Assekuranz 2025: Quo Vadis? Zukunft der Lebensversicherung · Preis der Garantie • Ermittlung des...
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Prof. Dr. Hato Schmeiser, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Versicherungswirtschaft
Oktober 2017
Assekuranz 2025: Quo Vadis? Zukunft der Lebensversicherung
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Agenda
1. Einführung
2. Langfristige Investmentgarantien: Preis versus Nutzen
3. Einige Thesen zur Zukunft der Lebensversicherung
4. Zusammenfassung
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1. Einführung: Umfeldanalyse
Nachfrage nach privater Altersvorsorge ist sehr positiv zu beurteilen
• Auf Bedarfsseite (Demographie / staatliche Altersvorsorgesysteme stehen unter Druck)
• Auf Nachfrageseite (Vermögens- und Einkommensentwicklung CH)
Private Versicherungsunternehmen mit Eigenkapital sind ein gutes Vehikel für die Altersvorsorge und haben strukturelle Vorteile gegenüber Alternativmodellen
Gemischte Kapitallebensversicherung ist ein Erfolgsmodell … und steht trotzdem wie kaum zuvor unter Druck
• Kapitalmarksituation / langfristige Investmentgarantien
• Regulierung
• Digitalisierung und Transaktionskosten
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1. Einführung: Wenig Anreize zum Sparen
Warum sparen im Kontext von Negativzinsen?
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1. Einführung: Digitalisierung und Gesellschaftlicher Wandel
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1. Einführung: Modelle des digitalen Monitorings in der Assekuranz
Siehe: Versicherungswirtschaft heute
Pricing auf Basis des biologischen Alters?
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Agenda
1. Einführung
2. Langfristige Investmentgarantien: Preis versus Nutzen
3. Einige Thesen zur Zukunft der Lebensversicherung
4. Zusammenfassung
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2. Langfristige Investmentgarantien: Überblick
Formen
• «Cliquet-style»-Garantie (Einzelleben / Kollektivleben)
• «Point-to-point»-Garantie (anteilsgebundene Verträge)
Preis der Garantie
• Ermittlung des «fairen» Preises auf Basis der Optionspreistheorie
• Theoretischer Preis reagiert sehr sensitiv auf Parameterveränderungen (Zins, Volatilität)
• Daher: Versicherer muss Parameter- und Modellrisiken «einpreisen»
• Erhöhte Komplexität durch Ausübungsoptionen der Kunden (Chang / Schmeiser 2017)
• Risiken nicht (vollständig) absicherbar
Chang / Schmeiser (WP): «Should I stay or should I go»
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2. Langfristige Investmentgarantien: Dilemma der Anbieter
Problematischer Prozess
• Niedrige Zinsen und steigende Volatilitäten am Kapitalmarkt erhöhen den Wert der Investmentgarantie
• Zinsgarantie kann nicht durch (quasi-)sichere Anlage erwirtschaftet werden
• Aber: Für unsichere Anlageformen sind Solvenzkapitalunterlegungen erforderlich
• Risiko-adäquate Verzinsung des Solvenzkapitals schwer erzielbar
• Folge: Geschäftsmodell in Gefahr
Spannungsfeld
• Massive Senkung des Garantiezinses (nur Einzelleben-Neugeschäft)
• Risiko-Reduktion in der Anlage
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Zurich reduziert Garantiezins auf 0 % (CH)
Allianz stellt neue Produkte mit temporären Zinsgarantien vor
Senkung Rechnungshöchstzins (2017)
Ergo entwickelt neue fondsgebundene Produkte mitnominaler Kapitalerhaltungsgarantie
Senkung BVG-Zins auf 1 % (2017)
Standard Life stellt Verkauf von Garantieprodukten ein
2. Langfristige Investmentgarantien: Strategische Optionen
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2. Langfristige Investmentgarantien: Kundenperspektive (I)
Theorie zur Nachfrage nach Cliquet-style-Garantien
• Zu teuer (Performanceverlust in der Langfristperspektive zu gross)
• Gilt für praktisch alle Entscheidertypen (normativ-rational / «behavioral»)
• Zudem: «Doppelhürden-Problem» sowie Parameter- und Modellrisiken
Praxis zur Zahlungsbereitschaft für Garantien
• «Kunde will Garantie» … gilt dies auch wenn er die Kosten kennt?
• Direktbefragung kritisch, Choice-based-conjoint-Analyse adäquat
• Luca / Schmeiser / Schreiber (WP 2017): Ermittlung Zahlungsbereitschaft
• Repräsentatives Sample (N = 1’078) im Alter 20 bis 54 (D)
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2. Langfristige Investmentgarantien: Kundenperspektive (II)
-30.00
-20.00
-10.00
0.00
10.00
20.00
30.00
Cluster 1 Cluster 2 Cluster 3 Cluster 4
Part-worth utilities for the price level
40 % OPT price 70% OPT price 100% OPT price 130% OPT price 160% OPT price
Cluster 1: «Guarantee Accepting Yield Seekers» Cluster 2: «Guarantee Skeptics Yield Seekers»
Cluster 3: «Risk Averse Asset Preservers» Cluster 4: «Risk Averse Yield Optimizers»
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Agenda
1. Einführung
2. Langfristige Investmentgarantien: Preis versus Nutzen
3. Einige Thesen zur Zukunft der Lebensversicherung
4. Zusammenfassung
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3. Thesen zur Zukunft der Lebensversicherung: Einzelleben (I)
Problembereiche
• Transparenz (Performance, Zuteilung)
• Transaktionskosten
• Regulierung
• Herstellung Zinsgarantie
• Suboptimale Asset Allokation für den Kunden («zu sicher»)
These: Produktkonzept ist am Ende des Lebenszyklusses angekommen
Prozesse werden durch das Niedrigzinsumfeld nur beschleunigt
USP des Versicherers ist Diversifikation der biometrischen Risiken, nicht Stellung einer lebenslangen Garantie
Bei Sparprozessen besitzt der Versicherer keine USP
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3. Thesen zur Zukunft der Lebensversicherung: Einzelleben (II)
Bei Sparprozessen stehen zunehmend Transaktionskosten im Mittelpunkt
• ETF-Welt bringt Investmentsfonds und Kapitallebensversicherungen in Zugzwang
Versicherer kann kostengünstig durch ETF-Kombinationen praktische alle Risiko- und Renditeprofile der Kunden abdecken
Kundengruppen mit ausreichender Zahlungsbereitschaft für Garantien sollten durch Choice-based-conjoint-Analyse vorgängig identifiziert werden
• Transparenter Anpassungsmechanismus mit maximal dreijähriger Zusage
• Handelbares Underlying, variabler Hinzukauf einer einjährigen Verkaufsoption
• Transparenter Ausweis der Absicherungskosten
• Volatilitätsbegrenzende Strategien als Alternative zu Garantien
Produkte müssen transparent bleiben, keine «Variable Annuity»-Welt
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3. Thesen zur Zukunft der Lebensversicherung: Kollektivleben
Obligatorische Kollektivversicherung
• Situation ist anders zu beurteilen: Wert der Garantie kann nicht nur aus Kundenperspektive beurteilt werden
• Mögliche Nutzeneinbusse einer Garantie steht kollektivem Wert entgegen (Vermeidung von Altersarmut)
• Konzept des Vollversicherungsmodells inkl. alternativer Absicherungsmöglichkeiten grd. gut
Achillesferse: Parametrisierung
• Senkung des BVG-Zinses um chancenreicher investieren zu können
• Senkung des Umwandlungssatzes zwecks Herstellung von Generationengerechtigkeit
• Parametrisierung muss entpolitisiert werden: Berechnungsformel als Funktion der Zinsstruktur und Biometrie (objektiv beobachtbar)
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Digitales Monitoring in der Personenversicherung: Geht dies in die richtige Richtung?
Schätzung auf individueller Ebene (nicht nur kollektiver) wird besser
Geringere Volatilitäten senkt den Nutzen der Versicherung für den Kunden
3. Thesen zur Zukunft der Lebensversicherung: Digitalisierung (I)
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Wer besitzt diese Information und nutzt sie (z. B. über biologisches Alter)?
Verstärkte Risikoklassifikation kann zu mehr Regulierung führen
Technologie kann Versicherungsmodell in Frage stellen
(Selbst-)Regulierung bzgl. digitalem Monitoring als Lösung?
3. Thesen zur Zukunft der Lebensversicherung: Digitalisierung (II)
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Agenda
1. Einführung
2. Langfristige Investmentgarantien: Preis versus Nutzen
3. Einige Thesen zur Zukunft der Lebensversicherung
4. Zusammenfassung