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Risiko- und Kapitalsteuerung in Banken
MN-Seminar12.05.2009
Martina Böhmer
Risiko-
und Kapitalsteuerung in Banken
Basel II
Risiko-
und Kapitalsteuerung in Banken
• §
25 a Absatz 1 KWG
Kreditinstitute sind gehalten, Verfahren zur Ermittlung und Sicherstellung der Risikotragfähigkeit sowie zur Steuerung ihrer Risiken einzurichten.
• MaRisk
(Mindestanforderungen an das Risikomanagement)
Risiko-
und Kapitalsteuerung in Banken
1.
Sicherstellung der Risikotragfähigkeit1.1 Ökonomisches Kapital1.2 Ökonomischer Kapitalbedarf
2.
Einbindung ökonomischer Kapitalmodelle in die Gesamtbanksteuerung
1. Sicherstellung der Risikotragfähigkeit
•
Risikokapitalbedarf und ökonomisches Kapital werden in der Risikotragfähigkeitsrechnung gegenübergestellt.
•
Risikotragfähigkeit bedeutet, dass auf Grundlage eines Gesamtrisikoprofils sicherzustellen ist, dass alle wesentlichen Risiken einer Bank durch das zur Deckung potentieller Verluste verfügbare Kapital laufend abgedeckt sind.
1.1 Ökonomisches Kapital
•
Das im Rahmen des Risikotragfähigkeitskonzeptes betrachtete, zur Deckung potenzieller Verluste verfügbare Kapital wird als Risikodeckungspotential oder Risikodeckungsmasse bezeichnet.
•
Die Definition des Risikodeckungspotentials ist von der Bank abhängig. Es kommt darauf an, welche Kapitalbestandteile eine Bank im Falle hoher Verluste als risikoabsorbierend
ansieht.
1.2 Ökonomischer Kapitalbedarf
•
Der ökonomische Kapitalbedarf ist das Ergebnis der Risikoquantifizierung über alle Risiken hinweg.
•
Einzubeziehende Risiken:–
Kreditrisiken
–
Marktpreisrisiken –
Operationelle Risiken
–
weitere Risiken wie beispielsweise strategische Risiken, Liquiditätsrisiken, Beteiligungsrisiken, Immobilienrisiken, Versicherungsrisiken …
Ökonomische Kapitalmodelle
•
Übliche Maße für das Risiko und damit für den ökonomischen Kapitalbedarf sind der Value-at-Risk
(VaR) und darüber hinaus der Expected
Shortfall.
•
Der VaR
ist ein Quantil
der Verlustverteilung und stellt somit den Verlustbetrag dar, der mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit während eines gegebenen Zeithorizonts nicht überschritten wird.
•
Der Expected
Shortfall
ist der Erwartungswert aller Verluste, die größer sind als dieses Quantil.
Kreditrisiko
•
Das Kreditrisiko bezeichnet die Gefahr eines unerwarteten Verlustes, der dadurch entsteht, dass ein Geschäftspartner seinen vertraglichen Verpflichtungen nicht nachkommt.
•
Zur Ermittlung des Risikokapitalbedarfs für Kreditrisiken werden mit Hilfe von Portfoliomodellen auf Basis von VaR-Ansätzen
unerwartete Verluste
quantifiziert.
•
z.B. CreditMetrics, CreditRisk+
Marktpreisrisiko
•
Unter Marktpreisrisiko versteht man die Gefahr eines unerwarteten Verlustes, der aufgrund nachteiliger Entwicklungen von Marktrisikofaktoren (z.B. Zinsen, Aktienkurs, Wechselkurs, Rohstoffkurse, Volatilitäten) eintreten kann.
•
Die Banken berechnen üblicherweise die Marktpreisrisiken als VaR
mittels internen Modellen.
Operationelles Risiko
•
Der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht definiert das operationelle Risiko als „die Gefahr von Verlusten, die in Folge der Unangemessenheit oder des Versagens von internen Verfahren, Menschen und Systemen oder in Folge von externen Ereignissen eintreten.“
Das
Rechtsrisiko ist in dieser Definition eingeschlossen.
•
Viele Banken verwenden derzeit den Standardansatz der aufsichtlichen
Mindestkapitalanforderungen gemäß
Solvabilitätsverordnung
auch für die interne Risikosteuerung.
Beteiligungsrisiko
•
Unter Beteiligungsrisiko versteht man die Gefahr von unerwarteten Verlusten, die sich aus dem Sinken des Marktwertes der Beteiligungen unter ihren Buchwert ergeben.
•
Der des Kapitalbedarf für Beteiligungsrisiken wird i.d.R. mit Hilfe VaR-Ansätzen
quantifiziert.
Strategisches Risiko
•
Das strategische Risiko
bezeichnet die Gefahr von unerwarteten Verlusten, die sich aus Managemententscheidungen zur geschäftspolitischen Positionierung des Kreditinstituts ergeben. Insbesondere resultieren strategische Risiken aus unerwarteten Veränderungen der Markt-
und
Umfeldbedingungen mit negativen Auswirkungen auf die Ertragslage.
•
Das Strategische Risiken wird oftmals nur pauschal berücksichtigt.
Liquiditätsrisiko
•
Liquiditätsrisiko ist die Gefahr, dass Geldmittel zur Erfüllung von Zahlungsverpflichtungen nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen.
•
Da die Zahlungsfähigkeit unmittelbar Einfluss auf den Fortbestand eines Unternehmens hat, kommt dem Liquiditätsrisikomanagement besondere Bedeutung zu.
•
Für das Liquiditätsrisiko wird bei vielen Kreditinstituten kein Risikokapitalbedarf ermittelt.
Aggregation
zum Gesamtbankrisiko
•
Die MaRisk
sehen vor, dass eine Aggregation
der Risikokapitalbeträge über alle Risikoarten hinweg zu einem Gesamtbetrag zu erfolgen hat, der dann der definierten Risikodeckungsmasse gegenüber zu stellen ist.
•
Die Aggregation
der Risikokapitalbeträge über alle Risikoarten hinweg erfolgt oftmals mittels Varianz-
Kovarianz-Verfahren. Durch die Berücksichtigung von Diversifikationseffekten verringert sich der ermittelte ökonomische Kapitalbedarf.
Aggregation
zum Gesamtbankrisiko
2. Einbindung der ökonomischen Kapitalmodelle in die Gesamtbanksteuerung
•
Gemäß
MaRisk
müssen die Prozesse der internen Risiko-
und Kapitalsteuerung in ein integriertes System
zur Ertrags-
und Risikosteuerung („Gesamtbanksteuerung“) eingebunden werden.
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Die ökonomischen Kapitalzahlen sollen für die interne Risikosteuerung verwendet werden.
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Berichtswesen (Managementinformationssystem)•
Limitsystem
•
Risikoadjustierte Profitabilitätskennzahlen•
Strategischer und operativer Planungsprozess
Limitsystem
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Durch die MaRisk
ist vorgegeben, dass auf der Grundlage der Risikotragfähigkeit ein System von Limiten zur Begrenzung der Risiken einzurichten ist.
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Das Limitsystem soll die Risikotragfähigkeit jederzeit gewährleisten.
Risikoadjustierte Profitabilitätskennzahlen
Return on Risk
Adjusted
Capital
•
RORAC =
bzw.
•
RORAC =
Economic
Value
Added
•
EVA = betriebswirtschaftl. Ergebnis –
(Verzinsungsanspruch ÿ
Risikokapitalbedarf)
bzw.•
EVA = betriebswirtschaftl. Ergebnis –
(Verzinsungsanspruch ÿ
Verlustobergrenze).
talbedarfRisikokapiErgebnis rtschaftl.betriebswi
rgrenzeVerlustobeErgebnis rtschaftl.betriebswi
Szenariobetrachtungen
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Die MaRisk
fordern, dass für die im Rahmen der Risikotragfähigkeit berücksichtigten Risiken regelmäßig angemessene Szenariobetrachtungen durchzuführen sind.
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Mit Hilfe dieser Szenariobetrachtungen soll überprüft werden, ob ein Kreditinstitut auch bei bestimmten negativen Marktentwicklungen eine ausreichende Risikodeckungsmasse besitzt.
Weiterentwicklung
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Die Modelle zur Bestimmung des ökonomischen Kapitalbedarfs basieren grundsätzlich auf historischen Daten. Dies kann zu Situationen führen, in denen das Modell aufgrund einer bisher noch nicht beobachteten Marktstörung nicht in der Lage ist, einzelne Risiken zutreffend abzubilden.
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Da die Weiterentwicklung des bankinternen Risikomanagements ein dynamischer Prozess darstellt, müssen Banken ihre gemachten Erfahrungen bei der Fortentwicklung und Anpassung der Methoden und Modelle angemessen berücksichtigen.