Peavey Classic 20 MH, 6505 MH & Valveking 20 MH
Clean oder derb?Neben dem bereits länger erhältlichen Valveking 20 Mini bringt Peavey nun auch seine beiden heißesten Eisen im Kleinformat auf den Markt. Trotz ihrer Größe bestechen die beiden Neuen mit üppiger Ausstattung.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch Peavey der grassierenden Amp-Minia-turisierung Folge leistet und seine be-liebtesten Verstärker in Unterarmgröße anbietet. Ob es die Verkaufszahlen des Valveking 20 oder die Nachfragen von Händlern und Kunden waren, können wir an dieser Stelle nicht beurteilen.
Fakt ist, dass sich jede Menge Gitarristen darüber freuen werden, dass es den boden-ständigen Classic und den kantigen 6505 nun auch als Kompaktversion gibt.
Beginnen wir mit den Gemeinsamkeiten: Alle Tops sind gleich groß und verfügen über zwei Kanäle. In ihrem Inneren arbeiten je drei 12AX7-Röhren in der Vor- und zwei EL84er in der Endstufe. Die Leistung von 20 Watt lässt sich in zwei Stufen auf fünf sowie ein Watt absenken. Damit lassen sie sich auch in geräuschempfindlichen Umgebungen gut einsetzen.
Der Classic und der 6505 werden zudem mit dem bekannten (etwas altbacken wirk-denden) Doppelfußschalter geliefert, der zwi-
schalter sitzt der Boxenanschluss mit dazuge-hörigem 8/16-Ohm-Umschalter, daneben folgt die MSDI abgekürzte „Mic Simulated Direct Interface“-Sektion mit XLR-Ausgang, dann Kopfhörer-Output, Lautsprecherstummschal-
schen den beiden Kanälen wählt und zusätz-lich einen im Amp festeingestellten Volume-Boost schalten kann. Die Rückseiten des Trios sind identisch und passen sich beinahe jeder Umgebung perfekt an. Neben dem Leistungs-
C C
hrist
ophe
r Przy
billa
Peavey Classic 20 MH, 6505 MH & Valveking 20 MH
Klar, aus welchem Stall der Kleine kommt?
104
GUITAR-DREAMS verstärker
2/16
© PPVMEDIEN 2016
PEAVEY CLASSIC 20 MH
FACTS
Herkunft China
Leistung 20 Watt, 5 Watt, 1 Watt
Röhren 3 x 12AX7, 2 x EL84
Kanäle 2
Regler Rhythm: Volume; Lead: Pre-Gain, Post Gain; Bass, Middle, Treble, Reverb
Schalter Front: Channel, Standby, Power; Rückseite: Voltage, Power Output, Impedance, Speaker Defeat, Ground Lift
Anschlüsse Front: Input; Rückseite: Netzkabel, Speaker Out, Headphone, MSDI Out, Effects Send & Return, 2 x Footswitch, USB Recording Out
Maße 35,6 x 18,5 x 19,7 cm (B x H x T)
Gewicht 8 kg
Internet www.peavey.com
Empf. VK-Preis 773,- €
Preis-Leistung
tung und Ground-Lift. Der MSDI-Ausgang bietet sich für Recording- und Live-Anwen-dungen an und simuliert einen abgenom-menen 12-Zoll-Lautsprecher. Es folgen die beiden Buchsen für den Effektweg und zwei Anschlüsse für Doppelfußschalter.
Neben der oben erwähnten Option lassen sich dort auch der Hall sowie der Effekt-Loop stummschalten. Abgeschlossen wird das Panel der mannigfaltigen Möglichkeiten mit dem ebenfalls Mikrofon-simulierten USB-Aus-gang, der die Amps ohne Umwege in einen Rechner führt. Außerdem hat Peavey seinen Amps eine Röhrenüberwachung namens TSI („Tube Status Indication“) spendiert, die grün
leuchtet, wenn bei den EL84ern alles passt, und die nach rot wechselt, wenn einer der bei-den Kolben Probleme zu machen droht – na-türlich hat jede Röhre ihre eigene LED. Bei dieser üppigen Ausstattung ist es schon ein bisschen verwunderlich, dass Peavey beim Classic und beim Valveking auf Kanal-LEDs am Panel verzichtet hat – auch weil beim Valveking kein Fußschalter mit entsprechen-den Leuchten mitgeliefert wird.
Classic: der TraditionalistIn eine schicke Tweedoptik gewandet, bietet sich der Classic 20 MH vor allem für moderate Töne von Country über Rockabilly und Blues bis hin zu mittelhartem Rock an. Er besticht im Rhythm-Channel mit tollen Cleansounds voller Tiefe, die sich vor allem mit Singlecoils hervorragend machen. Von Knopfler über Gil-mour bis zu den U2 der Joshua-Tree-Ära deckt der Classic alles ab. Dank des nicht übertrieben
intensiven, aber sehr angenehmen Halls lassen sich auch Surfsounds ohne Probleme erzeu-gen. Der Rhythm-Channel wird mit nur einem Volume-Poti geregelt, mit zunehmendem Pe-gel steigt also auch der Verzerrungsgrad. Für den Einsatz in einer lauten Band ist nicht ge-nügend Headroom da, aber dafür gibt es ja die größeren Varianten.
Der Lead-Channel lässt sich via Pre-Gain und Post-Gain abstimmen und bedient den Bereich vom deftigen Blues à la Stevie Ray Vaughan bis zum klassischen Hardrock. Vor allem mit Humbuckern sind erdig-räudige Sounds von AC/DC bis ZZ Top ohne Probleme und Einschränkungen drin.
Da sich beide Kanäle die Dreiband-klangreglung teilen, sind leichte Kompromisse nötig, doch das fällt nicht übermäßig ins Ge-wicht. Generell reagiert der Classic gut und dynamisch auf den Anschlag und die Stellung des Volume-Potis an der Gitarre. Wie häufig
Vintage-Flair paart sich mit modernen Features
Kleiner Amp mit vielen Möglichkeiten
105
verstärker GUITAR-DREAMS© PPVMEDIEN 2016
PEAVEY 6505 MH
FACTS
Herkunft China
Leistung 20 Watt, 5 Watt, 1 Watt
Röhren 3 x 12AX7, 2 x EL84
Kanäle 2
Regler Rhythm: Pre-Gain, Post-Gain; Lead: Pre-Gain, Post- Gain; Low, Mid, High, Reverb; Power Amp: Resonance,
Presence
Schalter Front: Channel Select, Bright & Crunch (beide Rhythm-Kanal), Standby, Power; Rückseite: Voltage, Power Output, Impedance, Speaker Defeat, Ground Lift
Anschlüsse Front: Input; Rückseite: Netzkabel, Speaker Out, Headphone, MSDI Out, Effects Send & Return, 2 x Footswitch, USB Recording Out
Maße 35,6 x 18,5 x 19,7 cm (B x H x T)
Gewicht 8 kg
Internet www.peavey.com
Empf. VK-Preis 773,- €
Preis-Leistung
bei Lunchbox-Amps sind auch hier die Mini-Chickenhead-Potis etwas klein und fummelig. Auch das verspiegelte Frontpanel trägt nicht gerade zur Übersicht bei, sieht aber eben auch ziemlich schnieke aus.
6505: das RauhbeinWem Tweed zu nobel ist und ein cleaner Sound weniger wichtig als eine ordentliche Kelle, der sollte seinen Blick auf den geschrumpften 6505 werfen. Geboren als 5150 und seit Ed-dies Abgang in die Unternehmerbranche im Jahr 2005 unter diesem Namen auf der Welt berühmt und berüchtigt, kommt der 6505 ger-ne und oft im Metal-Segment zum Einsatz.
Dementsprechend findet man zahlreiche We-sensmerkmale, die auch der ebenfalls in die-ser Ausgabe vorgestellte EVH-Winzling mit-bringt: Verzerrung bis zum Abwinken, einen hohen Obertongehalt und bei allem einen stets straffen, knochig-kratzigen Ton, der kaum zu matschen droht.
Der Rhythmuskanal ist weniger plastisch als der des Classic; dafür lässt er sich über den Crunch-Switch ordentlich aufpumpen. Ein zu-sätzlicher Bright-Schalter sorgt dafür, dass hier nichts mumpft. Beide Kanäle teilen sich den Dreiband-EQ, haben aber jeweils einen eigenen Post-Gain-Regler bekommen. We-sentliche Einwirkungen auf den Sound haben
die beiden Potis Resonance und Presence, die das Ansprechverhalten der Endstufe in den tiefen und ganz hohen Frequenzen steuern.
Natürlich kann mit dem 6505 auch so et-was wie Jazz spielen, doch dafür wird sich
Raubeins kleiner Bruder: der 6505 MH
Chickenheads sind immer die richtige Entscheidung – weil’s gut ausschaut
106
GUITAR-DREAMS verstärker
2/16
© PPVMEDIEN 2016
PEAVEY VALVEKING 20 MH
FACTS
Herkunft China
Leistung 20 Watt, 5 Watt, 1 Watt
Röhren 3 x 12AX7, 2 x EL84
Kanäle 2
Regler Clean Volume; Lead Gain; Bass, Mid, Treble, Reverb,
Vari-Class, Master Volume
Schalter Front: Channel Select, Gain Boost, Stand By, Power; Rückseite: Voltage, Power Output, Impedance, Speaker
Defeat, Ground Lift
Anschlüsse Front: Input; Rückseite: Netzkabel, Speaker Out, Headphone, MSDI Out, Effects Send & Return, 2 x Footswitch,
USB Recording Out
Maße 35,6 x 18,4 x 19,7 cm (B x H x T)
Gewicht 7 kg
Internet www.peavey.com
Empf. VK-Preis 701,- €
Preis-Leistung
niemand diesen Amp kaufen. Dafür verbreiten Van-Halen-Riffs wie „Ain’t Talking ’bout Love“ oder „Unchained“ mit einem Steg-Hum-bucker jede Menge gute Laune. Im Vollgas-modus steigt – wie beim großen Bruder auch – der Nebengeräuschpegel recht kräftig an, bei diesen Gainreserven liegt das in der Natur der
Sache. Dem Hardrock-Heimarbeiter jedenfalls liefert der 6505 MH ein mehr als verlockendes Angebot.
Valveking: der AllrounderBereits in Ausgabe 4/2014 haben wir den kleinsten Ableger der Valveking-Serie vorge-stellt, daher wollen wir auf ihn an dieser Stelle etwas weniger detailliert eingehen: Der VK liegt zwischen den beiden Polen Classic und 6505 und deckt ein weites Spektrum an Sounds ab. Zwar fehlen ihm die cleane Eleganz des Classic und die Derbheit des 6505, aber dafür punktet er mit seiner Vielseitigkeit. Von ganz sauber bis ziemlich schmutzig ist alles drin. Zusätzliche Vielfalt ermöglicht das von Peavey patentierte Vari-Class-Feature, das die Endstufenröhren in ihrer Funktionsweise beeinflusst und ihr Ver-halten schrittweise von Class-A/B-Betrieb in Richtung Class-A-Ansprache verändert. Mit
diesem Regler verändert sich der Grundklang des Amps hör- und spürbar. Er ist vielseitiger als die beiden Nachzügler, geht im Laden auch für 150 Euro weniger über den Tresen. Damit ist er die optimale Lösung für Budget-bewusste Gitarristen.
Das bleibt hängenDrei Amps, drei Schwerpunkte. Mit seinem Minitrio deckt Peavey die gesamte Bandbrei-te an Gitarrensounds ab. Ausstattung, Verar-beitung und Klang sind top. Schön, dass es jetzt auch den Classic und den 6505 in der Kompaktversion gibt. Bei den Preisen könnte man fast in die Versuchung kommen, sich nicht zu entscheiden, sondern gleich beide einzupacken. Wer eine günstige Alternative mit Allround-Anspruch sucht, wird beim Valveking fündig. Chris Hauke
Klein und in bewährtem Rahmen vielseitig: der Valveking MH
EL84 in der Endstufe
107
verstärker GUITAR-DREAMS© PPVMEDIEN 2016