Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014
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Transcript of Agrarforschung Schweiz, Heft 11+12, November-Dezember 2014
AGRARFORSCHUNG SCHWEIZ
N o v e m b e r – D e z e m b e r 2 0 1 4 | H e f t 1 1 – 1 2
Ag
rosc
op
e |
BLW
| H
AFL
| A
GR
IDE
A |
ETH
Zü
rich
| F
iBL
Nutztiere Verzehr einer Feucht- oder Trockenration durch Mutterkühe Seite 444
Umwelt Treibhausgasemissionen aus der schweizerischen Land- und Ernährungswirtschaft Seite 458
Pflanzenbau Erdmandelgras: Mais als mögliche Sanierungskultur Seite 474
InhaltNovember–Dezember 2014 | Heft 11–12
In der Mutterkuhhaltung ist eine optimale Fütterung wichtig. Versuche von Agroscope zeigten, dass je nach Art der Fütte-rung – Trocken- oder Feuchtration – und je nach Rasse der Mutterkühe, das Futter unterschiedlich verwertet wurde. (Foto: Gabriela Brändle, Agroscope)
ImpressumAgrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die Zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenös sische Ämter und weitere Fachinteressierte.
HerausgeberinAgroscope
Partnerb Agroscope (Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB;
Institut für Nutztierwissen schaften INT; Institut für Lebensmittelwissenschaften ILM; Institut für Nachhaltigkeits wissenschaften INH), www.agroscope.ch
b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bern, www.blw.chb Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, Zollikofen, www.hafl.chb Beratungszentrale AGRIDEA, Lindau und Lausanne, www.agridea.ch b Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich,
Departement für Umweltsystemwissenschaften, www.usys.ethz.chb Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, www.fibl.org
Redaktion Leitung und deutsche RedaktionAndrea Leuenberger-Minger, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse,Agroscope, Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 58 466 72 21, Fax +41 58 466 73 00
Französische RedaktionSibylle Willi, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse,Agroscope, Postfach 1012, 1260 Nyon 1, Tel. +41 58 460 41 57
StellvertretungJudith Auer, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse,Agroscope, Postfach 1012, 1260 Nyon 1, Tel. +41 58 460 41 82
E-Mail: [email protected]
Redaktionsteam Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Leiter Corporate Communication Agroscope), Evelyne Fasnacht, Erika Meili und Sibylle Willi (Agroscope), Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (HAFL), Esther Weiss (AGRIDEA), Brigitte Dorn (ETH Zürich), Thomas Alföldi (FiBL).
AbonnementPreiseZeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten), inkl. MWSt. und Versandkosten, Online: CHF 61.–* * reduzierter Tarif siehe: www.agrarforschungschweiz.ch
AdresseNicole Boschung, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Agroscope, Postfach 64, 1725 Posieux E-Mail: [email protected], Fax +41 58 466 73 00
AdressänderungenE-Mail: [email protected], Fax +41 31 325 50 58
Internet www.agrarforschungschweiz.chwww.rechercheagronomiquesuisse.ch
ISSN infosISSN 1663-7852 (Print)ISSN 1663-7909 (Internet)Schlüsseltitel: Agrarforschung SchweizAbgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. Schweiz
© Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Redaktion.
Erfasst in: Web of Science, CAB Abstracts, AGRIS
443 Editorial
Nutztiere
444 Verzehr einer Feucht- oder Trockenration durch Mutterkühe
Isabelle Morel und Adrien Butty
Nutztiere
452 Wirkung von Konservierungsmitteln bei Feuchtheu Ueli Wyss
Umwelt
458 Treibhausgasemissionen aus der schweizerischen Land- und Ernährungs-wirtschaft
Daniel Bretscher, Sabrina Leuthold-Stärfl,
Daniel Felder und Jürg Fuhrer
Pflanzenbau
466 Mit Rhabarber, Faulbaum und Gerbstoffen gegen Fusarien und Mykotoxine in Weizen
Hans-Rudolf Forrer et al.
Pflanzenbau
474 Erdmandelgras: Mais als mögliche Sanierungskultur
Martina Keller, René Total, Jürgen Krauss und
Reto Neuweiler
Pflanzenbau
482 Support Obst Arbo: Ein Netzwerk für den Betriebsvergleich im Obstbau
Esther Bravin, Johannes Hanhart, Dante Carint
und Dominique Dietiker
Kurzbericht
490 Die Zukunft der Wiesen in Europa – 25. Tagung der europäischen Vereinigung für Grasland
Ueli Wyss
492 Interview
494 Aktuell
499 Veranstaltungen
Sortenlisten
Beilage Schweizerische Liste für Kartoffeln 2015
Ruedi Schwärzel et al.
Editorial
443Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 443, 2014
Die Zeitschrift Agrarforschung Schweiz erscheint seit Januar 2010. Die Ver-
einbarung zwischen Agroscope (Herausgeberin) und den Partnerinstitutio-
nen (Abb. 1) wurde am 23. Juni 2014 erneuert, und wir danken diesen Ein-
richtungen für ihr Vertrauen. Zur Erinnerung: Seit Mai 2014 beteiligt sich
auch das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL).
Unsere Zeitschrift Agrarforschung Schweiz hat den Auftrag, einen Beitrag
zur Information und Entwicklung der ländlichen Gesellschaft im Allgemeinen
und der technischen und wissenschaftlichen Gemeinschaft im Speziellen zu
leisten. Sie erfüllt diese Aufgabe, indem sie Knowhow und Kompetenzen
schafft, prüft und bereitstellt, und damit die Agrarwelt verständlicher macht,
und indem sie einen kritischen Blick auf das Wesen der Gesellschaft richtet.
Agroscope und ihre Partnerinstitutionen verbinden wissenschaftliche
Theorie und pragmatisches Wissen zu disziplinübergreifenden Themen und
Fragen (Geowissenschaften, Life Sciences, Ökologie usw.). Die Kluft zwischen
Wissenschaft und Gesellschaft schliesst sich langsam, auch dank der Zeit-
schrift Agrarforschung Schweiz, die einen solchen Wissenstransfer fördert.
Die Umfrage zur Leserzufriedenheit der Zeitschrift im Jahr 2013 fiel mit
einem hohen durchschnittlichen Zufriedenheitsgrad erfreulich aus (siehe
Editorial Agrarforschung Schweiz 5 (7 – 8), S. 271, 2014). Auch konnte bei der
Agrarforschung Schweiz die bei Printmedien stattfindende Erosion der
Abonnemente stabilisiert werden, während die Zahl der Online-Abonne-
mente kontinuierlich zugenommen hat.
Wir freuen uns deshalb, Sie bei dieser Gelegenheit auch darüber infor-
mieren zu können, dass demnächst eine iPad/iPhone- und Smartphone-Ver-
sion der Zeitschrift erscheinen wird.
Das Redaktionsteam hinter den Kulissen
Dank der Erneuerung unserer Vereinbarung kann in den nächsten Jahren ein
motiviertes Redaktionsteam (Abb. 2) weiterhin mit Engagement den Auf-
trag der Zeitschrift erfüllen. Es stellt sich dabei in den Dienst der Gesellschaft,
der Landwirtschaft und der Forschung, vor allem aber in Ihren Dienst, liebe
Leserinnen und Leser.
Erneuerung der Vereinbarung von Agrarforschung Schweiz
Abb. 2 | Das Redaktionsteam: Judith Auer1, Sibylle Willi1, Beat Huber2, Evelyne Fasnacht1, Andrea Leuenberger-Minger1, Thomas Alföldi3, Erika Meili1, Esther Weiss4, Karin Bovigny5 und Jean-Philippe Mayor1 (vorne). 1Agroscope, 2HAFL, 3FiBL, 4Agridea, 5OFAG
Abb. 1 | Die Partnerinstitu tionen: Agrar forschung Schweiz (J.-P. Mayor), BLW (B. Lehmann), HAFL (M. Schindler), Agridea (U. Ryser), Agroscope (M. Gysi), FiBL (D. Barjolle) und ETHZ (E. Frossard, abwesend).
«Eine Gesellschaft ohne
Gedächtnis reduziert die Zeit
auf eine Abfolge zusammen-
hangsloser Augenblicke, die
vorbeiziehen und verschwin-
den. Sie zerstört damit die
Geschichtlichkeit und nimmt
den Alten ihre Identität und
den Jungen ihre Zugehörig-
keit. Boris Cyrulnik
Jean-Philippe Mayor, Verantwortlicher der Zeitschrift Agrarforschung Schweiz und Leiter Corporate Communication Agroscope CCA
444 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 444–451, 2014
Das Futterverzehrsvermögen von Mutterkühen wird in
erster Linie von der Rasse, dem Lebendgewicht, dem
Nährzustand, der Laktationsphase, der produzierten
Milchmenge so wie der Laktationsnummer beeinflusst.
Die Verzehrsmenge hängt zudem von der Zusammenset-
zung der Ration sowie deren Futterwert ab. Der Sätti-
gungsprozess kann sowohl durch energetische als auch
durch physikalische Eigenschaften des Futters reguliert
werden. Für letztere verwendet das französische Schätz-
system den Begriff der «unités d’encombrement» (physi-
kalische Sättigungseinheit). Dieser Parameter charakte-
risiert jedes Futtermittel hinsichtlich der Menge, in
welcher es verzehrt werden kann (INRA 2007).
Der Feuchtigkeitsgrad der Ration wird in den beste-
henden Schätzsystemen nur selten berücksichtigt. In
einem Übersichtsartikel, in welcher die verschiedenen
E i n l e i t u n g
Zur Entwicklung eines Modells für die Schätzung des
Futterverzehrs von Mutterkühen wurde der Einfluss der
Rationsbeschaffenheit auf den Verzehr untersucht. Die
meisten Daten zum Futterverzehr der von 2004 bis 2012
in Posieux gehaltenen Mutterkuhherde wurden mit
Mischrationen aus Grassilage und Heu erhoben. Um die
Datengrundlage zu erweitern, wurden in einem Versuch
zwei isoenergetische Rationen miteinander verglichen:
Eine der beiden bestand aus Grassilage und Heu, die
andere ausschliesslich aus Heu oder Emd (Abb. 1). Der
Versuch erfolgte während der ersten Laktationshälfte
mit Mutterkühen dreier genetischer Typen. Der poten-
zielle Einfluss der Rationsbeschaffenheit kann gegebe-
nenfalls in das neue Modell integriert werden.
Verzehr einer Feucht- oder Trockenration durch Mutterkühe Isabelle Morel1 und Adrien Butty2
1Agroscope, Institut für Nutztierwissenschaften INT, 1725 Posieux, Schweiz2Institut für Agrarwissenschaften, ETH Zürich, 8092 Zürich, Schweiz
Auskünfte: Isabelle Morel, E-Mail: [email protected]:,Tel. +41 58 466 72 46
Die Mutterkühe der Herde gehören zu den Rassen Angus, Limousin oder zur Kreuzung aus Limousin x Red Holstein. (Foto: Isabelle Morel, Agroscope)
N u t z t i e r e
Verzehr einer Feucht- oder Trockenration durch Mutterkühe | Nutztiere
445
Zusa
mm
enfa
ssu
ng
Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 444–451, 2014
In einem Versuch mit 36 Mutterkühen der
Rassen Angus (AN), Limousin (LM) und einer
Kreuzung aus Limousin und Red Holstein (F1)
wurde der Einfluss der Rationsbeschaffenheit
auf den Verzehr untersucht. Zwei isoenerge-
tische Rationen wurden ad libitum vorgelegt
und miteinander verglichen: eine aus Heu
und Emd bestehende Trockenration (T) und
eine aus Heu und Grassilage bestehende
Feuchtration (F). Die Kühe, welche die Ration
T erhielten, verzehrten ab dem 2. Laktations-
monat täglich 0,87 kg TS mehr als diejenigen,
welche die Ration F erhielten (P < 0,001).
Über die gesamte Versuchsdauer betrachtet
betrug diese Differenz 0,76 kg TS pro Tag
(P = 0,07). Zwischen den verschiedenen
Rassen treten hierbei deutliche Unterschiede
auf (F1 > AN > LM; P < 0,001). Der Vergleich
der in diesem Versuch erhobenen Verzehrs-
daten mit Werten, die mit den aktuell
verwendeten Schätzgleichungen erhalten
werden, zeigt, dass es bei den Schätzungen
zu einer systematischen Unterschätzung des
Futterverzehrs kommt. Zudem berücksichtigt
keine einzige Gleichung gleichzeitig die
Einflüsse von Rationsbeschaffenheit und
Rasse. Eine neue Schätzgleichung, welche
diese neuen Daten berücksichtigt, wird
demnächst im Rahmen der Überarbeitung
des Kapitels über Mutterkühe im Grünen
Buch veröffentlicht werden.
Methoden zur Schätzung des Futterverzehrs bei Milch-
kühen beschrieben werden (Faverdin 1992), erscheint der
Trockensubstanzgehalt des Futters nur im Gleichungs-
system von Lewis (1981). Es liegen nur wenige Daten zum
Vergleich von trockenen und feuchten Rationen in der
Rinderfütterung vor. Muller et al. (1992) haben während
drei aufeinanderfolgenden Jahren untersucht, ob sich
die Art der Konservierung von Futter ein und derselben
Wiese zu Heu oder Grassilage auf den Futterverzehr und
die Leistungen Mastochsen oder Rinder auswirkt. Bezüg-
lich des Futterverzehrs liess sich kein Unterschied zwi-
schen den beiden Futtertypen feststellen.
M a t e r i a l u n d M e t h o d e n
Tiere
Der Versuch wurde mit 36 Mutterkühen dreier geneti-
scher Typen («Rassen»), nämlich mit je 12 Kühen der Ras-
sen Angus (AN), Limousin (LM) und LM × Red Holstein
(F1) durchgeführt. Diese Rassen unterscheiden sich
sowohl in ihrer Frühreife wie auch in ihrem Milchleis-
tungsspotenzial. Die Tiere jeder Rasse wurden hinsicht-
lich Abkalbedatum und Lebendgewicht gleichmässig in
zwei Gruppen zu je sechs Kühen und Kälbern eingeteilt.
Die beiden Gruppen wurden auf die zwei Versuchsvari-
anten mit unterschiedlichen isoenergetischen Rationen
aufgeteilt, die jeweils ausschliesslich den Kühen vorge-
legt wurden. Der Versuch fand in den ersten vier Lakta-
tionsmonaten statt.
Die Kälber gingen alle aus einer Kreuzung der Mut-
tertiere mit einem Piemonteser-Stier hervor.
Fütterung
Die Feuchtration F mit 53 % Trockensubstanz (TS)
bestand aus einer Mischung aus Grassilage und Extenso-
Heu, wohingegen sich die Trockenration T (90 % TS) aus
Abb. 1 | Der Verzehr zweier isoenergetischer Rationen – einer Tro-ckenration basierend auf Heu und Emd (links) und einer Feuchtration in Form einer Mischung aus Grassilage und Extenso-Heu (rechts) – wurde bei Mutterkühen miteinander verglichen. (Foto: Isabelle Morel, Agroscope)
Nutztiere | Verzehr einer Feucht- oder Trockenration durch Mutterkühe
446 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 444–451, 2014
Heu und Emd zusammensetzte (Abb. 1). Um den Ener-
giegehalt der Rationen optimal auszugleichen, variier-
ten die Grassilage- und Heuanteile der Feuchtration je
nach Futterwert der unterschiedlichen im Versuch ver-
wendeten Futterchargen (Tab. 1 und 2). Die Versuchsra-
tionen wurden ad libitum in Futterkrippen angeboten,
welche auf Waagen installiert waren, wodurch die Erhe-
bung der individuellen Futteraufnahme der mit einem
Transponder versehenen Kühe möglich war. Den Tieren
standen ausserdem eine vitaminierte Mineralstoffer-
gänzung in Form eines Lecksteins (UFA 999, UFA, Herzo-
genbuchsee, Schweiz) sowie Viehsalz (5 kg Lecksteine)
zur Verfügung.
Die Kälber hatten freien Zugang zu ihren Müttern,
nicht aber zu deren Rationen. Sie erhielten Heu von
guter Qualität, welches ad libitum in einem nur für die
Kälber zugänglichen Bereich vorgelegt wurde.
Haltungsform
Die Tiere wurden im Freilaufstall mit einem Fütterungs-
bereich mit Teilspaltenboden, einem Tiefstrohliegebe-
reich und einem Auslauf auf Betonboden gehalten.
Auswertung
Die Daten wurden mit einer zweifaktoriellen Varianz-
analyse und einem anschliessendem Tukey-HSD-Test
(Statistiksoftware R) ausgewertet.
R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n
Einfluss der Ration auf den Verzehr
Während der gesamten Versuchsdauer verzehrten die
Kühe der Variante T im Durchschnitt 0,76 kg TS mehr
als die der Variante F (P = 0,07; Tab. 3). Diese Differenz
ist erst ab dem 2. Laktationsmonat signifikant mit einer
Verzehrsdifferenz von 0,87 kg TS (P < 0,001). Die Ent-
wicklung der durchschnittlichen Verzehrsmenge in
Abhängigkeit der Rationsbeschaffenheit und der Rasse
während der 17 ersten Laktationswochen ist in Abbil-
dung 1 ersichtlich. Nach einer sehr geringen Futterauf-
nahme während der ersten Woche nach der Abkal-
bung stieg der Futterverzehr rasch an. Der Einfluss der
Rationsbeschaffenheit auf den Futterverzehr macht
sich zwischen der 2. und 4. Laktationswoche bemerk-
bar. Nachdem zwischen der 7. und der 9. Woche die
Versuchs-woche
Trockenration T Feuchtration F
TS1
(%)NEL1
(MJ/kg TS)APDE1
(g/kg TS)APDN1
(g/kg TS)TS(%)
NEL(MJ/kg TS)
APDE(g/kg TS)
APDN(g/kg TS)
1 88,8 5,00 80,4 70,7 60,3 5,00 75,7 72,1
2 89,2 5,00 79,1 70,4 49,4 5,00 72,5 72,4
3 89,3 5,20 83,7 77,7 47,9 5,15 74,8 73,6
4 89,4 5,40 88,2 84,9 49,3 5,30 77,1 74,7
5 90,5 5,45 87,6 82,2 49,6 5,20 75,5 75,1
6 91,6 5,50 87,0 79,5 50,8 5,10 73,8 75,5
7 90,3 5,30 82,2 69,1 56,8 5,55 86,7 86,1
8 90,3 5,30 82,2 69,1 56,3 5,55 86,7 86,1
9 89,5 5,35 82,6 69,4 55,4 5,50 83,9 85,2
10 88,6 5,40 83,0 69,7 53,5 5,50 81,1 84,4
11 88,9 5,35 83,6 71,6 54,2 5,45 80,3 83,6
12 88,9 5,35 83,6 71,6 53,3 5,40 79,4 82,8
13 88,9 5,35 83,6 71,6 53,0 5,35 78,5 82,7
14 89,6 5,30 84,1 73,5 53,9 5,30 77,5 82,6
15 90,6 5,50 89,6 86,3 54,7 5,40 79,0 83,8
16 90,6 5,50 89,6 86,3 55,1 5,50 80,7 85,0
17 90,8 5,45 89,4 87,2 52,9 5,35 80,3 86,5
18 91,0 5,40 89,2 88,1 49,3 5,10 76,3 76,4
19 91,0 5,40 89,2 88,1 41,6 5,05 75,5 73,5
Mittelwert 89,9 5,34 85,1 77,2 52,5 5,30 78,7 80,11TS = Trockensubstanz; NEL = Nettoenergie Laktation; APDE = Absorbierbares Protein im Darm, basierend auf der verfügbaren Energie; APDN = Absorbierbares Protein im Darm,
aufgebaut aus abgebautem Rohprotein
Tab. 1 | Nährwert der Wochenrationen beider Gruppen
Verzehr einer Feucht- oder Trockenration durch Mutterkühe | Nutztiere
447Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 444–451, 2014
Die Varianzanalyse zeigte keine Interaktionen zwischen
der Beschaffenheit der Rationen und den Rassen, was
darauf hinweist, dass der Einfluss der Rationsbeschaffen-
heit auf den Futterverzehr unabhängig von der Rasse ist
(Abb. 3).
Gewicht und Körperkonditionsnote der Kühe im Ver-
suchsverlauf
Das Lebendgewicht der drei Rassen unterschied sich bei
Versuchsbeginn um maximal 20 kg (AN 685 ± 70, F1 702
± 46 und LM 682 ± 58 kg). Die Erfassung des Lebendge-
wichts der Tiere zeigt, dass die zusätzlich verzehrte Fut-
termenge, welche bei Vorlage der Trockenration gemes-
sen wurde, bei den F1 zu einer Gewichtszunahme
während der ersten vier Laktationsmonate führte, die
um 24 kg höher lag als bei den Tieren der Gruppe F. Bei
den AN liess sich hingegen kein Unterschied beobach-
ten; und bei den LM wurde mit einer um 15 kg höheren
Gewichtszunahme der Tiere der Variante F die gegentei-
lige Wirkung festgestellt (Abb. 4). Im Gegensatz zu den
beiden anderen Rassen war das Körpergewicht der bei-
den Limousingruppen mit einem um 12 kg höheren
Gewicht der Tiere der Gruppe F zu Beginn der Messperi-
ode nicht ausgeglichen. Anstatt sich im Laufe der Lakta-
tion zu verringern, erhöhte sich diese Differenz während
der weiteren Laktation tendenziell eher. Das deutet dar-
höchste Verzehrsmenge erreicht wurde, stabilisierte
sich diese. Im späteren Verlauf der Laktation nahm der
Futterverzehr gleichmässig von Woche zu Woche ab. In
der Literatur wird diese Entwicklung des Futterver-
zehrs mit einer Laktationskurve verglichen (Lawrence
et al. 2013).
Einfluss der Rasse auf den Verzehr
Aus Tabelle 3 ist ersichtlich, dass die drei Rassen sich vor
allem ab dem zweiten Laktationsmonat deutlich unter-
scheiden (P < 0,001). Nach unseren eigenen Ergebnissen
und denjenigen aus der Literatur waren Unterschiede in
der Verzehrsmenge zwischen diesen Rassen zu erwarten
(Petit et al. 1992; Manninen et al. 1998; Murphy et al. 2008;
Emmenegger 2009). Während des gesamten Versuchs
beträgt die Differenz 0,9 kg TS zwischen F1 und AN bzw.
1,4 kg TS zwischen AN und LM (F1 > AN > LM; P < 0,001).
Die Einflüsse der unterschiedlichen Rassen sowie der Rati-
onsbeschaffenheit sind auch in Abbildung 1 deutlich zu
sehen. Gemäss Murphy et al. (2008), dessen Studie mit ver-
schiedenen Limousin-Kreuzungen durchgeführt wurde,
verzehren die Tiere umso weniger Futter, je höher der
Limousinanteil in der Kreuzung ist. Drennan et al. (2004),
welche die zwei Gebrauchskreuzungen – Hereford x Frie-
sian und Limousin x Friesian – miteinander verglichen,
stellten hingegen keine Unterschiede im Verzehr fest.
InhaltsstoffExtenso-Heu
(Trockenperiode)Extenso-Heu
(Mischung Ration F)Silage
(Mischung Ration F)Heu/ EmdRation T
HeuKälber
Asche g 66 78 90 91 85
Rohprotein g 58 77 170 124 118
Rohfaser g 361 357 223 272 279
NDF g 602 630 389 511 598
ADF g 405 396 252 298 225
NEL1 MJ 4,1 4,2 6,2 5,4 5,2
APDE1 g 58 64 88 86 83
APDN1 g 36 48 107 79 751NEL = Nettoenergie Laktation; APDE = Absorbierbares Protein im Darm, aufgebaut aus der verfügbaren Energie; APDN = Absorbierbares Protein im Darm, aufgebaut aus abge-
bautem Rohprotein
Tab. 2 | Nährstoffgehalte und Nährwert der Futtermittel (pro kg TS)
Rasse (R) AN F1 LM P-Werte
Rationsbeschaffenheit (RB)
F T F T F T R RB R × RB
1. Monat 14,7 15,8 15,8 15,4 13,7 14,4 0,1 0,4 0,5
ab 2. Monat 16,3 17,1 17,3 18,3 14,9 15,7 < 0,001 0,0 0,1
Gesamter Versuch 16,0 16,8 17,0 17,6 14,6 15,4 < 0,001 0,1 0,1
Tab. 3 | Durchschnittlicher Verzehr in kg TS in Abhängigkeit der Rasse und der Rationsbeschaffenheit
(AN: Angus; F1: Kreuzungstiere LM x Red Holstein; LM: Limousin; F = feucht oder T = trocken)
Nutztiere | Verzehr einer Feucht- oder Trockenration durch Mutterkühe
448 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 444–451, 2014
auf hin, dass die Limousinkühe eine Feuchtration besser
verwerten als eine Trockenration.
Der BCS (body condition score, Körperkonditions-
note) blieb während der gesamten Versuchsdauer bei
den AN (zwischen 3,5 und 3,6) und den LM (3,3 bis 3,4)
stabil. Verglichen mit den beiden anderen Rassen wiesen
die stärker milchbetonten F1-Kühe zum Zeitpunkt des
Abkalbens eine tiefere Körperkonditionsnote auf (3,1).
Ihr BCS verbesserte sich jedoch im Verlauf der Laktation
und glich sich dem der LM an. Wegen ihrer höheren
Milchproduktion mobilisieren die F1 unmittelbar nach
dem Abkalben mehr Körperreserven, die sie ab während
des zweiten Laktationsmonats erneut aufbauen.
Futterverwertung und Gewichtsentwicklung der Kälber
Bei allen Rassen nahmen die Kälber, deren Mütter die
Ration F erhielten, während des Versuchs durchschnitt-
lich 3,3 kg mehr zu als die Kälber, deren Mütter die
Abb. 2 | Entwicklung des Verzehrs in Abhängigkeit von Rationsbeschaffenheit und Rasse (36 Kühe, 6 pro Gruppe)
Abb. 3 | In einem Vergleich von Angus, Limousin und einer Kreuzung aus Limousin x Red Holstein (von links nach rechts) bevorzugten die Tiere unabhängig von der Rasse Heu gegenüber einer Mischung aus Grassilage und Extenso-Heu. (Foto: Isabelle Morel, Agroscope)
12
13
14
15
16
17
18
19
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17
Verz
ehr,
kg T
rock
ensu
bsta
nz p
ro T
ag
Laktationswochen
Angus -Trocken
Angus - Feucht
F1* - Trocken
F1* - Feucht
Limousin - Trocken
Limousin - Feucht
* Limousin x Red Holstein
Verzehr einer Feucht- oder Trockenration durch Mutterkühe | Nutztiere
449Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 444–451, 2014
ration besser als die Trockenration zu verwerten schei-
nen, wohingegen bei den AN diesbezüglich kein
Unterschied besteht. Bei den F1-Kühen wird eine Feucht-
ration zugunsten der Milchproduktion verwertet und
kommt mehr den Kälbern zugute als eine Trockenration,
welche zu einem Körpermassezuwachs bei den Kühen
selbst führt. Die Kälber der F1-Mütter sind diejenigen,
die während des Versuchs am meisten zugenommen
Ration T erhielten (AN 0; F1 +4; LM +3 kg). Diese Diffe-
renz ist allerdings nicht signifikant (P > 0,05). Die Milch-
produktion der Kühe konnte während des Versuchs
nicht gemessen werden. Die Verwertung der Rationen,
welche an Hand der Gewichtszunahme der Kühe sowie
der Kälber während des Versuchs berechnet wurde,
scheint nicht bei allen Rassen gleich zu sein. Aus den obi-
gen Ausführungen geht hervor, dass die LM die Feucht-
Abb. 4 | Entwicklung des Lebendgewichts der Kühe zwischen dem Abkalben und dem vierten Laktationsmonat.
16,317,1 17,3
18,3
14,9 15,7
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
F T F T F T
AN F1 LM
Verz
ehr,
kg T
S pr
o Ta
g
Varianten und Rassen
Versuchsdaten
Grünes Buch
Emmenegger 2009
Abb. 5 | Gemessene und geschätzte Verzehrswerte ab dem 2. Laktationsmonat (AN: Angus; F1: Kreuzungstiere LM x Red Holstein; LM: Limousin; F: Feuchtration; T: Trockenration)
670
680
690
700
710
720
730
740
750
760
770
LG Abkalben LG 1. Monat LG 2. Monat LG 3. Monat LG 4. Monat
Lebe
ndge
wic
ht (k
g)
Laktationsphase
Angus -Trocken
Angus -Feucht
F1* -Trocken
F1* -Feucht
Limousin -Trocken
Limousin -Feucht
* Limousin x Red Holstein
450
Nutztiere | Verzehr einer Feucht- oder Trockenration durch Mutterkühe
Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 444–451, 2014
haben, wobei die Differenz jedoch nicht signifikant war
(P > 0,05). Diese durch die erhöhte Milchproduktion
bedingte Tendenz wurde auch von McGee et al. (2005)
nachgewiesen.
Vergleich der Verzehrsmesswerte mit aktuellen Schätz-
werten
Der Vergleich der in diesem Versuch erhobenen Ver-
zehrsdaten mit denjenigen des Grünen Buchs (Agro-
scope 2013) sowie denjenigen, die man mit der von
Emmenegger 2009 veröffentlichten Schätzgleichung
erhält, ist in Abbildung 3 ersichtlich. Ganz allgemein
lässt sich feststellen, dass mit den beiden heute in der
Schweiz verfügbaren Schätzmethoden der Verzehr sys-
tematisch um 0,5 bis fast 4 kg TS unterschätzt wird.
Zudem wird im Grünen Buch zurzeit – im Gegensatz zum
Einfluss der Rationsbeschaffenheit – der Rasseneinfluss
nicht berücksichtigt. Die Gleichung von Emmenegger
(2009) schlägt zwar eine Korrektur je nach Rasse vor,
nicht jedoch nach Rationstyp. Die neue Gleichung, wel-
che im Rahmen der nächsten Überarbeitung des Kapitels
über Mutterkühe im Grünen Buch veröffentlicht wird,
wird beide Korrekturfaktoren berücksichtigen.
S c h l u s s f o l g e r u n g e n
Gemäss diesem Versuch führt die Verfütterung einer auf
Heu und Emd basierenden Trockenration zu einem
höheren Futterverzehr als die Verfütterung einer Feucht-
ration mit gleichem Nährwert. Dieser Unterschied von
fast 900 g TS pro Tag während der Zeit der höchsten
Milchleistung ist für die Rationsplanung in der Praxis von
Bedeutung und kann für die Wahl des zu produzieren-
den Futtertyps entscheidend sein. Dabei ist zu bedenken,
dass die Umsetzung des Futters einer Trocken- oder
Feuchtration in Form von Milch für die Kälber oder von
Körpermassezuwachs der Kuh selbst je nach Rasse unter-
schiedlich sein kann. Dieser Einfluss der Rationsbeschaf-
fenheit auf den Futterverzehr ist es wert, als Korrektur-
faktor in eine Schätzgleichung für den Futterverzehr
aufgenommen zu werden. Die derzeitigen schweizeri-
schen Empfehlungen unterschätzen den Verzehr syste-
matisch. Zudem werden entweder die Einflüsse der
Rasse oder die Einflüsse der Ration nicht berücksichtigt.
Eine neue Schätzgleichung, welche die vorliegenden
neuen Daten berücksichtigt, wird in Kürze im Rahmen
der Überarbeitung des Kapitels über Mutterkühe im
Grünen Buch veröffentlicht.� n
451
Verzehr einer Feucht- oder Trockenration durch Mutterkühe | Nutztiere
Ria
ssu
nto
Sum
mar
y
Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 444–451, 2014
Literatur ▪ Agroscope, 2013. Fütterungsempfehlungen für Wiederkäuer (Grünes Buch). Zugang: http://www.agroscope.admin.ch/futtermitteldaten-bank/04834/index.html?lang=de [August 2014].
▪ Drennan M. J. & McGee M., 2004. Effect of suckler cow genotype and nutrition level during the winter on voluntary intake and performance and on the growth and slaughter characteristics of their progeny. Irish Journal of Agricultural and Food Research 43 (2), 185–199.
▪ Emmenegger J., 2009. Futteraufnahme und Lebendgewichtentwicklung von Mutterkühen und Mutterkuhkälbern unterschiedlicher Rassen im Lebensabschnitt Geburt bis zum Absetzen. Bachelorarbeit ETH Zürich, 41 S.
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▪ McGee M., Drennan M.J. & Caffrey P.J., 2005. Effect of suckler cow geno-type on milk yield and pre-weaning calf performance. Irish Journal of Agricultural and Food Research 44 (2), 185–194.
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▪ Petit M., Jarrige R. Russel AJF. & Wright IA., 1992. Feeding and nutrition of the suckler cow. Beef Cattle Production, World Animal Science C, 5, 191–208.
Intake of a dry or a moist ration by suckler
cows
The effect of type of ration on feed intake
was studied in a trial with 36 lactating cows
of the Angus (AN), Limousin (LM) and
Limousin x Red Holstein cross breeds (F1)
during the first four months of lactation.
Two iso-energetic rations fed ad libitum
were compared: a dry ration (D) composed
of hay and aftermath, and a moist ration (M,
53 % DM) composed of a mixture of hay and
grass silage. The cows fed ration D con-
sumed 0.87 kg DM more per day than those
fed ration M from the second to the fourth
month of lactation (P<0.001), and 0.76 kg
DM more per day over the entire trial period
(P=0.07). Major differences were observed
between the different genetic types
(F1>AN>LM; P<0.001). A comparison of the
ingestion data measured in this trial with
the prediction formulas currently used in
Switzerland revealed a systematic underesti-
mation of feed intake. Moreover, no predic-
tion formula took simultaneous account of
the effect of ration type on the one hand,
and genetic type on the other. A new
prediction equation taking these new data
into account will be published shortly, once
the ‘suckler cow’ chapter of the Swiss
feeding recommendations for ruminants
(Green Book) is updated.
Key words: feed intake, suckler cow, silage,
hay.
Ingestione di una razione umida o secca
con vacche nutrici
Nel quadro di uno studio condotto con 36
vacche nutrici delle razze Angus (AN),
Limousin (LM) e ottenute dall'incrocio tra
Limousin e Red Holstein (F1) si è analiz-
zato l'effetto del tipo di razione sull'inge-
stione nei primi quattro mesi di lattazione.
Sono state confrontate due razioni
isoenergetiche somministrate ad libitum,
una secca (S) composta da fieno e grume-
reccio, l'altra umida (H, 53 % SS) composta
da una miscela di fieno e insilato d'erba.
Le vacche cui era stata somministrata la
razione S hanno consumato 0,87 kg di SS
in più al giorno rispetto a quelle nutrite
con la razione H a partire dal secondo
mese di lattazione (P < 0,001) e 0,76 kg di
SS in più al giorno su tutto l'arco dello
studio (P = 0,07). Si riscontrano scarti
considerevoli tra le varie razze (F1 > AN >
LM; P < 0,001). Il confronto tra i dati
sull'ingestione rilevati nel corso di questo
studio e le formule di previsione attual-
mente applicate evidenzia che l'ingestione
viene sistematicamente sottovalutata.
Inoltre, nessuna di queste formule
considera contemporaneamente tipo di
razione e razza. Una nuova equazione di
previsione che tenga conto di queste
nuove informazioni verrà pubblicata
prossimamente nel quadro dell'aggiorna-
mento del capitolo sulle vacche nutrici del
Libro verde.
452 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 452–457, 2014
wirksamen Konservierungsmitteln, die in den meisten
Fällen Propionsäure enthalten, können diese Keime
unterdrückt werden. Produkte auf der Basis von Propi-
onsäure sind jedoch korrosiv und im Biolandbau nicht
zugelassen.
Im vorliegenden Versuch wurde die Wirksamkeit von
verschiedenen Mikroorganismen (Milchsäurebakterien,
Hefen und Enzyme) sowie eines Produkts, welches ver-
schiedene Säuren enthält, bei Feuchtheu mit einem TS-
Gehalt von 75 % im Labormassstab untersucht.
E i n l e i t u n g
Bodenheu weist bei der Ernte nicht immer einen
Trockensubstanz(TS)-Gehalt von über 85 % auf, wie er
für die problemlose Lagerung notwendig wäre. Beson-
ders in dicht gepressten Ballen kann die Restfeuchte nur
langsam entweichen. Die Folge davon ist eine starke
Entwicklung von verschiedenen Mikroorganismen, ins-
besondere der Schimmelpilze, und eine Erwärmung des
Futters bis hin zum Futterverderb. Durch den Zusatz von
Wirkung von Konservierungsmitteln bei FeuchtheuUeli Wyss, Agroscope, Institut für Nutztierwissenschaften INT, 1725 Posieux, Schweiz
Auskünfte: Ueli Wyss, E-Mail: [email protected]
Laborversuchsanlage zur Messung der Erwärmung im Feuchtheu. (Foto: Ueli Wyss, Agroscope)
N u t z t i e r e
Wirkung von Konservierungsmitteln bei Feuchtheu | Nutztiere
453
Zusa
mm
enfa
ssu
ng
Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 452–457, 2014
Bodenheu muss bei der Ernte für eine
problemlose Lagerung genügend trocken
sein. Eine Alternative stellt der Einsatz von
Konservierungsmitteln dar, die die Futterer-
wärmung und den Verderb verhindern. In
einem Versuch wurde die Wirksamkeit von
verschiedenen Mikroorganismen (Milchsäure-
bakterien, Hefen und Enzyme) sowie eines
Produkts, welches verschiedene Säuren
enthält, bei Feuchtheu mit einem Trockensub-
stanz-Gehalt von 75 % im Labormassstab
untersucht.
Nur bei der Positivkontrolle mit Propionsäure
konnte die Futtererwärmung und der
Futterverderb verhindert werden. Die
untersuchten Varianten mit verschiedenen
Mikroorganismen oder einem chemischen
Produkt waren nicht wirksam. Das Futter
erwärmte sich und war am Endes des Tests
stark verschimmelt.
M a t e r i a l u n d M e t h o d e n
Für den Versuch wurde Futter vom zweiten Aufwuchs
(gräserreicher, raigrasbetonter Bestand) auf 75 % TS
angefeuchtet. Wegen der grossen Anzahl Varianten
wurde der Versuch in zwei Serien durchgeführt. Jede
Variante wurde dreimal wiederholt. Bei beiden Serien
diente eine Variante ohne Zusatz als Negativkontrolle
und eine mit Propionsäure (Produkt Luprosil, 99,5 % Pro-
pionsäure) als Positivkontrolle. Die verschiedenen Vari-
anten sind aus Tabelle 1 und 2 ersichtlich. Dabei wurde
der Milchsäurebakterienstamm Pediococcus pento-
saceus, der Hefenstamm Pichia anomala und das Enzym
Chitinase von der Firma Lallemand allein oder in Kombi-
nation getestet. Zusätzlich wurde in der zweiten Serie
die Wirksamkeit des Produkts Sil All Hay der Firma Dan-
star Ferment, welches Kaliumsorbat, Natriumbenzoat
und Natriumpropionat enthält, untersucht. Die einzel-
nen Wirkstoffe wurden in Wasser aufgelöst und flüssig
appliziert. Die Dosierungen wurden gemäss den Emp-
fehlungen der Hersteller gewählt. Bei der Negativkont-
rolle wurde die gleiche Wassermenge beigemischt.
Die Versuche wurden auf der von Meisser (2001) ent-
wickelten Versuchsanlage im Labormassstab durchge-
führt. Dabei wurde das Futter in PVC-Behälter eingefüllt
und auf 175 kg Frischsubstanz pro Kubikmeter verdich-
tet. Jeder Behälter wurde mit einer Temperatursonde
versehen. Während der Lagerdauer von 30 Tagen wur-
den alle 30 Minuten die Temperaturen gemessen und
aufgezeichnet. Im Ausgangsmaterial sowie nach 30
Tagen Lagerung wurden die TS-Gehalte sowie die Roh-
nährstoffe mit NIRS bestimmt. Zusätzlich wurde der
Anteil unlöslichen Stickstoffs am Gesamtstickstoff
(NADF/N total) sowie die Schimmelpilze nach der 30-tägi-
gen Lagerung bestimmt. Die statistische Auswertung
erfolgte mit einer Varianzanalyse und dem Bonferroni-
Test (Programm SYSTAT 13).
Nr. BeschreibungDosierung für 100 kg Futter
1 Ohne Zusatz (Negativkontrolle) –
2 Propionsäure (Positivkontrolle) 600 g
3 Enzym Chitinase 0,15 g
4 Pediococcus pentosaceus 1011 KBE
5 Pichia anomala (Dosierung 1) 1010 KBE
6 Pichia anomala (Dosierung 2) 1011 KBE
Tab. 1 | Varianten der ersten Serie Nr. BeschreibungDosierung für 100 kg
Futter
7 Ohne Zusatz (Negativkontrolle) –
8 Propionsäure (Positivkontrolle) 600 g
9Enzym Chitinase und
Pediococcus pentosaceus0,15 g
1011 KBE
10Enzym Chitinase und
Pichia anomala0,15 g
1010 KBE
11Pediococcus pentosaceus und
Pichia anomala1011 KBE1010 KBE
12 Sil All Hay 40 g
Tab. 2 | Varianten der zweiten Serie
Nutztiere | Wirkung von Konservierungsmitteln bei Feuchtheu
454 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 452–457, 2014
R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n
Ausgangsmaterial
Die Gehaltswerte des Ausgangsmaterials für die beiden
Serien sind in Tabelle 3 dargestellt. Der angestrebte TS-
Gehalt von 75 % wurde in beiden Serien erreicht. Bei
allen drei Keimgruppen – Bakterien, Schimmelpilze und
Hefen – waren die Werte gemäss den VDLUFA-Orientie-
rungswerten erhöht (Tab. 4). Erntefrisches Futter weist
jedoch generell erhöhte Werte auf. Nach Adler et al.
(2014) nimmt der Keimgehalt an Mikroorganismen wäh-
rend der Lagerung unter guten Bedingungen bis zur
Verfütterung signifikant ab.
Temperaturen während der Lagerung
Alle Varianten ausser der Positivkontrolle erwärmten
sich relativ schnell (Abb. 1 und 2). Die Unwirksamkeit
vom zugesetzten Milchsäurebakterienstamm ist dadurch
erklärbar, dass die Milchsäurebakterien unter anaero-
ben Bedingungen aktiv sind. Dies ist bei der Lagerung
von Feuchtheu jedoch nicht der Fall. Auch mit dem Pro-
dukt Sil All Hay konnte die Erwärmung nicht verhindert
werden. Es scheint, dass die Dosierung von 400 g pro t
nicht ausreichte. Untersuchungen von Wyss (2012) zei-
gen, dass die Dosierung entscheidend für ein positives
Ergebnis ist.
TS-Gehalte und weitere Parameter nach der LagerungWährend der 30-tägigen Lagerung kam es bei den meis-
ten Varianten zu einem Futterverderb, und es bildete
sich Wasser, was an den tieferen TS-Gehalten ersichtlich
ist. Nur bei der Positivkontrolle wurden höhere TS-
Gehalte als im Ausgangsmaterial festgestellt. Hier konn-
ten sich die unerwünschten Mikroorganismen nicht ent-
wickeln und es fand kein Futterverderb statt. Bei beiden
Serien konnten zwischen der Positivkontrolle und den
anderen Varianten signifikante Unterschiede bei der
Rohasche, dem Rohprotein, dem ethanollöslichen
Zucker und den Fasergehalten festgestellt werden
(Tab. 5 und 6).
TS Rohasche Rohprotein Rohfaser ADF NDF ZuckerNADF
N total
% g/kg TS g/kg TS g/kg MS g/kg TS g/kg TS g/kg TS %
Erste Serie 74,7 80 117 249 271 468 130 3,0
Zweite Serie 75,0 74 115 253 274 482 132 2,3
ADF: Lignozellulose; NDF: Zellwände; NADF/N total: Anteil unlöslichen Stickstoffs am Gesamtstickstoff; Zucker: ethanollöslicher Zucker
Tab. 3 | TS-Gehalte und Rohnährstoffe vom Ausgangsmaterial
Aerobe mesophile Bakterienlog KBE/g
Schimmellog KBE/g
Hefenlog KBE/g
Erste Serie 8,3 6,3 6,1
Zweite Serie 8,3 6,2 6,2
KBE: Koloniebildende Einheiten
Tab. 4 | Keimbesatz an Bakterien, Schimmel und Hefen im Aus-gangsmaterial
-1,0
0,0
1,0
2,0
3,0
4,0
5,0
6,0
0 48 96 144 192 240 288 336 384 432 480 528 576 624 672 720 768
Tem
pera
turd
iffer
enz
zur U
mge
bung
stem
pera
tur °
C
Dauer, Stunden
NegativkontrollePositivkontrolleEnzym ChitinasePediococcus pentosaceus Pichia anomala-Dosierung 1Pichia anomala-Dosierung 2
Abb. 1 | Temperaturverlauf der verschiedenen Varianten bei der ersten Serie (Umgebungstemperatur Ø 21,5° C)
Wirkung von Konservierungsmitteln bei Feuchtheu | Nutztiere
455Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 452–457, 2014
Varianten hohe TS-Verluste ermittelt werden. Das gleiche
Bild gab es bei den NEL-Gehalten. Signifikant höhere
NEL-Gehalte wies das Feuchtheu der Positivkontrolle auf.
Sensorische Beurteilung und Schimmelbefall
Nach der 30-tägigen Lagerung war das Futter von allen
Varianten mit Ausnahme der Positivkontrolle total ver-
schimmelt und hatte einen starken Ammoniakgeruch.
Die Bestimmung der Schimmelpilze bestätigt die sensori-
sche Beurteilung. Gemäss den Orientierungswerten des
VDLUFA (2012) lagen nur die Werte für die Positivkont-
rolle in der Stufe I, was normalen Werten entspricht. Bei
allen übrigen Varianten waren die Werte in der Stufe IV
eingestuft, was bereits als verdorben gilt (Abb. 3).
Auch beim Anteil des unlöslichen Stickstoffs am
Gesamtstickstoff, einem wichtigen Indikator für den
Denaturierungsprozess des Proteins, konnten zwischen
den Varianten von der ersten Serie signifikante Unter-
schiede festgestellt werden. Hingegen waren die Unter-
schiede bei der zweiten Serie nicht signifikant. Die Posi-
tivkontrolle wies bei beiden Serien die tiefsten Werte
auf. Nach Weiss et al. (1992) nimmt die Verdaulichkeit
des Rohproteins mit zunehmendem Anteil des unlösli-
chen Stickstoffs am Gesamtstickstoff ab. Auswirkungen hatte der Futterverderb auch auf die
TS-Verluste und den NEL-Gehalt des Futters (Tab. 5 und 6).
Praktisch keine TS-Verluste wurden bei der Positivkont-
rolle festgestellt. Hingegen konnten bei den übrigen
TS-Gehalt%
Rohascheg/kg TS
Rohproteing/kg TS
Rohfaserg/kg TS
ADFg/kg TS
NDFg/kg TS
Zuckerg/kg TS
NADF /N total
%
TS- Verluste
%
NELMJ/kg TS
Ohne Zusatz 73,3a 84b 135b 310b 361b 593c 58a 5,7b 11,5b 5,1b
Propionsäure 78,2b 60a 117a 254a 268a 489a 138b 2,4a 0,2a 5,7a
Enzym Chitinase 73,3a 90b 135b 311b 359b 594c 62a 4,4ab 13,1b 5,1b
Pediococcus pentosaceus 74,1a 84b 130b 306b 352b 576bc 64a 5,3b 9,5b 5,1b
Pichia anomala (Dosierung 1) 73,6a 88b 129b 313b 360b 590bc 63a 5,6b 12,6b 5,0b
Pichia anomala (Dosierung 2) 74,5a 74ab 127ab 297b 345b 555b 69a 4,5ab 9,7b 5,3b
SE 0,53 3,1 2,0 3,4 4,5 6,9 4,2 0,42 1,1 0,06
Signifikanz *** *** *** *** *** *** *** ** *** ***
ADF: Lignozellulost e; NDF: Zellwände; Zucker: ethanollöslicher Zucker; NADF/N total: Anteil unlöslicher Stickstoff am Gesamtstickstoff; NEL: Netto Energie Laktation
SE: Standardfehler; n. s.: nicht signifikant; * p < 0,05; ** p < 0,01; *** P < 0,001
Verschiedene Kleinbuchstaben in derselben Spalte weisen auf signifikante Unterschiede zwischen den Mittelwerten der verschiedenen Varianten bei der 5 %-Schwelle gemäss Bonfer-
roni-Test hin.
-1,0
0,0
1,0
2,0
3,0
4,0
5,0
6,0
0 48 96 144 192 240 288 336 384 432 480 528 576 624 672 720 768
Tem
pera
turd
iffer
enz
zur U
mge
bung
stem
pera
tur °
C
Dauer, Stunden
NegativkontrollePositivkontrolle
Enzym Chitinase + P. pentosaceusEnzym Chitinase + Pichia anomala
P. pentosaceus + Pichia anomala Sil All Hay
Abb. 2 | Temperaturverlauf der verschiedenen Varianten bei der zweiten Serie (Umgebungstemperatur Ø 21,0° C)
Tab. 5 | Chemische Parameter im Feuchtheu mit 75 % TS der verschiedenen Varianten der ersten Serie nach der Lagerung
Nutztiere | Wirkung von Konservierungsmitteln bei Feuchtheu
456 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 452–457, 2014
S c h l u s s f o l g e r u n g e n
•• Das unbehandelte Feuchtheu erwärmte sich während
der Lagerung und wies einen hohen Schimmelbefall
auf.
•• Bei der Positivkontrolle mit Propionsäure konnte die
Futtererwärmung und der Futterverderb verhindert
werden.
•• Die verschiedenen getesteten Produkte waren nicht
wirksam. Das behandelte Futter erwärmte sich und
war am Endes des Tests stark verschimmelt. Dies ist
einerseits durch die Lagerungsbedingungen, die für
die Milchsäurebakterien nicht ideal sind, und anderer-
seits durch eine ungenügende Dosierung erklärbar. n
0,01,02,03,04,05,06,07,08,09,0
10,011,0
Negativkontro
lle
Enzym Chitin
ase
Pichia anomala Dosie
rung 1
Positivkontro
lle
Enzym Chitin
ase + P. pentosaceus
Sil All H
ay
log
KBE/
g
Grenze zwischen normalen und leicht erhöhten Werten
1. Serie 2. Serie
b a b b b b b a b b b b
Positivkontro
lle
Pediococcus p
entosaceus
Pichia anomala Dosie
rung 2
Negativkontro
lle
Enzym Chitin
ase + P. anomala
P. pentosaceus + P. anomala
Abb. 3 | Schimmelbesatz im Feuchtheu der verschiedenen Varianten (KBE: Koloniebildende Einheiten)
TS-Gehalt%
Rohascheg/kg TS
Rohproteing/kg TS
Rohfaserg/kg TS
ADFg/kg TS
NDFg/kg TS
Zuckerg/kg TS
NADF/N total
%
TS- Verluste
%
NELMJ/kg TS
Ohne Zusatz 70,9a 90b 138b 299b 344b 567b 47a 6,3 16,9b 5,2b
Propionsäure 78,5b 67a 116a 253a 267a 469a 140b 3,4 -0,7a 5,6a
Enzym Chitinase + P. pentosaceus
73,6ab 84ab 132ab 302b 342b 563b 64a 4,3 11,9ab 5,2b
Enzym Chitinase + P. anomala
72,3ab 81ab 130ab 312b 351b 579b 63a 5,3 14,9b 5,1b
P. pentosaceus + P. anomala
72,6ab 83ab 136b 302b 344b 564b 62a 5,7 15,3b 5,3b
Sil All Hay 74,2ab 76ab 131ab 299b 339b 561b 73a 4,7 9,5ab 5,3b
SE 1,35 3,8 3,4 3,1 4,9 6,6 5,4 0,99 2,6 0,05
Signifikanz * * ** *** *** *** *** n.s. **
ADF: Lignozellulose; NDF: Zellwände; Zucker: ethanollöslicher Zucker; NADF/N total: Anteil unlöslicher Stickstoff am Gesamtstickstoff; NEL: Netto Energie Laktation
SE: Standardfehler; n. s.: nicht signifikant; * p < 0,05; ** p < 0,01; *** P < 0,001
Verschiedene Kleinbuchstaben in derselben Spalte weisen auf signifikante Unterschiede zwischen den Mittelwerten der verschiedenen Varianten bei der 5 %-Schwelle gemäss
Bonferroni-Test hin.
Tab. 6 | Chemische Parameter im Feuchtheu mit 75 % TS der verschiedenen Varianten der zweiten Serie nach der Lagerung
Wirkung von Konservierungsmitteln bei Feuchtheu | Nutztiere
457Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 452–457, 2014
Ria
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Sum
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Literatur ▪ Adler A., Kiroje P., Reiter E. & Resch R., 2014. Einfluss unterschiedlicher Trocknungsverfahren auf die Futterhygiene von Raufutter. Bericht über das 19. Alpenländische Expertenforum, 54–67.
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Effect of preservatives in moist hay
Field-dried hay must be sufficiently dry
at harvest for problem-free storage.
Alternatively, preservatives that
prevent heating and spoilage may be
added to the hay. In a trial, the efficacy
of various microorganisms (lactic acid
bacteria, yeasts and enzymes) as well
as of a product containing various
acids was tested in moist hay with a
DM content of 75 % on a laboratory
scale.
The positive control with propionic
acid was the only one preventing the
heating and deterioration of the hay.
The variants with different microor-
ganisms or a chemical product were
not effective: the forage heated, and
was highly mouldy at the end of the
test.
Key words: hay, preservatives, lactic
acid bacteria, yeasts, enzymes.
Test di efficacia di vari conservanti per
il fieno umido
Il fieno essiccato al suolo deve essere
sufficientemente asciutto al momento
del raccolto per garantire una conser-
vazione senza problemi. Un'alternativa
è l'utilizzo di conservanti per impedire
il riscaldamento e il deterioramento del
foraggio. È stata testata l'efficacia di
vari microrganismi (batteri lattici, lieviti
ed enzimi) e di un prodotto contenente
diversi acidi su un fieno umido con un
tenore in sostanza secca del 75 per
cento sulla scala del laboratorio.
Soltanto il controllo positivo a base di
acido propionico ha consentito di
evitare il riscaldamento e il deteriora-
mento del fieno umido. Le varianti
testate con diversi microrganismi o con
un prodotto chimico non si sono
rivelate efficaci. Il fieno umido si è
riscaldato e al termine dei test è
risultato decisamente ammuffito.
458 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 458–465, 2014
Global schätzt der Weltklimarat IPCC, dass 13,5 % der
anthropogenen THG-Emissionen der Landwirtschaft
zugeschrieben werden können. Mit einem weiter gefass-
ten Betrachtungswinkel beziffern Bellarby et al. (2008)
den Anteil der direkten und indirekten landwirtschaftli-
chen Emissionen auf 17 bis über 30 %. Die Differenz
kann durch die unterschiedliche sektorale Aufteilung
und territoriale Abgrenzung der Bilanzierungsansätze
erklärt werden. Die IPCC-Rahmenmethoden für natio-
nale THG-Inventare beschränken die Betrachtung auf
einzelne Emissionsquellen der direkten landwirtschaftli-
chen Produktion. Im Allgemeinen betrachten derartige
Ansätze nur die Produktionsperspektive, das heisst die
«direkten Umweltwirkungen von Industrie- und Dienst-
leistungszweigen auf nationaler Ebene» (Jungbluth et
al. 2011; EEA 2013). Im Gegensatz dazu umfasst die Kon-
sumperspektive «sämtliche globalen direkten und indi-
rekten Umweltwirkungen entlang der gesamten Pro-
duktions- und Konsumkette eines im Inland
konsumierten Produkts». In der EU und der Schweiz
E i n l e i t u n g
Die Land- und Ernährungswirtschaft ist eine bedeutende
Verursacherin von Treibhausgasemissionen (THG-Emissi-
onen), sowohl weltweit als auch in der Schweiz. Emissio-
nen entstehen entlang der Nahrungsmittelkette durch
die Herstellung von Produktionsmitteln, durch bioche-
mische Prozesse bei der Tier- und Pflanzenproduktion
sowie bei der Verarbeitung und dem Transport von Nah-
rungsmitteln. In der «Klimastrategie Landwirtschaft»
hat das Bundesamt für Landwirtschaft entsprechende
Reduktionsziele formuliert (BLW 2011): Bis 2050 soll in
der landwirtschaftlichen Produktion mindestens ein
Drittel der Emissionen durch technische, betriebliche
und organisatorische Massnahmen eingespart werden
(Produktionsperspektive). Durch Anpassungen im Kon-
sum- und Ernährungsverhalten soll ein weiteres Drittel
eingespart werden (Konsumperspektive). Für die Festle-
gung und Kontrolle der Massnahmen und Ziele sind
Emissionsinventare notwendig.
Treibhausgasemissionen aus der schweizeri-schen Land- und ErnährungswirtschaftDaniel Bretscher1, Sabrina Leuthold-Stärfl1, Daniel Felder2 und Jürg Fuhrer1
1Agroscope, Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften INH, 8046 Zürich, Schweiz2Bundesamt für Landwirtschaft, 3003 Bern, Schweiz
Auskünfte: Daniel Bretscher, E-Mail: [email protected]
Die Nahrungsmittelimporte sind Hauptursache für den zunehmenden Treibhausgas-Ausstoss der Land- und Ernährungswirtschaft in der Schweiz. (Foto: Kara, Fotolia.com)
U m w e l t
Treibhausgasemissionen aus der schweizerischen Land- und Ernährungswirtschaft | Umwelt
459
Zusa
mm
enfa
ssu
ng
Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 458–465, 2014
Die Land- und Ernährungswirtschaft ist eine
bedeutende Mitverursacherin von Treibhaus-
gasemissionen. Als Grundlage für Redukti-
onsstrategien und Wirkungskontrollen
dienen Emissionsinventare. Bisherige
Bilanzierungsanstrengungen sind jedoch
häufig geprägt von limitierten sektoralen
Blickwinkeln. In der vorliegenden Studie
werden die Emissionen aus der Land- und
Ernährungswirtschaft der Schweiz in einem
integralen Ansatz sowohl aus der Produk-
tions- als auch aus der Konsumperspektive
betrachtet. Während die Emissionen der
Produktionsperspektive trotz steigendem
Output leicht rückläufig waren, stieg der
Treibhausgasausstoss aus der Land- und
Ernährungswirtschaft insgesamt seit 1990
um 15 %. Hauptursache sind die Nahrungs-
mittelimporte, die seit 1990 um gut 70 %
angestiegen sind. Die Resultate offenbaren
eine erhebliche Ziellücke zwischen den
Vorgaben der «Klimastrategie Landwirt-
schaft» und der Entwicklung der konsumba-
sierten Emissionen. Wichtige Handlungsopti-
onen sind vor allem die Förderung einer
klimaschonenden Ernährungsweise, aber
auch die Steigerung der Effizienz in sämtli-
chen Bereichen der Produktion.
gehören Nahrungsmittel so gesehen zu den THG-inten-
sivsten Konsumgütern (Jungbluth et al. 2011, EEA
2013).
Entsprechend der grossen Variabilität verschiede-
ner Bilanzierungsansätze sind die Systemgrenzen und
Betrachtungswinkel wichtige Faktoren bei der Ausar-
beitung von Reduktionsstrategien. In verschiedenen
neueren Studien wird daher versucht, die Land- und
Ernährungswirtschaft aus einer allumfassenden und
integralen Perspektive abzubilden (Garnett 2011; Smith
und Gregory 2013; EEA 2013). Die vorliegende Studie
liefert die entsprechende Datengrundlage für klima-
und agrarpolitische Entscheidungen in der Schweiz.
Die THG-Emissionen, die mit der Schweizer Land- und
Ernährungswirtschaft in Zusammenhang stehen, wer-
den sowohl aus der Produktionsperspektive als auch aus
der Konsumperspektive bilanziert. Ferner zeigt dieser
erste Überblick auf, wo noch weiterer Forschungsbedarf
besteht. Weitere detailliertere Analysen sollen auf der
erarbeiteten Grundlage aufbauen können.
M e t h o d e n
Allgemeine Grundlagen und Umfang der Studie
Die Land- und Ernährungswirtschaft wird in sieben Teil-
bereiche (Produktionsbereiche) eingeteilt (Abb. 1). Der
Weg von der Verkaufsstelle zu den Konsumenten nach
Hause, die Verarbeitung in den Haushalten sowie Abfall
und Entsorgung werden nicht berücksichtigt. Bei der
Erfassung der Emissionen aus Nahrungsmittelimporten
und -exporten gelten grundsätzlich die gleichen System-
grenzen. Die durch Exportlebensmittel verursachten
Emissionen werden nicht der Schweiz angelastet und
werden als Negativwerte aufgeführt.
Für die Erhebung der konsumbasierten Emissionen
gibt es im Gegensatz zu territorialen und produktions-
basierten Ansätzen keine standardisierten Methoden.
Als primäre Grundlage wird auf den Methoden der bei-
den Studien von Jungbluth et al. (2007) und Jungbluth
et al. (2011) aufgebaut. In sämtlichen Bereichen wer-
den die Emissionen von Kohlendioxid (CO2), Methan
(CH4) und Lachgas (N2O) berechnet. CH4 und N2O wer-
den anhand ihrer globalen Erwärmungspotenziale
über 100 Jahre mit folgenden Faktoren in CO2-Äquiva-
lente (CO2 eq.) umgerechnet: CH4 mit Faktor 21, N2O mit
Faktor 310.
Datengrundlage
Die Berechnungsmethoden der Bereiche direkte land-
wirtschaftliche Produktion, Energieverbrauch sowie
Landnutzung und Landnutzungsänderung (LULUCF:
Land Use, Land Use Change and Forestry) werden ent-
weder direkt dem nationalen THG-Inventar entnommen
oder orientieren sich weitgehend an den entsprechen-
den Grundlagen (BAFU 2013). In den Bereichen Vorleis-
tungen, Importe und Exporte wird ein Ökobilanzansatz
verfolgt. Die Güterimporte und -exporte werden der
schweizerischen Zollhandelsstatistik entnommen und
entsprechend der Verfügbarkeit von Ökobilanzdaten
(Emissionsfaktoren) gruppiert (EZV 2013, Tab. 1).
Im Verarbeitungsbereich werden die Branchen res-
pektive Gütergruppen 15 und 16, d. h. die «Herstellung
von Nahrungs- und Genussmitteln», betrachtet (BFS
2002). Die NAMEA (National Accounting Matrices inclu-
ding Environmental Accounts) weisen diesen Branchen
die entsprechenden Emissionen aus dem nationalen
THG-Inventar zu (Sutter et al. 2009). Die Aufteilung auf
die einzelnen Teilbranchen erfolgt anhand der prozen-
tualen Anteile der Beschäftigten (Vollzeitäquivalente).
Die Vorleistungen anderer Branchen für die «Herstel-
lung von Nahrungs- und Genussmitteln» werden mittels
der EE-IOT- (environmentally-extended input-output-
tables) und NAMEA- Tabellen ermittelt (Nathani et al.
2013).
Umwelt | Treibhausgasemissionen aus der schweizerischen Land- und Ernährungswirtschaft
460 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 458–465, 2014
R e s u l t a t e
Insgesamt werden durchschnittlich netto pro Jahr 14,6
Mio. t CO2 eq. durch die Land- und Ernährungswirtschaft
verursacht, wobei die Emissionen zwischen 1990 und 2011
um mehr als 15 % gestiegen sind (Abb. 2 und Tab. 2). Der
durch die Ernährung verursachte Pro-Kopf-Ausstoss an
Treibhausgasen der Schweizer Bevölkerung bewegte sich
in diesem Zeitraum kontinuierlich um 2 t CO2 eq. Die
grössten Emissionsbereiche sind die direkte landwirt-
schaftliche Produktion und Importe von Nahrungsmitteln.
Während die Emissionen der direkten landwirtschaftli-
chen Produktion durch Abnahme der Tierbestände und
des Mineraldüngereinsatzes zwischen 1990 und 2011 um
ca. 8 % gefallen sind, stiegen die Emissionen durch Nah-
rungsmittelimporte im gleichen Zeitraum um gut 70 %.
Produktionsperspektive
Die Emissionen in den Bereichen Vorleistungen, Energie-
verbrauch sowie LULUCF sind vergleichsweise gering. Bei
den Vorleistungsemissionen fallen vor allem die ener-
gieintensiven Stickstoffdüngemittel mit 0,3–0,4 Mio. t
CO2 eq. pro Jahr ins Gewicht (Abb. 3). Insbesondere zu
Beginn der 90er Jahre, verliefen diese produktions-
bedingten THG-Emissionen leicht rückläufig. Im Gegen-
satz dazu stiegen die Emissionen aus den importierten
Futtermitteln seit 1990 stark an (+210 %) und erreichten
2011 fast das Niveau der Stickstoffdüngemittel. Die Pes-
tizidherstellung fällt kaum ins Gewicht.
Die Emissionen der direkten landwirtschaftlichen
Produktion werden von den CH4-Emissionen aus der Ver-
dauung der Nutztiere (44 %) und den N2O-Emissionen
aus der Düngewirtschaft (38 %) dominiert. Der Rest ent-
fällt auf die Lagerung von Hofdüngern, zu 11 % auf CH4
und zu 7 % auf N2O. Bei allen Emissionsquellen der
direkten landwirtschaftlichen Produktion ist das Rind-
vieh von herausragender Bedeutung. Es ist verantwort-
lich für über 85 % der CH4-Emissionen und ist auch mass-
geblich an den N2O-Emissionen beteiligt.
Von den energetischen Emissionen auf den Landwirt-
schaftsbetrieben entfallen zwei Drittel auf den Einsatz
von Traktoren und Maschinen sowie auf die Grastrock-
nung, während die Beheizung von Gewächshäusern ein
weiteres Drittel ausmacht. Die zeitlichen Trends waren
stabil, mit Ausnahme der Grastrocknung, die heute im
Gegensatz zu 1990 kaum mehr von Bedeutung ist. Nicht
berücksichtigt ist die graue Energie, die mit der Herstel-
lung von landwirtschaftlichen Gebäuden und Maschinen
sowie der Bereitstellung von direkter Energie verbun-
den ist. Gemäss Latsch et al. (2013) ist der entsprechende
Energieaufwand ungefähr doppelt so gross wie der
direkte Energieverbrauch.
Importe von Nahrungsmitteln
Direkte Landwirtschaftliche Produktion CH4 und N2O aus der direkten landwirtschaftlichenProduktion (Sektor 4 der nationalenTHG-Inventare)
Energieverbrauchb
Vera
rbei
tung
Ve
rarb
eitu
ng,V
erpa
ckun
gun
d Tr
ansp
ort
Vorl
eist
unge
nª
LULUCFc
Exporte von Nahrungsmitteln
Hau
shal
te
Abf
allu
ndEn
tsor
gung
–2,3
9,3
5,6
0,7
0,7
0,0–1,2 1.4
(B)
(A)
Abb. 1 | Produktionsperspektive (A) und Konsumperspektive (B) der Schweizer Land- und Ernährungs-wirtschaft. Zahlen und Grösse der Rechtecke entsprechen den Emissionen im Jahr 2011 in Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten. Pfeile repräsentieren die Entwicklung im Zeitraum 1990–2011: stabiler Trend, zunehmende Emissionen, abnehmende Emissionen.
a: Herstellung von landwirtschaftlichen
Produktionsmitteln
b: Energieverbrauch auf den Landwirtschafts-
betrieben
c: Landnutzung und Landnutzungsänderung
(Land-Use/Land-Use Change and Forestry)
Treibhausgasemissionen aus der schweizerischen Land- und Ernährungswirtschaft | Umwelt
461Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 458–465, 2014
der Backwarenindustrie fallen die Verarbeitung von
Kaffee, Kakao, Gewürzen etc., die Milchverarbeitung
sowie die Schlachthäuser und Fleischverarbeitung am
stärksten ins Gewicht. Weder das Total der Emissionen
noch die Aufteilung auf die einzelnen Branchen und
Güter haben sich seit 1990 signifikant verändert.
Der Beitrag der Nettoimporte von Nahrungsmitteln
(Import minus Export) zum Total der Emissionen der
Land- und Ernährungswirtschaft beläuft sich im Mittel
auf fast 38 %, wobei die entsprechenden Emissionen
seit 1990 stark zugenommen haben (+57 %). Am meis-
ten Emissionen werden durch den Import von Fleisch
und Fleischwaren, Gemüse und Früchte sowie Getränke
verursacht (Abb. 4). Die Exporte stiegen zwischen 1990
und 2011 um mehr als 140 %. Die höchsten Emissionen
können den Molkereierzeugnissen und Eiern zugeord-
net werden, die gleichzeitig für den Grossteil der
Zunahme verantwortlich sind. Bei der Verteilung der
Emissionen auf die einzelnen Produktegruppen sind
bei tierischen Erzeugnissen vor allem die hohen Emissi-
onsintensitäten ausschlaggebend, während bei den
pflanzlichen Produkten die absoluten Mengen stärker
ins Gewicht fallen.
Die Quellen und Senken des LULUCF-Bereichs werden
für Grasland und Ackerland sowie für mineralische und
organische Böden (Moorböden) separat geschätzt. Koh-
lenstoffverluste in entwässerten und bewirtschafteten
organischen Böden tragen am meisten zu den Emissio-
nen dieses Bereichs bei. Bei den weitaus grösseren Flä-
chen der mineralischen Böden wird angenommen, dass
sie sich bei unveränderter Landnutzung im Gleichge-
wicht befinden und kaum Emissionen verursachen. Die
starken Schwankungen der absoluten Werte des LULUCF-
Bereichs werden durch die jährliche Variabilität der
stehenden Biomasse verursacht.
Konsumperspektive
Durch Einbezug der Bereiche Verarbeitung sowie Import
und Export von Nahrungsmitteln wird die Produktions-
perspektive zur Konsumperspektive erweitert. Der
Anteil dieser Bereiche nahm über den betrachteten Zeit-
raum von rund 42 % auf rund 54 % zu.
Etwas weniger als zwei Drittel der Emissionen im
Verarbeitungsbereich entfallen auf die Herstellung
von Nahrungs- und Genussmitteln, während der Rest
von den zuliefernden Branchen verursacht wird. Neben
Produktions- / Nahrungsmittel
Emissionsfaktor Quelle
Düngemittel(nach Tarifnummern-verzeichnis EZV)
2834 Nitrite, Nitrate 0,4
Hillier et al. 2011
3101 Düngemittel tierischen oder pflanzlichen Ursprungs 0,0
3102 Stickstoffdüngemittel 2,2
3103 Phosphatdüngemittel 0,5
3104 Kalidüngemittel 0,4
3105 Mischdüngemittel, andere Düngemittel 0,7
Pestizide
Insektizide 18,7
Lal 2004Fungizide 14,3
Herbizide 23,1
Futtermittel Futtermittel 0,7 Jungbluth et al. 2007
Import Export
Import / Export
Lebende Tiere LT 8,2 9,7
Jungbluth et al. 2007
Fleisch und Fleischwaren FFW 9,7 9,1
Fische und Krebstiere FK 9,4 9,3
Molkereierzeugnisse und Eier ME 5,7 5,7
Andere tierische Produkte ATP 0,4 0,8
Lebende Pflanzen und Blumen LPB 1,2 0,4
Gemüse, Früchte GF 1,2 0,4
Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze KTK 3,8 1,5
Getreide, Getreideerzeugnisse GGE 0,9 1,0
Ölsaaten und ölhaltige Früchte ÖF 1,5 1,4
Tierische und pflanzliche Öle und Fette TPÖF 3,5 7,7
Zucker, Zuckerwaren, Honig ZWH 0,8 0,7
Andere Nahrungsmittel ANM 0,8 0,7
Getränke GE 1,4 0,2
Tabak und Tabakwaren TTW 0,8 0,6
Tab. 1 | Emissionsfaktoren/-intensitäten (Ökobilanzdaten) der Produktions- und Nahrungsmittel in kg CO2-Äquivalente pro kg Produkt.
Umwelt | Treibhausgasemissionen aus der schweizerischen Land- und Ernährungswirtschaft
462 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 458–465, 2014
D i s k u s s i o n
Das Total der bilanzierten Emissionen sowie die Vertei-
lung auf die verschiedenen Bereiche der Land- und
Ernährungswirtschaft stimmen gut mit den Ergebnissen
anderer Studien überein (Garnett 2008; Jungbluth et al.
2011). Verglichen mit den Reduktionsvorgaben der Kli-
mastrategie Landwirtschaft verbleibt eine erhebliche
Ziellücke (Abb. 5). Insbesondere die Konsumperspektive
offenbart einen Emissionsanstieg seit 1990, der haupt-
sächlich mit dem Bevölkerungswachstum und den ent-
sprechenden Nahrungsmittelimporten erklärt werden
kann. Der sektorale und territoriale Fokus der IPCC-Emis-
sionsinventare genügt daher für die Ausarbeitung von
Reduktionsstrategien nicht. Das nationale THG-Inventar
deckt nur die Bereiche «direkte landwirtschaftliche Pro-
duktion», «Energieverbrauch», «LULUCF» sowie «Verar-
beitung» ab, die im Durchschnitt 58 % der Emissionen
ausmachen, wobei dieser Anteil über den Beobach-
tungszeitraum kontinuierlich abgenommen hat.
Das Emissionsvolumen, das mittels Massnahmen aus
der Konsumperspektive abgedeckt werden kann, ist also
fast doppelt so gross wie jenes der Produktionsperspek-
tive. Bereits die Studie von Jungbluth et al. (2011) kam
zum Schluss, dass der Nahrungsmittelsektor aus der Kon-
sumperspektive stark an Bedeutung gewinnt, und die
aus dem Ausland importierten Emissionen insgesamt
weit über 50 % betragen. Durch die integrale Betrach-
tung wird zudem sichtbar, ob eine Reduktionsmass-
nahme lediglich zu einer Emissionsverlagerung in nicht
berücksichtigte Bereiche und namentlich ins Ausland
führt. Eine entsprechende Tendenz in der Vergangen-
Abb. 2 | Treibhausgasemissionen der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft 1990–2011.
LULUCF: Landnutzung und Landnutzungsänderung (Land Use / Land Use Change and Forestry)
1990 2011 1990 2011
Mio t CO2-Äquivalent % %
Vorleistungen 0,58 0,69 4,2 4,5
Direkte landwirtschaftliche Produktion 6,09 5,60 43,8 36,2
Energieverbrauch 0,85 0,72 6,1 4,7
LULUCF 0,56 0,09 4,0 0,6
Total Produktionsperspektive 8,07 7,10 58,1 45,9
Verarbeitung 1,41 1,41 10,2 9,1
Importe 5,37 9,27 38,7 59,9
Exporte –0,96 –2,31 –6,9 –15,0
Total Konsumperspektive 5,83 8,37 41,9 54,1
Total 13,90 15,47 100,0 100,0
Tab. 2 | Treibhausgasemissionen der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft 1990 und 2011
10,0
15,0
20,0
Mio
t CO
2-Äq
uiva
lent
pro
Jahr
ImporteVerarbeitungLULUCFEnergieverbrauchDirekte landwirtschaftliche ProduktionVorleistungenExporte-5,0
0,0
5,0
10,0
15,0
20,0
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
Treibhausgasemissionen aus der schweizerischen Land- und Ernährungswirtschaft | Umwelt
463Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 458–465, 2014
diesem Zusammenhang hervorzuheben. Bereits kleinste
Veränderungen der Kohlenstoffvorräte in den Böden
können zu signifikanten Emissionen oder Senken von bis
zu 3 Mio. t CO2 eq. führen (BAFU 2013). Auch bei Ökobi-
lanzdaten von Lebensmitteln und insbesondere bei der
Futtermittelproduktion werden häufig die assoziierten
LULUCF-Emissionen nur sehr allgemein erwogen. Auf
diesem Gebiet bestehen noch erhebliche Wissenslücken.
Im Verarbeitungsbereich liegen die Unsicherheiten
vor allem bei der bereichsinternen Verteilung der Emissi-
onen mittels Hilfsgrössen. Ausserdem ist die Zuordnung
der Treibhausgase auf branchenübergreifende Prozesse
heit wird durch die Tatsache belegt, dass die produkti-
onsbedingten Emissionen über die Zeit abgenommen
haben, während die konsumbedingten Emissionen
gestiegen sind.
Datenqualität und Aussagekraft
Das Potenzial eines Bereiches zur Reduktion von Treib-
hausgasen kann nicht ausschliesslich von der Höhe der
entsprechenden Emissionen abhängig gemacht werden.
Zusätzliche Faktoren wie Unsicherheiten oder die Sensiti-
vität auf Umweltbedingungen sind ebenfalls ausschlag-
gebend. Die Bereiche LULUCF und Verarbeitung sind in
0,0
0,1
0,2
0,3
0,4
0,5
0,6
0,7
0,8
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
Mio
t CO
2-Äq
uiva
lent
pro
Jahr
Futtermittel Pestizide Mischdüngemittel, andere Düngemittel Kalidüngemittel Phosphatdüngemittel Stickstoffdüngemittel
Abb. 3 | Treibhausgasemissionen des Vorleistungsbereichs 1990–2011.
Lebende Tiere
Fleisch und Fleischwaren
Fische und Krebstiere
Molkerieerzeugnisse und Eier
ATP
LPB
Gemüse, Früchte
Kaffee, Tee Kakao
Getreide, Getreideerzeugnisse
Ölsaaten und ölhaltige Früchte
Tierische und PflanzlicheÖle und Fette
ZWHANMTTW
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
-0,2 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2
Emis
sion
fakt
or k
g CO
2-Äq
uiva
lent
pro
kg
Nettoimport in Mio tAbb. 4 | Emissionsfaktoren und Nettoimporte verschiedener Nahrungsmittelgruppen (ohne Getränke) im Jahr 2011. Tierische Produkte: rote Quadrate; pflanzliche Produkte: grüne Kreise; unbestimmt: blaue Rhomben. Die Verhältnisse der Flächen entsprechen den Beiträ-gen zu den Emissionen des Nettoimports. Abkürzungen siehe Tabelle 1.
464
Umwelt | Treibhausgasemissionen aus der schweizerischen Land- und Ernährungswirtschaft
Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 458–465, 2014
wie Transport, Kühlung oder Verpackung nicht möglich.
Die Ausformulierung von Reduktionsstrategien gestal-
tet sich ohne detailliertere Analysen entsprechend
schwierig.
Weitere Analysen sind auch auf dem Gebiet der Öko-
bilanzdaten notwendig. Die grosse Bedeutung sowie die
grosse Spannweite von produktspezifischen Werten in
der Literatur signalisieren noch erheblichen Forschungs-
bedarf. Des Weiteren wurden für alle Produkte/Waren
konstante Emissionsfaktoren über die gesamte Zeitperi-
ode veranschlagt. Sowohl im Vorleistungsbereich als
auch bei den Importen und Exporten von Nahrungsmit-
teln sind die Emissionsintensitäten im Allgemeinen
jedoch rückläufig.
Schliesslich sind die nicht berücksichtigten Bereiche
«Haushalte» und «Abfall und Entsorgung» keineswegs
vernachlässigbar: In der Studie von Garnett (2011) wer-
den diesen Bereichen (inkl. Catering) etwa 20 % der
Emissionen, die mit Landwirtschaft und Ernährung
zusammenhängen, angelastet. Ausserdem entstehen
hier die meisten Lebensmittelverluste und -Abfälle,
deren Vermeidung zur THG-Reduktion beitragen würde.
S c h l u s s f o l g e r u n g e n u n d A u s b l i c k
Auf der Produktionsseite wären Massnahmen in den
Bereichen Vorleistungen und Energieverbrauch relativ
gut umsetzbar. Das Emissionsvolumen ist aber für grös-
sere Reduktionen zu gering. Beschränkt man sich dage-
gen auf den grossen Bereich der direkten landwirt-
schaftlichen Produktion und auf LULUCF, sind die
technischen Möglichkeiten zur Emissionsreduktion stark
eingeschränkt. Die biochemischen Prozesse in der Tier-
und Pflanzenproduktion sind eng miteinander vernetzt
und nur schwer beeinflussbar. Einzelne isolierte Mass-
nahmen führen zudem oft zu einer blossen Verlagerung
der Emissionen oder zu unerwünschten Nebenwirkun-
gen. Vielversprechender sind übergeordnete Strategien
zur Effizienzsteigerung (z. B. Erhöhung der Stickstoff-
Effizienz), da sie erstens über die gesamte Prozesskette
wirken und zweitens auch zu Reduktionen im Vorleis-
tungs- und Energiebereich führen.
Während Lösungsstrategien aus der Produktionsper-
spektive also meist auf die effizientere Produktion grös-
serer Mengen abzielen, stehen bei der Konsumperspek-
tive zusätzlich das Verhalten der Konsumentinnen und
Konsumenten und die Zusammensetzung des Waren-
korbs, also die grundlegenden Antriebskräfte der Emissi-
onen, im Blickfeld. Die THG-intensiven tierischen Pro-
dukte sind dabei von zentralem Stellenwert. Eine
Umstellung hin zu einer zunehmend vegetarisch orien-
tierten Ernährung wäre daher äusserst vielversprechend,
zum einen wegen des grossen Emissionsvolumens der
Tierproduktion und zum anderen, weil die Wirkung über
sämtliche Bereiche der Nahrungsmittelkette erfolgt
(siehe z. B. Stehfest et al. 2009, Popp et al. 2010, Smith
und Gregory 2013). Mit der Massnahme «ressourcen-
schonendere Ernährung» des Aktionsplans grüne Wirt-
schaft sowie Erkenntnissen aus dem Nationalen For-
schungsprogramm «Gesunde Ernährung und nachhaltige
Lebensmittelproduktion» (NFP 69) soll das ökologische
Verbesserungspotenzial bei der Ernährung konkreter
aufgezeigt und besser ausgeschöpft werden. � n
Zielbereich Emissionen
Zielbereich Produktion
Nahrungsmittelproduktion
EmissionenProduktionsperspektive
Emission Konsumperspektive
75
80
85
90
95
100
105
110
115
120
Inde
x 19
90 =
100
%
1990
1995
2000
2005
2010
2015
2020
Abb. 5 | Entwicklung der Treibhausgasemissionen der Land- und Ernährungswirtschaft der Schweiz (Konsumperspektive) sowie der landwirtschaftlichen Produktion und der assoziierten Emissionen (Produktionsperspektive). Die farbigen Flächen entsprechen den Zielvorgaben der «Klimastrategie Landwirtschaft».
465
Treibhausgasemissionen aus der schweizerischen Land- und Ernährungswirtschaft | Umwelt
Ria
ssu
nto
Sum
mar
y
Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 458–465, 2014
Development of greenhouse gas emissions
in the Swiss agriculture and food sector
The agriculture and food sector is a major
contributor to greenhouse gas emissions.
Emission inventories serve as a basis for
reduction strategies and the respective impact
assessments. To date however, efforts at
assessment have frequently been character-
ised by limited sector perspectives. Adopting
an integral approach, the present study
reviews emissions from the Swiss agriculture
and food sector from the perspectives of both
production and consumption. Whereas
emissions from the production perspective fell
slightly in spite of rising output, greenhouse
gas emissions from the total agriculture and
food sector have risen by a total of 15 % since
1990. The main reason for this is food
imports, which have increased by more than
70 % since 1990. The results reveal a consider-
able gap between the goals of the «Climate
Strategy for Agriculture» and the trend of
consumption-based emissions. The main
options for action are the promotion of a
climate-friendly diet and the increase of
efficiency in all areas of production.
Key words: greenhouse gas emissions, food
system, agriculture, food consumption.
Evoluzione delle emissioni di gas serra nella
filiera agroalimentare svizzera
La filiera agroalimentare rappresenta una fonte
significativa di emissioni di gas serra. Gli
inventari delle emissioni sono alla base delle
strategie di riduzione e dei controlli degli
effetti. Finora, tuttavia, i tentativi di bilancia-
mento sono stati spesso caratterizzati da
limitati punti di vista settoriali. Nel presente
studio, le emissioni derivanti dalla filiera
agroalimentare svizzera vengono considerate
con un approccio integrale dalla prospettiva sia
della produzione sia del consumo. Mentre, dal
punto di vista della produzione, le emissioni si
sono leggermente ridotte nonostante la
crescita in termini di output, dal 1990 i gas
serra derivanti dalla filiera agroalimentare sono
aumentati complessivamente del 15 per cento.
La causa principale è costituita dalle importa-
zioni di alimenti, che dal 1990 sono aumentate
di un buon 70 per cento. I risultati rivelano un
notevole divario di obiettivi tra le prescrizioni
della «Strategia sul clima per l'agricoltura» e
l'evoluzione delle emissioni basate sui consumi.
Le più importanti opzioni di intervento sono la
promozione di un'alimentazione rispettosa
dell'ambiente, ma anche l'incremento dell'effi-
cienza in tutti i settori produttivi.
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466 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 466–473, 2014
Bis 1974 war Fusarium nivale (heute in der Gattung
Microdochium), der Erreger des Getreideschneeschim-
mels, der keine Mykotoxine bildet, die weitaus häu-
figste Art (Häni 1977). In 86 % der Weizenproben
wurde ein Microdochium-Befall von 1 % oder mehr
beobachtet, und im Mittel wiesen 13 % aller Körner
Befall auf (Tab. 1). Die echten Fusarien spielten nur
eine untergeordnete Rolle und FG wurde nur in 6 %
der Proben nachgewiesen. Im Mittel wiesen nur 0,1 %
der Körner FG-Befall auf. Deshalb, aber auch weil
Mykotoxine damals noch kaum ein Thema waren,
wurde den Fusarien nur eine geringe Bedeutung zuge-
messen. Mit Ausnahme von F. poae haben sich die
E i n l e i t u n g
Bedeutung und Auftreten von Fusarium-Arten
Fusarium-Pilze zählen zu den wichtigsten Krankheitser-
regern im Getreidebau. Gefürchtet sind Fusarien nicht
nur wegen Ernte- und Qualitätsverlusten, sondern vor
allem aufgrund der Bildung von Giftstoffen, den
so genannten Mykotoxinen. Die vorherrschende Fusa-
rium-Art in Weizen ist Fusarium graminearum (FG). Sie
bildet die Mykotoxine Deoxynivalenol (DON), Nivalenol
(NIV) sowie Zearalenon (ZEA), die Immunschwächen,
reduzierte Nahrungsaufnahme oder Fruchtbarkeitsstö-
rungen verursachen.
Mit Rhabarber, Faulbaum und Gerbstoffen gegen Fusarien und Mykotoxine in WeizenHans-Rudolf Forrer1, Tomke Musa1, Fabienne Schwab2, Eveline Jenny1, Thomas D. Bucheli1, Felix E. Wettstein1,
Keqiang Cao3 und Susanne Vogelgsang1
1Agroscope, Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften INH, 8046 Zürich, Schweiz2Duke University, Center for the Environmental Implications of Nanotechnology, Durham, NC 27708, USA3Agricultural University of Hebei, College of Plant Protection, Baoding 071001, China
Auskünfte: Hans-Rudolf Forrer, E-Mail: [email protected]
Medizinalpflanzen wirken auch gegen Fusarien: Faulbaum-Rinde, Rharbarberwurzel-stücke und Mehl der Chinesischen Galle (mit Eichengalle, Galla legnosa). (Foto: Hans-Rudolf Forrer, Agroscope)
P f l a n z e n b a u
Mit Rhabarber, Faulbaum und Gerbstoffen gegen Fusarien und Mykotoxine in Weizen | Pflanzenbau
467
Zusa
mm
enfa
ssu
ng
Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 466–473, 2014
In den letzten Jahren hat die Bedeutung von
Fusarien und ihrer Giftstoffe beim Weizen
stark zugenommen. Mit Medizinalpflanzen
können Fusarien ökologisch bekämpft
werden, wie diese Studie zeigt: Suspensio-
nen aus Galla chinensis (Chinesische Galle)
und Tanninsäure hemmten die Sporenkei-
mung und das Myzelwachstum von Fusarium
graminearum in vitro um 75 bis 100 %. In
Klimakammerversuchen mit künstlich
infiziertem «Apogee»-Weizen reduzierten
Behandlungen mit Tanninsäure, G. chinensis
und Rheum palmatum (Chinesischer Rhabar-
ber) den Deoxynivalenol(DON)-Gehalt
der Körner um 67 bis 81 %. Die Rinde des
Faulbaums (Frangula alnus) zeigte zwar
weder in vitro noch in der Klimakammer
einen Effekt, in Feldversuchen mit zwei
Winterweizensorten reduzierte sie den
DON-Gehalt aber um 60 %. Die ebenfalls
gute Wirkung der Tanninsäure und von G.
chinensis kann mit der Pilztoxizität erklärt
werden, diejenige von F. alnus führen wir auf
Resistenzinduktion zurück. Wir konnten
erstmals zeigen, dass mit Pflanzen-Stoffen
eine echte Alternative zum Einsatz von
synthetischen Fungiziden zur Bekämpfung
von Fusarien bei Weizen besteht.
Befallszahlen auch in einem weiterem Monitoring von
1991–1999 kaum verändert.
2007–2010: 60-mal mehr F.-graminearum-Befall
Mit der zunehmenden Bedeutung der Nahrungs- und
Futtermittelsicherheit, der Beachtung der Mykotoxine
sowie Berichten über eine weltweite Zunahme standen
nun Fusarien in Getreide im Mittelpunkt. Dass dies
gerechtfertigt war, geht aus dem neusten Schweizer
Weizenmonitoring von 2007–2010 hervor: 76 % der Pro-
ben hatten FG-Befall und im Mittel wiesen 6 % der Wei-
zenkörner Befall auf (Vogelgsang, persönliche Mittei-
lung).
Der mittlere DON-Gehalt dieser Proben betrug
0,65 ppm (mg/kg) und 17 % der Proben überschritten
den Grenzwert von 1,250 ppm für unverarbeitetes
Getreide. Wie aber kann die drastische Zunahme des FG-
Befall und damit der DON-Belastung erklärt werden?
Die Weizen-Monitorings zeigten, dass meist dort Prob-
leme mit FG und DON auftreten, wo Weizen nach Mais
mit Direktsaat oder reduzierter Bodenbearbeitung
angebaut wird. Dabei bleiben Pflanzenreste des Mais,
die oft FG-Befall aufweisen, auf der Erdoberfläche. Der
FG-Pilz überwintert in den Maisresten und bildet dann
im Frühsommer Fruchtkörper mit Askosporen, die den
Weizen bei der Blüte infizieren. Die starke Zunahme der
Probleme mit FG führen wir darauf zurück, dass sich der
Maisanbau in der Schweiz von 1960 bis heute von weni-
ger als 5000 ha auf über 60 000 ha ausgebreitet hat, und
es in den letzten 20 Jahren einen starken Trend zu pflug-
loser, bodenschonender Bodenbearbeitung gab.
Risikofaktoren: Vorfrucht Mais und Bodenschutz
Für die enorme Zunahme des FG-Befalls zwischen 1991–
1999 und 2007–2010 dürfte neben der Ausweitung des
pfluglosen Anbaus auch der zunehmende Anbau von
FG-anfälligen Weizensorten und der starke Rückgang
der Weizensorte Arina sein, die über einzigartige FG-
Resistenzeigenschaften verfügt. Nachdem Arina in den
1980er-Jahren bis über 80 % der Weizenanbaufläche und
in der Periode 1991–1999 immer noch über 60 % der
Weizenanbaufläche beanspruchte, sank deren Anteil bis
heute auf weniger als 10 %.
ZeitraumAnzahlProben
Microdo-chium spp.
F. gramin–earum (FG)
F. poae(FP)
F. avenaceum (FA)
F. culmo-rum (FC)
F. crookwell-ense (FCr)
1971–1974a 101 12,8 (86) 0,1 ( 6) 0,2 (15) 0,4 (30) 0,2 (13) –
1991–1999b 550 10,1 ( – ) 0,3 ( – ) 1,1 ( – ) 0,2 ( – ) 0,1 ( – ) –
2007–2010c 527 12,7 (90) 6,0 (76) 1,9 (60) 0,9 (38) 0,1 ( 7) 0,1 ( 9)
a) Häni 1977, b) Schachermayr und Fried 2000, c) Vogelgsang et al., in Bearbeitung
Tab. 1 | Fusarium-Befall von Winterweizen-Körnern 1971–1974, 1991–1999 und 2007–2010 (Mittelwerte aller Körner mit Befall in %, in Klammern % der Weizenproben mit mind. 1 % Befall; –: keine Angaben)
Pflanzenbau | Mit Rhabarber, Faulbaum und Gerbstoffen gegen Fusarien und Mykotoxine in Weizen
468 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 466–473, 2014
In Kenntnis der Problematik wurde von der Beratung
empfohlen, entweder keinen Weizen nach Mais anzu-
bauen oder Maisreste zu zerkleinern und unterzupflü-
gen (Blum et al. 2011).
Weizen und Mais sind flächenmässig im Ackerbau
die wichtigsten Kulturen. Dies macht eine Trennung von
Mais und Weizen nicht einfach. Aus ökonomischen
Gründen und in Anbetracht des Bodenschutzes wäre die
Rückkehr zum Pflug zudem fragwürdig. Daher bleibt die
FG/DON-Problematik aktuell. Im konventionellen Anbau
werden hingegen oft synthetische Fungizide eingesetzt.
Im Bio-Anbau ist das Risiko für einen FG-Befall aufgrund
des häufigeren Pflugeinsatzes geringer als bei anderen
Anbauformen. Mit der Zunahme des Maisanbaus und
dem Trend zu bodenschonender Bearbeitung erhöht
sich aber auch hier das Risiko für höhere Toxinbelastun-
gen. Deshalb prüften wir von 2003 bis 2005, analog zu
unseren Untersuchungen für den Ersatz von Kupfer zur
Krautfäule-Bekämpfung bei Kartoffeln (Dorn et al.
2007), die Eignung von Antagonisten, Medizinalpflan-
zen und Pflanzenstärkungsmitteln zur Fusarium-
Bekämpfung. Da mit Medizinalpflanzen erfolgsverspre-
chende Resultate erzielt wurden, beschränkten wir uns
in der Folge auf diese.
M a t e r i a l u n d M e t h o d e n
Auswahl der Fusarium-Pilze und Medizinalpflanzen
In unseren Untersuchungen verwendeten wir die drei
F.-graminearum(FG)-Isolate und ein F.-crookwellense(FCr)-
Isolat, die von Weizenkörnern aus verschiedenen Gebie-
ten des Mittellandes isoliert wurden. Die Bedingungen
für die Anzucht und Vermehrung der Fusarien sind in
Forrer et al. (2014) beschrieben.
Untersucht haben wir die Wirkungen von folgendem
Pflanzenmaterial: Mehle der Chinesischen Galle (Galla
chinensis: GC), von Wurzeln des Chinesischen Rhabar-
bers (Rheum palmatum: RP) und von der Rinde des Faul-
baums (Frangula alnus: FA). GC-Mehle zeigten gute
Wirkungen gegen M. majus, den Erreger des Getreide-
schneeschimmels, und FA, GC und RP gegen Phytoph-
thora infestans bei Kartoffeln (Vogelgsang et al. 2013,
Hu et al. 2009; Krebs et al. 2007). Diese Pflanzenpro-
dukte enthalten alle Tannine und andere phenolische
Substanzen mit antibiotischen und antioxidativen Wir-
kungen, die auch in der Medizin und zu Diätzwecken
Eingang gefunden haben. Da GC rund 70 % Tanninsäure
(Gerbsäure, tannic acid, TA) enthält, prüften wir in unse-
ren Versuchen auch dieses hochmolekulare pflanzliche
Polyphenol. Als Massstab für die Wirksamkeit der Pflan-
zenprodukte wurde das synthetische Fungizid Pronto
Plus® (Wirkstoffe Tebuconazol und Spiroxamin) mitge-
prüft (Forrer et al. 2014).
Prüfung in Labor, Klimakammer und im Feld
Im Labor wurde in vitro die Wirkung der Pflanzenpro-
dukte auf die Sporenkeimung und das Myzelwachstum
von FG untersucht. In Klimakammerversuchen mit künst-
lichen Fusarium-Infektionen (FG/FCr-Sporensuspensio-
nen zum Zeitpunkt der Blüte) des Sommerweizens
«Apogee» (Bugbee und Koerner 1997) wurde die Wir-
kung auf den Befall der Ähren und die Belastung der
Abb. 1 | Einfluss von Suspensionen mit Tanninsäure (TA), Galla chinensis (GC), Rheum palmatum (RP), Frangula alnus (FA) und Pronto Plus®
(PrP) auf die Sporenkeimung (links) und das Myzelwachstum (rechts) von Fusarium graminearum (FG0407); PrP bei Myzelwachstum nicht auf-geführt, da mit 0,1 % vollständig gehemmt. Mittelwerte mit Standardfehlern (Sporenkeimung) sowie Boxplots mit Median- und Max.-, Min.-Werten (Myzelwachstum, Behandlungen mit gleichen Buchstaben unterscheiden sich statistisch nicht, Rang-ANOVA mit Dunn-Test, p < 0,05). Die Daten sind im Vergleich (%) zu den Werten der Kontrollverfahren dargestellt.
0
20
40
60
80
100
0,01 0,1 1 10
PrP
TA
GC
RP
FA
120
100
80
60
40
20
0
TA 0,
1 %TA
1 %
GC 0,1 %
GC 1 %
RP 0,
2 %RP
1 %
FA 0,
2 %FA
1 %
cd d bc cd ab abc a abc
% Sporenkeimung % Myzelwachstum
% Konzentration
Mit Rhabarber, Faulbaum und Gerbstoffen gegen Fusarien und Mykotoxine in Weizen | Pflanzenbau
469Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 466–473, 2014
stoffe GC und TA Wachstumsreduktionen von 80–85 %
(RP: 10 %). Mit FA wurde keine gesicherte Hemmung
gemessen. Die Versuche zeigten, dass TA und GC gute
pilzhemmende Wirkungen haben, die aber zehnfach
geringer sind als jene des Fungizids. Auch RP verfügte
über ein schwaches Hemmpotenzial, nicht aber FA. Mit
GC und dem Schneeschimmelpilz M. majus wurden ähn-
liche In-vitro-Resultate erzielt (Vogelgsang et al. 2013).
Körner mit dem Mykotoxin DON untersucht. Von 2006–
2010 wurden Feldversuche mit den Weizensorten
«Runal» und «Levis» und mit künstlichen Infektionen mit
Sporensuspensionen, wie in der Klimakammer, durchge-
führt. Zudem wurde 2010 ein Feldversuch mit halb-
natürlichen Fusarium-Infektionen durchgeführt, bei
dem wir im November 2009 auf der Versuchsfläche FG/
FCr-belastetes Maisstroh verteilten. In den Versuchen
mit künstlichen Infektionen wurden 5-%-Suspensionen
der Pflanzenprodukte jeweils einen Tag vor und/oder
nach der Infektion appliziert. Im Feldversuch mit halb-
natürlichen Infektionen erfolgten die Behandlungen vor
und/oder nach einer FusaProg-Infektionsperiode wäh-
rend der Blüte (Musa et al. 2007; www.fusaprog.ch). Ver-
fahren, Analytik und Statistik sind in Forrer et al. (2014)
beschrieben.
R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n
In-vitro-Wirkung der Medizinalpflanzen
Die Sporenkeimung des F. crookwellense (FCr)-Isolats
und der drei F. graminearum(FG)-Isolate wurde durch
die Tanninsäure ähnlich stark gehemmt, weshalb in den
In-vitro-Untersuchungen nur ein FG-Isolat verwendet
wurde. Mit Pronto Plus® (PrP) und mit Suspensionen der
Tanninsäure (TA) und Chinesischer Galle (GC) genügten
Konzentration von 0,2 % und 1 %, um die Keimung voll-
ständig zu hemmen. Mit Chinesischem Rhabarber (RP)
und der Rinde des Faulbaums (FA) hingegen genügten
dazu nicht einmal Suspensionen von 10 % (Abb. 1). Ein
ähnliches Bild ergab sich beim Myzelwachstum: Wäh-
rend PrP das Myzelwachstum bereits bei 0,2 % vollstän-
dig hemmte, bewirkten 1-%-Suspensionen der Pflanzen-
0 10 20 30 40 50 60 70 80
Kontr.
1
Kontr.
2
TA v.
Inf.
TA n.
Inf.
TA v.
&n.I.
GC v.&n.I
.
RP v.&
n.I.
FA v.
&n.I.
PrP v.
Inf.
0 25 50 75
100 125 150 175 200
Kontr.
1
Kontr.
2
TA v.
Inf.
TA n.
Inf.
TA v.
&n.I.
GC v.&n.I
.
RP v.&
n.I.
FA v.
&n.I.
PrP v.
Inf.
% Befallsstärke (Ähre) ppm Deoxynivalenol (DON)
a a ab ab b ab a c a a abc bcd d bcd cd ab e
Abb. 2 | Klimakammer-Versuch: Einfluss von Suspensionen mit Tanninsäure (TA), Galla chinensis (GC), Rheum palmatum (RP), Frangula al-nus (FA) und Pronto Plus® (PrP) bei künstlicher Fusarium-graminearum-Infektion des Sommerweizens «Apogee» auf den Befall der Ähren (Fläche in %) und den Deoxynivalenol(DON)-Gehalt der Weizenkörner. Abkürzungen: Kontr. 1 und 2: Kontrollen mit Applikation von norma-lem und auf pH 4,0 angesäuertem Leitungswasser; v. Inf., n. Inf. und v.& n.I.: Applikation vor (v), nach (n) sowie vor und nach (v.& n.) der In-fektion (Inf./I.). Mittelwerte mit Standardfehlern von zwei Versuchswiederholungen. Verfahren, die mit gleichen Buchstaben gekennzeich-net sind, zeigten keine gesicherten Unterschiede (Tukey-Test, p < 0,05).
Abb. 3 | Klimakammerversuch: Streudiagramm-Matrix, welche die Beziehungen zwischen dem Ertrag, dem Tausendkorngewicht (TKG), dem Befall der Ähren und dem DON-Gehalt des Apogee-Weizens der Klimakammerversuche visualisiert. Die Zahlen in den Kästen ent-sprechen den Spearman-Korrelationskoeffizienten; der Bereich mit absoluten Werten grösser als 0,9 ist hervorgehoben.
Ertrag
TKG
Befall
DON
0,66 -0,74 -0,64
0,66 -0,92 -0,93
-0,74 -0,92
-0,95
-0,64 -0,93 0,95
Pflanzenbau | Mit Rhabarber, Faulbaum und Gerbstoffen gegen Fusarien und Mykotoxine in Weizen
470 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 466–473, 2014
Klimakammerversuch mit der Weizen-Sorte «Apogee»
Da die Suspensionen von TA und GC pH-Werte nahe 4,0
hatten, führten wir zwei Leitungswasser-Kontrollverfah-
ren durch, wobei eines davon auf pH 4,0 angesäuert
wurde. Die Ähren der beiden Kontrollverfahren waren
mit im Mittel der zwei Versuchsreihen und Verfahren
rund 60 % befallener Ährenoberfläche stark befallen
und der DON-Gehalt der Apogee-Körner betrug über
125 ppm (mg/kg). Wie bei den In-vitro-Tests bewirkte PrP
die stärkste Befallshemmung und reduzierte die DON-
Belastung um 98 %. Bei den Pflanzenprodukten redu-
zierte vor und nach der Infektion applizierte TA den
Befall statistisch signifikant, um 80 %. Alle Pflanzenpro-
dukte, mit Ausnahme von FA und einem TA-Verfahren
(Behandlung nur vor der Infektion), reduzierten hinge-
gen den DON-Gehalt signifikant, um 67–80 % (Abb. 2).
Zwischen allen Kriterien bestanden enge Beziehun-
gen, wie aus der Streudiagramm-Matrix der Messdaten
der Klimakammer-Versuche mit «Apogee» hervorgeht
(Abb. 3). Mit Korrelationskoeffizienten von über 0,90
wurden sehr enge Beziehungen zwischen dem Ährenbe-
fall, dem Tausendkorngewicht und dem DON-Gehalt der
Körner beobachtet.
Die Resultate zeigten eine hohe Übereinstimmung mit
jenen der In-vitro-Experimente: hervorragende Wirkung
von PrP, gefolgt von TA, GC und RP, aber keine Wirkung
von FA.
Feldversuche mit künstlichen Infektionen
Von 2006 bis 2010 prüften wir die Wirkungen von TA, GC
und FA in Feldversuchen mit künstlichen Infektionen mit
FG- und FCr-Sporensuspensionen. Aus Kapazitätsgrün-
den verzichteten wir auf die Prüfung von RP. Der Infekti-
onserfolg in Feldversuchen hängt von diversen externen
Faktoren, wie der Entwicklung der Wirtspflanze und der
Witterung zum Zeitpunkt der Infektion, ab. Wie stark
der Befall und der Ertrag im Laufe der Jahre variierte,
geht aus Abbildung 4 hervor.
Trotz ausgeprägter Jahresunterschiede bestanden
zwischen den Messgrössen hochsignifikante (p < 0,001),
enge Korrelationen (Spearman, n = 227): –0,806 zwi-
schen Befall und Ertrag, –0,840 zwischen Ertrag und
DON, sowie 0,899 zwischen DON und NIV. Abgesehen
von FA, der im Feld ebenso gute Wirkungen zeigte wie
TA und GC, entsprachen die Resultate den In-vitro- und
den Klimakammerversuchen. Bemerkenswert war zu-
dem, dass PrP, mit Ausnahme beim Ertrag, statistisch
nicht besser abschnitt als die Pflanzenprodukte (Abb. 5).
Mit PrP war der Ertrag im Mittel um 37 % und mit den
Pflanzenprodukten um 13–23 % (TA) höher als jener des
Kontroll-Verfahrens. Der höhere Ertrag mit PrP könnte
teilweise auf seine breite Wirkung für Ähren- und Blatt-
krankheiten zurückzuführen sein. Die gute Wirkung der
nicht pilztoxischen FA können wir nur mit einer Induk-
tion von Resistenzmechanismen, das heisst, der Bildung
von pflanzeneigenen Abwehrstoffen, erklären. Eine
Resistenzinduktion durch FA wurde auch in Untersu-
chungen gegen den Falschen Mehltau der Rebe nachge-
wiesen (Gindro et al. 2007).
Feldversuch mit halbnatürlichen InfektionenIn diesem Versuch 2010 nutzten wir zur Bestimmung des
Applikationszeitpunktes der Produkte das Fusarium- und
DON-Prognosesystem FusaProg (Musa et al. 2007), das für
den 6.–7. Juni Infektionsperioden anzeigte. Entsprechend
der Einteilung in der Liste der empfohlenen Getreidesor-
ten von Agroscope (www.swissgranum.ch) massen wir bei
«Levis» (Klasse I) im Vergleich zu «Runal» (Klasse Top)
einen 25 % höheren Ertrag. Die Resistenz für Ährenfusa-
riosen für «Runal» und «Levis» ist als «mittel» beziehungs-
weise «mittel–schwach» aufgeführt. In den Proben der
Kontroll-Verfahren massen wir 3,7 mg/kg (ppm) bezie-
hungsweise 8,5 mg/kg DON. Diese DON-Belastungen sind
in guter Übereinstimmung mit Praxiswerten bei direkt
gesätem Weizen nach Mais (Vogelgsang et al. 2011).
Abb. 4 | Feldversuche: Fusarium-Befall und Ertrag mit zwei Weizen-sorten («Runal» und «Levis», 6 Verfahren, vgl. Abb. 5) und künstli-chen Fusarium-graminearum- und F.-crookwellense-Infektionen 2006–2010. Die Boxplots mit Median umfassen die Daten beider Sorten und aller Verfahren. Boxplots, die mit gleichen Buchstaben gekennzeichnet sind, zeigten keine gesicherten Unterschiede (Tukey-Test, p < 0,05); 2007 ist im Jahresvergleich nicht berücksich-tigt, da nur 5 Verfahren geprüft wurden.
2006 2008 2009 2010
2006 2007 2008 2009 2010
50
40
30
20
10
0
8
6
4
2
0
% Befall Ähre
Ertrag (t/ha)
2007
a – b d c
a – b c a
Mit Rhabarber, Faulbaum und Gerbstoffen gegen Fusarien und Mykotoxine in Weizen | Pflanzenbau
471Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 466–473, 2014
27 % respektive 54 % und mit FA um 59 % respektive
55 % reduziert (Abb. 6). Mit Triazol-Fungiziden wurden
in der Schweiz und Grossbritannien DON-Reduktionen
von 50 % (Forrer et al. 2000) respektive 60 % (Edwards et
al. 2010) beobachtet. In diesem Versuch reduzierte PrP
Wie in den Feldversuchen mit künstlichen Infektionen
war die Wirkung der Pflanzenprodukte bei halbnatürli-
chen Infektionen gut bis sehr gut: gemittelt über beide
Sorten, wurde der DON-Gehalt bei ein- und zweimaliger
Behandlung mit TA um 54 % respektive 70 %, mit GC um
01234567
t/ha Runal
01234567
t/ha Levis
0
2
4
6
8
Kontr.
TA(1)
TA(2)
GC(1)
GC(2)
FA(1)
FA(2)
PrP(1)
ppm DON Runal
0
2
4
6
8
10
Kontr.
TA(1)
TA(2)
GC(1)
GC(2)
FA(1)
FA(2)
PrP(1)
ppm DON Leviskeine signifikanten Unterschiede, p=0,118 a ab ab ab ab ab ab b
a b bc b bc bc bc ca bc bc a b bc ab c
10
Abb. 6 | Feldversuch mit den Winterweizensorten «Runal» und «Levis» und halbnatürlichen Fusarium-Infekti-onen durch Maisstoppeln: Einfluss von Suspensionen mit Tanninsäure (TA), Galla chinensis (GC), Frangula al-nus (FA) und Pronto Plus® (PrP) auf den Weizenertrag und den Deoxynivalenol(DON)-Gehalt der Weizenkörner. Mittelwerte mit Standardfehlern von 4 Wiederholungen. Abkürzungen: (1) Applikation am 7.6.2010, (2) am 7.6.2010 sowie am 8.6.2010; Buchstaben unter Säulen wie in Abb. 2.
Abb. 5 | Feldversuche mit den Winterweizensorten «Runal» und «Levis» mit künstlichen Fusarium-gramine-arum- und F.-crookwellense-Infektionen in den Jahren 2006 und 2008–2010: Einfluss von Suspensionen mit Tanninsäure (TA), Galla chinensis (GC), Frangula alnus (FA) und Pronto Plus® (PrP) auf den Fusarium-Befall der Ähren, den Weizenertrag, den Deoxynivalenol(DON)- und den Nivalenol(NIV)-Gehalt der Weizenkörner. Mittelwerte mit Standardfehlern von 4 Versuchen mit 2 Sorten und 4 Wiederholungen. Abkürzungen und Statistik wie in Abb. 2.
0,0 2,5 5,0 7,5
10,0 12,5 15,0 17,5 20,0
Kontro
lle
TA v.
Inf.
TA v.
&n.I.
GC v.&n.I
.
FA v.
&n.I.
PrP b.
Inf.
% Befallsstärke (Ähre)
0,0
1,0
2,0
3,0
4,0
5,0
6,0
7,0
Kontro
lle
TA v.
Inf.
TA v.
&n.I.
GC v.&n.I
.
FA v.
&n.I.
PrP b.
Inf.
t/ha Ertrag
0,0
5,0
10,0
15,0
20,0
25,0 ppm DON
0,0
0,5
1,0
1,5
2,0
2,5 ppm NIV
a b bc b bc c a b b b b c
a b c bc bc c a b cd bc cd d
Kontro
lle
TA v.
Inf.
TA v.
&n.I.
GC v.&n.I
.
FA v.
&n.I.
PrP v.
Inf.
Kontro
lle
TA v.
Inf.
TA v.
&n.I.
GC v.&n.I
.
FA v.
&n.I.
PrP v.
Inf.
472
Pflanzenbau | Mit Rhabarber, Faulbaum und Gerbstoffen gegen Fusarien und Mykotoxine in Weizen
Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 466–473, 2014
den DON-Gehalt des Weizens um 87 %, was auf den
optimalen Behandlungszeitpunkt basierend auf Fusa-
Prog zurückzuführen sein dürfte.
Wie in den Feldversuchen mit künstlicher Infektion
war auch hier die Wirkung von FA sehr gut. Unsere
Annahme, dass FA bei «Runal» und «Levis» Resistenz
induziert, wurde damit erhärtet. Dass eine zweimalige
FA-Applikation keinen Vorteil brachte, wie dies bei den
fungitoxischen Pflanzenprodukten TA und GC der Fall ist,
ist ein weiteres Indiz für diese Hypothese. Die Faulbaum-
rinde schnitt auch bezüglich Ertrag gut ab und verbes-
serte diesen gegenüber der Kontrolle im Mittel um 10 %
(PrP: 22 %). Dass FA beim Ertrag nicht hinter TA (9 %)
zurückfiel, ist ein Hinweis, dass die Induktion der Resis-
tenz nicht zu Lasten des Ertrags geht. Eine offene Frage
störte jedoch zunächst das Bild: Wieso hatte FA keinen
Einfluss auf den Fusarium-Befall und den DON-Gehalt
bei den Versuchen mit «Apogee»? Eine Erklärung dazu
dürfte in der in «Apogee» fehlenden QTL-Region (quan-
titative trait locus = Region in einem Chromosom, das
einen Einfluss auf die Ausprägung eines quantitativen
phänotypischen Merkmals hat) des Chromosoms 3BS lie-
gen, die für die Fusarium-Resistenz wichtig ist. Dieses
Manko an Resistenz ist für «Apogee» bedeutungslos, da
die Sorte für die Weizenproduktion in Weltraumstatio-
nen bestimmt war (Bugbee und Koerner 1997).
S c h l u s s f o l g e r u n g e n
Unsere Untersuchungen zeigen, dass die Resistenzinduk-
tion mit Faulbaumrinde (FA) für den Bio-Weizenanbau
eine gute Möglichkeit zur Regulierung von Fusarien und
zur Reduktion des Mykotoxinrisikos darstellt. Auch für
die Integrierte Produktion könnte dies eine Alternative
zum Einsatz von Ährenfungiziden sein. Für beide Anbau-
systeme könnten auch die direkt pilztoxisch wirkende
Tanninsäure (TA) sowie die Chinesische Galle (GC), die
ähnlich gute Resultate wie FA ergaben, gut geeignet
sein. Für alle Produkte ist jedoch entscheidend, dass sie
gezielt in Bezug zum Wachstumsstadium des Weizens
und des Infektionsrisikos appliziert werden. Es ist anzu-
nehmen, dass mit einem Einsatz des Resistenzinduktors
FA zu Beginn der Blüte, gefolgt von einer Applikation
von TA oder GC kurz vor oder nach einer Infektionsperi-
ode noch höhere Wirkungen erzielt werden können als
üblicherweise mit Fungiziden. Damit FA optimal einge-
setzt werden kann, wäre es wichtig, die Reaktion der
wichtigsten Sorten auf FA zu prüfen und Abklärungen
über das Spektrum und die Dynamik der induzierten
Stoffe zu machen. Damit könnte auch abgeklärt werden,
ob mit der Anwendung von FA auch diätetisch wertvolle
Stoffe gebildet werden (Forrer et al. 2014). �n
473
Mit Rhabarber, Faulbaum und Gerbstoffen gegen Fusarien und Mykotoxine in Weizen | Pflanzenbau
Ria
ssu
nto
Sum
mar
y
Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 466–473, 2014
Rabarbaro, frangola e tnnine contro le infezioni
da Fusarium e le micotossine nel frumento
Negli ultimi anni la presenza nel frumento dei
funghi del genere Fusarium e delle loro tossine
è aumentata notevolmente. I Fusarium possono
essere contrastati in modo naturale con piante
medicinali, come dimostra questo studio:
sospensioni ricavate dalla Galla chinensis e
dall'acido tannico hanno inibito del 75–100 per
cento la germinazione delle spore e la crescita
del micelio del Fusarium graminearum in vitro.
In esperimenti condotti in camera climatica con
la varietà «Apogee» infettato artificialmente, i
trattamenti con acido tannico, G. chinensis e
Rheum palmatum (rabarbaro cinese) hanno
ridotto del 67–81 per cento il contenuto di
deossinivalenolo (DON) nei chicchi. La corteccia
della frangola (Frangula alnus) non ha dato
alcun effetto né in vitro né nella camera
climatica, mentre nelle prove sul campo con due
varietà di frumento il contenuto di DON è stato
ridotto del 60 per cento. L'effetto positivo sia
dell'acido tannico che della G. chinensis si
spiega con la tossicità del fungo, mentre quello
della F. alnus lo imputiamo all'induzione di
resistenza. Per la prima volta siamo riusciti a
dimostrare che le sostanze vegetali costitui-
scono una reale alternativa all'uso di fungicidi
nella lotta contro i Fusarium nel frumento.
Control of Fusarium fungi and mycotoxins in wheat
with rhubarb, alder buckthorn and tannins
During the past few years, the importance of
Fusarium fungi and their toxins in wheat has
increased significantly. This study demonstrated that
fusaria can be controlled organically with medicinal
plants: Suspensions of Galla chinensis and tannic acid
inhibited spore germination and mycelial growth of
Fusarium graminearum in vitro by 75 to 100 %. In
climate chamber experiments with artificially
infected «Apogee» wheat, treatments with tannic
acid, G. chinensis (Chinese galls) and Rheum palma-
tum (Chinese rhubarb) reduced the deoxynivalenol
(DON) content in grains by 67 to 81 %. Although the
bark of alder buckthorn (Frangula alnus) showed no
effect either in vitro or in the climate chamber, it
reduced the DON content of two winter-wheat
varieties by 60 % under field conditions. The good
efficacy of tannic acid and G. chinensis can be
explained by fungal toxicity, whereas that of F. alnus
can be explained by resistance induction. This is the
first time, that plant compounds proved to be a true
alternative to synthetic fungicides for controlling
Fusarium fungi in wheat.
Key words: botanical, Fusarium graminearum,
induced resistance, mycotoxin, wheat.
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474 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 474–481, 2014
P f l a n z e n b a u
Verbreitung bei. Oft fehlt die Zeit, um die Maschinen
und Geräte gründlich zu reinigen, manchmal auch noch
das Bewusstsein bei den Produzenten/Produzentinnen.
Ausserdem ist es schwierig bis unmöglich, Maschinen
wie Zuckerrübenvollernter mit akzeptablem Zeitauf-
wand zu reinigen (Arbeitsspitzen, Wetterabhängigkeit,
ökonomische Notwendigkeit zur Auslastung der Maschi-
nen). Weitere Ausbreitungsfaktoren für das Erdmandel-
gras sind beispielsweise Pflanzgut, Ernterückstände, Erd-
besatz, Wascherden oder Bodenmaterial aus betroffenen
Gebieten (Keller et al. 2013; Bohren und Wirth 2013).
Wenige – theoretisch bereits eine – Erdmandeln genü-
gen, um eine neue Fläche zu besiedeln. Innerhalb einer
Vegetationsperiode können aus einer «Muttererdman-
del» mehrere hundert bis tausende Erdmandeln hervor-
gehen (Bohren und Wirth 2013). Bei den nächsten
E i n l e i t u n g
Das Erdmandelgras (Cyperus esculentus L.) gehört zu
den schlimmsten und gefürchtetsten Unkräutern welt-
weit (Bryson und Carter 2008). In der Schweiz trat das
Erdmandelgras vor etwa 30 Jahren das erste Mal auf. In
der Zwischenzeit hat es sich stark ausgebreitet und ist
zum Problem für Gemüsebetriebe, aber auch für Acker-
baubetriebe geworden (Keller et al. 2013). Das Erdman-
delgras vermehrt sich vegetativ über Knöllchen im
Boden, die sogenannten Erdmandeln (Stoller und Sweet
1987). Diese werden mit Bodenbearbeitungsgeräten,
Maschinen und insbesondere mit Erntemaschinen leicht
in weitere Flächen, Betriebe und Regionen verschleppt.
Der Trend, dass immer mehr Arbeitsschritte von Lohnun-
ternehmern durchgeführt werden, trägt zur weiteren
Erdmandelgras: Mais als mögliche Sanierungskultur Martina Keller, René Total, Jürgen Krauss und Reto Neuweiler
Agroscope, Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB, 8820 Wädenswil, Schweiz
Auskünfte: Martina Keller, E-Mail: [email protected]
Abb. 1 | Die Erdmandelgrasblüten sind charakteristisch und einfach zu erkennen. Im Feld ist es jedoch von grösster Bedeutung das Erdmandelgras in frühen Entwicklungsstadien zu erkennen.
Erdmandelgras: Mais als mögliche Sanierungskultur | Pflanzenbau
475
Zusa
mm
enfa
ssu
ng
Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 474–481, 2014
Das Erdmandelgras (Cyperus esculentus L.)
ist weltweit eines der gefürchtetsten
Unkräuter und wird in der Schweiz zuneh-
mend zu einer Bedrohung für Gemüse- und
Ackerbaubetriebe. Die Vermehrung und
Verschleppung erfolgt über vegetativ
gebildete Knöllchen. Neben der Verhinde-
rung einer weiteren Verbreitung ist es
wichtig, auf flächig befallenen Parzellen
den Befallsdruck zu reduzieren. Eine
vielversprechende Strategie dafür ist ein
mehrjähriger Maisanbau mit intensiver
Unkrautbekämpfung.
Feldversuche in Mais wurden über drei Jahre
(2011–2013) durchgeführt, um die Wirkung
von verschiedenen Herbiziden, Splitanwen-
dung und mechanischer Bekämpfung auf das
Erdmandelgras zu bestimmen.
Die Ergebnisse zeigten, dass eine Anwen-
dung im Split einer einmaligen Applikation
vorzuziehen ist. S-Metolachlor, Bentazon,
Rimsulfuron kombiniert mit Mesotrione
zeigten eine gute Wirkung gegen das
Erdmandelgras. S-Metolachlor kombiniert mit
Hackdurchgängen reduzierte den Besatz.
Eine Spätapplikation im Unterblattverfahren
führte zu einer weiteren Reduktion des
Befallsdrucks.
Ein Maisanbau mit dem Ziel, den Erdmandel-
grasdruck zu reduzieren, erfordert eine sehr
intensive Unkrautbekämpfung, die über das
gewohnte Mass hinausgeht.
Bodenbearbeitungsmassnahmen wird das Erdmandel-
gras innerhalb der Fläche verbreitet und unter Umstän-
den auch in weitere Parzellen verschleppt. Gegen das
Erdmandelgras sind in der Schweiz nur in bestimmten
Kulturen einzelne, (teil-)wirksame Herbizide zugelassen.
Werden andere Unkräuter erfolgreich mit Herbiziden
bekämpft, steht das Erdmandelgras nur noch in Konkur-
renz mit der Kulturpflanze (Bryson und Carter 2008).
Dies führt in konkurrenzschwachen Kulturen zu erhebli-
chen Ertragseinbussen. Zusätzlich kann sich das Erdman-
delgras dann in diesen Kulturen stark vermehren (Keeley
1987). Die Situation ist besonders prekär in Gemüsekul-
turen, in denen ein hoher Erdmandelgrasbesatz zu Total-
ausfällen führen kann (persönliche Mitteilung L. Collet,
Grangeneuve) und damit dazu, dass bestimmte Kulturen
nicht mehr angebaut werden können. Aber auch in Kar-
toffeln und Zuckerrüben können dichte Erdmandelgras-
bestände zu Ertragsverlusten von 40 % respektive 60 %
führen (eigene Erhebung 2013). In diesen Kulturen ist
zudem die Gefahr der Verschleppung – auch überregio-
nal – sehr hoch.Aufgrund der geschilderten Umstände ist es beson-
ders wichtig, eine weitere Verbreitung zu verhindern und
Erstbefall (Einzelpflanzen, lokalisierte Befallsstellen) in
Flächen konsequent zu tilgen (vgl. Keller et al. 2013). Für
Flächen mit bereits relativ homogenem, mittlerem bis
starkem Befall werden jedoch wirksame Bekämpfungs-
strategien benötigt, um den Erdmandelgrasdruck zu
reduzieren beziehungsweise zumindest zu stabilisieren.
Langfristiges Ziel sollte eine Flächensanierung sein, die zu
einer Befallsfreiheit führt. Als Bekämpfungsansatz ist ein
mehrjähriger Maisanbau vielversprechend, da Herbizide
mit einer gewissen Wirksamkeit gegen das Erdmandel-
gras in Mais in der Schweiz zugelassen sind und auch eine
mechanische Bekämpfung möglich ist. Ausserdem benö-
tigt Mais ähnliche Keimbedingungen wie das Erdmandel-
gras. Somit kann die Herbizidapplikation durch Wahl des
Saattermins auf das Stadium des Erdmandelgrases abge-
stimmt werden. Nach Bestandesschluss beschattet der
Mais den Boden gut und über eine lange Zeit, so dass die
Keimung von weiteren Erdmandelgraspflanzen reduziert
ist (Keeley 1987, Keller et al. 2013, Anonymous 2014a).
Ziele dieser Arbeit waren daher erstens die Wirkung
von verschiedenen Herbiziden einfach und im Split-Ver-
fahren appliziert; zweitens die Wirkung von mechani-
schen Massnahmen, unter anderem kombiniert mit che-
mischer Bekämpfung und drittens die Wirkung von
intensiven Bekämpfungsstrategien gegen das Erdmandel-
gras in der Kultur Mais über mehrere Jahre zu untersu-
chen. Es sollen mehrere, wirksame Bekämpfungsmöglich-
keiten bestimmt werden, die unmittelbar und mittelfristig
in der Praxis eingesetzt werden können.
Pflanzenbau | Erdmandelgras: Mais als mögliche Sanierungskultur
476 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 474–481, 2014
M a t e r i a l u n d M e t h o d e n
Drei Feldversuche (A, B und C) wurden im St.Galler
Rheintal in Mais am gleichen Standort über drei Jahre
(2011 – 2013) durchgeführt. Beim Boden handelte es sich
um einen lehmigen Ton mit hohem organischem Gehalt.
Die Jahresdurchschnittstemperaturen lagen 2011, 2012
und 2013 bei 11,7 °C, 10,2 °C und 9,5 °C. Die Jahresnie-
derschläge betrugen 2011, 2012 und 2013 1302 mm,
1322mm und 1247 mm (www.agrometeo, nahegele-
genste Wetterstation beim Versuch). Die Versuche waren
als randomisierte, vollständige Blockanlagen A mit vier,
B mit zwei und C mit drei Wiederholungen angelegt. Im
Versuch A und C betrug die Parzellengrösse 6 m × 10 m,
im Versuch B 6 m × 20 m. Im Versuch A wurde die Wir-
kung von einzelnen Herbiziden und Herbizidkombinati-
onen einfach und im Splitverfahren (2 × mal) appliziert
untersucht (Tabelle 1, Tabelle 2). Für den Vergleich «Ein-
fachapplikation» versus Splitapplikation wurden die Par-
zellen in Unterparzellen geteilt (3a, 3b, 4a, 4b). Im Ver-
such B wurden Hackvarianten mit und ohne chemischer
Bekämpfung geprüft. Im Versuch C wurden intensive
Bekämpfungsansätze mit Herbizidkombinationen und
bis zu drei Herbizidapplikationen getestet. Im Jahr 2011
waren die Varianten 11 und 12 identisch, da eine wei-
tere Applikation von Bentazon aufgrund ungünstiger
Witterungsbedingungen in der Variante 12 nicht durch-
geführt werden konnte. Die Versuchsvarianten wurden
nach dem ersten Versuchsjahr aufgrund der gewonne-
nen Erkenntnisse angepasst. Im dritten Versuchsjahr
wurden die Versuchsvarianten beibehalten bis auf die
Versuchsvarianten 12 und 14. In diesen wurden Rimsul-
furon und Mesotrione in Mischung zum ersten Applika-
tionszeitpunkt im Nachauflauf (NA) ausgebracht.
Sämtliche bis zum BBCH 13 – 16 durchgeführten Her-
bizidapplikationen erfolgten mit einer Parzellenspritze
(Schachtner). Die Witterung war in den drei Jahren sehr
unterschiedlich, so dass die zwei Nachauflaufapplikatio-
nen nicht zu den genau gleichen Entwicklungsstadien
des Maises durchgeführt werden konnten. Es wurde dar-
auf geachtet, dass die Mehrheit der Erdmandelgras-
pflanzen bei den Applikationen weniger als fünf Blätter
aufwiesen. Die Spätapplikation im Unterblattverfahren
in Mais erfolgte mit einer Rückenspritze (Foxmotori.IT)
im BBCH-Stadium 63 (2011, 2012); und im BBCH-Stadium
39 (2013). Die Wasseraufwandmenge betrug bei allen
Behandlungen 400 l/ha. Um die Benetzung zu erhöhen
wurde 0,5 l/ha Exell (2011) beziehungsweise 0,5 l/ha
Break-Thru (2012 und 2013) im NA verwendet. Gehackt
wurde zweimal im BBCH 12 – 13 und nochmals im BBCH
15– 16 mit einem Geräteträger (FOBRO-Mobil, Bärtschi-
FOBRO AG).
Die Wirksamkeit der Verfahren wurde folgendermas-
sen beurteilt: Vor Versuchsbeginn im Frühjahr 2011 und
jeweils im Herbst wurden Bodenproben entnommen
(vier Einstiche pro Parzelle, Tiefe 0,2 m, Gesamtvolumen
10 l, entspricht etwa 0,05 m²). Die Proben wurden kühl
gelagert (ca. 2 °C) und dann im Gewächshaus in Schalen
angetrieben. Die Anzahl oberirdischer Triebe wurde
nach vier Wochen gezählt (EGW).
Die Auswertung erfolgte in R (Freie Programmier-
sprache für Statistik, Version 3.1.1). Für die Auswertung
der einzelnen Jahre wurde EGW des Vorjahrs als Kovari-
ate ins Modell aufgenommen. Dadurch konnte die
unterschiedliche Vorgeschichte der Parzellen berücksich-
Beschreibung Varianten
Herbizide / mechanisch
Wirkstoff, Aufwandmenge g/ha
Bekämpfungs-zeitpunkt
(BBCH)
Versuch A
1Unbehandelte
Kontrolle–
2_2011 Dual Gold S-Metolachlor, 1920 VAb
3a Callisto Mesotrione, 150 13
3b Callisto Mesotrione, 2 x 75 13,16
4a_2011 Dasul Nicosulfuron, 60 13
4b_2011 Dasul Nicosulfuron, 2 x 30 13, 16
5 Permit Halosulfuron-methyla, 2 x 15 13, 16
Versuch B
a Hacken 13, 16
bDual Gold S-Metolachlor, 1920 IBSc
Hacken 13, 16
c_2011
Dual Gold S-Metolachlor, 1920 VA
Hacken 13, 16
Versuch C
10_2011
Permit Halosulfuron-methyla, 2 x 15 13, 16
Titus Rimsulfuron, 2 x 5 13, 16
Basagran Bentazon, 960 63
Callisto Mesotrione, 75 63
11_2011
Basagran Bentazon, 2 x 960 16, 63
Callisto Mesotrione, 75 63
12_2011
Basagran Bentazon, 2 x 960 16, 63
Callisto Mesotrione, 75 63
13_2011
Titus Rimsulfuron, 2 x 5 13, 16
Callisto Mesotrione, 3 x 75 13, 16, 63
Basagran Bentazon, 960 63
14_2011
Callisto Mesotrione, 150, 75 16, 63
Basagran Bentazon, 960 63ain der Schweiz nicht zugelassen bVorauflauf cVorsaateinarbeitung
Tab. 1 | Versuchsvarianten 2011, Herbizide, Aufwandmenge und Applikationszeitpunkt
Erdmandelgras: Mais als mögliche Sanierungskultur | Pflanzenbau
477Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 474–481, 2014
tigt werden. Die Versuche wurden einzeln ausgewertet.
Der Blockeffekt wurde als fix modelliert. Es erfolgte
jeweils eine Modellreduktion anhand des Akaike infor-
mation criterion (AIC) unter der Verwendung der «step»
Funktion. Die adjustierten Mittelwerte (lsmeans) wur-
den mit dem Package «lsmeans» von R.V. Lenth (2014)
berechnet. Die Entwicklung des Erdmandelgrasbesatzes
über die Jahre wurde deskriptiv für einzelne Varianten
dargestellt.
R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n
Die Verunkrautung in einem Feld ist räumlich meist
heterogen (Beispielsweise: Nordmeyer und Zuk 2002;
Gerhards und Oebel 2006), insbesondere bei perennie-
renden Arten. Auch die Verseuchung mit Erdmandelgras
in der Versuchsfläche war sehr variabel und daher war
die Streuung der Daten relativ hoch. Zu Beginn des Ver-
suchs wurden etwa neun Erdmandelgrastriebe pro
Schale gezählt. Dies entspricht etwa 180 Trieben pro m²
mit einer Streuung von ±144 Trieben pro m² (SD). Daher
konnten nur für wenige Varianten signifikante Unter-
schiede festgestellt werden. Dennoch lassen sich Trends
ableiten.
Im Versuch A war EGW in den Varianten mit Spli-
tapplikation in fünf von sechs Fällen wesentlich tiefer im
Vergleich zu der entsprechenden Variante mit nur einer
Applikation (Abb. 2; Abb. 3 und Abb. 4; 3b versus 3a, 4b
versus 4a). 2013 keimten im Gewächshaus aus Bodenpro-
ben von unbehandelten Kontrollparzellen (Variante 1)
Beschreibung Varianten
Herbizide / mechanisch
Wirkstoff, g/haBekämpfungs -
zeitpunkt (BBCH)
Versuch A
1Unbehandelte
Kontrolle–
2Adengo
Isoxaflutole, 2 x 37,1 12-13, 15-16
Thiencarbazone, 2 x 14,85
12-13, 15-16
Cyprosulfamideb, 2 x 24,8
12-13, 15-16
Callisto Mesotrione, 2x75 12-13, 15-16
3a Callisto Mesotrione, 150 12-13
3b Callisto Mesotrione, 2 x 75 12-13, 15-16
4a Adengo
Isoxaflutole, 74,2 12-13
Thiencarbazone, 29,7 12-13
Cyprosulfamideb, 49,6 12-13
4b Adengo
Isoxaflutole, 2 x 37,1, 12-13, 15-16
Thiencarbazone, 2 x 14,85
12-13, 15-16
Cyprosulfamideb, 2 x 24,8
12-13, 15-16
5 PermitHalosulfuron-methyla,
2x1512-13, 15-16
Versuch B
a Hacken 12-13, 15-16
bDual Gold S-Metolachlor, 1920 VSEc
Hacken 12-13, 15-16
c
Dual Gold S-Metolachlor , 1920 VSE
Hacken 12-13, 15-16
Basagran SG Bentazon, 960 63
Versuch C
10Permit
Halosulfuron-methyl, 2 x 15
12-13, 15-16
Titus Rimsulfuron, 2 x 5 12-13, 15-16
11Titus Rimsulfuron, 2 x 5 12-13, 15-16
Callisto Mesotrione, 2 x 75 12-13, 15-16
12dTitus Rimsulfuron, 10 12-13
Callisto Mesotrione, 150 15-16
13
Titus Rimsulfuron, 2 x 5 12-13, 15-16
Callisto Mesotrione, 2 x 75 12-13, 15-16
Basagran SG Bentazon, 960 63
14d
Titus Rimsulfuron, 10 12-13
Callisto Mesotrione, 150 15-16
Basagran SG Bentazon, 960 63ain der Schweiz nicht zugelassenbSafenercVorsaateinarbeitungd2013 wurde Titus und Callisto in diesen beiden Versuchsgliedern bei der ersten Applikati-
on als Mischung appliziert
Tab. 2 | Versuchsvarianten 2012 und 2013, Herbizide, Aufwand-menge und Applikationszeitpunkt
1 2 3a 3b 4a 4b 5 a b c 10 11 12 13 14Varianten
Anza
hl E
rdm
ande
lgra
strie
be
010
2030
4050
ab
a
abab
ab
b
a
Versuch A(sig)
Versuch C(ns)
Versuch B(ns)
Abb. 2 | Anzahl Erdmandelgrastriebe in den Bodenproben vom Herbst 2011 (adjustierte Mittelwerte, lsmeans). Anzahl pro 10l Boden nach 4 Wochen Antrieb im Gewächshaus. Die Angaben zu den Versuchsvarianten finden sich in Tabelle 1. Sig: signifikant (p-Wert<0,05); ns: nicht signifikant.
Pflanzenbau | Erdmandelgras: Mais als mögliche Sanierungskultur
478 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 474–481, 2014
im Vergleich zu Herbizidvarianten wie 4a vergleichs-
weise wenige Erdmandeln (EGW). Dies war auf die
starke Konkurrenzwirkung von anderen Unkräuter, ins-
besondere von Hühnerhirse (Echinochloa crus-galli) und
Pfirsichblättrigem Knöterich (Polygonum persicaria)
zurückzuführen. Dieser sehr starke Unkrautdruck, ent-
standen während der vorangegangenen Jahre ohne
Unkrautbekämpfung, hatte eine stark unterdrückende
Wirkung auf das Erdmandelgras. Bryson und Carter
(2008) berichteten bereits, dass sich das Erdmandelgras
beispielsweise im Südosten der USA erst nach der Ein-
führung von Herbiziden und damit mit dem Verschwin-
den von anderen Unkräutern aus den Feldern etablieren
konnte. In unserem Versuch war der Ertragsverlust in der
unbehandelten Kontrolle bis 2013 auf 100 % angestie-
gen. Im Versuch A erwies sich Halosulfuron-methyl (Vari-
ante 5) über die drei Jahre als wirksamster Wirkstoff ( im
Vergleich zur Kontrolle) (Abbildung 2, Abbildung 3 und
Abbildung 4). Der relativ hohe EGW-Wert im Jahr 2013
ergibt sich aus der Berücksichtigung der Vorgeschichte
der Parzelle über EGW des Vorjahres als Kovariate.
Zusätzlich war die Wirkung von Halosulfuron-methyl
gegen Hirsen nicht ausreichend. Bis 2013 hatten sich
diese so massiv vermehrt, dass sie stark in Konkurrenz
traten mit dem Erdmandelgras und der Kultur. Im
Gegensatz dazu war die Variante 10 (Halosulfuron-
methyl kombiniert mit Rimsulfuron) im Versuch C auch 2013 unkrautfrei und zeigte nur einen sehr geringen
Besatz an Erdmandelgras. Halosulfuron-methyl ist jedoch
in der Schweiz nicht zugelassen (www.blw.admin.ch;
Stand August 2014). Im Europäischen Raum ist Halosul-
furon-methyl in Italien, Griechenland und Spanien in
Reis zugelassen (Anonymous 2014b-e).
Im Versuch B war EGW in zwei der drei Versuchsjahre
bei den kombinierten Varianten mit mechanischen und
chemischen Massnahmen deutlich kleiner im Vergleich
zur rein mechanischen Bekämpfung mit Hacken (Abbil-
dung 2, Abbildung 3 und Abbildung 4; Varianten b und c
versus a). In der Hackvariante ohne zusätzlichen Herbi-
zideinsatz konnte das Erdmandelgras insbesondere in der
Reihe nicht ausreichend bekämpft werden. Das Bodenh-
erbizid S-Metolachlor zeigte eine gute Wirkung. Dieser
Wirkstoff benötigt jedoch eine gewisse Bodenfeuchte,
um seine volle Wirkung zu entfalten. Durch die Applika-
tion im Vorauflauf (VA) oder Vorsaateinarbeitung (VSE)
(in der Form nicht bewilligt in der Schweiz, Stand August
2014) kann das Erdmandelgras jedoch bei ungenügender
Wirkung aufgrund ausbleibender Niederschläge auch
1 2 3a 3b 4a 4b 5 a b c 10 11 12 13 14Varianten
Anza
hl E
rdm
ande
lgra
strie
be0
2040
6080
Versuch A(sig)
Versuch B(ns)
Versuch C(sig)
ab
ab ab
ab
b
b
a
A
AB
B
A A
Abb. 3 | Anzahl Erdmandelgrastriebe in den Bodenproben vom Herbst 2012 (adjustierte Mittelwerte, lsmeans). Anzahl pro 10l Bo-den nach 4 Wochen Antrieb im Gewächshaus. Die Angaben zu den Versuchsvarianten finden sich in Tabelle 2. Sig: signifikant (p-Wert<0,05); ns: nicht signifikant.
1 2 3a 3b 4a 4b 5 a b c 10 11 12 13 14Varianten
Anza
hl E
rdm
ande
lgra
strie
be
020
4060
80
Versuch A(sig)
Versuch B(ns)
Versuch C(ns)
a
ab
abab
b
ab
ab
Abb. 4 | Anzahl Erdmandelgrastriebe in den Bodenproben vom Herbst 2013 (adjustierte Mittelwerte, lsmeans). Anzahl pro 10l Bo-den nach 4 Wochen Antrieb im Gewächshaus. Die Angaben zu den Versuchsvarianten finden sich in Tabelle 2. Sig: signifikant (p-Wert<0,05); ns: nicht signifikant.
Erdmandelgras: Mais als mögliche Sanierungskultur | Pflanzenbau
479Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 474–481, 2014
im Mais führte unabhängig von den davor durch-
geführten Massnahmen zu einer zusätzlichen Reduktion
der Erdmandelgrastriebe in fünf von sechs Fällen
(2012 – 2013: c versus b, 14 versus 12, 13 versus 11). Durch
die Spätapplikation wurden auch noch spät keimende
Erdmandeln erfasst und konnten so an der Knöllchenbil-
dung gehindert werden.
Die Betrachtung der Ergebnisse über die Jahre macht
deutlich, dass eine Splitapplikation einer Einfach-Appli-
kation vorzuziehen ist (Abbildung 5). Jedoch führte
auch die Applikation von Mesotrione im Split über die
drei Jahre zu einer Befallszunahme. Halosulfuron-methyl
und Rimsulfuron appliziert im Split, sowie eine sehr
intensive Bekämpfung mit drei Applikationen (Mesotri-
one und Rimsulfuron appliziert im Splitverfahren kombi-
niert mit einer späten Unterblattapplikation von Benta-
zon) führte zu einer Stabilisierung bis zu einer Abnahme
des Erdmandelgrasdruckes.
meso 1x meso 2x mech/chem rim/halo 2x rim/mes/ben
Varianten
Anza
hl g
ekei
mte
r Erd
man
deln
020
4060
80
vor Versuch201120122013
Abb. 5 | Entwicklung von ausgewählten Varianten über die drei Versuchsjahre. Meso 1x: Mesotrione appliziert einmal im frühen NA; meso 2x: Mesotrione appliziert im Split zweimal im NA; mech/chem: S-Metolachlor, Hacken, Bentazon (2012, 2013 spät Unterblatt); rim/halo 2x: Rimsulfuron und Halosulfuron-methyl im Split, 2011 zusätzlich Bentazon und Mesotri-one spät Unterblatt; rim/mes/ben: Bentazon appliziert im NA, Bentazon und Mesotrione spät Unterblatt (2011), Rimsulfu-ron und Mesotrione appliziert im Split zweimal im NA und Bentazon spät Unterblatt (2012–2013).
noch im späteren NA bekämpft werden. Die EPPO (Euro-
pean and Mediterranean Plant Protection Organization)
schlägt beispielsweise auch Mais als Monokultur und in
dieser die konsequente Anwendung von S-Metolachlor
zur Flächensanierung vor (Anonymous 2014a). Diese Emp-
fehlung konnte durch den Versuch B bestätigt werden.
Im Versuch C zeigte Rimsulfuron und Mesotrione appli-
ziert im Split-Verfahren (Abbildung 3 und Abbildung 4;
Variante 11, 2012 und 2013) eine gute Wirkung bezie-
hungsweise es wurden nur wenige Triebe in den Schalen
gezählt. Rimsulfuron und Mesotrione in Spritzfolge
(Abbildung 3, Variante 12; 2012 ) bzw. als Mischung im
frühen VA (Variante 12; 2013) zeigten eine geringere
Wirkung, d.h. einen höheren EGW.
Die bereits dokumentierte sehr hohe Wirkung des
Wirkstoffs Bentazon (Anonymous 2006) gegen das Erd-
mandelgras wurde im Versuch bestätigt (2011: Variante,
11, 12). Eine späte Unterblatt-Applikation von Bentazon
480
Pflanzenbau | Erdmandelgras: Mais als mögliche Sanierungskultur
Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 474–481, 2014
S c h l u s s f o l g e r u n g e n
Ein mehrjähriger Maisanbau stabilisiert den Erdmandel-
grasbesatz und vermag diesen höchstwahrscheinlich
auch zu reduzieren. Voraussetzung ist jedoch eine sehr
intensive Unkrautbekämpfung, die über das gewohnte
Mass hinausgeht. Dies beinhaltet mehrere Herbizidappli-
kationen sowie Hackdurchgänge, Split-Behandlungen
sowie Herbizidmischungen und -kombinationen. Eine
Spätapplikation im Unterblattverfahren in Mais ist viel-
versprechend und wäre oft auch notwendig, damit spät
keimendes Erdmandelgras an der Knöllchenbildung
gehindert wird. In der Praxis kann dies mit Droplegtech-
nologie (Düsen nach unten gerichtet) und einer selbst-
fahrenden Feldspritze mit ausreichender Bodenfreiheit
realisiert werden (Abbildung 6 und Abbildung 7)
(Rüegg und Total 2013). Dadurch wird der Mais nur
wenig getroffen (bis Düsenhöhe) und somit kann das
Risiko von Phytotoxizität stark reduziert werden. Die
Erdmandelgrasbekämpfung im Mais ist teuer und für
extensiv wirtschaftende Ackerbetriebe unter Umstän-
den kurzfristig betrachtet kaum lohnenswert. Intensiv
wirtschaftende Gemüsebetriebe sowie auch Kartoffel-
und Zuckerrübenanbauende mit Befallsflächen werden
höchstwahrscheinlich gezwungen sein, diese vermehrt
mit Mais zu bebauen und gleichzeitig die Unkrautbe-
kämpfung zu intensivieren, obschon die Wertschöp-
fung bei dieser Sanierungskultur deutlich geringer ist
und Absatzkanäle fehlen.
Zurzeit fehlen die Anreize, die Möglichkeiten und
die Rahmenbedingungen um das Erdmandelgras wir-
kungsvoll auf allen betroffenen Flächen schweizweit zu
bekämpfen. Die konsequente, intensive Bekämpfung
dieses Unkraut ist jedoch ausgesprochen wichtig, um
unsere Böden langfristig als Produktionsfaktor zu
erhalten. n
Abb. 6 | Spät gekeimte Erdmandeln müssen bekämpft werden, um eine Knöllchenneubildung und somit eine Vermehrung zu verhin-dern.
Abb. 7 | Mit Droplegs und einer selbstfahrenden Spritze könnte auch noch zu einem späten Zeitpunkt im Mais das Erdmandelgras bekämpft werden.
481
Erdmandelgras: Mais als mögliche Sanierungskultur | Pflanzenbau
Ria
ssu
nto
Sum
mar
y
Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 474–481, 2014
Reduction of yellow nutsedge infestation levels
in highly infested fields: Continuous maize
cropping as potential control strategy
Yellow nutsedge (Cyperus esculentus L.) is
among the most dreaded weeds worldwide. In
Switzerland, it has increasingly become a
problem for vegetable growers and arable
farmers. This weed propagates and disperses via
vegetative tubers in the soil.
Producers are facing an important challenge:
They have not only to stop the weed’s further
dispersal but also reduce infestation levels in
fields already broadly infested with yellow
nutsedge. For the later a promising strategy is
continuous cropping of maize combined with
intensive weed control.
Field trials were carried out in maize during 3
years (2011–2013). Aims were to determine the
efficacy of different herbicides, split application,
and mechanical control against yellow nutsedge.
The results clearly showed that split application
was superior to single application. S-metolachlor,
bentazone, and rimsulfuron combined with
mesotrione showed high efficacy. S-metolachlor
combined with hoeing passes reduced infesta-
tion levels. A late under-leaf application addi-
tionally reduced yellow nutsedge.
Cropping maize with the aim to reduce yellow
nutsedge infestation levels requires a very
intense weed control that will exceed current
intensity levels considerably.
Key words: Bentazone, Halosulfuron-methyl,
mechanical weed control, S-Metolachlor, splitting.
Zigolo dolce: il mais come possibile coltura di
risanamento
Lo zigolo dolce (Cyperus esculentus L.) è una
delle malerbe più temute in tutto il mondo;
in Svizzera sta diventando sempre più una
minaccia per le aziende dedite all'orticoltura
e alla campicoltura. La riproduzione e la
diffusione avvengono tramite tubercoli
formatisi per via vegetativa. Oltre a impedire
un'ulteriore diffusione è importante ridurre
l'attacco sui lotti interamente infestati. Una
strategia molto promettente in questo senso
è una coltivazione pluriennale di mais con
metodi intensivi di gestione delle malerbe.
Nell'arco di tre anni (2011–2013) sono state
eseguite prove sul campo per il mais al fine
di determinare l'effetto di diversi erbicidi,
del trattamento frazionato e della lotta
meccanica allo zigolo dolce.
I risultati hanno mostrato che un tratta-
mento frazionato è preferibile a un'applica-
zione. S-Metolachlor, Bentazone e Rimsulfu-
ron, combinati con Mesotrione, hanno
mostrato una buona efficacia contro lo
zigolo dolce. L'S-Metolachlor combinato con
passaggi di sarchiatura ha ridotto la pre-
senza dell'infestazione. Un'applicazione
tardiva nell'ipofillo ha provocato un'ulteriore
riduzione dell'infestazione.
Una coltivazione di mais avente l'obiettivo
di ridurre l'infestazione dello zigolo dolce
richiede una gestione delle malerbe molto
più intensiva delle procedure solitamente
addottate.
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482
wurden von rund hundert Obstproduzenten detaillierte
Daten bezüglich Sorten, Erträgen, Pflanzenschutzmittel,
Dünger, Arbeitsstunden und Lohnkosten von Hand in
Hefte geschrieben und für die Berechnung von Richt-
preisen abgegeben. Diese Hefte befinden sich heute im
Archiv für Agrargeschichte in Bern. Seit 1997 werden
produktionstechnische Daten der Referenzbetriebe in
elektronischer Form in der Datenbank SOA erfasst.
Detaillierte Datenerfassung
Die Bewirtschaftung von Dauerkulturen braucht eine
langfristige Planung, hohe Investitionen (von 40 000 Fr./ha
bei Äpfel bis 150 000 Fr./ha bei Tafelkirschen, vgl. Arbokost
2014) und ist mit einem hohen Ertragsschwankungs-Risiko
aufgrund der Witterung verbunden. Deshalb ist eine lang-
fristige, detaillierte Datenbasis für die Entwicklung von
Planungshilfsmitteln notwendig. Die Referenzbetriebe
von SOA erfassen mit der elektronischen Schlagkartei Asa-
jAgrar für jede Parzelle täglich oder wöchentlich die Akti-
vitäten, die mit der Obstproduktion verbunden sind.
Sowohl der Detaillierungsgrad, als auch die Regelmässig-
keit und die Langfristigkeit der Datenerfassung sind aus-
sergewöhnlich. Für die Obstproduzenten ist die regelmäs-
sige Erfassung von produktionstechnischen Daten sehr
anspruchsvoll, vor allem in Arbeitsspitzenzeiten wie der
Ernte. Aufgrund des nicht zu unterschätzenden Arbeits-
aufwands besteht eine gewisse Fluktuation im Betriebs-
netz. Das aktuelle Betriebsnetz ist nicht repräsentativ für
die ganze Schweiz, sondern primär für den Kanton Thur-
gau (Bravin und Dietiker 2013), wo sich 30 % der Schwei-
zer Tafelapfelfläche befindet (BLW 2014a).
Finanzierung
Das Projekt wird durch das Bundesamt für Landwirt-
schaft (BLW) über die geleistete Arbeit von Agroscope
und Agridea finanziert wie auch durch den Schweizer
Obstverband (SOV) über einen Beitrag an die Kosten der
Erfassungssoftware Asa-jAgrar. Durch die finanzielle
Unterstützung des SOV erhalten die Referenzbetriebe
die Möglichkeit, die Schlagkarte ASA-jAgrar kostenlos
zu verwenden.
O b s t b a u i m Z e n t r u m
Support Obst Arbo (SOA) ist ein Projekt zur Förderung
der Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Obstbaus, das
von Agroscope und Agridea geleitet und vom Schweizer
Obstverband (SOV) finanziell unterstützt wird. Im Projekt
werden produktionstechnische und betriebswirtschaftli-
che Datenanalysen und Beratungsgrundlagen für die
Obstbaubranche und -praxis erarbeitet. Als Basis für
diese Hilfsmittel dienen Produktionsdaten (Arbeits-,
Maschinen-, Pflanzenschutzmittel-, Dünger- sowie Inves-
titionskosten und Erlöse) von rund 25 Referenzbetrieben.
Grundsatz seit 1947
Die Eidgenössische Forschungsanstalt Wädenswil (heute
Agroscope) hat bereits 1947 mit der Erfassung von
betriebs- und arbeitswirtschaftlichen Daten im Obstbau
begonnen, die als Beratungs- und Berechnungsgrund-
lage für die Preisbildung aufbereitet und der Branche
zur Verfügung gestellt werden (Meli 1991). Bis 1996
Support Obst Arbo: Ein Netzwerk für den Betriebsvergleich im ObstbauEsther Bravin1, Johannes Hanhart2, Dante Carint2 und Dominique Dietiker2
1Agroscope, Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB, 8820 Wädenswil2Agridea, 8315 Lindau
Auskünfte: Esther Bravin, E-Mail: [email protected]
Apfelanlage im Kanton Thurgau.
P f l a n z e n b a u
Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 482–489, 2014
Support Obst Arbo: Ein Netzwerk für den Betriebsvergleich im Obstbau | Pflanzenbau
483
Zusa
mm
enfa
ssu
ng
Das Projekt Support Obst Arbo (SOA) wird
von Agridea und Agroscope geleitet und
bringt Grundlagen für die Obstbaupraxis,
-beratung und für die Forschung. Die Daten
werden jährlich von 20 bis 25 Referenzbetrie-
ben zur Verfügung gestellt. Daraus entstehen
Evaluationen der Rentabilität auf Betriebs-
sowie auf Sortenebene. Die Auswertung der
Daten mit normierten Ansätzen für Lohn-
und Maschinenkosten zeigt, dass die Hälfte
der Produzenten einen durchschnittlichen
Gewinn von Null oder einen Verlust hat.
Dieses Resultat begrenzt den Handlungsspiel-
raum für zukünftige Investitionen. Die
Sortenverteilung im Rahmen der SOA
Betriebe hat sich von 2001 bis 2011 stark
entwickelt. Der Sortenspiegel zeigt, dass die
Sorten Gala, Braeburn und Golden Delicious
weiterhin sehr beliebt sind. Dennoch haben
alternative Sorten wie Milwa, Fuji, Nicoter
oder Scifresh in den letzten Jahren zugenom-
men. Die Rentabilität der Sorten ist sehr
unterschiedlich. Am besten sind Gala,
Braeburn und Fuji. Golden Delicious und
Milwa schneiden dagegen schlecht ab. Bei
Golden Delicious sind die Produzentenpreise
zu tief, bei Milwa ist der Preis gut aber die
Erträge sind eher schwach.
Überblick Netzwerk SOAInsgesamt haben von 1997 bis 2012 45 Obstbaubetriebe
aus der ganzen Schweiz am Netzwerk teilgenommen.
39 Betriebe produzieren nach Richtlinien der Integrierten
Produktion und sechs nach den Bio Suisse-Richtlinien.
Jährlich machen rund 18 bis 25 Betriebe mit. Aufgenom-
men werden die Daten von insgesamt 80 ha Äpfel-, 10 ha
Birnen-, 3,5 ha Kirschen- und 1,5 ha Zwetschgenanlagen.
2013 stammten die Betriebe des Netzwerks aus den Kanto-
nen Thurgau (9 Betriebe), St. Gallen (3 Betriebe), Aargau
(2 Betriebe), Waadt (2 Betriebe), Wallis (2 Betriebe), Solo-
thurn (1 Betrieb), Zug (1 Betrieb) und Zürich (1 Betrieb).
Evaluationen auf Betriebsebene
Mit den Daten aus SOA erhalten die Referenzbetriebe
für jede Parzelle und Sorte betriebswirtschaftliche Indi-
katoren. Sie können damit zum Beispiel die ökonomi-
sche Situation einer Apfelanlage beurteilen. Für diese
Bewertung werden reelle Zahlen aus der Praxis wie
Arbeits- und Maschinenstunden, Pflanzenschutzmittel-,
Dünger- sowie Infrastrukturkosten verwendet. Um die
Betriebe vergleichen zu können sind die Ansätze für
Lohn- und Maschinenkosten standardisiert. In Abspra-
che mit dem Schweizer Obstverband wurden die Löhne
wie folgt festgelegt: 20.30 Fr./Akh für externe Arbeits-
kräfte, 24 Fr./Akh für familieninterne Arbeitskräfte und
34.35 Fr./Akh für den Betriebsleiter. Die Maschinenkosten
werden nach Ansätzen des Maschinenkostenkatalogs von
Agroscope berechnet. Ausgewertet werden ausschliess-
lich Parzellen im Vollertrag (z.B. für Äpfel vom 4. bis zum
15. Standjahr) mit einer Parzellenfläche von mindestens
0,10 ha und einer Pflanzdichte von 1000 bis 4000 Bäume
pro Hektare.
In Abbildung 2 wurde der kalkulatorische Gewinn/
Verlust (in Fr./ha) der Jahre 2008 bis 2011 pro Sortenquar-
tier (eine Untereinheit der Parzelle) nach Betrieb (P01 bis
P13) aufgeführt. In dieser Auswertung wurden nur dieje-
nigen Betriebe gewählt, welche zwischen 2008 bis 2011
Daten ohne Unterbruch an SOA geliefert haben.
In Klammern stehen die Anzahl Sortenquartiere pro
Betrieb (z.B 41 bei Betrieb P01), blau schattiert ist die
gesamte Apfelfläche pro Betrieb (Jahr 2011). Die grosse
Streuung der Resultate innerhalb der Betriebe (zwischen
6617 und 13 046 Fr./ha) kann mit der grossen Abweichung
des Gewinns/Verlustes je nach Sortenquartier und Jahr
erklärt werden.
Aus der heterogenen Stichprobe ist es nicht möglich,
klare Zusammenhänge auf Betriebsebene zu ermitteln.
Die Grösse der Apfelfläche oder die Anzahl der Sorten-
Abb. 1 | Datenfluss in SOA.
Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 482–489, 2014
Obstproduzenten
Obstverband AGRIDEA
Agroscope
Pflanzenbau | Support Obst Arbo: Ein Netzwerk für den Betriebsvergleich im Obstbau
484
quartiere haben zum Beispiel auf den flächenmässigen
Gewinn bzw. Verlust wenig Einfluss. Das Endresultat wird
massgeblich von nicht bzw. schwierig messbaren Grössen
wie Erfahrung der Produzenten, Witterung und Alter-
nanz beeinflusst.
Es ist jedoch beunruhigend, dass die Hälfte der Pro-
duzenten im Mittel der betrachteten Jahre einen Gewinn
von Null oder einen Verlust hat. Selbstverständlich handelt
es sich hier bei dieser Auswertung um normierte Zahlen,
die in vielen Fällen nicht der Realität entsprechen (der
Betriebsleiter und familieninterne Arbeitskräfte beziehen
normalerweise keinen Lohn, sondern erhalten das, was in
der Kasse Ende Jahr zur Verfügung steht). Dennoch
begrenzt dieses Resultat den Handlungsspielraum für eine
weitere Kostensenkung. Die Produzenten werden grosse
Schwierigkeiten haben, eine weitere Preissenkung seitens
Gross- und Detailhandel oder infolge einer Marktöffnung
der Europäischen Union zu überstehen. Dazu kommt die
soziale Unsicherheit, welche Jahresschwankungen bis
40 000 Fr./ha beim Gewinn bzw. Verlust mit sich bringen.
Evaluationen für Sorten
Für den Betriebserfolg ist die Zusammensetzung der im
Ertrag stehenden Sorten entscheidend. Mit SOA können
Empfehlungen für die Praxis auf Ebene Sorte und Par-
zelle gegeben werden. Die Schlüsselfaktoren Preis, Ertrag
und Qualität (Mouron & Carint, 2001) werden mit der
Sortenwahl am stärksten beeinflusst. Haben die Produ-
zenten die passenden Sorten gewählt, können sie für 15
oder mehr Jahre mit Gewinn produzieren. Wenn sie aber
eine Sorte wählen, die am Markt nicht mehr gefragt, sehr
anfällig oder zu wenig produktiv ist, wird die Rodung
oder Umveredlung eine mögliche kostspielige Konse-
quenz sein. Für die Produzenten wäre es sicher von Vor-
teil, wenn Gross- und Detailhandel ihre Sortenstrategien
klar kommunizieren würden (z.B. Anbauvertrag). Dies ist
jedoch in der heutigen Marktsituation nicht der Fall.
Entwicklung der Hauptsorten Gala und Golden Delicious
Im Folgenden werden anhand der Hauptsorten mögli-
che SOA Auswertungen aufgezeigt. Mit 36 % beträgt
P01 (41)4,5 ha
P02 (68)4,5 ha
P03 (39)3,5 ha
P04 (38)3,5 ha
P05 (64)6 ha
P06 (59)4,5 ha
P07 (16)1 ha
P08 (66)5,5 ha
P09 (33)6 ha
P10 (89)6 ha
P11 (87)8 ha
P12 (48)7,5 ha
P13 (48)2 ha-50 000
-40 000
-30 000
-20 000
-10 000
0
10 000
20 000
30 000
40 000
50 000
Kalk
. Gew
inn/
Verlu
st (F
r./ha
)
Kalkulatorischer Gewinn/Verlust
A A A A A AB AB AB ABC BC CD CD D
Abb. 2 | Kalkulatorischer Gewinn/Verlust pro Produzent 2008 bis 2011.
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011
Fläc
he (h
a)
Gala
Golden Delicious
Alle Sorten
Abb. 3 | Entwicklung der Gesamtfläche von Gala und Golden Delicious im SOA Betriebsnetz von 2000 bis 2011.
Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 482–489, 2014
Support Obst Arbo: Ein Netzwerk für den Betriebsvergleich im Obstbau | Pflanzenbau
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Ertrag
Die Erträge von Gala und Golden Delicious der SOA
Betriebe entsprechen Erfahrungswerten aus der Praxis.
Generell ist Golden Delicious eine Sorte mit höheren
Erträgen als Gala (BLW 2014b). In den SOA Werten
unterscheiden sich die Durchschnittserträge von Gala
(2010/11) und Golden Delicious (2010/11) jedoch nicht
signifikant. Interessant ist die Entwicklung von Gala zwi-
schen 2000/01 und 2010/11 mit einer Ertragssteigerung
von 3228 kg/ha. Die Erträge von Golden Delicious nah-
men hingegen ab, da sie 2010 aussergewöhnlich tief
waren (1/4 weniger).
Erlös
Um die Erlöse zu berechnen, werden die Erträge mit den
Preisen nach Klasse multipliziert. Die Produzenten erzie-
len mit Gala höhere Preise (in Fr/kg) als mit Golden Deli-
cious, dementsprechend ist der Erlös auch höher. In
2000/01 erhielten Produzenten 1,03 Fr./kg (Mischpreis
aus Klasse 1, Klasse 2 und Mostobst), zehn Jahre später
noch 0,90 Fr./kg (-13 %). Der Preis für ein Kilo Golden
Delicious blieb dagegen stabil bei 0,70 Fr./kg. Die Preis-
senkung bei Gala lässt sich mit der Ertragssteigerung
und der Flächenzunahme der letzten Jahre erklären. Bei
Golden Delicious ist die Situation anders. Der tiefe Ertrag
wurde nicht mit einem höheren Preis kompensiert. Des-
wegen waren die Erlöse von Golden Delicious in 2010/11
signifikant tiefer als 2000/01. Die Marktstellung von Gol-
den Delicious ist schwächer geworden als noch vor zehn
Jahren. Seit 2001 werden im Durchschnitt in der Schweiz
der Anteil der Sorten Gala und Golden Delicious 2013
mehr als ein Drittel der gesamten Schweizer Apfelfläche.
Auch im Rahmen des Netzwerks SOA sind beide Sorten
mit 34 % der Apfelfläche sehr wichtig. Bis 2006 war Gol-
den Delicious die Hauptsorte auf den SOA- Betrieben
und wurde 2007 von Gala abgelöst (Abb. 3).
Aufgrund der jährlichen Alternanz des Ertrags ist die
Analyse der Produktivität aussagekräftiger, wenn die
Stichprobe mindestens zwei Jahre beinhaltet. Für die
Analyse der Produktivität und Rentabilität von Gala und
Golden Delicious haben wir die Mittelwerte aus den
Sortenquartieren von Gala und Golden Delicious der
Jahre 2000 und 2001 mit denjenigen der Jahre 2010 und
2011 verglichen.
Boskoop 3% Braeburn 9%
Cox Orange 2%
Cripps Pink (Pink Lady®) 2%
Elstar 2%
Gala 21%
Golden Delicious 14% Gravensteiner
3%
Idared3%
Jonagold-Gruppe 6%
La Flamboyante (Mairac®) 2%
Maigold 3%
Milwa (Diwa®, Junami®) 3%
Scifresh (Jazz®) 3%
Topaz 2%
Übrige Sorten 23%
Sortenverteilung Schweiz
Abb. 4 | Sortenverteilung von Äpfeln nach Fläche in der Schweiz, 2013 (BLW, 2014a).
2000/01 2010/11
Gala (SQ=28)
Golden Delicious(SQ=63)
Gala(SQ=62)
Golden Delicious(SQ=55)
Ertrag (kg/ha) 32 756 42 462* 35 984 36 371
Preis (Fr./kg) 1,0 0,7 0,9 0,7
Erlös (Fr./ha) 33 758 29 549 32 276 25 670*
Produktionskosten (Fr./ha) 35 532 32 630 28 641 29 800
Gewinn/Verlust (Fr./ha) -1774 -3081 3635 -4130*
*Signifikante Unterschiede (T-Test, 2-Seitig, P<0.05) zwischen den
Tab. 1 | Vergleich der Mittelwerte des Ertrags, des Erlöses, der Produktionskosten und des Gewinns/Verlustes von Gala und Gol-den Delicious in den Jahren 2000/01 und 2010/11 (SQ=Anzahl Sor-tenquartiere) aller IP SOA-Produzenten
Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 482–489, 2014
Pflanzenbau | Support Obst Arbo: Ein Netzwerk für den Betriebsvergleich im Obstbau
486
jährlich 50 ha Golden Delicious gerodet und nicht mehr
remontiert. Gleichzeitig nahm Gala um 30 ha jährlich zu.
2009 wurde Golden Delicious von Gala als meist ange-
baute Sorte der Schweiz abgelöst.
Produktionskosten
Im Apfelanbau machen die Erntekosten mindestens
20 % der gesamten Produktionskosten (Arbokost 2014)
und 55 % des gesamten Arbeitsaufwands (Abb. 8) aus.
Gewinn/Verlust
Der Gewinn beziehungsweise Verlust zeigt, wie viel Geld
pro Hektare und Jahr bleibt, wenn mit dem Erlös die Pro-
duktionskosten beglichen werden. Für die Berechnung
des Gewinn/Verlustes wurden alle Erlöse (inkl. Direktzah-
lungen) sowie Produktionskosten (inkl. Arbeitskosten der
internen Arbeitskräften und Kapitalkosten) berechnet.
Mit den obengenannten Ansätzen für Lohn- und Maschi-
nenkosten können die Produzenten mit Golden Delicious
(2000/01 und 2010/11) und Gala (2000/01) ihre Kosten
nicht decken. Nur mit Gala (20010/11) schliessen die Obst-
produzenten mit einem Gewinn ab. Wie schon erwähnt,
beziehen Betriebsleiter und interne Arbeitskräfte in vie-
len Fällen einen tiefen Lohn. Obstproduzenten können
nur einen Gewinn erzielen, wenn sie tiefe Lohnansätze
für die internen Arbeitskräfte annehmen.
Fazit
In Anbetracht der negativen Resultate mit Golden Deli-
cious wird klar, warum die Anbaufläche seit Jahren
abnimmt (2001: 1144 ha, 2013: 576 ha). Dennoch wird
diese Sorte immer noch auf 15 % der Fläche angebaut
(Abb. 4). Tatsächlich hat Golden Delicious positive Eigen-
schaften wie hohe und regelmässige Erträge sowie eine
gute Ernteleistung (kg/Akh) (Abb. 6). Zusätzlich haben
viele Produzenten schon Erfahrung mit Golden Delicious
und die Einführung einer neuen Sorte ist immer mit
einem zusätzlichen Aufwand und Risiko bezüglich
Ertragseinbussen verbunden. Aus Gesprächen mit den
Produzenten geht hervor, dass Golden Delicious weiter-
hin abnehmen wird.
Neue Sorten versus etablierte Sorten
Gala, Golden Delicious und Braeburn sind die Hauptsor-
ten des Betriebsnetzes (insgesamt 43 %). Dies widerspie-
gelt die Anbausituation auf Schweizer Ebene (42 %, BLW
2014a). Weil die durchschnittlichen Produzentenpreise
von etablierten Sorten wie Golden Delicious sinken (Bra-
vin et. al 2008), versuchen Obstproduzenten mit neuen
Sorten höhere Erlöse zu erreichen. So gehören im SOA-
Netzwerk Nicoter, Fuji und Milwa mit je rund 3 ha zu
den am meisten gepflanzten Sorten nach den drei
Hauptsorten und Jonagold. In der Schweiz (Abb. 4)
machen die Sorten Scifresh, Milwa, La Flamboyante und
Cripps Pink 10 % der gesamten Apfelfläche aus (BLW
2014a). In Europa liegen die Marktanteile von Clubsor-
ten bei 5 % (Schwartau 2010)
Die Sortenverteilung im Rahmen der SOA Betriebe
(Abb. 5) hat sich von 2001 bis 2011 stark entwickelt. Bra-
eburn und Gala haben an Fläche zugelegt, während Gol-
den Delicious, Jonagold und Maigold haben Fläche
abgenommen.
Boskoop 7%
Braeburn 1%
Cox Orange 7%
Elstar 5%
Gala 13%
Golden Delicious 29% Gravensteiner
5%
Idared 4%
Jonagold 10%
Maigold 11%
Topaz 1%
ÜbrigeSorten 7%
Sortenverteilung SOA 2001
Boskoop 3%
Braeburn 16%
Cox Orange 3%
Elstar 2%
Gala 19%
Golden Delicious 11%
Gravensteiner 4%
Idared 0%
Jonagold 7%
Maigold 4%
Topaz 4%
Übrige Sorten 27%
Sortenverteilung SOA 2011
Abb. 5 | Sortenverteilung von Äpfeln nach Fläche, SOA-Betriebe, 2001 und 2011.
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Support Obst Arbo: Ein Netzwerk für den Betriebsvergleich im Obstbau | Pflanzenbau
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Golden Delicious und Braeburn haben die beste Ernte-
leistung (136 bzw. 137 kg/Akh). Das ist wenig erstaunlich,
da Golden Delicious grosse und Braeburn schwere
(dichte) Äpfel hat.
In Abbildung 7 sind Erlös sowie Gewinn beziehungs-
weise Verlust in Franken pro Hektare dargestellt. Mit
dem Gewinn/Verlust kann die Rentabilität der Sorte
bewertet werden und mit dem Erlös die Produktivität.
Die durchschnittlichen Produktionskosten liegen bei
27 200 Fr/ha bei einem durchschnittlichen Ertrag von 33 t/
ha. Bei dem Gewinn/Verlust unterscheiden sich zwei Grup-
pen signifikant: Zur ersten Gruppe gehören Gala, Bra-
eburn und Fuji (durchschnittlicher Gewinn: 4238 Fr./ha). In
der zweiten Gruppe finden wir Jonagold, Golden Deli-
cious, Nicoter und Milwa (durchschnittlicher Verlust:
-2652 Fr./ha), wobei Nicoter und Jonagold noch einen
Gewinn erzielen, und Golden Delicious und Milwa einen
Verlust aufweisen. Innerhalb der beiden Gruppen gibt es
keine signifikanten Unterschiede zwischen den Sorten.
Eine klare Beziehung zwischen Rentabilität und Produk-
tivität scheint zu existieren (tiefe Produktivität führt zu
tiefer Rentabilität). Die Ausnahme ist eigentlich Golden
Delicious, die eine gute Produktivität und eine negative
Rentabilität hat. Das Problem ist der Mechanismus der
Preisbildung und das Zusammenspiel zwischen Angebot
und Nachfrage. Zwei Hauptfaktoren führen zur Sen-
kung der Rentabilität: i) eine grosse Erntemenge und ii)
die sinkende Attraktivität der Sorte auf dem Markt. Eine
grosse Erntemenge kann verursachen, dass der Produ-
zentenpreis sinkt (z.B. wenn eine grosse Ernte auf natio-
In Abbildung 6 sind Ertrag und Ernteleistung (kg Äpfel
pro Akh) der wichtigsten acht Apfelsorten von SOA abge-
bildet. Obwohl die Ernteleistung vom Ertrag abhängt,
spielen für die Ernteleistung andere Faktoren wie Farbe,
Baumform, Schnitt und Erntetechnik eine wichtige Rolle.
Enthalten sind nur Sortenquartiere, die sich in der Peri-
ode 2009 und 2012 im Ertragsalter befanden (4. bis 15.
Standjahr). Die Erträge von Golden Delicious, Gala, Bra-
eburn und Jonagold zeigen keine signifikanten Unter-
schiede und liegen zwischen 35 und 45 Tonnen pro Hekt-
are. Fuji hat mit 32 t/ha signifikant geringere Erträge als
Golden Delicious. Die Erträge von Nicoter und Milwa sind
nochmals deutlich tiefer (rund 20 t/ha).
Braeburn (11)
Milwa (5)
Fuji (4)
Gala (14)
Golden Delicious (10)
Jonagold (7)
Nicoter (4)
15
20
25
30
35
40
45
80 90 100 110 120 130 140
Ertr
ag (t
/ha)
Ernteleistung (kg/Akh)
Abb. 6 | Ertrag und Ernteleistung pro Sorte (Mittelwert 2009-2012). Die Grösse der Kreise entspricht der relativen (flächenmässigen) Bedeutung der Sorten. In Klammern steht die Anzahl Produzenten.
Braeburn
Milwa (5)
Fuji (4) Gala (14)
Golden Delicious (10)
Jonagold (7) Nicoter (4)
-15 000
-13 000
-11 000
-9000
-7000
-5000
-3000
-1000
1000
3000
5000
7000
9000
11 000
13 000
15 000
0 5000 10 000 15 000 20 000 25 000 30 000 35 000
Gew
inn/
Verlu
st (C
HF/h
a)
Erlös (CHF/ha)
Abb. 7 | Erlös, Gewinn/Verlust pro Sorte (Mittelwert 2009-2011). Die Grösse der Kreise entspricht der relativen (flächenmässigen) Bedeutung der Sorten. In Klammern steht die Anzahl der Produzenten der jeweiligen Sorte. Beides in Bezug auf das SOA-Betriebsnetz.
Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 482–489, 2014
488
Pflanzenbau | Support Obst Arbo: Ein Netzwerk für den Betriebsvergleich im Obstbau
naler Ebene erwartet wird). Die sinkende Attraktivität
der Sorte führt ebenfalls zu einer Preissenkung. In die-
sem Fall werden jedoch die Produktionskosten nicht
beeinflusst, sondern der Erlös allein.
Abbildung 7 zeigt vier Apfelsorten (Braeburn, Gala,
Fuji und Jonagold) mit einem jährlichen Gewinn. Milwa
und Golden Delicious hingegen verzeichnen einen Ver-
lust. Der Grund für das negative Resultat bei Milwa kann
mit den niedrigen Erträgen von durchschnittlich 20 Ton-
nen pro Hektar (4., 5. und 6. Standjahr) erklärt werden.
Arbeitsverteilung in der Apfelproduktion
Mit den Angaben der SOA Referenzbetriebe können
Rückschlüsse auf den zeitlichen Aufwand für die Apfel-
produktion erstellt werden. Die erfassten Daten zeigen,
dass die SOA Produzenten zwischen 550 bis 620 Arbeits-
kraftstunden pro Hektar (Akh/ha) für die Apfelproduk-
tion aufwenden. Die Verteilung der verschiedenen Arbei-
ten in den Jahren 2001/2002 bis 2011/12 (Mittelwert aller
IP Betriebe) ist ähnlich geblieben (Abb. 8). Nur die
Behangsregulierung braucht anteilmässig mehr Zeit. Das
kann mit der Verschiebung des Sortenspektrums (Abb. 5)
oder mit der Witterung und der Behangssituation der
Anlagen zusammenhängen. Mehr als die Hälfte der
Arbeit nimmt die Ernte mit 55 % der Gesamtarbeitsstun-
den in Anspruch. An zweiter Stelle steht die Behangsre-
gulierung mit 15 bis 20 %. Mit der Behangsregulierung
wird einerseits die Alternanz gebrochen (oder mindes-
tens reduziert) und die Qualität der Ernte erhöht. Andere
zeitintensive Arbeiten im Obstbau sind Schnitt und Pflan-
zenschutz, womit auch für mehr Qualität gesorgt wird.
Wissen für die Praxis
Mit den Resultaten aus SOA erhalten die Obstproduzen-
ten Kennzahlen und Informationen, um die Rentabilität
der Obstproduktion zu erhöhen und um zukünftige stra-
tegisch wichtige Entscheidungen zu treffen. Sie erhalten
Grundlagen zur Beurteilung der eigenen Situation aus
ökonomischer Sicht. Die Resultate aus SOA werden
sowohl von der Beratung als auch in der Weiterbildung
verwendet. Mit SOA stellen Agroscope und AGRIDEA
wissenschaftliche Erkenntnisse und technische Grundla-
gen für die land- und ernährungswirtschaftliche Praxis,
Bildung und Beratung zur Verfügung, auch im Sinne der
Verordnung über die landwirtschaftliche Forschung
(VLF). Informationen und Erfahrungen aus SOA fliessen
auch in das Planungsinstrument Arbokost für die Berech-
nung des Kapitalflusses einer Obstanlage ein. Dieses
Excel-Hilfmittel wird auf der Webseite von Agroscope
kostenlos zum Download zur Verfügung gestellt.
Wissen für die Forschung
Informationen aus SOA werden auch in anderen For-
schungsgebieten verwendet. So wurden für das Projekt
Agrarumweltindikatoren oder für die Berechnung von
Ökobilanzen SOA-Daten zur Verfügung gestellt. Weitere
Beispiele sind Abschätzungen des Kostensenkungspoten-
zials mit gentechnisch veränderten Äpfeln (FiBL, ETH)
oder des ökonomischen Potenzials der Obstproduktion
in Transitionsländer (FiBL). Nur Dank der detaillierten
und kontinuierlichen Datenerfassung der Referenzbe-
triebe kann solchen Forschungsprojekten eine verlässli-
che Datenbasis zur Verfügung gestellt werden. � n
Behangsregulierung 15%
Boden-bearbeitung 2%
Düngung 1%
Erntearbeiten 55%
Erstellungs-arbeiten 3%
Jahresarbeiten fixenInstallationen 4%
Pflanzenschutz 5%
Schnitt 13%
Verwaltung und andere Arbeiten 2%
Arbeitsverteilung 2001/2002
Behangsregulierung 20%
Bodenbearbeitung 2%
Düngung 1%
Erntearbeiten 55%
Erstellungsarbeiten 2%
Jahresarbeiten fixenInstallationen
4%
Pflanzenschutz 4%
Schnitt 11%
Verwaltung und andere Arbeiten 1%
Arbeitsverteilung 2011/2012
Abb. 8 | Durchschnittliche Arbeitsverteilung über alle Sortenquartiere 2001/02 und 2011/2012.
Bemerkungen:
Im Artikel sind jeweils die Sortennamen erwähnt. Hier die Markennamen:Milwa = Diwa®, Nicoter = Kanzi®, Scifresh = Jazz®. Teile des Artikels wurden bereits publiziert in Bravin et. al, 2014. SOA: Die Sorten-frage im Obstbau bleibt, Schweizerische Zeitschrift für Obst und Weinbau 150 (3), 10–13.
Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 482–489, 2014
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Support Obst Arbo: Ein Netzwerk für den Betriebsvergleich im Obstbau | Pflanzenbau
Ria
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Sum
mar
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Support Obst Arbo: results for the
professional arboriculture
In 1947 today’s date Agroscope started
the collection of on farm data to draft
extension information and indices for
grower prices. Agridea and Agroscope
lead the project Support Obst Arbo
(SOA), which gives detailed basics for
growers, extension and research.
20–25 references fruit farms deliver
their data to the project to evaluate
the on farm and on plot profitability.
The evaluation with normed salary and
machine costs shows that the benefit
of the half of the growers is equal to
zero or lower. This limits the flexibility
of investments. From 2001 to 2011 the
variety distribution has changed. Gala,
Braeburn e Golden Delicious are still
the most popular varieties. However
Milwa, Fuji, Nicoter and Scifresh
increased in surface. The profitability
between cultivars is very variable:
Gala, Braeburn e Fuji achieve better
results, while Golden Delicious and
Milwa have poor results. This because
Golden Delicious is low in price and
Milwa has low yield despite good
prices.
Key words: economics, fruit produc-
tion, network, productivity.
Support Obst Arbo: risultati per
l’aboricultura professionista
Nel 1947 l’odierna stazione di ricerca
Agroscope cominciò con la raccolta di
dati aziendali della produzione
frutticola per la pubblicazione d’infor-
mazioni di consulenza e indici per la
formazione dei prezzi. Oggi il progetto
Support Obst Arbo (SOA), diretto da
Agridea e Agroscope,genera dati
tecnici per la produzione, la consulenza
e la ricerca. Tra le 20 e le 25 aziende
frutticole mettono i loro dati a disposi-
zione del progetto per valutare la
redditività a livello aziendale e di
parcella varietale. Dall’analisidei dati
con gli indici normalizzati dei salari e
delle macchine risulta che la metà dei
produttori ha un utile netto medio di
zero o è addirittura in perdita. Ciò
limita fortemente i futuri investimenti.
Dal 2001 al 2011 la distribuzione
varietale si è sviluppata. Sebbene Gala,
Braeburn e Golden Delicious restino le
varietà più diffuse per la produzione,
varietà alternative quali Milwa, Fuji,
Nicoter o Scifresh hanno aumentato la
loro superficie. La redditività tra le
diverse varietà è molto differente:
Gala, Braeburn e Fuji ottengono i
risultati migliori, mentre Golden
Delicious e Milwa hanno i risultati
peggiori. Golden Delicious soffre a
causa dei bassi prezzi alla produzione.
Milwa invece è pagata bene ma i
raccolti restano al di sotto delle
aspettative.
Literatur ▪ Arbokost 2014, Betriebswirtschaftliches Modell für den Obstbau. Zu-gang: www.arbokost.agroscope.ch.
▪ Bravin E. & Dietiker D., 2013. Jahresbericht SOA 2012, Schweizer Zeit-schrift für Obst- und Weinbau 149 (3), 12-14.
▪ Bravin E., Dietiker D., Hanhart J. & Carint D., 2014, SOA: Die Sortenfrage im Obstbau bleibt, Schweizer Zeitschrift für Obst und Weinbau 150 (3), 10–13.
▪ Bravin E., Leumann M. & Amsler P., 2008. Klasse I – Anteile sinken, Früchte und Gemüse. 9, 27–27.
▪ Bundesamt für Landwirtschaft, 2014a. Statistiken Obst, Obstkulturen der Schweiz, Flächenstatistik 2013. Zugang: http://www.blw.admin.ch/the-men/00013/00083/00096/01188/index.html?lang=de.
▪ Bundesamt für Landwirtschaft, 2014b. Statistiken Obst, Obstkulturen der Schweiz, Apfel- und Birnenkulturen, Ernteschätzung 2005 bis 2013. Zugang: http://www.blw.admin.ch/themen/00013/00083/00096/01188/index.html?lang=de.
▪ Meli T., 1991. Kosten und Erträge in Tafelapfelanalgen. Eidgenössische Forschungsanstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau, Wädenswil.
▪ Mouron P. & Carint D., 2001. Rendite-Risiko-Profil von Tafelobstanlagen. Teil I: Renditepotenzial, Schweizer Zeitschrift für Obst- und Weinbau, 137 (5), 78–81.
▪ Verordnung vom 23. Mai 2012 (Stand am 1. Januar 2013) über die land-wirtschaftliche Forschung (VLF), SR 915.7.
▪ Schwartau H., 2010. Liegt die Zukunft in den Club-Sorten?, European Fruit Magazine, 2 (4), 20-22.
Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 482–489, 2014
490 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 490–491, 2014
Ueli Wyss
Agroscope, Institut für Nutztierwissenschaften INT, 1725 Posieux, Schweiz
Auskünfte: Ueli Wyss, E-Mail: [email protected]
Die Zukunft der Wiesen in Europa – 25. Tagung der europäischen Vereinigung für Grasland
onsperiode führen. Dadurch steigt wahrscheinlich die
Produktion an Biomasse an. Im Süden wird die Sommer-
trockenheit in Zukunft ein grösser werdendes Problem
darstellen. Die multifunktionale Landwirtschaft, insbe-
sondere die Verhinderung von Vergandung und Boden-
erosion, wird hier an Bedeutung gewinnen. Die Produk-
tion von angepasstem Saatgut für aride Bedingungen
stellt eine weitere Herausforderung dar.
Wiesenfutter für die Wiederkäuer
Mit den kontinuierlich zunehmenden Milchleistungen
muss das Wiesenfutter vermehrt mit Mais und Kraftfut-
ter ergänzt werden. In verschiedenen Ländern gibt es
Trends zu einer verstärkten graslandbasierten Fütterung
und zur Produktion von AOC-Lebensmitteln, die einen
Die Zukunft des europäischen Graslandes stand im Zen-
trum der 25. Haupttagung der europäischen Vereini-
gung für Grasland. Die Tagung fand vom 7. bis 11. Sep-
tember 2014 in Aberystwyth in Wales GB statt.
Rund 300 Personen aus 39 Ländern nahmen an dieser
Tagung teil.
In drei Übersichtsreferaten wurden die Bedeutung des
Graslandes und die Forschungsaktivitäten in Nordeu-
ropa, Mitteleuropa und Südeuropa dargestellt. Die kli-
matischen Bedingungen sind in diesen Regionen sehr
unterschiedlich, was sich auch auf das Graswachstum
und die Vegetationsperiode auswirkt. Der stattfindende
Klimawandel wird in den nordischen Ländern zu höhe-
ren Temperaturen und einer Verlängerung der Vegetati-
Auf einer Exkursion wurde die Farm von David Lee, dem Präsidenten von der Britischen Grasland Gesellschaft, besucht (Foto: Ueli Wyss, Agroscope).
K u r z b e r i c h t
Die Zukunft der Wiesen in Europa – 25. Tagung der europäischen Vereinigung für Grasland | Kurzbericht
491Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 490–491, 2014
Mehrwert bringen. Wichtig für die Zukunft ist es, dass
sowohl die ökologische als auch ökonomische Nachhal-
tigkeit beachtet werden, und dass das Grasland einer-
seits für die Wiederkäuerernährung zur Verfügung steht
und andererseits wichtige Funktionen wie Biodiversität,
Wasserschutz und Landschaftsbild einnimmt. Die Gesell-
schaft erwartet, dass alle Funktionen des Graslandes
möglichst gleichzeitig erfüllt werden, was aber schwie-
rig zu realisieren ist. Kompromisse müssen daher ge-
macht werden, und den Landwirten kommt eine wich-
tige Rolle im gesamten System zu.
Die Qualität und Authentizität von graslandbasier-
ten Milch- und Fleischprodukten bilden weitere Schwer-
punkte. Dabei stellt das Fettsäurenmuster der Milch
beziehungsweise des Fleisches für die Identifizierung der
Fütterung und der Überprüfung der Authentizität der
Produkte einen wichtigen Indikator dar.
Das Grasland ist zwar das wichtigste Futtermittel für
die Wiederkäuer, doch es – beziehungsweise seine Bio-
masse – wird auch für Biogasanlagen nachgefragt.
Gerade Biomasse mit höheren Ligningehalten kann gut
als Brennmaterial verwendet werden.
Herausforderungen und Perspektiven
Prins und Kessler (2014) stellten in ihrem Beitrag wich-
tige Aussagen für die Zukunft zusammen:
1. Das Grasland erfüllt vermehrt multifunktionale
Zwecke. Deshalb müssen Forscher von verschiedenen
Fachgebieten zusammenarbeiten. So können Win-
win-Situationen geschaffen werden.
2. Um diese neuen Aufgaben und Studien bewältigen
zu können, fördert die EGF die Bildung von speziellen
Arbeitsgruppen. Aktuell gibt es Arbeitsgruppen zu
den Themen Milchproduktionssysteme, Weiden,
Kunstwiesen und Naturwiesen.
3. Die EGF ist die einzige europäische nicht politische
Organisation, die regelmässig Tagungen zum Thema
Grasland durchführt.
4. Oft werden politische Entscheide aufgrund von
kurzfristig durchgeführten Experimenten gefällt. Hier
muss die EGF intervenieren und klarmachen, dass
langfristige Versuche notwendig sind, um Entwicklun-
gen bezüglich ökologischer Systeme auch richtig
beurteilen zu können.
5. Mit der wachsenden Bevölkerung und dem Einsatz
von Biomasse für andere Zwecke als zur Nahrungs-
mittproduktion stehen in Zukunft grosse Herausforde-
rungen bevor, welche nur durch Zusammenarbeit von
Spezialisten aus verschiedenen Fachgebieten gemeis-
tert werden können.
6. Die Ausbildung der Graslandexperten muss in vielen
Ländern verbessert werden. Hier kann die EGF mit
Vernetzung und Austausch von Informationen einen
wichtigen Beitrag leisten.
Nächstes Symposium und nächste Haupttagung
Das nächste EGF-Symposium findet vom 15. bis 17. Juni
2015 in den Niederlanden statt. Thema: Grasland und
Raufutter in Milchviehsystemen mit hoher Produktion.
Die nächste EGF-Haupttagung findet vom 5. bis 8.
September 2016 in Norwegen statt: Thema: Die verschie-
denen Funktionen des Graslandes in der europäischen Bioökonomie. n
Europäische Vereinigung für Grasland
Die europäische Vereinigung für Grasland (Eu-
ropean Grassland Federation EGF) wurde 1963
in Hurley Grossbritannien von elf Ländern, da-
runter auch die Schweiz, gegründet. Die Verei-
nigung wurde mit dem Ziel geschaffen, den
Kontakt und den Fachaustausch zwischen den
verschiedenen Graslandorganisationen bezie-
hungsweise Forschern, Beratern, Landwirten
und politischen Entscheidungsträgern in Euro-
pa zu fördern. Aktuell sind 39 europäische Län-
der Mitglied bei der EGF. Die erste Tagung fand
1965 in Wageningen in den Niederlanden statt.
Alle zwei Jahre werden eine Haupttagung und
dazwischen ein Symposium durchgeführt.
Die Haupttagung fand bereits zweimal in der
Schweiz statt, 1971 in Lausanne zum Thema
Vergleich Natur- und Kunstwiesen und 2004 in
Luzern zum Thema Landnutzungssysteme in
graslandreichen Regionen. Seit 2004 ist Willy
Kessler von Agroscope, Institut für Nachhaltig-
keitswissenschaften, Sekretär von EGF. Joseph
Nösberger, emeritierter Professor für Futter-
bau an der ETH Zürich, ist seit 2004 einer der
Ehrenpräsidenten.
Literatur ▪ Prins W. H. & Kessler W., 2014. The European Grassland Federation at 50: past, present and future. Grassland Science in Europe, Vol. 19, 27–35.
492 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 492–493, 2014
Johan Six, Professor für Nachhaltige Agrarökosysteme an der ETH Zürich
Im März 2013 wurde Herr Johan Six zum Professor für
Nachhaltige Agrarökosysteme an der ETH Zürich ernannt.
Vorher forschte und lehrte er an der University of Cali-
fornia, Davis, USA. Seine Forschung befasst sich mit den
Wechselwirkungen zwischen Pflanzen, Bodenlebewesen
und organischen Bodenbestandteilen in Agrar-, Gras-
land- und Waldökosystemen sowie der Frage, wie die
Bewirtschaftung diese Wechselwirkungen beeinflusst.
Herr Six, Sie erforschen nachhaltige Agrarökosysteme.
Was fasziniert Sie an diesem Bereich?
Ich glaube meine Begeisterung für dieses Thema begann
als ich als Kind im Gemüsegarten zusammen mit meinem
Vater arbeitete. Meine Familie stammt aus Belgien und
hat enge Verbindungen zur Demokratischen Republik
Kongo. Schon als Jugendlicher erkannte ich wie privile-
giert wir in Europa sind. Wenn es bei uns im Garten Miss-
ernten gibt, können wir im Laden Nahrungsmittel ein-
kaufen. Die Menschen in der Demokratischen Republik
Kongo − wie auch in vielen anderen Entwicklungslän-
dern − hingegen müssen hungern, wenn sie nichts oder
zu wenig ernten. Dies ist einer der Gründe, weswegen
ich begonnen habe, die nachhaltige Bewirtschaftung
von Agrarökosystemen genauer zu erforschen, beson-
ders ihren Beitrag zur Ernährungssicherheit.
Womit beschäftigt sich Ihre Forschung genauer?
Das Hauptziel meiner Arbeit ist das Erforschen und
Verstehen der Funktionsweise von Agrarökosystemen. Meine Forschungsthemen sind auf verschiedenen Skalen-
ebenen angesiedelt: von Prozessen im Boden, die innert
Sekunden ablaufen bis hin zu Änderungen in Agraröko-
systemen, die sich über Jahrzehnte erstrecken. Schluss-
endlich soll dieses neu erworbene Wissen in der Praxis
helfen.
Was ist Ihrer Meinung nach die grösste Herausforde-
rung für die nachhaltige Bewirtschaftung von
Agrarökosystemen?
Für mich ist die grösste Herausforderung, dass die öko-
logischen, ökonomischen, und sozialen Aspekte in Agrar-
ökosystemen in der gleichen Gewichtung betrachtet wer-
den. In der Vergangenheit sind viele Lösungen für eine
nachhaltige Bewirtschaftung von Agrarökosystemen
gescheitert, gerade weil nicht alle drei Aspekte berück-
sichtigt wurden. Auch heute fällt uns eine ganzheitliche
Betrachtung von Agrarökosystemen oft noch schwer.
Welche Möglichkeiten gibt es um diese Herausforde-
rungen anzugehen?
Interdisziplinäre Projekte werden oft als Lösungsansatz
thematisiert, jedoch letztendlich zu wenig umgesetzt.
Trotzdem denke ich, dass dies der wichtigste Ansatz ist.
Wir sollten versuchen, jeweils die besten Fachpersonen
aus verschiedenen Disziplinen zusammenbringen, um
I n t e r v i e w
Johan Six, Professor für Nachhaltige Agrarökosysteme an der ETH Zürich | Interview
493Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 492–493, 2014
sowohl naturwissenschaftliche, wirtschaftliche und sozi-
ale Aspekte abzudecken. Es sollte also vermehrt Mög-
lichkeiten geben, dass Fachpersonen aus verschiedenen
Disziplinen gemeinsam nach Lösungen suchen können.
Wie könnten die Lösungen Ihrer Meinung nach
aussehen?
Die Lösungsansätze müssen sich jeweils auf die örtlichen
Gegebenheiten beziehen, es gibt keine Lösung die glo-
bal gültig ist. Was sich zum Beispiel für die Schweiz als
machbar erweist, kann nicht einfach auf die Situation in
Kenia übertragen werden. In Europa haben wir zum Bei-
spiel das Problem von Nährstoffüberschüssen in land-
wirtschaftlichen Systemen, während in den meisten afri-
kanischen Ländern das Problem besteht, überhaupt
genügend Nährstoffe verfügbar zu haben. So wie die
Probleme unterschiedlich sind, so werden es auch die
Lösungen sein müssen.
Welche Themen im Bereich nachhaltige Agrarökosys-
teme sind aus Ihrer Sicht in der Schweiz besonders
relevant?
Für die Schweiz sind alle Themen relevant, die sich auf
die nachhaltige Bewirtschaftung von Agrarökosystemen
beziehen. Im Fokus unserer Arbeit sollte aber nicht nur
die Verbesserung der Bewirtschaftung unserer eigenen
Landwirtschaftsflächen stehen, sondern auch jene Flä-
chen, von denen wir Agrarprodukte importieren, z. B.
Soja für Futtermittel oder Kakao für Schokolade.
In der Schweiz ist der Biolandbau als mögliche nach-
haltige Bewirtschaftungsmethode sehr populär. Jedoch
gibt es noch viele Fragen, wie man den Biolandbau
nachhaltiger gestalten kann und ob er auch tatsächlich
nachhaltig unter verschiedenen Bedingungen ist. Kön-
nen wir Praktiken der reduzierten Bodenbearbeitung
effizient im Biolandbau einsetzen? Wie können wir den
Biolandbau nachhaltig intensivieren? Welche Möglich-
keiten für Mischkulturen gibt es? Ist Biolandbau die
beste Option für die urbane Landwirtschaft?
In Bezug auf den Import von Agrarprodukten wären
weitere wichtige Themen im Bereich tropische Agra-
rökosysteme relevant, z.B. «integriertes Bodenfruchtbar-
keitsmanagement», «Agroforstwirtschaft» und «Misch-
kulturen».
Wird Ihr Umzug in die Schweiz an die ETH Zürich Ihre
Forschung und die Lehre beeinflussen?
Die ETH Zürich bietet hervorragende Möglichkeiten für
die Forschung und Lehre. Seit ich an der ETH arbeite,
habe ich einige neue Projekte lanciert, die sich mit der
konkreten Situation in der Schweiz auseinandersetzen.
In sofern hat sich der regionale Bezug geändert, die
grund legenden Forschungsfragen sind jedoch die glei-
chen geblieben. Zum Beispiel habe ich bereits an der
UC Davis, Kalifornien, zu Lachgasemissionen aus land-
wirtschaftlichen Böden geforscht und solche Projekte
bearbeitet meine Gruppe nun auch in der Schweiz. Aus-
serdem bin ich involviert in Projekte zum Thema Ernäh-
rungssicherheit, besonders in Afrika. Ich schätze die
offene Haltung in der europäischen Forschungsland-
schaft gegenüber Forschungsprojekten in Afrika. Es gibt
bereits zahlreiche Projekte von Schweizer Agrar- und
Umweltwissenschaftlern in afrikanischen Ländern.
Für die Lehre verwende ich viele Beispiele aus aktuel-
len Forschungsprojekten.
Was werden die Studierenden genau lernen?
In unseren Lehrveranstaltungen wollen wir ein umfas-
sendes Verständnis für Agrarökosysteme vermitteln.
Dazu betrachten wir agrarwissenschaftliche Fragestel-
lungen auf folgende Weise: Zum einen beziehen wir
jeweils ökologische, ökonomische und soziale Aspekte
mit ein, zum anderen betrachten wir die Thematik auf
verschiedenen räumlichen und zeitlichen Ebenen. Ein
guter Weg ist es, die Studierenden aktiv einzubinden
und partizipative Lernstrategien einzusetzen. n
Brigitte Dorn, Janine Graber und Anett Hofmann, ETH Zürich
(Interview adaptiert und erweitert aus INFO AGRARWIRTSCHAFT
Juni 2013
494 Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 494–499, 2014
A k t u e l l
Henri Gilliand1, Theodor Ballmer2 und Brice Dupuis1 1Agroscope, Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB, 1260 Nyon2Agroscope, Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB, 8046 Zürich
Feldbesichtigt anerkannte Pflanzkartoffelflächen* 2014 in der Schweiz
Sorte angemeldete Fläche (ha)davon abgewiesen oder
zurückgezogen (%)
anerkannte Fläche
Total aller Zertifizierungs-klassen (ha)
Flächenanteil pro Sorte (%)
Agata 46,6 0,0 46,6 3,1
Agria 413,2 1,0 397,9 26,2
Alexandra 12,4 0,0 12,4 0,8
Amandine 48,6 0,0 48,6 3,2
Annabelle 48,2 0,0 48,2 3,2
Antina 1,0 0,0 1,0 0,1
Bintje 22,0 0,0 22,0 1,4
Blaue St-Galler 6,5 0,0 6,5 0,4
Celtiane 20,0 0,0 20,0 1,3
Challenger 18,4 0,0 18,4 1,2
Charlotte 162,5 0,0 162,5 10,7
Désirée 40,0 0,0 40,0 2,6
Ditta 58,7 0,0 58,7 3,9
Erika 13,3 0,0 13,3 0,9
Fontane 56,3 0,0 56,0 3,7
Gourmandine 25,8 0,0 25,8 1,7
Gwenne 4,2 0,0 4,2 0,3
Hermes 11,0 0,0 11,0 0,7
Innovator 100,4 0,1 99,3 6,5
Jelly 37,6 0,1 36,4 2,4
Lady Christl 35,5 0,0 35,5 2,3
Lady Claire 53,2 0,0 53,2 3,5
Lady Felicia 41,1 0,0 40,6 2,7
Lady Rosetta 35,3 0,1 34,0 2,2
Laura 12,6 0,0 12,6 0,8
Markies 59,5 0,0 59,5 3,9
Nicola 11,5 0,0 11,5 0,8
Panda 30,3 0,0 30,3 2,0
Pirol 11,5 0,0 10,8 0,7
Victoria 107,7 0,3 103,5 6,8
Total 1544,3 1,6 1519,9 100,0
*Provisorische Flächen, Veränderungen zum Beispiel durch Abweisungen aufgrund der Virusuntersuchungen (ELISA) bleiben vorbehalten.
Aktuelles
495Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 494–499, 2014
N e u e P u b l i k a t i o n e n
A k t u e l l
Agroscope Transfer Nr. 43
Im Jahr 2013 sind die
Einkommen je Betrieb
im Vergleich zum Vor-
jahr dank höherer Preise
auf dem Schweine-,
Rindvieh- und Milch-
markt deutlich gestie-
gen. Das landwirtschaftliche Einkommen der Referenz-
betriebe erreichte 61400 Franken je Betrieb gegenüber
56 000 Franken im Vorjahr, was einer Zunahme von
9,7 % entspricht. Das landwirtschaftliche Einkommen
hat einerseits das im Betrieb investierte Eigenkapital
von 469 900 Franken verzinst, andererseits war damit
die Arbeit der 1,21 Familienarbeitskräfte zu entschädi-
gen. Infolge gestiegener Zinssätze stieg 2013 der
Arbeitsverdienst pro Familienjahresarbeitseinheit mit
7,6 % (+3320 Franken) nicht im selben Masse wie das
landwirtschaftliche Einkommen. Die Veränderung des
Arbeitsverdienstes gegenüber dem Vorjahr hing dabei
wesentlich von der Betriebsausrichtung ab: So konnten
z. B. die Betriebe vom Typ «anderes Rindvieh» und «Ver-
edelung» den Arbeitsverdienst pro Familienarbeitskraft
gegenüber dem Vorjahr dank guter Schweine- und
Rindviehpreise um 8,7 % bzw. 63,7 % verbessern, wäh-
rend dieser bei den Betriebstypen «Ackerbau», «Mut-
terkuh» und «Pferde/Schafe/Ziegen» um mindestens
3 % gefallen ist. Im Mittel betrug das ausserlandwirt-
schaftliche Einkommen 27 100 Franken pro Betrieb und
stieg gegenüber 2012 leicht um 360 Franken (+1,3 %).
Das Gesamteinkommen, das sich aus dem landwirt-
schaftlichen und ausserlandwirtschaftlichen Einkom-
men zusammensetzt, lag bei 88 500 Franken und nahm
im Vergleich zu 2012 um 5800 Franken (+7,08%) zu.
Dierk Schmid und Daniel Hoop, Agroscope
Autoren
Dierk Schmid und Daniel [email protected]@agroscope.admin.ch
Oktober 2014
Im Jahr 2013 sind die Einkommen je Betriebim Vergleich zum Vorjahr dank höhererPreise auf dem Schweine-, Rindvieh- undMilchmarkt deutlich gestiegen. Das land-wirtschaftliche Einkommen der Referenz-betriebe erreichte 61400 Franken jeBetrieb gegenüber 56000 Franken im Vor-jahr, was einer Zunahme von 9,7% ent-spricht. Das landwirtschaftliche Einkom-men hat einerseits das im Betrieb inves-tierte Eigenkapital von 469900 Frankenverzinst, andererseits war damit die Arbeitder 1,21 Familienarbeitskräfte zu entschä-digen.Infolge gestiegener Zinssätze stieg 2013der Arbeitsverdienst pro Familienjahresar-beitseinheit mit 7,6% (+3320 Franken)nicht im selben Masse wie das landwirt-schaftliche Einkommen. Die Veränderungdes Arbeitsverdienstes gegenüber demVorjahr hing dabei wesentlich von derBetriebsausrichtung ab: So konnten z.B.die Betriebe vom Typ «anderes Rindvieh»
und «Veredelung» den Arbeitsverdienstpro Familienarbeitskraft gegenüber demVorjahr dank guter Schweine- und Rind-viehpreise um 8,7% bzw. 63,7% verbes-sern, während dieser bei den Betriebs-typen «Ackerbau», «Mutterkuh» und«Pferde/Schafe/Ziegen» um mindestens3% gefallen ist.Im Mittel betrug das ausserlandwirtschaft-liche Einkommen 27100 Franken proBetrieb und stieg gegenüber 2012 leichtum 360 Franken (+1,3%). Das Gesamtein-kommen, das sich aus dem landwirtschaft-lichen und ausserlandwirtschaftlichenEinkommen zusammensetzt, lag bei88500 Franken und nahm im Vergleich zu2012 um 5800 Franken (+7,0%) zu.
2013 nahm die Rohleistung aus der Schweinehaltung um 20,9% zu.
Ausführliche gesamtbetriebliche Ergeb-nisse finden Sie in den Tabellen der Sei-ten 10 bis 19.
ÖkonomieAgroscope Transfer | Nr. 43 / 2014
Die wirtschaftliche Entwicklungder schweizerischen Landwirtschaft 2013Hauptbericht Nr. 37 der Zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten (Zeitreihe 2004–2013)
Gab
rielaBrän
dle,
Agrosco
pe
Impressum
Herausgeber:AgroscopeTänikon 1, 8356 Ettenhausenwww.agroscope.chRedaktion: Erika Meili
Gestaltung und Druck:Sonderegger Druck AG,Weinfelden
Preis: Fr. 6.30 pro Exemplar(Mindestbestellwert: Fr. 30.–,exkl. Versandkosten)Bestellung:Tel. +41 (0)58 480 31 31,E-Mail:[email protected]:www.agroscope.ch/transferCopyright:©Agroscope 2014ISSN: 2296-7206 (print),2296-7214 (online)
Die wirtschaftliche Entwicklung der schweizerischen Landwirtschaft 2013
Agroscope Transfer Nr. 28
Qualitativ hochstehen-
des Raufutter ermög-
licht eine kostengünstige
und mit möglichst wenig
Kraftfutter zusammeng
setzte Fütterung von
Wiederkäuern. Doch die
Qualität von Silagen in
Flachsilos gibt immer wieder zu Diskussionen Anlass, weil
in der Praxis grössere Einbussen durch Fehlgärungen und
Schimmelbildungen zu beobachten sind. Bekannt ist, dass
die regelmässige und hohe Verdichtung des Futters eine
zentrale Rolle spielt. Die vorliegende Untersuchung zeigt,
dass die grosse Heterogenität der Lagerungsdichte beim
Einsilieren ein Hauptproblem darstellt. Eine gleichmässige
Befüllung mit nicht zu dicken Schichten und die Verwen-
dung eines Siloverteilers kann dieses Problem reduzieren.
Durch mindestens dreimaliges Überfahren mit rund 6–10
Tonnen schweren Fahrzeugen lässt sich eine ausreichende
Dichte erzielen. Der gesamte Verdichtungsprozess stellt
im Detail aber noch zahlreiche Fragen, da die Einflussfak-
toren mannigfaltig sind.
Roy Latsch und Joachim Sauter, Agroscope
TechnikAgroscope Transfer | Nr. 28
Grassilageverdichtung im Flachsilo
Gleichmässiges Aufschichten mittels Siloverteilern mindert das Risiko von Nacherwärmungen.
Juni 2014
Autoren
Roy Latsch undJoachim Sauter
Qualitativ hochstehendes Raufutterermöglicht eine kostengünstige und mitmöglichst wenig Kraftfutter zusammenge-setzte Fütterung von Wiederkäuern. Dochdie Qualität von Silagen in Flachsilos gibtimmer wieder zu Diskussionen Anlass, weilin der Praxis grössere Einbussen durchFehlgärungen und Schimmelbildungen zubeobachten sind. Bekannt ist, dass dieregelmässige und hohe Verdichtung desFutters eine zentrale Rolle spielt. Die vor-liegende Untersuchung zeigt, dass die
grosse Heterogenität der Lagerungsdichtebeim Einsilieren ein Hauptproblem dar-stellt. Eine gleichmässige Befüllung mitnicht zu dicken Schichten und die Verwen-dung eines Siloverteilers kann dieses Prob-lem reduzieren. Durch mindestens dreima-liges Überfahren mit rund 6–10 Tonnenschweren Fahrzeugen lässt sich eine ausrei-chende Dichte erzielen. Der gesamte Ver-dichtungsprozess stellt im Detail aber nochzahlreiche Fragen, da die Einflussfaktorenmannigfaltig sind.
Fotos:Agrosco
pe
Eine regelmässige, hohe Verdichtung von Silagen ist der Grundstein für eine hohe Futterqualität.
Grassilageverdich-tung im Flachsilo
Titel Portrait
Lauftext
Autor
496
Bildlegende
Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 494–499, 2014
Aktuell
Agroscope Transfer Nr. 44
Ein erhöhtes Risikos für Pansenblähungen bei Rindvieh
ist in der Regel mit bestimmten Situationen während
der Grünfütterung verbunden. Gelegentlich können sie
aber auch in anderen Fütterungssystemen auftreten.
Nicht alle Ursachen und Vorgänge die zu Blähungen
führen, sind geklärt. Somit ist sowohl die Beurteilung
des Blährisikos wie auch der Wirksamkeit vorbeugender
Massnahmen nicht mit hoher Sicherheit möglich. Für
einige Rindviehhalter sind Blähungen ein wiederkeh-
rendes Problem; sie haben ihre Erfahrungen gemacht
und ein Arsenal an Vorbeugemassnahmen bereit, die
mehr oder weniger wirksam sind. Für die Mehrheit sind
es jedoch eher sporadische Fälle, die sie dann meist
unvorbereitet treffen. So oder so gibt es immer wieder
schmerzliche Tierverluste.
Im vorliegenden Merkblatt für die Praxis stehen die Blä-
hungen im Zentrum. Es behandelt folgende Punkte:
• Entstehung und Formen der Blähungen
• Symptome einer Blähung
• Bekannte und vermutete Risikofaktoren
• Behandlung von Blähungen
• Vorbeugung – Fütterungsmassnahmen und -zusätze
Andreas Münger, Agroscope
Tiere
Agroscope Transfer | Nr. 44
Blähungen beim RindviehMerkblatt für die Praxis
Oktober 2014
Autor
Andreas Münger
Ein erhöhtes Risikos für Pansenblähungenbei Rindvieh ist in der Regel mit bestimm-ten Situationen während der Grünfütte-rung verbunden. Gelegentlich können sieaber auch in anderen Fütterungssystemenauftreten. Nicht alle Ursachen und Vor-gänge die zu Blähungen führen, sindgeklärt. Somit ist sowohl die Beurteilungdes Blährisikos wie auch der Wirksamkeitvorbeugender Massnahmen nicht mithoher Sicherheit möglich. Für einige Rind-viehhalter sind Blähungen ein wiederke-hrendes Problem; sie haben ihre Erfahrun-gen gemacht und ein Arsenal anVorbeugemassnahmen bereit, die mehroder weniger wirksam sind. Für die Mehr-heit sind es jedoch eher sporadische Fälle,die sie dann meist unvorbereitet treffen.So oder so gibt es immer wieder schmerz-liche Tierverluste.
Im vorliegenden Merkblatt für die Praxisstehen die Blähungen im Zentrum. Es be-handelt folgende Punkte:
• Entstehung und Formen der Blähungen• Symptome einer Blähung• Bekannte und vermutete Risikofaktoren• Behandlung von Blähungen• Vorbeugung – Fütterungsmassnahmenund -zusätze
And
reas
Mün
ger,Agroscope
Blähungen beim Rindvieh
N e u e P u b l i k a t i o n e n
497
Einladung
Agroscope Changins-Wädenswil ACW und die «Internati-
onal Society for Horticultural Science (ISHS)» freuen sich,
Sie zum «1st International Symposium on Medicinal, Aro-
matic and Nutraceutical Plants from Mountainous Areas»
einzuladen. Dieses Symposium findet vom 5. bis 9. Juli
2011 in der Schweiz in Saas Fee statt und ist an Personen
gerichtet, die in der Forschung, Produktion und Bildung
tätig sind.
Das Ziel des Symposiums ist es, neuste Informationen
aus der Wissenschaft über den Anbau und die Nutzung
von Pflanzen aus dem Berggebiet zu präsentieren und
zu diskutieren - Pflanzen, die in Medikamenten sowie als
Aromastoffe und Zusatzstoffe in Nahrungsmitteln Ver-
wendung finden. Die in höheren Lagen gedeihenden
Wildpflanzen sind im allgemeinen reich an sekundären
Inhaltsstoffen und wurden seit Jahrhunderten zu
Heilzwecken gesammelt. Doch der Bedarf an einigen
dieser Pflanzen ist in den letzten Jahren gestiegen, daher
kann die Nachfrage nur über deren professionellen
Anbau gewährleistet werden. Zudem erlaubt ein solcher
Anbau eine nachhaltige Produktion mittels optimalen
Anbaubedingungen und angepassten Genotypen mit
gewünschtem phytochemischem Profil, das durch
Domestikation und Züchtung erzielt wurde. Damit kön-
nen natürlicherweise vorkommende Pflanzenpopulatio-
nen geschützt werden.
Mehr als 100 Vorträge und Poster werden von For-
schenden aus der ganzen Welt von Korea bis Argenti-
nien in vier Sessionen präsentiert: 1) Genetische Ressour-
cen und Botanik, 2) Domestikation, Züchtung und
markergestützte Selektion, 3) Anbau, Pflanzenschutz
und Ernte und 4) Nachernte-Verfahren wie Trocknung,
Extraktion und Produktherstellung. Das Symposium wird
in Englisch gehalten, ohne Übersetzung.
Weitere Infos unter: http://www.agroscope.admin.ch/
mapmountain/index.html?lang=en
Aktuelles
Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 494–499, 2014
Aktuell
Agroscope Science Nr. 5 / Juni 2014
In verschiedenen Projekten konnte bereits die Anwend-
barkeit des Modells SALCA-NO3 zur Abschätzung der Nit-
ratauswaschung ins Grundwasser gezeigt werden. Neu
sind viele zusätzliche Kulturen, z. B. Gemüsearten, in das
Modell integriert worden. Ferner war es angezeigt, vom
Potenzialansatz hin zu einer Abschätzung der wahr-
scheinlichen Nitratauswaschung zu gehen. Diese beiden
Ziele wurden mit der vorliegenden Version für die
Modellierung der Stickstoffaufnahme und der Minerali-
sierung von organischer Bodensubstanz erreicht.
Das vorliegende Modell erlaubt im Gegensatz zur
alten Version die Unterscheidung der schweizerischen
Tal-, Hügel- und Bergregionen und ist somit in einem kli-
matisch breiteren Kontext anwendbar. Neu hinzuge-
kommen ist auch die Modellierung der Freilandhaltung
von Schweinen. Ausserdem deckt das Modell nun eine
breitere Palette von Kulturen einschliesslich Gemüse ab.
Die ausgewaschene Menge an Nitratstickstoff berech-
net sich einerseits aus der monatlichen Differenz des
Angebots an mineralisiertem Stickstoff aus der organi-
schen Substanz des Bodens (Netto-N-Mineralisierung)
und der N-Aufnahme durch die Pflanzen und anderer-
seits aus dem ausgewaschenen Anteil des mineralischen
Stickstoffs in Düngern, die zu ungünstigen Zeitpunkten
ausgebracht worden sind.
Die wahrscheinliche Nitratauswaschung während
einer Kulturperiode berechnet sich aus der Summe der
Monatswerte im Bilanzzeitraum, beginnend einen Monat
nach der Ernte der Vorkultur bis zum Zeitpunkt der Ernte
der betrachteten Kultur. Dadurch lassen sich auch Frucht-
folgen mit Zwischenkulturen sehr gut modellieren.
Bei der Berechnung der Netto-N-Mineralisierung
wurden folgende Faktoren berücksichtigt: Ton- und
Humusgehalt des Bodens, Zufuhr organischer Substanz
durch Hofdünger, Intensität der Bodenbearbeitung
sowie die Fruchtfolge.
Die Publikation liegt nur auf Deutsch vor.
Agroscope Science erscheint nur in elektronischer Form. Download im
PDF-Format: www.agroscope.ch > Publikationen
Walter Richner, Hans-Rudolf Oberholzer, Ruth Freiermuth Knuchel,
Olivier Huguenin, Sandra Ott, Thomas Nemecek und Ulrich Walther
Modell zur Beurteilung der Nitratauswaschung in Ökobilanzen – SALCA-NO3
498
www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen
Aktuell
M e d i e n m i t t e i l u n g e n
www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen
07.11.2014 Stille Gene von Pilzen melden sich zu Wort Agroscope und der Universität Genf ist es gelungen,
stille Pilzgene zu aktivieren. Mit Hilfe von epigeneti-
schen Modifikatoren konnten die Forschenden einen
neuen Horizont aktiver Moleküle erforschen, um mit
ihrer fungiziden Wirkung Pilze zu bekämpfen, die für
Kulturpflanzen und Gesundheit schädlich sind. Das
Potenzial dieser Methode ist fast unbeschränkt und
könnte der Anfang unerwarteter Entdeckungen sein,
die für Medizin und Landwirtschaft von grossem Inter-
esse sind.
06.11.2014 Strenge Überwachung des Vektors der Goldgel-ben Vergilbung der Rebe Agroscope und die kantonalen Fachstellen für Weinbau
haben 2014 eine nationale Überwachungskampagne der
Zikade Scaphoideus titanus durchgeführt. Neben den
bereits bekannten Verbreitungsgebieten im Tessin, am
Genfersee und in der Region Chablais wurde der Vektor
nun auch im Mittelwallis nachgewiesen. Die anderen
Schweizer Weinbaugebiete bleiben bisher verschont.
31.10.2014 Gewächshäuser: Energie sparen dank Entfeuch-tung durch Kondensation Die von Agroscope durchgeführten Versuche haben
gezeigt, dass mit einem Entfeuchter mittels Kondensa-
tion in Gewächshäusern 15 bis 25 % Energie gespart wer-
den kann. Das Gerät erlaubt es, die Luftfeuchtigkeit im
Gewächshaus mit weniger Energieaufwand optimal zu
regulieren ohne dabei negative Auswirkungen auf die
Tomatenkultur zu verursachen.
21.10.2014 Ackerbau profitiert von Bodenorganismen: mehr Biomasse, weniger Nährstoffverluste Im Ackerbau spielen Bodenlebewesen eine wichtige
Rolle: Ein funktionierendes unterirdisches Nahrungsnetz
aus Bakterien, Pilzen und Bodentieren kann die Pflanze-
nernährung verbessern, die landwirtschaftlichen Erträge
erhöhen und die Auswaschung von Nährstoffen reduzie-
ren. Eine im Journal of Applied Ecology publizierte
Agroscope-Studie zeigt, dass sich eine Boden schonende
Bewirtschaftung auszahlt. Wird den Organismen im
Boden mehr Sorge getragen, können Düngemittel
gespart und Gewässer geschont werden.
03.10.2014 Kartoffelviren: ein Blattlausradar zur Vorhersage des Übertragungsrisikos Ertragsvermindernde Pflanzenviren stellen die Produ-
zenten von Pflanzkartoffeln immer wieder vor grosse
Herausforderungen. Die Viren werden im Frühsommer
durch einfliegende Blattläuse von kranken auf gesunde
Kartoffelstauden verschleppt und befallen anschliessend
die sich entwickelnden Knollen. Agroscope überwacht
den Blattlausflug mit einer Saugfalle und hat ein neues
Prognoseinstrument entwickelt, welches die Produzen-
ten über das Risiko einer Virenausbreitung durch Blatt-
läuse informiert.
Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 494–499, 2014
499
Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen
Aktuell
V e r a n s t a l t u n g e n
Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen
I n t e r n e t l i n k s
November 2014
18.11.2014Profi-Lait-Forschungstag 2014Profi-Lait, Agroscope, Agridea, HAFLHochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittel-wissenschaften HAFL, Zollikofen BE
20. – 21.11.2014Beerenseminar 2014Agroscope, SOV-FUSKartause Ittingen, Thurgau
21.11.2014AgriMontana – Zukünftige Perspektiven der BerglandwirtschaftAgriMontana / AgroscopeLandwirtschaftliches Bildungs- und Beratungs-zentrum PlantahofLandquart
Januar 2015
22.1.20142. Agroscope-Nachhaltigkeitstagung 2015 «Funktionelle Biodiversität in der Landwirtschaft»Agroscope INH8046 Zürich
März 2015
14. 3.2015Infotag HAFLHochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittel-wissenschaftenZollikofenInformationen: www.hafl.bfh.ch
18. – 19.3.20155. Tänikoner MelktechniktagungTänikon, 8356 Ettenhausen
V o r s c h a u
Januar 2015 / Heft 1
Feuerbrand ist ein ernsthaftes Problem für den Schweizer Kern-obstanbau. Um den Antibiotika-einsatz vermeiden zu können, forscht Agroscope intensiv nach alternativen Ansätzen. Dabei werden neue Wirkstoffe und Pflanzenschutzmittelstrategien, Massnahmen zur fachgerechten Sanierung befallener Bäume und robuste Apfel- und Birnensorten für den Mostobstanbau getestet. (Foto: Gabriela Brändle, Agroscope)
V o r s c h a u
•• Die Suche nach robusten Sorten für ein nachhaltiges
Feuerbrandmanagement, Anita Schöneberg et al.,
Agroscope
•• Herausforderungen der rückstandsfreien Apfel-
produktion, Michael Gölles et al., Agroscope
•• Optimierung der Schlachtleistung durch gezielte
Paarung von Fleisch- und Milchviehrassen,
Arlène Müller et al., HAFL
•• Kulturpflanzen in der Schweiz – eine Schriftenreihe,
Peer Schilperoord, Alvaneu Dorf
Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 494–499, 2014
Agrometeo Webapp – Prognose und Risikoabschätzung für die Landwirtschaft
www.agrometeo.ch
Agrometeo ist eine Plattform, die Informationen und
Entscheidungshilfen für eine optimierte Anwendung
von Pflanzenschutzmassnahmen in der Landwirtschaft
zusammenfasst. Sie basiert auf einem Netz von über
150 Wetterstationen, welche mikroklimatische Wetter-
daten für verschiedene Modelle zur Vorhersage von
Krankheits- und Schädlingsrisiken liefern.
Donnerstag, 22. Januar 2015
Funktionelle Biodiversität in der Landwirtschaft2.Agroscope-Nachhaltigkeitstagung 2015
Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften INH
Themen• Funktionen der Biodiversität – Beispiele und Potenzial• Von Bienen und Blumen: funktionelle Biodiversität vonBestäubern in Agrarlandschaften
• Bodenbiodiversität, Nachhaltigkeit und Ökosystem-Multi-funktionalität
• Ansaatwiesen – Pflanzeneigenschaften gezielt kombinieren• Ökonomische Bewertung der funktionellen Biodiversität
Anmeldeschluss: 13. Januar 2015
TagungsortAgroscopeInstitut für Nachhaltigkeitswissenschaften INHReckenholzstrasse 191, 8046 Zürich, Vortragssaal
Detailprogramm und Anmeldungwww.agroscope.ch/veranstaltungen> 2. Agroscope-Nachhaltigkeitstagung
www.agroscope.ch
Aktuelle Forschungsergebnisse
für Beratung und Praxis:
Agrarforschung Schweiz publiziert 10-mal
im Jahr Forschungsergebnisse über
Pflanzenbau, Nutztiere, Agrarwirtschaft,
Landtechnik, Lebensmittel, Umwelt und
Gesellschaft.
Agrarforschung ist auch online verfügbar
unter: www.agrarforschungschweiz.ch
Bestellen Sie jetzt Ihre Gratisausgabe!
AGRARFORSCHUNGSCHWEIZ
RECHERCHEAGRONOMIQUESUISSE
Talon einsenden an:Redaktion Agrarforschung Schweiz, Forschungsanstalt AgroscopeLiebefeld-Posieux ALP-Haras, Postfach 64, 1725 PosieuxTel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00E-Mail: [email protected] | www.agrarforschungschweiz.ch
Name/Firma
Vorname
Strasse/Nr
PLZ/Ort
Beruf
Datum
Unterschrift
Die Zeitschrift erscheint in Deutsch und Fran-
zösisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus
Forschung, Industrie, Lehre, Beratung
und Politik, an kantonale und eidgenössische
Ämter und an weitere Fachinteressierte.
Agrarforschung Schweiz /RechercheAgronomique Suisse ist die Zeitschrift
der landwirtschaftlichen Forschung von
Agroscope und ihren Partnern. Partner der
Zeitschrift sind das Bundesamt für Landwirt-
schaft,die Hochschule für Agrar-, Forst- und
Lebensmittelwissenschaft HAFL, die Bera-
tungszentralen AGRIDEA, die Eidgenössische
Technische Hochschule ETH Zürich, Departe-
ment für Umweltsystemwissenschaften, das
Forschungsinstitut für biologischen Landbau
FiBL und Agroscope, die gleichzeitig Heraus-
geberin der Zeitschrift ist.