HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in...

48
ID Magazin des Bayerischen Bauindustrieverbandes e. V. Juli 2015 | 60. Jahrgang HEIMAT MACHT MOBIL Interview zum Konzept „Bayern Mobilität 2030“ INFRASTRUKTUR Neue Generation ÖPP GROSSPROJEKTE Hertie-Studie: Viele Bauvorhaben günstiger als geplant

Transcript of HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in...

Page 1: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

ID Magazin des

Bayerischen Bauindustrieverbandes e. V.

Juli 2015 | 60. Jahrgang

HEIMAT MACHT MOBIL Interview zum Konzept „Bayern Mobilität 2030“

INFRASTRUKTUR Neue Generation ÖPP

GROSSPROJEKTE Hertie-Studie: Viele Bauvorhaben günstiger als geplant

Page 2: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

IMPRESSUMInformationsDienst

Herausgeber:Bayerischer Bauindustrieverband e. V. München

Verantwortlich für den Inhalt:Thomas Schmid

Redaktion: Alexandra Luchtai, M. A. (Leitung) Dr. Josef Wallner

Konzept & Gestaltung:Daniel Schwaiger; ediundsepp Gestaltungsgesellschaft mbH, München

Druck: OMB2 Print GmbH München

BILDNACHWEISTitel: Bahnsteig; iStock, PPAMPicture S.6: Panamericana; shutterstock, Edyta Pawlowska. Tag der Bauindustrie; HDB/Bernd Lammel. S.7: Präsident Geiger; BBIV. Bacher & Dressler; Daniel Schwaiger. Girls Day; Daniel Schwaiger. S.9: Prof. Magel; Daniel Schwaiger. S.12: Gruppenfoto; Daniel Schwaiger S.13: Bahnsteig; iStock, olaser. S.14: Dorothee Bär; Daniel Schwaiger. S.16: Autobahn; picture alliance / dpa. S.18: Autobahn; Maik Schwertle. S.20: Elbphilharmonie; Lioba Belag. S.23: Flughafen BER; Nic Simanek. S.24/25: Gebirgssee; Fotolia, Frank Fischbach. S.28: Dämmmaterial; istock, alexandrumagurean. S.29: Hauswand; Mr_Twister. S.32: Tanzende Türme; Felix Brühl. S.34-37: alle Fotos; HH-Film e.K./W. Markgraf, Bayreuth. S.38: Foto Beton Bastian Schwein-steiger und Marco Reus, FABRINO. S.39: Fotobeton; Dreßler Bau. S.41: Prof. Bienert: IRE|BS, Regensburg. S.42: Bau; Martin Schneider, BBIV. S.43: Gruppenfoto; Martin Schneider, BBIV. S.44: Baumeister; Kita St. Mauritius, Schrobenhausen/MPA GmbH. S.45: Baumeister; Kita St. Mauritius, Schrobenhausen/MPA GmbH.

ID Magazin des

Bayerischen Bauindustrieverbandes e. V. Juli 2015 | 60. Jahrgang

Page 3: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

| ID | Bauindustrie Bayern | 3

MOBILITÄT ALS MARKENZEICHENBAYERN GEHT ES GUT. Es geht aber nicht allen in Bayern gleich gut. Zwischen ländlichen und Randregionen und den boomenden Metropolen Nürnberg und München klaffen große Lücken in puncto Einkommen und Arbeitsplätzen, aber auch bei der Versorgung mit Gesundheits- und Bildungseinrichtungen. Bayern teilt sich auf in Abwanderungsregionen, die sich entvölkern, und Zuzugsregio-nen, in denen der Wohnraum knapp und teuer ist. Diese Diskrepanz macht deutlich, dass der Auftrag der Bayerischen Verfassung „gleichwertige Lebens-verhältnisse und Arbeitsbedingungen in ganz Bayern, in Stadt und Land“ zu fördern und zu sichern, längst nicht erfüllt ist.

Gleichwertige Lebensverhältnisse kann es nur geben, wenn der ganze Freistaat gut verbunden ist. Wenn die Mobilitätsstrukturen so gut ausgebaut sind, dass Wohnen und Arbeiten auf dem Land genauso gut möglich ist wie in den Städten. Noch aber ist das eine Vision. Wie überall in Deutschland, mangelt es auch in Bayern an Verkehrswegen. Es fehlt eine systematische und ganzheitliche Betrachtung der Verkehrsträger. Leider wurden in der Vergangenheit die Mobilitätsstrukturen immer nur einzeln und jede für sich geplant und gebaut, nicht aber übergreifend in der Gesamtsicht.

EIN KONZEPT FÜR STADT UND LAND

Das gilt es zu ändern. Bayern braucht ein Mobilitätskonzept aus einem Guss. Geplant von unabhängigen Fachleuten. Mit einem Finanzierungskonzept, das nicht an herkömmlichen Ressortgrenzen endet, sondern alle Finanztöpfe zu-sammen betrachtet. Ein hoher Anspruch, gewiss. Aber nur wer über eine Vision verfügt und sich anspruchsvolle Ziele setzt, ist überhaupt in der Lage voranzu-kommen.

Das Konzept der Bayerischen Bauindustrie „Bayern Mobilität 2030“ macht Bay-ern zum Modell-Land. Zu einer noch lebenswerteren Heimat, als es bereits ist. Mit einem gut ausgebauten öffentlichen Verkehr auch auf dem Land. Für alle leicht und bequem erreichbar und zugänglich. Mit einer hohen Qualität und Zu-verlässigkeit.

Bayerische Mobilität muss zu einem Markenzeichen werden. Vorbildlich und nachahmenswert für ganz Deutschland. Diesen Anspruch sollten wir haben. Das Konzept „Bayern Mobilität 2030“ weist dafür den Weg.

Ihr

Thomas SchmidHauptgeschäftsführer | Bayerischer Bauindustrieverband e. V.

Page 4: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

ID Magazin des

Bayerischen Bauindustrieverbandes e. V.

Juli 2015 | 60. Jahrgang

HEIMAT MACHT MOBIL Interview zum Konzept „Bayern Mobilität 2030“

INFRASTRUKTUR Neue Generation ÖPP

GROSSPROJEKTE Hertie-Studie: Viele Bauvorhaben günstiger als geplant

4 | I N H A LT |

INHALT IMPULS 3 | Mobilität als Markenzeichen

Gleichwertig sollen die Lebensverhältnisse in Stadt und Land sein, so die Bayerische Verfassung. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg.

BAUEN UND POLITIK 8 | Heimat macht mobil

Interview mit Gebhard Kaiser, Prof. Holger Magel und Herrmann Steinmaßl.

12 | Mehr tun – Anschluss schaffen Staatssekretärin Dorothee Bär über Investitions vorhaben für die Infrastruktur.

16 | Neue Generation ÖPP Straßen auch mit dem Geld von Versicherungen und Pensionsfonds bauen.

20 | Großprojekte scheitern nicht beim Bauen Überraschende Ergebnisse der Hertie-Studie.

BAUEN UND ENERGIE 24 | Innovationen für die Energiewende

Das vielseitige Potenzial der modernen Wasserkraft.

28 | Die EnEV 2017 wirft ihre Schatten voraus Das Niedrigstenergiegebäude als Standard.

BAUWIRTSCHAFT UND KONJUNKTUR 30 | Zum Jahresbeginn weniger Aufträge und Umsätze

BAUEN UND WERTE 32 | EMB Bau

Hamburg erkennt das EMB Bau als Compliance-Nachweis an.

BEST PRACTICE BAU 34 | Hochbau XXL

Das Consolidation Center in Speyer.

BAUTECHNIK 38 | Fotos auf Beton

Bastian Schweinsteiger und Marco Reus verewigt auf einer Betonstele.

BILDUNG 40 | Voneinander lernen

Interview mit Prof. Sven Bienert vom IRE|BS-Institut.

42 | Fünf auf einen Streich Praxistage für die TH Deggendorf und OTH Regensburg.

ÖFFENTLICHKEITSARBEIT UND KOMMUNIKATION 44 | Baumeister deutschlandweit gesucht

Initiative „Baumeister gesucht!“ wird ausgeweitet.

46 | PERSÖNLICHES

47 | ZAHLEN ZUR BAUWIRTSCHAFT IN BAYERN

DOWNLOAD ID 02/15 BAYERN MOBILITÄT 2030Unseren ID und viele weitere interessante Themen finden Sie auch online zum Download unter www.bauindustrie-bayern.de/download

Page 5: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

| ID | Bauindustrie Bayern | 5

8

16 20

Page 6: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

6

Baumarkt und Gesellschaft

| N E W S |

Mobilität und Verkehr

REKORDSTRASSEN

Schon gewusst? Die kürzeste Straße der Welt misst gerade einmal 2,06 Meter und liegt in Schottland. In Buenos Aires brauchen Fußgänger wiederum mehrere Minuten, um die 140 Meter breite Avenida 9 de Julio zu überqueren. Am steilsten ist die Baldwin Street in Neuseeland, mit einem Gefälle von 35 Prozent.

Und auf der Turbopiste im US-Bundesstaat Utah stellte ein „Raketenauto“ einst den Rekord von 1.000 Kilometer pro Stunde auf – damit war es schneller als ein Flugzeug.

Weitere kuriose Straßenrekorde im Blog von Cardelmar: www.cardelmar.de

TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015

Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie? Wie können und müssen sich Bauunternehmen auf neue Heraus forderungen einstellen? Das waren die zentralen Fragen beim Spitzentreffen der Bauwirtschaft am 21. Mai in Berlin, bei dem mehr als 1.000 Gäste zusammenkamen. Bundesbauministerin Dr. Barbara Hendricks und Bundes-verkehrsminister Alexander Dobrindt sagten der Branche ihre volle Unterstützung bei der Bewältigung der Zu-kunftsaufgaben im Wohnungsbau, bei der Energiewende oder der Verkehrsinfrastruktur zu.

Mehr Information unter: www.bauindustrie.de/home/_/ar-tikel/tag-der-deutschen-bauindustrie-2015-berlin

HDB-Präsident Prof. Thomas Bauer und HDB-Hauptgeschäftsführer Mi-chael Knipper führen Bundesminister Alexander Dobrindt über das Event-gelände von STATION-Berlin.

Die Panamericana ist die längste Straße der Welt und zieht sich von Alaska bis zum Feuerland.

Page 7: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

| ID | Bauindustrie Bayern | 7

Baupanorama

JOSEF GEIGER NEUER VBW-VIZEPRÄSIDENT

Anfang Mai wurde BBIV-Präsident Josef Geiger zum Vizepräsidenten der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. gewählt. Als Stimme des Baus treibt Josef Geiger in sei-nem neuen Amt baurelevante, aber auch branchenübergreifende Themen voran. Der Bayerische Bauindustrie-verband ist einer der größten vbw-Mit-gliedsverbände.

VBW – VEREINIGUNG DER BAYERISCHEN WIRTSCHAFT E. V.Die vbw ist die freiwillige, branchenübergreifende und zentrale Interes-senvereinigung der bayerischen Wirtschaft und vertritt aktuell 123 bayerische Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände sowie 39 Einzelunter-nehmen im Freistaat.

Mehr unter: www.vbw-bayern.de

Hochbau

RICHTFEST VON BACHER & DRESSLER

Bildung

GIRL’S DAY 2015

In Ingolstadt entsteht gerade ein neuer Bürokomplex: 8.000 m² Bürofläche, vier Stockwerke und 14 Monate Bau-zeit. Das E-förmige Gebäude ist ein Kooperationsprojekt von Bacher und Dressler Bau. Im November 2014 rollten hier die ersten Bagger, sechs Monate später ist der Rohbau fertig. Das will gefeiert werden: Beim Richtfest am 5. Mai dankten Hermann Bacher von Bacher Bau und Peter Littauer von Dreßler Bau allen Mitarbeitern für das tolle Teamwork und die hervorragende Qualität. Fazit: Wenn Profis an einem Strang ziehen, ist jeder (vernünftige) Zeit-plan zu schaffen.

Dass Bauberufe nicht nur etwas für Jungs sind, davon konnten sich 40 Schülerinnen beim Girl’s Day in den Bil-dungszentren der Bayerischen Bauindustrie selbst über-zeugen. Welche Ausbildungsberufe gibt es? Und wie steht es um die Aufstiegschancen? Bei einem Rundgang durch die Zentren in Nürnberg-Wetzendorf und Stockdorf bei München erfuhren die 10 bis 15 Jahre alten Mädchen am 23. April von den Möglichkeiten am Bau.

Der Girls’ Day findet jedes Jahr statt und wird deutschland-weit organisiert, um Mädchen durch Tagespraktika für Be-rufe des technischen, naturwissenschaftlichen, handwerk-lichen oder IT-Bereichs (MINT-Berufe) zu gewinnen.

Mehr unter: www.girls-day.de

„DIES HAUS STEH‘ FEST IN EWIGKEIT“, sagte Bauleiter Giuseppe Chiaradia beim Richtspruch. Daraufhin zerschellte das obligatorische Weinglas in Tausend Glücksscherben.

BBIV-Präsident Josef Geiger

MILLIMETERARBEIT: KRANABBAU

Der Kran, der links im Bild die Richtfestkrone hebt, steht mitten im Gebäude. Er baut das Haus von innen auf – das spart Platz und Kosten auf der Baustelle. Früher oder später muss er wieder abmontiert werden. Kein ganz einfaches Unterfangen, einen Kran aus dem Inneren eines Hauses herauszuhieven. Wie die Millimeter arbeit am Boden und in luftiger Höhe abläuft, zeigt das spannende Video.

Page 8: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

8 | B A U E N U N D P O L I T I K |

HEIMAT MACHT MOBIL

Page 9: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

| ID | Bauindustrie Bayern | 9

Das Strategiepapier „Bayern Mobilität 2030“ entstand mit Unter stützung von Prof. EoE. Dr. -Ing. Holger Magel, Präsi-dent der Akademie Ländlicher Raum, und den Landräten a. D. Gebhard Kaiser und Hermann Steinmaßl. Der ID sprach mit den drei Fachleuten darüber, was ein zukunftsfähiges Mobilitätskonzept für Bayerns Städte und ländliche Räume ausmacht.

ID: Welche Maßstäbe setzt das Verfassungsziel der gleichwertigen Lebensbedingungen in Stadt und Land für die bayerische Politik?PROF. HOLGER MAGEL: Die Latte ist hoch gelegt: Im Ge-gensatz zu einigen anderen Bundesländern wollen bayeri-sche Politik und Bevölkerung ausdrücklich an diesem Ver-fassungsziel festhalten. Dies zu erreichen, verlangt erhöhte Anstrengungen angesichts der unübersehbaren Schief-lagen und allgemein bekannten Disparitäten innerhalb des Freistaats. Im Besonderen verlangt es zuvor eine intensive Diskussion über Gerechtigkeitsfragen, wie sie erfreulicher-weise die Enquetekommission des Landtags „Gleichwertige Lebensverhältnisse in ganz Bayern“ gestartet hat. Demnach geht es beim erhofften Ziel der Gleichwertigkeit um räumli-che Gerechtigkeit. Sie besteht aus den drei Säulen Chancen-gerechtigkeit, standortgerechte Verteilungsgerechtigkeit und Verfahrensgerechtigkeit. Alle drei müssen für städti-sche und ländliche Räume gelten; für schwächere Räume aber ganz besonders. Denn die Gerechtigkeitstheorie be-sagt, dass es anderen nur dann besser gehen darf, wenn die Schwächeren auch etwas von diesem Bessergehen haben, wenn ihnen also geholfen wird.

Alles staatliche, aber ebenso kommunales und bürger-schaftliches Handeln soll nach diesen drei Gerechtigkeiten ausgerichtet sein. Das bedeutet, überall in Bayern müssen die gleichen Chancen und Ausgangsbedingungen zum

Schul- oder Arztbesuch, zur Nahversorgung oder zum qua-lifizierten, möglichst nahen Arbeitsplatz etc. prinzipiell ge-geben sein. Zumindest müssen sie mit aller Kraft angestrebt werden. Wo sie fehlen, muss der Staat durch Verteilungs-und Verfahrensgerechtigkeit nachhelfen bzw. ausgleichen.

Die hochgerühmte, vom Kabinett beschlossene Heimat-strategie weist hierzu zwar weitere zentrale Hilfen des Fi-nanzministeriums auf, lässt aber zur Herstellung gleichwer-tiger Lebens- und Arbeitsbedingungen entscheidende Daseins-Funktionsbereiche aus. Sie verweist dazu mehr oder weniger lapidar auf die Beiträge anderer Ministerien. So wird das Thema Mobilität und damit verbunden zeitge-mäßer Verkehrsinfrastruktur als Ausdruck eines modernen Lebensgefühls und Lebensstandards sowie als Voraus-setzung für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf, Wohnen und Familie – ob in Ballungsräumen oder in peripheren Ge-genden – nicht eigens thematisiert! Von der Erschließung ländlicher Unternehmen und Arbeitsplätze oder der Erreich-barkeit notwendiger Versorgungs angebote in ländlichen Räumen, insbesondere für eine immer älter werdende Be-völkerung, gar nicht zu reden!

Dabei geht es nicht allein um Straßen oder den über-reifen Schienenausbau. Nein, es geht um neue und vor allem geschlossene Systeme, also um Systemdenken, konkret um multimodale Modelle. Es müssen endlich inno-vative Lösungen zum Wohle des ganzen Landes ideologie- und vorurteils frei entwickelt werden, wie dies längst in Ta-gungen der Bayerischen Akademie Ländlicher Raum und nun hoffentlich auch in der Enquetekommission geschieht. Ansonsten tritt das ein, was vor langer Zeit schon prophe-zeit wurde: Die großen Städte ersticken und das flache Land verödet.

Prof. Holger Magel

MOBILITÄT ALS LEBENSGEFÜHL DER MODERNE

Page 10: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

| ID | Bauindustrie Bayern |10 | B A U E N U N D P O L I T I K |

Ist die Schweiz und insbesondere der Zürcher Verkehrs­verbund ein Vorbild für die bayerische Mobilitätspolitik?

GEBHARD KAISER: Von anderen lernen und das Gute umsetzen, bringt uns immer voran. Wenn wir die Verdich-tungsräume entlasten und die ländlichen Räume stärken wollen, sollten wir uns die Schweiz und hier insbesondere den Züricher Verkehrsverbund zum Mobilitätsvorbild neh-men. Dies bedeutet einerseits die konsequente Ansiedlung des produzierenden Gewerbes auch im ländlichen Raum. Andererseits den Ausbau der Verkehrswege, der Straßen und Schienen. Wohnen und Arbeiten im ländlichen Raum erfordert integrierte Mobilitätssysteme, die allen zugänglich sind. Die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs be-deutet, ausgehend von allen Oberzentren regionale Ver-kehrsverbünde zu schaffen, die die Vorteile zentraler Orte auf die ländlichen Regionen übertragen. Ein enger und ver-lässlicher Takt – 60,30,15 Minuten – und eine Fahrkarte für alle Verkehrsträger auch im ländlichen Raum sowie Elektro-autos für kurze Strecken vom Bahnhof zum Ziel verbessern die Mobilität.

Die Schweiz investiert als Berg- und Flächenland fast siebenmal so viel in die Schieneninfrastruktur je Ein wohner als Deutschland. Der Züricher Verkehrsverbund verbindet Stadt und Land zuverlässig. Die Verknüpfung von Bahn und Bus, die Integration von Beruf-, Schul- und Freizeitverkehr ist für den ländlichen Raum im Züricher Verkehrsverbund vor-bildlich gelöst.

Jetzt kommt es darauf an, heute den Enkeln Werte zu schaffen und für diese große Herausforderung zur Weiter-entwicklung des ländlichen Raums auch privates Kapital zu verwenden, sowie die öffentlichen Haushaltsmittel aller Ebenen zu verknüpfen. Was die Schweiz im Züricher Ver-kehrsverbund geschafft hat, sollten auch wir in Bayern schaffen.

Wie kommt Bayern zu einem integrierten zukunftsfähi­gen Mobilitätskonzept?

HERRMANN STEINMASSL: Der Name ist schon Pro-gramm: Integrierte Systeme sind vom Benutzer her zu be-trachten und deshalb gemeinsam „integriert“ zu organisie-ren. Für die Menschen ist entscheidend, dass das System funktioniert. U-Bahn, S-Bahn, Nahverkehrszüge, Busse, etc., alle sind verknüpft, zeitlich in zuverlässigen Takten auf-einander abgestimmt und mit einer Fahrkarte zu nutzen.

Ein integriertes Mobilitätssystem wird aber nur funktio-nieren, wenn man auch bereit ist, die derzeit verschiedenen Verantwortlichkeiten in Bund, Land und Kommunen einer-seits und der verschiedenen Verkehrsträger (Bahn, Bus, etc.) andererseits zusammenzuführen und zu bündeln. Den-ken und Handeln in Ebenen und Sektoren muss einer Ge-meinsamkeit weichen. Das gilt sowohl für Finanzierung als auch für die Verantwortung bei der Organisation. Nur dann wird man auch die richtigen Ansätze für die Verknüpfung der einzelnen Verkehrsträger finden, um vor allem dem ÖPNV auch im ländlichen Raum eine Chance zu geben. Ein derartiges Konzept muss von Experten aus der Wirtschaft und Verkehr gemeinsam erarbeitet werden.

Gebhard Kaiser

GROSSE STÄDTE ERSTICKEN UND DIE PROVINZ VERÖDET – WENN NICHTS GESCHIEHT

Page 11: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

| ID | Bauindustrie Bayern | 11

Um ein flächendeckendes System zu installieren und zu organisieren, stehen derzeit keine ausreichenden öffentli-chen Mittel zur Verfügung, obwohl die Einnahmen aus Kfz-Steuer, Lkw-Maut und Mineralölsteuer fünfmal so hoch sind wie die Mittel, die in die verkehrliche Infrastruktur flie-ßen. Ein Vorschlag zur Finanzierung wäre, das derzeit im-mens verfügbare Privatkapital z.B. auch über Banken, Ge-nossenschaften und Versicherungen in die Projekte unserer Heimat zu lenken, um die Zukunft für unsere Kinder und Enkel in allen Landesteilen attraktiv zu gestalten.

Welche Vorteile hat Bayern vom Papier „Bayern Mobilität 2030“?

PROF. HOLGER MAGEL: Der Vorteil des Positionspa-piers liegt für mich darin, dass hier ein ganzheitlicher und gesamträumlicher Blick auf die veränderten Lebens- und Arbeitsbedürfnisse und -herausforderungen von Bevölke-rung, Kommunen und Wirtschaft und auf ihre Konsequen-zen für eine zukunftsfähige Mobilität genommen wurde. Es wird aus dem Papier klar: Mobilität braucht neues Den-ken der System-, sprich: Verkehrsträger auf allen Ebenen,

braucht querschnittorientierte Vernetzung und Zusammen-arbeit und als Folge neue multimodale Systeme der Ver-kehrsmittel und Verkehrsbedienung. Not macht erfinde-risch: Im ländlichen Raum hat man vielfach schon völlig neue innovative Modelle erprobt (z.B. Rufbusse, Ruf- und Sammeltaxis etc.). Diese Innovation muss auch fürs ganze Land gelten. Die bisherige ressortabgegrenzte Politik muss ein Ende haben.

Deshalb ist für mich der revolutionärste Vorschlag des Papiers: Gründung einer unabhängigen interdisziplinären Expertengruppe. Sie soll abseits von Ressortdenken und -zuständigkeiten ein Gesamtkonzept für eine gesellschafts-, insbesondere auch familien- und altengerechte Mobilität in Stadt und Land ausarbeiten. Einseitige räumliche oder allein von Wirtschaftsinteressen geleitete Lösungen helfen nicht. Ebenso wenig hilft bloßes Wunschdenken und Argumentie-ren in Richtung mehr oder weniger Verkehrsinfrastruktur. Entscheidend sind die tatsächlichen Lebensumstände und berechtigten Lebensziele in der Region, die natürlich heute nicht mehr zu trennen sind von überregionalen oder gar kontinentalen oder globalen Einflüssen. Was ich damit sa-

gen will: Es geht um ein planerisches und partizipatives Gegen stromprinzip. Einerseits müssen die Bedürfnisse der Region und ihrer Bevölkerung von unten nach oben erfasst und diskutiert werden, andererseits muss der Staat in seiner Rolle als Garant des Verfassungsziels „Gleichwertige Le-bensbedingungen im ganzen Land“ seiner Aufgabe nach-kommen, dazu wichtige Vorgaben von oben nach unten zu entwickeln. Hier spielen Digitalisierung und Mobilität eine essentielle Rolle. Bayern Mobilität 2030 wird somit letztlich ein Aushandlungsprozess sein, wobei dem Staat der erste Aufschlag zukommt.

| B A U E N U N D P O L I T I K |

Herrmann Steinmaßl

ES GEHT NICHT NUR UM STRASSEN ODER SCHIENEN, SONDERN UM SYSTEMLÖSUNGEN. WIR MÜSSEN DIE HEIMAT ATTRAKTIV MACHEN – FÜR UNSERE KINDER UND ENKEL.

MOBILITÄT INTEGRIERT DENKEN,HEISST ZUKUNFTSORIENTIERT DENKEN

Page 12: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

12

TRÜBE NACHFRAGE IM VERKEHRSWEGEBAU

BBIV-Hauptgeschäftsführer Thomas Schmid eröffnete die Tagung mit mehreren Appellen an die Staatssekretärin. Wie schon im Vorjahr sei auch 2015 keine große Nachfrage-belebung im Verkehrswegebau zu spüren: „Natürlich wis-sen wir von der angekündigten Aufstockung des Budgets. Aber von dem Geld, das ab 2016 kommt, können wir heute noch nichts abbeißen. Und der Staatsanzeiger ist, was Bundesfernstraßenprojekte betrifft, leider oft leer.“ Das könne auch die stabile Auftragslage bei den Staatsstraßen nicht kompensieren. Weitere Probleme sähe er bei der Ver-waltung: „Es muss geklärt werden, wie die künftig besser ausgestatteten Budgets in Projekte übersetzt werden kön-nen“, so Schmid.

AUF AUGENHÖHE MIT DEM AUFTRAGGEBER

Den Bemühungen anderer Bundesländer die Auftrags-verwaltung für Bundesprojekte abzugeben, müsse sich Bayern unbedingt widersetzen. „Die Oberste Baubehörde leistet hier hervorragende Arbeit und findet unsere volle Unterstützung“, betonte Schmid, „weil wir hier die Kompe-tenz finden, die wir als Industrie brauchen, um gemeinsam mit dem Auftraggeber auf Augenhöhe Projekte umzuset-zen und Problemlösungen zu finden. Sie sollte daher ge-stärkt werden und zum Vorbild genommen für Bauverwal-tungen von Bund und Kommunen.“

| B A U E N U N D P O L I T I K |

MEHR TUN: ANSCHLUSS SCHAFFEN„Die Bundesregierung will Investitionen von Versicherungen und Banken in die Infra struktur unseres Landes ermöglichen“, sagte Doro-thee Bär auf der BBIV-Regionalkonferenz in Bamberg und versprach, die dringenden Aufgaben im Verkehrsbereich würden im Bundesver-kehrswegeplan 2015 umgesetzt. Im Gespräch mit Unternehmern, Bürgermeistern und Kommunalvertretern diskutierte die Staatssekre-tärin am 13. Mai über Brennpunkte der Infrastruktur in Franken.

Dorothee Bär mit Karl-Günter Krauß, BBIV-Bezirksverbandsvorsitzender Oberfranken, Thomas Schmid, BBIV-Hauptgeschäftsführer, und Johann Adlhoch, BBIV-Bezirksverbandsvorsitzender Mittelfranken (v.l.)

Page 13: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

| ID | Bauindustrie Bayern | 13

VERKEHRSTRÄGER INTELLIGENT VERNETZEN

Die Bauindustrie stehe allzeit bereit, wenn es um bessere Verkehrssysteme für Bayern gehe, so Schmid weiter, und treibe auch selbst ausgeklügelte Konzepte voran. Aktuell habe der BBIV an Ministerpräsident Horst Seehofer ein neues Strategiepapier mit dem Titel „Bayern Mobilität 2030“ übergeben. Der Grundgedanke: Mit einer intelligen-ten Vernetzung aller Verkehrsträger könne eine flächen­deckende Verbesserung der Mobilitätsangebote im ganzen Land und ein wirklich leistungsfähiges Instrumentarium zur Schaffung gleichwertiger Lebensbedingungen in Bay-ern erreicht werden.

GROSSE KOALITION NIMMT INVESTITIONEN INS VISIER

In einer mitreißenden Rede bewies Dorothee Bär tiefe Sachkenntnis von den Brennpunkten der fränkischen Infra-struktur. Sie spannte den Bogen von den Bundesstraßen B173, über den sechsspurigen Ausbau der A3 zwischen Nürnberg und Würzburg bis hin zu den großen Schienen-projekten Nürnberg-Erfurt und der Franken-Sachsen-Ma-gistrale. Doch was tun? Die Staatssekretärin versprach, der Bundesverkehrswegeplan 2015 werde die dringenden Auf-gaben im Verkehrsbereich tatsächlich umsetzen. Nach der Verwirklichung von SPD-Projekten zu Beginn der Legisla-turperiode stünden nun, so Bär, investive Themen auf der

Agenda der Großen Koalition. Größter Erfolgsgarant in Bayern sei die bewährte Zusammenarbeit des Ministeri-ums mit der Staatsbauverwaltung, stimmte die Staats-sekretärin Thomas Schmid zu.

MIT DEM GELD INSTITUTIONELLER ANLEGER

Die Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur werden schritt-weise bis 2018 um 40 Prozent erhöht, so Bär. Das heißt: 4 Milliarden Euro zusätzliche Investitionen – dauerhaft und jedes Jahr. Sie werden unter anderem erreicht durch zusätz-liche Haushaltsmittel aus dem Zukunftspaket der Bundes-regierung, der Ausweitung und Vertiefung der Lkw-Maut sowie der Einführung der Infrastrukturabgabe oder der „Neuen Generation“ ÖPP, bei der institutionelle Anleger wie zum Beispiel Versicherungen stärker in die Infrastruktur-finanzierung eingebunden werden.

RECHTSWEG BESCHLEUNIGEN

Weitere Brennpunkte der Infrastruktur in Franken kamen bei einer lebhaften Diskussion zur Sprache. Angesichts der Verzögerungen beim Ausbau des Frankenschnellwegs appellierte Johann Adlhoch, Vorsitzender des BBIV- Bezirksverbandes Mittelfranken, an Dorothee Bär, der Gesetz geber müsse den Rechtsweg für derartige Top- Ver kehrsprojekte beschleunigen. „Es gibt keinen Grund,

Page 14: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

14

weshalb der Rechtsweg hier nicht ebenso verkürzt werden kann, wie dies bei Autobahnen mit dem Verkehrswege-planungsbeschleunigungsgesetz der Fall ist“, so Adlhoch. De facto sei auch der Frankenschnellweg eine Autobahn.

MITTELSTAND GEGEN DAS A-MODELL

Im Namen des Mittelstands bezog Bauunternehmer Wolfgang Hörnig Stellung gegen große A-Modelle und rief die Staatssekretärin dazu auf diese nicht länger zu propa-gieren. Zahlreiche Probleme, von der schieren Größe sol-cher Projekte bis zur enormen Eigenkapitalbindung, mach-ten ÖPP-Projekte, die als A-Modell konzipiert sind, für mittelständische Unternehmen unzugänglich. Stattdessen sollten sämtliche öffentlichen Finanzmittel, Mauteinnah-men und ggf. private Investitionen zweckgebunden über Funktionsbauverträge zum Zuge kommen. Bei diesem Vertragsmodell können Bauunternehmen ihr Ingenieurs-Know- how bei der Planung und Ausführung einsetzen. Die im ÖPP-Bereich üblichen Projektgrößen, die langfristige Eigenkapitalbindung und die Übernahme von Verkehrs-mengenrisiken gibt es dabei hingegen nicht.

VON DER BÜROKRATISIERUNG WEGKOMMEN

Mit dem Schienenprojekt „Franken-Sachsen-Magistrale“ verknüpfte Karl-Günter Krauß, Vorsitzender des BBIV- Bezirksverbandes Oberfranken, grundsätzliche Sorgen. Es dürfe nicht passieren, dass der Finanzierungshochlauf in Bayern wegen Genehmigungsproblemen, Engpässen in der Verwaltung oder Fehlern bei der Bürgerbeteiligung ge-bremst werde. „Wenn wir es ernst meinen mit der Vernet-zung Nordbayerns in Europa, müssen wir möglichst schnell planen und diese enorm wichtige TEN-Strecke zügig ver-wirklichen.“ Die Bauindustrie könne zwar schnell bauen, aber nicht bis 2030 fertig werden, wenn man für das Bau-recht weitere 20 Jahre brauche.

| B A U E N U N D P O L I T I K |

Die Kompetenz der öffentlichen Bauherren muss erhalten werden. Eine engagierte, kompetente und entscheidungsfreudige Verwal-tung stärkt die effiziente Bauab-wicklung. Sie ist für die Bauindus-trie ein wichtiger Partner.

Dorothee Bär bewies in ihrer Rede tiefe Sachkenntnis von den Brennpunk-ten der fränkischen Infrastruktur.

Page 15: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

| ID | Bauindustrie Bayern | 15

SEMINAR ENEV 2014Neue Effizienzanforderungen für Gebäude

7. Oktober 2015BauindustrieZentrum | Nürnberg-Wetzendorf

Hier anmelden: www.bauindustrie-bayern.de/bildung

Page 16: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

16

NEUE GENERATION ÖPPDie Bundesregierung plant 600 Kilometer Straße mit privaten Partnern zu bauen. Die Kosten für Bau und Betrieb liegen bei 14 Milliarden Euro. Vorbild für die Finanzie-rung ist das österreichische Modell ASFiNAG: Erstmals sollen sich Pensionsfonds und Versicherungen an den Projekten beteiligen. Der BBIV hatte die Übertragbarkeit von ASFiNAG auf Deutschland bereits 2005 in einer Studie nachgewiesen.

| B A U E N U N D P O L I T I K |

Page 17: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

| ID | Bauindustrie Bayern | 17

MEHR GELD FÜR INFRASTRUKTUR

Deutschlands Verkehrsinfrastruktur braucht mehr Geld – und zwar deutlich mehr. Mittlerweile ist das gesellschaftli-cher Konsens. Alle im Bundestag vertretenen Parteien sind sich darin einig. Nur um die bestehenden Verkehrswege zu sanieren, werden nach den übereinstimmenden Schätzun-gen der Daehre­ und Bodewig­Kommission jährlich 7,2 Mrd. Euro gebraucht. Allerdings hat es dieser Konsens bislang noch nicht geschafft, im Bundeshaushalt realisiert zu wer-den. Und das trotz gestiegener und weiter zunehmender Steuereinnahmen. 2019 wird der Bund mit 326 Mrd. Euro über 55 Mrd. Euro mehr verfügen als 2014 (271 Mrd. Euro Steuereinnahmen). Das Steuergeld wäre also da, wird aber anders verwendet.

KONSUM STATT INVESTITIONEN – TROTZ REKORDSTEUEREINNAHMEN

Die mit 8,1 Prozent rekordniedrige Investitionsquote im Bundeshaushalt zeigt das deutlich. Fast 92 Prozent der Bundesausgaben werden nicht investiv verwendet. Zu groß sind immer wieder die Verlockungen des Konsums. Investitionen bilden die Restgröße. Investiert wird, was nach Konsum, Schuldendienst und Personalausgaben übrig bleibt. Und es kommt noch schlimmer: Wenn gespart werden muss, trifft es immer zuerst die Investitionen. We-gen des schieren Volumens, aber auch, weil Investitionen „frei“ sind. Sie sind nicht festgeschrieben durch Leistungs-gesetze. Investitionen sichern zwar die Zukunft, aber die „Zukunft“ ist durch kein Gesetz gesichert.

Investitionen allgemein und Bauinvestitionen speziell dauer-haft als Investitionsgut zu behandeln, erfordert daher neue Strukturen zu schaffen. Investitionen müssen aus den Un-wägbarkeiten des Staatshaushalts herausgenommen und in eigenständige Strukturen überführt werden, die ihre Ein-nahmen aus den Erträgen dieser Investitionen beziehen.

BBIV-STUDIE 2005: ASFINAG GEHT AUCH IN DEUTSCHLAND

Bereits 2005 hat der Bayerische Bauindustrieverband (BBIV) von der österreichischen ASFINAG eine Studie erstellen las-sen, die zu dem Ergebnis kam, dass die in Österreich bewähr-te Struktur Fernstraßen von der Auto bahnen- und Schnell-straßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft (kurz ASFiNAG) betreiben, unterhalten und ausbauen zu lassen, auch in Deutschland erfolgreich umgesetzt werden kann.

Drei Kernelemente kennzeichnen das ASFINAG-Modell: 1. Wie bisher verbleiben die Bundesfernstraßen im Eigen-tum des Bundes. Für Betrieb, Unterhalt und Ausbau sind vier bis sechs regionale Netzgesellschaften zuständig. 2. Diese finanzieren sich aus der Lkw­ und der Pkw­Maut. Zudem erhalten sie einen Anteil an den vom Verkehr aufge-brachten Steuern und Abgaben. 3. Mittelfristig können sie ihre Anteile am Kapitalmarkt platzieren und wären dann ein hervorragendes Anlageobjekt für das private Kapital.

BUNDESREGIERUNG 2015: ASFINAG-MODELL ALS VORBILD

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und Finanz-minister Wolfgang Schäuble wollen in den nächsten Jahren eine Staffel von Bundesfernstraßenprojekten als ÖPP-Mo-delle neuer Generation bauen und langfristig betreiben las-sen. Unter den vorgesehenen Projekten mit einem Ge-samtumfang von 14 Mrd. Euro (jeweils 7 Mrd. Euro für Bau und Betrieb) sind zwei aus Bayern: der sechsstreifige Aus-bau der A3 vom Autobahnkreuz Biebelried bis zum Auto-bahnkreuz Fürth­Erlangen (ca. 79 km) und der sechsstreifi-ge Ausbau der A8 von Rosenheim zur österreichischen Grenze (ca. 70 km).

INVESTITIONEN SICHERN ZWAR DIE ZUKUNFT, ABER DIE ZUKUNFT IST DURCH KEIN GESETZ GESICHERT.

Page 18: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

18 | B A U E N U N D P O L I T I K |

Projekte der „neuen Generation ÖPP“PROJEKT LAND PROJEKTART STRECKE

A 3 BY Sechsstreifiger Ausbau AK Biebelried – AK Fürth-Erlangen

A 4 TH Erhaltung AS Gotha – LGr TH-SN

A 6 BW Sechsstreifiger Ausbau AK Weinsberg – AK Feuchtwangen/Crailsheim

A 8 BY Sechsstreifige Erweiterung Rosenheim - Bundesgrenze D - A

A 10/A 24 BB Sechsstreifiger Ausbau (A 10) und grundhafte Erneuerung (A 24)

AS Neuruppin (A 24) – AD Pankow-LGr BB (A 10)

A 57 NW Sechsstreifiger Ausbau Köln - Moers

E 233 NI Vierstreifiger Ausbau AS Meppen (A 31) – AS Cloppenburg (A 1)

B 247 TH Zwei- bis vierstreifiger Neubau Bad Langensalza – A 38

A 20 SH/NI Elbquerung

A 26 NI/HH Vierstreifiger Neubau inkl. Hafenquerspange (Lückenschluss)

Page 19: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

| ID | Bauindustrie Bayern | 19

UMSETZUNG NACH DEM VERFÜGBARKEITS-MODELL

Die Projekte sollen als Verfügbarkeitsmodell ausgestaltet werden. Die Betreiber tragen dabei nur Risiken, die sie selbst steuern können. Damit hat der Bund auf die Beden-ken des Mittelstandes reagiert. An der „Neuen Generation ÖPP“ sollen sich erstmals institutionelle Anleger wie Pen-sionsfonds und Versicherungen beteiligen. Sie können so ihr Kapital langfristig, stabil und sicher in die deutsche Verkehrs infrastruktur investieren.

Bei der Finanzierung sind folgende Modelle möglich: 1. Bau- und Betreiberunternehmen suchen sich Kapital-geber: Der Auftragnehmer entscheidet, ob er seinen Fi-nanzierungsanteil mit einer klassischen Bankenfinanzie-rung oder durch institutionelle Anleger (z.B. über Anleihen) bzw. durch eine Kombination beider Elemente erbringt. 2. Finanzinvestoren binden Bau- und Betreiberunterneh-men ein und übernehmen dabei die Federführung.

ZEITPLAN FÜR DIE „NEUE GENERATION ÖPP“

Ziel ist es bis 2019 jedes Jahr für zwei bis drei Projekte das ÖPP-Vergabeverfahren einzuleiten. Die genaue Reihen-folge steht noch nicht fest; sie hängt ab von der Baurecht-schaffung durch die jeweiligen Bundesländer und dem Vorliegen des Wirtschaftlichkeitsnachweises für das Pro-jekt. Nach derzeitigem Stand wird das erste Projekt die A10/A24 AS Neuruppin (A24) – AD Pankov/Landesgrenze Berlin-Brandenburg sein. Das zweite soll in Bayern statt-finden: die A3 AK Biebelried – AK Fürth­Erlangen. Das ÖPP-Vergabeverfahren startet voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2016.

ÖPP IM BUNDESFERNSTRASSENBAU: SEHR GUT

Die Fertigstellung aller bisher erprobten A-Modelle erfolgte nicht nur deutlich schneller als bei der herkömmlichen Fi-nanzierung über den Bundeshaushalt. So wurde in Bayern die A8 von München nach Augsburg dank ÖPP in 3,5 Jah-ren ausgebaut statt den normal veranschlagten 8 Jahren. Hinzu kommt, dass alle bisherigen A-Modelle vorzeitig dem Verkehr übergeben werden konnten. Ein Erfolg, auf dem sich aufbauen lässt und mit dem das Stigma widerlegt werden kann, Verzögerungen und Verteuerungen seien „typisch Bau“.

Traurige Wahrheit: Investiert wird, was nach Konsum, Schuldendienst und Personalausgaben übrigbleibt.

FERTIGGESTELLTE A­MODELLE

A8 München Augsburg (37 km) Dezember 2010

A 4 Gotha – Landesgrenze Thüringen-Hessen (25 km) September 2010

A5 Malsch – Offenburg (41 km) Juli 2014

A 1 Hamburg - Bremen (72 km) Oktober 2012

Schneller fertig, als geplant und die Kosten voll im Griff: Die vier bislang erprobten A-Modelle erwiesen sich als großer Erfolg.

Page 20: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

20 | B A U E N U N D P O L I T I K |

Page 21: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

| ID | Bauindustrie Bayern | 21

GROSS- PROJEKTE SCHEITERN NICHT BEIM BAUEN

Den öffentlichen Großprojekten in Deutschland eilt der Ruf voraus, fast immer deutlich später fertig und teurer als geplant zu werden. Dieses Vorurteil wird meistens noch verengt auf Bauprojekte. Und verantwortlich gemacht dafür werden oft die Bauunternehmen. Stimmt das mit der Realität überein? Die Hertie School of Governance hat 170 Großprojekte in Deutschland untersucht, mit überraschenden Ergebnissen.

Page 22: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

IT Energie Rüstung Gebäude Verkehr

0

100

200

300

400

DIE GRÖßTEN KOSTENSTEIGERUNGEN BEI IT, ENERGIE UND RÜSTUNG

Auftragseingänge jeweils Jahr, in Mrd. EUR

Vollendete Projekte Unvollendete Projekte

Quelle: Hertie School of Governance

über 500 50 bis 500 unter 50

0

30

60

90

120

MEGAPROJEKTE WEISEN DIE GRÖSSTE KOSTENSTEIGERUNG AUF

Projektvolumen in Mio. €, Kostensteigerung in %

Quelle: Hertie School of Governance

22

IT- UND ENERGIEPROJEKTE AM TEUERSTEN

Im Durchschnitt wurden die untersuchten 170 Großprojek-te um 73 Prozent teurer als geplant. Allerdings sind die Un-terschiede zwischen den einzelnen Sektoren riesig. Die 51 Verkehrsprojekte verteuerten sich um 33 Prozent, die 87 Gebäude um 44 Prozent. Bei den acht Rüstungsprojekten überstiegen die Endkosten die Planung allerdings um 87 Prozent, bei den zehn Energieprojekten waren es sogar 136 Prozent. Den Spitzenplatz belegten die zehn IT- und Kom-munikationstechnologieprojekte mit einer Steigerung um 394 Prozent.

Zu besonders großen Budgetüberschreitungen kam es vor allem bei Pionierprojekten mit hohen Technologie-Risiken. Beispiele dafür sind IT-Projekte wie das gescheiterte Steu-ersystem FISCUS, der Bau von Atomkraftwerken und Offshore-Windparks. Prof. Genia Kostka, die Studienleite-rin, weist allerdings auch ausdrücklich darauf hin, dass sich auch derartige Investitionen lohnen können, weil sich Lern-effekte und der dadurch gewonnene Technologievor-sprung langfristig auszahlen.

Die größten Kostenüberschreitungen ergaben sich bei so-genannten Megaprojekten. Projekte mit einem Volumen von über 500 Mio. Euro wurden im Durchschnitt doppelt so teuer als geplant. Bei mittleren Projekten (zwischen 50 und 500 Mio. Euro) stiegen die Projektkosten um 59 Pro-zent, bei den kleineren (unter 50 Mio. Euro) um 78 Prozent.

VIELE BAUPROJEKTE GÜNSTIGER ALS GEPLANT

Die durchschnittliche Verteuerung darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele Großprojekte im Plan blieben und einige auch günstiger abgeschlossen wurden, als ge-plant. Zu diesen Top-Projekten zählen ausschließlich Bau-projekte. Bemerkenswert ist der hohe Anteil der ÖPP-Pro-jekte an diesen Top-Projekten. Immerhin sind fünf der neun besten Projekte ÖPP-Projekte. Bei allen untersuchten ÖPP-Projekten betrug die Kostensteigerung zehn Prozent. Das Zusammenwirkten privater Projektexpertise und staat-licher Zielvorgabe hat offenbar weit bessere Ergebnisse erbracht als die herkömmliche Beschaffungsart.

DIE FEHLER PASSIEREN VOR DEM BAUEN

Ergänzend zur Analyse der 170 Großprojekte untersuchten drei detaillierte Fallstudien zum Berliner Großflughafen BER, zur Elbphilharmonie sowie zu Offshore-Windparks genauer den Ursachen für das Gelingen bzw. Misslingen von Großprojekten.

Die Fallstudien zum Berliner Flughafen BER (125 Prozent Kostenüberschreitung) und zur Elbphilharmonie (146 Pro-zent) zeigen eindeutig: Die entscheidenden Fehler wurden bereits in der Vorplanungsphase und bei der Projektsteue-rung gemacht. Der Großteil der endgültigen Kostenüber-schreitungen war damit bereits festgelegt, so Prof. Dr. Jobst Fiedler, Autor der drei Fallstudien.

| B A U E N U N D P O L I T I K |

DIE GRÖSSTEN KOSTENSENKER SIND BAUPROJEKTE

PROJEKT KOSTENSENKUNGin % in Mio. €

A 8 Augsburg - München -23 % -70

A 3 Autobahndreieck Würzburg - West -15 % -13

Justizzentrum Heidelberg -9 % -5

A 5 Malsch - Offenburg -8 % -84

Bundesinnenministerium Berlin -8 % -17

Neubau Hochtaunuskliniken -6 % -12

Umweltbundesamt Dessau -6 % -4

A 8 Augsburg-West München-Allach -6 % -43

Neubau Bundespolizei-Flieger- und Hubschrauberstaffel in Oberschleißheim -6 % -2

Nationalpark-Haus Berchtesgaden -4 -1 Quelle: Hertie School of Governance

Page 23: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

| ID | Bauindustrie Bayern | 23

FLUGHAFEN BERLIN ALS MUSTER-NEGATIV-BEISPIEL

Zehn aufeinander aufbauende Fehler sind ursächlich für das Chaos am Flughafen Berlin-Brandenburg, so das Er-gebnis der BER-Fallstudie. Die Flughafengesellschaft Ber-lin-Brandenburg (FBB) verfügte nicht über die notwendi-gen Kompetenzen, ihr wurde ein Aufsichtsrat ohne das notwendige Fachwissen zur Seite gestellt. Ein unabhängi-ges, externes Controlling wurde nicht installiert, das Fehl-entscheidungen hätte anzeigen können. Durch den Ver-zicht auf einen Generalunternehmer verlagerte sich das finanzielle Risiko vollständig auf den Steuerzahler. Die Auf-teilung in viele kleine Gewerke führte zu einem exorbitan-ten Steuerungsaufwand, der wiederum von Anfang an gleichzeitiges Planen und Bauen erforderlich machte. Als Konsequenz zu dieser verfehlten Project-Governance-Ent-scheidung weit vor dem ersten Spatenstich folgte dann die Vielzahl an Planänderungen, die Koordinierungsprobleme, insbesondere bei der Brandschutzanlage, der unzureichen-de Informationsfluss und das „Chaosmanagement“ rund um den geplatzten Eröffnungstermin im Juni 2012.

Die Fehler führten zu einer Kostensteigerung von 2,5 Mrd. Euro auf bislang 5,4 Mrd. Euro und zu einer Zeitüberschrei-tung um 200 Prozent (7,5 statt 2,5 Jahre). „Aus einer Go-vernance-Perspektive ist der BER ein Muster-Negativbei-spiel. Während bei anderen Projekten oft deren Neuartigkeit zu höheren Kosten führt, etwa durch die Anwendung we-nig erprobter Technologien, ist der BER – von der Brand-schutzanlage abgesehen – ein Standard-Großprojekt. Mit externem Sachverstand und einer zeitlich und finanziell ausreichend bemessenen Planungsphase hätten sämtliche Fehler vermieden werden können“, so das Fazit von Prof. Fiedler.

ELBPHILHARMONIE: SELBSTÜBERSCHÄTZUNG

Eine teilweise vergleichbare Fehlerkonstellation weist die Hamburger Elbphilharmonie auf. Hier stiegen die Kosten auf 865 Mio. Euro statt der zunächst geplanten 352 Mio. Euro, die Projektdauer auf sieben Jahre (+ 200 %; vorher 2,5 Jahre) bei einer geplanten Fertigstellung im Jahr 2017. Auch hier gab es eine untaugliche Projektorganisation mit zu wenig Fachwissen, zu hoher politischer Einflussnahme und einem verfrühten Vertragsabschluss, was ebenfalls gleichzeitiges Planen und Bauen nach sich zog. Ein unab-hängiges Controlling fehlte ebenfalls. Das finanzielle Risiko übernahm die öffentliche Hand in unnötigem Ausmaß. „Die Elbphilharmonie ist kein Standard-Projekt, sondern zählt durch die aufwändige Architektur zu den generell risi-koreicheren so genannten Signature-Projekten. Planung und Organisation wurden diesem Anspruch aber in keiner Weise gerecht. Die Fehlerspirale wurde in erster Linie durch Selbstüberschätzung der Verantwortlichen und ent-sprechend überambitionierte Zielvorstellungen in Gang ge-setzt“, urteilen die Autoren der Fallstudie Prof. Jobst Fied-ler und Sascha Schuster.

VIER PRÄVENTIVMASSNAHMEN EMPFOHLEN

Um die Probleme in den Griff zu bekommen, empfehlen die Forscher vier Schritte: Erstens, Baufachleute in die Auf-sichts- und Steuerungsgremien aufnehmen. Zweitens, in die Projektorganisation Projektpartner mit hoher Expertise aufnehmen. Drittens, durch den Einbezug privaten Kapi-tals, entweder durch finanzielle Mitbeteiligung an einer Realisierungsgesellschaft oder durch Beauftragung eines Generalunternehmers, das Risikomanagement verbessern. Und, ganz wichtig, viertens: In jedem Fall vor der Auftrags-vergabe eine ausreichende Planungstiefe erreichen. Denn Planänderungen ziehen regelmäßig hohe Kosten nach sich.

Einen Kurzüberblick über die Ergebnisse der Studie und die Fallanalysen finden Sie unter: www.hertie-school.org/infrastructure Eine wissenschaftliche Buchpublikation ist in Vorbereitung.

Page 24: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

24

WASSER KRAFTBayern mit seiner Nähe zu den Alpen muss die Wasserkraft stärker nutzen. Ständig verfügbar und speicherbar ist diese erneuerbare Energiequelle ein Multitalent. Besonders umweltverträglich sind moderne Schachtkraftwerke. Und auch die Verbindung von Wind- und Wasserkraft ist möglich: Der Naturstromspeicher Gaildorf macht den Test – eine Weltneuheit.

Info & Kontakt: www.bauindustrie-bayern.de/energie/wasserkraft

ANTEIL DER WASSERKRAFT AN DER BRUTTOSTROM ERZEUGUNG IN BAYERN

14 %

| B A U E N U N D E N E R G I E |

Page 25: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

| ID | Bauindustrie Bayern | 25

Page 26: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

Stromnetz

Wasserkraftwerk

WindenergieErsatz für konventionelle Kraftwerke

Unteres Reservoir

Pumpspeicherung

26

INNOVATIONEN FÜR DIE ENERGIEWENDEBayern ist durch seine topografische Lage prädestiniert da-für Energie aus Wasser zu erzeugen. Zuletzt wurden jähr-lich rund 12,5 Milliarden Kilowattstunden aus Wasserkraft gewonnen und damit rund 4 Millionen Haushalte versorgt. Der Anteil der Wasserkraft an der Bruttostromerzeugung beträgt damit ca. 14 Prozent. Seit 2012 ist die Wasserkraft in Bayern jedoch kaum mehr ausgebaut worden. Grund da-für sind zum einen die niedrigen Strompreise an der Börse, die den Aus- und Neubau von Wasserkraft in Bayern un-wirtschaftlich machen. Zum anderen reichen die aktuellen Vergütungssätze im EEG nicht aus, um die Forderungen der ökologischen Durchgängigkeit (z. B. Fischtreppen) um-zusetzen. Im Energie-Konzept der Bayerischen Staatsregie-rung von 2011 wurden zusätzliche 15 Prozent (2 Mrd. kWh/a Mehrerzeugung) Strom aus Wasserkraft bis 2021 gefordert. Im Herbst 2014 wurde das Ausbauziel jedoch halbiert. Der ursprüngliche Ansatz ist jedoch richtig: Mit seiner Nähe zu den Alpen muss der Freistaat das Potenzial der Wasserkraft unbedingt stärker nutzen.

WIND UND WASSER PERFEKT KOMBINIERT

Der Naturstromspeicher Gaildorf bei Ulm verbindet als ers-tes Projekt seiner Art Wind- und Wasserkraft zur Energie-erzeugung. Vier Unternehmen, darunter BBIV-Mitglied Max Bögl Wind AG, arbeiten gemeinsam an dem innovati-ven Pilotvorhaben. Die Kombination einer Windenergiean-lage mit einem Pumpspeicherkraftwerk soll künftig kon-ventionelle Kraftwerke ersetzen.

Geplant sind vier Windenergieanlagen mit Nabenhöhen von 150 Metern und einem Rotordurchmesser von jeweils 136 Metern. Messungen bestätigen gute Windverhältnisse für die Anlagen bei Gaildorf. Damit ist das Projekt auch wirtschaftlich. Erwartet wird eine Windkraftleistung von 20 Megawatt. Die Fundamente der Anlagen dienen als Wasserspeicher. Das Wasser wird unterirdisch von einem Pumpspeicherkraftwerk im Tal mithilfe von überschüssi-gem Strom in die Windkrafttürme gepumpt und bei Bedarf wieder entnommen. Dabei wird das gespeicherte Wasser ins Tal zurückgeleitet und treibt dort vier Turbinen mit einer Gesamtleistung von 16 Megawatt an. Die elektrische Spei-cherkapazität beträgt 70 Megawattstunden.

Diese moderne und erneuerbare Form der Stromerzeu-gung kann eine zuverlässige, planbare und an den Ver-brauch angepasste Stromlieferung sichern und dadurch einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten. Nahezu der gesamte Strombedarf für die 12.000 Einwoh-ner in Gaildorf kann durch den Naturstromspeicher ge-deckt werden. Gleichzeitig ermöglichen solche Kurzzeit-speicher Einsparungen im Gigawatt-Bereich bei den konventionellen Kraftwerken in Deutschland.

NATURSTROMSPEICHER GAILDORF

| B A U E N U N D E N E R G I E |

Page 27: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

| ID | Bauindustrie Bayern | 27

SCHACHTKRAFTWERK

Das Wasser fließt von oben durch den Schacht in die Turbine, die an den Generator gekoppelt ist. Fische schwimmen durch eine Abstiegsklappe problemlos am Rechen vorbei und werden nicht in die Turbine gezogen.

FISCHFREUNDLICH

Schachtkraftwerke sind ein innovatives Konzept für eine kostengünstige und naturverträgliche Nutzung der Was-serkraft, das an der TU München entwickelt wurde. Sie eignen sich für kleine und große Wasserkraftstandorte gleichermaßen und können auch an bereits bestehenden Querbauwerken errichtet werden.

Turbine und Generator befinden sich bei einem Schacht-kraftwerk unter Wasser in einem Schacht, der im Flussbett eingebaut ist. Damit sind sie weder sicht- noch besonders hörbar. Das Wasser gelangt durch den horizontalen Was-serlauf in die Turbine. Ohne große Anstrengung können Fische hier am Rechen vorbeischwimmen und über eine Fischabstiegsklappe flussabwärts wandern. Das bedeutet im Klartext: Schachtkraftwerke bewahren die Fische vor Verletzungen.

Im bayerischen Großweil wurde im Dezember letzten Jah-res ein Schachtkraft-Projekt genehmigt. Leider erfolgte nur wenige Monate später eine Klage, weshalb das Projekt zu-nächst auf Eis liegt. Bleibt zu hoffen, dass innovative und fischfreundliche Systeme wie die Schachtkraftwerke in na-her Zukunft zum Alltag der Wasserkraft in Bayern gehören werden. Denn die Energiewende kann nur gelingen, wenn Innovationen nicht nur entwickelt, sondern auch tatsäch-lich umgesetzt werden.

Mehr über das Potenzial der Wasserkraft und die Funktionsweise von Schachtkraftwerken.

Page 28: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

28

VIEL DÄMMEN HILFT NICHT VIEL

Die ersten zehn Zentimeter Dämmstoff an der Hauswand minimieren den Wärmeverlust spürbar und senken die Heizkosten. Jeder weitere Zentimeter hat jedoch immer weniger Wirkung. Das heißt: Mit wachsender Dämmstärke laufen energetische Maßnahmen auf einen Punkt zu, ab dem sie aus Gründen der Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Umsetzbarkeit nicht mehr sinnvoll sind. Die EnEV for-dert zuletzt immer dickere Dämmpakete beim Neubau und der Sanierung von Gebäuden. Der Energieaufwand für die Herstellung, den Transport und die Entsorgung aber wird häufig außer Acht gelassen. Die damit verbundene Umwelt­belastung steht kaum zur Diskussion.

Darüber hinaus verursachen zunehmende Dämmstoff-dicken häufig aufwändige und teure Konstruktionslösun-gen etwa bei Dachüberständen oder Fenstern. Nach einer aktuellen Studie des Verbändebündnisses Wohnungsbau ist für rund 20 Prozent der baulichen Kostensteigerungen innerhalb der letzten 15 Jahre die EnEV verantwortlich.

| B A U E N U N D E N E R G I E |

ENEV 2017 WIRFT IHRE SCHATTEN VORAUSDie aktuelle Energieeinsparverordnung sieht ab 2016 eine Verschärfung der Anforderungen an die Gebäudehülle von Neubauten in Höhe von 25 Prozent vor. Noch bevor diese Anforderungen umgesetzt werden, wird bereits über die nächste Novelle der EnEV diskutiert. Denn gemäß der EU-Gebäuderichtlinie von 2010 muss der Bund bereits 2016 eine novellierte EnEV erlassen und den Niedrigstener-giehaus-Standard in 2017 einführen. Ein Niedrigstenergie-gebäude ist ein Gebäude, das eine sehr gute Gesamtener-gieeffizienz aufweist. Sein Energiebedarf ist sehr gering und speist sich hauptsächlich aus erneuerbaren Energie-quellen. Die Anforderungen für öffentliche Neubauten wer-den ab 2019 gültig, für privatwirtschaftlich genutzte Ge-bäude ab 2021.

Das Aufbringen von Dämmmaterial ist noch immer Handarbeit.

Page 29: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

| ID | Bauindustrie Bayern | 29

ENEV UND WÄRMEGESETZ HARMONISIEREN

Das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) soll dazu beitragen, den Anteil an erneuerbaren Energien im Wärmebereich bis zum Jahr 2020 auf 14 Prozent zu erhö-hen. Bei Neubauten und Gebäuden der öffentlichen Hand, die grundlegend renoviert werden, legt das Gesetz den Einsatz erneuerbarer Energien fest. Für eine effektive Handhabung sollte das EEWärmeG auf Überschneidungen mit der EnEV sowie auf Möglichkeiten zur Vereinfachung geprüft werden.

POSITION DER BAYERISCHEN BAUINDUSTRIE

Die Aufgabe des Ordnungsrechts besteht darin, dem Gebäudeeigentümer Planungs- und Investitionssicherheit zu gewähren. Aspekte der Wirtschaft-lichkeit und des Klimaschutzes müssen dabei berücksichtigt werden.

Der Bayerische Bauindustrieverband setzt sich dafür ein, dass die EnEV und das EEWärmeG in einem Instrument technologieoffen zusammengefasst werden, um die hohe Anzahl an technischen und fachlichen energetischen Anforderungen an Gebäude zu reduzieren und bauphysikalisch optimierte Gesamtlösungen zu ermöglichen.

Da die Grenzen von Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Umsetz-barkeit von Wohngebäuden mit der aktuellen EnEV 2014 (2016) bereits erreicht sind, wird die Bundesregierung aufgefordert auf weitere Verschärfungen zu verzichten. Der Bauherr muss durch attraktive Förderprogramme motiviert werden, die gesetzlichen Anforderungen zu unterschreiten. Da der Nutzer einen immensen Einfluss auf den Energieverbrauch von Gebäuden hat, gilt es diesen dazu zu bringen, seinen Verbrauch zu überprüfen. Leicht zugängliche und verständliche Visualisierungen des Energieverbrauchs helfen bei der Selbst-einschätzung des Energieverbrauchs.

Drei Phasen einer Wärmedämmung: In der Mitte ist die Fassade noch roh, links bereits gedämmt und rechts verputzt.

Page 30: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

30

1995 2000 2005 2010 2014 2015

0,00

0,75

1,50

2,25

3,00

0

5

10

15

20

JANUAR BIS MÄRZ 2015 WENIGER AUFTRÄGE AM BAU IN BAYERN

Auftragseingänge jeweils Jahr, in Mrd. EUR

Bayern (linke Seite) Deutschland (rechte Seite)

Quelle: Bayerisches Statistisches Landesamt, Statistisches Bundesamt

-40 -20 0 20 40 60 80 100

GROSSE UNTERSCHIEDE BEI DEN NEUAUFTRÄGEN DER BUNDESLÄNDERAuftragseingänge im Bauhauptgewerbe (Januar bis März 2015/2014)

in %

Quelle: Statistische Landesämter, Statistisches Bundesamt

85,942,412,19,48,98,46,86,21,61,5

-2,0-3,0-3,7-6,5-7,0

-26,13,0

Bremen

Deutschland

Mecklenburg-VorpommernBrandenburgNiedersachsenBaden-WürttembergThüringenRheinland-PfalzBerlinSachsenNordrhein-WestfalenBayernSchleswig-HolsteinSachsen-AnhaltHessenSaarlandHamburg

-10-15 -5 0 5 10

UMSATZRÜCKGÄNGE IN DEN MEISTEN BUNDESLÄNDERN

Umsätze im Bauhauptgewerbe (Januar bis März 2015/2014)

in %

Quelle: Statistische Landesämter, Statistisches Bundesamt

9,49,20,80,5

-1,0-1,1-1,7-3,6-4,2-5,7-6,3-6,3-9,5

-11,7-12,2-15,6

-3,7

BrandenburgBerlinHamburgNiedersachsenSachsen-AnhaltMecklenburg-VorpommernBaden-WürttembergNordrhein-WestfalenBremenBayernThüringenSachsenHessenSchleswig-HolsteinRheinland-PfalzSaarlandDeutschland

-90

-60

-30

30

0

GESCHÄFTSKLIMA IN BAYERN IM MAI SCHLECHTER BEURTEILTifo-Geschäftsklima Bauhauptgewerbe Bayern

Unternehmenseinschätzung Geschäftslage und Erwartung für 6 Monatein %

Quelle: ifo-Institut München

Jan. 00 Jan. 05 Jan. 10 Mai. 15

1995 2000 2005 2010 2014 2015

0

50000

100000

150000

200000

250000

0

300000

600000

900000

1200000

1500000

BAUBESCHÄFTIGUNG JANUAR BIS MÄRZ GESUNKEN

jeweils Jahr

Bayern (linke Seite) Deutschland (rechte Seite)

Quelle: Bayerisches Statistisches Landesamt, Statistisches Bundesamt

| B A U W I R T S C H A F T U N D K O N J U N K T U R |

1. QUARTAL 2015

- 2 % AUFTRÄGE IN BAYERN UM 2 % GESUNKEN

Mai 155 %

Page 31: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

| ID | Bauindustrie Bayern | 31

ANFANG 2015 WENIGER AUFTRÄGE UND UMSÄTZE IN BAYERN

WENIGER BAUGENEHMIGUNGEN ERTEILT

Die Baugenehmigungen nahmen von Januar bis März 2015 insgesamt um 12,7 Prozent ab. Am stärksten war der Rück-gang im Wirtschaftsbau (- 20,9 %). Auch im Wohnbau wur-den weniger Genehmigungen erteilt (- 3,5 %). Einen An-stieg verzeichnete nur der öffentliche Hochbau (+ 6,3 %).

AUFTRÄGE IN BAYERN UM 2 % GESUNKEN

Die Neuaufträge fielen von Januar bis März 2015 in Bayern insgesamt um 2 Prozent. Einen Anstieg verzeichnete nur der Wohnungsbau (+ 15,4 %). Der Öffentliche Bau verzeichnete insgesamt einen Auftragsrückgang von 4,7 Prozent. Dafür ist das starke Minus im öffentlichen Hochbau verantwortlich (- 22,7 %). Einen leichten Anstieg verzeichneten dagegen der Straßenbau (+ 1,6 %), ebenso der Sonstige Tiefbau (+ 3 %).

UMSÄTZE DER BAUUNTERNEHMEN UM 5,7 % NIEDRIGER

Die Umsätze der bayerischen Bauunternehmen nahmen von Januar bis März 2015 ebenfalls ab (- 5,7 %), am stärks-ten im Wohnungsbau (­ 11,5 %). Ebenfalls rückläufig waren sie im Öffentlichen Bau (- 6,1 %). Das stärkste Minus ver-zeichnete der Straßenbau (- 19,7 %), gefolgt mit großem Abstand vom Hochbau (- 3,9 %). Dagegen nahmen sie öf-fentlichen Hochbau zu (+ 3,8 %). Leicht gestiegen sind sie auch im Wirtschaftsbau (+ 1,5 %).

GESCHÄFTSERWARTUNGEN OPTIMISTISCH BEURTEILT

Das Geschäftsklima im bayerischen Bauhauptgewerbe wird im Mai 2015 weniger gut als im Vorjahr, aber gerade noch optimistisch beurteilt.

Die aktuelle Geschäftslage wird mit einem Saldo von + 8  Prozent schlechter als im Vorjahr (Mai 2014: + 10 %) eingeschätzt. Als gut beurteilen sie 23 Prozent der Unter-nehmen (Mai 2014: 23 %). Von einer weiter verschlechter-ten Geschäftslage berichten 15 Prozent (Mai 2014: 13 %).

Von einer günstigen Entwicklung ihrer Bautätigkeit im Vergleich zum Vormonat berichten 34 Prozent der Unter-nehmen (Mai 2014: 34 %), 12 % von einer Verschlechte-rung (Mai 2014: 11 %).

Die nähere Zukunft wird gerade noch positiv betrachtet. 15 Prozent der befragten Firmen erwarten innerhalb der nächsten sechs Monate, also bis November 2015, eine Besserung ihrer derzeitigen Lage (Mai 2014: 22 %). Eine weitere Verschlechterung befürchten 14 Prozent der Un-ternehmen (Mai 2014: 9 %). Insgesamt wird die Ge-schäftslage innerhalb des kommenden Halbjahres mit ei-nem Saldo von + 1 Prozent weniger positiv als im Vorjahr (Mai 2014: + 13 %) beurteilt.

Das Baujahr 2015 begann in Bayern mit Rückgängen bei den Bau-genehmigungen, den Neuaufträgen und den Umsätzen. Rückläufig war auch die Beschäftigung am Bau.

Page 32: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

Kodifizierung

Implementierung

Kontrolle

Organisation

EMB-Wertemanagement Bau

32 | B A U E N U N D W E R T E |

EMB BAU IN HAMBURG ANERKANNT

Page 33: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

| ID | Bauindustrie Bayern | 33

EMBDas EMB-Wertemanagement Bau (kurz EMB) ist ein umfassendes werte basiertes Managementkonzept, das nicht nur eine Compliance-Stra-tegie verfolgt. Erst die Werteorientierung, so der Grundsatz, verleihe Compliance Substanz und Effektivität. Das EMB ist ein Instrument, um nach außen und nach innen zu signalisieren, dass sich das Unternehmen gegenüber allen am Bauprozess Beteiligten rechtstreu, integer und fair verhalten will. Das EMB ist eine Initiative für die gesamte deutsche Bauindustrie.

Weitere Informationen unter: www.bauindustrie-bayern.de/emb

Nach Siemens, Fraport, der Deutschen Bahn und dem Flughafen München hat nun auch die Freie und Hansestadt Hamburg das EMB-Wertemanagement Bau als Compliance-Nachweis anerkannt.

Seit Anfang Dezember 2013 gilt in Hamburg das Gesetz zur Einrichtung eines Registers zum Schutz des fairen Wett-bewerbs (GRfW). In das Register werden korruptionsrele-vante Rechtsverstöße von Unternehmen eingetragen. Alle öffentlichen Auftraggeber in Hamburg sind verpflichtet, vor der Vergabe eines öffentlichen Auftrags abzufragen, ob eventuell ein Eintrag in dem Register vorliegt.

Das GRfW lässt aber auch Systeme unabhängiger Stellen zu, mit denen geeignete Maßnahmen zur Korruptions-prävention von Unternehmen nachgewiesen werden können. „Die Finanzbehörde von Hamburg hat nun nach eingehender Prüfung das Audit des EMB Bau als Compliance­ Zertifikat im Sinne des GRfW zugelassen“, er-läutert Richard Weidinger, Vorsitzender des Trägervereins EMB-Wertemanagement Bau e. V., „das freut uns natür-lich sehr, denn die Entscheidung der Hansestadt bedeutet

einen weiteren Erfolg für das EMB, verbunden mit einem direkten Nutzen für die auditierten EMB-Mitglieder, die in Hamburg Bauprojekte umsetzen wollen.“ Öffentlichen Auftraggebern der Hansestadt Hamburg wird empfohlen, bei Vorlage einer EMB-Auditurkunde von einer Register-abfrage abzusehen. Damit erhält das EMB-Wertemanage-ment Bau die erste offizielle Anerkennung seitens eines Bundeslandes.

Page 34: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

34 | B E S T - P R A C T I C E B A U |

Consolidation Center in Speyer

24.000 M2 AN PAPIERPLÄNEN FÜLLEN 5 FUSSBALLFELDER

HOCHBAU

XXL

Page 35: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

| ID | Bauindustrie Bayern | 35

Ein 1.000 Meter langes Gebäude, nur 11 Monate Bauzeit, auf einem Grundstück so groß wie 50 Fußballfelder, Lastentransport im Minutentakt, Tausende Fertigteile aus Stahlbeton, manche davon 50 Tonnen schwer, und insgesamt 160.000 Tonnen Be-ton. Auf der Baustelle für Daimlers neues Logistikzentrum in Speyer jagte ein Rekord den nächsten. Seit März ist das Consolidation Center in Betrieb. Eindrücke von ei-nem rundum außergewöhnlichen Großprojekt.

Für seine neue Logistikdrehscheibe wählte Daimler das verkehrstechnisch günstig gelegene Speyer. Wie geplant nahm das „Consolidation Center“ im März seinen Betrieb auf. Hier im Südwesten Deutschlands werden künftig Daimlers Zulieferströme gebündelt,

bevor es weitergeht zu den Pkw-Auslandswerken in China, Südafrika und den USA. Generalunternehmer für den Bau des neuen Logistikzentrums war die Bayreuther Bauunter-nehmung Markgraf.

STAHLFASERBETON FÜR DEN BODEN

Auf einem 25 Hektar großen Grundstück errichtete Mark-graf in nur 10,5 Monaten Bauzeit den imposanten Hallen-komplex mit 1.000 Metern Länge sowie das Verwaltungs-gebäude und die kompletten Außenflächen für den Containerhof. Spezialstapler verfahren und stapeln auf dem Hof Überseecontainer. Im Betrieb bringen sie schnell mal 100 Tonnen auf die Waage – das müssen die Flächen aus-halten. Für die Bodenplatte, die solchen extremen Belas-tungen standhält, entwickelten Geologen einen speziellen Bodenaufbau, der Tiefensetzungen und Mulden verhindert. Darauf wurde eine 35 cm dicke Schicht Stahlfaser-Beton (Leistungsklasse 15/12) aufgetragen, eine relativ neue Form von Beton, die sich aber in den letzten Jahren bewährt hat. Richtig eingebaut und verarbeitet, stemmt der Stahlfa-ser-Beton auch Höchstgewichte problemlos.

IN FERTIGTEIL-BAUWEISE AUSGEFÜHRT

Große Lasten kamen auf den Boden schon beim Rohbau zu. 3.400 Fertigteile aus Stahlbeton, das Stück zwischen 3 und 50 Tonnen schwer und mit Spannweiten von bis zu 30 Metern, wurden für die neuen Lagerhallen verbaut. Um das Material auf die Baustelle zu bringen und dort zu bewegen, waren spezielle Schwerlastfahrzeuge, 200-Tonnen-Kräne und sogar ein Raupenkran im Einsatz.

Page 36: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

36 | B E S T - P R A C T I C E B A U |

ALLE 3 MINUTEN EIN SATTELSCHLEPPER

Für die Tragfähigkeit des Bodens wurde zusätzlich sehr viel Schotter benötigt. Enorme Erdmengen waren dafür in Be-wegung und das monatelang. Hunderte Fahrer transportie-ren zu Stoßzeiten alle 3 Minuten Material auf die Baustelle – ein Riesenaufwand für die Organisation. „Die Schwierig-keit war die große Masse am richtigen Ort zu platzieren. Geht das schief, blockieren die Lkws innerhalb kürzester Zeit die Zufahrtswege“, schildert Thomas Täuber, Plankoor-dinator bei Markgraf, die logistische Herausforderung. „Im Grunde funktioniert es wie in einem großen Industrie-betrieb. Nur wird die Logistik im Betrieb jahrelang geplant, eine Baustelle dagegen muss innerhalb eines Monats funk-tionieren.“ Wie schafft man es, ein solches „Baustellen- Orchester“ zu dirigieren?

1.048 mLÄNGE DER GEBÄUDEKOMPLEXE

700.000tAUFFÜLLMASSE

3.400FERTIGTEILE AUS BETON

2.000

BAUPLÄNE

555

STÜTZEN

158.000 tBETON

103.500 m2

BRUTTO GESCHOSS FLÄCHE

251.000 m2

51 Fussballfelder

GRUNDSTÜCKSGRÖSSE

400MITARBEITER AUF DER BAUSTELLE

IN ZAHLEN BAUSTELLENORCHESTER

„Das Wichtigste sind die Menschen, die Erfahrungen mit ähnlichen Objekten haben“, antwortet Gerald Etterer, Pro-jektleiter für das Consolidation Center bei Markgraf, „Mark-graf hatte ein Jahr zuvor die Generalprobe mit ähnlich di-mensionierten Projekten. Das war natürlich ideal. Erfahrene Bauleute wissen nämlich schon vorher, wo es Schwierig-keiten geben könnte und arbeiten vorausschauend und vor allem – und das ist immens wichtig – gemeinsam mit dem Bauherrn an Lösungen.“ Auf jeder Baustelle seien viele Entscheidungen zu treffen und Freigaben zu erteilen. Um pünktlich fertig zu werden, so Etterer weiter, sei das part-nerschaftliche Miteinander mit dem Bauherrn, dem Steue-rer und dem Planer entscheidend.

WIE EINE FUSSBALLMANNSCHAFT

„Sie müssen sich das so vorstellen wie eine Fußballmann-schaft“, bestätigt Klaus Heinrich von Daimler Real Estate das Erfolgsrezept beim Bau des Consolidation Center. „Hier stimmt die Chemie zwischen den Profis. Nur 14 Tage nach Auftragserteilung rollte der erste Bagger. Dass der Terminplan exakt eingehalten werden konnte und es keine Verzögerungen gab, trotz kleiner Probleme, die es immer gibt und die gelöst werden, ist wirklich faszinierend.“

Page 37: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

| ID | Bauindustrie Bayern | 37

Alle 3 MinutenMUSSTE EIN SATTELZUG AUF DER BAUSTELLE VERARBEITET WERDEN.

Auf dem Richtfest zum Consolidation Center waren sich alle Beteiligten einig: „Wir werden pünktlich fertig!“ Gesagt, getan. Mehr im Video.

2.000 PLÄNE – UND DIE RICHTIGEN LEUTE

Wie bei jedem Projekt kommt es auch auf die gute Vorbe-reitung an. Insgesamt 2.000 Pläne verschlang der Bau des Consolidation Center, die Hälfte allein für die Fertigteile aus Stahlbeton. „Das kommt daher, dass wir sehr viele und sehr große Teile hatten“, erläutert Thomas Täuber, „die sich allerdings in Kleinigkeiten unterschieden. Und diese Fertigteile wurden gleich in den ersten fünf Monaten der Bauzeit benötigt.“ Angesichts solcher Kapazitäten musste in erster Linie ein geeigneter Planer gefunden werden. Zu-sammen mit den passenden Lieferanten und Subunterneh-mern bildete Markgraf das schlagkräftige Projektteam.

WENN AUS EINER IDEE WIRKLICHKEIT WIRD

Heute ist aus den vielen Plänen längst Wirklichkeit gewor-den. Auch beim Thema Umweltschutz, auf das in Speyer besonders geachtet wurde. So schuf Markgraf eigens für die auf dem Gelände beheimateten Kröten ein „Amphibien-bauwerk“, einen Tunnel zwischen den Hallen, durch den die Tiere ungestört wandern können. Durch das Logistik-zentrum wandern in Zukunft vor allem Fußgänger, Lkws und Container. Mehrere Hundert Arbeitsplätze plant Daim-ler am neuen Standort in Speyer. Aktueller Stand: Nach der pünktlichen Übergabe am 2. März läuft das Consolidation Center bis Ende des Jahres im Hochlaufbetrieb. 2016 wird der Vollbetrieb hochgefahren.

DATEN UND FAKTEN

NEUBAU EINES HALLENKOMPLEXES, EINES VERWALTUNGSGE­BÄUDES UND DER KOMPLETTEN AUSSENFLÄCHEN FÜR DEN CONTAINERHOF

Grundstücksfläche: 250.000 m2

Hallenfläche: 100.000 m2

Bauzeit: Mitte April – Ende Februar 2015

Bauherr: Daimler Verwaltungsgesellschaft für Grundbesitz mbH, Schönefeld

Generalplaner: Phase5 GmbH, Düsseldorf

Projektsteuerer: Drees & Sommer AG, Mannheim

Generalunternehmer: W. Markgraf GmbH & Co KG, Bayreuth

Page 38: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

38 | B A U T E C H N I K |

Menschen nehmen die Umwelt zu 80 Prozent über das Sehen wahr. Und das, was sie sehen, wollen sie festhalten. Den schönsten Bergblick, das beste Konzert, den perfekten Tor-schuss. Fotos bannen das Erlebte und lassen Erinnerungen neu aufleben. Auch Kunst- und Werbemotive folgen diesem Prinzip – und nutzen neuerdings auch Fassaden und Hauswände als Gestaltungsfläche. Architekturbeton als Designträger.

FOTOS AUF BETONFUSSBALLMOMENTE FÜR DIE EWIGKEIT: Bastian Schweinsteiger und Marco Reus grüßen von der 9m²-großen Betonstele.

Page 39: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

| ID | Bauindustrie Bayern | 39

Fotos auf Beton – einmal mehr ein Beweis dafür, wie vielseitig der Baustoff Beton ist. Ob es sich um einzelne Akzente oder komplette Fassaden handelt, bei der Ver-wendung von Fotobetonelementen sind der Kreativität

keine Grenzen gesetzt.

SPEZIALVERFAHREN FOTOBETON

Fotobeton ist eine besondere Form des Architekturbetons und wird mithilfe eines speziell entwickelten Verfahrens hergestellt. Das gewünschte Fotomotiv wird zunächst auf eine Trägerfolie gedruckt. Zum Einsatz kommt aber keine Tinte, sondern ein Fotobetonlack, der als Oberflächenver-zögerer wirkt. Das bedeutet, dass der auf die Folie aufge-brachte Beton an den bedruckten Stellen der Folie langsa-mer aushärtet. Nach dem Ausschalen wird die Oberfläche des Bildelements ausgewaschen. Die freiwerdende Ge-steinskörnung visualisiert das Bildmotiv. Dabei gilt: Je kon-trastreicher das ursprüngliche Foto, desto besser lässt es sich „zu Beton bringen“.

FOTOKUNST AM BAU

Eine der wenigen Firmen, die das Verfahren der Fotobeton-herstellung beherrschen, ist Dreßler Bau aus Aschaffen-burg. Im hauseigenen Fertigteilwerk in Stockstadt am Main entstehen in Zusammenarbeit mit dem Hersteller des Ober-flächenverzögerers Fabrino Motive für Fotobeton jeglicher Art. Zweifarbig und vielfältig gestaltbar, verwandelt Foto-beton die optische Hülle von Bauwerken in Kunstobjekte. Der Trend, Kunst am Bau abzubilden, geht damit in die nächste Runde.

Mehr Information zu Fotobeton: www.dressler-bau.de

PLAKATWAND WAR GESTERN, heute kommt das Foto gleich auf den Beton. Wie dieses Motocross-Motiv auf dem Gelände von Dreßler Bau.

Page 40: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

40 | B I L D U N G |

VONEINANDER LERNENWas wäre ein Projektentwickler ohne den leisesten Schimmer von Bautechnik und Baukosten? Nach Auffassung von Prof. Sven Bienert sollten die Bau- und Immobili-enbranche mehr voneinander lernen. An der International Real Estate Business School (kurz IRE|BS) ist die Interdisziplinarität Programm. Wie das Konzept in der Praxis funktioniert und wie auch Unternehmen davon profitieren können, darüber sprach ID mit dem Leiter des IRE|BS-Instituts, Prof. Sven Bienert.

ID: Herr Professor Bienert, mit der IRE|BS steht heute Europas größtes Zentrum der Immobilienwirtschaft in Regensburg. Die 20 Professuren ebenso wie Ihre Absolventen sind weltweit erfolgreich. Was zeichnet das Institut aus?

PROF. SVEN BIENERT: Die Praxisnähe. Wir wollen nicht nur im wissenschaftlichen Elfenturm zur Elite gehören, sondern unsere Studierenden bestmöglich auf den Be-rufsalltag vorbereiten. Dafür haben wir einen optimalen Mix bei den Professoren. Neben Kollegen, die in international re-nommierten Magazinen publizieren, haben wir auch eine ganze Reihe an exzellenten Praktikern. Prof. Dr. Stephan Bone-Winkel hat beispielsweise den Projektentwickler BEOS in Berlin aufgebaut und wurde dafür mit dem ULI Germany Leadership Award ausgezeichnet. Vom wem könnte man die Projektentwicklung besser lernen? Wir ermutigen unsere Studenten auch bereits während des Studiums die für den späteren Beruf so wichtigen Praxiserfahrungen zu sammeln. Viele Studierende schreiben ihre Masterarbeit in Kooperati-on mit einem Unternehmen. Das wollen wir noch stärker för-dern. Außerdem gibt es immer wieder Gastvorträge von Praktikern.

Welche aktuellen Forschungsthemen könnten für die Bauindustrie besonders spannend sein?

Die Trennung zwischen Bau- und Immobilienwirtschaft ist zunehmend fließend. Ich habe kürzlich eine Publikation über „Immobilien im Niedrigzinsumfeld“ herausgegeben und könnte umgekehrt fragen: Kann es sich die Bauwirt-schaft erlauben diese Dinge nicht zu wissen? Die breiteren Finanzmärkte bewegen nicht nur die Immobilienbranche. Oder die nachhaltige Unternehmensführung, dazu haben wir gerade ein Buch für den Zentralen Immobilien Aus-schuss geschrieben. Viele Punkte richten sich direkt an die

Bauindustrie. Aber auch die Themen Urbanisierung, demo-grafischer Wandel und nachhaltige Wertschöpfungsketten betreffen sowohl die Bau- als auch die Immobilienwirt-schaft.

In direkter Nachbarschaft zur IRE|BS werden gerade die Fakultäten für Bauingenieurwesen und Architektur der OTH Regensburg angesiedelt. Was bedeutet das für Sie?

Wir beobachten die Entwicklung mit großer Freude und werden sicher eine intensivere Zusammenarbeit an-streben. Die IRE|BS kooperiert ja nicht nur mit Unterneh-men aus der Bau- und Immobilienwirtschaft, sondern auch mit anderen Hochschulen bei gemeinsamen Forschungs-projekten wie beispielsweise der University of Cambridge oder dem Karlsruher Institut für Technologie KIT. Das Fun-dament der Ausbildung an der IRE|BS bilden zwar Be triebs-wirtschaft, VWL und Immobilienrecht, aber auch das Ingenieur wesen begreifen wir als einen der Grundpfeiler der Immobilienökonomie. Ein kleines „Aber“ muss ich aber hinterherschieben: Wir sind ein wirtschaftswissenschaftli-cher Studiengang. Das Zeitfenster für Vorlesungen über Bautechnik, Architektur etc. ist leider sehr eng. Ich denke das geht den Bauingenieuren und Architekten in Bezug auf unsere Inhalte nicht anders. Im Rahmen von Praxisprojek-ten mit Bezug zur Projektentwicklung sehe ich allerdings viel Potenzial für einen konkreten Austausch.

DIE GRENZEN ZWISCHEN BAU- UND IMMOBILIENWIRTSCHAFT SIND FLIESSEND

Page 41: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

| ID | Bauindustrie Bayern | 41

Interdisziplinarität ist ein erklärtes Credo der IRE|BS. Kommt das bei den Studenten an?

Wir spüren ein großes Interesse an diesem Ansatz und fördern die interdisziplinäre Sichtweise auch ganz explizit. Was wäre ein kaufmännischer Geschäftsführer ohne jegli-che Kenntnisse im Vertragsrecht? Was wäre ein Projekt-entwickler, der keinen Schimmer von Bautechnik und Bau-kosten hat? Ich erinnere mich an eine Case Study für die Immobiliengesellschaft CA Immo in Frankfurt, bei der es um eine Machbarkeitsstudie ging. Da waren auch das Planungs-recht und bautechnische Überlegungen gefragt. Was heißt das für die Praxis? Ich denke die Branchen können viel von-einander lernen und sollten sich definitiv intensiver austau-schen. Am Ende muss es aber heißen: Schuster bleib bei Deinen Leisten. Wir wollen und können keine Bauingenieu-re ausbilden. Aber wir können exzellente Immobilienkauf-leute ausbilden, die angrenzende Branchen verstehen.

Welche Möglichkeiten gibt es für eine Kooperation zwischen der IRE|BS und bayerischen Bauunternehmen?

Wir sind immer auf der Suche nach Forschungspart-nern, insbesondere mit Unternehmen in unserer Region. Eine Zusammenarbeit bringt für beide Seiten große Vortei-le. Bei gemeinsamen Forschungsprojekten denke ich vor allem an das neue EU-Forschungsrahmenprogramm „Hori-zon 2020“, das explizit eine Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Industriepartnern anstrebt und einen Schwerpunkt auf KMU legt. Aus unserer Erfahrung können wir die Industrie nur ermuntern, sich vom Antragsprocede-re nicht abschrecken zu lassen. Die Projekte finden oft zu-sammen mit anderen Einrichtungen und Unternehmen statt. Die so erworbenen Kontakte sind gerade für kleinere Unternehmen, die sich vielleicht sonst schwer tun, sich auf europäischer Ebene zu vernetzen, besonders wertvoll und helfen, sich auch unter verschärften Wettbewerbsbedin-gungen erfolgreich zu behaupten.

Wie kommen Unternehmen, die nach Fachkräften suchen, am wirkungsvollsten in Kontakt mit IRE|BS­Studenten?

Die IRE|BS veranstaltet jedes Jahr eine Personalmesse, bei der interessierte Unternehmen die Möglichkeit haben, sich zu präsentieren und Studierende auf sich aufmerksam zu machen. Während der Personalmesse können die Un-ternehmen individuelle Gespräche mit Studierenden füh-ren, die in ihr Anspruchsprofil passen. Auch Gastvorträge in Seminaren und Vorlesungen oder die bereits erwähnte Kooperation bei Abschlussarbeiten bieten eine hervorra-gende Möglichkeit, zukünftige Absolventen für ein Unter-nehmen oder bestimmte Berufsfelder zu interessieren.

IRE|BS INTERNATIONAL REAL ESTATE BUSINESS SCHOOL Die IRE|BS International Real Estate Business School ist Europas größtes universitäres Immobilienzentrum und Teil der wirt-schaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Regensburg. Sie gliedert sich auf in das Institut für Immo bilienwirtschaft an der Universität und die Immobilien akademie.

Mehr Information zur zur IRE|BS finden Sie unter www-wiwi.uni-regensburg.de/Institute/IREBS/Institut/Home/index.html.de

oder Sie kontaktieren Herrn Prof. Dr. Sven Bienert direkt [email protected]

Prof. Dr. Sven Bienert, MRICS, Leiter des IRE|BS Instituts für Immobilienwirtschaft

Page 42: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

42 | B I L D U N G |

FÜNF AUF EINEN STREICHBauprojekte aller Sparten konnten junge Bauingenieure bei den Praxistagen Bau 2.0 des Verbandes am 18. und 25. März besichtigen. Unter fachkundiger Führung der Baufirmen erfuhren die Studenten von Besonderheiten beim Brückenbau und Hoch-wasserschutz, besichtigten den Bau eines Studentenwohnheims und durchwander-ten einen 100 Meter langen Kanal.

Praxistage für TH Deggendorf und OTH Regensburg

Page 43: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

| ID | Bauindustrie Bayern | 43

Bei perfektem Baustellenwetter besuchten 60 ange-hende Bauingenieure der TH Deggendorf zusammen mit ihrem Dekan Prof. Bernhard Peintinger am 18. März Baustellen der Firmen STRABAG und Räd-

linger in Niederbayern. Die Spannweite der Themen reichte vom Umgang mit Altlasten über die Ästhetik und Stabilität von Brücken bis hin zu der Kunst, leistungsfähige Ingeni-eurbauwerke für den Hochwasserschutz an der Donau etwa im Ortskern von Windorf einzupassen.

BAULUFT IM HOCH- UND TIEFBAU

Von den vielfältigen Möglichkeiten für Bauingenieure erfuh-ren 60 Studenten der OTH Regensburg am 25. März. Dass es bei einer Bauleitung um mehr geht als um Technik, machten zwei aktuelle Hochbauprojekte deutlich: Das neue For-schungs- und Kundenzentrum des führenden Agrarmaschi-nenherstellers Horsch, das von der Fa. Gebr. Donhauser ge-baut wird, und die neue Studentenwohnanlage von Josef Riepl direkt in Regensburg.

Einen Leckerbissen für Mutige präsentierte BBIV-Mitglieds-firma Guggenberger: Interessenten des Ingenieurbaus konn-ten hier bei Neutraubling einen 100 Meter langen, eiförmi-gen Kanal durchwandern.

PRAXISTAGE BEI STUDENTEN BELIEBT

Der Bayerische Bauindustrieverband veranstaltet mehrmals im Jahr Baustellenexkursionen für junge Bau ingenieure. Die Praxistage 2.0 sind bei den Studenten, Professoren wie auch bei den Bauunternehmen als Informations- und Recru-iting-Plattform beliebt.

AUF EIN WORT MIT DEM FIRMENCHEF: Studenten der TH Deggendorf mit Josef Limbrunner, Bereichsleiter der STRABAG in Straubing (hinten im Bild).

SAVE THE DATE

Die nächsten BBIV-Praxistage:

13. Oktober 2015 an der Hochschule Coburg20. Oktober 2015 an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt19. November 2015 an der Technischen Hochschule Nürnberg

Mehr Bilder von den beiden Praxistagen ansehen.

Page 44: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

44

BAUMEISTER DEUTSCHLAND-WEIT GESUCHT

1.000KLEINE BAUMEISTER HABEN BEREITS BEI DER AKTION MITGEMACHT.

| Ö F F E N T L I C H K E I T S A R B E I T U N D K O M M U N I K A T I O N |

Vor genau einem Jahr startete die Bildungsinitiative „Bau-meister gesucht!“ der Bayerischen Bauwirtschaft. Nach einem erfolg reichen Auftakt in Bayern können sich interessierte Baufirmen ab sofort deutschlandweit als Baumeister-Paten an der Aktion beteiligen.

Page 45: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

| ID | Bauindustrie Bayern | 45

Werkzeug gepackt, Bauhelme gezählt und los geht’s zum Baumeister-Tag. So begann die erste Tour von „Baumeister gesucht!“ vor genau einem Jahr. Nach kurzer Zeit löste die Bildungsaktion einen regelrechten Boom in bayerischen Kitas aus. Inzwischen haben die beiden Baumeister und Spielpädagogen Harry Hammer & Nicki Nagel 75 Kinder-gärten zwischen Oberstdorf und Hof besucht und über 1.000 kleine Baumeister aufgespürt.

Vor wenigen Wochen wurde die Initiative der Bayerischen Bauwirtschaft deutschlandweit ausgeweitet. Ab sofort können Baufirmen aus dem ganzen Land Baumeister­Pate werden und sich in die Aktion einklinken. Die Unterstüt-zung der Baumeister-Paten ist entscheidend, um die Faszi-nation des Bauens nachhaltig in die Kindergärten und in die Familien zu tragen. Die Paten überbringen den Kitas das Baumeister-Paket mit Werkbank, Werkzeug und Hand-buch und verwandeln die Kindereinrichtungen so in kleine Werkstätten. Sie begleiten den Baumeister-Tag und stehen für weitere Bauprojekte mit Rat und Tat zur Seite. Auf diese spielerische Art und Weise entsteht eine wertvolle Verbin-dung zu den Eltern, Kindern und Erzieherinnen. Jeder Bau-meister-Pate trägt mit seinem Engagement zur frühen Nachwuchsförderung am Bau bei.

Hochkonzentriert: Fleißige kleine Baumeister in Schrobenhausen.

BAUMEISTER GESUCHT!„Baumeister gesucht!“ ist eine Bildungsinitiative der Verbände der Bayerischen Bauwirtschaft. Ziel ist es, Jungen und Mädchen die Arbeit mit Werkzeug an einer Werkbank zu ermöglichen und von Kindesbeinen an für das Bauen zu begeistern. Ab Juni 2015 können sich interessierte Baumeister-Paten bundesweit an der Aktion beteiligen.

Mehr Informationen unter: www.baumeister-gesucht.de/shop

Sie wollen sehen, wie ein Baumeister-Tag abläuft und wie die Kinder voller Begeisterung hämmern, sägen und mauern? Dann schauen Sie doch mal den Filmtrailer von „Baumeister gesucht!“ an.

Page 46: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

46 | P E R S Ö N L I C H E S U N D Z A H L E N |

PERSÖNLICHES

75 JAHRE

DIPL.-KFM. HELMUT DÄSCHLEIN 75. Geburtstag am 29. Juli 2015vormals Kaufmännischer GF der Stratebau GmbH. Dipl.-Kfm. Helmut Däschlein war viele Jahre in zahlreichenEhrenämtern für den Verband aktiv, so von 1995 bis 1999als Vorsitzender des Bezirksverbandes Ostbayern sowievon 1997 bis 2003 als Mitglied des BBIV-Vorstandes undals Vorsitzender des EMB-Wertemanagement Bau.

70 JAHRE

DIPL.-ING. DIPL.-WIRTSCH.-ING. ERWIN STÖTZER 70. Geburtstag am 4. Juli 2015Geschäftsführer der Bauer Maschinen GmbH, Schroben-hausen.

65 JAHRE

B. SC. ENG. CIVIL GERHARD THIELEN65. Geburtstag am 7. Juni 2015vormals Vorsitzender der Geschäftsleitung der Porr Deutsch-land GmbH, München. Von 2005 bis 2015 war Herr Thielen Mitglied im BBIV-Beirat. Von 2001 bis 2009 ist er als 1. Vor-sitzender des Vereins für Bauforschung und Berufsbildung des BBIV und als Vorsitzender des Berufsausbildungs-ausschusses mit großem Einsatz für eine fundierte Aus- und Weiterbildung am Bau eingetreten.

DIPL.-ING. GÜNTER HUNDEGGER 65. Geburtstag am 14. Juni 2015Geschäftsführer der SEG Rohrbau GmbH, Au in der Hallertau.

DIPL.-ING. WERNER WAGNER 65. Geburtstag am 1. Juli 2015Senior der Fa. Werner Wagner, Wörth a.d. Donau.

60 JAHRE

PROF. DR.-ING. E. H. THOMAS BAUER60. Geburtstag am 27. Juli 2015Vorstandsvorsitzender der Bauer AG, Schrobenhausen.Seit über 20 Jahren engagiert sich Prof. Thomas Bauer inhohem Ausmaß beim Verband: Zuerst im Beirat, ab 1995im Vorstand und von 1997 bis 2013 als BBIV-Präsident. ImHauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) gehört erseit 1997 dem Präsidium an. Von 1999 bis 2008 verantwor-tete er die Tarifpolitik der deutschen Bauindustrie. Seit2011 vertritt Prof. Thomas Bauer die deutsche Bauindustrieals HDB-Präsident.

50 JAHRE

DIPL.-KFM. ROLAND SCHREINDL 50. Geburtstag am 21. Juni 2015Kaufmännischer Direktionsleiter der Strabag AG,Direktion Bayern Nord, Regensburg.

DIPL.-ING. (FH) CLAUS ARBOGAST 50. Geburtstag am 29. Juli 2015Geschäftsführer der Alfred Arbogast GmbH & Co. KG Bau-unternehmung, Amberg. Dipl.-Ing. Claus Arbogast war von2003 bis 2007 Beiratsmitglied des BBIV-BezirksverbandesOstbayern, seit 2007 dessen Stellvertretender Vorsitzendersowie Mitglied im BBIV-Beirat

Page 47: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

| ID | Bauindustrie Bayern | 47

ZAHLEN ZUR BAUWIRTSCHAFT IN BAYERN 2015

BAULEISTUNG

Geleistete Arbeitsstunden März ggü. Vj. Jan. – März

Bauhauptgewerbe 12.978 2,5 -7,5 %

Wohnungsbau 6.034 2,7 -9,0 %

Wirtschaftsbau 3.911 6,5 -4,3 %

Öffentl. Bau 3.033 -2,7 -8,7 %

Hochbau 800 1,9 -9,3 %

Straßenbau 1.003 -8,1 -15,2 %

sonst. Tiefbau 1.224 -0,9 -2,9 %

Produktionsindex (arbeitstäglich) März ggü. Vj. Jan. – März

Bauhauptgewerbe 106,1 -4,7 % -10,9 %

Hochbau 110,6 -4,1 % -11,6 %

Tiefbau 96,3 -6,4 % -9,5 %

Umsatz1) März ggü. Vj. Jan. – März

Bauhauptgewerbe 311,3 -6,3 -1,7

Wohnungsbau 508,4 -2,9 -11,9

Wirtschaftsbau 523,4 9,5 1,5

Öffentl. Bau 297,0 -5,0 -6,6

Hochbau 13,9 -35,9 -19,4

Straßenbau 90,9 -15,0 -19,5

sonst. Tiefbau 122,0 2,5 -4,9

LOHN­ UND GEHALTSKOSTEN

März ggü. Vj. Jan. – März

Lohn- und Gehaltssumme je Beschäftigten 2.318 -2,1 % -0,8 %

BAUNACHFRAGE

Auftragseingang*)

nominal März ggü. Vj. Jan. – März

Bauhauptgewerbe 1.289,1 -3,9 -2,0

Wohnungsbau 392,9 26,9 15,4

Wirtschaftsbau 401,9 -19,3 -10,2

Öffentl. Bau 457,1 -6,4 -4,7

Hochbau 107,0 -16,4 -22,7

Straßenbau 190,3 -13,6 1,6

sonst. Tiefbau 159,8 14,0 3,0

Baugenehmigungen März ggü. Vj. Jan. – März

Wohngebäude 2.964 11,3 -3,5

Wirtschaftsgebäude 3.977 -18,0 -20,9

Öffentliche Gebäude 294 -6,7 6,3

Auftragsbestände Mai 15 April 15 Mai 14

Bauhauptgewerbe 2,9 2,9 2,9

Wohnungsbau 3,0 3,1 2,9

Wirtschaftsbau 3,1 3,2 3,3

Öffentl. Bau 2,6 2,5 2,5

Hochbau 2,6 2,5 2,6

Straßenbau 2,0 2,1 2,2

sonst. Tiefbau 3,1 3 2,8

ARBEITSMARKT

Beschäftigte Bauhauptgewerbe1)

März ggü. Vj. Jan. – März

Insgesamt 141.005 1,3 %

Arbeitsmarkt Bauhauptgewerbe Mai

insgesamtOffene

Stelllen Arbeitslose

2015 7.892 3.962

2014 5.542 3.950

2013 7.838 4.053

2012 8.408 3.776

dar.: BauingenieureOffene

Stelllen Arbeitslose

2015 290 167

2014 250 202

2013 230 205

2012 204 176

*) Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten

Quellen: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, ifo-Institut für Wirtschaftsordnung, Bundesagentur für Arbeit

Page 48: HEIMAT MACHT MOBIL - Bauindustrie Bayern... TAG DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE 2015 Wie werden wir in Zukunft leben und arbeiten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Bauindustrie?

Bayerischer Bauindustrieverband e. V.www.bauindustrie-bayern.de