Auf dem Weg zur Gleichstellung von Frau und Mann
Transcript of Auf dem Weg zur Gleichstellung von Frau und Mann
Neuchâtel, 2013
Auf dem Weg zur Gleichstellung von Frau und MannStand und Entwicklung
20Wirtschaftliche und soziale Situation der Bevölkerung
616-1300
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Impressum
Herausgeber: Bundesamt für Statistik (BFS)
Bearbeitung Katja Branger, Tel. 032 713 63 03 und Auskunft: E-Mail: [email protected]
Weitere Informationen: www.equality-stat.admin.ch
Vertrieb: Bundesamt für Statistik, CH-2010 Neuchâtel Tel. 032 713 60 60 / Fax 032 713 60 61 E-Mail: [email protected]
Fachbereich: 20 Wirtschaftliche und soziale Situation der Bevölkerung
Sprachen: Originaltext Deutsch, verfügbar auch auf Französisch, Italienisch und Englisch
Übersetzung: Sprachdienste BFS
Titelgrafik: BFS; Konzept: Netthoevel & Gaberthüel, Biel; Foto: © styf – Fotolia.com
Grafik/Layout: Sektion DIAM, Prepress/Print
Bestellnummer: 616-1300, gratis
© BFS, Neuchâtel 2013
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Inhaltsverzeichnis
Gleichstellung von Frau und Mann aus statistischer Perspektive 4
Bildung 5
Erwerbsarbeit 11
Vereinbarkeit von Beruf und Familie 15
Unbezahlte Arbeit 20
Löhne 22
Armut 27
Häusliche Gewalt 30
Politik 31
Internationaler Vergleich 34
Weitere statistische Informationen 38
4
Gleichstellung von Frau und Mann aus statistischer Perspektive
Das Bundesamt für Statistik (BFS) publiziert seit 20 Jahren statisti-sche Informationen zum aktuellen Stand und zur Entwicklung über die Zeit der Gleichstellung von Frau und Mann. Die Gleichberechti-gung von Mann und Frau ist seit 1981 in der schweizerischen Ver-fassung verankert. Aufgabe des Gesetzes ist es, für die Gleichstel-lung in Familie, Ausbildung und Arbeit zu sorgen. Darin ist auch der Anspruch auf gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit enthalten. 1988 wurde das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) vom Bundesrat eingesetzt. Seit Juli 1996 ist das Gleich-stellungsgesetz in Kraft, welches insbesondere jegliche Form der Diskriminierung im Bereich der Erwerbsarbeit verbietet. Auf recht-licher Ebene wurde viel erreicht. Gleichstellung soll aber nicht nur rechtlich verankert sein, sondern auch im Alltag Wirklichkeit wer-den. Trotz Fortschritten ist die tatsächliche Gleichstellung in vielen Lebensbereichen noch nicht realisiert: Beispielsweise ist die Lohn-gleichheit nicht gewährleistet und die Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit geschlechtsspezifisch geprägt. Die neu aufge-legte und aktualisierte Broschüre zur Gleichstellung von Frau und Mann aus statistischer Perspektive zeigt die aktuellen Entwicklun-gen, die erzielten Fortschritte und die noch bestehenden Lücken.
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Bildung
Bildung ist eines der wichtigsten Mittel, um die Gleichstellung von Frau und Mann zu erreichen. Wer über eine gute Bildung verfügt, hat in der Regel auch mehr Möglichkeiten, die Arbeitswelt und Um-welt zu gestalten und kann besser mit neuen Herausforderungen in Familie, Beruf und Politik umgehen. Höher ausgebildete Personen erhalten in der Regel besser bezahlte Arbeitsstellen.
Bildungsunterschiede
Der Anteil der Frauen zwischen 25 und 64 Jahren ohne nachobligato-rische Bildung ist deutlich höher als derjenige der Männer im selben Alter. Besonders gross ist der Unterschied zwischen den Geschlech-tern auf Tertiärstufe. Es ist jedoch eine allgemeine Tendenz zu einem höheren Bildungsstand von Frauen und Männern zu verzeichnen.
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1999
2012
20,7 55,3 10,4 4,6 9,0
16,4 43,6 9,8 9,1 21,1
11,6 49,5 5,3 13,5 20,1
11,0 39,9 6,3 16,6 26,3
Obligatorische SchuleSekundarstufe II: BerufsbildungSekundarstufe II: Allgemeinbildung
Tertiärstufe: höhere BerufsbildungTertiärstufe: Hochschulen
Bildungsstand der Wohnbevölkerung, 1999 und 2012
Quelle: Bundesamt für Statistik, SAKE © BFS
Frau
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G 1
Nur Personen zwischen 25 und 64 Jahren
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Bildungsabschlussquoten
Auf Sekundarstufe II weisen Frauen höhere Abschlussquoten bei der Allgemeinbildung auf, Männer hingegen bei der Berufsbildung. Dieser Geschlechterunterschied hat sich in den letzten zwei Jahr-zehnten nicht wesentlich verändert. Seit 1990 hat jedoch der Anteil der Frauen mit einer Allgemeinbildung auf Sekundarstufe II um rund 10 Prozentpunkte deutlich zugenommen.
Auch auf Hochschulebene haben die Abschlussquoten, insbeson-dere bei Frauen, kontinuierlich zugenommen und sind seit 2008 höher als jene der Männer.
Abschlussquoten an den Hochschulen, 1990 –2011
© BFS
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Quelle: Bundesamt für Statistik, SHIS, ESPOP, STATPOP
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Anteil Personen, die einen ersten Hochschulabschluss erworben haben am Total der gleichaltrigen ständigen Wohnbevölkerung
Universitäre Hochschulen Fachhochschulen
Abschlussquoten auf Sekundarstufe II, 1990 –2010
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Quelle: Bundesamt für Statistik, Statistik der Schülerinnen, Schüler und Studierenden, ESPOP, STATPOP
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Anteil Personen, die einen Erstabschluss auf Sekundarstufe II erworben haben, am Total der Personen im theoretischen Abschlussalter dieser Ausbildungen
MännerFrauen
MännerFrauen
Sekundarstufe II: Allgemeinbildung Sekundarstufe II: Berufsbildung
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Berufs- und Studienfachwahl
Die Berufswahl und die Wahl der Studienfachrichtung sind stark geschlechtsspezifisch geprägt. Berufsausbildungen und Studien-gänge im Bereich Wirtschaft gehören insgesamt zu den beliebtes-ten. Der Frauenanteil bei den mehrjährigen Berufsausbildungen in Wirtschaft und Verwaltung beträgt 60%. Bei den Eintritten in Stu-diengänge der Wirtschaftswissenschaften auf Tertiärstufe liegt der Frauenanteil bei 46% an den Fachhochschulen und bei 36% an den universitären Hochschulen.
Junge Männer wählen sehr oft und deutlich häufiger als junge Frauen technische Berufe und Studiengänge, wie z.B. Ingenieurwesen sowie Architektur und Baugewerbe, Technik und IT. Junge Frauen treten hingegen sehr oft und deutlich häufiger als junge Männer in Berufsausbildungen und Studiengänge des Gesundheitswesens, der Geistes- und Sozialwissenschaften, der sozialen Arbeit sowie in die Lehrkräfteausbildung ein.
Bildungsfelder der beruflichen Grundbildung, 2010
© BFS
G 4
Quelle: Bundesamt für Statistik, Statistik der Schülerinnen, Schüler und Studierenden
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18 00
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Gesundheitswesen
Sozialwesen
Persönliche Dienstleistungen
Künste
Wirtschaft und Verwaltung
Verarbeitendes Gewerbe
Land- und Forstwirtschaft
Architektur und Baugewerbe
Informatik
Ingenieurwesenund technische Berufe
Frauen Männer
Unter 20-jährige Schüler/innen im ersten Ausbildungsjahr einer mehrjährigen zertifizierenden Ausbildung
Frauen-anteil in %
92,9
90,4
61,2
60,9
60,3
31,8
20,4
13,3
7,5
5,7
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Eintritte in Fachhochschulen nach Fachbereichsgruppe, 2012/13
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Quelle: Bundesamt für Statistik, SHIS
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Angewandte Linguistik
Gesundheit
Angewandte Psychologie
Soziale Arbeit
Lehrkräfteausbildung
Design
Musik, Theater undandere KünsteWirtschaft und
Dienstleistungen
Land- und Forstwirtschaft
Chemie und life sciences
Architektur, Bau- undPlanungswesen
Sport
Technik und IT
Frauen Männer
Frauen-anteil in %
84,8
84,3
80,2
77,3
72,6
46,0
27,6
22,9
9,4
64,5
52,4
44,1
42,0
Eintritte in universitäre Hochschulen nach Fachbereichsgruppe, 2012/13
© BFS
G 5
Quelle: Bundesamt für Statistik, SHIS
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0050
00
Geistes- undSozialwissenschaften
Medizin und Pharmazie
Recht
Exakte undNaturwissenschaften
Interdisziplinäre und andere
Wirtschaftswissenschaften
Technische Wissenschaften
Frauen Männer
Frauen-anteil in %
71,9
61,9
61,4
40,0
35,8
35,5
29,1
9
In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich die geschlechtsspe-zifische Berufs- und Studienfachwahl leicht aufgeweicht. Der Anteil junger Männer im frauentypischen Bildungsgang des Sozialwesens hat auf Sekundarstufe zugenommen. In allen universitären Fachbe-reichsgruppen sowie in den männertypischen Bildungsfeldern auf Se-kundarstufe II und in Fachhochschulen ist der Frauenanteil gestiegen.
Lehrkräfte
Je höher die Schulstufe, desto kleiner ist der Frauenanteil bei den Lehrkräften. In der Vorschule sind fast ausschliesslich Frauen tätig, an den universitären Hochschulen ist das Verhältnis hingegen gerade umgekehrt. Es gilt jedoch hervorzuheben, dass Frauen im Lehrkör-per der Hochschulen vermehrt vertreten sind als früher. Beispiels-weise ist der Frauenanteil bei den Professuren an universitären Hochschulen seit 1980 deutlich gestiegen, macht aber auch 2011 noch eine Minderheit von 17,6% Professorinnen aus (1980: 1,8%).
Frauenanteil in einigen Bildungsfeldern und Fachbereichsgruppen, ab 1990
© BFS
G 7
Quelle: Bundesamt für Statistik, Statistik der Schülerinnen, Schüler und Studierenden, SHIS
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2012
Sozialwesen (Sek II)Soziale Arbeit (FH)Geistes- und Sozialwissenschaften (UH)
Ingenieurwesen und technische Berufe (Sek II)Technik und IT (FH)Technische Wissenschaften (UH)Chemie und Life Sciences (FH)Exakte und Naturwissenschaften (UH)
Männertypische BildungsgängeFrauentypische Bildungsgänge
Sek II: berufliche Grundbildung auf Sekundarstufe II; FH: Fachhochschule (Tertiärstufe); UH: Universitäre Hochschule (Tertiärstufe)
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Frauenanteil am Lehrpersonal der Hochschulen,1980 –2011
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G 9
Quelle: Bundesamt für Statistik, Hochschulpersonalstatistik
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Assistent/innen und wissenschaftliche Mitarbeiter/innenübrige Dozent/innenProfessor/innen
Assistent/innen und wissenschaftliche Mitarbeiter/innenübrige Dozent/innenProfessor/innen
Universität/HochschuleFachhochschule
Frauenanteil an den Lehrkräften von der Vorschule bis zur Sekundarstufe II, 1993/94 –2010/11
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Quelle: Bundesamt für Statistik, Lehrkräftestatistik
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Vorschule/EingangsstufePrimarstufe
Sekundarstufe ISekundarstufe II: Allgemeinbildende Ausbildungen
Die Statistik wurde ab dem Schuljahr 1999/2000 bis 2002/03 nicht mehr weitergeführt.Aufgrund der Revision der Statistik des Schulpersonals (ohne Hochschulen) und der Anpassung der Klassifikation der Bildungsstufen sind die Zahlen 2010/11 mit denjenigen der vorherigen Schuljahre nicht vergleichbar. Die Zahlen vor dem Schuljahr 2010/11 werden Mitte 2013 aktualisiert.
11
Erwerbsarbeit
Die Erwerbstätigkeit der Frauen unterscheidet sich in verschiede-ner Hinsicht von jener der Männer, z.B. in Bezug auf den Beschäfti-gungsgrad und die berufliche Stellung. Zudem ist die Erwerbsquote der Frauen niedriger als jene der Männer, die Erwerbslosenquote ist hingegen höher. Diese Unterschiede müssen im erweiterten Kontext der Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen Män-nern und Frauen betrachtet werden (vgl. auch Kapitel Vereinbarkeit von Beruf und Familie und Unbezahlte Arbeit). Gewisse typische Merk-male der weiblichen Erwerbsarbeit, wie die Teilzeitarbeit, hängen mit der familiären Situation der Frauen, dem Haushaltstyp, in dem sie le-ben, und der von ihnen erbrachten Arbeitsleistung im Haushalt zusam-men. Frauen verrichten nach wie vor den grössten Teil der Hausarbeit.
Erwerbsbeteiligung
Die Erwerbsquote1 ist bei den Männern deutlich höher als bei den Frauen: 76% der männlichen und 61% der weiblichen Bevölke-rung ab 15 Jahren sind erwerbstätig oder auf Stellensuche. Die Erwerbsquote der Frauen ist ab etwa 30 bis 45 Jahren und ab 55 Jahren deutlich niedriger als jene der Männer. Dies ist darauf zurückzuführen, dass viele Frauen sich während der Familiengrün-dungsphase (vorübergehend) aus der Erwerbstätigkeit zurückziehen
1 Die Erwerbsquote misst den Anteil Erwerbspersonen (Erwerbstätige und Erwerbs-lose gemäss ILO) an der Referenzbevölkerung.
Erwerbsquoten nach Altersgruppen, 1991 und 2011
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Quelle: Bundesamt für Statistik, SAKE
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15–2
425
–29
30–3
435
–39
40–4
445
–49
50–5
455
–59
60–6
4≥ 6
5
FrauenMänner
Frauen Männer
1991 2011
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und der Kindererziehung widmen. Sie ziehen sich auch früher als Männer definitiv aus dem Erwerbsleben zurück. Die Unterschiede zwischen Frauen und Männern in der Erwerbsbeteiligung nach Le-bensphasen haben sich jedoch in den letzten zwei Jahrzehnten mar-kant abgeschwächt.
Seit 1991 ist die Erwerbsquote der Männer unabhängig vom Alter leicht zurückgegangen. Demgegenüber ist bei den Frauen die Er-werbsquote fast in allen Altersgruppen gestiegen, insbesondere die der 55- bis 64-Jährigen. In dieser Altersgruppe hat die schrittweise Erhöhung des gesetzlichen Rentenalters der Frauen in den vergan-genen Jahren zur Zunahme beigetragen. Auch die Erwerbsquote der Mütter mit Kindern unter 15 Jahren hat sich deutlich gesteigert. Es sind im Wesentlichen Frauen, die während und nach der Kin-dererziehungsphase beruflich aktiv bleiben. Nur bei den jüngeren (15–24 Jahre) und den älteren (ab 65 Jahren) Frauen ist die Er-werbsquote gesunken, dies vermutlich wegen den verlängerten Ausbildungszeiten bzw. des Rückgangs der Erwerbstätigkeit im Rentenalter.
Nichterwerbspersonen sind hauptsächlich Rentnerinnen und Rent-ner, gefolgt von den Hausfrauen bei den Frauen und von Personen in Aus- oder Weiterbildung bei den Männern.
Teilzeitarbeit
58% der erwerbstätigen Frauen und 14% der Männer gehen einer Teilzeitarbeit nach. Kleine Teilzeitpensen sind bei Frauen deutlich ver-breiteter als bei Männern: Unter den Erwerbstätigen haben gut jede vierte Frau und jeder zwanzigste Mann einen Beschäftigungsgrad von unter 50%. Die Teilzeitarbeit ist somit ein typisches Merkmal
Nichterwerbspersonen ab 15 Jahren, 2012
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G 11
Quelle: Bundesamt für Statistik, SAKE
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Frauen
Männer
12,0 19,0 61,5 7,5
17,8 1,5 73,8 6,9
Personen in AusbildungHausfrauen/Hausmänner
Rentner/RentnerinnenAndere Nichterwerbspersonen
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der weiblichen Erwerbsarbeit. Teilzeitbeschäftigung kann mit ungesi-cherten Arbeitsverhältnissen, schlechteren sozialen Absicherungen (z.B. bei der Pensionskasse) oder geringeren Weiterbildungsmöglich-keiten und Karrierechancen einhergehen. Andererseits bietet sie die Möglichkeit, neben der Erwerbsarbeit andere Aufgaben zu überneh-men wie Kinderbetreuung, informelle Hilfeleistungen und Hausarbeit.
Seit 1991 hat die Teilzeitarbeit mit einem Beschäftigungsgrad zwi-schen 50 und 89% zugenommen, sowohl bei den erwerbstätigen Frauen als auch bei den Männern. Bei den kleineren Teilzeitpensen unter 50% hat keine wesentliche Veränderung stattgefunden. Nur we-nige Frauen arbeiten mit einem Beschäftigungsgrad von unter 20%; es handelt sich dabei hauptsächlich um Mütter. Seit 1991 nehmen diese ganz kleinen Erwerbspensen bei Müttern jedoch markant ab, vor allem zugunsten von Teilzeitpensen von 50% und mehr.
Von den insgesamt 6,3% Unterbeschäftigten, das heisst den Er-werbstätigen, welche gerne mehr Erwerbsarbeit leisten möchten, sind drei Viertel Frauen. Dies ist ein Hinweis darauf, dass die Teil-zeitarbeit nicht immer eine befriedigende Lösung darstellt, denn 4 von 10 unterbeschäftigten Frauen möchten gerne Vollzeit ar-beiten (2004: 3 von 10), die übrigen 6 von 10 ihre Teilzeit erhö-hen (2004: 7 von 10). Bei den unterbeschäftigten Männern ist es genau umgekehrt: Von 10 möchten 6 Vollzeit arbeiten und 4 ihr Teilzeitpensum erhöhen (2004: 5 bzw. 5). Von Unterbeschäftigung betroffen sind vor allem Mütter mit Partner/in und Kind(ern) sowie alleinerziehende Mütter.
Beschäftigungsgrad, 1991 und 2012
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Quelle: Bundesamt für Statistik, SAKE
0% 20% 40% 60% 80% 100%
1991
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1991
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50,8 22,2 27,0
41,5 32,8 25,7
92,3 3,54,2
86,2 8,3 5,5
Vollzeit (90–100%) Teilzeit 50–89% Teilzeit unter 50%
Frau
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14
Berufliche Stellung
Frauen haben im Allgemeinen eine niedrigere berufliche Stellung als Männer: Sie sind öfter Angestellte ohne leitende Funktion. Männer sind deutlich häufiger als Frauen Selbständigerwerbende und Ange-stellte in Unternehmensleitungen oder mit leitender Funktion. Diese Ungleichheit bleibt auch bei gleichem Bildungsstand von Frauen und Männern bestehen. Wichtige Gründe dürften die wegen der Verant-wortung für Haushalt und Kinderbetreuung eingeschränkte Flexibili-tät und oft geringere Berufserfahrung der Frauen sein.
Seit Mitte der 1990er-Jahre ist der Anteil der Frauen, die als mitar-beitende Familienmitglieder im Familienbetrieb tätig sind, rückläufig. Demgegenüber ist der Anteil der selbständig erwerbenden Frauen
Unterbeschäftigung, 2012
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G 13
Quelle: Bundesamt für Statistik, SAKE
93,7% 6,3%
Erwerbstätige Personen Unter-beschäftigtePersonen
Gewünschter Beschäftigungsgrad
Frauen
Männer36,3%
59,7%
63,7%
40,3%Frauen74,6%
Männer25,4%
ErhöhungTeilzeit Vollzeit
Berufliche Stellung, 2012
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Quelle: Bundesamt für Statistik, SAKE
SelbständigeIm Familienbetrieb mitarbeitendeFamilienmitgliederArbeitnehmende in Unternehmensleitung
Arbeitnehmende mit VorgesetztenfunktionArbeitnehmende ohne VorgesetztenfunktionLehrlinge
15,6%
1,5%
8,5%
24,3%
44,7%
5,4%10,4%2,7%
3,9%
15,6%
62,7%
4,7%
Frauen Männer
15
leicht gestiegen. Bei den Männern ist keine nennenswerte Entwick-lung in der Verteilung der beruflichen Stellung zu vermerken. Unter den Arbeitnehmenden in Führungsposition machen Frauen ein Drit-tel aus. Dieser Anteil hat sich seit 1996 nicht wesentlich verändert.
Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein zentrales Element auf dem Weg zur Gleichstellung von Frauen und Männern. Sie ist eine Herausforderung, welche die ganze Familie betrifft. Sei es aus finanzieller Notwendigkeit oder weil immer weniger Frauen wegen der Familie gänzlich auf ihre Berufstätigkeit verzichten wollen, ist die Erwerbstätigkeit beider Eltern eine verbreitete Realität. Eine zu-frieden stellende Vereinbarkeit von Beruf und Familienleben ist heut-zutage noch nicht gewährleistet – weder für Mütter noch für Väter. Die Frage, wie Familie und Erwerbsarbeit unter einen Hut gebracht werden können, hat für beide Geschlechter weit reichende Konse-quenzen: Weil die Hauptverantwortung für die Kindererziehung und -betreuung nach wie vor meistens von den Frauen getragen wird, sind sie weniger flexibel in Bezug auf die Erwerbsarbeit. Männer, die beispielsweise zugunsten der Familie Teilzeit erwerbstätig sein möchten, stossen in der Arbeitswelt nach wie vor auf Akzeptanz-schwierigkeiten. Eingeschränkte Karrieremöglichkeiten sind mit einer Teilzeitanstellung für Frauen und Männer heute noch eine Realität.
Frauen in Führungspositionen, 1996 –2012
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2007
2008
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2010
2011
2012
Frauenanteil an allen Arbeitnehmenden in Unternehmensleitungen oder mit Vorgesetztenfunktion
Quelle: Bundesamt für Statistik, SAKE
2010: Serienbruch infolge Umformulierung der Frage nach der Stellung im Beruf. Wenn auchdie Umformulierung Anfang 2010 eingeführt wurde, ist diese für die gesamte Stichprobe erst abdem 1. Quartal 2011 gültig. Die Daten 2010 werden deshalb nicht veröffentlicht.
16
Erwerbsbeteiligung von Müttern und Vätern
Mütter sind heute vermehrt erwerbstätig: Die Erwerbsquote von Müttern mit Kindern unter 15 Jahren hat sich jener von Frauen ohne Kinder angeglichen (2012: je 77%; 1991: 60% bzw. 71%). Sie sind jedoch mehrheitlich Teilzeit erwerbstätig und, wenn kleine Kinder im Haushalt leben, etwas häufiger mit einem niedrigen Beschäftigungsgrad (unter 50%). Das Alter des jüngsten Kindes und die Familiensituation haben einen relativ starken Einfluss auf die Erwerbssituation der Mütter. Haben sie ein Kind unter 7 Jahren, sind sie deutlich häufiger nicht erwerbstätig, als mit jüngstem Kind zwischen 7 und 14 Jahren. Alleinerziehende Mütter sind nicht nur öfter erwerbstätig als Mütter mit einem Partner, sondern haben auch zu einem grösseren Teil einen höheren Beschäftigungsgrad.
Männer passen ihre Erwerbssituation anders als Frauen an die Fa-miliensituation an: Haben sie Kinder unter 15 Jahren, gehen sie vermehrt einer Vollzeitbeschäftigung nach als Männer ohne Kinder
Erwerbssituation von Müttern und Vätern nach Alter des jüngsten Kindes, 1992 und 2012 G 16
0% 20% 40% 60% 80% 100%
1992
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1992
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1992
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1992
2012
1992
2012
1992
2012
56,5 23,2 10,7 9,6
29,7 30,5 26,7 13,1
32,9 33,4 17,8 15,9
18,0 35,4 31,8 14,9
3,3 95,5
9,2 88,6
(2,1) 96,2
3,96,3 89,8
(21,6) 52,5 (25,9)
20,3 19,9 38,3 21,5
(14,8) (14,0) 38,5 32,6
10,0 15,6 50,6 23,8
Kind
0
–6 J
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Kind
7–
14 J
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© BFSQuelle: Bundesamt für Statistik, SAKE
* Aufgrund der geringen Fallzahlen in der Stichprobe ist es nicht möglich, Teilzeit unter 50% * und Teilzeit 50–89% zu unterscheiden.(Zahl): Das Resultat beruht auf weniger als 50 Beobachtungen in der Stichprobe und ist deshalb mit grosser Vorsicht zu interpretieren.
Nichterwerbstätig Teilzeit unter 50%
Teilzeit 50–89% Teilzeit unter 90%*
Vollzei t(90–100%)
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unter 15 Jahren. Frauen mit Kindern unter 15 Jahren sind hingegen deutlich häufiger Teilzeit erwerbstätig als Frauen ohne Kinder unter 15 Jahren. Der Anteil Vollzeit erwerbstätiger Väter ist aber seit 1991 gesunken; entsprechend gestiegen ist der Anteil der Teilzeiterwerbs-tätigen mit einem Beschäftigungsgrad zwischen 50% und 89%.
Hauptverantwortung für die Hausarbeit
Gut drei von vier Frauen, die in Paarhaushalten mit Kindern unter 15 Jahren leben, tragen die Hauptverantwortung für die Hausar-beit alleine. Dabei ist kein nennenswerter Unterschied nach Alter des jüngsten Kindes festzustellen. Diese Anteile liegen in Familien-haushalten deutlich höher als in Paarhaushalten ohne weitere Mit-glieder. Die gemeinsame Führung des Haushalts wird von rund einem Sechstel der Paare mit unter 15-jährigen Kindern praktiziert; das heisst bedeutend seltener als von Paaren ohne weitere Haus-haltsmitglieder, bei denen der Anteil mit geteilter Verantwortung rund einen Drittel ausmacht.
Zwischen 1997 und 2010 ist in allen Paarhaushalten eine deutliche Veränderung zu verzeichnen: Die alleinige Verantwortung der Part-nerin für die Hausarbeit geht zurück zugunsten der gemeinsamen Verantwortung.
0% 20% 40% 60% 80% 100%
1997
2010
1997
2010
1997
2010
72,0 4,0 22,6
61,8 4,8 31,3
89,3 (0,9) 8,1
76,1 2,5 18,0 3,3
90,3 (1,4) 6,1
78,1 2,0 16,1 3,8
Frau Mann Gemeinsam Andere
Hauptverantwortung für die Hausarbeit in Paarhaushalten, 1997 und 2010 G 17
Paar
haus
halte
oh
ne w
eite
re
Haus
halts
-m
itglie
der
Paar
haus
halte
: jü
ngst
es K
ind
7- b
is 1
4-jä
hrig
Paar
haus
halte
: jü
ngst
es K
ind
0- b
is 6
-jähr
ig
© BFSQuelle: Bundesamt für Statistik, SAKE
(Zahl): Das Resultat beruht auf weniger als 50 Beobachtungen in der Stichprobe und ist deshalb mit grosser Vorsicht zu interpretieren.
18
Erwerbsmodelle in Paarhaushalten
In Paarhaushalten ist neben der Haus- und Familienarbeit auch die Er-werbsarbeit ungleich aufgeteilt; dies trifft insbesondere auf Familien-haushalte zu. Meist reduziert die Frau ihr Erwerbspensum oder ver-zichtet (vorübergehend) ganz auf eine Erwerbstätigkeit, wenn Kinder im Haushalt leben. In Paarhaushalten mit Kindern wird am häufigsten ein Modell mit Vollzeit erwerbstätigem Vater und Teilzeit erwerbstä-tiger Mutter gelebt. Mit zunehmendem Alter der Kinder zeigt sich eine Abnahme des Anteils der Haushalte mit nicht erwerbstätiger Mutter und eine entsprechende Zunahme der Haushalte mit Teilzeit oder Vollzeit beschäftigten Müttern. Nur in 4–5% der Paarhaus-halte sind beide Partner Teilzeit erwerbstätig; dabei sind keine wesentlichen Unterschiede auszumachen, ob im Haushalt Kinder leben und wie alt sie sind.
Das traditionelle Ernährermodell – Vollzeit erwerbstätiger Partner und nicht erwerbstätige Partnerin – nimmt seit 1992 kontinuierlich ab: Dessen Anteil hat sich in allen Paarhaushalten praktisch halbiert. In Paarhaushalten mit Kindern unter 7 Jahren ist er in den vergange-nen 20 Jahren von 61% auf 29% gesunken. Das Modell beide Part-ner Teilzeit erwerbstätig sowie andere Modelle werden heute im Ver-gleich zu früher etwas häufiger gelebt. Das Modell beide Partner Vollzeit erwerbstätig macht über die Jahre hinweg einen ähnlichen Anteil aus, mit Ausnahme eines leichten Anstiegs bei Paarhaushal-ten mit Kindern unter 7 Jahren.
Erwerbsmodelle in Paarhaushalten, 1992 und 2012
Quelle: Bundesamt für Statistik, SAKE © BFS
Personen zwischen 25 Jahren und dem ordentlichen Rentenalter, ohne Erwerbslose gemäss ILO
G 18
* 1992 wurde nicht für alle Haushaltsmitglieder nach Teilzeit unter 50% und Teilzeit 50–89%* unterschieden.
Paar
haus
halte
oh
ne w
eite
re
Haus
halts
-m
itglie
der
Paar
haus
halte
: jü
ngst
es K
ind
7- b
is 1
4-jä
hrig
Paar
haus
halte
: jü
ngst
es K
ind
0- b
is 6
-jähr
ig
0% 20% 40% 60% 80% 100%
1992
2012
1992
2012
1992
2012
23,1 32,9 36,3 4,4
12,4 9,6 20,1 38,7 4,44,3 10,5
61,5 28,4 6,8
29,2 29,7 19,9 10,0 5,5 4,5
38,1 45,5 12,0 2,6
19,8 32,8 24,7 12,2 3,9 5,3
Partner Vollzeit/Partnerin nicht erwerbstätig Partner Vollzeit/Partnerin Teilzeit < 50% Partner Vollzeit/Partnerin Teilzeit 50–89% Partner Vollzeit/Partnerin Teilzeit unter 90%*
Beide VollzeitBeide TeilzeitBeide nicht erwerbstätigAndere Modelle
19
Belastung durch Erwerbs- und Haus-/Familienarbeit
Mütter und Väter mit Kindern unter 15 Jahren sind oft sehr grossen zeitlichen Belastungen durch Erwerbs-, Haus- und Familienarbeit ausgesetzt, insbesondere Eltern mit Kindern im Vorschulalter. Ob-wohl in unserer Gesellschaft die Geschlechterrollen bezüglich Beruf und Familie ungleich verteilt sind, ist der gesamte Arbeitsaufwand von Männern und Frauen in vergleichbaren Familiensituationen in etwa gleich gross. Männer investieren jedoch mehr Zeit in bezahlte, Frauen mehr in unbezahlte Arbeit.
An der Ungleichverteilung der Arbeit hat sich seit 1997 nichts Wesentliches geändert. Hervorzuheben ist aber die Zunahme des Zeitaufwands von Vätern für die Haus- und Familienarbeit, insbeson-dere von Vätern mit Partnerin und jüngstem Kind unter 7 Jahren: 1997 investierten sie 24 Stunden pro Woche und im Jahr 2010 29 Stunden. Zusammen mit der Erwerbsarbeit kommen sie somit im Jahr 2010 auf wöchentlich 69 Stunden (Mütter: 67 Stunden). Diese Entwicklung zeigt ein gestiegenes Engagement der Väter in der Haus- und Familienarbeit; sie investieren vor allem relativ viel Zeit in die pädagogische Kinderbetreuung (mit Kindern spielen und Hausaufgaben machen).
© BFSQuelle: Bundesamt für Statistik, SAKE
0 20 40 60 80
Total
Partner/Partnerinnenin 2-Personenhaushalten
Partner/Partnerinnen,jüngstes Kind 0–6 Jahre
Partner/Partnerinnen,jüngstes Kind 7–14 Jahre
Alleinerziehende,jüngstes Kind 0–6 Jahre
Alleinerziehende,jüngstes Kind 7–14 Jahre
16,3 34,1
13,6 35,2
29,4 40,1
22,2 40,3
(35,8) (36,8)
(28,1) (33,5)
Haus- und Familienarbeit Erwerbsarbeit
80 60 40 20 0
29,021,0
23,023,6
55,611,8
44,416,7
48,317,5
39,724,1
Durchschnittlicher Aufwand für Erwerbsarbeit und Haus-/Familienarbeit, 2010 G 19
Frauen Männer
Nur Personen im erwerbsfähigen Alter, d.h. zwischen 15 Jahren und dem ordentlichenRentenalter, in Stunden pro Woche
(Zahl): Statistisch nur bedingt zuverlässig
20
Unbezahlte Arbeit
Unbezahlte Arbeiten wie Haus- und Familienarbeit, Betreuung von pflegebedürftigen Personen, ehrenamtliche und freiwillige Tätig-keiten für Vereine oder Organisationen und Hilfeleistungen für Ver-wandte oder Bekannte sind für unsere Gesellschaft unentbehrlich. Die Beteiligung von Frauen und Männern in diesem Bereich ist sehr unterschiedlich je nach Art der unbezahlten Tätigkeit.
Ausgewählte Tätigkeiten der Haus- und Familienarbeit
Frauen investieren mehr Zeit als Männer für die meisten Tätigkei-ten der Haus- und Familienarbeit (Ausnahmen sind die administrati-ven und die handwerklichen Arbeiten). Betreuung und Pflege für Kin-der sowie Mahlzeiten zubereiten und Putzen gehören zu den zeit-aufwändigsten Aufgaben. Auffallend ist, dass Väter mit Partnerin sich hauptsächlich an der Kinderbetreuung beteiligen, insbesondere beim Spielen und Hausaufgaben machen. Der Mehraufwand für die Mahlzeitenzubereitung und das Putzen in einer Familie mit Kindern im Vergleich zu einem Paar ohne Kinder wird von den Müttern ge-tragen. Zudem wenden Mütter für die Kleinkindbetreuung deutlich mehr Zeit auf als Väter.
Durchschnittlicher Aufwand für ausgewählte Tätigkeiten der Haus- und Familienarbeit in Paarhaushalten, 2010
© BFS
G 20
Quelle: Bundesamt für Statistik, SAKE
0 2 4 6 8 10 12 14
ohne Kinder
jüngstes Kind 0–6 Jahre
jüngstes Kind 7–14 Jahre
ohne Kinder
jüngstes Kind 0–6 Jahre
jüngstes Kind 7–14 Jahre
jüngstes Kind 0–6 Jahre
jüngstes Kind 0–6 Jahre
jüngstes Kind 7–14 Jahre
2,9
3,6
3,1
1,5
1,8
1,5
4,8
9,2
7,5
7,5
9,2
9,7
4,4
6,6
7,3
10,2
13,9
10,4
Frauen Männer
Putz
en,
Aufr
äum
enKi
nder
fü
ttern
, w
asch
en
Mit
Kind
ern
spie
len,
Ha
usau
fgab
en
mac
hen
Mah
lzei
ten
zube
reite
n
In Stunden pro Woche
21
Freiwilligenarbeit
Männer engagieren sich häufiger in der institutionalisierten Freiwil-ligenarbeit als Frauen (23% gegenüber 17%). Weitaus am meisten freiwillige und ehrenamtliche Tätigkeiten werden für Sportvereine geleistet. Daneben engagieren sich Frauen mehr in sozial-karitati-ven Organisationen und kirchlichen Institutionen, Männer hingegen mehr in kulturellen Vereinen und Interessenvereinigungen (z.B. Be-rufs-, Umweltschutzverband, usw.) sowie in politischen Ämtern oder öffentlichen Diensten (z.B. Sanitäts- und Sicherheitsdienste, Feuer-wehr, usw.). Personen, welche solche unbezahlten Tätigkeiten aus-führen, setzen durchschnittlich rund 1½ Arbeitstage pro Monat dafür ein (Frauen 13 Stunden, Männer 14 Stunden).
Anders als bei den ehrenamtlichen und freiwilligen Tätigkeiten für Vereine oder Organisationen übernehmen Frauen im Rahmen der informellen Freiwilligenarbeit viel häufiger als Männer unbezahlte Hil-feleistungen für Verwandte oder Bekannte (23% der Frauen gegen-über 14% der Männer). Vorwiegend betreuen Frauen bekannte oder verwandte Kinder. Bei den Männern stehen andere Dienstleistungen für Bekannte und Nachbarn an erster Stelle. Personen, welche sol-che unbezahlten Tätigkeiten ausführen, setzen durchschnittlich bei-nahe zwei Arbeitstage pro Monat dafür ein (Frauen gut 17 Stunden, Männer 12 Stunden).
Ganz allgemein kann ein Rückgang der Beteiligungsquoten in den letzten 10 Jahren festgestellt werden.
© BFSQuelle: Bundesamt für Statistik, SAKE: Unbezahlte Arbeit
0% 2% 4% 6% 8% 10%
Sportvereine
Kulturelle Vereine
Sozial-karitative Organisationen
Kirchliche Institutionen Interessen-
vereinigungen Öffentliche
Dienste Politische
Parteien, Ämter
9,0
5,3
2,5
2,1
3,1
2,4
2,0
10% 8% 6% 4% 2% 0%
4,0
3,5
3,6
3,6
2,1
1,2
0,7
Beteiligung an institutionalisierterFreiwilligenarbeit, 2010 G 21
Frauen Männer
In Prozent der Wohnbevölkerung ab 15 Jahren
22
Löhne
Besonderheiten der weiblichen Erwerbstätigkeit wie die längeren Un-terbrüche aus familiären Gründen und damit verbunden das Dienstal-ter und die Berufserfahrung beeinflussen das Lohngefälle zwischen den Geschlechtern. Zudem ist der Lohn von Merkmalen wie Ausbil-dung, beruflicher Stellung und Anforderungsniveau abhängig. Die Un-gleichheit zwischen Frauen und Männern in diesen Bereichen kommt in den Lohnunterschieden deutlich zum Ausdruck.
Gemäss einer Studie, die das Bundesamt für Statistik (BFS) zusam-men mit dem Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) in Auftrag gegeben hat, können rund 62,4% des Lohnunterschieds zwischen Frauen und Männern im Jahr 2010 durch objektive Faktoren erklärt werden. Die übrigen 37,6% des Lohnun-terschieds können allerdings nicht durch objektive Faktoren erklärt werden und sind als Lohndiskriminierung zu werten.2
2 Vergleichende Analysen der Löhne von Frauen und Männern anhand der Lohnstruktur-erhebung sind verfügbar unter www.statistik.admin.ch > 03 – Arbeit und Erwerb > Löhne, Erwerbseinkommen > Indikatoren > Lohnniveau > nach Geschlecht.
© BFSQuelle: Bundesamt für Statistik, SAKE: Unbezahlte Arbeit
0% 2% 4% 6% 8% 10%
Verwandte Kinder betreuen
Pflege von erwachsenen VerwandtenAndere Dienstleistungen
für VerwandteBekannte Kinder
betreuenPflege von
erwachsenen BekanntenAndere Dienstleistungen
für Bekannte
Anderes
3,7
0,4
2,6
1,9
(0,3)
5,3
(0,3)
10% 8% 6% 4% 2% 0%
8,1
1,6
3,1
5,7
1,1
4,9
(0,5)
Beteiligung an informeller Freiwilligenarbeit, 2010 G 22
Frauen Männer
In Prozent der Wohnbevölkerung ab 15 Jahren
(Zahl): Das Resultat beruht auf weniger als 50 Beobachtungen in der Stichprobe und ist deshalb mit grosser Vorsicht zu interpretieren.
23
Lohnunterschiede im privaten und im öffentlichen Sektor
Die Löhne der Frauen sind im Durchschnitt deutlich tiefer als jene der Männer. Der standardisierte monatliche Bruttolohn (Median)3 der Frauen im privaten Sektor beträgt im Jahr 2010 5176 Franken, jener der Männer 6346 Franken. Dies entspricht einer Lohndifferenz von 18,4%. Die Löhne sind seit 1994 für Männer wie Frauen angestie-gen, demgegenüber nimmt der Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern langsam ab.
Der standardisierte monatliche Bruttolohn (Median) der Frauen im öffentlichen Sektor Bund beträgt im Jahr 2010 6653 Franken, der-jenige der Männer 7573, was einer Differenz von 12,1% entspricht. Dieser Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern ist deutlich kleiner als im privaten Sektor, weist jedoch über die Zeit keinen deutlichen Trend in Richtung einer Abnahme auf.
3 Für den standardisierten monatlichen Bruttolohn werden Teilzeitstellen umgerechnet auf Vollzeit, basierend auf 41/3 Wochen zu 40 Arbeitsstunden. Der Median teilt die unter-suchte Gruppe in zwei Hälften: Für die eine Hälfte der Arbeitnehmenden liegt der stan-dardisierte Lohn über, für die andere Hälfte dagegen unter dem ausgewiesenen Median.
Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern, 1994 –2010
© BFS
G 23
Quelle: Bundesamt für Statistik, LSE
0% 5% 10% 15% 20% 25%
Privater Sektor199419961998200020022004200620082010
Öffentlicher Sektor: Bund199419961998200020022004200620082010
Kantonaler öffentlicher Sektor1998200020022004200620082010
Kommunaler öffentlicher Sektor20082010
23,822,9
21,521,5
20,919,9
19,119,4
18,4
13,011,6
10,110,210,79,6
12,912,9
12,1
22,521,120,7
18,918,8
17,416,4
8,96,7
Unterschied im Verhältnis zum monatlichen Bruttolohn der Männer
24
Im kantonalen öffentlichen Sektor sind die Unterschiede auf einem ähnlichen Niveau wie im privaten Sektor. Im Jahr 2010 beträgt der standardisierte monatliche Bruttolohn (Median) der Frauen 7164 Fran-ken, derjenige der Männer 8568 Franken. Die Differenz beläuft sich auf 16,4%. Sie nimmt seit 1998 relativ stetig ab.
Lohnunterschiede in ausgewählten Wirtschaftszweigen
Das Lohnniveau variiert zwischen den Branchen erheblich; die Lohn-differenz zwischen Männern und Frauen besteht jedoch über alle Wirtschaftszweige hinweg. In den Wirtschaftszweigen mit den tiefs-ten Löhnen betragen die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern 6% bis 21%. In den Post-, Kurier- und Expressdiensten mit 47% weiblichen Angestellten sind die Lohnunterschiede am gerings-ten. In der Branche persönliche Dienstleistungen mit einem hohen Frauenanteil von 79% sind sie am höchsten. Bei den Wirtschafts-zweigen mit den höchsten Löhnen sind auch die Unterschiede zwi-schen den Geschlechtern hoch: Frauen verdienen zwischen 13% und 33% weniger als Männer. Frauen sind in diesen Branchen un-tervertreten: Ihr Anteil beträgt zwischen 30% und 41%. Interessant ist, dass im Baugewerbe, wo die Frauen nur 11% der Beschäftig-ten ausmachen, der Lohnunterschied gering ist (8%). Im Detailhan-del sind Frauen deutlich übervertreten (67%) und die Lohndifferenz beträgt 18%.
Frauenlohn in % des Männerlohnes, 2010
© BFS
G 24
Quelle: Bundesamt für Statistik, LSE und BESTA
0% 25% 50% 75% 100%
Wirtschaftszweige mit den tiefsten Löhnen
Persönliche Dienstleistungen
Gastgewerbe/Beherbergung u. Gastronomie
Post-, Kurier- und Expressdienste
Wirtschaftszweige mit den höchsten LöhnenFinanzdienstleistungen; mit Finanz-
und Versicherungsdienstl. verb. TätigkeitenHerstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen
Telekommunikation
Weitere Wirtschaftszweige
Baugewerbe
Detailhandel
78,8
92,0
94,4
67,2
87,0
72,3
92,5
82,0
In ausgewählten Wirtschaftszweigen,privater Sektor
Monatlicher Bruttolohn (Median), in Franken
(Zahl): Variationskoeffizient grösser als 5%; der Zahlenwert ist daher statistisch unsicher.
4605
5848
8527
8941
9331
(4147)
4106
3698
Beschäf-tigte:Frauen-anteil
67%
11%
30%
41%
41%
47%
56%
79%
25
Lohnunterschiede nach weiteren Merkmalen
Die Lohndifferenz zwischen Frauen und Männern ist in der Privat-wirtschaft im Allgemeinen umso grösser, je höher die Bildung, das Anforderungsniveau der Stelle oder die Kaderfunktion ist. Je nach Anforderungsniveau des Arbeitsplatzes verdienen Frauen zwischen 12% und 20% weniger, je nach Bildungsniveau zwischen 10% und 24% weniger und je nach beruflicher Stellung zwischen 12% und 29% weniger als die Männer.
Die allgemeine Tendenz einer Abnahme des Lohnunterschieds im privaten Sektor ist beim oberen und mittleren Kader, wo der Unter-schied schon relativ hoch ist, nicht feststellbar.
Monatlicher Bruttolohn nach diversen Merkmalen, 2010
© BFS
G 25
Quelle: Bundesamt für Statistik, LSE
0 4 000 8 000 12 000
Nach Anforderungsniveaudes Arbeitsplatzes
Höchst anspruchsvolleund schwierigste Arbeiten
Selbständige undqualifizierte Arbeiten
Berufs- und Fachkenntnissevorausgesetzt
Einfache und repetitiveTätigkeiten
Nach beruflicher Stellung
Oberstes und oberes Kader
Mittleres Kader
Unteres Kader
Unterstes Kader
Ohne Kaderfunktion
Nach AusbildungUniversitäre Hochschule
(UNI, ETH)Fachhochschule,
pädagogische HochschuleHöhere Berufsausbildung,
Fachschule
Lehrerpatent
Matura
AbgeschlosseneBerufsausbildung
Ohne abgeschlosseneBerufsausbildung
11 665
7 384
5 909
4 901
10 755
9 935
7 893
6 584
5 707
11 210
9 466
8 302
6 933
7 082
5 973
4 967
9 292
6 424
5 202
4 225
7 611
7 596
6 500
5 805
4 832
8 493
7 488
6 933
6 240
5 898
5 151
4 117
Frauen Männer
Privater Sektor, Median, in Franken
0% 10% 20% 30%
20,3
13,0
12,0
13,8
29,2
23,5
17,6
11,8
15,3
24,2
20,9
16,5
10,0
16,7
13,8
17,1
Lohnunterschied in %
26
Tieflöhne
Der Anteil der Personen mit einem Tieflohn4, d.h. im Jahr 2010 mit weniger als 3986 Franken brutto pro Monat bei 40 Wochenstunden, ist stark geschlechtsabhängig: 7 von 10 sind Frauen. Der Anteil der Tieflöhne ist bei den Frauen in den Jahren 2000 bis 2006 leicht zu-rückgegangen und von 2008 bis 2010 stabil geblieben. Bei den Männern hingegen hat der Anteil leicht aber stetig zugenommen.
4 Der Tieflohn entspricht zwei Dritteln des standardisierten Bruttomedianlohnes.
Lohnunterschied im privaten Sektor, 1996 –2010
© BFS
G 26
Quelle: Bundesamt für Statistik, LSE
0
5
10
15
20
25
30
35
1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010
Oberstes und oberes KaderMittleres Kader
Unteres KaderUnterstes Kader
Ohne Kaderfunktion
Nach beruflicher Stellung
Arbeitnehmende mit einem Tieflohn
© BFS
G 27
Quelle: Bundesamt für Statistik, LSE
0%
5%
10%
15%
20%
25%
2000< 3480 CHF
2002< 3611 CHF
2004< 3699 CHF
2006< 3783 CHF
2008< 3882 CHF
2010< 3986 CHF
Frauen Männer
Privater Sektor und öffentlicher Sektor (Bund) zusammen
27
Einen standardisierten monatlichen Bruttolohn von unter 4000 Fran-ken haben doppelt so viele arbeitnehmende Frauen als Männer. Im oberen Segment der Lohnpyramide verdienen knapp dreimal so viele Männer als Frauen mehr als 8000 Franken brutto pro Monat.
Armut
Armut und Sozialhilfebezug sind oft eine Folge der geschlechtsspe-zifischen Arbeitsteilung und somit des geringeren Erwerbsumfangs sowie der Erwerbsunterbrüche von Frauen, insbesondere bei einer Scheidung oder im Alter. Die Verantwortung für Kinder als Alleiner-ziehende ist ein Risikofaktor, der in erster Linie in weiblichen Lebens-läufen zu Armut und Sozialhilfebezug führen kann.
Armutsquote
Die Armutsquote5 der ständigen Wohnbevölkerung in Privathaushal-ten in der Schweiz betrug 2010 7,9%, d.h. rund jede 13. Person galt als arm. Frauen sind häufiger arm als Männer. Besondere Risi-kogruppen sind Alleinerziehende, alleinlebende Personen, Personen ohne nachobligatorische Bildung, Erwerbslose und Nichterwerbsper-sonen sowie Personen in Haushalten mit geringer Arbeitsmarktparti-zipation. Alleinerziehende sind mit finanziellen Schwierigkeiten kon-frontiert, die aus einem höheren Existenzbedarf von zwei Haushalten
5 Die Armutsquote entspricht dem prozentualen Anteil der armen Personen an der ge-samten Bevölkerung. Eine Person gilt als arm, wenn sie in einem Haushalt lebt, des-sen verfügbares Haushaltseinkommen unter der Armutsgrenze liegt. Die Armuts-grenze orientiert sich an den Richtlinien der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (SKOS). 2010 betrug sie durchschnittlich rund 2250 Franken pro Monat für eine Ein-zelperson, 3600 Franken für eine Einelternfamilie mit zwei Kindern und 4000 Fran-ken für einen Haushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern.
Arbeitnehmende mit tiefen und mit hohen Löhnen, 2010
© BFS
G 28
Quelle: Bundesamt für Statistik, LSE
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Bruttolohn(standardisiert
auf Vollzeit)< 4000 CHF
Bruttolohn(standardisiert
auf Vollzeit)> 8000 CHF
68,3 31,7
26,6 73,4
Frauen Männer
Privater Sektor und öffentlicher Sektor (Bund) zusammen
28
aufgrund der Trennung resultieren; gleichzeitig sind die Möglichkei-ten zur Erwerbstätigkeit wegen der Kinderbetreuung eingeschränkt. Kinderreiche Familien sind ebenfalls stark von Armut betroffen. Bei den Personen ab 65 Jahren muss beachtet werden, dass Vermö-gensbestände nicht berücksichtigt werden. Da das Haushaltsvermö-gen häufig mit zunehmendem Alter ansteigt, ist bei Personen im Ren-tenalter davon auszugehen, dass ihre finanziellen Ressourcen eher unterschätzt und die laufenden Ausgaben auch über den Vermögens-verzehr gedeckt werden. Darauf weisen auch weitere Sachverhalte hin, die bei Personen ab 65 Jahren festgestellt werden konnten: die geringere Armutslücke6 (17% im Vergleich zu 21% in der Schweizer Wohnbevölkerung), die geringere Betroffenheit von materieller Ent-behrung7 (2,5% im Vergleich zu 5,4%) und der deutlich grössere An-teil Personen mit hoher Zufriedenheit in Bezug auf die finanzielle Si-tuation ihres Haushalts (70% im Vergleich zu 58%).
6 Die mediane Armutslücke misst den mittleren (medianen) Abstand der verfügbaren Haushaltseinkommen der armen Bevölkerung zu ihrer jeweiligen Armutsgrenze und gibt dadurch an, wie stark die arme Bevölkerung von Armut betroffen ist. Die Armuts-lücke wird grösser, wenn sich die Einkommen der Armen weiter von der Armutsgrenze entfernen.
7 Die Quote der materiellen Entbehrung wird beschrieben als finanziell bedingter Man-gel – d.h. den Nichtbesitz von wesentlichen Gebrauchsgütern bzw. das Fehlen ele-mentarer Lebensgrundlagen – bei mindestens drei von neun Lebensbereichen.
Armutsquote und Armutslücke nach ausgewählten Bevölkerungsgruppen, 2010
© BFS
G 29
Quelle: Bundesamt für Statistik, SILC
0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40%
Total
Frauen
Männer
Kinderlose HaushalteEinzelperson unter 65 Jahren
Einzelperson ab 65 Jahren
2 Erwachsene unter 65 Jahren2 Erwachsene, wovon
mindestens 1 ab 65 Jahren
Haushalte mit KindernEinelternfamilie mit Kind(ern)
2 Erwachsene mit 1 Kind
2 Erwachsene mit 2 Kindern2 Erwachsene mit 3 oder
mehr Kindern
Armutsquote Mediane Armutslücke
Vertrauensintervall 95%
() Resultate, die auf weniger als 100 Beobachtungen basieren, werden nicht ausgewiesen.
()
()
29
Im Vergleich zu 2008 ist die Armutsquote in der Schweiz tendenziell zurückgegangen (2008: 9,1%; 2010: 7,9%). Die mediane Armuts-lücke hat sich seither um mehr als 7 Prozentpunkte verringert (2008: 28,3%; 2010: 21,0%). Die Situation der armen Bevölkerung hat sich somit verbessert, da sich ihre verfügbaren Einkommen der Armuts-grenze angenähert haben.
Sozialhilfe
Im Jahr 2011 betrug die Sozialhilfequote8 in der Schweiz 3,0%. Dies bedeutet, dass 30 von 1000 Personen der ständigen Wohnbevölke-rung Sozialhilfeleistungen bezogen haben. Die Sozialhilfequote ist bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 25 Jahren am höchsten. Risikofaktoren bei jungen Frauen und Männern sind eine mangelhafte Ausbildung und damit zusammenhängend Erwerbslo-sigkeit. Ein spezifischer Risikofaktor bei Frauen ist die Nichterwerbs-tätigkeit aufgrund von Kinderbetreuungspflichten. Somit ist es für Frauen seltener möglich, die Sozialhilfe durch die Verbesserung der Erwerbssituation zu verlassen als für Männer.
Ein besonders hohes Sozialhilferisiko tragen auch hier die Alleiner-ziehenden, eine Gruppe, die vor allem aus Frauen besteht: Ihr An-teil an allen unterstützten Privathaushalten beträgt rund ein Fünftel, während ihr Anteil an allen Privathaushalten in der Schweiz nur gut 5% ausmacht. Die Gründe dafür sind die gleichen wie für die über-proportionale Vertretung der Alleinerziehenden in der Armutsbe-völkerung: höhere Kosten durch Kinder und Trennung sowie einge-schränkte Möglichkeiten der Erwerbsarbeit infolge Kinderbetreuung.
8 Die Sozialhilfequote misst den Anteil der unterstützten Personen an der ständigen Wohnbevölkerung, gesamthaft oder für spezifische soziodemografische Gruppen.
Sozialhilfequote nach Altersgruppen, 2011
© BFS
G 30
Quelle: Bundesamt für Statistik, Sozialhilfeempfängerstatistik
0% 1% 2% 3% 4% 5% 6%
Total
0–17 Jahre
18–25 Jahre
26–35 Jahre
36–45 Jahre
46–55 Jahre
56–64 Jahre
65+ Jahre
3,0
4,9
3,5
3,2
3,1
3,1
2,6
0,2
2,9
4,9
4,0
3,9
3,6
2,9
1,8
0,2
Frauen Männer
30
Dies zeigt sich auch im Vergleich nach Altersgruppen: Zwischen 18 und 45 Jahren ist die Sozialhilfequote bei Frauen deutlich höher. Ab 45 Jahren, insbesondere in der Altersgruppe der 56- bis 64-Jähri-gen, sind Männer stärker betroffen. Die Quote der unterstützten Per-sonen ist bei Frauen und Männern in der jüngsten und der ältesten Altersgruppe gleich hoch, bei letzterer sind es jedoch anteilsmässig mehr Frauen, weil sie in der Bevölkerung zahlreicher sind. 56- bis 64-Jährige sind häufiger Langzeitbezüger/innen, d.h. länger als ein Jahr auf finanzielle Leistungen der Sozialhilfe angewiesen. Eine Be-endigung der Sozialhilfeabhängigkeit wird zum grössten Teil dadurch erreicht, dass die Existenzsicherung durch andere Sozialleistungen (z.B. Sozialversicherungen) abgedeckt werden kann. Bei den mittle-ren Altersgruppen der 26- bis 55-Jährigen ist dagegen die Verbes-serung der Erwerbssituation der wichtigste Weg aus der Sozialhilfe.
Häusliche Gewalt
Gewalt ist mit erschwerten oder problematischen Lebensumständen verbunden und betrifft sowohl Frauen als auch Männer, jedoch in unter-schiedlichem Masse. Sowohl bei den beschuldigten als auch bei den geschädigten Personen treten Männer häufiger wegen Gewaltstraf-taten polizeilich in Erscheinung als Frauen (Männeranteile 2011: 83% resp. 57%). Männer sind häufiger Opfer von Gewalt im öffentlichen Be-reich; Frauen dagegen sind häufiger von häuslicher Gewalt betroffen.
Wenn es um verbotene Handlungen wie häusliche Gewalt geht, geben die Zahlen zur strafrechtlichen Verfolgung – hier die Zahlen der Polizei-lichen Kriminalstatistik (PKS) – nur beschränkt Auskunft über den Um-fang des effektiven Geschehens, denn es gibt eine Dunkelziffer, über deren Ausmass keine gesicherten Aussagen gemacht werden können.
Häusliche Gewalt ist auch in der Schweiz ein verbreitetes soziales Problem und umfasst 38% der polizeilich registrierten Gewaltstraf-taten bei denen die Beziehung der beschuldigten und geschädig-ten Personen registriert wird. 76% aller geschädigten Personen sind weiblich. 2011 wurden pro 10’000 männliche Einwohner 4,9 männ-liche Personen als Geschädigte von häuslicher Gewalt polizeilich re-gistriert. Bei den Einwohnerinnen lag diese Rate bei 15,4 Personen. Weibliche Personen sind folglich gemäss PKS 3,1-mal häufiger von häuslicher Gewalt betroffen als männliche.
Bei den beschuldigten Personen ist das Verhältnis der Geschlech-ter umgekehrt: Pro 10’000 Einwohner resp. Einwohnerinnen sind 15,7 männliche und 3,8 weibliche Beschuldigte. Daraus ergibt sich, dass männliche Personen gemäss PKS 4,1-mal häufiger häusliche Gewalt ausüben als weibliche.
31
Die Folgen häuslicher Gewalt sind gravierend: Betroffene haben nicht nur mit gesundheitlichen Problemen körperlicher und psychischer Art zu kämpfen. Sie sehen sich häufig auch mit sozialen und finan-ziellen Problemen konfrontiert. Bei Gewalt in der Partnerschaft sind zudem oft auch Kinder betroffen.
74% aller Beratungsfälle der Opferhilfe-Beratungsstellen betreffen im Jahr 2011 weibliche Opfer, 84% der Fälle sind auf männliche Tä-ter zurückzuführen und bei 52% besteht zwischen dem Opfer und der tatverdächtigen Person eine Familienbeziehung. Die Leistungen der Beratungsstellen sind bei weiblichen Opfern überdurchschnitt-lich häufig Schutz und Unterkunft, soziale und psychologische Hilfe sowie finanzielle Leistungen.
Politik
Unter den Wahlberechtigten machen die Frauen mit 53% die Mehr-heit aus. Auf dem Weg in die politischen Institutionen jedoch wird ihre Repräsentation schwächer: Unter den Kandidierenden machen sie gut 33% und unter den Gewählten noch 29% aus (Nationalrats-wahlen 2011).
Die erste Frau wurde 1984 in den Bundesrat gewählt. Nach einem Unterbruch zwischen 1989 und 1993 war stets mindestens eine Frau im Bundesrat vertreten. 2010 erreichten die Frauen erstmals die Mehrheit in der Landesregierung: Sie besetzten 4 der 7 Sitze. 2011 sank die Zahl der Frauen wieder auf 3.
Häusliche Gewalt: geschädigte Personen nach Geschlecht und Beziehung, 2011
© BFS
G 31
Quelle: Bundesamt für Statistik, PKS
PartnerschaftEhemalige Partnerschaft
Eltern-Kind-Beziehung (Angriffe der Eltern auf die Kinder oder der Kinder auf die Eltern)
Übrige Familien-beziehung
Weibliche Geschädigte Männliche Geschädigte
41,2%(854)
19,8%(410)
23,0%(478)
16,0%(332)
54,2%(3666)
28,1%(1903)
10,9%(737)
6,8%(462)
32
In den Kantonsregierungen beträgt der Frauenanteil Ende 2012 23,7%. Am meisten Frauen (4 von 7) sitzen in der Regierung des Kantons Waadt. Mindestens eine Frau ist in allen Kantonsregierun-gen vertreten, aber in über zwei Dritteln der Kantone ist es nur 1 von 5 oder von 7.
Im 46-köpfigen Ständerat beträgt der Frauenanteil nach den Wah-len 2011 19,6%. 1971, im Jahr der Einführung des Frauenstimm- und -wahlrechts, wurde erstmals eine Frau in die kleine Kammer gewählt; die Entwicklung verlief jedoch bis Anfang der 1990er-Jahre
Frauenvertretung in den Legislativen
Frauen Männer Frauenanteil
BundNationalrat 58 142 29,0%Ständerat 9 37 19,6%
KantonKantonale Parlamente 655 1953 25,1%
Quelle: Bundesamt für Statistik, Statistik der Wahlen
Frauenvertretung in den Exekutiven
Frauen Männer Frauenanteil
BundBundesrat 3 4 42,9%
KantonKantonsregierungen 37 119 23,7%
Quelle: Bundesamt für Statistik, Statistik der Wahlen
Frauenanteile im National- und im Ständerat, 1971–2011
© BFS
G 32
Quelle: Bundesamt für Statistik, Statistik der Wahlen
0%
10%
20%
30%
40%
50%
1971
1975
1979
1983
1987
1991
1995
1999
2003
2007
2011
Nationalrat Ständerat
33
schleppend (Frauenanteil rund 9%). 1995 kam es zu einer markan-ten Steigerung auf 17%; 2003 wurde mit 24% der bisherige Höchst-stand erreicht. Mit den Wahlen 2007 und 2011 hat die Frauenver-tretung wieder leicht abgenommen.
Die Frauen sind im 200-köpfigen Nationalrat mit 29,0% vertreten (Wahlergebnis 2011). Hatte sich ihre Zahl seit den ersten National-ratswahlen mit Frauenbeteiligung stetig vergrössert – von 10 Frauen im Jahr 1971 auf 35 im Jahr 1991 und 59 im Jahr 2007 –, so ist sie 2011 erstmals leicht gesunken (um eine Person auf 58).
Im den kantonalen Parlamenten beträgt der Frauenanteil Ende 2012 25,1%. Am höchsten ist er im Kanton Basel-Landschaft (36%), Zürich und Obwalden (beide 33%), am niedrigsten in den Kantonen Tessin (13%) und Glarus (12%).
Frauenvertretung nach Parteien
In Bezug auf die Frauenrepräsentation bestehen zwischen den Parteien beträchtliche Unterschiede. In den Kantonsregierungen und im Ständerat, welche beide in der Regel nach dem Majorzsys-tem gewählt werden, gehören die meisten gewählten Frauen in den Kantonsexekutiven der SP oder der FDP an und im Ständerat der SP, der FDP oder der CVP.
Im Nationalrat und in den kantonalen Parlamenten, welche mehrheit-lich nach dem Proporz gewählt werden, zeigt sich ein langjähriges parteipolitisches Verteilungsmuster der gewählten Frauen: Bei den rotgrünen Parteien sind die Frauen überdurchschnittlich stark ver-treten, ihr Anteil sinkt, je weiter rechts sich eine Partei positioniert.
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Nationalrat(Wahlergebnis 2011)
Kantonsparlamente(Stand Ende 2012)
Ständerat(Wahlergebnis 2011)
Kantonsregierungen(Stand Ende 2012)
12,1 15,5 36,2 10,3 6,9 3,4 10,3 5,2
17,1 16,6 29,2 10,1 3,6 15,0 6,7
22,2 22,2 44,4 11,1
32,4 8,1 35,1 5,4 5,4 13,5
CVPSPSVP BDP
GPS
Frauen in politischen Institutionen nach Parteien
Quelle: Bundesamt für Statistik, Statistik der Wahlen / Zentrum für Demokratie Aarau © BFS
G 33
ÜbrigeFDP GLP
34
Im Nationalrat gehören 47% und in den kantonalen Parlamenten 43% aller gewählten Frauen der SP oder den Grünen an, obwohl diese Parteien im Nationalrat und den kantonalen Parlamenten nur knapp 1/3 bzw. genau ¼ aller Sitze innehaben. Bei der SVP dagegen, die 27% aller Sitze im Nationalrat innehat bzw. 21% der Sitze in den kantonalen Parlamenten, machen die Frauen nur jeweils 10% aus.
Internationaler Vergleich
In Sachen Gleichstellung von Frau und Mann zeigt sich im interna-tionalen Vergleich für die Schweiz ein gemischtes Bild. Je nach Be-reich schneidet die Schweiz verglichen mit anderen europäischen Ländern gut oder weniger gut ab. In Bezug auf die Doktoratsab-schlüsse und den Anteil an Professorinnen an den Hochschulen steht die Schweiz nicht gut da. Es gilt jedoch hervorzuheben, dass der Frauenanteil der Professorinnen in den letzten zwanzig Jah-ren deutlich anstieg. Die Schweiz hat eine der höchsten Frauen-
Frauenanteil an den Doktoratsabschlüssen, 2010
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%
Portugal
Lettland
Litauen
Finnland
Bulgarien
Kroatien
Slowakei
Ungarn
Schweden
SpanienVereinigtesKönigreichNorwegen
Deutschland
Österreich
Belgien
Frankreich
Schweiz
NiederlandeTschechische
Republik
G 34
Quelle: UNECE Gender Statistics Database © BFS
35
erwerbsquoten im europäischen Vergleich, die aber massgeblich durch den hohen Anteil an Teilzeit erwerbstätigen Frauen erreicht wird. In Bezug auf den Lohnunterschied zwischen Frauen und Män-nern und auf die Frauenvertretung im Parlament ist die Schweiz im Mittelfeld der untersuchten europäischen Länder anzusiedeln. Noch keines der dargestellten Länder hat die Parität der Geschlechter im nationalen Parlament erreicht.
Frauenanteil an den Lehrpersonen auf Tertiärstufe,2010 –2011 G 35
Quelle: UNECE Gender Statistics Database © BFS
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%
Lettland
Litauen
Finnland
Bulgarien
Belgien
Slowakei
Portugal
Schweden
Norwegen
Spanien
Deutschland
Ungarn
Österreich
Schweiz
Frankreich
TschechischeRepublik
Italien
36
Erwerbsquote der Frauen ab 15 Jahren, 2011
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%
Norwegen
Schweiz
Schweden
Niederlande
Vereinigtes Königreich
Portugal
Österreich
Deutschland
Lettland
Litauen
Spanien
Frankreich
Slowakei
Tschechische Republik
Bulgarien
Belgien
Rumänien
Ungarn
Kroatien
Italien
G 36
Quelle: UNECE Gender Statistics Database © BFS
Teilzeit beschäftigte Frauen, 2011
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%
NiederlandeSchweiz
DeutschlandÖsterreich
BelgienVereinigtes Königreich
NorwegenSchwedenFrankreich
ItalienSpanienFinnlandPortugalKroatien
RumänienLettlandLitauen
Tschechische RepublikUngarn
SlowakeiBulgarien
G 37
Quelle: UNECE Gender Statistics Database © BFS
In % der erwerbstätigen Frauen
37
Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern, 2010
0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40%
Kroatien
Rumänien
Litauen
Schweden
Norwegen
Portugal
Frankreich
Schweiz
Lettland
Finnland
Ungarn
Bulgarien
Slowakei
Vereinigtes Königreich
Tschechische Republik
Österreich
G 38
Quelle: UNECE Gender Statistics Database © BFS
Frauenanteil in nationalen Parlamenten, 2012
0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50%
SchwedenFinnland
NiederlandeNorwegen
BelgienSpanien
DeutschlandSchweizPortugal
ÖsterreichFrankreich
KroatienLettland
Vereinigtes KönigreichTschechische Republik
ItalienBulgarien
LitauenSlowakei
RumänienUngarn
G 39
Source: UNECE Gender Statistics Database © BFS
Bemerkung: Stand am Wahltag
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Weitere statistische Informationen
www.statistik.admin.ch > Themen
Bildung: 15 – Bildung, Wissenschaft
Erwerbsarbeit: 03 – Arbeit und Erwerb
Löhne: > Löhne, Erwerbseinkommen
Vereinbarkeit: 20 – Wirtschaftliche und soziale Situation der Bevölkerung
> Gleichstellung von Frau und Mann
Unbezahlte Arbeit: > Unbezahlte Arbeit
Armut: > Lebensstandard, soziale Situation und Armut
Sozialhilfe: 13 – Soziale Sicherheit
> Bedarfsabhängige Leistungen
> Sozialhilfe
Häusliche Gewalt: 19 – Kriminalität, Strafrecht
> Querschnittsthemen
> Gewalt
> Häusliche Gewalt
Politik: 17 – Politik
Internationaler www.unece.org > Statistics > Statistics onlineVergleich: > Gender Statistics