SOZIALE AUSWIRKUNGEN ATYPISCHER BESCHÄFTIGUNG
Christina KoscheSven Giersig
16.6.2009
Universität KonstanzFB Politik- und Verwaltungswissenschaft
Seminar Atypische BeschäftigungsverhältnisseProf. Berndt Keller
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1Dienstag, 16. Juni 2009
AGENDA
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institutionelle Auswirkungen
individuelle Auswirkungen
versch. Formen der atyp. Beschäftigung Soziologische Perspektive
Fazit Risiken und Lebensplanung
(Christina) (Sven)
2Dienstag, 16. Juni 2009
INSTITUTIONELLE AUSWIRKUNGEN
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3Dienstag, 16. Juni 2009
TEILZEIT
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Gesetzliche Rentenversicherung
Gesetzliche Krankenversicherung
Arbeitslosen-versicherung
+„erwerbsbiographisches System“+ geringe Rentenanstiege/ Hinterbliebenenrente- subventionierte Teilzeitarbeit
+ Beiträge von ehemals Mitversicherten
+ Beiträge von ehemals Mitversicherten
4Dienstag, 16. Juni 2009
GERINGFÜGIGE BESCHÄFTIGUNG
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Gesetzliche Rentenversicherung
Gesetzliche Krankenversicherung
Arbeitslosen-versicherung
- geringere Beiträge der Arbeitgeber
+ im Vgl. zu „Schwarzarbeit“-: im Vgl. zu „normal“
+ langfristige Effekte (unvollständiger Satz, keine Ansprüche)
- geringere Beiträge der Arbeitgeber
+ minimale Beiträge Mitversicherter
+ keine Mehrausgaben
- fehlende Beiträge
5Dienstag, 16. Juni 2009
BEFRISTETE BESCHÄFTIGUNG
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Gesetzliche Rentenversicherung
Gesetzliche Krankenversicherung
Arbeitslosen-versicherung
0 - Gesundheitsgefährdung - rascher Leistungsanspruch
6Dienstag, 16. Juni 2009
FAZIT
• Undurchsichtigkeit
• noch nicht absehbare Langzeitfolgen
• starker Mangel an emprisichem Material
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7Dienstag, 16. Juni 2009
INDIVIDUELLE AUSWIRKUNGEN VON ATYP.
BESCHÄFTIGUNG
SOZIOLOGISCHE PERSPEKTIVE
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8Dienstag, 16. Juni 2009
ARBEIT?
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• Antike: Arbeit = Mühsal, freier Menschen nicht würdig
• Christentum: „Ora et labora“, „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“, Arbeit jedoch immer noch Zwang und Straft
• Luther: Arbeit = Beruf(ung)
• 18. Jhd: „Arbeit ist des Bürgers Zierde“, positives Bestimmungsmoment des Menschen, Quelle des Reichtums
• 20. Jhd: (Verhältnis zur) Arbeit bestimmt soziale Stellung (Einkommen, Prestige)
(Prof. Th. Hinz)
9Dienstag, 16. Juni 2009
ARBEITSMARKT?
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• Teil des Wirtschaftssystems, auf dem Verfügungsrechte über die Arbeitskraft des Arbeitnehmers gegen eine Kompensationsleistung des Arbeitgebers unter Konkurrenzbedingungen getauscht werden
• dieses Tauschverhältnis wird Arbeitsverhältnis genannt
(Definitionsvorschlag Prof. Th. Hinz)
10Dienstag, 16. Juni 2009
ARBEITSMARKT
• Besonderheiten:• Untrennbarkeit von Verfügungsrecht/Arbeitskraft
• Mangelhafte Spezifizierbarkeit des Arbeitsverhältnisses
• Konsequenzen:• Kooperationsprobleme
• Bedarf an Regulierung
• Tendenz zur Begründung dauerhafter Ungleichheitsverhältnisse
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ein Markt wie jeder andere?
(Prof. Th. Hinz)
11Dienstag, 16. Juni 2009
NORMALARBEITSVERHÄLTNIS?
• Grundproblem: mangelnde Spezifizierbarkeit das AV als implizites Tauschverhältnis
• Implizites AV als „gesellschaftliche Konstruktion“ / Idealtyp: das NAV als unbefristete Vollzeitstelle
• Konsequenzen:
• kontinuierliche Beschäftigung
• Zugehörigkeit zur „Kernbelegschaft“
• Kontinuierlicher Einkommenszuwachs
• Planbarkeit des Erwerbslebens
12(Prof. Th. Hinz)
12Dienstag, 16. Juni 2009
GLOBALISIERUNG UND SOZIALSTRUKTUR
Globalisierung
• reduziert räumliche Unsicherheiten
• verstärkt zeitliche Unsicherheiten
diese werden im Arbeitsmarkt an Beschäftigte weitergereicht (Risikoverlagerung durch Flexibilisierung)
13Lengfeld Holger und Kleiner, Tuuli-Marja (2009). Flexible Beschäftigung und soziale Unsicherheit - Eine Synthese des Stands der Forschung. Arbeit 18 (1) S. 46-62
13Dienstag, 16. Juni 2009
ARBEITSMARKTPOLITIK
• Arbeitsmarktpolitische Strategie: Arbeit „verbilligen“ durch Einsparungen bei den Sozialversicherungsbeiträgen
• Gefahr: Mitnahme- und Substitutionseffekte
• Risiko: soziale Sicherung der Erwerbstätigen und Finanzierbarkeit der Sozialleistungssysteme
14Keller, Berndt und Seifert, Hartmut (2007). Atypische Beschäftigung. Flexibilisierung und soziale Risiken. Berlin: Ed. Sigma
14Dienstag, 16. Juni 2009
SOZIALVERSICHERUNGS-PFLIGTIGE BESCHÄFTIGUNG
30
35
40
1991 2005
30,00
26,18
38,60 38,85
Erwerbstätige SVB
(- 13%)
Datenquelle: Keller, Berndt und Seifert, Hartmut (2007). Atypische Beschäftigung. Flexibilisierung und soziale Risiken. Berlin: Ed. Sigma
15Dienstag, 16. Juni 2009
SOZIALVERSICHERUNGS-PFLIGTIGE BESCHÄFTIGUNG
25
30
35
40
45
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
27,82 27,57 26,95 26,52 26,18 26,36 26,85 27,46
39,32 39,10 38,73 38,88 38,85 39,10 39,70 40,30
Erwerbstätige Trend (linear) SVB Trend (linear)
Datenquellen: Bundesagentur für Arbeit (2008). Arbeitsmarkt 2007. Nürnbergfür 2008: Bundesagentur für Arbeit (2009). Der Arbeits und Ausbildungsmarkt in Deutschland, Februar 2009. Nürnberg
R2 = 0,3829R2 = 0,1604
16Dienstag, 16. Juni 2009
ARMUT?
• sozial konstruierte Kategorie, deren konkrete Inhalte von jeweiligen ges. Randbedingungen abhängig sind
• relative Armut: in Abhängikeit vom materiellen Wohlstand der jew. Gesellschaft
• stellt auf Ressourcen ab, über die Personen (nicht) verfügen können. (mögl. Dimensionen: Einkommen, Vermögen, öffentl. Infrastruktur, sozialer Schutz)
• häufig: relative Einkommensarmut; Messung Nettoaquivalenzeinkommen des Haushaltes (Haushaltsnettoeinkommen geteilt durch Summe der Bedarfsgewichte)
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17Dienstag, 16. Juni 2009
AB UND ARMUTSRISIKO
• wenn Einkommen zu niedrig und dann Lebensrisiken eintreten (Arbeitslosigkeit, Alter, Krankheit) reicht der erworbene Anspruch auf Lohnersatzeinkommen nicht aus
• im Alter : Überwälzung der Lasten auf steuerfinanzierte Hilfe (Sozialhilfe, ALG2, bedarfsorientierte Grundsicherung)
• nicht nur bei atypischen Beschäftigungsverhältnissen, auch Niedriglohnsektor betroffen
18Datenquelle: Keller, Berndt und Seifert, Hartmut (2007). Atypische Beschäftigung. Flexibilisierung und soziale Risiken. Berlin: Ed. Sigma
18Dienstag, 16. Juni 2009
ARMUT & NIEDRIGLOHN
19
0
10
20
30
40
1993 1997 2001 2005 2006
8,8 7,9 9,110,8 11,4
32,4 31,8 31,834,7
36,4
Niedrigkeinkommen Armut (in % der Bevölkerung)
Datenquelle: Goebel, Habich, Krause (2008). Einkommen - Verteilung, Armut und Dynamik. in: Statistisches Bundesamt (Hrsg). Datenreport 2008. Wiesbaden 2008
(+22,9 %)
(+11%)
Niedrigeinkommen: 75%-Mittelwert der 50%-Grenze des Durchschnittseinkommens nach neuer OECD Skala
Armut: 50%-Mittelwert der 75%-Grenze des Durchschnittseinkommens nach neuer OECD Skala
19Dienstag, 16. Juni 2009
AUSGEWÄHLTE ARMUTSRISIKEN
• bis 70er Jahre: ältere Menschen, v.a. Frauen mit zu geringer Alterssicherung; heute: deutlicher Rückgang Altersarmut (1963: 25%, 1993: 9%). Aber: Risiko älterer Frauen immer noch größer als das älterer Männer
• heute: alleinerziehende Mütter, Arbeitslose, Ausländer, Familien mit mehr als drei Kindern
• Infantilisierung: in 1/3 der Sozialhilfeempfängerhaushalte leben Kinder
• Menschen mit geringen Bildungsabschlüssen sind überproportional von Arbeitslosigkeit betroffen und haben damit höheres Armutsrisiko
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Sozialhilfestatistik
20Dienstag, 16. Juni 2009
LEBENSCHANCEN
Befristung:
• Beschäftigungsstabilität: Gefahr der Arbeitslosigkeit, geringe Aufwärtsmobilität; Gefahr, wieder nur befristet beschäftig zu werden, weniger lange Betriebszugehörigkeit
• Einkommen: geringerer Verdienst (zw. 5% und 15%)
21
Bsp: extern-numerische Flexibilisierung über Beschäftigungsdauer oder Umfang
Lengfeld Holger und Kleiner, Tuuli-Marja (2009). Flexible Beschäftigung und soziale Unsicherheit - Eine Synthese des Stands der Forschung. Arbeit 18 (1) S. 46-62
21Dienstag, 16. Juni 2009
LEBENSCHANCEN
Leiharbeit:
• Einkommen: geringerer Verdienst (Niedriglohnbereich); Risiko der Arbeitslosigkeit; Integration meist nur für höher Qualifizierte
• Arbeitsbedingungen: befristete Verträge, geringfügig Beschäftigt, arbeiten selten im erlernten Beruf, weniger Urlaub, Weihnachtsgeld
• psychische Belastungen: durch häufige Wechsel der Branche, Arbeitsort/Bedingungen/Aufgaben, Unsicherheit über Dauer der Beschäftigung.
• Gefahr der Vereinsamung, familiare Regulation, Fragmentierung und entgrenzung der Arbeitszeit
22
Bsp: extern-numerische Flexibilisierung über Beschäftigungsdauer oder Umfang
Lengfeld Holger und Kleiner, Tuuli-Marja (2009). Flexible Beschäftigung und soziale Unsicherheit - Eine Synthese des Stands der Forschung. Arbeit 18 (1) S. 46-62
22Dienstag, 16. Juni 2009
LEBENSCHANCEN
Teilzeit:
• Haushaltskontext zur materiellen Absicherung wichtig
• Einkommen/Alterssicherung: erhalten häufiger Niedriglohn, Absicherungslücken in Arbeitslosen- und Rentenversicherung
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Bsp: extern-numerische Flexibilisierung über Beschäftigungsdauer oder Umfang
Lengfeld Holger und Kleiner, Tuuli-Marja (2009). Flexible Beschäftigung und soziale Unsicherheit - Eine Synthese des Stands der Forschung. Arbeit 18 (1) S. 46-62
23Dienstag, 16. Juni 2009
LEBENSCHANCEN
geringfügige Beschäftigung (Minijob):
• materielle Absicherung nur über Haushaltskontext (Zuverdienst)
• Übergänge in reguläre AV sind Ausnahme
• Bruttostundenkosten niedriger, da Standards nur teilw. oder nicht eingehalten werden; selten Sonderzahlungen, betriebliche Sozialleistungen, Lohfortzahlung im Krankheitsfall, Urlaub, Kündigungsschutz, Elternzeit usw.
• Niedriglöhne überproportional häufig (86%)
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Bsp: extern-numerische Flexibilisierung über Beschäftigungsdauer oder Umfang
Lengfeld Holger und Kleiner, Tuuli-Marja (2009). Flexible Beschäftigung und soziale Unsicherheit - Eine Synthese des Stands der Forschung. Arbeit 18 (1) S. 46-62
24Dienstag, 16. Juni 2009
LEBENSCHANCEN
Schlußfolgerungen:
1. Pluralisierung der Beschäftigungstypen
2.Heterogenisierung von Flexibilitätsgewinnen und Risikoverlagerung
3.Weitere Marginalisierung der Modernisierungsverlierer
4. Jugendlichkeit als mögliches Starthindernis
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Bsp: extern-numerische Flexibilisierung über Beschäftigungsdauer oder Umfang
Lengfeld Holger und Kleiner, Tuuli-Marja (2009). Flexible Beschäftigung und soziale Unsicherheit - Eine Synthese des Stands der Forschung. Arbeit 18 (1) S. 46-62
25Dienstag, 16. Juni 2009
INDIVIDUELLE AUSWIRKUNGEN
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Makro Makro
Mikro Mikro
26Dienstag, 16. Juni 2009
INDIVIDUELLE AUSWIRKUNGEN
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atyp. Besch. Belastung der Solidargemeinschaft
wenig Geld keine Vorsorge (Rente, Gesundheit)
27Dienstag, 16. Juni 2009
INDIVIDUELLE AUSWIRKUNGEN
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atyp. Besch. soz. Ausgrenzung
wenig Geld keine ges. Teilhabe
28Dienstag, 16. Juni 2009
INDIVIDUELLE AUSWIRKUNGEN
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atyp. Besch. ?
wenig Geld wenig Bildungschancen
29Dienstag, 16. Juni 2009
INDIVIDUELLE AUSWIRKUNGEN
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atyp. Besch. größere Ungleichheit
? ?
30Dienstag, 16. Juni 2009
VIELEN DANK FÜR EURE AUFMERKSAMKEIT
31
31Dienstag, 16. Juni 2009
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