ARCHITEKTEN IM VERGLEICH … · II Die Bauindustrie im deutsch-französischen Vergleich ... • F:...
Transcript of ARCHITEKTEN IM VERGLEICH … · II Die Bauindustrie im deutsch-französischen Vergleich ... • F:...
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
ARCHITEKTEN IM VERGLEICH-
BERUFSPERSPEKTIVEN ZWISCHEN FRANKREICH UND DEUTSCHLAND
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
Mark-Alexander MartenDipl.-Ing. ArchitektDipl. Wirtsch.-Ing. Bau (FH)
seit 2011 WITTE Projektmanagement GmbH
2002 – 2011 Dominique Perrault Architecture, ParisProjektleitung Großprojekte / Direktor Projektmanagement
2006 – 2009 Bauakademie Biberach, Diplom 2009
1998 – 2002 Schneider + Schumacher ArchitektenFrankfurt / M.
1998 Diplom Architektur FH Koblenz
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
„Ich glaube, dass jede Architektur, die sich an den Geist wendet, noch immer das Werk eines Einzelnen ist.“(Le Corbusier)
„Architektur hat mit Kunst nichts zu tun, ist reine Gedankenarbeit. Architektur entsteht heute nach ökonomischen, konstruktiven und funktionellen Gesichtspunkten“(Egon Eierrmann)
Feststellung:
2 berühmte Architekten 2 grundsätzlich unterschiedliche Architekturauffassungen
Herkunft beider Architekten symptomatisch für die beiden Länder Deutschland und Frankreich?
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
I EinführungDie Rolle des Architekten
Ursprünglich in beiden Ländern:
Synthese von Kunst und Handwerk
Heute:
Deutschland: technische, wirtschaftliche, funktionale und gestalterische Planung und Errichtung von Gebäuden Präzise Definition
Frankreich: Architekt als Fachmann des Gebäudes zur Realisierung eines architektonischen (Bau-) Werkes bei Entwurf, Konzeption und Leitung Vage Definition
Länderbezogene Unterschiede und Besonderheiten
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
Ursachen
Bauindustrie spielt bedeutende Rolle in beiden Ländern (Wirtschaftszweig, Arbeitgeber)• Deutschland: eher mittelständisch geprägt• Frankreich: „global players“
dadurch Beeinflussung der Rolle des Architekten• unterschiedliche Entwicklungs- und Vergabemodelle etc.
Unterschiedliche Qualifikationen notwendig
Unterschiedliche Erwartungshaltungen an die Rolle des Architekten
Konsequenzen für das Berufsbild des Architekten und dessen Ausrichtung auf die Anforderungen in der Zukunft
Rolle des Architekten
beeinflusst durch gesellschaftliche Erwartungshaltung: Architekten als Intellektuelle im Kulturbetrieb Position gegenüber anderen Baubeteiligten Organisation der Projekte
• GU- und GÜ-Modelle• GMP, schlüsselfertiges Bauen• Abnehmende wirtschaftliche Verantwortung
Berufsausbildung
Lernen vom Nachbarn und Verbessern der eigenen Qualifikation / Rollenverständnis im Zuge der Internationalisierung Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Berufes in beiden Ländern
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
Situation in Deutschland:
rasant gestiegene Anzahl an Architekten kontinuierlicher Rückgang der Bautätigkeit demografische Entwicklung: schwindender Neubaubedarf im Wohnungsbau vorhersehbarWachsender Gebäudebestand
Wo liegen die Chancen für Architekten in Frankreich?
Wie ist die Situation in Frankreich?
Architektendichte Bautätigkeit Nachfrage in der Zukunft Erwartungshaltung an den Architekten
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
II Die Bauindustrie im deutsch-französischen Vergleich
Indikator für das professionelle Umfeld vonArchitekten und Planern
1. Volkswirtschaftliche Struktur und Bedeutung der Bauindustrie Deutschland und Frankreich als wichtigste Märkte in Europa sinkende Bauinvestitionen in beiden Ländern in jüngster Zeit jedoch: trotz anhaltendem Strukturwandel Bauwirtschaft als konstante Größe in der Wirtschaftsstruktur
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
Charakteristika:
kleinteilige Struktur vieler Betriebe in der Bauindustrie
Gesamtwirtschaftlich: In Frankreich geprägt von sehr kleinteiliger Wirtschaftsstruktur (ca. 2,2 Mio Unternehmen) In Deutschland mittelständisch (ca. 1,7 Mio Unternehmen)
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
2. Unterschiede im wirtschaftlichen Umfeld
Anteil der Bauwirtschaft am BIPWachsende Betätigungsfelder: Verbesserung der Energieeffizienz
Verteilung der gesamten Bauproduktion auf• Gebäudebau – Infrastruktur• Gewerbebau – Wohnungsbau• Öffentlich – privat
Entwicklung der Beschäftigtenzahlen
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
Entwicklung der Baubeginne – Indikator für die Bautätigkeit
Allgemein eher rückläufige Bautätigkeit Aktuell: Nachhaltigkeitsanspruch als Motor für Innovation und Bautätigkeit („Revitalisierungen“ Gebäudebestand Bauindustrie nach wie vor Schlüsselindustrie „Qualität statt Quantität“ als neue Maßgabe (lt. Bauministerium)
in Deutschland: ab 2005 Beginn leichter Erholung nach 10 schwierigen Jahren Aktuell: ungewisse Entwicklung durch wirtschaftliche Krisensituation in Europa
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
3. Struktur der Unternehmen im Ländervergleich
In Europa ca. 16,4 Mio Beschäftigte (7,2% der Erwerbstätige) größter industrieller Arbeitgeber in Europa
Deutschland:• Hochtief• Bilfinger Berger• Strabag• Knauf
Unter den Top 100
Frankreich:• Saint-Gobain• Vinci• Bouygues• Lafarge• Eiffage• Imerys
Unter den Top 100
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
4. Analyse der Vergabemodelle
• Einzelgewerke / Alleinunternehmer• Generalunternehmer• Generalübernehmer• Totalunternehmer / Totalübernhemer
Einfluss auf die Tätigkeit des Architekten Rolle des Architekten Art der Qualität des Ergebnisses BaukulturWirtschaftliche Aspekte (GMP, etc.) Organisationsaufwand, Abläufe
5. Analyse der Auftragsvergabe an Architekten im Ländervergleich
6. Wirtschaftliche Basis für die Arbeit des Architekten – Auftraggeber
• Der Staat als Auftraggeber• Der private Sektor
7. Fazit: ökonomisches Umfeld des Architekten in Deutschland und Frankreich
Bedeutung der Bauindustrie vergleichbar Einfluss der äußeren Faktoren für die Rolle des Architekten? Unterschiede Entwicklungschancen
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
III Der Architekt und seine Rolle im deutsch-französischen Vergleich
1. Zahlen, Daten, Fakten
EU insgesamt:
2002: 403.000 Architekten2005: 375.000 Architekten
Aber Zunahme in Deutschland und Frankreich um ca. 5%
also verhältnismäßiger Anstieg
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
Anzahl der Architekten / Architektendichte
Über 120.000 Architekten in Deutschland (oder: jeder 683. Einwohner) jeder dritte EU-Architekt in Deutschland in Frankreich nur 29.500 Architekten (jeder 2.100ste)
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
Anzahl der Unternehmen
2006: ca. 33.000 Architekturbürosin Deutschlandca. 5.900 Architekturbüros in Frankreich
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
Tätige Personen und Geschlechterverteilung
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
Anzahl, Geschlecht und Altersstruktur der Architekten in Frankreich
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
Umsatzentwicklung der Architekturbüros in Deutschland
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
Büroanzahl nach Umsatzgrenze in Deutschland und Frankreich
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
Aufwendungen und Gehaltsanalysen in Deutschland
• Äußerst schlechte Einkommenssituation der Architekten in Deutschland• Durchschnittlicher Verdienst zuletzt knapp unter dem Durchschnittseinkommen (ca. € 39.000), 2011
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
Aufwendungen und Gehaltsanalysen in Frankreich
• Gehaltsstruktur deutlich ausgewogener• aber gleichzeitig große Zuwächse in den Extremen
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
Angestelltenzahlen
Steuerpflichtige Architekturbüros in Deutschland 2006
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
Architekturstudenten in Deutschland
Studium in Deutschland:
Generalistischer Anspruch 2 Modelle: Universitäten, Fachhochschuen Ideal des „Baumeisters“ Ingenieursstudium
Studium in Frankeich:
Architektur in der Tradition der bildenen und schönen Künste („Ecoles des Beaux Arts“) Größtenteils theoretische AusrichtungCa. 17.500 Studierende (2006/07)
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
Wettbewerbswesen in Deutschland und Frankreich
Selbsteinschätzung der beruflichen Situation
• Zufriedenheit / Zukunftsaussichten• Sehr gegensätzliche Aussagen in Deutschland und Frankreich• Wahrnehmung des Berufes in der Öffentlichkeit
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
2. Beurteilung der Branchendaten
Architekten in Frankreich als Teil des Kulturbetriebes Einige internationale „Stars“ Höhere Wertschätzung der Kreativität in Frankreich
Gilt aber nur für eine geringe Anzahl der Büros Baufirmen übernehmen oft große Teile der Planungsleistungen
Wirtschaftliche Besserstellung als in Deutschland
3. Leistungsspektrum – Vergütung
Oftmals reduzierteres Leistungsspektrum in Frankreich (Schwerpunkt Konzept und Entwurf) Bessere wirtschaftliche Lage des Einzelnen in Frankreich
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
4. Die Rolle des Architekten in Deutschland und Frankreich im Entwicklungsprozess einer Immobilie
Allgemein• Immens breit gestreutes Anforderungsprofil• Abkehr vom „allwissenden“ Baumeister ist mehr und mehr Realität• Architekt als Dirigent von verschiedenen Fachleuten
Konzeptionsphase eines Projektes
Ausführungsphasen• Integration und Koordination von Fachplanern• Beauftragungssituation• Arbeitsweise
Fazit: In Deutschland Architekt als Baufachmann angesehen, in Frankreich wenig als Experte der Bauausführung anerkannt
Stärken und Schwächen
Deutsche und französische Architekten – die Sicht der Dinge• Ausbildungsqualität• Zusammenarbeit mit Auftraggebern und Baufirmen• Veränderungen der beruflichen Situation
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
5. Erwartungen an den Architekten als Planer, Gestalter und Manager
• Umsetzung einer konzeptionellen Idee bis zur Fertigstellung• Zusammenspiel aller Projektbeteilgten (Planung, Genehmigung, Vermarktung, Vermietung)• verschiedenste Anforderungen und Erwartungen
Die Sicht der professionellen Auftraggeber – Investoren und Projektentwickler
• D+F: oft mangelnde wirtschaftliche Kompetenz (v.a. in Frankreich)• F: Widerspruch zwischen Entwurf und Termin- und Kostenrahmen sowie techn. Machbarkeit• F: oftmals Störung des Vertrauensverhältnisses aufgrund Missachtung der Realitäten• F: Verlust der richtigen „Dosierung“ von künstl. Qualität und ökonom. Realität
• D: ökonomische Kompetenz vorhanden, aber bei Architekten eher nachrangig • D: Vielzahl von großen Architekturbüros mit vielen Kompetenzen• D: Anerkennung der Komplexität der Aufgaben und Beauftragung von Fachleuten• D: Stärke bei der konzeptionellen techn. Kompetenz nachhaltiges Bauen, Ökologie
• D+F: generalistischer Ansatz weiterhin fundamental für den Beruf• F: Schwerpunkt auf der rein ästhet. Seite des Berufes mediale Öffentlichkeit • Architektur als „corporate identity“, Bilbao-Effekt
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
Die Sicht der Bauunternehmen
• im Grundsatz „Zwitterhaftigkeit“ der Interessen: Zwar gemeinsames Ziel, aber unterschiedliche Interessen
• D+F: geringe Baustellenpraxis, geringe Kostenkompetenz• Spagat zwischen kreativem Anspruch und Realität immer größer• Gefahr: Entwürfe werden präsentiert, ohne die Konsequenzen für die Umsetzung darzustellen
• D: nach wie vor Rolle des Architekten, umfassende Ausführungsplanung zu erstellen• F: Architekten nur noch für Konzeption• F: fehlende Kompetenz der Architekten im Umgang und Kooridnierung von (Fach-)Ingenieuren• F: Stärke Flexibilität bei Vertragsverhandlungen• F: Stärke Kreativität und Phantasie
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
Der Blick der Architekten auf sich selber – Erwartungen an die Zukunft
• D: Krise als Chance• D: Kompetenz der deutschen Bauindustrie – Tradition des Handwerksberufes• D: „vernünftiges“ Bauen, Qualität, Solidität
• F: Architekten entfernen sich noch weiter von der Realität • F: Einfluss der Computerprogramme – virtuelle und rein visuelle Produktion• F: weitere Internationalisierung nur im Zuge der Volatilität der Finanzströme
Qualitätsstandards und Nachhaltigkeit
• D: Kompetenz in Baukonstruktion• D: hohe Standards bei allen Bereichen, v.a. Bauphysik• D: geringes Gefälle der bautechnischen Qualität zwischen Stadt und Land• D: Vorreiterrolle bei Energie und nachhaltigem Bauen• D: Innovation• D: Richtlinienkompetenz bei der Gesetzgebung und Durchsetzung der Standards
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
IV Zukunftschancen
Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Ausbau der Kernkompetenzen der deutschen Architekten und Ingenieure
Neue Chancen und Märkte erkunden durch Beteiligung an Ausschreibungen
Etablierung größerer Unternehmensstrukturen
Internationale Zusammenarbeit mit Partnerbüros
Erfahrungen im nachhaltigen Bauen einbringen
Mehr Selbstbewusstsein!!
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
Begriff der „Globalisierung“ – globalisierte Welt und Wirtschaft führt zu „Internationalisierung“ der Architektur und seiner Protagonisten
Begriff des „International Style“ ab Beginn der 20er Jahre Entstehung erster Hochhäuser Entstehung größerer Architekturbüros (Abkehr vom „Baumeister“ = Architekt + Ingenieur + Künstler) Verstärkte Tendenz zu international bekannten Architekten (aber auch historisch schon vorhanden italienische Baumeister für Kirchen etc.) Internationalisierung der Immobilienmärkte große Bedeutung für die Architektur und die gebaute Umwelt
AbgrenzungInternationalisierung der Architekten/-innen
„Die große Gefahr der modernen Architektur ist der Bazillus der Monotonie“ (Alvar Alto)
Internationalisierung der Architektur
VI Globalisierung und Internationalisierung
Stuttgart 22.10.2012Informationsveranstaltung Frankreich 2012
VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT
Mark-Alexander Marten