuständig-
keitshalber beschäftigt sich der Prüfungsausschuss
mit dieser Problematik. Im unterschied zu vielen
anderen prüfungsrechtlichen Problemen ist bei einem
täuschungsverdacht bzw. Plagiatsverdacht die Staat-
liche Studienakademie verpflichtet, den Nachweis zu
erbringen.
Natürlich wird bereits im Vorfeld versucht, solche
fälle zu verhindern. Die Studierenden werden vor
Prüfungen auf konsequenzen bei betrugsversuchen
hingewiesen und bei wissenschaftlichen Arbeiten
wird eine eidesstattliche erklärung verlangt. In der
richtlinie für die formale Gestaltung wissenschaftlicher
Arbeiten an der Staatlichen Studienakademie Dresden
wird zudem auf das korrekte zitieren hingewiesen. Das
verhindert nicht, dass hin und wieder täuschungsver-
suche unternommen werden. Auch bei Diplom- bzw.
bachelorarbeiten (thesis) sind in den vergangenen
Jahren mehrere solcher Versuche aufgedeckt worden.
Die Verfahrensweise bei einem solchen Verdacht ist in
den Prüfungsordnungen geregelt. zunächst erhält der
Studierende die möglichkeit, sich zu diesem Vorwurf
zu äußern. bei klaren fällen verzichten Studierende
auch auf diese möglichkeit und konzentrieren sich
auf die Wiederholung dieser Prüfungsleistung, sofern
sie noch nicht die mögliche Anzahl der Versuche aus-
geschöpft haben.
es ist aber auch durchaus möglich, dass sich
ein täuschungsverdacht nicht bestätigt. So gab es
einen fall, bei dem zwei Studentinnen in einer klau-
sur auffallend gleiche falsche Lösungen hatten. es
stellte sich heraus, dass diese Studentinnen in einer
Wohneinheit zusammen lebten, sich gemeinsam auf
die Prüfungen vorbereiteten und ein Skript verwen-
deten, in dem nachweislich falsche Darstellungen
enthalten waren.
Auch im Nachhinein können Plagiatsvergehen
verfolgt werden
In der regel werden bei schriftlichen Arbeiten
Plagiatsverdachte durch die Gutachter festgestellt und
durch entsprechende textvergleiche, Verweise auf die
originale usw. belegt. Aber auch lange nach dem ende
des Studiums kann es zu Plagiatsvorwürfen kommen,
die ein entsprechendes Verfahren in Gang setzen, wenn
der Vorwurf hinreichend begründet erscheint.
bei Plagiatsvorwürfen reicht es nicht aus, wenn
die betreffende Arbeit einen ähnlichen Aufbau, zum
Teil gleiche Quellen, gleiche Ergebnisse usw. zu einer
früheren Arbeit aufweist. relativ klar sind fälle, bei
denen eindeutig identische Texte, Bilder oder grafische
Darstellungen ohne kenntlichmachung übernommen
wurden. Schwierig zu beurteilen sind ähnliche oder
fast gleiche texte, bilder oder Darstellungen. es muss
nachgewiesen werden, dass die betreffenden teile der
Arbeit ohne die Zuhilfenahme einer anderen Quelle, die
nicht eindeutig genannt wurde, nicht erklärbar sind.
Die Arbeit des Prüfungsausschusses
Der Prüfungsausschuss prüft die vorliegenden
Dokumente, diskutiert über die Sachverhalte und kann im
zweifelsfall weitere Gutachter mit einer Stellungnahme
beauftragen. Der Prüfungsausschuss ist hingegen nicht
verpflichtet, selbst zu ermitteln. Eine Entscheidung
des Prüfungsausschusses wird auf Grundlage der
vorliegenden Dokumente und der Stellungnahme des
Studierenden getroffen.
es spielt bei der feststellung, ob es sich um ein Plagiat
handelt, keine rolle, ob die betreffenden teile der Arbeit
durch unachtsamkeit, unwissenheit oder mit Absicht aus
anderen, nicht genannten, Quellen übernommen wurden.
Auf gar keinen fall gelangen diese fälle an die
Öffentlichkeit! Die mitglieder des Prüfungsausschusses
sind zur Verschwiegenheit verpflichtet und natürlich
würde eine Veröffentlichung solcher fälle gegen etliche
Datenschutzbestimmungen verstoßen.
zunehmend werden schriftliche Arbeiten, die auch
in elektronischer form zum beispiel als pdf-Dokumente
vorliegen, durch Software zum Aufspüren von Plagi-
aten geprüft. Das kann für ganze Seminargruppen
(Gleichbehandlung der Studierenden) erfolgen oder
auch einzeln, wenn ein begründeter Verdacht vorliegt.
Foto: Simone Hainz/pixelio.de
Autor
Prof. eberhard engelhardtLeiter des Studiengangs medieninformatik und Vorsitzender des Prüfungsausschusses der Staatlichen Studienakademie Dresden
kontaktHans-Grundig-Straße 25 Tel.: 0351 44722-511Fax: 0351 44722-9510 e-mail: [email protected]
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8 > 01/13 Treffpunkt BA 8
Leitthema: Ehrlichkeit in der Wissenschaft
Prof. Dr. Joachim käschel ist Professor für Produk-
tionswirtschaft und Industriebetriebslehre an der tech-
nischen universität chemnitz. Die redaktion sprach mit
ihm über seine persönlichen Ansichten bezüglich der
Debatten um Plagiatsvorwürfe bei Politikern, seine
eigenen erfahrungen mit geistigem Diebstahl und
seinen Wünschen für den zukünftigen umgang mit
diesem thema.
Plagiate schaden der Wissenschaft und deren
Image. Was halten Sie von den Debatten um Annette
Schavan, Karl-Theodor zu Guttenberg und Silvana
Koch-Mehrin?
Ich finde die politische Einseitigkeit der Debatten falsch.
Hierbei geht es weniger um die Sache, als um die Person
und das Amt. karl-theodor zu Guttenberg wurde zu fall
gebracht, als er äußerst beliebt war. In zeiten des Wahl-
kampfes wird besonders auf Politiker eingehauen. es
geht in der Öffentlichkeit um einfaches taktieren, nicht
um die eigentliche Wissenschaft, das gefällt mir nicht.
Plagiatsvorwürfe gibt es bereits seit der Antike.
Wird durch die aktuellen Debatten dieses Thema nur
zusätzlich angeheizt und dadurch scheint es, als
gäbe es eine Steigerung an Vorfällen oder können
Sie wirklich eine Zunahme von Plagiatsverdachten
verzeichnen?
Ich kann nicht einschätzen, ob sich die fälle häufen. Das
größte Problem sind studentische Arbeiten. Der Dozent
gibt die Idee vor und der Student fertigt die Arbeit an. Die
urheberschaft liegt anschließend beim Verfasser, auch
wenn der Dozent den Impuls dazu gab. Da muss man sehr
aufpassen. Vor allem Seminararbeiten sind häufig von
Plagiaten betroffen. eine genaue textanalyse sowie die
entsprechende Software hilft diese aufzudecken. unsere
Studenten müssen eine zustimmung zur elektronischen
Überprüfung geben. Seitdem haben wir kaum noch Prob-
leme damit. Natürlich gibt es immer noch möglichkeiten
zu plagiieren. Die Grenze zwischen zitieren von Grund-
wissen und Plagiieren ist schwierig zu ziehen. es sollte
deswegen ein Regelwerk geben, welches Fächerspezifika
berücksichtigt. bei Abschlussarbeiten lagen mir noch
keine fälle von Plagiaten vor. Als zusätzlicher Gutachter
untersuche ich aber immer mal Verdachtsfälle.
Dozenten haben meist ein geschultes Auge für
Plagiate. Welche Hilfsmittel stehen Ihnen zur
Verfügung? Und wie ist der Werdegang vom Ver-
dacht bis hin zur Bestätigung des Vorwurfes?
Ich darf nicht den Anschein erwecken, Wissen generiert
zu haben, was ich nicht generiert habe. Das muss den
Studenten beigebracht werden und dafür ist eine gute
und fachlich kompetente betreuung notwendig. Gerade
die Thematik „Ghostwriter“ kann eigentlich nicht pas-
sieren, wenn ein reger Austausch zwischen Studenten
und betreuer herrscht. Grundsätzlich nutzen wir, wie
viele andere, spezielle Software zur Überprüfung. für
Seminararbeiten reicht diese völlig aus, doch bei Dis-
sertationen und Abschlussarbeiten stößt sie an ihre
Grenzen. Deswegen ist auch das Studieren der texte
wichtig und liefert manchmal den entscheidenden
Aufschluss. Wenn beispielsweise die stilistischen merk-
male in der Arbeit grobe unterschiede erkennen lassen.
Doch ist die frage der bewertung immer subjektiv. Im
zweifel ziehen wir bei Abschlussarbeiten oder Disser-
tationen auch mehrere Gutachter hinzu. bei einem
Verdacht prüft im Anschluss der Prüfungsausschuss
die betroffene Arbeit und entscheidet im zweifel über
die bestrafung. bei Seminararbeiten erhalten die
Studenten die Note fünf und müssen sie neu schrei-
ben. bei Abschlussarbeiten droht die exmatrikulation
und bei Dissertationen kommt es zur Aberkennung
der Doktorwürde. Hochschullehrer, die des Plagiats
überführt werden, können in schwerwiegenden fällen
aus dem Dienst entlassen werden, es kann ihnen der
beamtenstatus entzogen werden verbunden mit allen
Anreden, die dieser Status mit sich bringt.
Was würden Sie sich für die Zukunft
hinsichtlich dieser Thematik wünschen?
Grundsätzlich sollte man über eine Verjährung nach-
denken. Denn eine adäquate Situationsbeurteilung
nach rund 15 Jahren ist nicht mehr möglich. Außer-
dem sollte überlegt werden, wer Plagiate beurteilt.
Sind die Leute qualifiziert genug? Ich würde mir eine
verantwortungs- und respektvolle untersuchung und
einschätzung wünschen. für mich steht die frage im raum:
Inwieweit wird in Deutschland die Wissenschaft überhaupt
geschätzt? Was nicht geschätzt wird, wird unpfleglich
behandelt. Deshalb wäre es besser, wenn menschen die
Plagiatsvorwürfe untersuchen, die erfahrung mit der
thematik haben. Die beurteilung sollte daher im bereich
der Wissenschaft liegen und nicht bei Plagiatjägern, die
schwarze Listen erstellen. Damit helfen sie weniger der
Wissenschaft als sich selbst. Von einer wissenschaft-
lichen Initiative kann dabei nicht die rede sein, sondern
eher von einem Aufmerksamkeitsbewusstsein.
Was würden Sie abschließend Studenten und
Aspiranten mit auf den Weg geben?
Wichtig ist die eigene Grundeinstellung. Studenten müssen
sich verinnerlichen, dass sie nur das schreiben, was auch
von ihnen ist, anderenfalls müssen sie es kennzeichnen.
Studenten gehen an die Hochschulen der Wissenschaft,
deswegen sollten sie auch dem credo dieser folgen. Wer
wirklich wissenschaftlich arbeiten will, der wird mit Pla-
giieren nicht glücklich. Grundvoraussetzung für wissen-
schaftliches Schreiben ist eine gute Literaturrecherche.
Die Hochschulen bieten dazu auch spezielle kurse, in
denen die Studenten das wissenschaftliche Schreiben
lernen, an. früher war es die Aufgabe des betreuers,
den Studenten diese Grundlagen zu vermitteln. Doch
die engen zeitpläne lassen dafür kaum noch raum. ein
wie früher übliches Lehrer-Schüler-Verhältnis ist nicht
mehr möglich. Das finde ich sehr schade, denn damit
verlieren wir etwas kultur.
kommen Studenten in eigenen kreisen mit Plagiaten
in berührung, sollten sie versuchen, dies freundlich zu
klären. Auf wissenschaftlicher ebene muss rechtlich vor-
gegangen werden. Wer ein Plagiat entdeckt, muss agieren,
anderenfalls wird er mit dem Plagiator gleichgesetzt.
Das zeigt die heikle Lage: Wo geht wissenschaftliches
fehlverhalten überhaupt los?
Vielen Dank für das freundliche Gespräch.
Taktieren in der ÖffentlichkeitWissenschaft wird in Deutschland unzureichend geschätzt
Autorin
Stephanie Ihleredakteurin WochenSpiegel Sachsen Verlag GmbH
KontaktHeinrich-Lorenz-Str. 2-409120 ChemnitzTel. 0371 5289-388e-mail: s.ihle@ wochenspiegel- sachsen. de
Foto: Ingolf Müller
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9> 01/13 treffpunkt bA
Mommsen, Marx und MayDer Doktorhandel der deutschen Universitäten im 19. Jahrhundert und was wir daraus lernen sollten
Der Handel mit Doktortiteln, in den letzten Jahren
immer wieder skandalträchtiges Thema in Medien
und Wissenschaft, ist nicht erst eine Erscheinung
unserer Zeit. Versuch einer historischen Dimensio-
nierung, der ein kritisches Schlaglicht auf die Uni-
versitäten jener Jahre wirft und eine idealistische
Sicht auf sie hinterfragt.
Auf den abstrusen Gedanken, ob es möglich sei,
in einer Dissertation über das Gewissen zu betrügen,
wäre im 19. Jahrhundert vermutlich niemand gekom-
men. Schon 1882 ist in Jena ein Lehramtskandidat mit
der Arbeit „Was versteht man unter Charakterbildung
und wie ist dieselbe seitens der Schule zu pflegen?“
promoviert worden, der kurz zuvor in Leipzig des
Promotionsbetrugs überführt worden war. er hatte bei
der dortigen philosophischen fakultät eine lateinische
Dissertation über den Partikelgebrauch bei Homer ein-
gereicht, welche er nachweislich von einem berliner
Dissertationenhändler gekauft hatte (leicht herzustel-
lende kompilationen aus lateinischen Lexika waren
damals gängiger Stoff für Ghostwriter). Der Schwindel
war aufgeflogen, weil die Berliner Staatsanwaltschaft
das büro dieses Promotionsagenten hochgenommen
und die Namen von dessen kunden allen betroffenen
universitäten gemeldet hatte. Solche Agenten gab es
damals zuhauf. beliebt und später berüchtigt waren
auch die amerikanischen Doktorfabriken, die in zei-
tungsanzeigen offen um kunden warben und aus dem
geradezu titelbesessenen Deutschland der kaiserzeit
reichen zulauf fanden.
Die „amerikanischen“ Pseudodoktoren
Der berühmteste dieser „amerikanischen“ Pseudo-
doktoren, die bald nach einer der bekanntesten dieser
Universitäten als „Philadelphia-Doktoren“ verspottet
wurden, war karl may. obwohl er nie eine universität
besucht hatte, trat er in der Öffentlichkeit mit dem
Doktortitel auf und lieferte damit seinen kritikern
eine Steilvorlage. Der Dresdner Anzeiger etwa fragte
hämisch, ob May etwa seinen Titel „von seinen Freunden,
» Hat karl may seinen titel
von den Haddedihn-Arabern
oder von der universität der
comanchen erhalten? «
den Haddedihn-Arabern, oder von der universität der
Comanchen“ erhalten habe.
may, der offenbar in seiner eigenen Welt lebte, recht-
fertigte sich mit ehrungen, die ihm in china zuteil geworden
seien und die weit über einem Doktortitel stünden. Weil
ihn das natürlich in keinster Weise aus der Schusslinie
brachte, kaufte ihm schließlich seine spätere ehefrau klara
May 1902 ein Ehrendoktordiplom der „German-American-
University of Chicago“. Als ihm die sächsischen Behörden die
führung des Doktortitels aufgrund eines solchen Diploms
versagten, zog may unter fremdem Namen (er gab sich
als seine eigene Schwiegermutter aus) erkundigungen
beim deutschen konsulat in chicago ein. Dabei stellte
sich heraus, dass diese „Universität“ nichts weiter als das
briefkastenunternehmen eines ehemaligen barbiers war,
der gegen bares zu Hunderten vornehmlich medizinische
Doktordiplome, sogar Professorentitel, vornehmlich über
Apotheken nach Deutschland lieferte.
Wirkliche konkurrenz brauchten die deutschen univer-
sitäten aber in den amerikanischen Doktorfabriken nicht
zu befürchten, denn viele haben ihren Standortvorteil
genutzt und sich selbst in großem Stil am Handel mit
Doktortiteln beteiligt. Lukrativ war dieses Geschäft vor
allem dadurch geworden, dass im Laufe des 18. Jahrhun-
derts die kostspieligen performativen Akte und Promo-
tionsfeiern durch die damals erfundene Doktorurkunde
ersetzt worden sind und nun der Löwenanteil der von
den kandidaten für eine Promotion zu entrichtenden
Gelder unmittelbar an die Fakultäten floss. Das war ein
schwerwiegender und im Grunde irrationaler eingriff
(die kandidaten bezahlten für feiern, die es nicht mehr
gab) in die ökonomischen Strukturen der universitäten,
der die Reform des Promotionswesens im 19. Jahrhun-
dert erheblich belastete. Denn das Geld der kandidaten,
welches die fakultäten regelmäßig an die ordentlichen
Professoren abführten (extraordinarien und Privatdo-
zenten bekamen natürlich nichts), konservierte an den
älteren universitäten vormoderne Promotionspraktiken
bis weit in das 19. Jahrhundert hinein. Dazu zählte etwa
auch der usus, denjenigen kandidaten, die bereits in
Amt und Würden standen, wie etwa Pfarrern, Lehrern,
beamten usw., die also ihre Dignität für den titel bereits
in praktischer Hinsicht unter beweis gestellt hatten, die
eigentlich statutenmäßig zu erbringenden Promotions-
leistungen – Disputation, Dissertation, examen – entweder
ganz oder teilweise zu erlassen. Infolge chronischer
unterbezahlung der Professoren hatte sich diese im
18. Jahrhundert keinesfalls als anrüchig empfundene
„„Observanz“ um 1800 bereits soweit verformt, dass der
Nachweis eines sechssemestrigen Studiums und eine
kurze mündliche Prüfung auch bei solchen kandidaten,
die quasi aus dem Studium heraus promovieren wollten,
für die Vergabe des titels ausreichen konnten. zu dieser
zeit entwickelte sich auch die quasi auf den fernhandel
und den überregionalen titelmarkt abgestimmte Promo-
tion „in absentia“. Kandidaten und Fakultäten konnten
nun das Promotionsgeschäft per Post erledigen. An
die Stelle der Prüfungen trat eine handgeschriebene
Abhandlung. Tausende von deutschen „Doktoren“ des
19. Jahrhunderts haben diejenige Universität, die sie
promoviert hat, nie betreten.
Die deutschen Doktorfabriken
Außer etwa erlangen, tübingen, Leipzig und Göttingen
haben insbesondere die sehr kleinen universitäten in
rostock und Jena, wo die Professorengehälter deutsch-
landweit am niedrigsten waren, mit den erträgen aus
den Absenspromotionen im Laufe des 19. Jahrhunderts
eine Art zweite Säule des Professorengehalts aufgebaut.
» tausende von deutschen
›Doktoren‹ des 19. Jahrhunderts
haben die universität, die sie
promoviert hat, nie betreten .«
Allein die philosophische fakultät in Jena hat berech-
nungen des Jenaer Nationalökonomen bruno Hildebrand
zufolge zwischen 1832 und 1865 insgesamt 1.867(!) Doktor-
titel vergeben, von 19 Fällen abgesehen ausschließlich
„„in absentia“. Das magere Grundgehalt der Professoren
hat sich dadurch etwa verdoppelt. In der ebenfalls sehr
kleinen universität Gießen blühte das tagesgeschäft,
nachdem die Stadt seit 1849/50 an das deutsche Eisen-
bahnnetz angeschlossen war. zu Hunderten sind dort
kandidaten mit dem zug angereist, um sich innerhalb
eines tages ohne Dissertation und lediglich aufgrund
einer kurzen niveaulosen mündlichen Prüfung mit einem
Doktordiplom zu versorgen. An diese zeit erinnert das
Spottlied: „Auf der Eisenbahn in Giessen, thät mich etwas
sehr verdriessen: trotz allem Widersprechen reichte man
mir in den Waggon ein philosophisches Doctordiplom –
ich musste aber dafür 60 Gulden blechen!“
Als das Verhältnis zwischen Studenten- und Pro-
motionsquoten an den deutschen universitäten immer
absurdere Ausmaße annahm und sich abzeichnete, dass
der deutsche Doktortitel allmählich auf das Niveau der
zahlreich kursierenden Orden, Hoflieferantentitel usw.
herabzusinken drohte, platzte dem berliner Großordina-
rius Theodor Mommsen der Kragen. 1876 griff er in zwei
geharnischten Artikeln in den Preußischen Jahrbüchern
die deutschen „Winkeluniversitäten“ und ihre „Pseudo-
doktoren“ an und forderte vehement die Abschaffung
der Promotion „in absentia“ und den Druckzwang für
Doktorarbeiten. Gleichzeitig drohte er mit der bildung
eines universitätsvereins deutscher bundesstaaten
unter preußischer führung nach Art des zollvereins.
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10 > 01/13 Treffpunkt BA 10
Leitthema: Ehrlichkeit in der Wissenschaft
Im Vereinsgebiet sollten nur noch diejenigen zur
führung eines Doktortitels berechtigt sein, die diesen
aufgrund der strengen preußischen Promotionsnormen
erworben hätten.
Berlin und die deutschen „Winkeluniversitäten“
Diese Normen gingen auf die Gründungszeit der
Berliner Universität (1810) zurück. Im Gegensatz zu
den reformern an vielen der älteren universitäten, die
» Promotionen im Stile von Guttenberg
und co. bildeten nicht etwa die
Ausnahme, sondern die regel. «
sich nur mühsam in das 19. Jahrhundert gerettet
hatten, die ihre älteren ökonomischen Strukturen
und Promotionspraktiken, an denen vitale finanzielle
berechtigungen der Professoren und des gesamten
universitätspersonals hingen, nicht so einfach über bord
werfen konnten, hatte die berliner universitätsgründer
nichts daran gehindert, das Promotionswesen ihrer
neuen universität unter dem Gesichtspunkt strengs-
ter reform zu konzipieren. kandidaten, die etwa an
der berliner philosophischen fakultät promovie-
ren wollten, mussten ausnahmslos eine gedruckte
lateinische Dissertation vorlegen, darüber in Latein
disputieren und ein lateinisches examen bestehen.
Alle älteren traditionen hatten die berliner reformen
in form der ehrenpromotion quasi domestiziert,
welche freilich niemals von den kandidaten selbst bean-
tragt werden durfte (auch die Habilitationsschrift ist eine
Berliner Erfindung, aber das ist eine andere Geschichte).
eine ähnlich günstige reformkonstellation herrschte an
der 1826 quasi neu gegründeten Universität in München,
die sich deshalb ebenfalls am Promotionshandel im
19. Jahrhundert nicht beteiligt hat.
mit den preußischen Promotionsnormen, die von
berlin aus mit entsprechender ministerieller unter-
stützung nach und nach auf die anderen preußischen
universitäten, z.b. auf Halle und Greifswald, übertragen
worden sind, war angesichts verlockender konkur-
renzangebote der deutschen „Winkeluniversitäten“
im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts kein Staat
zu machen. Groben Schätzungen zufolge dürften
bis in die reichsgründungszeit hinein ca. 75 Prozent
der Inhaber philosophischer Doktortitel diesen unter
umständen erworben haben, die nicht nur nach
heutigen, sondern auch nach damaligen preußischen
Promotionsnormen als skandalös zu betrachten sind.
Promotionen im Stile von Guttenberg und co. bildeten
im 19. Jahrhundert nicht etwa die Ausnahme, sondern
die regel. Als mommsen, der sich in berlin eines üppi-
gen Professorengehalts erfreute, 1876 seine schlecht
bezahlten kollegen der älteren universitäten an den
Pranger stellte, lag offen zu tage, dass die deutschen
Studenten nicht dort promovierten, wo sie studiert
hatten, sondern wo sie am billigsten und leichtesten
durchzukommen glaubten. Vor allem Jena und rostock
dürften mit ihren Absenspromotionen den markt der
Absolventen preußischer universitäten beherrscht haben.
einer dieser Absolventen war der berliner Student
Karl Marx, der 1841 von der Jenaer philosophischen
fakultät aufgrund einer deutschen handgeschriebenen
Abhandlung in Abwesenheit promoviert worden ist.
Die marxforschung hat sich schwer getan, die Jenaer
Promotion ihres Protagonisten zu erklären. Angeblich
habe die reaktionäre und „antihegelianische“ Stim-
mung in berlin marx dazu veranlasst, sich nach Jena
zu wenden. Aber muss es immer Humboldt oder Hegel
sein? müssen wirklich alle universitätsgeschichtlichen
Phänomene des 19. Jahrhunderts vergeistigt werden?
Viel wahrscheinlicher ist doch, dass auch marx sich, wie
Hunderte seiner kommilitonen vor und nach ihm, lieber
eine Doktorurkunde per Post aus Jena schicken ließ,
als die strengen berliner Anforderungen zu erfüllen.
mommsens maßstäben zufolge war jedenfalls auch marx
ein „Pseudodoktor“. Mommsens Initiative entfachte
eine deutschlandweite Debatte bis dahin nie gekannten
Ausmaßes über die Lage der deutschen universitäten,
die Promotionsreform und die „Borussifizierung“ des
deutschen bildungswesens. Sie erzeugte enormen
öffentlichen Druck auf die universitäten, die praktisch
gegen „Sündengeld“ (Mommsen) den Ausverkauf des
deutschen Doktortitels betrieben.
Noch 1876 schafften die Rostocker, Erlanger und Göt-
tinger philosophischen fakultäten die Absenspromotion
ab. In Gießen wurde seit 1877 neben einer mündlichen
Prüfung wieder eine Dissertation gefordert. Allmählich
setzte sich nun zumindest für die Dissertationen der
philosophischen fakultäten endgültig der Publika-
tionszwang durch, der auch heute noch das wichtigste
Instrument zur kontrolle des Promotionswesens ist.
Ferner erschien 1877 ein Erlass des preußischen Kultus-
ministeriums über die „Beilegung oder Versagung des
philosophischen Doctor-Titels im amtlichen Verkehr“.
In Preußen durften fortan nur noch diejenigen den
philosophischen Doktortitel führen, die ihn aufgrund
Ehrendoktordiplom (Dr. phil.) Karl Mays der „Universitas Germana Americana apud Chicago“ vom 9. De-zember 1902 für die ,Dissertation‘„Im Reiche des silbernen Löwen“ (Karl-May-Verlag, Bamberg Radebeul)
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11> 01/13 Treffpunkt BA
der in Preußen herrschenden Normen (mündliche Prü-
fung, gedruckte Dissertation) erwerben würden. Dieser
erlass setzte im Grunde mommsens Idee des univer-
sitätsvereins für Preußen um. Nun fielen schlagartig
auch die Promotionszahlen der Jenaer philosophischen
fakultät, noch bevor die Absenspromotion sowohl in der
juristischen als auch in der philosophischen fakultät
aufgrund ministerieller Verfügungen von 1881 und 1882
ebenfalls abgeschafft wurde.
Juristische „Pseudodoktoren” der Kaiserzeit
Der unendlich mühsame kampf um die Promo-
tionsreform war damit freilich keinesfalls zu ende.
Die juristischen fakultäten in Jena, Heidelberg und
Leipzig etwa haben sich trotz massivem öffentlichen
Druck und heftigster kritik der anderen fakultäten mit
den haarsträubendsten Argumenten bis um 1900 der
einführung des Druckzwangs widersetzt. Das hat der
deutschen Juristenelite der kaiserzeit die zweitver-
wertung ihrer in wissenschaftlicher Hinsicht in aller
regel vollkommen wertlosen Staatsexamensarbeiten
als Doktorarbeiten gestattet und den Juraprofessoren
dieser universitäten das konto gefüllt. Auch hierbei
handelt es sich um mehrere tausend Promotionen. Der
ehemalige 1848er, dann Gießener und später Schweizer
Professor Carl Vogt prophezeite 1876 in einer glänzen-
den replik auf mommsen, dass der deutsche Doktor-
titel immer wertloser werden würde, „solange seine
erwerbung mit einem Geldverdienst der Professoren
verbunden ist. Da liegt der Hund begraben. er ist durch
die Sucht nach schnödem mammon und durch nichts
anderes allmählich herabgewürdigt worden und wird
nicht eher im Preise wieder steigen, als bis die Spesen
davon abgezwackt sind.“ Dies geschah bezeichnender
Weise aber erst in einer zeit, als die Autonomie der
deutschen universitäten durch die NS-Diktatur gebro-
chen worden war, nämlich in form eines erlasses des
reichs- und preußischen ministeriums für Wissenschaft,
Erziehung und Volksbildung vom 11. September 1935.
Darin heißt es: „Die den Referenten, Koreferenten
und Prüfern bisher zugeflossenen Anteile an der
Promotionsgebühr kommen endgültig in fortfall;
die Prüfungstätigkeit gehört zu den allgemeinen
Dienstobliegenheiten der Hochschullehrer.“
Holt uns unsere Geschichte ein?
Wir sollten nicht so dumm sein zu glauben, das
alles sei bloß Geschichte, die uns nicht mehr einholen
kann. Vielleicht sollten wir die Verzückung über die
„Humboldtsche Forschungsuniversität“ und die „Weltgel-
tung“ der deutschen Universität des 19. Jahrhunderts
wenigstens für eine Weile auf die Jubiläumsreden ver-
schieben, in unsere wunderbaren universitätsarchive
gehen und ernsthaft erforschen, was die universitäten im
19. Jahrhundert wirklich umgetrieben hat. Vielleicht
sollten wir wenigstens in diesem einen fall das erfah-
rungswissen der Geschichte nutzen und anschließend
fragen stellen, zum beispiel, was aus den zentralen
Werten unserer Wissenschaftskultur werden kann, wenn
die Universitäten sich selbst finanzieren müssen. Lassen
sich vielleicht die Gesetzmäßigkeiten der Ökonomie
selbst in den allerheiligsten Sphären der Alma mater
doch nicht aushebeln? Ist es wirklich zu verantworten,
mittelzuweisungen an Institute und Lehrstühle von der
zahl der Promotionen abhängig zu machen? Die ak-
tuellen Debatten um den Doktorschwindel haben zwar
zu zwei ministerstürzen geführt. Aber sie haben noch
längst nicht das Niveau des Jahres 1876 erreicht. Sie
drehen sich noch zu sehr um das fehlverhalten einzelner
prominenter kandidaten. Je mehr sich die Hinweise
darauf verdichten, dass Guttenberg und co. womöglich
nur die sprichwörtliche Spitze eines eisberges bilden,
dessen umfang niemand kennt, desto mehr sollten die
Promotionspraktiken der universitäten selbst auf den
Prüfstand kommen. Das zumindest sollten wir vom
19. Jahrhundert lernen.
„Es ging damals in der That lustig mit dem Doctor-
machen her auf manchen universitäten und wäh-
rend man unendlich grosse Worte von der Würde
der Wissenschaft verschwendete, hielt man es nicht
unter der Würde, das akademische Scepter zugleich
als Prägestock zu benutzen und nicht nur den titel,
sondern auch die requisiten dazu, Dissertationen
und Abhandlungen, für gutes Geld an den mann zu
bringen.“ (Karl Vogt, 1876)
Autor
Dr. phil. Ulrich Rascheist mitarbeiter der Göttinger Akademie der Wissenschaften und erforscht die Prozessakten des kaiserlichen reichshofrats im Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien (www.reichshofratsakten.de).
Jena vergab 1820 – 1890 ca. doppelt so viele juristische Doktortitel wie Würzburg, Freiburg,
Marburg, München und Berlin zusammen. Diagramm: Ulrich Rasche
Jena vergab 1830 – 1870 ca. dreimal so viele philosophische Doktortitel wie München und
Berlin zusammen. Diagramm: Ulrich Rasche
Juristische Promotionen in Würzburg, Freiburg, Marburg, München, Berlinund Jena 1820-1890
1 400
1 300
1 200
1 100
1 000
900
800
700
600
500
400
300
200
100
0
Würzburg Freiburg Marburg München Berlin Jena
Promotionen der philosophischen Fakultäten in München, Berlin und Jena 1830-1870
2 6002 5002 4002 3002 2002 1002 0001 9001 8001 7001 6001 5001 4001 3001 2001 1001 000
900800700600500400300200100
0
München Berlin Jena
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1212 > 01/13 treffpunkt bA
Lehre und studentisches Leben
Das Projekt „Flex“ wird mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds (eSf) und des freistaates Sachsen gefördert. Investition in Ihre zukunft.
Der Weg zum Studium ohne AbiturStaatliche Studienakademie Dresden: Projekt „Flex“ 2009 – 2013
Bereits in früheren Ausgaben des „Treffpunkt
BA“ haben wir zum Forschungsprojekt „Flex“, seinem
Hintergrund und den ersten Durchgängen der Vorbe-
reitungskurse berichtet. Das Projekt befindet sich nun
in der finalen Evaluierungsphase und wird mit dem
Jahr 2013 auslaufen. Dieser Artikel beinhaltet einen
kurzen rückblick zu den vergangenen Projektjahren
sowie einen Ausblick auf das Jahr 2013.
Projekt „Flex“
Das ESF-Projekt „Flexibilisierung des Zugangs zum
berufsakademiestudium für Studieninteressierte ohne
klassische zugangsvoraussetzungen und Sicherung der
Studierfähigkeit von Studienanfängern und Studieren-
den“ (kurz: „Flex“) wird in Form einer Kooperation der
bA Sachsen, der Staatlichen Studienakademie Dresden
sowie der tu Dresden vom Institut für berufspädagogik
und Berufliche Didaktiken durchgeführt und widmet
sich verschiedenen Problematiken, wie der Steigerung
der bildungsbeteiligung, der chancengleichheit, der
beschäftigungsfähigkeit und der Durchlässigkeit des
bildungssystems vor dem Hintergrund eines akademischen
fachkräftemangels. Insbesondere Studieninteressierte
mit abgeschlossener berufsausbildung, die nicht über
die Hochschulreife oder einen meisterabschluss verfügen,
werden angesprochen. Sie haben die möglichkeit, über
eine zugangsprüfung die Studienzugangsberechtigung
zur berufsakademie Sachsen zu erlangen. um auf die
notwendige zugangsprüfung und das Studium selbst
vorzubereiten, bietet die berufsakademie Sachsen
durch das Projekt seit dem Jahr 2010 spezielle flex-
Vorbereitungskurse an.
Gestaltung und Inhalt der Kurse:
Über die drei erprobungsjahre wurden im Schnitt
12,5 unterrichtseinheiten im zeitraum von Januar bis
mitte Juni eines jeden Jahres gelehrt. Die Anzahl der
kurse war frei wählbar, höchstens jedoch drei kurse
mit maximal 300 unterrichtseinheiten pro Studien-
interessent/in. es wurde deutlich, dass der umfang
und die Anforderung an die teilnehmenden, die sich
in das für sie völlig neue Abiturwissen einarbeiten
mussten, sehr anspruchsvoll waren. Dies zeigte auch
die teilnahmestatistik: etwa 50 % der angemeldeten
Personen nahmen im Schnitt an mindestens der Hälfte
der Lehrveranstaltungen teil. für die Durchführung
der flex-Vorbereitungskurse konnten Gymnasiallehrer
bzw. ein Dozent der bA Sachsen akquiriert werden,
die viele Jahre berufserfahrung – teilweise sogar in
der relevanten zielgruppe – vorweisen konnten. Über
den gesamten Durchführungszeitraum und darüber
hinaus sind dieselben Dozenten dabei geblieben. Das
fächerangebot umfasste mathematik und englisch
sowie je nach Studienwunsch Wirtschaft oder technik/
Physik. Inhaltlich wurden die kurse von den Dozenten
nicht nur mit blick auf die zugangsprüfung, sondern
ES
F P
PO
JE
KT
Foto: fotolia
-
13
Foto: fotolia
> 01/13 treffpunkt bA
auch in Absprache mit Studiengangleiter/innen, auf
das Studium selbst erstellt.
Ergebnisausschnitte des Flex-Projekts:
Die evaluierung durch die mitarbeiterinnen der tu
Dresden (fakultät erziehungswissenschaften, Institut für
Berufspädagogik und Berufliche Didaktiken) im Projekt
ergab ein Durchschnittsalter von etwa 25 Jahren bei den
mit ca. 70 % überwiegend männlichen teilnehmenden
und vom ersten bis zum letzten Durchgang ein stark
steigendes Interesse mit zunächst 32 Anmeldungen im
Jahr 2010 bis zu 60 Anmeldungen im Jahr 2012. Die im
Anschluss an die Flex-Kurse stattfindende Zugangsprü-
fung bestanden im Jahr 2010 67 % der Flex-Teilnehmer/
innen, im Jahr 2011 85 % und im Jahr 2012 83 %.
Insgesamt 44 Personen, die an den Flex-Kursen und
der zugangsprüfung teilgenommen haben, wurden in
den 3 Projektjahren vor allem in den Studiengängen
Informationstechnik, Wirtschaftsinformatik und Steuern,
Prüfungswesen, consulting immatrikuliert. Die hohe
Qualität der Vorbereitungskurse wurde u. a., neben den
guten kritiken für die Dozenten, von durchschnittlich
95 % Teilnehmenden bestätigt, welche sie als „hilfreich“
bis „sehr hilfreich“ einstuften.
Im Jahr 2013 wird die tu Dresden in ihrer rolle als
wissenschaftliche begleitung die wichtigen erhebungen
zum (Nicht-)bestehen des Studiums der ehemaligen
flex-teilnehmer/innen des Jahrgangs 2010 im Vergleich
zu den „traditionell“ Studierenden durchführen. Wie
viele ehemalige flex-teilnehmer/innen bestehen das
Studium? zeigen sich unterschiede zu den anderen
Studierenden? Werden besondere Herausforderungen
deutlich? Diese und weitere fragen sollen beantwortet
werden.
Autorin
Dipl.-Psych. Elisa HausteinWissenschaftliche mitarbeiterinStaatliche Studienakademie Dresden
KontaktHans-Grundig-Straße 25Tel.: 0351 44722-741 e-mail: [email protected]
Das eSf-Projekt endet 2013 mit dem ergebnis eines
qualitativ hochwertigen, erprobten und passge-
nauen kursangebotes. Anmeldungen für das Jahr
2014 werden ab sofort entgegen genommen, um
wichtiges Grundlagenwissen in den fächern
mathematik, englisch, technik/Physik und Wirt-
schaft vermittelt zu bekommen. Die Kurse finden
von Januar bis mitte Juni berufsbegleitend an der
Staatlichen Studienakademie Dresden statt. Die
Vorteile auf einen blick:
gezielte Personalentwicklungsstrategie für
unternehmen
ggf. vorhandener Arbeitgeber kann Praxis-
partner im dualen Studium sein
mit unter 2 euro pro unterrichtseinheit eines
der günstigsten Angebote dieser form
intensive Vorbereitung auf die zugangsprü-
fung und das Studium
berufs- und studienbegleitende organisation
direkt anschließend Absolvierung der
zugangsprüfung möglich
Dozenten mit langjähriger berufserfahrung
kostenfreie Leihbücher
Alle wichtigen Informationen sowie kontaktdaten
sind unter der folgenden WEB-Adresse zu finden:
http://www.ba-dresden.de/de/zentrale-einrichtungen/
flex-studieren-ohne-abitur.html
FLEX-VORBEREITUNGSKURSE:
JETZT FÜR 2014 ANMELDEN!
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Entspannt durchs Studium
Kooperation zwischen der
BA Dresden und BARMER GEK
Entspannt studieren!
Informiere Dich bei Maria-Franziska GöllingTelefon: 0151 18234480
Autorin
Maria-Franziska GöllingbArmer Gek Dresdenkönigsbrücker Straße 17Dresden 01099Tel.: 0800 332060211456e-mail: maria-franziska.goelling@ barmer-gek.de
„ Angst vor der nächsten Prüfung, Heimweh oder
Sorgen um die berufliche zukunft: So manchem
Studenten wachsen die belastungen über den kopf.
Die straffen Zeitpläne und Klausuren tun ihr Übriges“
(Die Welt, 04.04.13)
Sicher können auch Sie davon ein Lied singen.
Doch Abhilfe schafft unser neues Programm. für
die Studenten der bA Dresden stellt die bArmer Gek
ein attraktives Gesundheitsangebot zur Verfügung.
Wir möchten Ihnen durch individuelle und kos-
tenfreie Angebote das thema Gesundheit im Stu-
dium näher bringen und Sie zu hochwertigen sowie
informativen Workshops und Seminaren einladen.
Wir widmen uns den aktuellen und für Sie inte-
ressanten themen Prüfungsangst, zeitmanagement
und knigge. Das knigge-Seminar wird durch eine
etikettschule durchgeführt. Hierbei fallen lediglich
5,00 € eigenanteil als Startangebot (kurskosten
39,00 € pro Person) an.
Des Weiteren informieren wir Sie durch Literatur
zum thema bewegung, Prävention, ernährung und
entspannung. Die kursangebote werden im Herbst
2013 beginnen. Sie werden über die termine recht-
zeitig seitens der bA Dresden informiert.
Sie können mich gerne zu den möglichkeiten
und Inhalten kontaktieren. oder besuchen Sie uns
im Internet.
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1414 > 01/13 treffpunkt bA
Exkursion als ModulbausteinAgrarstudenten in Deutschland unterwegs
bildungsurlaub tagsüber und in den Abendstunden
ausgelassene feten. mehr ist eine exkursion nicht?!
oh doch! Im besonderen, wenn die Studierenden
ihre fahrt selbst aufbauen. Hier werden sogenannte
Softskills wie team- und kritikfähigkeit sowie organi-
sationstalent schon lange vor der eigentlichen Abreise
geschult. Kostenkalkulation und realistische, effiziente
zeitplanung sind außerdem unerlässlich.
Die erfahrung, nicht einfach am Starttag in einen
bus zu steigen, sondern das transportmittel und
alles andere vorher selbst zu organisieren, machten
die Agrarstudenten der Matrikel 2010 im 6. Semester.
unter Anleitung von Dozentin Heike Delling arbeiteten
wir uns durch nervenaufreibende Planungsstunden,
bis es am 19. März 2013 endlich losging: An drei Tagen
besuchten wir sechs Betriebe, darunter drei Land-
technikhersteller, ein Gestüt und zwei Landwirt-
schaftsbetriebe.
Wir starteten bei cLAAS in Harsewinkel mit einer
Werksbesichtigung: Die Hallen sind gigantisch: 20 ha
unter Dach, 13 km förderketten unter der Decke. es
gibt 20 montagestrecken für Drescher, sodass in der
Hochphase alle 15 bis 20 minuten eine maschine fertig
montiert aus der endmontage fährt. In der farbge-
bung sahen wir aus der Vogelperspektive, wie täglich
20.000 m2 Stahl und blech lackiert werden.
bei der kverneland Group in Soest informierten
uns zwei freundliche Herren ausgiebig und detailliert
über die Geschichte des unternehmens sowie seine
Produkte. Das ur-unternehmen AccorD, welches seit
2008 Teil der Kverneland Group ist, wurde 1948 von
Heinrich Weiste gegründet, dem Erfinder des „Weiste-
Dreiecks“, einer Dreiecksschnellkupplung.
Am zweiten exkursionstag besuchten wir das
Gestüt Sosath in Lemwerder. Große klinkerbauten, ein
vollständig gepflasterter Hof und tadellose Sauber-
skeit beeindruckten. rainer böning, Leiter der besa-
mungsstation, führte uns über das Gestüt mit der
Philosophie „Zucht und Sport an einem Ort“. Wir
besichtigten Pferdeboxen, Außenkoppeln, die reit-
halle, die führmaschine und die besamungsstation.
trotz aller Noblesse ließ Herr böning keinen zweifel
daran, dass die zucht von Sportpferden ein hartes
und zeitintensives Geschäft ist.
Nachmittags hielten wir bei eckard Lesse in
Großbrunsrode. Herr Lesse unterhält einen landwirt-
schaftlichen betrieb mit ca. 50 ha Land, das er zu einem
Großteil mit Pferden konventionell bewirtschaftet. Wir
trafen einen Mann, dessen Händen man die 4000 Stun-
den Arbeit jährlich ansieht. Die Arbeitspferde wurden
in alter manier gehalftert und über den Hof geführt.
Den dritten exkursionstag begannen wir bei AmA-
zoNe, Hersteller von Sämaschinen, Düngerstreuern
und Pflanzenschutzgeräten, in Leipzig.
Wir besichtigten die an das firmengelände ange-
gliederten Versuchsfelder. Hier werden bodenbearbei-
tungsverfahren vom konventionellen Pflug mit Packer
bis zur konservierenden mulchsaat verglichen.
Den Abschluss unserer reise bildete der besuch
des Landwirtschaftsbetriebes A. müller in Waldenburg.
Hier begleitete uns Herr Sander. Seit 2004 baut der
Betrieb auf 430 ha Ackerland Feldfrüchte ausschließlich
mittels Direktsaat an. Der gelernte orgelbaumeister
erklärte uns mit ruhiger Stimme seine motivation
und den langen Weg der umstellung auf Direktsaat.
mit vollen köpfen und müden Gliedern traten wir
die Heimreise an. Soviel zum offiziellen Teil der Reise,
aber natürlich kamen auch der Spaß und das feten
nicht zu kurz! Übernachtungen in münster, bremen
und Leipzig ließen bei kulturinteressierten, bierver-
kostern und Hobbytänzern keine Wünsche offen. Die
exkursion als Lehrform – in unserem fall ein schönes,
rundum gelungenes Projekt! ein ausführlicher exkur-
sionsbericht kann online unter www.ba-dresden.de,
Studiengang Agrarmanagement, Rubrik „ Aktuelle
Projekte“ abgerufen werden.
Autorin
Dominique Naumburger
Studentin im 6. Semester, Studiengang
Agrarmanagement an der Staatlichen
Studienakademie Dresden
Kontakt zum Studiengang:
Hans-Grundig-Straße 25
Tel.: 0351 44722-530
Fax: 0351 44722-9530
e-mail: [email protected]
Lehre und studentisches Leben
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15> 01/13 treffpunkt bA
Erlernen, erfahren und erlebenStudenten des Studiengangs Holz- und Holzwerkstofftechnik unterwegs
„Bildung ist das, was übrig bleibt, wenn wir ver-
gessen, was wir gelernt haben“, sagte einst Edward
frederick Lindley Wood, ein britischer Politiker des
20. Jahrhunderts. Wie recht er doch hat, wenn man
bedenkt, dass man neben dem reinen Wissenserwerb
von der jeweiligen bildungseinrichtung, Studienkultur
und natürlich dem sonstigen umfeld in der Studien-
zeit geformt und geprägt wird. zur bildung zählen
eben nicht nur die fachlichen kompetenzen, sondern
auch die so genannten ‚soft-skills‘. Neben klassischen
Lehrveranstaltungen wie Vorlesungen tragen zusätz-
liche Aktivitäten und Programme im Studium an der
berufsakademie dazu bei, den eigenen fachlichen
Horizont zu erweitern und sich dabei mit anderen zu
vernetzen und weiche fähigkeiten wie flexibilität oder
teamarbeit o.ä. zu erschließen. eine dieser Aktivitäten
stellt die besondere Lehrform „Exkursion“ dar. Der
kurs Holz- und Holzwerkstofftechnik der matrikel 2010
unternahm vom 18.03. bis 19.03.2013 eine zweitägige
exkursion mit straffem Programm.
erster Anlaufpunkt war die firma fritz becker kG
in brakel, die bauteile aus selbstgefertigten furnie-
ren herstellt. Der rundgang durch die betriebshallen
ermöglichte uns nun allen – unabhängig davon, ob
unser Praxispartner furniere herstellt oder nicht – in
der Praxis das bereits in den theoretischen Studienpha-
sen erlernte zu erleben. Das Schälen der furnierdeck-
lagen war ebenso beeindruckend wie die technischen
bedingungen zur Weiterverarbeitung zu formteilen
wie z.b. Stühlen.
Nach beendigung des rundgangs ging es ins
nahegelegene minden zur fa. Altendorf, wo wir bereits
erwartet wurden. Der herzliche empfang zeigte das
Interesse der firma an uns jungen Studierenden und
die bereitschaft, know-how weiterzugeben. Nach einer
kurzen erläuterung des tagesprogramms ging es sogleich
in die fertigungshallen. bei einem rundgang durch
die firma wurde uns die entstehung diverser formatkreis-
sägen näher gebracht. Die Herstellung dieser erinnert
stark an die fertigungsstraßen aus der Automobilindu-
strie oder auch an industriell arbeitende küchen- und
Wohnmöbelbetriebe. Die von der fa. Altendorf spendierte
Hotelübernachtung stellte die nötige Aufnahmefähig-
keit für den kommenden tag wieder her. Die dritte
firmenbesichtigung während der exkursion war die
fa. kuper in rietberg. Neben dem Gebrauchtmaschi-
nenhandel und der maschinenherstellung betreiben
diese auch forschung und entwicklung im bereich
industrieller furnierherstellung und -verarbeitung.
Letzter tagesordnungspunkt der exkursion war
die besichtigung eines der Werke der fa. Nobilia in
Verl. Das Großunternehmen mit seinen knapp 2.300
mitarbeitern (nur in diesem Werk) produziert pro tag
im Zweischichtbetrieb ca. 1.600 auftragsbezogene
Küchen und verbraucht somit ca. 2.400 m3 Holzwerk-
stoff täglich. Diese enorme fertigungsleistung setzt
extrem automatisierte fertigungsstraßen sowie eine
wohldurchdachte Auftragsverarbeitung voraus, sodass
gegenüber dem kunden eine Lieferfrist von maximal
drei Wochen gewährleistet werden kann.
In zwei tagen haben wir vier unternehmen unter-
schiedlicher tätigkeitsbereiche besichtigt – von Holzbe-
und –verarbeitung und hochindustrieller fertigung über
Werkzeugherstellung, bis hin zum maschinenhandel. Wir
haben bei den rundgängen zahlreiche visuelle eindrü-
cke gesammelt und in den ausführlichen Gesprächen
mit den unternehmensvertretern einblicke in deren
Arbeitsabläufe und unternehmensphilosophien erhal-
ten. Der größte mehrwert einer exkursion jedoch ist
das ‚Networking‘ – die Verknüpfung von potentiellen
kunden bzw. Geschäftspartnern oder mitarbeitern
Moderne Fertigungsstraßen zur Herstellung von Formatkreissägen.
Fa. Kuper zeigte uns technische Neuerungen.
Aus einem Stück geformte und bearbeitete Stühle aus mehrlagigem Holzfurnier.
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1616 > 01/13 treffpunkt bA
mit renommierten firmen. Der gewonnene eindruck
aller Studenten und Dozenten über die besuchten
firmen ist der ehrliche Wille, den Interessenten etwas
über die betriebsinternen Prozesse preiszugeben.
Der Student bekommt einen über den Horizont des
eigenen Praxispartners hinausgehenden einblick in
andere bereiche bzw. das tägliche Arbeitsfeld anderer
firmen und erhält darüber hinaus Inspirationen für die
eigene karriere. Der Informationsaustausch zwi-
schen berufsakademie (theorie) und unternehmen
(Praxis) wird gefördert und gestärkt und es können
entsprechend dem aktuellen Stand in forschung
und entwicklung bzw. in der täglichen Arbeitspraxis Anfor-
derungen an die Lehrveranstaltungen abgeleitet werden.
So stellt sich nun die frage nach dem Sinn und zweck
einer exkursion nicht mehr. Auch wenn den Studenten
durch einen Ausflug kosten entstehen können und
sie einen bis zu zweitägigen Verlust von ,,klassischen“
Lehrveranstaltungen sowie ein intensives Programm
in kauf nehmen müssen, der Aufwand lohnt sich, wie
man sieht. So ergänzen exkursionen die praktischen
Übungen an der Studienakademie und Studienabschnitte
beim jeweiligen Praxispartner, um zu erleben, wie die
theorie in der Praxis umgesetzt wird. Jeder Student
sollte daher die angebotenen Exkursionen, Ausflüge
oder messebesuche wahrnehmen.
zum ende des Studiums, an dem wir nun fast angelangt
sind, erkennt man – auch durch solche exkursionen, den
Wissens- und erfahrungszuwachs, der sich wie ein Ast
des ‚Lebensbaumes‘ mehr und mehr verzweigt.
Autor
Martin RößlerStudent im 6. Semester, Studiengang Holz- und Holzwerkstofftechnik an der Staatlichen Studienakademie DresdenPraxispartner: Institut für Holztechnologie Dresden gemeinnützige GmbH
Aufmerksam lauschten wir dem technischen Leiter und dem Produktionsleiter der nobilia-Werke.
Lehre und studentisches Leben
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17> 01/13 Treffpunkt BA
Auch wenn die Präsenzphasen an der Studien-
akademie in Dresden meist „nur“ 3 Monate umfassen,
haben alle Studierenden gewisse Ansprüche an die
Vorlesungen sowie direkt an die berufsakademie und
ihr umfeld. egal, ob es sich dabei um die Auswahl der
richtigen Praxispartner, die unterstützung der Stu-
dierenden in Prüfungsangelegenheiten oder auch um
die allgemeine Interessenvertretung der Studenten
handelt – die Aufgaben sind sehr vielfältig und wir
unterstützen, soweit wir können.
Derzeit befindet sich Euer Studentenrat in einer
Art „Umstrukturierungs- & Neufindungsphase“. Jedoch
möchten wir euch hier einen kleinen einblick in die
organisation und die derzeitigen (aber auch zukünf-
tigen) Aufgaben geben.
Unsere Organisation:
Der Studentenrat – kurz Stura – der berufsakade-
mie in Dresden besteht aus je einer/m Studierenden
jeder Seminargruppe. Somit involviert der StuRa 42
stimmberechtigte Personen. Aus deren mitte wiede-
rum werden ein Vorsitzender und zwei Stellvertreter
gewählt. Dabei wird darauf geachtet, dass jede matrikel
im Vorsitz vertreten ist. Somit ist gewährleistet, dass
bei Abstimmungen und Wahlen auf die Interessen
ALLer eingegangen und diese ohne rückstellungen
berücksichtigt werden.
Unsere Aufgaben:
Der Stura der bA Dresden ist in zahlreichen kom-
missionen und Ausschüssen vertreten. Hier nimmt
jeweils ein mitglied aus unseren reihen teil und vertritt
in diesen die Interessen der Studierenden.
› Die Koordinierungskommission ist mit der er-nennung der Studiengangleiter und der Prüfung
von unternehmen auf ihre eignung als Praxispartner
sowie Dozenten beauftragt. zu den Aufgaben der
koordinierungskommission gehört es, empfehlungen
für die bestellung von Leitern der Studiengänge
zu geben und die Anerkennung der Praxispartner
durchzuführen.
› Der StuRä (zusammenschluss aller Studentinnen- und Studentenräte Dresdens) zählt zu der bA-
externen kommission, in welcher wir vertreten
sind. Dieser versammelt sich in regelmäßigen
Abständen und informiert über geplante gemein-
same Aktionen und gibt Auskunft über neue
regelungen für die gesamte Studentenschaft.
› Der SBAS (Versammlung der Sprecher der Stu-dentenräte aller Staatlichen Studienakademien)
umfasst ein treffen aller sächsischen bA-Studen-
tenräte im Abstand von zwei monaten. Dieser kann
als bindeglied zwischen Studierenden und dem
Staatsministerium für Wissenschaft und kunst
(SmWk) gesehen werden. Der SbAS schlägt dem
SmWk studentische Vertreter für das kollegium der
bA Sachsen und die Studienkommissionen vor. Das
kollegium beschäftigt sich mit grundsätzlichen
Angelegenheiten rund um die bA Sachsen, wie zum
beispiel Planung und entwicklung sowie organisa-
tion und gibt entsprechende empfehlungen. Den
Studienkommissionen obliegt laut § 15 des Säch-
sischen berufsakademiegesetzes insbesondere im
Auftrag der Direktoren die erarbeitung der Studien-
pläne sowie der Studien- und Prüfungsordnungen für
das duale Studium.
› Der Prüfungsausschuss wird ab Seite 37 näher vor-gestellt. In diesem vertritt ein mitglied des Sturas für
ein Jahr die Interessen und Anliegen der Studierenden.
ebenso organisieren und planen wir im Stura je-
des Jahr die Immatrikulationsfeiern der neuen matrikel
und unterstützen ebenfalls bei der feierlichen exmatri-
kulation und dem dazugehörigen Absolventenball für
die Studierenden des jeweiligen Abschlussjahrganges.
In zukunft werden wir uns auch weiterhin und mit noch
mehr engagement und zielstrebigkeit um die belange
und Interessen der Studierenden kümmern und mit euch
gemeinsam Lösungen zu bestehenden Problemen finden.
Autorin
Katrin HelmStudentin im 4. Semester, Studiengang Wirtschafts-informatik an der Staatlichen Studienakademie Dresden und Vorsitzende des Stura
Kontakte-mail: [email protected]
Augen zu und durch?Nicht mit uns!
LIEBE KOMMILITONEN UND KOMMILITONINNEN,
als neue Vorsitzende des Studentenrates der
berufsakademie Dresden möchte ich mich euch
kurz „persönlich“ vorstellen. Ebenso möchte ich
im folgenden noch meine motivation und auch
Wünsche und ziele für den Stura für das kommende
Jahr ansatzweise umreißen.
mein Name ist katrin Helm und ich