RHH
RosenheimerHochschulHefteZeitschrift der Hochschule Rosenheim
Dezember 2009
In jeder LebensperspektiveMAXimale Dynamik.Manchmal steht das Leben Kopf.Die Bank mit maximalen Vorteilendreht sich einfach mit.Das ist maximale Dynamik für Sie –das ist das MAX-Vorteils-Konto.
Jetzt zur Sparkasse und informieren! Das MAX-Vorteils-Konto.MAXimale Qualität. MAXimale Nähe. MAXimale Dynamik.
s SparkasseRosenheim-Bad Aibling
Rosenh
eimerH
ochsch
ulHefte
inhalt
Grußwort
Neue Hochschulleitung
Verabschiedung Prof. Dr. Alfred Leidig
Wer knackt die Nuss?Nussknackerwettbewerb
Erste Absolventen aus dem Studiengang Innenausbau
ExkursionDie Professoren des Holzbaus und Ausbaus knüpfen Kontakt in Südtirol Teehaus für Landesgartenschau
Neuer Bachelor of Science in Wirtschaftsinformatik
Rosenheimer Studenten entwickeln 1-2 Liter Fahrzeug
Prognostizierbar zu 93,2% Die gesellschaftliche Konstruktion der Finanzkrise
Exkursion zu M.A.N. nach Augsburg
Wer hat eigentlich die Multiplikation erfunden?
Plümecke – Preisermittlung im Holzbau
Das Rechenzentrum der Hochschule Rosenheim
Forschung an der Hochschule Rosenheim
Finanziert aus Studienbeiträgen
Neues von den Studentenflöhen
Das Internationale Jahr der Astronomie 2009 in Rosenheim
Arche für Landesgartenschau steht
Professoren
Impressum
VerantwortlichProf. Heinrich Köster
Redaktionelle KoordinationProf. Dr. Franz Josef SchmittJorun Verena Klinger
Grafische Gestaltung Holger Cornelius Emmerichwww.werkart.net
AnzeigenwerbungJorun Verena Klinger
AbbildungenFotos und Abbildungen Hochschule Rosenheim
PostanschriftHochschule für angewandte WissenschaftenFachhochschule RosenheimHochschulstraße 183024 Rosenheim
Telefon 08031/8050Telefax 08031/805105
VerlagsortSelbstverlag Rosenheim
DruckKS Computersatz und Druck GmbHSemptstrasse 61085560 Ebersberg
CopyrightNachdruck, auch auszugsweise, Fotokopien u.ä. nur mit Genehmigung der Redaktion.Für den Inhalt der Beiträge sind die jeweiligenAutoren verantwortlich.
TitelseiteHolger Cornelius [email protected]
6
7
8
10
18
20
22
24
26
27
29
31
48
49
60
74
76
78
81
83
RosenheimerHochschulHefteISSN 0720 163 X
6 RosenheimerHochschulHefte
Aus der Hochschule
Sehr geehrte Damen und
Herren, liebe Leser,
seit Oktober 2009 bekleide
ich nun das Amt des Präsi-
denten an der Hochschule
Rosenheim und freue mich
Ihnen das Rosenheimer
Hochschulheft des letzten
Jahres zu präsentieren.
Als ich 1974 das erste Mal die Hochschule Rosenheim betrat,
hätte ich mir nicht träumen lassen, diese heute zu führen.
Viele Reformen, neue Studiengänge und eine ganze Menge
mehr Studierende haben die Hochschule zu einer modernen
zielorientierten Einrichtung gemacht.
Als Präsident ist es mir nun wichtig, zusammen mit der neuen
Hochschulleitung, die Studierendenzahl weiter auszubauen,
nicht nur um dem doppelten Abiturjahrgang 2011 stand zu
halten, sondern auch um mehr Schülern die Möglichkeit zu
bieten an der Hochschule Rosenheim in den Bereichen Tech-
nik, Wirtschaft und Gestaltung zu studieren.
Neben dem Ausbau der Studienanfängerplätze im Rahmen
des Hochschulpaktes wird vor allem der Ausbau und die Pro-
filbildung der Hochschule im Bereich der Ingenieurwissen-
schaften den Fokus der Arbeit bilden. Die Einrichtung zweier
neuer Studiengänge, „Wirtschaftsmathematik – Aktuarwis-
senschaften“ sowie „Energie- und Gebäudetechnologie“
sind ein erster Schritt auf diesem Weg. Nur so werden wir den
Themen der Zukunft und den Anforderungen der Wirtschaft
gerecht.
Daneben gilt es die weiteren Standbeine der Hochschule, die
akademische Weiterbildung und die angewandte Forschung
und Entwicklung, weiter auszubauen. Ziel ist es, die Hoch-
schule Rosenheim als Forschungsplattform zu positionieren.
Natürlich müssen wir auch die bestehenden Studiengänge auf
dem Aus- und Weiterbilddungsmarkt noch besser positionie-
ren. Rosenheim soll eine Marke für hochqualifizierte Bache-
lor- und Masterstudiengänge werden. Wichtig ist somit die
Verzahnung mit den Gymnasien und den Oberschülern, die
frühzeitig an die Bildungsmöglichkeiten an unserer Hochschu-
le herangeführt werden müssen.
Als Holzkompetenzstandort wird sich die Hochschule Rosen-
heim weiter in diesem Bereich stärken und vor allem die Inge-
nieurstudiengänge für Studierende noch attraktiver gestalten.
Über die Grenzen geblickt ist die Internationalisierung, die
interkulturelle Kompetenz und globales Denken Vorrausset-
zung, um Absolventen zukunftsorientiert auszubilden und in
der Hochschule alle notwendigen Möglichkeiten zu bieten.
Grundsätzlich ist die Hochschule Rosenheim als Bildungs-
säule der Region und Motor für Führungskräfte und die freie
Wirtschaft gut aufgestellt. Der familiäre Campus mit den Stu-
dierenden, Professoren und Mitarbeitern bildet eine ange-
nehme Atmosphäre, die das Lehren und Lernen umso mehr
unterstützt.
Ich wünsche Ihnen nun viel Spaß beim Lesen der Beiträge aus
den letzten Semestern und freue mich Sie bei meinem näch-
sten Rundgang über den Campus begrüßen zu dürfen.
Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Heinrich Köster
Präsident der Hochschule Rosenheim
Grußwort des Präsidenten der Hochschule für angewandte Wissenschaften – Fachhochschule Rosenheim
Grußwort
RosenheimerHochschulHefte 7
Neue Hochschulleitung
an der Hochschule Rosenheim
Das Amt des mit 65 Jahren in den Ruhestand tretenden
Präsidenten Prof. Dr. Alfred Leidig übernimmt Vizepräsident
Prof. Heinrich Köster, der nach 8 Jahren in der Hochschulleitung
nun das Präsidium anführen wird.
Prof. Heinrich Köster, Jahrgang 1952, studierte nach abge-
schlossener Lehre zum Tischler und Zimmermann von 1974 bis
1978 an der Fachhochschule Rosenheim „Holztechnik“ und
arbeitete 12 Jahre bis 1990 in einem Ingenieurbüro für Holz-
technik. Während dieser Zeit war er vier Jahre im Ausland, mit
der Schwerpunktaufgabe der Planung und Inbetriebnahme von
Unternehmen, tätig. Von 1990 bis 1996 war Heinrich Köster als
Professor, Dekan und Institutsleiter der Abteilung F&E an der
heutigen Fachhochschule für Holztechnik in Biel, Schweiz, aktiv.
Von dort kam er nach Rosenheim um unter anderem in den
Bereichen Unternehmensplanung und Fertigungstechnik zu
lehren. Er ist seit 1996 Professor in der Fakultät für Holztech-
nik und Bau an der Hochschule Rosenheim. Seit 1997 doziert er
als Gastprofessor an der University of British Columbia in Van-
couver, Kanada. Im Jahr 2002 wurde er zum Vizepräsident der
Hochschule gewählt und stärkte seit dem vor allem den Bereich
der angewandten Forschung und Entwicklung sowie die wei-
terbildenden Masterstudiengänge. Des Weiteren ist Heinrich
Köster Initiator und Mitgestalter verschiedener internationaler
Kongresse und Präsident des „Forum Holzbau e.V.“.
An der Seite Kösters werden zwei Vizepräsidenten sowie der
Kanzler die Hochschulleitung bilden. Kanzler Oliver Heller bleibt
als Leiter der Hochschulverwaltung und Beauftragter für den
Haushalt unverändert in seinem Amt. Die beiden Vizepräsi-
denten wurden neu gewählt.
Vizepräsidentin Prof. Dr. Stefanie Winter übernimmt die Ver-
antwortung für den Themenbereich Lehre und Studium. Die
Diplom-Psychologin mit Studium und Promotion an der Uni-
versität Mannheim leitete deutschlandweite und internationale
Befragungsprojekte für zahlreiche Unternehmen und Organi-
sationen und bringt wertvolle Erfahrungswerte in der Planung
und Umsetzung von Organisationsentwicklungsprozessen und
im Qualitätsmanagement mit. Sie ist seit 2005 im Themenfeld
Kommunikations- und Wirtschaftspsychologie an der Hoch-
schule Rosenheim tätig, koordiniert die weiterbildenden Stu-
diengänge der Hochschule und leitet den 2008 gestarteten
MBA-Studiengang Management und Führungskompetenz.
Durch ihr Engagement in der Lehre und der didaktischen Weiter-
qualifikation erwarb sie als einer der ersten Professoren Bayerns
das Zertifikat Hochschullehre Bayern und die Qualifikation als
Dozentin für Weiterbildung an Hochschulen / Masterdozentin.
Prof. Mathias Wambsganß übernimmt die Verantwortung für den
Bereich Forschung und Entwicklung. Nach seinem Architektur-
studium war er von 1995 – 2004 als wissenschaftlicher Assistent
im Fachgebiet Bauphysik und Technischer Ausbau der Universität
Karlsruhe (TH) tätig. Er leitete mehrere Forschungsvorhaben im
Bereich des energiegerechten Bauens und war maßgeblich am
Aufbau des Lehrgebietes Tages- und Kunstlichtplanung beteiligt.
Sein Engagement in der Lehre wurde 2001 mit dem Landeslehr-
preis Baden-Württemberg gewürdigt. Bereits 1999 gründete
er zusammen mit vier Partnern aus Architektur, Maschinenbau
und Physik erfolgreich eine Ingenieurpartnerschaft mit dem Ziel,
die an der Hochschule entwickelten Planungsmethoden und die
in Forschungsprojekten gewonnenen Erkenntnisse in der Praxis
anzuwenden. Seit Ende 2006 unterrichtet er an der Hochschule
Rosenheim die Fächer Lichttechnik, Lichtplanung und vernetzte
Gebäudetechnologie. Unter seiner Leitung wurde die Anfang
2009 eröffnete Lichtwerkstatt an der Hochschule Rosenheim, auch
Dank tatkräftiger Unterstützung von Industriepartnern, realisiert.
Insgesamt sieht die neue Leitung die Hochschule gut positioniert
und gerüstet für den nationalen und internationalen Wettbewerb.
Die neue Hochschulleitung der Hochschule Rosenheim wird von Präsident
Prof. Heinrich Köster (2.v.r.) geführt. Vizepräsidentin Prof. Dr. Stefanie
Winter (2.v.l.) übernimmt den Verantwortungsbereich Lehre und Studium,
Vizepräsident Prof. Mathias Wambsganß (rechts) den Bereich Forschung
und Entwicklung. Regierungsdirektor Oliver Heller (li.) führt das Kanzler-
amt wie zuvor.
8 RosenheimerHochschulHefte
Aus der Hochschule
Nach 27 Jahren Hochschulzugehörigkeit tritt Prof. Dr. Alfred
Leidig mit 65 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand.
Alfred Leidig, in Mainburg geboren, absolvierte er an der TU
in München sein Maschinenbau-Studium promovierte auch
dort. Bei Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) war er Diplom-
Ingenieur für Verfahrenstechnik bis er dann von der damaligen
Staatssekretärin Frau Dr. Berghofer- Weichner im Kultus-
ministerium an die Hochschule berufen wurde.
Als Professor für Werkstoffkunde und Konstruktion begann
Prof. Alfred Leidig zum Oktober 1983 im neugegründeten
Studiengang Produktionstechnik an der Hochschule Rosen-
heim im damaligen Fachbereich KWP. „Feinstrukturen von
Tiefziehblechen und ihr Einfluss auf das Korrisionsvehalten“
sowie „Konstruktive Maßnahmen zur Verhinderung von
Korrisions schäden“ waren damals seine Vortragsthemen.
Von Beginn an war er eifrig dabei, den Studiengang Produktions-
technik aufzubauen und bekam auch bald nach dem Beginn
seiner Professorenberufung die Leitung des Labors für Werk-
stoffprüfung anvertraut. Im Oktober 1989 wurde Prof. Leidig
zum Technologiebeauftragten der FH Rosenheim ernannt.
1992 wurde Alfred Leidig in die Hochschulleitung gewählt. Als
Vizepräsident war er zuständig für Technologietransfer und
Weiterbildung und wurde 4 mal wiedergewählt.
Im Jahre 2002 wurde Alfred Leidig zum Präsident der Hoch-
schule Rosenheim berufen und 2006 wieder gewählt.
Siebeneinhalb Jahre war Alfred Leidig im Amt als Präsident und
hat die Weiterentwicklung der Hochschule voran getrieben. Es
wurden in dieser Zeit zukunftsweisende neue Studiengänge
eingeführt, wie „Innenausbau“, „Wirtschaftsinformatik“,
„Mechatronik“ und die Studienrichtung „Management in
der Gesundheitswirtschaft“. Auch die räumliche Situation
wurde deutlich verbessert, insbesondere durch das neue Hör-
saal- und Laborgebäude für die Holztechnik und das Rechen-
zentrum. Auch der Ausbau der Mensa, und die Schaffung
von Lern räumen für die Studierenden kamen durch sein
Engagement.
Die gravierenden Änderungen im Hochschulbereich in den
letzten Jahren stellten die Hochschullandschaft, die Hoch-
schule Rosenheim und damit Prof. Leidig vor zusätzliche
Herausforderungen. Ein großer Baustein war und ist der
Bologna-Prozess. Die Umstellung auf die neue Studienstruktur
mit Bachelor und Master musste gemeistert werden um für die
Studierenden und für die Firmen ein attraktives Angebot zu
bereiten. Die Entwicklung der weiterbildenden Studien gänge
mit den inzwischen drei Angeboten „Management und Füh-
rungskompetenz“, „Holzbau für Architekten“ und „Fenster
und Fassade“ wurde in seiner Amtszeit vorangetrieben.
Dazu kam der Abschluss der Zielvereinbarungen mit dem
Ministerium, der Hochschulpakt, der Ausbau zur Bewältigung
der steigenden Studierendenzahlen und viele bildungs-
politische Themen. Bei all diesen Themen hatte er durchaus
in manchen Sitzungen zu kämpfen, da er immer versuchte alle
Fakultäten, Professoren und Mitarbeiter gleich zu behandeln
und es jedem recht zu machen. Diskussionen über die Höhe
der Studienbeiträge, deren Verteilung unter den Fakultäten
und der Hochschulverwaltung sowie die Bestimmung der
Ausgabe zum Zwecke der „Lehre“ waren lange Thema in der
Hochschulleitung, bei den Dekanen und den Studierenden.
Die Steigerung der Studierendenzahlen ist auch klar zu
erkennen. Von Anfang Leidigs Amtszeit 3.300 Studierenden
sind es im Oktober 2009 4.100 Studierende.
In der Amtszeit von Herrn Leidig wurde nicht nur die Straße
„Am Scharrn“ zur Hochschulstraße, oder Rosenheim zur
Hochschulstadt, sondern auch die Fachhochschulen zu
Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Die Fach-
bereiche wurden in Fakultäten umbenannt, KPE wurde zu
Verabschiedung Prof. Dr. Alfred Leidig
aus dem Präsidentenamt
RosenheimerHochschulHefte 9
Ingenieurwissenschaften, Allgemeinwissenschaften wurde
zu Angewandte Natur- und Geisteswissenschaften und die
„Fakultät für Holztechnik“ bekam den „Bau“ dazu. Dies alles
intern umzusetzen, das neue Logo zu verbreiten und das Ver-
ständnis zu wecken, dass die Hochschule ohne diesem „Fach-
“ als Hochschule nicht weniger wert ist, war nicht immer leicht.
Leidig hat alle Fakultäten gefördert und sich für jeden Studi-
engang persönlich interessiert. Als Anerkennung dass er sich
für den Holzbereich eingesetzt hat und um in den Worten des
Präsident des Bayerischen Holzwirtschaftrates, Georg König,
zu sprechen, diese gefestigt und inhaltlich aus- und weiter-
entwickelt hat, 2007 die Verdienstmedaille des bayerischen
Holzwirtschaftsrates erhalten.
Professor Leidig war zum einen ein Präsident, der viel Zeit in
der Hochschule verbrachte, dort für jedes Anliegen einen Ter-
min freischaufelte aber auch viel unterwegs war um in Rosen-
heim, beim Ministerium in München oder beim Papstbesuch
in Regensburg, zu dem er persönlich geladen war. Auch bei
Partnerhochschulen in der Ganzen Welt präsentierte er die
Hochschule Rosenheim stets mit seiner fröhlich gestalteten
Power-Point-Präsentation auf Deutsch und Englisch.
Neben Österreich und der Schweiz, die ja fast zur Heimat gehö-
ren war er auch in Italien, Spanien, Polen, Rumänien, Finnland,
Japan, China und vor allem Thailand. „Sie dürfen Thailand
nicht unterschätzen! Ich bin überzeugt, dass Südostasien und
vor allem Thailand künftig auch ein ganz wichtiger Partner für
unsere Wirtschaft sein wird.“ war immer eine seiner Aussagen
wenn es um dieses Land ging. Nach dem Tsunami in 2004, der
an der West-Küste Thailands erheblichen Schaden anrichtete
und insgesamt rund 230.000 Menschenleben forderte, wur-
de die Kooperation mit den thailändischen Universitäten neu
aufgelebt. In der selben Woche telefonierte Leidig mit Thai-
land, informierte sich wie man helfen könnte und schaffte es
schließlich mit einem Team aus regionalen Firmen, über 80
Studierenden und der Unterstützung der Rosenheimer Bür-
ger einen Kindergarten zu planen, umzusetzen, in Thailand
aufzubauen und bis heute fachmännisch zu betreuen. Diese
große Geste wird nicht nur von Seiten der Thailändischen
Hochschulen sehr geschätzt sondern brachte auch die Prin-
zessin von Thailand Maha Chakri Sirindhorn nach Rosenheim.
Zum Ausscheiden aus dem Amt des Präsidenten hat er wohl
die größte zu erdenkende Würde erhalten. Er wurde von der
Prinzessin persönlich mit dem „Außer ordentlichen Preis für
Inter nationale akademische Zusammenarbeit“ ausgezeichnet.
Man spricht momentan viel über die Hochschulpolitik,
Bildungs strategien, Studienordnungen usw. Aber das eigent-
lich wichtige sind die Studenten. Die Studierenden – wie Leidig
die Studenten immer nannte – lagen ihm sehr am Herzen. Er
hatte für Vertreter der Studierenden stehts die Tür offen und
schaffte es auch sich die damals Vorsitzende des Studenten-
parlaments zu seiner Referentin zu machen. Für ihn war es
wichtig, dass die Studierenden sich wohl fühlen und dass
deren Anliegen, sofern sie logisch durchdacht und produktiv
formuliert waren, wenn irgendwie möglich, umgesetzt
werden.
Ob Jazz mit Mulo Franzl, die Banana Fishbones oder gar die
Biermöslblosn, die ihn ganz schön auf die Schippe nahmen,
für Kunst und Kultur war er immer zu haben. Viele Ausstel-
lungen von internen und externen Künstlern bereicherten die
Hochschule.
Auch der Sport war ihm wichtig. Nicht nur der interne Hoch-
schulsport, der momentan deutschlandweit im Wettkampf-
ranking an der Spitze steht war ihm wichtig, sondern auch der
Spitzensport. Die Hochschule Rosenheim wurde somit zum
Förderer von Spitzensportlern. Ob Ski-Profis, Bob-Fahrer oder
Fußballer, die Hochschule hat wo es geht die Spitzensportler
unterstützt trotz Olympia-Vorbereitung Termine einzuhalten
und Prüfungen ablegen zu können.
Zum Ende seiner Amtszeit hin hat Alfred Leidig sehr oft
erwähnt, dass er wohl das operative Geschäft nicht so vermis-
sen wird. Aber die Mitarbeiter, seine engsten Kollegen und vor
allem sein Team werden ihm besonders fehlen.
So verlässt Alfred Leidig die Hochschule Rosenheim mit einem
lachenden und einem weinenden Auge. Aber glücklich, hier
eine tolle Zeit erlebt zu haben und noch viel Zeit für seine Ver-
wirklichung zu haben.
10 RosenheimerHochschulHefte
Aus den Fakultäten
Wer knackt die Nuss?
Unter diesem Motto hatte der Studiengang Holztechnik Ende Oktober 2007 einen Wettbewerb ausgeschrieben, in dem ein Nussknacker aus Holz oder Holzwerkstoffen ent-worfen und ein Modell erstellt werden sollten, mit dem sich Wal nüsse gut knacken lassen sollten und das auch den Werkstoff Holz in seinem ästhetischen Aussehen zur Geltung bringen sollte.
Dabei zeigten sich der Einfallsreichtum und das Geschick der Bewerber. Alle Modelle waren nach einem kleinen Ein-gangstest funktionstüchtig und erfüllten die Anforderungen. Alle Modelle sind im Aufbau und der Wirkungsweise sehr unterschiedlich.
Eine Jury bewertete die Nussknackermodelle nach den Krite-rien Funktionserfüllung, Kraftaufwand und Handhabbarkeit mit Knackversuchen nach einem Punkteschema. In der Jury wirkten mit Dipl. Ing. Peter Gräfe (Kunstgewerbewerkstätten Olbernhau), sowie der ehemalige Technische Leiter der FH Arno Kurz, der schon einmal im Holztechnischen Museum in Rosenheim eine Nussknackerausstellung durchgeführt hat und Prof. Dr. Georg Lachenmayr aus dem SG Holztechnik.
Die Prämierung, zu der alle Interessierten herzlich eingeladen waren, fand am Mittwoch, den 30. Januar 2008 um 17.00 Uhr im Hugo Laue Saal der FH statt. Für die drei Erst platzierten waren Geldpreise in Höhe von 100 EUR, 60 EUR und 40 EUR vorgesehen. Da sich nach der Punktewertung zwei 2. Plätze ergaben wurde das Preisgeld aufgestockt.
Darüber hinaus wurden für das beste Design zwei Sachpreise vergeben. Bei diesen Sachpreisen handelte es sich um zwei Nussknacker, die der Studiengansgleiter Prof. Maximilian Ober, der mit Prof. Engl und Prof. Zscheile das Organisations-team bildete, von den Firmen Richard Gläser GmbH (Seiffen, Erzgebirge) und Christian Ulbricht als Spenden bekommen konnte.
Neben den Entwürfen und Modellen, die von Studenten abgegeben wurden, haben sich auch die Organisatoren Prof. Engl und Prof. Zscheile intensiv mit dem Thema beschäftigt. So hat Professor Zscheile mit seinem Team einen Entwurf gemacht, den Ralf Beier weitgehend auf der Hun-degger Anlage hergestellt hat. Damit hat das Team gezeigt, dass eine Abbundanlage, die ja in der Regel großformatige Werkstücke erzeugt, auch für feine Arbeiten eingesetzt wer-den kann. Prof. Engl, von dem die Idee stammte und der die Abwicklung des Wettbewerbs leitete, hat mit Hilfe der 3D-Modellierung einen Nussknacker mit hoher Kraftaus-schöpfung entwickelt und mit einfachen Mitteln ein Modell gebaut.
Die beiden Modelle haben jedoch außer Konkurrenz am Wettbewerb teilgenommen.
Das Motto des Wettbewerbs war mit Bedacht gewählt worden. Es sollte damit nicht nur das aktuelle Knacken von Walnüssen angesprochen sein, sondern vielmehr im über-tragenen Sinn zum Ausdruck kommen, dass wir an unserer Hochschule Studenten ausbilden, die Probleme unterschied-lichster Art lösen, d.h. „knacken“ können.
In dem Nussknacker auf der Titelseite wird die Kombination aus Holz als Werkstoff für den Nussknacker und der Tech-nik, deren Einsatz für die Entwicklung eines funktionsfähigen Modells erforderlich ist, deutlich. Damit steckt symbolisch der Kern unserer Aufgabe als Hochschule in diesem Wett-bewerb. Wie die Ergebnisse zeigen, finden unsere Studenten Lösungen. Dafür sollen sie auch belohnt werden.
Die Organisatoren hätten sich zwar eine etwas größere Zahl an Modellen gewünscht, sind aber mit dem Ergebnis zufrie-den, weil die abgegebenen Modelle, jedes für sich, von groß-em Einfallsvermögen und Erfindergeist zeugen. Man darf dabei natürlich auch nicht übersehen, dass enormer Zeitauf-wand dahintersteckt, bis so ein Entwurf steht, und erst recht bis zur Erstellung eines funktionstüchtigen Modells.
Nussknackerwettbewerb
RosenheimerHochschulHefte 11
Aus den Fakultäten
Vorstellung der Modelle
Die Nussknackermodelle waren schon vor der Prämierung im Foyer der Fachhochschule auf Schautafeln zu sehen, damit sich jeder ein Bild von den Lösungen machen konnte. Denn zur Ermittlung des Designpreises waren die Studenten und Zuschauer bei der Prämierung aufgerufen.
Als eine der Anforderungen galt es, den Arbeitsraum des Knackers einzuhalten. Es musste alles innerhalb eines Wür-fels von der Kantenlänge 200 mm ablaufen. Alle Modelle erfüllten diese Anforderung.
Bei der Prämierung stellten die einzelnen Gruppen ihre Modelle vor. Die folgenden Bilder machen das deutlich.
Prof. Zscheile an seinem
Nussknacker
Herr Beier mit dem Modell
der Gruppe Zscheile
Prof. Engl mit seinem
Entwurf
Die Herren Tröbersberger
und Schier
Herr Lücking mit seinem
Modell
Die Gruppe Brinkmann,
Eichhorn und Krey
12 RosenheimerHochschulHefte
Aus den Fakultäten
Bewertung der Modelle
In die Bewertung für die Modelle gingen die Punkte für die aus
Vergleichsrechnungen ermittelte Kraftnutzung, die Handhab-
barkeit und der subjektive Eindruck des erforderlichen Kraft-
aufwandes ein.
Bei der Bewertung durch die Jury gab es jeweils für Hand-
habbarkeit und subjektiven Kraftaufwand von jedem Jury-
mitglied zwischen 1 und 5 Punkte zu vergeben, je nachdem,
ob die Handhabung sehr aufwändig / aufwändig / mittel / ein-
fach / sehr einfach war und, ob der Kraftaufwand sehr
groß / groß / mittel / gering/ sehr gering war.
Dazu musste jedes Mitglied der Jury mit jedem Knacker-
modell eine kleine und zwei große Nüsse knacken. D.h. bei
den Knackversuchen konnte jedes Modell bis zu 30 Punkte
bekommen.
Die Bewertung über die Vergleichsrechnung, bei der für alle
Modelle eine kugelförmige Ersatznuss verwendet wurde,
ergab zusätzlich bis zu 12 Punkte pro Modell. Dabei wurde
bei der Vergleichsrechnung jeweils an dem größtmöglichen
Hebelarm eine Kraft von 10 N angesetzt und rechnerisch mit
dem Simulationsmodul des CAD Programms INVENTOR die
Kontaktkraft ermittelt, die sich unter diesen Bedingungen an
der Kugel ergab. Im Folgenden ist diese Vorgehensweise für
die Modelle dargestellt.
Die kugelförmige Ersatznuss wurde mit einem Durchmesser
von 30 mm angesetzt. Beim Start der Simulation bewegte
die Kraft den Hebel bis sich ein Kontakt zwischen Kugel und
Knackbereich ergab. Das führte in der Regel zu einem Kraftstoß
und anschließend stellte sich eine konstante Kontaktkraft ein.
Diese Kontaktkraft bezogen auf die Kraft am Hebel von 10 N
ist als Kraftnutzungsfaktor definiert worden.
Kontaktkraft
Kraftnutzungsfaktor kf = ————————
Kraft am Hebel
Die folgenden Abbildungen zeigen die Ergebnisse für die
einzel nen Modelle.
Bei dem Modell B hängt der Faktor stark davon ab, wo die
Nuss, bzw. die Modellkugel beim Krafteingriff im Gehäuse
anliegt.
Am effektivsten wäre es, wenn die Nuss möglichst weit unten anliegen würde, wie es bei der Simulation im oberen Bild auf der folgenden Seite zu sehen ist. Der Kraftfaktor läge dabei bei ungefähr 12.
Die Konstruktion ist aber so ausgeführt, dass die Nuss in der Regel weiter oben eingeklemmt wird, was einen niedrigeren Faktor zur Folge hat. Ungünstigstenfalls geht der Faktor bis zu einem Wert von ca. 3,5. Für die Bewertung wurde von einem Mittelwert von k
f = 8 ausgegangen.
Die drei Mitglieder der Jury bei den Knackversuchen
Für das Modell A ergibt sich ein Wert von kf = 11,6
RosenheimerHochschulHefte 13
Aus den Fakultäten
Das Modell D liefert auf Grund seiner Hebelverhältnisse einen Faktor k
f = 3, wenn man möglichst weit hinten die Kraft
einleitet.
Der Entwurf von Prof. Engl liefert beim Einlegen der Nuss nahe der vorderen Gelenkstelle einen Faktor k
f = 25. Wenn
man die Nuss allerdings ungünstiger einlegt, wird der Fak-tor ebenfalls niedriger. Wie das untere Beispiel zeigt, wo nur noch eine Faktor von k
f = 15 erreicht wird.
Für das Modell C egibt sich ein Wert von kf = 10,9 Das Modell F liefert einen Faktor k
f = 7
kf = 12
kf = 12k
f = 3.5
14 RosenheimerHochschulHefte
Aus den Fakultäten
Beschreibung der einzelnen Modelle
Modell A, Wolfgang Beck, Student SG Holztechnik, SR Anlagenautomatisierung
Funktionsweise:Durch Drehen der exzentrischen Scheibe verjüngt sich der Freiraum für die Nuss und damit wird eine steigende Kraft auf die Nuss erzeugt.
Der Kraftfaktor fk liegt nach einer Modellierung und Ver-
gleichsrechnung mit dem Programm INVENTOR bei fk=11,6.
Damit ergab sich für die Kraftaussnutzung eine Punktezahl von 10.
Die Bewertung durch die Jury ergab 21 Punkte. Dieses Modell wurde damit Sieger mit 31 Punkten. Beim Designpreis reichte es nicht für einen der beiden ersten Plätze.
Modell B, Brinkmann Josef, Eichhorn Tobias, Krey Andreas, Studenten im SG Holzbau und Ausbau, HA4
Funktionsweise:Durch Verdrehen der Deckelscheibe wird über eine Kulis-senführung die Nuss in einen Spalt gedrückt und damit geknackt. Nach einer Vergleichsrechnung ergab sich für dieses Modell ein mittlerer Kraftfaktor von 8 und damit 6 Punkte. Die Jury kam bei diesem Modell auf 21 Punkte. Somit insgesamt 27 Punkte. Dieses Modell erhielt den 1. Designpreis und wurde beim Wettbewerb 2. Sieger.
Modell C, Tröbersberger Florian, HT4 und Schier Benjamin, HT1, Studenten im SG Holztechnik
Funktionsweise:Der elegant und einfach aufgebaute Nussknacker nutztevon dem definierten Arbeitsraum, einem Würfel mit 200 mm Kantenlänge, die Raumdiagonale und erreichte so aus-reichend Hebelarm, um Walnüsse zu knacken. Auf Grund seiner Konstruktion ist er im wesentlichen für einen engen Größenbereich von Nüssen einsetzbar.
Dieses Modell wurde in der Gesamtwertung 2. Sieger mit ebenfalls 27 Punkten und holte sich auch den 2. Platz beim Designpreis.
RosenheimerHochschulHefte 15
Modell D, Lücking Tim, Student im SG Holztechnik ,HT2
Funktionsweise:
Hebelwirkung
Dieses Modell erreichte mit 26 Punkten den 3.Platz.
Modell E (außer Konkurrenz), Prof. Dr. A. Engl, HT
Funktionsweise:Die Doppelhebelwirkung sorgt für gute Kraftausschöpfung. Der Faktor liegt im Mittel bei ca. 20. Bei diesem Modell ist wenig Kraft erforderlich. Die Kraft lässt sich auch gut dosieren.
Modell F (außer Konkurrenz),Prof. Dr. M. Zscheile , HT,
M. Eng. R. Beier, HT
Funktionsweise:Über Hebelwirkung drückt ein geführter Stempel auf die Nuss. Das Modell hatte einen Kraftfak-tor von ca. 7.
Es wurde weitgehend auf der Abbundanlage von der Firma Hundegger in der ÜVA gefertigt.
Herr Gräfe (Kunstgewerbewerkstätten Olbernhau) hatte einen der aufwändigsten Nussknacker aus dem Erzgebirge mit dabei. Der Nussknacker war nicht nur mit Gold belegt, er hatte auch noch an der Gürtelschnalle einen Diamanten (siehe Bild auf der letzten Seite).Er hatte unter anderem auch einen Nussknacker mit bayerischem Aussehen mitgebracht.
Er gab einen kurzen Einblick in die Nussknackerwelt im Erz-gebirge. Dort werden 95 % aller Nussknacker für den Export gefertigt. Die meisten Knacker werden nur zur Zierde aufge-stellt und müssen keine harten Nüsse knacken.
Preisverteilung
Prof. M. Zscheile übernahm die Preisverteilung. Prof. A. Engl hält das Modell von Herrn Beck, der bei der Prämierung lei-der nicht dabei sein konnte.
Gräfe stellt typische Nussknacker aus Erzgebirge vor
Die Gewinner des Nussknackerwettbewerbs
Aus den Fakultäten
16 RosenheimerHochschulHefte
Aus den Fakultäten
Die Designpreise
Die beiden Nussknacker, die als Designpreise vergeben wur-den, hatte Prof. M. Ober als Spenden der beiden Firmen Richard Gläser GmbH (Seiffen , Erzgebirge) und Christian Ulbricht bekommen. Sie sind hier abgebildet. Die Bilder von der Prämierung stammen von Frau Klinger, FH Rosenheim.
Nussknacker der Kunstgewerbewerkstätten Olbernhau – mit Blattgold
belegt und mit Diamant am Gürtel Spende der Firma Christian Ulbricht
RosenheimerHochschulHefte 17
Aus den Fakultäten
Spende der Firma Richard Gläser GmbH
(Seiffen , Erzgebirge)
Rosenheimer Hochschulheft, Format: 135 x 210 mm, CC-de47-AZ151 04/09
Jede vierte Flasche weltweit wurde von einer KRONES Anlage befüllt, etikettiert oder verpackt.Als Systemlieferant für die Geträn-keindustrie statten wir unsere Kun-den mit allem aus, was sie für ihre Produktion brauchen. Mit cleverer Technologie und engagiertem Know-how haben wir uns schon längst zum Weltmarktführer gemausert. Davon profitieren unsere Kunden ebenso wie unsere rund 10.000 Mitarbeiter.
Neugierig geworden? Auf www.krones.com finden Sie viel Wissenswertes über Ihre Einstiegs- und Karrieremöglichkeiten bei der KRONES AG. Wir freuen uns auf Sie.
www.krones.com
CC-de47-AZ151_04-09.indd 1 02.04.2009 9:33:53 Uhr
Spende der Firma Christian Ulbricht
18 RosenheimerHochschulHefte
Aus den Fakultäten
Erste Absolventen aus dem Studiengang
Innenausbau für die Branche
Etwa 150 Gäste kamen am 25. Juli 2008 zur Festveranstaltung
anlässlich der Verabschiedung der ersten Absolventen des Stu-
dienganges Innenausbau an die Hochschule Rosenheim.
Nach der Begrüßung durch den damaligen Präsidenten der
Hochschule, Professor Dr. Alfred Leidig, würdigten Klaus
Stöttner, Mitglied des Bayerischen Landtags, und Konrad
Steininger, Präsident des Fachverbandes Schreinerhandwerk
Bayern, das innovative Konzept des Studienganges Innen-
ausbau und den hohen Stellenwert, den die Hochschule den
praktischen Aspekten ihrer Bildungsangebote einräumt. Sie
wünschten den ersten 28 Absolventen einen guten Start in
den neuen Beruf.
Der damalige Vizepräsident und heutige Präsident der Hoch-
schule, Professor Heinrich Köster, betonte die Bedeutung
des Studienganges für die Bauwirtschaft. Die Initiative für
den neuen, im deutschsprachigen Raum einzigartigen Stu-
diengang Innenausbau, kam vom Fachverband Schreiner-
handwerk in Bayern, der traditionell enge Kontakte zur
Rosenheimer Hochschule pflegt. Verschiedene Faktoren
machten es notwendig, für die Innenausbaubranche einen
eigenen Ingenieurstudiengang anzubieten:
Größere Betriebe, die die komplexen Arbeiten des Innenaus-
baus aus einer Hand anbieten, erfordern eine ingenieurmäßi-
ge Herangehensweise an die Lösung der Aufgaben.
Die Bauaufgaben wurden in den letzten 10 Jahren und werden
auch in Zukunft vor allem in bauphysikalischer Sicht (Schall-
schutz, Wärmeschutz und Brandschutz) immer komplexer
Die zunehmende Bedeutung des Bauens im Bestand, das im
Wohnungsbau seit geraumer Zeit den Umsatz der Neubauten
deutlich übertrifft, spiegelt sich in den klassischen akade-
mischen Ausbildungsrichtungen bisher nicht entsprechend
wider.
Der Studiengang ist in den letzten vier Jahren sehr gut voran-
gekommen. Gut 200 Studierende sind derzeit immatrikuliert.
Auch die Kontakte zur Wirtschaft entwickelten sich sehr
gut. Die erste und bislang einzige Professur für Trockenbau,
gestiftet vom Marktführer Knauf Gips KG, ist mit Professor
Dr. Jochen Pfau optimal besetzt. Insgesamt kristallisierte sich
heraus, dass das Ausbildungskonzept national und inter-
national große Beachtung findet.
Die enge Verzahnung mit der Wirtschaft wurde auch von Dipl.
Ing. (FH) Herbert Regente gewürdigt. Er ist Mitglied des Bera-
terkreises Innenausbau, der sich aus ausgewählten Vertretern
der Industrie, des Handwerks und der Hochschule zusam-
mensetzt. Im Beraterkreis wurde jede einzelne Vorlesung des
Curriculums inhaltlich diskutiert und den Erfordernissen der
Wirtschaft angepasst.
Später hatten die Gäste dann Gelegenheit, die Labore im
Neubau der Fakultät für Holztechnik schon vor deren offizi-
eller Einweihung zu besichtigen. In der neuen Prüfhalle war
unter anderem ein 1:1 Modell der Hotelsuite aufgebaut, mit
der die Rosenheimer Innenausbaustudenten gemeinsam mit
Ausbautechnikern der Vilshofener Fachschule für Bau und
Glasbautechnik den Wettbewerb „Phantasiewelten“ des
Bundesverbandes Ausbau und Fassade gewonnen hatten.
Das großzügige Foyer des Neubaus nutzen die Studierenden,
um Studienarbeiten und Projekte der einzelnen Semester zu
präsentieren. Im Showroom des Studienganges werden den
Die ersten Absolventen des Studiengangs Innenausbau an der Hochschu-
le Rosenheim mit dem Studiengangsleiter Prof. Dr. Benno Eierle (links).
RosenheimerHochschulHefte 19
Aus den Fakultäten
Studierenden in Zukunft die Neuentwicklungen der Industrie
für die Innenausbaubranche gezeigt und können von ihnen
erprobt werden.
Das Projekt „Innenausbau“ hat seine erste Phase absolviert.
Stillstand und Zurücklehnen wären jetzt aber falsch. Die Ein-
führung des dualen Studiums mit den wichtigsten Lehrberu-
fen des Innenausbaus (Schreiner, Trockenbaumonteur, Maler
und Stuckateur) wird die ohnehin sehr engen Kontakte zur
Wirtschaft noch weiter intensivieren. Der Beraterkreis wird
dabei helfen, die Lehrinhalte in einem kontinuierlichen Ver-
besserungsprozess uptodate zu halten.
Die ersten Absolventen haben inzwischen Ihre Probezeit bei
den führenden Unternehmen, Beratungsfirmen und Pla-
nungsbüros der Branche hinter sich. Das positive Feedback
seitens der Arbeitgeber und auch der Absolventen zeigt, dass
die Innenausbau-Ingenieure dem hervorragenden Ruf der
„Rosenheimer“ in der Praxis gerecht werden.
Feierlich wurden die ersten Absolventen des jüngsten Studiengangs der Hochschule Rosenheim „Innenausbau“ in der Hochschule verabschiedet.
Eines der Projekte der Studierenden im Studiengang Innenausbau ist die 1:1 Errichtung einer futuristischen Hotelsuite in Zusammenarbeit mit an-
gehenden Technikern der Fachschule für Bau und Glasbautechnik in Vilshofen, mit dem der Wettbewerb „Phantasiewelten“ des Bundesverbandes
Ausbau und Fassade gewonnen wurde.
20 RosenheimerHochschulHefte
Aus den Fakultäten
Exkursion
Die Professoren des Holzbaus und Ausbaus knüpfen Kontakt in Südtirol
Es ist gute Tradition, dass sich die Professoren des Studien-
gangs Holzbau und Ausbau auf Exkursion begeben. Ziel ist es,
den Kontakt zur Praxis zu pflegen.
Im Jahr 2008 stand eine Exkursion nach Brixen auf dem Pro-
gramm. Die Wahl des Reiseziels basierte auf der Tatsache,
dass in den letzten Jahren der Holzbau in Italien ein über-
proportionales Wachstum innerhalb der Baubranche ver-
zeichnen konnte. Die Diskussion um die Erderwärmung und
die damit verbundene Forderung nach einer günstigen CO2-
Bilanz weckte bei den italienischen Bauherren das Interesse
an ökologischen Bauweisen. Da im italienischen Kernland
der Holzbau kaum Tradition hat und die klassische Zimmerer-
ausbildung – wie sie im deutschsprachigen Raum anzutreffen
ist – nicht existiert, sind es vor allem Zimmereien und Holzbau-
betriebe aus Südtirol, die die wachsende Nachfrage im eige-
nen Land zu decken haben. Dort fehlt es nun an Ingenieuren
mit speziellem Wissen im Bereich des Holzbaus.
Unter diesen Vorzeichen starteten die Dozenten und Mitarbei-
ter begleitet vom damaligen Vizepräsidenten der Hochschule,
Herrn Prof. Heinrich Köster und dem Kanzler, Herrn RD Oliver
Heller am 28.05.2008 nach Brixen. Gleich am ersten Abend
wurde die Delegation vom Unternehmerverband Südtirol
zum Essen eingeladen. Der Verband ist Kuratoriumsmitglied
im Kompetenzzentrum Holz, das an die Landesberufsschule
Brixen angegliedert ist. Das Kompetenzzentrum koordiniert
die Fort- und Weiterbildung im Bereich des Holzbaus. Beim
Informationsaustausch mit dem Kuratoriumsmitglied, Herrn
Dr. Markus Damiani, dem Geschäftsführer des Kompetenz-
zentrums, Herrn Wilfried Beikircher und dem Direktor der
Landesberufsschule, Herrn Dr. Martin Rederlechner wurde
erörtert, welche Schul bzw. Berufsabschlüsse in Südtirol ein
Studium an der Hochschule Rosenheim ermöglichen. Wei-
teres Thema war die Beteiligung von Rosenheimer Profes-
soren an Vortragsveranstaltungen des Kompetenzzentrums.
Am nächsten Tag stand eine Firmenbesichtigung bei der
Rubner Holding AG in Kiens auf dem Programm. Der Präsi-
dent der Holding, Herr Stefan Rubner, begrüßte die Rosen-
heimer und stellte die Firmengruppe vor. Er ließ dabei nicht
unerwähnt, dass er sich gerne an sein Betriebswirtschafts-
studium in Rosenheim erinnere. Der Holztechnikabsolvent
Martin Stummer führte durch die Produktionsanlagen und
das Verwaltungsgebäude der Rubner Haus AG. In der tech-
nischen Abteilung der Firma trafen die Professoren auf eine
Verwaltungsgebäude der Fa. Holz Pichler in Eggen
RosenheimerHochschulHefte 21
Aus den Fakultäten
Studentin, die gerade ihr Praxissemester absolvierte. In die-
sem Zusammenhang erklärten die Vertreter der Firma Rub-
ner, dass sie gerne weitere Praktikanten, Diplomanden und
auch Absolventen des Studiengangs „Holzbau und Ausbau“
be schäftigen würden. Bisher seien jedoch die Bewerberzahlen
aus Deutschland gering. Dies spräche dafür, junge Südtiroler
für das Studium in Rosenheim zu gewinnen. Die Rubner Haus
AG hat daher in Südtirol ein Stipendium für das Studium des
Holzbau und Ausbaus ausgelobt.
Im Anschluss wurde eine weitere Tochter der Rubner Holding,
die Rubner Türenwerk AG besichtigt. Der Geschäftsführer,
Herr Peter Rubner führte durch die Produktion und durch die
Türenausstellung.
Am Nachmittag ging es dann zurück nach Brixen, zur Holz-
bau AG, die ebenfalls zur Rubner Holding gehört. Herr Dr.Ing.
Oskar Rainer führte durch die Produktion und zeigte in seiner
anschließenden Firmenpräsentation imposante Holzbauten,
die von der Holzbau AG ausgeführt wurden.
Gemeinsam mit Herrn Rainer wurde danach die Landesbe-
rufsschule Brixen besucht. Der Direktor, Herr Rederlechner lud
zum Abendessen in das Schulcafe ein.
Der letzte Exkursionstag stand dann im Zeichen der Holzbau-
architektur. Der Architekt, Dr. Arch. Stefan Gamper, stellte
zwei seiner Projekte vor: Die Forstschule Latemar am Karer-
pass und das Verwaltungsgebäude der Firma Holz Pichler in
Eggen. Dem zuletzt genannten Gebäude wurde sogar der
Südtiroler Standard „KlimaHaus A+“ verliehen. Im Barkeller
der Fa. Holz Pichler wurde zum Abschluss mit dem Firmenchef,
Herrn Erich Pichler, über die neuesten Entwicklungen bei der
Herstellung von Holzfensterprofilen diskutiert.
Für den Studiengang Holzbau und Ausbau ergaben sich infol-
ge der Exkursion neue, hochinteressante Kontakte nach Süd-
tirol. Die Exkursionsteilnehmer sind sich einig, dass auch im
nächsten Jahr eine Professorenexkursion stattfinden soll.
Dr. Arch. Stefan Gamper führt durch das von ihm realisierte Projekt
Forstschule Latemar am Karerpass
Dipl.Ing (FH) Martin Stummer führt durch die Fertighausproduktion der
Rubner Haus AG
22 RosenheimerHochschulHefte
Aus den Fakultäten
Im Rahmen der Landesgartenschau 2010 plant die Stadt
Rosenheim einen japanischen Garten mit Teehaus im Innen-
hof der Städtischen Galerie.
Prof. Markus Frank und Prof. James Orrom von der Fakultät
Innenarchitektur wurden eingeladen, in Zusammenarbeit mit
der Städtischen Galerie und der Stadt Rosenheim das Teehaus
als studentisches Projekt zu planen, zu gestalten und, wenn
die Finanzierung gesichert ist, zu realisieren. Der dafür vorge-
sehene Standort liegt auf dem Rundweg durch das geplante
Areal der Gartenschau – zwischen Innspitz und Riedergarten,
im Innenhof der Städtischen Galerie Rosenheim – ein abge-
schlossener, bisher vernachlässigter Außenraum zwischen
Galerie und Rückgebäude.
Im Zuge der gesamtheitlichen Gestaltung des begrenzten
Außenraumes als Garten – nach japanischer Tradition – war
ein Teehaus zu entwickeln und zu integrieren. Traditionelle
Gestaltungsgrundlagen japanischer Teehaus-Architektur und
innovative und aktuelle Konstruktionsprinzipien waren hier
mit regionalen Einflüssen zu verbinden.
Jedes Detail bis zur individuellen, integrierten Möblierung
wurde mit Sorgfalt gestaltet. Entgegen der traditionellen Nut-
zung speziell für die Teezeremonie musste für das Teehaus ein
Nutzungskonzept erstellt werden, das den Wünschen und
Anforderungen der Anbindung an die Galerie gerecht wurde.
Teams zu je zwei Studenten erarbeiteten die Aufgaben mit
den Schwerpunkten:
- Exterior (Teehaus, Garten, Konstruktion)
- Interior (Möblierung, Geräte, Gegenstände)
Ein japanisches Teehaus für die bayerische Landesgartenschau
in Rosenheim sollte von einem europäischen Studententeam
gestaltet werden – die Möglichkeiten für eine kulturelle Ent-
gleisung bei solch einem Projekt (wie die Hofbräuhäuser in
New York oder Sydney) waren sehr präsent, als wir das Brie-
fing bekamen.
Ein Nachbau sollte es auf keinen Fall sein, auch keine Hom-
mage an die Jahrhunderte alten traditionellen Holzbauten.
Vielmehr strebten wir das Ziel an, die Philosophie, die gei-
stigen Werte und Hintergründe des traditionellen japanischen
Teehauses und der Teezeremonie aufzugreifen und diese
Ideen und Haltungen für die heutige europäische Gesellschaft
umzusetzen und erlebbar zu machen.
Es war von Anfang an klar, dass unsere Recherche vor Ort
in Japan stattfinden und dass ein wichtiger Teil davon der
gedankliche Austausch mit jungen Leuten sein sollte. Wir
wollten ihre Einstellung zur Tradition und deren Platz im heu-
tigen Leben erfragen. Wir wollten den modernen japanischen
Lebensstil entdecken, um damit eine aktuelle Interpretation
der Philosophie des Teehauses zu ermöglichen.
Die Projektergebnisse wurden am 10. März 2008 in der
Hochschule präsentiert und juriert, der Entwurf von Monika
Anzinger und Kinga Eperjesi bekam für sein sensibles und
ausgewogenes Design den ersten Preis.
Am 5. August wurden alle Arbeiten im Foyer der Rathaussäle
einer Delegation mit Herrn Oberbürgermeister Chiba von Ich-
ikawa und dem Rosenheimer Stadtrat mit Frau Oberbürger-
meisterin Bauer präsentiert. Anschließend waren die Modelle
und Pläne dort für drei Wochen für die Bevölkerung Rosen-
heim und Umgebung öffentlich ausgestellt. Wir bedanken uns
Projektgruppe
Projektpräsentation
Teehaus
für Landesgartenschau
RosenheimerHochschulHefte 23
Aus den Fakultäten
Entwurf von Sigrid Weidlich und Daniela Vondermaßen
Entwurf von Benjamin Nejedly und Didi Sauer
Entwurf von Tasja Kwiatkowski und Stefan Riedl
Entwurf von Monika Anzinger und Kinga Eperjesi
Entwurf von Stefan Neubrand und Uli Münch
bei allen, die beim Teehaus Projekt mitgewirkt und es in den
unterschiedlichen Entwicklungsphasen gefördert haben. Vor
allem seien hier genannt:
- die Stadt Rosenheim, vertreten durch Frau Oberbürger-
meisterin Gabriele Bauer, Herr Michael Keneder, ltd. Ver-
waltungsdirektor, und Herr Helmut Cybulska, Amtsleiter
Dezernat VI
- Frau Monika Hauser, Sachgebietsleiterin und Leiterin der
Städtischen Galerie Rosenheim
- Herr Manfred Santer, Geschäftsführer der GRWS, Wohnungs-
bau und Sanierungsgesellschaft der Stadt Rosenheim mbH
- Herr Werner Oeckler und Frau Dagmar Voss, beide Geschäfts-
führer der Landesgartenschau Rosenheim 2010 GmbH
- Herr Ralf Seeburger, Projektleiter für die Landesgartenschau
2010
- die Hochschule Rosenheim, insbesondere Prof. Dr. Leidig,
damaliger Hochschulpräsident und Initiator des Projektes,
und Prof. Krose, Dekan der Fakultät Innenarchitektur
- Frau Fukumura-Gärtner für ihren engagierten Einsatz als
Reise leiterin und die Planung und Koordination unseres
Besuchs der Kanagawa University
24 RosenheimerHochschulHefte
Aus den Fakultäten
Neuer Bachelor of Science (B.Sc.) in Wirtschaftsinformatik
Ein erster Erfahrungsbericht zum am 01.10.2008 neu angelaufenen Rosenheimer Studiengang Wirtschaftsinformatik
Von der Idee bis zum genehmigten Studiengang
Seitdem im Juli 2005 die Idee zu einem gleichberechtigten,
kooperativen Studiengang Wirtschaftsinformatik (WIF) der
beiden Fakultäten Betriebswirtschaft und Informatik gebo-
ren wurde, hat sich viel getan. Zwei Jahre lang arbeiteten
die beiden Fakultäten, vertreten durch Herrn Prof. Dr. Burg-
hard Feindor und Herrn Prof. Dr. Heinrich Seidlmeier, an dem
gemeinsamen Studienkonzept.
Dieses Konzept (Regelstudienzeit insgesamt sieben Semester
im Vollzeitstudium, davon sechs theoretische Semester und
ein betreutes Praxissemester mit begleitenden Lehrveranstal-
tungen) wurde dann im Januar 2008 dem Bayerischen Staats-
ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst vorgelegt
und schon einen Monat später genehmigt. Zudem wurde die
Finanzierung von zwei neuen Professorenstellen für diesen
Studiengang aus dem Hochschulpakt beschlossen und aus-
geschrieben. Für eine der beiden neuen Professuren konnte
Frau Prof. Dr. Claudia Förster bereits ab dem Wintersemester
2008/09 als angagierte neue Professorin für den Studiengang
Wirtschaftsinformatik berufen werden.
Dieses Ausbildungskonzept setzt sich zu je 50% aus Bachelor-
Lehrveranstaltungen der beiden beteiligten Fakultäten zusam-
men. Sie wurden so ausgewählt, dass sie den Studierenden
die notwendigen theoretischen Grundlagen beider Fachge-
biete vermitteln.
Darüber hinaus wird den praktischen Anforderungen für die
Ausbildung von Nachwuchskräften für Führungspositionen
im anhaltend starken IT-Markt Rechnung getragen. Folgende
namhafte Unternehmen konnten als Förderer und Beiratsmit-
glieder für den Studiengang gewonnen werden:
Die Beiräte unterstützen den Studiengang in wichtigen Fragen
der fachlichen und marktgerechten Ausrichtung sowie in der
strategischen Weiterentwicklung. Den Studierenden werden
unter anderem Exkursionen, Praktika und Bachelorarbeiten
angeboten.
Prof. Dr. Burghard Feindor und Prof. Dr. Heinrich Seidlmeier
Studienübersicht Wirtschaftsinformatik (B.Sc.)
Partnerunternehmen des Studiengangs Wirtschaftsinformatik
RosenheimerHochschulHefte 25
Aus den Fakultäten
Werbekampagne und Resonanz
Um den neuen Studiengang, der erstmals zum WS 2008/2009
angeboten wurde, auch bei seinen Adressaten, den künftigen
Studierenden, bekannt zu machen, haben die beiden Fakul-
täten vorab eine externe Agentur mit der Entwicklung der
Werbemittel beauftragt. Die professionelle Marketingkampa-
gne beinhaltete neben den durch beide Fakultäten eingerich-
teten Internetseiten, Flyer und Plakate sowie Zeitungsartikel
und Annoncen. Die Werbemittel werden ca. vier Wochen vor
den Abschlussprüfungen allen Gymnasien, Fachoberschulen
und Berufsoberschulen in Rosenheim und den Regionen zwi-
schen München, Kufstein und Salzburg übergeben und der
Studiengang an Schulen auch persönlich vorgestellt.
Als Resonanz für das WS 08/09 gingen 193 Online-Bewer-
bungen und 139 schriftliche Bewerbungen ein. Zu Seme-
sterbeginn konnte die Hochschule Rosenheim dann 39
Studierende im neuen Studiengang Wirtschaftsinformatik
begrüßen. Trotz der immensen Nachfrage wurde die Anfän-
gerzahl bewusst gering gehalten, um die Belastung der beiden
anbietenden Fakultäten zu minimieren.Diese Beschränkung
fällt jedoch bereits im WS 09/10, so dass theoretisch alle 167
Bewerber ihr Studium der Wirtschafts-Informatik an der Hoch-
schule Rosenheim zum 01. Oktober 2009 aufnehmen dürfen.
Erste Erfahrungen mit dem neuen Studiengang
Den Auftakt für die Studierenden bildete die offizielle Einfüh-
rungsveranstaltung am 01.10.2008, gestaltet durch Studien-
gangsleiter Herrn Prof. Dr. Heinrich Seidlmeier. Die Akzeptanz
und das Engagement der fördernden Firmen sowie der unter-
richtenden Dozenten zeigte sich bei der Welcome Party am
10.10.2008, bei der alle erschienen waren, um die Studieren-
den über ihre zukünftigen Möglichkeiten durch Erwerb des
Bachelor of Science in Wirtschaftsinformatik persönlich zu
informieren. Auch der damalige Vizepräsident Prof. Dr. Hartmut
Ernst begrüßte die Studierenden und die Vertreter der Partne-
runternehmen zu Beginn der Welcome Party. Als kleine Über-
raschung wurden den Studierenden exklusive Polo-Hemden,
gesponsort von den Partnerunternehmen, überreicht. Ein wei-
teres Highlight war der gemeinsame Besuch der Erstsemester
der Informatiker und der Wirtschaftsinformatiker im Deutschen
Museum, um die Geschichte der Informatik hautnah zu erleben.
Ähnliche Aktivitäten erwarten die Studierenden des zweiten
Jahrgangs.Die bisherigen Erfahrungen der Studierenden sind
durchweg positiv und bestätigen das hohe Niveau der vermit-
telten Inhalte. Wie sehr sie sich bereits jetzt mit ihrem Studi-
engang und der Hochschule identifizieren, zeigte sich am Tag
der offenen Tür, an dem auch drei von ihnen ganztags am
WIF-Stand alle Fragen neuer Interessenten beantworteten.
Neuland betraten Hochschulleitung, Verwaltung und die bei-
den Fakultäten durch die Zuordnung des Studiengangs zu zwei
Fakultäten. Damit war und ist ein zusätzlicher Koordinationsauf-
wand (Beispiel „Stundenplan BW und INF“) verbunden. Man-
che bislang unbekannten Fragen (Beispiel: „An welcher Fakultät
wählen die Wirtschaftsinformatiker ihre Vertreter?“) waren zu
beantworten. Da die Wirtschaftsinformatiker ständig zwischen
zwei Fakultäten „pendeln“, wurde eine zentrale Anlaufstelle
eingerichtet. Seit November 2008 besetzt Frau Dipl. Betriebs-
wirtin (FH) Birgit Rosenbaum diese halbe, aus Studien beiträgen
finanzierte Stelle. Die persönlichen Erfahrungen aus ihrem
Studium an der Hochschule Rosenheim und ihre fachliche
Kompetenz kann sie unmittelbar an „ihre“ Studenten und
Studentinnen weitergeben. Weiterhin unterstützt Frau Rosen-
baum maßgeblich die Leitung des Studiengangs.
Bessere Vernetzung
Im März 2009 wurde eine webbasierte „Wirtschaftsinforma-
tik-Community“ eingeführt. Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt
ist die intensive Einbindung der Partnerunternehmen in die
Lehre: zum Beispiel in Form von Exkursion, Fachvorträgen
oder Seminaren, die über das Pflichtprogramm hinausgehen.
Bis Mitte 2010 soll auch die Akkreditierung des Studiengangs
als Untermauerung der internationalen Anerkennung abge-
schlossen sein
Die Besonderheiten des Studiengangs in Kürze:
1. Der Studiengang ist eine gleichberechtigte Kooperation
zwischen den Fakultäten Betriebswirtschaft und Informatik
mit einem ausgewogenen Fachangebot.
2. Die Studierenden besuchen die Veranstaltungen zusammen
mit den Betriebswirten und den Informatikern und lernen
beide Welten hautnah kennen.
3. Durch die enge Zusammenarbeit mit den Partnerunterneh-
men erhalten sie von Anfang an wertvolle Einblicke in die
spätere Berufspraxis.
26 RosenheimerHochschulHefte
Aus den Fakultäten
Rosenheimer Studenten entwickeln 1-2 Liter Fahrzeug
Fünf Studenten der Produktionstechnik der Hochschule
Rosenheim machen ernst mit dem Spritsparen. Als studen-
tisches Projekt haben Florian Kästner, Tobias Dietl, Tobias
Höglauer, Alexander Zenz und Andreas Urban unter Anleitung
von Prof. Dr. Prasch und Prof. Dr. Wagner den Prototyp eines
verbrauchs-minimierten Kleinfahrzeugs konstruiert, gebaut
und auch schon probegefahren.
Das Fahrzeug sollte möglichst leicht sein, nur 5.000 EUR
kosten, 100 km/h erreichen und trotzdem nur 1-2 Liter auf
100 km verbrauchen. Deshalb wurde bei der Konstruktion auf
sämtliche Komfortausstattungen verzichtet und nur ein Fahrer
und ein Fahrgast berücksichtigt.
Das Sparmobil musste mit äußerst geringem Budget auf die
Beine gestellt werden. Ebenso war die Zeit für Konstruktion,
Beschaffung der Kaufteile, Eigenfertigung der übrigen Kom-
ponenten begrenzt. Daher musste z.B. ein konventioneller
Benzinmotor mit Getriebe und Differential eingesetzt werden.
Aus Kostengründen konnten auch die Kaufteile, wie Feder-
beine, Reifen und Räder, nicht nach geringstem Gewicht aus-
gesucht werden.
Bei der Eigenkonstruktion des Rahmens konnte das Team aber
einen deutlich leichteren und gleichzeitig steiferen Rahmen
herstellen, als Rahmen vergleichbarer Fun-Mobile.
Im nächsten Schritt wollen die Kollegen der Kunststoff-Tech-
nik eine aerodynamische Hülle aus Kunststoff dafür anferti-
gen, damit der Verbrauch und auch die Alltagstauglichkeit
gegeben sind.
Gesucht werden nun Sponsoren des Projekts, damit die vielen
vorhandenen Ideen, wie z.B. Radnabenmotoren o.ä., umge-
setzt werden können.
Die Rosenheimer Studenten v.l. Tobias Höglauer, Tobias Dietl und Alexander Zenz (Andreas Urban und Florian Kästner nicht im Bild) haben ein
1 bis 2 Liter-Fahrzeug entwickelt.
RosenheimerHochschulHefte 27
Aus den Fakultäten
Prognostizierbar zu 93,2% – Die gesellschaftliche
Konstruktion der Finanzkrise Autor: Prof Dr. Karl Wagner
Der nachfolgende Artikel über die einschneidenste Welt
wirtschaftskrise seit 1929 wurde vor 10 Monaten verfasst.
Er zählt zu den aktuellsten Themen der Vergangenheit. Der
Artikel ist dadurch weniger angreifbar, als sich viel mehr im
Rückblick gewiss Folgerungen ziehen lassen, wie der Autor
und die Studenten des Studienschwerpunktes Personal
wirtschaft mithilfe statistischer Methoden gedacht haben.
Das Ergebnis ist evident. Derjenige Leser, der weitere stati
stische Chartanalyse betreiben möchte, ist willkommen mit
dem Autor in einen Erfahrungsaustausch zu treten.
Die Finanzkrise ist in aller Munde, und eine daraus resultieren-
de Wirtschaftskrise ist virulent. Spezialisten streiten sich, wie
es dazu kommen konnte.
Im Vergleich zu früheren Aufwärts- und Abwärtstrends
scheint die Antwort dazu nicht so einfach wie die Wahr-
scheinlichkeitsprognose, dass ein November kälter ist als ein
Oktober. Eine einfache Gegenüberstellung der Temperatur-
verlaufscharts über mehrere Perioden hinweg zeigt ein ein-
deutiges Bild, dass in einer signifikanten Zahl von über 90%
aller Fälle die ersten beiden Wochen im Monat Oktober im
statistischen Mittel wärmer sind als die im November (www.
meinestadt.de/deutschland/wetter/vergleiche). Das Vertrau-
en in statistische Daten objektiver Gesetzmässigkeiten geht so
weit, dass wir heute durch verschiedene Messungen eindeutig
von einer einmaligen Erdüberwärmung ausgehen können.
Lässt sich die statistische Methode von Mittelwert- und
Standardabweichungsvergleichen auch auf die gegenwär-
tige Finanzkrise anwenden? Mit Studenten im Schwerpunkt
Personalwirtschaft (BW) haben wir hierzu im Oktober 2008
Berechnungen angestellt, indem die letzten beiden Zyklen der
Entwicklung der Mittelwerte Deutschen Aktienindex (DAX)
seit 2000 mit Hilfe einer statistischen Software ver glichen
wurden. Dazu diente folgender Chart, der mit kausalen
Ereignissen zwei Zyklen belegte:
Der erste Zyklus rote Entwicklung (1997 - 23.3.2003) wurde
dem zweiten blauen Zyklus (März 2003 – 2008) gegenüberge-
stellt. Jeweils bei Bildung eines neuen Ausschlags (Zacken in der
Entwicklung) wurde eine Messung an diesem Punkt vorgenom-
men, um beide Charts an dieser Stelle zu vergleichen. Insgesamt
basierte die Messung in 58 Zackenausschlägen, die vom Team
bis Oktober 2008 korreliert wurden. Eine tolerierbare Unschärfe
ergibt sich, dass das Ergebnis nicht taggenau ist, da die Zacken-
ausschläge nicht auf bestimmte Tage zurückgeführt wurden.
Die frappierende optische Aehnlichkeit der beiden Charts
mündet in einem Pearson’schen Korrelationskoeffizienten1 von
93,2%, bei einem sehr hohen signifikanten P-Wert von 0.000).
Entwicklung des Dax 1997 – 2008 (aus: Finanzen in: Welt am Sonntag v. 28.9.2008, S.47)
1 Der Korrelationskoeffizient ist eine statistische Darstellung einer zahlen-
mäßigen Verwandtschaft zwischen zwei Variablen, hier des „alten“ und
des „jetzigen“ Dax-Zyklus. Ist der Koeffizient 100 % dann nahmen beide
einen absolut identischen Verlauf in Bezug auf Auf- und Abwärtstrends
28 RosenheimerHochschulHefte
Aus den Fakultäten
Was lernen wir daraus? Das Resümee liest sich denkbar einfach.
1. Wenn es auch so aussieht, als entspräche die Wahrschein-
lichkeit der Koinzidenz beider Charts ähnlichen Gesetzmäs-
sigkeiten wie dem Wetter, so ist diese Vermutung korrekt und
irrt zugleich. Es liegt nämlich die Vermutung nahe, dass sich
„der“ Kurs Ereignisse „sucht“, welche eine fast identische Ent-
wicklung im Trendkanal von „rot“ und „blau“ wahrschein-
lich machen. Da sich 2008 an der Stelle der stärksten Talfahrt
im Zyklenvergleich keine World Trade Center Tragödie wie in
2001 abzeichnete, scheint, wieder ausgehend von den Verei-
nigten Staaten, eine Finanzkrise ausgegeben worden zu sein,
sozusagen als Alibi, um den Kurs nach unten fahren zu lassen.
2. Der blaue Zyklus hat derzeit etwa 80% der Laufzeit des
ersten roten Zyklus zurückgelegt. Wenn hierbei die Entwick-
lung seit 2003 bei dem blauen Zyklus zu 93% ähnlich ist, dann
wäre es generell fatal, zum jetzigen Zeitpunkt Geld in Dax-
Werten anzulegen. Die Chance, Gewinn zu machen, beträgt
statistisch gesehen nur 6.8 %, das Risko ist 93,2%.
Fazit
Nur diejenigen Eingeweihten und die Statistiker, welche diese
Korrelationen antizipierten, konnten und können den Gang
der Dinge absehen, und antizyklisch reagieren. Ein weltweites
Millionenheer von Kleinanlegern musste „dran glauben“, und
konnte die rapide Entwicklung finanziell kaum überleben.
Besonders dramatisch ist, dass im Gefolge der Entwicklung
die Wirtschaft in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Wenn der blaue Zyklus noch so lange andauert wie der rote,
wird die vernichtende Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt mit
Schwerpunkt auf Kleinanlegern bis 2010 noch kein Ende fin-
den – wenn wir der Wahrscheinlichkeitskurve Glauben schen-
ken. Es steht dann ein kleines Zwischenhoch bevor, bevor die
Talfahrt aus einem Grund, den wir noch nicht kennen, zum
Zeitpunkt der Publikation dieses Artikels die letzte atemberau-
bendste Talfahrt bis Ende 2009 antreten wird.
Paradoxer Trost: Zu Beginn des jetzigen Zyklus 2003 gingen
die Kurse seit dem Irakkrieg wieder nach oben …
Das Schlusswort, welches „das“ Problem bereits vor mehr
als 200 Jahren definierte, hat der amerikanische Präsident
Jefferson:
‚I believe that banking institutions are more dan-gerous to our liberties than standing armies. If the American people ever allow private banks to control the issue of their currency, first by inflation, then by deflation, the banks and corporations that will grow up around the banks will deprive the people of all pro-perty until their children wake-up homeless on the continent their fathers conquered.‘
– Thomas Jefferson 1802
RosenheimerHochschulHefte 29
Aus den Fakultäten
München zu sehen ist.
Der neuartige „Wärmemotor Patent Diesel“ hat im prak-
tischen Einsatz ab 1898 noch einige Hürden zu nehmen,
ehe er den Erwartungen seiner Betreiber in vollem Umfang
gerecht wird. Ab der Jahrhundertwende verbreitet sich der
Dieselmotor weltweit. Rudolf Diesel erlebt die Tragweite sei-
ner Pioniertat nur noch in ersten Ansätzen: Seit einer Schiffs-
passage von Belgien nach Großbritannien im Herbst 1913 gilt
er als verschollen.
Highlight des Museumsbesuches war sicherlich die Inbetrieb-
nahme eines Einzylinder-Tauchkolben-Dieselmotors aus dem
Jahre 1905 mit folgenden technischen Daten:
Leistung: 7kW (10 PS)
Drehzahl: 255 U/min
Kraftstoffverbrauch: 299 g/kWh
Hubraum: 7 791 ccm
Der 1,8 Tonnen schwere Motor arbeitete bis 1935 bei der
Schnupf- und Rauchtabakfabrik Pöschl in Landshut und koste-
te damals 6 500 Goldmark.
Exkursion zu M.A.N. nach Augsburg Autor: Markus Zacek
Dass der Wirtschaftsingenieur die Bezeichnung Ingenieur
zu Recht trägt, zeigt der Blick in das Vorlesungsverzeich-
nis der ersten Semester. Dort werden überwiegend tech-
nische Fächer gelesen. Deshalb ist natürlich der Besuch eines
typischen Unternehmens des Maschinenbaus bei den WI-
Studenten auf großes Interesse gestoßen.
Im Rahmen der Vorlesung Konstruktion 2 von Herrn Prof.
Franz Fischer im 2. Studiensemester hatten die Studierenden
die Gelegenheit, in die Fertigungshallen der MAN Aktienge-
sellschaft in Augsburg zu schauen und einmal das Flair eines
traditionsreichen Unternehmens live zu erleben.
Nach der Ankunft in Augsburg wurde zunächst das fir-
meneigene Museum besucht, welches mit einigen Origina-
lexponaten und Modellen die Technikgeschichte aller MAN
Unternehmen präsentiert.
Während der Führung durch das Museum wurde zunächst
die Geschichte des Unternehmens dargestellt, welches seine
Ursprünge in der 1758 gegründeten Eisenhütte St. Antony
in Oberhausen hat und schließlich 1986 völlig umgestaltet
wurde. Die Geschäftsbereiche wurden zu eigenständigen
Tochtergesellschaften der MAN Aktiengesellschaft umge-
wandelt, die sich heute in die fünf Bereiche Nutzfahrzeuge,
Industriedienstleistungen, Drucksysteme, Dieselmotoren und
Turbomaschinen gliedern.In Augsburg sind die beiden Unter-
nehmensbereiche Drucksysteme und Dieselmotoren behei-
matet, wobei letzterer natürlich eng mit dem Namen Rudolf
Diesel verbunden ist.
Rudolf Diesel, als Sohn deutscher Eltern in Paris geboren, hört
während seines Studiums vom schlechten Wirkungsgrad der
Dampfmaschine und von der Theorie des französischen Physi-
kers Sadi Carnot, dessen Kreisprozess eine wesentlich höhere
Energieausbeute versprach.
1893 erhält er die Patenturkunde Nr. 67 207 „Arbeitsverfah-
ren und Ausführungsart für Verbrennungskraftmaschinen“
und schließt den Vertrag zum Bau einer Versuchsmaschine
mit der Maschinenfabrik Augsburg ab, wo ihm auch ein Labor
eingerichtet wird. An einem Versuchsmotor gelingt 1895 der
erste Nachweis effektiver Leistung mit einem Wirkungsgrad
von 16,6%. Dank der Unterstützung durch Generaldirektor
Heinrich von Butz entsteht 1896 der erste betriebsfähige Die-
selmotor der Welt, welcher heute im Deutschen Museum in
Versuchsmotor von Rudolf Diesel
30 RosenheimerHochschulHefte
Aus den Fakultäten
Beim anschließenden Rundgang durch die Firma wurde aber
schnell klar, dass sich die modernen Motoren wesentlich wei-
terentwickelt haben und zumindest äußerlich nicht mehr viel
vom alten Wärmemotor zu erkennen ist. Im Werk Augsburg
werden hauptsächlich Viertakt-Dieselmotoren für Antrieb
und Bordstromversorgung von Schiffen sowie für Kraftwerke
gefertigt.
Das Leistungsspektrum dieser Motoren bewegt sich von 450
kW (600 PS) bis 23850 kW (32450 PS).
Die Motorblöcke werden in der internen Gießerei gegossen
und anschließend auch spanend bearbeitet. Mit den dafür
notwendigen Bearbeitungszentren könnte man auch kleinere
Einfamilienhäuser aus dem Vollen fräsen.
Beeindruckend war auch der Blick in die Motorenprüfstände,
wo die fertigen Motoren unter Belastung auf Herz und Nieren
geprüft werden. Ohne Gehörschutz würde man diese „Prüf-
höllen“ wohl nicht unbeschadet überstehen.
Etwas ruhiger ging es im zweiten Teil unserer Exkursion zu,
denn hier wurde die Tochtergesellschaft manroland AG ver-
tretend für den Bereich Drucktechnik besucht.
Am Standort Augsburg (Gründungsjahr 1845) werden Rollen-
offsetmaschinen für den Zeitungs- und für den hochwertigen
Illustrationsdruck von Prospekten, Katalogen, Magazinen,
Beilagen und Büchern gebaut.
Hier konnte der gesamte Produktionsablauf, vom Material-
lager über die Teilefertigung bis zur Endmontage der
Maschinen besichtigt werden. Zum Abschluss wurde sogar
ein Probelauf einer fertigen Druckmaschine gestartet, bei dem
innerhalb von wenigen Sekunden einige Kubikmeter Papier im
Abfallcontainer landeten.
Vollgetankt mit Eindrücken aus der Welt der Technik traten
wir dann die Heimreise an und die Studentinnen und Stu-
denten der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen freuten sich
wahrscheinlich schon auf die nächsten Vorlesungen der tech-
nischen Grundlagenfächer.
Gruppenfoto im Werksgelände
Kolben und Treibstange eines Schiffsdiesels
RosenheimerHochschulHefte 31
Aus den Fakultäten
Abbildung 1: Die Multiplikation
als fortgesetzte Addition:
3 x 4 = 4 + 4 + 4 = 12
Abbildung 2:
Die Grundziffern der römischen Zahlen: I=1, V=5, X=10, L=50, C=100,
D=500 und M=1000. Noch größere Zahlen wurden durch Rahmen und
Überstriche gekennzeichnet. Beispielsweise bedeutet M eine Million.
Babylonier (mathematische Keilschrifttexte um 2000 v. Chr.),
die Ägypter (Papyrus Rhind aus dem 19. Jahrhundert v. Chr.),
natürlich die Griechen und die Römer, auch die Chinesen (Liu
Hui, um 200) und Inder (Aryabhatiya, um 500), die Araber (alKa-
ragi, um 900) die Italiener (Leonardo von Pisa, 1170 bis 1240),
die Deutschen (Adam Ries, 1492 bis 1559) und, und, und.
Kluge Leute haben also die Multiplikation an verschiedenen
Stellen der Welt unabhängig voneinander immer wieder neu
erfunden. Die eigentliche Frage lautet, ob das Problem der
Multiplikation überhaupt schon abschließend gelöst werden
konnte.
Die alten Römer hatten es nicht leicht
Im römischen Reich und weiten Teilen Europas hat man bis
ins Mittelalter hinein das römische Ziffernsystem verwendet.
Es basiert auf Zehnerpotenzen, die man zusätzlich mit 5 mul-
tiplizieren konnte. Die zugehörigen Zahlzeichen sind in Abb.
2 aufgelistet. Bei mehrstelligen Zahlen werden die erfor-
derlichen Zahlzeichen mit von links nach rechts abfallenden
Werten nebeneinander geschrieben. Der Zahlenwert der
gesamten Zahl ergibt sich durch Aufaddieren der Zahlenwerte
der einzelnen Zahlzeichen. Stellenabhängige Werte und die
Null kennt das römische Ziffernsystem nicht. Als Besonderheit
kommt hinzu, dass zur Reduktion der Zahlenlänge ein Zeichen
L, X und C vom rechts daneben stehenden Zeichen abgezogen
wird, wenn dieses um den Faktor 5 oder 10 größer ist. Für 9
schreibt man also nicht VIIII sondern kürzer IX und für 900
schreibt man CM. Aber XM für 990 ist nicht zulässig.
Wenn man über Algorithmen spricht – und die Multiplikation
von natürlichen Zahlen ist ein Musterbeispiel dafür – dann ori-
entieren sich Informatiker gerne an einem Goethe-Zitat:
Das WAS bedenke, mehr bedenke WIEJ.W. von Goethe, Faust II
WAS Multiplikation eigentlich ist, macht man sich am besten
an einem aus dem Leben gegriffenen Beispiel klar: Man geht
drei Mal in den Keller und holt jedes Mal vier Flaschen Wein
(zwei in jeder Hand) rauf. Wie viele Flaschen sind das insge-
samt? Jedes Mal, wenn man wieder mit vier Flaschen aus dem
Keller kommt, addiert man diese zu den bereits vorhandenen:
Multiplikation ist also nichts anderes, als eine Abkürzung für
fortgesetzte Addition. Und weil Menschen zu allen Zeiten
bemüht waren, nicht nur körperliche sondern auch geistige
Arbeit zu minimieren, hat man auch seit jeher versucht, die-
se Abkürzung möglichst effizient zu gestalten. WIE man das
aber am besten macht, ist gar keine so einfache Frage. Es wird
bereits seit über 4000 Jahren daran gearbeitet.
Wenn man nach den geschichtlichen Ursprüngen sucht, dann
kann man der Binsenweisheit folgen „Lasst uns erst einmal
betrachten, wie es die alten Griechen machten“. Tatsächlich
findet man im siebten Buch der Elemente von Euklid (ca. 365
bis 300 v. Chr.) in Definition 15 eine Multiplikationsvorschrift
[Euk]. Wörtlich übersetzt steht da: „Man sagt, dass eine Zahl
eine Zahl vervielfältige, wenn die zu vervielfältigende so oft
zusammengesetzt wird, wie
viel Einheiten jene enthält,
und so eine Zahl entsteht!“
Soll beispielsweise die Zahl
drei die Zahl vier vervielfäl-
tigen (3×4), so wird 4 so oft
zusammengesetzt (addiert),
wie die in 3 enthaltenen Ein-
heiten angeben, also 4+4+4.
So entsteht eine Zahl, näm-
lich das Ergebnis 12.
Praktisch alle alten Kulturen
kannten die Multiplikation
[Tsc03]. Beispielsweise die
Wer hat eigentlich die Multiplikation erfunden?
Multiplikation, was ist das?
32 RosenheimerHochschulHefte
Aus den Fakultäten
Für die praktische Ausführung von Multiplikationen hat man
damals Rechentücher [Ger94] verwendet. Bei diesen waren in
der obersten Zeile die Zahlsymbole eingetragen. Darunter gab
es Felder, in die man Marken (Rechenpfennige) legen konnte,
die angaben, wie oft das betreffende Symbol zu zählen war.
Die ägyptische Multiplikation
Die Ägypter kannten bereits vor Jahrtausenden eine Multipli-
kationsmethode, die in mancher Hinsicht nicht schlechter war
als die heute verwendete [Ger94]. Hinweise darauf findet man
auf dem berühmten Papyrus Rhind.
Die antike Methode funktioniert wie folgt: Zunächst schreibt
man den größeren Faktor auf, im Beispiel 92×21 also die Zahl
92; daneben schreibt man eine 1. Nun verdoppelt man in den
folgenden Zeilen jeweils die Zahlen der vorhergehenden Zeile.
In der zweiten Zeile steht dann also 2×92 = 184 und daneben
2×1 = 2. So fährt man fort, bis die in der zweiten Spalte ent-
stehende Zahl (offensichtlich eine Zweierpotenz) gerade noch
kleiner ist als der kleinere der beiden Faktoren, hier also 21.
Die wesentlichen Vorteile des Verfahrens sind, dass das Ver-
doppeln eine sehr einfache Operation ist und dass es auch mit
primitiven Ziffernsystemen wie dem römischen funktioniert,
die keine Stellenwerte kennen, wie wir das vom Dezimalsy-
stem gewöhnt sind. Das Verfahren sieht dann für 92×21 so
aus:
Abbildung 3 illustriert die Verwendung des Rechentuchs anhand des
Beispiels 92x21= 1932. Zunächst wird der größere Faktor, also XCII=92
mit Marken in die erste Reihe gelegt. Die abkürzende Notation wird
dabei aufgehoben, man legt also LXXXXII statt XCII. Nun werden diese
Marken der Reihe nach mit den Zahlzeichen des zweiten Faktors XXI=21
multipliziert, also mit X, dann nochmals mit X und schließlich mit I. Man
verwendet einfach das Distributivgesetz und rechnet: 92x(10 + 10 + 1).
Die Zwischenergebnisse der Multiplikationen mit den einzelnen Stel-
len werden durch Auflegen von Marken in die jeweils folgenden Zeilen
eingetragen. Die Multiplikation mit I ist trivial: Man kopiert einfach die
Marken, die der zu multiplizierenden Zahl entsprechen. Eine Multiplika-
tion mit X (C, M) entspricht der Verschiebung einer Marke um zwei (vier,
sechs) Felder nach links. Bei der Multiplikation mit V sind zwei Fälle zu
unterscheiden: Ist der Multiplikand eine Zehnerpotenz, so werden die
Rechensteine um eine Stelle nach links verschoben. Ist der Multiplikand
dagegen V, L oder D, so werden eine Marke in das betreffende Feld und
zwei weitere in das links benachbarte Feld (also X, C oder M) kopiert. So
wird aus VxV die Zahl XXV. Nach Verarbeitung sämtlicher Stellen sam-
melt man spaltenweise alle Marken in der untersten Zeile auf. Das ent-
spricht der Addition der Zwischenergebnisse. Sodann fasst man dann
in jedem Feld so viele Marken zusammen, wie man für das nächsthö-
here Zeichen benötigt. Im obigen Beispiel folgt so das Ergebnis, nämlich
MDCCCCXXXII, bzw. verkürzt MCMXXXII = 1932.
Von Ägyptern, russischen Bauern und Pippi Lang strumpf
RosenheimerHochschulHefte 33
Aus den Fakultäten
Mit arabischen Ziffern: Mit römischen Zahlen:
1 × 92 = 92 1 = 20 XCII I
2 × 92 = 184 2 = 21 CLXXXIV II
4 × 92 = 368 4 = 22 CCCLXVIII IV
8 × 92 = 736 8 = 23 DCCXXXVI VIII
16 × 92 = 1472 16 = 24 fertig, MCDLXXII XVI
da 32 > 21
Die Prozedur endet in der fünften Zeile, weil da in der zweiten
Spalte die Zahl 16 auftritt und die bei der nächsten Verdopp-
lung entstehende Zahl 32 bereits größer als 21 wäre.
Im nächsten Schritt sucht man diejenigen Zahlen in der rech-
ten Spalte auf, deren Summe gerade 21 ergibt und markiert
die entsprechenden Zeilen – im obigen Beispiel durch orange
Farbe. Dies funktioniert immer auf eindeutige Weise. Schließ-
lich addiert man die Zahlen in der ersten Spalte aller mar-
kierten Zeilen und erhält das korrekte Ergebnis 1932. Im Detail
wurde folgendermaßen gerechnet:
92×21 = 92×(1 + 4 + 16) = 1×92 + 4×92 + 16×92 =
92 + 368 + 1472 = 1932 = MCMXXXII
Die wesentliche Idee der Methode ist, dass die Zahl
21 in eine Summe aus Zweierpotenzen zerlegt wurde:
21 = 1 + 4 + 16 = 20 + 22 + 24 und dass außerdem immer nur
verdoppelt wird. Man muss also im Zehnersystem das „kleine
Einmaleins“ nicht beherrschen, um auf diese Weise multipli-
zieren zu können. Immerhin besteht das kleine Einmaleins aus
einer Tabelle mit 50 größtenteils zweistelligen Zahlen, darun-
ter so schlimme wie 7 × 8 = 56, die man mühsam auswendig
lernen muss.
Auch mit den römischen Zahlen ist Verdoppeln unproble-
matisch, so dass intelligentere Römer, die mit der ägyp-
tischen Multiplikation umgehen konnten, kein Rechentuch
benötigten.
Die russische Bauernmultiplikation
Die russische Bauernmultiplikation ist mit der ägyptischen
Multiplikation eng verwandt. In die erste Zeile wird wieder
links der größere Faktor geschrieben, aber rechts jetzt nicht 1,
sondern der kleinere der beiden Faktoren. Nun wird wieder
zeilenweise vorgegangen. Dabei wird die linke Zahl immer
verdoppelt, die rechte aber halbiert. Der bei Halbierung einer
ungeraden Zahl auftretende „Rest 1“ wird dabei einfach weg-
gelassen. Für 92 × 21 folgt damit:
92 21
184 10
368 5
736 2
1472 1 92 + 368 + 1472 = 1932
Man markiert jetzt alle Zeilen, in denen auf der rechten Seite
eine ungerade Zahl steht (die Ausgangszahl zählt dabei auch
mit) und addiert wie bei der ägyptischen Multiplikation die in
den markierten Zeilen stehenden Zahlen in der linken Spalte.
Man könnte denken, dass die russischen Bauern diese Metho-
de bevorzugt haben, weil nach russischem Geschmack Hal-
bieren einfacher ist als Verdoppeln. Die Bauern waren aber
tatsächlich schlauer als die Ägypter: Erstens muss man bei der
russischen Methode nicht prüfen, ob bei der Verdopplung
der Zahlen in der rechten Spalte das Ergebnis schon zu groß
geworden ist, sondern das Verfahren endet einfach, sobald
eine 1 erreicht ist. Zweitens ergeben sich die Markierungen der
Zeilen sozusagen „von selbst“, wenn nämlich das Ergebnis der
Halbierung ungerade ist. Bei der ägyptischen Multiplikation
Abbildung 4:
Ausschnitt aus dem fast 4000 Jahre alten ägyptischen Papyrus Rhind
34 RosenheimerHochschulHefte
Aus den Fakultäten
muss man dagegen alle Potenzen von 2 in der rechten Die
Spalte probeweise addieren, um genau die zu finden, die in
der Summe tatsächlich den zweiten Faktor ergeben.
Tatsächlich entspricht das fortgesetzte Halbieren der
Umwandlung des Faktors 21 in eine Zahldarstellung im
Zweier- oder Binärsystem. Man erkennt dies, wenn man
die Basis des Binärsystems, also die Zahl 2, gemäß des
Horner’schen Schemas ausklammert:
21 = 1 × 24 + 0 × 23 + 1 × 22 + 0 × 21 + 1 × 20 = (((1×2 + 0)×2 + 1)× 2
+ 0) × 2 + 1
An den Koeffizienten 0 bzw. 1, mit denen die Zweierpotenzen
multipliziert werden, liest man ab, wie die umgewandelte Zahl
im Binärsystem lautet: 21dez
= 10101bin
Dividiert man nun den obigen Ausdruck für 21 fortgesetzt
durch 2, so folgt:
21 / 2 = 10 Rest 1 – oder explizit:
[(((1 × 2 + 0) × 2 + 1) × 2 + 0) × 2 +1] / 2 = ((1 × 2 + 0) × 2 + 1) × 2
Rest 1
10 / 2 = 5 Rest 0 – oder explizit:
[((1 × 2 + 0) × 2 + 1) × 2] / 2 = (1 × 2 + 0) × 2 + 1 Rest 0
5 / 2 = 2 Rest 1 – oder explizit:
[(1×2 + 0)×2 + 1] / 2 = 1×2 Rest 1
2 / 2 = 1 Rest 0 – oder explizit:
[1 × 2] / 2 = 1 Rest 0
1 / 2 = 0 Rest 1 – oder explizit:
1 / 2 = 0 Rest 1
Man erkennt, dass für ungerade Zahlen die Divisionsreste 1
sind und für gerade Zahlen 0. Diese Divisionsreste liefern, wie
die explizite Rechnung durch Ausklammern der Basis 2 zeigt,
die binären Stellen von 21 in aufsteigender Reihenfolge. Als
ersten Divisionsrest erhält man demnach das niedrigstwertige
Bit der Binärzahl und als letzten das höchstwertige.
Nach diesem Verfahren lernen Informatik-Studenten im ersten
Semester, wie man Dezimalzahlen in Binärzahlen umwandelt.
Die Methode ist nicht nur für das Dezimalsystem anwendbar,
sondern für alle Umwandlungen aus beliebigen Zahlensyste-
men in jedes andere. Man muss einfach nur fortgesetzt durch
die Basis des Zielsystems dividieren und die Divisionsreste als
Ziffern im Zielsystem interpretieren. Die russische Bauern-
multiplikation entspricht damit weitgehend der Multiplikati-
on von Binärzahlen, so wie sie auch in Computern ausgeführt
wird.
Pippi Langstrumpf und die Plutimikation
Und wie kommt die passionierte Querdenkerin Pippi Lang-
strumpf ins Spiel?
Als sie in der Schule das kleine Einmaleins auswendig lernen
sollte, wollte sie das gar nicht einsehen. Unter Kennern wird
vermutet, dass Sie während ihrer Reisen auf der Hoppetosse
mitbekommen hatte, dass es mit der russischen Bauernmul-
tiplikation auch einfacher geht. Daher beschloss sie „Plutimi-
kation ist nicht mein Ding“, denn der Schulalgorithmus ist ja
eigentlich viel zu schwierig.
Abbildung 5:
Pippi Langstrumpf – „Plutimikation war nicht ihr Ding.“
RosenheimerHochschulHefte 35
Aus den Fakultäten
Nach Adam Ries …
Vom Rechentuch zum Schulalgorithmus
Im Mittelalter begann sich, angetrieben durch den Handel
mit der arabischen Welt, das Zehnersystem durchzusetzen,
da man mit diesem viel effizienter rechnen, insbesondere
multiplizieren konnte als mit den römischen Ziffern. Einer der
Wegbereiter war Leonardo von Pisa (1170 bis 1240), besser
bekannt unter dem Namen Fibonacci. Im 15. Jahrhundert
hatten sich die arabischen Ziffern in Deutschland zwar schon
längst durchgesetzt, man multiplizierte aber immer noch „auf
der Linie“ mit diversen Varianten von Rechentüchern, Rechen-
brettern und dem auf ähnlichen Prinzipien basierenden, um
1100 v. Chr. im Orient erfundenen Abakus. Auch Martin
Luther hat das noch so gelernt. Mit Beginn des 16. Jahrhun-
derts wurde dann Adam Ries (nicht Riese) als „Churfürstlich
Sächsischer Hofarithmetikus“ durch seine populären Rechen-
bücher zum sprichwörtlichen Rechenmeister der Deutschen
[Ries]. Durch ihn wurde der auch heutzutage noch in der
Grundschule gelehrte schriftliche Multiplikationsalgorithmus
Allgemeingut.
Ist beispielsweise die Multiplikationsaufgabe 92 × 21 auszu-
führen, so rechnet man nach Adam Ries:
92 × 21 = 1932
184
92
1932
Wie schnell geht das eigentlich?
Zählt man die für die Multiplikation langer Zahlen erforderliche
Anzahl der elementaren Multiplikationen einzelner Ziffern, so
findet man rasch heraus, dass jede Ziffer des ersten Faktors
mit jeder Ziffer des zweiten multipliziert werden muss. Haben
beide Faktoren jeweils n Ziffern, so sind also n2 Elementar-
multiplikationen erforderlich. Dazu kommen noch einige
Additionen, die aber sehr schnell ausführbar sind und daher
bei der Abschätzung des Rechenaufwands vernachlässigt wer-
den können. Natürlich können beide Faktoren unterschied-
liche Stellenzahlen haben, der Einfachheit halber kann man
aber annehmen, dass beide gleich lang sind, da sich dadurch
an der Betrachtung des Rechenaufwands nichts Wesentliches
ändert. Bei der Aufgabe 92 × 21 ist n=2, man benötigt also nur
vier Elementarmultiplikationen. Für n=10 sind es aber schon
100 und für n=100 bereits 10 000. Wie man sieht, steigt der
Arbeitsaufwand mit höheren Stellenzahlen sehr rasch an. Nun
ist es aber so, dass Zahlen mit einigen hundert Stellen in der
Praxis durchaus wichtig sind, beispielsweise für die effiziente
Verschlüsselung von Nachrichten, so dass schnellere Multipli-
kationsverfahren sehr gefragt sind.
Der Aufwand für eine Multiplikation steigt also beim Standard-
verfahren quadratisch mit der Stellenzahl n der Faktoren an,
nämlich proportional zu n2. Man kann leicht zeigen, dass
dies für die Ägyptische Methode und die russische Bauern-
multiplikation auch nicht besser ist. Zwar muss man immer nur
mit 2 multiplizieren, dafür sind aber die Stellenzahlen im Binär-
system um den Faktor ld(10) ≈ 3.3219 größer als im Zehner-
system. Dabei ist ld der Zweierlogarithmus mit der Basis 2.
Abbildung 7:
Adam Ries und sein Rechenbuch aus dem Jahre 1522. Auf dem Buch
ist ein damals verwendetes Rechenbrett abgebildet.
Abbildung 6:
Ein mittelalterlicher Abakus. Die
unteren Perlen repräsentieren Einer,
die oberen Fünfer.Die senkrechten
Spalten entsprechen den Stellen im
Zehnersystem.
36 RosenheimerHochschulHefte
Aus den Fakultäten
Logarithmen
Manchmal ist der direkte Weg zur Lösung einer Aufgabe lang-
wierig und/oder schwierig, so dass gelegentlich ein Umweg
bequemer zum Ziel führt. Nach Einführung der Logarithmen
in 1614 durch John Napier bot sich eine solche Gelegenheit
für Multiplikationsverfahren. Die Logarithmusfunktion ist die
Umkehrfunktion der Potenzfunktion: Aus ba = c folgt logbc = a.
Betrachtet man beispielsweise die Beziehung 103 = 1000, so
liefert der Zehnerlogarithmus log(1000) = 3 den Exponenten
3, mit dem man die Basis 10 potenzieren muss, damit man
1000 erhält. Wählt man anstelle der Basis b=10 die Basis b=2,
so erhält man den auch im vorigen Kapitel schon verwendeten
Zweierlogarithmus. Dieser liefert beispielsweise ld(256) = 8,
also den Exponenten 8, mit dem man die Basis 2 potenzieren
muss, damit man 256 erhält.
Logarithmen haben die interessante Eigenschaft, dass
log (a × b) = log (a) + log (b) gilt. Angenommen, die Logarith-
musfunktion wäre viel einfacher zu berechnen als die Multi-
plikation, dann liegt es nahe, wie in Abbildung 8 illustriert,
zunächst die Logarithmen von a und b zu ermitteln (wie auch
immer das geht) und diese zu addieren: s = log (a) + log (b). Aus
dem Zwischenergebnis s folgt das Resultat der Multiplikation
durch „Delogarithmieren“ also durch Berechnen von 10s.
Insgesamt hat man die folgende Identität ausgenützt:
a × b = 10 log(a) + log(b)
Logarithmentafeln
Logarithmen oder Potenzen von 10 zu berechnen ist aber
beileibe nicht einfacher als Multiplizieren, ganz im Gegenteil.
Ein Vorteil ergibt sich aber dennoch, da man die benötigten
Werte als Tabelleneinträge vorab berechnen und in einer
Logarithmentafel auflisten kann. Das Logarithmieren und
Delogarithmieren reduziert sich damit auf Nachschlagen in
einer Logarithmentafel.
Möchte man beispielsweise 92 × 21 über den Umweg des
Logarithmierens berechnen, so sucht man zunächst die Loga-
rithmen von 92 und 21 in einer Logarithmentafel auf, bildet
daraus die Summe s und berechnet schließlich das Ergebnis
10s und zwar ebenfalls durch Ablesen in der Logarithmentafel:
log(92) ≈ 1.96379
log(21) ≈ 1.32222
s = 1.96379 + 1.32222 = 3.28601
92×21 ≈ 103.28601 ≈ 1932.01
Zu beachten ist, dass man nur einen Näherungswert erhält;
die Anzahl der korrekten Dezimal stellen hängt von der Stellen-
zahl der Logarithmen tafel ab.
Abbildung 8:
Prinzip des Multiplizierens durch Verwendung von Logarithmen.
Abbildung 9:
Die erste Logarithmentafel von
John Napier aus 1624.
Multiplikation auf Umwegen
RosenheimerHochschulHefte 37
Aus den Fakultäten
Rechenschieber
Schon wenige Jahre nach der Einführung von Logarithmen-
tafeln wurde die Idee des Rechenschiebers geboren: Man
verwendete zwei bewegliche Lineale mit logarithmischer Ska-
lenteilung. Durch Aneinanderlegen der Skalen, entsprechend
der Addition von Längen, konnte dann sehr viel schneller als
durch Nachschlagen in Logarithmentafeln multipliziert wer-
den. Als Erfinder des Rechenschiebers gilt William Oughtred,
der 1622 das erste Modell mit beweglichen Skalen vorgestellt
hatte.
Multiplikationen und Divisionen, aber auch Berechnungen
mit Wurzeln und Winkelfunktionen sowie zahlreiche weitere
Operationen können mithilfe zusätzlicher Skalen auf einem
Rechenschieber mit etwas Übung sehr schnell ausgeführt
werden, durchaus vergleichbar mit der Handhabung heutiger
Taschenrechner. Allerdings liefern Rechenschieber wie auch
Logarithmentafeln nur die Ziffernfolgen des Ergebnisses. Die
Größenordnung muss man durch eine Überschlagsrechnung
selbst ermitteln.
350 Jahre lang war der Rechenschieber weltweit in einer
computer freien Zeit das wichtigste Recheninstrument über-
haupt. Ingenieuren diente er als unverzichtbares Werkzeug, so
lange drei exakte Stellen ausreichend waren. Auch das Münch-
ner Olympiastadion wurde noch weitgehend computer frei
errichtet.
Nach der Erfindung des Taschenrechners in 1969 dauerte es
dann noch sechs Jahre, bis der Rechenschieber in deutschen
Schulen offiziell durch den Taschenrechner abgelöst wurde.
Quadrieren statt Multiplizieren
Wenn Multiplizieren schon so schwierig ist, dann könnte man
es ja mal mit Quadrieren versuchen. Tatsächlich ist es eine
interessante Frage, ob das Quadrieren einer Zahl wesent-
lich schneller ausgeführt werden kann als die Multiplikation.
Durch Abwandlungen der bekannten Algorithmen ist Qua-
drieren in der Tat fast doppelt so schnell möglich wie Mul-
tiplizieren, wie beispielsweise D. Zuras [Zur94] gezeigt hat.
Allerdings sind hier prinzipielle Grenzen gesetzt, wie folgende
einfache Überlegung zeigt. Die Multiplikation zweier Zahlen
a und b lässt sich nämlich auch folgendermaßen durch zwei
Quadrate darstellen, was sich durch Ausmultiplizieren der
Klammern sofort nachvollziehen lässt:
a × b = [(a + b)2 – (a – b)2] / 4
Das Ersetzen der Multiplikation durch zwei Quadrate impliziert
jedoch, dass QuadrierAlgorithmen prinzipiell nicht schneller
als doppelt so schnell wie MultiplikationsAlgorithmen sein
können. Denn wenn es einen schnelleren Quadrieralgorith-
mus gäbe, so könnte man nach obiger Formel die Multiplika-
tion eben durch diesen schnelleren Algorithmus ausdrücken.
Bezeichnet man die Ausführungszeiten mit T, dann gilt folglich
die Beziehung:
TMultiplizieren
<_ 2TQuadrieren
Die Methode „Quadrieren statt Multiplizieren“ gemäß obiger
Formel wird in Analogrechnern seit jeher praktiziert, da Qua-
drierer wesentlich einfacher als Hardware realisiert werden
können als Multiplizierer. Man nützt dazu aus, dass man mit
Netzwerken aus Dioden leicht elektronische Schaltungen mit
parabelförmigen Kennlinien der Art y = x2 entwickeln kann.
Multiplikation in Babylon
Erstaunlicherweise ist die Multiplikation mithilfe von Qua-
dratzahlen nach der Formel a × b = [(a + b)2 – (a – b) 2] / 4 die
älteste bislang bekannt gewordene systematische Multipli-
kationsmethode. In sumerischen und babylonischen Keil-
schrifttafeln fand man Tabellen von Quadratzahlen [Con00]
und etliche Berechnungsbeispiele, u.a. für die Konstruktion
von Bewässerungskanälen. Zur Ausführung einer Multipli-
kation, etwa 32 × 21, berechnete man zunächst 32 + 21 = 53
sowie 32-21=11. Anschließend suchte man auf der töner-
nen Keilschrift- Tabelle die zugehörigen Quadratzahlen, also
Abbildung 10: Beispiel für einen Schulrechenschieber. Zur Berechnung
der Aufgabe 2.1 x 3.0 = 6.3 wird die Zahl 2.1 auf der feststehenden un-
teren Skala gesucht. Nun wird die bewegliche Zunge so nach rechts ver-
schoben, dass deren 1 exakt über der Teilung 2.1 auf der unteren Skala
steht. Anschließend verschiebt man den beweglichen Läufer so weit
nach rechts, bis die darauf befindliche senkrechte Haarlinie exakt über
dem Skalenstrich 3.0 der oberen Skala steht. Die Haarlinie des Läufers
zeigt dann auf der unteren Skala das Ergebnis 6.3 an.
Zwischenspiel: Multiplizieren und Quadrieren
38 RosenheimerHochschulHefte
Aus den Fakultäten
532 = 2809 sowie 112 = 121.
Subtraktion der beiden
Quadratzahlen ergibt
2809 - 121 = 2688. Division
durch 4 oder, was einfacher
ist, zweimaliges Halbieren
liefert dann das Ergebnis 672.
Die Babylonier arbeiteten
übrigens mit einem Zahlen-
system auf der Basis 60, da
die 60 sehr viele Teiler besitzt,
was die Division wesentlich
erleichtert. Ein Relikt aus
diesen antiken Tagen ist die
Einteilung des Tages in 24
Stunden und das bei Kauf-
leuten früher gebräuchliche
Rechnen im Zwölfersystem.
Die Bezeichnung Dutzend für
Zwölf erinnert heute noch
daran.
Geometrische Multiplikation mit Parabeln
Eine Weiterführung des Gedankens „Quadrieren statt
Multi plizieren“ legt ein geometrisches Multiplikations-
verfahren unter Verwendung einer um die Y-Achse sym-
metrischen Parabel y = x2 nahe. Möchte man zwei Zahlen a
und b miteinander multiplizieren, so setzt man zunächst b
in die Parabel gleichung y = x2 ein; dies ergibt den Punkt P1(b,
b2) auf dem rechten Ast der Parabel. Sodann setzt man -a
ein und erhält P2(-a, a2) auf dem linken Ast. Das Multiplika-
tionsergebnis a × b ist dann die Y-Komponente des Schnitt-
punkts der durch die beiden Punkte P1 und P
2 verlaufenden
Geraden mit der Y-Achse. Ein interessanter, aus Abbildung
12 ersichtlicher Nebeneffekt ist, dass sich dieses Verfahren
als „Primzahlsieb“ erweist.
Eine durch zwei Punkte P1(x
1, y
1) und P
2(x
2, y
2) verlaufende
Gerade lautet allgemein:
und nach y aufgelöst:
Setzt man x1=b, y
1=b2 sowie x
2=-a, y
2=a2 ein und berück-
sichtigt noch, dass für den gesuchten Schnittpunkt mit der
Y-Achse x=0 gilt, so folgt das in der Grafik verdeutlichte
Ergebnis:
Abbildung 11:
Eine ca. 4000 Jahre alte babylo-
nische Lehmtafel mit Quadrat-
zahlen.
Geometrische Multiplikation mit Parabeln
Eine Weiterführung des Gedankens „Quadrieren statt Multiplizieren“ legt ein geometrisches Multiplikationsverfahren unter Verwendung einer um die Y-Achse symmetrischen Parabel y = x2 nahe. Möchte man zwei Zahlen a und b miteinander multiplizieren, so setzt man zunächst b in die Parabelgleichung y=x2 ein; dies ergibt den Punkt P1(b, b2) auf dem rechten Ast der Parabel. Sodann setzt man -a ein und erhält P2(-a, a2) auf dem linken Ast. Das Multiplikations-ergebnis a⋅b ist dann die Y-Komponente des Schnittpunkts der durch die beiden Punkte P1und P2 verlaufenden Geraden mit der Y-Achse. Ein interessanter, aus Abbildung 12 ersichtli-cher Nebeneffekt ist, dass sich dieses Verfahren als „Primzahlsieb“ erweist.
Eine durch zwei Punkte P1(x1, y1) und P2(x2, y2) verlaufende Gerade lautet allgemein:
12
12
1
1
xxyy
xxyy
−−
=−−
und nach y aufgelöst: 112
121 y
xxyy)xx(y +
−−
−=
Setzt man x1=b, y1=b2 sowie x2=-a, y2=a2 ein und berücksichtigt noch, dass für den gesuchten Schnittpunkt mit der Y-Achse x=0 gilt, so folgt das in der Grafik verdeutlichte Ergebnis:
bab)ba(bbab
)ba)(ba(bbba
baby 22222
⋅=+−=++
−+=+
−−−
−=
Abbildung 12: Geometrische Multiplikation mithilfe einer Parabel y=x2. Verbindet man einen auf dem linken Ast der Parabel liegenden Punkt mit einem auf dem rechten Ast liegenden Punkt durch eine Gerade, so ergibt der Schnittpunkt der Verbindungsgeraden mit der Y-Achse das Produkt der zu den beiden Punkten gehörenden X-Koordinaten. Alle Geraden, die Produkten von natürlichen Zahlen zwi-schen 2 und 6 entsprechen, sind blau eingezeichnet. Die schwarze Gerade hebt als Beispiel den Fall 4⋅5=20 hervor. Die auf der Y-Achse liegenden Primzahlen sind dadurch erkennbar, dass sie durch keine Gerade geschnitten werden. Dies ist durch die roten Kreise markiert.
9
Geometrische Multiplikation mit Parabeln
Eine Weiterführung des Gedankens „Quadrieren statt Multiplizieren“ legt ein geometrisches Multiplikationsverfahren unter Verwendung einer um die Y-Achse symmetrischen Parabel y = x2 nahe. Möchte man zwei Zahlen a und b miteinander multiplizieren, so setzt man zunächst b in die Parabelgleichung y=x2 ein; dies ergibt den Punkt P1(b, b2) auf dem rechten Ast der Parabel. Sodann setzt man -a ein und erhält P2(-a, a2) auf dem linken Ast. Das Multiplikations-ergebnis a⋅b ist dann die Y-Komponente des Schnittpunkts der durch die beiden Punkte P1und P2 verlaufenden Geraden mit der Y-Achse. Ein interessanter, aus Abbildung 12 ersichtli-cher Nebeneffekt ist, dass sich dieses Verfahren als „Primzahlsieb“ erweist.
Eine durch zwei Punkte P1(x1, y1) und P2(x2, y2) verlaufende Gerade lautet allgemein:
12
12
1
1
xxyy
xxyy
−−
=−−
und nach y aufgelöst: 112
121 y
xxyy)xx(y +
−−
−=
Setzt man x1=b, y1=b2 sowie x2=-a, y2=a2 ein und berücksichtigt noch, dass für den gesuchten Schnittpunkt mit der Y-Achse x=0 gilt, so folgt das in der Grafik verdeutlichte Ergebnis:
bab)ba(bbab
)ba)(ba(bbba
baby 22222
⋅=+−=++
−+=+
−−−
−=
Abbildung 12: Geometrische Multiplikation mithilfe einer Parabel y=x2. Verbindet man einen auf dem linken Ast der Parabel liegenden Punkt mit einem auf dem rechten Ast liegenden Punkt durch eine Gerade, so ergibt der Schnittpunkt der Verbindungsgeraden mit der Y-Achse das Produkt der zu den beiden Punkten gehörenden X-Koordinaten. Alle Geraden, die Produkten von natürlichen Zahlen zwi-schen 2 und 6 entsprechen, sind blau eingezeichnet. Die schwarze Gerade hebt als Beispiel den Fall 4⋅5=20 hervor. Die auf der Y-Achse liegenden Primzahlen sind dadurch erkennbar, dass sie durch keine Gerade geschnitten werden. Dies ist durch die roten Kreise markiert.
9
Abbildung 12:
Geometrische Multiplikation mithilfe einer Parabel y=x2. Verbindet
man einen auf dem linken Ast der Parabel liegenden Punkt mit einem
auf dem rechten Ast liegenden Punkt durch eine Gerade, so ergibt der
Schnittpunkt der Verbindungsgeraden mit der Y-Achse das Produkt
der zu den beiden Punkten gehörenden X-Koordinaten. Alle Geraden,
die Produkten von natürlichen Zahlen zwischen 2 und 6 entsprechen,
sind blau eingezeichnet. Die schwarze Gerade hebt als Beispiel den
Fall 4 × 5=20 hervor. Die auf der Y-Achse liegenden Primzahlen sind
dadurch erkennbar, dass sie durch keine Gerade geschnitten werden.
Dies ist durch die roten Kreise auf der Y-Achse markiert.
RosenheimerHochschulHefte 39
Aus den Fakultäten
Eine Anleihe bei Cäsar
Auf eine wesentliche Verbesserung der bekannten Metho-
den zur Multiplikation natürlicher Zahlen musste man nach
Erscheinen des Rechenbuchs von Adam Ries noch ca. 450
Jahre lang warten. Das lag vor allem an mangelnder Motiva-
tion der Mathematiker. Denn erst mit der Verfügbarkeit von
Computern konnte man so große Zahlen multiplizieren, dass
der quadratische Anstieg des Aufwands überhaupt eine Rolle
spielte. Gleichzeitig reichte für viele technische Anwendungen
die Genauigkeit von Rechenschiebern und Logarithmen tafeln
nicht mehr aus. 1962 gaben die russischen Mathematiker
Alexeij Karatsuba und Yu Ofman [Kar62, Knu81] einen als
Karatsuba-Verfahren bekannten Multiplikationsalgorithmus
an, der – frei nach Cäsar – das Prinzip Divide et Impera, also
Teile und Herrsche, ausnutzte. Die Grundidee ist, dass man ein
großes Problem häufig effizienter lösen kann, wenn man es in
viele kleinere Teilprobleme zerlegt, diese dann einzeln löst und
die Teillösungen schließlich zur Gesamtlösung kombiniert.
Der Karatsuba-Algorithmus
Die Multiplikation von zwei n-stelligen natürlichen Zahlen A
und B lässt sich folgendermaßen in drei Multiplikationen von
Zahlen mit nur der halben Stellenzahl n/2 umformulieren:
A × B = a1b
110n + a
2b
2 + [(a
1 + a
2)(b
1 + b
2) – a
1b
1 – a
2b
2]10n/2
Dabei werden die n-stelligen Zahlen A und B durch die beiden
n/2-stelligen Hälften a1 und a
2 bzw. b
1 und b
2 ersetzt. Es ist
also:
A = a110n/2 + a
2 und B = b
110n/2 + b
2
Ohne Beschränkung der Allgemeinheit kann angenommen
werden, dass die Stellenzahl n für A und B identisch ist und
dass n eine Zweierpotenz ist. Durch Voranstellen von Nullen
am Anfang der Zahlen lässt sich dies immer erzwingen.
Offenbar kann mit diesem Verfahren eine n-stellige Mul-
tiplikation durch drei n/2-stellige Multiplikationen ersetzt
werden. Allerdings kommen noch 8 einfache und schnell
ausführbare Operationen hinzu, nämlich 4 Additionen, 2
Subtraktionen und 2 Verschiebungen (d.h. Multiplikation mit
Zehnerpotenzen).
Die halbe ursprüngliche Stellenzahl n/2 kann natürlich immer
noch eine große Zahl sein, daher wendet man denselben
Algorithmus auf die drei resultierenden n/2-stelligen Zahlen
nochmals an und so weiter, bis schließlich im letzten Schritt
nur noch elementare, einstellige Multiplikationen auszuführen
sind. Diese fortwährende Halbierung ist auch der Grund für
die Annahme, dass n eine Zweierpotenz ist. Es handelt sich
also um ein rekursives Verfahren, das ld(n) mal aufgerufen
wird, bis schließlich die Stellenzahl 1 erreicht wird. Da n eine
Zweierpotenz ist, liefert ld(n) eine natürliche Zahl als Ergebnis.
Ein Multiplikationsbeispiel
Am besten macht man sich die Wirkungsweise des Karatsuba-
Algorithmus anhand eines Beispiels klar.
Es soll das Produkt 2142 × 3312 aus zwei vierstelligen Zahlen
berechnet werden. Der Standardalgorithmus liefert in n2 = 16
einstelligen Multiplikationen das Ergebnis 7094304.
Bei Verwendung des Karatsuba-Algorithmus werden zunächst
die Faktoren A = 2142 und B = 3312 wie folgt zerlegt:
A = a110n/2 + a
2 = 21×102 + 42 und
B = b110n/2 + b
2 = 33×102 + 12
Divide et Impera
Abbildung 9: Alexeij Karatsuba
40 RosenheimerHochschulHefte
Aus den Fakultäten
Nun rechnet man:
2142 × 3312 = a1b
110n + a
2b
2 + [(a
1 + a
2)(b
1 + b
2) – a
1b
1 – a
2b
2]10n/2
= 21 × 33 × 104 + 42 × 12 + [(21 + 42)(33 + 12) –21 × 33 – 42 × 12] × 102
= 21 × 33 × 104 + 42 × 12 + [63 × 45 – 21 × 33 – 42 × 12] × 102
Auf die drei Produkte p1= 21 × 33, p
2= 42 × 12 und p
3= 63 × 45
wird derselbe Algorithmus nochmals angewendet:
p1 = 21 × 33 = 2 × 3 × 102 + 1 × 3 + (3 × 6 – 2 × 3 – 1 × 3) × 10
p2 = 42 × 12 = 4 × 1 ×102 + 2 × 2 + (6 × 3 – 4 × 1 – 2 × 2) × 10
p3 = 63 × 45 = 6 × 4 ×102 + 3 × 5 + (9 × 9 – 6 × 4 – 3 × 5) × 10
Setzt man diese Zwischenergebnisse ein, so erhält man das
gesuchte Produkt in einer Form, die nur noch 9 verschiedene
(orange hervorgehobene) einstellige Multiplikationen enthält:
2142 × 3312 = p1 × 104 + p
2 + [p
3 – p
1 – p
2] × 102
= [2 × 3 × 102 + 1 × 3 + (3 × 6 – 2 × 3 – 1 × 3) × 10] × 104
+ 4 × 1 × 102 + 2 × 2 + (6 × 3 – 4 × 1 – 2 × 2) 10
+ [(6 × 4 × 102 + 3 × 5 + (9 × 9 – 6 × 4 – 3 × 5) × 10
– (2 × 3 × 102 + 1 × 3 + (3 × 6 – 2 × 3 – 1 × 3) × 10
– (4 × 1 × 102 + 2 × 2 + (6 × 3 – 4 × 1 – 2 × 3) × 10] × 102
= 693 × 104 + 504 + (2835 – 693 – 504) × 102
= 7094304
Der Ablauf dieses Multiplikationsverfahrens ist in der fol-
genden Abbildung nochmals skizziert.
Ist Karatsuba wirklich schneller?
Das obige Beispiel deutet darauf hin, dass der Karatsuba-
Algorithmus deutlich schneller ist als der Standardalgorith-
mus, denn es waren zur Multiplikation von zwei vierstelligen
Zahlen anstelle von 16 nur 9 elementare Multiplikationen
erforderlich. Dazu kamen allerdings noch 24 Additionen und
12 Multiplikation von Zehnerpotenzen, die aber nur Verschie-
bungen entsprechen. Ob die Erkenntnis aus diesem einen
Beispiel verallgemeinert werden kann, ist allerdings noch zu
zeigen.
Ist der Zeitbedarf einer n-stelligen Multiplikation T(n), so lässt
sich dieser auch durch den Zeitbedarf T(n/2) für eine n/2-stel-
lige Multiplikation ausdrücken:
T(n) = 3 × T(n / 2) + t(n)
Dabei trägt der Term t(n) den für die Kombination der n/2-
stelligen Multiplikationen zum Gesamtergebnis zusätzlich
erforderlichen Operationen Rechnung.
Diese für Problemlösungen nach dem Prinzip „Teile und
Herrsche“ typische Beziehung lässt sich für die Zerlegung
eines Problems der Größe n in r Teilprobleme der Größe n/s
verallgemeinern:
T(n) = r × T(n / s) + t (n) für n > 1
T(1) = 1 für n = 1
Für den Grenzfall n = 1 wird eine vorgegebene, maschinen-
abhängige Konstante verwendet, für die man den Zahlenwert 1
annehmen kann, da eine Skalierung hier nicht von Interesse ist.
Man bezeichnet eine derartige Beziehung als eine rekursive
Relation. Nimmt man an, dass n eine Potenz von 2 ist, so gilt
n=sk und damit k=logsn. Für diesen Fall lautet die allgemeine
Lösung der rekursiven Relation:
Der Beweis dieses Ergebnisses lässt sich ohne große Mühe durch vollständige Induktion führen und auch auf Zahlen n erweitern, die keine Potenzen von 2 sind.
Abbildung14: Baumstruktur zur Erläuterung des Karatsuba-Algorithmus
anhand des Beispiels 2142 x 3312. Die letzte Zeile zeigt die für dieses
Beispiel er forderlichen 9 elementaren Multiplikationen.€
T(n)= rk + rit(sk− i)i= 0
k−1
∑
RosenheimerHochschulHefte 41
Aus den Fakultäten
Meist überwiegt der erste Term rk, so dass für Aufwands-betrachtungen die Summe vernachlässigt werden kann. Man findet dann für T(n) die Näherungslösung:
Für das oben genannte Beispiel der Multiplikation ergibt sich mit r=3 und s=2:
€
n log2 3 = nld 3 ≈ n1.585
Im Vergleich mit dem üblichen Multiplikations-Algorith-mus, dessen Aufwand wie T(n) ~ n2 wächst, bedeutet dies einen signifikanten Fortschritt, denn n1.585 steigt mit wach-sendem n wesentlich langsamer an als n2, wie aus dem Dia-gramm: Zusammenstellung des Zeitverhaltes der diversen Multiplikationsalgorithmen in Abbildung 19 ersichtlich ist.
Für n=4 benötigt der Standardalgorithmus 42 =16 ele-mentare Multiplikationen, der Karatsuba-Algorithmus aber nur 41.585 ≈ 9.0, in guter Übereinstimmung mit dem obigen Zahlenbeispiel 2142 × 3312. Die Überlegenheit des Karatsuba-Algorithmus nimmt mit wachsendem n dramatisch zu, für n = 250 ist er bereits um den Faktor 10 schneller als das Standardverfahren.
Toom-Cook-Algorithmen
Man kann die Methode „Teile und Herrsche“ zur Verbes-serung des Karatsuba-Algorithmus noch weiter treiben, indem man die beiden Faktoren nicht nur in zwei, sondern in drei oder sogar noch mehr Teile zerlegt. Diese als Toom-Cook-Algorithmen bezeichneten Verfahren wurden zuerst von A. L. Toom [Too63] vorgeschlagen und dann von S. A. Cook in seiner Doktorarbeit [Coo66] verfeinert und detail-liert beschrieben. Auch danach gelangen noch Detailver-besserungen [Zur94]. Einige Ergebnisse sind:
Zerteilung in 3 Teile mit 5 Multiplikationen: T(n) = nlog5/log3 ≈ n1.465
Zerteilung in 4 Teile mit 7 Multiplikationen: T(n) = nlog7/log4 ≈ n1.404
Zerteilung in 5 Teile mit 9 Multiplikationen: T(n) = nlog9/log5 ≈ n1.365
Falten statt Multiplizieren
Natürliche Zahlen lassen sich immer als Summe von Potenzen
einer Basis darstellen, d.h. als Polynom. Bei der Ägyptischen
Multiplikation wurde die Basis 2 verwendet, geläufiger ist
natürlich das Zehnersystem mit der Basis 10. So kann man bei-
spielsweise für c = a × b mit a = 2142 und b = 3312 schreiben:
c = a × b = 2142 × 3312 = (2 × 103 + 1 × 102 + 4 × 101 + 2 × 100) ×
(3 × 103 + 3 × 102 + 1 × 101 + 2 × 100)
= 2 × 3 × 106 + (1 × 3 + 2 × 3) × 105 + (4 × 3 + 1 × 3 + 2 × 1) × 104+
(2 × 3 + 4 × 3 + 1 × 1 + 2 × 2) × 103 + (2 × 3 + 4 × 1 + 1 × 2) × 102
+ (2 × 1 + 4 × 2) × 101 + 2 × 2 = 6 × 106 + 9 × 105 + 17 × 104 + 23 × 103 + 12 × 102 + 10 × 101 + 4 = 7 × 106 + 0 × 105 + 9 × 104 + 4 × 103 + 3 × 102 + 0 × 101 + 4 = 7094304
Eigentlich ist die obige Rechnung nichts anderes, als eine ausführlichere Schreibweise des Standard-Multi-plikationsalgorithmus mit der einzigen Änderung, dass die Überträge erst in der letzten Zeile berücksichtigt wer-den. Man beginnt dazu in der letzten Stelle ganz rechts und reicht ggf. den Übertrag jeweils um eine Stelle nach links weiter.
Allgemein lässt sich die Multiplikation zweier Zahlen mit n=4 Stellen so schreiben:
a = a3 × 103 + a
2 × 102 + a
1 × 101 + a
0,
b = b3 × 103 + b
2 × 102 + b
1 × 101 + b
0
c = a × b = a3 × b
3 × 106 + (a
2 × b
3 + a
3 × b
2) × 105 + (a
1 × b
3 + a
2 × b
2 + a
3 × b
1) × 104 + (a
0 × b
3 + a
1 × b
2 + a
2 × b
1 + a
3 ×b
0) × 103 + (a
0 × b
2 + a
1 × b
1 + a
2 × b
0) × 102 + (a
0 × b
1 + a
1 × b
0) × 101 + a
0 × b
0
Haben die Zahlen a und b jeweils vier Stellen mit Indizes von 0 bis 3, so hat das Ergebnis c mindestens 2 × n - 1
= 7
Stellen mit Indizes 0 bis 6. Eine weitere Stelle kann even-tuell hinzu kommen, wenn sich die Überträge bis über die höchste Stelle hinaus fortsetzen.
Die Weltmeister
€
T(n) ≈ r logs n = n logs r
€
T(n) ≈ r logs n = n logs r
42 RosenheimerHochschulHefte
Aus den Fakultäten
Die Stellenwerte ci des Produkts, also die Koeffizien-
ten des Polynoms c, lassen sich unter Verwendung des Summen zeichens kürzer und allgemeiner für beliebige Stellenzahl n folgendermaßen schreiben:
mit s = 0 bis 2n-2
Die Koeffizienten von a und b sind eigentlich nur für Indi-zes von 0 bis n-1 definiert, in der obigen Summe kommen aber für a
s-k auch Indizes vor, die negativ sind oder größer
als n-1. In diesen Fällen wird für die nicht definierten Koef-fizienten in die Summe einfach der Wert 0 eingesetzt.
Eine solche Summe über das Produkt von Koeffizienten wird ganz allgemein ohne Bezug auf die Multiplikation als diskrete Faltung bezeichnet. Diese ist ein Spezialfall des für kontinuierliche Funktionen definierten Faltungsinteg-rals, wenn man nur endlich viele (diskrete) Werte verwen-det. Aus dem Integral wird dann die oben angegebene einfache Summe. Die Multiplikation ist also eigentlich im Wesentlichen (bis auf die Überträge) eine Faltung.
Die Faltung ist ein wichtiges mathematisches Konzept, das in vielen praktischen Anwendungen eine immense Rolle spielt, insbesondere in der Nachrichtentechnik und der Signalverarbeitung. Die Faltung lässt sich sehr schön geo-metrisch veranschaulichen, wie die folgende Abbildung verdeutlicht. Man stellt dazu die Koeffizienten von a und b als Histogramme dar. Sodann wird das a-Histogramm
Abbildung 15:
Beispiel für eine Faltung. Gegeben seien die beiden identischen Zahlen
a=b=1234. Die Stellenzahl ist also n=4 und die Koeffizienten lauten
a0= b
0= 1, a
1= b
1= 2, a
2= b
2= 3 und a
3= b
3= 4. Nun wird die Faltung durch
Einsetzen von a und b in die Summe berechnet.
Mit s = 0 bis 6 erhält man die Ergebnisse c0= 16, c
1= 24, c
2= 25, c
3= 20,
c4= 10, c
5= 4 und c
6=1. Durch Weiterreichen des Übertrags von der
niedrigsten Stelle c0 bis zur höchstwertigen Stelle c
6 folgt dann dieses
Multiplikationsergebnis:
a × b = 1234 × 1234 = 1 × 106 + 4 × 105 + 10 × 104 + 20 × 103 + 25 × 102 + 24 ×
10 + 16 = 1522756
Die nebenstehende Figur illustriert diesen Faltungsvorgang. Die
Koeffizienten von b sind gelb aufgetragen, die von a in umgekehrter
Reihenfolge (wegen des Index -k in der Summe) etwas dunkler links
daneben. In den darunter stehenden Teilbildern werden die Koeffizien-
ten von a schrittweise mit den Verschiebungen s=0 bis s=6 nach rechts
bewegt. Die markierten Überlappungsbereiche liefern dann jeweils die
rechts in Grün dargestellten Beiträge c0 bis c
6 zur Faltung.
RosenheimerHochschulHefte 43
Aus den Fakultäten
gespiegelt (wegen des Index -k in der Summe) und schritt-weise von links nach rechts über das b-Histogramm gescho-ben. Die Koeffizienten des Faltungsergebnisses c sind dann gerade die im Überlappungsbereich von a und b miteinan-der multiplizierten und summierten Werte. Zur Vereinfa-chung ist in dem dargestellten Beispiel a = b angenommen.
Schnelle Faltung über Umwege
Durch Einführung der Faltung ist die Multiplikation allerdings
noch nicht schneller geworden, da es sich nur um eine ande-
re Schreibweise für den Standardalgorithmus handelt. Die
Faltung hat jedoch eine äußerst interessante, durch das Fal-
tungstheorem beschriebene mathematische Eigenschaft, die
man zur Beschleunigung der Multiplikation ausnützen kann.
Das Faltungstheorem besagt, dass man die Faltung zwei-
er Funktionen a und b auch dadurch berechnen kann, dass
man zunächst die zugehörigen Fourier-Transformierten A
von a und B von b ermittelt, diese dann komponenten weise
multipliziert und das Ergebnis wieder zurück transformiert
[Mey02]. Dieses Schema ist in Abbildung 16 skizziert. Der Vor-
teil ist, dass bei direkter Ausführung der Faltung n2 elemen-
tare Multiplikationen von Koeffizienten aj und b
k erforderlich
sind, beim Umweg über die Fourier-Transformation aber nur
n Multiplikationen der transformierten Koeffizienten Aj und
Bk, da die Fourier-Transformation bewirkt, dass jetzt nur eine
komponentenweise Multiplikation mit j=k auszuführen ist.
Das ist natürlich eine erhebliche Zeitersparnis; es ist aber zu
bedenken, dass der Aufwand für die beiden Fourier-Transfor-
mationen sowie die Fourier-Rücktransformation noch hinzu
kommt. Tatsächlich kann die Fourier-Transformation mittels
der diskreten schnellen Fourier-Transformation (Discrete Fast
Fourier Transformation, DFFT) extrem schnell ausgeführt wer-
den, der erforderliche Zeitaufwand steigt nur proportional
zu n × log (n) an, also viel langsamer als für die Multiplikation
nach dem Standard-Algorithmus.
Schneller als Multiplizieren: Die Fourier-Transformation
Eine Frage wurde noch nicht beantwortet: Wie funktion-iert eigentlich die DFFT und warum ist sie so schnell aus-führbar? Die Fourier-Transformation ist eigentlich ein komplexes Integral und als solches der Schrecken vieler Studierender. Für diskrete Werte, wie im Falle der Multi-plikation, wird daraus jedoch nur eine gar nicht mehr so schreckliche Summe. Man erhält folgende Formeln für die diskrete Fourier-Transformation:
Fourier-Transformation f nach F
Fourier-Rücktransformation von F nach f
Dabei ist w wie folgt durch die Exponentialfunktion mit der imaginären Einheit i definiert:
Auf den ersten Blick scheint auch dies keine Verbesse-rung zu bringen, da ja n Koeffizienten transformiert wer-den müssen und für jeden Koeffizienten in der Summe n Elementar multiplikationen erforderlich sind, zusammen also wieder n2. Der Clou ist aber, dass die Exponentialfunk-tion wegen des Zusammenhangs mit den Winkelfunkti-onen Sinus und Kosinus in der komplexen Zahlenebene ein zyklisches Verhalten zeigt. Dies hat zur Folge, dass die in den Summen auftretenden Potenzen von w, wie in folgender Abbildung ersichtlich, alle symmetrisch auf dem Einheitskreis in der komplexen Zahlenebene liegen.
Abbildung 16:
Die Multiplikation zweier Zahlen a und b kann als Faltung der Koeffizi-
enten aufgefasst werden. Durch Anwendung des Fal-tungstheorems mit-
hilfe der DFFT lässt sich dann die Multiplikation erheblich beschleunigen.
Abbildung 17:
Der Einheitskreis in der komplexen Zahlenebene. Die Werte für
für n=12 sind einge-
zeichnet. Es sind dies gerade die Koordinaten der Ecken eines
regelmäßigen Zwölfecks.
44 RosenheimerHochschulHefte
Aus den Fakultäten
Daher wiederholen sie sich mit wachsendem Exponenten immer, so dass nur n verschiedene Werte auftreten. Es gilt also wn=w0, wn+1=w1, wn+2=w2 usw. und allgemein wnk+m=wm.
Diese wiederholt auftretenden Faktoren kann man bei der Berechnung ausklammern. Einzig und allein dieses Ausklammern führt dazu, dass jetzt der Aufwand für die Ausführung der schnellen diskreten Fourier-Transfor-mation so dramatisch sinkt.
Ein Multiplikationsbeispiel
Als Beispiel soll die Multiplikationsaufgabe a × a = 123 × 123 mittels Faltung und DFFT berechnet wer-den. Die Zahl a = 123 hat n = 3 Stellen, das Ergebnis wird daher 2n-1 = 5 Stellen haben. Dies wird bei der Fourier-Transformation durch Ergänzen der fehlenden Stellen mit Nullen berücksichtigt. Diese müssen also mit n = 5 in die obige Summe eingesetzt werden. Es folgt:
oder ausgeschrieben mit Einsetzen von
a0=1, a
1=2, a
2=3, a
3=0 und a
4=0:
A0 = 1 × w0 + 2 × w0 + 3 × w0 + 0 × w0 + 0 × w0 = 1 + 2 + 3 = 6
A1 = 1 × w0 + 2 × w1 + 3 × w2 + 0 × w3 + 0 × w4 = 1 + 2 × w1 + 3 × w2 = - 0.809017 + i × 3.66547
A2 = 1 × w0 + 2 × w2 + 3 × w4 + 0 × w6 + 0 × w8 = 1 + 2 × w2 + 3 × w4= 0.309017 – i×1.67760
A3 = 1 × w0 + 2 × w3 + 3 × w6 + 0 × w9 + 0 × w12 = 1 + 2 × w3 + 3 × w1 = 0.309017 + i × 1.67760
A4 = 1 × w0 + 2 × w4 + 3 × w8 + 0 × w12 + 0 × w16 = 1 + 2 × w4 + 3× w3 = - 0.809017 – i × 3.66547
Nach dem zweiten Gleichheitszeichen wurde w0 = 1 gesetzt, da eine Potenzierung mit dem Exponenten 0 immer 1 ergibt. Außerdem wurde wegen des zyklischen Verhaltens der Exponentialfunktion w5 = w0 = 1, w6 = w1 und w8 = w3 gesetzt. Natürlich müssen noch die Potenzen
von w ermittelt werden. Da aber wegen der Kreissymme-trie nicht n2, sondern nur n verschie dene Potenzen auftre-ten und da diese zudem auch für die Rücktransformation verwendet werden können, ist dies ein vernachlässigbarer Aufwand. Für den vorliegenden Fall berechnet man:
w0 = 1
w1 = 0.309017 + i × 0.951057
w2 = - 0.809017 + i × 0.587785
w3 = - 0.809017 – i × 0.587785
w4 = 0.309012 – i × 0.951057
Damit ergeben sich die Resultate nach dem dritten Gleich-heitszeichen in der obigen Berechnung, womit die DFFT für a=123 komplett ist.
Im nächsten Schritt werden nun die Koeffizienten element weise miteinander multipliziert, wobei für die imaginäre Einheit i × i = -1 zu beachten ist. Man erhält:
Ci = A
i × A
i für i=0 bis 4, also:
C0 = 36
C1 = -12.78120 – i × 5.93058
C2 = - 2.71885 – i × 1.03681
C3 = - 2.71885 + i × 1.03681
C4 = - 12.78120 + i × 5.93058
Einsetzen in liefert schließlich das Ergebnis der Faltung:
c0 = 1, c
1 = 4, c
2 = 10, c
3 = 12, c
4 = 9
Nun müssen nur noch die Überträge in der Koeffizientenfolge
1, 4, 10, 12, 9 beachtet werden und man hat das Multiplikati-
onsergebnis 123 × 123 = 15129.
RosenheimerHochschulHefte 45
Aus den Fakultäten
Noch eine Zutat aus China
Das Ergebnis hat allerdings noch einige Schönheitsfehler. Zum
einen treten komplexe Zahlen mit der imaginären Einheit i
auf. Diese heben sich zwar bei der Fourier-Rücktransformati-
on wieder weg, sie erhöhen aber bis dahin den Aufwand im
schlimmsten Fall um den Faktor zwei. Ein weiteres Problem ist,
dass man mit Brüchen rechnen muss. Dies lässt sich durch Mul-
tiplikation aller Zahlen mit einer entsprechend hohen Potenz
von 2 beheben, so dass man doch wieder mit natürlichen Zah-
len auskommt. Man muss dazu jedoch für die Koeffizienten
Ak deutlich mehr Bits reservieren als für die Koeffizienten a
k.
Ein weiteres Problem ist, dass nicht nur elementare Multipli-
kationen auftreten, sondern auch solche mit wjk, die deutlich
mehr signifikante Stellen aufweisen. Doch auch für diese „mit-
telgroßen“ Zahlen gibt es eine schnelle Multiplikationsmetho-
de, die auf dem chinesischen Restsatz basiert, aber hier nicht
weiter erläutert werden soll. Man nutzt dabei die algebraische
Struktur von Ringen aus, bei der die durch Modulo-Division
der Faktoren entstehenden Reste eindeutig das Multiplikati-
onsergebnis charakterisieren. Da dies aber auf den Zahlenbe-
reich des Rings beschränkt ist, handelt es um keine allgemein
einsetzbare Multiplikationsmethode, die aber gleichwohl für
diese Spezialanwendung sehr nützlich ist.
Der Schönhage-Strassen-Algorithmus
Dieses hier skizzierte Grobschema für eine schnelle Multipli-
kation ist die Grundlage für den 1971 von Arnold Schönhage
und Volker Strassen vorgestellten Schönhage-Strassen-Algo-
rithmus. Mit den erwähnten Verfeinerungen, nämlich einer
auf die spezielle Anwendung zugeschnittenen „superschnel-
len“ DFFT-Variante auf Basis von Zweierpotenzen sowie
einer geschickten Nutzung der Restklassenarithmetik in end-
lichen Zahlenringen entstand daraus die bislang effizienteste
Multiplikationsmethode.
Die Anzahl der Elementarmultiplikationen steigt beim
Schönhage-Strassen-Algorithmus unter Berücksichtigung
aller Details proportional zu n×log(n)×log(log(n)). Für n=200
ist dies eine Beschleunigung um den Faktor 40 im Vergleich
zum Standard-Multiplikationsalgorithmus und immerhin um
den Faktor 3 verglichen mit dem Karatsuba-Algorithmus. Der
Toom-Cook-Algorithmus wird aber erst bei Stellenzahlen über
1000 geschlagen. In folgender Abbildung wird dieses Zeit-
verhalten mit den anderen hier besprochenen Algorithmen
verglichen.
Abbildung 19: Arnold Schönhage Volker Strassen
Abbildung 19:
Zusammenstellung des Zeitverhaltens der diversen Multiplikations-
algorithmen.
46 RosenheimerHochschulHefte
Aus den Fakultäten
Ausblick
Man kennt heute zwar Multiplikationsalgorithmen, die sehr
viel schneller sind als alle naiven Varianten. Andererseits wird
aber auch deutlich, dass Vieles noch verborgen ist. Der nach-
folgend zitierte Vierzeiler von Wilhelm Busch trifft daher in
vollem Umfang auch auf das Problem der Multiplikation zu.
Die Multiplikation ist ferner ein gutes Beispiel für eine Ent-
wicklung, die in allen kulturellen Bereichen zu verzeichnen
ist – keineswegs nur in der Mathematik: Vieles wird im Sinne
höherer Effizienz optimiert, aber bei allem ästhetischem Reiz
eleganter Algorithmen werden die Erfolge doch durch eine
exponentiell zunehmende Kompliziertheit bezahlt. Wissen
wird dadurch immer elitärer. Dies leistet einer kulturellen
Zersplitterung und Ausgrenzung Vorschub, was zahlreiche
Menschen auf der Suche nach Einfachheit in die Arme frag-
würdiger Pseudowissenschaften treibt. Es ist dies ein Trend,
dem man entgegenwirken sollte, gerade an praxisorientierten
Hochschulen für angewandte Wissenschaften. 2008 war das
Wissenschaftsjahr der Mathematik, für den Autor Motivation
genug für den Versuch, die Entwicklung der Multiplikation in
einen geschichtlichen Rahmen zu stellen und möglichst allge-
meinverständlich auszuloten, wo wir heute stehen.
Als ultimative theoretische Grenze für die Anzahl der Elemen-
tarmultiplikationen bei der Multiplikation großer Zahlen gilt
erstaunlicherweise wie für die Addition die Stellenzahl n. Ob
diese Grenze in der Praxis tatsächlich erreicht werden kann,
ist immer noch offen. Bis heute konnte jedenfalls noch kein
schnelleres Verfahren gefunden werden als der Schönhage-
Strassen-Algorithmus. Arnold Schönhage und Volker Strassen
sind daher unbestritten die Weltmeister im Multiplizieren.
Literatur
[Con00] O‘Connor, J. J. and E. F. Robertson: http://www-
groups.dcs.st-and.ac.uk/~history/HistTopics/Babylonian_
mathematics.html (2000)sblick
[Coo66] Cook, S. A.: On the minimum computation time of
functions. Thesis, University of Harvard (1966)
[Euk] Euklid: Die Elemente. Übersetzung von C. von Thaer Harri
Deutsch (2003), Originalausgabe um (330 v. Chr.)
[Fri52] Fricke, H.W: Der Rechenschieber. Fachbuchverlag
Leipzig (1952)
[Ger94] Gericke, H.: Mathematik in Antike und Orient, Band 1
und 2. Fourier (1994)
[Kar62] Karatsuba, A. and Y. Ofman: Multiplication of Many-
Digital Numbers by Automatic Computers. Doklady Akad.
Nauk SSSR, Vol. 145, pp 293–294 (1962) Translation in
Physics-Doklady, 7, pp. 595–596 (1963)
[Knu81] Knuth, D. E.: The Art of Computer Programming. Vol.
2, second edition, pp 278-301, Addison-Wesley (1981)
[Lin45] Lindgren, A.: Pippi Langstrumpf. Gesamtausgabe in
einem Band. Oettinger Verlag (1987). Originalausgabe (1945)
[Mey02] Meyer, M. und O. Mildenberger: Grundlagen der
Informationstechnik: Signale, Systeme, Filter. Vieweg (2002)
[Ries] Ries, Adam: Rechnung auff der Linihen. Erstausgabe
(1522).
[Sch71] Schönhage, A. und V. Strassen: Schnelle Multiplikation
großer Zahlen. Computing, Vol. 7, pp 281-292 (1971)
[Tsc03] Tschacher, K.: www.mathematik.uni-erlangen.de/~
tschach/vortraege/Malnehmen.pdf (2003)
[Too63] Toom, A. L.: The complexity of a scheme of functional
elements realizing the multiplication of integers. Soviet Math.,
Vol. 3, pp 714-716 (1963)
[Zur94] Zuras, D.: More on squaring and multiplying large inte-
gers. IEEE Transaction on Computers, Vol. 43, no. 8, pp 899-
908 (1994)
„Sokrates, der alte Greis, sagte oft in tie-
fen Sorgen: „Ach wie viel ist doch verbor-
gen, was man immer noch nicht weiß.“
– Wilhelm Busch
Auch beim Problem der Multiplika-
tion ist vieles noch verborgen. Das
Jahr der Mathematik motivierte
dazu, mathematische Probleme
allgemeinverständlich darzustellen.
Aus den Fakultäten
© 2008 Apple Inc. Alle Rechte vorbehalten. Apple und das Apple Logo sind Marken der Apple Inc., die in den USA und weiteren Ländern eingetragen sind. Microsoft Office und Windows sind separat erhältlich.
Mit integriertem Wi-Fi überallhin Mit der integrierten Wi-Fi Funktionalität Deines Mac kannst Du überall surfen, mit E-Mails arbeiten, drucken und Dateien weitergeben, egal, wo Du Deinen Mac verwendest. Ein Mausklick – und schon ist Dein MacBook im Funknetzwerk.
Videochats mit iSight Ob ein Chat mit Freunden von nebenan oder ein Gruppen-Videochat mit Verwandten, die am anderen Ende der Welt leben – mit der integrierten iSight Kamera Deines MacBook bleibt Ihr auf einfache und unterhaltsame Weise in Kontakt.
Mehr Kreativität mit iLife Fotos optimieren, Filme bearbeiten, Musik machen – mit iLife ist das denkbar einfach. Erstelle Deine eigene Website oder DVD und lasse die Welt an Deinem Leben teilhaben.
Microsoft Office® und Windows Mit Microsoft Office® für den Mac ist die Arbeit mit Excel, Word und PowerPoint einfacher als je zuvor. Und falls Du ein reines Windows-Programm benötigst, kannst Du auch dieses auf einfache Art und Weise ausführen.
Jetzt auch bei Ihrem örtlichen Premium Reseller
EDUCATION RABATTE
SYSPRO GmbHKaiserstraße 17a, 83022 Rosenheim
Tel. +49 8031 18960Fax. +49 8031 189630www.sysprogmbh.de
48 RosenheimerHochschulHefte
Aus den Fakultäten
Das Fachbuch „Plümecke – Preisermittlung für Bauarbeiten“
ist seit Jahrzehnten das baubetriebliche Fundament für die
Kalkulation von Angebotspreisen. Jetzt gibt es das bewährte
Standardwerk auch speziell für die Preisermittlung im Holzbau.
Das Kalkulationshandbuch „Plümecke – Preisermittlung im
Holzbau“ liefert die Grundlagen für eine genaue Angebots-
kalkulation bei Holzbauarbeiten und hilft Holzbauunter-
nehmern und Planern bei der Preisbildung und Überprüfung
von Angebotspreisen. Auch Studenten und Meisterschüler
finden hier das Rüstzeug für Ihre zukünftigen Aufgaben im
Holzbauunternehmen.
Im ersten Teil erläutern die Autoren rechtliche Aspekte, geben
umfangreiche Hinweise zur Vergabe von Bauleistungen und
erklären beispielhaft den Ablauf einer Kalkulation zu einem
Holzrahmenbau.
Im zweiten Teil des Buchs findet der Leser zahlreiche Tabellen
mit Materialkennwerten. Hinzu kommen Beispiele zur Kal-
kulation von Frachtkosten und zur Umlage von Strom- und
Wasserkosten.
Der dritte Teil ist eine Sammlung von über 80 detailliert auf-
geschlüsselten Leistungspositionen für den Holzbau. Dabei
geben die Tabellenwerte Auskunft über Arbeitszeitwerte,
Materialbedarf sowie Geräte- und Fremdleistungskosten. Der
Kalkulator kann die Leistungstexte und die Zahlenwerte direkt
übernehmen und an seine spezielle Bauaufgabe anpassen.
„Plümecke – Preisermittlung im Holzbau“ ist ein Handbuch für
Holzbau-Praktiker, die bei der Angebotskalkulation Zeit spa-
ren und Ihren Auftraggebern marktfähige Angebote abgeben
möchten.
BRUDERVERLAG Albert Bruder GmbH & Co. KG
Stolberger Straße 84
50933 Köln
Telefon: 0221 5497-304
Telefax: 0221 5497-130
www.baufachmedien.de
Über die Autoren
Prof. Dr.-Ing. Heidrun Grau
Fakultät für angewandte Natur- und Geisteswissenschaften
an der Hochschule Rosenheim, Fachgebiete Geschäftspro-
zess-Management, Kalkulation, Controlling, Unternehmens-
planung, Baubetrieb und Bauablaufplanung
Dipl.-Ing. Helmhard Neuenhagen
Leiter der Bundesfachschule des Deutschen Zimmerhand-
werks e. V. in Kassel
Von Prof. Dr.-Ing. Heidrun Grau und Dipl.-Ing. Helmhard Neuenhagen.
2009. 208 x 296 mm. Gebunden. Ca. 200 Seiten mit zahlreichen Tabel-
len. ISBN 978-3-87104-161-7
Plümecke – Preisermittlung im Holzbau
RosenheimerHochschulHefte 49
Aus dem Rechenzentrum
Das Rechenzentrum der Hochschule Rosenheim
Autoren: Michael Döpper, Oskar Wieland, Artur Lubermaier
Die Nutzung der EDV an der Hochschule Rosenheim reicht zurück bis in die Anfangsjahre als Ingenieur-schule, sie war schon früh fester Bestandteil der Lehre und wurde im Laufe der Zeit auch in zunehmendem Maße im Bereich der Hochschulverwaltung einge-setzt. Die Entwicklung der Informationsverarbeitung lässt sich an ihrem Einsatz an der Hochschule Rosen-heim sehr gut verfolgen.
Die Entwicklung des Rechenzentrums
… in der Lehre
In der Lehre stand in den 60er und frühen 70er Jahren den
Dozenten und Studierenden ein „Elektronenrechner“ der Fa.
„Zuse“ zur Verfügung.
Ab etwa 1975 konnte man an Terminals (Julia) in einem Raum
der Ebene 100 des Gebäudes A per Standleitung (9,6 kbit/s)
die Zentralrechenanlagen des Leibnitz-Rechenzentrums in
München von Rosenheim aus nutzen.
Im Jahre 1981 hielt dann der PC Einzug, zunächst in einzelne
Labore, ab 1986 dann auch in die provisorisch zu PC-Räumen
umfunktionierten Hörsäle der Ebene 500 im A-Gebäude. Das
Rechenzentrum betreute zu dieser Zeit bereits vernetzte PCs
mit Standardanwendungen und Spezialsoftware, das dazuge-
hörige Netzwerk sowie eine 1986 beschaffte BS2000-Groß-
rechenanlage der Firma Siemens.
Auch die Ausstattung der PC-Räume wechselte mit dem tech-
nischen Fortschritt. Standen z.B. anfänglich „nur“ mono-
chrome Bildschirme, Nadeldrucker mit Endlospapier sowie
Stiftplotter (mit auswechselbaren Tuschestiften unterschied-
licher Strichbreite) zur Verfügung, so wurden mit der Zeit
zunächst analoge Farbröhrenmonitore, dann auch digitale
LCD-Bildschirme, Tintenstrahl- sowie Schwarz-Weiß- und
Farblaserdrucker eingesetzt. An den öffentlichen PCs im
RZ waren alle Prozessor-Generationen vom 8086 bis zum
modernen Xeon Doppelkernprozessor sowie nahezu alle PC-
Betriebssysteme vom „alten“ DOS bis zum derzeit noch einge-
setzten Windows XP Professional im Einsatz.
… in der Verwaltung
Sehr früh begann man bereits im Studien- und Prüfungsamt,
über zentrale Anwendungen die Datenerfassung und –aufbe-
reitung zu automatisieren. Im Verwaltungsbereich wurden ab
Ende der 80er Jahre schrittweise PCs an den Arbeitsplätzen
der Mitarbeiter eingeführt. Auch in der Bibliothek erfasste
man den Medienbestand bereits frühzeitig zunächst auf
zentralen Systemen in München (die Bibliotheksmitarbei-
ter mussten dazu regelmäßig nach München fahren und an
den Terminals der Staatsbibliothek die Daten eingeben), er
stand dann ab 1995 mit der Einführung einer eigenen loka-
len Datenbank und den dazugehörigen Bedienterminals erst-
mals über den „Online Public Access Catalogue“ (OPAC) allen
Hochschulangehörigen für die Recherche zur Verfügung. Da
dieses System auch die Ausleihe und Rückgabe der Bücher
elektronisch verbuchte, war damit auch die Zeit der dafür bis-
her eingesetzten Karteikästen zu Ende gegangen.
… in der Bereitstellung zentraler IT-Dienstleistungen
Mit der zunehmenden Verbreitung der PCs in Lehre und
Verwaltung und der damit verbundenen Forderung nach
Datenaustausch und Internetzugang wurde systematisch das
Datennetzwerk aufgebaut: Zunächst in den PC-Räumen des
RZ und im Verwaltungsbereich, dann erweitert auf Hörsaal-
und Laborbereiche, erstreckt es sich heute über den gesamten
Campus mit insgesamt ca. 80 aktiven Komponenten und ca.
1000 Anschlussdosen. Die zentralen Netzkomponenten und
Server wurden anfänglich in den provisorischen Büros der Mit-
arbeiter, später dann im viel zu kleinen (aber klimatisierten!)
Serverraum in der Ebene 500 des A-Gebäudes sowie in einem
provisorisch gekühlten Nebenraum des Bauteils B unterge-
bracht. Mit der zunehmenden Vernetzung konnten auch Zug
um Zug neue zentrale EDV-Dienstleistungen (zentraler und
fakultätsbezogener Speicherplatz, Email, Internet, Spezial-
anwendungen für Verwaltung und Lehre …) an den PCs im
gesamten Hochschulbereich angeboten werden.
50 RosenheimerHochschulHefte
Aus dem Rechenzentrum
Das RZ heute
Räume und Ausstattung
Mit dem Umzug in die neuen Räume stehen für die Lehre
im Rechenzentrum derzeit über 90 öffentliche Arbeitsplätze
in fünf PC-Räumen sowie einem Lern- und Seminarbereich
zur Verfügung. Alle PCs sind mit dem Betriebssystem „Win-
dows XP Professional“, aktuellen Versionen der Standardan-
wendungen aus den Bereichen Büro, Kommunikation und
Internet sowie einigen fakultätsübergreifend genutzten wis-
senschaftlichen Programmen ausgestattet. Zusätzlich bietet
der CAD-Raum S2.45 neben mehreren CAD-Systemen (Auto-
CAD, Inventor, Vectorworks, diverse Holzbausysteme) für die
2D-und 3D-Konstruktion auch zwei Großformatplotter für
das Anfertigen von Plänen und Plakaten an. Ausdrucke in DIN
A4 und A3 sind in allen Räumen möglich, in zwei PC-Sälen
befinden sich außerdem Farblaserdrucker und Scanner.
Erstmals sind die Mitarbeiter nun auch räumlich in einer eige-
nen Abteilung untergebracht. Ihnen stehen neben modern
ausgestatteten Arbeitsräumen und Büros jetzt auch die not-
wendigen Lager-, Besprechungs- und Werkstattbereiche zur
Verfügung.
Ein klimatisierter Serverraum stellt jetzt endlich die erforder-
lichen Stell- und Arbeitsflächen für die zentralen Servergeräte
und Netzkomponenten zur Verfügung. Der „alte“ Server-
raum im A-Gebäude wird auch weiterhin vom RZ genutzt. Er
ist weiterhin „Netzzentrale“ für die Gebäude A, B und C und
beherbergt zusätzliche redundante Komponenten zur Verbes-
serung der Ausfallsicherheit.
Organisationsstruktur
Neben der räumlichen hat sich auch die organisatorische
Struktur des RZ weiterentwickelt. Die fachlich-strategische
Ausrichtung wird im RZ-Leitungskreis diskutiert und entschie-
den. Es setzt sich zusammen aus dem wissenschaftlichen Lei-
ter des Rechenzentrums (Herrn Prof. Dr. Oechslein), Vertretern
der Fakultäten und der RZ-Mitarbeiter.
Der technische Leiter (Michael Döpper) koordiniert das Tages-
geschäft und die praktische Umsetzung der sich aus den stra-
tegischen Zielen ergebenden Investitionen und Aufgaben.
Die einzelnen Aufgabenbereiche des Rechenzentrums übernehmen derzeit
- Frau Konstanze Kahl: Benutzerbetreuung und Koordi-nation der Hilfskräfte
- Frau Stefani Wieland: Beschaffung, Wartung und In standsetzung der Hardware
- Herr Michael Döpper: CAD-Anwendungen im RZ, Bib-liotheks-EDV
- Herr Johannes Grimm: Administration des Email-Sys-tems und Benutzerbetreuung
- Herr Artur Labermaier und Herr Wolfram Stephan: PCs und Anwendungen im Verwaltungsbereich
- Herr Christoph Ohliger: Administration des Hochschul-netzes und zentraler Netzwerkdienstleistungen
- Herr Marten Schröder: Internetauftritt
- Herr Oskar Wieland: vernetzte PCs und Novell-Netzwerk
Ihnen stehen mehrere Hilfskräfte zur Seite. Sie unterstüt-zen die Benutzerbetreuung, führen einfache Wartungs- und Installationsarbeiten durch und ermöglichen durch ihre Aufsichtstätigkeit die großzügigen Öffnungszeiten der PC-Räume.
RosenheimerHochschulHefte 51
Aus dem Rechenzentrum
Aufgaben
Zentrale Aufgabe des Rechenzentrums ist die Bereitstellung
hochschulweiter IT-Ressourcen und Dienstleistungen für Leh-
re und Verwaltung. Dazu gehören neben den oben bereits
erwähnten PC-Sälen auch zentraler Datenspeicherplatz,
campusweite Lizenzen diverser Anwendungsprogramme
(CAD-Systeme, Büroanwendungen, Antiviren-Software …),
Einführungskurse in die wichtigsten PC-Anwendungen für
alle Hochschulangehörigen, Handbücher, Computerlitera-
tur, die Komponenten des neuen digitalen Telephonsystems
im S-Bau, die Anbindung an das Internet und das Bayerische
Behördennetz sowie alle aktiven und passiven Elemente des
Hochschulnetzwerkes.
Die Netzadministration stellt allen Hochschulangehörigen
die notwendigen Zugangsdaten zum Campusnetzwerk und
seinen Diensten zur Verfügung. Der Netzzugriff kann dabei
sowohl kabelgebunden von stationären Geräten in den Labo-
ren, Arbeitsplätzen und Hörsälen als auch drahtlos per WLAN
in den Aufenthalts- und Übungsbereichen erfolgen. Mit Hilfe
der VPN-Verbindung ist der externe Zugriff z.B. von Zuhause
aus für alle Hochschulmitglieder möglich.
Im Bereich der Hochschulverwaltung ist das RZ neben der
Betreuung der ca.70 Arbeitsplatz-PCs der Mitarbeiter auch
für diverse Datenbankanwendungen im Bereich des Prü-
fungs- und Studienamtes, der Stunden- und Raumplanung,
der Bibliothek sowie für mehrere Online-Dienste verantwort-
lich. Die technische Betreuung und Weiterentwicklung des
Internet-Auftritts und der fakultätsspezifischen „Internet-
Communities“ der Hochschule Rosenheim fällt ebenfalls in
den Zuständigkeitsbereich des Rechenzentrums.
E-Mail und Online-Service-Center
Zwei wichtige zentrale Dienstleistungen des Rechenzentrums
stellen das E-Mailsystem für sowie das „Online-Service-Cen-
ter“ (OSC) dar. Sie bieten allen Hochschulangehörigen einen
umfassenden E-Mail-Dienst mit weltweiter Verfügbarkeit an
und erleichtern z.B. den Dozenten die Noteneintragung und
den Studenten die Notenabfrage. Man benötigt für beide
Anwendungen lediglich einen internetfähigen PC sowie Ken-
nung und Kennwort für das Hochschulnetz. Im Folgenden
wird auf diese beiden Bereich näher eingegangen.
Mit dem Mail-System stellt das RZ derzeit ca. 4.500 Benut-
zern mit Schwerpunkt in der Lehre (Studenten, Dozenten,
Lehrbeauftragte, Mitarbeiter) ein modernes, leistungsfähiges
und sicheres Werkzeug für die Kommunikation per E-Mail zur
Verfügung. Das System verarbeitet dabei an einem durch-
schnittlichen Werktag ca. 42.000 eingehende und 4.500 aus-
gehende Mails.
Struktur des Mailsystems
Unser Mailsystem für den Bereich Forschung und Lehre wird
von zwei unabhängig voneinander laufenden Servern gebil-
det. Diese Geräte existieren dabei als virtuelle Maschinen
unter dem Virtualisierungssystem „Vmware“ in einem soge-
nannten „VmwareCluster“. Durch diese Redundanz wird ein
hohes Maß an Ausfallsicherheit erreicht.Das Mailsystem ist
dabei in unser zentrales Sicherheitssystem, bestehend aus der
Firewall und dem Spam- und Virenschutz, eingebunden. Für
sensible Bereiche existiert ein weiteres Mail-System. Darauf
wird in diesem Rahmen nicht weiter eingegangen.
„Spam“-Schutz
Mit dem Begriff „Spam“ werden im E-Mailbereich uner-
wünschte Werbe- und sonstige, nicht selten den guten
Geschmack verletzende Mitteilungen, bezeichnet. Man kann
an dieser Stelle ausnahmsweise und guten Gewissens auch
den Begriff „Müll“ verwenden.
Spam-Filterstatistik
52 RosenheimerHochschulHefte
Aus dem Rechenzentrum
Spam ist die große Plage der heutigen Mail-Kommunikation.
Man schätzt, dass weltweit 99% des Mailaufkommens zu die-
ser Kategorie zu zählen ist. Ohne wirksamen Schutz gegen
diese Plage ist der Betrieb eines Mailsystems nicht mehr mög-
lich, da die Server, mögen sie noch so reichlich dimensioniert
sein, in kürzester Zeit mit Spam-Mails überflutet werden und
damit die tatsächlich benötigten Nachrichten untergehen
oder erst gar nicht ankommen würden.
An der Hochschule Rosenheim wird der Schutz gegen Spam
durch ein kommerzielles System der Fa. „Ironport1“ realisiert.
Ungefähr 98% der Mailzustellversuche können damit schon
abgewiesen werden, bevor sie überhaupt unsere Mailserver
erreichen und dort unnötig Resourcen belegen, denn diese
Spam-Mails werden im eigentlichen Mailsystem gar nicht
erst angenommen. Bei ca. einer Million Zustellversuchen im
Monat erleichtert das die Funktion der internen Maildienste
erheblich. Die Abbildung auf der vorherigen Seite zeigt einen
Auszug aus der Filterstatistik des Systems.
Man erkennt an diesem Beispiel, dass verschiedene Filterme-
chanismen (Spam-Prüfung anhand der Vertrauenswürdigkeit,
der gültigen Empfängeradressen und der Inhalte, Virenbefall)
über 98% der Mails bereits blockierten und lediglich 1.8% der
eingehenden Mails als sogenannte „Clean Messages“ einge-
stuft und vom System an die Benutzer weitergegeben wurden.
Die Bedeutung des Spam-Schutzes haben auch die Hersteller
der IT-Komponenten erkannt. So wurde z.B. die Firma des bei
uns eingesetzten kommerziellen Spam-Schutzsystems „Iron-
port“ mittlerweile von CISCO, dem Marktführer im Bereich der
aktiven Netzwerkkomponenten, übernommen.
Klein aber fein: der Webmail-Dienst
Der Anwender kann mit Hilfe von Standard-Mail-Clients (wie
z.B. Outlook, Thunderbird) über die Protokolle POP3 und IMAP2
auf das Mailsystem zugreifen,
im einfachsten Falle genügt
jedoch ein Internet-Browser,
wie er auf allen handels-
üblichen PCs und Notebooks
verwendet wird. Das RZ bietet
dafür „Webmail“ an.
Dieser auf dem Open-Source-Produkt „HORDE3 “basierende
Dienst stellt neben den klassischen E-Mailfunktionen auch
ein Adressbuch, Terminkalender und einige weitere leicht zu
bedienende Hilfsfunktionen zur Verfügung, auf die nun ein
kurzer Blick geworfen werde soll. Die Kommunikation zwi-
schen Anwender und Mail-
system wird dabei über den
Kryptierungsmechanismus
„SSL “ verschlüsselt, wodurch
ein hohes Maß an Daten-
sicherheit gegeben ist.
Der Zugriff auf Webmail erfolgt im Webbrowser (z.B. Internet-
Explorer oder Firefox) über die Adresse:
https://webmail.fh-rosenheim.de.
Webmail-Anmeldemaske
Webmail-Starseite
Webmail-Navigation
1 Ironport erstellt und vertreibt Web und Mail Security Appliances.
Ironport gehört inzwischen zu der Cisco Gruppe. www.ironport.com
RosenheimerHochschulHefte 53
Aus dem Rechenzentrum
In der Anmeldemaske gibt der Anwender im Feld „Benut-
zername“ seine Kennung und in „Passwort“ sein Kennwort
ein. Jetzt erscheint die Webmail-Startseite, welche im linken
Bereiche eine Spalte zur Navigation anbietet.
Dort stehen im Bereich „Webmail“ Funktionen zum Lesen
und Bearbeiten der E-Mails zur Verfügung, in „Organisieren“
sind das Adressbuch sowie der Terminkalender zu finden,
„Mein Konto“ erlaub unter anderem die Kennwortänderung
und „Einstellungen“ ermöglicht benutzerspezifische Anpas-
sungen der einzelnen Funktionsbereiche.
Da die Standard-Email-Funktionen des Systems sehr einfach
und selbsterklärend sind, soll hier die Gelegenheit genutzt
werden, im Rahmen dieses Beitrags auf drei für die praktische
Arbeit sehr hilfreiche, aber oft nicht bekannte „Schmankerl“
der Webmail-Anwendung hin-zuweisen.
Urlaubsmeldung und Weiterleitung
Diese beiden Punkte sind für einen Großteil der E-Mailanwen-
der relevant, denn sie ermögli-chen, dass bei Abwesenheit des
Empfängers die Absender eingehender Mails entsprechend
informiert bzw. dass alle empfangenen Mails an eine ande-
re Adresse weitergeleitet werden. Letzteres ist insbesonde-
re für Studierende empfehlenswert, weil damit die von den
Fakultäts-sekretariaten und der Verwaltung generell an die
Hochschul-Mailadresse (z.B. [email protected]
rosenheim.de) verschickten E-Mails auch im privaten Postfach
(z.B. [email protected]) erscheinen, sofern die private Adresse tat-
sächlich existiert bzw. die Mailbox nicht voll ist.
Die Einstellungen dazu befinden sich unter „Webmail-Fiter“ in
den Regeln „Abwesenheit“ und „Weiterleitung“.
Ändern des zentralen Passwortes
Über das Webmail-System lässt sich das persönliche, campus-
weit gültige Passwort ändern, ohne dazu an der Hochschule
anwesend sein zu müssen. In der Eingabemaske sind zunächst
das alte und dann zweimal (zum Schutz gegen Tippfehler) das
neue Kennwort einzugeben. Durch die verschlüsselte Verbin-
dung ist der Schutz gegen unerlaubtes Abhören des Passwor-
tes gegeben.
2 POP3 ist ein funktionell eingeschränktes „Post-Office-Protokoll“ zur
Datenübertragung zwischen Client und Server. Es überträgt alle Mails
vom zentralen Mailserver auf den lokalen Arbeitsplatz zur dortigen
Bearbeitung. Dies ist dann empfehlenswert, wenn die Nachrichten im-
mer an demselben Arbeitsplatz bearbeitet werden. Beim IMAP-Protokoll („Internet Message Access Protocol“) verbleiben
die Nachrichten auf dem Server und werden dort verwaltet. Man ver-
wendet diese Einstellung bei wechselnden Arbeitsplätzen. 3 The Horde Project – http://www.horde.org/4 SSL Secure Socket Layer bzw. TLS Transport Layer Security sind mo-
mentan eingesetzte Standards zum Aufbau sicherer Verbindungen →
http://www.ietf.org/html.charters/tls-charter.html. Das hier benötigte
Zertifikat wird vom RZ als vom DFN berechtigte Zertifizierungsinstanz
ausgestellt.
Abwesenheit und Weiterleitung
Einstellungen zur Abwesenheit
Einstellungen zur Weiterleitung von E-Mails
54 RosenheimerHochschulHefte
Aus dem Rechenzentrum
Dieses zentrale, für mehrere
Systeme gültige Kennwort
ist ein erster Schritt in Rich-
tung SSO (Single-Sign-On)5.
Damit ist es möglich, sich mit
derselben Kombination aus
Kennung und Kennwort an
mehreren RZ-Diensten (z.B.
Webmail, Online-Service-
Center) anzumelden. Dies
bedeutet einerseits für den
Anwender eine Vereinfa-
chung, da man sich nur noch
ein Kennwort merken muss, legt aber andererseits einen noch
sicherheitsbewussteren Umgang mit dem Passwort nahe.
Letzteres sollte nicht zu einfach gewählt und unbedingt eine
Mischung aus Buchstaben, Ziffern und Sonderzeichen sein. Im
Internet findet man zahlreiche Vorschläge für die Wahl von
Passwörtern, die einfach zu merken sind und trotzdem nicht
von den zahlreich im Web kursierenden sogenannten Cracker-
Programmen erraten werden können.
Synchronisation von Terminen und Aktivitäten
Im Webmail-System kann der Anwender mehrere Kalender
pflegen und anderen Personen Nutzungsberechtigungen
dafür geben. Damit lässt sich relativ einfach ein Gruppenkalen-
der aufbauen, über den dann
die Termine eines Teams (z.B.
für Projektarbeiten, Exkursi-
on etc.) koordiniert werden
können. Über eine WebDav6
Schnittstelle besteht auch
die Möglichkeit, diese Kalen-
der mit anderen Systemen
zu synchronisieren, z.B. auch
mit Outlook oder mit Kalen-
dern auf Mobiltelefonen,
Smartphones etc. Getestet
wurde vom Rechenzentrum
die Synchronisation mit
Smartphones7, Thunderbird8
und Outlook9.
Die Abbildung zeigt den in
den Mail-Client Thunderbird
integrierten Terminkalender
„Mozilla Lightning“.
Eingabefelder zur Kennwortänderung
Kalender in Thunderbird
Kennwortänderung
5 Bei Verwendung eines SSO-Systems muss sich der Benutzer nur noch
ein einziges Passwort merken und braucht das auch nur ein ein-
ziges Mal eingeben. Nach der Authentifizierung erhält er im Hinter-
grund die Zugangsberechtigungen zu den weiteren Diensten ohne
weitere manuelle Anmeldung an den sonstigen Systemen. Ein wich-
tiger Vertreter des SSO auf Operating-System-Basis ist Kerberos –
http://web.mit.edu/kerberos/www/
6 WebDav ist eine webbasierte Methode um Dateien im Internet zur Ver-
fügung zu stellen. Der Zugriff erfolgt im Regelfall per HTTPS. Auf der
Basis dieser Schnittstelle wird der Standard „iCalendar“ eingesetzt, um
Kalenderdaten auszutauschen → http://tools.ietf.org/html/rfc2445. 7 Getestet wurde die Synchronisation von Lightning- und Sunbird-Daten
mit Hilfe von „Birdiesync“, zusätzlich notwendig ist Microsoft „Active
Sync“. → http://www.birdiesync.com/8 Für Thunderbird gibt es eine Kalendererweiterung namens „Lightning“.
Alternativ kann auch „Sunbird“ genutzt werden, die Installation von
Thunderbird ist dazu nicht notwendig. https://addons.mozilla.org/de/
thunderbird/addon/2313, http://www.sunbird-kalender.de/index.php9 Für die Synchronisation von Outlook mit einem Web-Kalender ist
„iCal4OL“ notwendig. Diese Software passt das ICS Format an das
proprietäre Outlook Format an. → http://ical.gutentag.ch
RosenheimerHochschulHefte 55
Aus dem Rechenzentrum
Das Online-Service-Center
Seit den frühen 90er Jahren des letzten Jahrhunderts wird
an der Hochschule Rosenheim mit einer Unterbrechung10
die Studenten- und Prüfungsverwaltung über Anwen-
dungen der Firma HIS GmbH11 aus Hannover abgewickelt.
Die HIS GmbH12 wird aus Bundes- und Landesmitteln,
sowie Supportverträgen mit den Hochschulen finanziert
und deckt alle Bereiche des Campusmanagements (auch
Haushalt, Veranstaltungsorganisation, Facility Manage-
ment, Personalverwaltung, statistische Erhebungen, etc.)
ab. Die HIS-Anwendungen basieren auf einem relationalen
Datenbankkonzept13.
Rechtzeitig zum Start des Booms von Hochschul-Online-
Anwendungen waren die bayerischen Fachhochschulen
großteils14 wieder zur Firma HIS zurückgekehrt.
Die Firma HIS GmbH entwickelte frühzeitig Systeme für Info-
terminals und Online-Selbstbedienungsfunktionen15. Die
Hochschule Rosenheim nutzt das angebotene Repertoire
sehr umfangreich unter dem Namen Online-Service-Center.
Nachfolgend sollen einige wichtige Anwendungen aus
unserem Online-Service-Center vorgestellt und zusätzlich
in kleinen Exkursen die dv-technischen Voraussetzungen
für diese Anwendungen sowie Ausblicke auf kommende
Verfahren beschrieben werden.
Funktionsschaubild
10 Zwischen 1996 und 2004 setzten die Bayerischen Fachhochschulen
zur Studenten- und Prüfungsverwaltung ein System der Firma ReSys
namens HORUS ein. Nachdem die Bedürfnisse der Fachhochschule Ro-
senheim mit dieser Lösung nicht erfüllt werden konnten, überbrückten
wir die Zeit von 1999 bis 2004 mit der Eigenentwicklung campus.11 HIS = Hochschul-InformationsSysteme12 www.his.de13 Bis 2005 wurde von der HIS GmbH als Standarddatenbank Informix
unterstützt. Wegen u. a. zu hoher Li-zenzkosten ist ab 2005 das
Opensource-Datenbanksystem Postgres (auf einem Linux Server) als
Standardsystem empfohlen (welches auch die Hochschule Rosenheim
verwendet). Die Studenten- und Prüfungsverwaltung be-steht aus ca.
500 relationalen Tabellen.14 Ein Beschluss des Bayerischen Landtages vom 19.02.2002/11.02.2003
stellt die Fachhochschulen vor die Wahl, entweder das System der HIS
GmbH sospos oder des an der Fachhochschule München entwickelte
System PRIMUSS einzusetzen. Dritte Lösungen mussten aus Kosten-
gründen aufgegeben werden. 15 Webanwendungen der Firma HIS GmbH: Produktreihe QIS = Qualitäts-
steigerung der Hochschulverwaltung im Internet durch Selbstbedienung
56 RosenheimerHochschulHefte
Aus dem Rechenzentrum
Einzelne Anwendungen
Für Studenten generiert das System mit der Immatrikulation
automatisch eine Benutzerkennung mit Erstzugangspass-
wort. Professoren und Lehrbeauftragte erhalten ebenso
einen Benutzeraccount16, nachdem die Personalabteilung
die benötigten Daten ans RZ gemeldet hat. Je nach Rolle
des Benutzers (Student, Dozent) können unterschiedliche
Online-Selbstbedienungsfunktionen ausgeführt werden.
Änderung der Kontaktdaten
Im Anschluss an das Bewerbungsverfahren werden alle
Bewerber, welche sich immatrikulieren, aus dem Zulas-
sungssystem HIS ZUL als Studenten übernommen. Alle
Bewerberdaten (Anschriften, Kontaktdaten, Hochschulzu-
gangsvoraussetzungen, statistische Daten, etc.) werden in
die Studentendatenbank übernommen. Mit der Immatriku-
lation erhält der Student eine Hochschul-Email-Adresse17
([email protected]), welche für
sein Studentenleben an unserer Hochschule einheitlich
bleibt.
Alle anderen Kontaktdaten, wie Semester-, Heimatan-
schrift und Telefonnummern kann der Student mit seinem
Studentenaccount ändern und ergänzen. Die Änderungen
finden direkt in der Datenbank des Amtes für Studienange-
legenheiten statt.
Tagesaktuell werden diese Kontaktdaten synchronisiert
mit dem Bibliothekssystem sisis, wochenaktuell mit der
Adressverwaltung AdressPlus für Fakultätssekretariate und
Verwaltung. Weitere Synchronisationen sind möglich – Ziel
wird mittelfristig ein hochschulweites Identity-Manage-
ment-System sein.
Prüfungsanmeldung
Zu Beginn eines Semesters melden die Fakultätssekretariate
die Prüfungen des aktuellen Semesters an das Prüfungsamt
(sog. Ankündigung18). Diese Fächer dienen als Grundlage
für die Prüfungsanmeldung über das Online-Service-Center
und werden vom Prüfungsamt in der HIS-Datenbank sospos
aktualisiert.
Nach dem Einloggen des Studenten im Anmeldezeitraum
werden die Prüfungen seiner Prüfungsordnung in einem Aus-
wahlbaum angezeigt. Bereits abgelegte oder gerade ange-
meldete Prüfungen werden entsprechend dargestellt.
Webdialog zum Ändern der Kontaktdaten
16 Professoren erhalten als Benutzerkennung ihr Kurzzeichen, klein ge-
schrieben, ohne Umlaute, Lehrbeauftragte ein generiertes Kürzel, z.B.
LbMMus (=Lehrbeauftragter Max Mustermann), ebenfalls klein ge-
schrieben und ohne Umlaute.17 Alle Emails der Hochschulverwaltung (Newsletter, Mitteilungen, Ter-
minankündigungen etc.) werden ausschließlich an diese Adresse des
Studierenden gesendet, eine Weiterleitung der Mails auf die private
Email-Adresse ist, wie oben bereits beschrieben, sehr einfach möglich.
Bildschirmausschnitt der Prüfungsanmeldung
RosenheimerHochschulHefte 57
Aus dem Rechenzentrum
Die Übersichtlichkeit der Anmeldebäume variiert bei älteren
Prüfungsordnungen (POs) in der Komplexität der Abhängig-
keiten der einzelnen Elemente dieser POs. Aktuelle, neue
modular aufgebaute POs werden viel übersichtlicher dar-
gestellt. Hier werden nach Anwahl eines Moduls (Mausklick
auf die Bezeichnung des Moduls) die dazugehörigen Fächer
angezeigt.
Gibt es für eine Prüfung Alternativen bei verschiedenen Prü-
fern, kann der Student den Prüfer online wählen. Automatisch
vom Prüfungsamt angemeldete Prüfungen, sog. Pflichtanmel-
dungen werden dem Studenten bereits als angemeldet ange-
zeigt (von diesen kann er zu einem späteren Zeitpunkt nicht
zurücktreten).
Bei der Anmeldung wird überprüft, ob eventuelle Voraus-
setzungen für diese Prüfung (z.B. Grundpraktikum, mind. 4.
Lehrplansemester, Praktikum zum Fach, etc.) bereits erfüllt
sind. Ist dies nicht gegeben, dann erfolgt die Anmeldung
unter Vorbehalt19.
Analog zur Prüfungsanmeldung erfolgt über das Online-
Service-Center der Rücktritt von Prüfungen zu einem späteren
Zeitpunkt im Semester.
Prüfungstermine
Die Prüfungsanmeldungen für schriftliche Prüfungen, wel-
che im regulären Prüfungszeitraum gehalten werden sollen,
bilden die Grundlage für die zentrale Prüfungsplanung20. Die
Software PSP unterstützt die Prüfungsplanerin beim über-
schneidungsfreien21 Verplanen der einzelnen Prüfungen unter
Berücksichtigung der vorhandenen Ressourcen (Prüfer, Auf-
sichten, Räume).
Nachdem die Prüfungsplanung abgeschlossen ist22 , wer-
den die geplanten Daten (Datum, Zeit und Raum) zurück ins
Hauptsystem gespielt und sind ab diesem Zeitpunkt von Stu-
denten und Dozenten einsehbar.
18 Die Ankündigung umfasst für jede Prüfungsordnung in jedem Studien-
gang die Prüfungsbezeichnung, Prüfungsform, Erst- und Zweitprüfer
(nur diese dürfen die Prüfung später bewerten), Prüfungsdauer, Hilfs-
mittel, Zulassungsvoraussetzungen, etc.19 Erfüllt eine Prüfungsanmeldung allgemeine Zulassungsvoraussetzun-
gen (AZVs, z.B. Grundpraktikum, mind. 4. Lehrplansemester) nicht,
dann wird sie vom System nicht akzeptiert. Besondere Zulassungsvor-
aussetzungen (BZVs, z.B. Praktikum zur Prüfung) können noch bis kurz
vor der Prüfung erbracht werden – die Anmeldung bleibt bestehen.
20 Die zentrale Prüfungsplanung wird mit dem HIS-Programm PSP (Prü-
fungsstundenplan) im Prüfungsamt von Frau Voit durchgeführt.21 Studenten sollen nur eine Prüfung am Tag ablegen müssen. Diese Op-
timierung steht im Konflikt mit der Forderung, große (=lange) Prüfun-
gen ausschließlich an den Beginn der Prüfungsperiode zu legen.22 Einschließlich der Vorarbeiten ist eine Mitarbeiterin des Prüfungsam-
tes ca. 25 Arbeitstage mit den Prüfungsplanungen beschäftigt. Für die
Einteilung der Aufsichten werden weitere sieben Arbeitstage benötigt.
Anmeldeverhalten im Prüfungszeitraum WS08/09
Bekanntgabe der Prüfungstermine im Online-Service-Center
58 RosenheimerHochschulHefte
Aus dem Rechenzentrum
Notenerfassung
Die bekannteste Anwendung für die Dozenten dürfte die
Notenerfassung sein. Für jede Prüfung kann der Prüfer die
Liste der angemeldeten23 Studenten aufrufen und Noten ein-
tragen. Das System erstellt Teilnehmer- und Notenlisten sowie
einen Excel-Export. Alle Datenbankaktionen werden aus
Sicherheitsgründen protokolliert.
Notenbekanntgabe (Stand WS 2008/2009)
Nachdem die ca. 20.000 Leistungen von den Dozenten bewer-
tet wurden, wird am Tag der Notenfeststellung um 11:00 Uhr
die Erfassungsmöglichkeit gesperrt. Dies ist wichtig, um den
Studenten die Sicherheit zu geben, dass die bekanntgege-
benen und von der Prüfungskommission verabschiedeten
Leistungen am nächsten Tag nicht mehr verändert werden
können. Alle Änderungen und Erfassungen erfolgen nun in
schriftlicher Form im Prüfungsamt.
Ab diesem Zeitpunkt kann der Student in seinem Notenspie-
gel sämtliche Leistungen, incl. der aktuellen (gelb markiert)
einsehen.
Die Protokollauswertung zeigt bei der Darstellung der Zugriffs-
zahlen in 10-Minutenabständen das Verhalten der Studenten:
Sonstige Anwendungen
Da die Beschreibung aller Möglichkeiten in der bisherigen
Ausführlichkeit den Umfang dieses Aufsatzes sprengen wür-
de, sei hier noch in einem Überblick auf die sonstigen Funkti-
onen des Online-Service-Centers verwiesen:
• Ausdruck von Studentenbescheinigungen
• Rückmeldung per Lastschrifteinzug
• Praktikantenstellenrecherche (neu ab 2009)
• AWPF-Belegung
• Notenübersicht für Studenten und Dozenten
• Modulhandbuch (geplant ab SS 2009)
• Stundenplandarstellung (Dozentenplan, Raumplan,
Semesterplan)
• Raumbuchung und -belegung
• Ausfalltermine von Veranstaltungen
• etc.
Notenverbuchung
23 Nicht zugelassene Studenten sind nicht editierbar. Nachträgliche
Zulassungen sind als solche markiert
Zugriffe auf das Online-Service-Center während der Notenbekanntgabe
am 31.07.08
RosenheimerHochschulHefte 59
Aus dem Rechenzentrum
Künftige Entwicklungen
HISinOne
Die Firma HIS GmbH arbeit seit Oktober 2006 an einer neuen
Softwaregeneration namens HISinOne24. Diese komplett
überarbeitete Campus- und Veranstaltungsmanagementsoft-
ware basiert auf einem neuen Datenmodell25. Es laufen bereits
Pilotversuche an wenigen Hochschulen. Der Echtbetrieb für
alle Hochschulen soll lt. aktuellen Planungen ab Winter 2009
(eingeschränkt, noch nicht komplette Funktionalitäten) mög-
lich sein.
Ab Herbst/Winter 2010 werden auch Anwendungen im
Finanzbereich (HIS FSV incl. Controlling und Facility Manage-
ment) über diese Oberfläche angeboten.
Zusätzlich zu erhofften Verbesserungen zum bisherigen
System bietet HISinOne unter anderem ein zentrales Alumni-
System. Ein mögliches Einführungsszenario für die Hochschule
Rosenheim wäre, das bei uns im Haus dringend nachgefragte
Modul Alumni als erste HISinOne-Anwendung einzusetzen.
Kompetenzpartnerschaft
Am 23.10.2008 wurde zwischen der HIS GmbH und den
beiden bayerischen Fachhochschulen Hochschule Kempten
und Hochschule Rosenheim eine Kompetenzpartnerschaft26
vereinbart.
Ziel dieser Partnerschaft ist das Herausarbeiten von Anforde-
rungen der beiden Hochschulen an die neue Softwaregene-
ration HISinOne, unter anderem der spezifisch bayerischen
Erfordernisse, welche sich z.B. aus der bayerischen RaPO (Rah-
menprüfungsordnung) ergeben.
Diese Erkenntnisse fließen dann in ein Referenzmodell für die
bayerischen Fachhochschulen ein.
Als Gegenleistung erhält die Hochschule Rosenheim bei
der Einführung von HISinOne eine bereits besser an unse-
re Organisations struktur angepasste Software, erhöhten
Support, sowie früheren Zugriff auf noch nicht freigege-
bene Module. Damit können wir frühzeitig neue Features in
HISinOne testen und dadurch eher einsetzen.
Ausblick
Mit dem Umzug ist das RZ nun auch räumlich für die Zukunft
und sich bereits abzeichnende neue Entwicklungen gut gerü-
stet. Demnächst anstehende größere Investitionen im Bereich
der zentralen Servertechnik werden sowohl das Angebot an
zentraler Speicherkapazität als auch die Ausfallsicherheit der
zentralen Dienste verbessern. Außerdem erlauben sie weitere
Entwicklungen im Bereich der Benutzerverwaltung („Identity-
Management“, „Single-Sign-On“) und ermöglichen es dem
RZ, weitere Aufgaben im Rahmen des E-Campus-Projektes zu
übernehmen.
24 HISinOne ist webbasierend, also plattformunabhängig. Siehe auch
www.hisinone.de.25 Im Moment werden für die Stundenplanung mit LSF und die
Studenten und Prüfungsverwaltung mit SOSPOS jeweils eigene
Daten banken verwendet. Mit HISinOne werden diese zu einer
Daten bank zusammengefasst. Alle zukünftigen HIS-Anwendungen
werden in dieses neue Datenmodell integriert.26 http://www.hisinone.de/nachrichten/detail?pm_nr=396
60 RosenheimerHochschulHefte
Aus der Forschung
Forschung ist, neben der praxisnahen Lehre und der Weiterbildung, ein weiterer Tätigkeitsschwerpunkt an der Hochschule Rosenheim. Als zentrale Anlauf- und Koordinierungsstelle in allen Fragen der Forschung und Entwicklung wurde die Stabsstelle „Forschung und Entwicklung“ eingerichtet, Leiter ist M.Eng, Dipl.-Ing. (FH) Marcus Wehner (Studiengänge Holzbau/Aus-bau und Master für Holztechnik). Die zentralen Serviceleistungen der Stabsstelle sind:
• Informationen zu Förderprogrammen• Unterstützung und Beratung bei der Einwerbung
von öffentlichen oder industriellen Drittmitteln (Antragsstellung)
• Unterstützung bei der Vertragsgestaltung• Initiierung von fakultätsübergreifenden
Forschungsprojekten• Unterstützung bei Projektmanagement und
Projektcontrolling• Mittler zwischen Drittmittelgeber, Forscher und Verwaltung• Ansprechpartner für Drittmittelgeber, geeignete Forschungs-
und Entwicklungspartner an der Hochschule zu finden• Beantragung von Bonus- und Forschungsprämien• Aktive Netzwerkbildung intern und extern• Erfinderberatung und Abwicklung von Schutzrecht-
anmeldungen mit der Bayerischen Patentallianz
Die Anstrengungen im Bereich des Technologietransfers und der angewandten Forschung und Entwicklung wur-den seitdem durch mehrere Projekte erheblich gesteigert.
Zur besseren Strukturierung der Forschungskompetenzen an der Hochschule Rosenheim, wurden Forschungs-kompetenzfelder (KF) abgebildet. Zunächst erfolgt die Zuordnung von FuE-Projekten in die Kompetenzfelder. Im weiteren Verlauf werden die Know-how Träger (Professoren) mit den entsprechenden Kompetenzen beschreiben. Dies ist die erste Maßnahme um zukünftig interessierte Unternehmen besser über die Forschungs-felder zu informieren. Des Weiteren werden den Profes-soren je KF gezielte Informationen zur Verfügung gestellt.
Projektpartner der Hochschule Rosenheim
Institut für Fenster und Fassaden (ift), Fraunhofer Institut für Bauphysik, Stadt und Landkreis Rosenheim, zahlreiche Industriepartner
Förderermittelgeber und Projektträger
EU, Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Bundesministerium für BMWi, Bayerisches Staatsministe-rium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (StMWfK), Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschervereinigungen (Aif), Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), Projektträger Jülich (PtJ), Forschungszentrum Karlsruhe (FZK), Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), Deutsche For-schungsstiftung München
Forschung an der Hochschule Rosenheim
Forschungsbezogene Kompetenz-
felder (KF) an der Hochschule
Rosenheim
RosenheimerHochschulHefte 61
Aus der Forschung
KF-1 Information und Kommunikation (IuK)
Thema Integriertes relationales Informations-system für den Holzbau – IRIS
Träger High-Tech-Offensive Bayern
Projektleiter Prof. Dr. Ernst
Mitarbeiter O. Öchsle, J. Bellmann, M. Franke
Ende Juli 2008
Laufzeit 32 Monate
Thema: „Moby Wood“ E-Learning Plattform für ausgewählte Fachthermen der Holz technik – zur Weiterbildung von Beschäftigten der Holztechnik (Fenster, Sägewerkstechnik, Grundlagen von 3- und 5-Achsmaschinen, Sicherheit, Industrielle Automatisierung)
www.mobywood.net
Thema: SE-KMU (Software-Entwicklung und - Einsatz in kleineren und mittleren Unternehmen)
Träger: Bayerische Forschungsstiftung
Projektleiter: Prof. Dr. R. Feindor
Partner: Creativ Consulting GmbH, incca GmbH, Cubeware GmbH, Sommer Informatik GmbH, Halvotec Information Services GmbH, Tegos GmbH Rosenheim, AGEN-DA Informationssysteme GmbH
Laufzeit: 32 Monate
Ende: Oktober 2008
Träger: EU im Programm Leonardo
Projektleiter: Prof. Dr. Scholz
Mitarbeit: R. Beier, A. Mattern,
Ende: September 2008
Laufzeit: 24 Monate
Aktuelle und abgeschlossene FuE-Projekte 2008 nach Kompetenzfeldern
62 RosenheimerHochschulHefte
Aus der Forschung
KF-2 Neue Werkstoffe / Bauteile
Thema: Konstruktionsgrundlagen für den Einsatz von Leichtbauelementen im Innenausbau
Träger: High-Tech-Offensive Bayern
Projektleiter: Prof. Dr. Eierle, Prof. Dr. Niedermaier, Prof. Dr. Schanda
Mitarbeiter: P. Meistring, B. Nusser, E. Reichel
Ende: Mai 2008
Laufzeit: 20 Monate
Thema: Leichte Vorhangfassaden
Träger: High-Tech-Offensive Bayern
Projektleiter: Prof. Dr. Feldmeier
Mitarbeiter: T. Skora, F. Nöske, L. Wallersheim
Ende: Juli 2008 (nach Verlängerung)
Laufzeit: 20 Monate
Thema: Folienoberflächen im Fensterbau
Träger: Forschungsinitiative – Zukunft Bau
Projektleiter: ift Rosenheim
Mitarbeiter: Prof. Friedl, A. Hemer
Ende: Mai 2008
Laufzeit: 8 Monate
Thema: „Popcorn III-IV“ Weiterentwick-lung von Kunststoffmatrizen für Toilettensitze
Träger: Hamberger Sanitary GmbH
Projektleiter: Prof. Dr. D. Muscat
Laufzeit: 9 Monate
Ende: September 2008
Thema: Begleitung von Versuchen zum laser-basierten Fügen von Kunststoffbän-dern an Spanplatten
Träger: Bulthaupt GmbH & Co KG
Projektleiter: Prof. Dr. J. Schröter
Laufzeit: 5 Monate
Ende: April 2008
RosenheimerHochschulHefte 63
Aus der Forschung
KF-3 Energieeffiziente Technologien
Thema: Integrale Planungsphase „Auf dem Weg zur Nullenergiestadt“
Träger: Projektträger Jülich im Programm EnEff B&O Wohnungswirtschaft GmbH
Projektleiter: Prof. Köster, M. Wehner
Mitarbeiter: Prof. Wambsganß, Prof. Krause, R. Botsch
Beginn: November 2008
Laufzeit: 12 Monate
Thema: vergleichendes Energiemonitoring in einem Gebäude der ThyssenKrupp AG
Träger: Waldmann GmbH
Projektleiter: Prof. M. Wamsbganß
Laufzeit: 12 Monate
Ende: Mai 2009
Thema: Lichttechnische Untersuchungen des Außenraumes im Bereich des ehema-ligen Graf-Rasso-Gymnasiums
Träger: Stadt Fürstenfeldbruck
Projektleiter: Prof. M. Wamsbganß
Laufzeit: 15 Monate
Ende: März 2009
KF-4 Produktion,xAutomation, Logistik (PAL)
Thema: Verbesserung der Bearbeitungs-qualität und Erhöhung der Produk-tivität beim Blockbandsägen – durch Nutzung von Hartmetallsägezähnen; Entwicklung einer Prüfeinrichtung zur Untersuchung der Dauerfestigkeit der neuen Blockbandsägen
Träger: AiF im Programm PRO INNO II
Projektleiter: Prof. Dr. Scholz
Mitarbeiter: R. Baier, A. Hemer
Beginn: März 2008
Laufzeit: 24 Monate
Thema: Drehmomentgesteuerte Hand-maschinen in der Holzbranche
Träger: Atlas Copco Tools
Projektleiter: M. Wehner
Mitarbeiter: A. Hemer, B. Löw
Beginn: Mai 2008
Laufzeit: 6 Monate
Thema: Luftgelagerte Hochfrequenzkupplung
Träger: Bayerische Forschungsstiftung
Projektleiter: Prof. Dr. F. Fischer
Mitarbeiter: G. Brandmaier, M. Zwieflhofer
Laufzeit: 32 Monate
64 RosenheimerHochschulHefte
Aus der Forschung
KF-5 Design
Thema: „Zero Power Switch“ Design von PKW-Cockpits
Träger: Ident AG
Projektleiter: Prof. K. Stauß
Laufzeit: 7 Monate
Ende: Oktober 2008
Thema: Integration von Handfeuerlöschern in zeitgenössische Architektur
Träger: Minimax Mobile Service GmbH & Co KG
Projektleiter: Prof. R. Hägele
Laufzeit: 6 Monate
Ende: 31. Januar 2009
ww
w.t
erm
e.de
Der Tradition verpflichtet – Dem Neuen aufgeschlossen – Die Umwelt schützen
AuerBräuist Spitze
Bundesehrenpreis für AuerBräuAuch 2009 wieder
DLG_2009_NEU_Bundespreis_A5_4c_quer:www.terme.de 09.11.2009 18:18 Uhr Seite 1
RosenheimerHochschulHefte 65
Aus der Forschung
KF-6 Marktforschung
Thema: Marktforschung & Markterschließung
Träger: High-Tech-Offensive Bayern
Projektleiter: Prof. Köster
Mitarbeiter: M.Eng. M. Wehner
Ende: Juli 2008 (nach Verlängerung)
Laufzeit: 20 Monate
Thema: Marktstudie zum Spanischen Fenster- und Türenmarkt
Träger: ift Rosenheim GmbH
Projektleiter: M.Eng. M. Wehner
Mitarbeiter: Leonardo Figueroa Ibacache
Ende: September 2008
Laufzeit: 2 Monate
PINSA5_RAFTING_206 10.11.2006 12:49 Uhr Seite 1
Probedruck
C M Y CM MY CY CMY K
66 RosenheimerHochschulHefte
Aus der Forschung
Geplante Fakultätsübergreifende Projekte
Von der Militärbrache zur Nullenergiestadt“
Das 2007 vom Projekträger PTJ des Forschungszentrums Jülich neu aufgelegte BMWi-Förderkonzept „Energieef-fiziente Stadt“, kurz „EnEff:Stadt“ führt die langfristig angelegten Forschungsaktivitäten zur Verbesserung der Energieeffizienz im kommunalen und regionalen Bereich, die unter anderem auch in der bisherigen Fördermaßnah-me „Lokale und regionale Energieversorgungskonzepte“ enthalten waren, fort.
Die in den meisten Kommunen bestehenden Potenziale zur Energieeinsparung sind groß und liegen bei heutigen Energiepreisen und verfügbaren Technologien bereits vielfach im wirtschaftlich darstellbaren Bereich. Allerdings wird die Realisierung ambitionierter Projekte durch eine Reihe von Hemmnissen behindert. Viele Maßnahmen zur Energieeffizienzsteigerung beeinflussen sich gegen-seitig, einerseits durch Synergieeffekte, andererseits als konkurrierende Investitionen. Die Wechselwirkungen sind komplex und nicht immer einfach zu analysieren. Der Betrachtungswinkel und die Betrachtungszeiträu-me der beteiligten Akteure differiert stark: Mieter haben beispielsweise einen anderen Blickwinkel als Eigentümer, Energieversorger einen anderen als Verwaltungen.
Schwerpunkt der Förderinitiative ist die Umsetzung von Pilotprojekten, in denen ein Maximum an Energieeffi-zienzsteigerung und damit CO2
-Emissionsminimierung erreicht werden kann. FuE-Ergebnisse aus der BWMi-Ener-gieforschung sollen dabei integriert werden.
Beim B&O Parkgelände in Bad Aibling handelt es sich um einen aufgelassenen amerikanischen Militärstützpunkt, der in erster Linie zum Betrieb von Horchanlagen diente. Das Gelände umfasst 70 Hektar, rund 1400 amerikanische Militärs und ihre Angehörigen lebten und arbeiteten bis 2004 auf dem Gelände. Wie in den amerikanischen „bar-racks“ üblich, handelt es sich um eine autarke kleine Gar-tenstadt mit Wohngebäuden, eigener Kirche, Sporthallen
RosenheimerHochschulHefte 67
Aus der Forschung
und Sportplätzen, Kino, einem Hotel, einer Bowling-Bahn, einem großen Kindergarten-, Schul- und Klinikkomplex, Post, Einkaufszentrum, zahlreichen Garagen, Werkstät-ten und Hallen und einem zentralen Dienstbereich mit Bunkern und Bürogebäuden, in denen die empfangenen Informationen gesammelt und ausgewertet wurden. Mit Wärme versorgt wurde das Areal durch eine gas- oder ölbefeuerte Nahwärmestation mit 3 Kesseln a 6500 kW, also insgesamt 19,5 MW.
„Solar Decathlon Europe 2010“
Als eines von 21 ausgewählten Hochschulteams aus der ganzen Welt tritt Rosenheim im Solaren Zehnkampf,
dem internationalen Wettbewerb „Solar Decathlon Europe 2010“ an und ent wickelt
ein energieautarkes, solar betriebenes Gebäude, das den Anforderungen der zukünftigen Gesellschaft gerecht wird. Ziel dieses vom spanischen Bauministerium und
dem U.S. Energieministerium ausgelobten und erstmalig in Europa ausgetragenen Innovationswettbewerbs ist es, das Bewusstsein der Öffentlichkeit für energieeffiziente Technik in der Architektur zu stärken. Das beste Solarhaus der Zukunft erhält im Juni 2010 in Madrid den Titel.
In Zusammenarbeit mit der Fraunhofer Allianz Bau und dem ift Rosenheim plant und konstruiert das interdiszipli-näre Rosenheimer Team „ikaROS“ ein flexibles und offenes Gebäude mit einladender Außenhülle. Die modulare Kon-struktion ermöglicht einen Auf- und Abbau vor Ort sowie die Integration in unterschiedliche Umgebungen. Ein Objekt für Menschen mit dem „Lifestyle of Health and Sustainability“.
Ziel des energetischen Konzeptes des Gebäudes ist es, mit hohem Wohnkomfort maximale Energieeinsparungen zu realisieren. Dies setzt voraus, dass energiegewinnende und energiesparende Systeme optimal in ihre gestalte-rische Umgebung eingebunden werden.
Perspektive von Außen – Blick auf die Fassade
68 RosenheimerHochschulHefte
Aus der Forschung
Zur Reduzierung des Energiebedarfs werden zum einen hochwärmedämmende, luftdichte Bauteile für die ther-mische Hülle und zum anderen eine geregelte Lüftung mit Wärmerückgewinnung ausgewählt. Für das Heizen des Gebäudes ist eine reversible Adsorptionswärmepum-pe vorgesehen. Die Kühlung erfolgt durch solares Kühlen die benötigten Kollektoren werden am Dach auf 20m² angebracht. Als Übergabesysteme wird eine Kühldecke verwendet. Bei einer grundlegenden notwendigen gere-gelten Lüftung wird eine optimale Balance der Raumtem-peratur und der relativen Luftfeuchte gewährleistet.
Die Gebäudegeometrie wurde für die Energiegewinnung optimiert und die Hülle mit verschiedenen Energiegewin-nungssystemen ausgestattet. Im Dachbereich werden hocheffiziente, monokristalline PV-Zellen neben den not-wendigen Vakuumröhrenkollektoren verwendet. Terras-senförmige Rücksprünge der Gebäudehülle erhöhen nicht nur den Wohnkomfort sondern gewähren auch eine Mini-mierung solarer Lasten. Der restliche solare Eintrag kann über elektrochrome Gläser gesteuert werden.
Im Jahr 2009 geht es um die Konstruktions- und Detailpla-nung dieses hochtechnologischen Gebäudes. In Zusam-menarbeit mit den Partnern wird dieses Gebäude im Frühjahr 2010 verwirklicht. Im Sommer 2010 werden die Bauten nach Madrid transportiert, dort errichtet und von einer internationalen Fachjury bewertet.
Für das Rosenheimer Projekt werden als gemeinsame Schirmherren, Frau Gabriele Bauer als Vorsitzender der Zukunftsstiftung Stadt Rosenheim, Herr Josef Neider-hell als Vorsitzender der Zukunftsstiftung Landkreis Rosenheim, der Landtagsabgeordnete Herr Klaus Stött-ner und Herr Prof. Dr. Anton Kathrein als Vizepräsident des deutschen Zentralverbandes der Elektrotechnik- und Elektroindustrie e.V. auftreten. In Kooperation mit zukunftsorientierten Sponsoren und den wissenschaft-lichen Kooperationspartnern verwirklicht die Hochschu-le Rosenheim dieses Vorhaben. Gemeinsam wird dann das Innovationspotenzial der deutschen Hochschul- und Industrielandschaft etwa 50.000 erwarteten Besuchern in Madrid präsentiert. Darüber hinaus werden lokale
Perspektive von Außen – Blick in den Innenraum
RosenheimerHochschulHefte 69
Aus der Forschung
Veranstaltungen wie z.B. die Bayerische Landesgarten-schau 2010 in Rosenheim mit insgesamt 800.000 Besu-chern genutzt um an zentraler Stelle auf dieses innovative Projekt aufmerksam zu machen.
Die Entwicklungen der Energiesparhäuser, so genannte Passivhäuser, in Deutschland, Österreich und der Schweiz zeigen, wie rapide die Nachfrage nach energieeffizienten und energieautarken Häusern ansteigt. Waren es 2001 gerade einmal eine Hand voll Passivhäuser, sind es mitt-lerweile über 10.000 Einheiten – Tendenz steigend. Durch den hohen Innovationsgehalt des Projekts in Rosenheim ist ein breitenwirksames mediales Interesse zu erwarten, bei dem es gelten wird Chancen zu ergreifen und Positionen zu definieren. Geleitet von ökonomischer, ökologischer und sozialer Verantwortung gegenüber dem Menschen und der Umwelt, ist die Planung eines Wohnhauses der Zukunft für die Hochschule Rosenheim, von Beginn an durch die Grundsätze der Nachhaltigkeit und der Ener-gieeffizienz geprägt. Das Team Rosenheim wird, durch die Ausarbeitung der zehn Einzelwettbewerbe im Bereich Architektur, Solar und Innovation neue Maßstäbe setzen.
Für die Umsetzung ist es notwendig Partner zu finden um die Kompetenzen zu bündeln und gemeinsam ein erfolg-reiches Statement in Madrid und somit in der ganzen Welt zu präsentieren.
Ansprechpartner Projektsponsoring:Marcus WehnerProjektleiter SDE 2010Leiter der Stabsstelle Forschung und Entwicklung / Hoch-schule Rosenheim [email protected]: +49 8031 805-690Fax: +49 8031 805-697
Weitere Forschungs- und Entwicklungsprojekte mit Mitteln
der AIF (ZIM) und der EU (Interreg IV, Alpine Space) werden
derzeit antragsreif vorbereitet. Daneben gibt es eine große
Zahl von Aktivitäten im direkten Technologietransfer, vor
allem im Rahmen von Diplom- und Master-Arbeiten, aber
auch im Rahmen des Dienstleistungs centers Rosenheim und
des Vereins ROSIK (Rosenheimer Initiative zur Förderung der
Informations- und Kommu nikationstechnik).
70 RosenheimerHochschulHefte
Aus der Forschung
Kompetenzzentrum „Biomaterial Sciences“
Biomaterial Science – Werkstoffe aus biologischem Mate-rial und unser Wissen darüber: Das ist der Schwerpunkt eines neuen Kompetenzzentrums an der Hochschule Rosenheim. Es geht vor allem um (thermo-)formbare Werkstoffe, die die Vorteile von nachwachsenden Roh-stoffen mit der kostengünstigen Verarbeitung von Kunst-stoffen kombinieren.
• Was gibt es schon?
• Was wäre wünschenswert?
• Wo ist Handlungsbedarf?
Diese Fragen wurden auf der 1. Fachtagung Biomaterial Sciences im Sommer 2008 an der Hochschule diskutiert. Die Tagung richtete sich an Verantwortliche in der Ent-wicklung von Werkstoffen und Produkten.
Durch die Initiierung eines fakultätsübergreifenden Kom-petenzzentrums „Biomaterial Science“ der Studiengänge Holztechnik und Kunststofftechnik, können die Know-how Träger von Synergien profitieren.
Der Fachhochschule Rosenheim oblag die Initiierung von anwendungsbezogenen Forschungs- und Entwicklungs-projekten, z.B. „Bestimmung der zeitlich definierten Abbaubarkeit von Bio-Polymeren“ (Arbeitstitel)
• die Nutzung der neu geschaffenen Laborausstattungen im 4. Bauabschnitt, z.B. Labor für Bauteilprüfung (noch in Planung), Labor für Mikrotomie
• die geplante Einrichtung eines Reinraums für die Kunststoffspritz-Gießtechnologie.
Verantwortlicher: Prof. Dr. J. Schröter
Institut für Organisation und Wirtschaftsinformatik (IOWI)
Das Institut für Organisation und Wirtschaftsinformatik (IOWI), unter der Leitung von Prof. Dr. Heinrich Seidlmeier, ist an der Fakultät für Betriebswirtschaft der Hochschule Rosenheim angesiedelt (vergl. auch den Beitrag der IOWI in der Ausgabe März 2008, der RHH, S. 24 ff.)
Zahlreiche Pilotprojekte wurden erfolgreich durchgeführt:
2007: Projekt „Train MaNu“ (Train Mantua – Nürnberg)
Aufzeigen von Potentialen für Zugverbindungen im unbe-gleiteten kombinierten Vergehr zwischen Mantua und Nürnberg – Entwicklung eines prototypischen Informa-tions- und Qualitätsmanagementsystems (Auftraggeber: Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik)
2007: Projekt „Patienten-Transport-Logistik“ (PTL)
Logistische Lösungsansätze zur Versorgung von Notfall-patienten und zu Krankentransporten (Auftraggeber: LKZ Prien, im Rahmen des EU-Projektes PTL)
Aktuelle Projekte:
• Evaluierung der Integrationsmöglichkeiten der ARIS Design Platform 7.0 mit dem Microsoft, BizTalk Server 2005 über BPEL/WSDL
• Projekt QIS: Entwicklung eines Qualitätsmanagement- und Informationssystems
RosenheimerHochschulHefte 71
Aus der Forschung
Brückner ist der weltweit führende Partner der Folienindustrie. Unser Leistungsspektrum umfasst Planung, Bau und Inbetriebnahme kompletter Produktions- und schlüsselfertiger Fabrikanlagen, entsprechende Service- Dienstleistungen sowie verfahrens- und maschinentechnische Entwicklungen zur Folienherstellung.
Deutschland | China | Indonesien | Russland | Slowakei | Indien | USA | Mexiko | VAE www.brueckner.com
Brückner Technology Holding GmbHKönigsberger Straße 5-7D-83313 SiegsdorfTelefon: +49 8662 63o
Wir suchen (m/w)Absolventen der Fachrichtungen • Elektro-/Informationstechnik • Mechatronik • Maschinenbau • Kunststoff-/Verfahrenstechnik • ProduktionstechnikPraktikanten und Diplomanden
Wir erwarten• Fundierte Ausbildung• Bereitschaft zu längeren Auslandreisen• Gute Englischkenntnisse
Wir bieten• Abwechslungsreiche Aufgaben• Entwicklungsmöglichkeiten• Internationales Umfeld• Leisungsgerechte Bezahlung• Gute Sozialleistungen
Kontakt:Brückner Maschinenbau [email protected]
Bonus- und Forschungsprämien
Stärker als zuvor werden die Prämienprogramme das Landes „Bonusprämie Fachhoch-schule“ und des Bundes „Forschungsprämie“ genutzt.
• beantragte Bonusprämie für die 1. Hälfte 2008 8.400,00 EUR
• angekündigte Forschungsprämie bis September 2008 42.224,34 EUR
• bewilligte Forschungsprämie bis September 2008 28.937,14 EUR
• beantragte Bonusprämien für diverse FuE-Aufträge , 1. Hälfte 2009: 9500,00 EUR • beantragte Forschungsprämien, 1. Hälfte 2009: 15.774,50 EUR
72 RosenheimerHochschulHefte
Aus der Forschung
Erfindungsmeldungen
In 2008 wurden drei Erfindungsmeldungen getätigt.
• „Einrasten eines Überstandes an einem Adapter in geschlossene Durchbrüche der Deckschicht von Leichtbauplatten“
• „Verfahren zur präzisen Lokalisierung von Lawinenop-fern durch eine Feldmessung an vier Orten“
• „Verfahren und Vorrichtung zur schnellen dreidimensio-nalen optischen Erfassung von Objektoberflächen“
Stabsstelle Forschung und Entwicklung
Hochschule Rosenheim University of Applied Sciences
Hochschulstr. 1D-83024 RosenheimBüro: W [email protected]: +49 8031 805-690Fax: +49 8031 805-697
Wohnkomfort mit Parkett,Laminat-, Kork- und Linol-boden
Sitzkomfort mit einer Vielzahldesignorientierter WC-Sitzeaus Holz oder Kunststoff
Sportlichkeit mit hoch-wertigen Boden systemen fürSport- und Mehrzweckhallen
Hamberger Industriewerke GmbH • Postfach 10 03 53 • 83003 Rosenheim • E-Mail: [email protected] • www.hamberger.de
Qualität mit TraditionDie Hamberger Industriewerke verbinden hochwertigeQualitätsprodukte mit einer langen unternehmerischenTradition. Seit 1866 hat sich das in der vierten und fünftenGeneration geführte Familienunternehmen in mehrerenBereichen zum Marktführer in Deutschland und zumführenden Unternehmen in Europa entwickelt.
Tradition ist bei uns immer mit Zukunftsorientierung verbunden. Das beweisen wir immer wieder. Durch kon-tinuierliche Investitionen in neue Produkte und Produk-tionstechnologien. Durch die ständige Steigerung derQualifikation unserer 1.650 Mitarbeiter. Und nicht zuletztdurch die laufende Verbesserung der Serviceleistungenfür unsere Kunden.
144_HARO_InfoAnzeige_210x148:Anzeige 19.11.2009 16:45 Uhr Seite 1
RosenheimerHochschulHefte 73
Aus der Hochschule
Kompetent, innovativ, weltoffen...
Klare Strategien, innovative Technikund überragende Systemkompetenz –das macht die HOMAG Gruppe zumunangefochtenen Weltmarktführer beiMaschinen, Anlagen und Systemen fürdie Holzbearbeitung.Modernste Softwarelösungen und um-fassende Dienstleistungen ergänzendas Angebot zu einem einzigartigenKomplettpaket für unsere Kunden inaller Welt.
HOMAG Holzbearbeitungssysteme AGTel.: +49 7443 [email protected] · www.homag.de
Heute sind wir mit zahlreichen Produktionsstandorten, Vertriebs- und Service-Gesellschaften sowieVertriebspartnern auf allen Kontinentenvor Ort – als gefragter Systempartnerfür Industrie und Handwerk.
HOMAG SCHULERBARGSTEDT BRANDT BÜTFERING FRIZ HOLZMA LIGMATECH TORWEGGE WEEKE WEINMANN
© MARTINI-
wer
beag
entu
r.de
05/
2008
Anz_A4_Indu_Image_D_04 13.05.2008 13:53 Uhr Seite 1
74 RosenheimerHochschulHefte
Aus der Bibliothek
Wie die Bibliothek der Fachhochschule Rosenheim in den letzten zwei Jahren von den Studienbeiträgen profitieren konnte: Neue Öffnungszeiten, neue Lehr-bücher, neue Datenbanken, neue ebooks …
Die Hochschulbibliothek Rosenheim konnte in den letzten zwei Jahren 436.000 Euro Studienbeiträge zusätzlich zum regulären Etat für die Verbesserung des Lehrbuchange-bots und der Serviceleistungen in der Bibliothek einsetzen. Allein 2008 flossen 70.000 Euro in die Erweiterung des elektronischen Informationsangebotes und 115.000 Euro in den Kauf neuer Studienliteratur. Aber was des einen Freud´, ist des anderen Leid – und so ist die finanzielle Bela-stung vieler Studierenden durch Studiengebühren hoch, ihr Gegenwert in der Bibliothek aber augenfällig:
Auf vielfachen Wunsch der Studierenden hat die Hoch-schulbibliothek ihre Öffnungszeiten von 38 auf 59 Wochenstunden verlängert.
Bereits seit 2006 hat die Bibliothek ihre Türen 21 Stunden pro Woche länger offen und zudem ihr Serviceangebot im Bereich Benutzung und Information verbessert. Dabei unterstützt wird das Team der Bibliothek von studen-tischen Hilfskräften – finanziert aus Studiengebühren.
Lehrbücher
Der weitaus größte Teil der Studienbeiträge fließt in den Erwerb neuer Fachbücher. Die knappen Mittel der Vor-jahre reichten nie aus um die Lehrbuchsammlung mit aus-reichenden Mehrfachexemplaren zu bestücken oder um überhaupt die aktuellen Auflagen und Neuerscheinungen zu kaufen.
Dank der Studienbeiträge konnte die Bibliothek stark nach-gefragte und häufig vorgemerkte Literatur neu erwerben und so die Wartezeiten vieler Studenten auf ihre Bücher
Finanziert aus Studienbeiträgen
RosenheimerHochschulHefte 75
Aus der Bibliothek
verkürzen. Die Studierenden sind zufrieden und bemerken anerkennend, dass manch alte Auflage aus den Regalen endlich durch aktuelle Literatur ersetzt wurde.
Den Literaturbedarf ermittelt die Bibliothek anhand statistischer Daten aus dem Ausleihsystem sowie aus konkreten Wünschen der Studierenden und den Rückmel-dungen der Professoren.
Der Effekt dieser Neuanschaffungen ist enorm: in der Bibli-othek wurden im letzten Jahr 98.000 Bücher entliehen, 32.000 mehr als vor der Einführung von Studienbeiträgen.
Datenbanken
Fachdatenbanken spielen bereits seit länger Zeit eine wichtige Rolle in der Bibliothek: Beck-Online, WISO oder FIZ-Technik liefern den Studierenden schnell die be nötigten Informationen oder Literaturangaben zu spezi-ellen Themen und Fragestellungen. Aus Studienbeiträgen konnte die Hochschulbibliothek das Datenbankangebot erheblich ausweiten und zum Beispiel die Datenbank Peri-norm lizensieren. Damit stehen im Campusnetz fast alle DIN-Normen elektronisch im Volltext über die Homepage der Bibliothek zur Verfügung. Für die Wirtschaftswissen-schaftler ist der neue Zugriff auf die Volltexte der WISO-Praxis Datenbank besonders zu empfehlen. Im Bereich Zeitschriften heiß begehrt ist das ständig erweiterte Angebot an Volltextzugriffen auf mittlerweile über 1000 elektronische Zeitschriften.
E-Books
Der Einzug elektronischer Bücher in die Bibliothek war ein weiteres Projekt „finanziert aus Studienbeiträgen“ - und inzwischen sehr erfolgreich. 2000 deutsch sprachige e-books aus den Bereichen Technik, Informatik und Wirtschaftswissenschaften stehen den Studierenden zur Verfügung. Sie werden wie Druckausgaben im OPAC nachgewiesen und können über einen Link komplett oder kapitelweise gelesen oder einfach als PDF herunter-geladen werden.
Keine Sorge - Die Bibliothek schaut sehr genau hin, wie die elektronischen Angebote von den Studierenden unserer Hochschule angenommen werden. Ein reger Erfahrungs-austausch mit anderen Hochschulbibliotheken und der Erwerb teurer Datenbanklizenzen in gemeinsamen Kon-sortien ist selbstverständlich, damit die Studienbeiträge bedarfsgerecht verwendet werden und den Studierenden direkt wieder zu Gute kommen.
Gut zu Wissen! Informationen, Wünsche und Anregungen:
Hochschule Rosenheim - BibliothekHochschulstraße 1 - 83022 RosenheimTel. 08031 805-178www.fh-rosenheim.de/bibliothek.html
Was die Bibliothek der Fachhochschule Rosenheim mit Studienbeiträgen noch alles vor hat:
Alle Dienstleistungsangebote erhalten und ausbauen, Informationskompetenz vermitteln durch Schulungen in der Datenbankrecherche, Lese- und Arbeitsplatzsituation in der Bibliothek verbessern … Sicherlich gibt es in der Biblio-thek viel Optimierungspotenzial - gerade was die beengte Raumsituation anbelangt. Dieses Projekt wird allerdings kein Logo „finanziert aus Studiengebühren“ tragen!
Letztendlich zählt, dass die Resonanz der Bibliotheksbesu-cher bezüglich der Verwendung von Studienbeiträgen in der Bibliothek durchweg positiv ist.
76 RosenheimerHochschulHefte
Aus der Kinderkrippe
Die Kinderkrippe „Studentenflöhe“ ermöglicht den Stu-dierenden an der Hochschule Rosenheim das Studium mit Kind fortzusetzen und den Angestellten der Hochschule den Beruf frühzeitig wieder aufzunehmen.
In der Einrichtung des Studentenwerks München / Westerndorfer Str. 47 werden 12 Kinder im Alter von 12 Monaten bis 3 Jahren ganztags betreut. Die Kinderkrippe ist familienbegleitend zum Studium und/oder der Berufs-tätigkeit der Eltern zu betrachten. Wir bieten die Möglich-keit für Entwicklungs- und Lernanreize, die sich an den Bedürfnissen der Kinder orientieren, um eine individuelle Entwicklung zu ermöglichen.
Ein Feuerwerk für alle Sinne bei den Studentenflöhen
Der Tag der offenen Tür stieß in der Kinderkrippe „Studen-tenflöhe“, wie immer, auf reges Interesse. Zahlreiche (wer-dende) Eltern und ihre Kinder nutzten die Gelegenheit, „die Kinderkrippe mit allen Sinnen kennen zu lernen“. Dass es sich hierbei nicht nur um das Motto des Tages handelte, wurde den Besuchern schnell klar: Anhand eines Informa-tionsstandes, einer Filmvorführung sowie im persönlichen Gespräch mit Annette Galler, der Leiterin der Kinderkrip-pe, wurde deutlich, dass sich hinter besagter Devise das Konzept der Krippe verbirgt, das vielfältige (Sinnes)Erfah-rungen und Lernmöglichkeiten für die „Studentenflöhe“ vorsieht. Dass es an diesem Tag freilich nicht um trockene Theorie, sondern um erlebbare Praxis ging, bewies schon ein Schritt in den Gruppenraum der Kinderkrippe:
Angefangen von einem Tisch, an dem mit Salzteig model-liert werden konnte, über Musikinstrumente, die Klang-welten eröffneten, zu Kindern, die zu lustigen Erdbeeren oder gefährlichen Piraten geschminkt wurden, gelangte man über einen Fühl-Parcours zu Boxen, an deren Inhalt, die Kinder ihren Tastsinn erproben konnten. Blickte man von dort auf, sah man sich umgeben von den ersten Kunst-werken der Kindertagesstätten-Kinder, die den Erzeugnis-sen moderner Malerei – so möchte man meinen – getrost das Wasser reichen können. Bei alledem be wiesen die „Studentenflöhe“ auch Sinn für Kulinarisches: Für das leibliche Wohl war bestens gesorgt.
In unserer Kinderkrippe finden im Sommer wieder die bei den Kindern sehr beliebten alljährlichen Waldtage statt. Dabei erfolgen wöchentlich Ausflüge in den nahe
Neues von den Studentenflöhen
Waldtage in der Kinderkrippe „Studentenflöhe“
RosenheimerHochschulHefte 77
Aus der Kinderkrippe
gelegenen Kefer-Wald. Die Kinder genießen es, den Wald zu riechen, voll Abenteuerlust im Unterholz herumzukrabbeln, auf Baumstämmen zu balancieren, sich abseits von Wegen im Gebüsch zu verstecken und „Schätze“ zu sammeln. Aus pädagogischer Sicht bieten die Waldtage darüber hinaus die Möglichkeit, die lebensnahe Natur und den Wald als
Lebens- und Erfahrungsraum intensiv zu erfah-ren und kennen zu lernen. Der Wald bietet den Kindern Sinneserfahrungen, Bewegungsräume, Begegnungen und Erlebnisse mit Tieren und Natur-phänomenen. Die Ausflüge vermitteln den Kindern zudem Wissen über Bäume, Pflanzen, Tiere und deren Lebensräume, fördern die kindliche Neugier und regen die Fantasie und Kreativität an, mit Natur-materialien zu experimentieren und zu spielen.
Schließlich werden durch die Gemeinschaft der Zusam-menhalt sowie die Kooperation in der Gruppe gestärkt, und durch vielfältige neue Bewegungserfahrungen kön-nen die motorischen Fähigkeiten ausgebaut und Selbst-vertrauen gefestigt werden. Zurück in der Kinderkrippe vertiefen und festigen nach den Ausflügen Fingerspiele, Lieder, Kreisspiele, Bilderbücher, Malen und Gespräche die Erlebnisse und gemachten Erfahrungen.
Das Institut für Fenster und Fassaden, Türen und Tore,Glas und Baustoffe
Das ift Rosenheim ist weltweit der führende Komplettanbie-ter für alle erforderlichen Nachweise und Prüfungen sowie die Zertifi zierung von Fenstern, Fassaden, Türen und Toren inkl. aller notwendigen Zubehörteile. Das ift folgt der Leitli-nie „Probleme aus der Praxis für die Praxis“ ganzheitlich zu lösen und die Gebrauchstauglichkeit der Produkte sicherzu-stellen.
Das ift Rosenheim schätzt den Nachwuchs an qualifi zierten und gut ausgebildeten Arbeitskräften, die neue Ideen und fri-schen Wind in das Alltagsgeschäft bringen. Im Rahmen von Diplom- und Masterarbeiten sowie Praxissemestern bietet das ift interessante Projektaufgaben für die Studiengänge Holztechnik, Holzbau/Ausbau, Innenarchitektur, BWL und Informatik. Auch Studienabsolventen können sich gerne auf eine Anstellung beim ift bewerben.
Bei Interesse wenden Sie sich an: ift Rosenheim GmbHPersonalabteilungHerr BichlerTel.: 08031/[email protected]
78 RosenheimerHochschulHefte
Aus der Hochschule
Die UNO hat das Jahr 2009 zum „Internationalen Astronomie-
jahr“ ausgerufen, denn vor genau 400 Jahren beobachtete
Galileo Galilei als erster Mensch mit einem Fernrohr systema-
tisch den Himmel und Johannes Kepler veröffentliche seine
„Astronomia Nova“, in der er die beiden ersten – heute nach
ihm benannten – „Keplerschen Gesetze“ formulierte. Beide
Ereignisse sind so etwas wie der Startpunkt der modernen
Physik und damit der modernen Naturwissenschaft, ohne die
unsere Welt heute sehr viel anders aussähe.
Auch die Sternwarte der Hochschule Rosenheim beteiligte sich
aktiv an der Gestaltung des Astronomiejahres, wie viele andere
Observatorien in über 150 Ländern (www.astronomy2009.
de). Im Jahr 2009 gab es eine ganze Reihe von Sonder-
aktivitäten / Beobachtungsabenden und Sonderführungen:
• Jeden Montagabend bei klarem Himmel von Anfang Januar
bis Ende Mai:
- Öffentliche Sternwartenführung. Dabei wird der Sternen-
himmel mit bloßem Auge: Sternbilder, Planeten, Nebel,
Himmelsbewegung etc erläutert. Anschließend werden
ausgewählte Objekte mit den Fernrohren der Hochschul-
sternwarte beobachtet.
• Do 22.01.2009
- Vortrag und Film: „Neue Blicke auf den Himmel“; Kick-off-
Veranstaltung zum Astronomiejahr in Rosenheim von Prof.
Dr. E.Junker, FH Rosenheim
• Mi 25.02.2009
- Sonderführung zum Kometen Lulin (und Saturn mit seinen
Monden)
• Di 31.03.2009, 19 Uhr, B023
- Vortrag: „Quasare und die Entwicklungsgeschichte der
Galaxien“, von Dr. Peter Friedrich, Max-Planck-Institut für
Extraterrestrische Physik in Garching
• Fr 03.04.2009,
- Sonderführungen zur „Langen Nacht der Sterne“, Stern-
wartenführungen von 20 Uhr bis nach Mitternacht mit ins-
gesamt über 130 Besuchern
Das Internationale Jahr
der Astronomie 2009 in Rosenheim
Sternwarten-Führungen erfreuen Jung und Alt
RosenheimerHochschulHefte 79
Aus der Hochschule
• Mo 27.04.2009, 19 Uhr, B023
- Vortrag: „Heimat Erde – Das Bild unseres Planeten“ von
Dr. Manfred Gottwald, Deutsches Zentrum für Luft- und
Raumfahrt in Oberpfaffenhofen
• Mi 01.07.2009, 19 Uhr, Raum B023
- Vortrag von Dr. Rainer Beck, Max-Planck-Institut für Radio-
astronomie, Bonn: „Dunkle Energie, Gravitationswellen
und Magnetfelder: Neue Radioteleskope erforschen das
unbekannte Universum“
• Di 29.09.2009, 19 Uhr, Raum A250
- Vortrag von Prof. Dr. Berndt Feuerbacher, Deutsches
Zentrum für Luft- und Raumfahrt Köln/Bremen und Prä-
sident der International Astronautical Federation Paris:
„Rosetta – Landung auf einem Kometen“
• Mo 26.10.2009, 19 Uhr, Raum B023
- Vortrag von Dr. Joachim Bublath: „Die Illusion von der Zeit“
- Dr. Bublath ist bekannt als Wissenschaftsmoderator der
Sendung „Abenteuer Forschung“ im ZDF und als Erfinder
der „Knoff-hoff-Show“
• Di 24.11.2009, 19 Uhr, Raum B023
- Vortrag von Dr. Gero Rupprecht, Europäische Südsternwarte
ESO in Garching (mit Teleskopen in Chile): „Exoplaneten –
Auf der Suche nach der zweiten Erde“
• Do 14.01.2010, 19 Uhr, Raum B023
- Vortrag von Claudia Hinz, Deutscher Wetterdienst Wetter-
warte Wendelstein: „Farbiger Himmel: Vom Regenbo-
gen zum Polarlicht – Optische Erscheinungen in der
Atmosphäre“
• Di 23.03.2010, 19 Uhr
- Prof. Dr. Harald Lesch von der LMU München kommt wieder
an die FH Rosenheim: „Wieso können wir das Universum
verstehen?“
- Prof. Lesch hat eine große Fangemeinde durch seine Sen-
dungen „alpha Centauri“ im Bayrischen Fernsehen und ist
mittlerweile Moderator von „Abenteuer Forschung“ im
ZDF. Er unterrichtet Astrophysik an der LMU und Natur-
philosophie an der Hochschule der Jesuiten in München.
Von Juni-August hatte die Sternwarte wg. Sommerpause
(zu Hell zum Beobachten) geschlossen, im September gab es
kurzfristig angekündigte Sonderführungen und ab Anfang
Oktober finden um 20:15 Uhr jeden Montagabend bei klarem
Wetter wieder öffentliche Beobachtungsabende statt.
Um kurzfristige Änderungen des Programmes der Sternwar-
te erfahren zu können empfehlen wir: Abonnieren Sie den
e-Mail-Newsletter mit den Neuigkeiten der Sternwarte der
FH (z.B. neuen geänderten Öffnungszeiten, Einladungen zu
astronomischen Vorträgen, oder Kurzinfos zu astronomi-
schen Highlights; Infos gibt es unregelmäßig, ca. alle 3-6
Wochen)! Interessenten des e-Mail Abos des Newsletters
können sich einfach anmelden, indem sie eine e Mail an astro-
[email protected] schicken mit der Betreffzeile:
subscribe (Die Antwort-e-Mail, die Sie dann erhalten, muss
dann noch einmal beantwortet werden, dies ist auch in der
Antwort-e-Mail beschrieben). Siehe auch unter www.fh-
rosenheim.de/sternwarte_newsletter.html Alternativ: e-mail
80 RosenheimerHochschulHefte
Aus der Hochschule
Die Sternwarte der FH stellt sich vor
Die Sternwarte der Fachhochschule wurde in den 1980er und
1990er Jahren von Herrn Prof. Aribert Nieswandt aufgebaut.
Sie wurde vollständig aus Spendenmitteln finanziert.
Im Januar 2005 übernahm Prof. Dr. Elmar Junker, Fakultät für
Angewandte Natur- und Geisteswissenschaften die Leitung
der Sternwarte.
Die Instrumente der Sternwarte:
• Schmidt-Cassegrain Reflektor, Typ Celestron C14, 355 mm
Öffnung, 4000 mm Brennweite
• Apochromatischer Refraktor, Fa. Astrophysics, 120 mm Öff-
nung, 1020 mm Brennweite
• Schmidt-Cassegrain Reflektor, Typ Celestron C8, 203 mm
Öffnung, 2000 mm Brennweite
• Weißlicht Sonnenfilter & Projektionsschirm; Protuberanzen-
Ansatz und H-alpha-Filter
Die Sternwarte wird zur Ausbildung der Studenten in den
allgemein wissenschaftlichen Fächern „Einführung in die
Astronomie“ und „Ausgewählte Kapitel der Astronomie“
verwendet.
Darüber hinaus gibt es montags regelmäßig öffentliche Füh-
rungen und Sonderführungen zu bestimmten astronomischen
Ereignissen, die auf der FH-website (www.fh-rosenheim.de/
sternwarte.html), über einen e-Mail-Newsletter (s.o.) und in
der lokalen Presse (OVB, Rosenheimer Nachrichten, Presse-
woche, Radio Charivari) angekündigt werden. Aktuelle Infos
zur Sternwarte gibt es auch in einem Aushang am Eingang
des D-Gebäudes der FH, auf dem sich die Observatoriums-
kuppel befindet. Treffpunkt für die Führungen ist immer die
Sternwartenkuppel.
Der Unterhalt der Sternwarte wird auch weiterhin aus
Spenden mitteln finanziert. Gerne werden Spenden ent gegen
genommen unter: Kontonr. 215632, Sparkasse Rosenheim
(BLZ 711 500 00; Kontoinhaber: FH Rosenheim), Betreff:
Spende Sternwarte. Ausstellung einer Spendenquittung ist
möglich.
Mehr Infos zum Internationalen Astronomiejahr:
www.astronomy2009.de
Astronomisches Jahresprogramm 2009: http://www.astro-
nomy2009.de/medien-material/broschueren-und-flyer/
programmheft-der-vds-kosmos-verlag/at_download/file
Mit besten astronomischen Grüßen und Wünschen für viele
klare Tage und Nächte.
Ihr Prof. Dr. Elmar Junker
Die Monde des Saturn
RosenheimerHochschulHefte 81
Aus der Hochschule
Arche für Landesgartenschau steht
dem Gelände der Landesgartenschau in Rosenheim
Die Arche, das biblische Symbol für die Bewahrung der
Schöpfung, soll den Besuchern der Landesgartenschau als
Ort des Gebetes, der Meditation und für kirchliche Veranstal-
tungen dienen. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt der katho-
lischen Pfarreien in Rosenheim, des Erzbischöflichen Ordinariat
München und des evangelisch-lutherischen Dekanats Rosen-
heim mit der Unterstützung der Hochschule Rosenheim.
Bei der Realisierung der 28 Meter langen und 11 Meter breiten
Arche arbeitete das Erzbischöfliche Ordinariat München
mit der Hochschule Rosenheim zusammen. Die drei Absol-
venten der Fachhochschule, Stefan Kammerlohr, Anselm
Rauh und Markus Bührer, erarbeiteten den Entwurf und die
Konstruktionspläne im Rahmen ihrer Diplomarbeit. Professor
Dr. H. Martin Illner, der die Diplomarbeit betreute, betonte
bei der Präsentation die Herausforderung des Projektes für
die Studenten. Er freue sich, dass die Arche nun auf dem
Gelände der Landesgartenschau aufgestellt ist und bereits
in Rosenheim sehr bekannt ist. Die geistliche, technische und
handwerkliche Seite würden bei dem Projekt gut zusammen-
wirken. Bereits das bei der Neuen Rosenheimer Messe 2008
vorgestellte Modell hätte große Aufmerksamkeit gefun-
den und dies wünsche er sich auch für die Arche auf der
Landesgartenschau.
Die Gesamtkonstruktion der neuen Arche wurde im Hinblick
auf Nachhaltigkeit, einfachste Montage und Demontage,
hohe Dauerhaftigkeit und höchste bauphysikalische Anforde-
rungen konzipiert. Durch die Ausführung als reiner Holzbau
konnten alle ökologischen und ökonomischen Anforderungen
optimal erfüllt werden. So wurden nur einheimische Hölzer
aus kircheneigenen Wäldern verwendet. Dabei wurden die
Anforderungen an Dauerhaftigkeit und Holzschutz durch die
Auswahl entsprechender Hölzer wie Eiche und Lärche einge-
halten. Da die Arche nach der Landesgartenschau wiederauf-
gebaut werden soll, wurde die gesamte Konstruktion in leicht
transportierbare Einzelelemente aufgeteilt. Durch den hohen
Vorfertigungs- und Elementierungsgrad entstehen höchste
Anforderungen an die Planung und Ausführung des Bauwerks.
Die ingenieurmäßige Grundkonstruktion des Tragwerks
besteht aus Holzfachwerkbindern die auf vorgefertigten
Diakon Matthias Friedl, Prof. Dr. H. Martin Illner, Pfarrer Andreas Zach, Zimmerer Michael Köhldorfner, Manfred Edlmann von der Diakonie Rosenheim
und Dekanin Hanna Wirth (v.l.) überzeugten sich von dem Fortschritt des Aufbaus der Arche aus Holz auf dem Landesgartenschaugelände.
82 RosenheimerHochschulHefte
Aus den Fakultäten
Punktfundamenten gründen. Das Haus wurde in vorelemen-
tierten Holzständerwänden konzipiert, das Dach als leicht zu
verbindende Einzelelemente.
Der leitende Architekt im Erzbischöflichen Baureferat, Maxi-
milian Kinseher, erläuterte, dass man beim Bau der Arche
besonderen Wert auf Nachhaltigkeit lege. So würden keine
chemischen Holzschutzmittel verarbeitet. Insgesamt würden
etwa 70 Kubikmeter Holz verbaut. Ende August werde die
Arche auf dem Gelände der Landesgartenschau in Rosenheim
aufgestellt. Am Ausbau der Arche vor Ort beteiligt sich auch
die Diakonie mit ihren Werkstätten.
Die Arche des Alten Testament war genauso wie die neue
Arche für die Landesgartenschau ein Holzbau. Sinn der alt-
testamentarischen Arche war wohl, mit möglichst einfachen
Mitteln in kurzer Zeit die Rettung der Menschheit und der
gesamten Tierwelt zu ermöglichen. Die neue Arche soll mit
ebenfalls möglichst einfachen Mitteln ein Symbol für Zusam-
menhalt verschiedenster Konfessionen und Zusammenkom-
men unterschiedlichster Gruppen darstellen.
„Die katholische und die evangelische Kirche werden auf der
Landesgartenschau in der Arche ein Programm bieten, das
den Besuchern zeigt, was uns Christen ausmacht“, sagte Dia-
kon Matthias Friedl, Projektleiter für die Landesgartenschau
im Erzbischöflichen Ordinariat. Es seien tägliche Gebetszeiten,
Ausstellungen und Veranstaltungen in den etwa 90 Qua-
dratmeter großen Räumlichkeiten auf der Arche geplant, die
von den Pfarreien, Verbänden und kirchlichen Einrichtungen
gestaltet würden.
Prof. Dr. H. Martin Illner informierte Rosenheims Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer bereits auf der Neuen Messe Rosenheim 2008 über die Planungen
der Arche für die Landesgartenschau. Weiter im Bild: Pastoralreferent Karl-Heinz Lehner und evangelische Pfarrerin Rosemarie Rother.
RosenheimerHochschulHefte 83
Professoren
Prof. Dr. Claudia Förster
Prof. Dr. Claudia Förster übernahm zum 1.10.2008 eine Professur an der Fakultät für Informatik mit den Schwerpunkten Wirtschaftsinformatik und Projektmanagement.
Sie studierte Informatik mit Nebenfach Wirtschaftswissenschaften an der Technischen Universität München. Nach erfolgreichem Abschluss des Studiums im Jahre 1994 ging sie als Softwareentwicklerin zu CompuServe, wo sie später als Abteilungsleiterin die Verantwortung für die Abwicklung von internationalen Projekten und die Realisierung von kundenspezifischen Internet- und Online-Produkten übernahm.
Anschließend arbeitete sie als Beraterin und Projektmanagerin für internationale Kon-zerne, wobei sie sich auf die Analyse und Optimierung von betrieblichen Informations- und Kommunikationssystemen sowie auf die Gestaltung und Umsetzung von Internet-, Intranet- und Extranet-Lösungen spezialisierte.
Gefördert durch ein Stipendium an der Technischen Universität München begann Frau Dr. Förster im Jahre 2003 ihre Promotion am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, welche sie im Juni 2008 erfolgreich abschloss. In ihrer Promotion erforschte sie die spezifischen Projektmanagement-Rahmenbedingungen von Internet- und Multimedia-Dienstleistern und entwickelte eine domänenspezifische Projekt-Risikomanagement-Methode, die besonders für kleinere und mittlere Unternehmen geeignet ist.
Ferner verfügt Frau Dr. Förster über umfangreiche Lehrerfahrungen, da sie seit dem WS 2002/2003 kontinuierlich als Lehrbeauftragte an verschiedenen Hochschulen, wie der Technischen Universität München, Hochschule Landshut oder Hochschule München tätig war.
84 RosenheimerHochschulHefte
Prof. Dr. oec. publ. Bernd Hacker
Prof. Dr. oec. publ. Bernd Hacker ist seit 1. März 2009 an der Fakultät für Betriebs-wirtschaft im Lehrgebiet Betriebliches Rechnungswesen tätig. Nach der Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Bayerischen Vereinsbank AG studierte er Betriebswirtschaft an der Universität in Bayreuth. Mit dem Abschluss im Jahre 1997 begann er ein Trainee-Programm an der Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG in München. Anschließend zog es ihn für vier Jahre wieder in den Hochschulbereich in dem er als Wissenschaft-licher Mitarbeiter an der Ludwig-Maximilians-Universität München für das Seminar und die Prüfung für Rechnungswesen (Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Ballwieser) tätig war. Die Promotion erfolgte dort im Jahr 2002 mit einer Arbeit zur Segmentberichterstattung.
Ab November 2002 war Bernd Hacker Assistent des Finanzvorstands/CFO (Dr. Wolfgang Sprißler) bei der Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG, München. Anschließend wurde ihm im Jahre 2004 die Leitung der Abteilung „Group Accounting Policies /Groß projekte Reporting“ der Bank übertragen. Ende 2005 wechselte er zur Siemens AG, München, wo er eine Abteilung für Grundsatzfragen im Rechnungswesen übernahm. Dort beschäftigte er sich vor allem mit der Bilanzierung komplexer Finanz instrumente und war für alle Belange der Gremienarbeit im Rechnungswesen der Siemens AG zuständig.
Prof. Dr. Eckhard Lachmann
Prof. Dr. Eckhard Lachmann, Jahrgang 1961, geb. in Düsseldorf, Studium der Betriebswirt-
schaftslehre an der Universität zu Köln, Auslandsstudium an der Ecole des Hautes Etudes
Commerciales (HEC), Paris. Stipendiat der Friedrich-Naumann-Stiftung. Während des Stu-
diums freier Mitarbeiter in der Redaktion der Zeitschrift wisu - das Wirtschaftsstudium. Di-
plom-Examen (Abschluss: Dipl.-Kfm.) und Promotion zum Dr.rer.pol. an der Universität zu
Köln über ein Thema zur Internationalen Kooperation in der Stabilitätspolitik. Während des
Promotionsstudiums wissenschaftlicher Assistent bei Prof. Dr. Rolf Rettig am Staatswissen-
schaftlichen (Volkswirtschaftlichen) Seminar der Universität zu Köln.
17 Jahre Berufserfahrung als Verkaufsleiter und Geschäftsbereichsleiter bei einer mittelstän-
dischen Lackfabrik in Schwaz/Tirol sowie Geschäftsführer der Vertriebstochter in Deutsch-
land. Umfangreiche Erfahrungen im Auf- und Ausbau von Händler-Netzwerken sowie im
Internationalen Vertrieb. Seit Frühjahr 2008 Professor für Internationales Management und
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der HS Rosenheim. Außerdem Vertrauensdozent der
Friedrich-Naumann-Stiftung. Arbeitsschwerpunkte: Internationales Marketing, Internatio-
nales Management, Exportmanagement, Kosten- und Leistungsrechung sowie Marketing-
Controlling; Betreuung von Projekten und Zusammenarbeit mit mittelständischen Firmen.x
Professoren
RosenheimerHochschulHefte 85
Prof. Dr. Robert Ott
Jahrgang 1971 in Bayreuth geboren
Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen – Tätigkeitsbeginn 1. März 2009
Lehrgebiete – Controlling, Rechnungswesen, Finanzierung
Robert Ott, geboren in Straubing, verheiratet, studierte nach dem Abitur Betriebs-wirtschaftslehre an der Universität Regensburg und an der Murray State University in den USA. Nach Erlangung des Diploms und des MBA war er von 1999 bis 2002 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Produktionswirtschaft und Controlling an der Ludwig-Maximilians-Universität in München tätig. Hierbei führte er im Auftrag des Bayerischen Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst mehrere Projekte in Zusammenarbeit mit Hochschulen und Krankenhäusern bzgl. Kostenrechnung und Weiterentwicklung von Instrumenten des Controllings durch. Zudem veröffentlichte er mehrere Artikel z.B. zur Prozesskostenrechnung und ist Mit-Herausgeber eines Buches über Prozessoptimierung in Krankenhäusern. In seiner Dissertation zeigte er die Grenzen und Lösungsansätze einer Kostenzuordnung auf Forschung, Lehre und Krankenversor-gung in Universitätsklinika auf. Danach war er über drei Jahre im Konzerncontrolling der BMW AG in München tätig, wo er u.a. für das Controlling des Segmentes „Sonder-ausstattungen“, der X-Baureihe sowie mehrerer Vertriebsgesellschaften zuständig war. Anschließend war er von 2005 bis 2006 als persönlicher Referent des Vorstandsvorsit-zenden beim viertgrößten deutschen privaten Krankenhauskonzern, der Sana Klinken AG, in München tätig. Hierbei kümmerte er sich v.a. um das Beteiligungscontrolling bzw. betreute den Prozess von Neuakquisitionen. Anfang 2007 übernahm er im Rahmen eines Managementvertrags mit den Sana Kliniken die Geschäftsführung des Caritas-Krankenhauses St. Josef in Regensburg.
Seine Lehr- und Forschungstätigkeiten an der Hochschule Rosenheim konzentrieren sich auf die Themen Controlling, Kostenrechnung, Buchführung und Bilanzierung, Finanzie-rung, Krankenhaus-Management und Unternehmensführung.
Professoren
86 RosenheimerHochschulHefte
Prof. Karin Paula Sander
1985 Studium BUGH Wuppertal Innenarchitektur
1992 Dipl. Innenarchitektur
1994 Ergänzungsstudium Architektur, Kunsthochschule Berlin Weissensee
1996 Diplom Architektur, Prof. Peter Wilson
1996 freie Mitarbeit und selbständige Tätigkeit
1998 Mitglied der Planungs- und Hausgemeinschaft Mischburg GbR
2000 - 2007 wissenschaftlich Mitarbeiterin an der BTU Cottbus,
Architekturdarstellung und Architekturinformatik
Forschungsschwerpunkte: “Axonometrei und Ereignis”
“Zweidimensionales Bild und Dreidimensionaler Raum”
2002 Gründung – buerozentral - mit U. Lechtleitner und Th. Wolter
2004 - 2006 Elternzeit
2007 - 2008 freie Forschungstätigkeit
2008 selbständige Architektin / Innenarchitektin in Berlin
seit 2008 Professur “Darstellung und visuelle Kommunikation” Hochschule Rosenheim
Mitgliedschaften
Seit 2002 als freischaffende Architektin in der AK Berlin
Seit 2006 akt Mitglied des Kunstvereins „Alte Schule Baruth“
Teilnahme an Ausstellungen, Ausstellungsproduktionen
Vorträge , Publikationen, Preise, Lehraufträge etc.
Prof. Dr. rer. nat. Claudia Schäfele
Seit Oktober 2008 ist Dr. rer. nat. Claudia Schäfle Professorin für Physik in der Fakultät für
angewandte Natur- und Geisteswissenschaften. Davor war sie seit 2006 als Lehr beauftragte
an der HAW Rosenheim tätig.
Sie studierte Physik und Mathematik an der Universität Konstanz, wo sie auch im Bereich
„Nanostrukturen an Grenzflächen“, im speziellen „Benetzung mikrostrukturierter Systeme“
promovierte. Ihr besonderes Interesse gilt verschiedensten Mikroskopiemethoden und Ober-
flächenpräparationen.
Nach Ihrer post-doc-Zeit in Adelaide, Australien arbeitete sie als Entwicklungsingenieurin
für physikalische Messtechnik und Toner bei einem Hersteller großer Digitaldruck-Systeme.
Professoren
MLP Finanzdienstleistungen AGGeschäftsstelle Rosenheim IAm Salinplatz 10 b, 83022 RosenheimTel 08031 • 80679 • 0 [email protected]
Richtig durchstarten mit den Karriere-Services von MLP.
MLP Campuspartner
„Er ist von Beruf Sohn.“
„MLP bringt alle weiter.“
Sie wollen optimal vorbereitet ins Praktikum oder Berufsleben starten? Dann liegen Sie mit unserenkostenlosen Seminaren genau richtig. Bei uns erfahren Sie alles, was Sie für einen erfolgreichenBerufsstart wissen müssen:
• Berufsstarterseminar • Assessmentcenter-Training • Gehaltsdatenbank • Arbeitsvertrag- und Gehaltsverhandlungsseminar • Persönlichkeitstest und vieles mehr
Stellen Sie von Beginn an Ihre Weichen auf Erfolg.
25 Beruf Sohn Rosenheim I_A5:Layout 1 24.11.2009 10:51 Uhr Seite 1
88 RosenheimerHochschulHefte
Prof. Dipl.-Ing. H.-U. Paul Pensionierung
Zum (Un-)Ruhestand von Prof. Dipl.-Ing. H.-U. Paul
Mit Ende des Wintersemesters 07/08 wurde Herr Prof. Dipl.-Ing. H.-U. Paul in den Ruhe-stand versetzt. Ein unvermeidlicher Schritt, welcher zunächst ein Loch im Labor für CNC- und Fertigungsleittechnik der Fakultät Holztechnik an der Hochschule Rosenheim hinterließ.
Seine Laufbahn unterstreicht seine Vielfältigkeit und seine stets aufsteigende Karriere: Im Jahr 1968 absolvierte er sein Diplom an der TU Hannover im Bereich Nachrichtentechnik, arbeitete anschließend als Leiter der SW-Entwicklung NC-Technik bei ROBERT BOSCH, wurde anschließend CIM-Bereichsleiter bei IBH (jetzt RTC-Siemens), stieg weiter auf zum Geschäftsführer bei DANET-IS in Stuttgart, wo er durch erfolgreiche Ingenieurtätigkeit (Innovationen; Kooperation mit wbk, USA-Koop. Bendix, usw.) glänzte und sich so in der freien Wirtschaft bewährte.
Auch in seiner Freizeit agierte er stets in seinem beruflichen Umfeld. So ist er z.B. seit 1984 IEEE-Member, seit 1972 Mitglied der Gesellschaft für Informatik GI und auch im Normenausschuss Maschinenwesen ISO TC 184 SC 5. Er brachte während seiner beruf-lichen Tätigkeit mehrere Veröffentlichungen heraus und hält seit 1990 ein Patent für optische Messwertsender zur 3D Formerfassung.
Nach einer insgesamt 22-jährigen Industrietätigkeit leitete er seit seiner Berufung an die Hochschule Rosenheim 1990 das Fachgebiet „Rechnereinsatz in der Produktion“. Auch hier steckte er sich das Ziel, weiterhin steil nach oben zu steuern und die Fakultät Holz-technik, sowie seine direkte Laborumgebung elitär auszubauen:
Prof. Paul ist verantwortlich für die Ausstattung des Labors für CNC- und Fertigungs-leittechnik mit seinem derzeitigen, exzellenten und variantenreichen Maschinenpark (5-Achs-CNC-Maschine, HSC-Portal-Bearbeitungsoberfräse, DEP, interne und externer Werkzeugvermessungsgeräte, 3D-Laser-Vermessungsgerät, optisch-taktiles Vermes-sungsgerät, variantenreiche Softwareumgebung).
Nebenbei engagierte er sich stets auch für andere Aufgaben:
• Er nahm erfolgreich z.B. an folgenden Projekten teil:
- BMBF-Programm OSRaM (Optische 3D Sensorsysteme für Rapid Prototyping and Manufacturing)
- BMBF-Programm HSC-Holz - AIF-Projekt Adaptiver Stuhl - NBU (Note-Book-University)
Professoren
RosenheimerHochschulHefte 89
• Er initiierte und wirkte erfolgreich bei verschiedenen WAP- und CIP-Anträgen mit und konnte so nicht zuletzt die Galerie im L-Gebäude gestalten und zu einem Wissenspool bzw. zu einer (Aufenthalts- und Arbeits-)Plattform für (studentische) Projektarbeiten und Schulungszwecke aufbauen.
• Er trat als aktiver Aussteller auf Messen auf: z.B. Euromold.
• Er war Veranstalter der hTT (holztechnischen Tage – ein Forum der Anbieter, Anwender und
der Hochschule).
• Er betreute zahlreiche Diplomarbeiten.
• Er initiierte das Möbiusmöbel für den Hochschul-Ausstellungsstand auf der IMM (internatio-
nale Möbelmesse) in Köln 2001.
• Er gewann einen Anerkennungspreis beim Furnierwettbewerb auf der INTERZUM in Köln
2003.
• Er bildete sich stets auf Tagungen weiter.
Herr Prof. Paul bleibt uns allen unvergessen!
Vielleicht nicht nur, weil er beruflich nicht immer als angenehmer Zeitgenosse auftrat, vielleicht
auch nicht, weil er seinen eigenen, unverkennbaren Stil hat, doch auf jeden Fall, weil er stets
in angetrieben von Wissbegierde auf der Suche nach neuen Möglichkeiten / Technologien /
Ideen ist, die er schleunigst erforschen und verwirklichen will. – Was letztendlich auch einer
der Gründe dafür ist, dass er eine derartig gut ausgestattete Laborumgebung schaffen konnte!
Bei Herrn Prof. Paul darf man sich sicher sein, dass er auch im Ruhestand nicht seine Ruhe
hat, vielmehr, dass er die Zeit nutzt, sich neue Tätigkeitsfelder zu suchen und sich darin zu
verwirklichen.
Aus diesem Grund möchte ich Herrn Prof. H.-U. Paul für seine Verdienste um den Fachbereich
im Namen der Fakultät den Dank aussprechen und ihm noch weiterhin viel Vergnügen und
Erfolg in seinem (Un-)Ruhestand wünschen!
Andrea Mattern
Professoren
Antennen · ElectronicKATHREIN-Werke KG · Telefon 08031 184-0 · Fax 08031 184-306Anton-Kathrein-Straße 1-3 · Postfach 10 04 44 · 83004 Rosenheim
www.kathrein.de
Kathrein ist ein international tätiges Unternehmen der Antennen- und Kommunikationstechnik.Seit über 90 Jahren entwickelt, fertigt und vertreibt die Firmengruppe eine breite Palette von derzeit über 4.500 Produkten aus dem Bereich Telekommunikation.
Aufgrund des technologischen Vorsprungs zählt Kathrein heute zu den Weltmarktführern und ist ältester und größter Antennenhersteller weltweit.
Die Firmengruppe beschäftigt über 6.100 Mitarbeiter in vier Produktionsstätten in Rosenheim, in sechs werkseigenen Nieder-lassungen und in über 58 rechtlich selbststän-digen bzw. durch den Inhaber Prof. Dr. Anton Kathrein verbundenen Tochter- bzw. Beteiligungsgesellschaften.
Top Related