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Hypochondrie und Krankheitsangst27.03.2014 DGVT Kongress
Dr. Maria GropalisPsychologische PsychotherapeutinKomm. stellv. Leiterin des Weiterbildungsstudienganges Psychologische Psychotherapie sowie derPoliklinischen Institutsambulanz für PsychotherapieUniversität Mainz
gropalis@uni-mainz.de
Fall Tina S., S. 1Als meine große Schwester Brustkrebs bekam, fing es an, dassmeine ganzen Sorgen sich um meine Gesundheit drehten und
darum, auch Krebs zu bekommen. Ich hab immer versucht mir zusagen, dass ich doch schließlich erst 27 bin, und dass ich viel zu jung
bin, um Krebs zu bekommen. Aber das hat nichts gebracht.Eigentlich vergeht kein Tag, an dem ich nicht dran denke, dass ichBrustkrebs haben könnte. Außerdem hab ich Angst, Hautkrebs zuhaben, weil ich als Kind so oft Sonnenbrand hatte. Früher war ichsehr oft bei meiner Ärztin zur Kontrolle. Sie hat mir erklärt, wie ichmeine Brust untersuchen soll. Sie hat auch ein paar Tests gemacht
und mir gesagt, dass ich gesund bin. Ich hab sie oft angerufen,wenn ich einen Knoten oder einen Flecken auf der Haut entdeckt
habe.
Ich glaube, sie war irgendwann ziemlich genervt, dass ich so oftangerufen habe, weil sie irgendwann aufgehört hat mich
zurückzurufen. Seitdem war es mir zu peinlich, wieder hinzugehen.Jetzt hatte ich schon fast 2 Jahre keine Kontrolluntersuchung mehr.Ich traue mich auch nicht, mich selbst zu untersuchen, weil ich vielAngst davor habe, was ich dann vielleicht entdecke. Ich habe auch
Fall Tina S., S. 2
g ,schon lange nicht mehr mit meiner Schwester gesprochen, auch
nicht am Telefon, und auch bei der Arbeit war ich in letzter Zeit öftermal nicht, weil einer meiner Kollegen die ganze Zeit über unserenChef spricht, der in Behandlung wegen Darmkrebs ist. Ich musstesogar aufhören, meine Lieblings-Soap zu schauen, weil ich gelesen
habe, dass einer der Hauptdarsteller Krebs hat. Nur daran zudenken, macht mich schon verrückt.
Übersetzt aus Asmundson et al., 2001
Literaturempfehlungen►► Bleichhardt, G. & Weck, F. (2010). Kognitive Verhaltenstherapie bei Hypochondrie undBleichhardt, G. & Weck, F. (2010). Kognitive Verhaltenstherapie bei Hypochondrie und
Krankheitsangst. Berlin: Springer.Krankheitsangst. Berlin: Springer. Ausführliches Behandlungsmanual zur HypochondrieAusführliches Behandlungsmanual zur Hypochondrie
►► Bleichhardt, G. & Martin, A. (2010). Hypochondrie und Krankheitsangst. Fortschritte derBleichhardt, G. & Martin, A. (2010). Hypochondrie und Krankheitsangst. Fortschritte derPsychotherapie, Band 41. Göttingen:Psychotherapie, Band 41. Göttingen: HogrefeHogrefe..
►► Martin, A., Härter, M., Henningsen, P., Hiller, W.,Martin, A., Härter, M., Henningsen, P., Hiller, W., KrönerKröner--Herwig, B. & Rief, W. (2013).Herwig, B. & Rief, W. (2013).EvidenzbasierteEvidenzbasierte Leitlinie zur PsychotherapieLeitlinie zur Psychotherapie somatoformersomatoformer Störungen und assoziierterStörungen und assoziierterSyndrome.Syndrome. Göttingen:Göttingen: HogrefeHogrefe..
►► AbramowitzAbramowitz, J. S. & Braddock, A. E. (2008). Psychological Treatment, J. S. & Braddock, A. E. (2008). Psychological Treatment ofof HealthHealth AnxietyAnxiety andandHypochondriasisHypochondriasis. A. A BiopsychosocialBiopsychosocial Approach. Cambridge:Approach. Cambridge: HogrefeHogrefe & Huber Publishers.& Huber Publishers.Behandlungsmanual zur Hypochondrie aus den USA.Behandlungsmanual zur Hypochondrie aus den USA.
►► FurerFurer, P., Stein, M. B., & Walker, J. (2007)., P., Stein, M. B., & Walker, J. (2007). TreatingTreating HealthHealth AnxietyAnxiety andand FearFear ofof Death.Death.Behandlungsmanual zur Hypochondrie aus Kanada, starker Expositionsschwerpunkt.Behandlungsmanual zur Hypochondrie aus Kanada, starker Expositionsschwerpunkt.
►► Kaufs, E. L. (2006). Ich habe Angst vor Krankheiten. Erfahrungen eines Hypochonders.Kaufs, E. L. (2006). Ich habe Angst vor Krankheiten. Erfahrungen eines Hypochonders.Worms: Tribut Verlag.Worms: Tribut Verlag. Erfahrungsbericht eines Patienten unseres Behandlungsschwerpunkts.Erfahrungsbericht eines Patienten unseres Behandlungsschwerpunkts.
RatgeberRatgeber
►► RauhRauh, E. & Rief, W. (2006). Ratgeber, E. & Rief, W. (2006). Ratgeber somatoformesomatoforme Beschwerden und Krankheitsängste.Beschwerden und Krankheitsängste.Göttingen:Göttingen: HogrefeHogrefe.. Kurzer RatgeberKurzer Ratgeber
►► Lieb, H. & von Pein, A. (2001). Der kranke Gesunde. Stuttgart: Trias.Lieb, H. & von Pein, A. (2001). Der kranke Gesunde. Stuttgart: Trias. Gute Erklärungen fürGute Erklärungen fürkörperliche Beschwerden unter der Überschrift „Psychosomatik“körperliche Beschwerden unter der Überschrift „Psychosomatik“ -- RatgeberRatgeber
Überblick Grundlagen
►► Klassische MerkmaleKlassische Merkmale
►► DiagnostischeDiagnostische
K it iK it i
►► EpidemiologieEpidemiologie�� PrävalenzPrävalenz�� GeschlechterverhältnisGeschlechterverhältnis�� KomorbiditätKomorbidität
O t & V l fO t & V l fKriterienKriterien
►► DifferentialdiagnostikDifferentialdiagnostik
►► MessinstrumenteMessinstrumente
�� Onset & VerlaufOnset & Verlauf
►► GesundheitspolitischeGesundheitspolitischeAspekteAspekte
Klassische MerkmaleKrankheitsängstlicher
Körper:Körper: Körperliche Empfindungen/SymptomeKörperliche Empfindungen/Symptome
Kognition:Kognition: Körperliche Symptome sind Zeichen fürKörperliche Symptome sind Zeichen fürschlimme Krankheitschlimme KrankheitAufmerksamkeitsfokussierungAufmerksamkeitsfokussierung
Emotion:Emotion: Angst, schlimm krank zu sein, zu sterbenAngst, schlimm krank zu sein, zu sterben
Verhalten:Verhalten: Sicherheit suchendes VerhaltenSicherheit suchendes Verhalten►►Body CheckingBody Checking►►Suche nach RückversicherungSuche nach Rückversicherung►►VermeidungVermeidung
Bekannte/BekennendeHypochonderyp
BekanntestesTheaterstück zuHypochondrie
BÉRALDE. So, Herr Bruder, sollt Ihr es verstehen: Ich kenneniemanden, der weniger krank ist als Ihr, und ich könnte mir keinebessere Konstitution wünschen als die Eure. Den besten Beweis fürEure gute Gesundheit und die Robustheit Eures Körpers sehe ichdarin, dass es Euch trotz aller Mühe noch nicht gelungen ist, Euregesunde Natur zu ruinieren, und dass Ihr an all diesen Arzneien, dieman Euch hat schlucken lassen, noch nicht krepiert seid.ARGAN. Ja wisst Ihr denn nicht, Herr Bruder, dass dies alles michgerade am Leben hält und dass Herr Purgon [der behandelnde Arzt]sagt, ich würde sterben, wenn er sich auch nur drei Tage lang nichtum mich kümmerte?Molière, Der eingebildete Kranke
Kontinuumsmodell derKrankheitsangst
Hypo-chondrie
auffällig hoheKrankheitsangst
Auffällig niedrigeKrankheitsangstz. B. mangelndeWahrnehmung vonKrankheitszeichen
HypochondrischerWahn
Bleichhardt & Weck, 2007
Welche Krankheitenbefürchten Hypochondrie-Patienten?
Krebs gesamt N = 50 (82%)
►Hirntumor N = 7 (11,5%)
►Lunge N = 5 (8,2%)
►Magen N = 5 (8,2%)
►Brust N = 5 (8,2%)
►Darm N = 4 (6,6%)
( )
Herzerkrankung gesamt N = 8 (13,1%)
►allgemein N = 6 (9,8%)
►Lungenembolie N = 1 (1,6%)
►Aortenklappeninsuffizienz N = 1 (1,6%)
Multiple Sklerose N = 1 (1,6%)
ALS N 1 (1 6%)
N=61 Pat. mit DSM-IV Hypochondrie;eigene Daten (unveröffentlicht)
►Haut N = 4 (6,6%)
►Kehlkopf N = 3 (4,9%)
►Lymphdrüsen N = 3 (4,9%)
►allgemein N = 3 (4,9%)
►Schilddrüse N = 2 (3,3%)
►Knochen N = 2 (3,3%)
►Prostata N = 1 (1,6%)
►Nebenhöhlen N = 1 (1,6%)
►Blase N = 1 (1,6%)
►Speiseröhre N = 1 (1,6%)
ALS N = 1 (1,6%)
Tollwut N = 1 (1,6%)
Blutvergiftung N = 1 (1,6%)
Nierenerkrankung N = 1 (1,6%)
Diagnostische KriterienKriterienDiagnostische KriterienKriterien
Somatoforme Störungen
Leitsymptom:unklare körperliche Beschwerden
Leitsymptom:Angst/ Befürchtung,unter einerernsthaftenKrankheit zu leidenKrankheit zu leiden
Hypochondrie
Multiple BeschwerdenChronifiziert
Somatisierungsstörung
„pseudoneurologischeSymptome“
Konversionsstörung
Schmerzsymptome Schmerzstörung
Restkategorie - Mind. 1Beschwerde über ½ Jahr
Undiff. Somatoforme Störung
Kriterien nach ICDKriterien nach ICD--10 1/210 1/2
a.a. Eine mindestens sechs Monate anhaltende Überzeugung, anEine mindestens sechs Monate anhaltende Überzeugung, anhöchstens zwei schweren körperlichen Krankheiten (vonhöchstens zwei schweren körperlichen Krankheiten (vondenen mindestens eine speziell von den Patienten benanntdenen mindestens eine speziell von den Patienten benanntsein muss) zu leiden.sein muss) zu leiden.
b.b. Die ständige Sorge um diese Überzeugung und um dieDie ständige Sorge um diese Überzeugung und um dieSymptome verursacht andauerndes Leiden oder eineSymptome verursacht andauerndes Leiden oder eineStörung des alltäglichen Lebens und veranlasst dieStörung des alltäglichen Lebens und veranlasst diePatienten, um medizinische Behandlungen oderPatienten, um medizinische Behandlungen oderUntersuchungen (oder entsprechende Hilfe vonUntersuchungen (oder entsprechende Hilfe vonLaienheilernLaienheilern) nachzusuchen.) nachzusuchen.
Kriterien nach ICDKriterien nach ICD--10 2/210 2/2c.c. Hartnäckige Weigerung, die medizinische Feststellung zuHartnäckige Weigerung, die medizinische Feststellung zu
akzeptieren, dass keine ausreichende körperliche Ursacheakzeptieren, dass keine ausreichende körperliche Ursachefür die körperlichen Symptome bzw. Entstellungen vorliegt.für die körperlichen Symptome bzw. Entstellungen vorliegt.VorüberVorüber--gehende Akzeptanz der ärztlichen Mitteilunggehende Akzeptanz der ärztlichen Mitteilungallenfalls für kurze Zeiträume bis zu einigen Wochen oderallenfalls für kurze Zeiträume bis zu einigen Wochen oderunmittelbar nach einer medizinischen Untersuchung sprichtunmittelbar nach einer medizinischen Untersuchung sprichtnicht gegen die Diagnose.nicht gegen die Diagnose.
d.d. Ausschlussvorbehalt: Die Störung tritt nicht ausschließlichAusschlussvorbehalt: Die Störung tritt nicht ausschließlichwährend einer Schizophrenie oder einer verwandtenwährend einer Schizophrenie oder einer verwandtenStörung (F2, insbesondere F22) oder einer affektivenStörung (F2, insbesondere F22) oder einer affektivenStörung (F3) auf.Störung (F3) auf.
Differentialdiagnostikb b d B iffbzw. abzugrenzende Begriffe
AnderesomatoformeStörung
Leiden unter körperlichen Beschwerden steht imVordergrundArztbesuche, um Diagnose zu erhalten
hypochondrischerWahn
durchgehend hundertprozentige ÜberzeugungRückversicherung „wirkt“ nicht
Differentialdiagnostikbzw. abzugrenzende Begriffe
Wahn Rückversicherung „wirkt nicht
Zwangsstörung /Waschzwang
Angst, dass man Krankheit bekommen könnte
Krankheitsphobie Angst, dass man Krankheit bekommen könnte
Panikstörung Angst vor einem akuten körperlichen Zustand (z.B. Herzinfarkt, Herzversagen, Schlaganfall), nichtvor einer Krankheit
GeneralisierteAngststörung
Krankheitssorgen sind nur eines von mehrerenSorgenthemen, nicht das Hauptthema
Differentialdiagnostikbzw. abzugrenzende Begriffe
körperlicheErkrankung
bisher keine ausreichende medizinischeDiagnostik
Progredienzangst befürchtete Krankheit liegt oder lag tatsächlichvor
Messinstrumente
Whiteley-Index(Pilowsky, 1967; Hiller & Rief, 2003)
14 dichotome Items
3 Skalen
simple Auswertung möglich:� 7 Punkte: Verdacht auf
� > 7 Punkte: „Hypochondrie“
Krankheitsängste (disease phobia)
• Wenn Sie auf eine Krankheit aufmerksam gemacht werden (durch Radio,Fernsehen, Zeitung oder einen Bekannten), machen Sie sich dann Sorgen, dassSie diese Krankheit auch bekommen könnten ?
• Denken Sie, dass Sie sich mehr Sorgen über Ihre Gesundheit machen als diemeisten anderen Leute ?
WhiteleyWhiteley--IndexIndex(Pilowsky, 1967; Hiller & Rief, 2003)(Pilowsky, 1967; Hiller & Rief, 2003)
Somatische Beschwerden / bodily preoccupation
• Haben Sie oftmals die Symptome einer sehr ernsthaften Krankheit ?
• Finden Sie, dass Sie von einer Vielzahl unterschiedlicher Symptome geplagtwerden ?
Krankheitsüberzeugungen (disease convictions)
• Ist es schwer für Sie, einmal nicht an sich zu denken, sondern an allemöglichen anderen Dinge ?
• Können Sie dem Arzt nur schwer glauben, wenn er Ihnen sagt, dass kein Grundzur Besorgnis besteht ?
Die Illness Attitude ScalesDie Illness Attitude Scales -- IASIAS► Englischsprachiges Original von Robert Kellner (1987)
► 27 Items, 5-stufige Antworten, 2 Zusatzfragen
► Analysen der Skalenstruktur finden 2 – 3 Unterskalen
► Untersuchung an 319 stationären psychosomatischen Patienten(Hiller et al. 2002):
� 2 Skalen: Health Anxiety und Illness Behavior
� ein Gesamtwert
� Cut-Off von 45 trennt bestmöglich zwischen hypochondrischen Pat.
und klinischen Kontrollpersonen
Illness Attitude ScalesIllness Attitude Scales3. Ruft der Gedanke an eine ernsthafte Krankheit bei Ihnen Angst
hervor ?
4. Wenn Sie Schmerzen haben, machen Sie sich dann Sorgen, dassdiese durch eine ernsthafte Krankheit verursacht sein könnten ?
9. Untersuchen Sie Ihren Körper, um herauszufinden, ob etwas mitealth
anx
iety
ihm nicht in Ordnung ist ?
10. Glauben Sie, dass Sie eine körperliche Krankheit haben, die abervon den Ärzten nicht richtig diagnostiziert worden ist ?
23. Wie oft gehen Sie zum Arzt?
25. Wie oft sind Sie in den letzten 12 Monaten behandelt worden (z.B.mit Medikamenten, Medikamentenumstellung, Operationen, usw.) ?
26. Falls ja, welche Behandlungen waren das ?Illne
ss b
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EpidemiologieEpidemiologie
� Prävalenz� Geschlechterverhältnis� Geschlechterverhältnis� Komorbidität� Onset & Verlauf
PrävalenzstudienPrävalenzstudien
► Nur wenige epidemiologische Studien
► Schwankende Prävalenzraten von 0,02% (Looper &Kirmayer, 2001) bis 7,5 % (Noyes et al., 1999)
► Bundes-Gesundheitssurvey der deutschenAllgemeinbevölkerung (Martin & Jacobi 2006):Allgemeinbevölkerung (Martin & Jacobi, 2006):� 12-Monatsprävalenz von 0,05%� Unterschwellige Hypochondrie bei 0,58%� Krankheitssorgen über ≥ 6 Monate bei 2,12%
► Bleichhardt & Hiller (2007): 0.4% nach DSM-IV; 6%subklinische Krankheitsangst
zu wenige Studien, um zuverlässige Aussagen zuzulassen!
Weitere epidemiologische BefundeWeitere epidemiologische Befunde
►►Geschlechterverhältnis:Geschlechterverhältnis:�� Männer und Frauen sind gleichMänner und Frauen sind gleich
häufig betroffen!häufig betroffen!
►►Komorbidität:Komorbidität:�� Depression ca. 50%Depression ca. 50%�� Angststörungen ca. 33%Angststörungen ca. 33%
Weitere epidemiologische Befunde
Onset & Verlauf
► Hohe Stabilität: Barsky et al., 1998: 64% von 120Hypochondrie-Pat. hatten die Störung nach 4-5 Jahreni h!immer noch!
► Ersterkrankungsalter Bleichhardt & Weck, 2007: 27 Jahre(Median 26 Jahre), 33% der Pat. hatten Hypochondriebereits vor dem 18. Lj., 14% bereits vor dem 14. Lj.
► Hohe Chronizität: Bleichhardt & Weck: M=10 Jahre vorBehandlungsbeginn (Median 8 Jahre), nur 16% hattenHypochondrie kürzer als 2 Jahre
Gesundheitspolitische Aspekte
Arztbesuche
►► Stationäre PsychosomatikStationäre Psychosomatik--Pat. mit multiplenPat. mit multiplenunklaren Beschwerden waren im vergangenen Jahrunklaren Beschwerden waren im vergangenen Jahr41 mal bei Ärzten (Bleichhardt, Timmer & Rief,41 mal bei Ärzten (Bleichhardt, Timmer & Rief,2004)2004)
►► Ambulante PsychotherapieAmbulante Psychotherapie--Patienten mit hoherPatienten mit hoherKrankheitsangst waren im vergangenen Jahr 24 malKrankheitsangst waren im vergangenen Jahr 24 malbei Ärzten (Bleichhardt & Hiller, 2005)bei Ärzten (Bleichhardt & Hiller, 2005)
►► Pat. mit Primärdiagnose Hypochondrie: 30 Tage vorPat. mit Primärdiagnose Hypochondrie: 30 Tage vorBehandlungsbeginn: 2,18 Arztbesuche (BleichhardtBehandlungsbeginn: 2,18 Arztbesuche (Bleichhardt& Weck, 2007)& Weck, 2007)
Entstehung &Aufrechterhaltung
► Erklärungen für körperliche Beschwerden► Erklärungen für körperliche Beschwerden► Optimistischer Fehlschluss► Somatosensorische Verstärkung► Interpersonelles Modell der Hypochondrie► Intrusive Bildhafte Vorstellungen► Gesamtmodell
Pathogenese somatoformer Störungen:Pathogenese somatoformer Störungen:Mögliche EntstehungsbedingungenMögliche Entstehungsbedingungen
► minimale organische Dysfunktionen� z.B. Darmträgheit, Bagatellkrankheiten (wie Erkältung)
► harmlose Schwellungen/ Hautunregelmäßigkeiten� z.B. Ödeme, prämenstruelle Wassereinlagerung, Leberflecken,, p g g, ,
Warzen
► autonome oder hormonell bedingte Erregung� z.B. körperliche Gefühlsreaktionen
► Muskelverspannungen� z.B. Nacken- oder Rückenschmerzen, Kopfschmerzen,
Schluckbeschwerden
Pathogenese somatoformer Störungen:Pathogenese somatoformer Störungen:Mögliche EntstehungsbedingungenMögliche Entstehungsbedingungen
► Hyperventilation� z.B. Schwindelgefühle, Benommenheit, Herzsensationen,
Kribbelempfindungen
► Inaktivität� z B ”Muskelkater“ geringe körperliche Belastbarkeit Herzklopfen� z.B. Muskelkater , geringe körperliche Belastbarkeit, Herzklopfen
► Schlechter Schlaf� z.B. Müdigkeit, Benommenheit, Konzentrationsstörungen
► Physiologische Folgen von Speisen oder Getränken� z.B. Verdauungsbeschwerden nach Genuss verdorbener Speisen,
Blähungen, Effekte von Alkohol inkl. Entzugserscheinungen oder ”Kater“
► Nebenwirkungen von Medikamenten� z.B. Mundtrockenheit, Unruhe, Müdigkeit, Zittern
Subjektives ErkrankungsrisikoSubjektives ErkrankungsrisikoBarsky, Ahern, Bailey, Saintfort, Liu und Heli (2001)Barsky, Ahern, Bailey, Saintfort, Liu und Heli (2001)Befragung zum Risiko bzgl. KrankheitenBefragung zum Risiko bzgl. Krankheiten►► 57 Vpn mit Diagnose Hypochondrie (nach DSM III57 Vpn mit Diagnose Hypochondrie (nach DSM III--R)R)►► 127 nicht127 nicht--hypochondrische Vpnhypochondrische Vpn
B id G h i h i V l i h it dB id G h i h i V l i h it d►► Beide Gruppen sahen sich im Vergleich mit anderenBeide Gruppen sahen sich im Vergleich mit anderenPersonen ihrer AltersPersonen ihrer Alters-- und Geschlechtsgruppe einemund Geschlechtsgruppe einemgeringeren Risiko ausgesetzt!geringeren Risiko ausgesetzt!
►► Hypochondrische Pbn schätzten das ErkrankungsrisikoHypochondrische Pbn schätzten das Erkrankungsrisikosignifikant höher ein als die Nichtsignifikant höher ein als die Nicht--Hypochonder.Hypochonder.
⇒⇒⇒⇒⇒⇒⇒⇒ Optimistischer FehlschlussOptimistischer Fehlschluss
Somatosensorische Verstärkungsomatosensory amplification(Arthur Barsky 1979; 1992)
Körperliche Sensationen
(Körperreaktionen, Missempfindungen,Symptome)
�� Neigung, körperliche EmpfindungenNeigung, körperliche Empfindungenalsals intensiv,intensiv,schädlichschädlich undund beeinträchtigendbeeinträchtigend zuzuerlebenerleben
�� unangenehme Empfindungenunangenehme Empfindungenbesonders zu beachten, Hypervigilanzbesonders zu beachten, Hypervigilanz
�� sie eher alssie eher als pathologischpathologisch denn alsdenn alsnormal anzusehennormal anzusehen
Wahrnehmung
Fehlinterinterpretation als[bedrohliche] Krankheitszeichen
Amplification
► Hat trait- und state-Eigenheiten► Einflussfaktoren auf State-Amplification
1. Kognitionen (z. B. Vorinformationen,Grundüberzeugungen)Grundüberzeugungen)
2. Kontext/Umstände (z. B. Schweinegrippe)3. Aufmerksamkeit4. Stimmung (Angst vermindert Schwelle und
Toleranz für unangenehme Symptome,Depression)
Intrusive Bilder bei KrankheitsangstIntrusive Bilder bei Krankheitsangst(Muse et al., 2010)(Muse et al., 2010)
►►55 Patienten mit Hypochondrie nach DSM55 Patienten mit Hypochondrie nach DSM--IVIV--TRTR
►►Halbstrukturiertes Interview zuHalbstrukturiertes Interview zuk kh it tb i t ik kh it tb i t ikrankheitsangstbezogenen intrusivenkrankheitsangstbezogenen intrusivenbildhaften Vorstellungenbildhaften Vorstellungen
►►78,2% berichteten über wiederkehrende78,2% berichteten über wiederkehrendeintrusive bildhafte Vorstellungen beiintrusive bildhafte Vorstellungen beiKrankheitsangstKrankheitsangst
Intrusive Bilder bei KrankheitsangstIntrusive Bilder bei Krankheitsangst(Muse et al., 2010)(Muse et al., 2010)
►► Inhalte der Bilder:Inhalte der Bilder:�� Folgen des eigenen Todes oder ernsthafterFolgen des eigenen Todes oder ernsthafter
Krankheit für geliebteKrankheit für geliebte Menschen (36,2%)Menschen (36,2%)�� An einer ernsthaften/lebensbedrohlichenAn einer ernsthaften/lebensbedrohlichenAn einer ernsthaften/lebensbedrohlichenAn einer ernsthaften/lebensbedrohlichen
Krankheit leiden (35,5%)Krankheit leiden (35,5%)�� Tod und Streben aufgrund einer KrankheitTod und Streben aufgrund einer Krankheit
(22,4%)(22,4%)�� Die „schlechte Nachricht“ an einer ernsthaftenDie „schlechte Nachricht“ an einer ernsthaften
Krankheit zu leiden gesagt bekommen (6,9%)Krankheit zu leiden gesagt bekommen (6,9%)
Intrusive Bilder bei KrankheitsangstIntrusive Bilder bei Krankheitsangst(Muse et al., 2010)(Muse et al., 2010)
►►72,09% (72,09% (NN = 31) der Patienten= 31) der Patientenberichteten dass Intrusion eineberichteten dass Intrusion eineberichteten, dass Intrusion eineberichteten, dass Intrusion eineErinnerung darstellt oder mit einerErinnerung darstellt oder mit einerErinnerung assoziiert istErinnerung assoziiert ist
KörperlicheVorgänge
Stress-
Auslöser außer Stress:Substanzen wie Koffein, AlkoholVerdauungsprozessekörperliche An-/Verspannung
Aufmerk-samkeit
Erklärungsmodell der KrankheitsangstErklärungsmodell der KrankheitsangstErklärungsmodell der KrankheitsangstErklärungsmodell der Krankheitsangst (Bleichhardt & Weck, 2007)(Bleichhardt & Weck, 2007)(Bleichhardt & Weck, 2007)(Bleichhardt & Weck, 2007)
Risikofaktoren:
• Erfahrungen mit Krankheitund Tod (Familie, Freunde)
• eigene Krankheitserfahrung• schlechte Erfahrung mit
Ärzten & Untersuchungen• ängstliche
Persönlichkeitsdisposition• angstbegünstigende
Erziehung• Medienberichte
reaktion
Krankheits-angst
Bewertung /Vorstellung:ernste Krankheit
SicherheitssuchendesVerhalten:Rückversicherung beiÄrzten und anderenBody CheckingVermeidungsverhalten
Videobeispiel 37° (ZDF)
Zwei Fallbeispiele: Jörn und UlrichZwei Fallbeispiele: Jörn und Ulrich
Bitte notieren Sie jeweils für beide getrenntBitte notieren Sie jeweils für beide getrennt(falls diese berichtet werden):(falls diese berichtet werden):
►►Prädisponierende FaktorenPrädisponierende Faktoren►►Auslösende FaktorenAuslösende Faktoren►►Aufrechterhaltende FaktorenAufrechterhaltende Faktoren