PROZEUS – eBusiness-Praxis für den Mittelstand
Transaktionsstandards
Schnell und flexibel:EANCOM® bringt die Logistik auf Trab
Kurzwissen
EDI | Electronic Data Interchange. Elektronischer Aus-tausch von strukturierten Daten zwischen Computer-systemen.EANCOM® | EDI-Standard von GS1 und das bedeu-tendste und weltweit am häufigsten verwendeteSubset. Es steht für eine detaillierte Beschreibungvereinfachter EDIFACT-Nachrichten, die Anwenderleicht verstehen und in der Praxis einsetzen können.Derzeit sind 46 Nachrichtentypen definiert.ERP | Enterprise Resource Planning. Softwarelösungenfür die Steuerung von betrieblichen GeschäftsprozessenGLN | Global Location Number. Weltweit gültigeNummernstruktur zur eindeutigen Identifizierung vonphysischen, funktionalen oder rechtlichen Einheitenvon Unternehmen oder Unternehmensteilen, zumBeispiel Lager oder WareneingangsrampenGTIN | Global Trade Item Number (ehemals EAN).Weltweit eindeutige, überschneidungsfreie Identnum-mer, die einen Artikel oder eine Handelseinheit in derjeweiligen spezifischen Ausführung kennzeichnet.IFCSUM | Multiple Consignment Transport Instruction,hier: Sammelankunftsmeldung. Elektronische Nach-richt aus dem EANCOM® Portfolio zur Verdichtungeinzelner TransportaufträgeINSDES | Instruction To Despatch, Lieferanweisung.Elektronische Nachricht aus dem EANCOM® Portfoliozur logistischen AbwicklungINVOIC | Invoice. Elektronische Rechnung aus demEANCOM® PortfolioIncoterms | International einheitliche Vertragsformeln,die für die Vertragsparteien verbindlich sind. Sie werdenvon der Internationalen Handelskammer herausgegebenund umfassen unter anderem die Regelung des Kosten-und Gefahrenübergangs.Konverter | Software zur Übersetzung elektronischerNachrichten in bestimmte DatenformateSCM | Supply Chain Management. Versorgungsketten-Management. Optimierung der gesamten Wertschöp-fungskette einer Ware vom Rohmaterial bis zumEndverbraucherUN/EDIFACT | Globaler und branchenübergreifenderKommunikationsstandard, der aktuell über 200 Nach-richtentypen umfasst. Er wird von mehr als 300.000Unternehmen eingesetzt.
Inhalt
02Kurzwissen
03Projektsteckbrief
04Motivation und
Herausforderung
05Zielsetzung undLösungsansatz
10Technische und organisatorische
Voraussetzungen
10Umsetzung in der Praxis
13Nutzen und
Wirtschaftlichkeit
14Fazit
Unternehmen FruitLine Bremen GmbHOrt BremenBranche LogistikMitarbeiter fünfJahresumsatz ca. 7,2 Mio. Euro (2006)Projekttitel Schnell und flexibel:
EANCOM® bringt die Logistik auf TrabProjektpartner Atlanta AG
ZielDie manuelle Eingabe von Aufträgen in das ERP-System war für den Logis-tikdienstleister FruitLine in der Vergangenheit sehr aufwendig. Durch einenhöheren Automatisierungsgrad können Fehler reduziert, Prozesse be-schleunigt und die Datenqualität in erheblichem Maße verbessert werden.In einem ersten Schritt sollte die auftragsbezogene Kommunikation zwi-schen FruitLine und seinem Kunden, dem Fruchtgroßhändler Atlanta, opti-miert werden. Auf Basis der Projektergebnisse soll künftig derInformationsaustausch mit weiteren Geschäftspartnern automatisiert wer-den.
LösungVon Atlanta erstellte Lieferanweisungen werden elektronisch an FruitLinegesendet. Auf dieser Grundlage erstellt FruitLine eine Sammelankunfts-meldung sowie eine elektronische Rechnung für Atlanta. FruitLine undAtlanta nutzen dafür den Nachrichtenstandard EANCOM® (Version D.01B)sowie die Nachrichtentypen INSDES (Lieferanweisung), IFCSUM(Sammelankunftsmeldung) und INVOIC (Rechnung).
Wirtschaftlichkeit:• Einsparungen: 40.000 Euro pro Jahr• Amortisationsdauer: 2,5 Jahre
Dienstleister:International Business Systems GmbH IBSLogistische Informationssysteme AG
Projektdauer:17 Monate
03
Projektsteckbrief
PROZEUS | Schnell und flexibel: EANCOM¤ bringt die Logistik auf Trab
Die Partner
Motivation und Herausforderung
04
In der Obst- und Gemüsebranche haben sich die Kommunikationsstandards von GS1 bisher noch nicht indem Maße durchgesetzt wie in anderen Bereichen der Wirtschaft. Mit der Einführung des elektronischenDatenaustauschs kann der Logistikdienstleister FruitLine einen Wettbewerbsvorteil erzielen – selbst gegenüberumsatzstärkeren Unternehmen.
erheblich ausgebaut und sämtlicheArbeitsprozesse neu definiert. Damitkann das Unternehmen langfristigseine Marktposition stärken, ins-besondere gegenüber Branchen-konkurrenten, die noch keinevoll automatisierte, schnittstellen-übergreifende und integrativeDatenkommunikation mit ihrenGeschäftspartnern realisierthaben. Dies gilt in diesem Seg-ment für die überwiegende Anzahlder kleinen und mittleren Unter-nehmen. Insofern bietet dasPROZEUS-Projekt für FruitLine
die Chance, neue Marktpotenzialein der Obst- und Gemüsebranchezu erschließen.
Auch für Atlanta hat das ge-meinsame PROZEUS-Projektmit FruitLine Modellcharakter fürzukünftige Implementierungenim Bereich der automatisiertenTransportabwicklung. Nach dererfolgreichen Umsetzung werdenalle anderen Logistikpartner indas von FruitLine, Atlanta undGS1 Germany erarbeitete Regel-werk eingebunden.
Im hart umkämpften Markt derLebensmittellogistik behauptensich Unternehmen, die zeitge-mäße Informationstechnologiennutzen, ihre Prozessabläufe opti-mieren und ausgereifte Standardseinsetzen. FruitLine hat diesfrühzeitig erkannt und will in denkommenden Jahren seine Ge-schäftsprozesse weitgehendautomatisieren.
Schneller, flexibler, kundenorientier-ter und technologisch up-to-date:FruitLine hat seine IT-Infrastruktur
PROZEUS | Schnell und flexibel: EANCOM¤ bringt die Logistik auf Trab
05
Der Logistikdienstleister FruitLineerhält von Atlanta eine Lieferan-weisung (INSDES) per EDI imEANCOM®-Format D.01B. Ineiner Sammelankunftsmeldung(IFCSUM) dokumentiert FruitLineden Transport an die Empfängerder Lieferungen und fasst dabeimehrere Lieferanweisungen zu-
sammen. Die erbrachten Leistun-gen werden über die Rechnung(INVOIC) an Atlanta fakturiert. Derelektronische Datenaustausch wirddabei voll automatisiert zwischenAtlanta und FruitLine mit Hilfeeiner geeigneten EDI-Softwareund per FTP (File Transfer Protocol)abgewickelt.
Mehr Effizienz in der Lieferkette von Obst und Gemüse: Mit den standardisierten EANCOM®-Nachrichtentypenverfügt FruitLine über ein wirksames Instrumentarium, um seine Geschäftsprozesse zu automatisieren undRationalisierungspotenziale auszuschöpfen.
Zielsetzung und Lösungsansatz
FruitLine
WINSPED
IBS Integrator
Lieferanweisung (INSDES)
Sammelankunftsmeldung (IFCSUM)
Rechnung (INVOIC)
Eingesetzte Software bei den Unternehmen
FruitLine: Atlanta:ERP-System: WinSped (LIS) ERP-System: BABSY (Eigenentwicklung)Konverter: IBS Integrator (IBS) Konverter: BIS (Seeburger)
BIS
BABSY
Atlanta
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PROZEUS | Schnell und flexibel: EANCOM¤ bringt die Logistik auf Trab
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In den elektronischen Nachrichtenwird, wo immer möglich, die GLN(Globale Lokationsnummer) zurIdentifizierung der beteiligtenPartner verwendet. Eine durch-gängige Auszeichnung auf Artikel-ebene bei Obst und Gemüse mit
der GTIN (Internationale Artikelnum-mer) ist derzeit noch nicht möglich.Die Branche arbeitet jedoch unterdem Dach von GS1 Germanydaran, zukünftig auch hier dieGS1-Standards zur Artikelidenti-fikation einsetzen zu können.
Im Pilotprojekt zwischen FruitLineund Atlanta wurde lediglich ein Teil-prozess innerhalb eines komplexenInformations- und Warenflusseszwischen unterschiedlichen Part-nern der Wertschöpfungskettebetrachtet (siehe Abbildung):
Atlanta tauscht bereits seit einigenJahren mit den angeschlossenenHafenbetrieben Informationen aufelektronischem Wege aus.
Die Integration des Logistikdienst-leisters FruitLine erfolgte erst imRahmen des PROZEUS-Projekts.
FruitLine seinerseits wird künftigweitere Spediteure an seinWINSPED/IBS System für denelektronischen Datenaustauschanbinden.
Der Gesamtprozess wird in denkommenden Monaten noch er-
weitert. Über ein Trust Centerwerden FruitLine und andere fürAtlanta tätige Logistikdienstleisterelektronisch signierte Rechnungenan Atlanta senden.
Spediteur
Abladestelle* Wareneingangsbestätigung undTransportstatus erfolgen per Fax
Lieferanweisung (INSDES)
Lieferavis(DESADV)
*
Auftrag(IFTMIN)
Rechnung(INVOIC)
Sammeltransport
(IFCSUM)
Sammelankunftsmeldung (IFCSUM)
Rechnung (INVOIC)
physischer Transport
Verladeanzeige (IFTSTA)
Hafenbetrieb
Informations- und Warenfluss zwischen den Partnern der Wertschöpfungskette
FruitLine
WINSPED
IBS IntegratorBIS
BABSY
Atlanta
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Die Ausgangssituation
Bislang wurden die relevantenInformationen zwischen FruitLineund Atlanta manuell per Fax bzw.elektronisch in nicht standardisier-ter Form als Excel-Datei ausge-tauscht. Die Abbildung auf Seite 8zeigt ein typisches Fax für eineLieferanweisung von Atlanta anFruitLine. Die auf dem Fax auf-geführten Informationen wie
beispielsweise Empfänger, Verlade-datum und Artikelinformationenwerden zukünftig elektronisch inder Lieferanweisung (INSDES)übertragen. Sowohl die Lieferan-weisung als auch die nachgela-gerten Prozesse wurden von denbeteiligten Unternehmen überwie-gend manuell abgewickelt (sieheAbbildung unten).
Auftragsabwicklung bei FruitLine vor der Umstellung
Belege den Beleg-empfängern zustellen
• Anlage der Beladestellen• Anlage der Entladestellen• Anlage der Artikel• Erfassen des Auftrages: Datumswerte und Zeiten,Referenznummern, Verkaufsart, Frankatur…
• Erfassen der Auftragspositionen: Gewichte, Warenwerte,Abmessungen, Artikel, Lademittel, Verpackungen…
• Erfassen von Auftragstexten zu Be- und Entladung,Abrechnung…
Lieferpapiere –Korrektur der Papiereoder Auftragsdaten
Abrechnung durch-führen und Ausrech-nungen prüfen
Belege (Rechnungenund Gutschriften)
Auftragsannahme Auftragserfassung
Lieferpapiere –Eingang undPrüfung
• Spediteur suchen• Tour ausfüllen• Spediteur benachrichtigen• (Speditionsauftrag erteilen per Fax, eMail)
Zustellen desTransportes
Ereignisse währendTransport überwachen
und einpflegen
Zustellung derWare überwachen
Auftragsdisposition
Druck derVersandpapiere
FAX, eMail,telefonisch
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Fax für Lieferanweisung von Atlanta
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Die Situation nach Projektabschluss
Mittlerweile findet der Datenaus-tausch vollkommen elektronischzwischen den IT-Systemen vonFruitLine und Atlanta statt. AufBasis des EANCOM®-StandardsD.01B werden die Prozesse auto-matisiert angestoßen. ManuelleEingriffe sind kaum noch erforder-lich. Die Tabelle zeigt den Aus-schnitt einer Lieferanweisung(INSDES), die den Prozess derTransportabwicklung initiiert.
In einem zweiten Prozessschrittwerden mehrere Lieferanweisungen(INSDES) von FruitLine zu einerSammelankunftsmeldung (IFCSUM)zusammengefasst und Atlanta perEDI zugesandt.
Durch die Übermittlung der Sam-melladungsdaten, in der auchmonetäre Angaben übermitteltwerden (im Element MOA), be-schränkt sich die abschließendeRechnung auf Gesamtbeträge.Diese beziehen sich auf denjeweiligen Sammeltransport undgenügen den Anforderungen desUmsatzsteuergesetzes. Da zu-nächst auf die digitale Signaturverzichtet wird, müssen parallelgedruckte Sammelrechnungenoder pdf-Dateien ausgetauschtwerden. Diese werden bei Atlantaarchiviert und reguliert.
Ausschnitt der EANCOM®-Nachricht INSDES (Lieferanweisung)
Ausschnitt der EANCOM®-Nachricht IFCSUM (Sammelankunftsmeldung)
Nr Bez Beispiel
01 UNA UNA:+.? '
02 UNB UNB+UNOA:3+5412345678908:14:X+8798765432106:14:X+020102:1000+1234555
5+X:AA+X+A+1+EANCOMREF 52+1'
03 UNH UNH+ME000001+INSDES:D:01B:UN:EAN003'
04 BGM BGM+240+1244523+9'
05 DTM DTM+137:20060929:102'
06 DTM DTM+10:20060929:102'
07 DTM DTM+2:20061002:102'
SG2
08 NAD NAD+PO+4007499000005::9'
SG2
09 NAD NAD+PW+++NAME LAGERHALTER'
SG3
10 RFF RFF+YC1:CITRO'
SG2
11 NAD NAD+DP+++NAME LIEFERORT+WIENER STRASSE 5+BERLIN++10115+DE'
SG10
Nr Bez Beispiel
01 UNA UNA:+.? '
02 UNB UNB+UNOA:3+5412345678908:14:X+8798765432106:14:X+020102:1000+1234555
5+X:AA+X+A+1+EANCOMREF 52+1'
03 UNH UNH+X+IFCSUM:D:01B:UN:EAN003'
04 BGM BGM+630+999999999+9'
05 DTM DTM+137:20060929:102'
06 DTM DTM+17:060930:102'
SG9
07 TDT TDT+20++30+++++:::K-GS-12345'
SG16
08 NAD NAD+FW+4399901914339::9'
SG25
09 CNI CNI+1+1244523'
10 MOA MOA+130:1500:EUR' Fällige Gesamtgebühren: 1.500 Euro
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Die GLN von Fruitline lautet43 99901 91433 9. Dabei handeltes sich um eine GLN vom Typ 1.Das Unternehmen ist somit iminternationalen Geschäftsverkehreindeutig identifizierbar. Die Lo-kationsnummer findet sich inden entsprechenden Nachrichtenim NAD-Segment (Name andAddress) wieder. Im Gegensatzzu Atlanta benötigt FruitLinekeine GLN vom Typ 2, da dasUnternehmen keine Artikeliden-tifikationen vornehmen muss.
Darüber hinaus investierte FruitLinein die Erweiterung des ERP-Sys-tems. Zusätzlich wurde ein Kon-vertersystem erworben und andie IT-Infrastruktur angepasst.
Ein wichtiger Schritt nach vorn: Im Rahmen des PROZEUS-Projekts hat FruitLine die GS1-Standards für denelektronischen Datenaustausch umgesetzt. Wesentliche Voraussetzung ist die Identifikation der beteiligtenUnternehmen über die Globale Lokationsnummer GLN.
Insbesondere die Schnittstellenpro-grammierung zwischen Konverterund ERP-System war zeit- undpersonalaufwendig. Für dieseTätigkeiten wurden externe Dienst-leistungen in Anspruch genommen.Das EDI-System ist entsprechendder zu erwartenden Anzahl vonBelegen und anzubindenden
Partnern dimensioniert. Innerhalbdes EDI-Systems wurden dasentsprechende Partnerprofil vonAtlanta und die Umsetzungstabel-len (Mappings) hinterlegt. So kön-nen die ein- und ausgehendenDateninhalte den Dateninformatio-nen einer EANCOM®-Nachrichtzugeordnet werden.
Das Projekt startete im Juli 2006mit einer Ist-Analyse, der eineVorabstimmung mit den Projekt-beteiligten von FruitLine, Atlanta,GS1 Germany und dem IT-Dienst-leiter LIS vorausging. In dieser
Von der manuellen Abwicklung zum voll automatisierten Datenaustausch: In knapp eineinhalb Jahren hat FruitLineseine Geschäftsprozesse auf die Anforderungen des modernen Supply Chain Managements umgestellt.
Phase wurde insbesondere dasbestehende ERP-System (WIN-SPED) von FruitLine auf seineEignung für den elektronischenDatenaustausch überprüft. AufBasis der gewonnenen Ergeb-
nisse beauftragte FruitLine einenweiteren IT-Dienstleister (IBS) mitder Integration eines Konvertersin das WINSPED-System.
Technische und organisatorische Voraussetzungen
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Umsetzung in der Praxis
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Einschränkungen zu berücksich-tigen. So kann zum Beispiel dasWINSPED-System grundsätzlichnur Transporte von einer Lade-stelle an eine Entladestelle erken-nen. Daher musste Atlanta bei derBeauftragung an FruitLine die
INSDES vor dem elektronischenVersand den jeweiligen Lokationenzuordnen. Schließlich wurdenauch die Incoterms festgelegt,die in den Nachrichten verwendetwerden sollen.
In der anschließenden Soll-Prozess-analyse wurden relevante Nach-richtenarten für die angestrebtenOptimierungen ermittelt und spezi-fiziert. Die Schnittstellen zu demKonvertersystem wurden auf Basisdes Nachrichtenformats EANCOM®
D.01B für die NachrichtentypenINSDES, IFCSUM und INVOICdefiniert.
Aufgrund von Umstrukturierungenbei Atlanta verzögerte sich das Pro-jekt um vier Monate. Im Mai 2007übernahmen die beteiligten Unter-nehmen die definierten Sollprozes-se. In den folgenden Monatenwurden die Prozesse weiter verfei-nert und angepasst. Dabei galt esunter anderem systembedingte
Ist-Analyse
Weiterentwicklung desProjektes gestoppt
Verlauf des Projektes im Überblick
Jan. 07 Feb. 07 Mär. 07 Apr. 07 Mai 07 Jun. 07 Jul. 07 Aug. 07 Sep. 07 Okt. 07 Nov. 07
Übernahme derSoll-Prozesse
Prozessanpassungenund Verfeinerungen
Test-/Echtbetrieb
Jul. 06 Aug. 06 Sep. 06 Okt. 06 Nov. 06 Dez. 06
Soll-Prozessanalyse
© PROZEUS
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Incoterms, die in den Prozessen zwischen FruitLine und Atlanta eingesetzt werden:
Gruppe E Abholklausel
EXW
Ex Works… (named place)AB WERK
Der Verkäufer hat die Ware dem Käufer zur vereinbarten Zeit an seinem Betriebtransportgerecht verpackt zur Verfügung zu stellen und den Käufer zu benachrichtigen.Der Käufer trägt ab Werk alle Kosten und Gefahren, die mit dem Transport derWaren zum Bestimmungsort entstehen.
FCA
Free Carrier…(named place)FREI FRACHTFÜHRER(…benannter Verschiffungshafen)
Der Verkäufer hat die Ware dem vom Verkäufer benannten Frachtführer am benanntenOrt zum für die Lieferung vereinbarten Zeitpunkt zu übergeben. Er hat die Verladungs-kosten zu tragen. Der Käufer trägt alle Kosten und Risiken, sobald die Ware in dieObhut des Frachtführers übergegangen ist.
FAS
Free Alongside Ship…(named port of shipment)FREI LÄNGSTSEITE SCHIFF(…benannter Verschiffungshafen)
Der Verkäufer hat die Sendung rechtzeitig im vereinbarten Verschiffungshafenlängsseits des Schiffs auf seine Kosten und Risiken zu liefern. Der Käufer hat denSchiffsraum zu buchen und den Verkäufer darüber zu benachrichtigen.Einschließlich Schiffsverladung trägt der Käufer alle weiteren Kosten und Risiken.
Gruppe F Haupttransport vom Verkäufer nicht bezahlt
CFR
Cost and Freight…(named port of destination)KOSTEN UND FRACHT(…benannter Bestimmungshafen)
Der einzige Unterschied zur CIF-Klausel besteht darin, dass hier die Versicherungnicht vom Verkäufer eingedeckt wird.
Gruppe C Haupttransport vom Verkäufer bezahlt
DAF
Delivered At Frontier…(named place)GELIEFERT GRENZE(…benannter Ort)
Diese Klausel wird oft für den Straßen- oder Schienentransport verwendet. Der Verkäuferhat die Ware auf seine Kosten und sein Risiko zum vereinbarten Zeitpunkt dem Käuferam benannten Grenzort zur Verfügung zu stellen. Die Eingangsabfertigung hat bereitsder Käufer zu übernehmen.
Gruppe D Ankunftsklauseln
DES
Delivered Ex Ship…(named port of destination)GELIEFERT AB SCHIFF(benannter Bestimmungshafen)
Der Verkäufer hat dafür zu sorgen, dass die Sendung dem Käufer in der vereinbartenFrist im Bestimmungshafen zum Löschen zur Verfügung steht. Er trägt bis zu diesemZeitpunkt alle Kosten und Risiken.
DEQ
Delivered Ex Quay…(named port of destination)GELIEFERT AB KAI(…benannter Bestimmungshafen)
Der Verkäufer hat im Unterschied zu EX SHIP die Löschkosten im Bestimmungshafenzusätzlich zu tragen. Es wird auch „Ab Kai verzollt“ oder „Ab Kai, Zoll zu Lasten desKäufers“ vereinbart.
DDU
Delivered Duty Unpaid…(named place of destination)GELIEFERT UNVERZOLLT(…benannter Bestimmungsort)
Der Verkäufer hat die Ware am vereinbarten Bestimmungsort im Einfuhrland demKäufer fristgerecht, jedoch unverzollt, auf seine Kosten und Risiken zur Verfügungzu stellen.
DDP
Delivered Duty Paid…(named place of destination)GELIEFERT VERZOLLT(…benannter Bestimmungsort)
Der Verkäufer hat die Sendung am Bestimmungsort im Einfuhrland dem Käuferfristgerecht und verzollt auf seine Kosten und Risiken zur Verfügung zu stellen.
CIF
Cost, Insurance and Freight…(named port of destination)KOSTEN, VERSICHERUNG, FRACHT(…benannter Bestimmungshafen)
Der Verkäufer schließt den Seefrachtvertrag, deckt auf seine Kosten und zu Gunstendes Käufers eine Versicherung über den Transportweg plus 10% angenommenenGewinn und bringt die Ware fristgerecht an Bord des Schiffes. Er zahlt die Fracht biszum benannten Bestimmungshafen. Der Käufer trägt die Risiken, sobald die Waredie Reling im Verschiffungshafen überquert hat, und alle während des Seetransportsentstandenen Kosten mit Ausnahme von Fracht und Versicherung. Soweit dieLöschkosten im Bestimmungshafen in der Fracht nicht enthalten sind, hat sie derKäufer zu tragen. (Es kann aber auch „CIF landed“ vereinbart werden.)
CPT
Carriage Paid To…(named place of destination)FRACHTFREI(…benannter Bestimmungsort)
Der Verkäufer zahlt die Fracht für den Transport der Waren bis zum benanntenBestimmungsort, trägt aber die Risiken nur bis zur Übergabe der Sendung an denersten Frachtführer. Alle anderen Kosten einschließlich gesondert ausgewiesener Ent-ladekosten trägt der Käufer.
CIP
Carriage and Insurance Paid To…(named place of destination)FRACHTFREI VERSICHERT(…benannter Bestimmungsort)
Diese Lieferbedingung entspricht der Formel „Frachtfrei“ mit dem Zusatz,dass der Verkäufer auf eigene Kosten eine Versicherung zu Gunsten des>Käufers abzuschließen hat.
FOB
Free On Board…(named port of shipment)FREI AN BORD(…benannter Verschiffungshafen)
Der Verkäufer hat die Ware an Bord des vom Käufer benannten Schiffes rechtzeitigvor dem angegebenen Abfahrtstermin in den Verschiffungshafen zu bringen.Der Käufer besorgt den Schiffsraum und benachrichtigt den Verkäufer. Der Käuferträgt alle Kosten und Risiken ab dem Zeitpunkt, ab dem die Sendung die Relingdes Schiffes überquert hat.
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Neben den erwähnten Anpas-sungen prägten darüber hinausStammdatenerhebungen undDatenbankanpassungen dievierte Phase in der Umsetzung.
Ab Oktober 2007 wurde dieerste Nachricht INSDES in dieTestphase überführt und erfolg-reich an die Systeme vonFruitLine übermittelt. SeitNovember 2007 läuft die INSDESim Echtbetrieb. Die Sammelan-kunftsmeldung (IFCSUM) ist seitNovember im Testbetrieb.
Nutzen und Wirtschaftlichkeit
Mit der Einführung der elektroni-schen Prozessabwicklung über dieEANCOM®-Nachrichten INSDES,IFCSUM und INVOIC konnteFruitLine seine Wirtschaftlichkeitdeutlich verbessern. Die automa-tisierte Abwicklung der Geschäfts-prozesse reduziert die Bearbei-tungszeit um mehr als vier Minutenje Vorgang. Bezogen auf die jähr-liche Abwicklung von derzeit30.000 Vorgängen entspricht dies
Der Einstieg ins eBusiness bringt sowohl quantitative als auch qualitative Nutzenvorteile: Die standardisierteelektronische Kommunikation verbessert die Datenqualität signifikant, ermöglicht deutliche Kosteneinspa-rungen und erhöht nicht zuletzt die Kundenzufriedenheit.
einer Kostenersparnis von über40.000 Euro pro Jahr. Demgegen-über stehen einmalige Investitions-kosten von ca. 100.000 Euro.Diese Kosten entfallen unter an-derem auf die Anschaffung vonHard- und Software sowie dieEinbindung eines externen Dienst-leisters für die Schnittstellenpro-grammierung. Die Amortisations-zeit beträgt bei diesem Projektrund zweieinhalb Jahre.
FruitLine hat seine Fähigkeit unterBeweis gestellt, komplexe undanspruchsvolle IT-Projekte zumeistern. Das PROZEUS-Projektbedeutet einen großen Schritt inRichtung verbesserte Wettbewerbs-fähigkeit. Als Partner für potenzielleNeukunden ist das Unternehmenattraktiver geworden. Binnen kurzerZeit konnte ein weiterer Partnerfür den elektronischen Datenaus-tausch gewonnen werden.
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FruitLine setzt mit dem erfolgreichabgeschlossenen Projekt ein Sig-nal: Auch kleine Unternehmen sindin der Lage, moderne Standardsentlang der logistischen Prozess-
kette umzusetzen und damit lang-fristig ihre Wertschöpfung zuverbessern. Fruchtgroßhandel,Logistikunternehmen und Spedi-tionen – mit EDI können die Unter-
nehmen ihre auftragsbezogeneKommunikation ohne großenAufwand effizienter gestalten.
Fazit
„Mit Hilfe des PROZEUS-Projekts konnten die SCM-Prozesse zwischen unseren Geschäfts-partnern aus Großhandel und Frachtführern optimiert werden. Dadurch sind die Prozess-kosten und Durchlaufzeiten erheblich reduziert. Durch diese Win-Win-Strategie erwartenwir weitere Sicherheits- und Wettbewerbsvorteile."
Margret Steegmann, Inhaberin und Geschäftsführerin FruitLine
Weiterführende Informationen
CD-ROM Informationsfluss Logistik | CD-ROM EANCOM® 2002 | Broschüre EANCOM® – Der Motor für EDI
Die Materialien sind bei GS1 Germany erhältlich.
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„Electronic Business“ beschreibt Geschäftsprozesse, die über digitale Technologien abgewickelt werden.Lösungen reichen vom einfachen Online-Shop oder Katalogsystem bis zu elektronischen Beschaffungs-,Vertriebs- und Logistikprozessen. PROZEUS stellt Leitfäden, Checklisten und Merkblätter zur Auswahl derrichtigen eBusiness-Standards, der technischen Voraussetzungen und zur Auswahl von IT-Dienstleistern bereit.
Über PROZEUS
eBusiness
Mithilfe standardisierter Identifikationsnummern kann jedes Produkt weltweit eindeutig und überschneidungs-frei bestimmt werden. EAN-Barcodes und EPC/RFID gehören zu den bekanntesten Nummernsystemen beiKonsumgütern. Umsetzung, Nutzen und Wirtschaftlichkeit zeigt PROZEUS in Praxisberichten und Hand-lungsempfehlungen.
Identifikationsstandards
Elektronische Produktdaten können mit standardisierten Katalogaustauschformaten wie BMEcat oder derEANCOM®-Nachricht PRICAT fehlerfrei an Lieferanten oder Kunden übertragen werden. Auch in dieserRubrik bietet PROZEUS diverse Praxisberichte und Auswahlhilfen.
Katalogaustauschformate
Geschäftliche Transaktionen wie Bestellungen, Lieferungen und Rechnungen können mithilfe von Trans-aktionsstandards elektronisch abgewickelt werden. Verbreitete Transaktionsstandards sind EANCOM®,EDIFACT und GS1-XML. Anwendungsgebiete, Nutzen und Wirtschaftlichkeit können Sie in Praxisberichtenund Handlungsempfehlungen nachlesen.
Transaktionsstandards
Produkte lassen sich über Klassifikationsstandards nicht nur identifizieren, sondern auch beschreiben. Hierfürwird das Produkt in Warengruppen und Untergruppen eingeordnet. Beispiele solcher Standards sind eCl@ss,GPC und Standardwarenklassifikation. Einen Überblick geben die Handlungsempfehlung Klassifikationsstan-dards, sowie Praxisberichte und Leitfäden.
Klassifikationsstandards
Prozessstandards wie Category Management geben den Rahmen für die Automatisierung komplexer Ge-schäftsprozesse. Sie definieren die Bedingungen, unter denen Prozesse wie Nachlieferungen oder Bestands-management ablaufen, und welche Daten in jedem Arbeitsschritt mit wem ausgetauscht werden. PROZEUSbietet mit Praxisbeispielen konkrete Umsetzungshilfe.
Prozessstandards
PROZEUS unterstützt die eBusiness-Kompetenz mittelständischer Unternehmen durch integrierte PROZEsseUnd etablierte eBusiness-Standards. PROZEUS wird betrieben von GS1 Germany – bekannt durch Standardsund Dienstleistungen rund um den Barcode – und IW Consult, Tochterunternehmen des Instituts der deutschenWirtschaft Köln. PROZEUS wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert. Mit umfassendenInformationsmaterialien wendet sich PROZEUS an Entscheider in den Unternehmen, um sie für das Thema eBusinesszu sensibilisieren und entsprechende Aktivitäten anzustoßen. Kostenlose Broschüren zu den im Folgenden genanntenThemengebieten finden Sie auf unserer Homepage unter www.prozeus.de zum Download oder können Sie beiuns bestellen.
Institut der deutschen Wirtschaft Köln
Consult GmbH
Konrad-Adenauer-Ufer 21
50668 Köln
Tel.: 0221 49 81-834
Fax: 0221 49 81-856
eMail: [email protected]
http: www.iwconsult.de
GS1 Germany GmbH
Maarweg 133
50825 Köln
Tel.: 0221 947 14-0
Fax: 0221 947 14-4 90
eMail: [email protected]
http: www.gs1-germany.de
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©GS1GermanyGmbH,Köln,NeuauflageAugust2012
Bilder:FruitLine,Atlanta,RTS
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