Zusammenarbeit der Montanuniversität Leoben mit der Wirtschaft in Forschung und
LehreGünter B. FETTWEIS, Herbert HIEBLER und Albert F. OBERHOFER
Die „Steiermärkisch-ständische montanistische Lehranstalt“ in Vordernberg, auf welche die heutige Montanuniversität Leoben zurückgeht, wurde vor 150 Jahren gegründet, um den damals rund um den Steirischen Erzberg (Bild 1) aufstrebenden Wirtschaftsgebieten Bergbau und Hüttenwesen Partner in Forschung und Lehre zu sein. Dem entspricht, was Peter Tunner als erster Professor in einem Bericht über die Eröffnungsfeier am 4. November 1840 schrieb: „Aber e in e L ehranstalt p rak tisch er Fächer, wie es B erg - u n d H ütten ku nde sind, d a r f n icht als b loß e Schule dastehen , so w enig als d ie Lehrer derselben re in e S ch u lm än n er sein dürfen , w enn s ie ihren rollen N utzen u n d f ü r d ie D au er leisten sollen;
son d ern e in e so lch e A nstalt m u ß notw endig m it d e r P rax is in en g er V erbindung stehen, s ie soll zu g le ich ein en Z entralpunkt b e leh ren d en Verkehres bilden , u n d sogestaltig zu m Mittel werden, d u rch w elches jed er F ach b e freu n d ete d a s Sein ige z u r F örderu n g des a llg em ein en Besten beitragen , u n d u m gekehrt w ied er b e leh ren d e N achrich t von dem an d ern orts G eschehen en erh alten kan n , “ Diese damals grundgelegte Partnerschaft von Wissenschaft und Praxis wurde bis heute sowohl von der Universität als auch von den der Universität fachlich nahestehenden Wirtschaftszweigen intensiv wahrgenommen.
Während die Fachgebiete der Zusammenarbeit zunächst der klassische Bergbau und die Hüttenin
Bild 1: Der Steirische Erzberg,
dustrie waren, sind es heute weite Gebiete der Rohstoffgewinnung und Werkstoffherstellung bis hin zu Maschinenbau, Elektrotechnik und Elektronik. Die Montanuniversität Leoben wurde in den letzten Jahrzehnten stetig auf den sich wandelnden Bedarf der Industrie und Wirtschaft ausgerichtet und damit zu einer Forschungs- und Lehranstalt für Rohstoffgewinnung und Werkstoffherstellung und -Verarbeitung, wobei eine breite Palette der Werkstoffe von Metallen über Keramik bis hin zu Kunststoffen bearbeitet wird. In allen Sparten sind die Themen der Partnerschaft technischer aber auch betriebswirtschaftlicher Art; sie reichen bis hin zu Themen der Unternehmens- und Betriebsführung.
Die ZUSAMMENARBEIT der Montanuniversität mit der Wirtschaft erfolgt in FORSCHUNG UND LEHRE, wobei einzelne Institute oder Gruppen von Instituten die Universität vertreten.
In diesem Zusammenhang ist es bedeutend, daß die Universitätsinstitute seit einer Novelle zum Universitätsorganisationsgesetz 1975, die Anfang 1988 in Kraft getreten ist, Teilrechtsfähigkeit besitzen. Ihre Möglichkeiten für die Kooperation mit der Wirtschaft sind dadurch nicht unbeträchtlich verbessert worden.
In der Wirtschaft sind es einzelne Personen, Betriebe oder Unternehmen, sowie die verschiedenen Fachverbände in der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft, aber auch Behörden - wie insbesondere die Bergbehörden - , die als Partner auftreten. Weiterhin tritt die Wirtschaft gegebenenfalls gemeinsam mit der öffentlichen Hand oder anderen Forschungsinstitutionen im Rahmen von „Fonds“ zur Förderung der Forschung auf. Ein b edeutendes Gremium zur Zusammenarbeit sind für Wirtschaft und Montanuniversität die technisch-wissenschaftlichen Vereine, auf die wir gesondert zu sprechen kommen werden.
Die ZUSAMMENARBEIT IN DER LEHRE erfolgt in der Ausbildung der Studenten und in der Weiterbildung. Zur Ausbildung der Studierenden aller Fachrichtungen tragen Fachleute aus der Industrie mit ihren Spezialkenntnissen bei. Solche Lehrveranstaltungen sind teils Pflicht-, teils Wahlpflicht- oder Freivorlesungen sowie Übungen und Seminare.
Einige Studienrichtungen stützen sich in hohem Maße auf solche Lehrveranstaltungen entweder, wenn der Ausbau von einschlägigen Universitätsinstituten noch unvollständig ist, oder, wenn er den veränderten Bedürfnissen noch nicht angepaßt werden konnte; ersteres trifft beispielsweise auf die Studienrichtung Kunststofftechnik zu. Für alle Fachrichtungen bieten Lehrveranstaltungen von in der Wirtschaft Tätigen die Möglichkeit einer praxisnahen Ausrichtung der Lehre.
Von den mehr als 100 in den vergangenen drei Jahrzehnten an der Montanuniversität tätig gewesenen bzw. noch tätigen Lehrbeauftragten aus der Wirtschaft haben sich
»- 15 habilitiert,>- 13 erhielten den Titel eines a.o. Universitäts
professors, und14 wurden zu Honorarprofessoren der Montanuniversität ernannt.
Diplomarbeiten sind ein Teil der Zweiten Diplomprüfung und damit der Prüfungen zum Studienabschluß. Viele dieser Arbeiten werden im Bergbau bzw. in der jeweils einschlägigen Industrie erstellt. Das gleiche gilt für die Prüfungsarbeiten (Praktikanten- und Meldearbeiten), die in einigen Studienrichtungen als Ferialarbeiten vorgeschrieben sind.
In den Diplomprüfungskom m issionen sind Fachleute aus der Wirtschaft als Prüfungskommissäre tätig, um beim Abschluß des Studiums den Wissensstand der Absolventen zu erfahren, teilweise auch, um mit ihren Prüfungsfragen die Kandidaten zu testen.
Weiterbildungsveranstaltungen werden an der Montanuniversität von einzelnen Instituten durchgeführt, so z.B. vom Institut für Lagerstättenphysik und -technik sowie vom Institut für Wirtschafts- und Betriebswissenschaften; teilweise wirken Professoren und Assistenten der Montanuniversität auch an verschiedenen Weiterbildungsinstitutionen als Lehrende mit, so beispielsweise an der Österreichischen Akademie für Führungskräfte in Graz. Weiterbildungsveranstaltungen bieten den Kursteilnehmern die Möglichkeit, Hochschulwissen kennenzulernen und für ihre praktische Tätigkeit zu nutzen. Die Lehrenden müssen die Lehrveranstaltungen der
Weiterbildung in Inhalt und Darstellung den Bedürfnissen der Praxis anpassen und damit „praxisnah“ gestalten. Damit wird auch die Ausbildung der Studenten in einem gewissen Maß praxisnäher ausgerichtet.
Bei vielen Instituten reichen allerdings die personellen und sachlichen Ressourcen nicht aus, um eigenständige Weiterbildungsveranstaltungen anbieten zu können. In diesen Fällen bedienen sich die Institute daher vielfach der Infrastruktur und Kapazität der mit ihnen verbundenen technisch-wissenschaftlichen Vereine. Die diesbezügliche Zusammenarbeit bei der Veranstaltung von Tagungen, Kolloquien, Seminaren und Exkursionen, seien sie regelmäßig oder fallweise, stellt daher auch eine spezifische Eigenart der MontanUniversität dar. Zu den regelmäßigen Tagungen gehören vor allem die mit den jährlichen Hauptversammlungen der verschiedenen Verbände verbundenen Vortragsveranstaltungen, darunter neben dem „Bergbautag" und dem „Eisenhüttentag“ auch die „Gießereitagung". Sie werden von jeweils mehreren hundert Teilnehmern besucht. An dieser Stelle möge auch auf die internationalen Großveranstaltungen der in Leoben
beheimateten Internationalen Leichtmetalltagungenhingewiesen werden, deren letzte 1975, 1981 und1987 abgehalten wurden. Eine Zusammenstellung verschiedener Vortragsveranstaltungen an der Montanuniversität Leoben in den Jahren 1979 bis 1989 vermittelt die Tabelle 1.
Die KOOPERATION der Montanuniversität mit Bergbau und Industrie AUF DEM GEBIET DER FORSCHUNG zeigt sich in vielen Forschungsarbeiten und Dissertationen, die von Angehörigen der Montanuniversität und der Wirtschaft gemeinsam erstellt werden. Eine Umfrage für die Jahre 1970 bis1988 ergab eine Zahl von 1133 Forschungsarbeiten, die in der genannten Zeit in Kooperation mit der Wirtschaft bzw. für diese angefertigt worden sind. Nach einer ähnlichen Umfrage aus dem November 1983 arbeitete zu diesem Zeitpunkt ein Äquivalent von 54 wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Mitarbeitern der Universität zur Gänze an kooperativen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten mit der Industrie. Das entspricht mehr als einem Viertel des Personalstandes der Universitätsinstitute von 195 Personen (ohne Sekretariate) oder fast 20 % des gesamten Personalstandes der Montanuniversi-
Tabelle 1:Vortragsveranstaltungen, Seminare, Kolloquien und Tagungen in Leoben, 1979 bis 1989.
1979
März
AprilMai
JuniSeptember
O k to b e r
Elektrotechnik-Tagung„Pulvermetallurgie", Fachtagung der Eisenhütte Österreich'7. Verformungskundliches KolloquiumInformationstagung der MontanuniversitätGießereitagungÖsterreichischer BergbautagÖsterreichischer EisenhüttentagZahlentheorie-TagungÖsterreichisches Mathematikertreffen„Anlagentechnik", Fachtagung der ,Eisenhütte Österreich'2, Arbeitstagung „Rohstofforschung - Rohstoffsicherung, Bund - Bundesländerkooperation"
des .Bundesministeriums für Handel, Gewerbe und Industrie'„Betriebswirtschaft", Fachtagung der .Eisenhütte Österreich'
November Herbsttagung des ,Bergmännischen Verbandes Österreichs' gemeinsam mit dem ,VerbandLeobener Kunststofftechniker': „Kunststoffe im Bergbau und Tunnelbau“
„Symposium über Fragen der Rohstoffpolitik in Österreich“ der ,Sektion ObersteBergbehörde/Energie' des .Bundesministeriums für Handel, Gewerbe und Industrie'
Vortragsveranstaltung des Institutes für Gesteinshüttenkunde
1980
Jänner Erdölseminar „Blowoutverhütung“März „Der verstreckte Zustand der Polymeren", gemeinsame Tagung der .Deutschen
Physikalischen Gesellschaft', Fachausschuß „Physik der Hochpolymeren“ und der ,Österr. Physikalischen Gesellschaft', Arbeitskreis „Physik der Hochpolymeren''
April Österreichischer Eisenhüttentag und Internationale Tagung „Energy-conscious Iron- andSteelmaking“
Mai GießereitagungWirtschafts- und Betriebswissenschaften: „EDV und Betriebswirtschaft“„Konstruieren mit Computern“, Fachtagung der .Eisenhütte Österreich'„Quantitative Metallographie", Fachtagung der .Eisenhütte Österreich'
Oktober Regionalkonferenz ObersteiermarkKolloquium „Verformung und Bruch“ der .Gesellschaft zur Förderung der Metallforschung'
und des ,Erich Schmid Institutes für Festkörperphysik' der ÖAW Kommission 3 der Internationalen Gesellschaft für Markscheidewesen Symposium „Energierohstoffe im Alpen-Adria-Raum"
November 6. Tagebau- und Steinbruchkolloquium des .Bergmännischen Verbandes Österreichs'Aufbereitungstechnisches Kolloquium des .Bergmännischen Verbandes Österreichs' aus
Anlaß des 50-jährigen Bestehens des Institutes für Aufbereitung und Veredlung „Schwingfestigkeitsforschung“, Fachtagung der .Eisenhütte Österreich'Podiumsdiskussion über „Die Zusammenarbeit in der Forschung zwischen Industrie,
Hochschulen und anderen Forschungseinrichtungen des öffentlichen Bereichs“ Informationstagung „Perspektiven für Kohle in Österrreich“
1981Mai Kombinatorik-Kolloquium
Österreichischer Bergbautag Österreichischer Eisenhüttentag Seminar über „Spritzgießen“
Juni Erdöltagung7. Internationale Leichtmetalltagung
September „Legierungselemente für die Stahlherstellung", Fachtagung der .Eisenhütte Österreich'„Energieeinsparungen bei Wärmöfen in Walzwerken und Schmiedebetrieben", Fachtagung
der .Eisenhütte Österreich'November Herbsttagung des .Bergmännischen Verbandes Österreichs': „Vortriebstechnik und
verwandte Gebiete“, „Kohlengewinnung“
1982
Mai GießereitagungÖsterreichischer Eisenhüttentag
Juni Jubiläumssitzung (50.) des Fachausschusses für Markscheidewesen des.SteinkohlenbergbauVereins Essen'
September Tagung der European Group on Fracture: „Structure and Fracture"Oktober Kunststoff-Forschung, Tagung und Ausstellung
6. Internationale Metallographietagung Erdölseminar „Blowoutverhütung“
November Herbsttagung des .Bergmännischen Verbandes Österreichs': „Elektrotechnik im Bergbauunter Tage“, „Rohstofforschung - Rohstoffsicherung in Österreich“
6. Leobener Kunststoffkolloquium „Spritzgießen und Spritzprägen''Dezember Seminar „Auslegung von Gurtförderern mit Horizontalkurven“
„Maßnahmen zur Verbesserung des Nutzgrades von Walzstraßen“, Fachtagung der ,Eisenhütte Österreich'
1983Februar Seminar „Auslegung von Gurtförderern mit Horizontalkurven“April Alpengravimetrie-Kolloquium
Symposium „20 Jahre Institut für Wirtschafts- und Betriebswissenschaften“GießereitagungErdölseminar „Blowoutverhütung“
Mai Österreichischer BergbautagÖsterreichischer Eisenhüttentag
August Kommission 3 der ,Internationalen Gesellschaft für Markscheidewesen'Oktober Herbsttagung der .Österreichischen Physikalischen Gesellschaft'
ErdöltagungNovember Aufbereitungstechnisches Kolloquium des .Bergmännischen Verbandes Österreichs'
Seminar über „Spritzgießen von Thermoplasten"Dezember „Spurenelemente in Stählen, Bestimmungsmöglichkeiten, Beeinflussung und Auswirkungen“,
Fachtagung der .Eisenhütte Österreich'
März
AprilMai
JuniSeptemberOktober
November
Dezember
1984„Zerstörungsfreie Werkstoffprüfung“, Fachtagung der .Eisenhütte Österreich'Erdölkolloquium Gießereitagung Österreichischer Bergbautag Österreichischer EisenhüttentagKunststofftechnisches Symposium zu Ehren von Prof. Dr. W. Knappe Jahrestagung der .Österreichischen Physikalischen Gesellschaft'Geologie-TagungTechnova„Pulvermetallurgie“, Fachtagung der .Eisenhütte Österreich'Markscheiderisches Kolloquium des .Bergmännischen Verbandes Österreichs'Kolloquium „80 Jahre Institut für Markscheide- und Bergschadenkunde“Symposium „Die Montanuniversität als Partner der Industrie“Jubiläumskolloquium des Institutes für Bergbaukunde über „Ziele und Wege des Bergbaustu-
diums“gemeinsam mit dem .Bergmännischen Verband Österreichs', der .Sektion VI, Oberste Bergbehörde - Roh- und Grundstoffe', des .Bundesministeriums für Handel, Gewerbe und Industrie' sowie dem .Fachverband der Bergwerke und Eisen erzeugenden Industrie'
Vortragsreihe „Physikalische Chemie im Montanwesen" j
JannerFebruarMai
JuliOktober
November
Erdölseminar „Erdölfördertechnik"12. Verformungskundliches Kolloquium „100 Jahre Nahtlosrohr"Österreichischer EisenhüttentagFachtagung „Qualitätssicherung und Meßtechnik in der Kunststoffverarbeitung“,
Frühjahrstagung des .Verbandes Leobener Kunststofftechniker'Erdölseminar „Blowoutverhütung“Sitzung des Schulausschusses des .Vereins Deutscher Eisenhüttenleute'1. Gesteinshüttenkolloquium7. Leobener Kunststoffkolloquium ,. Marktorientierte Unternehmensführung und effiziente
Produktentwicklung - das Erfolgspotential der Kunststoffindustrie“Herbsttagung des .Bergmännischen Verbandes Österreichs' gemeinsam mit der .Eisenhütte
Österreich“: „Instandhaltung — permanente Herausforderung für das Management" „Wasserstoff in Stahl und in Schweißnähten“, Fachtagung der .Eisenhütte Österreich'
1986
Jänner
AprilMai
JuniSeptemberOktober
November
Arbeitsrechtliches Seminar des .Bergmännischen Verbandes Österreichs' gemeinsam mit dem .Fachverband der Bergwerke und Eisen erzeugenden Industrie'
GießereitagungÖsterreichischer EisenhüttentagSeminar „Neue Technologien im Werkzeug- und Formenbau“Österreichischer BergbautagJahrestagung des .Verbandes Leobener Kunststofftechniker': „10 Jahre VLK"GAMM Seminar „Diskretisierende Methoden bei thermomechanischen Deformationen“7. Internationale Metallographie-Tagung ErdöltagungTagung der .Gesellschaft Deutscher Metallhütten- und Bergleute, Bezirksgruppe Süd';
Thema: „Eisen”2. GesteinshüttenkolloquiumHerbsttagung des .Bergmännischen Verbandes Österreichs': „Probleme des Bergwassers für
den Untertage-Hohlraumbau"7. Kolloquium zu Fragen des Tagebau- und Steinbruchbetriebes des .Bergmännischen
Verbandes Österreichs'
1987April GießereitagungMai „Kleinbergbau“, Vortragsveranstaltung des .Bergmännischen Verbandes Österreichs'Juni Jahrestagung des .Verbandes Leobener Kunststofftechniker': „Rechnergestützte
Kunststoffverarbeitung und -konstruktion"Österreichischer Eisenhüttentag8. Internationale Leichtmetalltagung
August Kommission 5 der .Internationalen Gesellschaft für Markscheidewesen'_______________________________________________________________________________________________ y
58J
r~ '
September
OktoberNovember
JännerMärz
AprilMai
JuniOktober
November
FebruarMärzApril
Mai
Juni
SeptemberOktober
Leobener Bergmannstag 1987: „Der Bergbau im Strukturwandel der Anforderungen vonWirtschaft, Umwelt und Technik - Tendenzen von Forschung, Entwicklung und Betrieb“, Veranstaltung der .Montanuniversität Leoben', der .Obersten Bergbehörde', des .Fachverbandes der Bergwerke und Eisen erzeugenden Industrie1, des .Fachverbandes der Erdölindustrie', des ,Fachverbandes der Stein- und keramischen Industrie' sowie des .Bergmännischen Verbandes Österreichs'
3. Gesteinshüttenkolloquium Symposium über Lagerstättenphysik8. Leobener Kunststoffkolloquium „Chemische Aspekte der Kunststofftechnik''Präsentation der Ergebnisse der Studie „Umweltbelastung durch kleine Einzelfeuerungen für
feste Brennstoffe”, mit dem .Landesenergieverein Steiermark'
1988EisenhüttenkolloquiumSeminar „Die Bedeutung des Bergbaues für Südamerika“ der Institute für Bergbaukunde und
für Geowissenschaften sowie des .Österreichischen Lateinamerika Institutes' Eröffnungsveranstaltung des Technologietransferzentrums Podiumsdiskussion „EG als Chance für die Obersteiermark"Österreichischer EisenhüttentagTechnologie Transfer Zentrum (TTZ) - „Moderne Verfahren der Oberflächentechnik“ Jahrestagung des .Verbandes Leobener Kunststofftechniker': „Entwicklungstendenzen bei
Kunststoff-Rohstoffen und Formteilherstellung“Fachausschuß für metallhüttenmännische Aus- L in d Weiterbildung der .Gesellschaft
Deutscher Metallhütten- und Bergleute'Tagung der ,Eisenhütte Österreich'„23 Jahre Institut für Wirtschafts- und Betriebswissenschaften“4. Gesteinshüttenkolloquium8. Kolloquium zu Fragen des Tagbau- und Steinbruchbetriebes des .Bergmännischen
Verbandes Österreichs'Technologie Transfer Zentrum (TTZ) — „Das Luftreinhaltegesetz für Kesselanlagen - LRG-K“
1989
„Minerallagerstätten“ - 79. Jahrestagung der .Geologischen Vereinigung e.V.'Fachausschuß Sondermetalle der .Gesellschaft Deutscher Metallhütten- und Bergleute'Österreichischer BergbautagSeminar des Technologie Transfer Zentrums (TTZ): „Umweltschutz in der
Industriegesellschaft''Österreichischer Eisenhüttentag Tagung „Gefüge und Bruch"Kommission 4 der .Internationalen Gesellschaft für Markscheidewesen'9. Leobener Kunststoffkolloquium anläßlich der Emeritierung von Prof. Koppelmann über
„Forschungs- und Entwicklungstendenzen zur Qualitätsverbesserung von Formmassen und Finalprodukten aus Kunststoffen“
Seminar „KunststoffVerarbeitung“Herbsttagung der .Österreichischen Gesellschaft für Erdölwissenschaften'5. Gesteinshüttenkolloquium ,
November Tagung der ,Gesellschaft Deutscher Metallhütten- und Bergleute'Herbsttagung des ,Bergmännischen Verbandes Österreichs': „Meß- und
Automatisierungstechnik im Bergbau"Seminar des Außeninstitutes „Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft unter dem
Aspekt der Teilrechtsfähigkeit universitärer Einrichtungen“Seminar „Zu volkswirtschaftlichen Einflüssen des Bergbaus in Südamerika“ der Institute für
Bergbaukunde und für Geowissenschaften sowie des .Österreichischen Lateinamerika Institutes'
Seminar „CIM/CAI-Integration in der Fabrik", Institut für Elektrotechnik und Fa. Siemens
tät von 290 Personen. Dabei ist die Mitwirkung von Universitätsangehörigen in den zahlreichen Fachausschüssen der technisch-wissenschaftlichen Vereine nicht mit einbezogen. In diesen Ausschüssen werden Fachfragen gemeinsam von Vertretern von Wissenschaft und Praxis bearbeitet.
Als Beispiele für größere kooperative Forschungsarbeiten, die im vergangenen Jahrzehnt abgeschlossen wurden, mögen die seinerzeitigen Forschungsschw erpunkte der Ö sterreichischen
Bild 2: 4. Internationale Leichtmetalltagung, Juni 1961. Alumi- niumzelt mit einer Höhe von 12.5 m für die Ausstellung auf den Gründen des ehemaligen Studentenheimes bzw. der heutigen neuen institutsgebäude. roro ri-01 n.U'oU'n
Rektorenkonferenz „Eisenwerkstoffe - Zähigkeit und Wechselfestigkeit von Werkzeugstählen und deren Beeinflußung durch H erstellungsbedingungen“ sowie „Forschungen zur Erschließung und Nutzung von Lagerstätten in Österreich“ genannt sein, an denen jeweils eine größere Zahl von Wissenschaftlern der Montanuniversität beteiligt war. Noch länger zurückliegend aber grundlegend war die Mitarbeit
der seinerzeitigen Hauptkommission für Geowissenschaften, Rohstoffgewinnung und Geotechnik des Professorenkollegiums bei den Vorbereitungen des Bundesministeriums für Handel, Gewerbe und Industrie und des Nationalrates für das Berggesetz 1975.
In der Tabelle 2 sind Prüfungsarbeiten (Meldearbeiten), Diplomarbeiten und Dissertationen nach einer jüngsten Umfrage angeführt, die in den Jahren 1970-1989 in Unternehmen der Wirtschaft oder in Kooperation mit solchen Unternehmen ausgeführt wurden. Die Tabelle enthält weiterhin die Anzahl der Lehrbeauftragen aus der Wirtschaft an den einzelnen Instituten. Neben den in d er Tabelle genannten Instituten sind als besondere Universitätseinrichtungen ein nur der Forschung gewidmetes Institut und das Außeninstitut zu nennen.
Das Forschungsinstitut für Geo-Datenerfassung und -Systemanalyse entstand 1988 als eine Umwandlung des 1979 nach § 93 UOG gegründeten Rohstoffforschungsinstituts. In den drei Arbeitsgruppen Fern erkundung, Petrophysik sowie Geo-Systemanalyse und Bereich Organisation werden mit Drittmitteln Forschungsarbeiten durchgeführt. Für die Arbeitsgruppen Fernerkundung und Geosystemanalyse besteht eine gemeinsame Nutzung von Ressourcen mit dem Institut für Umwelt-Informatik der Forschungsgesellschaft Joanneum in Graz. Das Sach- programm Geo-Informatik wird hier in den Spezialgebieten der Geo-Chemometrie, der Sediment- und Hydrogeologie und des Einsatzes geographischer Informationssysteme bearbeitet. Die Forschungsaufgaben werden zu drei Viertel von öffentlichen Institutionen und zu einem Viertel von der Grundstoffindustrie beauftragt und gefördert. Die Forschungser-
Tabelle 2: Prüfungsarbeiten (nur in einigen Studienrichtungen vorgesehen) und Diplomarbeiten für den Zeitraum von 1970 bis 1988. Dissertationen an der Montanuniversität in Verbindung mit der Industrie oder Wirtschaft für den Zeitraum von 1970 bis 1989- Stand der Lehrbeauftragten aus der Industrie im Studienjahr 1989/90.
INSTITUT (ABTEILUNG,ORDINARIAT)
PRÜFUNGSARBEITEN
DIPLOMARBEITEN
DISSERTATIONENmit der gesamt Industrie
LEHRBEAUF
TRAGTE
Allgemeiner Maschinenbau 6 1 von 2 3Aufbereitung und Veredelung 20 5 1 von 5 1Bergbaukunde 417 52 6 von 14 17Bergbaukunde (Tagebautechnik) - 32 1 von 1 -Chemie (Allgemeine u. AnalytischeChemie) - 2 3 von 9 •Chemie (Physikalische Chemie undTheoretische Hüttenkunde) - 1 2 von 10 1Chemische u. Physikalische Technologie der Kunststoffe (Werkstoffkundeund -prüfung der Kunststoffe) 29 44 2 von 2 8Chem. u. Phys. Technologie der Kunststoffe (Chemie der Kunststoffe) 14 17 5 von 7 -Eisenhüttenkunde - 36 21 von 33 7Elektrotechnik - 3 2 von 2 1Fördertechnik u. Konstruktionslehre - 29 4 von 4 2Geomechanik, Tunnelbau u. Konstruktiver Tiefbau 49 5 von 10 •Geowissenschaften (Geologie undLagerstättenlehre) 180 57 8 von 14 -Geowissenschaften (Geologie undLagerstättenkunde) - 3 - -Geowissenschaften (Mineralogie undPetrologie) - 5 4 von 14 -Geowissenschaften (Prospektion undLagerstättenerschließung) - 17 0 von 5 2Geophysik 15 60 6 von 8 2Geophysik (Angewandte Geophysikund Paläomagnetik) 4 7 0 von 6 •Gesteinshüttenkunde und feuerfesteBaustoffe 32 46 10 von 16 4Gießereikunde - 21 5 von 9 1Kunststoffverarbeitung 26 50 5 von 6 5Lagerstättenphysik und -technik - 46 6 von 9 3Mathematik und AngewandteGeometrie (Angewandte Geometrie) - - - -Mathematik u. Angewandte Geometrie(Mathematik u. Mathem. Statistik) - - 0 von 1 ■*
INSTITUT (ABTEILUNG,ORDINARIAT)
PRÜFUNGSARBEITEN
DIPLOMARBEITEN
DISSERTATIONENmit der gesamt Industrie
LEHRBEAUF
TRAGTE
Mathematik u. Angewandte Geometrie (Angewandte Mathematik) Markscheide- und Bergschadenkunde 18
213 2 von 5
13
Mechanik 1 5 0 von 5 1Metallkunde und Werkstoffprüfung * 75 25 von 38 6Metallkunde und Werkstoffprüfung (Werkstoffprüfung) 21 5 von 6Metallphysik - 0 von 14 1Physik - 8 1 von 7 6Physik (Angewandte Physik) - 6 2 von 3 -Technologie und Hüttenkunde der Nichteisenmetalle 6 3 von 8 2Tiefbohrtechnik und Erdölgewinnung 584 122 0 von 8 7
Verformungskunde und Hüttenmaschinen 12 16 von 24 2Wärmetechnik, Industrieofenbau und Energiewirtschaft 25 18 von 18 1Wirtschafts- und Betriebswissenschaften - 86 39 von 42 11
SUMME 1340 969 208 von 365 98V Jgehnisse bilden zu bestimmten Teilen Grundlagen für Fragen der Umweltökonomie und finden damit mittelbar Eingang in die Lehre an der Montanuniversität. 2 Dissertationen und 26 Forschungsarbeiten wurden seit 1981 an diesem Institut erstellt.
1986 wurde das Außeninstitut der Montanuniversität als besondere Universitätseinrichtung nach § 83 UOG errichtet und in die Arbeitsgemeinschaft „Technologietransferzentrum“ (TTZ) eingebracht. Die übrigen Partner des TTZ sind das Regionalbüro des Bundes für die Obersteiermark, das Österreichische Forschungszentrum Seibersdorf und das Steiermärkische Technologieberatungszentrum Techno- va. In dieser Arbeitsgemeinschaft wird, finanziert durch Bundes- und Landesregierung, das gesamte Leistungsspektrum der Montanuniversität zusammen mit den Möglichkeiten der anderen Partner zum Nutzen des Gewerbes und der Industrie angeboten, um zu helfen, moderne Technologien zu vermitteln.
Es soll eine Brücke geschlagen werden zwischen den Forschungsergebnissen und ihrer Anwendung in der Praxis zur Herstellung neuer marktorientierter Produkte und zur Entwicklung von neuen Verfahren. Dabei sollen Partner für Entwicklungsarbeiten zusammengeführt werden, wobei die Institute der Montanuniversität als Partner eingebunden werden. Interessierte Firmen und Einzelpersonen sollen hierbei insbesondere auf den Gebieten der Entwicklung, Gewinnung und Optimierung von Werkstoffen, der Verfahrenstechnik und deren Optimierung sowie der Automationskonzepte beraten werden. Außerdem erfolgen Wissenschaftsvermittlungen in den Grundlagenfächern und auf Gebieten der Prospektion, Gewinnung und Aufbereitung von Rohstoffen sowie der Betriebswissenschaften. Auch über die Bibliothek der Montanuniversität und deren Zugang zu bedeutenden Datenbanken sollen den Interessenten Informationen zugänglich gemacht werden.
Die Zusammenarbeit der Montanuniversität mit technisch-wissenschaftlichen Vereinen hat eine lange Tradition. Hierbei sind der 1850 unter der Präsidentschaft von Erzherzog Johann ins Leben gerufene „Geognostisch-montanistische Verein für Steiermark“ ebenso zu nennen wie die zu Pfingsten 1864 in Leoben auf Initiative Peter Tunners abgehaltene „Erste Versammlung innerösterreichischer Berg- und Hüttenleute und ihrer Fachverwandten“ und die sich daran anschließenden Vereinsgründungen. Auch die 1922 gegründete „Gesellschaft von Freunden der Leobener Hochschule“ war bis zum Zweiten Weltkrieg ein Forum der Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Berg- und Hüttenwesens. Sie führte u.a. regelmäßig Vortrags- und spezielle Weiterbildungs- Veranstaltungen mit Referenten aus der Hochschule und der Wirtschaft durch und widmete einen Teil ihrer Mittel für Forschungsarbeiten an der Hochschule. Heute wirken insbesondere: der Bergmännische Verband Österreichs, die Eisenhütte Österreich, die Österreichische Gesellschaft für Erdölwissenschaften, die Österreichische Gesellschaft für Gesteinshüttenwesen, der Verband Leobener Kunststofftechniker, der Verein der Leobener Werkstoffwissenschafter und der Verein österreichischer Gießereifachleute. Diese technisch-wissenschaftlichen Vereine haben teilweise auch ihren administrativen Sitz an der Montanuniversität; Mitglieder sind Einzelpersonen aus der Wirtschaft und der Montanuniversität sowie Unternehmen. Nicht zuletzt ist im vorstehenden Zusammenhang auch der Montanhistorische Verein für Österreich anzuführen. Nachstehend soll beispielhaft auf die beiden ältesten technischwissenschaftlichen Vereine, auf den Bergmännischen Verband Österreichs und die Eisenhütte Österreich, etwas näher eingegangen werden.
DER BERGMÄNNISCHE VERBAND ÖSTERREICHS geht auf den 1950 gegründeten „Verband der Bergingenieure Leoben“ zurück, der 1952 den Namen „Verband der Bergingenieure Österreichs“ erhielt. Die Hauptversammlung 1963 beschloß eine neue Satzung, welche die technisch-wissenschaftliche Zielsetzung nach dem Muster der Eisenhütte Österreich in den Vordergrund stellte und dem Verein den Namen „Bergmännischer Verband Öster
reichs“ gab. Nach dieser Satzung hat der Verband „den Zweck, das österreichische Bergwesen und die mit ihm verbundenen Wirtschaftszweige auf wissenschaftlichem, technischem und wirtschaftlichem Gebiet in gemeinnütziger W eise zu fördern“. Dies soll unter anderem durch die Veranstaltung von Fachtagungen, die Tätigkeit von Fachausschüssen, die Herausgabe eines eigenen Schrifttums, die Förderung von Lehre und Forschung und den Gedankenaustausch von Fachleuten des In- und Auslandes geschehen.
Seit der Zusammenkunft des Präponentenkomi- tees für die Gründung des Verbandes im Jahre 1949 waren Angehörige der Hochschule maßgeblich an den Aktivitäten des Vereines beteiligt, zusammen mit Personen aus den Bergbauunternehmen und aus der Bergbehörde. Nach einer bewährten Übung stellen daher auch die genannten drei Personengruppen in einem aufeinander folgenden W echsel den Präsidenten des Verbandes, dessen Funktionsdauer sich auf 2 Jahre beläuft. Der relativ große Vorstand des Verbandes umfaßt de facto alle einschlägigen Vorstandsmitglieder der Rohstoffe produzierenden Unternehmen, die Leiter der Bergbehörden und die zum Fach zählenden Universitätsprofessoren. Den Vorsitz im Exekutivorgan, dem Vorstandsausschuß, hat der Ordinarius für Bergbaukunde inne. Der Vorstandsausschuß ist gleichzeitig das Österreichische Nationalkomitee für die Weltbergbaukongresse, wobei er unter dem unmittelbaren Vorsitz des Präsidenten steht. Von den rund 850 Mitgliedern des Verbandes entfallen 50 auf Unternehmen des Bergbaus und der Zulieferindustrie, 800 sind Einzelpersonen, darunter 60 Studenten der höheren Semester.
Ein großer Teil der vom Verband gepflogenen Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis spielt sich in den Fachausschüssen ab, denen je etwa 15 bis 20 Personen angehören. Derzeit bestehen Fachausschüsse für Lagerstättenforschung, für Tagebau- und Steinbruchtechnik, für Vortriebstechnik, für Kohlengewinnung, für Aufbereitung, für Markscheidewesen und Bergschäden, sowie - gemeinsam mit der Eisenhütte Österreich - für Betriebswirtschaft. Teilweise haben die Gremien noch Unteraus
Biltl 3: Teilnehm er des Bergm annstages 1987 auf dem Leobener Hauptplatz. roro r a d k k i i a i i : k n .> iv n
schüsse eingerichtet, sodaß insgesamt weit über 100 Personen an den Arbeiten der Ausschüsse beteiligt sind. Der seinerzeit gegründete Fachausschuß für Bergbaugeschichte ist zum Ausgangspunkt für die Entstehung des Montanhistorischen Vereins für Österreich geworden und konnte daher sistiert werden.
Einen weiteren wesentlichen Pfeiler der Zusammenarbeit bilden die Tagungen. Als erste in einer großen Reihe seit 1945 ist die 1950 in Leoben abgehaltene „Vortragstagung über Gebirgsdruckfragen im Berg- und Tunnelbau“ zu nennen, die gleichzeitig die erste international ausgerichtete Gebirgsdruckta- gung nach dem Kriege in Europa war. Im Jahre 1952 folgte eine Tagung über „Grubensicherheit und Grubenausbau“. Auch das Kolloquium „Spritzbeton als Streckenausbau“ des Jahres I960, das mit an der Wiege der Neuen Österreichischen Tunnelbauweise (NÖT) stand, ist hier anzuführen.
Seit der Umwandlung des V erbandes im Jahre 1963 finden jährlich die Ö sterreichischen Bergbau
tage im Wechsel zwischen Leoben und einer anderen Stadt des Bundesgebietes statt sowie zumindest eine Herbstveranstaltung in Leoben. Die 10 bis 15 Vorträge der Bergbautage bieten bewußt ein breites fachliches Spektrum an, die Herbstveranstaltungen sind dagegen jeweils einem Sonderthema gewidmet. Zusätzlich wurden seit 1965 bisher acht „Kolloquien über Fragen des Tagebau- und Steinbruchbetriebes“ veranstaltet, sowie 1972 das „Internationale Rittinger Symposium“. (Franz Ritter von Rittinger, Absolvent der Bergakademie Schemnitz, war Verfasser eines grundlegenden Lehrbuches der Aufbereitungskunde sowie Erfinder wesentlicher aufbereitungstechnischer Einrichtungen, darunter der Waschtrommel und des Setzkastens, sowie insbesondere der Wärmepumpe und damit einer der international bedeutendsten österreichischen Montanisten. In seinen Funktionen als Sektionsrat und dann als Ministerialrat im Ministerium für Landeskultur und Bergwesen vertrat er auch lange Zeit den Staat als Aufsichtsbehörde der seinerzeitigen Bergakademie Leoben. Er verstarb im Jahre 1872.)
Von den Tagungen, bei denen Universität und Bergmännischer Verband zusammen arbeiteten, ist nicht zuletzt auf die großen, international und umfassend ausgerichteten „Leobener Bergmannstage“ der Jahre 1962 und 1987 zu verweisen (Bild 3). Sie schlossen an die mit je 25 Jahren Abstand vorangegangenen Bergmannstage 1912 in Wien und 1937 (Bild 4) in Leoben an und sind die nach der Teilnehmerzahl bisher größten technisch-wissenschaftlichen Veranstaltungen am Ort der Montanuniversität, Die 100 Vorträge des Leobener Bergmannstages 1987 standen unter dem Leitwort „Der Bergbau im Strukturwandel der Anforderungen von Wirtschaft, Umwelt und Technik - Tendenzen von Forschung, Entwicklung und Betrieb“. Das Thema wurde in 11 Themengruppen behandelt, deren Ausrichtung und Leitung bei den fachzuständigen Professoren der Montan-
Bild-i: Briefbeschw erer als Andenken an den Bergmannstag1937 in Leoben, m i o w n k i ; i m b u n
Universität lag. Die Vorträge konnten - ebenso wie seinerzeit diejenigen der Bergmannstage 1937 und 1962 - gemeinsam mit einem Tagungsbericht in einem eigenen Tagungsband unter dem Thema „Bergbau im Wandel“ (Graz und Essen 1988) publiziert werden.
Der Verband hat bisher fünfzehnmal die 1957 von ihm gestiftete Miller von Hauenfels-Medaille für besondere Verdienste um das Bergwesen verliehen. Auf Initiative des Verbandes hin kam es 1965 aus Anlaß des 125-jährigen Bestehens der Montanistischen Hochschule zur Stiftung eines goldenen Ehrenringes, genannt Rektor-Platzer-Ring, für Absolventen, die ihr Diplom mit Auszeichnung erworben haben. Träger dieser Stiftung sind der Bergmännische Verband Österreichs und die Eisenhütte Österreich als Stiftungsurheber sowie die Österreichische Gesellschaft für Erdölwissenschaften und der Verband Leobener Kunststofftechniker. Die Übergabe an die Ausgezeichneten erfolgt durch den Rektor im Rahmen der Graduierungsfeier. Auf den Bergmännischen Verband entfielen bisher 76 Verleihungen.
Auch zur 150 Jahrfeier der Montanuniversität ist der Verband in ähnlicher W eise aktiv geworden. Er stiftet gemeinsam mit der Eisenhütte Österreich eine Wandbüste von Peter Tunner als Professor für Berg- und Hüttenkunde für einen Platz neben dem Eingang zum Auditorium Maximum; die Stiftung einer Büste von Erzherzog Johann für die andere Seite des Eingangs übernimmt die Gesellschaft von Freunden der Montanuniversität.
Die dargelegte Zusammenarbeit hat nicht zuletzt auch eine finanzielle Seite. Der Verband fördert in besonderen Fällen Projekte der Lehre und Forschung von Universitätsinstituten nach Maßgabe seiner Möglichkeiten auch durch Zuschüsse, insbesondere aus einer zu diesem Zweck eingerichteten Wissenschaftshilfe.
Die älteste der bestehenden technisch-wissenschaftlichen Vereinigungen an der Montanuniversität ist die EISENHÜTTE ÖSTERREICH. Sie wurde 1925 gegründet, um ein Forum für den Erfahrungsaustausch auf dem Gebiet des Hüttenwesens zu schaffen, und zur Vertiefung der Beziehungen zwischen Praxis, Unterricht und Forschung.
An diesem Geschehen hatte der damalige Professor und Vorstand der Lehrkanzel für Eisenhüttenkunde an der Montanistischen Hochschule in Leoben, Dr.-Ing. Othmar von Keil-Eichenthurn, maßgeblichen Anteil. Zum ersten Vorsitzenden wurde Dipl.Ing. Dr.mont. h.c. Anton Apold, Generaldirektor der Österreichischen Alpine-Montan Gesellschaft, gewählt, als Stellvertreter und geschäftsführendes Vorstandsmitglied Keil-Eichenthurn. Diese ungeschriebene Regel, daß der Vorsitz durch die Industrie und die Geschäftsführung mit dem jeweiligen Professor für Eisenhüttenkunde zu besetzen ist, wurde im weiteren beibehalten und hat sich für die Zusammenarbeit Hochschule Industrie bestens bewährt.
Der Verein wirkte durch Fachvorträge an der Hochschule mit Referenten aus der Industrie, durch regelmäßige Tagungen, oft gemeinsam mit der Gesellschaft von Freunden der Leobener Hochschule veranstaltet, durch Exkursionen und durch Gemeinschaftsarbeiten von Hochschulangehörigen und Ingenieuren aus der Industrie.
Von 1938 bis 1945 war, bedingt durch den Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich, die „Eisenhütte Österreich“ in den Verein Deutscher Eisenhüttenleute eingegliedert und als Zweigverein des VDEh unter der Bezeichnung „Eisenhütte Südost“ geführt. 1950 ersteht die „Eisenhütte Österreich“ in einer nochmaligen Gründungsversammlung wieder. Gleichzeitig wurden auch Fach- und Unterausschüsse konstituiert.
Der Zweck der „Eisenhütte Österreich“ ist vor allem die Förderung von Maßnahmen zur Verbesserung der wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und technischen Voraussetzungen für die Erzeugung, Verarbeitung und Verwendung von metallischen Werkstoffen sowie von feuerfesten Bau- und Werkstoffen. Weiters die Förderung der Zusammenarbeit der damit befaßten Industrie und Wissenschaft sowie die Vertretung und Wahrnehmung der Interessen der Mitgliedsfirmen und der persönlichen Mitglieder in den Bereichen Berufsausbildung, Weiterbildung und in Standesfragen.
Die „Eisenhütte Österreich“ hat rund 1140 persönliche Mitglieder und 19 Firmenmitglieder.
Der Verein wirkt durch regelmäßige Vortragstagungen und Zusammenkünfte, in denen fachliche Erfahrungen ausgetauscht, neue Gedanken und Entwicklungen in den einschlägigen Gebieten erörtert und persönliche Beziehungen gepflegt werden. In Fachausschüssen bzw. Arbeitsgruppen wird wissenschaftliche Gemeinschaftsarbeit durchgeführt. Die Vortragstagungen und Zusammenkünfte sowie die Beratungen der Fachausschüsse finden mehrmals im Jahr, vorzugsweise in Leoben, statt. Jährlich wird der Eisenhüttentag durchgeführt mit Fachvorträgen und Exkursionen.
In allen Gremien, vom Vorstand bis zu den Fachausschüssen und deren Arbeitsgruppen, sind Angehörige der Montanuniversität vertreten. Die für Forschung und Lehre wichtigste Zusammenarbeit mit der Praxis und den dort tätigen Ingenieuren erfolgt in den 10 Fachausschüssen und 15 Unterausschüssen. In diesen arbeiten rund 300 Mitglieder der „Eisenhütte Österreich“ an aktuellen technisch-wissenschaftlichen Aufgabenstellungen, darunter viele Professoren, Dozenten und Assistenten. Den Zielsetzungen des Vereines entsprechende Forschungsprojekte der Institute können durch die Wissenschaftshilfe unterstützt werden. In der Regel soll damit eine Dissertation verbunden sein, um den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern. Seit Einrichtung der Wissenschaftshilfe im Jahre 1960 sind 50 Arbeiten durchgeführt und mit wenigen Ausnahmen auch mit einer Dissertation abgeschlossen worden.
Die „Eisenhütte Österreich“ fördert auch durch eine Reihe von Preisen und Auszeichnungen hervorragende Leistungen auf dem Gebiet des Hüttenwesens und der Werkstoffwissenschaften. Neben dem schon erwähnten Rektor-Platzer-Ring für Absolventen, die ihr Diplom mit Auszeichnung erworben haben, sind zu nennen:
Der Hans-Malzacher-Preis für hervorragende Leistungen junger österreichischer Eisenhütteningenieure auf dem Gebiet der Wissenschaft und Praxis. Dieser Preis wurde seit 1972 dreizehnmal verliehen.
Der Franz-Leitner-Preis für hervorragende Leistungen österreichischer Diplomingenieure auf dem Gebiet des Schweißens von Eisenwerkstoffen. Träger dieser Stiftung sind die „Eisenhütte Österreich“,
Bild 5: Vignette auf dem Umschlag der ersten Jahrgänge (1842 bis 1878) des von Peter Tunner begründeten Jah rb u ch für den innerösterreichischen Berg- und Hiittenm ann“, der heutigen Berg- und Hüttenmännischen Monatshefte.
die Geschäftsführung der Böhler Ges.m.b.H. und die Familie Leitner. Dieser Preis wurde seit 1978 dreimal verliehen.
Der Roland-Mitsche-Preis für besondere Leistungen und Verdienste auf dem Gebiet der Metallographie. Dieser Preis wurde seit 1984 dreimal verliehen. Stifter dieses Preises sind der Fachverband der Metallindustrie der Bundeskammer der Gewerblichen Wirtschaft (Wien), der technisch-wissenschaftliche Verein „Eisenhütte Österreich“ und die Deutsche Gesellschaft für Metallkunde e.V.
Die Peter-Tunner-Medaille ist die höchste Auszeichnung des Vereines. Diese goldene Ehrenmünze wird an solche Männer verliehen, die im Geiste Peter Tunners durch Verbindung von Theorie und Praxis das Eisenhüttenwesen besonders gefördert haben. Seit 1955, dem 30jährigen Bestehen des Vereins, wurde die Peter-Tunner-Medaille an 12 verdiente Persönlichkeiten verliehen.
Einen sehr wesentlichen Bestandteil des Zusammenwirkens der Montanuniversität mit der Wirt
schaft, insbesondere auf den klassischen Fachgebieten der Universität, stellen die „BHM - BERG- UND HÜTTENMÄNNISCHE MONATSHEFTE“ dar. Sie erscheinen im Jahre 1990 im 135. Jahrgang und sind die einzige montanistische Fachzeitschrift Österreichs mit weit mehr als 2000 Beziehern in aller Welt (Bild 5). Sie bilden nicht nur das technisch-wissenschaftliche Organ der Montanuniversität, sondern auch des Bergmännischen Verbandes Österreichs, der Eisenhütte Österreich und des Fachverbandes der Bergwerke und Eisen erzeugenden Industrie. Entsprechend stellen sie auch das repräsentative Forum für die Publikation von Leistungen aus Forschung und Betrieb in Österreich dar. Als Herausgeber und für die Schriftleitung zeichnen Angehörige der Montanuniversität.
Zusammenstellungen darüber, auf welchen Gebieten von FORSCHUNG UND LEHRE die Zusammenarbeit der Montanuniversität mit der Wirtschaft weiter vertieft werden kann - sozusagen einschlägige Kataloge - , finden sich in drei, zum Teil umfangreichen Publikationen aus den Jahren 1983 bis 1985.
Zum ersten ist das „MEMORANDUM DER MONTANUNIVERSITÄT 1983 IM HINBLICK AUF INDUSTRIELLE STRUKTURPROBLEME VOR ALLEM IN DER OBERSTEIERMARK“ zu nennen. Es versucht eine Antwort auf die Frage zu geben: Welche Beiträge kann die Montanuniversität Leoben durch Forschung und Lehre dazu leisten, industriell bedingte regionale Strukturprobleme abzubauen? Es stellt die dazu erhobenen Möglichkeiten und Voraussetzungen zur Diskussion. Das Memorandum besteht aus den vier Teilen: I. Kurzfassung, II. Allgemeiner Teil, III. Spezieller Teil, IV. Beilagen. Der Spezielle Teil gliedert sich in die Kapitel A) Rohstoffe und Energie, B) Werkstoffe, C) Fertigung und Fertigprodukte, D) Verfahrenstechnik und Recycling, E) Unternehmensund Betriebsführung, F) Aus- und Weiterbildung, Informationstransfer.
Zum zweiten ist ein Katalog „KOOPERATION DER MONTANUNIVERSITÄT LEOBEN MIT INDUSTRIE UND WIRTSCHAFT, INSTITUTSBERICHTE, STAND OKTOBER 1984“ anzuführen. Er stellt die Forschungsschwerpunkte und die Kooperationsbereiche der einzelnen Institute der Universität vor.
Die dritte Publikation ist die Dokumentation des Symposiums „DIE MONTANUNIVERSITÄT ALS PARTNER DER INDUSTRIE“, das auf der Grundlage des Memorandums am 13. November 1984 mit mehr als 400 Teilnehmern aus Industrie, Wirtschaft, B ehörden und Politik an der Universität stattfand. Je ein Heft enthält die Beiträge der Podiumssprecher sowie die Diskussion und die Arbeitsergebnisse der nachstehenden 8 Arbeitskreise: „Feste mineralische Rohstoffe“, „Kohlenwasserstoffe“, „Energie“, „Anorganische Werkstoffe“, „Kunststofftechnik“, „Fertigung und Fertigprodukte“, „Verarbeitung mineralischer Rohstoffe“ und „Recycling“. Ein neuntes Heft gibt die Plenarbeiträge anläßlich der Eröffnung des Symposiums und einen zusammenfassenden Ergebnisbericht wieder.
Ungeachtet der zweifellos vorhandenen Möglichkeiten einer weiteren Intensivierung ist die ZUSAMMENARBEIT DER MONTANUNIVERSITÄT MIT DER MIT IHR VERBUNDENEN WIRTSCHAFT als gut zu bezeichnen. Sie ist jedenfalls in einer Weise gegeben, die sich anderswo kaum findet. Das Fer
ment dieser Kooperation ist das besondere Zusammengehörigkeitsgefühl, das die Universität mit ihren Absolventen und „ Fachverwandten“ verbindet und das ein Kennzeichen des Montanwesens im allgemeinen ist. Es bezieht auch diejenigen Personen ein, die zwar keine Ausbildung in Leoben erfahren haben, aber in anderer Weise in Kontakt mit der zahlenmäßig kleinsten technisch ausgerichteten Universität Österreichs getreten sind. Ein Zeichen dieser Verbundenheit ist auch die Ehrentafel vor der Aula, welche die Hochschule vor Jahrzehnten ihren im Arbeitsleben verunglückten Absolventen gewidmet hat, „ihren Söhnen, die im Berufe gefallen sind“, wie es in der Festschrift der Montanistischen Hochschule, die im Jahre 1949 aus Anlaß der 100. Wiederkehr der Übersiedlung von Vordernberg nach Leoben herausgegeben worden ist, heißt. Der „Leobener Geist“, der auch aus diesem Zeichen einer über das Studium hinausreichenden Verbindung zwischen der Universität und ihren Absolventen spricht, ist lebendig geblieben. Er möge auch weiterhin zu einer ersprießlichen Zusammenarbeit der Universität mit der Wirtschaft in Forschung und Lehre beitragen.
Top Related