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Grabungsunternehmungen und Kooperationen der Abteilung ELEPHANTINE Die 31. Grabungs- und Aufarbeitungskampagne auf Elephantine fand in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Institut für gyptische Bauforschung und Altertumskunde vom 16. 10. 2001 ohne Unterbrechung bis zum 12. 4. 2002 statt. Die Aufarbeitung und Restaurierung verschiedener Fundgruppen aus den vergangenen Grabungskampagnen wurde in diesem Zeitraum ohne Unterbrechung fortgesetzt. In Bearbei- tung befanden sich: Funde aus dem Palastheiligtum des Heqaib: Bearbeitung/Restauration, Kleinfunde aus der Siedlung des 3.-2. Jts. v. Chr., Funde des 2. Jts. v. Chr. aus dem Tempel der Satet, koptische Ostraka, Münzen, Keramik des Neuen Reiches, sptantike Keramik, nu- bische Keramik des 3.-2. Jts. v. Chr., Bast- und Flechtwerk. Die Aufnahme der Steingefe des 3.-1. Jts. v. Chr. und der Gerte zu ihrer Herstellung wurde abgeschlossen. Palast des Alten Reiches: Im topographischen Zentrum der Stadt des Alten Reiches kon- zentrierten sich die Arbeiten auf die stratigraphische Verbindung der verschiedenen in den letzten Kampagnen untersuchten Teile des Palastes (Haus 2), nachdem die Arbeiten am westlichen Hauptzugang sowie den anschlieenden Rumen und Kellern im vergangenen Jahr weitgehend abgeschlossen worden waren. Wie schon aus den im Vorjahr angelegten Profilen ersichtlich, befand sich die nrdlich hieran anschlieende Raumgruppe (Haus 150) auf 1,5 m hherem Niveau (Abb. 1). Diese Rume F-M wurden durch einen Zugang von der Strae, die im weiteren Verlauf (Nord- Süd) zum Haupteingang führt, erschlossen. Sie weist eine dichte, u.a. auch durch einen Brand verursachte Sequenz von Bauaktivitten der spten 6. Dynastie auf (Bauschicht XVI- Abb.1: Elephantine, Palast der 6. Dynastie, Haus 150, Raum F-M September 2002 Rundbrief DEUTSCHES ARCHÄOLOGISCHES INSTITUT ABT. KAIRO Grabungsunterneh- mungen und Koopera- tionen der Abteilung Elephantine 1 Theben-West: Dra´ Abu el-Naga 5 Theben-West: Dra´ Abu el-Naga / Deir el-Bachit 8 Theben-West: Kom el-Hettan / Toten- tempel Amenophis´ III. 9 Theben-West: Qurna / Totentempel Sethos´ I. 12 Abydos / Umm el-Qaab 13 Dahschur: Bezirk und Anlagen der Knickpyramide 15 Dahschur: Mastabas des AR im Bereich der Pyramide Amenemhets II. 16 Giza 17 Maadi 19 Museum Kairo 21 Altstadt Kairo 21 Buto / Tell el-Fara´in 22 Abu Mina 23 Firan / Sinai 25 Siwa 26 Veröffentlichungen der Abteilung 30 Weitere Mitteilungen 30 Ägyptische Altertümerverwaltung und Museen 31

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ELEPHANTINE

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Grabungsunternehmungen und Kooperationen der Abteilung

ELEPHANTINE

Die 31. Grabungs- und Aufarbeitungskampagne auf Elephantine fand in Zusammenarbeit

mit dem Schweizerischen Institut für ägyptische Bauforschung und Altertumskunde vom 16. 10. 2001 ohne Unterbrechung bis zum 12. 4. 2002 statt.

Die Aufarbeitung und Restaurierung verschiedener Fundgruppen aus den vergangenen Grabungskampagnen wurde in diesem Zeitraum ohne Unterbrechung fortgesetzt. In Bearbei-tung befanden sich: Funde aus dem Palastheiligtum des Heqaib: Bearbeitung/Restauration, Kleinfunde aus der Siedlung des 3.-2. Jts. v. Chr., Funde des 2. Jts. v. Chr. aus dem Tempel der Satet, koptische Ostraka, Münzen, Keramik des Neuen Reiches, spätantike Keramik, nu-bische Keramik des 3.-2. Jts. v. Chr., Bast- und Flechtwerk. Die Aufnahme der Steingefäße des 3.-1. Jts. v. Chr. und der Geräte zu ihrer Herstellung wurde abgeschlossen.

Palast des Alten Reiches: Im topographischen Zentrum der Stadt des Alten Reiches kon-zentrierten sich die Arbeiten auf die stratigraphische Verbindung der verschiedenen in den letzten Kampagnen untersuchten Teile des Palastes (Haus 2), nachdem die Arbeiten am westlichen Hauptzugang sowie den anschließenden Räumen und Kellern im vergangenen Jahr weitgehend abgeschlossen worden waren.

Wie schon aus den im Vorjahr angelegten Profilen ersichtlich, befand sich die nördlich hieran anschließende Raumgruppe (Haus 150) auf 1,5 m höherem Niveau (Abb. 1). Diese Räume F-M wurden durch einen Zugang von der Straße, die im weiteren Verlauf (Nord-Süd) zum Haupteingang führt, erschlossen. Sie weist eine dichte, u.a. auch durch einen Brand verursachte Sequenz von Bauaktivitäten der späten 6. Dynastie auf (Bauschicht XVI-

Abb.1: Elephantine, Palast der 6. Dynastie, Haus 150, Raum F-M

September 2002

Rundbrief

DEUTSCHES ARCHÄOLOGISCHES INSTITUT ABT. KAIRO

Grabungsunterneh-mungen und Koopera-tionen der Abteilung

Elephantine 1

Theben-West: Dra´ Abu el-Naga

5

Theben-West: Dra´ Abu el-Naga / Deir el-Bachit

8

Theben-West: Kom el-Hettan / Toten-tempel Amenophis´ III.

9

Theben-West: Qurna / Totentempel Sethos´ I.

12

Abydos / Umm el-Qaab 13

Dahschur: Bezirk und Anlagen der Knickpyramide

15

Dahschur: Mastabas des AR im Bereich der Pyramide Amenemhets II.

16

Giza 17

Maadi 19

Museum Kairo 21

Altstadt Kairo 21

Buto / Tell el-Fara´in 22

Abu Mina 23

Firan / Sinai 25

Siwa 26

Veröffentlichungen der Abteilung

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Weitere Mitteilungen

30

Ägyptische Altertümerverwaltung und Museen

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II). Die Räume F-H brannten dabei vollständig aus: Die verkohlte Dachkonstruktion aus Balken, Latten und Mattenlagen ruhte fast unmittelbar auf den Estrichen der Räume auf. Die meisten Räume wiesen relativ kleine Ausmaße (2 x 3 m) auf. In dem mit 8m Länge größten Raum war vor dem Brand ein großer Bottich aufgestellt worden. Eine zumindest temporäre Ein-bindung der Raumfolge in die Arbeitsprozesse eines Brauereibetriebes ist somit denkbar.

Östlich dieser Raumgruppe folgten auf gleichem Niveau drei schmale Räume (C-E), deren Erschließung im Norden gele-gen haben muß, von der Grabung jedoch wegen der Überlagerung durch den späteren Chnumtempel nicht erreicht werden kann. Raum E kann zweifelsfrei als Herdraum angesprochen werden. Die Funktion der beiden anderen Räume ist nicht be-kannt.

Die Anlage dieser Räume während des späten Alten Reiches ist durch großflächige Geländeabstiche in der Siedlungsstra-tigraphie der 4.-5. Dynastie ermöglicht worden. Der höchste Punkt der Siedlung befand sich nördlich von Haus 150 (Räume C-M), wird aber vom späten Chnumtempel überlagert und ist damit nur noch in Ausschnitten durch die Grabung zu errei-chen.

Der überwiegende Teil von Haus 150 wurde in der darauffolgenden frühen 1. Zwischenzeit (Bauschicht XVII) mit annähernd identi-schen Mauerverläufen wie-deraufgebaut: Östlich der Raumgruppe C-M schließt, bedingt durch einen weite-ren Geländeabstich wieder auf dem Niveau von Haus 2, die in den vergangenen bei-den Jahren untersuchte Pa-lastbäckerei an (Abb. 2). Der südlichste Teil ist durch die sebbakhîn-Grabungen des vergangenen Jahrhun-derts nicht erhalten, doch kann ihre ursprüngliche Ge-samtfläche auf 9,5 x 15,5 m rekonstruiert werden.

Die östliche Hälfte dieser Wirtschaftsanlage war in der Erstkonzeption im Gegensatz zur westlichen Hälfte, in der vor-nehmlich die eigentlichen Backvorgänge angesiedelt waren, überdacht. Von den ursprünglich zehn hölzernen Stützen des Daches konnten in diesem Jahr alle vier bislang lokalisierten und freigelegten, bis zu 3,17 m hoch erhaltenen Säulen sowie die dazugehörige Schrankenwand dokumentiert und geborgen werden. Die Grabung erfaßte im Verlauf dieser Freilegung weitere, in Lehmziegeln ausgeführte Unterteilungen, die während der insgesamt ca. 200 Jahre betragenden Nutzungsdauer der Bäckerei auf stetig ansteigendem Niveau eingezogen worden waren.

Haus 2 und Haus 150 liegen zwischen zwei, bis zu 2,2 m breiten Hauptstraßen der Stadt des Alten Reiches: Im Westen führt die Straße vom Gebiet des Satettempels südwärts, am Eingang zu Haus 150 vorbei, zum westlichen Haupteingang des Palastes und weiter in die sog. Südstadt. Vom Haupteingang des Palastes biegt eine weitere Straße westwärts zum SW-Stadttor des Alten Reiches. Im Osten führt eine Straße aus dem Gebiet der sog. Oststadt, parallel zur flußseitigen Stadtmauer, südwärts zum Osteingang der Palastbäckerei. Die ältesten bislang erreichten Straßenhorizonte dieser Stadtgliederung datie-ren in die mittlere 6. Dynastie.

Zwischen der östlich entlang der Bäckerei verlaufenden Straße und der Stadtmauer befindet sich eine weitere großräumi-ge Gebäudeeinheit, mit deren Untersuchung in diesem Jahr begonnen wurde. Nach einer administrativen Erstnutzung wird dieses Gelände jedoch in der 1. Zwischenzeit als Brachfläche genutzt, in der u.a. die Aschenabfälle der Bäckerei entsorgt wurden.

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Abb.. 2: Elephantine, Haus 150: Raum A: Palastbäckerei der 1. Zwischenzeit

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Mittels der Fortsetzung eines Tiefschnitts in Haus 2 wurden in diesem Jahr die ältesten Schichten dieses Stadtteils er-reicht. Die ältesten Keramikfunde können in die späte Dynastie 0 / frühe 1. Dynastie datiert werden. Erst in der früheren 2. Dynastie sind dann einfache Wirtschaftsbebauungen nachzuweisen.

In der vergangenen Kampagne wurden

die Untersuchungen zur Baugeschichte des Chnumtempels fortgesetzt. Der Plan des Tempels des Neuen Reiches kann nun nach den abschließenden Nachuntersuchungen in dieser Kampagne in seinem vorderen östli-chen Teil weitgehend rekonstruiert werden.

Dieses Gebäude fiel vollständig den Bauaktivitäten Nektanebos´ II. zum Opfer. In einem weiteren Schritt wurde in der mitt-leren Ptolemäerzeit dem Tempelhaus ein Pronaos hinzugefügt. Ihm vorgelagert be-fand sich ein Hof mit einer wohl proviso-risch in Lehmziegeln ausgeführten Ummau-erung. Im Rahmen dieser Untersuchungen wurden die Fundamente zweier Pronaossäu-len freigelegt (Abb. 3). Neben einigen Blö-cken des Tempels der 18. Dynastie fand sich überraschenderweise eine Anzahl von Blö-cken der Saitenzeit in diesen Punktfunda-menten verbaut. Mehr als 60 Blöcke eines bis dahin nicht bekannten Gebäudes Psam-metichs II. konnten geborgen werden. Sie sind wahrscheinlich einem Anbau an der Rückseite des Tempels des Neuen Reiches zuzuordnen, der in der Folge neuer Bauvor-haben abgerissen und wiederverwendet wur-de.

Weitere Nachuntersuchungen westlich des Tempels führten zu einer Neueinschätzung der chronologischen Stellung der Temenosmauer. Entgegen der bisherigen Annahme einer Errichtung in der frührömischen Zeit ist eine Datierung in die mit-telptolemäische Zeit wahrscheinlich. Neben stratigraphischen Befunden spricht hierfür auch die Erwähnung eines derartigen Bauprojektes für den Chnumtempel in der Inschrift Ptolemaios´ VI. auf der Insel Sehel. Parallel zu dem Neubau des Tempels der Satet ließe sich so auch am Chnumtempel zu dieser Zeit ein umfassendes Bauprogramm bestehend aus der Hinzufügung eines Pronaos, Tempelvorhofes und einer großen Bezirksummauerung rekonstruieren.

Die Ausgrabungen in der südwestlichen Vorstadt des 3. Jts. v. Chr. wurde im Frühjahr 2002 fortgesetzt. Die ältesten Be-

funde gehen auf die Zeit der 3. Dynastie zurück. Mindestens drei Nord-Süd verlaufende Mauerzüge aus grob gesetzten Gra-nitbrocken lassen auf Uferbefestigungsmaßnahmen schließen.

Hierauf folgt im Hohen Alten Reich eine Einfriedungsmauer, von der lediglich die Fundamentlagen erhalten sind. An dem mit Felsinschriften bedeckten Südhügel beginnend, läßt sich diese Einfriedung nach Westen auf einer Länge von 22 m verfolgen. Auch nach Süden zieht, parallel zum Felsen, ein weiterer Mauerzug mindestens 5m in die Richtung der südlichen Hafenbucht von Elephantine. Vorläufig wird angenommen, daß es sich hierbei um eine extraurbane Einfriedung handelt, in der möglicherweise Waren aus dem Süden in geschütztem Gelände zwischengelagert werden konnten.

Während der mittleren 6. Dynastie fand eine umfassende Neuaufteilung des Areales statt (Abb. 4). Zunächst wurde eine Kette langrechteckiger Räume entlang des Felsens errichtet. Kurz danach wurde in einem zweiten Schritt eine zweite, mit

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Abb. 3: Elephantine, Chnumtempel: Fundament einer ptolemäischen Pronaossäule mit Spolien des Neuen Reiches und der Saitenzeit

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steinernen Türschwellen versehene Raumzeile gebaut, wobei eine Nord-Süd verlaufende, 2,1 m breite Straße ent-stand, die nach Norden zum SW-Stadttor, nach Süden in die Bucht einer südlichen Anlegestelle der Insel führte.

Auf der östlichen Seite der Straße weisen die Räumlichkeiten Lagerungs-vorrichtungen in Gestalt von gemauerten rechteckigen wie auch runden Speichern auf. Der Fund eines Stempelsiegels deu-tet zudem auf die Ansiedlung administ-rativer Tätigkeiten in diesem Bereich. Auf der westlichen Seite hingegen lassen sich Koch- und Backvorgänge anhand mächtiger Aschenschichten nachweisen.

Diese Funktionsaufteilung ergibt, im Zusammenhang mit der Lage zwischen Stadttor und Südhafen, das Bild einer Vor-stadtsiedlung, deren Aufgabenbereich zum einen mit der zwischenzeitlichen Lagerung ankommender Güter, zum anderen mit der Versorgung hierin involvierter Personen umrissen werden kann.

Römische und Spätantike Uferterras-

sen: Am nördlichen, repräsentativen Haupthafen der Stadt, zu dem die Monu-mentaltreppe der römischen Kaiserzeit hinabführt, wurde in der vergangenen Kampagne die Präsenz einer großen spät-antiken Uferterrasse nachgewiesen (Abb. 5). Während des 5. Jhs. war diese zum Großteil aus Blöcken errichtet worden, die beim Abriß älterer Sakralbauten in diesem Areal gewonnen wurden. Insge-samt 300 Blöcke, von denen 113 Reliefs und Inschriften aufwiesen, sowie etwa 500 kleinere Fragmente konnten gebor-gen werden und wurden zur weiteren Un-tersuchung in das Grabungsgelände ver-bracht. Neben einer kleinen Anzahl von Fragmenten des Neuen Reiches besteht der Großteil des Materials aus kaiserzeitlichen Tempelblöcken: Bislang können Nero, Vespasian, Titus, Domitian und Trajan als Auftraggeber der Dekoration identifiziert werden. Die meisten Blöcke gehören dem �Tempel Y� an, der gleichfalls an-hand dekorierter, wiederverwendeter Blöcke vor einigen Jahren identifiziert worden war. Anhand einer Weihinschrift kann dieser Tempel nun gesichert dem �Jungen Chnum� von Elephantine zugeschrieben werden. Im Zuge der diesjährig begonne-nen Bearbeitung des Materiales konnte innerhalb des Materiales ein zweites kaiserzeitliches Sakralgebäude identifiziert wer-den.

Während des Abbaus der spätantiken Mauer konnten ältere Mauerzüge kaiserzeitlicher Uferbauten, die im Zusammen-hang mit der Monumentaltreppe standen, freigelegt werden. Zu ihnen gehörten auch zwei vorspringende Uferterrassen. Ne-ben den ägyptischen Tempelbauteilen fanden sich auch einige Bruchstücke, die einem Gebäude mit einer römischen Gebälk-ordnung zugewiesen werden können. In dem wiederverwendeten Material wurden weiterhin mehrere Fragmente einer le-bensgroßen römischen Göttinnenstatue aufgefunden.

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Abb. 4: Elephantine, südwestliche Vorstadt der 6. Dynastie

Abb. 5: Elephantine, Uferterrasse während des Abbaus der spätantiken Spolienmauern

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Der Abschluß der Restaurierung der Kultschreine aus den beiden Deponierungen der 1. Zwischenzeit und des beginnenden Mittleren Reiches innerhalb des Palastes des Alten Reiches wurde in diesem Jahr durch eine Unterstüt-zung der Gerda-Henkel-Stiftung ermöglicht (Abb. 6). Die Arbeiten wurden von den letzten Nachträgen an der Doku-mentation dieses Fundkomplexes aus den Grabungskam-pagnen 1996-1999 begleitet. Fünf hölzerne Kultschreine für Beamte der späten 6. Dynastie konnten annähernd voll-ständig zusammengesetzt werden.

Die Arbeiten auf Elephantine wurden auch in diesem Jahr durch namhafte Beträge von Herrn A. Hegazy, R. Raue und E. Rhein sowie durch Agfa-Gevaert und die Bay-er AG tatkräftig unterstützt.

Teilnehmer der Kampagne waren: G. Dreyer, I. Antoni-ak, J. Budka, P. Collet, A. Dorn, M. van Elsbergen, A.-C. Escher, S. Giuliani, R. Gubler, Chr. Heitz, D. Heyse, C. Jeuthe, A. Klammt, P. Kopp, M. Kornacka, E. Laskowska-Kusztal, I. Milosavljevic, P. Moser, H.-Chr. Noeske, A. Paasch, E. Peintner, B. von Pilgrim, C. von Pilgrim, D. Raue, E. und M. Rodziewicz, S. Schaten, A. Schönenber-ger, Chr. Ubertini, W. Wendrich und P. Windszus.

THEBEN-WEST

Dra� Abu el-Naga Der erste Teil der 12. Kampagne in der königlichen und

privaten Nekropole von Dra� Abu el-Naga fand vom 2. Okto-ber bis zum 22. November 2001 statt. Die Kampagne galt der weiteren Freilegung der im Frühjahr 2001 wiederentdeckten Pyramiden-Anlage des Herrschers Nub-Cheper-Re Intef aus der 17. Dynastie sowie einigen in deren unmittelbarer Umge-bung gelegenen privaten Schachtgräbern.

Während der Kampagne konnten alle vier Ecken der aus Lehmziegeln errichteten Pyramide freigelegt werden. Diese stehen teilweise noch etwa 1,0 bis 1,2 m an, was eine Berech-nung des originalen Böschungswinkels von ca. 68-70 Grad erlaubt. Damit weist die Pyramide einen ungewöhnlich steilen Winkel auf, der sich wenig später auch in den kleineren, pri-vaten Grabpyramiden des Neuen Reiches, vor allem in der Nekropole der Arbeitersiedlung von Deir el-Medineh, wieder-findet.

Die königlichen Grabpyramiden der 17. Dynastie sind demnach als Vorbilder der späteren Privatpyramiden (und wohl auch für die noch späteren meroitischen Pyramiden im Sudan) anzusehen.

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Abb. 7: Theben-West, Dra� Abu el-Naga, Stele des Jay-seneb aus K01.12

Abb. 6: Elephantine, Schrein des Sobekhotep

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Auf der West- und Südseite der Pyramide konnten große Teile der einstigen Umfassungsmauer freigelegt werden, an de-ren Außen- und Innenseite sich über weite Strecken noch der alte weiße Kalkverputz erhalten hat.

Unter den neu freigelegten privaten Schachtgräbern verdient die nur etwas oberhalb der Pyramide gelegene Anlage K01.12 besondere Beachtung, da sie eindeutig früher datiert. In den beiden Kammern der Anlage waren noch substantielle

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Abb. 8: Theben-West, Dra� Abu el-Naga, Vorläufiger Plan der Pyramide des Nub-Cheper-Re Intef und ihrer Umgebung

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Reste der einstigen Bestattungsbeigaben erhalten, u.a. die Kalksteinstele des Grabbesitzers, eines �Großen der Zehn Ober-ägyptens� namens Jay-seneb, Sohn einer Chenemet und eines Jmeny-seneb (Abb. 7). In der Opferformel des Stelentextes werden bemerkenswerterweise zwei Könige der 11. Dynastie als vergöttlichte Herrscher erwähnt, (Mentuhotep) Nebhepetre und sein Nachfolger, (Mentuhotep) Seanchkare. Aufgrund der in der Anlage K01.12 aufgefundenen Keramik und der Iko-nographie der Stele können Grab und Bestattung in die 2. Hälfte der 13. Dynastie datiert werden.

Die genauere zeitliche Einordnung des Herrschers Nub-Cheper-Re innerhalb der 17. Dynastie muß zur Zeit noch offen bleiben, erst die weiteren Grabungen und vor allem die Untersuchung des mehrere hundert Gefäße zählenden keramischen Inventars der Hauptschachtanlage und des Pyramidenareals durch A. Seiler werden hier weiterführende Ergebnisse erbrin-gen.

Im zweiten Teil der 12. Kampagne wurden die Freilegungsarbeiten an der Pyramide des Nub-Cheper-Re Intef und in de-

ren näheren Umgebung vom 4. Februar bis 2. April 2002 fortgeführt. Während der Kampagne konnten zum ersten Mal alle vier Seiten der Pyramide bis zum alten Gehniveau freigelegt und somit eine vollständige Planaufnahme (Abb. 8) sowie pho-tographische Gesamtaufnahmen der Pyramide, ihrer Umfassungsmauer und der umliegenden Schachtanlagen angefertigt werden.

Im Verlauf der Freilegungsarbeiten konnte auch die bereits vor einem Jahr an ihrer Oberkante aufgefundene Schachtanla-ge K01.8 bearbeitet werden, die sich fast exakt in der Ost-West-Achse und direkt östlich vor der Pyramide befindet. Die am Boden des Schachtes entdeckte langgezogene Kammer knickt nun bemerkenswerterweise nach etwa 3 m in einem schrägen Winkel nach Südwesten hin ab, wofür nur technische Gründe in Frage kommen. Dies führte zu der Vermutung, daß mit dem Abknicken der Kammer möglicherweise Rücksicht genommen wurde auf eine bereits bestehende, in der ursprünglichen Ach-se der Kammer und damit unterhalb der Pyramide liegende Schachtanlage. Der daraufhin im Inneren des Pyramidenmassivs angebrachte Suchschnitt bestätigte die Vermutung vollauf: nahezu im Zentrum der Pyramide befindet sich eine von dieser vollkommen überbaute Schachtanlage, die nach Ausweis der in ihr aufgefundenen Keramik sicher etwas früher zu datieren ist als die Grabanlage des Nub-Cheper-Re.

Der König wählte also den Ort für die Errichtung seiner Grabpyramide bewußt und gezielt in einem Terrain, das bereits während der 13. Dynastie als Nekropole benutzt wurde. Die naheliegende Frage, ob dabei vielleicht sogar eine engere Ver-bundenheit zwischen Nub-Cheper-Re und dem in der Anlage K02.2 bestatteten Personenkreis bestanden hat, etwa im Sinne fiktiver oder realer familiärer Beziehungen (�Ahnherr�, �Vorfahr�), muß einstweilen noch unbeantwortet bleiben. In jedem Fall rückt dieser Befund die Errichtung der Pyramidenanlage chronologisch enger an die 13. Dynastie als bislang angenom-men wurde.

Die großen Mengen an in den Schachtanlagen in der näheren Umgebung der Pyramide aufgefundenen Keramikgefäßen und Gefäßfragmenten erlauben nun die Erstellung einer nahezu lückenlosen morphologischen Sequenz vor allem der so ge-nannten Bierkrüge von der 13. bis ans Ende der 17. Dynastie. Die Auswertung des keramischen Materials wird weiterhin von A. Seiler im Rahmen ihres Dissertationsprojektes durchgeführt.

Um das drohende Absacken der Ostseite der Pyramide zu verhindern, wurde während der Kampagne eine auf dem alten Felsgrund östlich der Pyramide aufsitzende Stützmauer errichtet, die sich über die gesamte östliche Seite der Anlage, inklusi-ve der alten Umfassungsmauer, hinzieht.

Während beider Kampagnen beschäftigte sich E. Mählitz im Rahmen ihres Dissertationsprojektes weiterhin mit der Auf-nahme und Bearbeitung der durch Termitenbefall teilweise zerstörten, polychrom bemalten Holzsärge der 25./26. Dynastie, die in den vergangenen Jahren in intrusiven Grabschächten im 2. Hof der dem Herrscher Amenophis I. zugeschriebenen Grabanlage K93.11 aufgefunden wurden.

Die Durchführung der Kampagne wurde durch einen namhaften Beitrag der Studiosus Reisen München GmbH sowie von Bill und Nancy Petty (Denver, CO) unterstützt.

Teilnehmer der ersten Hälfte der 12. Kampagne waren: D. Polz, J. Busch, P. Collet, M. Jost, K. Lahn, E. Mählitz, A. Richter, U. Rummel, A. Seiler sowie zeitweise P. Windszus; die der zweiten Hälfte waren: D. Polz, Th. Beckh, J. Busch, P. Collet, M. Jost, K. Lahn, E. Mählitz, A. Richter, U. Rummel, A. Seiler und zeitweise A. Nerlich und P. Windszus.

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THEBEN-WEST

Dra� Abu el-Naga / spätantike Klosteranlage Deir el-Bachit

Die innerhalb des Konzessionsgebietes der Unternehmung Dra� Abu el-Naga liegende spätantike/koptische Klosteranlage Deir el-Bachit war im Herbst das Ziel einer ersten kurzen Begehungs- und Vermessungskampagne. Das für die Aufnahme, Bearbeitung und Publikation der Klosteranlage ins Leben gerufene Projekt begann zunächst als eine Gemeinschaftsunternehmung des DAI Kairo mit dem Ägyptologischen Institut (G. Burkard) und dem Institut für Vor- u. Frühgeschichte und Provinzialrömische Archäologie (M. Mackensen) der Ludwig-Maximilians-Universität München. Ziel der Unternehmung ist die Aufnahme und teilweise Ausgrabung dieser größten Klosteranlage aus koptischer Zeit im Raume Theben, die bisher trotz ihrer Ausdehnung und offensichtlichen Bedeutung nahezu unbekannt geblieben ist. Diese erste Kampagne vom 6. bis 20. Oktober 2001 galt vornehmlich der Untersuchung der allgemeinen topographischen Situation der Anlage, ihrer ursprünglichen Ausdehnung und ihrer Zugangswege sowie der Frage nach der Funktion der an der Oberfläche erkennbaren Gebäudestrukturen. Eine Oberflächenbegehung ergab große Mengen an spätantiker Grob- und Feinkeramik (Egyptian Red Slip Ware A-C), die aufgrund der Typen und einiger Stempel eine vorläufige Benutzungszeit der Anlage vom späten 5. bis zur Mitte des 7. Jhs. n. Chr. nahelegt.

Teilnehmer dieser ersten Kampagne waren: G. Burkard, M. Mackensen, R. Franke, S. Ghairos, S. Ortisi und zeitweise P. Grossmann.

Vom 14. bis 28. Februar 2002 fand eine zweite kurze

Ausgrabungs- und Vermessungskampagne in der koptischen Klosteranlage Deir el-Bachit statt. Das Ziel der Kampagne war die Fortführung des topographischen Surveys in und um die ausgedehnte Klosteranlage, sowie die Freilegung einiger Räume innerhalb der Anlage.

Bis zum Abschluß der Kampagne konnte ein kompletter Grundrißplan (M 1:200) der verschiedenen, an der Oberfläche sichtbaren Gebäude innerhalb des Klosters und der im Osten davon gelegenen Terrassenmauer angefertigt werden. Die Komplexität der Gebäudestrukturen des Klosters und dessen Gesamtausmaße von etwa 65 x 70 m (0,45 ha) legen die Interpretation nahe, daß es sich bei Deir el-Bachit um die bei weitem bedeutendste koptische Klosteranlage auf der Westseite Thebens gehandelt hat, gerade auch im Vergleich mit den bekannten, wesentlich bescheideneren Klosteranlagen des Cyriacus und des Epiphanius.

Die während dieser Kampagne in der Verfüllung der freigelegten Räume aufgefundenen koptischen Ostraka haben, soweit bislang untersucht, sowohl religiösen wie wirtschaftlichen Inhalt.

Eine weitere, signifikante Gruppe von Ostraka bilden so genannte �Schul-Ostraka�, die unterschiedliche Schreibübungen enthalten und die Existenz einer dem Kloster angegliederten Schule belegen (Abb. 9).

Teilnehmer der zweiten Kampagne waren: G. Burkard, M. Mackensen, Th. Beckh, R. Franke, B. Seeberger, M. Sieler und A. Verbovsek.

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Abb. 9: Theben-West, Dra Abu el-Naga / Deir el-Bachit, Schulostrakon

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THEBEN-WEST

Kom el-Hettan: Totentempel Amenophis´ III. Im Totentempel Amenophis� III. wurde vom 5. 1. - 30. 3. 2002 eine weitere Kampagne zur Klärung des Tempelgebietes

und der Fortsetzung der Restaurierungsmaßnahmen an den Memnonskolossen durchgeführt. Zunächst wurden der westliche Abschnitt des Tempelareals und der Bereich des großen Säulenhofes von Halfagras und

Kameldorn gereinigt. Anschließend folgten geomagnetische und geoelektrische Untersuchungen, die den Nachweis weiterer Strukturen im westlichen Abschnitt des Tempels erbrachten. Der vorläufige Plan zeigt, daß sich der Tempel von den Mem-nonskolossen nach Westen bis zur Grenze des Fruchtlandes erstreckte.

Die Arbeit konzentrierte sich auf drei Bereiche: den Peristylhof, die Säuberung und Konservierung der Memnonskolosse und die Untersuchung der Statuenreste vor dem Zweiten Tempelpylon. Diese führte zu der sensationellen Entdeckung zweier weiterer Kolossalstatuen Amenophis' III. aus Quarzit, die am Eingang zum zweiten Pylon im Erdreich lagen und damit bes-ser erhalten waren, als man es für möglich gehalten hätte. Um diese neuen Funde künftig auch Besuchern präsentieren zu können, müssen erhebliche finanzielle Mittel aufgebracht und neue Konservierungsmethoden angewandt werden.

Im Großen Peristylhof wurden im Anschluß an die Arbeit der vergangenen Kampagne der nördliche und östliche Säulen-

umgang ausgegraben und aufgenommen (Abb. 10). Das Sandsteinpflaster des offenen Hofes wurde teilweise freigelegt, wo-bei viele neue Statuenfragmente aus Quarzit, Granodiorit und rotem Granit zwischen den Säulenbasen entdeckt wurden, dar-unter ein lebensgroßer Torso des Gottes Amun aus Granodiorit, sowie auch Fragmente aus Quarzit und rotem Granit von kö-niglichen Statuen, die einst zwischen den Säulen um den Großen Hof gestanden hatten. Gleichfalls wurden zahlreiche deko-rierte Sandsteinblöcke von Säulen, Architraven und Wänden geborgen.

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Abb. 10: Theben-West, Kom el-Hettan / Totentempel Amenophis´ III., Peristylhof

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Statuen am zweiten Pylon: Etwa 70 m westlich der Memnonskolosse, an dem Platz, an dem einst der zweite Pylon des großen Tempels gestanden hat, wurde eine Statuengruppe aus Kalkstein wieder frei-gelegt (Abb. 11). Die Gruppe zeigt Amenophis III. sitzend zwischen der Löwengöttin Sachmet, dem Gott Amun und der Göttin Amaunet; sie war im Lauf der Jahrhunderte von dem Schlamm der Nil-überschwemmungen bedeckt worden.

Südlich dieser Statuengruppe lagen riesige Blö-cke aus rotem Quarzit, die frühere Ägyptenreisende schon als Überreste eines gestürzten Kolosses er-kannt hatten (Abb. 12). Sie waren jedoch niemals freigelegt, beschrieben oder eingehend dokumentiert worden.

Die Ausgrabung brachte zuerst einen kolossalen Kopf zutage, der beim Sturz der Statue zerbrochen war. Das größte Fragment zeigt die rechte Seite des Gesichts mit dem vollständig erhaltenen Ohr von 83 cm Höhe. Ein zweites Stück, nahebei gefunden, ge-hört zu dem plissierten königlichen Kopftuch und dem rechten Teil der Brust. Ein dritter großer Block ist ein weiteres Fragment der Brust, während der größte Block den Torso bildet. Auf der Rückseite der Steinmasse, im Westen, hatte man bislang nur eine Rückenpartie mit einem Stückchen des mit ei-nem Zickzackmuster verzierten königlichen Gürtels erkennen sowie die kärglichen Überreste einer Hie-roglypheninschrift auf der Rückseite des Thrones entziffern können. Als wir den vom Erdreich be-deckten Teil der östlichen Seite des Blockes freige-legt hatten, wurde die gesamte rechte Hälfte einer kolossalen königlichen Sitzfigur sichtbar. Der rechte Unterarm, die rechte Hand, das Bein und der Sockel sind trotz zahlreicher Risse, die den Monolith durchziehen, vollständig erhalten. Auch die rechte Hälfte des Thronsockels ist bestens konserviert. Unter einer Inschriftenzeile, die mit dem Horusnamen Amenophis' III. beginnt, ist der untere Teil des Sockels mit einer Reihe gefesselter Gefangener aus den nubischen Südländern dekoriert. Die Körper der Gefangenen bestehen aus den Namensringen des jeweiligen Landes.

Die Statue, die den Pharao auf einem Thron sitzend darstellt, ähnelt den Kolossen des ersten Pylons. Im Gegensatz zu den bisher bekannten kolossalen Sitzstatuen trägt der König hier einen kurzen Schurz, der von einer Uräusschlange mit Sonnen-scheibe verziert ist. Da es sich bei dieser Statue wahrscheinlich um eine ältere, etwas kleinere Variante der Memnonskolosse handelt, wollten wir herausfinden, ob auch hier die Figur einer Königin dem Bein des Pharaos zur Seite gestellt war. In der Tat bestätigten zwei Sondagen unter dem königlichen Knie und hinter seinem rechten Fuß unsere Vermutung: Neben dem rechten Bein des Pharaos wurden Kopf und Füße einer Königin gefunden (Abb. 13-14). Die Königin, deren Namen wir bis-her noch nicht freilegen konnten, steht auf einer niedrigen Basis auf dem monumentalen Sockel der königlichen Statue. Wie die Königinnen auf beiden Seiten der Memnonskolosse trägt sie eine schwere Perücke mit langen, gewellten Strähnen. Zwei-felsohne ist dies ein Bild der Königin Teje, die sich bei den Memnonskolossen auch auf der rechten Seite Amenophis' III. findet.

Etwas weiter südlich wurde ein anderer formloser Quarzitblock entdeckt. Im Verlauf der Grabungsarbeiten auf allen Sei-ten der Steinmasse zeigte sich schließlich an der östlichen Seite eine bearbeitete Oberfläche, darunter ein kolossaler Arm und eine rechte Hand mit einem schön erhaltenen Daumen; die Hand ruht auf einem schräg gefältelten Königsschurz. Dieser ge-

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Abb. 11: Theben-West, Kom el-Hettan / Totentempel Amenophis´ III., Statuengruppe beim 2. Pylon

Abb. 12: Theben-West, Kom el-Hettan / Totentempel Amenophis´ III., nördliche Kolossalstatue am 2. Pylon

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waltige Block bildet den rechten Teil eines weiteren Kolosses und weist auf die Existenz einer südlichen Statue Pharaos am Eingang des Zweiten Pylons hin. Wie der nördliche Koloß ist auch seine linke Seite durch den Sturz stark beschädigt worden. Die Höhe dieser königlichen Kolosse betrug etwa 12 m. Bis zur späteren Konservierung und einer eventuellen Wiederauf-richtung wurden sie zu Ende der Grabung wieder mit Sand bedeckt, um den Erhaltungszustand des Gesteins nicht zu beein-trächtigen.

Konservierung und Reinigung der Mem-nonskolosse: Von Januar bis März 2002 wurden unter Leitung von R. Stadelmann die Mem-nonskolosse von den Jahrtausende alten Schmutzschichten und unsachgemäßen moder-nen Restaurierungen gereinigt und konserviert. Vor mehr als 10 Jahren hatte das DAI auf Anfra-ge des ägyptischen Antikendienstes eine photo-grammetrische Aufnahme der Statuen unternom-men, der Bodenuntersuchungen, Tiefbohrungen und nun eine geomagnetische Untersuchung um die Kolosse folgten. Vergleichsstudien mit vor-handenen Stichen und Photographien aus den letzten beiden Jahrhunderten ergaben erfreuli-cherweise, daß keine akute Gefahr des Umfallens bestand. Oberflächenuntersuchungen und Proben aus dem Frühjahr 2001 ergaben jedoch, daß die Oberfläche der Statuen mit festen Schichten von

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Abb. 13-14: Theben-West, Kom el-Hettan / Totentempel Amenophis´ III., Kopf und Beine der Königinstatue der nördlichen Kolossalstatue am 2. Pylon

Abb. 15: Theben-West, Kom el-Hettan / Totentempel Amenophis III., südlicher Memnonkoloß, Kopf der Königin Teje

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Natriumchlorid, Sandpartikeln, Gips, Nilschlamm und Vogelkot bedeckt war, die im Zusammenwirken mit der modernen Luftverschmutzung durch Autoabgase und dem Rauch und Ruß des jährlich verbrannten Strohs und Zuckerrohrs von den umliegenden Feldern eine immanente Gefährdung darstellten.

In Zusammenarbeit mit der Kärcher GmbH & Co. und dem Chemicals and Technologies for Polymers Concern wurde von Pons Asini unter der Leitung von Dipl. Ing. Jens Linke ein Reinigungs- und Konservierungskonzept entwickelt, um diese schädlichen Ablagerungsschichten durch eine Bestrahlung mit Kalziumkarbonat (weniger als 2,5 auf der Mohs-Skala) zu ent-fernen. Mit dieser äußerst vorsichtigen Säuberungsmethode, welche die Patina und die Oberfläche nicht angreift, konnten sogar kleinste Farbüberreste entdeckt und erhalten werden (Abb. 15). Jede Partie der Oberfläche wurde vor dem Bestrahlen mit Vergrößerungsgläsern und Skalpellen untersucht. Verzierte Oberflächen mußten vorsichtshalber in Teilbereichen unbe-handelt verbleiben, wenn erkennbar war, daß die Steinoberfläche zu schwach für eine Behandlung war. Es wird die Aufgabe einer zukünftigen Kampagne sein, diese Oberflächen zu festigen; besonders solche der Südseite, die regelmäßig Sandstürmen ausgesetzt waren, blieben vorerst unbehandelt. Die römische Restaurierung des nördlichen Kolosses, des eigentlichen Mem-non, wurde auf Grund der sehr weichen Beschaffenheit des dabei verwendeten Sandsteines nur mit weichen Bürsten gesäu-bert. Ebenso wurden die Sockel beider Kolosse nicht behandelt, um die an ihnen ablesbare historische Stratigraphie der über Jahrtausende alljährlichen Nilüberschwemmung sichtbar zu bewahren. Die Reinigung wurde durch die Firma Alfred Kärcher & Co. finanziert und durchgeführt, die Konservierung der Kolosse durch ein Team von Stein-Spezialisten der Firma Pons-Asini-Linke-Grützner-Dietzel-Dähne Restauratoren mittels einer großzügigen Spende der Ernst-von-Siemens-Kunststiftung. Die Materialien für die Konservierung und Konsolidierung hatten großzügigerweise die Firmen CTB GmbH und Leuna Har-ze zur Verfügung gestellt. Die Statik der Statuen wurde über die Jahre von Prof. Fritz Wenzel, Universität Karlsruhe betreut; die Fakultäten für Geologie und Ingenieurwissenschaften von der Universität Kairo führten Steinuntersuchungen und Mes-sungen der Vibration der Kolosse auf Grund des Verkehrs durch. In folgenden Kampagnen müssen vordringlich die Oberflä-chen konserviert werden, um die Farben zu erhalten. Weiterhin soll untersucht werden, welche Methoden und Technologien der Konservierung unter den extremen Temperaturverhältnissen angewandt werden können, um die großen Risse im nördli-chen Koloß zu sichern und eventuell zu schließen, damit dort keine weiteren Schädigungen auftreten können.

Während dieser Arbeiten wurden größere und kleinere Steine, die um den Sockel des südlichen Kolosses lagen, doku-mentiert. Diese erwiesen sich als Bruchstücke des Kolosses selbst, die gebrochen und gefallen waren, von denen einige wie-der eingefügt werden konnten.

Geomagnetische und geoelektrische Untersuchungen: Zu Beginn der diesjährigen Kampagne führten die Geophysiker Helmut Becker und Jörg Faßbinder vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege geomagnetische und geoelektrische Un-tersuchungen auf dem Grabungsplatz durch, die durch die Unterstützung des Bayerischen Amtes für Denkmalschutz ermög-licht worden waren. Diese Sondierungen lieferten Hinweise auf Fundamente und Baureste im westlichen, bisher noch nicht untersuchten Teil des Tempels, in denen die Totenkulträume des Königs und die Kapellen der göttlichen Barken lagen. Diese Mauerreste sollen in zukünftigen Grabungskampagnen freigelegt werden.

Anläßlich eines Aufenthaltes in Luxor besuchten am 21.3.2002 Präsident H. Mubarak und der Kultusminister F. Hosny die Memnonskolosse und ließen sich über die durchgeführten Arbeiten unterrichten.

Teilnehmer der von der "Association of the Friends of the Memnon Colossi" geförderten Kampagne waren H. Sourouzi-an, R. Stadelmann, M. Seco Alvarez, G. Heindl, L. Bavay, H. Becker, J. Fassbinder, S. Duberson, T. Möwes, J. Linke, T. Grützner, A. Hofmann und Chr. Perzlmeier.

THEBEN-WEST: Qurna, Totentempel Sethos´ I.

Im Totentempel Sethos´ I. wurden im Herbst wie auch im Frühjahr die notwendigen Reinigungsarbeiten durchgeführt.

Vor allem der durch den erhöhten Grundwasserspiegel verstärkte Wuchs des Kameldorns machte diese Arbeiten im Bereich des Palastes wie auch der beiden Höfe notwendig. Im vergangenen Jahr wurde weiterhin ein Führungsheft zum Tempel und den Arbeiten des DAI fertiggestellt. Parallel hierzu schritten die Arbeiten an der Beschilderung des Grabungsbereiches und des Tempels voran.

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ABYDOS / UMM EL-QAAB

Im frühzeitlichen Königsfriedhof wurde mit Unterstützung der DFG die 16. Kampagne vom 15. 10. - 14. 12. 2001 und vom 16. 2. - 24. 4. 2002 durchgeführt. Neben der weiteren Dokumentation, Bearbeitung und Restaurierung von Kleinfunden und Keramik wurde im prädynastischen Friedhof U und an den Grabanlagen von Dewen (Mitte 1. Dyn.) und Chasechemui (Ende 2. Dyn.) gegraben.

Im südöstlichsten Teil des Friedhofes U wurden etwa 20 Grä-ber untersucht und damit die Feldarbeiten in diesem Bereich ab-geschlossen. Alle Gräber datieren in die Stufe Naqada I. Wie in anderen Bereichen des Friedhofs wurden die meisten Gräber durch Plünderungen und frühere Ausgrabungen gestört angetrof-fen. Eine ungestörte Bestattung fand sich in U-658: Der Tote lag in eine Matte gewickelt in extremer Hockerstellung mit dem Kopf im Süden auf der linken Seite (Abb. 16). Grabbeigaben wa-ren ein Becher der B-Ware, sowie eine rotpolierte Schale und ein länglich-ovales Körbchen, die als Reste von Fleischbeigaben Bein- und Rippenknochen eines Kleintieres (wahrscheinlich Zie-ge) enthielten. Aus U-647 stammt eine weitere rotpolierte schlan-ke Flasche mit weißer figürlicher Bemalung, wie sie bereits in der letzten Kampagne in U-415 gefunden worden war. Von der Bemalung sind jedoch nur spärliche Reste erhalten, vermutlich waren wieder Szenen der Nilpferdjagd dargestellt.

Im Südosten des Dewen-Grabes wurde das bereits in den ver-

gangenen zwei Jahren von den darüber liegenden Schutthalden befreite Areal in seinem südlichen Abschnitt auf einer Fläche von weiteren 25 m x 15 m (O-W x N-S) gereinigt.

Das Gelände steigt um ca. 1 m nach Süden an, die originale Oberfläche ist dabei in weiten Bereichen gestört. Im Nord-westen und Südosten befinden sich jeweils zwei große flache Gruben, die mit intentionell zerschlagener Keramik aus der Frühzeit verfüllt waren, aber auch viele Steine und Ziegelbruchstücke enthielten. Im nordwestlichen Bereich lagen zwischen den Scherben zusätzlich Reste von vergangenen Holzstöcken, eine Matte sowie in einem kleinen Bereich eine ca. 10 cm dicke Packung von noch nicht identifizierten Früchten (Sykomoren o.ä.). Unter den stark ineinander verkeilten Gefäßfrag-menten sind eine ganze Reihe bislang in Abydos nicht belegter Keramikformen, wie etwa große zylindrische, im Mündungs-bereich stark ausladende Gefäße oder ein großes Ausgußgefäß. In diese Gefäßansammlungen aus Frühzeit-Material wurden an zwei Stellen kleinere Gruben eingetieft, die mit zahlreichen kleinen Opferschälchen (Qaab) angefüllt waren und demnach aus der Spätzeit stammen.

Aus dem Profil geht hervor, daß sich die frühzeitliche Deponierung auch noch weiter in Richtung Osten unter einem se-kundären Begehungshorizont fortsetzt. Von diesem östlich anschließenden Areal konnte die Oberfläche von bis zu 70 cm hoch anstehendem Schutt in einer Fläche von weiteren 15 x 20 m (O-W x N-S) bis auf die sekundäre Oberfläche gereinigt werden. Im nordöstlichen Viertel dieser Sekundärfläche wurde eine spätzeitliche Deponierung aus zwei annähernd parallel gelegten Reihen von großen Flaschen aufgedeckt, deren östlicher Zweig überwiegend unter die noch anstehende Schutthalde zu verlaufen scheint, sofern sie nicht von hunderten kleiner Opferschälchen überdeckt sind. Sowohl in den Flaschen als auch in den Schälchen fanden sich regelmäßig Mengen von Körnern, bei denen es sich um Kichererbsen handeln dürfte. Eine der-artige Doppelreihe spätzeitlicher Gefäße wurde auch bereits von E. Naville Anfang des 20. Jhs. freigelegt, jedoch lediglich kursorisch beschrieben und in Photos publiziert, deren Aufnahmeposition bislang nicht identifizierbar war. Wie bereits Na-ville vermerkte, ist diese Doppelreihe ungefähr in Nord-Südrichtung auf das Grab des Djer ausgerichtet. Neben der westli-chen Flaschenreihe lagen in einer Grube nahe des Gebelabbruchs im Norden der Fläche drei Abgußmodel aus Gips, die Be-standteile einer ca. 40 cm großen Harpokrates-Figur darstellen.

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Abb. 16: Abydos, Grab U-658

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Es kann kein Zweifel darin bestehen, daß in der Spätzeit das gesamte Vorgelände des Friedhofs von Umm el-Qaab groß-flächig freigeräumt war und an verschiedensten Stellen mit Gefäßansammlungen auf einer sekundären Gebeloberfläche ver-sehen wurde, wobei die Opferung von Kichererbsen eine bedeutende Rolle einnahm. Zeitlich noch nicht absolut eingrenzbar ist dagegen die Deponierung der frühzeitlichen Gefäße. Ein Datum im Mittleren Reich liegt aus kulthistorischen Überlegun-gen nahe, doch kann beim jetzigen Kenntnisstand ein früherer Zeitpunkt noch nicht gänzlich ausgeschlossen werden.

Vom Grab des Chasechemui wurden die südöstlichs-

ten Kammern V 56/58 weiter freigelegt und die Zugangs-situation noch einmal näher untersucht (Abb. 17). Die Kammern sind beide stark gestört, die Ostwand teilweise eingebrochen und die Westwand in den Korridor ver-stürzt.

In der Zusetzung des Eingangs lassen sich zwei Pha-sen unterscheiden. Die erste, die unmittelbar nach der Be-stattung erfolgte, wurde bis auf wenige Ziegellagen wäh-rend der Freilegung des Grabes im MR abgebaut. Darüber wurde der Eingang noch während des MR mit kleinen Ziegeln erneut vermauert, offenbar beschränkte sich von da an der Kultbetrieb auf die nördlichsten Kammern des Grabes. Unter der ursprünglichen Zusetzung konnte eine schmale Grabräuberpassage festgestellt werden.

Daraus geht hervor, daß auch der Korridor zwischen den Kammern V 55/57 und V 56/58 überdacht gewesen sein muß, da durch eine lockere Sandfüllung kein Zuweg möglich gewesen wäre. Der Einstieg der Grabräuber er-folgte vermutlich durch die Ostwand von V 56. Im Korri-dor waren noch Reste eines nach Süden leicht ansteigen-den Estrichs erhalten, der erst zwischen den Eingangs-wangen von V 57/58 stärker anstieg und dann vermutlich in eine Rampe überging, die bis zum ca. 28 m entfernten Rand der Grabgrube führte (Abb. 18).

Am Südrand ist der Grubenabstich sehr steil und ca. 5,50 m tief. In der SW-Ecke führt ein teilweise aus dem Grubenrand ausgestochener Weg mit von 3 m auf 2 m abnehmender Breite nach Westen auf den Gebel. Ähnlich wie die Rampe im Norden des Grabes ist dieser Weg z.T. mit Steinen befestigt. Vermutlich handelt es sich dabei um einen magischen Ausgang für den König in Richtung auf die Wadiöffnung als Zugang zur Unterwelt, wie er schon in den Grabkomplexen der 1. Dynastie festzustel-len war. Am Ausgang der Rampe fanden sich auf dem Wüstenboden zahlreiche, z.T. reihenartig angeordnete Opferschalen. Demnach scheint man sich noch in der Spätzeit der Bedeutung des "Grabausgangs" bewußt ge-wesen zu sein. Die erhebliche Ausdehnung der Grabgrube nach Süden ist aber kaum allein mit der Rampenanlage zu erklären, eher ist anzunehmen, daß das Grab eigentlich noch wei-ter nach Süden verlängert werden sollte und die Ausschachtungsarbeiten dafür beim Tod des Königs schon recht weit gedie-hen waren. Aus Zeitmangel kam es wohl nicht mehr zu der beabsichtigten Erweiterung bzw. nur zum Anbau der vier schma-len südlichen Kammern V 52-56.

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Abb. 17: Abydos, Grab des Chasechemui, südliche Kammergruppe

Abb. 18: Abydos, Grab des Chasechemui, von Süden

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In der losen Sandfüllung der Grabgrube wurden 2-4 m unterhalb des Wüstenniveaus mehrere Stapelmauern aus wieder-verwendeten Ziegeln angelegt, die anhand verschiedener Ostraka in koptische Zeit zu datieren sind. Die verbauten Ziegel unterschiedlicher Formate mit Putz- und Weißungsresten dürften von Zugangsinstallationen des Mittleren Reiches stammen.

Teilnehmer der Kampagne waren G. Dreyer, U. Effland, R. Hartmann, U. Hartung, M. Kornacka, H. Köpp, C. Lacher, A. Lewerich, J. Lindemann, V. Müller, J. Munir, M. Sählhof und P. Windszus.

DAHSCHUR

Bezirk und Anlagen der Knickpyramide

Aufgrund der beschränkten Mittel konnte dieses Jahr nur vom 2. 4. - 4. 5. 2002 gegraben werden. Dabei standen zwei Aufgaben an: die weitere Untersuchung des komplizierten Baubefundes an dem kleinen Opfertempel an der Ostseite der Knickpyramide und dessen Erhalt durch eine schützende Überbauung der stark erodierten Ziegelmauern sowie die erneute Freilegung des nördlichen Teils des Taltempels der Knickpyramide mit den Fundamenten der sechs Kapellen.

Fakhry und Ricke hatten auf-

grund der verschiedenen Ziegelma-ße in den Mauern des Opfertempels an der Knickpyramide (Abb. 19) drei Bauphasen für das Alte Reich und zwei spätere des Mittleren Reichs erschlossen. Nach unseren Beobachtungen und sorgfältigen Bauaufnahmen ist der Befund viel-leicht noch differenzierter.

Der Taltempel war von Ahmed

Fakhry 1956 entdeckt und erstmals freigelegt worden, wobei nicht nur eine große Zahl von Relieffragmen-ten gefunden wurde, sondern auch die Bruchstücke von zwei Königs-statuen des Snofru.

Leider lassen die Reste der Fundamente bisher nicht er-kennen, aus welchen Kapellen, von denen eine neue, stein-gerechte Bauaufnahme angefertigt wurde, die Statuenfrag-mente wirklich stammen (Abb. 20).

Eine Oberflächenuntersuchung der Schutthalden östlich des Tempels erbrachte mehrere Relieffragmente. Es ist da-her sicher angebracht, diese Halden erneut sorgfältig zu durchsuchen.

Teilnehmer der Kampagne waren R. Stadelmann, M. Seco-Alvares, B. Böhm, G. Heindl, und Chr. Perzlmayer.

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Abb. 19: Dahschur, Knickpyramide, Opfertempel vor der Ostseite

Abb. 20: Dahschur, Taltempel der Knickpyramide, Bereich der Statuenkapellen

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DAHSCHUR

Mastabas des Alten Reiches im Bereich der Pyramide Amenemhets II.

Vom 15. 2. - 13. 4. 2002 fand die zweite von der DFG finanzierte Kampagne der Freien Universität Berlin statt, die mit Unterstützung des DAI durchgeführt wurde.

Im Bereich nordwestlich der Pyramide Amenemhets II. wurden Testschnitte angelegt, um die Nekropole von Mastabas des Alten Reiches, die hier in den Jahren 1894-1895 von Jean de Morgan ausgegraben worden war, im Gelände wieder zu lokalisieren. Dabei konnte stratigraphisch der Fundamentierungshorizont der Pyramide Amenemhets II. identifiziert werden. Die Schutthügel nördlich der Pyramide stellten sich großteils als Reste einer Geländeterrassierung aus der Zeit des Pyrami-denbaues heraus. Etliche der von de Morgan ausgegrabenen Mastabas konnten erneut aufgedeckt werden. Die Architektur dieser Anlagen hat seit dem Ende des 19. Jhs. schwer gelitten. Dennoch ließen sich archäologische Informationen zum Lay-out der Anlagen, insbesondere ihrer Kultbereiche, über die Angaben in de Morgans Publikation hinaus gewinnen. Eine Aus-grabung der unterirdischen Anlagen der Gräber ist für die nächste Kampagne geplant.

Im Wadi nördlich der Pyramide Amenemhets II. und südlich der Linie des Aufwegs der Roten Pyramide, wo während der früheren archäologischen Geländebegehung Keramikfunde an der Oberfläche eine Bebauung des Alten Reiches angezeigt hatten, wurde eine Fläche von ca. 400 m² ausgegraben. Dabei wurde ein Ausschnitt einer in der Literatur bislang nicht er-wähnten, offenbar ausgedehnten und dicht bebauten Mastaba-Nekropole etwa der 5. Dyn. aufgedeckt. Im Zentrum der Gra-bungsfläche wurde eine Schlammziegel-Mastaba von ca. 17 m Länge und 9 m Breite freigelegt, deren Oberbau noch ca. 1,6 m hoch erhalten war (Abb. 21). In der Anlage sind neun Grabschächte in zwei Reihen angeordnet. Die Kultstelle war als ü-berwölbter Korridor ausgeführt, der durch einen elaborierten Torbau betreten wurde. Dem Opferkult dienten mehrere, auch sekundär eingeschnittene Kultnischen. In die Hauptkultstelle war ursprünglich eine steinerne Scheintür eingelassen, die je-doch - wie andere sekundär in der Mastabafront eingebaute Stelenplatten - einer früheren Beraubung zum Opfer gefal-len ist. Mehrere der Grabschächte wurden geöffnet; in zweien fanden sich ungestörte Bestattungen aus dem Alten Reich in hölzernen Särgen, die jedoch durch die Boden-feuchtigkeit schwer in Mitleidenschaft gezogen waren. Im Kultkorridor wurden zwei ebenfalls ungestörte Bestattun-gen kleiner Kinder gefunden.

Vor diesen großen Bau wurden noch in der 5. Dyn. zwei kleinere Mastabas gelegt, die mit der Hauptanlage offenbar in engem Zusammenhang stehen; tatsächlich fand sich in den Baukörper der einen Anlage eine Rampe integriert, die auf das Dach der großen Mastaba führte. Am Südwesteck der großen Mastaba wurde eine Gruppe von elf Miniatur-mastabas von durchschnittlich nur 1 m Breite und ca. 60 cm Höhe entdeckt. Die meisten davon sind auf rechteckigem Grundriß mit gewölbtem Dach errichtet, jedoch wurden zwei Bauten auch in Kuppelform ausgeführt.

Obgleich die Gräber morphologisch auf den ersten Blick an die stèles maison der Ersten Zwischenzeit erin-nern, ist aufgrund der architektonisch-stratigraphischen Ge-samtsituation eindeutig beweisbar, daß diese kleinen Grä-ber zeitgleich mit den großen Mastabas errichtet wurden. Vermutlich gehörten sie niederrangigen Personen, die von der Familie, die die großen Gräber besaß, abhängig waren.

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Abb. 21: Dahschur, Bereich nördlich der Pyramide Amenemhets II., Mastaba der 5. Dynastie

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Faßt man die archäologisch-topographische Gesamtsituation ins Auge, scheint klar zu sein, daß mit dieser Grabungsflä-che das Zentrum einer ausgedehnten Nekropole erfaßt wurde, die ursprünglich das gesamte Gelände im Vorbereich der Roten Pyramide bedeckte und aller Wahrscheinlichkeit nach im wesentlichen den Bewohnern der in der letzten Grabungskampagne lokalisierten Pyramidenstadt zuzurechnen ist.

Teilnehmer der Kampagne waren: N. Alexanian, S. Seidlmayer, D. Blaschta, C. Frommold, M. Müller und S. Schwand-ner.

GIZA

Vom 2. 3. � 2. 5. 2002 wurde

mit einem Survey und der Unter-suchung einiger Felsgräber des späteren AR im sog. Quarry Ce-metery westlich der Chefren-Pyramide begonnen. Aus diesem Bereich waren bisher lediglich einige von Mariette, Lepsius u.a. kurz beschriebene, zumeist unfer-tige Gräber bekannt. Anlaß für die Unternehmung war die Entde-ckung einer Architravinschrift des bislang nicht belegten Veziers Irj-n-Achtj der 6. Dynastie durch R. Hannig in dem weitgehend ver-schütteten südlichen Abschnitt der für den Bau der Chefrenpyra-mide senkrecht abgestochenen Felswand.

Der Architrav erwies sich als zu einer kleinen Kultkammer gehörig (1,93 m x 1,60 m, Höhe 1,56 m), in deren Westwand eine Scheintür mit gemalten Darstellungen und Namen des Veziers dekoriert ist. Vor der Scheintür ist eine große Opferplatte aus Grobsteinen aufgemauert, dicht daneben an der Nordwand ein bankartiger Felsabsatz als Mastaba verputzt worden.

Vor der durch eine halbhohe Wand abgeschlossenen Kultkammer ist ein Hof von etwa 7,40 m x 4 m mit einer kleinen Mastaba in der SW-Ecke und einer Feuerstelle mit einer etwa 40 cm hohen Mauer aus Bruchsteinen und einigen Ziegeln ein-gefaßt (Abb. 22). Mehrfache Putzschichten und eine Veränderung des Zugangs zeigen, daß er längere Zeit benutzt worden ist.

Nördlich der Kultkammer führt ein 6,70 m langer Schacht schräg abwärts zur NW-Ecke der Grabkammer. In dem Schacht steckten noch vier große Blockiersteine. Ein weiterer lag vor der Schachtmündung und ist wahrscheinlich schon von Grabräubern herausgezogen worden, die von den Blockiersteinen im Schacht z.T. durch Feuer Stücke abgesprengt hatten, um sich (leider erfolgreich) einen erstaunlich engen Weg zur Bestattung zu bahnen. Die Grabkammer ist ca. 5,50 m x 4,60 m groß und bis zu 2,70 m hoch. Ihr Westabschnitt wird von einem großem Sarkophag von ca. 3,20 m Länge, ca. 1,56 m Breite und 1,58 m Höhe eingenommen, der mit etwa 45-60 cm Wandabstand aus dem Fels herausgehauen wurde. Der ca. 30 cm dicke Sarkophagdeckel mit Gipsverputz auf der Unterseite ist von den Grabräubern auf Bruchsteinen hochgestellt worden (Abb. 23).

In der östlichen Kammerhälfte befindet sich unmittelbar hinter der Schachtöffnung vor einer breiten Nische in der Nord-wand eine kleine aus Grobsteinen aufgeschichtete Rampe, die bis an den Sarkophag reicht. Südlich davon sowie in dem Sar-kophag und darum herum lagen zahlreiche unregelmäßig aufgehäufte Kalksteinbrocken, die vermutlich von den nicht ganz

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Abb. 22: Giza, Grab des Wesirs Irj-n-Achtj (QC 1)

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abgeschlossenen Steinmetzarbeiten stammen. Wie eine an der S-Wand bzw. vor dem Sarkophag ausgemauerte Grube mit Grobsteinfassung zeigt, waren sie ursprünglich wohl auf dem Boden bis zur Höhe eines in der SO-Ecke der Kammer stehen-gebliebenen Felsabsatzes aufgeschichtet und sind dann von den Grabräubern bei der Suche nach Beigaben herausgerissen und allenthalben wahllos verteilt worden. Auf und zwischen den Steinbrocken lagen die zerfetzten Teile der Mumie eines vermutlich hochgewachsenen Mannes, der zugehörige Schädel kam unter der Steinfüllung im Sarg zutage. Außerdem fanden sich verstreut Stoff- und Holzreste, zwei kleine Steingefäße, eine ganze Reihe von komplett zusammensetzbaren Tongefäßen (Bierkrüge, Flaschen und Schalen), zahlreiche Rinder- und Geflügelknochen, eine Siegelabrollung, einige Kupferfragmente, ein Stück Golddraht mit Perlen und einige Flinthämmer.

Anhand der Keramikfunde, wie auch der Epigraphik, ist das Grab wahrscheinlich in die Zeit Pepis I. zu datieren. Im Ver-gleich mit der recht aufwendigen Grabkammer wirkt die Kultkammer unverhältnismäßig klein. Vermutlich waren beim Tod des Veziers die Arbeiten dort noch nicht so weit fortgeschritten wie in der sicher früher begonnenen Grabkammer und konn-ten nicht mehr entsprechend weitergeführt werden.

Bei dem Survey wurden im Südabschnitt noch weitere unbekannte Gräber festgestellt, die wahrscheinlich ebenfalls im

späteren Alten Reich anzusetzen sind. Alle Gräber bzw. begonnenen Grabeingänge wurden von Süden nach Norden bis zur NW-Ecke des Felsabstichs als QC 0 - QC 22 durchnumeriert.

QC 0: Zwei vor der Felswand aus Kalkstein aufgemauerte Schächte (QC 0 Nord/QC 0 Süd) und dazwischen ein älterer vertikaler Schacht, über dem sich eine stark verwitterte Felsinschrift befindet (QC 0 Mitte).

QC 1: Irj-n-Achtj (s.o.). QC 2: Unfertige Kultkammer und unfertiger Schacht.

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Abb. 23: Giza, Grab des Wesirs Irj-n-Achtj (QC 1), Sargkammer

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QC 3: Große Felskammer, ca. 7,70 m x 2,70 m, mit vertikalem Schacht in der NW-Ecke; Wände mit Verputzresten aber ohne Dekoration.

QC 4: Große Felskammer, ca. 7,50 m x 2,70 m. In der NW-Ecke vertikaler Schacht vor unfertiger(?) Scheintür. In der Nordwand zwei große Nischen mit Resten von aus dem Fels herausgearbeiteten fast lebensgroßen Statuen von einem Paar(?) mit zwei(?) Kindern (l.) und zwei Frauen mit drei Kindern (r.).

QC 5: Große Felskammer, ca. 10,40 m x 3 m; noch weitgehend mit von Knochen durchsetztem Schutt gefüllt. Am N-Ende der Westwand zwei undekorierte Scheintüren und davor ein vertikaler Schacht, von dem nach Westen ein abfallender Gang abgeht.

QC 6: unfertige Nische. Zu einigen der schon von Lepsius u.a. beschriebenen Gräber des Nordabschnitts (vgl. PM III, S. 228-229) ließen sich

noch folgende Feststellungen treffen: QC 7: In Porter&Moss einem �Ima� zugeschrieben, der Name auf der Scheintür ist jedoch Hem-achtj zu lesen. An Dar-

stellungen sind noch ein stehender Mann (W-Wand, neben der Scheintür r.), Gabenträger (N-Wand), Hyänenzucht und Ga-zellen (O-Wand nördl. des Eingangs) zu erkennen.

QC 12 (= LG 11): bisher nicht identifiziert; auf der südl. Scheintür ist der Name einer Frau 'Tschenfet' und auf der nördl. Scheintür eine Hathorpriesterin 'Mrj-Isesi' oder 'Mrj-ntr-Isesi' zu lesen.

QC 14 (= LG 12): Nb-m-achet. Das Grab ist durchgehend dekoriert. Auf einer Scheintür nördl. QC 17 konnte außerdem der Name 'Mehu' erkannt werden. Teilnehmer der Kampagne waren G. Dreyer, H. Franzmeier, R. Hannig, R. Vocino, I. und R. Werr sowie zeitweise P.

Windszus.

MAADI

In der vom 14. 1. - 17. 3. 2002 durchgeführten dritten Kampagne wurden die Grabungsarbeiten in der prädynasti-schen Siedlung von Maadi (1. Hälfte 4. Jahrtausend) mit der vollständigen Untersuchung des im letzten Jahr nur teilweise freigelegten Höhlenhauses sowie mit der Fortsetzung von Bohrungen im Gelände abgeschlossen.

Als Vorbereitung der Arbeiten am Höhlenraum wurde die Grabungsfläche nach Norden und Osten hin erwei-tert und der Bereich über der vermuteten unterirdischen Fort-setzung des Raumes abgetieft um die Decke des in den Wüs-tenboden getriebenen Raumes zu entlasten und der Einsturz-gefahr vorzubeugen (Abb. 24).

Die folgenden Arbeiten ergaben dann aber einen kleineren Raum als erwartet, der ohne weiteren Abbau überhängenden Materials gefahrlos untersucht werden konnte. Der ursprüng-lich wohl etwa 2 m hohe Raum mit ovaler Grundfläche mißt etwa 5 x 4 m und ist ohne jegliche Aussteifung kuppelförmig in den aus Schotter-, Kies- und Flugsandbändern bestehenden Wüstenboden getrieben worden. Der Fußboden liegt etwa 4,30 m unter der heutigen Oberfläche und ist durch eine 0,50-0,60 m hohe Stufe vom bereits im letzten Jahr freigelegten, etwa 5,50 m langen, aus Steintreppe und Korridor bestehen-den Eingangsbereich abgesetzt.

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Abb. 24: Maadi, Höhlenhaus, von Norden

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Es ist nicht auszuschlie-ßen, daß zunächst ein größe-rer und tieferer Raum ge-plant war, die Arbeiten aber abgebrochen werden muß-ten, als man auf eine sehr harte Tafflschicht stieß, die nun den Fußboden bildet. Diese Schicht hätte nur mit erheblichem Kraftaufwand, d.h. mit entsprechend star-ken Erschütterungen und daher unter der Gefahr des Einsturzes des Baues, durch-brochen und abgebaut wer-den können.

In der Ost- und West-hälfte des Raumes wurde je eine Feuerstelle angetroffen, in deren Asche sich mehrere Spinnwirteln und größere Flintmesser fanden, u.a. auch ein rhombisches, bifa-zial gearbeitetes, wohl aus Oberägypten stammendes Stück.

Die Funktion verschiede-ner kleiner, in den Fußboden eingetiefter Gruben bleibt unklar. Korrespondierend zu den bereits in der letzten Kampagne beidseitig des Raumeingangs festgestellten Abdrücken von größeren Holzpfosten im Wandverputz, fanden sich jetzt die in den Boden des Raumes eingetieften Pfosten-löcher, in einem Fall mit noch erhaltenen, verkohlten Resten des Pfostens. Die abschließende Klärung des Eingangsbereichs führte zur Entdeckung zweier weiterer Pfostenlöcher am Fuße der Steintreppe (Abb. 25). Offensichtlich war der sorgfältig aus Steinen gebaute und verputzte Eingangskorridor nicht nur im Norden, am Zugang zum Höhlenraum, sondern auch an sei-nem südlichen Ende von Holzpfosten flankiert und damit wohl in seiner gesamten Länge mit Steinplatten und einer Lehmpa-ckung abgedeckt gewesen. Die Reste der eingestürzten Dachkonstruktion hatten sich bereits im letzten Jahr in der Füllung des Korridors gefunden.

Von den erwähnten Feuerstellen im Hauptraum scheint sich das Feuer ausgebreitet, auf die Holzpfosten am Raumeingang übergegriffen und diese zerstört zu haben, was zum Einsturz der Korridorabdeckung führte. Die verbleibende Höhle wurde dennoch weiterhin genutzt, obwohl sie sich langsam mit Flugsand verfüllte und schließlich auch ihre Decke einbrach. Auf verschiedenen Niveaus der Verfüllung fanden sich Deponierungen von Gefäßen (Abb. 26) oder Ansammlungen spezieller Objekte, z.B. bestimmte Fischknochen, die als Pfeilspitzen Verwendung fanden, die unterstreichen, daß die Höhle nicht nur Abfallplatz, sondern auch Lagerraum oder Versteck war.

Nach den Befunden zu urteilen, ist für dieses Höhlenhaus eine profane Nutzung anzunehmen, entweder als wohltempe-rierter Wohnraum oder als (gemeinschaftlicher?) Vorratsraum zur kühlen Lagerung verderblicher Waren. Für eine andere Funktion, z. B. als Grabanlage oder Heiligtum, fanden sich keinerlei Hinweise.

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Abb. 25: Maadi, Höhlenhauses, Treppenabgang

Abb. 26: Maadi, Höhlenhaus, Gefäßdeponierungen in der Verfüllung des Hauptraumes

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Derartige Baustrukturen sind in Ägypten außer in Maadi bislang nicht bekannt. Bereits in den alten Grabungen der 30er Jahre waren im Ostteil der Siedlung vier ähnliche Bauten entdeckt worden, allerdings meist kleiner und einfacher gebaut. Ar-chitektonische Parallelen zu solchen unterirdischen Behausungen finden sich jedoch im chalkolithischen Südpalästina, was zu dem aus anderen Befunden zu erschließenden Bild recht intensiver Handelsbeziehungen zwischen Maadi und dieser Regi-on paßt. Einige Scherben importierter Gefäße und einige Beispiele kanaanäischer Steingerätetypen, die sich jetzt im Höhlen-haus fanden, scheinen diese Verbindungen zu unterstreichen.

Durch die eingangs erwähnten Bohrungen konnte die Ausdehnung und Mächtigkeit der im Untersuchungsgebiet noch erhaltenen Siedlungsreste festgestellt und daraufhin ein großer Teil des Areals der ägyptischen Altertümerverwaltung als gegen die drohende Bebauung schützenswert empfohlen werden.

Die Bearbeitung des Fundmaterials wurde in dieser Kampagne ebenfalls weitgehend abgeschlossen. Für die spätere statis-tische Auswertung wurden etwa 100 000 Scherben und 10 000 Flinte (Geräte und Produktionsabfall) gezählt und die meisten diagnostischen Stücke gezeichnet. Neben der Inventarisierung und Dokumentation der Kleinfunde wurde auch das Tierkno-chenmaterial exemplarisch untersucht. Die Begutachtung der botanischen Funde steht noch aus.

Teilnehmer an der Kampagne waren U. Hartung, B. Böhm, R. Hartmann, Ch. Ihde, A. Sturm und für kürzere Zeit A. von den Driesch, Th. Hikade und P. Windszus.

ALTSTADT KAIRO

Mit Mitteln der Kulturhilfe des Auswärtigen Amtes werden die Photoplatten, welche vom Comité de conservation de l´art arabe zwischen 1883-1912 aufgenommen wurden, katalogisiert, restauriert und dokumentiert. Dieses Projekt dient gleichzeitig der Ausbildung ägyptischer Restauratoren um die insgesamt 14000 Photoplatten zu restaurieren.

Für das laufende Jahr 2002 wurden durch das Auswärtige Amt Mittel zur Restaurierung eines islamischen Baudenkmals zur Verfügung gestellt. In Absprache mit der Botschaft und auf Vorschlag der ägyptischen Antikenverwaltung wird das Mau-soleum Yunis Dawadr (1383 AD) im Nordfriedhof restauriert.

Seit Frühjahr 2002 laufen Aus- und Weiterbildungskurse für das traditionelle Handwerk in der Denkmalpflege, welche durch das Land Baden-Württemberg finanziert werden. Darüber hinaus wurde mit Mitteln der GTZ ein Private Public Part-nership (PPP)-Fortbildungsprojekt für ägyptische Restauratoren begonnen.

Mit der Unterstützung verschiedener deutscher Industriebetriebe und der Stadt Stuttgart wird derzeit ein Architekturmo-dell der islamischen Altstadt von Kairo im Maßstab 1:1000 gebaut. Dieses Modell soll in einem der durch das DAI restau-rierten Baudenkmäler ausgestellt werden.

Betreut wurden diese Maßnahmen durch W. Mayer.

MUSEUM KAIRO

Chr. Eckmann vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz schloß die Restaurierungsarbeiten an der großen Kup-ferstatue von Pepi I. aus Hierakonpolis ab.

Parallel dazu schritten die Arbeiten am �Falken von Hierakonpolis� voran. Während der Restaurierung konnten mehrere, wohl auf eine längere Dauer der Nutzung im Kult schließen lassende Veränderungen am Aussehen des Falkenbildnisses fest-gestellt werden.

Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 100jährigen Bestehen des Museums ist eine Übergabe sowohl der großen Pepi-Statue als auch des Falkenbildnisses an die Öffentlichkeit am 9. 12. 2002 vorgesehen.

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BUTO / TELL EL-FARA�IN

In einer kurzen, vom 1. 10.- 31. 10. 2001 durchgeführten Herbstkampagne wurde die Bearbeitung spätdynastischer und ptolemäischer Keramik aus früheren Grabungskampagnen fortgesetzt und teilweise abgeschlossen. Im Rahmen eines in Zu-sammenarbeit mit der Abteilung durchgeführten und von P. Ballet (Universität Poitiers, in Kooperation mit dem Laboratoire de Céramologie de Lyon) geleiteten Forschungsprojektes zu industriellen Aktivitäten frührömischer Zeit, wurde der Survey am Nordhang des Siedlungshügels weitergeführt, u.a. durch Magnetometermessungen von Th. Herbich, die neben Resten einer ausgedehnten Bebauung auch mehrere Gruppen von größeren Öfen, vermutlich zur Keramikproduktion, feststellten.

Schwerpunkt der vom 5. 4. - 15. 6. 2002 dauern-

den Frühjahrskampagne waren die Ausgrabung der Baugrube und die nachfolgenden Fundamentierungs-arbeiten für ein geplantes Grabungshaus. Der von der örtlichen Antikenverwaltung zugewiesene Bauplatz liegt am nordwestlichen Fuß des Siedlungshügels von Buto inmitten eines spätptolemäisch/frührömischen Friedhofs (1. Jh. v. Chr.), dessen Grä-ber z.T. bis zu 2 m unter der heutigen Oberfläche lie-gen. Durch die Hanglage, möglicherweise am Ufer eines Sees, ist der Friedhof durch herabfließendes Regenwasser in Teilen stark gestört und verspült worden. Von möglicherweise früher existenten Lehmziegelausmauerungen einzelner Gräber konnte gelegentlich noch Ziegelmaterial festgestellt, aber keine architektonischen Details mehr erkannt werden. Insgesamt wurden über 150 Bestattungen ausgegraben, vornehmlich in gestreckter Rückenlage in mehrteiligen Keramiksärgen beigesetzt (Abb. 27). Kinder fanden sich häufig in Amphoren be-stattet. Die Mehrzahl der Gräber ist mit wechselnder Lage des Kopfes in Ost-West-Richtung orientiert.

Neben einer überwiegenden Zahl von Einzelbestattungen enthielten einige Särge auch bis zu drei Individuuen. Der Erhal-tungszustand der Knochen ist recht gut, zumindest in den unteren Lagen. Anthropologische Untersuchungen stehen noch aus. In mehreren Fällen fanden sich, besonders im Schädelbereich, spärliche Reste von Kartonagen bzw. Gipsstucküberzügen mit hellblauen, roten und goldenen Farbresten.

Die Mehrzahl der Bestattungen war beigabenlos, nur selten fanden sich ein kleines Gefäß oder eine kleine Glasvase im Sarg, manchmal auch eine Münze oder ein kleines Fayenceamulett. Nach diesem Befund scheinen die Bestatteten nicht zur Oberschicht der spätptolemäisch/frührömischen butischen Bevölkerung gehört zu haben.

Nach Beendigung der Grabungen und Begutachtung der ausgegrabenen Fläche durch die Antikenverwaltung konnte mit den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln ein Teil des Fundaments und ein Kellerraum des geplanten Grabungshau-ses fertiggestellt werden.

Neben diesen Arbeiten wurden im Bereich der in den letzten beiden Jahren begonnenen Grabung nördlich des Dorfes

Sechmawy in mehreren der 9 x 9 m großen Schnitte frühdynastische Mauerzüge geklärt, die zu einem administrativen Ge-bäude der 2. Dynastie gehören, das offensichtlich nach einem größeren Brand aufgegeben worden war.

Parallel zu den Ausgrabungsarbeiten wurde auch die Bearbeitung von Fundmaterial aus früheren Kampagnen weiterge-führt. Zur Vorbereitung zukünftiger Grabungen und im Rahmen der Erstellung eines den gesamten Siedlungshügel abdecken-den Planes oberflächennaher, spätzeitlicher Bebauung setzte Th. Herbich die geophysikalische Prospektion in einer etwa 4.5 ha großen Fläche östlich und südöstlich des Dorfes Sechmawy fort. Die Messungen ergaben ein erstaunlich detailiertes Bild urbaner Bebauung mit einer Vielzahl kasemattenartig fundamentierter Häuser und mehreren, von einer mächtigen Umfas-sungsmauer umschlossenen Gebäudekomplexen.

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Abb. 27: Buto, spätptolemäische/frührömische Nekropole

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Nach den oben erwähnten Voruntersuchungen in der Herbstkampagne begann P. Ballet mit Testgrabungen am Nordhang des Kôms und legte mehrere große, z.T. recht gut erhaltene Töpferöfen frei, die zum Brennen rotgeslipter Feinware hoher Qualität gedient hatten. Buto scheint offensichtlich einer der wichtigsten ägyptischen Herstellungsorte für diese Art von Ke-ramik gewesen zu sein.

Teilnehmer an der Herstkampagne waren U. Hartung, P. Ballet, F. Béguin, J. Bourriau, P. French, Th. Herbich, S. Lacaze und P. Wielowiejski, an der Frühjahrskampagne nahmen zudem E. Bettles, R. Hartmann, P. Kopp, W. Kreibig, G. Lecuyot, V. Le Provost, J. Rowland, A. Schmitt sowie für kürzere Zeit P. Kolodziejczyk teil.

ABU MINA

Die diesjährige Gra-bungskampagne in Abu Mina dauerte vom 20. Mai bis 22. Juni 2002. Durch den weiteren Anstieg des Grundwassers hatten sich die allgemeinen Bedingun-gen des Platzes gegenüber dem Vorjahr außerordent-lich verschlechtert. Das Grabungshaus der deut-schen Mission steht inzwi-schen in einem See (Abb. 28) und ist nur durch einen neu aufgeschütteten Dammweg zu erreichen. Ein nicht geringer Teil des Budgets mußte daher auch zu Sicherungsmaßnahmen gegen das Wasser verwendet werden. Zudem weist das an die Oberfläche tretende Wasser einen hohen, aus der ursprünglich trockenen Wüstenerde gelösten Salzgehalt auf, was zu einer starken Veränderung der Ve-getation führt und überall im Boden Salzausblühungen hervorbringt. Bauliche Strukturen, die früher unmittelbar an der Ober-fläche zu erkennen waren, wurden dadurch verwischt und unsichtbar.

Gegraben wurde an drei Stellen: 1. in einem seit längerer Zeit bekannten großen Gebäudekomplex an der Nord-Südstraße, westlich des Nordbades; 2. in einem weiter nördlich ebenfalls an der Nord-Südstraße gelegenen Lehmziegelge-bäude, wo sehr viele bemalte Putzfragmente zum Vorschein kamen; und 3. in dem Gebäude am Nordhof der Ostkirche. Im Rahmen des Restaurierungsprogramms wurden mehrere Wände des Peristylbaus sowie einige Partien des Nordtores bis zu einer gewissen Höhe wieder aufgebaut.

1. Das große Gebäude westlich des Nordbades auf der Westseite der Nord-Südstraße wurde zur Feststellung des Grund-risses bisher nur im Bereich der Wände freigelegt. Es handelt sich um einen in mehreren Phasen errichteten und mit mehre-ren Höfen und zahlreichen Räumen ausgestatteten Zivilbau, der erhebliche Übereinstimmungen mit dem spätantiken Apart-menthaus am Kum al-Dikka auf der Ostseite der R4-Straße von Alexandria aufweist. Es liegt daher nahe, daß auch der Bau in Abu Mina ein Apartmenthaus gewesen ist, was zugleich als passende Ergänzung der dichten Villenbebauung am Ort zu gelten hat. Der Bau ist jedoch wesentlich klarer und übersichtlicher gegliedert als der Bau in Alexandria und war auch in sei-ner baulichen Ausstattung reicher. Einer der Höfe wird auf einer Seite von einer Säulenreihe begrenzt, während der große westliche Hof zugleich als Garten diente und mit einer künstlichen Bewässerungsanlage versehen war.

Der ältere Teil mit dem genannten Gartenhof und Räumen auf allen Seiten wurde vor dem Bau der Nord-Südstraße er-richtet. Er folgt in seiner Ausrichtung der älteren Bebauung in diesem Areal. Als in der Mitte des 6. Jahrhunderts n. Chr. die Straße nach Norden verlängert wurde, hat man das Gebäude durch Anfügung eines weiteren Hofkomplexes mit umgebenden Räumen bis an die Straße vorgezogen. Auf der Straßenseite wurde ferner eine Portikus mit T-förmigen Pfeilern errichtet, und nördlich neben dem Gebäude entstand eine öffentliche Latrine, die gleichwohl sicherlich auch für die Bewohner des Apart-menthauses bestimmt war.

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Abb. 28: Abu Mina, überschwemmtes Grabungshaus im Januar 2002

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2. Das kleine Lehmziegelgebäude mit einer eigenen Straßenportikus, der einzigen auf der Ost-seite dieses Straßenabschnitts, war bereits früher durch eine größere Anzahl von hochwertigen Ma-lereifragmenten der Mitte des 6. Jahrhunderts auf-gefallen. Während der Freilegung wurden zahlrei-che weitere Fragmente geborgen (Abb. 29), von denen freilich die aus tieferer Lage (ab etwa 0,30 m über dem antiken Fußboden) stammenden Fragmente durch den Grundwasseranstieg im Ge-biet von Abu Mina stark gelitten haben und nur noch minimale Farbreste erkennen ließen.

Im einzelnen stammen die Fragmente aus dem nicht erhaltenen Obergeschoß des Südannexes dieses Hauses, bei dem es sich vermutlich um ei-ne kleine Kapelle handelt. Erhalten blieben nur das Untergeschoß und eine zweiläufige Treppe auf der östlichen Rückseite des Hauses.

Beim Zusammenbruch des Gebäudes stürzte das Obergeschoß zusammen mit den Resten der Zwischendecke in das Un-tergeschoß. Eine weitere Störung ergab sich durch den Einbau eines mittelalterlichen Steinhauses, dessen Fundamente bis etwa 0,50 m über dem Boden hinunterreichen. Die Malereien gehören trotz ihres fragmentarischen Zustandes zu den besten, die bisher aus dieser Zeit auf ägyptischem Territorium aufgefunden wurden.

3. Eine kleine Nachuntersuchung fand schließlich auf der Nordseite der Ostkirche von Abu Mina statt zur Klärung der in dem vorvergangenen Jahr auf dieser Seite nachgewiesenen Bebauung. Es fanden sich auf der Nordseite des hier befindlichen Hofes eine Folge von drei kleinen, etwa quadratischen Räumen sowie ein etwas größerer Raum am östlichen Ende. Sämtliche Räume waren unmittelbar aus dem Hof zu betreten. Der Hof selbst hatte seinen Zugang auf der westlichen Schmalseite. In Analogie zu anderen Beispielen handelt es sich bei allen diesen Räumen vermutlich um Unterkunftsräume für Pilger.

Im Rahmen des Restaurierungsprogramms

wurden im Peristylbau südlich des Doppelbades mehrere Wände, deren Position vielfach nur in den Mörtelresten der Fundamentsohle nachweis-bar waren, bis zu einer Steinlage über dem Boden wieder aufgebaut (Abb. 30). Türen wurden frei-lich nur dort ergänzt, wo in den Abnutzungsspu-ren des Paviments sichere Hinweise auf ihre Posi-tion vorhanden waren.

Ferner wurden einige Partien des Nordtores, das als Blickpunkt für die Ausdehnung des Stadt-gebiets von Bedeutung ist, weiter hochgezogen.

Teilnehmer an der Grabung waren P. Gross-mann, E. Grossmann und J. Reinert.

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Abb. 29: Abu Mina, Wandmalereifragment, Mitte 6. Jh.

Abb. 30: Abu Mina, Peristylhaus

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FIRAN / SINAI

Die vom Deutschen Archäologischen Institut in Kairo in Gemeinschaft mit dem Katherinen-Kloster im Sinai durchge-führte Grabung in Firan (Südsinai) dauerte vom 21. März 2002 bis 12. April 2002. Die wichtigste Aktion war die vollständi-ge Freilegung der kleinen Kirche auf dem Gipfel des Gabal Tahuna, auf der Nordseite des Wadi, gegenüber der Stadt. Von ihr war in der vorausgehenden Grabungskampagne des Jahres 2001 nur die südliche Hälfte freigelegt worden. Es handelt sich um eine dreischiffige Weitarkadenbasilika des späten 4. Jhs. mit nur einem Pfeilerpaar. Bauten dieses Typus sind vor allem in Syrien verbreitet. Die eigentümlicherweise aus ungebrannten Lehmziegeln errichtete Apsis, die früher von uns als Be-standteil eines jüngeren Anbaus angesehen wurde, konnte bei einer erneuten Prüfung als original zum Bau gehörig erkannt werden. Die Verwendung des Lehmziegelmaterials ist mit den Schwierigkeiten der Ausführung einer regelmäßigen Rundung im Bruchsteinmaterial zu erklären.

In der Folgezeit wurde die Kirche auf allen Seiten erweitert. Zuerst kamen zwei äußere Seitenschiffe hinzu, die durch Säulenreihen vom Ursprungsbau getrennt wurden. Der Zugang lag auf der Nordseite. Der nächste Anbau bestand aus einem Narthex auf der Westseite der Kirche mit mehreren hohen Stufen im Innern, wodurch ein Zugang in die Kirche von Westen möglich wurde. Eine innere Verbindungstür ist in der Westwand des äußeren nördlichen Seitenschiffs zu ergänzen. Die jüngsten Anbauten befinden sich in der Nordostecke. Der hier zunächst angefügte nördliche Apsisnebenraum (Nordpastophorium) war wegen der Unebenheiten des Geländes nicht aus dem Inneren der Kirche, sondern nur durch eine äußere Tür in der Nordwand zu erreichen. Zu der Tür selbst gelangte man über eine äußere Treppe entlang der Nordseite der Kirche. Später wurde vor dieser Tür ein weiterer Raum angefügt, der selbst ebenfalls wiederum nur von Norden zu betreten war. Die genannte Treppe geriet damit außer Funktion.

Die Kirche darf mit dem Bau identifiziert werden, der in dem Bericht der aquitanischen Pilgerin Egeria in den frühen achtziger Jahren des 4. Jhs. erwähnt wird und kann damit in das letzte Viertel des 4. Jhs. datiert werden. Sie gehört zu den ältesten Beispielen des Typus der Weitarkadenbasilika.

Bei Grabungen im eigentlichen Stadtgebiet von Firan wurde die städtebauliche Situation auf der Westseite des sog. Bi-

schofshauses geklärt. Am Fuß dieses Hauses befand sich eine breite Terrasse, die sich von der Kathedrale bis auf die Höhe der Südwestecke des genannten Hauses erstreckte und durch eine Böschungsmauer nach Westen abgestützt wurde. Sie be-grenzte eine breite Straße, die nach Süden zu einem größeren Platz führte. Vermutlich handelt es sich bei diesem Platz um eine Art Marktplatz der Stadt.

Darüber hinaus wurden im Süden und Westen der Stadt einige Häuser freigelegt. Das Haus mit einem trapezoiden Grundriß westlich der Stadtkirche war von Süden zu betreten. Es hatte links eine Treppe mit mehreren daran anschließenden Tiefräumen. Die eigentlichen Wohnräume lagen auf der Nord- und Ostseite des Hauses. Eigentümlich ist eine sorgfältig ge-mauerte kleine Kammer in der Südwestecke mit einem sehr niedrigen schmalen äußeren Zugang. Vermutlich handelt es sich hierbei um eine Hundehütte.

Wesentlich bedeutender ist ein sehr sorgfältig gebautes Doppelhaus am Fuß des Südwesthanges der Akropolis. Es besteht aus zwei sehr verschiedenen, nicht miteinander verbundenen Bereichen, die jeweils getrennt von Süden bzw. Norden zu be-treten waren. Der Südeingang trug auf der Schwelle ein Kreuz, flankiert von Rosetten. Der Nordeingang besaß eine nur aus dem Innern lesbare Inschrift mit dem Namen BIKTOP (lat. Victor).

Beide Bereiche waren ferner mit je einem mehrgeschossigen Wohnhaus ausgestattet, deren Treppenaufgänge sich in bei-den Fällen bis zu einer gewissen Höhe in hervorragendem Zustand erhalten haben. Während das nördliche Wohnhaus gleich-zeitig mit dem Bau der Umfassungswände erstellt wurde und einen überaus klaren Grundriß besaß, hat man sich zum Ausbau der Südhälfte erst zu einem späteren Zeitpunkt entschlossen. Der Grundriß des Südhauses ist auch wesentlich unübersichtli-cher und immer wieder verändert und ergänzt worden. In einem kleinen Hof auf der Westseite fanden sich Reste von zwei Backöfen.

Teilnehmer an der Grabung waren P. und E. Grossmann.

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SIWA

Die westlich des Orakeltempels im mutmaßlichen Palastbezirk sowie südlich des Orakeltempels vom 2. 3.�18. 4. 2002 hinaus unternommenen Grabungen und Untersuchungen umfaßten die Querhalle des nahezu bis zum Dach verschütteten gro-ßen Gebäudes, dessen südöstlichen Vorbereich bis zum unterirdischen Abgang, der dieses Areal mit dem im Tempelbezirk gelegenen Heiligen Brunnen (Diodor XVII, 50.3) verbindet, sowie diesen Abgang selbst. Östlich der Querhalle, zwischen dieser sowie dem Pylon des Tempels, wurde in Verlängerung der dortigen �Straße� nach Süden entlang der Vorplatz-Stützmauer ein Suchschnitt 10 m weit in die Bodensenke vor dem Tempel geführt. Wie zu erwarten, bricht der Fels sehr steil nach Süden hin ab, aber auch von Westen her muß das Gelände sehr stark abschüssig gewesen sein, denn die Stützmauer gründet schon in der Fassadenflucht ca. 2 m tief und die Ausgleichslagen erhöhen sich bis auf 6 m. Westlich der Querhalle wurde zunächst sondiert, und, nachdem dort zwischen Gebäude und aus der aus dem anstehenden Fels geschaffenen Brüs-tungsmauer nur (relativ ebener) Felsboden festgestellt wurde, auf einer Fläche von rd. 7 m x 9 m der Schutt beseitigt und ein Lagerplatz für größeres Spolienmaterial geschaffen.

Das Dorf Aġūrmī: Das moderne, ab 1926 langsam aufgegebene Dorf Aġūrmī, dessen Vorläufer sich möglicherweise schon seit der Spätantike, gemäß oraler Überlieferung im Mittelalter auf der Akropolis in und zwischen den antiken Bauten � nach Diodor Tempel, Palastanlage, Kaserne � eingenistet hatte, wurde unter Leitung von A. Fakhry bei dem Versuch, die an-tiken Reste freizulegen, 1970-1971 nahezu vollständig dem Erdboden gleichgemacht. Die Arbeiten hinterließen Tonnen von Schutt sowie oft stark einsturzgefährdete Ruinen, welche antike Gebäudereste immer noch weitflächig überlagern. Anders als bei der in Ägypten einzigartigen saharanischen �qasbah� von Shali, dem im Mittelalter neu gegründeten Oasenzentrum (madina), existiert auf Aġūrmī also kein historisch integrer Baubestand mehr.

Die einstmals mehrstöckigen Gebäude bestehen aus zumeist in handliche Stücke zerschlagenem antiken Blockmaterial, das in Lehmmörtel gebettet ist. Das Abtragen dieser gewöhnlich � aber fälschlich � als �kershif� (in Siwa �Salztonschollen�, von arab. harashif �[Fisch-]Schuppen; schuppenartig aufgeworfenes Gelände�) bezeichneten Mauern ist mühselig, da der Lehmmörtel stark salzhaltig ist und nach dem Abtrocknen daher ein oft betonharter Verband entsteht.

Die Untersuchung des Bruchstein- und gesammelten Blockmaterials erbrachte nur ein pharaonisch dekoriertes Stück aus Umm Ubayda und wenige bauplastische Spolien. Als Schlußfolgerung ergibt sich daraus vorerst, daß der dekorierte Teil des Tempels von Umm Ubayda wohl in erheblich geringerem Umfang als bisher angenommen den Bewohnern von Aġūrmī in alter Zeit als Steinbruch diente. Wahrscheinlich ist erst einmal das auf der Akropolis selbst befindliche Blockmaterial der Notwendigkeit zur Beschaffung von überwiegend kleinteiligem Baumaterial zum Opfer gefallen und zerschlagen worden � namentlich Fußböden und Untermauerungen, aber auch aufgehendes Mauerwerk. Da das Platzangebot auf dem Felsen be-grenzt ist, muß die Errichtung neuer Bauten schon bald gleichbedeutend mit dem Abriß bzw. Umbau alter Gebäude gewesen sein, so daß in der Neuzeit errichtete Häuser aus archäologisch wertloser �Bausubstanz� (Steinschutt) bestehen könnten, die möglicherweise schon vor tausend Jahren erstmals Verwendung gefunden hatte.

Dies gilt auch für die erhaltenswerte, gerne als �mittelalterlich� eingestufte Tor-Moschee, von der es keine vor das begin-nende 19. Jh. zurückreichenden Belege ihrer Existenz gibt. Santariya/Siwa - gemeint ist wohl der damals neu gegründete Hauptort, Shali - hatte erst gegen Mitte des 12. Jhs. einige Muslime sowie eine einzige Moschee aufzuweisen gehabt (Idrisi) und Mitte des 14. Jhs./1.Hälfte des 15. Jhs. war die Oase nahezu ausgestorben und soll von nur 600 Mann bewohnt gewesen sein (Maqrizi); größere Moscheebauten sind auch aus dieser Zeit daher kaum zu erwarten.

Palastvorbereich (Abb. 31): Die Plattform des östlichen Vorbereichs wurde auf einer rd. 22 m (N-S) x 11 m (O-W) mes-

senden Fläche von Schutt und Einbauten befreit. Diese Bauten existierten nach einer Zeichnung von 1820 an dieser Stelle damals noch nicht.

Als einzig �echte� Spolie fand sich ein 51 cm hohes Schaftstück einer kannelierten dorischen Säule. Sie mißt 36 cm im Querschnitt und weist flache (8 - 10 mm), ca. 3 cm breite Kanneluren mit einem 2 cm breiten Steg auf. Auf einer Seite ist der Schaft flächig auf 30 cm Breite abgearbeitet, ob original oder sekundär läßt sich schwer bestimmen und damit auch die Fra-ge, ob es sich um eine eingelassene Dreiviertel-Säule handelt. Im rechten Winkel angrenzend ist eine zweite Fläche zurück-gearbeitet worden, in diesem Fall zweifellos erst später. Die beiden Zapflöcher sitzen mittig.

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Der Fund ist insofern von Wichtigkeit, weil das schwere Stück wohl nicht über weite Strecken verschleppt wurde und als mutmaßlicher Herkunftsort daher wohl der Tempel �D� im dromos-Bereich vor Aġūrmī anzunehmen ist. Hier wurden auch griechische Steinmetzmarken festgestellt, so daß sich der Verdacht auf ein in griechischem Stil errichtetes Gebäude erhärtet.

Der Vorbereich (Abb. 32) diente kontemporär als Steinbruch, wie u.a. nicht mehr abgesprengtes Blockmaterial (145 cm x 45 cm x 47 cm) unmittelbar vor der Fassade des Palastes zeigt. Späterhin hat man selbstverständlich auf das direkt nutzbare, bereits gesetzte Material der Plattform zurückgegriffen, das diese beiden Blöcke ursprünglich einmal überlagerte. Das Gelän-de ist teilweise durch Abarbeitung des Felsens, teilweise durch Überbauung auch größerer Felsunebenheiten eingeebnet wor-den, wie Gipsmörtelreste an entsprechenden Stellen belegen. Nach vorläufiger Schätzung dürften heute mindestens zwei Blocklagen bis zum ursprünglichen Hofniveau fehlen. Die Quader sind sehr unterschiedlich groß, vergleichsweise aber eher kleiner (bei einer Höhe von ca. 28 cm z.B. 54 cm x 34 cm) und mit Gipsmörtel verfugt. Verklammerungen waren bisher nicht festzustellen. Wie im Tempelbereich, so trifft man auch hier gelegentlich größere, tiefe Bohrlöcher an, deren Zugehörigkeit zu einer antiken, temporären Gerüstkonstruktion nicht zweifelsfrei zu erweisen ist.

Querhalle und östlicher Annex: Die bislang sichtbaren Teile des Gebäudes beschreiben ein auf dem Kopf stehendes �T�, d.h. eine Querhalle mit breitem Zugang, an die im Osten ein weiterer, quadratischer Raum anschließt, sowie eine in der Zu-gangsachse liegende Längshalle mit schmälerem Durchlaß. Auch in der Querhalle sind moderne Einbauten erhalten; sie konnten noch nicht entfernt werden. Die Siwi-Räume sind oft wieder extrem klein. Die teilweise betonharten �Bodenbeläge� sind wohl durch die Durchtränkung mit Tieru-rin entstanden und weisen wie die darin eingebunde-nen Fibermaterialien auf eine Nutzung derartiger Räume als Stall. Als Durchgangsstraße in nord-südlicher Richtung kann das Gebäude dem Dorf kaum gedient haben, da hinter dem zweiten Tor eine (bislang unerklärli-che) ca. 3,80 m hohe und die östliche Raumecke ab-grenzende Rundmauer zu-sammen mit einer von West nach Ost verlaufen-den, angrenzenden Mauer den Weg versperren.

Die Palastmauern sind als unregelmäßiges Qua-dermauerwerk ausgeführt mit sehr unterschiedlich dimensionierten Blöcken. Gewaltige �ägyptische� Blockmaße, wie am Tem-pel von Umm Ubayda, sind nicht zu beobachten, dafür mit Bruchsteinen und Gips verfüllte Scha-len. Ob letztere ein durch-gängig konstruktives

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Abb. 31: Siwa, Tempel und Palastvorbereich von Aġūrmī mit Brunnenabgang und neuzeitlichen Bauresten im östlichen Palastvorbereich sowie in der Palastquerhalle

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Merkmal des Verbands darstellen, ist bisher nicht feststell-bar. An sehr sauber bearbeiteten und geglätteten Referenz-blöcken, die für den weiteren Aufbau des Mauerwerks von Bedeutung waren, ist an den Fugen eine Art umlaufender Rundschlag zu beobachten. Er ist für rein ägyptisches Mau-erwerk ganz und gar untypisch.

An mehreren Blöcken sind Versetzbossen erhalten, an anderen nur flüchtig abgearbeitet. Überhaupt erscheint das großflächig von dicken Salz- und Dreckkrusten bedeckte Mauerwerk, insbesondere im Westteil der Querhalle, noch kaum flächig bearbeitet worden zu sein. Dieser Eindruck eines �hemitelos� bedeutet freilich keineswegs, daß das Ge-bäude nicht doch seiner beabsichtigten Funktion entspre-chend genutzt worden war. Im Vergleich zum Orakeltempel kann lediglich konstatiert werden, daß auf die Ausführung des Kultgebäudes sehr viel mehr Sorgfalt verwendet wurde. Wie im Orakeltempel ist auch im Palast das zukünftige Wand-massiv wo immer möglich aus dem Fels geschlagen worden. Dies gilt in besonderem Maße für die Längshalle. Auffällig ist, daß es jedoch fast stets sorgfältig gesetzte Blöcke der untersten Lage und keine Felspartien zu sein scheinen, die als Refe-renzflächen für die Zurichtung des Mauerverbands dienen. Felspartien sind, im Gegenteil, häufig noch nicht zurückgearbeitet worden.

Die Fassade ist vom Fußpunkt aus noch maximal ca. 4 m hoch erhalten. Hinter dem Durchgang in die Längshalle bricht der Fels steil und tief ab, so daß an der jetzigen Grabungsgrenze eine �Wandhöhe� von rd. 5,70 m zu messen ist. Eine Fußbo-den-Ausgleichsschicht oder Pflasterung ist an keiner Stelle erhalten, doch zeigen Gipsspuren in diesem Durchgang, daß eine solche vorhanden gewesen sein muß. Es ist freilich auch denkbar, daß tiefe Unregelmäßigkeiten und Niveauunterschiede des Felsuntergrunds ursprünglich einmal mit Sand verfüllt waren und der Fußboden (Platten, Estrich) auf dieser Schicht lag.

Der seit Fakhrys Arbeiten in den 70er Jahren bekannte Durchgang, den der östliche Raum der Querhalle zur Dorf-�straße� besitzt, erweist sich als späterer Mauerdurchbruch. Dagegen führt auf der gegenüberliegenden Seite eine nach den groben Arbeitsspuren am Boden wohl geplante, in der Ausführung aber �unfertige� Tür vergleichbar schmaler Durchlaßbrei-te wie im Durchgang zur Längshalle in den westlichen Hofbereich. Ein weiterer, durch Siwi-Mauerwerk zugesetzter Durch-gang von hier in diesen Hofbereich erweckt den Eindruck eines späteren Durchbruchs.

Am Durchgang zur Längshalle ist zu beobachten, daß dieses Tor auf der Ostseite erst später durch ein 1,80 m breites und aus distinktiv anderem Steinmaterial errichtetes Mauerstück auf die vorgesehene, relativ schmale Durchlaßgröße verringert wurde. Mutmaßlicher Grund für die zunächst einmal größer belassene Öffnung dürfte es gewesen sein, den ungehinderten Abtransport der beim Absenken dieser Halle in den Fels gewonnenen Blockmaterialien zum Vorbereich zu gewährleisten.

Nördlich des Durchgangs zum östlichen Annex, d.h. der Seitenkammer der Vorhalle, führt eine weitere, von Siwi-Einbauten blockierte Tür in einen bislang noch unbekannten, von Schuttbergen und Ruinen überlagerten Teil der Anlage.

Baugeschichtliche Schlußfolgerungen: Das Mauerwerk präsentiert sich als unägyptisch (Quadermauerwerk, Kanten-

schlag). Wie der Orakeltempel dürfte daher auch der Palastbereich wohl von griechischen Handwerkern errichtet worden sein.

Zwei jetzt zu treffende Beobachtungen tangieren die Baugeschichte des Tempels. Sie nähren einen bislang nur unscharfen Verdacht: daß es sich beim Vorhof des Heiligtums möglicherweise um den baugeschichtlich ältesten Teil des Denkmals han-deln könnte.

Das Palastmauerwerk, der davor liegende Plattform-Bereich mit Stützmauer sowie die Brunnenanlage bestehen aus Stein-material, das augenscheinlich nahezu ausschließlich in Aġūrmī gewonnen wurde. Es ergibt Sinn anzunehmen, daß die im Zu-ge der Baugrund-Vorbereitung lokal gebrochenen, erheblichen Materialmengen auf dem begrenzten �Plateau�-Gelände nicht erst jahrelang zwischengelagert, sondern praktisch sofort verbaut wurden. Obwohl in der Ausführung unfertig wirkend, könn-ten der Palast und andere ihm hinsichtlich Mauertechnik und verwendeter Gesteinsvarietäten ähnliche Bauelemente auf der Akropolis somit früher als der unter Amasis fertiggestellte Tempel sein, da zu dessen Errichtung lokales Material offenbar

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Abb. 32: Siwa, Aġūrmī: südlicher Teil des Palastvorbereiches mit Brunnenabgang (SO-Ecke)

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nicht mehr in ausreichendem Umfang zur Verfügung stand und man auf eine minderwertigere, oft mit zahlreichen großen Einschlüssen versehene Muschelkalk-Varietät aus den Takrur-Brüchen zurückgreifen mußte.

Ein solcher nach Mauertechnik und Gesteinsvarietät dem Palastareal vergleichbarer Bauteil ist auch der Vorhof des Ora-keltempels. Aufgrund des schon wenige Meter vor der Fassade in dieser Bergpartie sehr abschüssigen und dann steil in die trichter- oder hufeisenförmige Senke vor dem Tempel abfallenden Felsuntergrunds stellt die Errichtung eines später an das entstehende Tempelhaus integrierbaren Vorhofs, der während des Baus zunächst einmal als �Werkhof� nutzbar war, ein Ele-ment dar, das aus Sicht der Bauorganisation sicherlich Vorteile erbrachte und deshalb schon vor Errichtung des Tempels fer-tiggestellt worden sein könnte. Da aus den Takrur-Steinbrüchen stammendes Baumaterial höchstwahrscheinlich auf der Ost-seite der Tempel-Baustelle (und nicht von Seiten des Palastareals) angeliefert wurde, könnten Pylon und Westwand des Ho-fes im Rohzustand bereits hochgezogen und sodann die Westseite des Tempels mit den hinteren Bauteilen bis in 3-4 m Höhe errichtet worden sein, wo dann ein allgemeiner Wechsel in der Gesteinsvarietät zu beobachten ist. Spätestens mit diesem Wechsel müßte auch die Ostseite teilfertiggestellt, d.h. auf dasselbe Niveau hochgezogen gewesen sein. Nicht der Tempel, sondern dessen Vorhof und Brunnen könnten somit die ältesten Bauteile im Sakralbereich darstellen.

Brunnenanlage: Was die Brunnenlage betrifft, so konnten mit Freiräumung des teils verschütteten, teils absichtlich mit Steinschutt und erdigem Material blockierten unterirdischen Treppenlaufs zugleich mit mancher falschen Vorstellung aufge-räumt werden. Die Anlage diente in erster Linie wohl dem Wasserholen durch die Bediensteten des Palastes, da diesen das Betreten geweihten Bodens im Tempelbezirk, in dem der Brunnen lag, nicht erlaubt war.

1. Der von Aubin vermutete (�zweite�) Treppenumlauf um den Schacht erwies sich als nicht existent; die angebli-chen �Durchgänge� in das vermutete Treppengehäuse existieren auf der Nordseite überhaupt nicht, auf der Südseite ent-puppt sich der �Durchgang� als ein schmales Loch, in dem Mauersteine herausgerissen wurden, vielleicht, um ein Schöpfgefäß abstellen zu können.

2. Die heute 58 cm über dem Wasserspiegel liegende �Fensteröffnung� zur �Erhellung� der angeblichen �zweiten� Treppe dürfte in Wirklichkeit eine Abflußöffnung darstellen. Wenn die heute unkontrolliert auf der Nord-, West- und Ostseite abfließenden Wasser der im Berg entspringenden Quelle(n) im Altertum zugesetzt waren - wovon man mit eini-ger Wahrscheinlichkeit ausgehen darf -, ist mit einem erhöhten Wasserstand im Brunnen zu rechnen, den man sich durch einen Überlauf in Richtung Tor vielleicht nutzbar machte: heiliges Wasser für die �vor den Toren (scil. der Akropolis) im Winke Jupiters, des Gehörnten� Rat und Wunder erhoffenden Gläubigen (Lukan, Phars. IX, 544).

3. Eine nach Norden in Richtung Palast umknickende Verbindung existiert nicht, ebensowenig ein unterirdischer Gang zum Tempel oder, wie das lokale Mythengut zu berichten weiß, gar zu dem 2 km entfernten Ğabal al-Mawtā.

4. Die �kammerartige� Erweiterung im Bereich des horizontalen, mit einer Tür verschließbaren Mittelstücks beträgt rechts wie links ganze 11 cm. Man hat dort auf der Suche nach Schätzen die Aufmauerung der Gangseiten durchschlagen und die Blöcke wie auch den Fußboden herausgerissen.

5. Im Umkreis des ursprünglichen Zugangs vom Vorbereich in den Brunnenabgang ist die Plattform durch Steinraub stark gestört. Der Zugang läßt sich daher bestenfalls noch zeichnerisch rekonstruieren.

Es ist davon auszugehen, daß das für den Gebrauch im Kult benötigte Wasser durch eine Hebevorrichtung auf das Brun-nenrand-Niveau emporgehoben wurde. Wenn am Brunnen die zeremonielle Weihung der Opfer an den Gott vollzogen wurde (Diodor), dann haben wohl auch hochstehende Besucher, wie z.B. Alexander der Große, an dieser Stelle ihre für den Zutritt in die Gemächer der Gottheit unabdingbare Reinigung vollzogen. Es ist daher anzunehmen, daß es am Brunnen nicht nur ein befüllbares Sammelbecken gab, aus dem das geschöpfte Wasser in geregelter Form abfließen konnte, sondern auch Räum-lichkeiten zum Waschen sowie Einkleiden in ein sauberes Gewand.

Im Frühjahr 2002 wurde die Arbeit an einem neuen Grabungsmagazin bei Umm Ubayda, das gleichzeitig die Funktion

eines archäologischen "site museums" - des ersten in der Oase - wahrnehmen soll, nahezu vollständig beendet Teilnehmer an der Unternehmung waren K.P. Kuhlmann, Abd el-Nasr al-Tayyib, Mahmud al-Tayyib (SCA) sowie M.

Knebel.

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VERÖFFENTLICHUNGEN DER ABTEILUNG

MDAIK 58, 2002 ADAIK Islamische Reihe 8 PH. SPEISER, Die Geschichte der Erhaltung arabischer Baudenkmäler in Ägypten SDAIK 29 W. HELCK (�), Das Grab Nr. 55 im Königsgräbertal AV 92 U. HARTUNG, Umm el-Qaab II, Importkeramik aus dem Friedhof U in Abydos (Umm el-Qaab) und die Beziehungen Ägyptens zu Vorderasien im 4. Jahrtausend v. Chr. Führungsheft R. STADELMANN, Der Totentempel Sethos’ I. in Qurna In Druck: ADAIK Ägyptolog. Reihe 17 St. SCHMIDT, Grabreliefs im griechisch-römischen Museum von Alexandria ADAIK Islamische Reihe 9 N. HAMPIKIAN, Al-Salahija Complex through Time ADAIK Islamische Reihe 10 L. KORN, Ayyubidische Architektur in Ägypten und Syrien - Bautätigkeit im Kontext von Politik und Gesellschaft 564-658/1169-1258 AV 54 P. GROSSMANN, Abu Mina II: Das Baptisterium AV 107 E. und M. RODZIEWICZ, Elephantine XXVII: Early Roman Industries AV 108 M. ZIERMANN, Elephantine XXVIII: Die Baustrukturen der älteren Stadt (Frühzeit und Altes Reich) Grabungen in der Nordoststadt (11.-16. Kampagne) 1982-1986 AV 116 F. ARNOLD, Elephantine XXX: Die Nachnutzung des Chnumtempelbezirks – Wiederbebauung der Spätantike und des Frühmittelalters

WEITERE MITTEILUNGEN

Redaktion: Am 1.9.2001 begann Chr. Gräfin von Pfeil-Autenrieth ihre Tätigkeit als Redaktionsassistentin. Bibliothek: Öffnungszeiten: Montag-Freitag 8.30-13.00 Uhr, Donnerstag-Freitag 15.00-18.00 Uhr. Photoabteilung: Vom 1. 3. - 8. 4. sowie vom 1. 8. - 30. 9. 2002 wurde die Digitalisierung des Bildbestandes der Abteilung

im Rahmen des gleichnamigen DAI-Projektes in Kairo begonnen. Die Arbeit an der Erstellung eines gemeinsamen Thesau-rus und eine erste Digitalisierungsserie verschiedener Bildkategorien wurde von N. Flessa vor Ort durchgeführt.

Antikes Niltal - Virtuell: Für das am 1.8.2001 begonnene Verbundprojekt "Antikes Niltal - VR", das mit Förderung des BMBF in Zusammenarbeit mit der Firma ART+COM (Berlin) durchgeführt wird, wurden nach der Auswahl von je ca. 10 Orten in Ägypten und im Sudan zunächst versuchsweise die Daten einzelner Baukomplexe aufbereitet (u.a. Amarna Wohn-haus, Naqadagrab) und danach computergestützte virtuelle Modelle erstellt. Derzeit werden Daten von Abydos, Dahschur sowie Siwa bearbeitet; Daten von Jebel Barkal, Nuri, el-Kurru und Kawa sind aufgenommen, in Vorbereitung befinden sich außerdem Kerma, Abu Simbel, Philae und Elephantine.

Die Aufbereitung der ägyptischen Orte wird von E.M. Engel (Münster) betreut, die der sudanesischen Plätze von P. Wolf (Berlin). Zur Erstellung digitaler Bildvorlagen wurden im vergangenen Jahr M. Becker, J. Schrinner und I. Köhler Vorlagen aus den Bildbeständen der Abteilung digitalisiert. An den Arbeiten sind weiterhin J. Helmbold und I. Kulitz beteiligt.

Winckelmann-Tag: Der diesjährige Winckelmanntag wird am 17.12.2001 stattfinden. Der Festvortrag wird von Hourig Sourouzian (Kairo) gehalten.

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Ägyptische Altertümerverwaltung / Supreme Council of Antiquities

Secretary General of the SCA Dr. Zahi Hawass

Understate Secretary of the SCA

and Chairman of Finance Dept. Prof. Emad Mokalad

General Directors, Dept. Of

- Foreign and Egyptian Missions Dr. Zahi Hawass / Mr. Magdi Ghandour

- Egyptian Antiquities Sector Mr. Sabri Abd el-Aziz

- Coptic and Islamic Excavations/Monuments Mr. Abdallah el-Attar

- Antiquities of Cairo (Mataria-Helwan) Mr. Mohammed Abd el-Gelil

- Antiquities of Pyramid Area (Giza-Dahschur) Mr. Yahia Eid

- Antiquities of Assuan and Nubia Mr. Hosni Abd el-Rahim Hassan

- Antiquities of Sinai / Lower Egypt Dr. Mohammed Abd el-Maksoud

- Restoration Dr. Shawky Nakhla

Center of Documentation Dr. Mahmud Maher Taha

Public Relation Dr. Mohammed Amin Moursi

Directors of the

- Antiquities of Alexandria Mr. Ahmed Abd el-Fattah

- Antiquities of Abusir-Dahschur Mr. Ahmed Haggar

- Antiquities of Giza Mr. Adel Hussein Mohammed

- Antiquities of Luxor-East Mr. Mohammed el-Bialy

- Antiquities of Luxor-West Mr. Ali el-Asfar

General Directors / Directors of the

Egyptian Museum Cairo Dr. Mamduh el-Damaty

Graeco-Roman Museum Alexandria Mr. Ahmed Abd el-Fattah

Historical Museums Cairo Dr. Kawzar Abu el-Futuh

Nubian Museum Aswan Mr. Ozama Abd el-Wareth

Elephantine Museum Mr. Melek Abu Lif Melek

Kontaktadresse für Antragsstellungen ausländischer Grabungsmissionen:

Mr. Magdi Ghandour

Department of Foreign and Egyptian Missions

Abbassiya - Cairo

[email protected]

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DEUTSCHES ARCHÄOLOGISCHES INSTITUT ABT. KAIRO 31 , SH. ABU EL-FEDA, ZAMALEK, KAIRO POSTANSCHRIFT: AUSWÄRTIGES AMT BOTSCHAFT KAIRO - DAI 11013 BERLIN TEL. : 0020-2-7351460 FAX.: 0020-2-7370770 E-MAIL: [email protected]

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ner Artikel; alternativ können Sie einen Veranstaltungskalender auf-nehmen oder ein neues Produkt mit einem Sonderangebot einfüh-ren.

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halten eine aktuelle Rubrik, zum Beispiel eine Ratgeberspalte, eine Buchbesprechung, einen Brief des

Vorsitzenden oder einen Leitartikel. Oder stellen Sie neue Mitarbeiter und wichtige Kun-den vor.

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