STUTTGARTER BEITRÄGE ZUR PRODUKTIONSFORSCHUNG
ROBERT MIEHE
Methodik zur Quantifizierung der nachhaltigen Wertschöpfung von Produktionssystemen an der ökonomisch-ökologischen Schnittstelle anhand ausgewählter Umweltprobleme
Robert Miehe
Herausgeber: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Thomas BauernhanslUniv.-Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. mult. Alexander VerlUniv.-Prof. a. D. Dr.-Ing. Prof. E.h. Dr.-Ing. E.h. Dr. h.c. mult. Engelbert Westkämper
FRAUNHOFER VERLAG
Kontaktadresse:Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, StuttgartNobelstraße 12, 70569 StuttgartTelefon 0711 9 70-00, Telefax 0711 9 70-13 [email protected], www.ipa.fraunhofer.de
STUTTGARTER BEITRÄGE ZUR PRODUKTIONSFORSCHUNG
Herausgeber:Univ.-Prof. Dr.-Ing. Thomas BauernhanslUniv.-Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. mult. Alexander VerlUniv.-Prof. a. D. Dr.-Ing. Prof. E.h. Dr.-Ing. E.h. Dr. h.c. mult. Engelbert Westkämper
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, StuttgartInstitut für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb (IFF) der Universität StuttgartInstitut für Steuerungstechnik der Werkzeugmaschinen und Fertigungseinrichtungen (ISW) der Universität Stuttgart
Titelbild: @ Illustration: Julien Eichinger, Fotolia; @ Icons: Fotolia
Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.ISSN: 2195-2892ISBN (Print): 978-3-8396-1291-0
D 93
Zugl.: Stuttgart, Univ., Diss., 2017
Druck: Mediendienstleistungen des Fraunhofer-Informationszentrum Raum und Bau IRB, StuttgartFür den Druck des Buches wurde chlor- und säurefreies Papier verwendet.
© by FRAUNHOFER VERLAG, 2018Fraunhofer-Informationszentrum Raum und Bau IRBPostfach 80 04 69, 70504 StuttgartNobelstraße 12, 70569 StuttgartTelefon 0711 9 70-25 00Telefax 0711 9 70-25 08E-Mail [email protected] http://verlag.fraunhofer.de
Alle Rechte vorbehalten
Dieses Werk ist einschließlich aller seiner Teile urheberrechtlich geschützt. Jede Ver wertung, die über die engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes hinausgeht, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikro ver filmungen sowie die Speiche rung in elektronischen Systemen.Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen und Handelsnamen in diesem Buch berechtigt nicht zu der An nahme, dass solche Bezeichnungen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und deshalb von jedermann benutzt werden dürften.Soweit in diesem Werk direkt oder indirekt auf Gesetze, Vorschriften oder Richtlinien (z.B. DIN, VDI) Bezug genommen oder aus ihnen zitiert worden ist, kann der Verlag keine Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität übernehmen.
GELEITWORT DER HERAUSGEBER
Produktionswissenschaftliche Forschungsfragen entstehen in der Regel im Anwen-dungszusammenhang, die Produktionsforschung ist also weitgehend erfahrungsbasiert. Der wissenschaftliche Anspruch der „Stuttgarter Beiträge zur Produktionsforschung“ liegt unter anderem darin, Dissertation für Dissertation ein übergreifendes ganzheitliches Theoriegebäude der Produktion zu erstellen.
Die Herausgeber dieser Dissertations-Reihe leiten gemeinsam das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA und jeweils ein Institut der Fakultät für Konstruktions-, Produktions- und Fahrzeugtechnik an der Universität Stuttgart.
Die von ihnen betreuten Dissertationen sind der marktorientierten Nachhaltigkeit verpflichtet, ihr Ansatz ist systemisch und interdisziplinär. Die Autoren bearbeiten anspruchsvolle Forschungsfragen im Spannungsfeld zwischen theoretischen Grundlagen und industrieller Anwendung.
Die „Stuttgarter Beiträge zur Produktionsforschung“ ersetzt die Reihen „IPA-IAO Forschung und Praxis” (Hrsg. H.J. Warnecke / H.-J. Bullinger / E. Westkämper / D. Spath) bzw. ISW Forschung und Praxis (Hrsg. G. Stute / G. Pritschow / A. Verl). In den vergan-genen Jahrzehnten sind darin über 800 Dissertationen erschienen.
Der Strukturwandel in den Industrien unseres Landes muss auch in der Forschung in einen globalen Zusammenhang gestellt werden. Der reine Fokus auf Erkenntnisgewinn ist zu eindimensional. Die „Stuttgarter Beiträge zur Produktionsforschung“ zielen also darauf ab, mittelfristig Lösungen für den Markt anzubieten. Daher konzentrieren sich die Stuttgarter produktionstechnischen Institute auf das Thema ganzheitliche Produktion in den Kernindustrien Deutschlands. Die leitende Forschungsfrage der Arbeiten ist: Wie können wir nachhaltig mit einem hohen Wertschöpfungsanteil in Deutschland für einen globalen Markt produzieren?
Wir wünschen den Autoren, dass ihre „Stuttgarter Beiträge zur Produktionsforschung“ in der breiten Fachwelt als substanziell wahrgenommen werden und so die Produk-tionsforschung weltweit voranbringen.
Alexander Verl Thomas Bauernhansl Engelbert Westkämper
kskdxks
Methodik zur Quantifizierung der nachhaltigen Wertschöpfung
von Produktionssystemen an der ökonomisch-ökologischen
Schnittstelle anhand ausgewählter Umweltprobleme
Von der Fakultät 7 - Konstruktions-, Produktions- und Fahrzeugtechnik
der Universität Stuttgart zur Erlangung des akademischen Grades
Doktor der Ingenieurwissenschaften
– Dr.-Ing. –
genehmigte Abhandlung
Vorgelegt von
Robert Miehe, M.Sc.
aus Hannover
Hauptberichter: Prof. Dr. Thomas Bauernhansl
Mitberichter: Prof. Dr. Alexander Sauer,
Prof. Dr. Matthias Finkbeiner
Tag der mündlichen Prüfung: 19.12.2017
Institut für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb (IFF) der Universität Stuttgart
2018
II
Vorwort des Autors
Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Arbeit als wissenschaft-
licher Mitarbeiter am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Auto-
matisierung IPA sowie am Institut für Industrielle Fertigung und Fabrikbe-
trieb (IFF) der Universität Stuttgart. Beide Institutionen vereinen kreativen
Innovationsgeist mit umfangreicher Erfahrung, wissenschaftlichen Fortschritt
mit dem Anspruch industrieller Applikation.
Für die Möglichkeit der Promotion in diesem hochgradig anspruchsvollen
Umfeld sowie der freundlichen Hilfe und der vielfältigen Ideengebung, gilt
mein Dank in erster Linie meinem Doktorvater, Prof. Dr. Thomas
Bauernhansl. Prof. Dr. Alexander Sauer und Prof. Dr. Matthias Finkbeiner
danke ich für die Übernahme des Mitberichts.
Mein Dank gilt zudem meinem Vorgesetzten, Dr. Jörg Mandel, für die fach-
liche und umsichtige Unterstützung in vielen Diskussionsrunden sowie den
vielen aktuellen und ehemaligen Kollegen, die mir in den vergangenen fünf
Jahren mit Rat und Tat zur Seite standen.
Der Firma Horvath Montagetechnik GmbH, allen voran Herrn Rainer Horvath
und Frau Elke Pevestorff, danke ich für die großzügige Förderung meiner
Arbeit.
Für die immerwährende Unterstützung und das mir entgegengebrachte
Verständnis, auch in schwierigen Zeiten, danke ich meiner Lebensgefährtin,
Mandy Stradinger, und meiner Familie, allen voran Elke und Paul Miehe.
Mein besonderer Dank gilt meinem Vater, Prof. Dr. Christian Miehe, der mir
von klein auf den Anspruch vermittelte, eine Arbeit wie diese abzuschließen.
Die stets herausfordernden Diskussionen mit Dir waren ein Privileg, Deine
Leidenschaft für die Wissenschaft ein Ansporn.
Robert Miehe
III
Abstract
Nachhaltige Wertschöpfung ist das Diktum einer zukunftsfähigen Wirt-
schaftsform. Damit es gelingen kann, Produktionssysteme nach dieser
Maßgabe zu konzipieren, ist eine quantitative Bezifferung von essentieller
Bedeutung. Gründend auf den ethisch-normativen Lehren Immanuel Kants‘
und Hans Jonas‘, wird in der vorliegenden Arbeit nach einer kategorischen
Objektivierung der Wertschöpfung an der ökonomisch-ökologischen
Schnittstelle gesucht. Das hier vorgelegte Konzept erweitert die betriebliche
Wertschöpfungsrechnung um die sozio-ökologischen Folgen produktions-
technischer Handlungen. Mit dem eco²-Value-Added wird ein rein pekun-
iärer Indikator präsentiert, der sowohl die betriebs- als auch die gesell-
schaftszweckdienlichen Effekte der Leistungserstellung zu inkludieren
vermag. Einem produzierenden Unternehmen eröffnet das Konzept die
Überprüfung der gesellschaftlichen Legitimation, die Antizipation von
Unternehmensrisiken sowie eine zielorientierte Ausrichtung des sozio-
technischen Systems im Hinblick auf die immanente Gerechtigkeits-
herausforderung. Ebenso ist eine ordnungspolitische Verwendung des
Ansatzes in Form gezielter Steuer- und Regelungsmechanismen möglich.
Adding value sustainably is essential for a future green economy. An ade-
quate alignment of manufacturing systems heavily depends on specific
measurement. This thesis provides a categorically objective interpretation of
combined economic and ecologic value added in dependence on the philo-
sophies of Immanuel Kant and Hans Jonas. The here presented concept
broadens classic operational value added accounting for manufacturing
systems with regards to socio-ecologic concequences. The eco²-value-added
considers both economic and ecologic impact of technological actions in
Abstract
IV
industrial enterprises on a solely monetary basis. An application in orga-
nisations enables a review of social legitimation, an anticipation of business
risks and an adjustment of the socio-technical system towards the omni-
present challenge of equity. Likewise, the concept provides basic principles
for a potential regulative utilization via tailored tax systems.
V
Inhalt
Abbildungen .................................................................................................................... VIII
Tabellen ............................................................................................................................. XI
Abkürzungen .................................................................................................................... XIII
1 Einleitung ................................................................................................................. 1
1.1 Ausgangssituation .......................................................................................................... 1
1.2 Problemstellung ............................................................................................................. 8
1.3 Zielsetzung und Forschungsfrage ................................................................................. 11
1.4 Wissenschaftstheoretische Positionierung .................................................................. 13
1.4.1 Systematische Einordnung ................................................................................... 13
1.4.2 Entdeckungszusammenhang ............................................................................... 16
1.4.3 Begründungszusammenhang ............................................................................... 17
1.4.4 Verwendungszusammenhang .............................................................................. 18
1.4.5 Struktur zur Beantwortung der Forschungsfrage ................................................ 18
2 Terminologie ........................................................................................................... 21
2.1 Betrachtungshorizonte und -objekte sozio-technischer Wirtschaftseinheiten ......... 21
2.1.1 Unternehmen............................................................................................................ 22
2.1.2 Produktion ................................................................................................................ 31
2.2 Der Wertbegriff im Kontext produktionstechnischer Handlungen .............................. 42
2.2.1 Wertvorstellungen .................................................................................................... 43
2.2.2 Ökonomische Werttheorien ..................................................................................... 45
2.2.3 Wertschöpfung ......................................................................................................... 53
2.2.4 Der Kostenbegriff ...................................................................................................... 56
2.2.5 Der Nutzenbegriff ..................................................................................................... 63
2.3 Das Nachhaltigkeitskonzept ......................................................................................... 64
2.4 Der Wirkungsbegriff in der Ökologie ............................................................................ 76
3 Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens ......................................................... 78
3.1 Grundlagen des betrieblichen Rechnungswesens ............................................... 78
3.2 Konzepte der Wertschöpfungsrechnung ............................................................. 83
Inhalt
VI
3.3 Konzepte der Kosten-Nutzen-Rechnung ............................................................. 87
3.4 Betriebliche Kostenrechnung .............................................................................. 90
3.5 Wirkungsrechnung – Ökobilanzierung .............................................................. 113
3.5.1 Vorgehensweise ................................................................................................ 114
3.5.2 Methoden und Ansätze ..................................................................................... 122
4 Aussagegehalt existierender Ansätze ...................................................................... 126
4.1 Theoretische Basis ............................................................................................. 126
4.2 Anforderungen an die Methodik ....................................................................... 129
4.3 Auswertung existierender Ansätze .................................................................... 130
5 Die eco²-Value-Added-Methode ............................................................................. 139
5.1 Methodisches Vorgehen ............................................................................................. 139
5.2 Erweitertes Systemverständnis................................................................................... 141
5.3 Prämissen einer integrierten Wertschöpfungsrechnung ............................................ 145
5.4 Generische Vorgehensweise ....................................................................................... 152
5.4.1 Festlegung des Untersuchungsobjekts .................................................................... 156
5.4.2 Spezifizierung des Untersuchungssystems .............................................................. 157
5.4.3 Auswahl der Methoden ........................................................................................... 162
5.4.4 Zielsystemanalyse .................................................................................................... 170
5.4.5 Sozioökonomische Analyse ..................................................................................... 172
5.4.6 Mengenrechnung .................................................................................................... 179
5.4.7 Wirkungsrechnung .................................................................................................. 188
5.4.8 Wertschöpfungsrechnung ....................................................................................... 190
5.4.9 Auswertung ............................................................................................................. 193
6 Modellierung der externen Beschaffungspreise ...................................................... 199
6.1 Kategorisierung von Umweltproblemen ..................................................................... 199
6.2 Indikatoren und Zielzustände von Umweltproblemen ............................................... 201
6.3 Ermittlung der externen Beschaffungspreise ............................................................. 206
6.3.1 Basisdaten ............................................................................................................... 206
6.3.2 Der externe Beschaffungspreis der Klimaänderung ................................................ 208
6.3.3 Der externe Beschaffungspreis des stratosphärischen Ozonabbaus ...................... 212
Inhalt
VII
6.3.4 Der externe Beschaffungspreis der Luftverschmutzung ........................................ 221
6.3.5 Der externe Beschaffungspreis der Eutrophierung ................................................ 225
6.3.6 Der externe Beschaffungspreis der Versauerung ................................................... 232
6.4 Zwischenfazit .............................................................................................................. 238
7 Anwendungsbeispiele ........................................................................................... 248
7.1 Anwendungsbeispiel 1 – Unternehmen ..................................................................... 249
7.2 Anwendungsbeispiel 2 – Prozessvergleich ................................................................. 263
7.3 Anwendungsbeispiel 3 – Volkswirtschaftliche Betrachtungen .................................. 289
8 Zusammenfassung ................................................................................................ 292
8.1 Reflexion ..................................................................................................................... 292
8.2 Kritische Würdigung ................................................................................................... 297
8.3 Ausblick ....................................................................................................................... 300
Literaturverzeichnis ......................................................................................................... 304
Anhang 1 – Ergänzungen zur entwickelten Methodik ....................................................... 401
Anhang 2 – Grundlagen wahrgenommener Umweltproblemfelder ................................... 402
Anhang 3 – Charakterisierungsmodelle ............................................................................ 407
Anhang 4 – Zusammenfassung der Modellierung der externen Beschaffungspreise .......... 412
Anhang 5 – Beigaben zu Anwendungsbeispiel 1 ............................................................... 433
Anhang 6 – Beigaben zu Anwendungsbeispiel 2 ............................................................... 435
VIII
Abbildungen
Abb. 1.1 Entwicklung der Weltbevölkerung und des globalen Bruttoinlandproduktes ....... 2
Abb. 1.2 Entwicklung der Konzentration an anthropogenen CO2 Emissionen ................... 3
Abb. 1.3 Entwicklung charakteristischer Kenngrößen des Ressourceneinsatzes ................. 5
Abb. 1.4 Paradigmenwechsel zur Sicherstellung einer zukunftsfähigen Wirtschaft ............ 9
Abb. 1.5 Systematik der Wissenschaften ....................................................................... 13
Abb. 1.6 Forschungsprozess ......................................................................................... 15
Abb. 1.7 Vorgehensweise zur Beantwortung der Forschungsfrage ................................. 19
Abb. 2.1 Input-Output Ansatz ...................................................................................... 27
Abb. 2.2 Inklusion eines Unternehmens in sein Umsystem ............................................. 29
Abb. 2.3 Wechselwirkungen zwischen Vorder- und Hintergrundsystem ......................... 30
Abb. 2.4 Klassifizierung von Ressourcen ........................................................................ 37
Abb. 2.5 Strukturelle Klassifizierung von Produktionsprozessen...................................... 40
Abb. 2.6 Systematisierung des Umweltwerts ................................................................. 53
Abb. 2.7 Wertkette der betrieblichen Leistungserstellung .............................................. 54
Abb. 2.8 Externe Effekte............................................................................................... 58
Abb. 2.9 Gliederung sozialer Kosten ............................................................................. 59
Abb. 2.10 Vorrang- vs. Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit ....................................... 68
Abb. 3.1 Klassifizierung des betrieblichen Rechnungswesens ......................................... 80
Abb. 3.2 Berechnung der Bruttowertschöpfung ............................................................ 84
Abb. 3.3 Entstehungs- und Verwendungsrechnung ....................................................... 85
Abb. 3.4 Sustainable Value Added ................................................................................ 86
Abb. 3.5 Klassifizierung der Kostenrechnung nach Teilgebieten und Systemen. .............. 91
Abb. 3.6 Aufbau eines Betriebsabrechnungsbogens ...................................................... 94
Abb. 3.7 Teilschritte der Kostenrechnung ...................................................................... 95
Abb. 3.8 Verfahren der Stofffluss- und Stoffflusskostenrechnung ................................ 104
Abb. 3.9 Struktur der Wirkungskategorien .................................................................. 121
Abb. 4.1 Anforderungen an die zu entwickelnde Methodik ......................................... 130
Abb. 4.2 Kongruenz der existierenden Ansätze mit Anforderungen an die Methodik .... 138
Abbildungen
IX
Abb. 5.1 Modellbegriff ............................................................................................... 140
Abb. 5.2 Bausteine der Methodik ............................................................................... 141
Abb. 5.3 Erweitertes Systemverständnis ...................................................................... 144
Abb. 5.4 Kalkulationsschema der eco²-Value-Added-Rechnung ................................... 154
Abb. 5.5 Generisches Vorgehen zur Quantifizierung des eco²-Value-Added ................. 155
Abb. 5.6 Zusammenhang zwischen Objektebenen ...................................................... 156
Abb. 5.7 Unterschied zwischen KLR und interner WSR ................................................ 163
Abb. 5.8 Vorgehen der internen Wertschöpfungsrechnung ......................................... 164
Abb. 5.9 Eignung verschiedener Rechnungsverfahren für Fertigungsarten .................... 167
Abb. 5.10 Eignung der Systeme zur Ermittlung der Inanspruchnahme der Umwelt ....... 169
Abb. 5.11 Beispielhafte Wirkkette zur Herleitung der Schadenskosten ......................... 177
Abb. 5.12 Informationsbedarf physischer und operativer Mengen ............................... 180
Abb. 5.13 Input-Output-Verständnis eines Untersuchungssystems ............................... 181
Abb. 5.14 Relation von Prozessverbrauchs- und -wirkungsmengen .............................. 188
Abb. 5.15 Qualitative Dynamik des eco²-Value-Added-Wahlproblems .......................... 195
Abb. 5.16 Ressourceneffizienz eines eco²-Value-Added-Wahlproblems ........................ 197
Abb. 6.1 Qualitativer Verlauf des Equivalent Effective Stratospheric Chlorine Index ....... 214
Abb. 6.2 Qualitativer Verlauf der Neuerkrankungsrate von Hautkrebs .......................... 217
Abb. 6.3 Entwicklung der Beschaffungspreise zwischen 2014 und 2050 ...................... 240
Abb. 6.4 Zusammensetzung der Beschaffungspreise im Jahr 2014 ............................... 241
Abb. 6.5 Sensitivität des Gesamtmodells bei Veränderung des BIP im Jahr 2020 ........... 246
Abb. 6.6 Sensitivität des Gesamtmodells bei Veränderung des BIP im Jahr 2050 ........... 246
Abb. 7.1 Ergebnisse der Mengen- und Wirkungsrechnung .......................................... 258
Abb. 7.2 Zusammensetzung der Inanspruchnahme des externen Systems .................... 259
Abb. 7.3 eco²-Value-Added ........................................................................................ 260
Abb. 7.4 Referenzprodukt .......................................................................................... 264
Abb. 7.5 Auftragsprozess der abtragenden Fertigung .................................................. 272
Abb. 7.6 Fertigungsprozess der abtragenden Fertigung ............................................... 272
Abb. 7.7 Fertigungsprozess der additiven Fertigung .................................................... 273
Abb. 7.8 Externe Prozessmengen je Stück ................................................................... 279
Abb. 7.9 eco²-Value-Added- Vergleich der abtragenden und additiven Fertigung ......... 284
Abb. 7.10 Dynamik des eco²-Value-Added .................................................................. 287
Abbildungen
X
Abb. 7.11 Dynamik der Naturwertminderung .............................................................. 287
Abb. 7.12 Zusammensetzung der jährlichen Klimaschuld ............................................. 290
Abb. 8.1 Normativ-informatorische Umsetzung ........................................................... 303
Abb. A4.1 Prozentuale Veränderung des deutschen BIP zwischen 1992 und 2015 ....... 412
Abb. A4.2 Prozentuale Veränderung des deutschen VPI zwischen 1992 und 2015 ....... 412
Abb. A6.1 Sankey-Diagramm des Gesamtauftrag bei abtragender Fertigung ................ 439
Abb. A6.2 Sankey-Diagramm des Gesamtauftrag bei additiver Fertigung ..................... 439
XI
Tabellen
Tab 1 Klassifizierung der Wirtschaftseinheiten ............................................................... 23
Tab 2 Formalzielausprägungen und -inhalte von Unternehmen ...................................... 24
Tab 3 Klassifikation der Produktionsfaktoren ................................................................. 34
Tab 4 Merkmale und Ausprägungen Erzeugnis-orientierter Produktionsprozesse ............ 42
Tab 5 Arten und Ausprägungen von Wertschöpfung ..................................................... 55
Tab 6 Monetarisierungsverfahren für externe Effekte .................................................... 61
Tab 7 Grundbegriffe des betrieblichen Rechnungswesens .............................................. 83
Tab 8 Klassifizierung von Umweltkostenrechnungssystemen ........................................ 101
Tab 9 Klassifizierung ausgewählter Verfahren zur Wirkabschätzung ............................. 123
Tab 10 Wertschöpfung nach dem Wertprinzip ............................................................ 147
Tab 11 Interpretation des externen Werteverzehr ........................................................ 149
Tab 12 Attribute des Untersuchungsobjektes .............................................................. 157
Tab 13 Fertigungsarten .............................................................................................. 158
Tab 14 Wahl der Bilanzgrenzen für Input- und Output-Größen .................................... 161
Tab 15 Komposition des Wirtschaftswerts in Abhängigkeit des Untersuchungsobjekts . 170
Tab 16 Input-Output-Tabelle des internen Systems ...................................................... 182
Tab 17 Übersicht über gesellschaftlich wahrgenommene Umweltproblemfelder ........... 201
Tab 18 Ökologische Problemfelder ............................................................................. 203
Tab 19 Basisdaten für die Modellierung der externen Beschaffungspreise .................... 208
Tab 20 Zusammenfassung der Beschaffungspreise ...................................................... 239
Tab 21 Relative Abweichung ggü. Ergebnissen artverwandter Studien ......................... 242
Tab 22 Kritische Annahmen der Modellkomponenten ................................................. 244
Tab 23 Betriebsmittelart und geplante Nutzungsdauer ................................................ 252
Tab 24 Input-Output-Bilanz der mengenmäßigen Verbräuche des internen .................. 252
Tab 25 Umweltwirkungssätze für eine Werkzeugmaschine .......................................... 254
Tab 26 Umweltwirkungen verschiedener Verbrauchskategorien ................................... 255
Tab 27 Quantifizierung der unmittelbaren Materialverbrauchs (abtragende Fertigung) . 267
Tab 28 Menge an Betriebsstoffen und Betriebsstoffabfällen ........................................ 268
Tab 29 Mittelbare und unmittelbare interne Prozessmengen pro Stück je Fertigungsart 277
Tab 30 Externe Prozessmengen je Fertigungsart pro Stück ........................................... 278
Tab 31 Produktionswert- und Werteverzehrarten/–beträge .......................................... 281
Tab 32 Betriebsabrechnungsbogen ............................................................................. 282
Tabellen
XII
Tab 33 Werteverzehr des internen Systems pro Auftrag ............................................... 283
Tab 34 Herleitung des eco²-Value-Added pro Auftrag in Abhängkeit der Fertigungsart . 286
Tab 35 Entscheidungsebenen und –momente der eco²-Value-Added-Rechnung .......... 401
Tab 36 CO2-Äquivalente ............................................................................................. 407
Tab 37 R11-Äquivalente ............................................................................................. 409
Tab 38 SO2-Äquivalente.............................................................................................. 410
Tab 39 PO43- - Äquivalente .......................................................................................... 411
Tab 40 Basisdaten zur Herleitung der externen Beschaffungspreise .............................. 413
Tab 41 Kalkulation des ext. Beschaffungspreises der Abmilderung (Klimawandel) ......... 414
Tab 42 Kalkulation des ext. Beschaffungspreises des Schadens (Klimawandel) .............. 415
Tab 43 Kalkulation des ext. Beschaffungspreises der Opportunität (Klimawandel) ......... 416
Tab 44 Kalkulation des ext. Beschaffungspreises der Abmilderung (Ozonabbau) ........... 417
Tab 45 Kalkulation des ext. Beschaffungspreises des Schadens (Ozonabbau) ................ 418
Tab 46 Kalkulation des ext. Beschaffungspreises der Opportunität (Ozonabbau) ........... 421
Tab 47 Kalkulation des ext. Beschaffungspreises der Abmilderung (Luftverschmutzung) 423
Tab 48 Kalkulation des ext. Beschaffungspreises des Schadens (Luftverschmutzung) ..... 424
Tab 49 Kalkulation des ext. Beschaffungspreises der Opportunität (Luftverschmutzung) 425
Tab 50 Kalkulation des ext. Beschaffungspreises der Abmilderung (Eutrophierung)....... 426
Tab 51 Kalkulation des ext. Beschaffungspreises des Schadens (Eutrophierung) ............ 428
Tab 52 Kalkulation des ext. Beschaffungspreises der Opportunität (Eutrophierung)....... 429
Tab 53 Kalkulation des ext. Beschaffungspreises der Abmilderung (Versauerung) ......... 430
Tab 54 Kalkulation des ext. Beschaffungspreises des Schadens (Versauerung) .............. 431
Tab 55 Kalkulation des ext. Beschaffungspreises der Opportunität (Versauerung) ......... 432
Tab 56 Produktions- und Werteverzehrarten und –beträge .......................................... 433
Tab 57 Relation von Verbrauchsarten und Inanspruchnahme des externen Systems ...... 434
Tab 58 Klassifizierung der Mengen-, Produktionswert- und Werteverzehrarten ............ 435
Tab 59 Stromverbrauch .............................................................................................. 435
Tab 60 Betriebsstoffe und Betriebsstoffabfälle je Maschine .......................................... 436
Tab 61 Stromverbrauch je Maschine ........................................................................... 437
Tab 62 Mengenstellen des Gesamtauftrags bei abtragender Fertigung ......................... 438
Tab 63 Mengenstellen des Gesamtauftrags bei additiver Fertigung .............................. 438
XIII
Abkürzungen
(1) Allgemeine Abkürzungen
AGEB Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V.
BfR Bundesinstitut für Risikobewertung
BfS (schweizerisches) Bundesamt für Statistik
BfU (schweizerisches) Bundesamt für Umweltschutz
BGH Bundesgerichtshof
BIP Bruttoinlandsprodukt
BMUB Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und
Reaktorsicherheit
BMVI Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur
BMWI Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
BReg Bundesregierung
BT Deutscher Bundestag
CEE Costs of Environmental Effects
CEO Chief Executive Officer
CIA Central Intelligence Agency
DIN Deutsches Institut für Normung e. V
DoT Department for Transport (Great Britain)
EESC Equivalent Effective Stratospheric Chlorine Index
EK / EC Europäische Kommission / European Commission
EU Europäische Union
EU ETS European Union Emission Trading Scheme
EY Ernst&Young
FCA Full Cost Accounting
IEA International Energy Agency
IPCC Intergovernmental Panel on Climate Change
KBA Kraftfahrtbundesamt
Abkürzungen
XIV
LfU Bayerisches Landesamt für Umwelt
MGI McKinsey Global Institute
MOC Materials Only Costing
MoE Ministry of the Environment (Japan)
OECD Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (engl. Organisation for Economic Co-
operation and Development)
ProgRess Deutsches Ressourceneffizienzprogramm
StBA Statistisches Bundesamt
UBA Umweltbundesamt
UNESCO United Nations Educational, Scientific and Cultural
Organization
US BoM United States Bureau of Mines
US EPA United States Environmental Protection Agency
VN / UN Vereinte Nationen / United Nations
VPI Verbraucherpreisindex
WHO World Health Organization
WMO World Meteorological Organization
WWF World Wide Fund for Nature
(2) Methodische Kurzbezeichnungen
𝐴𝐾 Abmilderungskosten
𝐵𝑍𝐹 Betriebszeitfaktor
𝐷𝐴𝐿𝑌 Disability-Adjusted Life Years
𝛦 Zielwert
𝐸𝐸𝑆𝐶 Equivalent Effective Stratospheric Chlorine Index
Abkürzungen
XV
𝐸𝑊𝑆 Externe Wertschöpfung
𝑒𝑤𝑠 Externe Wertschöpfung pro Stück
𝐹𝑊 Fiktive Leistungsabnahme
𝑔 Gleichwertvariable
𝐺𝑃𝑊 Gesamter (systemischer) Produktionswert
𝐺𝑊𝑆 Gesamte (systemische) Wertschöpfung
𝐺𝑊𝑉 Gesamter (systemischer) Werteverzehr
ℎ Produktionskoeffizient
𝑖 Zinssatz
𝐼𝑊𝑆 Interne Wertschöpfung
𝑖𝑤𝑠 Interne Wertschöpfung pro Stück
𝑘 Konstante (Charakterisierungsfaktor)
𝐿𝐺 Losgröße
𝑀 Menge
𝑚 Masse
𝑀𝐴 Mengenabschreibung
𝑁𝑃𝑊 Nachhaltiger Produktionswert
𝑁𝑊𝑆 Nachhaltige Wertschöpfung (= eco²-Value-Added)
𝑛𝑤𝑠 Nachhaltige Wertschöpfung pro Stück
𝑂𝐾 Opportunitätskosten
𝑃 Leistung
𝑝 Beschaffungspreis
𝑃𝐵 Produktivitätsbeitrag
Abkürzungen
XVI
𝑃𝑊 Produktionswert
𝑄 Referenzindikator
𝑟 Inputmenge
𝜌 Rho (Dichte)
𝑠 Reduktion / Senkung
𝑆𝐾 Schadenskosten
𝑆𝑄 Sterbequotient
𝑡 Zeit
𝑡𝐽𝐵𝑍 Jahresbetriebszeit
𝑡𝐵𝑍 Betriebszeit
𝑡𝐵 Bearbeitungszeit
𝑡𝑅 Rüstzeit
𝑉 Volumen
𝑣 Verkaufspreis
𝑉𝑅𝐴 Verrechnungssatz für Betriebsmittelabschreibung
𝑉𝑅𝐵 Verrechnungssatz für Betriebsstoffe und
Betriebsstoffabfälle
𝑉𝑅𝐹 Verrechnungssatz für Flächeninanspruchnahme
𝑉𝑅𝑆 Verrechnungssatz für Stromverbrauch
𝑉𝑆𝑆 Verbrauchsstundensatz
𝑤 Wirkungsmenge
𝑊𝐹 Leistungsabnahmefaktor
𝑊𝑉 Werteverzehr
Abkürzungen
XVII
𝑥 Outputmenge
𝑌𝑃𝐿𝐿 Years of Potential Life Lost
𝑧 Problemwirkkoeffizient (binär)
(3) Indikatoren und Einheiten
𝐶𝑂2𝑒 Kohlenstoffdioxid-Äquivalent (Treibhauspotential)
𝐽 Joule
𝑘𝑔 Kilogramm
𝑘𝑊 Kilowatt
𝑘𝑊ℎ Kilowattstunde
𝐾𝐾𝑃 Kaufkraftparität
𝑃𝑀2,5𝑒 PM2,5-Äquivalent (Luftverschmutzung)
𝑃𝑂43−𝑒 Phosphat – Äquivalent (Eutrophierungspotential)
𝑝𝑝𝑚 parts per million
𝑅11𝑒 R11-Äquivalent (Ozonabbaupotenzial)
𝑆𝑂2𝑒 Schwefeldioxid – Äquivalent (Versauerungspotential)
𝑡 Tonne
(4) Indizes
𝕀 internes System
𝔼 externes System
𝑃 polarer Breitengrad (engl. polar latitude)
𝑀𝐿 mittlerer Breitengrad (engl. mid latitude)
Abkürzungen
XVIII
𝑝 physisch
𝑜 operativ
𝑐 Umweltproblemfeld
𝑁 nominal
𝑅 real
𝑡 Periode
𝑚 Mitte / Mittel
(5) Dezimal-Präfixe (nach SI-Präfixen)
𝑑 Dezi (10-1)
𝑐 Centi (10-2)
𝑚 Milli (10-3)
𝑘 Kilo (103)
𝑀 Mega (106)
𝐺 Giga (109)
𝑇 Terra (1012)
𝑃 Peta (1015)
1
1 Einleitung
1.1 Ausgangssituation
Weltweit stehen Gesellschaften und Volkswirtschaften einer Vielzahl in ihrer
Dynamik kaum vorhersagbaren Herausforderungen gegenüber. Als
ausschlaggebende Ereignisse dieser Entwicklung in der Menschheits-
geschichte gelten die industriellen Revolutionen und die damit einher-
gehenden sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen. Geologen
beschreiben dieses Ereignis als Übergang von Holo- in Anthropozän, der
erdgeschichtlichen Zeitepoche, in der die Menschheit zum bedeutendsten
Einflussfaktor auf das Ökosystem Erde wurde (Zalasiewicz et al. 2008,
S. 4–8; Crutzen 2011, S. 7–10). Die mit Hilfe der Dampfmaschine mögliche
Mechanisierung der Arbeit führte zu einer drastischen Steigerung der
Produktivität. Der hieraus resultierende Anstieg des sich zunächst auf
einzelne Personen reduzierenden, später der gesamten Gesellschaft
zuteilwerdenden Wohlstands führte zu einem nahezu exponentiellen
weltweiten Bevölkerungswachstum. Abb. 1.1 verdeutlicht diesen Trend in
Anlehnung an Maddison (Maddison 2003, S. 256 ff).
Auch in Zukunft ist im Zuge des konstanten Fortschreitens der Industriali-
sierung mit einer weiteren Bevölkerungssteigerung, insbesondere in
Schwellen- und Entwicklungsländern, zu rechnen. Bis zum Jahr 2050 gehen
die Vereinten Nationen (UN 2015) von einer Zunahme der Weltbevölkerung
auf bis zu 10,8 Mrd. Menschen aus. Im Jahr 2100 könnten bereits bis zu
16,6 Mrd. Menschen auf der Erde leben. Der alleine aus dem Anstieg der
Bevölkerung resultierende Verbrauch an Gütern zur Deckung der mensch-
lichen Grundbedürfnisse wird zudem durch die Schaffung von sekundären
Bedürfnissen (solche, die nicht der Sicherstellung der Lebensgrundlage
dienen) gemehrt. Entscheidend ist hierbei der Anteil der Bevölkerung, die
aktiv am Güterkonsum teilnehmen. In diese Konsumklasse fallen Personen,
Einleitung
2
die mehr als 10 Euro pro Tag (Kaufkraftparität) zur Verfügung haben (MGI
2012, S. 70). Waren dies laut McKinsey Global Institute (MGI 2012, S. 70) in
den 1950er Jahren rund 13% der Weltbevölkerung, wurde ihr Anteil im Jahr
2010 auf 36% gesteigert. Für das Jahr 2025 errechnet das MGI (MGI 2012,
S. 70), bei einer angenommenen Weltbevölkerung von 7,9 Mrd. Menschen,
mit einer Konsumklasse von 53%.
Abb. 1.1 Entwicklung der Weltbevölkerung und des globalen Bruttoinlandproduktes pro
Kopf zwischen den Jahren 1 und 2001 in Anlehnung an Maddison (Maddison 2003, S.
256 ff)
Über knapp zweihundert Jahre wurde diese Entwicklung begleitet von dem
Glauben an eine Unerschöpflichkeit der Ressourcen. Entsprechend
zeichneten die frühen Volkswirte um Smith (Smith 2013) zur Zeit der ersten
industriellen Revolution das Bild eines uneingeschränkten Wachstums zur
Steigerung der menschlichen Wohlfahrt. Die zunächst unbegrenzt zur
Verfügung stehende Natur wurde als freies Gut angesehen. Die entsprech-
enden Preise, z.B. für fossile Energieträger, spiegelten daher zu keinem
Zeitpunkt ihren realen Wert wieder (Jarass et al. 2009). Die Übertragung
dieses makro-ökonomischen Denkmusters auf die alltäglichen mikro-
Einleitung
3
ökonomischen Handlungen in Unternehmen und Haushalten führte zu
einem über das Maß der natürlichen Regenerationsfähigkeit hinaus-
gehenden Konsum. Mit dem Trend gehen ein massiver Ressourcenverbrauch
und gravierende anthropogene Umwelteinwirkungen einher. Laut WWF
(WWF 2014, S. 10) wurden bereits seit dem Jahr 1970 mehr Ressourcen pro
Jahr verbraucht, als die Erde in Form ihrer Biokapazität zur Verfügung stellen
kann. Die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre nähert sich,
getrieben durch die Verbrennung fossiler Energieträger, rasch dem als
kritisch eingestuften Wert von 450 ppm. Abb. 1.2 verdeutlicht die
Entwicklung der Konzentration an anthropogenen CO2 Emissionen zwischen
den Jahren 1850 und 2010 in Anlehnung an IPCC (IPCC 2014, S. 3).
Abb. 1.2 Entwicklung der Konzentration an anthropogenen CO2 Emissionen zwischen
den Jahren 1850 und 2011 in Anlehnung an IPPC (2014, S. 3)
In Verbindung mit den Szenarien über das Bevölkerungs- und Wirtschafts-
wachstum wurden diverse Prognosen für die Entwicklung des Ressourcen-
verbrauchs und der mit ihrer Nutzung verbundenen Umwelteinwirkungen
erstellt. Die IEA (IEA 2012, S. 51) errechnet, unter Zugrundelegung derzeit-
iger politischer und wirtschaftlicher Anstrengungen (current policy scenario),
einen Anstieg der anthropogenen CO2-Emissionen bis zum Jahr 2035 um
Einleitung
4
rund 46% gegenüber dem Referenzjahr 2010. Die konstante Entnahme von
natürlichen Ressourcen führt überdies zu einer Erschöpfung der Quellen.
Neben diesen, in der öffentlichen Wahrnehmung omnipräsenten Umwelt-
wirkungen existieren weitere externe Effekte der industriellen Produktion.
Dies sind u.a. Human- und Ökotoxizität, Sommersmog, Versauerung,
Eutrophierung, Belästigungen durch Lärm und Geruch, Strahlung,
Biodiversitätsverlust, Feinstaub und chemische Kontamination (Fava et al.
1994; Klöpffer et al. 2009; Rockström et al. 2009a, S. 472 f; Rockström et
al. 2009b). Die exzessive Inanspruchnahme der Natur durch industrielle
Tätigkeiten aufgrund der zu geringen Bepreisung von Umweltgütern gilt als
wesentliche Quelle des Umweltproblems. Die Privatisierung der Gewinne bei
gleichzeitiger Sozialisierung des Schadens trägt erheblich zum wachsenden
Ungleichgewicht zwischen Arm und Reich bei. Ausdruck findet diese Proble-
matik im volkswirtschaftlichen Begriff der externen Kosten. Durch traditio-
nelle Produktionsweisen und –technologien wird alleine in Deutschland
jährlich ein dreistelliger Mrd.-Betrag an unbeteiligte Dritte ausgelagert
(Lorenz 2000, S. 1–4). Eine von der Europäische Kommission (EK 2013) in
Auftrag gegebene Studie rechnet mit Kosten von rund einer Billion Euro pro
Jahr (23 Mrd. direkt und bis zu 940 Mrd. Euro indirekt), alleine für Schäden
aufgrund von Luftverschmutzung.
Als Zeitraum eines eindeutigen globalen Umdenkens gelten die 1970er
Jahre. Die zu Anfang der Dekade erstmals durch Meadows et al. (Meadows
et al. 1972) aufgezeigte Begrenztheit der auf der Erde zur Verfügung
stehenden Ressourcen führte zu einem kritischen Hinterfragen der traditio-
nellen Wirtschaftsweise und ihrer Denkmuster. In der Folge entbrannte eine
kontroverse Diskussion in Wirtschaft, Forschung und Politik, die im Jahr
1987 im Konzept der Nachhaltigkeit mündete (Brundtland 1987). Im Ver-
gleich zu tradionellen wirtschaftlichen Leitvorstellungen stellt der Ansatz
Einleitung
5
einen fundamentalen Wandel dar (Daly 1990, S. 25 ff; Gandenberger 2011,
S. 249 ff). Statt der ausnahmslosen Betonung von Wachstum und Wohlfahrt
wird hier erstmals eine regulative Denkweise unterstrichen. Dennoch kann
heute festgestellt werden, dass der erwartete Effekt des Konzepts weitest-
gehend ausbleibt. Deutlich wird dies, wie in Abb 1.3 nach StBA (StBA 2014)
dargestellt, anhand der Entwicklung der wesentlichen Umweltkennzahlen
auf Bundesebene zwischen den Jahren 1996 und 2012/2013.
Abb. 1.3 Entwicklung charakteristischer Kenngrößen des Ressourceneinsatzes in
Deutschland zwischen den Jahren 1996 und 2012/2013 nach StBA (StBA 2014)
100,4
91,1
93,6
82,6
98,8
114,7
132,6
136,3
80,0
100,0
120,0
140,0
1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012
IND
EX (
19
96
=1
00
)
JAHR
BIP (Preisbereinigt) Abiotische Rohstoffentnahme und Import
Primärenergieverbrauch Treibhausgasemissionen
Abfall Siedlungs- und Verkehrsfläche
Primärenergieproduktivität Rohstoffproduktivität
Einleitung
6
Trotz einer gewaltigen Intensivierung umweltpolitischer Aktivitäten ist die
Verbesserung der industriellen Umweltwirkung marginal. Zwar ist für einige
Kenngrößen der Inanspruchnahme des natürlichen Systems (u.a. Rohstoff-
produktivität, Primärenergieproduktivität und Treibhausgasemissionen) in
diesem Zeitraum eine Verbesserung zu erkennen, andere bleiben jedoch
nahezu unverändert. Die anfallende Menge an Abfall konnte lediglich um
1,2% gesenkt werden. Auch die Reduktion des Primärenergieverbrauchs
(-6,4%) und der abiotischen Rohstoffentnahme und Importe (-8,9%) fiel
vergleichsweise gering aus. Der Beitrag des verarbeitenden Gewerbes zu
dieser Entwicklung ist darüber hinaus als gering einzustufen. So geht
nahezu die gesamte Reduktion der Treibhausgasemissionen (-17,3%) auf
den Ausbau erneuerbarer Energien zurück. Ihr Anteil am Primärenergie-
verbrauch der Bundesrepublik stieg zwischen 1996 und 2013 von 1,8 auf
10,4% (BMWI 2015). Auch der Anstieg der Rohstoff- (+36,3%) und Primär-
energieproduktivität (+32,6) geben nur einen Ausschnitt der Realität wieder.
Verschiedene Gründe können hier relativierend angeführt werden.
Einerseits weisen Bauernhansl et al. (Bauernhansl et al. 2014, S. 5) auf die
Auslagerung ressourcenintensiver Produktionsschritte in Entwicklungsländer
hin. Dieser als Leakage bezeichnete Effekt führt in den häufigsten Fällen zu
einer erhöhten Umweltbilanz von Produkten, da in Entwicklungsländern
meist wesentlich geringere Umweltstandards existieren. Kinkel et al. (Kinkel
et al. 2003) zufolge lagern 41% der deutschen Unternehmen des verarbeit-
enden Gewerbes Produktionsleistungen aus. Die fünf weltweit wichtigsten
Outsourcing-Destinationen sind laut A.T. Kearney (A.T. Kearney 2014, S. 3)
Indien, China, Malaysia, Mexiko und Indonesien. Zur Darstellung der
ökologischen Wirksamkeit dieser Aktivitäten kann der Environmental
Performance Index der Yale Universität (Yale 2016) herangezogen werden.
Während Deutschland hier unter 178 Ländern den 30. Platz belegt,
Einleitung
7
schneiden sämtliche genannte Länder aus ökologischer Sicht wesentlich
schlechter ab (Nr. 63: Malaysia; Nr. 67: Mexiko; Nr. 107: Indonesien; Nr.
109: China; Nr. 141: Indien) (Yale 2016).
Darüber hinaus setzt der Indikator Rohstoffproduktivität lediglich den
abiotischen Rohstoffverbrauch und Importe mit dem Bruttoinlandsprodukt
(BIP) ins Verhältnis (StBA 2015). Der teilweise starke Anstieg des Verbrauchs
an biotischen Rohstoffen (+22,6%), Halbwaren (+18,9%) und Fertigwaren
(+76,5%) zwischen 1996 und 2012, der die These der Auslagerung roh-
stoffintensiver Produktionsschritte stützt, wird hier gänzlich vernachlässigt.
Nicht zuletzt existieren weitere relativierende Folgen der Effizienz- bzw.
Produktivitätssteigerung, u.a. der Rebound- und Mengeneffekt (Greening et
al. 2000, S. 389 ff; Sorrell et al. 2008, S. 636 ff).
Als Ursache dieser defizitären Tendenz gilt die unpräzise regulatorische
Spezifizierung des Nachhaltigkeitskonzepts, die zu einem bis heute
andauernden Dissens in Wirtschaft und Forschung führt (Kopfmüller 2007,
S. 16). Während sich Vertreter der Industrie für eine Orientierung an den
konventionellen Paradigmen der Effizienz und Effektivität aussprechen,
besteht in der Forschung generell Einigkeit darüber, dass eine Rational-
isierung der Mittel (Suffizienz) unabdingbar für das Gelingen des Ansatzes
ist (Sachs 1993, S. 69 ff; Huber 1995, S. 123; Carnau 2011, S. 24 ff;
Baumast 2013, S. 362 ff). Unzweifelhaft ist jedoch, dass die aktuelle
hypothetische Auslegung der Nachhaltigkeit die Geltendmachung
subjektiver Ansprüche ermöglicht (Brand et al. 2000, S. 24; Behlau 2012, S.
25). Dennoch gilt der Ansatz weiterhin als das immersive Lösungskonzept
der Umweltzerstörung (Brand et al. 2000, S. 174; Zabel 2011, S. 339).
Produktionsbetriebe nehmen im Rahmen dieser Thematik eine ambivalente
Funktion ein. Einerseits sind sie die Hauptverursacher des Umweltproblems,
andererseits werden sie als wesentlicher Stellhebel der Verbesserung ange-
Einleitung
8
sehen, da nur sie über die nötige Problemlösungskompetenz verfügen
(Günther et al. 2008, S. 49; Reichwald et al. 2009, S. 307). Dabei sind ins-
besondere hier weiterhin die konventionellen Denkmuster vorzufinden. Der
regulatorische Aspekt der Nachhaltigkeit wird in erster Linie als Risiko oder
Hemmnis der Gewinnmaximierung wahrgenommen.
1.2 Problemstellung
In Anbetracht dieser beispiellosen Herausforderungen plädieren verschie-
dene Autoren für einen umfassenden makro- und mikro-ökonomischen
Wertewandel (Carnau 2011, S. 41 ff; Zabel 2011, S. 393 ff). Die Realisier-
ung einer zukunftsfähigen ökologie-orientierten Wirtschaftsform auf Basis
eines rein quantitativen Wirtschaftswachstums, das einzig anhand des
generierten Outputs gemessen wird, ist dabei abzulehnen. Der Wert eines
Gutes hat stets die nicht bzw. zu gering bepreiste Inanspruchnahme der
Umwelt zu berücksichtigen. In diesem Kontext skizziert Bauernhansl
(Bauernhansl 2013), neben dem durch die Energiewende der Bundes-
regierung bereits teilweise eingeleiteten Umbruch, vier weitere Aspekte des
Wandels: Material, Personal, Kapital und Struktur. Zukunftsfähiges Wirt-
schaften soll dabei mit Hilfe nachhaltiger Wertschöpfung sichergestellt
werden. Dabei sieht es Bauernhansl (Bauernhansl 2013) als essentiell an,
eine Integration der betriebswirtschaftlich-technischen und der ethisch-
normativen Sichtweise des Nachhaltigkeitsproblems anzustreben. Abb. 1.4
illustriert den Paradigmenwechsel in Anlehnung an Bauernhansl
(Bauernhansl 2013).
Einleitung
9
Abb. 1.4 Paradigmenwechsel zur Sicherstellung einer zukunftsfähigen Wirtschaft in
Anlehnung an Bauernhansl (Bauernhansl 2013)
Infolge ihrer exklusiven Position sind produzierende Unternehmen der Ort
der Verwirklichung dieser Vision (Günther et al. 2008, S. 49; Jung 2008, S.
51–52; Reichwald et al. 2009, S. 307). Um hier langfristig die Maßgabe
einer nachhaltigen Wertschöpfung für sämtliche zum Einsatz kommenden
Technologien und hergestellten Produkte erfüllen zu können, ist eine quan-
titative Bezifferung von essentieller Bedeutung. Diese ist derzeit jedoch aus
diversen Gründen nicht vollumfänglich darstellbar. Maßgeblich verantwort-
lich ist hierfür die unspezifische Terminologie beider separater Begriffe, die
dem Anwender zu jedem Zeitpunkt die Geltendmachung subjektiver An-
sprüche gestattet (Brand et al. 2000, S. 24; Behlau 2012, S. 25). Mit der
hieraus resultierenden Überbetonung einzelner Aspekte (Effizienz und
Effektivität) kann das angestrebte Nachhaltigkeitsziel der Generationen-
gerechtigkeit nicht erreicht werden (Nertinger 2015, S. 24). Dabei stellt
bereits Kant (Kant 1986; Kant 1990) fest, dass ethisches Handeln in einer
Gesellschaft rational agierender Akteure stets einer kategorischen Maxime
Einleitung
10
zu folgen hat. Mit dem kategorischen Imperativ präsentiert er die Leitlinie
vernünftigen Handelns, die in der heutigen Diskussion um Nachhaltigkeit
wenig Beachtung findet. Die Ermangelung einer kategorischen Deutung der
nachhaltigen Wertschöpfung an der ökonomisch-ökologischen Schnittstelle
beeinträchtigt die Operationalisierung massiv (Steimle 2008, S. 189).
Darüber hinaus liegen unterschiedliche methodische Defizite vor, die die
Operationalisierung zusätzlich erschweren. Einerseits reflektieren die im
traditionellen Rechnungswesen zum Einsatz kommenden Methoden der
Kosten- und Leistungsrechnung infolge der ausschließlichen Gewinn-
orientierung den wertmäßigen Beitrag einer Handlung zum Betriebszweck
(Liquidität, Profit, Bestandssicherung) nicht in Gänze. Andererseits führt die
Vielzahl an potentiellen Umweltwirkungen einer produktionstechnischen
Handlung zu einer kaum handhabbaren Komplexität in Form von Vorgaben,
Methoden und Indikatoren. Nachhaltigkeit gilt daher als nicht messbar
(Korhonen 2003, S. 25). Die Folge ist eine Geringschätzung des gesamten
Konzepts. Der angestrebten nachhaltigen Verbesserung produktions-
technischer Handlungen wird somit die Grundlage entzogen. Konzepte zur
Quantifizierung der Nachhaltigkeit sehen sich oftmals vehementer Kritik
ausgesetzt. Ungeachtet dessen sind sie von essentieller Bedeutung als
Referenz der Verbesserung und Treiber von Innovationen (Schwarze 2009,
S. 98; Huber 2011, S. 279). Wird Nachhaltigkeit als Prozess kontinuierlicher
Optimierung verstanden (Kurz et al. 2001, S. 61), erfüllen Konzepte zur
Quantifizierung in Unternehmen eine Orientierungsfunktion.
Für die Realisierung einer zukunftsfähigen ökologie-orientierten Wirtschafts-
form ist also eine objektiv-kategorische Deutung der nachaltigen Wert-
schöpfung zu entwickeln, deren Kernziel eine verursachungsgerechte
Verteilung der Umweltschädigung ist (Fichter et al. 1997, S. 141; Burschel et
al. 2004, S. 493). Gleichzeitig ist das methodische Defizit des betrieblichen
Einleitung
11
Rechnungswesens zu überwinden. Dabei ist sowohl eine interne als auch
eine externe Objektivierung anzustreben. Für ersteres liegt mit der betrieb-
lichen Wertschöpfungsrechnung ein, im Vergleich zu einer herkömmliche
Kostenbetrachtung, alternatives Leistungsbewertungskonzept vor. Statt dem
Gewinn steht hier der gesamte wertmäßige Beitrag einer Handlung zum
Betriebszweck im Zentrum der Betrachtung. Für letzteres ist eine Inter-
nalisierung externer Nutzen und Kosten nötig (Burschel et al. 2004, S. 492-
493, 507). Unter der, insbesondere für die praktische Umsetzung,
elementaren Vorgabe der Kompatibilität mit existierenden Ansätzen des
betrieblichen Rechnungswesens kann ihr Maß ausschließlich pekuniär sein.
Die bis dahin zu gering bepreiste Inanspruchnahme des natürlichen Systems
hat also in Form einer nachträglichen Monetarisierung zu erfolgen (Michaelis
1999, S. 216). Zwar existieren ausgewählte Arbeiten, die einen Übergang
von der traditionellen in eine umweltorientierte Kostenrechnung aufzeigen,
der Maßgabe einer objektiv-kategorische Deutung der nachaltigen Wert-
schöpfung genügen diese indes nicht.
1.3 Zielsetzung und Forschungsfrage
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Entwicklung einer Methodik zur
Quantifizierung der nachhaltigen Wertschöpfung von Produktionssystemen
an der ökonomisch-ökologischen Schnittstelle anhand ausgewählter
Umweltprobleme. Dabei erhebt die Arbeit nicht den Anspruch, sämtliche
Aspekte der Nachhaltigkeit zu vereinen. Vielmehr soll eine Modellbildung an
der ökonomisch-ökologischen Schnittstelle erfolgen, die für Unternehmen
eine integrative Orientierungsfunktion erfüllen kann. Ferner soll die Arbeit
zur Schließung der Forschungslücke beitragen. In diesem Kontext stellen sich
unterschiedliche Fragen, auf die im Folgenden eine Antwort gesucht wird.
Grundlegend ist zunächst die Bestimmung einer geeigneten Auslegung für
das Begriffspaar nachhaltige Wertschöpfung. Dabei soll die Definition der
Einleitung
12
Wertschöpfung nicht auf der traditionellen subjektiven sondern auf einer
möglichst objektiven Interpretation basieren. Zur Auslegung des Begriffs-
paars nachhaltige Wertschöpfung orientiert sich der Autor an den Arbeiten
von Huizing et al. (Huizing et al. 1992) und Figge et al. (Figge et al. 2000;
Figge et al. 2002; Figge et al. 2002; Figge et al. 2004) sowie dem bis heute
andauernden Diskurs um Nachhaltigkeit. Daraufhin ist zu klären, welche
Ansätze aus existierenden Konzepten genutzt werden können, um eine für
Unternehmen praktikable Methodik zur Quantifizierung zu entwickeln. Aus
der Analyse der bestehenden Konzepte wird ein erweiterter Ansatz ent-
wickelt, der im organisatorischen Kontext als Bemessungsgrundlage für ein
zukunftsfähiges Wirtschaften dienen kann. Hierzu nutzt der Autor
insbesondere die herkömmliche Wertschöpfungs- und Umweltkosten-
rechnung. In einem letzten Schritt soll das Potential der Methodik anhand
eines Fallbeispiels ermittelt werden. Die primäre Forschungsfrage für die
vorliegende Dissertation stellt sich somit wie folgt: Kann die nachhaltige
Wertschöpfung einer produktionstechnischen Handlung im unternehm-
erischen Umfeld objektiv quantifiziert werden?
Aus der oben skizzierten Problemstellung ergeben sich zudem drei
sekundäre Forschungsfragen, die einzig der Beantwortung der Primärfrage
dienen. Diese lauten:
(1) Wie kann das Begriffspaar nachhaltige Wertschöpfung stichhaltig
definiert werden?
(2) Wie kann die nachhaltige Wertschöpfung einer produktionstechnischen
Handlung im unternehmerischen Umfeld quantifiziert werden?
(3) Wie können auf dieser Grundlage produktionstechnische Handlungen
bewertet und Handlungsempfehlungen abgeleitet werden?
Einleitung
13
1.4 Wissenschaftstheoretische Positionierung
Nachdem in den vorigen Abschnitten die Ausgangssituation, Problem-
stellung und Zielsetzung diskutiert wurden, erörtert dieser Abschnitt die
wissenschaftstheoretische Positionierung und leitet die Vorgehensweise zur
Beantwortung der Forschungsfrage ab.
1.4.1 Systematische Einordnung
Wissenschaften können in verschiedene Kategorien unterteilt werden. Als
wesentliche Unterscheidungsmerkmale dienen der Untersuchungs-
gegenstand und die wissenschaftliche Methode des Erkenntnisgewinns. Eine
allgemeinverbindliche Systematik der Wissenschaften existiert jedoch nicht
(Zelewski 1999, S. 5). Abb. 1.6 stellt eine Systematik der Wissenschaften in
Anlehnung an Ulrich et al. (Ulrich et al. 1976a, S. 305) und Zelewski
(Zelewski 1999, S. 6) dar.
Abb. 1.5 Systematik der Wissenschaften in Anlehnung an Ulrich et al. (Ulrich et al. 1976a,
S. 305) und Zelewski (Zelewski 1999, S. 6)
Wissenschaften
Meta-
wissenschaften
Formal-
wissenschaften
Struktur-
wissenschaften
Real-
wissenschaften
Kultur-
wissenschaften
Natur-
wissenschaften
Analyse
menschlicher
Handlungs-
alternativen
Erklärung
empirischer
Wirklichkeits-
ausschnitte
Wirtschaftsingenieur-
wissenschaften
Objekt-
wissenschaften
Einleitung
14
Die dieser Arbeit zugrundeliegende Wissenschaftssystematik differenziert
zunächst zwischen Objekt- und Metawissenschaften (Zelewski 1999, S. 6).
Das Untersuchungsobjekt von Metawissenschaften ist die Wissenschaft
selbst. Zu ihr zählen u.a. die Wissenschaftsphilosophie, -logik und –
soziologie. Objektwissenschaften befassen sich hingegen mit sämtlichen
Fragestellungen, deren Untersuchungsgegenstand nicht das Umfeld der
Wissenschaften selbst ist. Objektwissenschaften werden traditionell in
Formal- und Realwissenschaften unterschieden (Ulrich et al. 1976a, S. 305).
Zelewski (Zelewski 1999, S. 5) ergänzt die Strukturwissenschaften. Formal-
wissenschaften untersuchen formale Objekte. Ihr Ziel ist die Konstruktion
von Zeichen- und Sprachsystemen. Zu den Formalwissenschaften zählen u.a.
die Mathematik, Logik und Philosophie. Charakteristisch für diese Wissen-
schaftskategorie ist die Methode deduktiver Schlussfolgerung (Zelewski
1999, S. 5). Untersuchungsgegenstand der Realwissenschaften ist hingegen
das reale Objekt außerhalb wissenschaftlicher Sprachsysteme während
Strukturwissenschaften auf die Analyse allgemeiner Strukturen fokussieren,
die sich sowohl in Formal- als auch in Realwissenschaften niederschlagen
können (Zelewski 1999, S. 5). Zu den Strukturwissenschaften zählen u.a. die
Synergetik, System- und Problemtheorie. Eine weitere Differenzierung der
Realwissenschaften in Kultur- und Naturwissenschaften basiert auf dem Ziel
der Beschreibung, Erklärung und Gestaltung empirisch erkennbarer Wirk-
lichkeitsausschnitte (Ulrich et al. 1976a, S. 305). Während Naturwissen-
schaften das Ziel verfolgen, theoretische Erklärungsmodelle zu generieren,
fokussieren Kulturwissenschaften auf die Entwicklung praktischer
Entscheidungsmodelle und –prozesse. Als weiteres Unterscheidungsmerkmal
identifiziert Kuhn (Kuhn 1996) die Menge anerkannter Paradigmen in einer
Disziplin. Diese finden sich wesentlich häufiger in Naturwissenschaften
(Ulrich et al. 1976a). Zu den Naturwissenschaften zählen u.a. die Physik,
Chemie und Biologie. Vertreter der Kulturwissenschaften sind in erster Linie
Einleitung
15
die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Charakteristische Methode der
Realwissenschaften ist Zelewski (Zelewski 1999, S. 7) zufolge der nomo-
graphische Ansatz, d.h. die Suche nach allgemeingültigen Regeln (Hypo-
thesen) und deren empirische Überprüfung. Ulrich et al. (Ulrich et al. 1976a,
S. 306) identifizieren drei Kernaufgaben der realwissenschaftlichen
Forschung. Dabei gilt es die zunächst subjektiv wahrgenommenen
Realitätsausschnitte durch Beschreibung und Begriffsabgrenzung
auszuführen, auf Basis von Einzelfällen zu abstrahieren und Handlungs-
alternativen zur Verwirklichung zukünftiger Realitäten zu entwickeln. Ulrich
et al. (Ulrich et al. 1976a, S. 306) unterteilen den Prozess des Erkenntnis-
gewinns daraufhin in drei Aspekte: Entdeckungs-, Begründungs- und
Verwendungszusammenhang. Abb. 1.7 stellt den Forschungsprozess
sinngemäß dar.
Abb. 1.6 Forschungsprozess in Anlehnung an Ulrich et al. (Ulrich et al. 1976a, S. 307)
Die vorliegende Arbeit untersucht anthropogene Handlungsalternativen im
Kontext betriebswirtschaftlich-technischer Aktivitäten und deren Auswirk-
ungen auf die Natur. Als interdisziplinäres Forschungsvorhaben deckt sie
somit Aspekte der Ingenieurwissenschaften, der Betriebs- und Volkswirt-
schaftslehre, der Ökologie sowie der Ethik ab. Sie befindet sich somit an der
Schnittstelle zwischen Kultur- und Naturwissenschaften. Der Autor klassi-
Einleitung
16
fiziert sie daher als wirtschaftsingenieurwissenschaftliche Abhandlung. Der
Prozess des Erkenntnisgewinns folgt dem Entdeckungs-, Begründungs- und
Verwendungszusammenhang nach Ulrich et al. (Ulrich et al. 1976a).
1.4.2 Entdeckungszusammenhang
Der Entdeckungszusammenhang beschreibt die konzeptionelle Basis eines
wissenschaftlichen Forschungsvorhabens. Hierbei gilt es, die Zweckmäßig-
keit der Intention zu definieren. Dies erfolgt über die Festlegung eines
Untersuchungsbereiches, die Identifikation einer Problemstellung, die
Klärung der Grundbegriffe sowie die Entwicklung und systematische
Gliederung von Arbeitshypothesen. Der Entdeckungszusammenhang stellt
dar, wie auf Basis von unvollständigen Informationen und knapper Mittel
zweckdienliche Lösungen erarbeitet werden sollen. Ulrich et al. (Ulrich et al.
1976a, S. 306) identifizieren im Entdeckungszusammenhang ein Heuristik-
Problem. Die Anzahl der anerkannten Denkmuster fördert laut Kuhn (Kuhn
1996) den Fortschritt innerhalb einer Disziplin. Ulrich et al. (Ulrich et al.
1976a, S. 308) zufolge eignen sich aus betriebswirtschaftlicher Perspektive
der faktortheoretische Ansatz von Gutenberg (Gutenberg 1988), der
systemtheoretische Ansatz von Ulrich (Ulrich 1970) sowie der entschei-
dungstheoretische Ansatz von Heinen (Heinen 1994) als Paradigmen.
Der Autor orientiert sich im weiteren Verlauf der Arbeit an dem system-
theoretischen Ansatz nach Ulrich (Ulrich 1970), der sich für die Unter-
suchung des komplexen Gebildes Produktionsunternehmen an der betriebs-
wirtschaftlich-technischen Schnittstelle bewährt hat (Wiendahl 2010, S. 8).
Ulrich et al. (Ulrich et al. 1976a, S. 308) zufolge stellt dieser ein interdis-
ziplinäres Konzept dar, das die Untersuchung jedweder Gestaltungs- und
Führungsprobleme in Unternehmungen ermöglicht. Dieser, nicht als reine
Theorie verstandene Ansatz, spiegelt das Verständnis des Autors von einer
Unternehmung am ehesten wider. Im Sinne des systemtheoretischen
Einleitung
17
Konzepts werden drei maßgebliche Kriterien in Anlehnung an Ulrich et al.
(Ulrich et al. 1976a, S. 308) erfüllt. Zunächst wird ein interdisziplinäres
Begriffssystem (Terminologie) erstellt. Im Mittelpunkt stehen dabei der Wert-
und der Nachhaltigkeitsbegriff. Als Grundlage dienen hier die Arbeiten von
Huizing et al. (Huizing et al. 1992) und Figge et al. (Figge et al. 2000; Figge
et al. 2002; Figge et al. 2002; Figge et al. 2004).
1.4.3 Begründungszusammenhang
Der Begründungszusammenhang beschreibt die verwendete Methodik des
Forschungsvorhabens. Ziel der Methodik ist die Überprüfung der konzept-
ionellen Basis. Dabei gilt es, Bedingungen zu identifizieren, die es dem
Forschenden erlauben, von singulären Beobachtungen auf universell valide
Abhängigkeiten zu schlussfolgern. Es handelt sich um ein Induktions-
Problem, das auf seine Konsistenz mit der Wirklichkeit überprüft werden
soll. Dennoch verweisen Ulrich et al. (Ulrich et al. 1976a, S. 306) auf den
zusätzlichen Bedarf an deduktiven Schlussfolgerungen, insbesondere bei
stringenter Verknüpfung bestehender Sätze. Als Basis schlagen Ulrich et al.
(Ulrich et al. 1976b, S. 346) den kritischen Rationalismus von Popper
(Popper 2007) vor. In jüngerer Zeit finden weitere wissenschaftstheoretische
Denkrichtungen, u.a. der methodische Konstruktivismus nach Kamlah
(Kamlah 1988) und Lorenzen (Lorenzen 2000) sowie der methodische
Kulturalismus nach Janich (Janich 1996), Anklang in Fragen betriebs-
wirtschaftlicher und technologischer Handlungsalternativen. Im Kontext der
vorliegenden Arbeit werden diese jedoch abgelehnt, da der kritische
Rationalismus dem Verständnis des Autors nach Erkenntnisgewinn am
ehesten entspricht. Popper (Popper 2007) rückt dabei von der vollständigen
Induktion des Empirismus ab und fordert stattdessen eine beschränkte
Induktion, die sog. Falsifikation. Die logische und faktische Wahrheit von
Hypothesen und Beobachtungen wird dabei im Sinne eines induktiven
Einleitung
18
Forschungsprozesses in Anlehnung an Ulrich et al. (Ulrich et al. 1976a)
überprüft. Die vorliegende Arbeit basiert vornehmlich auf einer induktiven
Argumentationslogik, die durch deduktive Schlussfolgerungen auf
Grundlage der Kombination verschiedener theoretischer Ansätze ergänzt
wird.
1.4.4 Verwendungszusammenhang
Der Verwendungszusammenhang beschreibt den Nutzen der Ergebnisse
eines Forschungsvorhabens im Sinne einer kritischen Reflexion. Ulrich et al.
(Ulrich et al. 1976a, S. 306) heben dabei die gesellschaftliche Funktion der
wissenschaftlichen Aussagen hervor und führen ein gesellschaftliches
Nutzenkriterium ein. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wird diesem
gesellschaftlichen Nutzenkriterium ein erweiterter Sinngehalt zugewiesen.
Der Nutzen ist hierbei nicht lediglich ein rein betrieblicher sondern vielmehr
eine holistische Funktion menschlicher Handlungen in Industriebetrieben
und deren langfristige Wirkung auf das öko-soziale Umsystem. Der
Verwendungszusammenhang dieser Abhandlung liegt daher in der
Darstellung der ganzheitlichen Relevanz der generierten Ergebnisse. Im
Folgenden wird auf ein ganzheitliches Nutzenkriterium verwiesen.
1.4.5 Struktur zur Beantwortung der Forschungsfrage
Zur Beantwortung der oben gestellten Forschungsfrage wählt der Autor
folgendes Vorgehen: Nachdem in Kapitel 1 die Ausgangssituation,
Problemstellung, Zielsetzung und die wissenschaftstheoretische Position-
ierung umrissen wurden, diskutiert Kapitel 2 die Terminologie der für das
weitere Verständnis der Arbeit essentiellen Begrifflichkeiten. Ziel dieses
Kapitels ist die Schaffung einer für den Leser nachvollziehbaren Begriffs-
auslegung. Daraufhin fasst Kapitel 3 die Grundlagen des betrieblichen
Rechnungswesens produzierender Unternehmen zusammen. Neben den
traditionellen Ansätzen der Wertschöpfungs-, Kosten- und Nutzenrechnung
Einleitung
19
werden hier spezifische, auf die Inklusion der Umweltwirkung abzielende,
Konzepte erörtert. Anschließend resümiert Kapitel 4 die vorab eingeführte
Terminologie und bislang publizierten Methoden. Dabei werden auf Basis
der Literatur, Problemstellung, Terminologie und des betrieblichen Rech-
nungswesens Anforderungen an die zu entwickelnde Methodik abgeleitet,
mit deren Hilfe die existierenden Verfahren auf Kongruenz geprüft werden
können. Kapitel 5 skizziert hernach die methodische Vorgehensweise und
stellt die eco²-Value-Added-Methodik vor. Diese besteht aus einem
erweiterten Systemverständnis, einer Reihe von Prämissen, einer generischen
Vorgehensweise, einer Modellierung der externen Beschaffungspreise
(Kapitel 6) und einer Reihe von Indikatoren zur spezifischen Auswertung.
Die erstmalige Anwendung des eco²-Value-Added fasst Kapitel 7 anhand
von drei Fallbeispielen zusammen. Die vorliegende Arbeit schließt mit einer
Zusammenfassung, einer kritischen Würdigung und einem Ausblick in
Kapitel 8. Abb. 1.5 fasst die Vorgehensweise zur Beantwortung der
Forschungsfrage in Anlehnung an Töpfer (Töpfer 2010) zusammen.
Abb. 1.7 Vorgehensweise zur Beantwortung der Forschungsfrage in Anlehnung an Töpfer
(Töpfer 2010)
Einleitung
20
In Anlehnung an den oben dargestellten Forschungsprozess nach Ulrich et
al. (Ulrich et al. 1976a, S. 307) repräsentieren die Kapitel 1 und 2 den
Entdeckungszusammenhang. Der Begründungszusammenhang wird
wesentlich durch die Kapitel 3 bis 6 abgebildet. Nicht zuletzt wird der
Verwendungszusammenhang zunächst in den Kapiteln 5 und 6 angerissen
sowie in Form von Fallbeispielen und Anwendungsskizzen in den Kapiteln 7
und 8 elaboriert.
21
2 Terminologie
Nachdem im vorigen Kapitel die Problemstellung und das Forschungsdesign
der vorliegenden Arbeit skizziert wurden, erarbeitet dieses Kapitel die zum
weiteren Verständnis erforderliche Terminologie. Hierzu werden zunächst
Ansätze aus der existierenden Literatur zusammengetragen, um eine im
Kontext der Arbeit rationale Auslegung abzuleiten.
2.1 Betrachtungshorizonte und -objekte sozio-technischer
Wirtschaftseinheiten
Für die Analyse sozio-technischer Systeme unterscheiden die Realwissen-
schaften im Wesentlichen zwei Perspektiven, die Makro- und Mikroebene.
Ihre Abgrenzung ist für das Verständnis der Arbeit von entscheidender
Bedeutung. Während auf Makroebene ganzheitliche Systemzusammen-
hänge untersucht werden, betrachtet die Mikroebene Austauschbezieh-
ungen zueinander in Beziehung stehender Einzelsysteme. Übertragen auf
konkrete wissenschaftliche Fragestellungen sind Probleme volkswirtschaft-
licher Relationen und politischer Optionen Betrachtungsobjekte der Makro-
bzw. politischen Ökonomie zuzuordnen. Die Analyse von Handlungs-
optionen einzelner Wirtschaftseinheiten (Unternehmen, Haushalte) findet
hingegen in der Mikroökonomie statt, deren verbreitetste Ausprägung die
Betriebswirtschaftslehre ist. Im Kontext der vorliegenden Arbeit sollen im
Besonderen die Implikationen des Nachhaltigkeitskonzepts auf das betrieb-
liche Verständnis von Wertschöpfung analysiert werden. Hierfür ist es
sowohl auf Makro- als auch auf Mikroebene zweckmäßig, die Historie der
Begriffverständnisse zu skizzieren und die sich aus dem Nachhaltigkeits-
konzept ergebenden Adaptionen zu diskutieren. In einem ersten Schritt
werden die elementaren Begrifflichkeiten der Untersuchung auf Mikroebene
(Unternehmen und Produktion) abgegrenzt.
Terminologie
22
2.1.1 Unternehmen
Für die hier angestrebte Untersuchung mikro-ökonomischer, produktions-
technischer Handlungen stellt der Unternehmensbegriff die Grundlage dar.
In der Literatur finden sich diverse Ansätze zur Begriffsabgrenzung, die sich
im Wesentlichen anhand zweier charakteristischer Merkmale kategorisieren
lassen: [1] Dem Zweck der betrieblichen Tätigkeit und [2] der Beschreibung
des Gebildes als solchem.
Die Herleitung des Verständnisses nach dem Zweck basiert auf der Klassi-
fizierung der Wirtschaftseinheiten. Die Beschreibung des Unternehmens
erfolgt hierbei durch die Abgrenzung zu Haushalten. Als übergeordnetes
Element von Haushalten und Unternehmen führt Schmidt (Schmidt 2010, S.
5 ff) im Jahr 1924 zunächst die Kategorie Betrieb ein. Zwar wird die Argu-
mentation u.a. durch Mellerowicz (Mellerowicz 1958, S. 17 ff) und
Westkämper (Westkämper 2006, S. 38) getragen, für Gutenberg
(Gutenberg 1982) und Dyckhoff et al. (Dyckhoff et al. 2010, S. 3) stellen die
Begriffe Unternehmen und Betrieb jedoch dasselbe dar. Gutenberg
(Gutenberg 1982) identifiziert drei Charakteristika von Unternehmen: Das
Eigentumsprinzip, das Autonomieprinzip und das erwerbswirtschaftliche
Prinzip. Betriebe, die nicht nach Gewinn streben, also nicht nach dem
erwerbswirtschaftlichen Prinzip handeln, werden laut Vahs et al. (Vahs et al.
2012) zufolge als Non-Profit-Organisationen (NGO) bezeichnet. Ebenfalls im
Sinne der durch Schmidt (Schmidt 2010, S. 5 ff) geprägten Interpretation
entwickeln Wöhe et al. (Wöhe et al. 2010) eine erweiterte Klassifizierung.
Charakteristisches Merkmal ist hierbei die Bedarfsdeckung. Unterschieden
werden demnach Konsumptions- und Produktionsbetriebe. Erstere verfolgen
das Ziel der Eigenbedarfsdeckung und werden als Haushalte bezeichnet,
letztere existieren alleine zur Deckung eines Fremdbedarfs (Unternehmen,
Terminologie
23
öffentliche Betriebe). Tab 1 verdeutlicht das Verständnis in Anlehnung an
Wöhe et al. (Wöhe et al. 2010).
Tab 1 Klassifizierung der Wirtschaftseinheiten in Anlehnung an Wöhe et al. (Wöhe et al.
2010)
Wirtschaftseinheiten Produktionsbetrieb
(Fremdbedarfsdeckung) Konsumptionsbetrieb
(Eigenbedarfsdeckung) Unternehmen Öffentliche Betriebe Öffentliche Haushalte Private Haushalte
Zur universellen Beschreibung eines Unternehmens als solchem liegen Ulrich
et al. (Ulrich et al. 1976a, S. 307 ff) zufolge lediglich drei Paradigmen vor:
der faktortheoretische Ansatz nach Gutenberg (Gutenberg 1982; Gutenberg
1988), der systemtheoretische Ansatz nach Ulrich (Ulrich 1970) und der
entscheidungstheoretische Ansatz nach Heinen (Heinen 1969, S. 207 ff;
Heinen 1994). Gutenberg (Gutenberg 1982; Gutenberg 1988) versteht ein
Unternehmen als Ort der Faktorkombination zur Schaffung einer inten-
dierten Bedürfnisbefriedigung. Ulrich (Ulrich 1970) beschreibt ein Unter-
nehmen hingegen als offenes System, welches in diversen Austausch-
beziehungen mit über- und untergeordneten Systemen steht. Nicht zuletzt
erachtet Heinen (Heinen 1969, S. 207 ff; Heinen 1994) das Unternehmen als
Ort entscheidungsrelevanter Realphänomene. Weitere Ansätze zur Beschrei-
bung des Terminus Unternehmen, die einen vergleichbaren Stellenwert
einnehmen, existieren bis heute nicht.
Für die vorliegende Arbeit wird der Begriff Unternehmen in Anlehnung an
Wöhe et al. (Wöhe et al. 2010) nach seinem Zweck als Ausprägung eines
Produktionsbetriebs verstanden. Im Sinne der universellen Beschreibung
orientiert sich der Autor an dem systemtheoretischen Ansatz nach Ulrich
(Ulrich 1970). Der Terminus Unternehmen wird als offenes System
interpretiert, das im Austausch mit seinen Umsystemen steht.
Unternehmensinterne Teilbereiche bzw. Handlungen werden ferner als
Subsysteme des Unternehmensganzen verstanden.
Terminologie
24
Aufgrund der Komplexität des vielschichtigen Spektrums ökonomischer
Operationen in Unternehmen ist es laut Zelewski (Zelewski 1999, S. 53–70)
zweckmäßig, einen eingeschränkten Betrachtungsraum des Betriebsganzen
zu untersuchen. In Anlehnung an den systemtheoretischen Ansatz nach
Ulrich (Ulrich 1970, S. 100 ff) unterscheidet Zelewski (Zelewski 1999, S. 53–
70) drei zu analysierende Systeme, die im Folgenden näher erläutert werden
sollen.
(1) Das Zielsystem
Das Zielsystem sucht die Antwort auf die Frage nach dem Grund der
Existenz von Unternehmungen. Zelewski (Zelewski 1999, S. 56–61) unter-
scheidet hierbei zwischen Sach- und Formalzielen. Das Sachziel ist die
Satisfaktion der eigenen und/oder fremden Bedürfnisse durch die Versor-
gung mit Gütern. Formalziele können hingegen weiter in technische, öko-
nomische, ökologische und soziale Zielausprägungen gegliedert werden.
Tab 2 stellt eine Formalzielausprägungen und mögliche -inhalte in Anlehn-
ung an Zelewski (Zelewski 1999, S. 57) dar.
Tab 2 Formalzielausprägungen und -inhalte von Unternehmen in Anlehnung an Zelewski
(Zelewski 1999, S. 57)
Formalzielausprägung Formalzielinhalte Technische Ziele Flexibilität, Kapazitätsauslastung, Produktqualität, etc.
Ökonomische Ziele Wirtschaftlichkeit , Produktivität, Gewinn, Wachstum, Sicherheit, Liquidität, etc.
Ökologische Ziele Ressourcenverbrauch, Umweltwirkungen, Einhaltung gesetzlicher Grenzwerte, etc.
Soziale Ziele Humanität der Arbeitsbedingungen, Entfaltung der Individuen, gesellschaftliche Verantwortung, etc.
Dabei verweist Zelewski (Zelewski 1999, S. 58–61) auf die vielfältigen Ziel-
beziehungen, die zwischen Formalzielausprägungen und –inhalten bestehen
und führt drei Manifestationen ein: [1] Die Zielharmonie/-kompatibilität (d.h.
die Erreichung des einen Ziels beeinflusst die Erreichung des anderen Ziels
Terminologie
25
positiv), [2] die Zieldifferenz/-neutralität (d.h. zwei Ziele lassen sich getrennt
voneinander verfolgen) und [3] die/der Zielkonkurrenz/-konflikt (d.h. die
Erreichung des einen Ziels beeinflusst die Erreichung des anderen Ziels
negativ). Letzteres, d.h. die Auflösung von Formalzielkonflikten, ist eine der
Kernherausforderungen an Unternehmen und die anwendungsorientierte
Forschung.
Zur Beantwortung der Frage nach dem Grund der Existenz von Unternehm-
ungen existieren zwei weitere Ansätze, die an dieser Stelle zu erwähnen
sind: Shareholder- und Stakeholder-Value-Ansatz. Ersterer basiert auf den
Überlegungen des ehemaligen CEOs von General Electric, Jack Welch, in
den 1980er Jahren, bevor er in der wissenschaftlichen Literatur erstmals von
Rappaport (Rappaport 1986; Rappaport 1998) ausgeführt wurde. Der
Ansatz sieht den Grund der Existenz eines Unternehmens rein in der
Befriedigung der Bedürfnisse der Anteilseigner. Der Shareholder-Value stellt
dabei den Marktwert des Eigenkapitals dar. Dieser in der Unternehmens-
praxis häufig vorherrschende Ansatz fokussiert auf die Generierung von
Profit bzw. freien Cashflows. Verschiedene Autoren, u.a. Figge et al. (Figge
et al. 2000, S. 9), Gleißner (Gleißner 2004) sowie Coenenberg et al.
(Coenenberg et al. 2007), kritisieren indes die einseitige, auf das Interesse
der Eigentümer fokussierte Berechnung des Unternehmenswertes und den
damit einhergehenden wenig zielführenden Anreizen für das Management.
Heute besteht Konsens in der Literatur, dass Eigenkapitalgeber nicht die
einzigen Anspruchsgruppen an ein Unternehmen sind. Burschel et al.
(Burschel et al. 2004) zufolge haben unternehmerische Aktivitäten immer
Auswirkungen auf Dritte, z.B. Kunden, Öffentlichkeit, Umwelt. Zwar
existieren Konzepte zur Erweiterung des Shareholder-Value-Ansatzes, u.a.
durch Figge et al. (Figge et al. 2002) und Rauschenberger (Rauschenberger
2002), die Nicht-Berücksichtigung Dritter führte jedoch zur Entwicklung des
Terminologie
26
Stakeholder-Value-Ansatzes durch Freeman (Freeman 1984). Da eine direkte
deutsche Übersetzung des englischen Begriffs Stakeholder nicht existiert,
wird der Stakeholder-Value in der Literatur als Nutzen aller Anspruchs-
gruppen bzw. Betroffenen an einer betriebswirtschaftlichen Handlung
charakterisiert. Anspruchsgruppen bzw. Betroffene sind neben den Eigen-
tümern, Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten, Kapitalmärkte, Staat und Öffent-
lichkeit sowie die Umwelt. Im Kontext der Umwelt ist der Ansatz eng mit der
Ressourcenabhängigkeitstheorie verbunden. Diese untersucht die System-
Umwelt-Beziehungen von Wirtschaftssubjekten (Pugh et al. 2007). Die auf
Überlegungen von Pfeffer et al. (Pfeffer et al. 2003) Ende der 1970er Jahre
basierende Theorie erklärt das Verhalten einer Organisation gegenüber der
Umwelt durch die Abhängigkeit von einer Ressource. Die Abhängigkeit
resultiert dabei aus dem relativen Anteil der Ressource an den In- und
Outputs sowie der Unabhängigkeit und Marktstellung des
Ressourceninhabers bzw. der kontrollierenden Einheit.
(2) Das Transformationssystem
Das Sachziel einer Unternehmung erfordert Zelewski (Zelewski 1999, S. 61–
66) zufolge die bestmögliche Allokation knapper Mittel zur Erreichung einer
intendierten Bedürfnissatisfaktion. Die zu verteilenden knappen Mittel (im
Folgenden: Produktionsfaktoren, Ressourcen) dienen im Regelfall jedoch
nicht der direkten Befriedigung interner und/oder externer Bedürfnisse,
sondern werden im Rahmen eines Transformationsprozesses zu Produkten
geformt. Das Transformationssystem ist durch die Beziehungen zwischen
seinen Input- und Output-Größen charakterisiert. Auf Grundlage des
systemtheoretischen Ansatzes nach Ulrich (Ulrich 1970) wird das Unter-
nehmen als offenes System verstanden. Teilbereiche des Unternehmens, z.B.
das Produktionssystem, können wiederum als offenes Subsystem verstanden
werden. Zur Darstellung des betrieblichen Transformationsprozesses findet
Terminologie
27
in der Regel der auf Leontief (Leontief 1986) zurückgehende Input-Output
Ansatz Anwendung. Dieser liefert ein konzeptionelles Denkschema, das den
Prozess als Black-Box versteht. Der Ansatz differenziert zwischen den
Prozesseingangsgrößen (Input), dem Prozessdurchgang (Throughput) und
den Prozessausgangsgrößen (Output) (Zelewski 1999, S. 62). Abb. 2.1 stellt
das Verständnis in Anlehnung an Corsten (Corsten 2007, S. 4) dar.
Abb. 2.1 Input-Output Ansatz in Anlehnung an Corsten (Corsten 2007, S. 4)
Als Throughput wird der Prozess der Transformation von Eingangs- zu
Ausgangsgrößen verstanden. Verschiedene Autoren führen in diesem
Zusammenhang den unten erläuterten Begriff der Wertschöpfung ein
(Engels 1962; Zahn et al. 1996; Westkämper 2006).
(3) Das Umsystem
Als offenes System gehen produzierende Unternehmen zum Zwecke des
Güteraustausches eine Vielzahl von Wechselbeziehungen mit ihren Um-
systemen ein (Zelewski 1999, S. 66–70; Wiendahl et al. 2009, S. 424;
Dyckhoff et al. 2010, S. 4; Wiendahl 2010, S. 7; Schuh 2011, S. 2; Schenk
et al. 2014, S. 10–24). Im Kontext des Güteraustausches wird zwischen drei
Ausprägungen differenziert: [1] Dem Austausch realer Güter (nachfolgend:
Realgüterstrom), [2] dem Austausch finanzieller Mittel (nachfolgend:
Nominalgüterstrom) und [3] dem Austausch von Informationen (nach-
folgend: Informationsfluss). Das Umsystem umfasst das gesamte Spektrum
an Umweltfaktoren die mittel- und unmittelbare Implikationen auf das
produktionswirtschaftliche Handeln haben. Dabei können ein
Terminologie
28
ökonomisches, ein ökologisches und ein gesellschaftliches Umsystem
unterschieden werden.
Die aus ökonomischer Perspektive hervorstechenden Interdependenzen
bestehen mit den Beschaffungs-, Kapital- und Absatzmärkten. Zelewski
(Zelewski 1999, S. 67–70) gliedert das ökonomische Umsystem weiter in
leistungs- und finanzwirtschaftliche Elemente. Die Wechselbeziehungen
eines Unternehmens mit den Faktor- bzw. Beschaffungs- sowie den Absatz-
bzw. Produktmärkten im Sinne des Real- und Nominalgüteraustausches
kennzeichnen das leistungswirtschaftliche Umsystem. Das finanzwirtschaft-
liche Umsystem charakterisiert hingegen die Interaktion des Unternehmens
mit den Geld- und Kapitalmärkten. Hierbei werden ausschließlich
Nominalgüter ausgetauscht.
Die gesellschaftliche Perspektive kann in das soziale und das hoheitliche
Umsystem gruppiert werden. Das soziale Umsystem besteht aus jedweder
Person oder Gruppe, die nicht direkt in interne wirtschaftliche Handlungen
des Unternehmens integriert sind, im weitesten Sinne also die gesamte
Öffentlichkeit. Dennoch existieren zwei Formen der gegenseitigen
Beeinflussung zwischen dem Unternehmen und externen Personen bzw.
Gruppen. Zum einen kann es zu externen Einwirkungen auf innerbetrieb-
liche Handlungen kommen, zum anderen können externe Personen und
Gruppen von internen Handlungen betroffen sein. Das hoheitliche Um-
system umfasst alle Institutionen, deren Zuständigkeit es ihnen erlaubt,
innerbetriebliche Handlungen direkt zu beeinflussen. Dies umschließt auch
die jeweilige Rechtslage. Dabei existieren eine Vielzahl von Möglichkeiten
der Beeinflussung, z.B. Richtlinien, Verordnungen, Subventionen.
Das ökologische Umsystem besteht aus der natürlichen Umwelt, mit der ein
Unternehmen stets, durch den Austausch von Realgütern, in Verbindung
steht. Die Inanspruchnahme des ökologischen Umsystems durch
Terminologie
29
produzierende Unternehmen wird Döring et al. (Döring et al. 2001, S. 320)
zufolge durch die Ressourcenverfügbarkeit („sources“) und die Aufnahme-
fähigkeit von natürlichen Senken („sinks“) bestimmt. Zusammenfassend
stellt Abb. 2.2 die Inklusion eines Unternehmens in seine Umsysteme in
Anlehnung an Zelewski (Zelewski 1999, S. 67), Wiendahl (Wiendahl 2010, S.
7), Dyckhoff et al. (Dyckhoff et al. 2010, S. 4), Schuh (Schuh 2011, S. 2) dar.
Abb. 2.2 Inklusion eines Unternehmens in sein Umsystem in Anlehnung an Zelewski
(Zelewski 1999, S. 67), Wiendahl (Wiendahl 2010, S. 7), Dyckhoff et al. (Dyckhoff et al.
2010, S. 4), Schuh (Schuh 2011, S. 2)
Zwar berücksichtigen die oben beschriebenen Ansätze die Umwelt in Form
eines ökologischen Umsystems, dennoch wird das Verständnis nicht den
Austauschbeziehungen betrieblicher Handlungen mit der Umwelt gerecht.
Das systemtheoretische Verständnis der Ökologie unterscheidet sich daher
von dem der Betriebswirtschaftslehre. Die Europäische Kommission (EC
2010a, S. 96ff) schlägt hier die Unterscheidung eines Vorder- und Hinter-
grundsystems vor. Das Unternehmen wird lediglich als Vordergrundsystem
verstanden, welches aufgrund seiner Handlungen in Wechselbeziehungen
Terminologie
30
zu einem Hintergrundsystem steht. Die Unterscheidung wird durch die Frei-
heitsgrade der Einflussnahme determiniert. Das Hintergrundsystem stellt
somit diejenigen vor- und nachgelagerten Prozesse dar, auf die ein Unter-
nehmen keinen Einfluss nehmen kann. Der Betrieb ist wiederum eingebettet
in die Technosphäre, das System vom Menschen geschaffener Technologien.
Die Technosphäre ist schließlich ein Subsystem der Ökosphäre, dem
belebten und unbelebten System Erde. Abb. 2.3 stellt das Verständnis in
Anlehnung an die Europäische Kommission (EC 2010a, S. 99) dar.
Abb. 2.3 Wechselwirkungen zwischen Vorder- und Hintergrundsystem in Anlehnung an
die Europäische Kommission (EC 2010a, S. 99)
Beide Ansätze haben sich als zweckmäßig zur Darstellung des jeweiligen
Untersuchungsobjekts erwiesen. Dennoch offenbaren sie diverse
Unzulänglichkeiten, die eine Applikation in der vorliegenden Arbeit
behindern. Zum einen lässt das Verständnis der Ökologie kaum Spielraum
Terminologie
31
zur Erklärung ökonomischer Austauschbeziehungen. Zum anderen
vernachlässigt das betriebswirtschaftliche Verständnis essentielle
Wirkbeziehungen zwischen Unternehmen und Umwelt. Darüber hinaus wird
der dem ökologischen System beigemessene Stellenwert nicht dem
Verständnis der Ökologie gerecht. Im Kontext der vorliegenden Arbeit
werden somit beide Ansätze zurückgewiesen und ein erweitertes
systemtheoretisches Verständnis entwickelt.
2.1.2 Produktion
Der Terminus Produktion ist in der allgemeinen Deutung weit gefasst
(Schneeweiß 2002, S. 1). Seine Interpretation bedingt das Verständnis einer
Vielzahl mit ihm in Verbindung stehender Notationen, Ansätze und
Methoden.
(1) Der Produktionsbegriff
Bis heute wurden in der Literatur eine Vielzahl von Definitionen für den
Terminus Produktion (lat. producere = hervor führen) diskutiert. Erste
Abgrenzungen des Begriffes stammen aus den Anfängen des 19. Jahr-
hunderts. Müller (Müller 1809) interpretierte darunter zunächst die Kom-
bination aus zwei Komponenten zur Schaffung einer Dritten, dem Produkt.
Das Denkvermögen des Menschen ermöglicht es ihm dabei, den Kombina-
tionsprozess zielgerichtet zu steuern. Eine erste systematische Begriffsdif-
ferenzierung geht laut Corsten (Corsten 2007, S. 1) allerdings auf das Jahr
1822 durch Lotz zurück. Dabei besteht die Abgrenzung in dem Hervor-
bringen von für den Menschen nützlichen „Dingen“, die in dieser Form
vorher nicht existierten. Auf dem Fundament der in der Volkswirtschaft
diskutierten Produktionsfaktoren (Arbeit, Boden, Kapital), identifiziert
Biermann (Biermann 1904, S. 10–13) fünf Bestandteile der Produktion.
Terminologie
32
Diese sind die Produktionsanlagen und -werkzeuge, das Kapital, die Natur,
u.a. bestehend Boden, Roh- und Hilfsstoffen sowie die exekutive Arbeit und
die Konjunktur. Deutlich wird hier erstmals die Unterscheidung von exeku-
tiven und dispositiven Tätigkeiten. Auf dieser Basis entwickeln Gutenberg
(Gutenberg 1988) und Heinen (Heinen 1994) die heute anerkannte System-
atik der betrieblichen Produktionsfaktoren. In der Literatur lassen sich
Corsten (Corsten 2007, S. 1) zufolge drei mögliche Definitionen des
Begriffes Produktion unterscheiden:
1. Produktion als Faktorkombination: Gutenberg (Gutenberg 1988)
identifiziert die Komposition von Produktionsfaktoren zur Erschaffung
eines Endproduktes als wichtigstes Merkmal der Abgrenzung. In
diesem Verständnis wird jedwedes betriebliche Handeln der
Kombination von Produktionsfaktoren als Produktion aufgefasst.
2. Produktion als Phase des Betriebsprozesses zwischen Beschaffung und
Absatz: Dieser, deutlich enger gefasste Definitionsvorschlag, u.a.
vertreten durch Dyckhoff et al. (Dyckhoff et al. 2010), hebt die
Transformationsleistung der Produktion hervor. Transferleistungen
(Beschaffung, Absatz), die im obigen Ansatz einen Bestandteil der
Faktorkombination darstellen, sind hierbei explizit ausgenommen.
3. Produktion als Wertschöpfung: Diese u.a. von Engels (Engels 1962),
Zahn et al. (Zahn et al. 1996) sowie Westkämper (Westkämper 2006,
S. 33–35) vertretende Definition dient in erster Linie der Abgrenzung
der Produktion von der Konsumption. Dabei liegt die Annahme
zugrunde, dass in der Produktionsphase Werte geschaffen, in der
Konsumptionsphase hingegen vernichtet werden.
(2) Produktionsfaktoren und Ressourcen
Die Begriffe Produktionsfaktor und Ressource sind in unterschiedlichen
Wissenschaftsdisziplinen verschiedenartig konnotiert. Eine Vermischung der
Terminologie
33
jeweiligen Verständnisse kann zu Irritationen führen. Deutlich wird dies am
Beispiel der VDI 4800 (VDI 2016), die gleichzeitig auf Definitionen aus
Ökonomie, Ökologie und Lagerstättenkunde zurückgreift. Eine Implemen-
tierung der Norm bietet daher Spielraum für Subjektivität. In diesem Kontext
fassen die nachfolgenden Abschnitte die Interpretationen aus den
unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen zusammen.
(2.1) Systematisierung der Produktionsfaktoren in den
Wirtschaftswissenschaften
Die Produktionsfaktoren stellen die stoffliche Grundlage eines jeden
Produktionsvorgangs dar. Heute unterscheiden die Wirtschaftswissen-
schaften ein volks- und betriebswirtschaftliches Verständnis. Die klassische
Ökonomie differenziert zwischen Arbeit, Kapital und Boden (Heertje et al.
2008; Mankiw et al. 2012). Diese Auffassung wird im mikro-ökonomischen
Kontext als nicht ausreichend zur Beschreibung produktionstechnischer
Transformationsprozesse erachtet. Der in Deutschland verbreitetste Ansatz
zur Systematisierung der Produktionsfaktoren geht auf Gutenberg
(Gutenberg 1988) zurück. Das sogenannte faktorkombinative Paradigma
gründet auf einer Systematisierung der Produktionsfaktoren in Elementar-
faktoren und dispositiven Faktoren. Das Merkmal der Unterscheidung ist
hierbei die Dispositionsmöglichkeit über die Faktorkombination. Während
die Elementarfaktoren die Gesamtheit der Werkstoffe sowie die direkte
Arbeit am Erzeugnis umfassen, beschreiben die dispositiven Faktoren
organisatorische Aspekte wie Leitung, Planung, Organisation und Über-
wachung. Ferner unterscheiden Gutenberg (Gutenberg 1988) und Heinen
(Heinen 1994) die Elementarfaktoren nach der Anzahl der Faktorkombi-
nationen in Potential- und Repetier- bzw. Verbrauchsfaktoren. Für
Verbrauchsfaktoren (Repetierfaktoren) existiert lediglich eine Faktor-
kombination. Für Potentialfaktoren können sich hingegen mehrere
Terminologie
34
Faktorkombinationen als effektiv erweisen. Nach Gutenberg (Gutenberg
1988) und Heinen (Heinen 1994) beschreibt ein Repetierfaktor diejenigen
Faktoren, die in einem Produktionsprozess direkt verbraucht werden, d.h.
Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe. Potentialfaktoren stellen hingegen diejenigen
Faktoren dar, die indirekt aufgewendet werden. Diese sind sowohl
materielle als auch immaterielle Betriebsmittel sowie die Arbeit am Erzeugnis
selbst. Tab 3 stellt die Systematisierung der Produktionsfaktoren in
Anlehnung an Gutenberg (Gutenberg 1988) und Heinen (Heinen 1994) dar.
Tab 3 Klassifikation der Produktionsfaktoren in Anlehnung an Gutenberg (Gutenberg
1988) und Heinen (Heinen 1994)
Elementarfaktoren Dispositive Faktoren
Repetierfaktoren Potentialfaktoren Werkstoffe Betriebsmittel
Men
sch
lich
e A
rbei
t am
Er
zeu
gn
is
Leitu
ng
Plan
un
g
Org
anis
atio
n
Üb
erw
ach
ung
Ro
hst
off
e
Hilf
ssto
ffe
Bet
rieb
ssto
ffe
Mat
erie
lle
Bet
rieb
smitte
l
Imm
ater
ielle
B
etrieb
smitte
l
Bis heute haben diverse Autoren Erweiterungen der traditionellen betriebs-
wirtschaftlichen Klassifikation zur Integration von externen Einflussfaktoren
wie Dienstleistungen (Corsten 1985) oder immaterieller Faktoren wie Infor-
mationen (Wild 1970) und Rechte (Vormbaum 1967; Wittmann 1977) vor-
gelegt. Insbesondere die Eingliederung der Umwelt führt jedoch zu Dissens.
Zwar integriert bereits Kern (Kern 1992, S. 10) die dem Unternehmen
unentgeltlich zur Verfügung stehenden Faktoren des ökologischen Um-
systems in die Betrachtung, verschiedene Autoren kritisieren indes die
Berücksichtigung der natürlichen Umwelt in den konventionellen System-
atiken der Produktionsfaktoren als unzureichend. So schlägt Schreiner
(Schreiner 1996, S. 18–26) vor, die Umwelt als gesonderte Kategorie in das
konventionelle Faktorsystem zu integrieren, während andere Autoren dies
strikt ablehnen (Steven 1994). Die traditionelle Auffassung der
Terminologie
35
Produktionsfaktoren, u.a. nach Gutenberg (Gutenberg 1988) und Heinen
(Heinen 1994) betrachtet lediglich die Inputgrößen eines Produktions-
prozesses. Eine konsistente Zuordnung des Produktionsfaktors Umwelt ist
Steven (Steven 1994) zufolge in diesem Verständnis nicht möglich, da
hierbei lediglich derjenige Anteil der Umweltgüter betrachtet werden kann,
der als Einsatz in einen Produktionsprozess eingeht. Die Fähigkeit der
Umwelt zur Aufnahme der unerwünschten Outputs aus einem Produktions-
prozess (Senkefunktion) wird somit vernachlässigt. Stirnberg (Stirnberg
1999) identifiziert hingegen in den herkömmlichen Faktorsystemen
Inkonsistenzen in Bezug auf die Ausrichtung am Güterfluss. So können
Potentialfaktoren laut Dyckhoff (Dyckhoff 2008) gleichzeitig als Input- und
Outputfaktoren verstanden werden, da sie nicht unmittelbar verbraucht
werden sondern den Prozess wieder verlassen.
(2.2) Der Ressourcenbegriff und Systematisierung
Während der Begriff Ressource (lat. resugere) in den Wirtschaftswissen-
schaften in der Regel als Synonym für die Produktionsfaktoren verwendet
wird, existieren in anderen Wissenschaftsdisziplinen deutlich abweichende
Interpretationen. Im ökonomischen Kontext erlangte der Ressourcenbegriff
besondere Bedeutung durch den Resource Based View nach Wernerfelt
(Wernerfelt 1984) und Barney (Barney 1991, S. 99 ff). Hierbei werden die
dem Unternehmen zur Verfügung stehenden Ressourcen als Hauptwett-
bewerbsfaktor, im Vergleich zur Abgrenzung gegenüber den Marktteil-
nehmern im Market Based View nach Porter (Porter 1986), identifiziert. Laut
Steinmann et al. (Steinmann et al. 2005) unterscheidet ersterer finanzielle,
humane, organisatorische, physische und technologische Ressourcen. Die
Soziologie differenziert hingegen zwischen wirtschaftlichen, kulturellen und
sozialen Ressourcen. Die Ökologie und Lagerstättenkunde liefern darüber
Terminologie
36
hinaus die Bezeichnung der natürlichen Ressourcen, die in jüngster Zeit im
Kontext der Diskussion um Ressourceneffizienz verstärkt Bedeutung erlangt.
(a) Der Ressourcenbegriff und Systematisierung in der Lagerstättenkunde
Die Standardnomenklatur der Lagerstättenkunde entstand in den 1970er
und 1980er Jahren durch die gemeinsamen Veröffentlichungen des US BoM
et al. (US BoM et al. 1976; US BoM et al. 1980). Eine Ressource wird hier als
Teil eines in der Natur vorkommenden festen, flüssigen oder gasförmigen
Rohstoffs in oder auf der Erdkruste verstanden, dessen wirtschaftliche
Förderung derzeit oder in Zukunft realisierbar ist. Dabei kann zwischen
identifizierten und unentdeckten Ressourcen differenziert werden.
Charakteristikum ist hierbei der Informationsgrad über Lage, Sorte, Qualität
und Quantität eines Rohstoffs. Laut US BoM et al. (US BoM et al. 1976; US
BoM et al. 1980) lässt die Exaktheit der Vermessung und Rechnung eine
Untergliederung der Ressourcen in die Kategorien erwiesen und vermutet
zu. Die erwiesenen Ressourcen können weiter in gemessen und indiziert
unterschieden werden. Der Teil der identifizierten Ressourcen, der derzeit
ökonomisch abbaubar ist, wird als Reserve deklariert. Die Reserven-Basis gibt
hingegen an, welcher Anteil der Ressourcen in naher Zukunft aufgrund
ökonomischer und/oder technischer Veränderungen abbaubar wird. Weiter-
hin werden unter den unentdeckten Ressourcen die bekannten Vorkommen
ähnlichen (hypothetisch) und die möglicherweise an bekannten Lagerstätten
auftretenden (spekulativ) unterschieden. Abb. 2.4 verdeutlicht das Verständ-
nis in Anlehnung an US BoM et al. (US BoM et al. 1976; US BoM et al.
1980) sinngemäß.
Terminologie
37
Abb. 2.4 Klassifizierung von Ressourcen in Anlehnung an U.S. Bureau of Mines und U.S.
Geological Survey (US BoM et al. 1976; US BoM et al. 1980)
(b) Der Ressourcenbegriff und Systematisierung in der Ökologie
Ein erweitertes Verständnis des Produktionsfaktors Boden der klassischen
Ökonomie als Naturkapital bzw. natürliche Ressourcen liefert die neue
Umweltökonomie (Rogall 2008, S. 57–58). Natürliche Ressourcen werden
hier als Güter aufgefasst, die bereits in der Natur existieren und der
Befriedigung menschlicher Bedürfnisse dienen (Schütz et al. 2008, S. 45–
46). Siebert (Siebert 1982) dehnt den Begriffsrahmen einer natürlichen
Ressource als bloßer Produktionsfaktor aus, da dieser viele Schutzgüter (z.B.
Schutzhülle der Erde) nicht berücksichtigen würde. Schütz et al. (Schütz et
al. 2008, S. 45–46) unterscheiden natürliche Ressourcen nach ihrer Art in
Rohstoffe, Fläche, Boden, Luft, Wasser und Biodiversität. Das Verständnis
beinhaltet also neben der Produktions- auch die Senkefunktion des öko-
nomischen Systems. Siebert (Siebert 1982) klassifiziert natürliche Ressourcen
Terminologie
38
ferner nach ihrer Produktionsweise in der Natur, der Verwendung und der
jeweiligen Anwendbarkeit des Auschlussprinzips. Die Produktionsweise in
der Natur ist hierbei gekennzeichnet durch die Wiederverwendbarkeit. Es
wird zwischen erneuerbaren und nicht erneuerbaren Ressourcen unter-
schieden. Eine analoge Unterscheidung liefert Rogall (Rogall 2008, S. 57–
58). Neben erneuerbaren und nicht erneuerbaren Ressourcen werden hier
allerdings quasi unerschöpfliche sowie Umweltmedien betrachtet. Die An-
wendung des Ausschlussprinzips bedingt die Unterscheidung in private und
öffentliche Güter, während die Verwendung zwischen Konsumgütern und
Produktionsfaktoren diversifiziert (Siebert 1982).
Die vorliegende Arbeit differenziert zwischen den Begriffen
Produktionsfaktor und Ressource. Ersterer wird in Anlehnung an das
Verständnis der Betriebswirtschaftlehre nach Gutenberg (Gutenberg 1982;
Gutenberg 1988) und Heinen (Heinen 1994) interpretiert. Der Terminus
Ressource setzt hingegen das ökologische Verständnis voraus. Diese
Interpretation ermöglicht die Integration sämtlicher Umweltmedien,
insbesondere die Quellen- und Senkefunktion der Natur.
(3) Produktionsprozess
Ähnlich dem Produktionsbegriff existiert keine allgemeingültige Auslegung
eines Produktionsprozesses. Vielmehr erfolgt seine Interpretation gemäß
dem beigemessenen Ziel der Untersuchung. Dabei kann in Bezug auf die
Systemgrenze zwischen einer engen und einer erweiterten Definition
unterschieden werden. Erstere umfasst ausschließlich die Arbeit am
Erzeugnis, während letztere die gesamte unternehmerische Leistungs-
erstellung integriert. Vertreter der engen Interpretation sind u.a. Schneeweiß
(Schneeweiß 2002) und Westkämper (Westkämper 2006, S. 24 ff). Corsten
Terminologie
39
(Corsten 2007, S. 4–10) und Dyckhoff et al. (Dyckhoff et al. 2010, S. 13–27)
treten hingegen für eine erweiterte Auslegung ein.
Die vorliegende Arbeit orientiert sich an der Interpretation von Dyckhoff et
al. (Dyckhoff et al. 2010, S. 13–27). Ein Produktionsprozess wird hier als
gerichtete Menge an Produktiveinheiten, die zur Erbringung einer
bestimmten Leistung notwendig sind, verstanden.
Im engeren Sinne weisen Produktionsprozesse starke Unterschiede in
Abhängigkeit diverser Parameter (z.B. Industriezweig, Produkttyp, Organisa-
tionsart, Fertigungstechnologie) auf. Eine Analyse erfordert laut Dyckhoff et
al. (Dyckhoff et al. 2010, S. 13–27) eine eindeutige Beschreibung fünf
weiterer Charakteristika, die nachfolgend sinngemäß zusammengefasst
werden:
(4.1) Technologisches Merkmal
Hier kann zwischen physikalischen und chemischen bzw. biologischen
Produktionsverfahren differenziert werden. Erstere nutzen physikalische
Wirkprinzipien zur Leistungserstellung. Dyckhoff et al. (Dyckhoff et al. 2010)
unterscheiden diese ferner in mechanische (u.a. formgebende, spanende,
Oberflächenbehandlung, Montage), elektrotechnische (u.a. Elektrolyse) und
kalorische Verfahren (u.a. Wärmeübertragung, thermisches Trennen).
(4.2) Strukturelles Merkmal
Die Struktur des Materialflusses kann je nach Produktionsprozess unter-
schiedlichste Formen annehmen. Dyckhoff et al. (Dyckhoff et al. 2010)
unterscheiden hierbei zwischen konsistent, konvergierend, divergierend und
reorganisierend. Erstere sind durch eine durchgehende Bearbeitung gekenn-
zeichnet (z.B. Lackiererei). Eine konvergierende Prozessstruktur ist in der
Regel in der Montage zu finden. Hierbei ist ein folgender Arbeitsschritt
jeweils auf mehrere vorherige angewiesen. Divergierende stellen eine
Terminologie
40
Umkehrung konvergierender Prozesse dar. Auf einen folgen jeweils mehrere
Arbeitsschritte (Kuppelproduktion). Ein Prozess ist als reorganisierend zu
klassifizieren, wenn aus mehreren Inputs mehrere unterschiedliche Outputs
entstehen (insbesondere Prozessindustrie). Abb. 2.5 verdeutlicht das Ver-
ständnis in Anlehnung an Dyckhoff et al. (Dyckhoff et al. 2010, S. 22).
Abb. 2.5 Strukturelle Klassifizierung von Produktionsprozessen in Anlehnung an Dyckhoff
et al. (Dyckhoff et al. 2010, S. 22)
(4.3) Abstufungsmerkmal
Die Abstufung eines Produktionsprozesses wird durch die Anzahl seiner auf-
einanderfolgenden Prozesselemente determiniert. Hierbei können drei Aus-
prägungen unterschieden werden: Einstufig, mehrstufig und zyklisch. Das
Unterscheidungsmerkmal ein- und mehrstufiger Prozesse ist allein die
Anzahl der Prozesselemente. Beide Formen können als zyklisch bezeichnet
werden, sofern ein Output-Faktor gleichzeitig als Input-Faktor desselben
oder eines vorgelagerten Prozesses dient.
Terminologie
41
(4.4) Häufigkeitsmerkmal
Das Häufigkeitsmerkmal charakterisiert die Anzahl der Wiederholungen
einer gleichbleibenden Reihenfolge von Produktionselementen. Unter-
schieden werden hier Einzel-, Serien- und Massenproduktion. Ersteres
beschreibt die gesonderte, meist kundenindividuelle Herstellung eines
Produkts (engl. engineer-/make-to-order). Eine Serienproduktion liegt vor,
wenn eine größere Menge an Produkten über einen gegebenen Zeitraum in
einer ähnlichen Reihenfolge hergestellt wird. Die Abgrenzung zur Massen-
produktion erfolgt hierbei insbesondere durch das Vorkommen von
Umrüstungen. Findet dies nicht statt und das Produkt wird über einen
bestimmten Zeitraum in nahezu derselben Ausführung hergestellt, handelt
es sich um eine Massenproduktion.
(4.5) Räumlichkeitsmerkmal
Nicht zuletzt stellt das Räumlichkeitsmerkmal die Anordnung der
Prozesselemente dar. Dyckhoff et al. (Dyckhoff et al. 2010) differenzieren
hierbei zwischen Verrichtungs- und Objektprinzip. Im Fall des Ersteren, der
Werkstattproduktion, werden homogene Produktiveinheiten entsprechend
räumlich gruppiert. Hierbei determiniert der Arbeitsplan die Abfolge der
Bearbeitungsschritte und somit die Wege zwischen den einzelnen Werk-
stätten. Das Objektprinzip ordnet hingegen die Prozesselemente räumlich
nach der Abfolge der Bearbeitung an. Hierbei kann ferner zwischen Fließ-
band- und Reihenproduktion unterschieden werden. Ersteres beschreibt eine
durch starre Kopplung des Materialflusses und Orientierung an Taktzeiten
ausgerichtete Form der Produktion. Die Reihenproduktion lässt hingegen
Puffer zwischen Prozesselementen zu. Das Verrichtungsprinzip findet sich in
der Regel in der Einzelproduktion, das Objektprinzip hingegen in der Serien-
und Massenfertigung wieder.
Terminologie
42
Tab 4 fasst das der vorliegenden Arbeit zugrunde gelegte Verständnis nach
Dyckhoff et al. (Dyckhoff et al. 2010, S. 27) zusammen.
Tab 4 Merkmale und Ausprägungen Erzeugnis-orientierter Produktionsprozesse nach
Dyckhoff et al. (Dyckhoff et al. 2010, S. 27)
Merkmal Ausprägung Technologie physikalisch chemisch und biologisch Struktur konsistent konvergierend divergierend reorganisierend Abstufung einstufig mehrstufig zyklisch
Häufigkeit Einzel-/
Wiederholproduktion Serienproduktion Massenproduktion
Räumlichkeit Werkstatt Zentren Fließ Werkbank Baustellen
2.2 Der Wertbegriff im Kontext produktionstechnischer Handlungen
Nachdem die Terminologie der für die vorliegende Arbeit relevanten
Betrachtungshorizonte und -objekte sozio-technischer Wirtschaftseinheiten
erörtert wurde, stellt sich die Frage, welche Maßstäbe für die Bewertung
dieser grundsätzlich ausschlaggebend sind. Von fundamentaler Bedeutung
ist in diesem Kontext die Auslegung des Terminus Wert bzw. die Wert-
vorstellungen von Akteuren. Diese differieren jedoch erheblich in Abhängig-
keit des eingenommenen Standpunktes (z.B. Individuum, Unternehmen,
Gesellschaft) und des zeitlichen Bezugs. Ersteres kann anhand bewaffneter
Konflikte plastisch dargestellt werden. Während jedwede kriegerische
Handlung aus gesellschaftlicher Sicht strikt abzulehnen ist, profitieren
Unternehmen der Verteidigungsbranche immens von militärischen
Konflikten. Auch das Beispiel der Sklavenarbeit in den USA macht die
Kontextabhängigkeit von Werten deutlich. War diese zwischen dem 17. und
19. Jahrhundert ein in der Bevölkerung unstrittiger und bedeutender Wirt-
schaftsfaktor (Conrad et al. 1958, S. 95 ff; Conrad et al. 1958; William Fogel
et al. 2013), gelang es mit der Befreiung der Sklaven und der Betonung der
Unantastbarkeit der Menschenwürde in der US amerikanischen Verfassung
einen Wertewandel durchzusetzen, der heutzutage nahezu weltweit
Terminologie
43
etabliert ist. Die nachfolgenden Abschnitte umreißen die Entwicklung der
für die vorliegende Arbeit elementaren Nomenklatur im Hinblick auf die
Beurteilung von Handlungen. Neben diesem kurzen Abriss soll die
Herausbildung des heutigen Wertverständnisses produktionstechnischer
Handlungen herausgearbeitet werden.
2.2.1 Wertvorstellungen
Wertvorstellungen, im Sinne von als moralisch gut erachteten Eigenschaften
von Sachverhalten bzw. Handlungen, sind in der Regel ein Untersuchungs-
gegenstand der Ethik. Die Beantwortung der Kernfrage der praktischen
Ethik, welche Handlungen grundsätzlich als moralisch wertvoll erachtet
werden, wird im allgemeinen Sprachgebrauch als „goldene Regel“ be-
zeichnet. In Form einer positiv oder negativ formulierten Maxime kommt sie
in nahezu jeder moralethischen oder religiösen Abhandlung vor. Ein
wichtiger Vertreter der Moralethik ist Immanuel Kant. In zwei seiner
Hauptwerke (1785 - Grundlegung zur Metaphysik der Sitten und 1788 -
Kritik der praktischen Vernunft) geht er der Frage nach, ob moralische
Handlungen auf einer hypothetischen oder kategorischen Basis fußen sollten
(Kant 1986; Kant 1990). Seine Arbeiten münden im kategorischen
Imperativ, den er in verschiedener Lesart formuliert. Es kann festgehalten
werden, dass moralische Handlungen in einer Gesellschaft rational
handelnder Akteure stets einer kategorischen Maxime zu folgen haben.
Während sich für Kant (Kant 1986; Kant 1990) und sämtliche seiner
philosophischen Vorgänger eine moralische Handlung jedoch einzig im Hier
und Jetzt manifestiert, tritt Jonas (Jonas 1993) für eine Erweiterung des
Betrachtungsraums ein. In Zeiten der immer häufiger zutage tretenden
Schädigungen an ökologischer und sozialer Umwelt, ist nicht länger alleine
das Hier und Jetzt relevant, sondern gleichermaßen die Handlungsfolgen.
War für Kant (Kant 1986; Kant 1990) in Zeiten der europäischen Aufklärung
Terminologie
44
die vernunftgesteuerte Handlung maßgebend, ist es Jonas (Jonas 1993)
zufolge heute das Prinzip Verantwortung. Eine Handlung ist dann als
moralisch gut anzusehen, wenn sie in Einklang mit der Beständigkeit
menschlichen Lebens auf der Erde erfolgt.
Die von Jonas (Jonas 1993) maßgeblich initiierte Diskussion führte zu einer
Verschmelzung moralethischer und wirtschaftlicher Fragestellungen in den
wissenschaftlichen Disziplinen der Wirtschafts- bzw. Unternehmensethik.
Kernfrage der Wirtschafts- und Unternehmensethik ist, welche moralischen
Wertvorstellungen den betrieblichen Entscheidungen zugrunde gelegt
werden sollten. In diesem Kontext überträgt u.a. Bowie (Bowie 1999) die
Kant’sche Auffassung, dass moralisches Handeln generell einer kategor-
ischen Maxime zu folgen hat, als apriorisches Handlungsprinzip auf die
Wirtschaft. Da sich die Kant’sche Lehre jedoch lediglich auf vernunftbegabte
Wesen bezieht, hat die Umwelt bzw. Natur in diesem Verständnis keine
Legitimation aus sich selbst heraus. Auch für Homann et al. (Homann et al.
2005) wird jeglicher Wert durch das Individuum geschaffen. Das Naturrecht
wird ebenfalls abgelehnt. Ulrich (Ulrich 2008; Ulrich 2010) sieht die öko-
nomische Rationalität und die ethische Vernunft in diesem Kontext als
entgegengesetzte Strömungen. Homann (Homann 2002) versteht die
Ökonomik hingegen als ein Teilsystem der Gesellschaft und lehnt eine
Entgegensetzung von Moral und Wirtschaft ab. Vielmehr handelt es sich um
zwei Perspektiven auf dasselbe Handlungsproblem. Es gilt daher, Unter-
nehmen so zu strukturieren, dass moralisches Handeln möglich wird
(Homann et al. 1992, S. 36). Gemeinsam mit Lütge (Lütge 2007) prägt
Homann den ordnungsethischen Ansatz, der für eine anreizschaffende
Regelsetzung plädiert. Unternehmen sind hierbei dennoch nicht entbunden
von selbsttätigen moralischen Handlungen. Im Fall von lückenhaften
gesellschaftlichen Standards sind Unternehmen vielmehr dazu aufgefordert,
Terminologie
45
dieses Verantwortungsvakuum zu schließen (Homann et al. 1992, S. 113).
Weitere unternehmensethische Theorien, auf die an dieser Stelle lediglich
verwiesen wird, liefern Suchanek (Suchanek 2000; Suchanek 2004) in Form
der normativen Umweltökonomik und interaktionsökonomischen Theorie
der Nachhaltigkeit sowie Binswanger et al. (Binswanger et al. 1983) und
Binswanger (Binswanger 1991) in Form der ökologisch-sozialen Markt-
wirtschaft.
Die vorliegende Arbeit greift das Verständnis von Kant (Kant 1986; Kant
1990) auf und plädiert für eine kategorische Formulierung der Nach-
haltigkeit im Kontext produktionstechnischer Handlungen. Als maßgebend
wird hierbei die Erweiterung des Betrachtungsraums auf die Handlungs-
folgen nach Jonas (Jonas 1993) gesehen. Eine wertschaffende unternehmer-
ische Handlung erfolgt stets im Einklang mit der Beständigkeit menschlichen
Lebens auf der Erde.
2.2.2 Ökonomische Werttheorien
Neben den oben diskutierten moralethischen Wertanschauungen existieren
in der Makro-Ökonomie diverse Theorien zur Wertbildung. Im Unterschied
zu den zuvor skizzierten Ansätzen, deren Betrachtungsobjekt die als
moralisch gut erachteten Handlungen sind, untersuchen die ökonomischen
Theorien das Zustandekommen von monetären Werten. Dabei kann die
Entwicklung des ökonomischen Wertbegriffs anhand der Entwicklungs-
geschichte dieser Wissenschaftsdisziplin dargestellt werden. So beschäft-
igten sich laut Hüther (Hüther 2006, S. 11) bereits die frühen antiken
Philosophen um Platon und Aristoteles sowie der mittelalterliche Vordenker
Thomas von Aquin mit dem Zustandekommen von Marktpreisen. Der
Ursprung des heute vorherrschenden Verständnisses von ökonomischem
Terminologie
46
Wert, das einer jeden Bewertung in Unternehmen zugrunde liegt, wird
jedoch erst in dem Aufkommen der gesamtwirtschaftlichen Markttheorien
um das 17. und 18. Jahrhundert verortet (Hüther 2006, S. 11–14). In der
Folge entstand eine Diskussion in Philosophie, Wirtschafts- und Sozial-
wissenschaften, die bis heute andauert. Derzeit unterscheiden die
Wirtschaftswissenschaften zwei Strömungen, die subjektiven und die
objektiven Werttheorien. Die folgenden Abschnitte skizzieren die bis heute
präsentierten ökonomischen Ansätze und erörtern den jeweiligen
Stellenwert der Natur.
Objektive und subjektive Werttheorien
Die objektive Werttheorie umfasst eine Reihe von Ansätzen zur Beschrei-
bung der Entstehung von Tauschwerten, die in der Arbeitswerttheorie
gipfeln. Gemeinsames Kennzeichnen jedweder objektiver Theorie ist die
Suche nach einem realen monetären Wert eines Gutes. Laut Schumpeter
(Schumpeter 2007) gehen die ersten Ansätze dieser Strömungen auf Lockes
Naturwerttheorie zurück, die das menschliche Recht auf Eigentum aus der
geleisteten Arbeit herleitet. Geprägt wurde das frühe Verständnis von Wert
durch das Aufkeimen des Rationalismus, maßgeblich gestaltet durch die
Arbeiten von Bacon 1620 (Bacon 2011) und Descartes 1641 (Descartes
1972). Letzterer misst Wert lediglich Subjekten zu, die objektiv messbar sind.
Die erste ökonomische Abhandlung über die Arbeitswerttheorie liefert Petty
(Petty 2011) im Jahr 1662. Der Wert eines Gutes wird hierbei anhand der
eingesetzten Arbeitszeit und Fläche bestimmt. Auch Smith begründet den
gesellschaftlichen Wohlstand im Jahr 1776 in der Arbeit eines Volkes (Smith
2013). Der Wert einer Ware wird durch zwei wesentliche Eigenschaften
determiniert, seiner Nützlichkeit (Gebrauchswert) und der Eignung, andere
Waren in Form eines Handelsgeschäfts zu erstehen (Tauschwert). Weitere
Arbeiten auf dem Gebiet der Arbeitswerttheorie, auf die an dieser Stelle
Terminologie
47
nicht weiter eingegangen wird, liefern u.a. Ricardo (Ricardo 2006) und
Sraffa (Sraffa 2014). Eine von der klassischen Arbeitswerttheorie zu tren-
nende, dennoch artverwandte Theorie präsentiert Marx (Marx 2014). In
dieser, erstmals 1857 veröffentlichten Anschauung ist nicht die real zur
Herstellung eines Gutes benötigte Arbeit wertbildend, sondern ihr Anteil an
der gesellschaftlich erforderlichen Gesamtarbeit aller Individuen. Marx (Marx
2014) hebt in diesem Kontext erstmals die Abhängigkeit der ökonomischen
Wertbildung von gesellschaftlichen Paradigmen hervor.
Den objektiven stehen die subjektiven Werttheorien gegenüber, die in der
heutigen Literatur vornehmlich in Form der Grenznutzentheorie anzutreffen
sind. Für die subjektiven Werttheorien stellt der individuelle Nutzen den
zentralen Untersuchungsgegenstand dar. Erste Grundüberlegungen hierzu
entwickelte ebenfalls Adam Smith 1776 (Smith 2013). Dabei werden im
Vergleich zu den objektiven Werttheorien keine absoluten Werte, sondern
infinitesimale Änderungen des Nutzens betrachtet. Zentrales Instrument der
subjektiven Werttheorien ist daher das auf von Thünen zurückgehende
Grenz- bzw. Marginalprinzip, das im 19. Jahrhundert erstmals wirtschafts-
wissenschaftliche Fragestellungen mit Hilfe von Differentialrechnung zu
lösen suchte (Thünen 1990). Dabei werden Kosten- oder Nutzenfunktionen,
die bestimmte individuelle Präferenzen darstellen sollen, durch die Anwen-
dung partieller Differentiale entwickelt. Auf dieser Basis entwickelt Cournot
im Jahr 1838 die Preis-Absatz-Funktion (Cournot 1924). Ebenfalls aufbau-
end auf von Thünen erarbeitet Gossen im Jahr 1854 zwei Gesetze der
Bedürfnisbefriedigung, das Sättigungsgesetz und die Grenznutzen-
ausgleichsregel (Gossen 2010). Ersteres besagt, dass eine Steigerung des
Verbrauchs eines Gutes zwangsläufig zu einem sinkenden Zusatznutzen
(Grenznutzen) führt. Das zweite Gossensche Gesetz begründet die Tendenz
eines Individuums zur Allokation seiner Mittel in dem Wunsch nach einer
Terminologie
48
höchstmöglichen Bedürfnisbefriedigung (Gesamtnutzen). Entscheidend ist
hierbei die Annahme knapper Mittel, d.h. Güter, für die Kosten entstehen.
Weitere Arbeiten auf dem Gebiet der Grenznutzentheorie, auf die an dieser
Stelle nicht weiter eingegangen wird, liefern u.a. Jevons (Jevons 1871),
Menger (Menger 2006) und Walras (Walras 2003).
Der Autor erachtet die subjektive Wertbildung als Kernproblem der
Umweltschädigung durch die industrielle Produktion. Das Ziel einer
rationalen Wertbildung muss daher eine Objektivierung des betrieblichen
und gesellschaftlichen Verständnisses sein. Der Terminus Wert wird in
diesem Kontext als geistiges Konstrukt reflektionsbegabter Wesen
verstanden. Ein gewisses Maß an Subjektivität lässt sich demnach niemals
völlig ausschließen.
Während die oben beschriebenen Theorien den Wert und Preis eines Gutes
in der Regel als dasselbe erachten, grenzt der BGH (BGH 1967) diese klar
voneinander ab. Der Preis einer Sache wird hier als Ergebnis einer Tausch-
aktion zwischen zwei Marktakteuern verstanden, der Wert stellt hingegen
eine aggregierte, jedoch fiktive Preisvorstellung einer Gruppe von Marktteil-
nehmern dar. Der Wert ist also als eine Art objektiver Preis zu verstehen. Ihre
Differenz dient als Grundlage der Spekulation auf zukünftige Entwicklung-
en. Besondere Bedeutung erlangt diese Interpretation in der Immobilien-
und Finanzbranche, in der die Spekulation auf zukünftige Entwicklungen der
wesentliche Stellhebel der Gewinnmaximierung ist. Für Unternehmen des
produzierenden Gewerbes nimmt eine differenzierte Betrachtung von Preis
und Wert hingegen die Funktion eines Prognose-Instruments ein, das
bestimmte Marktgegebenheiten (insbesondere etwaige regulatorische
Eingriffe) frühzeitig abzubilden vermag.
Terminologie
49
Die Natur im Kontext der Werttheorien
In den frühen ökonomischen Theorien in Europa spielt die Natur eine unter-
geordnete Rolle. So stellt beispielsweise Smith (Smith 2013) den individu-
ellen Nutzen in den Vordergrund, der sich unter der Annahme einer voll-
ständigen Konkurrenz zu einem gemeinschaftlichen Wohlstandsoptimum
summiert. Entscheidend hierfür ist die Knappheit der Güter. Die Natur wird
im Bewusstsein ihrer Unbegrenztheit als frei angesehen. Ist ein Gut kosten-
los, hat es keinen monetären Wert. Dennoch sprechen sich viele Vertreter
der frühen makro-ökonomischen Theorien, u.a. Smith (Smith 2010; Smith
2013), Mill (Mill 2006; Mill 2014), Malthus (Malthus 1977) und Marx (Marx
2014), für eine, im Vergleich zu dem heute verbreiteten Verständnis von
Wert, ethisch ganzheitlicheren Sichtweise aus. Die geringe Wertschätzung
der Natur in den Wirtschaftswissenschaften wird bis in die erste Hälfte des
20. Jahrhunderts fortgeführt. Als Vertreter dieser Epoche errechnet
beispielsweise Clark (Clark 2005) den Produktionwert ausschließlich aus
dem Ergebnis von Arbeit und Kapital. Ebenso stellt das betriebswirtschaft-
liche, auf der Grenznutzentheorie von Jevons (Jevons 1871), Menger
(Menger 2006) und Walras (Walras 2003) aufbauende, faktorkombina-
torische Paradigma von Gutenberg (Gutenberg 1988) den Nutzen des
Individuums bzw. des Unternehmens in den Vordergrund. Gesellschaftlicher
oder ökologischer Nutzen findet sowohl bei Gutenberg (Gutenberg 1988)
als auch bei nachfolgenden Vertretern der Betriebswirtschaftslehre, u.a.
Herzberg (Herzberg 1966), Ulrich (Ulrich 1970), Maslow (Maslow 1981) und
Heinen (Heinen 1994) kaum bis keine Beachtung. Zwar werden die Grund-
lagen für eine verstärkte Betrachtung der Natur u.a. in der Ressourcen-
Ökonomie bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelegt (Cassel
1921; Hotelling 1931), ein weitreichender, bis heute kontrovers geführter
Diskurs beginnt jedoch erst in der zweiten Hälfte. Dabei treten insbesondere
Terminologie
50
die Vertreter der kritischen Theorie der Frankfurter Schule der 1940er bis
1960er Jahre um Horkheimer (Horkheimer 2007), Adorno (Adorno 1992)
und Marcuse (Marcuse 2004) für eine stärkere Beachtung der Natur ein,
indem sie die Wirtschaft als treibende Kraft ihrer Zerstörung kritisierten. Auf
volkswirtschaftlicher Ebene entwickeln um die 1950er Jahre Kapp (Kapp
1971) und Polanyi (Polanyi 1973) die Basis für die heutigen vornehmlich im
anglo-amerikanischem Raum präsenten ecological bzw. environmental
economics (dt. ökologische bzw. umweltorientierte Wirtschaftswissen-
schaften) und industrial ecology (dt. industrielle Ökologie). Die Natur, im
Sinne der Biosphäre, stellt hierbei die Grundlage allen Lebens und somit
auch jedweder wirtschaftlicher Handlungen dar (Illge et al. 2006, S. 23).
Dabei wird die Knappheit eines Gutes nicht länger ausschließlich durch die
anfallenden Kosten, sondern die Gefährdung für Mensch und Umwelt
determiniert. Während der Mensch in frühen ökonomischen Theorien im
Mittelpunkt der Betrachtung stand, wird er hernach neben allen anderen
Lebewesen lediglich als Teil der Natur erachtet. Anthropogene Handlungen
haben in jedem Fall im Einklang mit ihr zu erfolgen. Das klassische Konzept
der ecological economics ist, wie unten ausgeführt, der Gedanke der
Suffizienz. Vertreter dieser Schule sind u.a. Socolow et al. (Socolow et al.
1994) und Bartelmus (Bartelmus 2002, S. 173–174). Entscheidende
Bedeutung erlangen diese wissenschaftlichen Disziplinen jedoch erst durch
Meadows et al. (Meadows et al. 1972) und die in den 1970er und 1980er
Jahren entstehende Umweltbewegung, die im Jahr 1987 im Konzept der
Nachhaltigkeit mündet.
Bis heute wurden eine Reihe weiterer ökologieorientierter Anschauungen
präsentiert, die im weitesten Sinne der Werttheorie bzw. Wertbildung
zuzuordnen sind. Gemeinsames Merkmal dieser Ansätze ist im Wesentlichen
die Vorstellung einer Kreislaufwirtschaft. Besondere Bekanntheit hat hierbei
Terminologie
51
in jüngster Zeit das Cradle-to-Cradle-Konzept (dt. von der Wiege bis zur
Wiege) von Braungart et al. (Braungart et al. 2014) erlangt. Der
Kerngedanke dieses aus der Bionik entstandenen Ansatzes ist im Gegensatz
zum Suffizienzgedanken der oben skizzierten ecological economics nicht der
Konsumverzicht, sondern die vorausschauende Planung und Steuerung von
Materialflüssen. Entscheidend ist hierbei die Ablehnung des traditionellen
Lebenszyklus eines Produktes „von der Wiege bis zur Bahre“ (engl. cradle-
to-grave). Auf Grundlage der Beobachtung, dass jedes Lebewesen in der
Natur Ressourcen in Anspruch nimmt und Emissionen abgibt, folgern
Braungart et al. (Braungart et al. 2014), dass von der Gesellschaft als
schädlich erachtete Umweltwirkungen lediglich Produktionsabfälle am
falschen Ort darstellen. Der Cradle-to-Cradle-Ansatz fordert daher eine
Trennung von biologischen und technologischen Kreislauf. Güter dieser
beiden Kreisläufe dürfen nicht in den jeweils anderen gelangen. Ziel ist die
eine 100%ige Wiedergewinnung und –verwertung der Altstoffe in neuen
Produkten. Während der Ansatz sich aktuell großer Popularität insbesondere
in der Unternehmenspraxis erfreut, kritisieren ihn verschiedene Autoren, wie
unten ausgeführt, aus wissenschaftlicher und moralischer Sichtweise.
Binswanger (Binswanger 1991; Binswanger 2016, S. 33–46) kritisiert die rein
ökonomische Preisbildung an sich und sieht die Ursache des derzeitigen
Umweltproblems in der Entkopplung von weltweit zur Verfügung stehen-
dem Geld und dem entstprechenden Gegenwert. Während in den Anfangs-
zeiten des Ware-gegen-Geld Handels die weltweite Menge des Geldes
durch den existierenden Bestand an Gold und Silber determiniert wurde,
führte die Einführung von Papiergeld und Onlinehandel zu der Möglichkeit
einer unendlichen Vermehrung von Geld. In Verbindung mit der Zinsnahme
bei Leihgeschäften entsteht ein Zwang zur Verschuldung, die Geldschöpf-
ung. Diese Wachstumsspirale berücksichtigt die frei zugängliche Natur
Terminologie
52
jedoch nur bedingt (immer dann, wenn Kosten anfallen) und führt letztend-
lich zu einem Raubbau an ihr. In diesem Kontext plädiert Binswanger
(Binswanger 1991; Binswanger 2016, S. 33–46) für eine Mäßigung der
Nutzung der Natur durch institutionelle Reformen im Geldsystem.
Klassifizierung des Werts der Umwelt
Nachdem oben diverse Konzepte zur Inklusion der Natur in wirtschafts-
wissenschaftliche Fragestellungen skizziert wurden, stellt sich für das weitere
Vorgehen die Frage nach der Klassifizierung des Werts der Umwelt. In
diesem Zusammenhang präsentieren Krol et al. (Krol et al. 1999) einen
Kategorisierungsansatz aus sozioökonomischer Perspektive anhand ver-
schiedener Nutzerwerte. Als Nutzer wird hierbei derjenige verstanden, aus
dessen Perspektive eine Bewertung erfolgt. Auf erster Ebene werden hier
der Wert für Nutzer und der Nicht-Nutzerwert unterschieden. Ersterer stellt
die unmittelbare Nützlichkeit für den Sichtinhaber dar, während für letzt-
eren die Utilität für andere Nutzer, z.B. zukünftige Generationen oder die
Natur selbst, charakteristisch ist. Auf zweiter Ebene wird zwischen direkten
und indirekten Nutzungswerten sowie Options-, Vermächtnis- und Existenz-
werten differenziert. Direkte Nutzerwerte resultieren aus der Verwendung
von Ressourcen (Quellenfunktion), indirekte hingegen aus der Nutzung der
Umwelt als Aufnahmemedium (Senkefunktion). Abb. 2.6 stellt fasst das
Verständnis in Anlehnung an Krol et al. (Krol et al. 1999) zusammen.
Terminologie
53
Abb. 2.6 Systematisierung des Umweltwerts nach Krol et al. (Krol et al. 1999)
2.2.3 Wertschöpfung
Nachdem zunächst die Herausbildung verschiedener Interpretationen des
Wertbegriffs an der ökonomisch-ökologischen Schnittstelle diskutiert wurde,
erörtert dieser Abschnitt Ansätze zur Beschreibung der Mehrwert-
generierung. Diesen, unter dem Begriff Wertschöpfung verbreiteten, Akt
identifiziert Zahn (Zahn et al. 1996) als Kernziel jedweder produktions-
technischer Handlungen. Binswanger (Binswanger 1991; Binswanger 2016,
S. 33–46) zufolge ist dies jedoch weniger eine beliebige sondern eine
zwanghafte Bedingung einer auf Geldschöpfung ausgerichteten Wirt-
schaftsform. Maßgebend hierfür ist die kontinuierlich steigende Umlauf-
menge an Geld sowie der Zinsabgabe auf Fremdkapital. Jeder Schuldner
(hier das Unternehmen bzw. die gesamte Wirtschaft) ist gezwungen,
kontinuierlich zu wachsen um die eigene Zinslast auszugleichen. Da es sich
hier jedoch um eine mikro-ökonomische Rahmenbedingung handelt, für die
in der vorliegenden Arbeit keine befriedigende Lösung erarbeitet werden
kann, wird hernach einzig der Wertschöpfungsbegriff betrachtet. Für
Terminologie
54
weiterführende Darlegungen zum Thema Geldschöpfung sei an dieser Stelle
auf Binswanger (Binswanger 1991; Binswanger 2016) verwiesen.
Die betriebliche Wertschöpfung
Für Schäfer (Schäfer 1951, S. 449 ff) stellt die Wertschöpfung das zentrale
Maß für die Leistungsfähigkeit einer Wirtschaftseinheit (z.B. Volkswirtschaft,
Unternehmen, Geschäftsbereich) dar. Aufbauend auf dem faktortheoret-
ischen Paradigma von Gutenberg (Gutenberg 1988) definiert u.a.
Westkämper (Westkämper 2006, S. 33–35) den Begriff Wertschöpfung im
betrieblichen Kontext als Schaffung eines Mehrwerts durch planmäßige
Kombination der Produktionsfaktoren. Artverwandte Definitionen liefern
u.a. Gaitanides (Gaitanides 1995) sowie Müller-Stewens et al. (Müller-
Stewens et al. 2005). Auch Porter (Porter 1986) versteht Wertschöpfung
innerhalb eines Unternehmens als Abfolge gewisser Tätigkeiten in Kombi-
nation mit der Gewinnspanne. Ausdruck finden seine Überlegungen, wie in
Abb. 2.7 dargestellt, in der Wertkette betrieblicher Leistungserstellung.
Porter (Porter 1986) unterscheidet hierbei in erster Linie zwischen primären
direkt Nutzen stiftenden und sekundären begleitenden Aktivitäten.
Abb. 2.7 Wertkette der betrieblichen Leistungserstellung in Anlehnung an Porter (Porter
1986)
Terminologie
55
Während Porter (Porter 1986) den Terminus auf eine rein finanzielle
Wertgrößen reduziert, betont Westkämper (Westkämper 2006), dass der
Mehrwert sowohl monetärer als auch funktionaler Natur sein kann. Beide
Ausprägungen sind allerdings lediglich eine Ableitung des auf dem Markt zu
erwirtschaftenden Ertrags. So versteht auch Meyer-Merz (Meyer-Merz 1979,
S. 2–8; Meyer-Merz 1985) den Begriff Wertschöpfung innerhalb eines
Betriebs als Differenz zwischen Produktionswert und Vorleistungen.
Wunderer et al. (Wunderer et al. 2006) präsentieren eine Übersicht ver-
schiedener Wertschöpfungsarten und deren wesentliche Charakteristiken im
Hinblick auf Wertinhalt, Wertmaßstab, adressiertem Personenkreis und der
Nutzen stiftenden Aktivitäten. Tab 5 illustriert die Klassifizierung nach
Wunderer et al. (Wunderer et al. 2006).
Tab 5 Arten und Ausprägungen von Wertschöpfung in Anlehnung an Wunderer et al.
(Wunderer et al. 2006)
Art der Wertschöpfung Ausprägung Volkswirtschaftliche Wertschöpfung
Differenz zwischen Output und Input im Sinne eines Nutzens für die Gesellschaft
Anspruchsgruppen-bezogene Wertschöpfung
Differenz zwischen Output und Input im Sinne eines Nutzens für die Anspruchsgruppen eines Unternehmens
Prozessbezogene Wertschöpfung
Wertbeitrag jeder betrieblichen Aktivität für das Betriebsergebnis durch Einsatz von Produktionsfaktoren und Prozessgestaltung
Strategiebezogene Wertschöpfung
Wertsteigerung für Investoren durch die Wahl einer geeigneten Strategie
Qualitätsbezogene Wertschöpfung
Nutzen für die internen und externen Kunden durch Qualität
Dienstleistungsbezogene Wertschöpfung
Nutzen für internen und externen Kunden durch eine optimale Leistungserstellung
Deutlich wird im traditionellen Verständnis des Terminus Wertschöpfung die
Betonung des Nutzens für das Individuum, den Kunden sowie die Gleich-
setzung von Wertschöpfung und Nutzen. In diesem Zusammenhang ver-
stehen Wittmann (Wittmann 1956) und Wenke (Wenke 1987) die Wert-
bildung als Ergebnis einer subjektiven Einschätzung. Der Begriff stellt in
Terminologie
56
seiner derzeitigen Ausprägung also vornehmlich ein rein geistiges Konstrukt
zwischen Produzenten und Konsumenten dar. Dieses Verständnis der Wert-
schöpfung zieht sich bis in die heutige Zeit. So betonen u.a. Reichwald et al.
(Reichwald et al. 2009, S. 309) vor dem Hintergrund der Mass Custom-
ization zwar die verstärkte Kooperation mit externen Anspruchsgruppen,
reduzieren die Betrachtung in der Folge jedoch nahezu ausschließlich auf
den Kunden. Die Beachtung potentieller Auswirkungen auf unbeteiligte
Dritte ist, mit Ausnahme von Wunderer et al. (Wunderer et al. 2006), in den
herkömmlichen Definitionen nicht vorgesehen. Die Möglichkeit, subjektive
Ansprüche geltend zu machen, ist Kernelement einer hypothetischen
Begriffsauslegung und daher im Rahmen der vorliegenden Arbeit abzu-
lehnen. In diesem Kontext lässt einzig das Verständnis von Meyer-Merz
(Meyer-Merz 1979, S. 2–8; Meyer-Merz 1985) als Differenz von Produkt-
ionswert und Werteverzehr Spielraum für eine erweiterte Definition.
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wird das subjektiv orientierte Ver-
ständnis des Wertbegriffs abgelehnt. Der Terminus Wertschöpfung wird als
Maß für die Hervorbringung eines objektiven Mehrwertes verstanden.
Die Quantifizierung der Wertschöpfung im unternehmerischen Kontext
findet, wie unten ausgeführt, in der Wertschöpfungsrechnung statt.
2.2.4 Der Kostenbegriff
Die Kosten stellen in der Ökonomie in der Regel ein Synonym für den
monetarisierten Werteverzehr einer Leistungserstellung dar. Dabei existieren
verschiedene Interpretationen (Schreiner 1996, S. 259–261; Reese 1999, S.
778–779; Burschel et al. 2004, S. 463–464). Im betriebswirtschaftlichen
Kontext, beschreibt der pagatorische Kostenbegriff den mit realen Aus-
zahlungen verbundenen Werteverzehr des Unternehmens (Reese 1999, S.
778). Der wertmäßige Kostenbegriff umfasst Schweitzer et al. (Schweitzer et
Terminologie
57
al. 1991) zufolge neben den pagatorischen auch die kalkulatorischen
Kosten, d.h. Kosten denen kein realer Aufwand gegenübersteht (Opportun-
itätskosten). Der wertmäßige Kostenbegriff stellt die Grundlage der
traditionellen Kostenrechnung dar. In diesem Begriffsverständnis ist eine
Internalisierung externer Kosten nicht vorgesehen. Schreiner (Schreiner
1992) und Günther (Günther 1994) führen deshalb den ökologischen
Kostenbegriff ein. Dieser umfasst sämtliche für das Unternehmen finanz-
wirtschaftlich wirksame (interne) sowie durch die Aktivitäten des Unter-
nehmens induzierten, externen (z.B. umweltrelevanten) Kosten.
Externe Effekte und Kosten
Die theoretische Fundierung des Begriffs externe Kosten basiert auf dem
volkswirtschaftlichen Verständnis der externen Effekte, den nicht vom Markt
erfassten Handlungsfolgen. Ihre Terminologie sowie erste Arbeiten in
diesem Themenbereich gehen auf Pigou (Pigou 1911) zu Anfang des 20.
Jahrhunderts zurück. Entscheidend ist hier erstmals die Unterscheidung
zwischen privaten und sozialen, von der Gesellschaft zu tragenden Kosten.
Grundlage dieser ist wiederum die Tatsache, dass für bestimmte Güter,
insbesondere der Inanspruchnahme der Umwelt, keine Kosten anfallen.
Während Pigou (Pigou 1911) das volkswirtschaftliche Allokationsproblem
mit Hilfe staatlicher Eingriffe (Pigou-Steuer) zu lösen sucht, skizziert Coase
(Coase 1960, S. 1 ff) eine rein privatwirtschaftliche Lösung des Umwelt-
problems durch die jeweiligen Marktteilnehmer. Jeder Betroffene einer
Umweltverschmutzung ist demnach bereit einen bestimmten Betrag an den
Verursacher zu entrichten, um die Beeinträchtigung zu vermeiden, welches
wiederum die Vermeidungsmaßnahme(n) finanziert. Das Coase-Theorem ist
Bofinger (Bofinger 2011, S. 265) zufolge jedoch vielmehr als theoretisches
Modell zu verstehen, eine praktische Anwendung ist in den wenigsten Fällen
möglich. Abb. 2.8 verdeutlicht die Entstehung von externen Effekten
Terminologie
58
anhand von Angebot und Nachfrage in Anlehnung an Bofinger (Bofinger
2011, S. 259). Da die sozialen Kosten keine Berücksichtigung bei der
Preisbildung auf dem Markt finden, wird ein Gut zu einem zu geringen Preis
angeboten. Entsprechend fragt der Markt eine größere Menge nach als
gesellschaftlich erwünscht. Die Differenz zwischen sozialen und privaten
Kosten ist der externe Effekt.
Abb. 2.8 Externe Effekte in Anlehnung an Bofinger (Bofinger 2011, S. 259)
Externe Effekte können sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf
die Produktions- und Konsumfunktion von Dritten haben (Roth 1992, S.
159; Bofinger 2011, S. 259). Dritte können Einzelpersonen, Unter-
nehmungen, Haushalte oder ganze Volkswirtschaften sein. Ein positiver
externer Effekt (externer Ertrag) ist gegeben, wenn die Differenz von
sozialen und privaten Erträgen positiv ist. Ein negativer externer Effekt
(externe Kosten) entsteht, wenn die Differenz von sozialen und privaten
Kosten negativ ist. (Bofinger 2011, S. 259) Externe Erträge verbessern
Terminologie
59
demnach die wirtschaftliche Stellung von Dritten, während externe Kosten
diese verschlechtern.
Aus einzel- bzw. betriebswirtschaftlicher Perspektive können externe Effekte
weiter in technologische und prekuniäre Handlungsfolgen unterschieden
werden. Während erstere die außerhalb des Marktmechanismus wirksam
werdenden Konsequenzen beschreiben, fassen letztere die Auswirkungen
von Preis- und Kostenänderungen auf den internen Unternehmensnutzen
zusammen. Laut Roth (Roth 1992, S. 157ff) und Burschel et al. (Burschel et
al. 2004, S. 492) sind soziale Kosten die Summe aller einer Volkswirtschaft
durch produktionswirtschaftliches Handeln anfallenden Kosten. Die Differ-
enz der sozialen und internen (einzelwirtschaftlichen) Kosten ergibt die
externen Kosten (Roth 1992; Wicke 1993; Burschel et al. 2004). Abb. 2.9
verdeutlicht das Verständnis in Anlehnung an Roth (Roth 1992, S. 157ff)
sowie Burschel et al. (Burschel et al. 2004, S. 492).
Abb. 2.9 Gliederung sozialer Kosten in Anlehnung an Roth (Roth 1992, S. 157ff) sowie
Burschel et al. (Burschel et al. 2004, S. 492)
Im traditionellen betrieblichen Rechnungswesen von Unternehmen finden
diese Externalitäten keine Beachtung, da sie für das Unternehmen zu
keinem Zeitpunkt finanzwirtschaftlich wirksam sind (Schreiner 1996, S. 253;
Burschel et al. 2004, S. 492; Hoitsch et al. 2004, S. 24). Dies führt, wie oben
beschrieben, dazu, dass Güter auf dem Markt zu Preisen angeboten
werden, die nicht dem realen Werteverzehr an Inputfaktoren entsprechen
und die Kosten für die Beseitigung von negativen externen Effekten an die
Terminologie
60
Allgemeinheit ausgelagert werden (Wicke 1993, S. 43 ff; Fichter et al. 1997,
S. 124). In der Literatur wird dies als eines der zentralen Problemfelder der
traditionellen Wirtschaftsweise und als Kontrast zu der angestrebten nach-
haltigen Entwicklung identifiziert (Wicke 1993, S. 43 ff; Burschel et al. 2004,
S. 507).
Während aus volkswirtschaftlicher Perspektive eine Untersuchung von
Angebot-Nachfrage-Märkten ausreichend ist, müssen die externen Effekte
aus einzelwirtschaftlicher Sicht zunächst ermittelt und einer bestimmten
Handlung zugewiesen werden. Weiterhin ist eine Monetarisierung externer
Effekte sinnvoll, um eine Internalisierung in das betriebliche Rechnungs-
wesen zu ermöglichen. Problematisch gestaltet sich in diesem Kontext
allerdings die Zuordnung von Umweltfolgen zu betrieblichen Handlungen.
Fichter et al. (Fichter et al. 1997, S. 124–125) zufolge tritt stets ein Infor-
mationsverlust zwischen den tatsächlichen und den einer Handlung
zuteilbaren Folgen auf.
Für die Monetarisierung externer Effekte stehen in der Literatur unterschied-
liche Verfahren bereit. Die Wahl der Methodik hängt von der Form des
eintretenden Schadens ab. Unterschieden werden hierbei in der Regel
materielle Schäden (z.B. Produktions- oder Einkommensverluste), im-
materielle Schäden (ästhetische Einbußen, verringertes Wohlbefinden) und
Gesundheitsschäden. Adensam et al. (Adensam et al. 2002, S. 5) dif-
ferenzieren nach der Form der Schadensentstehung zwei verschiedene
theoretische Konzepte zur Monetarisierung externer Effekte, der Schadens-
und der Vermeidungskostenansatz. Während ersterer den verursachten
Schaden abzuschätzen sucht, kann letzterer als Kosten der Prophylaxe
verstanden werden. Dieser in der ökonomischen Theorie teilweise stark
umstrittene Ansatz bewertet Maßnahmen auf Verdacht, ohne gesicherte
Informationen über Wirkzusammenhänge oder Schadenskosten (Adensam
Terminologie
61
et al. 2002, S. 6). Dennoch finden das Konzept vielfach Anwendung, da es
im Vergleich zu den schadenskostenbasierten Ansätzen einen geringen Auf-
wand erfordert. Söllner (Söllner 1997), Endres et al. (Endres et al. 1997) und
das UBA (UBA 2012, S. 40) kategorisieren die Verfahren in direkte und
indirekte Ansätze. Tab 6 fasst das Verständnis zusammen.
Tab 6 Monetarisierungsverfahren für externe Effekte in Anlehnung an Söllner (Söllner
1997), Endres et al. (Endres et al. 1997) und UBA (UBA 2012, S. 40)
Direkte Verfahren Indirekte Verfahren
Kontingente
Bewertungsmethoden
o Willingness-to-pay
o Willingness-to-sell/accept
Marktsimulation
Unternehmensrechnungsdaten
Vermeidungskostenansatz
Reise-/Transportkostenansatz
Hedonistischer Preisansatz
Die direkten Verfahren werden weiter unterteilt in kontingente Bewertungs-
methoden und Marktsimulationen. Kontingente Ansätze ermitteln die
Zahlungsbereitschaft oder Kompensationserfordernisse für einen Umwelt-
schaden, indem Personen direkt nach der Bedeutung gefragt werden, die sie
einem Umweltgut beimessen (Liebe et al. 2005, S. 12). Dabei wird zwischen
willingness-to-pay und –accept/-sell differenziert. Der willingness-to-pay
Ansatz ermittelt die Zahlungsbereitschaft von Akteuren um einen Schaden
zu vermeiden, der willingness-to-accept/-sell-Ansatz hingegen die Kosten die
anfallen, damit die Akteure einen Schaden in Kauf nehmen. Beide Ansätze
basieren auf einer intensiven Stakeholder-Kommunikation. Adensam et al.
(Adensam et al. 2002, S. 6) relativieren die Aussagefähigkeit dieser
Methoden jedoch, da lediglich Befindlichkeiten von Stakeholdern, u.a.
Verantwortungsbewusstsein und finanzielle Leistungsfähigkeit, erfasst
werden. Im Übrigen ist die Anwendung von willingness-to-pay und -accept/-
sell-Ansätzen für eine flächendeckende Analyse aufgrund unter-
schiedlichster Einkommens-, Bildungs- und Präferenzvoraussetzungen der
Betroffenen abzulehnen. Marktsimulationen stellen, obgleich aufgrund ihrer
Terminologie
62
theoretischen Abbildung mit gewissen Unsicherheiten verbunden, ein
weitaus aussagekräftigeres Abbild der Realität dar.
Die indirekten Verfahren bestehen aus der Datenanalyse auf Basis von
Unternehmensdaten, dem Vermeidungskostenansatz, dem Reise-/Transport-
kostenansatz und der hedonistischen Preisanalyse (Söllner 1997). Adensam
et al. (Adensam et al. 2002, S. 6) nennen ferner den Reparaturkostenansatz
sowie die Human-Capital-Methode. Erstere vergleicht die Marktpreise von
Gütern mit unterschiedlicher Belastung, letztere bewertet den Produktions-
ausfall aufgrund von Gesundheits- oder Todesfällen monetär. Der Repara-
turkostenansatz erfasst hingegen die unmittelbar anfallenden Instandsetz-
ungskosten für eine Schädigung. Einzelne Umweltwirkungen, z.B. das
Aussterben einer Tierart, können hier allerdings nicht erfasst werden.
Dennoch stellen sowohl der Vermeidungs- als auch der Reparaturkosten-
ansatz praktikable Instrumente der Monetarisierung externer Effekte dar.
Vermeidungskosten finden insbesondere für die Darstellung der Abmilder-
ung externer Effekte Verwendung, während der Reparaturkostenansatz sich
als sinnvoll für die Illustration von Schadenskosten erweist. Von einer geson-
derten Betrachtung für spezifische Umweltprobleme ist aufgrund ihrer
wissenschaftlichen Defizite jedoch abzuraten.
Weitere Merkmale der Differenzierung der Monetarisierung externer Effekte
sind die Form der Kostenbildung sowie das Vorgehen der Kostenerfassung.
Die Kostenbildung wird weiter in Grenz- und Durchschnittskosten unter-
schieden (UBA 2012, S. 43–45). Grenzkosten erfassen die Kosten einer
zusätzlichen in Anspruch genommenen Mengeneinheit eines Gutes, Durch-
schnittskosten die gemeinen Kosten je in Anspruch genommener Menge.
Grenzkosten sind laut Adensam et al. (Adensam et al. 2002, S. 7) allerdings
nur schwer quantifizierbar, da in Literatur und Praxis kaum Schadenskosten-
funktionen existieren. Zur Erfassung der Kosten kann entweder ein Top-
Terminologie
63
Down- oder Bottom-Up-Ansatz gewählt werden. Bottom-Up-Ansätze
basieren entweder auf Verteilungsmodellen, technisch-physikalischen Wirk-
ungszusammenhängen oder Schadensfunktionen. Top-Down-Konzepte
gehen hingegen von den in einem Jahr verursachten Umweltwirkungen aus
und errechnen daraufhin die Durchschnitts- bzw. Grenzkosten (Adensam et
al. 2002, S. 7).
Als Vorgehen für die monetären Bewertung von Umweltschäden schlägt das
UBA (UBA 2012, S. 52 ff) sieben Schritte vor:
1. Beschreibung des Ziels
2. Konkretisierung des Untersuchungsgegenstands und Festlegung der
Systemgrenzen
3. Darstellung der einschlägigen Umweltwirkungen
4. Konstruktion von Wirkungspfaden zur Darstellung der Ursache-
Wirkungsbeziehungen
5. Zuordnung zu ökonomischen Nutzen- und Kosten
6. Ökonomische Bewertung der ermittelten Nutzenänderungen der
Betroffenen
7. Darstellung und Interpretation der Ergebnisse
2.2.5 Der Nutzenbegriff
Das Verständnis des Terminus Nutzen ist geprägt von der Grenznutzen-
schule nach Gossen (Gossen 2010), die wiederum ihren Ursprung im
Utilitarismus um Bentham (Bentham 1823) und Mill (Mill 2006; Mill 2014)
hat. Diese ethische Denkschule rückte erstmals den Terminus Nutzen als
Maß für moralische Handlungen in den Mittelpunkt der Betrachtung. Nach
dem Prinzip des maximalen Glücks, ist jene Handlung zu bevorzugen, die
das größtmögliche Maß an Wohlergehen für alle Betroffenen verspricht.
Aufbauend auf der Annahme der Messbarkeit menschlicher Bedürfnisse,
Terminologie
64
entwickelte sich die kardinale Nutzentheorie, die den Wert eines Gutes aus
dem utilitaristischen Nutzen ermittelt. Deutlich wird hierbei die bereits oben
aufgezeigte Schwierigkeit der Abgrenzung der Begriffe Wert und Nutzen.
Als wesentliche Parameter der Nutzenmessung führen Gossen (Gossen
2010) und Jevons (Jevons 1871) die Intensität und die Dauer des Genusses
eines Gutes an. Weitere Vertreter der kardinalen Nutzenschule, auf die an
dieser Stelle nicht weiter eingegangen wird, sind u.a. Menger (Menger
2006) und Walras (Walras 2003). Auf Basis der Annahme, dass der Nutzen
nicht numerisch messbar ist, entwickeln u.a. Pareto (Pareto 2007) und
Samuelson (Samuelson 1937) in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die
ordinale Nutzenschule. Im Gegensatz zur kardinalen Nutzenbetrachtung
wird der Nutzen in ordinalen Überlegungen in Form von Rangfolgen ver-
schiedener Güterbündel abgebildet. Aus einzelwirtschaftlicher Sicht erlangte
im Zuge des aufkommenden Lean Managements in den 1980er Jahren,
insbesondere durch Womack et al. (Womack et al. 2003; Womack et al.
2015), der Kundennutzen eine zentrale Bedeutung. Ziel dieses Manage-
mentsystems ist die strukturelle Ausrichtung sämtlicher Unternehmens-
prozesse auf die Wünsche des Kunden. Andere Stakeholder unternehm-
erischer Tätigkeiten werden in diesem Kontext nicht berücksichtigt.
2.3 Das Nachhaltigkeitskonzept
Der Begriff Nachhaltigkeit wurde in seinem heutigen Wortsinn in der
deutschsprachigen Literatur zu Beginn des 18. Jahrhunderts eingeführt
(Carlowitz 1713), die Wurzeln des Begriffs sind laut Grober (Grober 2010)
jedoch bereits in der frühen Antike zu finden. Dennoch begann der bis
heute anhaltende Nachhaltigkeitsdiskurs erst in den frühen 1970er Jahren,
maßgeblich initiiert durch Meadows et al. (Meadows et al. 1972). In ihrer
Studie „Limits to Growth“ wurde die Begrenztheit der auf der Erde zur
Verfügung stehenden Ressourcen erstmals einer breiten Öffentlichkeit
Terminologie
65
zugänglich. Auf dieser Basis skizzierten Meadows et al. (Meadows et al.
1972) ein Ende der traditionellen Wirtschaftsweise. In der Folge entbrannte
eine kontroverse Diskussion in Wirtschaft, Forschung und Politik, die im Jahr
1987 im Konzept der Nachhaltigkeit mündete (Brundtland 1987), das 1992
wiederum im Rahmen der Umwelt- und Entwicklungskonferenz in Rio de
Janeiro von den Vereinten Nationen verifiziert wurde (VN 1992). Die bis
heute etablierte Definition der Brundtland-Kommission beschreibt eine
nachhaltige Entwicklung als eine, die es der heutigen Generation ermöglicht
ihre Bedürfnisse zu befriedigen, ohne den kommenden Generationen diese
Möglichkeit zu nehmen. Der Terminus Bedürfnisse orientiert sich dabei an
den menschlichen Grundbedürfnissen. Das Leitbild der Nachhaltigkeit
beruht demnach auf zwei Grundprinzipien, der intergenerativen (zukünftige
Generationen) und der intragenerativen (globalen) Gerechtigkeit.
In diesem Sinne stellt das Konzept der Nachhaltigkeit eine kohärente
Umsetzung des von Jonas (Jonas 1993) postulierten Verantwortungsprinzips
dar. Im Vergleich zu den oben skizzierten bisherigen ökonomischen Denk-
schulen, wird mit der Nachhaltigkeit ein fundamentaler Wandel betont.
Während die traditionellen makro-ökonomischen Theorien mehrheitlich eine
Perspektive des uneingeschränkten Wachstums postulieren, ist der Ansatz
der Nachhaltigkeit als ethisch-normativ anzusehen. Das hierfür erforderliche
Umdenken betrifft im Wesentlichen zwei Aspekte: [1] Die Sicherstellung
einer gerechten Verteilung von Gütern und [2] die Beschränkung auf eine
optimale Quantität der Inanspruchnahme der Natur (Daly 1990, S. 25).
Dabei verweist Daly (Daly 1990, S. 28 f) auf die grundlegende Erkenntnis der
Mikroökonomie, dass für jedwedes Handeln ein optimales Ausmaß, im
Sinne eines Gleichgewichts von Grenzkosten und -erträgen, existiert. Ein
unbeschränktes Wachstum ist demnach unmöglich. Eine Übertragung dieser
Auffassung findet auf Makro- und Mesoebene bislang jedoch kaum statt
Terminologie
66
(Hauff et al. 2012, S. 33 ff). Als Grund hierfür gilt in erster Linie die vage
Definition des Leitbilds der Nachhaltigkeit durch die Brundtland-Kommission
(Brundtland 1987), die in der direkten Folge zu einem bis heute andauern-
den Diskurs über eine konkrete regulatorische Ausgestaltung führt
(Kopfmüller 2007, S. 16 ff). Insbesondere im Kontext der optimalen Inan-
spruchnahme der Natur haben sich zwei, teilweise konträre Auslegungen
entwickelt, die starke und schwache Nachhaltigkeit (Daly 1990, S. 34;
Norton et al. 1997, S. 553 ff; Neumayer 2003). Grundlage des Dissens ist
die Legitimation des Austauschs von Natur-, Human- und Sachkapital, für
die im Brundtlandbericht zunächst keine spezifischen Regelungen genannt
werden (Hartwick 1977, S. 972 ff; Pearce 1988, S. 598 ff; Costanza et al.
1992, S. 37 ff). Döring et al. (Döring et al. 2001, S. 321) und Ott et al. (Ott
et al. 2008) charakterisieren die starke Nachhaltigkeit als Forderung, den
verbleibenden Fundus an Naturkapital nicht nur zu erhalten, sondern zu
revitalisieren. Die Substitution von Natur-, Human- und Sachkapital wird in
dieser Interpretation stark beschränkt. Ein weiteres Charakteristikum starker
Nachhaltigkeit ist Daly (Daly 1990, S. 34; Daly 1999) zufolge die Komple-
mentarität zwischen Natur- und Sachkapital. Die Ökonomie wird als Teil-
system der Biosphäre wahrgenommen. Ziel muss es sein, ein vertretbares
Ausmaß der Inanspruchnahme des ökologischen durch das ökonomische
System sicherzustellen. Zur Erhaltung des ökonomischen Systems gilt es in
den begrenzenden Produktionsfaktor, die Natur, zu investieren. Diese auch
als Vorrangmodell bezeichnete Auslegung (vorrangiges Ziel ist der Umwelt-
schutz) galt zunächst auch in der Öffentlichkeit als präferierte Interpretation.
Erst später gewann eine zweite Auslegung an Bedeutung, die schwache
Nachhaltigkeit (Kopfmüller 2007, S. 16). Im Gegensatz zur starken Nachhalt-
igkeit geht dieser Ansatz von einer generellen Substituierbarkeit der Kapi-
talien aus, die sich in einem Drei-Säulen-Modell widerspiegeln (Ökonomie,
Ökologie, Gesellschaft). Der Begriff Nachhaltigkeit wird interpretiert als
Terminologie
67
Erhaltung der Summe aller Kapitalien. Mit Hilfe integrativer Optimierung soll
ein Idealwert zwischen den drei Säulen realisiert werden. Im Vergleich zu der
ökozentrischen Perspektive der starken Nachhaltigkeit, vertritt der Ansatz
der schwachen Nachhaltigkeit eine anthropozentrische Sichtweise (Döring et
al. 2001, S. 322). Die Natur hat aus sich selbst heraus keine Ansprüche. Der
Schutz der Umwelt dient lediglich der Sicherstellung der Bedürfnisse
zukünftiger Generationen von Menschen. In Deutschland wurde dieses
Verständnis in erster Linie von der Enquete-Kommission des Deutschen
Bundestages (BT 1998), Hüther et al. (Hüther et al. 1999, S. 74) sowie der
Hans-Böckler-Stiftung (Hans-Böckler-Stiftung 2000) geprägt. Obgleich sich
die Interpretation insbesondere in der betrieblichen Praxis verbreitete, wird
sie aus wissenschaftlicher Sicht häufig kritisiert. Einerseits erlaubt sie es
unterschiedlichen Akteuren, ihre Positionen und Interessen beliebig geltend
zu machen (Brand et al. 2000, S. 79–80). Andererseits führt die simultane
Betrachtung der drei Säulen zu einer kaum zu beherrschenden Komplexität
(Kopfmüller 2007, S. 17). Meyer-Abich (Meyer-Abich 2001, S. 298–300) und
Kopfmüller (Kopfmüller 2007, S. 16–18) sehen sowohl eine schwache als
auch eine starke Ausprägung als generell kritisch an. Schwache Nachhalt-
igkeit reicht nicht aus, um die Natur zu erhalten, starke Nachhaltigkeit ist
hingegen zu restriktiv, um praktikabel zu sein. Abb. 2.10 skizziert den
Unterschied zwischen Vorrang- und Drei-Säulen-Modell in Anlehnung an
Brand et al. (Brand et al. 2000, S. 44, 74 ff) und Behlau (Behlau 2012, S.
25).
Terminologie
68
Abb. 2.10 Vorrang- vs. Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit in Anlehnung an Brand et
al. (Brand et al. 2000, S. 44, 74 ff) und Behlau (Behlau 2012, S. 25)
Weitere, bis heute vergleichsweise unbeachtete Interpretationsansätze
basieren statt auf der Subsituierbarkeit der Kapitalien auf der Maßgabe der
inter- und intragenerativen Gerechtigkeit. So formulieren Jörissen et al.
(Jörissen et al. 1999, S. 48) als Ziel der Nachhaltigkeit den Erhalt der
produktiven Kapazität der Welt über die Zeit. Kopfmüller et al. (Kopfmüller
et al. 2001, S. 63) schlagen als Grundlage die Bestimmung von kritischen
Grenzen für jede natürliche Kapitalart vor, die nicht zu unterschreiten sind.
Als konkretes Instrument wäre im Kontext der Chancengleichheit eine Art
Erbschaftssteuer bzw. Generationenvertrag denkbar (Meyer-Abich 2001, S.
305–308).
Im Kontext einer nachhaltigen Wirtschaftsweise werden im Wesentlichen
drei, nicht immer eindeutig voneinander abgrenzbare, Strategien unter-
schieden: Effizienz, Konsistenz und Suffizienz (Huber 1995, S. 123). Erstere
hat ihren Ursprung im Rationalprinzip der Betriebswirtschaftslehre und wird
traditionell als das Verhältnis von Nutzen zu Aufwand verstanden.
Konsistenz bzw. Effektivität beschreibt im Sinne der Kausalität hingegen die
Befähigung, eine beabsichtigte Wirkung zu erzielen. Als Synonym wird
häufig der Begriff Wirksamkeit genannt. Für Drucker (Drucker 1963, S. 53
ff; Drucker 2006) bezeichnet der Begriff Effizienz, wie eine Handlung richtig
Terminologie
69
ausgeführt werden sollte. Effektivität hinterfragt dagegen die Richtigkeit
einer Handlung an sich. Im Gegensatz zu den ökonomienahen Ansätzen der
Effizienz und Effektivität plädieren Vertreter der Suffizienzstrategie für eine
Rationalisierung der Mittel.
Effizienz
Insbesondere der Effizienzbegriff hat in der Nachhaltigkeitsdiskussion eine
besondere Rolle eingenommen und existiert bis heute in Kombination mit
verschiedensten Dimensionen, u.a. Energie-, Material-, Ressourcen-, Öko-
und Sozioeffizienz (Schaltegger et al. 1999, S. 31–32; Schaltegger et al.
2000; Rogall 2008; Braungart et al. 2014). Im Vergleich zum traditionellen
betriebswirtschaftlichen Wortsinn der Effizienz wird hierbei jeweils die
Bilanzgrenze des Aufwands um die zu untersuchende Dimension erweitert.
Eine trennscharfe Abgrenzung zwischen den einzelnen Dimensionen (z.B.
Öko- und Ressourceneffizienz), die als Rechtfertigung der divergenten
Bezeichnung dienen könnte, existiert jedoch nicht. Während Öko- und
Ressourceneffizienz eine möglichst ganzheitliche Inanspruchnahme der
Natur im Verhältnis zu einem intendierten Nutzen zu ermitteln suchen,
decken die Energie- und Materialeffizienz jeweils Teilbereiche ab (Patterson
1996, S. 377 ff; Erdmann et al. 2008). Ebenso wurde im Kontext der Nach-
haltigkeit bis heute keine klare Differenzierung von Effizienz und Produktivi-
tät präsentiert. Während Rogall (Rogall 2008) diese als Synonyme versteht,
grenzen sowohl Schütz et al. (Schütz et al. 2008) als auch Coelli et al. (Coelli
et al. 2005) sie von einander ab. Laut Schütz et al. (Schütz et al. 2008, S. 29)
wird die Bezeichnung Produktivitität in erster Linie durch die Wahl einer
ökonomischen Bezugsgröße (z.B. Wertschöpfung) determiniert. Die Effizienz
wird hingegen durch eine physische Referenz (funktionelle Einheit) charakt-
erisiert. Basierend auf dem Rationalprinzip, stellt der Effizienzgedanke eine
Ausprägung der traditionellen Wirtschaftsweise dar. Die Schwierigkeit der
Terminologie
70
Übertragung dieser tradionellen Denkweise auf das Konzept der Nachhalt-
igkeit wird anhand diverser Defizite deutlich. Verschiedene Autoren zeigen,
dass die Steigerung der Effizienz eines beliebigen technischen Systems in der
Regel einen feudaleren Verbrauch desselben oder anderer Güter induziert
(Berkhout et al. 2000, S. 425 ff; Greening et al. 2000, S. 389 ff; Sorrell et al.
2008, S. 636 ff). In der Literatur wird dieses erstmals im Jahr 1865 von
Jevons (Jevons 1906) beschriebene Phänomen als Rebound-Effekt bezeich-
net. Ein weiterer Effekt, der im Kontext der Nachhaltigkeit mit der Effizienz
einher geht, ist die Nicht-Beachtung des gesamten Lebensweges bzw. der
Wechselbeziehungen mit anderen Systemen. Entscheidungen unter der
Annahme einer zu engen Systemgrenze bzw. zeitlichen Bezugsrahmens
führen mehrheitlich zu einer Verlagerung des Problems in eben jene nicht
beachteten Bereiche (Phasen der Lebenzyklus, Regionen, etc.). In der Liter-
atur wird dieses Phänomen als Leakage- bzw. Spillover-Effekt bezeichnet
(Nertinger 2015, S. 31). Nicht zuletzt stellt die Effizienz eine relative Größe
dar. Eine Steigerung führt nicht zwangsläufig zu einer Verbesserung der
absoluten Inanspruchnahme der Umwelt (Müller-Christ 2010, S. 34). Im
Falle nicht-regenerierbarer Ressourcen kann durch die Strategie lediglich
eine Verlängerung der Verfügbarkeit erreicht werden, nicht aber die Ver-
wirklichung eines dauerhaften Zugriffs. In der Literatur wird dieses Phäno-
men als Mengen-Effekt bezeichnet (Nertinger 2015, S. 31). Eine Lösung des
Umweltproblems durch eine einzelwirtschaftliche Steigerung der Effizienz ist
demnach nicht möglich.
Effektivität
Der Effektivitätsbegriff entstammt ebenfalls dem traditionellen betriebswirt-
schaftlichen Denken. Im Rahmen der Nachhaltigkeitsdiskussion wird hier
zumeist der Terminus Konsistenz herangezogen. Gemeint ist eine Anpas-
sung menschlicher Handlungen an die Natur, die aus technischer Perspektive
Terminologie
71
auch Ziel der Bionik ist (Oertel et al. 2006, S. 22 ff). Im Fall produktions-
technischer Handlungen sieht die Konsistenzstrategie eine Adaption des
industriellen an den natürlichen Stoffkreislauf vor (Freimann et al. 2012, S.
188). Eine konsistente Handlung ist demnach gekennzeichnet durch eine
Nicht-Überschreitung der natürlichen Regenerations- und Aufnahme-
fähigkeit der Umwelt (Carnau 2011, S. 26). Die Konsistenz ist also im
weitesten Sinne gleichzusetzen mit der Öko-Effektivität im Kontext des oben
beschriebenen Cradle-to-Cradle Konzepts von Braungart et al. (Braungart et
al. 2014). Wie das Effizienz-Konzept, ist jedoch auch diese Strategie nicht
widerspruchsfrei als Pfad zu einer nachhaltigen Wirtschaftsform anzuer-
kennen. Einerseits existieren im Kontext der Nachhaltigkeit keine stichhalt-
igen Kriterien, die einer Handlung im globalen Kontext a priori Wirksamkeit
attestieren könnten. Eine Bewertung der Umweltverträglichkeit durch
Entscheidungsträger und/oder Stakeholder ist somit stets subjektiv und
demnach schwerlich reproduzierbar (Schaltegger et al. 2003, S. 332 ff).
Taghizadegan (Taghizadegan 2010, S. 22) kritisiert darüber hinaus, dass die
bloße Skizze einer solchen Möglichkeit den bestehenden, noch aus der Zeit
der Vertreter einer uneingeschränkten Wachstumstheorie stammenden,
Technikoptimismus schürt und letztendlich als Treiber eines unreflektierten
Konsums wirkt. Als solches führe die Konsistenzstrategie zu einem Ziel-
konflikt mit der unten beschriebenen Suffizienz. Hinzu kommen Zweifel an
der generellen Umsetzbarkeit des Konzepts (Basel 2010), die u.a. von der
ökonomischen Theorie der Entropie getragen werden (Georgescu-Roegen
1987). Gemäß Georgescu-Roegen (Georgescu-Roegen 1987) ist die
Produktion eines Gutes niemals als das Hervorbringen von etwas gänzlich
Neuem anzusehen, sondern lediglich als eine Metamorphose von etwas
bereits Bestehendem. Wird die Natur als Produzent von Primärgütern
anerkannt, kann sich die jährliche Entnahmemenge ausschließlich im
Rahmen dessen bewegen, das durch die Sonnenstrahlung regeneriert wird.
Terminologie
72
Die ökologische Umwelt ist demnach kein freies, sondern ein knappes Gut.
Ein weiterer Effekt der Übertragung der thermodynamischen Hauptsätze auf
wirtschaftliche Fragestellungen ist die Ablehnung einer 100%-Recycling-
quote, da diese einen unendlich hohen Energiebedarf zur Folge hätte.
Vertreter dieser Denkschule sehen dem Cradle-to-Cradle-Konzept die
konzeptionelle Grundlage entzogen. Deutlich wird also, dass es einem
exklusiven Vertrauen auf die technologische Entwicklung im Hinblick auf
eine Anpassung menschlicher Handlungen an die Natur an Stimmigkeit
mangelt.
Suffizienz
Während die oben diskutierten Begriffe Effizienz und Effektivität im Kontext
der Nachhaltigkeit als Adaptionen traditioneller betriebswirtschaftlicher
Ansätze anzusehen sind, stellt die Suffizienzstrategie eine reine Ausprägung
des Nachhaltigkeitskonzepts dar. Das von Sachs (Sachs 1993) eingeführte
Konzept identifiziert die Rationalisierung der Mittel bzw. Bedürfnisse als
zentralen Stellhebel einer nachhaltiger Entwicklung. Der Zielzustand der
Suffizienzstrategie ist eine Rückbesinnung auf die Befriedigung realer
Bedürfnisse. Der Gedanke eines rein quantitativen Wirtschaftswachstums
wird abgelehnt und durch die Hypothese eines auf die Lebensumstände und
die Gerechtigkeit beruhenden qualitativen Wachstums ersetzt. Im Vergleich
zu den oben diskutierten Strategien, ist die Suffizienz ein rein verhaltens-
bezogener Ansatz (Schaltegger et al. 2003). Carnau (Carnau 2011) skizziert
das Konzept als zentrales Element einer ökologischen Neugestaltung bis-
heriger Denkmuster. Als konkrete Mittel der Umsetzung werden in der
Literatur zumeist vier Maßnahmen genannt: [1] Die Minderung der
Quantität von Produkten, [2] die Erhöhung der Selbstversorgung, [3] die
Regionalisierung von Lieferketten und [4] die Entschleunigung des Konsums
(Sachs 1993, S. 70–71; Schneidewind et al. 2011, S. 11–12; Baumast 2013,
Terminologie
73
S. 368–370). Entsprechend kritisch sehen Vertreter der Suffizienzstrategie
die Forderung eines uneingeschränkten Wachstums von Volkswirtschaften.
Stattdessen soll mit Hilfe eines möglichst niedrigen Verbrauchs der
Ressourceneinsatz und die Umweltwirkung minimiert werden. Im Kontext
der Abhängigkeit der Volkswirtschaften, Branchen und Unternehmen von
Rohstoffimporten stellt ein geringerer Verbrauch bzw. eine erhöhte Selbst-
versorgung einen erheblichen Stellhebel der Risikominimierung für alle
Stakeholder dar. Baumast (Baumast 2013, S. 368–370) geht im Kontext
dieser Bedarfswirtschaft von einem gesteigerten Potential für innovative
Dienstleistungen aus. Entscheidendend für die Umsetzung des Konzepts
sind sowohl die Konsumenten als auch die Produzenten. Obwohl das
Suffizienzkonzept aus rein ökologischer Perspektive die logischsten
Argumente für eine nachhaltige Entwicklung aufweist, ist es nicht frei von
Defiziten. Zunächst steht der Ansatz im Widerspruch zu den konven-
tionellen, auf Wachstum ausgelegten Denkmustern. Der Suffizienzgedanke
stellt damit eine im Vergleich zu den oben skizzierten Strategien grund-
legende Modifikation der sozioökonomischen Randbedingungen dar
(Gandenberger 2011, S. 253), deren reale Umsetzung kaum zu überwind-
baren Hürden gegenüber zu stehen scheint. Ferner sind die Auswirkungen
von Rationalisierung und Entschleunigung auf Länder der Dritten Welt zu
überprüfen, die adverse Effekte auf die globale Verteilungsgerechtigkeit
haben können (Nertinger 2015, S. 35). Verzicht kann ausschließlich in
Regionen erfolgen, deren Konsum über der Befriedigung realer Bedürfnisse
liegt (Carnau 2011, S. 27).
Deutlich wird also, dass eine Fortführung der traditionellen ökonomienahen
Denkmuster der Effizienz und Konsistenz diverse Defizite offenbart. Den-
noch ist eine Aufrechterhaltung der Strategien geboten. Sowohl der
Effizienz- als auch der Konsistenzgedanke weisen durchaus das Potential für
Terminologie
74
eine ökologische Modernisierung bestehender technischer Systeme auf und
dienen als Treiber für Innovationen im Rahmen einer nachhaltigen
Entwicklung (Huber 2011, S. 117, 279). In keinem Fall darf jedoch der
Suffizienzgedanke außer Acht gelassen werden. Zwar stellt er, wie oben
festgestellt, eine vergleichsweise radikale Veränderung der traditionellen
Denkmuster wirtschaftlichen Handelns dar, erweist jedoch die aus ökolo-
gischer Perspektive bei weitem stichhaltigsten Argumente auf.
Neben der elementaren Neuorientierung makro-ökonomischer Ansätze, die
ein verstärktes regulatorisches Eingreifen der Politik in die Ökonomie
forcieren, sind Unternehmen der wesentliche Stellhebel für die Realisierung
einer nachhaltigen Wirtschaftsform. Als Hindernis erweist sich in diesem
Kontext wiederum das Leitbild der Nachhaltigkeit, das nicht a priori als zu
implementierendes Instrumentarium in Frage kommt (Hülsmann 2004, S.
47). Nach der oben diskutierten grundsätzlichen Auslegungen des
Nachhaltigkeitskonzepts, dessen Diskurs vornehmlich auf makro-
ökonomischer und politischer Ebene ausgetragen wird, stellt sich die Frage,
wie ein produzierendes Unternehmen sich auf die vielfältigen Anforderung-
en des Konzepts optimal einstellen kann. Es gilt also, zunächst den Nach-
haltigkeitsbegriff zu operationalisieren.
Laut Matten et al. (Matten et al. 2012, S. 3 ff) geht nachhaltiges unter-
nehmerisches Handeln über bloße Philanthropie hinaus, indem es die
Elemente Freiwilligkeit, Internalisierung externer Effekte, Wahrnehmung
ökologischer und sozialer Verantwortung sowie Entwicklung und Anpas-
sung der Geschäftsprozesse integriert. Als fundamentaler Zielkonflikt
erscheint in diesem Kontext zunächst die (neo-)klassische Orientierung von
Unternehmen an den kurzfristigen Zielen von Wachstum- und Gewinn-
Maximierung (Nertinger 2015, S. 51). Diese stehen im Widerspruch zu dem
auf langfristige Bestandssicherung ausgelegten Konzept der Nachhaltigkeit.
Terminologie
75
Dabei ist eben jene Sicherung des Bestands an Naturkapital die Grundlage
sämtlicher ökonomischer Tätigkeiten. Nachhaltiges Wirtschaften ist aus
langfristiger Sicht nicht ausschließlich ein gesellschaftlicher sondern ein
unternehmerischer Zielzustand. Diese langfristige Zielkomplementarität, im
Sinne einer Dependenz des Ressourcenzugriffs von der entsprechenden
Quelle, wird in erster Linie von Vertretern der Ressourcenabhängigkeits-
theorie beschrieben (Pfeffer et al. 2003; Pugh et al. 2007). Auf dieser
Grundlage beschreibt Nertinger (Nertinger 2015, S. 65) nachhaltigen
unternehmerischen Erfolg anhand von drei Dimensionen: [1] Der Maßgabe
des organisatorischen Erhalts durch die fortwährende Erzielung eines
adäquaten Ertrags auf das eingesetzte Kapital, [2] die konstante Sicher-
stellung von Erhalt und Zugriff auf die benötigten Ressourcen und [3] die
Beachtung des Erhalts der Öko- und Sozio-Systeme. Demgegenüber
bestehen Zweifel an der praktischen Vereinbarkeit der oben skizzierten
Größen, insbesondere der Mehrdimensionalität. Einerseits lässt die von
Hofstede (Hofstede 2003) aufgezeigte signifikante Kurzzeit-Orientierung
westlicher Unternehmen kaum Spielraum für eine langfristige Weichen-
stellung. Statt langfristiger Bestandssicherung priorisieren Entscheidungs-
träger vielmehr den kurzfristigen Erfolg und riskieren dabei eine dauerhafte
Schädigung des Ressourcenzugangs. Problematisch erweist darüber hinaus
ausgerechnet das Ziel des unternehmerischen Überlebens. Die im Sinne der
Nachhaltigkeit angestrebte Legitimation betrieblicher Handlungen hat bei
langfristiger Nicht-Beachtung zu einem Marktausschluss und damit zu einer
Beendigung der Unternehmung zu führen. Ist dies nicht der Fall, fehlt der
Anreiz für eine langfristige Orientierung.
Neben der Herausforderung der Vereinbarkeit von in der Praxis vorherr-
schenden kurzfristigen Unternehmens- und aus nachhaltiger Sicht gebot-
enen langfristigen Umweltzielen, stellen diverse Autoren fest, dass eine
Terminologie
76
umfassende Messung nachhaltigen unternehmerischen Handelns aufgrund
der Komplexität des Konzepts sowie der Subjektivität des Bewertenden
schwer möglich ist (Korhonen 2003, S. 25; Rheinländer 2011). Kurz et al.
(Kurz et al. 2001, S. 61) folgern daraus, dass Nachhaltigkeit aus unternehm-
erischer Sicht statt als Zustand als Prozess einer kontinuierlichen Verbes-
serung zu verstehen ist.
Die Ermangelung einer einheitlichen Deutung erschwert die Operational-
isierung der Nachhaltigkeit massiv. Aus Sicht des Autors ist daher eine
kategorische Definition nötig. Die vorliegende Arbeit interpretiert eine
nachhaltige produktionstechnische Handlung als über alle Stakeholder
hinweg positive Wertschöpfung.
2.4 Der Wirkungsbegriff in der Ökologie
Im Allgemeinen gibt der Begriff Wirkung das Ergebnis einer Ursache
(Kausalität) wieder. Analog wird in der Mechanik hierzu der Terminus
Reactio verwendet (Scheck 2009). Die betriebswirtschaftliche Wirkungs-
rechnung versteht den Begriff als Grad der Erreichung eines bestimmten
Ziels (Effektivität). Ein homogenes Verständnis der Wirkung im Kontext der
Ökologie existiert hingegen nicht. Dabei ist insbesondere unklar, auf welche
Entität eine Wirkung ausgeübt wird. Unterschieden werden in erster Linie
der Mensch bzw. die Menschheit und die Natur selbst. Beispielsweise stellt
eine erhöhte Radioaktivität aufgrund menschlicher Nutzung, z.B. durch
einen Unfall in einem Kernkraftwerk, eine temporäre, regionale Beein-
flussung der Natur dar. Die Natur hat jedoch das Potential sich zu regen-
erieren, wenn auch in für den Menschen irrelevanten Zeiträumen. Das
Aussterben einer Tierart und die damit verbundene Unterbrechung biolo-
gischer Nahrungsketten ist unwahrscheinlich. Außerdem ist Radioaktivität
Terminologie
77
ein natürlicher Mechanismus. Die Radioaktivität wirkt sich also in erster Linie
auf den Menschen aus, dessen Lebensraum einer Gefahr ausgesetzt wird.
Ähnlich ist es im Fall des Ressourcenverbrauchs, z.B. Öl. Das globale Ver-
siegen sämtlicher Ölquellen hat auf die Natur selbst keine nennenswerte
Auswirkung. Betroffen ist ausschließlich die Menschheit, die sich Gedanken
über Substitute machen muss. Der Natur wird in den existierenden
Ansätzen, wie oben ausgeführt, also kein Existenzrecht aus sich selbst
heraus zugesprochen. Stattdessen wird die Wirkung ausschließlich auf die
für den Menschen bedeutsamen Umweltgüter reduziert. Die aktuell
umfangreichste Möglichkeit zur Quantifizierung der Umweltwirkung ist das
unten skizzierte Konzept der Ökobilanzierung. Hierbei wird die Wirkung
ausgesuchter Tätigkeiten auf die für den Menschen bedeutsamen Umwelt-
güter nach Merkmalsähnlichkeit kategorisiert (Klöpffer et al. 2009). Die
umfassenste Form dieses Konzepts ist die Definition sogenannter Schutz-
güter (in der Regel Umwelt, Ressourcen und Menschen).
Die vorliegende Arbeit versteht den Begriff Wirkung an der ökonomisch-
ökologischen Schnittstelle als den Effekt produktionstechnischer Hand-
lungen auf für die Menschheit bedeutsame Umweltgüter.
78
3 Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
Nachdem im vorigen Kapitel die Terminologie festgelegt wurde, stellt sich
die Frage, welche Ansätze für die Bemessung wertmäßiger betrieblicher
Handlungen an der ökonomisch-ökologischen Schnittstelle existieren. Im
Zuge der Klärung des Sachverhalts, fassen die nachfolgenden Abschnitte die
vorliegenden Konzepte des traditionellen betrieblichen Rechnungswesens,
des Öko-Controllings und der Wirkungsrechnung zusammen. Im Sinne der
eingangs erläuterten Anforderung einer pekuniären Bewertung, werden
hernach ausschließlich Konzepte betrachtet, die eine monetäre Abbildung
ermöglichen. Im Unterschied zu den vorherigen Kapiteln, wird das Betracht-
ungsfeld hernach auf rein einzelwirtschaftliche Zusammenhänge und deren
Auswirkungen auf die natürliche Umwelt eingegrenzt.
3.1 Grundlagen des betrieblichen Rechnungswesens
Das betriebliche Rechnungswesen dient der Unterstützung der
Entscheidungsfindung (Hoitsch et al. 2004, S. 3–5). Zur deren Fundierung
sind Informationen erforderlich, die sowohl innerhalb als auch außerhalb des
Unternehmens eingeholt und aufbereitet werden müssen. Ein Großteil der
zur erfolgreichen Bearbeitung der einzelnen Stufen benötigten Informa-
tionen kann quantitativ wiedergegeben werden. Dies ist Aufgabe des
betrieblichen Rechnungswesens. Das betriebliche Rechnungswesen dient
also der Planung, Steuerung und Kontrolle unternehmerischer Handlungen.
Dabei ist das betriebliche Rechnungswesen nicht mit dem Controlling
gleichzusetzen. Das Controlling stellt vielmehr die übergeordnete Betriebs-
einheit für das Rechnungswesen dar (Horváth 2011, S. 21 ff). Der Begriff
Controlling entstammt dem englischen Verb to control und wird in der
deutschen Betriebswirtschaftslehre zumeist mit steuern übersetzt. Als Teil-
bereich der Unternehmensführung übt es eine Führungs-, Steuerungs- und
Informationsfunktion aus. Gemäß Wengert et al. (Wengert et al. 2013, S. 11
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
79
ff) kann das Controlling in eine strategische und eine operative Komponente
unterteilt werden. Während das strategische Controlling das übergeordnete
Ziel der langfristigen Existenzsicherung durch die Beurteilung der Stärken
und Schwächen des Unternehmens sowie der Chancen und Risiken des
Umfelds zu erreichen sucht, nimmt das operative Controlling die kurzfristige
Sichtweise ein.
Das Rechnungswesen wird in der vorliegenden Arbeit nach Wengert et al.
(Wengert et al. 2013, S. 11 ff) als Teilbereich des Controllings verstanden.
Kernziel des Rechnungswesens ist es, die quantifizierbaren Beziehungen und
Vorgänge der Unternehmung systematisch zu erfassen und auszuwerten.
Dabei wird zwischen Bestands- und Stromgrößen unterschieden. Bestands-
größen stellen zeitpunktbezogene Sachverhalte (z.B. Mitarbeiteranzahl zu
einem bestimmten Zeitpunkt) dar, während Stromgrößen zeitraumbezogene
Zustände (z.B. Lohnzahlungen in einem bestimmten Monat) abbilden.
Weiterhin wird im Rahmen des Entscheidungsprozesses zwischen Ist- und
Plangrößen differenziert. Istgrößen haben eine Dokumentationsfunktion
und sind daher vergangenheits-orientiert, Plangrößen sollen hingegen
zukünftige Sachverhalte quantitativ abbilden. Ziel ist dabei zumeist ein Soll-
Ist-Abgleich im Rahmen der Kontrollphase eines Entscheidungsprozesses.
Coenenberg (Coenenberg 1976, S. 1–7) unterscheidet das betriebliche
Rechnungswesen daher in die Planungs-, Kontroll- und Dokumentations-
rechnung. Planungsrechnungen unterstützen die Entscheidungsträger durch
ex-ante-Bestimmung der Auswirkungen verschiedener Handlungsalterna-
tiven, während Kontrollrechnungen die tatsächliche Zielerreichung mit Hilfe
von Soll-Ist-Abgleichen überwachen. Dokumentationsrechnungen fungieren
in erster Linie als stichhaltige Ermittlung von Betriebsergebnissen. Ihre
Anwendung basiert zumeist auf gesetzlichen Vorgaben (Bilanz, GuV) oder
vertraglichen Abkommen, z.B. durch Kreditverträge.
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
80
In diesem Kontext präsentiert Coenenberg (Coenenberg 2003, S. 27–29)
eine Klassifizierung des betrieblichen Rechnungswesens anhand diverser
Kriterien. Die Gliederung erfolgt dabei anhand der fünf Unterscheidungs-
merkmale Informationsrichtung, Wiederholungscharakter, erfasste Werte-
kategorien sowie sachlicher und zeitlicher Bezugsrahmen. Abb. 3.1 stellt die
Einteilung des betrieblichen Rechnungswesens in Anlehnung an
Coenenberg (Coenenberg 2003, S. 27) dar.
Abb. 3.1 Klassifizierung des betrieblichen Rechnungswesens in Anlehnung an
Coenenberg (Coenenberg 2003)
Anhand dieser Gliederungsmerkmale lässt sich das betriebliche Rechnungs-
wesen in zwei Komponenten einteilen:
1. Das externe Rechnungswesen erfüllt in Unternehmen die Dokumenta-
tionsfunktion aufgrund gesetzlicher Vorgaben und vertraglicher Abkom-
men. Dabei stellt sie den Vermögens-, Finanz- und Ertragszustand gegen-
über externen Entitäten dar. Das externe Rechnungswesen arbeitet
ausschließlich mit Ist-Größen. Die Planungs- und Kontrollfunktion
werden hierdurch nicht tangiert. Teilgebiete des externen Rechnungs-
wesens sind u.a. Buchführung, Inventar, Jahresabschluss (u.a. Bilanz,
Gewinn- und Verlustrechnung) und Konzernabschluss. (Hoitsch et al.
2004, S. 14)
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
81
2. Das interne Rechnungswesen adressiert ausschließlich Entscheidungs-
träger innerhalb der Unternehmung. Die Erreichung der Unternehmens-
ziele erfordert eine stetige Planung, Kontrolle und Koordination von
internen Prozessen. Das interne Rechnungswesen erfüllt damit also
sowohl die Planungs- als auch die Kontrollfunktion. Im Vergleich zum
externen arbeitet das interne Rechnungswesen in kürzeren Abrechnungs-
zeiträumen. Erfasst werden die dargebotenen Produktionsfaktoren und
die damit einhergehende Gütererstellung. (Hoitsch et al. 2004, S. 16) Die
ermittelten Informationen dienen als Grundlage zur fundierten Urteils-
findung. Die wichtigsten Teilbereiche des internen Rechnungswesens
sind Finanzierungs-, Investitions- sowie Kosten- und Leistungsrechnung.
Der in der vorliegenden Arbeit präsentierte Ansatz ist ausnahmslos dem
internen Rechnungswesen zuzuordnen.
Anhand der Liquiditäts- und Erfolgsrechnung sollen hernach die wichtigsten
Begrifflichkeiten im Kontext der Strom- und Bewegungsgrößen in Anlehn-
ung an Hoitsch et al. (Hoitsch et al. 2004, S. 7–19) und Coenenberg
(Coenenberg 2003, S. 27–29) zusammengefasst werden. Weiterführende
Literatur liefern u.a. Schweitzer et al. (Schweitzer et al. 1991), Männel
(Männel 1992), Hans (Hans 2001), Steger (Steger 2010) und Horváth
(Horváth 2011).
Liquiditätsrechnung
Die Liquiditätsrechnung betrachtet als vergangenheitsbezogene Ist-
Rechnung alle Sachverhalte, die Auswirkung auf die Zahlungskraft der
Unternehmung haben. Dabei wird die aktuelle und langfristige Liquiditäts-
situation des Unternehmens mit Hilfe der Finanz- und Finanzierungs-
rechnung ermittelt. Die Finanzrechnung untersucht ausnahmslos die
Änderung des Bestandes an Bargeld und Sichtgrößen. Je nach Zu- und
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
82
Abfluss der liquiden Mittel unterscheidet sie zwischen zwei Stromgrößen,
den Ein- und Auszahlungen. Die Differenz aus Ein- und Auszahlungen einer
Periode wird als Cash-Flow bezeichnet. Die Finanzierungsrechnung
betrachtet hingegen neben den Bestandsveränderungen liquider Mittel
bestehende Forderungen und Verbindlichkeiten. Die auf diese Weise
ermittelte Bestandsgröße wird als Netto-Finanz-Umlaufvermögen bezeich-
net. Sie bildet die langfristige Liquiditätssituation des Unternehmens ab. Die
betrachteten Stromgrößen werden je nach Zu- und Abfluss des Netto-
Finanz-Umlaufvermögens als Einnahme und Ausgabe bezeichnet.
Erfolgsrechnung
Die Erfolgsrechnung analysiert Sachverhalte, die innerhalb einer Periode zu
Wertsteigerungen und –minderungen führen. Da die Finanzierungsrechnung
bereits Veränderungen des Netto-Finanz-Umlaufvermögens erfasst, werden
in der Erfolgsrechnung nur solche Sachverhalte als erfolgswirksam erachtet,
die das Eigenkapital bzw. Reinvermögen (Anlagevermögen + Umlaufver-
mögen – Fremdkapital) des Unternehmens verändern. Je nach Zu- und
Abfluss des Reinvermögens werden die Stromgrößen Aufwand und Ertrag
unterschieden. Diese vergangenheitsbezogene Ist-Rechnung dient im
Rahmen der Gewinn- und Verlustrechnung ausschließlich der Dokumenta-
tionsfunktion des externen Rechnungswesens. Hoitsch et al. (Hoitsch et al.
2004) stellen in diesem Zusammenhang die Untauglichkeit dieser Rechnung
für Entscheidungen im Realgüterbereich heraus. Zur Ermittlung leistungs-
bezogener Veränderungen des Reinvermögens wird daher, im Zuge des
internen Rechnungswesens, die Kosten- und Erlös- bzw. Leistungsrechnung
durchgeführt. Sie erfasst den Einsatz von Produktionsfaktoren und die damit
verbundene Herstellung von Gütern. Je nach Gütereinsatz bzw. –herstellung
werden die Stromgrößen Kosten und Erlös bzw. Leistung unterschieden.
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
83
Tab 7 fasst die Grundbegriffe des betrieblichen Rechnungswesens in
Anlehnung an Hoitsch et al. (Hoitsch et al. 2004, S. 7–19) zusammen.
Tab 7 Grundbegriffe des betrieblichen Rechnungswesens in Anlehnung an Hoitsch et al.
(Hoitsch et al. 2004, S. 7–19)
Abstromgröße Bestandsgröße Salden der Stromgrößen
Zustromgröße
Auszahlung Liquide Mittel Cash Flow /
Zahlungssaldo Einzahlung
Ausgabe Netto-Finanz-
Umlaufvermögen Finanzierungserfolg Einnahme
Aufwand Reinvermögen Erfolg Ertrag
Kosten Betriebsnotwendiges
Reinvermögen Betriebsergebnis Leistung/Erlös
3.2 Konzepte der Wertschöpfungsrechnung
Die betriebliche Wertschöpfungsrechnung stellt einen Sonderfall des Rech-
nungswesens dar, der sowohl dem externen als auch dem internen Rech-
nungswesen dienen kann. Laut Wenke (Wenke 1987) basiert das Konzept
auf Überlegungen der Nationalökonomie. Heute ist die Wertschöpfungs-
rechnung als Baustein des Bruttoinlandsprodukts (BIP) integraler Bestandteil
der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) der Bundesrepublik
Deutschland, die wiederum in Entstehungs-, Verwendungs- und Verteilungs-
rechnung untergliedert ist (Bofinger 2011, S. 300–307). In der Entstehungs-
rechnung, die einzig der angebots- bzw. unternehmensseitigen Bilanzierung
dient, ergibt sich die Bruttowertschöpfung aus der Differenz von Produkt-
ionswert und Vorleistungen. Der Produktionswert setzt sich dabei aus den
Verkäufen von Waren und Dienstleistungen der Unternehmen sowie den
Werten der Bestandsänderungen an Halb- und Fertigteilen sowie der
selbsterstellten und –genutzten Anlagen zusammen. Die Vorleistungen
bestehen aus den Kosten der Rohstoffe, Vorprodukte, Bauleistungen, des
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
84
Transports und der Mieten. Abb. 3.2 verdeutlich das Verständnis in Anlehn-
ung an Bofinger (Bofinger 2011).
Abb. 3.2 Berechnung der Bruttowertschöpfung in Anlehnung an Bofinger (Bofinger 2011,
S. 300–321)
In diesem Verständnis stellt die Wertschöpfung den geschaffenen Mehrwert
einer Wirtschaftseinheit dar, ausgedrückt im erwirtschafteten Güter- bzw.
Geldeinkommen. Auf betrieblicher Ebene wird die Wertschöpfung häufig
mit dem Gewinn gleichgesetzt. Eine einheitliche Rechnungssystematik
existiert hier jedoch nicht. Als Grund führt Brandstetter (Brandstetter 1993)
die Ermangelung einer konsistenten Definition von Unternehmens- und
Vorleistung an. Weber (Weber 1980) klassifiziert die Konzepte der betrieb-
lichen Wertschöpfungsrechnung nach ihrem Betrachtungshorizont in eng
und weit. Als Vertreter eines engeren Verständnisses errechnet Nicklisch
(Nicklisch 1972) die betriebliche Wertschöpfung aus der Summe von
Gewinnen, Löhnen und Gehältern. Mit der Betrachtung der Differenz aus
Roherträgen und Vorleistungen präsentiert u.a. Lehmann (Lehmann 1954)
ein Konzept im weiteren Sinne. Die Roherträge setzen sich hierbei, ähnlich
der VGR, aus dem Umsatzerlös minus Bestandserhöhungen an fertigen und
unfertigen Erzeugnissen sowie den produzierten Anlagen für den Eigen-
bedarf zusammen. Die Vorleistungen anderer Unternehmen versteht
Lehmann (Lehmann 1954) als Stoffkosten, Abschreibungen, Fremd-,
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
85
Außendienst- und Wagniskosten. Ein artverwandtes Konzept präsentiert
Meyer-Merz (Meyer-Merz 1979, S. 2–8; Meyer-Merz 1985). Ebenfalls in
Anlehnung an die VGR werden Entstehungs- und Verwendungsrechnung
unterschieden. Abb. 3.3 fasst das Vorgehen in Anlehnung an Meyer-Merz
(Meyer-Merz 1985) zusammen.
Abb. 3.3 Entstehungs- und Verwendungsrechnung in Anlehnung Meyer-Merz (Meyer-
Merz 1985)
Weitere Ansätze der betrieblichen Wertschöpfungsrechnung, die bereits
wesentliche Elemente der Nachhaltigkeit integrieren, präsentieren Figge et
al. (Figge 2001; Figge 2002; Figge et al. 2002; Figge et al. 2002; Figge et al.
2004) mit den Konzepten des Share- und Stakeholder-Value-Added. Die hier
vorgelegten Rechnungskonzepte basieren auf der Annahme, dass öko-
logische und soziale Belastungen aufgrund betrieblicher Aktivitäten allenfalls
wertorientiert dargestellt werden können. Der Sustainable Value Added
stellt in diesem Kontext das Verhältnis zwischen Wert- und Schadschöpfung
der Firma sowie der eines Benchmarks dar. Als Benchmark kommen
vergangene Perioden, Wettbewerber oder der Sektor des Unternehmens
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
86
infrage (Figge et al. 2002, S. 10). Die Differenz zwischen der Öko-Effizienz
der Firma und des Benchmarks multipliziert mit der betrieblichen
Schadschöpfung ergibt den Sustainable Value Added. Abb. 3.4 fasst das
Konzept des Sustainable Value Added nach Figge et al. (Figge et al. 2004, S.
10) zusammen.
Abb. 3.4 Sustainable Value Added nach Figge et al. (Figge et al. 2004, S. 10)
Artverwandte Konzepte liefern u.a. Huizing et al. (Huizing et al. 1992, S.
449 ff) sowie Atkinson (Atkinson 2000, S. 235 ff) mit dem Green bzw. Net
Value Added als Verhältnis von generiertem Wert und damit verbundener
Umweltschädigung. Zwar binden die bislang präsentierten Konzepte explizit
die Ökologie in die betriebliche Wertschöpfungsrechnung ein, dabei handelt
es sich dennoch um auf die Unternehmensebene beschränkte Indikatoren.
Eine Allokation auf Produkt- oder Prozessebene ist auf dieser Basis lediglich
rudimentär möglich. Die dringend benötigte Adaption existierender
Methoden des betrieblichen Rechnungswesens findet keine Beachtung.
Desweitern wird kein konsistentes Vorgehen zur Quantifizierung des durch
die betriebliche Leistungserstellung in Anspruch genommenen ökologischen
Werts präsentiert.
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
87
Zusammenfassend lassen sich die bis heute präsentierten Ansätze der
betrieblichen Wertschöpfungsrechnung in Anlehnung an die Klassifizierung
der Strom- und Bewegungsgrößen nach Hoitsch et al. (Hoitsch et al. 2004,
S. 7–19) in vier Arten unterteilen. Um die zuletzt beschriebenen Konzepte zu
integrieren, wird an dieser Stelle eine weitere Kategorie eingeführt, die (auf-
bauend auf traditionelle Ansätze) durch die Integration weiterer Parameter
gekennzeichnet ist.
1. Die liquide Wertschöpfung ergibt sich aus der Berechnung von Ein- und
Auszahlungen.
2. Die realisierte Wertschöpfung ergibt sich aus der Berechnung von
Einnahmen und Ausgaben.
3. Die erfolgswirksame Wertschöpfung ergibt sich aus der Berechnung von
Aufwendungen und Erträgen.
4. Die kalkulatorische Wertschöpfung ergibt sich aus der Berechnung von
Kosten und Leistungen.
5. Die erweiterte Wertschöpfung ergibt sich aus der Kombination einer der
zuvor aufgeführten Arten und integriert Belange weiterer
Anspruchsgruppen.
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wird ein Konzept für eine erweiterte
Wertschöpfungsrechnung auf Basis eines kalkulatorischen Ansatzes
angestrebt. Die zu integrierende Anspruchsgruppe ist in diesem Fall die
Umwelt.
3.3 Konzepte der Kosten-Nutzen-Rechnung
Die oben ausgeführte Wertschöpfungsrechnung weist offenkundige
Parallelen mit den Ansätzen der Kosten-Nutzen-Rechnung auf. Die hier
betrachtete Differenz von Nutzen und Kosten stellt im Kern den gleichen
Kalkulationsansatz dar. In diesem Sinne ist es zweckmäßig, die vorliegenden
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
88
Konzepte zur Quantifizierung der Kosten-Nutzen-Relation zu elaborieren.
Das Begriffspaar Kosten-Nutzen wird hierbei als Überbegriff für verschie-
dene Ansätze verstanden.
3.3.1 Kosten-Nutzen-Analyse
Die klassische Kosten-Nutzen-Analyse stellt im betrieblichen Kontext ein
Äquivalent zu einer kalkulatorischen Wertschöpfungsrechnung dar. Mehr-
heitlich Anwendung findet sie jedoch zur Entscheidungsunterstüzung in
makro-ökonomischen Fragestellungen. Dabei wird sie im Grunde als gene-
rische Vorgehensweise verstanden (Nas 1996, S. 1–4; Sen 2000, S. 931).
Ihre wesentlichen Anwendungsfelder sind die monetäre Bewertung von
Entscheidungen und der Vergleich von Handlungsoptionen. Das Vorgehen
einer Kosten-Nutzen-Rechnung ist gemäß Boardman (Boardman 2006) in
neun Schritten gegliedert:
(1) Auflistung alternativer Projekte / Programme
(2) Zusammenfassung aller Stakeholder
(3) Auswahl von Maßnahmen und Messung sämtlicher Kosten- und
Nutzen-Elemente
(4) Abschätzung von Kosten und Nutzen über die relevante Zeitspanne
(5) Übertragung sämtlicher Kosten in eine einheitliche Währung
(6) Einsetzen eines Abzinsungssatzes
(7) Kalkulation des Barwerts aller Projektoptionen
(8) Durchführung einer Sensitivitätsanalyse
(9) Umsetzung der vorgeschlagenen Auswahl
Verwendung findet die Kosten-Nutzen-Analyse in erster Linie zur Unter-
stützung der Entscheidungsfindung in der Politik und Wirtschaft. Beispiele
hierzu liefern u.a. Nas (Nas 1996), Sen (Sen 2000), Holland (Holland 2012)
und die Europäische Kommission (EC 2014). Breite Anwendung findet das
Konzept zudem im Kontext umweltpolitischer und –wirtschaftlicher Vor-
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
89
haben, insbesondere in den anglo-amerikanischen ecological economics.
Verschiedene Ansätze präsentieren hierzu u.a. Worch (Worch 1996), Nyborg
(Nyborg 1996), Farrow und Toman (Farrow et al. 1998), Pearce et al. (Pearce
et al. 2000), Heinzerling et al. (Heinzerling et al. 2002), die OECD (OECD
2006), Atkinson et al. (Atkinson et al. 2008, S. 317 ff), Medvecky (Medvecky
2012), Chambwera et al. (Chambwera et al. 2012) sowie Ekardt et al.
(Ekardt et al. 2015).
3.3.2 Nutzwertanalyse
Im Gegensatz zur Kosten-Nutzen-Rechnung stellt die Nutzwertanalyse
entscheidungsrelevante Wirkungen nicht in monetären Einheiten dar,
sondern bewertet diese durch ein Punktesystem in Bezug auf ein multi-
dimensionales Zielsystem (Zwehl 1980; Zangemeister 2014). Durch Quanti-
fizierung der Gesamtwerte einer jeden Option kann eine Ordnung aller
Alternativen erzeugt werden. Anwendung findet diese Methode in der
Regel zur rationalen Unterstützung der Entscheidungsfindung bei komplex-
en Fragestellungen, insbesondere wenn einzelne Kriterien nicht oder nur
schwer monetär erfassbar sind. Die konzeptionelle Grundlage des Ansatzes
bildet eine Wertefunktion, die jeder Option in Verbindung mit ihrer Attribut-
charakteristik einen spezifischen Wert zuordnet (Eisenführ et al. 2010).
In der Literatur existieren diverse Vorgehensweisen zur Durchführung einer
Nutzwertanalyse, auf die an dieser Stelle nicht weiter eingegangen wird.
Weiterführende Literatur hierzu liefern u.a. Nagel (Nagel 1988), Nollau
(Nollau 2004), Büssow (Büssow 2004) und Westermann (Westermann
2012).
In der Unternehmenspraxis ist die Nutzwertanalyse ein häufig verwendetes
Verfahren. Zwar bietet diese Form des direkten Vergleichs von Entschei-
dungsalternativen eine gewisse Flexibilität in Bezug auf das Zielsystem sowie
die Möglichkeit der spezifischen Anpassung an verschiedenste Erfordernisse,
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
90
dem Anwender wird jedoch ein vergleichsweise großer Spielraum zur
Geltendmachung subjektiver Ansprüche eingeräumt. Von einer Verwendung
in der vorliegenden Arbeit wird daher abgesehen.
3.3.3 Kosten-Effektivitäts-Analyse
Die Kosten-Effektivitäts-Analyse ist eine Sonderform der Kosten-Nutzen-
Analyse. Zum Einsatz kommt die Methode, wenn die Kosten eines Unter-
suchungsobjekts quantifizierbar sind, der Nutzen jedoch nicht. Statt in
monetären wird der Nutzen in physischen Einheiten abgebildet, in der Regel
mit Hilfe eines Scoring-Modells ähnlich der Nutzwertanalyse. Das Verhältnis
aus den jeweiligen Kosten- und Wirksamkeitswerten ergibt die Kosten-
Wirksamkeits-Kennziffer (KWK). Zu präferieren ist diejenige Handlungs-
alternative mit der geringsten KWK. Insbesondere der gesellschaftlich
umstrittene Nutzen von Umweltschutzmaßnahmen bedingt einen
verbreiteten Einsatz der Kosten-Wirksamkeits-Analyse in Ökologie-
relevanten Fragestellungen. Beispiele für ebenjene Anwendungen zeigen
u.a. Helmstätder (Helmstädter 1988), Schröder (Schröder 1991), Böhringer
(Böhringer 1996) und Wilhelm (Wilhelm 1999). Wie bei der Nutzwertanalyse
kann hier ebenfalls die Geltendmachung subjektiver Ansprüche als Kritik-
punkt angeführt werden (Zwehl 1980). Zudem mangelt es dem Ansatz in
der praktischen Umsetzung oftmals an Transparenz, was die Reproduzier-
barkeit der Ergebnisse erschwert.
3.4 Betriebliche Kostenrechnung
Die Kostenrechnung ist das klassische Instrumentarium des internen Rech-
nungswesens. Um der Mannigfaltigkeit der Ziele und Fragestellungen in
produzierenden Unternehmen gerecht zu werden, wurden bis zum heutigen
Tage unzählige Konzepte vorgelegt. Die Literatur unterteilt die Kosten-
rechnung nach ihren Teilgebieten und Systemen (Schweitzer et al. 1991;
Männel 1992; Hans 2001; Coenenberg 2003; Hoitsch et al. 2004; Steger
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
91
2010; Eisele et al. 2011). Die drei Teilgebiete der Kostenrechnung sind die
Kostenarten-, -stellen- und –trägerrechnung. Die Systeme können wiederum
nach Zeitbezug (Ist-, Normal- und Plankostenrechnung) und Umfang (Voll-
oder Teilkostenrechnung) unterschieden werden. Dabei greift die Kosten-
rechnung auf unterschiedliche Datengrundlagen zurück. Neben der
Finanzbuchhaltung können Quelldaten u.a. aus Arbeitsplänen, Stücklisten
und Kennzahlensystemen kommen, die in der Regel in einem ERP-System
eines Unternehmens hinterlegt sind. Weitere Daten bezieht die Kosten-
rechnung aus externen Quellen. Abb. 3.5 stellt die Klassifizierung der
Kostenrechnung nach Teilgebieten und Systemen in Anlehnung an
Schweitzer et al. (Schweitzer et al. 1991), Männel (Männel 1992), Hans
(Hans 2001), Coenenberg (Coenenberg 2003), Hoitsch et al.(Hoitsch et al.
2004), Steger (Steger 2010) sowie Eisele et al. (Eisele et al. 2011) dar. Die
nachfolgenden Abschnitte skizzieren die einzelnen Klassifizierungs-
merkmale.
Abb. 3.5 Klassifizierung der Kostenrechnung nach Teilgebieten und Systemen in
Anlehnung an Schweitzer et al. (Schweitzer et al. 1991), Männel (Männel 1992), Hans
(Hans 2001), Coenenberg (Coenenberg 2003), Hoitsch et al. (Hoitsch et al. 2004), Steger
(Steger 2010) sowie Eisele et al. (Eisele et al. 2011).
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
92
3.4.1 Teilgebiete
Nachdem zunächst die Klassifizierung der betrieblichen Kostenrechnung
skizziert wurde, führt dieser Abschnitt die Teilgebiete der Kostenrechnung in
Anlehnung an Schweitzer et al. (Schweitzer et al. 1991), Männel (Männel
1992), Hans (Hans 2001), Coenenberg (Coenenberg 2003), Hoitsch et al.
(Hoitsch et al. 2004), Steger (Steger 2010) und Eisele et al. (Eisele et al.
2011) aus.
(1) Kostenartenrechnung
Die erste Stufe stellt die Kostenartenrechnung dar. Hierbei handelt es sich
allerdings weniger um eine Rechnung, als um eine Klassifizierung der Kosten
auf Unternehmensebene. Steger (Steger 2010) versteht eine Kostenart dabei
als eine Menge von Kosten mit ein und demselben Attribut. Mögliche Merk-
male, die in Abhängigkeit des Untersuchungsziels gewählt werden, sind u.a.
der Funktionsbereich (z.B. Beschaffungs-, Fertigungs- und Vertriebskosten),
die Art der eingesetzten Produktionsfaktoren (z.B. Werkstoff-, Betriebs-
mittel- und Personalkosten), die Art der Zurechenbarkeit auf die Produkte
(Einzel- und Gemeinkosten), den Verfahren der Kostenerfassung (aufwands-
gleiche und kalkulatorische Kosten), der Entstehung der Kostengüter
(Primär- und Sekundärkosten) sowie dem Auftreten von Schwankungen
aufgrund der produzierten Menge (fixe und variable Kosten). Dabei gilt es
insbesondere die Maxime der lückenlosen Erfassung und der anforderungs-
gerechten Segmentierung zu beachten (Hans 2001). Für die Zurechenbarkeit
auf die Produkte ist in erster Linie eine Gliederung sämtlicher in einer
Abrechnungsperiode entstandenen Kosten in Einzel- und Gemeinkosten von
Bedeutung. Erstere können dem Produkt direkt zugeordnet werden, letztere
lediglich indirekt. Diese Separierung von Einzel- und Gemeinkosten markiert
den Übergang zur Kostenstellenrechnung.
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
93
(2) Kostenstellenrechnung
Die zweite Stufe der Kostenrechnung ist die Kostenstellenrechnung. Hier soll
die Frage nach dem Ort der Entstehung von Kosten beantwortet werden.
Eine Kostenstelle ist der Bereich eines Betriebes, an dem Kosten auftreten.
Im Kern wird hierbei zwischen Haupt- und Hilfskostenstellen differenziert.
Erstere tragen unmittelbar zur Erreichung des Sachziels bei, d.h. sind direkt
an der Fertigung und dem Vertrieb beteiligt (z.B. Entwicklungs-, Fertigungs-
und Vertriebskostenstellen). Letztere fungieren hingegen lediglich als Unter-
stützung für andere Kostenstellen, d.h. sie geben sämtliche Güter an diese
ab (z.B. Verwaltungskostenstellen). Grundlage dieses Schrittes sind die übrig
gebliebenen Gemeinkosten aus der Kostenartenrechnung, während die
Einzelkosten dem Kostenträger direkt zugerechnet werden können. Auf-
gabe der Kostenstellenrechnung ist es, Verrechnungssätze (Gemeinkosten-
zuschlagsätze) zu bilden, um die Gemeinkosten auf die Kostenstellen zu
verteilen. Beispiele hierfür sind Material-, Fertigungs-, Verwaltungs- und
Vertriebsgemeinkostenzuschlagsätze. Wichtigstes Instrument der Kosten-
stellenrechnung, insbesondere in kleinen und mittelständischen Unter-
nehmen, ist der Betriebsabrechnungsbogen (BAB). Laut Coenenberg
(Coenenberg 2003, S. 79) werden hierbei zwei Stufen unterschieden:
Primär- und Sekundärkostenverrechnung. Abb. 3.6 skizziert den Aufbau und
die Systematik eines Betriebsabrechnungsbogens qualitativ in Anlehnung an
Hoitsch et al. (Hoitsch et al. 2004, S. 175).
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
94
Abb. 3.6 Aufbau eines Betriebsabrechnungsbogens in Anlehnung an Hoitsch et al.
(Hoitsch et al. 2004, S. 175)
(3) Kostenträgerrechnung
Die dritte Stufe der Kostenrechnung stellt die Kostenträgerrechnung dar. Ihr
Ziel ist die Ermittlung der Herstell- bzw. Selbstkosten einer Leistungseinheit,
d.h. eines Produkts, einer Dienstleistung oder eines Projekts. Hierbei wird
nochmals unterschieden in die Kostenträgerstück- und Kostenträgerzeit-
rechnung. Während erstere jeder betrieblichen Leistung die jeweils anfal-
lenden Kosten zuordnet, verrechnet letztere die Kosten einer Abrechnungs-
periode. Zentrales Instrument ist hierbei das Kostenträgerzeitblatt. Die
Aufgaben der Kostenträgerstückrechnung sind u.a. die Errechnung der
Selbstkosten und des Angebotspreises. Darüber hinaus dient sie der Ablei-
tung von Aussagen über die Vorteilhaftigkeit von Handlungsoptionen mit
Hilfe einer Vergleichsrechnung. In der Kostenträgerstückrechnung kommen
diverse Verfahren zum Einsatz (Hoitsch et al. 2004). Abhängig von der Art
der Fertigung kann hier zwischen Divisionskalkulation (Massenfertigung),
Kalkulation mit Äquivalenzziffern (Sortenfertigung), Zuschlagskalkulation
(Serienfertigung), Maschinenstundenrechnung und Kuppelproduktkalku-
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
95
lation gewählt werden. Abb. 3.7 fasst die Teilschritte der Kostenrechnung in
Anlehnung an Westkämper (Westkämper 2006, S. 81) zusammen.
Abb. 3.7 Teilschritte der Kostenrechnung in Anlehnung an Westkämper (Westkämper
2006, S. 81)
3.4.2 Umfang
Neben den Teilgebieten ist der Umfang ein Unterscheidungskriterium für
Kostenrechnungssysteme. In der Regel wird hierbei zwischen Voll- und
Teilkostenrechnung unterschieden (Schweitzer et al. 1991; Männel 1992;
Hans 2001; Coenenberg 2003; Hoitsch et al. 2004; Steger 2010; Eisele et al.
2011). Der Begriff Vollkosten fast sämtliche in einem Unternehmen anfal-
lenden Kosten zusammen. Sie können also entweder als die Summe aus
Einzel- und Gemeinkosten oder der Gesamtmenge der fixen und variablen
Kosten verstanden werden. Kistner (Kistner 2002) zufolge dient die Voll-
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
96
kostenrechnung der Kalkulation eines für Unternehmen gerechtfertigten
Preises im Sinne einer vollständigen Kostendeckung. Unter anderem
aufgrund rechtlicher Beschränkungen hat sich heute allerdings für viele
Fragestellungen die Teilkostenrechnung durchgesetzt. Hierbei wird lediglich
eine Teilmenge der in einem Unternehmen entstandenen Kosten auf einen
Kostenträger verteilt. Ausgeschlossen sind hierbei die fixen Gemeinkosten.
Methoden der Teilkostenrechnung sind u.a. die Deckungsbeitragsrechnung,
die Grenzplankostenrechnung, die relative Einzelkostenrechnung sowie die
Prozesskostenrechnung.
3.4.3 Zeitbezug
Neben dem Umfang, ist der Zeitbezug das zweite Unterscheidungsmerkmal
von Kostenrechnungssystemen (Schweitzer et al. 1991; Männel 1992; Hans
2001; Coenenberg 2003; Hoitsch et al. 2004; Steger 2010; Eisele et al.
2011). Dabei fokussiert die Ist-Kostenrechnung auf tatsächlich angefallenen
Kosten. Ihre primären Funktionen sind die Bestimmung des Periodenergeb-
nisses sowie die Nachkalkulation auf Basis der Kostenträger. Die Ist-Kosten-
rechnung erfüllt somit in erster Linie eine Dokumentationsfunktion und ist
Grundlage von Soll-Ist-Vergleichen. Die Normal-Kostenrechnung ermittelt
hingegen Durchschnittswerte über mehrere Perioden. Sie ist, wie die Ist-
Kostenrechnung, vergangenheitsorientiert. Häufigen Einsatz finden die
ermittelten Durchschnittswerte als Grundlage für eine Vorkalkulation. Die
Plan-Kostenrechnung errechnet bzw. prognostiziert die Kosten zukünftiger
Perioden. Grundlage der zukunftsbezogenen Daten sind in der Regel
Schätzungen und/oder Berechnungen.
3.4.4 Methoden und Ansätze
In der Kosten- und Leistungsrechnung wurden bis heute zahllose Ansätze
zur monetären Quantifizierung der betrieblichen Leistungserstellung
präsentiert. Da diese in der vorliegenden Arbeit nicht in Gänze diskutiert
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
97
werden können, soll hernach ein kurzer Abriss über die Herausbildung der
wesentlichen Kostenrechnungssysteme gegeben werden.
Der traditionelle Ansatz der Kostenrechnung ist die Vollkostenrechnung, die
sämtliche Kosten über die Kostenarten und –stellen auf die –träger zu
verteilen sucht. Die laut Hummel et al. (Hummel et al. 1983) fehlerhafte
Gemeinkostenaufschlüsselung macht diesen Ansatz jedoch in vielerlei Hin-
sicht untauglich für die Entscheidungsvorbereitung und -kontrolle in Unter-
nehmen. Weitere Entwicklungsschritte der Kostenrechnung sind die oben
erörterten Ist-, Normal- und Plankostensysteme, ebenfalls auf Vollkosten-
basis. Ein auf der Teilkostenrechnung basierendes System ist die Grenzplan-
kostenrechnung, die laut Fichter et al. (Fichter et al. 1997, S. 21) zwar eine
Kontrollfunktion zu erfüllen vermag, dennoch aufgrund der Schwierigkeit
zur Ermittlung einer Preisuntergrenze zur betrieblichen Fehlentscheidungen
führen kann. Ein weiteres Instrument der Kostenrechnung ist der Deckungs-
beitrag, der den Anteil der Nettoerlöse zur Deckung der fixen Kosten
darstellt. Die Deckungsbeitragsrechnung kann in einstufig (Direct Costing)
und mehrstufig (stufenweise Fixkostendeckungsrechnung) unterschieden
werden. Für beide Systeme gilt laut Fichter et al. (Fichter et al. 1997, S. 24ff)
mit Abstrichen die grundsätzliche Kritik an der Teilkostenrechnung. Die
relative Einzelkostenrechnung nach Riebel (Riebel 1994) stellt hingegen ein
stark abweichendes Konzept dar. Hierbei werden sämtliche Kosten als
Einzelkosten für eine bestimmte Bezugsgröße (z.B. Produktgruppe) definiert.
Eine Gemeinkostenaufschlüsselung findet in diesem Konzept nicht statt.
Wenngleich mit dem Konzept eine überlegene verursachungsgerechte
Verrechnung möglich wird, verhindert die hierfür erforderliche immense
Datenmenge laut Fichter et al. (Fichter et al. 1997, S. 29) seit jeher die
Verbreitung in der Praxis. Das derzeit fortschrittlichste System der
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
98
Kostenrechnung ist die Prozesskostenrechnung, auf die im Folgenden
detaillierter eingegangen wird.
Prozessorientierte Kostenrechnung
Die zunehmende Komplexität in Unternehmen führte Miller et al. (Miller et
al. 1985) zufolge in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem
starken Anstieg des Gemeinkostenanteils in produzierenden Unternehmen.
In konventionellen Rechnungssystemen resultierte dieses Phänomen in einer
ungleichen Verteilung der Gemeinkosten. Infolge der undifferenzierten
Kostenbetrachtung kam es zu häufigen strategischen Fehlentscheidungen.
Dabei wird der Preis von Standardprodukten zu hoch angesetzt, Exoten
werden hingegen nur mit einem Teil der von ihnen verursachten Kosten
veranschlagt. Im Ergebnis werden eben diese Exoten gefördert, was
wiederum mit einer Erhöhung der Variantenvielfalt und somit des Gemein-
kostenanteils einhergeht. Cooper et al. (Cooper et al. 1988, S. 96 ff)
entwickelten daraufhin das Activity Based Costing als Instrument des
Produktcontrolling. Im Sinne einer vollständigen Unternehmensanalyse ist ihr
Zweck die entscheidungsorientierte Produktbewertung. In Deutschland
übertrugen Horvàth et al. (Horváth et al. 1989, S. 214 ff; Horváth et al.
1993, S. 15 ff) ebenfalls Ende der 1980er Jahre den Ansatz in Form der
Prozesskostenrechnung. Im Gegensatz zum Activity Based Costing
konzentriert sich dieser Ansatz ausschließlich auf indirekte Unternehmens-
bereiche im Sinne eines Prozesscontrollings. Die Prozesskostenrechnung ist
kein gesondertes Kostenrechnungssystem, vielmehr stellt sie eine Ergänzung
zu den konventionellen Systemen dar. Als Instrument der Vollkosten-
rechnung basiert der Ansatz zwar auf der herkömmlichen Verteilung der
Kosten in Kostenarten, -stellen und –träger, darüber hinaus erfordert er
allerdings eine konkrete Abgrenzung von Prozessen. Prozesse werden dabei
als Zusammenfassung von mehreren Aktivitäten verstanden. Die anfallenden
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
99
Kosten werden unterteilt in leistungsmengeninduziert und –neutral. Ziel ist
die verursachungsgerechte Verteilung auf den Kostenträger. Dazu werden,
anders als in der konventionellen Kostenrechnung, nicht Zuschlagssätze
sondern Prozesskostensätze aus der Division von Prozesskosten und
Prozessmenge gebildet. Eine weitere Form der prozessorientierten Kosten-
rechnung liefert Schuh (Schuh 1988) mit der ressourcenorientierten Prozess-
kostenrechnung. Eine Ressource ist hierbei als Synonym für einen
Produktionsfaktor zu verstehen. Die Prozesshierarchie wird, anders als in der
herkömmlichen Prozesskostenrechnung nicht an aggregierten Prozess-
ketten, sondern an der kleinsten Einheit, der Ressource eines Teilprozesses,
ausgerichtet. Aufgrund der schieren Komplexität des Ansatzes findet er
jedoch wenig Beachtung in der Betriebspraxis.
3.4.5 Ökologisch orientiertes Rechnungswesen
Nachdem zunächst die klassischen Konzepte des internen Rechnungswesens
umrissen wurden, skizzieren die nachfolgenden Abschnitte die relevanten
Ansätze zur Integration der Ökologie.
Hierbei können drei Strömungen klassifiziert werden, die sich durch differ-
enziertes Hervorheben der charakteristischen Aspekte Ökonomie und
Ökologie unterscheiden (Schaltegger et al. 2000, S. 11; Burschel et al. 2004,
S. 353 ff). Der ökonomisch orientierte Ansatz betrachtet die monetären
Auswirkungen von ökologierelevanten Maßnahmen in Geldeinheiten. Ein
Beispiel für ein Verfahren dieses Ansatzes ist die Umweltschutzkosten-
rechnung. Ein auf Ökologie ausgelegtes Controlling stellt hingegen eine
Ausweitung des herkömmlichen Controllings dar. Hierbei werden die
Umweltauswirkungen der betrieblichen Leistungserstellung in Messgrößen
der Umweltbelastung ermittelt. Ein Ansatz dieser Art stellt die Öko-
bilanzierung dar. Das ökonomisch-ökologisch orientierte Konzept des Öko-
Controllings sucht hingegen nach Möglichkeiten einer Integration. Hierbei
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
100
werden sowohl die monetären Auswirkungen ökologisch relevanter
Handlungen als auch die ökologische Auswirkungen betriebswirtschaftlicher
Handlungen untersucht. Im Kontext der vorliegenden Arbeit werden in der
Folge einzig Ansätze an der ökonomisch-ökologischen Schnittstelle
betrachtet, die auf einem monetären Maß fußen. Als Oberbegriff für eine
Reihe von Konzepten zur Integration umweltrelevanter Fragestellungen in
das konventionelle Rechnungswesen entstand in den 1990er Jahren die
Umweltkostenrechnung, in der anglo-amerikanischen Literatur sinngemäß
übersetzt mit environmental accounting (siehe hierzu u.a. Ministry of
Environment (MoE 2002) und Schaltegger et al. (Schaltegger et al. 2008, S.
3 ff)). Während in der traditionellen Kostenrechnung ökologische Aspekte
lange Zeit gänzlich vernachlässigt wurden, sucht die Umweltkostenrechnung
eine Integration von internen und externen Umweltkosten durch verur-
sachungsgerechte Allokation. Die kostentheoretischen Grundlagen hierzu
liefern u.a. Schreiner (Schreiner 1996), Fichter et al. (Fichter et al. 1997),
Lethmate (Letmathe 1998), Loew et al. (Loew et al. 2003) und Burschel et
al. (Burschel et al. 2004). Loew et al. (Loew et al. 2003, S. 156–172)
klassifizieren die bestehenden Verfahren in umweltschutzorientierte sowie
stoffflussorientierte Kostenrechnungsansätze. Hierbei werden zwar
zusätzlich umweltorientierte Investitionsrechnungsverfahren beachtet, die
allerdings nicht in den Fokus der vorliegenden Arbeit fallen. Burschel et al.
(Burschel et al. 2004, S. 462) ergänzen Verfahren, deren Betrachtungs-
horizont über die Grenzen des Unternehmens hinausgehen. Tab 8 fasst die
Verfahren in Anlehnung an Fichter et al. (Fichter et al. 1997, S. 35), Loew et
al. (Loew et al. 2003, S. 156–172) und Burschel et al. (Burschel et al. 2004,
S. 462 ff) zusammen.
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
101
Tab 8 Klassifizierung von Umweltkostenrechnungssystemen in Anlehnung an Fichter et al.
(Fichter et al. 1997, S. 35), Loew et al. (Loew et al. 2003, S. 156–172) und Burschel et al.
(Burschel et al. 2004, S. 462 ff)
Betrachtungshorizont der Kostenrechnung
Intern Intern und extern
Umweltschutz-kosten-orientierte Verfahren
Umweltschutzkostenrechnung auf Vollkostenbasisnach u.a. Rentz (Rentz1979), Haasis (Haasis1992) und Wicke et al.(Wicke et al. 1992)
Umweltschutzkostenrechnung auf Teilkostenbasisnach Lange et al. (Lange etal. 1998)
Umweltschutzkostenrechnung auf Prozesskostenbasis(Activity Based Costing)
Integrierte Ansätze derUmweltschutzkostenrechnung (Kombination vonVoll- undTeilkostenrechnungsansätzen)
keine
Prozess-und Stofffluss-kosten-orientierte Verfahren
Reststoffkostenrechnungnach u.a. Fischer (Fischer1998)
Flusskostenrechnung nachu.a. Wagner et al. (Wagneret al. 1999), Strobel et al.(Strobel et al. 2001), Jasch(Jasch 2009), DIN EN ISO14051 (DIN 2011)
Materials-Only Costing(MOC)
Ressourcenkostenrechnungnach Stürznickel et al.(Stürznickel et al. 2012)
Carbon and Material FlowCost Accounting nachNertinger (Nertinger 2015)
Externe Kosten-orientierte Verfahren
keine ÖkologieorientierteKostenrechnung nach Roth(Roth 1992)
Full Cost Accounting (FCA)nach u.a. US EPA (US EPA1996)
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
102
Cost of EnvironmentalEffects nach Huizing et al.(Huizing et al. 1992)
Ansatz der vermiedenenUmweltkosten (Burschel etal. 2004)
IntegrativeUmweltkostenrechnung(Burschel et al. 2004)
Nachhaltigkeitskostenrechnung nach Jasch et al. (Jaschet al. 2005)
Life Cycle Assessment (LCA)nach DIN EN ISO 14040 und14044 (DIN 2006; DIN2009) in Verdbindung mitkostenbasierterWirkabschätzung
Life Cycle Costing (LCC)
Die nachfolgenden Abschnitte erörtern die Verfahren der Umweltkosten-
rechnung in Anlehnung an Fichter et al. (Fichter et al. 1997), Loew et al.
(Loew et al. 2003), Burschel et al. (Burschel et al. 2004), (Schaltegger et al.
2008) und Nertinger (Nertinger 2015).
(1) Umweltschutzkosten-orientierte Verfahren
Die Umweltschutzkosten-orientierten Ansätze fassen Ansätze zusammen,
die ausschließlich auf die Bewertung des durch Maßnahmen zum Schutz der
Umwelt verursachten, internen Güter- und Leistungsverzehrs abzielen. Es
existieren Ansätze auf Voll-, Teil- und Prozesskostenbasis (Rentz 1979;
Haasis 1992; Wicke et al. 1992; Fichter et al. 1997; Lange et al. 1998; Loew
et al. 2003; Burschel et al. 2004). Kritisch zu bewerten ist in diesen
Konzepten die zugrundeliegende Annahme eines negativ kausalen Zusam-
menhangs von Umweltschutzmaßnahmen und Kosten. Mögliche betriebs-
wirtschaftliche Vorteile aufgrund einer Reduktion der Umweltwirkung
finden hierbei keine Beachtung. Infolge der Konzentration auf interne
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
103
Kosten wird den Verfahren in der vorliegenden Arbeit keine weitere
Beachtung geschenkt.
(2) Stoffflusskosten-orientierte Verfahren
Loew et al. (Loew et al. 2003, S. 69 ff) unterscheiden die material- und
energieflussorientierten Kostenrechnungssysteme in Ansätze zur Ermittlung
der Reststoffkosten und Stoffflusskosten. Die Reststoffkostenrechnung
findet Anwendung in der Kuppelproduktion (Fischer 1998). Hierbei stehen
nicht die herkömmlichen Kostenträger (Produkte) im Fokus, sondern die
nicht dem Sachziel der Unternehmung dienlichen Rückstände des
Produktionsprozesses (Kondukte). Es wird nicht der gesamte Stofffluss im
Unternehmen bilanziert, sondern lediglich der Reststofffluss. Ziel ist die
monetäre Darstellung der Kostensenkungs- und Umweltentlastungs-
potentiale durch verursachungsgerechte Verrechnung.
Für die Stoffflusskostenrechnung existiert in der Literatur kein einheitliches
Verständnis. Einige Autoren setzen sie mit der Prozesskostenrechnung
gleich, während andere auf die Andersartigkeit hinweisen. Weiterhin
wurden bis heute verschiedene Ansätze entwickelt, die entweder aus-
schließlich den Material- und Energiefluss betrachten oder eine integrierte
Perspektive einnehmen (Wagner et al. 1999; Strobel et al. 2001; Jasch 2009;
Nertinger 2015).
Nertinger (Nertinger 2015) präsentiert zudem ein Konzept zur Material- und
CO2-Flusskostenrechnung, das prinzipiell die Inklusion externer Kosten
erlaubt. Die in Deutschland in maßgeblich durch Wagner et al. (Wagner et
al. 1999) entwickelte Flusskostenrechnung fußt auf der Analyse des
Stoffflusses, d.h. dem Weg eines Stoffes vom Eingang bis zum Ausgang
eines Systems. Dies kann sowohl in Stoffflussrichtung (konventioneller
Ansatz) als auch retrograd (u.a. Wertstrommethode) erfolgen. Seit dem Jahr
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
104
2011 ist das Verfahren ausschnittsweise als Materialflusskostenrechnung in
der DIN EN ISO 14051 standardisiert (DIN 2011).
Die Stoffflusskostenrechnung unterteilt einen Herstellungsprozess zunächst
in sogenannte Mengenstellen, für die jeweils eine Input-Output-Bilanz der
Materialflüsse und Energieverbräuche in physikalischen und finanziellen
Einheiten aufgestellt wird. Die Output-Ströme werden daraufhin entweder
dem Produkt zugeordnet oder als Materialverlust gekennzeichnet. Nicht
zuletzt werden die Kosten der Materialien, Energie sowie des Systems und
des Abfallmanagements ermittelt. Abb. 3.8 verdeutlicht das Verfahren der
Stoffflusskostenrechnung in Anlehnung an Wagner et al. (Wagner et al.
1999), Strobel et al. (Strobel et al. 2001) und Nertinger (Nertinger 2015).
Abb. 3.8 Verfahren der Stofffluss- und Stoffflusskostenrechnung in Anlehnung an
Wagner et al. (Wagner et al. 1999), Strobel et al. (Strobel et al. 2001) und Nertinger
(Nertinger 2015)
Zwar ist die Stoffflusskostenrechnung mit erheblichen Aufwänden zur
Implementierung und kontinuierlichen Durchführung verbunden, dennoch
überwiegen ihre Vorteile. Einerseits kann die zugrundeliegende Stofffluss-
analyse als Grundlage einer Ökobilanzierung genutzt werden. Andererseits
ermöglicht das Verfahren die gezielte Identifikation von Kostentreibern und
fördert eine ganzheitliche Optimierung statt isolierter Teilbereichsopti-
mierung. Sie eignet sich insbesondere für eine Integration verschiedener
Verfahren und findet vornehmlich Anwendung in mittleren und großen
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
105
Unternehmen des produzierenden Gewerbes mit einem hohen stoffbedingt-
en Kostenanteil und/oder Materialvielfalt.
Ein weiterer stoffflussorientierter Ansatz ist laut Loew et al. (Loew et al.
2003, S. 80 ff) das Ende der 1990er Jahre in den USA entwickelte Materials-
Only Costing (MOC). Bilanziert werden hier ausschließlich die Kosten der
Materialien. Der Terminus Material unterliegt dabei einem erweiterten
Verständnis, in dem neben dem Rohmaterial sämtliche in das Endprodukt
übergehende Komponenten betrachtet werden. Grundlage des Konzeptes
ist der hohe Anteil der Material- an den Produktionskosten im produzier-
enden Gewerbe. Da Materialkosten generell variabel sind, wird angenom-
men, dass sie vergleichsweise leicht zu beeinflussen sind. Nachdem
herkömmliche Rechnungssysteme den Fertigungslöhnen und -kosten (10 -
30% der Gesamtkosten) laut Loew et al. (Loew et al. 2003, S. 81) eine zu
große Bedeutung haben zukommen lassen, ermöglicht das MOC durch
seine gezielte Ausrichtung der betrieblichen Kostenrechnung an dem
größten Kostenblock (70 - 90% der Gesamtkosten) eine bessere
Steuerungstrans-parenz. Statt der Erfassung der Herstellungskosten als
Ganzes werden Materialkosten, Material-Standardkosten und
Fertigungskosten unter-schieden. Die Standard-Materialkosten sind
determiniert durch den Preis der Lieferanten und können lediglich über
Preisverhandlungen oder Lieferanten-wechsel optimiert werden. Die
Fertigungskosten sollten hingegen konstant verbessert werden. Da im MOC
lediglich die Materialien an sich, allerdings weder ihre Struktur noch die
ihnen zugrunde liegende Flussmengen, bilanziert werden, stufen Loew et al.
(Loew et al. 2003, S. 83) das Umwelt-entlastungspotenzial dieses Ansatzes
als gering ein. Dem gegenüber steht ein vergleichsweise geringer Aufwand
zur Implementierung. Für die vorliegende Arbeit wird aufgrund der geringen
Umweltrelevanz von einer weiteren Betrachtung abgesehen.
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
106
Gründend auf der Diskussion um Ressourceneffizienz stellt die Ressourcen-
kostenrechnung nach Stürznickel et al. (Stürznickel et al. 2012, S. 163 ff)
einen weiteren Ansatz dar, der sich an dem konventionellen Rechnungs-
wesen orientiert. Prinzipiell ist hierbei die Betrachtung der Lieferkette
möglich. Voraussetzung für die Ressourcenkostenrechnung in Unternehmen
ist das Vorhandensein einer klassischen Rechnungssystematik in Kosten-
arten-, -stellen- und-trägerrechnung. Zunächst wird hierbei der herkömm-
liche Betriebsabrechnungsbogen um Stoff- und Energieflüsse erweitert und
für jede Kostenstelle sämtliche eingehenden Material- und Energiemengen
erfasst. Daraufhin erfolgt eine Zuordnung der Stoffströme zu den produzier-
ten Gütern (Produkte, Zwischenprodukte, Halbfertigerzeugnisse). Nicht
zuletzt werden die Materialströme und Energieverbrauchsmengen
prozentual und prozessbasiert auf Fertigungskosten verrechnet.
(3) Externe Kosten-orientierte Verfahren
Nachdem die oben beschriebenen Konzepte nahezu ausschließlich auf die
verursachungsgerechte Verteilung des internen Werteverzehrs abzielten,
werden in den nachfolgenden Abschnitten Verfahren skizziert, die den
Betrachungshorizont über die Systemgrenzen des Unternehmens erweitern
und die betriebliche Internalisierung externer Effekte beabsichtigen.
Während sich die Anwendungen der Monetarisierung dieser Effekte in
makro-ökonomischen Fragestellungen häufen, ist die Anzahl der bislang
vorgelegten Ansätze im Kontext des betrieblichen Rechnungswesens
begrenzt.
(3.1) Ökologieorientierte Kostenrechnung
Die ökologieorientierte Kostenrechnung stellt Fichter et al. (Fichter et al.
1997, S. 95) zufolge eine Weiterentwicklung der umweltschutzorientierten
Kostenrechnung dar und basiert auf der traditionellen Einteilung in Kosten-
arten, -stellen und –träger. Das durch Roth (Roth 1992) entwickelte Konzept
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
107
ergänzt zu den internen umweltschutzorientierten Kosten sogenannte
externe umweltbelastungsorientierte Kosten. Grundlage des Verfahrens ist
eine Erfassung der Stoffflüsse. Fichter et al. (Fichter et al. 1997, S. 97)
kritisieren den Ansatz in Teilen als sachlich falsch, da er zwar als Ziel die
Internalisierung von externen Umweltbelastungskosten ausgibt, es sich aber
vielmehr um Vermeidungskosten handelt.
(3.2) Full Cost Accounting (FCA)
Das Full Cost Accounting (FCA) wurde bei Ontario Hydro um die Mitte der
1990er Jahre entwickelt und eingesetzt. Der US EPA (US EPA 1996) zufolge
dient es als Rahmenkonzept zur ganzheitlichen Entscheidungsunterstützung
durch die Internalisierung von externen Kosten der Energieerzeugung. Das
FCA untersucht die Auswirkungen betrieblicher Entscheidungen auf die
menschliche Gesundheit und Umwelt. Der Zweck der Implementierung
dieses Konzeptes bei Ontario Hydro war es zu überprüfen, inwieweit
Kunden bereit sind, für umweltschonende Technologien einen Mehrpreis zu
bezahlen bzw. welchen Preis Kunden verlangen, um auf eine Verbesserung
der Umweltqualität zu verzichten oder sogar eine Verschlechterung dieser in
Kauf zu nehmen. In diesem Kontext kommen als Instrumente der Mone-
tarisierung laut US EPA (US EPA 1996), Fichter et al. (Fichter et al. 1997, S.
104ff) und Burschel et al. (Burschel et al. 2004, S. 495) der willingness-to-
pay- und der willingness-to-sell-Ansatz zur Anwendung. Dabei stellen
Burschel et al. (Burschel et al. 2004, S. 495) fest, dass sich das Verfahren
lediglich auf externe Effekte fokussiert, die vergleichsweise leicht monetar-
isierbar sind. Das Vorgehen der Zuordnung von emittierten Stoffen zu
einzelnen Wirkungskategorien ähnelt stark dem Vorgehen einer
Ökobilanzierung. Indes würdigen sowohl Fichter et al. (Fichter et al. 1997, S.
109) als auch Burschel et al. (Burschel et al. 2004, S. 495ff) den Ansatz als
weitreichendes Konzept zur Erfassung der betriebsbedingten
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
108
Umweltwirkungen und als Meilenstein der Integration von naturwissen-
schaftlichen und ökonomischen Fragestellungen. Nicht zuletzt stellt der
Grundgedanke des Konzepts – heutige externe Kosten als potentielle
interne Kosten in der Zukunft auszuweisen – eine rationale Entscheidungs-
unterstützung dar. Andere Aspekte des Ansatzes gelten hingegen als
ausbaufähig. Einerseits wird hier auf bestehende Methoden der Monetar-
isierung zurückgegriffen, die nachweislich subjektive Ergebnisse fördern.
Andererseits ist auf Basis der vorliegenden Informationen keine Nachver-
folgung der Berechnungen der externen Kosten möglich. Eine universelle
Übertragung auf andere Firmen ist daher nicht möglich.
(3.3) Costs of Environmental Effects (CEE)
Der Costs of Environmental Effects (CEE) Ansatz erfasst laut Burschel et al.
(Burschel et al. 2004, S. 497) interne und externe umweltrelevante Kosten in
Form einer Gewinn- und Verlustrechnung. Ziel des bei BTO Origin in den
Niederlanden entwickelten Konzepts ist die Quantifizierung der durch ein
Unternehmen verursachten Umweltschädigung. Die externen Umweltkosten
werden hierbei in einer Sonderrechnung auf der Grundlage einer frage-
bogengestützten Stoffflussbilanz ermittelt. Ein Vergleich mit den real
getätigten internen Ausgaben für den Umweltschutz ergibt den Netto-
Umwelt-Verzehr, also die verursachte, aber nicht bezahlte Umwelt-
schädigung. Dieser wird Fichter et al. (Burschel et al. 2004, S. 98) zufolge
von der Wertschöpfung auf Unternehmensebene abgezogen. Die
resultierende Netto-Wertschöpfung (net value added), die den nicht
bepreisten Verzehr der natürlichen Umwelt integriert, zeigt erstmals ein in
einem Unternehmen (BTO Origin) existierendes ganzheitliches Wertver-
ständnis. Ähnlich dem Full Cost Accounting von Ontario Hydro wird hier
nach einem gesellschaftlich akzeptierten Maß der Umweltbelastung
gesucht. Laut Fichter et al. (Fichter et al. 1997, S. 100) ist dies in der Regel
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
109
das gesetzlich verankerte Maß, z.B. durch Bestimmungen zur Emissions-
reduktion.
Der CEE Ansatz stellt ebenfalls einen Meilenstein der Internalisierung
externer Effekte in der unternehmerischen Praxis dar und schafft durch die
Erweiterung der Gewinn- und Verlustrechnung wertvolle Beiträge zur
Realisierung einer Green Economy. Zwar wird im CEE-Ansatz prinzipiell ein
integriertes Wertverständnis auf Unternehmensebene eingeführt, diverse
Schwächen verhindern allerdings einen großflächigen Einsatz des Konzepts.
Fichter et al. (Fichter et al. 1997, S. 104) kritisieren in erster Linie die ver-
meidungsbasierte Kalkulation der externen Kosten. Darüber hinaus wird der
Ansatz zur Berechnung der Wertansätze für die externen Kosten in den
Unternehmensberichten nicht nachvollziehbar ausgeführt (Burschel et al.
2004, S. 499). Ferner stellen Fichter et al. (Fichter et al. 1997, S. 104) die
Korrektheit des Anteils der nicht bezahlten Umweltkosten von BTO Origin
von weniger als einem Prozent der Wertschöpfung in Frage. Zudem
orientiert sich der Ansatz lediglich an einem gesellschaftlich akzeptierten
Konsens, den Umweltzielen der Niederlande. Eine proaktive Verbesserung
der Umweltwirkung wird damit nicht erreicht. Dennoch ist es im Rahmen
der vorliegenden Arbeit zweckmäßig, sich an dem von BTO Origin
präsentierten Wertverständnis anzulehnen. Eine ausführliche Begründung
folgt unten.
(3.4) Ansatz der vermiedenen Umweltkosten
Als weiteres Konzept zur Internalisierung externer Kosten führen Burschel et
al. (Burschel et al. 2004, S. 499ff) den Ansatz der vermiedenen Umwelt-
kosten der Neumarkter Lammsbräu an. Ziel des Ansatzes ist die kunden-
orientierte Substantiierung höherer Absatzpreise aufgrund der ökologisch
orientierten Produktionsweise. Dabei wird die Umweltkostenrechnung als
Sonderrechnung in Form von Stoffbilanzen und einer Vermeidungskosten-
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
110
rechnung parallel zur konventionellen Kostenrechnung durchgeführt. Die
vermiedenen Umweltkosten durch die ökologisch orientierte Herstellung,
z.B. durch Einführung einer ressourcenschonenden Technologie oder der
Vermeidung von Pestiziden, werden monetarisiert und zu den herkömmlich
kalkulierten Absatzpreisen addiert. Die Neumarker Landsbräu unterscheidet
zwischen Umweltentlastungs- und Umweltbelastungskosten. Erstere
beschreiben jene Kosten, die zur Vermeidung und/oder Verminderung des
natürlichen Ressourceneinsatzes anfallen. Die Umweltbelastungskosten
stellen hingegen den Verzehr der natürlichen Umwelt im Rahmen des
Herstellungsprozesses dar.
Burschel et al. (Burschel et al. 2004, S. 502) heben die pragmatische
Herangehensweise des Ansatzes durch den Fokus auf die Reduktion der
Umweltbelastung anerkennend hervor. Infolge der erschwerten Nachvoll-
ziehbarkeit und der Nutzung des Vermeidungskostenansatzes wird das
Verfahren in der vorliegenden Arbeit nicht weiter betrachtet.
(3.5) Integrative Umweltkostenrechnung
Die Märkische Landbrot GmbH führte Ende der 1990er Jahre ebenfalls ein
Verfahren ein, dass die Einbeziehung umweltrelevanter Entscheidungs-
faktoren in die konventionelle Kostenrechnung ermöglicht (Burschel et al.
2004). Die sogenannte Integrative Umweltkostenrechnung fußt auf einer
betrieblichen Stoffstromanalyse. Ziel des Verfahrens ist die Ermittlung der
ökologisch verantwortungsvollen Selbstkosten. Dabei basiert die Rechnung
auf dem konventionellen Ansatz zur Berechnung der internen Selbstkosten,
integriert darüber hinaus aber diverse Umweltkosten. Das Konzept unter-
scheidet dabei vier Formen von Umweltkosten. Die integrierten Umwelt-
schutzkosten sind die Summe der dem Umweltschutz zugute kommenden
betrieblichen Kosten, während die integrierten Umweltbelastungskosten die
finanzwirtschaftlich wirksamen Kosten der umweltschädigenden Outputs
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
111
darstellen. Beide sind Teil der internen Selbstkosten. Externe Kosten werden
in zusätzliche Umweltkosten und Umweltleistungen differenziert. Erstere
sind jene Kosten, die der Gesellschaft entstehen, jedoch nicht in der
herkömmlichen Kostenrechnung erfasst werden. Letztere beschreiben
hingegen einen extern generierten Nutzen, der intern nicht erfasst wird. Die
Summe aus den herkömmlichen Selbstkosten und den zusätzlichen
Umweltkosten ergibt den ganzheitlichen Werteverzehr. Durch Subtraktion
der zusätzlichen Umweltleistungen resultieren daraufhin die ökologisch
verantwortungsvollen Selbstkosten.
Burschel et al. (Burschel et al. 2004, S. 505) kritisieren in erster Linie die
methodische und inhaltliche Beschreibung der externen Effekte als
rudimentär sowie die Fixierung auf CO2-Emissionen als nicht ausreichend.
Weiterhin diene das Instrument lediglich der Kommunikation in Form der
Umweltberichterstattung und liefert keine wirkliche Integration in das
herkömmliche Rechnungswesen. Positiv in Erscheinung treten hingegen die
Steigerung der Kostentransparenz, die Identifizierung von Einsparpoten-
tialen zur ökologischen Optimierung und die Erhöhung der Preisakzeptanz
durch den Endkunden durch entsprechende Kommunikation.
(3.6) Nachhaltigkeitskostenrechnung
Die Nachhaltigkeitskostenrechnung nach Jasch et al. (Jasch et al. 2005, S.
20) umfasst interne und externe Kosten. Die Quantifizierung der externen
Kosten basiert auf existierenden Datensätzen. Einen zusätzlichen Beitrag zur
Monetarisierung liefert das Konzept damit nicht. Neben der ökonomischen
und ökologischen Dimension wird hier auf die Sozialkostenrechnung
zurückgegriffen. Wegen der Komplexität des Ansatzes erscheint eine
praktikable Umsetzung kaum möglich.
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
112
(3.7) Lebenszyklus-orientierte Verfahren
Ein weiteres Kostenrechnungskonzept, das in der Literatur zwar nicht der
Umweltkostenrechnung zugeordnet wird, aber prinzipiell die Internalisie-
rung externer Umwelteffekte ermöglicht, ist das Life Cycle Costing (LCC).
Ziel hierbei ist allerdings weniger die Erfassung und verursachungsgerechte
Verteilung der Kosten der Umweltwirkungen innerhalb des Betriebes, als
vielmehr die Identifikation von Verbesserungs-potentialen eines einzelnen
Produktes über alle aktiv am Lebenszyklus teilhabenden Subjekte. Bilanziert
werden traditionell nicht die Umweltwirkung sondern sämtliche real anfal-
lende Kosten. Als solches dient das Verfahren der Planung, Beurteilung,
Kontrolle und vergleichenden Analyse von Investitionsentscheidungen sowie
der Wirtschaftlichkeit von Produkten. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist
hingegen die betriebsinterne Optimierung der Umweltwirkung, insbeson-
dere in der Produktion. Das Konzept des Life Cycle Costing wird daher nicht
weiter verfolgt.
Die konventionelle Kostenrechnung liefert laut Burschel et al. (Burschel et al.
2004, S. 507) lediglich Informationen für kurzfristige operative Entschei-
dungen. Eine langfristige strategische Planung erfordert jedoch die Einbezie-
hung von externen Kosten. Zwar führt die Internalisierung in der Regel zu
höheren Preisen, kann aus diversen Gründen jedoch als sinnvoll erachtet
werden. Zunächst können auf diese Weise zukünftige Entwicklungen
antizipiert werden, um sich frühzeitig entsprechend zu positionieren. Unter
der Annahme, dass heutige Umweltprobleme in der Zukunft zu erhöhten
Kosten führen, stellt die ökologische Wirkung des betrieblichen Leistungs-
erstellungsprozesses somit ein unternehmerisches Risiko dar. Ebenfalls dient
die Internalisierung von externen Kosten der frühzeitigen Identifikation von
Änderungen der Marktanforderungen. So fordern Stakeholder (z.B. Kunden)
häufig die Substitution gewisser umwelt- oder humantoxischer Substanzen,
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
113
die keiner gesetzlichen Bestimmung unterliegen. Dennoch liefern die
existierenden Ansätze bisher keine ausreichende Grundlage zur Intern-
alisierung der externen Kosten. Dabei gestaltet sich neben dem enormen
Aufwand für die in sämtlichen Ansätzen benötigte Stoffstromanalyse,
insbesondere die Monetarisierung der externen Effekte problematisch. Laut
Burschel et al. (Burschel et al. 2004, S. 508) liegt dies aller-dings weniger in
der Monetarisierung als in der Prognose der Wirkung begründet. In diesem
Zusammenhang stellen Fichter et al. (Fichter et al. 1997, S. 121) fest, dass
die Umweltkostenrechnung für eine weitflächige Nutzung in Firmen noch
erheblichen Forschungsaufwand erfordert.
3.5 Wirkungsrechnung – Ökobilanzierung
Obwohl aus betriebswirtschaftlicher Sicht im Bereich des Öko-Controlling
eine Reihe von Ansätzen zur Internalisierung externer Umwelteffekte
präsentiert wurde, hat sich die Ökobilanzierung insbesondere aus natur- und
ingenieurwissenschaftlicher Perspektive als Instrument in Forschung und
Industrie durchgesetzt. In erster Linie werden bei der Anwendung dieser
Methode zwei Möglichkeiten unterschieden. Eine beschreibende Ökobilanz
hat das Ziel, sämtliche durch ein bestimmtes Gut oder eine bestimmte
Handlung hervorgerufene Umwelteinflüsse verursachungsgerecht dar-
zustellen. Eine entscheidungsorientierte Untersuchung zielt hingegen auf
den Vergleich zweier oder mehrerer Alternativen ab (Frischknecht 2013, S.
16). Ihr Zweck ist also die Darstellung von Zu- und Abnahmen einer oder
mehrerer Umweltbelastungen verschiedener Optionen. Im Folgenden wird
das Vorgehen der Methode skizziert und verschiedene für die vorliegende
Arbeit relevante Ansätze der Wirkabschätzung vorgestellt. Die artverwandte
Methode der Produktlinienanalyse wird hingegen nicht weiter betrachtet, da
sie im Vergleich zur Ökobilanzierung keinen signifikanten Mehrwert im
Rahmen der vorliegenden Arbeit verspricht.
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
114
3.5.1 Vorgehensweise
Die Auswirkungen von Produkten und deren Herstellung auf ihre
Umsysteme sind vielfältig. In der Literatur werden in der Regel die
Dimensionen natürliche Umwelt, menschliche Gesundheit und Ressourcen
betrachtet. Als Instrument zur Erfassung und Bewertung der Umweltaus-
wirkungen von Produkten und Prozessen über ihren Lebensweg hat sich die
Ökobilanzierung (engl. Life Cycle Assessment) etabliert. In Unternehmen
dient sie heute der Vorbereitung und Unterstützung von umweltrelevanten
Entscheidungen (Finnveden et al. 2009, S. 1 ff; Guinée et al. 2011, S. 90 ff).
Erste Ansätze sind zwar bereits in den 1880er Jahren zu finden, als direkter
Vorläufer der Ökobilanzierung gilt in den 1960er allerdings die Resource
Environmental Profile Analysis (REPA – dt. in etwa Ressourcen Umwelt Profil
Analyse) (Horne et al. 2009, S. 2; Klöpffer et al. 2009, S. 7). Nach Fallstudien
bei Coca Cola veröffentlichen die US EPA (US EPA 1974) und das schweizer-
ische Bundesamt für Umweltschutz (BfU 1984) erste Studien unter der
Bezeichnung Ökobilanz. Klöpffer et al. (Klöpffer et al. 2009, S. 9) zufolge
wurde die Verbreitung der Methode in der Folge insbesondere durch die
Arbeiten der Society for Environmental Toxicology and Chemistry (SETAC)
gefördert. Seit dem Jahr 2006 ist die Ökobilanzierung international genormt
(DIN 2006; DIN 2009). Gegenstand einer Ökobilanz-Untersuchung sind alle
während der Produktion, Verwendung und Entsorgung entstehenden
Elementarflüsse, d.h. alle Stoff- und Energieflüsse, die einem System zu oder
abgeführt werden. Eine Ökobilanz besteht laut DIN EN ISO 14040 und
14044 (DIN 2006; DIN 2009) aus vier Phasen: [1] Zieldefinition und Festle-
gung des Untersuchungsrahmens, [2] Sachbilanzierung, [3] Wirkabschätz-
ung und [4] Auswertung. Bei der Planung und Erstellung einer Ökobilanz gilt
es gemäß der DIN EN ISO 14040 (DIN 2009) folgende sieben Grundsätze zu
beachten:
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
115
1. Systematische Lebenswegbetrachtung – von der Rohstoffextraktion bis
zur endgültigen Beseitigung.
2. Umweltbezogene Orientierung – keine Beachtung ökonomischer und
sozialer Aspekte.
3. Relative Herangehensweise – Bezug auf funktionelle Einheit.
4. Iteratives Vorgehen – Ergebnisse der vorherigen Phasen liefern Basis für
nachfolgende Phasen.
5. Transparenz – offene und umfassende Abbildung von Informationen.
6. Ganzheitlichkeit – Betrachtung der Aspekte natürliche Umwelt,
menschliche Gesundheit und Ressourcen sowie die Wechselwirkung
zwischen diesen.
7. Priorität des wissenschaftlichen Ansatzes – Entscheidungen im Rahmen
der Ökobilanzierung vorzugsweise auf Basis naturwissenschaftlicher
Erkenntnisse treffen.
Die nachfolgenden Abschnitte beschreiben das Vorgehen zur Erstellung
einer Ökobilanz im Detail und diskutieren Instrumente zur Unterstützung.
(1) Zieldefinition und Festlegung des Untersuchungsrahmens
Die Ergebnisse einer Ökobilanz gründen in hohem Maße auf die Definition
des Ziels und der Wahl des Untersuchungsrahmens. Als Ziel einer Ökobilanz
bietet sich z.B. der Vergleich zweier Produktalternativen an. Laut Klöpffer et
al. (Klöpffer et al. 2009, S. 27) enthält die Definition des Ziels den Anwen-
dungsbereich des zu untersuchenden Mediums sowie den Grund und die
Zielgruppe der Studie. Tiefe und Genauigkeit der Untersuchung orientieren
sich in der Folge an der Zieldefinition. Die Europäische Kommission (EC
2010a, S. 3) erachtet die Ökobilanz in drei Fällen für zielführend. Die
Entscheidungsunterstützung auf Mikro-Ebene fokussiert auf produkt-
relevante Fragestellungen, die sich ausnahmslos innerhalb der Entschei-
dungsbefugnis des Auftraggebers befinden. Dient die Ökobilanz-Studie
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
116
hingegen der Entscheidungsunterstützung auf Meso- bzw. Makro-Ebene, ist
die Systemgrenze vergleichsweise umfangreich. Dabei können Handlungen
Konsequenzen auch außerhalb des Entscheidungsraums von Befugten nach
sich ziehen. Außerdem kann eine Ökobilanz-Studie eine rein deskriptive
Funktion erfüllen. Die Europäische Kommission (EC 2010c, S. 4; EC 2010a,
S. 21) unterscheidet des Weiteren zwischen konsequenzorientierten (engl.
consequential) und attributiven (engl.: attributional) Analysen. Während
konsequenzorientierte Studien die Auswirkungen einer Entscheidung auf
Makroebene analysieren, ermitteln attributive Ökobilanzen sämtliche Aus-
wirkungen eines einzelnen Untersuchungsgegenstandes innerhalb eines
bestimmten Zeitraums.
Im Anschluss an die Zieldefinition wird der Untersuchungsrahmen fest-
gelegt. Gemäß der DIN EN ISO 14040 (DIN 2009) enthält dieser Schritt eine
Beschreibung des zu untersuchenden Systems sowie der Darstellung seiner
Funktionen, die Festlegung einer funktionellen Einheit, der Systemgrenzen,
die Allokation, die Wahl der Wirkungskategorien sowie die Wahl der
einzusetzenden Auswertung. Weitere Aspekte, die den Untersuchungs-
rahmen beeinflussen, sind die Anforderungen an die Datentiefe und
-qualität, die Art der kritischen Prüfung, die Form des Berichtes sowie eine
Aufstellung der Annahmen und Einschränkungen.
Da Systeme in der Regel eine Vielzahl von Funktionen haben können, gilt es
zunächst, den zu untersuchenden Zweck zu bestimmen. Ausgedrückt wird
dieser durch die funktionelle Einheit. Diese beschreibt einen oder mehrere
charakteristische Leistungskennwerte des zu analysierenden Systems, die als
Referenz der Untersuchung dienen. Eine funktionelle Einheit kann z.B. die
Abfüllung eines halben Liter Limonade sein. Alle stofflichen und energe-
tischen Ein- und Austrittsgrößen werden in der Folge auf diese Referenz
bezogen. Zur Erfüllung der zuvor definierten Funktion ist eine gewisse
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
117
Menge an Output eines Systems nötig. Diese werden im Referenzfluss
zusammengefasst, z.B. als Menge eines Kabels eines speziellen Materials zur
Gewährleistung der Übertragung der zuvor festgelegten Menge an elek-
trischer Energie.
Außerdem gilt es in dieser Phase, die Grenzen des zu analysierenden
Systems zu umreißen. Ziel hierbei ist es festzulegen, welche Prozessmodule
in der Untersuchung enthalten sind. Die DIN EN ISO 14040 (DIN 2009)
schlägt vor, die Systemgrenze so zu wählen, dass über die gesetzte Trenn-
linie ausschließlich Elementarströme fließen. Als Grundlage des System-
verständnisses dient hierbei das in Kapitel 2 dargestellte Modell der Öko-
logie in Anlehnung an die Europäische Kommission (EC 2010a, S. 99).
Schlussendlich werden in dieser Phase die Anforderungen an die Daten-
qualität festgelegt. Charakteristische Merkmale der Datenqualität sind u.a.
der zeitbezogene, geographische und technologische Erfassungsbereich
sowie die Vollständigkeit, Konsistenz, Vergleichbarkeit und Unsicherheit.
Ergänzend können im Fall von Mehrproduktsystemen geeignete Allo-
kationsverfahren vereinbart werden, um eine zweckmäßige Verteilung der
anfallenden Umweltwirkungen auf einzelne Produkte zu realisieren.
(2) Sachbilanzierung
Die Sachbilanz (engl. Life Cycle Inventory Analysis - LCI) dient der Quanti-
fizierung relevanter Stoff- und Energieflüsse durch Datenerhebung und/oder
dem Einsatz geeigneter Berechnungsverfahren in Bezug auf das betrachtete
System (EC 2010c, S. 39). Die Gegenüberstellung der Input- und Output-
Ströme bildet die Grundlage für die Wirkabschätzung. Klöpffer et al.
(Klöpffer et al. 2009, S. 63) zufolge stellt diese Phase der Ökobilanz eine
vereinfachte lineare Systemanalyse dar. Nach der Festlegung von Ziel und
Untersuchungsrahmen erfolgt zunächst die Datenerhebung. Hierzu wird ein
Modell erarbeitet, um das Gesamtsystem in Teilschritte (Prozessmodule) zu
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
118
untergliedern. Für jedes Prozessmodul sind daraufhin die relevanten quanti-
tativen Daten, im Sinne von Eingangs- und Ausgangsströmen, zu erheben
und für das Gesamtsystem zu aggregieren. Gemäß der DIN EN ISO 14044
(DIN 2009) können die zu erhebenden Daten in vier Klassen aufgeteilt
werden:
(1) Energie-, Rohstoff-, Betriebsstoff- und andere physikalische Inputs;
(2) Produkte, Koppelprodukte und Abfall;
(3) Emissionen in Luft, Wasser und Boden sowie
(4) weitere Umweltaspekte.
Die Datenerhebung kann prinzipiell durch Messung, Berechnung oder
Schätzung (intern) erfolgen oder von spezialisierten Datenquellen (extern)
bezogen werden. In der Regel werden die Anforderungen an das Vorgehen
der Datensammlung durch die Definition des Vorder- und Hintergrund-
systems determiniert. Während für das Hintergrundsystem oftmals allge-
meingültige Daten auf Basis einer Datenbankrecherche genügen, sollten die
Daten des Vordergrundsystems vornehmlich auf einer gezielten Messung,
Berechnung oder der Einschätzung von Experten beruhen. Für eine externe
Datensammlung existieren diverse Datenbanken. In erster Linie werden diese
durch nationale und internationale Institutionen zur Verfügung gestellt.
Beispielhaft kann hier die gebührenfreie ProBas-Datenbanken (UBA 2016)
angeführt werden. Weitere Datenbanken werden durch Industrieverbände
zur Verfügung gestellt (z.B. PlasticsEurope, World Steel Association).
Außerdem existieren eine Reihe kostenpflichtiger Systeme (GaBi, ecoinvent,
etc.).
Im nächsten Schritt erfolgt die Datenberechnung. Dabei wird im Sinne einer
Validierung der Nachweis erbracht, dass den Anforderungen an die Daten-
qualität genüge getan wurde. Die DIN EN ISO 14044 (DIN 2006) empfiehlt
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
119
hierzu Massen- und Energiebilanzen oder andere vergleichende Unter-
suchungen, z.B. von Emissionsfaktoren. Prinzipiell stehen für die Sach-
bilanzierung verschiedene Instrumente zur Berechnung und Visualisierung
zur Verfügung. Für die Berechnung finden sich in der Literatur in erster Linie
die prozessorientierte und ökonomische Input-Output-Analyse sowie die
hybride Sachbilanz. Als Instrumente zur Visualisierung dienen hier Fließbilder
(z.B. Material- und Energieflussbild, Sankey-Diagramm). Abhängigkeiten
zwischen Input- und Output-Flüssen bzw. zwischen einzelnen Prozess-
modulen werden in der Regel mit Hilfe von Quotienten oder Matrizen
abgebildet (Suh et al. 2005, S. 687 ff). Zu jeder Zeit muss der Bezug zum
Prozessmodul und der funktionellen Einheit sichergestellt sein. Möglich ist
an dieser Stelle auch eine iterative Anpassung der Systemgrenze, z.B. um
unwichtige Bestandteile aus der Analyse zu exkludieren. Die bis zu diesem
Zeitpunkt erhobenen Daten sind rein quantitativer Natur und enthalten
keine Wertung.
(3) Wirkungsabschätzung
Die dritte Phase der Ökobilanzierung dient laut Klöpffer et al. (Klöpffer et al.
2009, S. 195) der Erfassung der Umwelteinflüsse und –wirkungen des
untersuchten Systems. Grundlage der Wirkungsabschätzung (engl. Life
Cycle Inventory Assessment – LCIA) sind die in der Sachbilanz ermittelten
Daten. Die DIN EN ISO 14044 (DIN 2006) unterteilt diese Phase in verbind-
liche und optionale Bestandteile. Verbindlich sind zunächst die Auswahl von
Wirkungskategorien, Wirkungsindikatoren und Charakterisierungsmodellen
sowie die Zuordnung der Sachbilanzergebnisse (Klassifizierung) und die
Berechnung der Wirkungsindikatorwerte (Charakterisierung). Nach Belieben
wählbar sind daraufhin Normierung, Ordnung, Gewichtung und Analyse der
Datenqualität. Die nachfolgenden Abschnitte skizzieren das allgemeine
Vorgehen in dieser Phase der Ökobilanzierung.
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
120
Zunächst sind die Wirkungskategorien zu identifizieren. Die DIN EN ISO
14044 (DIN 2006) definiert eine Wirkungskategorie als eine, für ein
bestimmtes Umweltthema repräsentative Gruppe, der die Ergebnisse der
Sachbilanz zugeordnet werden können. Beispiele für Wirkungskategorien
sind die Klimaänderung oder die Versauerung. Keine der Ökobilanz-Normen
(DIN 2006; DIN 2009) gibt eine feste Liste an Wirkungsindikatoren vor. Die
Definition obliegt dem Anwender. Zur quantitativen Darstellung der
Wirkungskategorien sind berechenbare Indikatoren erforderlich. Ein Wirk-
ungsindikator ist in dem Beispiel der Klimaänderung die Verstärkung der
Infrarotstrahlung. Treibende Kraft hinter der Verstärkung der Infrarot-
strahlung ist die Menge von Treibhausgasen in der Atmosphäre und deren
jeweiliger Beitrag zur Klimaänderung. Hierzu existieren verschiedene
Charakterisierungsmodelle. Im Beispiel der Klimaänderung wird zumeist das
in Tab 36 in Anhang 3 aufgeführte 100 Jahre-Erderwärmungsszenario
„Baseline“ des IPCC herangezogen. Die Sachbilanzergebnisse (hier: Menge
an ausgestoßenen Treibhausgasen), die sog. Elementarflüsse, werden mit
Hilfe der Charakterisierungsfaktoren1 aus dem IPCC-Szenario (GWP100) zu
einem Wirkungsindikatorwert (kg CO2-Äquivalent) aggregiert. Die
Zuordnung der Sachbilanzergebnisse zu den entsprechenden Wirkkate-
gorien wird auch als Klassifizierung bezeichnet. Hierbei ist es prinzipiell
möglich, dass einzelne Ergebnisse der Sachbilanz mehreren Wirkungs-
kategorien zugewiesen werden. Die Charakterisierung bezeichnet laut DIN
EN ISO 14044 (DIN 2006) hingegen eine Berechnung der Indikatorwerte. In
einem letzten Schritt werden die Wirkungskategorien den Wirkungsend-
punkten bzw. Schadenskategorien zugeordnet. Die Europäische Kommission
(EC 2010b, S. 3) unterscheidet hierbei die Bereiche menschliche Gesundheit,
1 Die ISO 14044 definiert einen Charakterisierungsfaktor als Rechengröße, die eine Transformation von Sachbilanzergebnissen in die aggregierte Form eines Wirkungsindikators ermöglicht. Eine alternative in der Literatur verbreitete Bezeichnung lautet Äquivalenzfaktor. Grundlage sollte immer ein wissenschaftlich dokumentiertes Charakterisierungsmodell sein.
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
121
natürliche Umwelt und Ressourcen. Abb. 3.9 fasst das Vorgehen der Wirk-
ungsabschätzung in Anlehnung an die Europäische Kommission (EC 2010b,
S. 3) zusammen.
Abb. 3.9 Struktur der Wirkungskategorien für die Charakterisierung auf Midpoint- und
Endpoint-Ebene in Anlehnung an die Europäische Kommission (EC 2010b, S. 3)
Die optionalen Schritte Normierung, Ordnung, Gewichtung und Analyse der
Datenqualität können im Anschluss ausgeführt werden. Es bleibt dem
Anwender überlassen, ob alle oder lediglich einzelne optionale Elemente
zusätzlich zur Anwendung kommen. Die Normierung beschreibt eine
Zusammenfassung der Wirkungsindikatorwerte durch Bezug auf einen
charakteristischen Referenzwert. Als Referenz eignen sich laut Klöpffer et al.
(Klöpffer et al. 2009, S. 208) in erster Linie regionale, nationale oder inter-
nationale Werte. Miehe et al. (Miehe et al. 2016) zeigen dies beispielhaft
anhand des Umsatzes eines Unternehmens und seiner Branche auf. Dieser
Schritt bietet sich zwar an, um die Vielzahl an Ergebnisdaten einer Öko-
bilanzstudie zu bündeln und Entscheidungen in Unternehmen ggfs.
effektiver zu unterstützen, dennoch besteht die Gefahr, dass die Kerner-
gebnisse verfälscht werden. Charakteristisch für die Ordnung ist hingegen
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
122
die Sortierung und eventuelle Rangbildung der Wirkungskategorien, z.B.
anhand einer nominalen Skala oder vorgegebenen Hierarchie. Weiterhin
können die Indikatorwerte verschiedener Wirkungskategorien zusammen-
gefasst und unterschiedlich gewichtet werden. Die Gewichtung hat Klöpffer
et al. (Klöpffer et al. 2009, S. 215) zufolge eine relativierende Funktion. Da
die oben diskutierten optionalen Schritte auf Werthaltung beruhen und in
der Regel nicht durch wissenschaftliche Erkenntnisse belegt sind, können als
Folge der subjektiven Entscheidungen stark voneinander abweichende
Ergebnisse auftreten. Nicht zuletzt kann die Analyse der Datenqualität ein
Bestandteil einer Ökobilanz-Studie sein. Hierzu listet die DIN EN ISO 14044
(DIN 2006) verschiedene mögliche Methoden: Schwerpunktanalyse,
Fehlerabschätzung und Sensitivitätsanalyse.
(4) Auswertung
Die letzte Phase einer Ökobilanz-Studie zielt auf eine anschauliche Aufbe-
reitung der Ergebnisse und die Ableitung von Handlungsempfehlungen ab.
Die Auswertung besteht aus mehreren Bestandteilen. Gemäß der DIN EN
ISO 14044 (DIN 2006) sollten zunächst diejenigen Parameter lokalisiert
werden, die für signifikante Auswirkungen verantwortlich sind. Daraufhin
sind Vollständigkeits-, Sensitivitäts- und Konsistenzprüfung durchzuführen.
Nicht zuletzt sollten Schlussfolgerungen, Einschränkungen und Handlungs-
empfehlungen abgeleitet werden, um dem Ziel und dem Untersuchungs-
rahmen der Studie gerecht zu werden.
3.5.2 Methoden und Ansätze
Nachdem im vorangegangenen Abschnitt die Grundlagen der Ökobilan-
zierung skizziert wurden, fasst dieser Abschnitt einige zentrale Methoden
zur Wirkungsabschätzung zusammen, die für das weitere Verständnis der
Arbeit wichtig sind.
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
123
In der Literatur existieren diverse Instrumente zur Abschätzung der Umwelt-
wirkung im Rahmen einer Ökobilanz-Studie. Unterschieden werden hier in
der Regel wirkungs- und schadensorientierte Verfahren. Erstere ermitteln
Resultate für Midpoint-Kategorien, während letztere Ergebnisse für End-
point-Kategorien liefern. Als weiteres Unterscheidungsmerkmal bietet sich
hier die Maßeinheit der Ergebnisse an. Diese kann in monetär und physisch
gegliedert werden. Tab 9 stellt eine Klassifizierung existierender Verfahren
anhand der oben vorgeschlagenen Systematik vor.
Tab 9 Klassifizierung ausgewählter Verfahren zur Wirkungsabschätzung im Rahmen einer
Ökobilanz-Studie
Physisch Monetär
Wirkungs-orientiert
Kritische Volumina Kumulierter Energieaufwand Ecological, Carbon und/oder
Water Footprint CML TRACI EDIP 2003 Materialintensität pro
Serviceeinheit (MIPS)
Vermeidungskostenansatz(z.B. Eco Costs 99)
Schadens-orientiert
ReCiPe EcoIndicator 99 Impact 2002+ Methode ökologischer
Knappheit JEPIX LUCAS
Schadenskostenansatz(z.B. EPS)
An dieser Stelle kann nicht auf jedes Verfahren im Einzelnen eingegangen
werden. Aufgrund ihrer spezifischen Bedeutung für die vorliegende Arbeit
werden daher einzig die CML- Methode, der EcoCosts99-Ansatz und die
Methode der ökologischen Knappheit kurz beschrieben.
(1) CML-Methode
Die CML-Methode stellt heute eines der verbreitetsten Verfahren zur Wirk-
ungsabschätzung dar. Dieser physisch-wirkungsorientierte Ansatz geht in
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
124
erster Linie auf die Arbeiten von Heijungs und Guinée zurück (Heijungs
1992; Guinée et al. 2001; Guinée 2004). Charakteristisches Merkmal des
am Centrum voor Milieukunde (CML) der Universität Leiden entwickelten
Konzepts ist die Aggregation der Sachbilanzdaten innerhalb einzelner
Wirkkategorien mit Hilfe von Äquivalenzfaktoren (z.B. CO2e, SO2e). Grund-
lage hierfür ist eine vordefinierte Zuordnung der Sachbilanzergebnisse zu
den neun Problemfeldern der Umweltwirkung:
1. Treibhauseffekt (Treibhauspotential, GWP)
2. Erschöpfung abiotischer Ressourcen (Abiotic Depletion Factor,
ADF)
3. Stratosphärischer Ozonabbau (Ozon Depletion Potential, ODP)
4. Bildung von Photooxidantien (Photochemical Ozone Creation
Potential, POCP)
5. Aquatische Ökotoxizität (Ecological Classification Factor for
Aquatic Ecosystems, ECA)
6. Terrestrische Ökotoxizität (Ecological Classification Factor for
Terrestrial Ecosystems, ECT)
7. Humantoxizität (Human Toxicological Classification Factor, HC)
8. Versauerung (Acidification Potential, AP)
9. Eutrophierung (Nutrification Potential, NP)
Die vorliegende Arbeit greift das Konzept der Äquivalenzfaktoren auf und
orientiert sich an dem von Heijungs und Guinée (Heijungs 1992; Guinée et
al. 2001; Guinée 2004) dargelegten Vorgehen.
(2) Eco-Costs99-Ansatz
Der EcoCosts99-Ansatz geht auf die Arbeiten von Vogtländer et al.
(Vogtländer et al. 2000; Vogtländer et al. 2001) zurück und dient als
Erweiterung des Äquivalenzziffernkonzepts im Hinblick auf die Quanti-
fizierung externer Kosten. Zu diesem Zweck präsentieren Vogtländer et al.
Konzepte des betrieblichen Rechnungswesens
125
(Vogtländer et al. 2000; Vogtländer et al. 2001) Kostenfaktoren für
ausgewählte Wirkkategorien (u.a. Klimaänderung, Luftverschmutzung,
Eurtophierung, Versauerung) auf Basis des Vermeidungskostenansatzes.
Angestrebt wird eine Zuordnung der Kostenfaktoren zu den Midpoint-
Ergebnissen der Wirkabschätzung auf der Basis von Äquivalenzfaktoren. Ein
artverwandtes, wenn auch auf den willingness-to-pay/-sell-Ansätzen der
Schadenskostenkalkulation basierendes, Verfahren präsentieren Andensam
et al. (Adensam et al. 2002, S. 8–68). Zwar wird die hier genutzte Form der
Monetarisierung (Vermeidungskosten, willingness-to-pay/-sell) in der
vorliegenden Arbeit abgelehnt, der Zweck der Ansätze dient jedoch als
Muster für Teile des in dieser Arbeit ausgeführten Konzepts.
(3) Methode der ökologischen Knappheit
Ein weiteres, für die vorliegende Arbeit in Teilen als Muster dienliches,
Konzept ist die Methode der ökologischen Knappheit, die die Umwelt-
wirkung anhand gesellschaftlich akzeptierter Zielzustände (hier Umweltziele
einer Region) messbar zu machen sucht (Frischknecht et al. 2009, S. 22–23).
Während die übrigen Bestandteile des Ansatzes für die vorliegende Arbeit
irrelevant sind, ist eben jene Orientierung an präferierten Umweltkonsti-
tutionen ein wesentlicher Aspekt des in dieser Arbeit ausgeführten
Konzepts.
126
4 Aussagegehalt existierender Ansätze
Nachdem in den vorangegangenen Kapiteln die Terminologie und die
Grundlagen des betrieblichen Rechnungswesens erörtert wurden, unter-
sucht dieses Kapitel die Eignung der oben vorgestellten Ansätze im Hinblick
auf die einleitend formulierten Forschungsfragen. Zu diesem Zweck wird in
einem ersten Schritt eine theoretische Substantiierung der nachhaltigen
Wertschöpfung produktionstechnischer Handlungen anhand eines Resü-
mees erarbeitet. In einem weiteren Schritt werden Anforderungen an die zu
entwickelnde Methodik definiert. Nicht zuletzt wird der Aussagegehalt der
vorliegenden Ansätze des betrieblichen Rechnungswesens per Gegenüber-
stellung mit den methodischen Anforderungen überprüft.
4.1 Theoretische Basis
Die Bewertung von Handlungsoptionen gründet entscheidend auf den
Wertvorstellungen des Beurteilenden, die sich in der Menschheitsgeschichte
als einen konstant dynamischen Prozess erwiesen haben. Die Frage, welche
Eigenschaften des beurteilten Subjekts als wertvoll erachtet werden,
beschäftigt die Wissenschaft seit ihren Anfängen. Exponiert haben sich in
diesem Kontext die Moralethik und Religion, die im Kern nach der „golden-
en Regel“ des Handelns suchen. Dabei stellt insbesondere Kant (Kant 1986;
Kant 1990) fest, dass moralisches Handeln stets einer kategorischen Maxime
zu folgen hat. Der Wert einer Handlung entsteht demnach nicht aus einem
subjektiven Empfinden (hypothetische Auslegung) sondern in der Annäher-
ung an ein gesellschaftliches Gleichgewicht. Wurde moralisches Handeln
von sämtlichen Vertretern der Moralethik bis in die Neuzeit ausschließlich im
Hier und Jetzt determiniert, tritt Jonas (Jonas 1993) im Zuge der immer
häufiger zutage tretenden Schädigungen an ökologischer und sozialer
Umwelt für eine Erweiterung des Betrachtungs-raums ein. Ausschließlich in
Bezug auf den aktuellen Kenntnisstand vernünftig zu handeln, taugt nicht
Aussagegehalt existierender Ansätze
127
länger als Maßgabe. Entscheidend für den Wert einer Handlung sind
gleichermaßen die möglichen unmittelbaren und zukünftigen Folgen, die es
zu antizipieren und in der Entscheidung zu berücksichtigen gilt.
Das Handeln einer Gruppe von Individuen in einem abgesteckten sozio-
technischen System (Unternehmen) spiegelt in vielerlei Hinsicht die Wertvor-
stellungen der Gesellschaft wider, wenn auch mit einer gewissen zeitlichen
Verzögerung. Die Beurteilung der betrieblichen Leistungserstellung basiert
auch heute noch häufig auf den Arbeiten der frühen Ökonomen um Smith
(Smith 2010; Smith 2013), die den Gedanken eines unbegrenzt exponen-
tiellen Wachstums postulierten. Zur Beschreibung der ökonomischen Wert-
bildung werden die objektiven und subjektiven Werttheorien unterschieden.
Während erstere nach dem realen Wert einer ökonomischen Handlung
sucht, fokussiert letztere auf den individuellen Wert, der einem Gut beige-
messen wird. Die Bewertung der Leistungserstellung in produzierenden
Unternehmen basiert heute nahezu ausschließlich auf der Grenznutzen-
theorie, einem Vertreter der subjektiven Werttheorien. Diese hypothetische
Auslegung der Wertbildung ist Kant (Kant 1986; Kant 1990) zufolge abzu-
lehnen. Durch ihren ausschließlichen Fokus auf den von einem Individuum
einer betriebswirtschaftlichen Leistung beigemessenen Wert, werden
essentielle Aspekte, die ebenjenes Individuum nicht bzw. nicht augen-
blicklich betreffen, vollständig vernachlässigt. Der von Jonas (Jonas 1993)
postulierten Antizipation unmittelbarer und zukünftiger Folgen wird in den
subjektiven Werttheorien somit keine Bedeutung beigemessen. Im Kontext
der Inanspruchnahme der Umwelt übersehen Unternehmen dabei häufig
den Selbstzweck der Folgenabschätzung. Unter der Annahme, dass die
Umweltbelastung von heute morgen einen regulatorischen Eingriff gebietet,
stellen Handlungsfolgen an der ökonomisch-ökologischen Schnittstelle stets
ein Unternehmensrisiko dar. Zwar kann die Beachtung der Ökologie im
produktionstechnischen Umfeld kurzfristig einen Zielkonflikt darstellen,
Aussagegehalt existierender Ansätze
128
langfristig ist jedoch jedes produzierende Unternehmen auf natürliche
Ressourcen angewiesen (Ressourcenabhängigkeitstheorie). Auf lange Sicht
stellt sich also eine systeminhärente Zielkompatibilität ein. Diese gilt es für
Unternehmen zu identifizieren und in Form einer Folgenabschätzung in die
Beurteilung der Leistungserstellung zu integrieren. Hierzu ist eine Objekti-
vierung des Wertverständnisses einer produktionstechnischen Handlung
notwendig.
Eine Erweiterung der rein ökonomischen um eine ökologische Sichtweise
liegt mit dem Nachhaltigkeitskonzept partiell vor. Obgleich der Ansatz mit
der Betonung von inter- und intragenerativer Gerechtigkeit die immanente
Herausforderung der Neuzeit zutage fördert, stellt seine vage Ausformu-
lierung eine schwerlich zu überwindende Hürde der Umsetzung dar. Fraglich
bleibt in diesem Kontext insbesondere die Legitimationsbedingungen eines
Transfers von Natur-, Human- und Sachkapital. Zweifellos lässt die Definition
der Brundtland-Kommission (Brundtland 1987) jedoch den Schluss zu, dass
ein produzierendes Unternehmen für die zu verantwortenden Schädigungen
an der Natur aufzukommen hat. Diese Auffassung impliziert allerdings, dass
der Wert des Ökosystems quantitativ vorliegt. Da es sich bei dem Wert-
begriff jedoch um ein geistiges Konstrukt vernunftbegabter Wesen handelt,
kann die Natur aus sich selbst heraus keinen Wert (z.B. in Form eines
erwünschten Zustands) artikulieren. Der Wert der natürlichen Umwelt kann
also einzig aus Sicht der Menschheit bestimmt werden. Selbst wenn in
diesem Zuge dem Ökosystem kein Existenzrecht aus sich selbst zugestanden
wird, ist es für die Menschheit zweckmäßig die produktive Kapazität der
Natur als Grundlage allen Lebens zu erhalten (Ressourcenabhängigkeits-
theorie). Der Wert des Ökosystems hat sich also an spezifischen Zielzu-
ständen zu orientieren. Infrage kommen hierfür in erster Linie der Zustand
vor der ersten industriellen Revolution, die planetarischen Grenzen oder
gesellschaftlich akzeptierte Zielzustände. Ist der Wert der Umwelt bekannt,
Aussagegehalt existierender Ansätze
129
ist eine unmittelbare Zuordnung zu den betriebsinternen Verbräuchen
sicherzustellen. Infolge der Vielzahl unterschiedlicher Maßgrößen der
betrieblichen Konsumption und ökologischen Wirkung verbleibt alleine eine
pekuniäre Größe als Referenz für eine rationale Beurteilung produktions-
technischer Handlungen an der ökonomisch-ökologischen Schnittstelle. Zu
diesem Zweck wird unten die nachhaltige Wertschöpfung als objektives
Maß der Leistungserstellung eingeführt.
4.2 Anforderungen an die Methodik
Auf dem Fundament der theoretischen Substantiierung wird in diesem
Abschnitt der Aussagegehalt verschiedener Ansätze des betrieblichen
Rechnungswesens im Hinblick auf die Quantifizierung der nachhaltigen
Wertschöpfung von Produktionssystemen überprüft. Hierfür werden im
Folgenden Anforderungen an die zu entwickelnde Methodik definiert, die
sich aus der allgemeinen Literatur, der Problemstellung, der Terminologie
und den vorliegenden Ansätzen des betrieblichen Rechnungswesens
ergeben. Generelle Anforderungen an eine Methodik zur Unterstützung von
betrieblichen Entscheidungen sind in erster Linie eine hohe Aussagegenau-
igkeit sowie Reproduzierbarkeit und Vergleichbarkeit der Ergebnisse. Ferner
erfordert eine praxisnahe Lösung die Handhabbarkeit der Methodik für
Unternehmen. Die zentrale Anforderung des Rechnungswesens ist eine
möglichst verursachungsgerechte Verrechnung der pekuniären Maßgrößen.
Die vorangegangenen Abschnitte haben zudem gezeigt, dass eine Methodik
zur Quantifizierung einer nachhaltigen Wertschöpfung in der Produktion auf
einem möglichst objektiven Wertverständnis der Leistungserstellung an der
ökonomisch-ökologischen Schnittstelle, einer definierten Terminologie,
einem erweiterten Systemverständnis und konkreten Prämissen zur Substi-
tuierbarkeit der Kapitalien im Sinne des Nachhaltigkeitskonzepts fußen
sollte. Nicht zuletzt sollten die Ergebnisse Entscheidungsträger zur Opti-
Aussagegehalt existierender Ansätze
130
mierung der Umweltwirkung anregen. Abb. 4.1 fasst die Anforderungen an
die zu entwickelnde Methodik zusammen.
Abb. 4.1 Anforderungen an die zu entwickelnde Methodik
4.3 Auswertung existierender Ansätze
Nachdem im vorangegangen Abschnitt zunächst die Anforderungen an die
zu entwickelnde Methodik bestimmt wurden, prüft dieser Abschnitt die in
Kapitel 3 vorgestellten Ansätze des betrieblichen Rechnungswesens auf
Kongruenz. Die Ziele dieses Abschnitts sind das Aufzeigen von Diskrepanzen
in Theorie und Praxis sowie die Ermittlung derjenigen Aspekte existierender
Methoden, die sich für eine weiterführende Verwendung eignen. Zu diesem
Zweck werden die Konzepte in drei Kategorien (universelle, prozess- und
stofffluss-basierte und spezifisch erweiterte Verfahren) unterschieden.
4.3.1 Universelle Verfahren
Als universelle Verfahren werden in der vorliegenden Arbeit die Wertschöpf-
ungs-, Kosten-Nutzen- und die Kostenrechnung verstanden. Die Methoden
Aussagegehalt existierender Ansätze
131
der Wertschöpfungs- und Kosten-Nutzen-Rechnung stellen eine Möglichkeit
der Gegenüberstellung von Produktionswert und Werteverzehr dar, das in
Teilen dem der vorliegenden Arbeit zugrunde gelegten Verständnis von
objektivierter Wertschöpfung entspricht. Im Gegensatz zur traditionellen
Kostenrechnung ist hierbei insbesondere die Quantifizierung des
Produktionswerts bzw. Nutzens von entscheidender Bedeutung. Der
ökonomische Wert einer Handlung im produktionstechnischen Umfeld
ergibt sich nicht alleine aus dem am Markt zu erzielenden Erlös sondern
beinhaltet alle vom Unternehmen ausgeführten wertsteigernden Leistungen
(z.B. Bestandsänderungen, selbsterstellte Anlagen, Zinsen). Im Gegensatz
zur Kosten- und Erlös-Rechnung werden diese in der Wertschöpfungs-
rechnung berücksichtigt. Im betrieblichen Kontext handelt es sich bei diesem
Konzept um eine gewisse Umverteilung der Kosten. Eine Integration in
bestehende Ansätze des Rechnungswesens ist somit teilweise möglich.
Adaptionen der Methode an der ökonomisch-ökologischen Schnittstelle sind
zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt. Die Anforderungen eines erweiterten
Systemverständnisses, der Nachhaltigkeitsprämissen und der Stimulation der
Öko-Optimierung werden daher nicht erfüllt. Als kohärent in Bezug auf die
zu entwickelnde Methodik sind hingegen die Anforderungen einer hohen
Aussagegenauigkeit, Reproduzierbarkeit und Handhabbarkeit einzustufen.
Das Begriffspaar Kosten-Nutzen wird als Überbegriff für eine Reihe von
Ansätzen verstanden. Kosten-Nutzen-Analyse stellt eine generische
Vorgehensweise zur monetären Abbildung der Vorteilhaftigkeit verschie-
dener Entscheidungsalternativen dar. Anwendung findet sie zumeist im
Kontext von Investitionen und dem Vergleich von Projekten, hauptsächlich
jedoch in makro-ökonomischen Fragen der Umweltpolitik und -wirtschaft.
Während die monetäre Quantifizierung von Kosten und Nutzen im inner-
betrieblichen Kontext häufig auf Erfahrungswerten basiert, beruht die
Aussagegehalt existierender Ansätze
132
Berechnung ebenjener Größen im Stakeholder-Kontext in der Regel auf
grundlegenden einzelfallbezogenen Monetarisierungsansätzen von externen
Effekten, z.B. willingness-to-pay, willingness-to-accept. Da hierzu jeweils ein
intensiver Austausch mit sämtlichen Stakeholdern zu erfolgen hat, kann
diese Form der Monetarisierung von einem Unternehmen nicht für jeden
Einzelfall durchgeführt werden. Die Konzepte weisen für Unternehmen
daher im Kontext der nachhaltigen Wertschöpfung eine mäßige Aussage-
fähigkeit und Handhabbarkeit auf. Dem nachweislichen Vorliegen von
erweiterten makro-ökonomischen Konzepten wird zumindest teilweise ein
Systemverständnis der wechselseitigen Beziehungen an der ökonomisch-
ökologischen Schnittstelle vorausgesetzt. Konkrete Prämissen zur nach-
haltigen Substituierbarkeit sind jedoch nicht bekannt. Weitere Konzepte, die
in der vorliegenden Arbeit nicht weiter betrachtet werden, sind die Nutz-
wert- und Kosten-Wirksamkeits-Analyse.
Das klassische Verfahren des betrieblichen Rechnungswesens ist die
Kostenrechnung. In ihrer allgemeinen Form ist sie in die Teilbereiche
Kostenarten, -stellen und –träger unterteilt. Je Stufe kommen unter-
schiedliche Systeme zum Einsatz (z.B. Divisions-, Zuschlags-, Kuppel-
kalkulation). In diesem Sinne gibt die Kostenrechnung die bestehenden
Ansätze, die es zu adaptieren gilt, vor. Im allgemeinen betriebsinternen
Kontext haben die hier genutzen Ansätze ein hohes Maß an Aussage-
genauigkeit, Reproduzierbarkeit und Handhabbarkeit erreicht. Ebenso wird
in Bezug auf das Betriebsinnere eine verursachungsgerechte Allokation
sichergestellt. Das zumeist implizierte Verständnis des Produktionswerts als
generierbaren Erlös wird in der vorliegenden Arbeit jedoch als unzureichend
abgelehnt. Im Kontext der nachhaltigen Wertschöpfung ist ferner zu
bemängeln, dass das Systemverständnis ein ausschließlich nach innen
gerichtetes ist. Entsprechend liegen keine Nachhaltigkeitsprämissen vor. Die
Aussagegehalt existierender Ansätze
133
Verwendung der Konzepte der traditionellen Kostenrechnung wirkt dem-
nach nicht stimulierend auf die Verbesserung der Inanspruchnahme der
Umwelt.
4.3.2 Prozess- und stofffluss-orientierte Verfahren
Als Prozess- und Stofffluss-orientierten Verfahren werden in der vorliegen-
den Arbeit das Activity Based Costing sowie die Prozess-, Stofffluss- und
Reststoffkostenrechnung verstanden. Die Ansätze stellen Weiterentwick-
lungen der traditionellen Kostenrechnung in Bezug auf konkret auftretende
Fragestellungen dar. Im Fall des Activity Based Costing nach Cooper et al.
(Cooper et al. 1988) und der Prozesskostenrechnung nach Horvath (Horváth
2011) ist es die verursachungsgerechte Allokation des kontinuierlich
steigenden Gemeinkostenanteils. Maßgebend für die Entwicklung der
Stofffluss- und Reststoffkostenrechnung u.a. nach Fischer (Fischer 1998),
Wagner et al. (Wagner et al. 1999), Strobel et al. (Strobel et al. 2001), Jasch
(Jasch 2009), Stürznickel et al. (Stürznickel et al. 2012) und Nertinger
(Nertinger 2015) ist die omnipräsente Effizienzdebatte, insbesondere im
Kontext der Umweltwirkung.
Sowohl das Activity Based Costing als auch die Prozesskostenrechnung
verfügen über eine, insbesondere gegenüber Verfahren der klassischen
Kostenrechnung, hohe Aussagegenauigkeit. Ebenso können ihre Ergebnisse
als reproduzierbar eingestuft werden. Der Aufwand zur Implementierung
der Ansätze ist im Vergleich zu Verfahren der traditionellen Kostenrechnung
jedoch vergleichsweise hoch. Ihr Einsatz beschränkt sich daher auf spezi-
fische Produktionssysteme. Als Verfahren der reinen Kostenrechnung
quantifizieren die Ansätze lediglich den Werteverzehr. Entsprechend wird
der Produktionswert mit dem Erlös gleichgesetzt. Ein objektiviertes Wert-
verständnis ist den Ansätzen daher nicht zu konstatieren. Auch finden sich
bislang kaum Ansätze für die Integration von Umweltaspekten in die
Aussagegehalt existierender Ansätze
134
prozessorientierten Methoden der Kostenrechnung. Nicht erfüllt sind somit
die Anforderungen an ein erweitertes Systemverständnis, der Ausformulier-
ung von Nachhaltigkeitsprämissen und der Stimulation von entsprechenden
Optimierungsmaßnahmen.
Die stofffluss-orientierten Ansätze umfassen in erster Linie die Stofffluss-
und Reststoffkostenrechnung. Weitere artverwandte Verfahren (u.a.
Materials-Only Costing, Ressourcenkostenrechnung) basieren entweder auf
dem Gedanken der Stoffflussanalyse oder stellen kein Kostenrechnungs-
system im traditionellen Sinn dar. Diese Verfahren werden daher im
Folgenden nicht weiter beachtet. Während die Stoffflusskostenrechnung
den gesamten Weg eines Stoffes, Materials und/oder der Energie vom
Eingang bis zum Ausgang eines Systems zu ermitteln sucht, bilanziert die
Reststoffkostenrechnung lediglich den Reststoffanfall. Beide Verfahren
verfügen über eine hohe Aussagegenauigkeit und liefern reproduzierbare
Ergebnisse. Im Vergleich zu einer vollständigen Stoffstromanalyse ist die
Reststoffkostenrechnung jedoch mit einem erheblich geringeren Aufwand
verbunden. Im Kern betrachten beide Verfahren das Betriebsinnere. Das
Vorliegen vereinzelter Ansätze an der ökonomisch-ökologischen Schnittstelle
setzt zumindest teilweise ein erweitertes Systemverständnis voraus. Infolge
der spezifischen Analyse des stofflichen Verbrauchs stimulieren die Ansätze
die Verbesserung wesentlicher ökologisch relevanter Parameter. Dennoch
tragen die Ansätze wenig zu einer Objektivierung des Wertverständnisses
bei.
4.3.3 Spezifisch erweiterte Verfahren
Unter die spezifisch erweiterten Verfahren fallen in der vorliegenden Arbeit
Ansätze, deren Bilanzgrenze über die des traditionellen Rechnungswesens
hinausgeht. Von besonderem Interesse sind an dieser Stelle Verfahren, die
spezifisch an der ökonomisch-ökologischen Schnittstelle agieren. Weiter
Aussagegehalt existierender Ansätze
135
differenziert werden die Umweltkostenrechnung und die lebenweg-
orientierten Verfahren.
(1) Verfahren der Umweltkostenrechnung
Die Umweltkostenrechnung kann in Umweltschutzkosten- und Ökologie-
orientierte Verfahren unterschieden werden. Der Beitrag ersterer für die
vorliegende Arbeit wird als gering eingestuft, da hier ausschließlich die
internen Aufwendungen für Maßnahmen des Umweltschutzes Berück-
sichtigung finden. Die ökologieorientierten Verfahren umfassen in erster
Linie die in Kapitel 3 ausgeführten Ansätze der ökologieorientierten
Kostenrechnung, des Full-Cost-Accounting, des Cost-of-Environmental-
Effects-Ansatzes, des Ansatzes der vermiedenen Umweltkosten, der
integrativen Umweltkostenrechnung und der Nachhaltigkeitskosten-
rechnung. Gemeinsames Merkmal dieser Ansätze ist die Internalisierung
externer Kosten. Voraussetzung hierfür ist ein zumindest teilweise
erweitertes Systemverständnis an der ökonomisch-ökologischen Schnitt-
stelle. Im Sinne der Fragestellung der vorliegenden Arbeit wird hier in
gewissem Maße eine Objektivierung des Wertbegriffes realisiert. Obwohl
konkrete Prämissen für die Substituierbarkeit der Kapitalien fehlen,
stimulieren die Ansätze die Ökooptimierung. Einer bedingungslosen,
praktikablen Umsetzung steht jedoch die geringe Reproduzierbarkeit,
infolge der wenig nachvollziehbaren Vorgehensweise, gegenüber. Nachteilig
wirkt sich dies ebenso auf die Aussagegenauigkeit und Handhabbarkeit der
Ansätze aus.
(2) Lebensweg-orientierte Verfahren
Die Lebensweg-orientierten Konzepte umfassen das Life Cycle Costing (LCC,
dt. Lebenszykluskostenrechnung) und das Life Cycle Assessment (LCA, dt.
Ökobilanz). Seit ihrer Normung im Jahr 2006 hat sich die sogenannte
Ökobilanzierung als Instrument zur Ermittlung der Umweltwirkung von
Aussagegehalt existierender Ansätze
136
Produkten, Prozessen und Organisationen durchgesetzt. Kernelement der
Methode ist die Kategorisierung der Umweltwirkung. Dennoch existiert eine
Vielzahl an Hemmnissen zur flächendeckenden Verbreitung, insbesondere in
der betrieblichen Praxis. Zwar ist ihr Vorgehen standardisiert, die zur Aus-
wahl stehenden Methoden der Wirkabschätzung sind es hingegen nicht. Die
schiere Anzahl an Methoden zur Abschätzung der Umweltwirkung wirkt
sich negativ auf die Vergleichbarkeit und Reproduzierbarkeit der Ergebnisse
aus. Die Nutzung unterschiedlicher Ansätze führt in der Regel zu hochgradig
divergenten Ergebnissen. Zwar ist die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse bei
Nutzung derselben Methode teilweise gegeben, jedoch einzig bei Nutzung
derselben funktionellen Einheit. Eine hohe Aussagefähigkeit kann mit Hilfe
einer Ökobilanz-Studie daher nur teilweise realisiert werden. Dennoch stellt
der Ansatz bis heute das umfassendste Konzept zur ökologischen Wirkab-
schätzung von Handlungen dar. Darüber hinaus sind viele Methoden der
Wirkabschätzung über Jahre anerkannt (z.B. CML). Ein alternatives
Verfahren ist zum heutigen Zeitpunkt nicht bekannt. Der Umfang der
Implementierung kann als hoch eingestuft werden. Des Weiteren stellt die
Ökobilanz lediglich eine Methode zur Ermittlung der Umweltwirkung dar.
Eine Integration in das betriebliche Rechnungswesen ist nicht ohne weiteres
möglich, obwohl einzelne Bestandteile (z.B. Mengenrechnung) sich in
beiden Fällen als sinnvoll erweisen. Eine Ökobilanz-Studie regt den Nutzer
zwar zu einer Optimierung der Umweltwirkung an, zu einer Objektivierung
des Wertverständnisses der betrieblichen Leistungserstellung kann sie jedoch
nur teilweise beitragen. Im Zuge der Wirkabschätzung werden je Methode
zumindest teilweise Nachhaltigkeitsprinzipien formuliert.
Einen denkverwandten Ansatz stellt die Lebenszykluskostenrechnung dar.
Im Unterschied zu einer Ökobilanzierung werden hier nicht die
Umweltwirkungen sondern die anfallenden Kosten eines Produkts oder
Aussagegehalt existierender Ansätze
137
Produktsystems über den gesamten Lebensweg (cradle-to-grave) bilanziert.
Der Ansatz erweitert zwar die Bilanzgrenze über ein einzelnes Unternehmen
hinaus, verfügt allerdings über eine vergleichsweise geringe Aussage-
genauigkeit. Dies liegt insbesondere an den unterschiedlichen Interessen der
beteiligten Stakeholder. Für eine ganzheitliche Lebenszykluskostenrechnung
müssten im Prinzip Informationen von allen Beteiligten bzw. Betroffenen
über den gesamten Lebenszyklus eines Produktes eingeholt werden. Für ein
einzelnes Unternehmen ist eine vollständige Lebenszykluskostenrechnung
kaum handhabbar. Ebenso lässt die Vielzahl an beteiligten Parteien eine
geringe Reproduzierbarkeit der Ergebnisse zu. Darüber hinaus erfordert die
verursachungsgerechte Verrechnung der anfallenden Kosten innerhalb eines
Unternehmens eine Sonderrechnung. Eine simple Integration in das tradi-
tionelle betriebliche Rechnungswesen ist daher nicht möglich. Auch
existieren in diesem Zusammenhang keine Ansätze für die Ausformulierung
konkreter Nachhaltigkeitsprämissen. Der Einsatz des Konzepts wirkt
demnach nicht stimulierend auf die Ökooptimierung.
4.3.4 Fazit
Die oben durchgeführte Bewertung der existierenden Ansätze anhand der
zuvor definierten Anforderungen zeigt, dass bislang kein wirksames Ver-
fahren für eine Quantifizierung der nachhaltigen Wertschöpfung von
Produktionssystemen vorliegt. Zwar stellen verschiedene Ansätze ein
wertvolles Fundament für die Weiterentwicklung dar. Im Kontext der
vorliegenden Forschungsfrage ist jedoch eine zielführende Kombination
notwendig. Abb. 4.2 stellt Ansätze und Anforderungen zusammenfassend
gegenüber.
Aussagegehalt existierender Ansätze
138
Abb. 4.2 Kongruenz der existierenden Ansätze mit den Anforderungen an die zu
entwickelnde Methodik
139
5 Die eco²-Value-Added-Methode
Nachdem in den vorangegangenen Kapiteln an das Konzept der vorliegen-
den Arbeit herangeführt wurde, stellt dieses Kapitel die Methodik vor.
5.1 Methodisches Vorgehen
Laut Duden (Duden 2016) stellt eine Methodik eine festgelegte Art des
Vorgehens dar. Aus systemtheoretischer Perspektive definiert Laufenberg
(Laufenberg 1996) den Begriff als Gebilde miteinander in Verbindung
stehender Modelle, Vorgehensweisen und Hilfsmittel zur Lösung praktischer
und/oder theoretischer Fragestellungen. Die vorliegende Arbeit orientiert
sich an der Definition nach Laufenberg (Laufenberg 1996). Die Begriffe
Methodik und Methode werden ferner als Synonym verwendet. Ein Modell
ist wiederum ein Abbild der Realität zur zweckmäßigen Darstellung kom-
plexer Zusammenhänge. Ihr Ziel ist die Ableitung von Erklärungen und
Vorhersagen für bestimmte Fragestellungen. Eine in der deutschsprachigen
Literatur grundlegende Arbeit liefert Stachowiak (Stachowiak 1973) mit der
Allgemeinen Modelltheorie. Ein Modell ist hierbei durch drei Merkmale
gekennzeichnet. Das Abbildungsmerkmal besagt, dass ein Modell eine
Repräsentation eines Originals darstellt. Das Original selbst kann allerdings
wiederum ein Modell sein. In der Regel ist das Original zu komplex für eine
vollständige Abbildung. Ein Modell erfasst also nicht alle Attribute eines
Originals (Verkürzungsmerkmal). Vielmehr entscheidet der Konstrukteur
und/oder Nutzer über die Relevanz einzelner zu berücksichtigender
Attribute. Nicht zuletzt nennt Stachowiak (Stachowiak 1973) die Erfüllung
eines Zwecks im Hinblick auf das anvisierte Subjekt, einen bestimmten
Zeitraum und unter Vernachlässigung bestimmter realer oder mentaler
Operationen als Attribut eines Modells (pragmatischen Merkmal). Abb. 5.1
illustriert den Modellbegriff in Anlehnung an Stachowiak (Stachowiak 1973).
Unter Vorgehensweisen versteht der Autor ein zielgerichtetes, planmäßiges
Die eco²-Value-Added-Methode
140
Verfahren zur Erlangung praktischer und/oder wissenschaftlicher Erkennt-
nisse.
Abb. 5.1 Modellbegriff in Anlehnung an Stachowiak (Stachowiak 1973)
Die im Folgenden vorgestellte Methodik zur Inklusion der Umweltwirkung in
die betriebliche Wertschöpfungsrechnung umfasst mehrere Komponenten.
Den Ausgangspunkt bildet ein erweitertes Verständnis des Unternehmens
im Kontext der Systemtheorie, auf dessen Grundlage zunächst Prämissen
des im Anschluss präsentierten Rechnungssystems abgeleitet werden. In
einem dritten Schritt wird eine generische Vorgehensweise präsentiert, die
sich in die Quantifizierung von Produktionswert und Werteverzehr gliedert.
Zu unterscheiden sind hierbei die interne und externe Perspektive. Während
sich interner Produktionswert und Werteverzehr aus der traditionellen
Kostenrechnung ableiten lassen, ist für die externen Äquivalente eine
Modellierung der gesellschaftlich relevanten Beschaffungspreise erforderlich.
Die eco²-Value-Added-Methode
141
Im Anschluss werden die Bausteine zu der Methodik zur Bewertung des
eco²-Value-Added zusammengeführt. Abb. 5.2 illustriert die Bausteine der
Methodik.
Abb. 5.2 Bausteine der Methodik
5.2 Erweitertes Systemverständnis
Nachdem im vorangegangenen Abschnitt an das Konzept der vorliegenden
Arbeit herangeführt wurde, skizziert dieser Abschnitt das für das weitere
Verständnis der Arbeit obligatorische Systemverständnis. Im Sinne des
systemtheoretischen Ansatz von Ulrich (Ulrich 1970), sollen hierbei drei
Fragen, zunächst qualitativ, beantwortet werden:
1. Welche umgebenden Systeme existieren aus Sicht eines Unter-
nehmens, mit denen eine wiederkehrende Interaktion auftritt?
2. Wie stehen die umgebenen Systeme im Hinblick auf die hier
betrachtete nachhaltige Wertschöpfung untereinander in Beziehung?
3. Wie und in welcher Form interagiert das System Unternehmen mit
seinen umgebenden Systemen?
Die eco²-Value-Added-Methode
142
Die im Folgenden skizzierte Interpretation basiert auf den in Kapitel 2
diskutierten und in sich jeweils als ungeeignet für die vorliegende Arbeit
eingestuften Ansätze von Zelewski (Zelewski 1999, S. 67), Westkämper
(Westkämper 2006, S. 34), Wiendahl (Wiendahl 2010, S. 7), Dyckhoff et al.
(Dyckhoff et al. 2010, S. 4), der Europäische Kommission (EC 2010a, S. 99),
Schuh (Schuh 2011, S. 2) sowie dem Vorrangmodell der Nachhaltigkeit in
Anlehnung an Brand et al. (Brand et al. 2000, S. 44, 74 ff) und Behlau
(Behlau 2012, S. 25). Als Formen der Wechselbeziehungen zwischen der
Organisation und seinen umgebenden Systemen werden in Anlehnung an
Zelewski (Zelewski 1999, S. 67) Real- und Nominalgüterströme sowie der
Informationsfluss betrachtet.
Die Grundlage menschlicher Existenz und somit auch ihrer Handlungen ist
das Vorhandensein gewisser natürlicher Voraussetzungen, die in der
vorliegenden Arbeit in dem System der Ökosphäre zusammengefasst sind.
Als solches umfasst es sämtliche belebte und unbelebte Elemente des
Systems Erde. Das menschliche Dasein stellt in diesem Verständnis ein
Teilbereich der Ökosphäre dar, der in der Folge als Anthroposphäre bezeich-
net wird. Die Anthroposphäre wird wiederum in zwei Teilsysteme unter-
schieden: ökonomisches und gesellschaftliches System. Ein Unternehmen
bzw. unternehmerisches Handeln stellt eine Ausprägung des menschlichen
Daseins dar. Es wird somit der Anthroposphäre zugeordnet. Im Sinne der
Systemtheorie wird ein Unternehmen zunächst als Blackbox betrachtet,
dessen Kernziel die Wertschöpfung darstellt. Um dieses Ziel zu erreichen,
werden gewisse Input-Größen benötigt und durch ihre Kombination
gewisse Output-Größen erzeugt. Input-Größen bezieht das Unternehmen
aus den Märkten des ökonomischen und gesellschaftlichen Systems sowie
der Ökosphäre. Analog werden Output-Größen an die Märkte des ökono-
mischen und gesellschaftlichen Systems sowie der Ökosphäre abgegeben.
Die eco²-Value-Added-Methode
143
Zur Erfassung der Wirkung der betrieblichen Leistungserstellung auf Öko-
und Anthroposphäre wird ferner ein fiktives Wirkungssystem eingeführt.
Dieses ist zunächst der Ökosphäre zugeordnet, weist aber diverse Aus-
tauschbeziehungen mit der Anthroposphäre auf. Ökologische Folgen der
Entnahme (Quellenfunktion) bzw. der Abgabe (Senkefunktion) können zu
Problemen auf globaler und lokaler Ebene führen. Das Wirksystem wird
daher weiter unterteilt in Global- und Lokalsystem. Im Kontext der
vorliegenden Arbeit ist die Wechselbeziehung des Unternehmens mit
ebenjenem Wirkungssystem vorrangig. Während sämtliche Austausch-
formen (Real-, Nominalgüterströme, Informationsfluss) zwischen dem
Betrieb und seinen direkten Umsystemen der Anthropospäre offenkundig
sind, basiert die Interaktion des Unternehmens mit dem Wirkungssystem
einzig aus dem Transfer von Realgütern. Diese verursachen indes jeweils
einen Nominalgüterstrom, d.h. externe Kosten, deren Effekte jedoch in der
Regel nicht das Unternehmen selbst sondern andere Systeme der Anthro-
posphäre betreffen. Von entscheidender Bedeutung für die unten ausge-
führte Quantifizierung der nachhaltigen Wertschöpfung ist ferner die
Richtung des Realgüteraustauschs zwischen Unternehmen und Wirkungs-
system. Sowohl im Fall der Input- als auch der Output-Größen machen sich
die Effekte des Realgüteraustauschs ausschließlich in Richtung des Wirk-
ungssystems bemerkbar. Der Einsatz eines Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffs
oder Betriebsmittels auf Input-Seite führt zu einer Ressourcenentnahme
sowie diversen Emissionen in der Vorkette (engl. upstream). Die unter-
nehmensinterne Transformation führt sowohl zu einer direkten Abgabe von
Emissionen und Abfällen sowie indirekten Effekten in nachgelagerten Stufen
(engl. downstream). Deutlich wird dies am Beispiel der Betriebsmittel, die
ausschließlich in der Nutzungsphase im Unternehmen zur Anwendung
kommen. Für die Herstellung und Refabrikation ist das Unternehmen in aller
Regel nicht selber verantwortlich. Im Fall einer näheren Betrachung, ist für
Die eco²-Value-Added-Methode
144
diese in Anlehnung an die Europäische Kommission (EC 2010a, S. 99) ein
Vorder- und Hintergrundsystem zu bestimmen. Der Gedanke wird zu einem
späteren Zeitpunkt wieder aufgegriffen. Auf einen Informationsfluss zwisch-
en Unternehmen und Wirksystem wurde an dieser Stelle vollständig ver-
zichtet, da dieser im Allgemeinen nicht existiert. Jedes der hier erörterten
Systeme in unmittelbarer Nähe der Organisation stellt aus ihrer Perspektive
ein umliegendes Gebilde dar. In Anlehnung an Zelewski (Zelewski 1999, S.
67) wird daher der Begriff Umsystem zur Abbildung der Perspektive bemüht.
Abb. 5.3 fasst das Systemverständnis der vorliegenden Arbeit zusammen.
Abb. 5.3 Erweitertes Systemverständnis
Die eco²-Value-Added-Methode
145
5.3 Prämissen einer integrierten Wertschöpfungsrechnung
Auf der Grundlage des oben dargelegten Systemverständnisses werden in
diesem Abschnitt Prämissen definiert, die wiederum als Basis für die Um-
setzung der später eingeführten generischen Vorgehensweise dienen sollen.
In Teilen handelt es sich hierbei um einen Vorgriff auf im Anschluss erläu-
terte Sachverhalte. Diese werden in Form von Verweisen kenntlich gemacht.
Die unten präsentierten Prinzipien werden unterschieden in hermeneutische
und prozedurale Grundsätze. Erstere dienen der begrifflichen Auslegung,
letztere stellen konkret umzusetzende Grundregeln dar.
5.3.1 Hermeneutische Prämissen
Die betriebliche Wertschöpfungsrechnung stellt, wie in Kapitel 3 ausgeführt,
in sich bereits eine Objektivierung der Kostenrechnung dar. Dennoch ist sie
weiterhin als subjektiv-mentales Gebilde zwischen Produzent und Konsu-
ment zu verstehen, das wenig Handlungsspielraum für die Berücksichtigung
der Bedürfnisse Dritter zulässt. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wird
daher eine weitere Objektivierung an der ökonomisch-ökologischen Schnitt-
stelle beabsichtigt. Da der Wertbegriff an sich jedoch ein rein menschliches
Gebilde ist, kann diese ausschließlich iterativ erfolgen. Im Kern stellt sich also
die Frage, wie eine objektiv-nachhaltige Wertschöpfung im Kontext der
Arbeit zu verstehen ist. Aus den in Kapitel 4 erörterten Herausforderungen
lassen sich folgende Attribute zusammenfassen, die es zu erfüllen gilt:
I. Die Objektivierung des Wertbegriffs muss durch eine gezielte
Integration des ökonomischen und ökologischen Produktionswerts
erfolgen.
II. Ihre Formulierung hat kategorisch zu sein.
III. Sie soll als Bewertungsmaßstab für eine Legitimation des Transfers
von Human-, Natur- und Sachkapital einer
produktionswirtschaftlichen Handlung taugen.
Die eco²-Value-Added-Methode
146
IV. Die Kalkulation von externen Produktionswert und Werteverzehr
hat sich an den Lösungsoptionen im Umgang mit den
Umweldproblemen zu orientieren.
Aus diesen Anforderungen lassen sich vier hermeneutische Prämissen
ableiten:
(1) Wertprinzip
Im Verständnis der vorliegenden Arbeit kann eine produktionstechnische
Handlung niemals ausschließlich der individuellen Bedürfnisbefriedigung
dienen. Vielmehr hat nachhaltiges industrielles Handeln in Anlehnung an
Jonas (Jonas 1993) sicherzustellen, dass die Folgen der betrieblichen
Leistungserstellung vertretbar in Bezug auf gesellschaftlich akzeptierte
Maßstäbe sind. Um die sich aus I. ergebende Anforderung zu erfüllen, wird
der nachhaltige Produktionswert (𝑁𝑃𝑊) eines Gutes bzw. einer betrieb-
lichen Leistungserstellung als Summe von Wirtschafts- und Naturwert
definiert, d.h.:
𝑁𝑃𝑊 = 𝑊𝑖𝑟𝑡𝑠𝑐ℎ𝑎𝑓𝑡𝑠𝑤𝑒𝑟𝑡 + 𝑁𝑎𝑡𝑢𝑟𝑤𝑒𝑟𝑡 (1)
Der Wirtschaftswert beschreibt den individuellen, betriebszweckdienlichen
Wert, der sich u.a. aus Gewinn, Bestandsänderungen, selbsterstellten
Anlagen und Zinsen ergibt. Der Naturwert stellt den gesellschaftlichen Wert
der natürlichen Umwelt dar, der aus dem Beitrag zu der Lösung gesell-
schaftlich wahrgenommener Umweltprobleme resultiert (siehe auch anthro-
pozentrisches Prinzip). Das grundsätzliche Verständnis der Wertschöpfung
als Differenz von Produktionswert und Werteverzehr wird von dem hier
skizzierten Verständnis nicht tangiert. Tab 10 verdeutlicht das in der Folge
zugrundeliegende Verständnis von Wertschöpfung sinngemäß. Im Vergleich
zu der traditionellen Kosten- und Leistungsrechnung handelt es sich hierbei
im Wesentlichen um eine Umverteilung von Kosten und Nutzen. Der
Die eco²-Value-Added-Methode
147
Werteverzehr ergibt sich hierbei aus der Betriebswertminderung und den
Umweltkosten.
Tab 10 Wertschöpfung nach dem Wertprinzip
Wertschöpfung Produktionswert Werteverzehr
Wirtschaftswert Naturwert Betriebswertminderung
G
ewin
n
B
esta
nd
sän
der
un
gen
Se
lbst
erst
ellte
An
lagen
Zi
nse
n
Ex
tern
er P
rod
ukt
ion
swer
t
Ex
tern
er W
erte
verz
ehr
Lö
hn
e u
nd
Geh
älte
r
St
euer
n u
nd
Ab
gab
en
Fe
rtig
un
gsm
ater
ialk
ost
en
B
etrieb
ssto
ffko
sten
B
etrieb
smitte
lko
sten
(Ab
sch
reib
un
gen
)
D
ienst
leis
tun
gen
Zu
liefe
rtei
le
(2) Nachhaltigkeitsprinzip
Um die sich aus II. und III. ergebenden Anforderungen zu erfüllen, ist eine
alternative Interpretation des Nachhaltigkeitsbegriffs erforderlich. Aus Sicht
der oben präsentierten Definition des NPW stellt sich also die Frage, wann
eine produktionswirtschaftliche Handlung an der ökonomisch-ökologischen
Schnittstelle nachhaltig ist. In Anlehnung an das Vorrangmodell kann dies
einzig der Fall sein, wenn die Differenz von externen Produktionswert und
Werteverzehr größer oder gleich Null ist (siehe hierzu auch Externalitäts-
bedingung). Jede betriebliche Leistungserstellung, die einen negativen
Naturwert aufweist, kann somit als nicht nachhaltig angesehen werden. Ein
Austausch von Natur-, Sach- und Humankapital sollte demnach nicht
stattfinden. Die Nachhaltigkeitsbedingung ist definiert als:
𝑁𝑎𝑡𝑢𝑟𝑤𝑒𝑟𝑡 = {≥ 0 ∶= 𝑛𝑎𝑐ℎℎ𝑎𝑙𝑡𝑖𝑔 < 0 ∶= 𝑛𝑖𝑐ℎ𝑡 𝑛𝑎𝑐ℎℎ𝑎𝑙𝑡𝑖𝑔
(2)
Die eco²-Value-Added-Methode
148
Aus Sicht eines Unternehmens existieren also zwei Möglichkeiten einer
nachhaltigen Wertschöpfung: [1] Eine Handlung weist einen positiven
Naturwert auf oder [2] ein Unternehmen begleicht gezielt die von ihm
verursachte Naturschuld.
(3) Superpositionsprinzip
Um die sich aus IV. ergebende Anforderung zu erfüllen, ist die traditionelle
Form der Internalisierung externer Kosten, im Sinne der Bilanzierung
lediglich einer Kostenart (Vermeidungs- oder Schadenskosten), als unzu-
reichend abzulehnen. Das wesentliche Argument existierender Studien für
diese Form der Kalkulation, eine die Lösung des Umweltproblems sei
entweder durch die Vermeidung oder die Anpassung und Inkaufnahme des
Schadens möglich, würde eine regulatorisch koordinierte Strategie
erfordern. Diese Voraussetzung ist jedoch in keinem Fall gegeben. Zudem
müsste für den Fall der Vermeidungskosten jeweils die bestmögliche, auf
dem Markt verfügbare Technologie recherchiert werden. Dies würde je
Betrachtungsobjekt eine aus rein pragmatischer Sicht abzulehnende
Einzelfallbetrachtung nach sich ziehen. Da sowohl Vermeidungs- als auch
Schadenskostenansatz eine Betrachtung der jeweils entstehenden Oppor-
tunität vollkommen vernachlässigen, wählt der Autor einen alternativen
Ansatz: Unter Einbeziehung sämtlicher oben diskutierter Aspekte, ist der
Weg für die Lösung des Umweltproblems aktuell nicht prognostizierbar. Da
also derzeit keine klare Tendenz zu einem der beiden Zustände (Vermeidung
oder Schaden) erkennbar ist, stellt sich hier ein Paradoxon ein, das im
Wesentlichen mit Schrödingers Katze gleichzusetzen ist (Schrödinger 1935,
S. 812). Indem die Lösung des Umweltproblems aktuell sowohl durch
Vermeidung als auch Inkaufnahme des Schadens denkbar ist, sind beide
Zustände gleichermaßen zu berücksichtigen. Zusammenfassend stellt Tab 11
die im Folgenden gültige Interpretation des externen Werteverzehrs dar.
Die eco²-Value-Added-Methode
149
Tab 11 Interpretation des externen Werteverzehr
Externer Werteverzehr
Abmilderungskosten Schadenskosten Opportunitätskosten
Der externe Produktionswert einer betrieblichen Leistungserstellung ergibt
sich aus dem Beitrag einer Handlung zur Reduktion ebenjener Kosten.
Dieser Gedanke wird zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgegriffen.
(4) Wesentlichkeitsprinzip
Wie in Kapitel 2 diskutiert, ist es in den seltensten Fällen möglich, sämtliche
tatsächliche Folgen einer Handlung zu identifizieren. Um dennoch einen
Ansatz für die Kalkulation des externen Werteverzehrs auszumachen, wird
in der vorliegenden Arbeit ein iterativer Ansatz gewählt. Ist die Ursache-
Wirkungskette einer Handlung sehr komplex, wird sich zunächst an dem
wesentlichen Schaden orientiert. Eine Adaption im Hinblick auf etwaige
weitere Wirkungen kann bis auf Weiteres mit Hilfe eines Risikoaufschlags
berücksichtigt werden oder im Fall neuer zweckdienlicher Erkenntnisse
nachträglich ergänzt werden.
5.3.2 Prozedurale Prämissen
Neben den hermeneutischen Prinzipien, die in erster Linie der begrifflichen
Auslegung wesentlicher Aspekte der nachfolgenden generischen Vor-
gehensweise dienen, stellt sich die Frage, welche elementaren Regelungen
die Umsetzung der oben beschriebenen Prämissen unterstützen. Aus den
oben skizzierten Deutungsregeln ergeben sich wiederum vier prozedurale
Prämissen:
(1) Anthropozentrisches Prinzip
Wie Kapitel 2 in Anlehnung an Krol et al. (Krol et al. 1999) dargestellt, kann
der Wert der Umwelt sowohl aus öko- als auch aus anthropozentrischer
Perspektive formuliert werden. In diesem Sinne stellt sich die Frage, welche
Die eco²-Value-Added-Methode
150
der beiden eine rationale Sichtweise für die vorliegende Arbeit darstellt.
Deutlich wird der Unterschied im Besonderen bei der Betrachtung der
Umweltwirkung einer produktionswirtschaftlichen Handlung. Wird der
natürlichen Umwelt ein Existenzrecht aus sich selbst heraus gewährt, müsste
ein von ihr präferierter Zustand bekannt sein. Da die Natur in keinster Weise
in der Lage ist, diesen zu artikulieren, liegt die Annahme nahe, dass dies
eine Konstellation ohne nennenswerte menschliche Intervention wäre, d.h.
der Zustand der natürlichen Umwelt vor der ersten industriellen Revolution.
Dies scheitert jedoch an mehreren Gründen. Einerseits ist die hierfür
benötigte Datengrundlage, insbesondere für die Berechnung der Kosten der
Resilienz, nicht vorhanden. Andererseits ist, wie oben festgestellt, das
Zustandekommen jeglichen Werts auf das menschliche Urteil zurück-
zuführen. Nicht zuletzt würde die Rückführung der Natur in den vorindus-
triellen Zustand ein vollkommen neues Verständnis von Schaden bedingen.
Der Schaden an Menschen aufgrund von Umweltbeein-trächtigung wäre in
diesem Fall als Nutzen der Natur zu verstehen, da eine Reduktion der Ge-
samtbevölkerung zwangsläufig zu geringerer Inanspruchnahme der Umwelt
führen würde. Eine ökozentrische Sichtweise ist demnach abzulehnen. Im
Rahmen der vorliegenden Arbeit wird hernach das anthropozentrische
Prinzip formuliert. Dabei wird der Natur explizit kein Existenzrecht aus sich
selbst heraus eingestanden. Sie dient demnach ausschließlich der mensch-
lichen Bedürfnisbefriedigung. Dies ist jedoch nicht als Lizenz für eine exzes-
sive Inanspruchnahme zu verstehen. Vielmehr ist der sozial erwünschte
Zustand, dokumentiert durch Gesellschaftsverträge zum Erhalt für den
Menschen bedeutsamer Umweltgüter, ausschlaggebend für die Kalkulation
der entstehenden Kosten. Die Legitimation der Inanspruchnahme wird, wie
oben beschrieben, durch das Nachhaltigkeitsprinzip reglementiert.
Die eco²-Value-Added-Methode
151
(2) Schadeneintrittsprinzip
Die Inanspruchnahme der Umwelt führt nicht zwangsläufig zu einem
Schaden. Deutlich wird dies am Beispiel des Feinstaubs. Seine schädliche
Wirkung entfaltet sich erst bei der Überschreitung einer kritischen Grenze.
Wird diese Grenze nicht erreicht, sind die zu erwartenden Schäden erheblich
geringer. Aus Sicht des betrachteten Systems ist dies allerdings unerheblich.
Ähnlich dem Superpositionsprinzip ist hier keine klare Tendenz zu einem der
beiden Zustände erkennbar. In der vorliegenden Arbeit wird daher prinzipiell
von einem Eintritt des Schadens ausgegangen.
(3) Kompetenzprinzip
Zwar können externe Effekte über den gesamten Lebenszyklus eines
Produktes auftreten, der Grad ihrer Beeinflussbarkeit variiert jedoch stark
mit dem Zeitpunkt im Produktlebenszyklus. Während in der Produktent-
wicklung nahezu sämtliche Parameter steuerbar sind, sind die wesentlichen
Freiheitsgrade des Produkts in der Phase der Produktion bereits determiniert.
In Abhängigkeit vom Untersuchungsgegenstand bzw. dem Ziel der Analyse
können demnach lediglich bestimmte Faktoren aktiv beeinflusst werden. Die
Wahl der Systemgrenze zur Abbildung der Umweltwirkung hat daher in
Abhängigkeit mit dem Ziel der Analyse zu erfolgen.
(4) Kuppelproduktionsprinzip
Das Kuppelproduktionsprinzip greift nur im Fall der Betrachtung der
Subsysteme Produkt und Produktionsprozess. Herkömmliche Ansätze des
betrieblichen Rechnungswesens basieren in der Regel auf Einprodukt-
systemen. Einzig im Falle der Produktion zweier auf dem Markt veräußer-
barer Güter wird hier eine Kuppelkalkulation durchgeführt. Der Autor weist
diesen Ansatz jedoch als unzureichend zurück. Dies hat sowohl ökono-
mische als auch ökologische Gründe. Einerseits fallen in einer Vielzahl von
Die eco²-Value-Added-Methode
152
Produktionsprozessen verwertbare Abfälle an. Andererseits ist eine konsis-
tente Aufschlüsselung der Ausbringungsmengen insbesondere für die
Kalkulation der Umweltwirkung bzw. nachhaltigen Wertschöpfung unab-
dingbar. Das Verständnis eines Produktionsprozesses orientiert sich daher an
der von Arndt (Arndt 1997) vorgeschlagenen Betrachtung als Kuppelpro-
duktion. Hierbei werden in erster Linie das Produkt und seine Kondukte
unterschieden. Letztere können in Anlehnung an Arndt (Arndt 1997) weiter
in fünf Kategorien unterschieden werden:
1. Koprodukt = Kuppelprodukt mit dem relativ bedeutendsten
wirtschaftlichen Ertrag
2. Nebenprodukte = nicht das eigentliche Ziel der Produktion, können
aber durch ihre Absatzmöglichkeiten die Wirtschaftlichkeit eines
Unternehmens signifikant beeinflussen
3. Verwertbare Abfälle = Wiederverwertung im eigenen Unternehmen
oder Verkauf am Markt
4. Nicht verwertbare Abfälle = unter Aufwand zu beseitigende
Kondukte, z.B. materielle und immaterielle Abfälle sowie Emissionen
in Luft, Wasser und Boden
5. Reine Verluste = ungenutzte Kondukte, z.B. Abwärme, Abkälte, nicht
schädliche Abgase
Aus Sicht der internen Wertschöpfung kann das Kuppelproduktionsprinzip
vernachlässigt werden, wenn klar ist, dass keine Nebenprodukte oder
verwertbaren Abfälle anfallen. Aus Sicht der externen Wertschöpfung
(Naturwert) hat es jedoch zu jedem Zeitpunkt Bestand.
5.4 Generische Vorgehensweise
Nachdem in den vorangegangenen Abschnitten das methodische Vorgehen,
das erweiterte Systemverständnis sowie die Prämissen der Methodik vorge-
stellt wurden, führt dieser Abschnitt die generische Vorgehensweise aus. Die
Die eco²-Value-Added-Methode
153
im Folgenden präsentierte Methodik kombiniert Elemente von traditioneller
betrieblicher Kostenrechung, kalkulatorischer Wertschöpfungsrechnung,
Prozess- und Stoffstromanalyse sowie Ökobilanzierung und ergänzt diese an
ausgewählten Stellen. Als Maß der nachhaltigen Wertschöpfung dient in der
vorliegenden Arbeit der eco²-Value-Added (𝑁𝑊𝑆), der sich in Anlehnung an
Meyer-Merz (Meyer-Merz 1979, S. 2–8; Meyer-Merz 1985) aus der Differenz
von Produktionswert (𝑃𝑊) und dem Werteverzehr (𝑊𝑉), errechnet, d.h.:
𝑁𝑊𝑆 = 𝑃𝑊 −𝑊𝑉 (3)
In Anlehnung an das in Abschnitt 5.2 eingeführte Systemverständnis werden
in dieser Untersuchung zwei Teilsysteme unterschieden. Das interne System
(𝕀) charakterisiert das Unternehmen als solches. Hinlänglich beschrieben wird
es dabei durch die ihm eigenen Systemgrenzen. Das externe System (𝔼) ist
hingegen die Versinnbildlichung des zuvor eingeführten fiktiven Wirksys-
tems, dessen Systemgrenzen sich je nach Kategorie der betrachteten Wirk-
ung unterscheiden. Die Unterscheidung beider Systeme bedingt eine
separate Kalkulation und Gegenüberstellung von Produktionswert und
Werteverzehr des internen und externen Systems. Die 𝑁𝑊𝑆 kann somit wie
folgt formuliert werden:
𝑁𝑊𝑆 = [𝑃𝑊𝕀 + 𝑃𝑊𝔼] − [𝑊𝑉𝕀 +𝑊𝑉𝔼] (4)
Um dem zuvor formulierten Nachhaltigkeitsprinzip zu entsprechen, geht der
vorliegende Ansatz von dem Ziel einer vollkommen wirkungsautarken
Produktion aus. In der Folge wird dieses Ziel als Externalitätsbedingung
bezeichnet, d.h. der Zielwert der externen Wertschöpfung (𝐸𝑊𝑆) beläuft
sich auf ≥ 0. Ist die Externalitätsbedingung nicht erfüllt, stellt sich eine
gesellschaftlich empfundene Naturwertminderung ein.
Die eco²-Value-Added-Methode
154
𝐸𝑊𝑆 = 𝑃𝑊𝔼 −𝑊𝑉𝔼 ≥ 0 (5)
In Anlehnung an das oben ausgeführte Wertprinzip und die hier spezifizier-
ten Grundüberlegungen, kann zunächst ein Kalkulationsschema für die
praktische Umsetzung abgeleitet werden. Abb. 5.4 illustriert das Vorgehen.
Abb. 5.4 Kalkulationsschema der eco²-Value-Added-Rechnung
Unterdies stellt sich im Hinblick auf die Anwendung der oben skizzierten
Grundüberlegungen auf ein beliebiges Untersuchungsobjekt die Frage,
welche Informationen des internen und externen Systems relevant sind und
in welcher Abhängigkeit diese zueinander stehen. Da der Ansatz prinzipiell
in einer Vielzahl von Fällen zum Einsatz kommen kann, sind zunächst das
Untersuchungsobjekt und –system zu spezifizieren. Infolge der unten ausge-
führten breiten Palette an Methoden zur Implementierung der konzept-
ionellen Grundlagen, ist daraufhin eine Auswahl in Abhängigkeit des zuvor
im Detail beschriebenen unternehmensinternen und –externen Systems
auszuführen. Ebenso kann sich die Komposition des internen Produktions-
werts in Bezug auf das Untersuchungsobjekt beträchtlich unterscheiden.
Die eco²-Value-Added-Methode
155
Kongruent ist das Zielsystem der Untersuchung zu konzipieren. Im Sinne des
anthropozentrischen Prinzips hat ferner eine zahlenmäßige Erfassung der
gesellschaftlich wahrgenommenen Umweltprobleme und präferierten
Umweltkonstitutionen zu erfolgen. Zu diesem Zweck ist eine sozioökono-
mische Analyse in Anlehnung an Endres (Endres et al. 1997) durchzuführen,
deren Ziel die Kalkulation gesellschaftlich wirksamer Beschaffungspreise in
Anlehnung an UBA (UBA 2012, S. 52 ff) ist. Um diese wiederum verursach-
ungsgerecht den Verbräuchen zuordnen zu können, ist das Mengengerüst
des Untersuchungsobjekts von essentieller Bedeutung. Dies vorausgesetzt,
können die oben skizzierten Grundüberlegungen in Form einer erweiterten
betrieblichen Wertschöpfungsrechnung appliziert und hinsichtlich ihrer
Legitimation, Optimierungspotentiale o.ä. interpretiert werden. Abb. 5.5
fasst das generische Vorgehen in neun Schritten zusammen.
Abb. 5.5 Generisches Vorgehen zur Quantifizierung des eco²-Value-Added
Festlegung des Untersuchungsobjekts
Spezifizierung des Zielsystems
Mengenrechnung
Spezifizierung des Untersuchungssystems
Wertschöpfungs-rechnung
Wirkungsrechnung
Auswahl der Methoden
Sozio-ökonomische Analyse
Auswertung
Die eco²-Value-Added-Methode
156
5.4.1 Festlegung des Untersuchungsobjekts
In einem ersten Schritt ist das Untersuchungsobjekt festzulegen. Das Unter-
suchungsobjekt dient als Bemessungsgrundlage der Wertschöpfung. Das
hier vorgeschlagene Vorgehen kann zu unterschiedlichen Zeitpunkten in der
Abfolge des betrieblichen Leistungserstellungsprozesses diverse Einsatz-
zwecke auf verschiedenen Objektebenen erfüllen. Letztere können im
Wesentlichen in das System (Unternehmen) und seine Subsysteme
(Geschäftsbereich, Produkt, Prozess) differenziert werden. Abb. 5.6 stellt
den Zusammenhang der Objektebenen vereinfacht dar.
Abb. 5.6 Zusammenhang zwischen Objektebenen
Die Zeitpunkte in der Abfolge des betrieblichen Leistungserstellungs-
prozesses hängen von der Wahl des Objekts ab. Während ein Produkt für
sich selbst steht (hier ist alleine der Lebenszyklus relevant), bedingt die Wahl
der Zeitpunkte in allen anderen Fällen die nachfolgende Wahl der Bilan-
zierungsgrenzen des externen Systems. Im Fall des Produktionsozesses
kommen hier im Wesentlichen die Produktentwicklung, die Produktion und
End-of-Life-Phase in Frage. Im Fall des Unternehmens sind es entweder die
gesamte Lebensphase (foundation-to-liquidation) oder eine gewisse Phase
des Bestehens (z.B. Betriebsjahr, Quartal). Der Einsatzzweck kann ein
Die eco²-Value-Added-Methode
157
Vergleich von Alternativen, z.B. zwischen Produkten, Technologien oder
Unternehmen, die Identifikation wesentlicher Stellhebel der Optimierung,
die Spekulation auf eine zukünftige Entwicklung oder die Legitimation einer
betrieblichen Handlung aus Sicht einer nachhaltigen Wertschöpfung sein.
Die Festlegung des Untersuchungsobjekts basiert somit, wie in Tab. 12 dar-
gestellt, auf drei Charakteristika: [1] Der Objektebene, [2] dem Zeitpunkt in
der Abfolge des betrieblichen Leistungserstellungsprozesses bzw. des
Lebenszyklus und [3] dem Einsatzzweck.
Tab 12 Attribute des Untersuchungsobjektes
Objektebene Zeitpunkt Einsatzzweck
Produkt
Prozess
Geschäftsbereich
Unternehmen
Gesamter Lebenszyklus
Phasen des Lebenszyklus
(Betriebsjahr,
Produktentwicklung,
Produktion, End-of-Life,
etc.)
Vergleich
Antizipation /
Spekulation
Legitimation
Grundlage für
Optimierung
5.4.2 Spezifizierung des Untersuchungssystems
Nachdem das Untersuchungsobjekt festgelegt wurde, ist das Untersuch-
ungssystem zu spezifizieren. Wie oben ausgeführt, wird hier zunächst
zwischen einem internen und externen System differenziert. Ihre beson-
deren Merkmale diktieren den Einsatz der Methoden der Mengen-, Wirk-
ungs- und Wertschöpfungsrechnung. In diesem Schritt ist daher eine
weitere Eingrenzung beider Gebilde vonnöten.
(1) Abgrenzung des Produktionssystems (internes System)
Die der Arbeit zugrundegelegte Interpretation von internem Produktions-
wert und Werteverzehr unterscheidet sich grundlegend von dem Verständ-
nis von Leistung und Kosten im traditionellen betrieblichen Rechnungs-
wesen. Dennoch basiert die unten erörterte Vorgehensweise der Wert-
Die eco²-Value-Added-Methode
158
schöpfungsrechnung in vielerlei Hinsicht, insbesondere bei der Allokation
von Menge und Wert auf Produkte und Prozesse, auf der Kostenrechnung.
Entkoppelt zu betrachten ist in diesem Sinne eine Analyse des Gesamt-
systems Unternehmen, für welches das oben skizzierte erweiterte System-
verständnis gänzlich ausreicht. In Analogie zur traditionellen Kosten-
rechnung, erfordern die Charakteristika des jeweiligen Produktionssystems
eine, im Hinblick auf die mengen- und wertmäßige Zuteilung auf ein
Untersuchungsobjekt, differenzierte Selektion der methodischen Vorgehens-
weise. Im Kontext der vorliegenden Arbeit ist ein Produktionssystem
hinlänglich beschrieben durch die zum Einsatz kommenden Fertigungsarten,
-prinzipien und -konzepte.
Erstere können in Anlehnung an Westkämper (Westkämper 2006) in Einzel-,
Wiederhol-, Varianten-, Serien- und Massenfertigung getrennt werden.
Während in Richtung der Massenfertigung die Stückzahl zunimmt, reduziert
sich in aller Regel die Variantenvielfalt. Tab 13 fasst die wesentlichen
Fertigungsarten in Anlehnung an Westkämper (Westkämper 2006)
zusammen.
Tab 13 Fertigungsarten in Anlehnung an Westkämper (Westkämper 2006)
Einzel-
fertigung
Wiederhol-
fertigung
Varianten-
fertigung
Serien-
fertigung
Massen-
fertigung
Einmalige
Fertigung
eines Guts
Sporadische
Fertigung der
Erzeugnisse
Verwandte
Erzeugnisse
des gleichen
Grundtyps
Standardisierte
Erzeugnisse in
begrenzter
Stückzahl
Standardisierte
Erzeugnisse in
großer
Stückzahl
Die Fertigungsprinzipien eines produzierenden Unternehmens klassifiziert
Westkämper (Westkämper 2006) in Baustellenfertigung, Werkstättenprinzip,
Fertigungszellen, flexible Systeme sowie Fließprinzip (mit und ohne Takt).
Nicht zuletzt wird mit den Fertigungskonzepten im Rahmen der
Die eco²-Value-Added-Methode
159
vorliegenden Arbeit der Entkopplung der Fertigung im Hinblick auf den
Kundenwunsch Rechnung getragen. Zu unterscheiden sind hier Make-to-
Stock, Assemble-to-Order, Make-to-Order und Engineer-to-Order. Im Fall
der Analyse eines Prozesses ist es zudem von wesentlicher Bedeutung, sich
die Prozessstruktur zu veranschaulichen. Die vorliegende Arbeit lehnt sich
dabei an den in Tab 4 in Kapitel 2 spezifizierten Merkmalen und Charakter-
istika nach Dyckhoff et al. (Dyckhoff et al. 2010) an.
(2) Abgrenzung des Wirkungssystems (externes System)
Nach der Beschreibung des internen Systems ist seine Interaktion mit dem
Wirkungssystem zunächst qualitativ zu charkterisieren. Ausgehend von dem
Produktionssystem bietet es sich an, eine separate Betrachtung von Vorder-
und Hintergrundsystem zu wählen. Das Hintergrundsystem kann nochmals
in Bezug auf die vor- und nachgelagerten Handlungen (engl. upstream und
downstream) unterschieden werden. Wie in Abschnitt 5.2 einführend
erläutert, ist die Interaktion zwischen Unternehmen bzw. unternehmerischer
Handlung und Wirkungssystem für die Quantifizierung der nachhaltigen
Wertschöpfung entscheidend. Unzweifelhaft hat jeder für die betriebliche
Leistungserstellung zum Einsatz kommende Produktionsfaktor ein ihm
eigenes Vorder- und Hintergrundsystem, das es auf verschiedene Weise in
Abhängigkeit des Untersuchungsobjekts zu berücksichtigen gilt. Die vor-
liegende Arbeit lehnt sich dabei an das in Kapitel 2 illustrierte Verständnis
der Europäischen Kommission (EC 2010a, S. 99) an.
An dieser Stelle soll kurz auf den in Kapitel 2 diskutierten, bis heute
andauernden wissenschaftlichen Dissens über die Interpretation der
Produktionsfaktoren im Hinblick auf die Inanspruchnahme der Umwelt
hingewiesen werden. Dieser basiert in erster Linie auf der Varianz der
zwingend notwendigen Betrachtung der Vorder- und Hintergrundsysteme
sämtlicher Produktionsfaktoren bei der Integration der Ökologie in
Die eco²-Value-Added-Methode
160
produktionswissenschaftlichen Fragestellungen. Der Gedanke wird zu einem
späteren Zeitpunkt wieder aufgegriffen.
Ausschlaggebend für die Wahl der Bilanzierungsgrenzen der Vorder- und
Hintergrundsysteme der einzelnen Produktionsfaktoren ist das Kompetenz-
prinzip. Im weiteren Verlauf sollen dessen Implikationen auf das Gesamt-
system Unternehmung sowie die Subsysteme Prozess und Produkt kurz
beschrieben werden.
Die Analyse des Gesamtsystems Unternehmung kann entweder über die
gesamte Lebensdauer oder für einzelne Phasen des Lebenszyklus (z.B.
Betriebsjahr, Quartal) durchgeführt werden. Im ersten Fall ist für sämtliche
Input- und Output-Faktoren die Bilanzgrenze foundation-to-liquidation, eine
Adaption der cradle-to-grave Grenze, zu wählen. Hierbei wird die Gründung
(engl. foundation) als Wiege, die Abwicklung (engl. liquidation) als Bahre
verstanden. Obgleich eine Untersuchung der gesamten Dauer ihres Daseins
eine weitaus umfänglichere Aussage über die nachhaltige Wertschöpfung
zuließe, kann die Untersuchung frühestens nach Liquidation der Organisa-
tion durchgeführt werden. Dies stellt einen nicht zu vernachlässigenden
Nachteil dar, da eine sinnvolle Unterstützung der betrieblichen und/oder
gesellschaftlichen Entscheidungsfindung auf Basis derartiger ex-post-
Informationen schwerlich möglich ist. Von größerer Bedeutung für eine
praktikable Umsetzung ist also die Analyse von einzelnen Phasen des
Lebenszyklus. Dabei unterscheidet sich die Wahl der Bilanzgrenzen nur
unwesentlich. Für sämtliche Eingangs- und Ausgangsgrößen ist hier eine
Bilanzierung von der Wiege bis zur Bahre (engl. cradle-to-grave) vonnöten.
Auch im Fall des Produkts ist die Wahl der Bilanzgrenzen klar. Hier gilt
ebenfalls die Abgrenzung von der Wiege bis zur Bahre für alle Produktions-
faktoren. Alleine die Betrachtung des Produktionsprozesses und der End-of-
Life-Phase stellen Sonderfälle dar. Da es sich hier in jedem Fall um eine
Die eco²-Value-Added-Methode
161
Handlung zu einem vergleichsweise späten Zeitpunkt in der Abfolge der
Leistungserstellung handelt, ist die Wahl der Repetierfaktoren bereits
determiniert. Nach dem Kompetenzprinzip ist in diesem Fall eine System-
grenze der aktiven Beeinflussbarkeit zu wählen (hier: gate-to-gate). Die
Betrachtung eines Produktes oder Prozesses stellt in Bezug auf das Gesamt-
system Unternehmen immer ein einzelnes Element des betrieblichen Daseins
dar. Da viele Produktionsfaktoren allerdings nicht innerhalb der betrachteten
Phase gänzlich verbraucht werden (insbesondere Potentialfaktoren), sind die
verursachenden Verbräuche jeweils anteilig zu verrechnen. Dieser Gedanke
wird in der Mengenrechnung spezifiziert. Tab. 14 fasst die Wahl der Bilanz-
grenzen für Input- und Output-Größen in Abhängigkeit vom Untersuch-
ungsobjekt zusammen.
Tab 14 Wahl der Bilanzgrenzen für Input- und Output-Größen in Abhängigkeit vom
Untersuchungsobjekt zusammen
Produktionsfaktoren (Input)
Produkt
(Output)
Elementarfaktoren Dispositive
Faktoren Repetier-
faktoren
Potential-
faktoren
Unternehmen
(Lebenszyklus)
foundation-
to-
liquidation
foundation-
to-
liquidation
foundation-to-
liquidation
foundation-to-
liquidation
Unternehmen
(Lebensphase)
cradle-to-
grave
cradle-to-
grave
cradle-to-
grave
cradle-to-
grave
Produkt cradle-to-
grave
cradle-to-
grave
cradle-to-
grave
cradle-to-
grave
Prozess gate-to-
gate
cradle-to-
grave
cradle-to-
grave
cradle-to-
grave
Die in einer herkömmlichen Ökobilanz-Studie vorgesehene Definition einer
funktionellen Einheit wird an dieser Stelle explizit abgelehnt, da hierdurch
ausschließlich der Kundenwunsch (für welche Eigenschaft der Kunde bereit
ist zu bezahlen) berücksichtigt wird. Das Zielsystem eines Unternehmens
besteht jedoch aus einer Vielzahl unterschiedlicher Zieldimensionen und
Die eco²-Value-Added-Methode
162
Einzelzielen, die nicht zwangsläufig der Erfüllung des Kundenwunsches
zuträglich sind (z.B. selbsterstellte Anlagen, Zinsen auf das Fremdkapital).
5.4.3 Auswahl der Methoden
Auf dem Fundament der oben skizzierten ausführlichen Beschreibung des
Untersuchungsobjekts und –systems sind die adäquaten Methoden für die
Berechnung der internen und externen Wertschöpfung aus einer Palette
mehrheitlich existierender Ansätze zu wählen.
(1) Methoden zur Ermittlung des internen Produktionswerts und
Werteverzehrs
Die Kalkulation des internen Produktionswerts (Wirtschaftswert) und
Werteverzehrs (Betriebswertminderung) eines Unternehmens orientiert sich
an dem in Abb. 5.4 skizzierten Kalkulationsschema. Ist das Untersuchungs-
objekt aber ein Subsystem der Organisation (Produkt, Prozess), stellt sich die
Frage, wie eine Allokation von Wirtschaftswert und Betriebswertminderung
auf ebenjenes zu realisieren ist. Zu diesem Zweck wird greift die vorliegende
Arbeit auf die traditionelle Kostenrechnung zurück, deren wesentliche
Strukturen in einer Vielzahl von Unternehmen bereits vorhanden sind. Dabei
ist der hier präsentierte Ansatz jedoch klar von der klassischen Kosten-
rechnung zu differenzieren. Deutlich wird dies anhand der konstanten
Berücksichtigung des Werts der Leistung, der hier nicht einzig aus dem am
Markt zu erzielenden Verkaufserlös resultiert. Folglich werden nicht Einzel-
und Gemeinkosten sondern mittelbarer und unmittelbarer Produktionswert
und Werteverzehr betrachtet. Zwar basieren beide Ansätze auf der gleichen
Vorstellung von Zurechenbarkeit, dennoch soll klar werden, dass hier nicht
ausschließlich Kosten betrachtet werden. Abb. 5.7 exemplifiziert den
Unterschied qualitativ.
Die eco²-Value-Added-Methode
163
Abb. 5.7 Unterschied zwischen KLR und interner WSR
In diesem Kontext stellt sich wiederum die Frage, wie sich dieser Unterschied
in der Herangehensweise auf die Methoden der klassischen Kostenrechnung
auswirkt. Zu diesem Zweck werden zunächst, in Anlehnung an die die
Begriffe Kostenarten, -stellen und –träger, die Ebenen der hier präsentierten
Systematik in Produktionswert- und Werteverzehrsarten sowie Wertschöpf-
ungsstellen und –träger unterteilt. Der Wertschöpfungsträger ist immer das
Untersuchungsobjekt. Da dieser Schritt im Fall der Analyse des Unterneh-
mens obsolet ist, wird die Allokation auf Wertschöpfungsstellen und –träger
ausschließlich für Subsysteme durchgeführt. Ein unmittelbarer Produktions-
wert und/oder Werteverzehr ist direkt dem Untersuchungsobjekt zuzu-
ordnen. Ist dies nicht der Fall, hat wie in der Kostenrechnung der Umweg
über die Wertschöpfungsstellen zu erfolgen. Abb. 5.8 illustriert das
Vorgehen.
Die eco²-Value-Added-Methode
164
Abb. 5.8 Vorgehen der internen Wertschöpfungsrechnung
Die in diesem Kontext notwendigen Adaptionen der existierenden Metho-
den sollen in der Folge kurz dargestellt werden.
(1.1) Identifikation von Produktionswert- und Werteverzehrarten
In jedem Analysefall, ob Gesamt- oder Subsystem, stellt sich die Frage,
welche internen Ein- und Ausgangsgrößen in dem zuvor definierten
Betrachtungsraum entstanden sind (im Fall einer retrospektiven Betrachtung)
bzw. entstehen werden (im Fall einer prospektiven Betrachtung). Hier bietet
sich eine Klassifizierung nach Art der Entstehung an, z.B. Rohstoffe,
Betriebsstoffe, Betriebsmittel. Ein weiteres Anliegen dieses Schritts ist die
Kategorisierung sämtlicher Verbrauchsgrößen nach der Art des Werte-
beitrags (Produktionswert- oder Werteverzehr – siehe hierzu auch Ziel-
systemanalyse), der Art der Zurechenbarkeit (mittelbar und unmittelbar) und
der Abhängigkeit von der Ausbringungsmenge (fix und variabel). Während
der Wertebeitrag und die Zurechenbarkeit eine direkte Auswirkung auf die
Die eco²-Value-Added-Methode
165
Quantifizierung des eco²-Value-Added haben, dient die Differenzierung der
mengenmäßigen Abhängigkeit der Überprüfung der Dynamik des Betrach-
tungsobjekts (insbesondere bei Subsystemen).
(1.2) Allokation auf Wertschöpfungsstellen
Wie in der traditionellen Kostenrechnung erfolgt die Allokation der nicht
direkt dem Untersuchungsobjekt zuzuordnenden Entitäten mit Hilfe des
Betriebsabrechnungsbogens (BAB). Auch wenn das grundsätzliche Vorgehen
unverändert bleibt, sind minimale Anpassungen nötig, da nicht ausschließ-
lich Gemeinkosten sondern sowohl mittelbarer Produktionswert als auch
Werteverzehr zu berücksichtigen sind. Nach der, auf Grundlage der Vertei-
lungsreferenz gewählten, Zuweisung der mittelbaren Wertschöpfungsarten
zu den Wertschöpfungsstellen, ergibt sich die Summe der Wertschöpfung
der Stellen aus der Differenz von Produktionswert und Werteverzehr.
(1.3) Allokation auf Wertschöpfungsträger
Für die Zurechnung auf das Untersuchungsobjekt (Wertschöpfungsträger)
bedient sich die vorliegende Arbeit ebenso an den traditionellen Ansätzen
der Kostenträgerstückrechnung. In Abhängigkeit des zuvor spezifizierten
Produktionssystems existieren diverse Methoden für die Allokation, die im
Folgenden kurz in Anlehnung an Coenenburg (Coenenberg 2003, S. 92 ff)
beschrieben werden sollen.
Die Divisionskalkulation, die zumeist in der Massenfertigung zum Einsatz
kommt, sieht eine Durchschnittsbetrachtung vor. In seiner einstufigen
Variante, ergeben sich die Stückkosten aus dem Quotienten der gesamten
anfallenden Kosten und der Menge an Leistungen. Die mehrstufigen Varian-
ten ermöglichen eine dediziertere Betrachtung einzelner Unternehmens-
einheiten (z.B. Vertrieb), indem ihre spezifischen Gesamtkosten und
Leistungsmengen gesondert betrachtet werden. Im Fall der Wert-
Die eco²-Value-Added-Methode
166
schöpfungsrechnung werden die Kosten durch Produktionswert und Werte-
verzehr ersetzt. Weitere Änderungen an der Herangehensweise sind nicht
notwendig. Die interne Wertschöpfung pro Stück (𝑖𝑤𝑠) errechnet sich also
aus dem Quotienten der gesamten internen Wertschöpfung (𝐼𝑊𝑆) und den
Menge (𝑥), d.h.:
𝑖𝑤𝑠 =𝐼𝑊𝑆
𝑥=𝑃𝑊𝕀 −𝑊𝑉𝕀
𝑥(6)
Infolge der Komplexität des Produktionssystems in der Einzel-, Wiederhol-
und Serienfertigung ist die Divisionskalkulation jedoch als unzureichend
einzustufen. In diesen Fällen kommt in der Regel die Zuschlagskalkulation
zum Einsatz. Hierbei werden ausschließlich die Gemeinkosten betrachtet, die
zunächst nach Art und Herkunft getrennt erfasst werden, um sodann mit
Hilfe von Zuschlagssätzen auf die Einzelkosten verteilt zu werden. Das
Vorgehen basiert im Wesentlichen auf dem BAB. Wie auch oben ist hier für
die Betrachtung der internen Wertschöpung ein Austausch von Gemein-
kosten durch den mittelbaren Produktionswert und Werteverzehr not-
wendig. Entsprechend fallen die Zuschlagssätze geringer aus als in der
Kostenrechnung, können aber mit den gleichen Methoden hergeleitet
werden.
Einen Sonderfall der Fertigung stellt die Kuppelproduktion dar, bei der
neben dem intitialen Produkt ein oder mehrere verwertbare Koprodukte
entstehen (z.B. Raffinerie). In diesem Fall ist eine Kuppelkalkulation anzu-
wenden. Unterschieden werden hier die Rest- und Marktwertrechnung. Wie
oben, ist auch hier alleine ein Austausch von den Kosten durch die interne
Wertschöpfung ausreichend.
Die eco²-Value-Added-Methode
167
Abb. 5.9 illustriert die Eignung der verschiedenen Ansätze für unterschied-
liche Fertigungsarten in Anlehnung an Coenenburg (Coenenberg 2003) und
Westkämper (Westkämper 2006).
Abb. 5.9 Eignung verschiedener Rechnungsverfahren für unterschiedliche Fertigungsarten
in Anlehnung an Coenenburg (Coenenberg 2003) und Westkämper (Westkämper 2006)
(2) Methoden zur Ermittlung des externen Produktionswerts und
Werteverzehrs
Die Quantifizierung der externen Wertschöpfung ist essentiell für den hier
präsentierten Ansatz. Zur zahlenmäßigen Erfassung dieser wird das Ziel einer
größtmöglichen Transparenz über die Inanspruchnahme der Vorder- und
Hintergrundsysteme sämtlicher relevanter Produktionsfaktoren verfolgt.
Dabei stellt sich die Frage, welche Ansätze hierfür existieren. Im Wesent-
lichen können Unternehmen zwischen drei Ansätzen wählen, die sich im
Hinblick auf den Umfang der Implementierung und die Qualität der Daten-
verfügbarkeit teilweise erheblich unterscheiden.
Zunächst kann auf frei zugängliche Datenbanksysteme zugegriffen werden,
die bis zum heutigen Tag eine beträchtliche Anzahl an Datensätzen auf-
weisen. Ein in Deutschland häufig genutztes System dieser Art ist die
Die eco²-Value-Added-Methode
168
ProBas-Datenbank des Umweltbundesamtes (UBA 2016). Da die Datenbank
kostenlos ist und die Datensätze einen gewissen Standard aufweisen, gestal-
tet sich der Aufwand aus Sicht eines Unternehmens überschaubar. Nach-
teilig ist jedoch die geringe Kompatibilität der Datensätze mit den realen
internen Verbrauchskategorien.
Eine in dieser Hinsicht leicht vorteilhafte Variante stellt die Nutzung lizenz-
basierter Datenbanksysteme dar. Beispiele hierfür sind Umberto NXT LCA
und GaBi. Der, im Vergleich zu den öffentlich zugänglichen Systemen, leicht
erhöhten Kompatibilität der Datensätze mit den realen internen Verbrauchs-
kategorien stehen vergleichsweise hohe Lizenzkosten entgegen. Abgesehen
hiervon hält sich der Aufwand im Betrieb einer derartigen Lösung jedoch
ebenfalls in Grenzen.
Die bei weitem vorteilhafteste Alternative im Hinblick auf eine vollständige
Transparenz ist die eigenhändige Aufklärung der Verbrauchsmengen sämt-
licher Vorder- und Hintergrundsysteme durch gezielte Kommunikation mit
allen Akteuren des Lebenszyklus sämtlicher Produktionsfaktoren (u.a. Liefe-
ranten, Hersteller, Recycler). Auf diese Weise kann eine sehr hohe Kompa-
tibilität mit internen Verbrauchsmengen realisiert werden. Der Ansatz ist
allerdings entsprechend aufwändig, da neben der Kommunikation die
Klassifizierung und Charakterisierung jeder Verbrauchsmenge und Infor-
mation seitens der Akteure im Sinne der DIN EN ISO 14040 und 1044 (DIN
2006; DIN 2009) selbstständig durchzuführen ist. Die in diesem Kontext in
der Praxis vorhandenen Ansätze zur Steigerung der Transparenz in der
Lieferkette mit Hilfe von informations- und kommunikationstechnischen
Anwendungen (z.B. SAP Product Stewardship Network, HP CDX) genügen
diesen Ansprüchen nur bedingt, da sie im Kern nicht der proaktiven
Aufklärung sondern der reaktiven umweltregulatorischen Konformität
dienen. In diesem Sinne sind sie auch nicht in der Lage, die wesentliche
Die eco²-Value-Added-Methode
169
Problematik der Interaktion zwischen Produzenten und Konsumenten zu
lösen. Die für die hier präsentierte Kalkulation dringend benötigten Infor-
mationen (z.B. chemische Zusammensetzung von Komponenten) werden
von Unternehmen oftmals als erfolgskritisch eingestuft. Ihre Weitergabe an
Dritte ist daher in den seltensten Fällen möglich. Ebenso stellt die Datenver-
fügbarkeit von Produkten in der Nutzungsphase eine Hürde dar.
In Abhängigkeit der oben ausgeführten Schilderungen wird nun die Eignung
in Abhängigkeit der Unternehmensgröße geprüft. Dabei wird angenommen,
dass mit der Unternehmensgröße die finanziellen und kapazitiven Möglich-
keiten für die Umsetzung des Konzepts steigen. Abb. 5.10 verdeutlicht den
Sachverhalt.
Abb. 5.10 Eignung der Systeme zur Ermittlung der Inanspruchnahme des externen
Systems in Abhängigkeit von Unternehmensgröße, Aufwand und Aussagefähigkeit
Die eco²-Value-Added-Methode
170
5.4.4 Zielsystemanalyse
Das Zielsystem einer produktionstechnischen Handlung im Kontext nach-
haltiger Wertschöpfung ist vollumfänglich beschrieben durch den jeweiligen
Zweck im Hinblick auf das interne und externe System. Da dieser, besonders
im Fall des internen Systems, in Abhängikeit des Untersuchungsobjekts und
–systems variieren kann, ist an dieser Stelle eine ausführliche Beschreibung
zwingend.
(1) Beschreibung des internen Produktionswerts in Abhängigkeit des
Produktionssystems
Der Wirtschaftswert des Gesamtsystems Unternehmen folgt dem in Abb.
5.4 dargestellten Kalkulationsschema. Es stellt sich allerdings die Frage,
inwieweit sich die Zusammensetzung desgleichen für ein Subsystem
(Produkt, Prozess) unterscheidet. Im Vergleich zu dem Gesamtsystem, bei
dem der Erlös für Koprodukte und verwertbare Abfälle in der Regel durch
die Rechnungslegung bekannt ist, hat sich das Subsystem an dem eingangs
formulierten Kuppelproduktionsprinzip zu orientieren. In diesem Sinne ist
zunächst zu prüfen, ob Koprodukte und verwertbare Abfälle anfallen. Ist
dies der Fall, sind diese zu Marktpreisen zu bewerten und in die Kalkulation
zu integrieren. Tab 15 fasst die Komposition des Wirtschaftswerts in
Abhängigkeit des Untersuchungsobjekts zusammen.
Tab 15 Komposition des Wirtschaftswerts in Abhängigkeit des Untersuchungsobjekts
Unternehmen Produkt / Prozess
Wirtschaftswert
Umsatz
+ Bestandsänderungen
+ selbsterstellte Anlagen
+ Zinsen (Fremdkapital)
Umsatz
+ Verwertbare Abfälle
+ Bestandsänderungen
+ Selbsterstellte Anlagen
+ Zinsen (Fremdkapital)
Neben dem oben beschriebenen Primärnutzen des Untersuchungsobjekts,
kann in der Rechnung prinzipiell ein nicht monetärer Sekundärnutzen
Die eco²-Value-Added-Methode
171
(Mitarbeiterzufriedenheit, Marktanteilsgewinne, etc.) berücksichtigt werden.
Hierzu ist jedoch eine Erweiterung um ein Scoring-Modell (z.B. Nutzwert-
Analyse) nötig, auf die an dieser Stelle verzichtet wird. Eine nachträgliche
Integration ist jedoch bedingungslos möglich.
(2) Beschreibung des externen Produktionswerts in Abhängigkeit des
Wirkungssystems
Während der interne Produktionswert per Definition aus den im Unter-
nehmen vorhandenen Daten ableitbar ist, stellt die Herleitung des externen
Produktionswerts eine bislang kaum realisierbare Hürde der Kalkulation dar.
Im Kern gilt es dabei die Frage zu beantworten, welchen Nutzen eine
produktionstechnische Handlung hinsichtlich spezifischer Umweltproblem-
felder leisten kann. Grundsätzlich bestehen zwei Optionen, die sich aus dem
Nachhaltigkeitsprinzip ableiten: [1] Eine produktionstechnische Handlung
trägt in keiner Weise zu sämtlichen bekannten Umweltproblemfeldern bei –
eine zum heutigen Zeitpunkt nahezu undenkbare Vorstellung - oder [2] das
Unternehmen leistet einen aktiven Beitrag zu der Lösung der von ihm in
Teilen verursachten Umweltprobleme. Letzteres kann wiederum in zweierlei
Formen unterschieden werden. Einerseits kann die Verwendung bestimmter
interner Eingangs- und/oder Ausgangsgrößen zu der Realisierung einer oder
mehrerer gesellschaftlich präferierter Umweltzustände beitragen, z.B.
weisen Zhu et al. (Zhu et al. 2016) gewisse positive Effekte einzelner Treib-
hausgase auf das Wachstum bestimmter Pflanzen nach, die wiederum einen
Beitrag zu der Lösung des Umweltproblems Klimawandel leisten. Ist eine
solche Form des Nutzenbeitrags der Leistungserstellung bekannt, sind in der
unten ausgeführten Rechnungssystematik adäquate Gutschriften in
Abhängigkeit der Wechselwirkungen zu berücksichtigen. Wenngleich diese
Möglichkeit theoretisch besteht, ist ihre praktische Umsetzung aufgrund des
aktuell mangelhaften Kenntnisstands der Wechselbeziehungen und der
Die eco²-Value-Added-Methode
172
entsprechenden Datenlage schwer realisierbar. Andererseits kann eine
Organisation die von ihr induzierte „Umweltschuld“ pekuniär begleichen,
indem gezielt in die externe Lösung (z.B. Klimafonds) investiert wird. Freilich
hätte sich diese, derzeit weitaus realistischere Alternative, an der Höhe der
verursachten Inanspruchnahme je Umweltproblemfeld (u.a. Klimawandel,
Versauerung) zu orientieren. Für die notwendige, an dieser Stelle zunächst
qualitative, Beschreibung des externen Produktionswerts des Untersuch-
ungsobjekts sind somit folgende Fragen zu beantworten:
1. Trägt das Untersuchungsobjekt im Rahmen der Leistungserstellung
durch die Verwendung bestimmter Eingangs- und/oder Ausgangs-
größen zu der Realisierung gesellschaftlich präferierter Umwelt-
zustände bei?
2. Trägt das Gesamtsystem Unternehmen in Form von externen Investi-
tionen gezielt zu der Lösung bestimmter Umweltproblemfelder bei?
Wenn ja, in welcher Höhe?
Die Frage nach der verschiedenartigen Zurechenbarkeit auf das Untersuch-
ungsobjekt, die sich an dieser Stelle gewiss stellt, wird zu einem späteren
Zeitpunkt beantwortet.
5.4.5 Sozioökonomische Analyse
Nachdem in den vorangegangenen Abschnitten zunächst das Untersuch-
ungsobjekt und -system bestimmt, die Methoden ausgewählt und das
Zielsystem beschrieben wurde, folgt an dieser Stelle die sozioökonomische
Analyse. Ihr Ziel ist die monetäre Abbildung des externen Systems (𝔼) in
Bezug auf die gesellschaftlich wahrgenommenen Umweltproblemfelder
sowie ihre präferierten Zielzustände, entstandenen Schäden und der
jeweiligen Opportunität in Form der externen Beschaffungspreise. Das hier
vorgeschlagene Vorgehen orientiert sich an den Ansätzen Endres (Endres et
Die eco²-Value-Added-Methode
173
al. 1997) und dem UBA (UBA 2012, S. 52 ff). In diesem Zusammenhang
stellt sich zunächst die Frage, welche grundlegenden Zielzustände für eine
Monetarisierung zur Auswahl stehen. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit
werden drei Alternativen getrennt: Das vorindustrielle Niveau, die öko-
logischen Grenzen der Erde sowie gesellschaftlich akzeptierte Zielzustände
in Form von Gesetzen, Regularien, Verträgen oder Normen. Ersteres
beschreibt den Zustand des Planeten bevor der Mensch zum bedeutensten
Einflussfaktor auf das Ökosystem Erde wurde (Holozän). Diese oben als
ökozentrische Perspektive beschriebene Referenz ist im Rahmen der
vorliegenden Arbeit aus zwei Gründen abzulehnen. Einerseits existiert hierzu
keine sinnvoll zu nutzende Datengrundlage für die Kalkulation externer
Kosten und Nutzen. Andererseits sieht der Autor das vorindustrielle Niveau,
im Sinne der Einräumung eines Existienzrechts der Natur aus sich selbst
heraus als generell ungeeignet im Kontext des oben diskutierten rein
anthropozentrischen Wertbegriffs an. Aus Sicht der vorliegenden Arbeit,
wird die Orientierung an gesellschaftlich akzeptierten Zielzuständen
gegenüber den ökologischen Grenzen bevorzugt. Zum einen erfährt das
anthropozentrische Prinzip durch die gesellschaftliche Legitimation eine
gehobene Bedeutung in der unten skizzierten Kalkulation. Zum anderen ist
hier eine Unzweifelhaftigkeit über den Zielzustand vorhanden, während es
im Zusammenhang mit den ökologischen Grenzen oftmals zu vehementen
wissenschaftlichen Dissens kommt. Alleine im Fall des Fehlens eines
gesellschaftlich akzeptierten Zielzustands ist eine Orientierung an den
ökologischen Grenzen zweckmäßig.
In diesem Schritt ist also eine umfassende Recherche durchzuführen. Je nach
Art der Information in der genutzten Literatur unterscheidet sich die
Kalkulation des gesellschaftlich wirksamen Beschaffungspreises (𝑝𝔼𝑐𝑡
) eines
gewünschten Zielzustands eines Umweltproblemfelds (𝑐) in einer beliebigen
Die eco²-Value-Added-Methode
174
Periode (𝑡). Dabei wird die gesamte externe Wertschöpfung (𝐸𝑊𝑆𝑐𝑡 bzw.
𝐺𝑊𝑆𝔼𝑐𝑡) entweder ins Verhältnis zu der in derselben Periode in Anspruch
genommenen Menge eines Referenzindikators (𝑄𝔼𝑐𝑡) oder des
entsprechenden Zielwerts der Periode (Ε𝔼𝑐𝑡) gesetzt, d.h.:
𝑝𝔼𝑐=𝐺𝑊𝑆𝔼𝑐𝑡
𝑄𝔼𝑐𝑡oder 𝑝𝔼
𝑐=𝐺𝑊𝑆𝔼𝑐𝑡
Ε𝔼𝑐𝑡(7)
Die gesamte externe Wertschöpfung (𝐺𝑊𝑆𝔼𝑐𝑡) ergibt sich wiederum aus der
Differenz von gesamtwirtschaftlichem Produktionswert (𝐺𝑃𝑊𝔼𝑐𝑡) und
Werteverzehr (𝐺𝑊𝑉𝔼𝑐𝑡), d.h.:
𝐺𝑊𝑆𝔼𝑐𝑡 = 𝐺𝑃𝑊𝔼𝑐𝑡 − 𝐺𝑊𝑉
𝔼𝑐𝑡 (8)
Nach der Zuordnung einer Umweltwirkung zum Global- und/oder Lokal-
system und der damit verbundenen Wahl der Bilanzgrenze, gliedert sich das
Vorgehen der sozioökonomischen Analyse in drei Teilschritte:
(1) Ermittlung gesellschaftlich wahrgenommener Umweltproblemfelder
Mögliche Quellen zur Ermittlung der gesellschaftlich wahrgenommenen
Umweltproblemfelder sind u.a. Umfrageergebnisse oder Studien. Da es sich
hierbei in der Regel um nicht-standardisierte Werke handelt, kann an dieser
Stelle eine Zusammenfassung bzw. Kategorisierung der Umweltprobleme
vorgenommen werden. Ferner ist für jedes Problem 𝑐 ein quantitativer
Indikator (z.B. CO2e, SO2e) zu bestimmen, der eine Bezifferung des
Ausmaßes erlaubt.
(2) Ermittlung des externen Produktionswerts gesellschaftlich
wahrgenommener Umweltprobleme
Wie oben erläutert, können gewisse produktionswirtschaftliche Handlungen
durch die Transformation von Eingangs- zu Ausgangsgrößen unterstützend
bei der Realisierung einer oder mehrerer gesellschaftlich präferierter Um-
Die eco²-Value-Added-Methode
175
weltzustände wirken. Gezeigt wird dies u.a. von Zhu et al. (Zhu et al. 2016).
Ein solcher Nutzenbeitrag bestimmter Stoffe und Substanzen ist als Gut-
schrift bei der nachfolgenden Kalkulation des externen Werteverzehrs zu
berücksichtigen. Infolge des aktuell mangelhaften Kenntnisstands der
Wechselbeziehungen und der entsprechenden Datenlage wird dieser
externe Produktionswert jedoch zunächst vernachlässigt (𝐺𝑃𝑊𝔼𝑐𝑡 = 0).
Werden in Zukunft Fortschritte bei der Analyse der Wechselbeziehungen
gemacht, können die Ergebnisse ohne weiteres in das Modell integriert
werden.
(3) Ermittlung des externen Werteverzehrs gesellschaftlich
wahrgenommener Umweltprobleme
Nachdem in den ersten Schritten die gesellschaftlich wahrgenommen
Umweltprobleme und Zielzustände ermittelt und der externe Produktions-
wert definiert wurde, folgt in einem dritten Schritt die Kalkulation des
externen Werteverzehrs. In Anlehnung an das Superpositionsprinzip, setzt
sich dieser aus den Abmilderungs-, Schadens- und Opportunitätskosten je
Umweltproblem zusammen:
𝐺𝑊𝑉𝔼𝑐𝑡 = 𝐴𝐾𝔼𝑐𝑡 + 𝑆𝐾
𝔼𝑐𝑡 + 𝑂𝐾
𝔼𝑐𝑡 (9)
𝐴𝐾𝔼𝑐𝑡 𝐴𝑏𝑚𝑖𝑙𝑑𝑒𝑟𝑢𝑛𝑔𝑠𝑘𝑜𝑠𝑡𝑒𝑛 𝑑𝑒𝑠 𝑒𝑥𝑡𝑒𝑟𝑛𝑒𝑛 𝑆𝑦𝑠𝑡𝑒𝑚𝑠 𝔼 𝑖𝑛 𝑊𝑖𝑟𝑘𝑘𝑎𝑡𝑒𝑔𝑜𝑟𝑖𝑒 𝑐 𝑖𝑛 𝑃𝑒𝑟𝑖𝑜𝑑𝑒 𝑡
𝑆𝐾𝔼𝑐𝑡 𝑆𝑐ℎ𝑎𝑑𝑒𝑛𝑠𝑘𝑜𝑠𝑡𝑒𝑛 𝑑𝑒𝑠 𝑒𝑥𝑡𝑒𝑟𝑛𝑒𝑛 𝑆𝑦𝑠𝑡𝑒𝑚𝑠 𝔼 𝑖𝑛 𝑊𝑖𝑟𝑘𝑘𝑎𝑡𝑒𝑔𝑜𝑟𝑖𝑒 𝑐 𝑖𝑛 𝑃𝑒𝑟𝑖𝑜𝑑𝑒 𝑡
𝑂𝐾𝔼𝑐𝑡 𝑂𝑝𝑝𝑜𝑟𝑡𝑢𝑛𝑖𝑡ä𝑡𝑠𝑘𝑜𝑠𝑡𝑒𝑛 𝑑𝑒𝑠 𝑒𝑥𝑡𝑒𝑟𝑛𝑒𝑛 𝑆𝑦𝑠𝑡𝑒𝑚𝑠 𝔼 𝑖𝑛 𝑊𝑖𝑟𝑘𝑘𝑎𝑡𝑒𝑔𝑜𝑟𝑖𝑒 𝑐 𝑖𝑛 𝑃𝑒𝑟𝑖𝑜𝑑𝑒 𝑡
(3.1) Ermittlung der Abmilderungskosten
Als Grundlage für die Kalkulation der Abmildungskosten dient der gesell-
schaftlich akzeptierte Zielzustand. In Ausnahmefällen kann, wie oben
skizziert, die ökologische Grenze in Bezug auf ein wahrgenommenes
Umweltproblem als Referenz herangezogen werden. Je Umweltproblem
Die eco²-Value-Added-Methode
176
bzw. Umweltproblemkategorie ist die erwünschte Konstitution auszu-
formulieren, die in Form eines Zielwerts mit Hilfe der oben festgelegten
Indikatoren messbar ist (z.B. 2-Grad Klimaziel ≅ 450 pmm). Als Grundlage
der Definition eines als erstrebenswert erachteten Zustands der Umwelt
dienen in erster Linie Verträge oder Abkommen (z.B. 2-Grad Klimaziel,
Obergrenze für Feinstaub). Die gesellschaftlich wirksamen Gesamtkosten der
Abmilderung (𝐴𝐾𝔼𝑐) der Realisierung der oben festgelegten gesellschaftlich
präferierten Umweltzustände werden daraufhin auf Basis von in der Litera-
tur existierenden Kostenabschätzungen ermittelt. Existieren diese nicht, ist,
wie unten beispielhaft ausgeführt, eine Marktsimulation zu konstruieren.
(3.2) Ermittlung der Schadenskosten
Neben den Kosten für die Abmilderung eines Umweltproblems, sind die
tatsächlich anfallenden Aufwände für Schädigungen der Gesellschaft zu
eruieren. Als vornehmliche Schadenskosten (𝑆𝐾𝔼𝑐) werden hier die Auf-
wände von durch Umweltwirkungen induzierter Morbidität und Mortalität
betrachtet. Grundlegend für die Zuordnung der entstandenen Schäden ist
die Konstruktion einer Wirkkette, die mit hinreichender Wahrscheinlichkeit
die Ursache und den Effekt kombiniert (Wesentlichkeitsprinzip). Als Quelle
dienen hierzu ebenfalls existierende Studien. Liegen diese nicht vor, ist
wiederum eine Marktsimulation zu konstruieren. Abb. 5.11 stellt eine
Wirkkette beispielhaft für die Herleitung der Schadenskosten des stratos-
phärischen Ozonabbaus dar.
Die eco²-Value-Added-Methode
177
Abb. 5.11 Beispielhafte Wirkkette zur Herleitung der Schadenskosten des
stratosphärischen Ozonabbaus
Die Stringenz einer jeden Wirkkette wird determiniert durch den zu einem
gewissen Zeitpunkt existierenden wissenschaftlichen Kenntnisstand. Stellt
sich die Wirkkette als besonders diffizil dar, sind entsprechend vereinfach-
ende Annahmen zu treffen. Für die sich aus der Wirkkette ergebenden
Schäden je Umweltproblemfeld 𝑐 sind daraufhin die der Gesellschaft
tatsächlich anfallenden Schadenskosten (𝑆𝐾𝔼𝑐) zu ermitteln. Existierende
Studien (Sommer et al. 1999; Krey et al. 2000; Vogtländer et al. 2001;
Adensam et al. 2002) greifen hierfür zumeist auf die Willingnes-to-pay/-sell-
Ansätze zurück. Die Bereitschaft einer Person durch finanzielle
Aufwendungen ein tödliches Risiko zu reduzieren bzw. akzeptieren, kann
dabei ausschließlich durch Befragung ermittelt werden. Die Höhe der Kosten
basiert daher auf der subjektiven Wahrnehmung und der finanziellen
Situation der Befragten. Neben der Einseitigkeit der Bewertung wird eine
Berücksichtung dieser insbesondere aufgrund der weltweit höchst
unterschiedlichen finanziellen Situation von Individuen im Rahmen der
vorliegenden Arbeit abgelehnt. Für die Abbildung von Krankheitskosten
werden in der Literatur häufig Mortalitäts- und Morbiditätskosten
unterschieden. Während erstere in der vorliegenden Arbeit als Basis der
Die eco²-Value-Added-Methode
178
Kalkulation der Opportunität dienen, stellen letztere die Grundlage für die
Berechnung der Schadenskosten dar.
(3.3) Ermittlung der Opportunitätskosten
Die externen Opportunitätskosten der Inanspruchnahme der Umwelt
werden in der vorliegenden Arbeit als der entgangene volkswirtschaftliche
Nutzen infolge der hervorgerufenen Schädigung interpretiert. Als Basis für
die Ermittlung dient ebenfalls die zuvor aufgestellte Wirkkette. Diese ist
jedoch zunächst um die wesentlichen Opportunitäten eines jeden Schadens
zu erweitern. Die Ermittlung der Opportunitätskosten fußt, wie zuvor
erläutert, auf existierende Studien und/oder Marktsimulationen. Für jede
Umweltproblemkategorien 𝑐 ergeben sich demnach die gesellschaftlichen
Gesamtkosten der Opportunität (𝑂𝐾𝔼𝑐). Ist der gravierendste Schaden einer
Umweltproblemkategorie 𝑐 beispielsweise das vorzeitige Ableben einer
gewissen Anzahl von Menschen (Sterbequotient, 𝑆𝑄) innerhalb der
gewählten Bilanzgrenze, ergeben sich die Opportunitätskosten aus dem
entsprechend geringeren Produktivitätsbeitrag (𝑃𝐵). Der Produktivitätsbei-
trag wird hier als Quotient des Bruttoinlandsprodukts und der Einwohner-
zahl einer abgegrenzten geografischen Region verstanden. Zur Quantifi-
zierung der Mortalität und Morbidität werden die in der Literatur verbrei-
teten Indikatoren Disability-Adjusted Life Years (𝐷𝐴𝐿𝑌) oder Years of
Potential Life Lost (𝑌𝑃𝐿𝐿) herangezogen. Die Gesamtkosten der Opportu-
nität eines Umwelproblemfeldes ergeben sich somit aus:
𝑂𝐾𝔼𝑐 = 𝑆𝑄 ∗ 𝑃𝐵 ∗ 𝐷𝐴𝐿𝑌 oder 𝑂𝐾𝔼𝑐 = 𝑆𝑄 ∗ 𝑃𝐵 ∗ 𝑌𝑃𝐿𝐿 (10)
Ist der gewichtigste Schaden jedoch die Verödung von Boden und Gewäs-
sern, ohne dem Menschen direkt zu schaden, ergeben sich die Opportuni-
tätskosten aus den entgangenen Erträgen von Land- und Forstwirtschaft
sowie Tourismus.
Die eco²-Value-Added-Methode
179
(4) Kalkulation des externen Beschaffungspreises je Umweltproblemfeld
Infolge der hier zunächst vernachlässigten Bilanzierung des gesamtwirt-
schaftlichen Produktionswerts (𝐺𝑃𝑊𝔼𝑐𝑡 = 0), errechnet sich der externe
Beschaffungspreis eines Umweltproblemfelds (𝑝𝔼𝑐𝑡
) einzig aus dem Ver-
hältnis von externen Werteverzehr (𝐺𝑊𝑉𝔼𝑐𝑡) und der Menge des Referenz-
indikators (𝑄𝔼𝑐𝑡) bzw. des entsprechenden Zielwerts (Ε𝔼𝑐𝑡), d.h.:
𝑝𝔼𝑐=𝐺𝑊𝑉𝔼𝑐𝑡
𝑄𝔼𝑐𝑡oder 𝑝𝔼
𝑐=𝐺𝑊𝑉𝔼𝑐𝑡
Ε𝔼𝑐𝑡(11)
Der monetarisierte Zielzustand der Umwelt wird daraufhin in dem Faktor-
preisvektor des externen Systems (�̅�𝔼) zusammengefasst.
�̅�𝔼 = (
𝑝𝔼1
⋮𝑝𝔼
𝐶
) =
(
𝐺𝑊𝑉𝔼1Ε𝔼1⋮
𝐺𝑊𝑉𝔼𝐶Ε𝔼𝐶 )
=
(
𝐴𝐾𝔼1 + 𝑆𝐾𝔼1 + 𝑂𝐾
𝔼1
Ε𝔼1⋮
𝐴𝐾𝔼𝐶 + 𝑆𝐾𝔼𝐶 + 𝑂𝐾
𝔼𝐶
Ε𝔼𝐶 )
𝑐
= 1,… , 𝐶
(12)
5.4.6 Mengenrechnung
Nachdem sich der Blick für die Bestimmung der externen Beschaffungspreise
gen Öko- und Anthrosposhäre richtete, folgt an dieser Stelle wiederum die
Betrachtung des internen Systems. Für die anvisierte Verknüpfung von
internen und externen System, ist das Mengengerüst des Untersuchungs-
objekts in Form einer Input-Output-Analyse zu bestimmen. Dem Mengen-
begriff wird hierbei ein erweitertes Verständnis zugrunde gelegt. Im Rahmen
der vorliegenden Arbeit beschreibt er eine Zusammenfassung von unter-
scheidbaren Objekten zu einer Gesamtheit. Die erweiterte Interpretation des
Mengenbegriffs zielt auf eine simultane Erfassung essentieller Kriterien des
Verbrauchs ab. Abb. 5.12 skizziert die wesentlichen Informationen des
Die eco²-Value-Added-Methode
180
operativen und physischen Verbrauchs, die im Rahmen einer erweiterten
Mengenuntersuchung des internen Systems aufzunehmen sind.
Abb. 5.12 Informationsbedarf physischer und operativer Mengen
Zu diesem Zweck soll kurz auf den, in Kapitel 2 erörterten, bis heute andau-
ernden Dissens über die Einordnung der Umwelt in die Systematik der
Produktionsfaktoren eingegangen werden. Das Ziel ist die Ableitung einer
für die präsentierte Systematik zweckdienlichen Interpretation. Während
einige Autoren (Kern 1992; Corsten 2007) die Natur aus pragmatischer Sicht
entweder den Eingangs- oder Ausgangsgrößen eines produktionstechnisch-
en Systems zuordnen, kritisieren andere (Steven 1994; Schreiner 1996) dies
als unhaltbar. Die Inanspruchnahme der Umwelt trete, wie oben in Form des
Hintergrundsystems aufgezeigt, sowohl auf Input- als auch auf Output-Seite
in Erscheinung. Um diesem Erfordernis gerecht zu werden, führt der Autor
die Umweltwirkung in Anlehnung an Schreiner (Schreiner 1996) hernach in
einer gesonderten Kategorie. Neben der Menge an den internen Eingangs-
und Ausgangsgrößen (𝑟𝕀; 𝑥𝕀), wird die Menge der externen Wirkung (𝑤𝔼)
Die eco²-Value-Added-Methode
181
erfasst. Während die Eingangsgrößen weiter in physisch (𝑝) und operativ (𝑜)
getrennt werden können, sind die Ausgangs- und Wirkungsgrößen in jedem
Fall physischer Natur. Abb. 5.13 illustriert das Verständnis.
Abb. 5.13 Input-Output-Verständnis eines Untersuchungssystems im internen und
externen System
Das hier präsentierte Verständnis von internen und externen Produktions-
faktoren dient ausschließlich der im Rahmen der vorliegenden Arbeit ange-
strebten Quantifizierung des eco²-Value-Added (𝑁𝑊𝑆). Für den Autor ist es
daher unerheblich, ob sich die Interpretation für die Beschreibung weiterer
produktionswirtschaftlicher Fragestellungen eignet.
Die Mengenanalyse bezweckt einzig die Ermittlung der Mengen des inter-
nen Systems. Ihre Allokation zu den jeweiligen Umweltproblemfeldern des
externen Systems folgt in Form der Wirkungsanalyse.
Das Mengengerüst des internen Systems ergibt sich alleine aus der Menge
der Eingangs- (𝑟𝕀) und Ausgangsgrößen (𝑥𝕀). Maßgebend für die Katego-
risierung der internen Ausgangsgrößen ist das Kuppelproduktionsprinzip.
Weiterhin wird, wie oben beschrieben, zwischen physischen und operativen
Mengen der Auftragsabwicklung differenziert. Zwar existieren mit dem
Die eco²-Value-Added-Methode
182
Vertrieb oder der Nacharbeit durchaus operative Mengen, für die eine
outputseitige Anordnung denkbar wäre, die vorliegende Arbeit orientiert
sich in diesem Fall jedoch an der traditionellen Betriebswirtschaftslehre und
allokiert sämtliche operative Faktoren auf die Inputseite. Somit existieren
lediglich drei übergeordnete interne Mengenkategorien: physische Ein-
gangsgrößen (𝑟𝑝𝕀), operative Eingangsgrößen (𝑟𝑜
𝕀) und physische Ausgangs-
größen (𝑥𝑝𝕀 ). Tab 16 verdeutlicht einen beispielhaften Aufbau einer Input-
Output-Analyse.
Tab 16 Input-Output-Tabelle des internen Systems (𝕀)
Input-Verbrauch (𝒓𝕀) Output-Verbrauch (𝒙𝕀)
1. Physisch (𝑟𝑝𝕀) 1. Physisch (𝑥𝑝
𝕀 )
1.1. Rohstoffe 1.1. Produkt 1.2. Hilfsstoffe 1.2. Koprodukt 1.3. Betriebsstoffe 1.3. Nebenprodukt 1.4. Betriebsmittel 1.4. Verwertbare Abfälle
1.5. Nicht verwertbare Abfälle
2. Operativ (𝑟𝑜𝕀) 2.4.1. Materielle Abfälle
2.1. Forschung & Entwicklung 2.4.2. Emissionen 2.2. Einkauf 2.5. Reine Verluste 2.3. Fertigung 2.4. Montage 2.5. Vertrieb 2.6. Nacharbeit 2.7. Service 2.8. Unterstützende Bereiche
Das Vorgehen der Mengenrechnung orientiert sich, wie der gesamte hier
präsentierte Ansatz, an der klassischen Kostenrechnung. Demnach ist in
einem ersten Schritt auf Unternehmensebene zu identifizieren, welche
Mengen angefallen sind (Mengenarten) und diese nach mittel- und unmit-
telbarer Zurechenbarkeit auf das Untersuchungsobjekt zu klassifizieren. Für
die Erfassung der Gesamtmengen des Unternehmens in Periode 𝑡 kann auf
Tab 16 zurückgegriffen werden. Demnach sind gleichermaßen die physisch-
en Eingangsmengen des Faktors 𝑑 in Periode 𝑡 (𝑟𝑝𝑑𝑡𝕀 ), die operativen Ein-
Die eco²-Value-Added-Methode
183
gangsmengen des Faktors 𝑒 in Periode 𝑡 (𝑟𝑜𝑒𝑡𝕀 ) sowie die physischen Aus-
gangsmengen der Kategorie 𝑓 in Periode 𝑡 (𝑥𝑝𝑓𝑡𝕀 ) zu bestimmen. Da nicht in
jedem Fall eine direkte Zurechenbarkeit einer Menge zu dem Untersuch-
ungsobjekt möglich ist (mittelbarer Verbrauch), sind angemessene Verrech-
nungssätze zu bilden. In einem weiteren Schritt ist daher die Prozessfolge
(Mengenstelle) zu ermitteln und je Prozessschritt wiederum die physischen
und operativen Mengen zu quantifizieren. Die nachfolgenden Abschnitte
präzisieren das Vorgehen der Mengenrechnung.
(1) (Initial-)Erfassung der internen Gesamtmengen der Periode 𝑡
Die Gesamtmengen der Periode 𝑡 sind, wie oben ausgeführt, in physische
und operative Eingangsgrößen (𝑟𝑝𝑑𝑡𝕀 ; 𝑟𝑜𝑒𝑡
𝕀 ) sowie physische Ausgangsgrößen
(𝑥𝑝𝑓𝑡𝕀 ) zu unterscheiden, für die sich jeweils unterschiedliche Arten der Erfas-
sung anbieten.
(1.1) Erfassung der physische Gesamteingangsmengen (𝑟𝑝𝑑𝑡𝕀 )
Unter dem Begriff Eingangsgrößen sind in der vorliegenden Arbeit jene
Faktoren zu verstehen, die in das zu untersuchende System eingehen. Die
physischen Eingangsgrößen in ein Subsystem (Produkt, Prozess) leiten sich in
jedem Fall aus dem Bestand des Gesamtsystems Unternehmens in der
betrachteten Periode (𝑡) ab. Während zur Initialerfassung des Bestands in
der Regel eine Inventur durchgeführt wird, stehen in der betrieblichen Praxis
vier Verfahren zur Ermittlung der Gesamteingangsmengen in Periode 𝑡 (𝑟𝑝𝑑𝑡𝕀 )
zur Auswahl. Als Hilfsmittel dienen hierzu u.a. Barcodes und RFID-Chips.
Zum einen können die Verbräuche mit Hilfe der Inventurmethode (Befund-
rechnung) durch Erfassung der bereitstellungsabhängigen Werkstoffwag-
nisse (z.B. Schwund, Qualitätsminderung, Vernichtung, etc.) berechnet
werden. Voraussetzung hierfür ist die Kenntnis von Anfangsbestand und
Endbestand, die in der Regel durch eine Inventur zu Anfang und Ende der
Die eco²-Value-Added-Methode
184
Abrechnungsperiode ermittelt werden. Die Berechnung des Istbestands der
Periode erfolgt daraufhin durch:
𝑟𝑝𝑑𝑡𝕀 = 𝑟𝑝𝑑(𝑡−1)
𝕀 + 𝑟𝑝𝑑𝑡𝕀𝑍𝑢𝑔𝑎𝑛𝑔 − 𝑟𝑝𝑑𝑡
𝕀𝐴𝑏𝑔𝑎𝑛𝑔 (13)
Der Ansatz liefert jedoch keine Informationen über den Ort bzw. Zweck des
Verbrauchs. Ferner stellt die Häufigkeit der Durchführung einer Inventur
Unternehmen oftmals vor Probleme. Einen anderen Ansatz stellt die Skon-
trationsrechnung (Fortschreibungsrechnung) dar. Ziel dieses Ansatzes ist
eine möglichst exakte Aufzeichnung der Verbräuche durch laufende Doku-
mentation der Entnahme mit Hilfe von Belegen. Die Berechnung des Ist-
Bestands folgt ebenfalls Formel 13. Weitere Ansätze zur Berechnung der
Verbrauchsmengen stellen die retrograde Erfassungsrechnung (Rückrech-
nung) sowie das Schätzverfahren dar. Erstere berechnet den Werkstoff-
verbrauch auf Basis der in einer Periode erstellten Produkte und deren Werk-
stoffzusammensetzung. Grundlage hierfür ist eine detaillierte Kenntnis der
Werkstoffzusammensetzung der produzierten Güter (Stücklisten, Material-
aufklärung, etc.). Errechnet wird hierbei jedoch keinesfalls ein Real- sondern
ein Sollverbrauch. Die Schätzrechnung basiert hingegen auf einer Zufalls-
stichprobe. Voraussetzung ist ein nahezu konstanter Lagerbestand. Auf
Basis der Stichproben kann daraufhin auf den Istzugang der Periode
geschlossen werden.
(1.2) Erfassung der operativen Gesamteingangsmengen (𝑟𝑜𝑒𝑡𝕀 )
Die operativen Gesamteingangsmengen umfassen sämtliche Tätigkeiten, die
in einem Unternehmen anfallen, z.B. Forschung & Entwicklung, Einkauf,
Fertigung, Montage, Vertrieb, Nacharbeit. Zur Erfassung bietet sich in An-
lehnung an die Prozesskostenrechnung nach Horvath (Horváth 2011)
zunächst eine Einteilung des Unternehmens in seine essentiellen Bestand-
teile (z.B. Bereiche, Abteilungen, Mitarbeiter) an. Im Rahmen der vorliegen-
Die eco²-Value-Added-Methode
185
den Arbeit dient hierzu der Entitätenvektor �̅�𝕀. Für jede Entität werden da-
raufhin sämtliche spezifisch anfallende Tätigkeiten ermittelt und in Form
ihrer Bearbeitungszeit aufgenommen. Hierbei können zwei Konzepte zur
Anwendung kommen. Zum einen können mit Hilfe des Schätzverfahrens die
Tätigkeiten und Zeiten jeder Entität bemessen werden. Zum anderen kann
eine Tätigkeitsanalyse in Form einer Observation mit entsprechender Zeit-
messung zum Einsatz kommen. Da diese Form der Analyse jedoch nicht
umfassend durchzuführen ist, hat eine Einschätzung durch beteiligte Exper-
ten in jedem Fall zu erfolgen. Die operative Gesamteingangsmenge des
Faktors 𝑒 in Periode 𝑡 (𝑟𝑜𝑒𝑡𝕀 ) ergibt sich aus der Bearbeitungszeit der Einzel-
tätigkeit. Die Gesamteingangsmenge aller operativen Tätigkeiten einer
Entität in einer Periode (𝑡) kann in Form des Entitäten-Tätigkeitsvektors (𝑒�̅�𝑡)
abgebildet werden, d.h.:
𝑒�̅�𝑡 = (
𝑟𝑜1𝕀
⋮𝑟𝑜𝐸𝕀) 𝑚𝑖𝑡 𝑒 = 1, … , 𝐸 (14)
Ist, wie es in einem Unternehmen in der Regel der Fall ist, eine Erfassung
über mehrere Entitäten (𝑏) durchzuführen, kann diese in Form der 𝑒 × 𝑏
Entitäten-Tätigkeitsmatrix der Periode 𝑡 (𝑬𝑻𝑡) dargestellt werden, die sich
aus dem Produkt aus Entitäten-Tätigkeitsvektor der Periode 𝑡 (𝑒�̅�𝑡) und dem
transponierten Enitätenvektor (�̅�𝑇) ergibt:
𝑬𝑻𝑡 = 𝑒�̅� ∗ �̅�𝑇 = [
𝑟𝑜11𝕀 ⋯ 𝑟𝑜1𝑏
𝕀
⋮ ⋱ ⋮𝑟𝑜𝑒1𝕀 ⋯ 𝑟𝑜𝑒𝑏
𝕀] (15)
(1.3) Erfassung der physischen Gesamtausgangsmengen (𝑥𝑝𝑓𝑡𝕀 )
Die physischen Ausgangsmengen umfassen nach dem Kuppelproduktions-
prinzip verschiedene Kategorien. Diese sind das Produkt, seine Ko- und
Die eco²-Value-Added-Methode
186
Nebenprodukte sowie die verwertbaren Abfälle und reinen Verluste. Eine
weitere Differenzierung wird im Rahmen der vorliegenden Arbeit zwischen
nutzenstiftenden und nicht-nutzenstiftenden Ausgangsmengen vorgenom-
men. Während für erstere eine Erfassung sämtlicher verkaufter Produkte
innerhalb der Betrachtungsperiode ausreichend ist, stehen für letztere
wiederum verschiedene Verfahren zur Auswahl. Zum einen können sämt-
liche anfallende nicht-nutzenstiftende Ausgangsmengen mit Hilfe entsprech-
ender Instrumente gemessen werden. Zum anderen bietet sich wiederum
das Schätzverfahren an. Da eine Messung über das gesamte Unternehmen
praktisch kaum umzusetzen ist, bietet es sich an vorab die Mengenstellen
(Prozessfolge) zu definieren und eine Messung ausschließlich gezielt, mit
Bezug auf das Untersuchungsobjekt durchzuführen. Auch eine Kombination
von Mess- und Schätzverfahren kann an dieser Stelle zielführend sein.
(2) Ermittlung der Prozessfolge der Auftragsabwicklung und Allokation der
mittelbaren Mengen
Während die Mengenrechnung im Fall der Untersuchung des Gesamtsys-
tems an dieser Stelle abgebrochen werden kann, ist eine direkte Zurechen-
barkeit einer Menge im Fall der Analyse eines Subsystems nicht zwingend
möglich (mittelbarer Verbrauch). In einem weiteren Schritt ist daher die
Prozessfolge (Mengenstelle) zu bestimmen. Dabei stellt sich zunächst die
Frage, welche Prozessfolgen (𝑃𝐹𝑔) für die Auftragsabwicklung und Produk-
tion anfallen. Aus der Auflistung dieser ergibt sich der Prozessfolgevektor
𝑝𝑓̅̅̅̅ :
𝑝𝑓̅̅̅̅ = (
𝑃𝐹1⋮𝑃𝐹𝐺
) 𝑔 = 1,… , 𝐺 (16)
Die eco²-Value-Added-Methode
187
Jeder einzelne Prozessschritt (𝑃𝐹𝑔) wird in der Folge als Mengenstelle ver-
standen.
(3) Ermittlung der internen Prozessmengen je Prozessschritt
Je Prozessschritt (𝑃𝐹𝑔) ist daraufhin das interne Mengengerüst in Form einer
Input-Output-Analyse zu erstellen. Der mengenmäßige Verbrauch des inter-
nen Systems (𝕀) lässt sich durch eine Leontief-Produktionsfunktion beschrei-
ben. Dabei werden die physischen Ausgangsgrößen (𝑥𝑝𝕀𝑓) als Funktion der
Eingangsgrößen (𝑟𝑝𝕀𝑑; 𝑟𝑜
𝕀𝑒) verstanden. Der Produktionsprozess wird dabei
als linear-limitational angenommen. Die Produktionskoeffizienten (ℎ) stellen
somit Konstanten dar.
𝑥𝑝𝕀𝑓= 𝑓 (𝑟𝑝
𝕀𝑑; 𝑟𝑜
𝕀𝑒) = ∑
𝑟𝑝𝕀𝑑
ℎ𝑑𝑓
𝐷
𝑑=1
+∑𝑟𝑜𝕀𝑒
ℎ𝑒𝑓
𝐸
𝑒=1
𝑚𝑖𝑡 𝑑 = 1,… , 𝐷; 𝑒 = 1,… , 𝐸; 𝑓 = 1,… , 𝐹
(17)
Während für die unmittelbaren Verbräuche die Prozessmengen bekannt
sind, sind im Fall der mittelbaren Verbräuche Verrechnungssätze zu bilden.
Je Mengenart (𝑟𝑝𝑑𝑡𝕀 ; 𝑟𝑜𝑒𝑡
𝕀 ; 𝑥𝑝𝑓𝑡𝕀 ) ist hierfür ein adäquater prozessbezogener
Bezugsmaßstab (𝐵) zu definieren, z.B. die Nutzungsdauer, Gesamtfläche,
Gesamtheit aller Tätigkeiten einer Abteilung. Der mengenmäßige Prozess-
verbrauch (𝑟𝑝𝑑𝕀 ; 𝑟𝑜𝑒
𝕀 ; 𝑥𝑝𝑓𝕀 ) ist aus der Gesamtmenge der Periode 𝑡
(𝑟𝑝𝑑𝑡𝕀 ; 𝑟𝑜𝑒𝑡
𝕀 ; 𝑥𝑝𝑓𝑡𝕀 ) und dem entsprechenden Bezugsmaßstab des Prozesses zu
berechnen. Grundlegend ist hierfür die Annahme eines linearen, progres-
siven, degressiven oder nutzungsabhängen Verlaufs des Mengeneinsatzes.
Die Gesamtheit der physischen Ausgangsgrößen kann daraufhin in Form des
internen Outputvektors (𝑥𝑝𝕀̅̅ ̅) abgebildet werden:
Die eco²-Value-Added-Methode
188
𝑥𝑝𝕀̅̅ ̅ = (
𝑥𝑝𝕀1
⋮𝑥𝑝𝕀𝐹
) =
(
∑
𝑟𝑝𝕀𝑑
ℎ𝑑1
𝐷
𝑑=1
+∑𝑟𝑜𝕀𝑒
ℎ𝑒1
𝐸
𝑒=1
⋮
∑𝑟𝑝𝕀𝑑
ℎ𝑑𝐹
𝐷
𝑑=1
+∑𝑟𝑜𝕀𝑒
ℎ𝑒𝐹
𝐸
𝑒=1 )
(18)
Auf dieser Basis kann der mengenmäßige Verbrauch jedes Subsystems durch
eine Input-Output-Matrix über sämtliche ihm eigenen Prozessfolgen (𝑃𝐹𝑛)
erfasst werden. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um einen konsistenten,
konvergierenden, divergierenden oder reorganisierenden Prozess handelt.
Findet zwischen zwei Prozessfolgen kein mengenmäßiger Austausch statt,
wird diesem Element der Wert 0 zugewiesen.
5.4.7 Wirkungsrechnung
Auf Basis der zunächst für das interne System ermittelten Eingangs- und
Ausgangsmengen sind im weiteren Verlauf die externen Wirkungsmengen
(𝑤𝑝𝔼) herzuleiten. Hierzu lehnt sich der Autor an das Vorgehen der Ökobilan-
zierung nach DIN EN ISO 14040 und 14044 (DIN 2006; DIN 2009) an. Abb.
5.14 illustriert die Relation von Prozessverbrauchs- und –wirkungsmengen
qualitativ.
Abb. 5.14 Relation von Prozessverbrauchs- und -wirkungsmengen
Die eco²-Value-Added-Methode
189
Für jedes gesellschaftlich wahrgenommene Umweltproblem (𝑐) ist hierfür,
im Sinne der traditionellen Ökobilanzierung, zunächst eine Klassifizierung
und Charakterisierung vorzunehmen. Die zuvor durchgeführte Input-Out-
put-Analyse kann in diesem Zusammenhang als Sachbilanz betrachtet
werden. In diesem Sinne ergeben sich die Wirkungsmengen (𝑤𝑝𝔼) als
Funktion der internen Eingangs- (𝑟𝑝𝕀) und Ausgangsgrößen (𝑥𝑝
𝕀 ). Das Wirk-
ungspotential bezogen auf ein gesellschaftlich wahrgenommenes Umwelt-
problemfeld und/oder auf einen gesellschaftlich erwünschten Zielzustand
wird mit Hilfe des binären Problemwirkkoeffizienten (𝑧) dargestellt. Die
Höhe des Beitrags der internen Ein- und Ausgangsgrößen zu einem
Umweltproblem 𝑐 wird der Problemkonstanten 𝑘 erfasst, die im Wesent-
lichen das Äquivalent zum Charakterisierungsfaktor einer Ökobilanzstudie
darstellt. Die Wirkungsmenge 𝑤𝑝𝔼𝑐 bezogen auf ein gesellschaftlich
wahrgenommenes Umweltproblem 𝑐 errechnet sich also wie folgt:
𝑤𝑝𝔼𝑐= 𝑓(𝑟𝑝
𝕀; 𝑥𝑝𝕀) = ∑𝑘𝑑𝑐 ∗
𝑟𝑝𝕀𝑑𝑐
𝑧𝑑𝑐
𝐷
𝑑=1
+∑𝑘𝑓𝑐 ∗𝑥𝑝𝕀𝑓𝑐
𝑧𝑓𝑐
𝐹
𝑓=1
𝑚𝑖𝑡 𝑐 = 1,… , 𝐶; 𝑑 = 1,… , 𝐷; 𝑓 = 1,… , 𝐹
(19)
Die Gesamtheit der Wirkungsmenge kann daraufhin in Form des externen
Faktorvektors (�̅�𝑝𝔼) abgebildet werden.
�̅�𝑝𝔼 = (
𝑤𝑝𝔼1
⋮𝑤𝑝𝔼𝐶
) =
(
∑𝑘𝑝𝑑1 ∗
𝑟𝑝𝕀𝑑
𝑧𝑑1
𝐷
𝑑=1
+∑𝑘𝑝𝑓1 ∗𝑥𝑝𝕀𝑓
𝑧𝑓1
𝐹
𝑓=1
⋮
∑𝑘𝑝𝑑𝑀 ∗𝑟𝑝𝕀𝑑
𝑧𝑑𝑀
𝐷
𝑑=1
+∑𝑘𝑝𝑓𝑀 ∗𝑥𝑝𝕀𝑓
𝑧𝑓𝑀
𝐹
𝑓=1 )
(20)
Die eco²-Value-Added-Rechnung unterscheidet die internen Ausgangsstoffe
nach dem Kuppelproduktionsprinzip in nutzenstiftende und nicht-nutzen-
Die eco²-Value-Added-Methode
190
stiftende Größen. Erstere stellen eine für das Unternehmen ökonomisch
wertschaffende Entität dar und werden erst zu einem späteren Zeitpunkt an
die Umwelt abgegeben. Ihre Inklusion unterscheidet sich wiederum in
Abhängigkeit des Untersuchungsobjekts. Ist dies ein Prozess, werden
ausschließlich die nicht-nutzenstiftenden Ausgangsgrößen betrachtet. Im
Fall des Produkts sind es hingegen sämtliche Größen.
5.4.8 Wertschöpfungsrechnung
Auf Basis der zuvor durchgeführten Schritte kann nun die nachhaltige Wert-
schöpfung (𝑁𝑊𝑆) des Untersuchungsobjekts berechnet werden. Zu diesem
Zweck sind die ihr eigenen Bestandteile (𝑃𝑊𝕀, 𝑃𝑊𝔼,𝑊𝑉𝕀,𝑊𝑉𝔼) mit Hilfe der
obigen Informationen und Verknüpfungen herzuleiten. Alleine der externe
Produktionswert kann, wie oben erläutert, an dieser Stelle vernachlässigt
werden (𝑃𝑊𝔼 = 0). Das Vorgehen der Wertschöpfungsrechnung gliedert
sich in vier Schritte:
(1) Ermittlung des internen Produktionswerts
Während der externe Produktionswert zum jetzigen Zeitpunkt infolge des
unzureichenden Kenntnisstands über nutzenstiftende Effekte des mengen-
mäßigen Verbrauchs nicht berücksichtigt werden kann, ist für die weitere
Kalkulation alleine der interne Produktionswert (𝑃𝑊𝕀) zu bestimmen. Unab-
hängig von der oben bestimmten Komposition, ist für jede nutzenstiftende
Ausbringungsmenge 𝑥𝑝𝕀 (Produkt, verwertbare Abfälle, Bestandsänderung-
en, selbsterstellte Anlagen, etc.) ein zu marktbedingungen realistischer
Verkaufspreis 𝑣𝑝𝕀 festzulegen. Der interne Produktionswert einer beliebigen
Ausgangsgröße 𝑖 ergibt sich aus dem Produkt der Gesamtanfallmenge (𝑥𝕀𝑖)
und des jeweilligen Verkaufspreises (𝑣𝑝𝕀), d.h.:
𝑃𝑊𝕀𝑖 = 𝑥𝑝
𝕀𝑖∗ 𝑣𝑝
𝕀𝑖
(21)
Die eco²-Value-Added-Methode
191
Der gesamte interne Produktionswert des Untersuchungsobjekts (𝑃𝑊𝕀)
resultiert daraufhin aus dem Gesamtbetrag aller Produktionswerte, d.h.:
𝑃𝑊𝕀 =∑𝑃𝑊𝕀𝑖
𝐼
𝑖=1
=∑𝑥𝑝𝕀𝑖∗ 𝑣𝑝
𝕀𝑖
𝐼
𝑖=1
(22)
(2) Ermittlung des internen Werteverzehrs
Der internen Werteverzehr des Untersuchungsobjekts kann sowohl durch
die Nutzung interner Produktionsfaktoren (𝑟𝑝𝕀; 𝑟𝑜
𝕀) als auch durch die Aus-
bringung nicht-nutzenstiftenden Outputs (𝑥𝑝𝕀 ) entstehen. Beispiele hierfür ist
die Nachbehandlung und/oder Entsorgung von Abfällen oder Emissionen.
Qua sind zwei Arten des internen Werteverzehrs zu unterscheiden. Der
Werteverzehr einer beliebigen Eingangsgröße ℎ ergibt sich aus dem Produkt
der Gesamtverbrauchsmenge des Faktors ℎ (𝑟𝕀ℎ) und des jeweils
unternehmerisch wirksamen (internen) Beschaffungspreises (𝑝𝕀ℎ), d.h.:
𝑊𝑉𝕀ℎ = 𝑟𝕀ℎ ∗ 𝑝
𝕀ℎ ℎ = 1,… , 𝐻 (23)
Der Werteverzehr einer beliebigen nicht-nutzenstiftenden
Ausbringungsmenge 𝑖 ergibt sich aus dem Produkt der Gesamtanfallmenge
(𝑥𝕀𝑖) und des jeweils unternehmerisch wirksamen (internen)
Beschaffungspreises (𝑝𝕀𝑖), d.h.:
𝑊𝑉𝕀𝑖 = 𝑥𝕀𝑖 ∗ 𝑝
𝕀𝑖 𝑖 = 1,… , 𝐼 (24)
Der gesamte interne Werteverzehr des Untersuchungsobjekts (𝑊𝑉𝕀)
errechnet sich daraufhin aus der Summe der Gesamtbeträge von 𝑊𝑉𝕀ℎ und
𝑊𝑉𝕀𝑑, d.h.:
Die eco²-Value-Added-Methode
192
𝑊𝑉𝕀 =∑𝑊𝑉𝕀ℎ
𝐻
ℎ=1
+∑𝑊𝑉𝕀𝑑
𝐼
𝑖=1
=∑𝑟𝕀ℎ ∗
𝐻
ℎ=1
𝑝𝕀ℎ+∑𝑥𝕀𝑖 ∗
𝐼
𝑖=1
𝑝𝕀𝑖
(25)
(3) Ermittlung des externen Werteverzehrs
Analog zum internen Werteverzehr resultiert der externe Werteverzehr aus
dem Produkt der Wirkungsmenge (𝑤𝑝𝔼𝑐) eines wahrgenommenen
Umweltproblems bzw. erwünschten Zielzustands 𝑐 und dem aus der
sozioökonomischen Analyse bekannten gesellschaftlich wirksamen
(externen) Beschaffungspreises (𝑝𝔼𝑐), d.h.:
𝑊𝑉𝔼𝑐 = 𝑤𝑝𝔼𝑐∗ 𝑝𝔼
𝑐 𝑐 = 1,… , 𝐶 (26)
Der gesamte externe Werteverzehr des Untersuchungsobjekts (𝑊𝑉𝔼) ergibt
sich daraufhin aus dem Gesamtbetrag aller Werteverzehre, d.h.:
𝑊𝑉𝔼 =∑𝑊𝑉𝔼𝑐
𝐶
𝑐=1
=∑𝑤𝑝𝔼𝑐∗ 𝑝𝔼
𝑐
𝐶
𝑐=1
(27)
(4) Kalkulation des eco²-Value-Added
Zur Kalkulation des eco²-Value-Added ist, gemäß Formel 3, die Differenz aus
Produktionswert und Werteverzehr zu bilden, d.h.:
𝑁𝑊𝑆 = 𝑃𝑊 −𝑊𝑉 = [𝑃𝑊𝕀 + 𝑃𝑊𝔼] − [𝑊𝑉𝕀 +𝑊𝑉𝔼]
= [∑𝑃𝑊𝕀𝑖
𝐼
𝑖=1
+ 0] − [∑𝑊𝑉𝕀ℎ
𝐻
ℎ=1
+∑𝑊𝑉𝕀𝑑
𝐼
𝑖=1
+∑𝑊𝑉𝔼𝑐
𝐶
𝑐=1
]
(28)
Die eco²-Value-Added-Methode
193
=∑𝑥𝑝𝕀𝑖∗ 𝑣𝑝
𝕀𝑖
𝐼
𝑖=1
−∑𝑟𝕀ℎ ∗
𝐻
ℎ=1
𝑝𝕀ℎ−∑𝑥𝕀𝑖 ∗
𝐼
𝑖=1
𝑝𝕀𝑖−∑𝑤𝑝
𝔼𝑐∗ 𝑝𝔼
𝑐
𝐶
𝑐=1
5.4.9 Auswertung
Nachdem mit der Quantifizierung des eco²-Value-Added eine Aussage über
die nachhaltige Wertschöpfung eines Untersuchungsobjekts möglich wird,
bestehen diverse Optionen der Auswertung, die hernach kurz umrissen
werden sollen.
(1) Ermittlung des relativen Nachhaltigkeitsdefizits
Das Nachhaltigkeitsdefizit einer produktionstechnischen Handlung stellt die
rein ökonomischen Aufwendungen einer ausgewählten internen Mengen-
größe und die mit ihrem Verbrauch einhergehende Wirkung auf das externe
System gegenüber. Mit dem Vergleich können zwei im Kontext der eco²-
Value-Added Rechnung auftretende Fragen beantwortet werden. Zum
einen, welchen Anteil der intern generierten Wertschöpfung ein Unter-
nehmen in Zukunft im Mittel abführen sollte, um die Externalitätsbedingung
erfüllen zu können bzw. nachhaltig zu wirtschaften. Zum anderen, um
welchen Betrag ein Gut im Einkauf unter einem gesellschaftsverträglichen
Umweltpreis liegt. Zu diesem Zweck werden die Verlustkoeffizienten (𝑣𝑘)
ersten und zweiten Grades unterschieden. Der 𝑣𝑘𝐼 kann als Quotient von
externer Wertschöpfung und interner Wertschöpfung dargestellt werden:
𝑣𝑘𝐼 =𝐸𝑊𝑆
𝐼𝑊𝑆(29)
Ein angenommener 𝑣𝑘𝐼 von -0,05 besagt, dass zur Erfüllung der
Externalitätsbedingung ein Betrag von 5 Cent pro € interner Wertschöpfung
im Sinne der Planungfunktion in Zukunft zielgerichtet beglichen werden
sollte. Ist ein Verlustkoeffizient positiv, trägt das Unternehmen aktiv zu der
Die eco²-Value-Added-Methode
194
Realisierung einer ökologisch nachhaltigen Wirtschaftsweise bei. Der Ver-
lustkoeffizient zweiten Grades (𝑣𝑘𝐼𝐼) einer beliebigen Eingangsmenge 𝑟
ergibt sich aus dem Verhältnis der spezifischen externen Wertschöpfung
(𝑊𝑉𝔼𝑟) und dem internen Beschaffungspreises (𝑝𝑟) derselben
Mengeneinheit:
𝑣𝑘𝐼𝐼𝑟 =𝑊𝑉𝔼𝑟𝑝𝑟
(30)
Der 𝑣𝑘𝐼𝐼𝑟 verdeutlicht den relativen, nicht bepreisten Beitrag einer beliebig-
en Eingangsmenge zur Naturwertminderung. In diesem Sinne stellt er ein
nützliches Hilfsmittel für die ökologisch orientierte Optimierung von
Produkt- und Produktionssystemen dar. Durch die Anwendung auf ein
Wahlproblem, lässt sich der Nutzen unterschiedlicher Handlungsoptionen
(z.B. die Auswahl der Materialien in der Entwicklung eines Produktes) im
Hinblick auf die gesellschaftlich wahrgenommene Umweltwirkung abbilden
und steuern.
(2) Untersuchung der Dynamik
Die Dynamik der eco²-Value-Added-Rechnung resultiert aus der Abhäng-
igkeit der mengenmäßigen Verbrauchsgrößen des Untersuchungsobjekts
von der Ausbringungsmenge. Nachdem die Abhängigkeit der Mengenkate-
gorien zu Anfang der Untersuchung qualitativ bestimmt wurde, ist an dieser
Stelle die Auswirkung der Modifikation für ein, im Sinne des betrachteten
Produktionssystem als rational anzusehendes, Losgrößenintervall zu unter-
suchen. In der Regel ist hier eine Modellierung für einzelne Punkte des Inter-
valls ausreichend, um den Trend zu approximieren und Korridore zwingen-
den Nutzens abzuleiten. Abb. 5.15 illustriert die Analyse der Dynamik der
eco²-Value-Added-Rechnung qualitativ. Je nach Wahlproblem können hier
lineare, progressive oder degressive Verläufe auftreten.
Die eco²-Value-Added-Methode
195
Abb. 5.15 Qualitative Dynamik des eco²-Value-Added-Wahlproblems
(3) Vergleichende Untersuchung des Wertschöpfungsdefizits
Dieser Schritt kann sowohl im Kontext des Wirtschaftswerts als auch für den
eco²-Value-Added durchgeführt werden. Ein Einsatz ist jedoch nur zu em-
pfehlen, wenn es sich bei der initialen Untersuchung um einen Vergleich
zwischen Alternativen handelt. Das Wertschöpfungsdefizit zwischen zwei
Optionen ergibt sich aus der Differenz der Wirtschaftswerte bzw. eco²-
Value-Added Ergebnisse. Mit Hilfe dieses Indikators lassen sich, auch in
Verbindung mit der oben beschriebenen Dynamik, Vorteilhaftigkeits-
korridore ermitteln.
(4) Untersuchung der Ressourceneffizienz
In Anlehnung an das Rationalprinzip definiert die VDI 4800 (VDI 2016) die
Ressourceneffizienz als Quotient von Nutzen und Aufwand. Diffizil erweist
sich dabei ausgerechnet die mit der Kennzahl bezweckte Darstellung des
Die eco²-Value-Added-Methode
196
Verhältnisses der ökonomischen Leistung (funktionelle Einheit) und dem
ökologischen Aufwand, ausgedrückt durch die Kategorien Material, Energie,
Luft, Wasser Fläche/Boden, Biodiversität und Ökosystemdiensleistung. Infol-
ge der Vielzahl an Aufwandskategorien existieren wenige Ansätze für die
Ableitung einer einzelnen Kennzahl. Zwar ist diese Möglichkeit durch die
optionale Normierung der DIN EN ISO 14040 und 14044 (DIN 2006; DIN
2009) prinzipiell gegeben, ihre Aussagefähigkeit bleibt jedoch begrenzt.
Einerseits überlässt es die DIN EN ISO 14040 und 14044 (DIN 2006; DIN
2009) dem Anwender eine Priorisierung der Wirkkategorien, z.B. mit Hilfe
einer Nutzwertanalyse, durchzuführen. Eine Normierung weist somit häufig
eine hohe Subjektivität auf. Anderseits werden interne, realwirtschaftliche
Größen vollständig vernachlässigt. In dieser Form vermag es die Kennzahl
Ressourceneffizienz daher nicht ein gesamtheitliches Bild der Leistungserstel-
lung an der ökonomisch-ökologischen Schnittstelle zu zeichnen. Mittels des
hier präsentierten Ansatzes wird dies möglich. Der Nutzen wird dabei als
Produktionswert, der Aufwand als Werteverzehr interpretiert. Die Ressour-
ceneffizienz kann im Sinne der eco²-Value-Added-Rechnung wie folgt
ausgedrückt werden:
𝑅𝐸 =𝑁𝑢𝑡𝑧𝑒𝑛
𝐴𝑢𝑓𝑤𝑎𝑛𝑑=𝑃𝑊
𝑊𝑉=𝑃𝑊𝕀 + 𝑃𝑊𝔼
𝑊𝑉𝕀 +𝑊𝑉𝔼(31)
Eine Option ist als ressourceneffizient einzustufen, wenn sie einen Wert ≥ 1
erreicht. Abb. 5.16 illustriert den Zusammenhang. Die Ressourceneffizienz-
linie markiert die Grenze zwischen ökonomisch-ökologisch vorteilhaften
bzw. nicht-vorteilhaften Handlungen.
Die eco²-Value-Added-Methode
197
Abb. 5.16 Ressourceneffizienz eines eco²-Value-Added-Wahlproblems
(5) Untersuchung des Wertschöpfungsbeitrags einzelner Prozessschritte
Auf Basis der in den Abschnitten 5.4.6 und 5.4.7 ausgeführten Mengen-
und Wirkungsrechnungen, kann der zunächst aggregiert betrachtete eco²-
Value-Added rückwirkend auf der Ebene einzelner Prozessschritte inspiziert
werden. Voraussetzung hierfür ist die Zuweisung des unmittelbaren internen
Wirtschaftswerts auf isolierte Prozessstufen (z.B. mit Hilfe der Bearbeitungs-
zeit). Gleichermaßen bietet sich in diesem Zuge eine spezifische Unter-
suchung der oben beschriebenen Indikatoren an. Der Zweck einer solchen
Analyse ist die Realisierung einer erhöhten Transparenz auf Prozessebene.
Im Hinblick auf eine ganzheitliche Systemoptimierung unterstützt dies die
sozioökonomische Sensibilisierung der Entscheidungs-träger. Als zweck-
dienlich erweist sich weiterhin eine Auswertung einzelner interner Mengen-
kategorien (z.B. Material, Betriebsmittel, Elektrizität) auf Basis der-selben
Die eco²-Value-Added-Methode
198
Maßeinheit. Tab 35 in Anhang 1 fasst die Entscheidungsebenen und –
momente der eco²-Value-Added-Rechnung zusammen.
199
6 Modellierung der externen Beschaffungspreise
Nachdem im vorangegangenen Kapitel die Methodik der eco²-Value-Added-
Rechnung vorgestellt wurde, fasst dieses Kapitel die Modellierung der exter-
nen Beschaffungspreise zusammen. In diesem Sinne stellen die folgenden
Abschnitte eine exemplarische Umsetzung der oben theoretisch formulierten
sozioökonomischen Analyse dar. Gemäß der Methodik werden hierfür
zunächst die Umweltprobleme kategorisiert sowie Indikatoren und Ziel-
zustände bestimmt. Anschließend werden mit Hilfe deterministischer Markt-
simulationen die jeweiligen Beschaffungspreise kalkuliert.
6.1 Kategorisierung von Umweltproblemen
Seit Jahren nimmt die Wahrnehmung von Problemen im Zusammenhang
mit der Umwelt sowohl im persönlichen als auch im unternehmerischen
Umfeld zu. Dennoch existiert bis heute keine allgemeingültige Systematik
von Umweltproblemen (𝑐). Bislang ist es im Wesentlichen dem Verfasser
einer Untersuchung überlassen, was als Umweltproblem angesehen wird. Es
stellt sich also die Frage, wie Umweltprobleme in der vorliegenden Arbeit
systematisiert werden können. Nach dem anthropozentrischen Prinzip wird
der natürlichen Umwelt hierbei kein Existenzrecht aus sich selbst heraus
zugestanden. Eine Kategorisierung hat sich demnach einzig an der gesell-
schaftlichen Wahrnehmung zu orientieren. Um diese zu ermitteln, existieren
zwei Möglichkeiten: Ein Querschnitt der Wahrnehmung von Fachfremden
mit Hilfe von Umfrageergebnissen unter der Gesamtbevölkerung oder die
Adaption von existierenden Klassifizierungen in einschlägigen Studien.
Während ersteres zwar im Besonderen die oben spezifizierte Anforderung
der gesellschaftlichen Wahrnehmung dokumentiert, stellt letzteres eine
weitaus fundiertere Klassifizierung dar. Zu den umweltrelevanten Themen,
die der Gesellschaft die größten Sorgen bereiten, gehören in erster Linie der
Klimawandel, Luft- und Wasserverschmutzung, Ressourcenverknappung,
Modellierung der externen Beschaffungspreise
200
Gesundheitsbelastungen, durch Mensch und Natur verursachte Katas-
trophen, Anfall von Abfall und Verlust der Artenvielfalt (Dittmann 2008, S.
356 ff; EK 2008, S. 9; EK 2008). Eine weitere Spezifizierung der einzelnen
Problemfelder im Hinblick auf Ausprägung und/oder etwaige Grenz- und
Referenzwerte wird in den betrachteten Umfragen nicht weiter ausgeführt.
Da anhand dieser Ergebnisse u.a. nicht klar wird, was konkret unter Luft-
und Wasserverschmutzung verstanden wird, kann eine schlüssige Kategori-
sierung der Umweltprobleme auf dieser Basis nicht stattfinden. Eine ähn-
liche, wenngleich ausführlichere Klassifizierung präsentieren Rockström et
al. (Rockström et al. 2009b; Rockström et al. 2009a, S. 472f). Die zehn hier
benannten ökologischen Problemfelder, für die zudem jeweils Grenzwerte
kalkuliert werden, sind der Klimawandel, der Biodiversitätsverlust, der Stick-
stoff- und Phosphorkreislauf, der stratosphärische Ozonabbau, die Versauer-
ung der Ozeane, der weltweite Süßwasserverbrauch, die Veränderungen in
der Landnutzung, der Feinstaub und die chemische Kontamination. Den-
noch kann auch diese Systematik nicht ohne weiteres als Grundlage der
Kalkulation des externen Werteverzehrs herangezogen werden, da einzelne
hier aufgeführte Umweltproblemkategorien industrielle Tätigkeiten nur im
Entferntesten betreffen. Nicht zuletzt taugt ein globaler Grenzwert nicht als
Referenzwert für ein lokal auftretendes Umweltproblem (z.B. Phosphor-
kreislauf vs. Euthrophierung). Im Kontext der Ökobilanzierung existieren
ebenfalls diverse Ansätze zur Systematisierung von Umweltproblemen. Die
vorliegende Arbeit orientiert sich in der Folge an der von Klöpffer et al.
(Klöpffer et al. 2009, S. 220) vorgeschlagenen Kategorisierung. Tab 17 fasst
die Input- und Output-orientierte Einteilung zusammen.
Modellierung der externen Beschaffungspreise
201
Tab 17 Übersicht über gesellschaftlich wahrgenommene Umweltproblemfelder in
Anlehnung an Klöpffer et al. (Klöpffer et al. 2009)
Input-orientierte
Umweltproblemfelder
Output-orientierte
Umweltproblemfelder
Abiotischer Ressourcenverbrauch
Biotischer Ressourcenverbrauch
Süßwassernutzung
Naturraumnutzung
Luftnutzung
Klimaänderung
Stratosphärischer Ozonabbau
Sommersmog
Versauerung
Eutrophierung
Luftverschmutzung
Humantoxizität
Ökotoxizität
Zur Veranschaulichung der in Kapitel 5 beschriebenen sozioökonomischen
Analyse, wählt der Autor die output-orientierten Umweltproblemfelder
Klimaänderung, stratosphärischer Ozonabbau, Versauerung, Eutrophierung
und Luftverschmutzung. Die fundamentalen Mechanismen dieser Problem-
kategorien werden in Anhang 2 zusammengefasst. Die Wahl der betrach-
teten Kategorien basiert in erster Linie auf der Verfügbarkeit der relevanten
Daten und der Bedeutung für industrielle Anwendungen. Zu komplex für die
Betrachung in der vorliegenden Arbeit sind der Ressourcenverbrauch sowie
die Human- und Ökotoxizität. Zwar lässt sich das oben beschriebene Vor-
gehen ohne weiteres auf diese Umweltprobleme übertragen, jedoch nicht in
aggregierter Form. In diesen Kategorien können die externen Kosten aus-
schließlich auf einzelne natürliche Ressourcen und/oder Stoffe bezogen
werden. Eine Berücksichtigung in der vorliegenden Arbeit scheitert an der
bloßen Menge der zu erwägenden Parameter. Das Modell kann in Anleh-
nung an die nachfolgenden Ausführungen jedoch problemlos um andere
Rubriken erweitert werden.
6.2 Indikatoren und Zielzustände von Umweltproblemen
Nachdem zunächst eine Klassifizierung der zu betrachtenden
Umweltprobleme vorgenommen wurde, stellt sich die Frage nach einem
Modellierung der externen Beschaffungspreise
202
erstrebenswerten Zustand der Umwelt. Zwar kann diese Frage in der vor-
liegenden Arbeit nicht abschließend beantwortet werden, dennoch ist ihre
Formulierung je Problemkategorie für die Quantifizierung des externen
Werteverzehrs von essentieller Bedeutung, da sie als Referenz der Monetari-
sierung dient. In Anlehnung an das antropozentrische Prinzip soll an dieser
Stelle beispielhaft die Herleitung der zwei möglichen Referenzen (gesell-
schaftlich akzeptierte Zielzustände und ökologische Grenzen) skizziert
werden. Im Fall der Ausrichtung der Kalkulation an der planetarischen
Begrenzheit, kann die von Rockström et al. (Rockström et al. 2009b;
Rockström et al. 2009a) vorgelegte Spezifizierung als Standardwerk heran-
gezogen werden. Neben den ökologischen Grenzen beziffern Rockström et
al. (Rockström et al. 2009b; Rockström et al. 2009a) den aktuellen Status
sowie den vor-industriellen Zustand zehn ausgewählter Umweltprobleme.
Obgleich hier nicht der Anspruch auf Exaktheit erhoben wird, verdeutlicht
die Studie die Problematik der Regenerationsfähigkeit der Natur. Als
drängendste Probleme werden hierbei diejenigen beschrieben, für die der
aktuelle Status bereits die ökologischen Grenzen überschritten hat, d.h. der
Klimawandel, der Biodiversitätsverlust und der Stickstoffkreislauf. Tab 18
fasst die Ergebnisse in Anlehnung an Rockström et al. (Rockström et al.
2009b; Rockström et al. 2009a, S. 472f) zusammen. Zwar eignen sich die
hier bestimmten Grenzen für eine Kalkulation des Werteverzehrs auf
globaler Ebene, nicht jedoch für die im Folgenden untersuchten lokal
auftretenden Umweltprobleme Luftverschmutzung, Versauerung und
Eutrophierung.
Modellierung der externen Beschaffungspreise
203
Tab 18 Ökologische Problemfelder und globale Grenzen in Anlehnung an Rockström et al.
(Rockström et al. 2009b; Rockström et al. 2009a, S. 472f)
Ökologisches Problemfeld
Parameter Ökologische
Grenze Aktueller
Status
Vor-industrielles
Niveau
Klimawandel
Atmosphärische Konzentration von Kohlenstoffdioxid (parts per million)
350 387 280
Biodiversitäts-verlust
Aussterberate (Anzahl der Spezies pro einer Million Spezies pro Jahr)
10 >100 0
Stickstoff-kreislauf
Wert der Entnahme von N2 aus der Atmosphäre für menschliche Bedarfe (Millionen Tonnen pro Jahr)
35 121 0
Phosphor-kreislauf
Mengenmäßiger Eintrag an P in die Meere (Millionen Tonnen pro Jahr)
11 8,5-9,5 -1
Stratos-phärischer Ozonabbau
Ozon-Konzentration (Dobson Einheit)
276 283 290
Versauerung der Ozeane
Weltweiter durchschnittlicher Sättigungszustand von Aragonit in oberflächennahen Gewässern
2,75 2,90 3,44
Weltweiter Süßwasser-verbrauch
Menschlicher Süßwasserverbrauch (km3 pro Jahr)
4000 2600 415
Veränder-ungen in der Landnutzung
Prozentualer Anteil der globalen Landüberdeckung durch Ackerfläche
15 11,7 Gering
Feinstaub (Regionale) Partikel-Konzentration in der Atmosphäre
Keine Werte bekannt
Chemische Kontami-nation
z.B. Emissionen vonschwer abbaubaren organischen Schadstoffen, Kunststoff, Schwermetallen o.ä.
Keine Werte bekannt
Modellierung der externen Beschaffungspreise
204
Im Gegensatz zu den planetarischen Grenzen, bestehen eindeutige gesells-
chaftlich akzeptierte Zielzustände für die Kategorien Klimaänderung, stratos-
phärischer Ozonabbau und Luftverschmutzung. Für die Kategorien Versau-
erung und Euthrophierung ist hingegen keine präferierte Konstitution der
Umwelt bekannt.
(a) Zielzustand der Klimaänderung
Der eindeutige, gesellschaftlich akzeptierte Zielzustand der Klimaänderung
ist die, ursprünglich durch Nordhaus (Nordhaus 1975; Nordhaus 1977)
formulierte und im Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über
Klimaänderungen (engl. United Nations Framework Convention on Climate
Change, UNFCCC) vereinbarte, Begrenzung der globalen Erderwärmung auf
2 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Zwar wurde dieses Ziel durch das
Ende 2015 verabschiedete und Anfang 2016 von 175 Staaten unterzeich-
nete Paris-Abkommen auf 1,5 Grad korrigiert, dennoch existieren bislang
kaum verwertbare Studien für dieses verschärfte Szenario. Die vorliegende
Arbeit nutzt daher die Erreichnung des 2-Grad-Ziels als Referenzszenario für
die Wirkkategorie Klimawandel. Laut IEA (IEA 2012) ist hierfür eine Ober-
grenze für Treibhausgase in Höhe von 450 ppm in der Atmosphäre nicht zu
überschreiten. Als Indikator für den Klimawandel dient das Global Warming
Potential (𝐺𝑊𝑃), das die Schädlichkeit verschiedener Treibhausgase in Form
des CO2-Äquivalents (𝐶𝑂2𝑒) bemisst. Tab 36 in Anhang 3 fasst die Klassifi-
zierung und Charakterisierung nach IPCC 100 Jahre Szenario zusammen.
(b) Zielzustand des stratosphärischen Ozonabbaus
Das weltweit akzeptierte Ziel der Begrenzung bzw. Reduktion des Ozonlochs
auf das Niveau vor dem Jahr 1980 wurde im Montreal-Protokoll 1987 verab-
schiedet (Newman et al. 2007, S. 4537; WMO 2014). Als Indikator der Kate-
gorie stratosphärischer Ozonabbau dient das Ozone Depletion Potential
(𝑂𝐷𝑃), das ähnlich dem Global Warming Potential die Wirkung verschieden-
Modellierung der externen Beschaffungspreise
205
er Verbindungen auf die Bildung des Ozonlochs quantifiziert. Das Maß des
ODP ist das R11-Äquivalent (𝑅11𝑒). Seine Klassifizierung und Charakterisie-
rung sind in Tab 37 in Anhang 3 zusammengefasst.
(c) Zielzustand der Luftverschmutzung (hier: Feinstaubbelastung)
Der Fall der Luftverschmutzung gestaltet sich aus unterschiedlichen Gründen
komplex. Traditionell beschreibt der Begriff eine Veränderung der natürlich-
en Zusammensetzung der Luft durch die Anreicherung verschiedener
artfremder Stoffe, z.B. Rauch, Staub, Gas und Aerosole. Da eine ganzheit-
liche Erfassung sämtlicher Substanzen, die zu einer Verschmutzung der Luft
führen, in einer Wirkkategorie im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht
möglich ist und diverse Wirkungen bereits in anderen Kategorien betrachtet
werden (u.a. Versauerung, Eutrophierung), wird an dieser Stelle vereinfach-
end der als für den Menschen besonders gefährliche Feinstaub untersucht
(vgl. Anhang 2). Als Indikator dient hierfür die Partikelgröße (PM2,5 und
PM10) in Verbindung mit der gemessenen Menge pro Tag und Jahr. In
Europa wurden durch die Richtlinie 2008/50/EG (EU 2008) verschiedene
Grenzwerte festgelegt. Für PM10-Partikel gelten der Tagesgrenzwert von 50
µg/m3 und der zulässige Jahresmittelwert von 40 µg/m3. Für PM2,5-Partikel
gilt seit 2015 der verbindliche Jahresmittelwert von 25 µg/m3. Ab 2020 wird
dieser auf 20 µg/m3 verschärft.
Ist, wie für die Kategorien Versauerung und Euthrophierung, keine präfe-
rierte Konstitution der Umwelt bekannt, ist eine Anlehnung an den planeta-
rischen Grenzen empfehlenswert. Zur Bemessung der Wirkungsmenge der
Kategorien Versauerung und Eutrophierung werden die klassischen Äqui-
valenzfaktoren Acidification Potential (𝐴𝑃) und Eutrophication Potential (𝐸𝑃)
herangezogen.
Modellierung der externen Beschaffungspreise
206
6.3 Ermittlung der externen Beschaffungspreise
Nachdem in den vorangegangenen Abschnitten die Kategorisierung, Indi-
katoren und Zielzustände gesellschaftlich wahrgenommener Umweltproble-
me vorgestellt wurden, zeigt dieser Abschnitt die Herleitung der externen
Beschaffungspreise (𝑝𝔼𝑐) für die Kategorien Klimawandel, stratosphärischer
Ozonabbau, Luftverschmutzung, Eutrophierung und Versauerung.2 Die hier-
zu konstruierte deterministische Modellierung basiert vollständig auf frei
zugänglichen Datenbanken und/oder entsprechender Literatur. Das
Vorgehen kann in drei Schritte zusammenfasst werden:
1. Formulierung eines aus heutiger Sicht realistischen Referenzszenarios
je Kategorie (𝑐) für das Jahr 2014.
2. Approximierung des Trends auf Basis der Entwicklungstendenzen der
wesentlichen Bezugsgrößen für die Jahre 2020, 2030, 2040 und
2050.
3. Fazit und kritische Prüfung der Aussagefähigkeit mit Hilfe einer detail-
lierten Reflexion der Daten und Annahmen sowie einer Abweichungs-
und Sensitivitätsanalyse.
6.3.1 Basisdaten
Die Basisdaten dienen als Referenz- und Prognoseindikatoren des zunächst
für das Jahr 2014 kalkulierten Beschaffungspreises (𝑝𝔼𝑐). Die wesentlichen
Bezugsgrößen für die nachfolgende Modellierung sind die anteiligen Änder-
ungen von Bevölkerungszahl, Bruttoinlandsprodukt (BIP) und Verbraucher-
preisindex (VPI) von Deutschland und der Welt.
Zur Prognose des Wirtschaftswachstums Deutschlands dient das arithme-
tische Mittel des Zeitraums zwischen 1992 und 2015. Das durchschnittliche
nominale BIP-Wachstum belief sich laut StaBA (StBA 2016a) auf 2,9% (=
2 Zur mathematischen Herleitung der externen Beschaffungspreise siehe Formel 11.
Modellierung der externen Beschaffungspreise
207
𝑖𝑁). In der Folge wird angenommen, dass sich dieser Trend bis zum Jahr
2050 fortsetzt. Abb A4.1 in Anhang 4 illustriert den Trend. Für das nominale
Wachstum der Weltwirtschaft orientiert sich die vorliegende Arbeit an der
Prognose von Laudicina et al. (Laudicina et al. 2014) und geht bis zum Jahr
2050 von einem durchschnittlichen, jährlichen Anstieg des BIP in Höhe von
3,5% (= 𝑖𝑁) aus. Ähnlich dem oben skizzierten Vorgehen zur Ermittlung des
Wirtschaftswachstums, beläuft sich das arithmetische Mittel des Verbrauch-
erpreisanstiegs, der als wesentlicher Indikator der Inflation dient, zwischen
den Jahren 1992 und 2015 auf 1,9% (StBA 2016b). In der Folge wird ange-
nommen, dass sich dieser Trend ebenfalls bis zum Jahr 2050 fortsetzt. Abb
A4.2 in Anhang 4 illustriert den Trend. Das reale durchschnittliche Wirt-
schaftswachstum, das sich in der vorliegenden Arbeit aus der Differenz von
nominalen Wirtschaftswachstum und Verbraucherpreisanstieg ergibt,
beläuft sich in Deutschland demnach auf 1% (= 𝑖𝑅). Die Weltbank (The
World Bank 2016) zeigt, dass die prozentuale Veränderung des weltweiten
Verbraucherpreisindex über die vergangenen knapp 30 Jahre bei rund 5%
p.a. lag. In der Folge wird angenommen, dass sich dieser Trend bis zum Jahr
2050 fortsetzt. Das reale durchschnittliche Wirtschaftswachstum der Welt
beläuft sich demnach auf minus 1,5% (= 𝑖𝑅). Die Kalkulation der Prognose-
werte des BIP bis zum Jahr 2050 fußt auf dem Referenzwert des Jahres
2014, d.h.:
𝐵𝐼𝑃1+𝑛 = 𝐵𝐼𝑃1 ∗ (1 + 𝑖)[(1+𝑛)−1] = 𝐵𝐼𝑃𝑡 ∗ (1 + 𝑖)
𝑛 (32)
Die Weltbank (The World Bank 2015) beziffert das globale BIP des Referenz-
jahres 2014 auf 73,4 Bill. US-$. Bei einem angenommenen Wechselkurs3
vom 1.7.2014 (1 US-$ = 0,7311 Euro) (finanzen.net 2017), ergibt sich ein
3 Als Stichtag der vorliegenden Arbeit dient der 1.7. eines jeweiligen Jahres. Der Wechselkurs orientiert sich in erster Instanz an dem Bezugsjahr der Studie. Ist ein Wechselkurs, z.B. aufgrund des Alters der Studie nicht zu ermitteln, wird eine rationale Alternative gesucht.
Modellierung der externen Beschaffungspreise
208
globales BIP in Höhe von 53,66 Bill. €. Für Deutschland errechnet das StaBA
(StBA 2016a) im Jahr 2014 ein BIP in Höhe von 2.923,93 Mrd. €.
Ein weiterer Referenzindikator zur Projektion der Beschaffungspreise ist die
Bevölkerungsentwicklung. Die Vereinten Nationen (UN 2015) präsentieren in
diesem Kontext drei Szenarien (low, medium und high variant scenario) für
die Entwicklung der Bevölkerung der Welt sowie der Einzelstaaten bis zum
Jahr 2100. Die vorliegende Arbeit orientiert sich an der gemittelten Variante
(medium variant scenario). Ausgehend vom Referenzjahr 2014 ist in
Deutschland bis zum Jahr 2050 mit einer Abnahme der Bevölkerung um
7,6%, weltweit ist hingegen mit einer Steigerung um 33,9% zu rechnen.
Tab 19 fasst die wesentlichen Bezugsgrößen der nachfolgenden Rechnung-
en für das Referenz- und die Prognosejahre zusammen.
Tab 19 Basisdaten für die Modellierung der externen Beschaffungspreise bis zum Jahr
2050
2014 2020 2030 2040 2050 BIP Welt (nominal)
[Bill. €] 53,66 65,96 93,05 131,25 185,14
BIP Welt (real)
[Bill.€] 53,66 49,01 42,13 36,22 31,14
BIP BRD (nominal)
[Mrd. €] 2.923,9 3.471,0 4619,7 6.148,5 8.183,2
BIP BRD (real)
[Mrd. €] 2.923,9 3.103,8 3.428,5 3.787,2 4.183,5
Bevölkerung Welt
[Tausend] 7.265.786 7.758.157 8.500.766 9.157.234 9.725.148
Bevölkerung BRD
[Tausend] 80.646 80.392 79.294 77.300 74.513
6.3.2 Der externe Beschaffungspreis der Klimaänderung
Der Begriff Klimaänderung beschreibt in der vorliegenden Arbeit, wie in An-
hang 2 ausgeführt, den anthropogen verursachten Treibhauseffekt, der in
erster Linie zu einem Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur führt.
Modellierung der externen Beschaffungspreise
209
Als Äquivalenzfaktor des Klimawandels dient das Treibhauspotential (engl.
Global Warming Potential, GWP). Der Wirkindikator ist das CO2e. Tab 36 in
Anhang 3 fasst die für den Klimawandel relevanten Stoffe und ihre Charak-
terisierungsfaktoren zusammen. Da weder die Ursache noch die Auswirk-
ungen der Klimaänderung lokal begrenzt sind, ist die Kategorie in dem oben
skizzierten Systemverständnis dem globalen Wirksystem zugeordnet. In
Anlehnung an Klöpffer et al. (Klöpffer et al. 2009) wird daher eine globale
Bilanzgrenze gewählt. Aus Gründen der Datenverfügbarkeit dienen die
Jahre 2010 und 2014 als Bezugszeitpunkte für die nachfolgende Kalkula-
tion. Für das Jahr 2010 errechnet die OECD (OECD 2012, S. 23) in ihrem
Baseline-Szenario ein weltweites GWP von 48,4 Gt CO2e. Bis zum Jahr 2050
ist in diesem Szenario mit einer Steigerung um 68,7% zu rechnen (OECD
2012). Das Wachstum wird in der Folge als linear angenommen. Der
mittlere jährliche Anstieg des globalen GWP beläuft sich demnach auf
0,8313 Gt. Für das Referenzjahr 2014 ergeben sich also GWP-Emissionen in
Höhe von 51,73 Gt.
(1) Der Beschaffungspreis der Abmilderung der Klimaänderung pro Jahr
(𝑝𝔼𝑐𝑡𝐴
)
Der gesellschaftlich akzeptierte Zielzustand der Klimaänderung ist die
Begrenzung der globalen Erderwärmung auf 2 Grad Celsius über dem
vorindustriellen Niveau. In diesem Kontext vergleichen Edenhofer et al.
(Edenhofer et al. 2010) eine Auswahl von Ansätzen zur Quantifizierung der
Kosten der Umsetzung des 2 Grad Ziels. Dabei werden die jährlichen Kosten
auf 2,5% des globalen Bruttoinlandsproduktes beziffert. Es wird angenom-
men, dass sich dies bis zum Jahr 2050 fortsetzt. Als Referenzgröße dient das
oben ausgeführte globale BIP des Jahres 2014. Die gesellschaftlichen Kosten
der Abmilderung des Klimawandels im Jahr 2014 (𝐴𝐾𝔼𝑐2014) beliefen sich
demnach auf 1,34 Bill. €. Der gesellschaftlich wirksame Beschaffungspreis
Modellierung der externen Beschaffungspreise
210
der Abmilderung des Klimawandels (𝑝𝔼𝑐𝑡𝐴
) für die Jahre 2014 bis 2050
ergibt sich somit aus dem Quotienten des durch Edenhofer et al. (Edenhofer
et al. 2010, S. 11, 30) identifizierten 2,5%-igen Anteils am globalen BIP für
ein beliebiges Referenzjahr und den entsprechenden GWP-Emissionen.
Demnach beläuft sich der der 𝑝𝔼𝑐2014𝐴
auf 0,026 €/kg CO2e. Aufgrund der
oben ausgeführten anzunehmenden Steigerung der wesentlichen Bezugs-
größen (GWP-Emissionen, nominales BIP), ist mit einer Steigerung des
nominalen Beschaffungspreises der Abmilderung um 118% bis zum Jahr
2050 zu rechnen. Real ist in diesem Szenario bis zum Jahr 2050 hingegen
mit einer Abnahme des Beschaffungspreises der Abmilderung um 63% zu
rechnen. Tab 41 in Anhang 4 fasst die Herleitung des externen Beschaf-
fungspreises der Abmilderung des Klimawandels zwischen den Jahren 2014
und 2050 zusammen.
(2) Der Beschaffungspreis des Schadens der Klimaänderung pro Jahr (𝑝𝔼𝑐𝑡𝑆
)
Kemfert (Kemfert 2007, S. 168) zufolge verursacht der Klimawandel in
Deutschland Schäden in nahezu jedem Sektor der Volkwirtschaft von Ernte-
verlusten in der Landwirtschaft bis hinzu Krankheiten und Todesfällen im
Gesundheitssektor. In der Studie werden allerdings auch gewisse positive
Folgen der Klimaänderung (externer Produktionswert) betont, u.a. die
zunehmende Wirtschaftsleistung durch Neubauten. Auf dieser Basis
berechnet Kemfert (Kemfert 2007, S. 168) die Energie-, Schadens- und
Abmilderungskosten für Deutschland zu konstanten Preisen innerhalb von
fünf Intervallen (2016-2025, 2026-2050, 2051-2075, 2076-2100). Da die
Abmilderungskosten bereits bekannt sind, werden in der Folge ausschließ-
lich die Schadens- und Energiekosten betrachtet. Letztere beschreiben die
Kosten für den Umbau des Energiesystems und sind daher als tatsächlich
anfallende Aufwendungen ebenfalls den Schadenskosten zuzurechnen. Bis
zum Jahr 2100 ergeben sich für Deutschland reale Gesamtkosten des
Modellierung der externen Beschaffungspreise
211
Schadens in Höhe von 1,015 Bill. €. Bei Annahme einer linearen Verteilung
auf den Untersuchungszeitraum sind dies 12,08 Mrd. € p.a. Zur Allkoation
der bislang ausschließlich für Deutschland bekannten Aufwendung auf das
globale Wirksystem existieren verschiedene Referenzindikatoren. Für die
nachfolgende Kalkulation wird die oben ausgeführte Bevölkerungszahl
herangezogen, da sich hierüber am ehesten die in Zukunft steigende
Nachfrage approximieren lässt und eine Nivellierung der global höchst
ungleich verteilten anzunehmenden Schäden realisiert wird4. Hierzu sind
zunächst die jährlichen Schadenskosten pro Kopf zu kalkulieren. Für
Deutschland ergeben sich im Referenzjahr 2014 Kosten in Höhe von 149,83
€ / Kopf. Während diese für einen realen Verlauf als konstant angenommen
werden, wird für einen nominalen Verlauf mit einem mittleren jährlichen
Anstieg analog dem Wirtschaftswachstum um 3,5% gerechnet. Übertragen
auf die Weltbevölkerung des Jahres 2014, errechnen sich Gesamt-Schadens-
kosten (𝑆𝐾𝔼𝑐2014) in Höhe von 1,09 Bill. €. Entsprechend belief sich der
𝑝𝔼𝑐2014𝑆
auf 0,021 €/kg CO2e. Das nominale Wachstum des Beschaffungs-
preises bis 2050 beläuft sich auf rund 192%, real ist hingegen von einer
Abnahme um rund 15% auszugehen. Tab 42 in Anhang 4 fasst die Her-
leitung des externen Beschaffungspreises des Schadens des Klimawandels
zwischen den Jahren 2014 und 2050 zusammen.
(3) Der Beschaffungspreis der Opportunität der Klimaänderung pro Jahr
(𝑝𝔼𝑐𝑡𝑂
)
Die Opportunität resultiert aus der, aufgrund des zu erwartenden Schadens,
verminderten volkswirtschaftlichen Leistung. Nach dem Wesentlichkeits-
prinzip ergibt sich diese für die globale Erwärmung aus den Disability-
Adjusted-Life-Years (DALY) infolge durch den Klimawandel hervorgerufener
4 Deutschland/Europa gilt als Region mit einer mittleren zu erwartenden Schadenshöhe.
Modellierung der externen Beschaffungspreise
212
Krankheit und/oder Tod. Für das Jahr 2000 errechnen McMichael et al.
(McMichael et al. 2003, S. 136) einen Gesamt-DALY in Höhe von 5,517
Mio. Jahren. Laut UN (UN 2015) belief sich die Bevölkerungszahl in dem-
selben Jahr auf 6,13 Mrd. Menschen. Für das Jahr 2000 entspricht dies der
geleisteten Gesamtproduktivität in Jahren. Der Produktivitätsverlustfaktor
errechnet sich aus dem Verhältnis von DALY und Gesamtproduktivität. Für
das Jahr 2000 ist dies 0,09%. Die Weltbank (The World Bank 2016) beziffert
das globale BIP des Jahres 2000 auf 33,32 Bill. US-$. Aus dem Produkt des
globalen BIP und des Produktivitätsverlustfaktors, unter der Annahme des
Wechselkurses vom 1.7.2000 (1 US-$ = 1,0498 €) ergibt sich der Gesamt-
produktivitätsverlust des Jahres in Höhe von 31,5 Mrd. €. Für die Approxi-
mation der Kosten bis zum Jahr 2050 wird mit einem gleichbleibenden
Produktivitätsverlustfaktor gerechnet. Für das Jahr 2014 resultiert daraus ein
Gesamtproduktivitätsverlust von 48,3 Mrd. €. Der 𝑝𝔼𝑐2014𝑂
belief sich dem-
nach auf 0,0009 €/kg CO2e. Bis zum Jahr 2050 ist nominal mit einer Steige-
rung des Beschaffungspreises um rund 119%, real hingegen mit einer Ab-
nahme um rund 63% zu rechnen. Tab 43 in Anhang 4 fasst die Herleitung
des externen Beschaffungspreises der Opportunität des Klimawandels
zwischen den Jahren 2014 und 2050 zusammen.
6.3.3 Der externe Beschaffungspreis des stratosphärischen
Ozonabbaus
Der stratosphärische Ozonabbau beschreibt in der vorliegenden Arbeit das
Wachstum des Ozonlochs. Anhang 2 fasst die wesentlichen Wirkzusammen-
hänge dieser Umweltproblemkategorie zusammen. Als Äquivalenzfaktor des
stratosphärischen Ozonabbaus dient das Ozonabbaupotential (engl. Ozone
Depletion Potential, ODP). Der Wirkindikator ist das R11e. Tab 37 in Anhang
3 fasst die für den stratosphärischen Ozonabbau relevanten Stoffe und ihre
Modellierung der externen Beschaffungspreise
213
Charakterisierungsfaktoren zusammen. Da weder die Ursache noch die
Auswirkungen des stratosphärischen Ozonabbaus lokal begrenzt sind, ist die
Kategorie in dem oben skizzierten Systemverständnis dem globalen Wirk-
system zugeordnet. In Anlehnung an Klöpffer et al. (Klöpffer et al. 2009)
wird daher eine globale Bilanzgrenze gewählt. Im Jahr 2014 wurden laut
Ozone Secretariat des United Nations Environment Programme (UNEP OS)
(UNEP Ozone Secretariat 2015) weltweit 9.575,99 t R11e emittiert. Zwar
gehen Experten, nach der Verabschiedung des Montreal-Protokolls im Jahr
1987, von einer Reduktion des Ozonlochs aus, langfristige Prognosen für die
ODP-Emissionen bis zum Jahr 2050 sind jedoch kaum aufzufinden. Ebenso
übersichtlich zeigt sich die Informationslage in Bezug auf historische Emis-
sionsdaten. In der Folge wird daher der von Newman et al. (Newman et al.
2007, S. 4537 ff) präsentierte Equivalent Effective Stratospheric Chlorine
(EESC) Index als Referenzindikator herangezogen. Dieser beschreibt die
Auswirkungen von Halogen-Emissionen (Chlor und Brom) auf das stratos-
phärische Ozon und skizziert die Entwicklung bis zum Jahr 2100. Unter-
schieden werden hierbei zwei Fälle: Die Entwicklung des EESC in mittleren
und polaren Breitengraden. Newman et al. (Newman et al. 2007, S. 4537)
zufolge wird das Niveau von 1980, das als Referenz für eine vollständige
Erholung der Ozonschicht dient, im ersten Fall im Jahr 2041 und im zweiten
Fall im Jahr 2067 erreicht. Abb. 6.1 verdeutlicht die auf das Jahr 1980
normierten EESC Szenarien nach Newman et al. (Newman et al. 2007, S.
4543).
Modellierung der externen Beschaffungspreise
214
Abb. 6.1 Qualitativer Verlauf des Equivalent Effective Stratospheric Chlorine Index nach
Newman et al. (Newman et al. 2007, S. 4543)
Für die vorliegende Arbeit dient der EESC als Indikator zur Abnahme des
globalen ODP. Da hierbei keine eindeutige Präferenz zwischen dem EESC
polarer und mittlerer Breitengrade gemacht werden kann, nutzt die vor-
liegende Arbeit den gemittelten Wert der Reduktion beider EESC-Szenarien,
jeweils nach Überschreitung des von Newman et al. (Newman et al. 2007, S.
4543) identifizierten Peaks. Aus dem arithmetischen Mittel ergibt sich der
Peak zur Mitte des Jahres 1999 (1999,5), die Assimilation im Jahr 2054. Die
hier als linear angenommene erforderliche Senkung des EESC (𝑠𝐸𝐸𝑆𝐶) in dem
Intervall zwischen den Jahren 1999,5 und 2054 errechnet sich ebenfalls aus
dem arithmetischen Mittel der beiden Szenarien, d.h.:
𝑠𝐸𝐸𝑆𝐶 = −Δ𝑔𝑚𝑔𝑚
= −
[(𝐸𝐸𝑆𝐶𝑀𝐿1998 − 𝐸𝐸𝑆𝐶𝑀𝐿2041) + (𝐸𝐸𝑆𝐶𝑃2001 − 𝐸𝐸𝑆𝐶𝑃2067)
2]
𝐸𝐸𝑆𝐶𝑃2067 + 𝐸𝐸𝑆𝐶𝑀𝐿20412
(33)
Modellierung der externen Beschaffungspreise
215
= −[(1,65 − 1) + (1,9 − 1)
2]
1,9 + 1,652
= −0,4366
𝐸𝐸𝑆𝐶𝑀𝐿1998 𝐸𝐸𝑆𝐶 𝐻ö𝑐ℎ𝑠𝑡𝑤𝑒𝑟𝑡 𝑖𝑚 𝑚𝑖𝑡𝑡𝑙𝑒𝑟𝑒𝑛 𝐵𝑟𝑒𝑖𝑡𝑒𝑛𝑔𝑟𝑎𝑑𝑠𝑧𝑒𝑛𝑎𝑟𝑖𝑜
𝐸𝐸𝑆𝐶𝑀𝐿2041 𝐴𝑠𝑠𝑖𝑚𝑖𝑙𝑎𝑡𝑖𝑜𝑛 𝑎𝑛 1980 𝐸𝐸𝑆𝐶 𝑖𝑚 𝑚𝑖𝑡𝑡𝑙𝑒𝑟𝑒𝑛 𝐵𝑟𝑒𝑖𝑡𝑒𝑛𝑔𝑟𝑎𝑑𝑠𝑧𝑒𝑛𝑎𝑟𝑖𝑜
𝐸𝐸𝑆𝐶𝑃2001 𝐸𝐸𝑆𝐶 𝐻ö𝑐ℎ𝑠𝑡𝑤𝑒𝑟𝑡 𝑖𝑚 𝑝𝑜𝑙𝑎𝑟𝑒𝑛 𝐵𝑟𝑒𝑖𝑡𝑒𝑛𝑔𝑟𝑎𝑑𝑠𝑧𝑒𝑛𝑎𝑟𝑖𝑜
𝐸𝐸𝑆𝐶𝑃2067 𝐴𝑠𝑠𝑖𝑚𝑖𝑙𝑎𝑡𝑖𝑜𝑛 𝑎𝑛 1980 𝐸𝐸𝑆𝐶 𝑖𝑚 𝑝𝑜𝑙𝑎𝑟𝑒𝑛 𝐵𝑟𝑒𝑖𝑡𝑒𝑛𝑔𝑟𝑎𝑑𝑠𝑧𝑒𝑛𝑎𝑟𝑖𝑜
Die Quantifizierung der Bezugswerte des Betrachtungsintervalls [1999,5;
2054], unter der Annahme einer analogen Entwicklung des ODP, basiert auf
dem Referenzwert des Jahres 2014 (9.575,99 t R11e). Bei einer linearen Ver-
teilung ist zwischen den Jahren 1999,5 und 2014 mit einer Reduktion um
11,62% zu rechnen. Der ODP-Bezugswert des Jahres 1999,5 beläuft sich
demnach auf 10.688,33 t R11e. Im Jahr 2050 beläuft sich der Wert ent-
sprechend auf 6.364,3 t R11e. Für den Referenzzeitraum der vorliegenden
Arbeit [2014; 2050] ist, auf Basis dieses Szenarios, also mit einer Senkung
der jährlichen ODP-Emissionen um 33,5% zu rechnen.
(1) Der Beschaffungspreis der Abmilderung des stratosphärischen
Ozonabbaus pro Jahr (𝑝𝔼𝑐𝑡𝐴
)
Der gesellschaftlich akzeptierte Zielzustand des stratosphärischen Ozonab-
baus ist die Begrenzung des Ozonlochs auf das Niveau vor dem Jahr 1980
(Newman et al. 2007, S. 4537; WMO 2014), weltweit vertraglich geregelt
im Montreal-Protokoll von 1987. Armstrong (Armstrong 1998) beziffert die
realen Gesamtkosten der Umsetzung des Montreal-Protokolls zwischen
1987 und 2060 auf insgesamt 224 Mrd. US-$. Da Armstrong (Armstrong
1998) keine dedizierten Informationen bzgl. der Verteilung der Aufwen-
dungen bereitstellt, wird in der Folge eine lineare Verteilung über den
Modellierung der externen Beschaffungspreise
216
Betrachtungszeitraum angenommen. Die gemittelten, jährlichen Kosten
belaufen sich folglich auf 3,1 Mrd. US-$. Unter der Annahme des Wechsel-
kurses vom 1.7.2014 (1 US-$ = 0,7311 Euro) (finanzen.net 2017), ergeben
sich für das Jahr 2014 Schadenskosten in Höhe von 2,24 Mrd €. Während
diese für einen realen Verlauf als konstant angenommen werden, wird für
einen nominalen Verlauf mit einem mittleren jährlichen Anstieg analog dem
Wirtschaftswachstum um 3,5% gerechnet. Der Beschaffungspreis der
Abmilderung des stratosphärischen Ozonabbaus (𝑝𝔼𝑐2014𝐴
) beläuft sich
schließlich auf 234,27 €/kg R11e. Infolge der oben skizzierten anzuneh-
menden Abnahme der ODP-Emissionen bei gleichzeitig linearer Verteilung
der Kosten nach Armstrong (Armstrong 1998), ergibt sich bis zum Jahr 2050
ein Anstieg des realen Beschaffungspreises um rund 51%. Nominal ist hin-
gegen von einer Zunahme um rund 419% auszugehen. Tab 44 in Anhang 4
fasst die Herleitung des externen Beschaffungspreises der Abmilderung des
stratosphärischen Ozonabbaus zwischen den Jahren 2014 und 2050
zusammen.
(2) Der Beschaffungspreis des Schadens des stratosphärischen Ozonabbaus
pro Jahr (𝑝𝔼𝑐𝑡𝑆
)
Die Schadenskosten treten im Zusammenhang mit dem stratosphärischen
Ozonabbau in Form von Aufwendungen für erhöhten Krankenstand auf.
Nach dem Wesentlichkeitsprinzip wird hernach einzig die Auswirkung des
malignen Melanoms (LfU 2014; Kaatsch et al. 2015), eine Form des Haut-
krebs, untersucht. Die nachfolgende Kalkulation der Schadenskosten basiert
daher ausschließlich auf direkt messbaren Kosten der medizinischen
Behandlungen, d.h. der Kosten der Behandlung bezogen auf die Krankheits-
häufigkeit (Morbidität).
Modellierung der externen Beschaffungspreise
217
Eine Verminderung der Ozonschicht um 1% führt im Durchschnitt zu einer
Erhöhung der UV-B-Strahlung um 1,5% (LfU 2014, S. 8). Die Quantität
ebenjener UV-B-Strahlung gilt als wichtigster exogener Risikofaktor für
maligne Melanome (Kaatsch et al. 2015, S. 62). Die UNEP (UNEP 1998, S.
49) prognostiziert die trotz des Montrealprotokolls durch zusätzliche UV-B-
Strahlung entstehenden Hautkrebsfälle weltweit pro einer Million Einwohner
zwischen den Jahren 1980 und 2100. Während im Jahr 2014 mit einer
Neuerkrankungsrate von rund 39 Fällen pro einer Millionen Einwohner zu
rechnen ist, steigt die Anzahl nahezu linear auf rund 87 Fälle im Jahr 2050
bevor sich ihr Wert bis Ende des Jahrhunderts zunehmend entspannt. Abb.
6.2 illustriert den Trend qualitativ in Anlehnung an UNEP (UNEP 1998, S.
49).
Abb. 6.2 Qualitativer Verlauf der Neuerkrankungsrate von Hautkrebs pro einer Millionen
Einwohner aufgrund zusätzlicher UV-B-Strahlung nach UNEP (UNEP 1998, S. 49)
Die direkten Kosten der medizinischen Behandlung von malignen Melanom-
en fallen weltweit höchst unterschiedlich aus. Infolge der in diesem Fall
unzureichenden Datengrundlage ist ein Referenzindikator, unter der An-
nahme eines weltweit gleichmäßigen Verhältnisses von Gesundheitsaus-
gaben für schwarzen Hautkrebs (malignes Melanom) und den gesamten
0
20
40
60
80
100
ZUSÄ
TZLI
CH
E FÄ
LLE
JAHR
Modellierung der externen Beschaffungspreise
218
Gesundheitsausgaben, zu bilden. Auf dieser Basis lässt sich ein Verhältnis-
faktor (𝑉𝐹) für ein beliebiges Land berrechnen und auf die weltweiten
Gesundheitsausgaben übertragen, d.h.:
𝐾𝐾𝐻𝑊𝑒𝑙𝑡 = 𝑉𝐹 ∗ 𝐺𝐾𝐾𝑊𝑒𝑙𝑡 =𝐾𝐾𝐻𝐿𝑎𝑛𝑑𝐺𝐾𝐾𝐿𝑎𝑛𝑑
∗ 𝐺𝐾𝐾𝑊𝑒𝑙𝑡
𝐾𝐾𝐻 𝐾𝑟𝑎𝑛𝑘ℎ𝑒𝑖𝑡𝑠𝑘𝑜𝑠𝑡𝑒𝑛 𝑓ü𝑟 𝑠𝑐ℎ𝑤𝑎𝑟𝑧𝑒𝑛 𝐻𝑎𝑢𝑡𝑘𝑟𝑒𝑏𝑠
𝐺𝐾𝐾 𝐺𝑒𝑠𝑎𝑚𝑡𝑒 𝐾𝑟𝑎𝑛𝑘ℎ𝑒𝑖𝑡𝑠𝑘𝑜𝑠𝑡𝑒𝑛
(34)
Als Referenzland dient im Folgenden die Schweiz. In Anlehnung an Morris et
al. (Morris et al. 2009, S. 267 ff) beziffern Wieser et al. (Wieser et al. 2014)
die direkten medizinischen Kosten für Hautkrebs in der Schweiz im Jahr
2011 auf rund 221 Mio. CHF. Unter der Annahme eines Wechselkurses vom
1.7.2011 (1 CHF = 1,1869 US-$) (finanzen.net 2017) entspricht dies 262
Mio. US-$. Auf Basis der UNEP-Prognose (UNEP 1998) lassen sich, bei einer
Gesamtbevölkerung von 7,9 Millionen Einwohnern (BfS 2016), die zusätzlich
durch den stratosphärischen Ozonabbau entstehenden Fälle in der Schweiz
im Jahr 2011 errechnen (7,9 ∗ 32 = 253). Bezogen auf die Gesamtanzahl an
Neuerkrankungen5 an malignen Melanomen in der Schweiz in Höhe von
1724 (Krebsliga 2008, S. 4), ergibt sich ein Neuerkrankungsquotient der
ozonbedingten Fälle im Jahr 2011 in Höhe von 14,69% (= 253,2 1724⁄ ). Die
Gesamtkosten der Schweiz für die krankheitsbedingten Folgen des stratos-
phärischen Ozonabbaus im Jahr 2011 beliefen sich demnach auf 38,5 Mio.
US-$. Bezogen auf die gesamten Gesundheitsausgaben der Schweiz in Höhe
von 74,3 Mrd. US-$ (= 9387 $/𝐾𝑜𝑝𝑓 ∗ 7,912 𝑀𝑖𝑜.) (The World Bank 2016),
ergibt sich ein Beitragsfaktor des stratosphärischen Ozonabbaus in Höhe von
0,05%. Unter der Annahme der Übertragbarkeit des Quotienten auf die
5 Die Krebsliga (Krebsliga 2008) errechnet eine gemittelte, jährliche Häufigkeit zwischen den Jahren 2001 und 2005. Es wird angenommen, dass die Zahl bis zum Referenzjahr 2011 konstant bleibt.
Modellierung der externen Beschaffungspreise
219
weltweiten Gesundheitsausgaben in Höhe von 7,14 Bill. US-$ (=
1020 $/𝐾𝑜𝑝𝑓 ∗ 7 𝑀𝑟𝑑.) (The World Bank 2016), errechnen sich für das
Referenzjahr 2011 weltweite Gesamtkosten der Gesundheitsschäden auf-
grund des stratosphärischen Ozonabbaus (𝑆𝐾𝔼𝑆𝑂,2011) von 3,57 Mrd. US-$
(= 7,15 𝐵𝑖𝑙𝑙. $ ∗ 0,05%). Mit Hilfe des 𝑟𝐸𝐸𝑆𝐶 und des Referenz-ODP-Werts des
Jahres 2014 (9.575,99 t R11e) lässt sich der Wert der globalen ODP-Emis-
sionen im Jahr 2011 approximieren (=9.703,65 t R11e). Unter der Annahme
des Wechselkurses vom 1.7.2011 (1 US-$ = 0,6883 €) (finanzen.net 2017),
ergibt sich ein externer Beschaffungspreis des Schadens (𝑝𝔼𝑆𝑂,2011𝑆
) in Höhe
von 253,71 €/kg R11e.
Die weitere Entwicklung des externen Beschaffungspreises des Schadens bis
zum Jahr 2050 hängt von einer Vielzahl an Faktoren ab. Zum einen geht die
UNEP (UNEP 1998) von einer Steigerung der zusätzlichen Fälle von malignen
Melanomen aufgrund des stratosphärischen Ozonabbaus aus. Für die wie-
tere Berechnung werden demnach unterschiedliche Werte für die Referenz-
jahre 2014 (39 Fälle), 2020 (43), 2030 (59), 2040 (77) und 2050 (87) ange-
nommen. Ferner wird in der vorliegenden Arbeit von einem gleichbleiben-
den Verhältnisfaktor (𝑉𝐹) von den Hautkrebskosten zu den gesamten Ge-
sundheitskosten (siehe oben) ausgegangen. Dabei gehen Thomas et al.
(Thomas et al. 2015) bis zum Jahr 2050 von einer durchschnittlichen jähr-
lichen Steigerung der globalen Gesundheitsausgaben von 6% aus. Diese
wird in der vorliegenden Arbeit als nominale Steigerung angenommen, real
wird hingegen mit konstanten weltweiten Gesundheitsausgaben gerechnet.
Für das Jahr 2014 ergibt sich demnach ein nominaler Beschaffungspreis des
Schadens (𝑝𝔼𝑆𝑂,2014𝑆
) in Höhe von 317,22 €/kg R11e. Bis zum Jahr 2050 ist,
unter den gegebenen Annahmen, im Vergleich zum Jahr 2014 mit einer
nominalen Steigerung des Beschaffungspreises um 1952% zu rechnen. Real
ist hingegen mit einem Anwachsen um rund 111% zu rechnen. Tab 45 in
Modellierung der externen Beschaffungspreise
220
Anhang 4 fasst die Herleitung des externen Beschaffungspreises des Scha-
dens des stratosphärischen Ozonabbaus zwischen den Jahren 2014 und
2050 zusammen.
(3) Der Beschaffungspreis der Opportunität des stratosphärischen
Ozonabbaus pro Jahr (𝑝𝔼𝑐𝑡𝑂
)
Die Opportunität ergibt sich aus der, aufgrund des zu erwartenden Scha-
dens, verminderten volkswirtschaftlichen Leistung. Nach dem Wesentlich-
keitsprinzip bestimmt sich diese für den stratosphärischen Ozonabbau aus
der Mortalität infolge der Erkrankung mit einem malignen Melanom. Die
Berechnung der Opportunitätskosten folgt Formel 10.
Wie in der oben skizzierten Kalkulation dient wiederum die Schweiz als
Referenzland. Der Krebsliga (Krebsliga 2008, S. 4) zufolge erlagen hier im
Jahr 2011 255 Menschen dem malignen Melanom. Bei einer Neuerkrank-
ungszahl von 1.724, entspricht dies einer Sterberate von 14,79% der Fälle.
Es wird angenommen, dass sich diese weltweit übertragen lässt und bis zum
Jahr 2050 konstant bleibt. Auf Basis der UNEP-Prognose (UNEP 1998) lassen
sich zudem die weltweiten Neuerkrankungen berechnen. Für das Jahr 2014
sind dies 283.365,7 Menschen. Unter Berücksichtigung der Sterberate und
des zuvor errechneten Neuerkrankungsquotienten der ozonbedingten Fälle
im Jahr 2011 in Höhe von 14,69%, ergibt sich eine Gesamtanzahl an Todes-
fällen (𝑆𝑄) infolge des malignen Melanoms von 6.155,3 (= 283.365,7 ∗
14,79% ∗ 14,69%). Laut Guy et al. (Guy et al. 2011, S. 863) beläuft sich der
durchschnittlich zu erwartende Verlust an Lebensjahren (YPLL) für das
maligne Melanom auf 15 Jahre. Auch hier wird angenommen, dass sich die
Lebenserwartung Erkrankter bis zum Jahr 2050 nicht signifikant steigern
lässt. Als Referenzgröße des volkswirtschaftlichen Beitrags einer Einzelperson
wird in der Folge das Bruttoinlandsprodukt/Kopf herangezogen. Unter
Beachtung der Bevölkerung und des BIP der Welt im Jahr 2014 beläuft sich
Modellierung der externen Beschaffungspreise
221
der volkswirtschaftliche Beitrag einer Einzelperson im Jahr 2014 auf
7.385,30 € (= 𝐵𝑅). Aus Formel 10 ergeben sich somit weltweite Oppor-
tunitätskosten des stratosphärischen Ozonabbaus im Jahr 2014 (𝑂𝐾𝔼𝑆𝑂,2014
)
von insgesamt 0,682 Mrd. €. Somit errechnet sich ein Beschaffungspreis der
Opportunität im Jahr 2014 (𝑝𝔼𝑆𝑂,2014𝑂
) in Höhe von 71,21 €/kg R11e. Bis
zum Jahr 2050 ist nominal mit einem Anstieg um rund 1.058%, real
hingegen mit lediglich rund 95% zu rechnen. Tab 46 in Anhang 4 fasst die
Herleitung des externen Beschaffungspreises der Opportunität des
stratosphärischen Ozonabbaus zwischen den Jahren 2014 und 2050
zusammen.
6.3.4 Der externe Beschaffungspreis der Luftverschmutzung
Der Begriff Luftverschmutzung beschreibt in der vorliegenden Arbeit die
Veränderung der natürlichen Zusammensetzung der Luft aufgrund der loka-
len Aggregation von Feinstaub. Wie in Anhang 2 ausgeführt, werden hier
zwei Partikelgrößen (engl. Particulate Matter, PM) unterschieden (PM10 und
PM2,5). Da für die nachfolgende Kalkulation jedoch eine einzelne Referenz
benötigt wird, ist an dieser Stelle zunächst ein eigenständiger Indikator zu
bilden. Zu diesem Zweck lehnt sich die vorliegende Arbeit an die Richtlinie
2008/50/EG (EU 2008) an. Die hier angewiesenen Tagesgrenzwerte zum
Schutz der menschlichen Gesundheit von PM10 (50 µg/m3) und PM2,5 (25
µg/m3) lassen den Schluss einer doppelten Schädlichkeit von PM2,5 im
Vergleich zu PM10 Partikeln zu. In der Folge wird daher das Air Pollution
Potential (APP) mit dem Wirkindikator PM2,5-Äquivalent (PM2,5e) definiert.
Die Allokation der PM10 Partikel erfolgt entsprechend mit einem Charakteri-
sierungfaktor von 0,5. Da sowohl die Ursache als auch die Auswirkungen
der Luftverschmutzung lokal begrenzt sind, ist die Kategorie in dem oben
skizzierten Systemverständnis dem lokalen Wirksystem zugeordnet. In
Anlehnung an Klöpffer et al. (Klöpffer et al. 2009) wird daher eine lokale
Modellierung der externen Beschaffungspreise
222
Bilanzgrenze gewählt. Als Referenzjahr dient 2014. Laut UBA (UBA 2016;
UBA 2016) wurden hier deutschlandweit 104 kt PM2,5 und 221 kt PM10
emittiert. Ingesamt beliefen sich die Partikelemissionen der Luftverschmut-
zung im Jahr 2014 also auf 214,5 kt PM2,5e. Da eine Prognose für die Par-
tikelemissionen bis zum Jahr 2050 nicht vorliegt, wird in der Folge die his-
torische Entwicklung der PM2,5- und PM10-Emissionen zwischen Jahren
1995 und 2014 als repräsentativ angenommen. Im Jahr 1995 wurden laut
UBA (UBA 2016; UBA 2016) in Deutschland 193 kt PM2,5 und 316 kt PM10
emittiert. Ingesamt belief sich die Luftverschmutzung demnach auf 351 kt
PM2,5e. Zwischen 1995 und 2014 wurde also eine jährliche Reduktion der
Partikelemissionen in Höhe von rund 2,56% erreicht. Bei einer Fortführung
dieses Trends ist im Jahr 2050 mit PM2,5e-Emissionen in Höhe von 84,4 kt
PM2,5e zu rechnen.
Die Kalkulation folgt dem Schadeneintrittsprinzip, d.h. die Emission von
Feinstaub führt nicht zwangsläufig zu einem Schaden, der Eintritt des
Schadens wird aber angenommen.
(1) Der Beschaffungspreis der Abmilderung der Luftverschmutzung pro Jahr
(𝑝𝔼𝑐𝑡𝐴
)
Der gesellschaftlich akzeptierte Zielzustand der Luftverschmutzung ist die
Begrenzung der Grenzwertüberschreitungen auf ein Minimum, europaweit
vertraglich geregelt in der Richtlinie 2008/50/EG (EU 2008). Als Hauptver-
ursacher ist hiervon in erster Linie der Verkehrssektor betroffen (UBA 2009).
Nach dem Wesentlichkeitsprinzip werden einzig die monetären Auswirk-
ungen auf diese Branche betrachtet. Beispielhaft skizziert AEA Technology
(AEA Technology 2001, S. 33) Maßnahmen zur Reduzierung der PM10-
Emissionen in Großbritannien. Genannt werden hier u.a. die Neuausrüstung
und Nachrüstung von Dieselfahrzeugen mit Partikelfiltern, die Förderung
von komprimiertem Erdgas (engl. compressed natural gas, CNG) für neue
Modellierung der externen Beschaffungspreise
223
Schwergüterfahrzeuge und die Einführung von Null-Emissionen-Transport-
mitteln für den öffentlichen Nahverkehr. Die durchschnittlichen jährlichen
Gesamtkosten für die technologische Umstellung im Vereinigten Königreich
(engl. United Kingdom, UK) zwischen den Jahren 1998 und 2015 belaufen
sich auf 2,14 Mrd. Pfund6. Bei Annahme des Wechselkurses vom 1.7.2001
(1 GBP = 1,6645 €) (finanzen.net 2017) entspricht dies 3,56 Mrd. Euro. Für
die Übertragung der Kosten auf Deutschland ist ein Referenzindikator zu
wählen. In diesem Fall wird die Anzahl der jeweils zugelassenen Kraftfahr-
zeuge betrachtet. Im Jahr 2015 waren in Deutschland 53,7 Mio. Fahrzeuge
zugelassen (KBA 2016), in UK hingegen 36,5 Mio (DoT 2016). Mit dem sich
aus diesem Verhältnis ergebenden Multiplikator von 1,47 errechnen sich
Abmilderungskosten (𝐺𝐾𝔼𝑐𝑡𝐴) für Deutschland in Höhe von 5,23 Mrd. Euro
p.a. Für einen realen Verlauf bis 2050 wird von einer mittleren jährlichen
Steigerung um 1% ausgegangen. Im Fall einer nominalen Entwicklung ist
hingegen mit einem durchschnittlichen Wachstum analog des deutschen BIP
um 2,9% zu rechnen. Der 𝑝𝔼𝑐2014𝐴
beläuft sich auf 24,4 € / kg PM2,5e. Bis
zum Jahr 2050 ist von einer realen Steigerung um rund 264%, nominal von
einem Anwachsen um knapp 612% auszugehen. Tab 47 in Anhang 4 fasst
die Herleitung des externen Beschaffungspreises der Abmilderung der Luft-
verschmutzung zwischen den Jahren 2014 und 2050 zusammen.
(2) Der Beschaffungspreis des Schadens der Luftverschmutzung pro Jahr
(𝑝𝔼𝑐𝑡𝑆
)
Die Schadenskosten ergeben sich aus den Behandlungskosten für Krank-
heiten infolge der Luftverschmutzung. Die OECD (OECD 2016, S. 8) beziffert
die zu erwartende Höhe der Gesundheitsausgaben aufgrund der Luftver-
schmutzung anhand des BIP. Für das Jahr 2015 belaufen sich diese auf
6 Eigene Berechnung auf Basis von AEA Technology (AEA Technology 2001, S. 84 ff).
Modellierung der externen Beschaffungspreise
224
0,05% des BIP, im Jahr 2050 sollen sie hingegen 0,3% ausmachen. Bei
Annahme einer linearen Verteilung, ergibt sich eine mittlere jährliche Verän-
derung von 0,007%. Im Jahr 2014 beläuft sich der Anteil am BIP demnach
auf 0,043%. Bei einem BIP in Höhe von 2.923,9 Mrd. € beliefen sich die
feinstaubbedingten Gesundheitskosten im Jahr 2014 auf 1,25 Mrd. €. Der
Beschaffungspreis des Schadens der Luftverschmutzung in demselben Jahr
beläuft sich demnach auf 5,84 € / kg PM2,5e. Aufgrund der anzunehmen-
den Reduktion der PM2,5e-Emissionen bei gleichzeitiger Steigerung des
nominalen BIP und des Anteils der Gesundheitskosten ist bis zum Jahr 2050
mit einer nominalen Steigerung des Beschaffungspreises des Schadens der
Luftverschmutzung um rund 4.881% zu rechnen. Selbst unter der Annahme
eines realen Verlaufs ist in diesem Szenario von einem Anstieg um knapp
2.446% auszugehen. Tab 48 in Anhang 4 fasst die Herleitung des externen
Beschaffungspreises des Schadens der Luftverschmutzung zwischen den
Jahren 2014 und 2050 zusammen.
(3) Der Beschaffungspreis der Opportunität der Luftverschmutzung pro Jahr
(𝑝𝔼𝑐𝑡𝑂
)
Die Opportunität ergibt sich aus der, infolge des zu erwartenden Schadens,
verminderten volkswirtschaftlichen Leistung. Nach dem Wesentlichkeits-
prinzip bestimmt sich diese für die Luftverschmutzung aus Morbidität und
Mortalität infolge von Atemwegs-, Herz- und Lungenerkrankungen auf-
grund von erhöhter Feinstaubbelastung. Kallweit et al. (Kallweit et al. 2013,
S. 22) präsentieren die jährlichen vorzeitigen Todesfälle aufgrund von Fein-
staubbelastung in Deutschland in einem Untersuchungszeitraum zwischen
2007 und 2011 und errechnen den entsprechenden DALY für Deutschland.
Der Gesamtwert des DALY errechnet sich dabei aus den Einzelwerten der
Mortalität infolge von akuten Atemwegserkrankungen bei Kindern unter 5
Jahren sowie kardiopulmonalen und Lungenkrebserkrankungen bei
Modellierung der externen Beschaffungspreise
225
Erwachsenen über 30 Jahren. Während sich die Summe der vorzeitig ver-
lorenen Lebensjahre im Jahr 2007 auf 604.508 belief, waren es im Jahr
2011 557.022. In der Folge wird diese mittlere jährliche Reduktion von
2,02% als konstant bis zum Jahr 2050 angenommen. Im Jahr 2014 belief
sich der DALY somit auf 523.872. Unter Berücksichtigung der Bevölkerungs-
zahl des Jahres 2014, die hier gleichzeitig die Gesamtanzahl der Produktiv-
jahre darstellt, sowie einem Bruttoinlandsprodukt in Höhe von 2.923,93
Mrd. €, ergeben sich Opportunitätskosten der Luftverschmutzung in Höhe
von 18,99 Mrd. €. Der 𝑝𝔼𝑐2014𝑂
beläuft sich demnach auf 88,55 € / kg
PM2,5e. Aufgrund der anzunehmenden Reduktion der Bezugsgrößen
(PM2,5e-Emissionen, DALY, Bevölkerung) bei gleichzeitiger Steigerung des
nominalen BIP, ist bis zum Jahr 2050 mit einer nominalen Steigerung des
Beschaffungspreises der Opportunität der Luftverschmutzung um knapp
269% zu rechnen. Real beläuft sich der Zuwachs bis 2050 in diesem
Szenario hingegen auf rund 89%. Tab 49 in Anhang 4 fasst die Herleitung
des externen Beschaffungspreises des Schadens der Luftverschmutzung
zwischen den Jahren 2014 und 2050 zusammen.
6.3.5 Der externe Beschaffungspreis der Eutrophierung
Der Begriff Eutrophierung beschreibt einen unbeabsichtigten, regionalen
Nährstoffeintrag in Boden und Gewässer, der zu einem Wachstum von
Biomasse und Algen, dem Umkippen von Seen und der Belastung des
Grundwassers durch Nitrat führt. Oftmals wird letzteres in der Literatur in
Form einer gesonderten Kategorie, der Nutrifizierung, erfasst. Dies wird in
der vorliegenden Arbeit jedoch in Anlehnung an Heijungs (Heijungs 1992)
abgelehnt, da sich die Wirkung der Nutrifizierung gleichermaßen in der
Kategorie Eutrophierung abbilden lässt und auf diese Weise ein Doppel-
kalkulation vermieden wird. Anhang 2 fasst die wesentlichen Wirkzusam-
menhänge der Europhierung zusammen. Als Äquivalenzfaktor der
Modellierung der externen Beschaffungspreise
226
Eutrophierung dient das Eutrophierungspotential (engl. Eutrophication
Potential, EP). Der Wirkindikator ist das PO43-e. Tab 39 in Anhang 3 fasst die
für die Eutrophierung relevanten Stoffe und ihre Charakterisierungsfaktoren
zusammen. Da sowohl die Ursache als auch die Auswirkungen der Eutro-
phierung lokal begrenzt sind, ist die Kategorie in dem oben skizzierten
Systemverständnis dem lokalen Wirksystem zugeordnet. In Anlehnung an
Klöpffer et al. (Klöpffer et al. 2009) wird daher eine lokale Bilanzgrenze
gewählt.
Im Gegensatz zum GWP existieren lediglich vereinzelte Daten für das EP. Die
für die weitere Kalkulation relevanten Einträge von Nitrat, Phosphor und
Stickstoff sind demnach zunächst herzuleiten. Für die vorliegende Arbeit ist
es an dieser Stelle unerheblich, ob es sich hierbei um Immissionen statt Emis-
sionen handelt, da die Zuordnung des Eintrags zu der stofflichen Abgabe in
Form der Klassifizierung und Charakterisierung nach Heijungs (Heijungs
1992) sowie Klöpffer et al. (Klöpffer et al. 2009) festgelegt ist.
Wolter (Wolter 2014) zeigt die Entwicklung des durchschnittlichen Nitrat-
gehalts im Grundwasser. Wurden im Jahr 1995 73,9 mg/l festgestellt, belief
sich der Wert im Jahr 2010 auf 70,5 mg/l. Im Mittel ist also mit einer jähr-
lichen Abnahme in Höhe von 0,31% zu rechnen. Für das Jahr 2014 ergibt
sich somit ein Nitratgehalt von 69,63 mg/l. Bannick et al. (Bannick et al.
2008, S. 24) zufolge belief sich die Entnahmemenge an Grund- und Quell-
wasser in Deutschland im Jahr 2004 auf rund 4 Mio m3. Im Vergleich zu
1991 (4,8 Mio. m3) ist eine mittlere jährliche Abnahme von 1,39% zu erken-
nen. Für das Jahr 2014 ergibt sich somit eine Entnahmemenge von 3,48
Mio. m³. Der gesamte Nitrateintrag resultiert aus dem Produkt von Nitrat-
gehalt und Entnahmemenge. Für das Jahr 2014 waren dies 245 t. Der
Charakterisierungsfaktor von Nitrat im Kontext der Eutrophierung beläuft
sich laut Heijungs (Heijungs 1992) auf 0,1. Der Nitratbeitrag zur
Modellierung der externen Beschaffungspreise
227
Eutrophierung im Jahr 2014 beläuft sich demnach auf 24,51 t PO43-e. Bis
zum Jahr 2050 ist nach diesem Ansatz mit einer Abnahme des Eutrophie-
rungspotentials um 46,09% zu rechnen.
Arle et al. (Arle et al. 2013, S. 47) beziffern den jährlichen Phosphoreintrag
in die Oberflächengewässer in einem Berichtszeitraum von 2006 bis 2008
auf 26 kt. Im Vergleich zum Berichtszeitraum zwischen den Jahren 1983
und 1987 (81 kt) ist eine mittlere jährliche Abnahme von 5,03% (unter der
Annahme des Intervalls [1985; 2007]) zu erkennen. Im Jahr 2014 beläuft
sich der gesamte Phosphoreintrag in Deutschland demnach auf 18,11 kt.
Mit einem Charakterisierungsfaktor von 3,06 nach Heijungs (Heijungs 1992)
beträgt der Phosphorbeitrag zur Eutrophierung im Jahr 2014 55,42 kt PO43-
e. Bis zum Jahr 2050 ist nach diesem Ansatz mit einer weiteren Abnahme
des Eutrophierungspotentials um rund 84% zu rechnen.
Analog taxieren Arle et al. (Arle et al. 2013, S. 47) den jährlichen Stickstoff-
eintrag in die Oberflächengewässer in dem Berichtszeitraum von 2006 bis
2008 auf 594 kt. Im Vergleich zu dem Berichtszeitraum zwischen der Jahren
1983 und 1987 (1030 kt) ist eine mittlere jährliche Abnahme von 2,47%
(unter der Annahme des Intervalls [1985; 2007]) zu erkennen. Im Jahr 2014
beläuft sich der gesamte Stickstoffeintrag in Deutschland demnach auf
498,57 kt. Mit einem Charakterisierungsfaktor von 0,42 nach Heijungs
(Heijungs 1992) beträgt der Phosphorbeitrag zur Eutrophierung im Jahr
2014 209,40 kt PO43-e. Bis zum Jahr 2050 ist nach diesem Ansatz mit einer
weiteren Abnahme des Eutrophierungspotentials um rund 59% zu rechnen.
In Summe ergibt sich aus der oben umrissenen Vorgehensweise ein Eutro-
phierungspotential für das Jahr 2014 von 264,84 kt PO43-e. Bis zum Jahr
2050 ist mit einer Abnahme um rund 65% zu rechnen.
Modellierung der externen Beschaffungspreise
228
(1) Der Beschaffungspreis der Abmilderung der Eutrophierung pro Jahr
(𝑝𝔼𝑐𝑡𝐴
)
Für die Umweltproblemkategorie Eutrophierung existiert kein gesellschaft-
lich akzeptierter Zielzustand in Form eines Gesellschaftsvertrags ähnlich dem
Kyoto- oder Montreal-Abkommen. Ebenso lässt sich aus den oben skizzier-
ten planetarischen Grenzen nach Rockström et al. (Rockström et al. 2009b;
Rockström et al. 2009a) kein sinnvoller Zielzustand ableiten, da sich die
gesellschaftlich relevante Wirkung der Eutrophierung zumeist nur lokal
bemerkbar macht. Die Herleitung der Kosten erfolgt daher aus den ergrif-
fenen Maßnahmen zur Aufbereitung des Trinkwassers. Pretty et al. (Pretty et
al. 2003, S. 201) zufolge sind dies in erster Linie Kampagnen zur Entfernung
von Algen-Toxinen, Algen-Zersetzung, Stickstoff-Entfernung, Aufräumen
von Wasserstraßen, Behandlung von Algenblüten und präventive Maß-
nahmen sowie die Entwicklung von Kontrollstrategien. Pretty et al. (Pretty et
al. 2003, S. 207) beziffern die Gesamtkosten dieser Maßnahmen in UK im
Jahr 1995 auf 57,08 Mio. US-$. Unter der Annahme des Wechselkurses vom
1.7.2003 (1 US-$ = 0,8649 €) (finanzen.net 2017) ergeben sich Kosten in
Höhe von 49,37 Mio. €. Zur Übertragung der Kosten auf Deutschland ist ein
Referenzindikator zu bilden. Unter der Annahme, dass die Kosten der zu
ergreifenden Maßnahmen in erster Linie ausschließlich von der Fläche an
Binnengewässern abhängen, wird in der Folge die Binnengewässerfläche
beider Länder verglichen und ein Umrechnungsfaktor gebildet. Der CIA (CIA
2017) zufolge beläuft sich die Binnengewässerfläche von UK auf 1.680 km².
In Deutschland sind es dagegen 8.350 km² (CIA 2017). Der Umrechnungs-
faktor ergibt sich aus dem Quotienten zu 4,97. Entsprechend entstanden im
Jahr 1995 in Deutschland Abmilderungskosten der Eutrophierung in Höhe
von 245,37 Mio. €. Für den Bezug der Kosten auf das Referenzjahr wird in
dem Intervall [1995; 2014] mit der durchschnittlichen Teuerungsrate
Modellierung der externen Beschaffungspreise
229
gerechnet. Die Abmilderungskosten der Eutrophierung im Jahr 2014
belaufen sich demnach auf 350,86 Mio. €. Für die Approximierung einer
realen Entwicklung nach dem Jahr 2014 wird mit einem mittleren jährlichen
Zuwachs in Höhe von 1% gerechnet. Die Abbildung des nominalen Verlaufs
ab 2014 basiert hingegen auf der Annahme einer durchschnittlichen
Steigerung von 2,9%. Der Beschaffungspreis der Abmilderung (𝑝𝔼𝑐2014𝐴
),
der sich aus dem Verhältnis von Abmilderungskosten und Eutrophierungs-
potential ergibt, beläuft sich auf 1,325 € / kg PO43-e. Bis zum Jahr 2050 ist
in diesem Szenario mit einer realen Zunahme um rund 304%, nominal
hingegen mit 691% zu rechnen. Tab 50 in Anhang 4 fasst die Herleitung
des externen Beschaffungspreises der Abmilderung der Eutrophierung
zwischen den Jahren 2014 und 2050 zusammen.
(2) Der Beschaffungspreis des Schadens der Eutrophierung pro Jahr (𝑝𝔼𝑐𝑡𝑆
)
Der wesentliche Schaden der Eutrophierung entsteht durch die Nitrat-
belastung des Grund- bzw. Trinkwassers. Laut BMUB et al. (BMUB et al.
2017, S. 1) wurden in einem Berichtszeitraum zwischen 2012 und 2014 bei
28% aller Messungen eine Überschreitung des Nitratgrenzwerts im Grund-
wasser von 50 mg/l festgestellt. Die menschliche Gesundheit kann hierdurch
in vielerlei Hinsicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Zunächst können
Nitrate im Trinkwasser Schwermetalle enthalten, die für den Menschen u.U.
als Kanzerogen wirken. Hier ist jedoch nicht das Nitrat sondern das Schwer-
metall als Auslöser anzusehen. Darüber hinaus kann die Ablagerung von
Nitrit in Kapillaren zu Durchblutungsstörungen führen. Nicht zuletzt führt
ein übermäßiger Eintrag von Nitrat im Trinkwasser bei Menschen zu einer
mangelhaften Jodaufnahme durch die Schilddrüse. Aufgrund dieser Vielfalt
an möglichen Schädigungen gestaltet sich die Wirkkette im Hinblick auf die
menschliche Gesundheit am Menschen als zu komplex, um in der vorliegen-
den Arbeit vollständig berücksichtigt zu werden. In der Folge wird daher
Modellierung der externen Beschaffungspreise
230
einzig Behinderung der Jodaufnahme monetär abgebildet. Andere Schädi-
gungen werden mit Hilfe eines Risikoaufschlags in der Rechnung berück-
sichtigt.
Dauerhaft mangelhafte Jodaufnahme verursacht bei Menschen eine Schild-
drüsenunterfunktion (Primäre Hypothyreose). Das StBA (StBA 2010) beziffert
die Kosten für Schilddrüsenbehandlugen in Deutschland im Jahr 2008 auf
2,1 Mrd. €. Im Vergleich zum Jahr 2002 (1,8 Mrd. €) zeigt sich hier eine
mittlere jährliche Steigerung von 2,6%. Diese wird in der Folge als nominal
angenommen. Für die Approximierung eines realen Verlaufs wird hingegen
mit einem mittleren jährlichen Zuwachs von 1% gerechnet. Im Jahr 2014
belaufen sich die Behandlungskosten in Deutschland auf 2,45 Mrd. €. In der
Folge wird angenommen, dass jeder Schilddrüsenerkrankte Trinkwasser zu
sich nimmt, von den ebenjene 28% einen zu hohen Nitratwert aufweisen.
Entsprechend werden 28% der Behandlungksosten für Schilddrüsenerkrank-
ungen auf die überhöhte Nitratbelastung im Trinkwasser zurückgeführt.7 Im
Jahr 2014 beliefen sich die nitratbedingten Behandlungskosten für Schild-
drüsenerkrankungen also auf 685,9 Mio. €. Laut UBA (UBA 2015)
entstammen jedoch lediglich 74% des Trinkwassers dem Grundwasser.
Demzufolge ist mit nitratbedingten Behandlungskosten von 507,6 Mio. € zu
rechnen. In diesem Kontext stellt das BfR (BfR 2009) fest, dass Menschen
Nitrat nicht einzig über das Trinkwasser aufnehmen, sondern zu großen
Teilen über die Ernährung. Während letztere, insbesondere in Form von
Gemüse 73,7% der menschlichen Nitrataufnahme ausmacht, verursacht das
Trinkwasser lediglich 26,3% (BfR 2009, S. 8). Entsprechend sind die nitrat-
bedingten Kosten der Behandlung anzupassen. Die gesamten Schadens-
kosten der Nitrataufnahme (hier stellvertretend für die Eutrophierung) im
7 Diese Annahme ist als Risikoaufschlag zur Berücksichtigung sämtlicher Folgewirkungen der Eutrophierung zu verstehen.
Modellierung der externen Beschaffungspreise
231
Jahr 2014 beliefen sich also auf 1,93 Mrd. €. Der Beschaffungspreis des
Schadens der Eutrophierung für das Referenzjahr (𝑝𝔼𝑐2014𝑆
) beläuft sich auf
7,29 € / kg PO43-e. Aufgrund der starken anzunehmenden Abnahme des
Eutrophierungspotentials bei gleichzeitig zu erwartender Zunahme der
Behandlungskosten ist bis zum Jahr 2050 mit einem Anstieg des Beschaf-
fungspreises des Schadens der Eutrophierung um rund 304% (real) bzw.
613% (nominal) zu rechnen. Tab 51 in Anhang 4 fasst die Herleitung des
externen Beschaffungspreises des Schadens der Eutrophierung zwischen den
Jahren 2014 und 2050 zusammen.
(3) Der Beschaffungspreis der Opportunität der Eutrophierung pro Jahr
(𝑝𝔼𝑐𝑡𝑂
)
Die Opportunität ergibt sich aus der, infolge des zu erwartenden Schadens,
verminderten volkswirtschaftlichen Leistung. Im Fall der Eutrophierung
gestaltet sich die Wirkkette im Hinblick auf die menschliche Gesundheit, wie
oben ausgeführt, als zu komplex, um in der vorliegenden Arbeit vollständig
Berücksichtigung zu finden. Entsprechend wird wiederum einzig die
Behinderung der Jodaufnahme monetär abgebildet. Andere Schädigungen
werden ebenfalls mit Hilfe eines Risikoaufschlags in der Rechnung berück-
sichtigt. Weitere anzunehmende Opportunitätskosten, wie die Verluste der
Tourismusindustrie aufgrund der Eutrophierung, u.a. von Pretty et al. (Pretty
et al. 2003, S. 207) für UK gezeigt, können in der vorliegenden Arbeit nach
dem Wesentlichkeitsprinzip nicht berücksichtigt werden.
Laut WHO (WHO 2004) belief sich der DALY aufgrund von Jodmangel in
Deutschland im Jahr 2002 auf eine Person pro 100.000 Menschen. In der
Folge wird dieser Wert als konstant bis zum Jahr 2050 angenommen. Bei
einer Gesamtbevölkerung von 80,7 Mio. (hier auch gleichzusetzen mit den
Produktivjahren) im Jahr 2014 (UN 2015), ergibt sich ein Absolut-DALY von
Modellierung der externen Beschaffungspreise
232
806,5. Entsprechend der oben skizzierten Vorgehensweise wird ange-
nommen, dass 20,72% (= 28% ∗ 74%) des Jodmangels auf eine überhöhte
Nitratbelastung im Trinkwasser zurückzuführen ist. Ferner wird ein Auf-
schlag von 73,7% für die Nitrataufnahme durch die Ernährung berück-
sichtigt. Unter Beachtung des BIP in Höhe von 2.923,9 Mrd. € (StBA 2016a),
ergeben sich Opportunitätskosten für das Jahr 2014 von 0,02 Mrd. €. Der
Beschaffungspreis der Opportunität der Eutrophierung (𝑝𝔼𝑐2014𝑂
) beläuft
sich entsprechend auf 0,09 € / kg PO43-e. Bis zum Jahr 2050 ist in diesem
Szenario mit einer realen Zunahme um rund 304%, nominal hingegen mit
536% zu rechnen. Tab 52 in Anhang 4 fasst die Herleitung des externen
Beschaffungspreises der Opportunität der Eutrophierung zwischen den
Jahren 2014 und 2050 zusammen.
6.3.6 Der externe Beschaffungspreis der Versauerung
Der Begriff Versauerung beschreibt einen Anstieg des pH-Werts des Bodens
und der Meere, der in erster Linie zu Schäden an der Natur in Form von
Waldsterben und Reduktion der Biokapazität führt. Etwaige Gesundheits-
schäden, die entweder durch die Verschlechterung der Qualität des Grund-
wassers oder der abnehmenden Luftqualität aufgrund des Waldsterbens
entstehen, werden in der vorliegenden Arbeit nicht weiter betrachtet, da es
sich hierbei um Folgewirkungen des tatsächlichen Schadens handelt, der
bereits durch die Kategorien Klimawandel, Eutrophierung und Luftver-
schmutzung abgedeckt ist. Anhang 2 erläutert die wesentlichen
Wirkzusammenhänge der Versauerung. Als Äquivalenzfaktor der
Versauerung dient das Versauerungspotential (engl. Acidification Potential,
AP). Der Wirkindikator ist das SO2e. Tab 38 in Anhang 3 fasst die für die
Versauerung relevanten Stoffe und ihre Charakterisierungsfaktoren zusam-
men. Während die in den vorangegangenen Abschnitten diskutierten
Umweltproblemkategorien eine jeweils einheitliche Wirksystemgrenze
Modellierung der externen Beschaffungspreise
233
hatten, gestaltet sich dies im Fall der Versauerung diffiziler. Die Versauerung
des Bodens ist ein rein lokales Phänomen, die Versauerung der Ozeane
hingegen ein globales. In beiden Fällen ist die Menge an CO2 in der
Atmosphäre (Emission) das auslösende Moment, das in der vorliegenden
Arbeit gewählte Charakterisierungsmodell basiert jedoch auf dem
Säureeintrag (Immission). Infolge der höchst unterschiedlichen Daten-
verfügbarkeit für die Boden- und Meeresversauerung ist es zweckmäßig,
einen divergenten Ansatz der Kalkulation zu wählen. Im Fall der
Bodenversauerung liegen lokale Daten für die wesentlichen Immissions-
kategorien Schwefeldioxid (SO2), Stickstoffoxide (NOx) und Ammoniak (NH3)
vor (UBA 2016). Für die Versauerung der Meere existieren indes kaum
verwertbare Quellen. Aus diesem Grund wählt der Autor Kohlenstoffdioxid
(CO2) als Referenz für die Versauerung der Meere. Zwar handelt es sich
hierbei um eine Emission, deren Eintrag in die Meere laut Feely et al. (Feely
et al. 2004, S. 363) aber eine Reaktion mit Wasser und Caliumcarbonat
(CaCO3) zu Carbonat-Ionen (Ca2+) und Salpetersäure (H2CO3-) auslöst, d.h.:
𝐶𝑂2 + 𝐻2𝑂 + 𝐶𝑎𝐶𝑂3 → 2𝐻2𝐶𝑂3− + 𝐶𝑎2+ (35)
Während für die Emission von CO2 nach Heijungs (Heijungs 1992) kein
Charakterisierungsfaktor der Ozeanversauerung existiert, beläuft sich jener
von H2CO3- auf 0,51 (siehe Anhang 3 Tab 38). Aus der obigen Reaktions-
gleichung kann daher ein Charakterisierungsfaktor für CO2 von 1,02 (= 2 ∗
0,51) abgeleitet werden.
Dem UBA (UBA 2016; UBA 2016; UBA 2016) zufolge lagen die deutschen
Emissionen von SO2 im Referenzjahr 2014 bei 388 kt, für NOx bei 1.223 kt
und für NH3 bei 740 kt. Im Vergleich zu 1990 konnte in allen Fällen ein
starker Rückgang verzeichnet werden, lagen die Werte hier noch bei 5.312
kt (SO2), 2.885 kt (NOx) und 793 kt (NH3). Mit Hilfe des in Anhang 3
Modellierung der externen Beschaffungspreise
234
skizzierten Charakterisierungsmodells für die Versauerung ergibt sich für die
Jahre 1990 und 2014 ein AP von 8.810 bzw. 2.637 kt SO2e. Da keine
Prognosen für die zukünftige Entwicklung existieren, wird angenommen,
dass die im Zeitraum zwischen 1990 und 2014 realisierte jährliche Abnahme
von 7,1% bis zum Jahr 2050 fortgeführt wird. Für die Kalkulation der
Ozeanversauerung wird auf die Entwicklung der weltweiten CO2-Emissionen
zurückgegriffen. Andere Treibhausgase werden aufgrund der vagen Wirk-
kette nicht betrachtet. Die OECD (OECD 2012) beziffert die weltweiten CO2-
Emissionen im Jahr 2010 auf rund 35,92 Gt und prognostiziert bis zum Jahr
2050 eine Steigerung um 67%. Bei Annahme eines linearen Anstiegs erge-
ben sich CO2-Emissionen für das Referenzjahr 2014 in Höhe von 38,33 Gt.
Der relevante AP der Ozeanversauerung für das Jahr 2014 errechnet sich aus
dem Produkt der globalen CO2-Emissionen und des oben hergeleiteten
Charakterisierungsfaktors zu 39,1 Gt SO2e.
Die nachfolgende Kalkulation unterscheidet zwischen der Versauerung der
Böden und der Meere.
(1) Der Beschaffungspreis der Abmilderung der Versauerung pro Jahr (𝑝𝔼𝑐𝑡𝐴
)
Ein gesellschaftlich akzeptierter Zielzustand für die Versauerung ist weder
für die Böden noch für die Meere bekannt. Als wesentliche Maßnahme zur
Abmilderung des Waldsterbens kann dennoch das Kalken der Waldböden
genannt werden (Müller 2013, S. 5).8 In Deutschland beliefen sich die
Kosten der Waldkalkung im Jahr 2013 auf rund 100 Mio €. Für den Bezug
der Kosten auf das Referenzjahr wird in dem Intervall [2013; 2014] mit der
durchschnittlichen Teuerungsrate in Höhe von 1,9% gerechnet. Die Abmil-
derungskosten der Versauerung im Jahr 2014 belaufen sich demnach auf
101,9 Mio. €. Wie oben wird auch hier ab dem Jahr 2014 mit einer
8 Müller (2013, S. 5) zufolge neutralisiert Kalk den Säureeintrag in den Boden. In Deutschland werden hierfür rund 200 Tausend t Kalk pro Jahr verwendet.
Modellierung der externen Beschaffungspreise
235
nominalen Steigerung analog des BIP um 2,9% bzw. einem realen Anstieg
um 1% gerechnet. Entsprechend beläuft sich der Beschaffungspreis, der
hier aus dem Quotienten der Kosten und der verursachenden Emissionen
(nur SO2 und NOx) berechnet wird, im Jahr 2014 auf 0,04 € / kg SO2e. Bis
zum Jahr 2050 ist in diesem Szenario mit einer realen Zunahme um rund
774%, nominal hingegen mit 1609% zu rechnen. Tab 53 in Anhang 4 fasst
die Herleitung des externen Beschaffungspreises der Abmilderung der Ver-
sauerung zwischen den Jahren 2014 und 2050 zusammen.
Da CO2 der auslösendende Faktor der Ozeanversauerung ist, kann der in
Abschnitt 6.2 beschriebene Klimavertrag als gesellschaftlich akzeptierter
Zielzustand herangezogen werden. Die Kosten der Umsetzung sind bereits
vollständig in der Kategorie Klimawandel enthalten. Eine weitere Monetari-
sierung ist an dieser Stelle daher nicht erforderlich.
(2) Der Beschaffungspreis des Schadens der Versauerung pro Jahr (𝑝𝔼𝑐𝑡𝑆
)
Die Wirkkette von durch die Versauerung ausgelösten Gesundheitsschäden
bei Menschen ist vage. Als wesentliche Schadenskategorie der Versauerung
der Böden in Deutschland werden in der Folge die Verluste der Forstwirt-
schaft untersucht. Die Schadenskosten der Ozeanversauerung ergeben sich
hingegen aus den Verlusten der Fischereiindustrie.
Laut Ewers et al. (Ewers et al. 1986) belaufen sich die jährlichen Schadens-
kosten der Forstwirtschaft aufgrund der Versauerung zwischen den Jahren
1984 und 2060 im Trend-Szenario, je nach angenommener Diskontrate (0 –
3% = 𝑖𝑑) zwischen 1,7 und 4,8 Mrd. DM (𝑆𝐾). Bei einer erwartet konstanten
Teuerungsrate (𝑖𝑡) von 1,9%, können die Schadenskosten wie folgt
bestimmt werden:
𝑆𝐾1984 =𝑖𝑡
𝑖𝑑𝑚𝑎𝑥∗ (𝑆𝐾𝑚𝑎𝑥 − 𝑆𝐾𝑚𝑖𝑛) + 𝑆𝐾𝑚𝑖𝑛 (36)
Modellierung der externen Beschaffungspreise
236
Im Jahr 1984 ergeben sich demnach Schadenskosten in Höhe von 3,66 Mrd.
DM. Bis zum Zeitpunkt der Euroeinführung ist bei Annahme einer konstan-
ten Inflation mit Kosten in Höhe von 5,14 Mrd. DM zu rechnen. Unter
Zugrundelegung des Wechselkurses der Euroeinführung vom 1.1.2002 (1 €
= 1,95583 DM) belaufen sich die Schadenskosten auf 2,63 Mrd. €. Ebenfalls
unter Berücksichtigung einer Teuerung von 1,9% bis zum Jahr 2014
errechnen sich die Kosten des Referenzjahres zu 3,29 Mrd. €. Nachdem das
Problem des Waldsterbens zwischen den Jahren 1984 und 2002 zu einer
gehäuften Flächenkalkung führte, ist seit dem Jahr 2003 eine vergleichs-
weise konstante Fläche von etwa 80.000 ha in Deutschland kalkungs-
bedürftig (Jacob et al. 2013). Da in der obigen Studie bereits mit einer
durchschnittlichen Teuerungsrate gerechnet wurde, ist diese in der Folge
lediglich an die Annahmen der vorliegenden Arbeit anzupassen. Die
nominale Entwicklung ergibt sich daher einzig aus einer mittleren jährlichen
Steigerung um 1% (= 2,9% − 1,9%). Für den realen Verlauf wird der Wert
hingegen als konstant angenommen. Der Beschaffungspreis des Schadens
der Versauerung der Böden ergibt sich folglich aus dem Quotienten der
jährlichen Schadenskosten und des für die Bodenversauerung relevanten AP
(hier nur SO2 und NOx). Für das Referenzjahr 2014 beläuft sich dieser auf
1,249 € / kg SO2e.
Narita et al. (Narita et al. 2012, S. 1049) beziffern die weltweiten Schadens-
kosten aufgrund der Verluste der Fischereiindustrie, unter der Annahme
einer steigenden Nachfrage nach Weichtieren, auf rund 100 Mrd. US-$ p.a.
Unter Zugrundelegung des Wechselkurses vom 1.7.2012 (1 US-$ = 0,7897
€) (finanzen.net 2017) entspricht dies jährlichen Schadenskosten in Höhe
von 78,97 Mrd. € p.a. Zwischen den Jahren 2012 und 2100 rechnet die
UNESCO (UNESCO 2012) mit einer Zunahme der jährlichen Kosten um
150%. In diesem Zeitraum ist somit mit einer mittleren jährlichen Steigerung
Modellierung der externen Beschaffungspreise
237
um rund 1,5% (hier angenommen als reale Steigerung) zu rechnen. Im Jahr
2014 belaufen sich die Schadenskosten auf 81,36 Mrd. €. Für die Approxi-
mation einer nominalen Entwicklung wird von einem Wachstum in Höhe
von 3,5% analog des globalen BIP ausgegangen. Der Beschaffungspreis des
Schadens der Ozeanversauerung ergibt sich aus dem Quotienten der Scha-
denskosten und dem relevanten AP (hier nur CO2-bedingt). Im Referenzjahr
2014 beläuft sich dieser somit auf 0,002 € / kg SO2e.
Der gesamte Beschaffungspreis des Schadens der Versauerung ergibt sich
aus der Summe der oben berechneten Einzelpreise. Für das Jahr 2014 be-
läuft sich dieser auf 1,251 € / kg SO2e. Bis zum Jahr 2050 ist in diesem
Szenario mit einer realen Zunahme um rund 510%, nominal hingegen mit
773% zu rechnen. Tab 54 in Anhang 4 fasst die Herleitung des externen
Beschaffungspreises des Schadens der Versauerung zwischen den Jahren
2014 und 2050 zusammen.
(3) Der Beschaffungspreis der Opportunität der Versauerung pro Jahr (𝑝𝔼𝑐𝑡𝑂
)
Da die Schäden an der Gesundheit des Menschen bereits in anderen
Kategorien (Klimawandel, Eutrophierung, Luftverschmutzung) bilanziert
wurden, kann hier das bisher gewählte Vorgehen unter Berücksichtigung
des DALY bzw. YPLL nicht weiter verfolgt werden. Nach dem Wesentlich-
keitsprinzip ergibt sich Opportunität alleine aus den entgangenen Ein-
nahmen durch ausbleibenden Tourismus aufgrund der Versauerung des
Bodens (Waldsterben). Die Opportunitätskosten der Versauerung der Meere
sind in Teilen bereits in den entgangenen Gewinnen der Fischereiindustrie
enthalten und werden aufgrund ihres zu erwartenden geringen Beitrags
zum gesamten Beschaffungspreis in der Folge nicht weiter betrachtet.
Laut Ewers et al. (Ewers et al. 1986) belaufen sich die jährlich entgangenen
Einnahmen der Tourismusindustrie aufgrund der Versauerung zwischen den
Modellierung der externen Beschaffungspreise
238
Jahren 1984 und 2060 im Trend-Szenario, je nach angenommener
Diskontrate (0 – 3%) zwischen 2,3 – 6,3 Mrd. DM. Bei einer erwartet
konstanten Teuerungsrate von 1,9% ergeben sich Opportunitätskosten in
Höhe von 4,83 Mrd. DM p.a. Bis zum Zeitpunkt der Euroeinführung ist bei
Annahme einer konstanten Inflation mit Kosten in Höhe von 6,78 Mrd. DM
zu rechnen. Unter Zugrundelegung des Wechselkurses der Euroeinführung
vom 1.1.2002 (1 € = 1,95583 DM) belaufen sich die Schadenskosten auf
3,47 Mrd. €. Ebenfalls unter Berücksichtigung einer Teuerung von 1,9% bis
zum Jahr 2014 errechnen sich die Kosten des Referenzjahres zu 4,35 Mrd.
€. Analog dem oben skizzierten Ansatz ergibt sich die nominale Entwicklung
einzig aus einer mittleren jährlichen Steigerung um 1% (= 2,9% − 1,9%).
Für den realen Verlauf wird der Wert hingegen als konstant angenommen.
Der Beschaffungspreis der Opportunität der Versauerung der Böden ergibt
sich folglich aus dem Quotienten der jährlichen Opportunitätskosten und
des für die Bodenversauerung relevanten AP (hier nur SO2 und NOx). Für das
Referenzjahr 2014 beläuft sich dieser auf 1,648 € / kg SO2e. Bis zum Jahr
2050 ist in diesem Szenario mit einer realen Zunahme um rund 511%,
nominal hingegen mit 1102% zu rechnen. Tab 55 in Anhang 5 fasst die
Herleitung des externen Beschaffungspreises des Schadens der Versauerung
zwischen den Jahren 2014 und 2050 zusammen.
6.4 Zwischenfazit
Nachdem in den obigen Abschnitten die Herleitung der Beschaffungspreise
dargestellt wurde, ist an dieser Stelle ein Zwischenfazit zu ziehen. Tab 20
fasst die zuvor kalkulierten gesamten Beschaffungspreise je Kategorie
zwischen den Jahren 2014 und 2050 zusammen. Während die realen
Beschaffungspreise für einen Vergleich zwischen beliebigen produktions-
technischen Handlungen in der Zukunft bezogen auf den heutigen Zeit-
punkt herangezogen werden können, dienen ihre nominalen Äquivalente
Modellierung der externen Beschaffungspreise
239
der wahrhaftigen Überprüfung der Legitimation und/oder Spekulation zu
einem zukünftigen Zeitpunkt.
Tab 20 Zusammenfassung der Beschaffungspreise zwischen den Jahren 2014 und 2050
Einheit 2014 2020 2030 2040 2050
𝑝𝔼𝐺𝑊𝑃,𝑡 (nominal)
[€ / kg CO2e] 0,048 0,055 0,071 0,092 0,120
𝑝𝔼𝐺𝑊𝑃,𝑡 (real)
[€ / kg CO2e] 0,048 0,043 0,036 0,032 0,028
𝑝𝔼𝑂𝐷𝑃,𝑡 (nominal)
[€ / kg R11e] 559,191 667,585 1003,761 1870,942 3577,393
𝑝𝔼𝑂𝐷𝑃,𝑡 (real)
[€ / kg R11e] 559,191 590,441 675,936 800,592 934,180
𝑝𝔼𝐴𝑃𝑃,𝑡 (nominal)
[€ / kg PM2,5e] 118,788 163,948 286,731 478,473 791,136
𝑝𝔼𝐴𝑃𝑃,𝑡 (real)
[€ / kg PM2,5e] 118,788 137,948 194,003 274,559 404,452
𝑝𝔼𝐸𝑃,𝑡 (nominal)
[€ / kg PO4
3-e] 8,700 12,204 21,279 36,775 63,099
𝑝𝔼𝐸𝑃,𝑡 (real)
[€ / kg PO4
3-e] 8,700 11,073 16,415 24,117 35,175
𝑝𝔼𝐴𝑃,𝑡 (nominal)
[€ / kg SO2e] 2,938 4,352 8,391 16,213 31,396
𝑝𝔼𝐴𝑃,𝑡 (real)
[€ / kg SO2e] 2,938 3,586 5,936 9,828 16,276
Der Vergleich offenbart deutliche Unterschiede der Preise bezogen auf ein
kg Emissionen bzw. Immission. Während die Beschaffungspreise von GWP
und AP vergleichsweise geringe Werte aufweisen, sind für ein kg Emission
der Kategorien ODP und APP wesentlich höhere Beträge zu entrichten. So
macht der geringste 𝑝𝔼𝐺𝑊𝑃,2014
lediglich 0,009% des höchsten 𝑝𝔼𝑂𝐷𝑃,2014
aus. Verantwortlich für diese Varianz sind die zwei wesentlichen Einfluss-
größen: Der gesamte Werteverzehr (𝑊𝑉𝔼𝑐𝑡) und die Menge des Referenz-
indikators (𝑄𝑐𝑡). Im Falle des stratosphärischen Ozonabbaus wird ein ver-
gleichsweise hoher 𝑊𝑉𝔼𝑐𝑡 mit einer geringen Menge 𝑄𝑐𝑡 ins Verhältnis
gesetzt. Obgleich die Kosten des Klimawandels ebenfalls hoch erscheinen,
führt die schiere Menge an Emissionen zu einem marginalen Relativpreis.
Modellierung der externen Beschaffungspreise
240
Bis zum Jahr 2050 ist in nahezu jeder Kategorie mit einer erheblichen
sowohl realen als auch nominalen Preissteigerung zu rechnen. Die hier
kalkulierte Entwicklung basiert auf einer Reihe von Annahmen (BIP-Wachs-
tum, Inflation, Bevölkerungsentwicklung, Trend des Referenzindikators,
etc.). Im Mittel ist von einer Preissteigerung um rund 396% bis zum Jahr
2050 auszugehen. Abb. 6.3 illustriert die Entwicklungstendenz der
einzelnen Beschaffungspreise (normiert auf das Jahr 2014).
Abb. 6.3 Entwicklung der Beschaffungspreise zwischen 2014 und 2050 (normiert auf
2014)
0
2
4
6
8
10
12
2014 2020 2030 2040 2050
ENTW
ICK
LUN
GST
END
ENZ
(NO
RM
IER
T A
UF
20
14
)
JAHR
p GWP (nominal) p GWP (real)
p ODP (nominal) p ODP (real)
p APP (nominal) p APP (real)
p EP (nominal) p EP (real)
p AP (nominal) p AP (real)
Durchschnittliche Entwicklung pro kg
Modellierung der externen Beschaffungspreise
241
Die Allokation der Preise auf einen fiktiven Demonstrator, dessen Wirkungs-
menge bekannt ist (1 kg je Kategorie), ergäbe im Jahr 2014 einen externen
Werteverzehr (𝑊𝑉𝔼) von 689,67 €. Im Jahr 2050 beliefe sich dieser auf
1.391,87 € (real) bzw. 4.463,14 € (nominal). Das Modell zeigt also, dass
alleine aufgrund der hier betrachteten Bezugsgrößen mit einer Zunahme des
externen Werteverzehrs bei gleichzeitiger technologischer Stagnation zu
rechnen ist.
Wesentliche Unterschiede werden auch bei der Zusammensetzung der Be-
schaffungspreise deutlich. Neben dem Schaden ist die Abmilderung in den
Kategorien GWP und ODP ausschlaggebend für die Preisbildung. Während
im Fall der Versauerung das Verhältnis zwischen Schaden und Opportunität
vergleichsweise ausgeglichen ist, hängt die Höhe des externen Beschaf-
fungspreises der Kategorien Luftverschmutzung und Eutrophierung nahezu
vollständig von einer Ursache ab. Abb. 6.4 illustriert die Zusammensetzung
der Beschaffungspreise im Jahr 2014.
Abb. 6.4 Zusammensetzung der Beschaffungspreise im Jahr 2014
54,1%41,9%
20,5% 15,2%
1,3%
43,9%
45,4%
4,9%
83,8%
42,6%
1,9%12,7%
74,5%
1,0%
56,1%
0%
20%
40%
60%
80%
100%
GWP ODP APP EP AP
AN
TEIL
AM
BES
CH
AFF
UN
GSP
REI
S
UMWELTPROBLEMFELD
Abmilderung Schaden Opportunität
Modellierung der externen Beschaffungspreise
242
Im Vergleich zu ähnlich gearteten Studien (Vogtländer et al. 2000;
Vogtländer et al. 2001; Adensam et al. 2002), zeigen sich weitere signifi-
kante Diskrepanzen. Wenngleich diese Analysen auf bereits oben als unge-
eignet eingestufte Quantifizierungsverfahren für externe Kosten basieren
(Vermeidungskostenansatz, Willingness-to-pay/sell), ist ein Vergleich der
Ergebnisse aus Gründen der Klassifizierung und Divergenz geboten. Zu
diesem Zweck wird die relative Abweichung des Beschaffungspreises (𝑎𝑝𝑐) je
Umweltproblemfeld 𝑐 und Zeitpunkt 𝑡 wie folgt bestimmt:
𝑎𝑝𝑐𝑡 =𝑦𝑐 − 𝑝𝑐𝑡
𝔼
𝑝𝑐𝑡𝔼
𝑦𝑐 Vergleichswert artverwandter Studien je Umweltproblemfeld 𝑐
(37)
Exemplarisch für das hier präsentierte Modell werden hernach die relativen
Abweichungen alleine für die Beschaffungspreise der Jahre 2014 und 2050
bestimmt. Tab 21 fasst die Ergebnisse der Vergleichsstudien und die Ab-
weichung zu dem vorliegenden Modell zusammen.
Tab 21 Relative Abweichung ggü. Ergebnissen artverwandter Studien
(Vogtländer et al. 2000)
(Vermeidungskostenansatz)
(Adensam et al. 2002)
(Willingness-to-pay/sell,
Vermeidungskostenansatz)
Preis
[€ / kg
𝑄𝔼𝑐]
𝑎𝑝𝑐,2014𝑎𝑝𝑐,2050(real)
𝑎𝑝𝑐,2050(nominal)
Preis
[€ / kg
𝑄𝔼𝑐]
𝑎𝑝𝑐,2014𝑎𝑝𝑐2,050(real)
𝑎𝑝𝑐,2050(nominal)
Klima-
änderung 0,114 137,9% 311,2% -5,2% 0,0618 29,0% 122,9% -48,6%
Stratos-
phärischer
Ozonabbau
-- -- -- -- 11,85 -97,9% -98,7% -99,7%
Luft-
verschmutz-
ung
12,3 -89,6% -97,0% -98,4% -- -- -- --
Eutrophier-
ung 3,05 -64,9% -91,3% -95,2% 1,7 -80,5% -95,2% -97,3%
Versauer-
ung 6,4 117,8% -64,5% -79,6% 1,69 -42,5% -90,6% -94,6%
Modellierung der externen Beschaffungspreise
243
Erwartungsgemäß sind die hier dargestellten Abweichungen der Ergebnisse
des vorliegenden Modells gegenüber Resultaten artverwandter Studien
immens. Dies liegt einerseits begründet in der Verwendung unterschied-
licher Quantifizierungsmethoden. Andererseits basiert die Kalkulation der
externen Wertschöpfung stets auf einer limitierten Wirkkette. Die Unvoll-
ständigkeit der Wirkkette ist auch der wesentliche Kritikpunkt des vorlie-
genden Modells. Eine flächendeckende Anwendung des hier präsentierten
Ansatzes bedarf ausgeprägter zusätzlicher Forschungsarbeiten und ent-
sprechender Koordination zur Spezifizierung der Wirkkette. Neben diesen
bereits offensichtlichen Gründen für Diskrepanzen zeigt das Modell den
Effekt des Zeitpunkts der Untersuchung auf das Resultat.
Die quantitative Erfassung von Externalitäten, seien es Kosten oder Nutzen,
ist, wie oben festgestellt, mit erheblichen Unsicherheiten verbunden. Zur
Feststellung der Unsicherheiten des hier präsentierten Modells wird im
Folgenden eine Sensitivitätsanalyse durchgeführt. In dem vorliegenden
Modell ergeben sich diese im Besonderen aus den getroffenen Annahmen.
Potenziert wird diese bereits bestehende Unsicherheit durch die oben
skizzierte Approximation der Entwicklung bis zum Jahr 2050. An dieser
Stelle ist daher die Implikation einer Veränderung der Eingangsgrößen auf
die Ausgangsgrößen zu untersuchen. In Anlehnung an das Vorgehen nach
Frank (Frank 1976) und Deif (Deif 1986), wird im Folgenden eine gestaffelte
Sensitivitätsanalyse durchgeführt. In einem ersten Schritt wird hierbei die
Auswirkung einer Veränderung der im Rahmen der einzelnen Modell-
komponenten (hier: Umweltproblemkategorien) getroffenen wesentlichen
Annahmen für das Referenzjahr untersucht. Exemplarisch für die Approxi-
mation der zukünftigen Entwicklung wird in einem weiteren Schritt die
Implikation einer Änderung der Basisdaten auf den gesamten Beschaf-
fungspreis je Kategorie für die Jahre 2020 und 2050 analysiert. Der hier
Modellierung der externen Beschaffungspreise
244
applizierte Ansatz folgt einem iterativen Vorgehen. Dabei werden jeweils
drei Variationsstellen beleuchtet (+ 20%, + 80%, - 80%). Auf Basis dieser,
hier als repräsentativ angenommenen Änderungen, wird der Verlauf im
Sensitivitätdiagramm approximiert.
(1) Sensitivitätsanalyse der Modellkomponenten für das Referenzjahr 2014
Die Analyse der Annahmensensibilität der Modellkomponenten (hier: Um-
weltproblemkategorien) basiert zunächst auf der Feststellung je einer kri-
tischen Annahme pro Kategorie. Tab 22 fasst die kritischen Annahmen für
die nachfolgende Untersuchung der Sensitivität der Beschaffungspreise
zusammen.
Tab 22 Kritische Annahmen der Modellkomponenten
Kategorie Kritische Annahme GWP (Abmilderung)
Durchschnittlicher Kostensatz zur Erreichung des 2-Grad-Ziels
GWP (Schaden) Schadenskosten in Deutschland bis zum Jahr 2100 GWP (Opportunität)
Disability-Adjusted Life Year (DALY)
ODP (Abmilderung)
Gesamtkosten zur Umsetzung des Montreal-Protokolls
ODP (Schaden) Ozonabbaubedingter Quotient der Neuerkrankungen mit malignen Melanom
ODP (Opportunität)
Neuerkrankungsquotient der ozonbedingten Fälle
APP (Abmilderung)
Jährliche Abmilderungskosten in BRD
APP (Schaden) Gesundheitsausgaben aufgrund von Luftverschmutzung als Anteil des BIP
APP (Opportunität)
Disability-Adjusted Life Year (DALY)
EP (Abmilderung) Gesamtkosten der Abmilderungsmaßnahmen EP (Schaden) Quotient der nitratbedingten Behandlungskosten EP (Opportunität) Disability-Adjusted Life Year (DALY)
AP (Abmilderung) Kosten der Waldkalkung pro Jahr AP (Schaden) Schadenskosten der Forstwirtschaft pro Jahr AP (Opportunität) Opportunitätskosten der Tourismusindustrie pro Jahr
Modellierung der externen Beschaffungspreise
245
Für das Referenzjahr 2014 ergibt sich bei einer Änderung der kritischen Ein-
gangsgrößen um 80% eine mittlere Veränderung der Ausgangsgrößen um
ebenfalls 80%. Bei einer um 80% reduzierten Höhe der Einganggrößen
beläuft sich die durchschnittliche Änderung der Ausgangsgrößen auf
-79,4%. Die Robustheit der Beschaffungspreise des Referenzjahrs 2014
gegenüber Veränderungen der wesentlichen Eingangsparameter resultiert
aus den hier vornehmlich angenommenen linearen Zusammenhängen.
Deutlich wird dies zudem anhand der geringen mittleren absoluten Ab-
weichungen der drei hier untersuchten Variationsstellen (+ 20%: 0,245; +
80%: 0,012; - 80%: 0,699). In Bezug auf das Referenzjahr 2014 kann das
Modell entsprechend als proportional elastisch angesehen werden.
(2) Sensitivitätsanalyse der wesentlichen Basisdaten zur Approximierung
einer zukünftigen Entwicklung
Eine 80-%ige Veränderung der Basisannahme einer durchschnittlichen
nominalen Steigerung des BIP um 3,5% (Welt) bzw. 2,9% (BRD) führt im
Mittel des Jahres 2020 zu einer Änderung der Ausgangsgrößen um 11,2%.
Im Jahr 2050 beläuft sich die Änderung entsprechend auf 72%. Wird hin-
gegen von einem 80% geringen Wachstum ausgegangen, reagiert das
Modell mit einer durchschnittliche Änderung um -8,5% im Jahr 2020 bzw.
um -33,1% im Jahr 2050. Am stärksten betroffen von einer Korrektur des
BIP-Wachstums ist der nominale Beschaffungspreis der Luftverschmutzung.
Im Jahr 2020 führt ein um 80% erhöhtes mittleres nominales Wirtschafts-
wachstum hier zu einem Anstieg um 29,2%. Dieselbe Änderung resultiert
im Jahr 2050 in einem um 123,1% erhöhten Beschaffungspreis. Vergleichs-
weise gering tangiert von einer Änderung des nominalen Wirtschafts-
wachstums wird hingegen die Kategorie stratosphärischer Ozonabbau. Abb
6.5 und 6.6 illustrieren die Sensitivität des Gesamtmodells im Hinblick auf
eine Veränderung des nominalen BIP-Anstiegs für die Jahre 2020 und 2050.
Modellierung der externen Beschaffungspreise
246
Abb. 6.5 Sensitivität des Gesamtmodells bei Veränderung der Basisannahme BIP (nominal) im Jahr 2020
Abb. 6.6 Sensitivität des Gesamtmodells bei Veränderung der Basisannahme BIP (nominal) im Jahr 2050
Ein ähnliches, wenngleich deutlich milderes Verhalten weist das Modell im
Hinblick auf die Veränderung des realen Wirtschaftswachstums auf. Wird
Modellierung der externen Beschaffungspreise
247
hier von einem um 80% erhöhten Anstieg des BIP ausgegangen, ist im Jahr
2020 mit einer mittleren Änderung des Gesamtergebnisses um 5%, im Jahr
2050 mit 31,2% zu rechnen. Bei einem um 80% geringeren Wachstum der
Wirtschaft beläuft sich die Änderung der durchschnittlichen Ausgangsgröße
auf -3,8% (2020) bzw. -9,7% (2050). Diese, im Vergleich zum Verhalten der
nominalen Beschaffungspreise, milde Veränderung resultiert aus der An-
nahme konstanter Bezugsgrößen einzelner Umweltproblemkategorien. Wie
oben, weist auch hier der Beschaffungspreis der Luftverschmutzung die auf-
fälligste Reaktion auf. Die Kategorien Versauerung und stratosphärischer
Ozonabbau bleiben hingegen vergleichsweise unberührt.
Eine Veränderung der Bevölkerungsentwicklung hat hingegen kaum Aus-
wirkungen auf das Gesamtmodell. Bei einem um 80% gesteigerten Bevöl-
kerungszuwachs reagiert das Gesamtmodell mit einer Veränderung um
0,49% im Jahr 2020 bzw. mit 5,36% im Jahr 2050. Wird hingegen von
einer um 80% geringeren Bevölkerungszunahme ausgegangen, ist im Mittel
eine Veränderung um -0,50% für das Jahr 2020 bzw. -4,88% für das Jahr
2050 feststellbar. Am stärksten betroffen von einer Veränderung der Bevöl-
kerungsentwicklung sind die Beschaffungspreise der Kategorien Klima-
wandel und stratosphärischer Ozonabbau. Vollkommen unberührt hiervon
bleiben im Gegensatz die Beschaffungspreise der Kategorien Europhierung
und Versauerung.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sich das Gesamtmodell im
Hinblick auf die Veränderung der wesentlichen Eingangsparameter der
Approximierung einer zukünftigen Entwicklung (BIP, Bevölkerungswachs-
tum) im Mittel unelastisch verhält.
248
7 Anwendungsbeispiele
Nachdem in den vorangegangenen Kapiteln die Methodik und die Mone-
tarisierung der Umweltproblemfelder vorgestellt wurde, prüft und belegt
dieses Kapitel die praktische Anwendbarkeit des Ansatzes anhand von drei
Fallbeispielen.
Im ersten Fall wird die Methode für die Untersuchung der nachhaltigen
Wertschöpfung eines Unternehmens eingesetzt. Im zweiten Fall werden
zwei Produktionsprozesse desselben Unternehmens, die auf dem Einsatz
unterschiedlicher Technologien (abtragende und generative Verfahren)
basieren, zur Herstellung eines Demonstrators in Relation gesetzt. Das
Primärziel der beiden Anwendungsbeispiele ist die Überprüfung der Legi-
timation der Kapitaltransformation. Überdies sollen die wesentlichen
Einzelverursacher der Naturwertminderung identifiziert und Handlungs-
empfehlungen abgeleitet werden. Beide Fallbeispiele wurden bei der Firma
Horvath Montagetechnik GmbH (im Folgenden: Horvath), einem Klein-
unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus, durchgeführt. Der Betrieb
wurde 1953 gegründet und beschäftigt heute 25 Mitarbeiter. Der Produkt-
katalog des Unternehmens umfasst zum jetzigen Zeitpunkt rund elf Tausend
Exemplare, gruppiert in Montagegabeln und –schlüssel, Lehren und Vor-
richtungen, Justier- und Eindrückwerkzeuge. Zu den Kunden des Unter-
nehmens zählen diverse OEMs in den Branchen Automobilbau, Luftfahrt,
Transportwesen und Verteidigung. Die strategische Positionierung des
Unternehmens kann in Anlehnung an Porter (Porter 1986) als Differen-
zierung auf einem Nischenmarkt klassifiziert werden. Wesentliche Parameter
des unternehmerischen Erfolgs der Firma Horvath sind Flexibilität, Innova-
tion, Zeit, Qualität und Kundenzufriedenheit. Unter Berücksichtigung der
spezifischen Rahmenbedingungen des Unternehmens dienen die Fall-
beispiele zur praktikablen Inklusion und Justierung der in den vorange-
Anwendungsbeispiele
249
gangenen Kapiteln zunächst theoretisch formulierten Vorgehensweise in das
reale betriebliche Rechnungswesen.
In einem dritten Anwendungsbeispiel sollen auszugsweise weitere Einsatz-
möglichkeiten der in Kapitel 6 kalkulierten Beschaffungspreise dargestellt
werden. Hierzu werden die externen Kosten des Stomverbrauchs, indivi-
dualisierten Personenverkehrs und privaten Konsums der Haushalte kal-
kuliert.
7.1 Anwendungsbeispiel 1 – Unternehmen
Die Kalkulation des eco²-Value-Added des Unternehmens Horvath folgt den
in Kapitel 5 ausgeführten Analyseschritten. Als Referenz dient das Jahr
2014.
7.1.1 Festlegung des Untersuchungsobjekts
Untersucht werden soll der eco²-Value-Added der Firma Horvath im Jahr
2014 (Objektebene). Der Zeitpunkt der Analyse im Lebenszyklus des Unter-
suchungsobjekts ist demnach die Betriebsphase. Der Einsatzzweck der Kal-
kulation ist die Legitimation der betrieblichen Leistungserstellung aus Sicht
der nachhaltigen Wertschöpfung und die Ableitung konkreter Handlungs-
empfehlungen. Die Systemgrenzen der Bilanzierung orientieren sich folglich
an den in Kapitel 5 erörterten Vorgaben. Der Betrachtungszeitraum ist das
Betriebsjahr.
7.1.2 Abgrenzung des Produktionssystems
Die Abgrenzung des Produktionssystems dient, wie in Kapitel 5 beschrieben,
der Spezifizierung des internen Systems (𝕀) und bildet die Grundlage für die
Auswahl der Rechnungsmethoden. Im Kontext der eco²-Value-Added-Rech-
nung ist das Produktionssystem hinlänglich beschrieben durch die zum Ein-
satz kommenden Produktionsarten, Fertigungsorganisation und -prinzipien.
Erstere sind im Fall der Firma Horvath ausschließlich Einzel- und Wiederhol-
Anwendungsbeispiele
250
fertigung. Das Intervall der Losgrößen liegt hier zwischen eins und rund 400.
Die Fertigung ist als klassische Werkstatt organisiert. Entsprechend erfolgt
die Montage in unmittelbarer Nähe des Arbeitsplatzes bzw. der Maschine.
Als Fertigungsprinzipien dienen in erster Linie make- und engineer-to-order.
7.1.3 Auswahl der Methoden
Da im Fall der Untersuchung eines Unternehmens keine Allokation auf Pro-
duktebene durchgeführt wird, kann hier direkt auf das Kapitel 5 erläuterte
Kalkulationsschema zurückgegriffen werden. Infolge der Unternehmens-
struktur und Datenverfügbarkeit wird für die Kalkulation der Wirkungen des
Mengenverbrauchs auf Referenzdatensätze der ProBas-Datenbank (UBA
2016) zurückgegriffen.
7.1.4 Definition des Zielsystems
Das Primärziel der Firma Horvath ist der profitable Fortbestand der Unter-
nehmung. Wie in Kapitel 5 ausgeführt, sind hierzu neben der Generierung
von Profit infolge der abgesetzten Waren sämtliche im Betrachtungszeit-
raum ausgeführte, jedoch nicht veräußerte wertschöpfende Tätigkeiten zu
bilanzieren. Diese umfassen die Bestandsänderungen, selbsterstellten An-
lagen und Zinsen auf das Fremdkapital.
Im Jahr 2014 erwirtschaftete die Horvath Montagetechnik GmbH einen
Umsatz in Höhe von 1.792.926 €. Unter Berücksichtigung der Gesamt-
kosten von 1.508.497 €, ergibt sich ein Gewinn (vor Steuern) in Höhe von
284.429 €. Der Marktwert der in dem Betriebsjahr selbsterstellten Anlagen
belief sich auf geschätzte 25.130 €, der der Bestandsänderungen auf
16.780 €. Die Zinsen auf das Fremdkapital werden mit 1.079 € beziffert. Die
interne Wertschöpfung (𝐼𝑊𝑆) der Leistungserstellung im Betrachtungszeit-
raum beläuft sich demnach auf 327.418 €.
Anwendungsbeispiele
251
7.1.5 Sozioökonomische Analyse
Für das hier skizzierte Anwendungsbeispiel dient die Herleitung der Beschaf-
fungspreise der Umweltwirkung in Kapitel 6 als sozioökonomische Analyse.
Entsprechend wird an dieser Stelle keine weitere Untersuchung
durchgeführt.
7.1.6 Mengenrechnung
Die Mengenrechnung auf Unternehmensebene erfasst einzig die physischen
Verbräuche des internen Systems (𝕀). Eine Aufnahme der operativen Meng-
en ist an dieser Stelle von geringem Nutzen, da eine Allokation auf Produkt-
ebene nicht durchgeführt wird. Die hier genutzten Daten beruhen auf
Dokumenten (z.B. Rechnungen) sowie Schätzungen der Geschäftsleitung.
Die physische Mengenrechnung auf Unternehmensebene wird, wie in
Kapitel 5 erläutert, in zwei Bereiche differenziert. Während für den Ver-
brauch an Roh-, Hilfs-, Betriebsstoffen und Abfällen eine verleichsweise
triviale Input-Output-Bilanz genügt, sind für Gebäude und Betriebsmittel
Mengenabschreibungen über ihren gesamten Lebenszyklus zu bilden. Die
mengenmäßige Abschreibung (𝑀𝐴𝑖) eines Betriebsmittels bzw. Gebäudes 𝑖
errechnet sich aus dem Quotienten von Input-Menge (𝑟𝑖) und
Nutzungsdauer (𝑛𝑖), d.h.:
𝑀𝐴𝑖 =𝑟𝑖𝑛𝑖
(38)
Da das Ziel hier nicht die Bilanzierung des wertmäßigen Verlusts sondern die
anteilige Zuordnung der internen Verbräuche im Hinblick auf die Umwelt-
wirkung ist, wird statt den AfA-Nutzungsdauern der reale Zeitraum des Ein-
satzes verwendet. Die Betriebsmittel der Firma Horvath sind in direkte und
indirekte Bereiche zu unterscheiden. Erstere sind Maschinen und Anlagen,
Anwendungsbeispiele
252
die unmittelbar an der Leistungserstellung beteiligt sind. Dies sind im We-
sentlichen Maschinen und Werkzeuge. Letztere sind Betriebsmittel, die le-
diglich mittelbar an der Leistungserstellung beteiligt sind. Dies sind u.a. PC,
Drucker und Möbel der Administration sowie Fahrzeuge. Tab 23 fasst die
wesentlichen Informationen zu den Betriebsmitteln der direkten und indi-
rekten Bereiche zusammen.
Tab 23 Betriebsmittelart und geplante Nutzungsdauer
Betriebsmittelart Anzahl Nutzungs-
dauer Fertigungsanlagen (Fräsen, Drehen, Bohren, Schleifen,
Erodieren, etc.) 33 20 Jahre
Werkbänke 24 30 Jahre
Fahrzeuge (Kfz) 6 7 Jahre
Elektronische Büroausstattung (PC, Drucker, etc.) 6 5 Jahre
Sonstige Büroausstattung (Möbel) 17 15 Jahre
Die Gebäudefläche der Firma Horvath Montagetechnik GmbH beträgt 841
m². Das Gebäude wird mit einer geplanten Nutzungsdauer von 60 Jahren in
die Kalkulation integriert. Die jährliche mengenmäßige Flächenabschreibung
beläuft sich demnach auf 2,25 m². Tab 24 fasst die mengenmäßigen Ver-
bräuche der Firma Horvath im Jahr 2014 zusammen.
Tab 24 Input-Output-Bilanz der mengenmäßigen Verbräuche des internen Systems im
Jahr 2014
Input-Verbrauch (𝒓𝒑𝕀 ) Output-Verbrauch (𝒙𝒑𝕀 ) Art (𝑖) Menge Art (𝑗) Menge Rohstoffe AbfälleKunststoff (POM) 2.386 kg Kunststoffspäne 2.400 kg
Aluminium (AlMg1) 693 kg Eisenspäne 1.503 kg
Stahl (St37) 2.424 kg Mischschrott 4.166 kg
Kupfer 30 kg Kühlschmierstoffe 11.935 kg
Hilfs- und Betriebsstoffe Kühlmittel 606 kg
Dielektrik 208 kg
Schneidöl 20 kg
Spindelöl 20 kg
Systemreiniger 20 kg
Fett 5 kg
Bettbahnöl 20 kg
Anwendungsbeispiele
253
Strom 199,9
MWh
Betriebsmittel, Gebäude, Fahrzeuge (Abschreibung) Fertigungsanlagen 1,65
Werkbänke 0,80
Büroausstattung (elektr.) 2,20
Büroausstattung (Möbel) 1,13
Fahrzeuge 0,86
Gebäude 2,25 m²
7.1.7 Wirkungsrechnung
Nachdem der mengenmäßgie Verbrauch des internen Systems (𝕀) bekannt
ist, dient die Wirkungsrechnung der Quantifizierung der physischen Inan-
spruchnahme des externen Systems (𝔼). Die physische Inanspruchnahme des
externen Systems (𝒘𝒑𝔼) ergibt sich als Funktion des mengenmäßigen Ver-
brauchs des internen Systems (𝒓𝒑𝕀 ; 𝒙𝒑
𝕀 ) mit Hilfe des standardisierten Bei-
tragssatzes (𝑏𝑖𝑐) einer Mengenart (𝑖; 𝑗) zu einem Umweltproblemfeld 𝑐, d.h.:
𝒘𝒑𝔼
𝒄= 𝒇(𝒓𝒑
𝕀 ; 𝒙𝒑𝕀 ) =∑𝑟𝑝
𝕀𝑖𝑐∗ 𝑏𝑖𝑐
𝐼
𝑖=1
+∑𝑥𝑝𝕀𝑗𝑐
𝐽
𝑗=1
∗ 𝑏𝑖𝑐 (39)
Die in Kapitel 5 in Anlehnung an das Vorgehen der Ökobilanzierung skiz-
zierten Schritte der Klassifizierung und Charakterisierung, ausgedrückt mit
Hilfe des binären Problemwirkkoeffizienten (𝑧) und der Problemkonstanten
(𝑘), werden durch die Nutzung standardisierter Datensätze obsolet.
Die zu diesem Zweck herangezogenen Datensätze der ProBas-Datenbank
(UBA 2016) basieren der CML Methode nach Heijungs (Heijungs 1992) und
ermöglichen eine unmittelbare Inklusion der aus Kapitel 6 bekannten ex-
ternen Beschaffungspreise. In den seltensten Fällen existieren indes Daten-
sätze für ein konkretes Material, Produkt und/oder Prozess. Es werden daher
artverwandte Referenzdatensätze genutzt. Im Fall des Fertigungsmaterials
POM, wird z.B. der Datensatz KunststoffePlastik-generisch genutzt.
Anwendungsbeispiele
254
Während die Fertigungsmaterialien, die Betriebsstoffe und die Gebäude-
fläche jeweils über den gesamten Lebenszyklus (inkl. Vorkette) bilanziert
werden, ist für die Betriebsmittel ein gesondertes Vorgehen zu wählen.
Aufgrund der Verbrauchsdatenerhebung auf Unternehmensebene, kann es
hier leicht zu einer Doppelkalkulation des Betriebsverbrauchs kommen. Dies
ist in jedem Fall zu vermeiden. Eine weitere Schwierigkeit stellt die Bilanz-
ierung der Umweltwirkung einer einzelnen Werkzeugmaschine dar. Da hier
der Beitrag zu einem Umweltproblemfeld in der Betriebsphase mit Hilfe der
Elektrizitäts- und Betriebsstoff-Verbrauchsdaten ermittelt werden kann, sind
einzig die Lebensphasen Herstellung und End-of-life zu bilanzieren. Für das
Produkt Werkzeugmaschine als solches ist jedoch kein Datensatz aufzu-
finden. Folglich wird die Umweltwirkung der oben genannten Lebensphasen
anhand eines Referenzproduktes kalkuliert. Als solches dient in der Folge die
Mercedes-Benz S-Klasse, ein Produkt mit einem vergleichbaren Komplexi-
tätsgrad, Preis und Herstellungsprozess. Als Grundlage der Kalkulation wird
die von Finkbeiner et al. (Finkbeiner et al. 2006) präsentierte Ökobilanz-
Studie für eine Mercedes-Benz S-Klasse (Baureihe 221 in der Basisveriante
S350) herangezogen. Der Preis dieser Variante lag im Jahr 2008 bei 63,5 T€
(Mercedes-Benz 2008). Tab 25 fasst die Kalkulation der Umweltwirkungs-
sätze für eine Werkzeugmaschine auf Basis von Finkbeiner et al. (Finkbeiner
et al. 2006, S. 243) zusammen.
Tab 25 Umweltwirkungssätze für eine Werkzeugmaschine auf Basis von Finkbeiner
(Finkbeiner et al. 2006, S. 243)
GWP AP EP Einheit
Herstellung 12,6514 0,0565 0,0029 t/FZ
End-of-life 1,030 0,0019 0,0004 t/FZ
Herstellung 0,1992 8,899E-07 4,567E-08 kg/€
End-of-life 0,0162 3,039E-08 5,984E-09 kg/€
Gesamt 0,2155 9,203E-07 5,165E-08 kg/€
Anwendungsbeispiele
255
Im Vergleich zu den oben ausgeführten Herleitungen für die Betriebsmittel
elektronische Büroausstattung und Werkzeugmaschinen genügen die exis-
tierenden Datensätze für die Betriebsmittel Möbel und Fahrzeuge vollum-
fänglich. Tab 26 fasst die Umweltwirkungen der verschiedenen Verbauchs-
kategorien, die dem aus Abschnitt 7.1.6 bekannten mengenmäßigen Ver-
brauch zugeordnet werden, zusammen. Da es sich bei dem APP um eine
eigens für die Kalkulation des Beschaffungspreises entwickelte Einheit
handelt, existieren hierfür bislang keine Datensätze. Der Beitrag zur Fein-
staubbelastung wird daher zunächst vernachlässigt, kann jedoch ohne
weiteres ergänzt werden, sobald entsprechende Informationen vorliegen.
Tab 26 Umweltwirkungen verschiedener Verbrauchskategorien
Bilanzrahmen
GWP AP ODP EP Einhe
it Referenz-fluss
Quelle / ProBas
Datensatz Fertigungsmaterialien Kunst-stoff
inkl.
Vorkette1,73
0,005
5 -- -- kg 1 kg
KunststoffePlas
tik-generisch
Alumi-nium
inkl.
Vorkette 14,7
0,046
8 -- -- kg 1 kg
MetallAluminiu
m-DE-2010
Stahl inkl.
Vorkette 1,5
0,004
1 -- -- kg 1 kg
MetallStahl-
mix-DE-2020
Kupfer inkl.
Vorkette 5,08 0,038 -- -- kg 1 kg
MetallKupfer-
DE-primär-
2010
Betriebsstoffe Schmier-öl
inkl.
Vorkette 894 7,37
0,62
3
7,380
1 kg 1 t Schmieröl
Strom inkl.
Vorkette 0,519
0,002
3
2,3E
-05
0,000
11 Kg 1 kWh UCTE-Strom
Papier inkl.
Vorkette 1,34
0,004
2 -- -- kg 1 kg
Papier-
PappeKraftpapi
er gebleicht
Betriebsmittel
Werk-zeug-maschine
Herstellung
und End-of-
life
0,215
5
9,2E-
07 --
5,2E-
08 kg
1€
Maschin
e
Eigene
Berechnung
auf Basis von
Finkbeiner et
al. (Finkbeiner
et al. 2006)
PC/ Laptop/
inkl.
Vorkette 185 -- -- -- kg Laptop
(Hischier et al.
2014)
Anwendungsbeispiele
256
sonstige EE
Möbel inkl.
Vorkette 4,84 -- -- -- kg
kg
Produkt
(Bürotisc
h)
(González-
García et al.
2011)
Fahr-zeug (Diesel)
inkl.
Vorkette 0,204
0,000
5 -- -- kg
1 P.km
Fahrt
Pkw-Diesel-
mittel-DE-
2010-Basis
Fläche
Gebäude inkl.
Vorkette
439,1
2
1,632
1 -- -- kg m²
(Porhincák et
al. 2011)
Infolge der oben geschilderten mangelhaften Kompatibilität der vorhanden-
en Datensätze mit den realen Verbräuchen des internen Systems, soll kurz
die vom Autor gewählte Zuweisung der internen Verbrauchs-kategorien zu
den Datensätzen beschrieben werden. Während für die Referenzrohstoffe
(POM, AlMg1, St37, etc.) vergleichsweise adäquate Datensätze vorliegen
(z.B. POM - KunststoffePlastik-generisch), sind die Informationen über die
Inanspruchnahme des externen Systems durch Betriebsstoffe und –mittel
rar. Im weiteren Verlauf werden sämtliche aus Tab 24 bekannte Hilfs- und
Betriebsstoffverbräuche dem Datensatz Schmieröl zugewiesen. Im Fall der
Fertigungsanlagen ist eine kohärente Zuordnung zu dem eigens hergelei-
teten Datensatz Werkzeugmaschine möglich. Da der Referenzfluss des
Datensatzes jedoch nicht die Maschine selbst, sondern 1€ des Anschaf-
fungswerts ist, wird von durchschnittlichen Investitionskosten in Höhe von
100 T€ je Anlage ausgegangen. Ebenso ist der Datensatz Fahrzeuge nicht
ohne weiteres mit der zuvor hergeleiteten Mengenabschreibung des Fuhr-
parks kombinierbar, da der Referenzfluss ein 1 P.km Fahrt ist. Aus diesem
Grund wird statt der Mengenabschreibung von einer zurückgelegten Dis-
tanz des Fuhrparks von 150 T km im Betriebsjahr ausgegangen. Auch im Fall
der Möbel ist eine bedingungslose Allokation der Mengenabschreibung auf
den vorhandenen Datensatz nicht möglich. Hier ist der Referenzfluss des
Datensatzes 1 kg Produktgewicht. Für Werkbänke wird hernach ein Gewicht
Anwendungsbeispiele
257
von 50 kg, für Büromöbel 25 kg angenommen. Alleine die Datensätze
Gebäude und elektronische Büroausstattung können ohne weiteres ihren
jeweiligen Verbräuchen zugewiesen werden. Die bei weitem dürftigste
Datenlage existiert für die Produktionsabfälle, obwohl mit ihrer Nachbe-
handlung oftmals eine erhebliche Inanspruchnahme des externen Systems
einhergeht (z.B. für das Auftrennen des Öl-Wasser-Gemischs der Kühl-
schmierstoffe). Um dennoch die Wirkung auf das externe System zu approx-
imieren, wird im Folgenden eine Zuordnung der Abfälle zu den existieren-
den Datensätzen der Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe gewählt (Kunststoff-
späneabfall - KunststoffePlastik-generisch; Kühlschmierstoffabfall – Schmier-
öl). Im Fall des Eisenspäneabfalls orientiert sich der Autor an dem Verhältnis
der Gesamteingangsmengen an Stahl und Aluminium (22,2% MetallAlu-
minium-DE-2010; 77,8% MetallStahl-mix-DE-2020). Dem gleichen Vorge-
hen folgend, errechnet sich die Inanspruchnahme des externen Systems
durch den anfallenden Mischschrottabfall aus 43,4% KunststoffePlastik-
generisch, 12,6% MetallAluminium-DE-2010 und 44,0% MetallStahl-mix-
DE-2020.
Nach dem oben beschriebenen Ansatz verursachte die Leistungserstellung
der Firma Horvath Montagetechnik GmbH im Jahr 2014 folgende Inan-
spruchnahme des externen Systems: 225,6 t GWP, 765,5 kg AP, 12,6 kg
ODP, 116,7 kg EP. Abb. 7.1 fasst die Ergebnisse der Mengen- und Wirk-
ungsrechnung zusammen.
Anwendungsbeispiele
258
Abb. 7.1 Ergebnisse der Mengen- und Wirkungsrechnung für die Firma Horvath im Jahr
2014
Der Blick auf die verursachenden Mengenkategorien (Rohstoffe, Hilfs- und
Betriebsstoffe, Abfälle, Betriebsmittel) zeigt eine divergente Zusammenset-
zung je Umweltproblemfeld. Während die GWP- und AP-Emissionen klar
aus dem Hilfs- und Betriebsstoffverbrauch entstehen, sind die wesentlichen
Verursacher der ODP- und EP-Emissionen die Produktionsabfälle. Einen er-
heblichen Beitrag zu den GWP-Emissionen leisten zudem die Betriebs-mittel.
Der Rohstoffverbrauch der Firma Horvath führt hingegen zu einer vergleichs-
weise geringen physischen Inanspruchnahme des externen Systems in den
Umweltproblemfeldern GWP und AP. Die bei Weitem größten Einzelverur-
sacher sind Elektrizität (GWP: 46,0%; AP: 60,1%; ODP: 36,5%; EP: 18,8%),
Fertigungsanlagen (GWP: 15,8%; AP: 0,0%; ODP: 0,0%; EP: 0,0%), Fahr-
zeuge (GWP: 13,6%; AP: 9,8%; ODP: 0,0%; EP: 0,0%), Mischschrott (GWP:
6,0%; AP: 5,5%; ODP: 0,0%; EP: 0,0%), Kühlschmierstoffabfall (GWP:
Anwendungsbeispiele
259
4,7%; AP: 11,5%; ODP: 59,0%; EP: 75,5%) und Aluminium (GWP: 4,5%;
AP: 4,2%; ODP: 0,0%; EP: 0,0%). Abb. 7.2 illustriert die Zusammensetzung
der Inanspruchnahme des externen Systems nach Mengenkategorien durch
die Firma Horvath im Jahr 2014.
Abb. 7.2 Zusammensetzung der Inanspruchnahme des externen Systems nach
Mengenkategorien durch die Firma Horvath im Jahr 2014
Tab 57 in Anhang 5 fasst die Relation von Verbrauchsarten und Inanspruch-
nahme des externen Systems durch Firma Horvath im Jahr 2014 im Detail
zusammen.
7.1.8 Wertschöpfungsrechnung
Die Gesamtkosten der Firma Horvath beliefen sich im Jahr 2014 auf
1.508.497 €. Tab 56 in Anhang 5 fasst die Produktionswert- und werte-
verzehrarten sowie –beträge der Firma Horvath in dem Betrachtungszeit-
raum zusammen. Abzüglich der dem Wirtschaftswert zugeordneten Fremd-
kapitalkosten, beläuft sich der im Sinne der eco²-Value-Added-Rechnung zu
berücksichtigende Werteverzehr auf 1.507.418 €. Da die Firma Horvath
Montagetechnik GmbH im Jahr 2014 keinen Nutzenbeitrag zum externen
0%
20%
40%
60%
80%
100%
GWP AP ODP EP
AN
TEIL
AN
DER
EN
TSTE
HU
NG
UMWELTPROBLEMFELD
Rohstoffe Hilfs- und Betriebsstoffe Abfälle Betriebsmittel
Anwendungsbeispiele
260
System im Sinne der eco²-Value-Added-Rechnung aufzuweisen hat, kann
auf Basis der oben ausgeführten Inanspruchnahme des externen Systems
einzig eine Naturwertminderung in Höhe von 21.127 € festgestellt werden.
Die Externalitätsbedingung ist somit nicht erfüllt. Die Wertschöpfung ist
demnach nicht nachhaltig. Ein Austausch von Natur-, Human- und Sach-
kapital ist aus Sicht der Nachhaltigkeit also nicht legitimiert. Unter Zugrun-
delegung des in Kapitel 5 ausgeführten Kalkulationsschemas und der aus
Abschnitt 7.1.4 bekannten internen Wertschöpfung (327.418 €), ergibt sich
ein eco²-Value-Added in Höhe von 306.291 €. Abb. 7.3 illustriert den Sach-
verhalt.
Abb. 7.3 eco²-Value-Added der Firma Horvath im Jahr 2014
Der Verlustkoeffizient ersten Grades (𝑣𝑘𝐼) beläuft sich auf 0,07. Zur Sicher-
stellung einer nachhaltigen Wertschöpfung sind in Zukunft also pro gene-
riertem € Wirtschaftswert 7 Cent als Nutzenbeitrag im Sinne der eco²-Value-
Added-Rechnung abzuführen. Die bedeutendsten Einzelverursacher der
Naturwertminderung sind Elektrizität (9209,66 €), Fertigungsanlagen
(1707,33 €), Fahrzeuge (1689,15 €), Kunststoff-, Eisen- und Mischschrott
(1393,64 €) und Kühlschmierstoffabfall (238,08 €). Der Verlustkoeffizient
zweiten Grades (𝑣𝑘𝐼𝐼) verdeutlicht den relativen, nicht bepreisten Beitrag der
Einzelkategorien zur Naturwertminderung (Elektrizität: 0,22; Fertigungsan-
lagen: 0,09; Fahrzeuge: 0,29; Kunststoff-, Eisen- und Mischschrott: 1,21;
Anwendungsbeispiele
261
Kühlschmierstoffabfall: 0,16). Die Ressourceneffizienz (𝑅𝐸) des Gesamtsys-
tems Unternehmen beläuft sich im Fall der Firma Horvath auf 1,2.
7.1.9 Fazit, Maßnahmen und kritische Reflexion
Mit dem oben ausgeführten Anwendungsbeispiel konnten sowohl Reali-
sierbarkeit als auch Zweckmäßigkeit der eco²-Value-Added-Rechnung auf
Unternehmensebene gezeigt werden. Der Einsatz in einem Kleinunter-
nehmen des Maschinen- und Anlagenbaus weist eine aus Sicht der Nach-
haltigkeit illegitime Handlung auf. Dennoch hält sich die Inanspruchnahme
des externen Systems der hier betrachteten Umwelproblemfelder in Grenzen
und kann durch die Fokussierung auf einzelne interne Mengenkategorien
erheblich verbessert werden. Ebenso erlaubt der generierte Profit eine
Refinanzierung der an Dritte ausgelagerten Kosten.
Die Aussagefähigkeit der obigen Kalkulation gründet auf der Qualität der
verwendeten Daten. Während die Informationen der Firma Horvath durch
diverse Dokumente belegt sind bzw. aufgrund der Expertise der Geschäfts-
leitung als vergleichsweise sicher eingestuft werden können, existieren ver-
schiedene Unsicherheiten bei der Kalkulation der Inanspruchnahme des
externen Systems. Einerseits weisen die hier genutzten Referenzdatensätze
der ProBas-Datenbank in sich eine spezifische Ungewissheit auf.
Andererseits stellt die mangelhafte Kompatibilität der Datensätze mit den
realen Verbrauchsarten des internen Systems einen Umstand dar, der im
Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht gelöst werden kann. Weiterhin wurde
der Beitrag zur Feinstaubbelastung (APP) aufgrund der nicht vorhandenen
Informationen in den ProBas-Datensätzen komplett vernachlässigt. Dennoch
ist hier im Zuge der Leistungserstellung mit einer erheblichen Wirkung zu
rechnen. Deutlich wird dies anhand der folgenden Beispielrechnung für den
Fuhrpark der Firma Horvath. Das UBA (UBA 2009) beziffert den Beitrag des
Verkehrs zur Feinstaubbildung (hier nur PM10) aufgrund von Abgasen und
Anwendungsbeispiele
262
Aufwirbelungen auf 49% der gesamten Emissionen. Unter Berücksichtigung
der aus Kapitel 6 bekannten gesamten PM2,5e-Emissionen ergibt sich eine
verkehrsbedingte Absolutmenge von 172 kt PM2,5e. Im Verhältnis zu der in
den vergangenen Jahren relativ konstanten Beförderungsleistung des
individualisierten Personenverkehrs in Höhe von 917,7 Mrd. Pkm (BMVI
2014), errechnet sich eine spezifische Feinstaubentstehung von 0,00019 kg
PM2,5e / Pkm. Bei der hier angenommenen Gesamtfahrleistung des Fuhr-
parks von 150 T km, ergibt sich ein verkehrsbedingter APP von 28,1 kg
PM2,5e. Unter Berücksichtigung des entsprechenden Beschaffungspreises
beläuft sich die Naturwert-minderung aufgrund des Fuhrparks im Jahr 2014
auf 3.339,58 €. Alleine durch die Berücksichtigung des APP der Fahrzeug-
nutzung erhöht sich der 𝑣𝑘𝐼 um rund 0,01. Die Bedeutung des Fuhrparks im
Hinblick auf eine Systemoptimierung wird damit weiter akzentuiert. Eine
Steigerung der Effizienz der Fahrzeugflotte würde hier zu einer signifikanten
Reduktion der externen Kosten führen. Von wesentlicher Bedeutung für die
Verbesserung der nachhaltigen Wertschöpfung sind im Fall der Firma
Horvath auch Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz und Reduk-
tion der Abfallentstehung (z.B. durch Kreislaufführung). Am Beispiel der
kostenmäßigen Wirkung der Elektrizität auf das externe System wird deut-
lich, welches Potential der Wechsel zu einem Ökostrom-Anbieter aufweist.
Die Höhe des hier kalkulierten externen Werteverzehrs hängt nicht zuletzt
erheblich von der Wahl des untersuchten Produktionssystems ab. Ein Klein-
unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus ist ein vergleichsweise
ressourcen- und energiearmes System. Im Gegensatz zu einer Massenfer-
tigung tragen hier die tendenziell großen Gewinnmargen beträchtlich zu der
internen Wertschöpfung bei. Entsprechend weisen diese Systeme einen
relativ geringen 𝑣𝑘𝐼 auf. Ressourcen- und energieintensive Industriezweige
sind u.a. die Herstellung von chemischen Erzeugnissen und Metallen.
Anwendungsbeispiele
263
Deutlich wird dies an der Stromintensität der Bruttowert-schöpfung auf
Branchenebene (AGEB 2013, S. 21; StBA 2016c).9 Die Generierung von
einem Euro Bruttowertschöpfung in der chemischen Industrie erfordert rund
1,28 kWh Strom. Für die Metallerzeugung beläuft sich der Wert auf 0,76
kWh. Im Brachendurchschnitt des Maschinenbaus ergibt sich ein Vergleichs-
wert in Höhe von 0,12 kWh. Der 𝑣𝑘𝐼 alleine infolge des Stromverbrauchs
beläuft sich für die Herstellung chemischer Erzeugnisse auf knapp 0,06. Für
die Metallherstellung sind es rund 0,04. Im Maschinenbau ergibt sich hin-
gegen ein 𝑣𝑘𝐼 aufgrund des Stromverbrauchs in Höhe von 0,005. Mit ähn-
lichen Abweichungen ist bei der Anwendung der eco²-Value-Added Metho-
dik auf unterschiedliche Produktionssysteme zu rechnen. Eine weitere Zu-
nahme des 𝑣𝑘𝐼 ist infolge des deutlich höheren stofflichen Durchsatz ande-
rer Fertigungsarten und –prinzipien (z.B. Serien- und Massenfertigung)
wahrscheinlich.
7.2 Anwendungsbeispiel 2 – Prozessvergleich
Der Vergleich der nachhaltigen Wertschöpfung von produktionstechnischen
Prozessketten folgt den in Kapitel 5 skizzierten Analyseschritten.
7.2.1 Festlegung des Untersuchungsobjekts
Der derzeitige Maschinenpark des Unternehmens umfasst die trennenden
Fertigungsverfahren Drehen, Fräsen, Sägen und Bohren, die fügenden Ver-
fahren Schweißen, Löten und Kleben sowie das Umformverfahren Erodie-
ren. Im Zuge der langfristigen strategischen Ausrichtung strebt das Unter-
nehmen die Anschaffung weiterer Fertigungstechnologien (insbesondere
generative Verfahren) an. Zu diesem Zweck soll ein Prozessvergleich durch-
geführt werden. Als Referenzprodukt wird hierzu der in Abb. 7.4 illustrierte
Montageroller gewählt. Dieser dient dem Einrollieren des Dichtgummis am
9 Eigene Berechnung auf Basis von AGEB und StBA (AGEB 2013, S. 21; Statistisches Bundesamt 2016).
Anwendungsbeispiele
264
Fensterausschnitt von Fond- und Fahrertür bei der Fahrzeugfertigung eines
lokalen OEM.
Abb. 7.4 Referenzprodukt der Horvath Montagetechnik GmbH
Untersucht werden soll ein Referenzszenario, indem das Produkt auf Kun-
denwunsch entwickelt und mit einer Losgröße von 30 Stück in Autrag ge-
geben wird (engineer-to-order). Dabei soll der bisherige Prozess, bestehend
aus den Fertigungstechnologien Bohren, Fräsen und Drehen, mit einem fik-
tiven additiven Prozess (hier: Fused Deposition Modeling) verglichen werden.
Sämtliche in der Folge für die Berechnung genutzte Informationen entstam-
men, wie in dem obigen Beispiel, entweder der Dokumentation der Firma
Horvath oder sind öffentlich zugängliche Daten Dritter.
7.2.2 Abgrenzung des Produktionssystems
Die Abgrenzung des Produktionssystems orientiert sich an der im obigen
Beispiel ausgeführten Spezifizierung der Produktionsarten, Fertigungsorga-
nisation und -prinzipien der Firma Horvath. In diesem Sinne wird für die Al-
lokation der Kosten auf das Untersuchungsobjekt ein zuschlagsbasierter
Ansatz gewählt.
7.2.3 Zielsystemanalyse
Das Primärziel des hier betrachteten Produktionsprozesses ist die Befrie-
digung des Kundenwunsches. Dieser kann in vier wesentliche Anforder-
ungen an das Produkt zusammengefasst werden:
Anwendungsbeispiele
265
1. Im Einsatz dürfen keinerlei Lackbeschädigungen an den optisch sicht-
baren Teilen des Fahrzeugs entstehen. Das Produkt wird daher voll-
ständig aus dem Thermoplast Polyoxymethylen (POM) gefertigt.
2. Das Dichtgummi darf im Einsatz keinen Schaden nehmen. Die Rolle muss
folglich eine abgerundete Geometrie aufweisen.
3. Das Produkt muss ein beschädigungsfreies Eindrücken des Dichtgummis
in den Ecken des Fensterausschnitts erlauben. Dafür ist das Endstück des
Griffs abzurunden, um als Eindrückwerkzeug verwendet werden zu
können.
4. Die Gummidichtung darf zu keinem Zeitpunkt überdehnt werden. Dies
soll mit Hilfe von eingefrästen Kerben an der Außenseite des Rads
sichergestellt werden.
Pro Stück ruft die Firma Horvath einen Preis von 92,45 € auf. Bei einer
Bestellung von 30 Stück beläuft sich die Primärleistung des Prozesses auf
2.773,50 €. Nach dem Kuppelprinzip ist weiterhin das Sekundärziel, also die
Höhe verwertbaren Abfalls, zu prüfen. Da für die Fertigung des Bauteils
einzig POM verwendet wird, fallen für die Abfälle ausschließlich Kosten an.
Eine Sekundärleistung des Prozesses existiert daher nicht.
7.2.4 Sozioökonomische Analyse
Für das hier skizzierte Anwendungsbeispiel dient die Herleitung der Beschaf-
fungspreise der Umweltwirkung in Kapitel 6 als sozioökonomische Analyse.
Entsprechend wird an dieser Stelle keine weitere Untersuchung
durchgeführt.
7.2.5 Mengenanalyse
Da die Firma Horvath bislang über kein geeignetes Instrumentarium verfügt,
um die für die Kalkulation des eco²-Value-Added auf Prozessebene benö-
tigten Mengenparameter zu erfassen und dem Untersuchungsobjekt
Anwendungsbeispiele
266
zuzuordnen, wird hernach ein deterministisches Mengenmodell (Stoffstrom-
analyse) entwickelt. Die folgenden Abschnitte skizzieren das Vorgehen.
1. Grunddaten
Die Firma Horvath fertigt im Einschichtbetrieb, kam im Jahr 2014 aber inkl.
Überstunden auf rund 12 h Betriebszeit pro Tag. Gearbeitet wird an 6 Tagen
pro Woche. Abzüglich Sonn- und Feiertagen ergaben sich im Jahr 2014 so-
mit 290 Betriebstage bzw. 3.480 Betriebsstunden pro Jahr. Für das Jahr
2014 ist ferner die Auslastung der Betriebsmittel sowie der Material- und
Energieverbrauch auf Unternehmensebene bekannt. Zu differenzieren sind
dabei, wie in Kapitel 5 dargestellt, die unmittel- und mittelbare Mengen.
Erstere können direkt dem betrachteten Produkt zugeordnet werden,
während für letztere Verrechnungssätze zu bilden sind.
2. Unmittelbare Mengen
Um die Anforderungen des Kunden zu erfüllen, wird das Produkt vollständig
aus POM gefertigt. Als wesentliche Quelle zur Ermittlung des direkten Mate-
rialverbrauchs dienen Stückliste und Arbeitsplan. Die Dichte (𝜌) von POM
beläuft sich auf 1,41 g/cm³. Zur Kalkulation des Gewichts einer beliebigen
Ausgangsgeometrie ist nun einzig das Volumen (𝑉) zu ermitteln. Die Masse
(𝑚) des Grundwerkstoffs errechnet sich aus dem Produkt von Dichte und
Volumen, d.h.:
𝑚 = 𝜌 ∗ 𝑉 (40)
Die für das Produkt zur Anwendung kommenden Ausgangsgeometrien im
Fall des abtragenden Prozesses können grob in die Bezeichnungen rund und
flach unterschieden werden. Ein rundes Ausgangsmaterial kommt für Rolle,
Schraube und Mutter zum Einsatz, während für den Stab ein flacher Grund-
werkstoff verwendet wird. Mit Hilfe des Fertigteilgewichts der Einzelteile
kann ferner auf die direkte Abfallmenge geschlossen werden. Tab 27 fasst
Anwendungsbeispiele
267
die wesentlichen Informationen über den direkten Materialverbrauch je
Bauteil der abtragenden Fertigung zusammen. Der unmittelbare Material-
verbrauch der additiven Fertigung wird zu einem späteren Zeitpunkt auf
Basis der Prozess- und Tätigkeitsanalyse bestimmt.
Tab 27 Quantifizierung der unmittelbaren Materialverbrauchs der abtragenden Fertigung
Grundwerkstoff Masse Fertigteil
(g)
Masse Abfall
(g) Bauteil Abmessungen (cm)
Volumen (cm³)
Masse (g)
Stab Länge: 40; Breite: 4; Tiefe: 2
320,0 451,2 137,0 314,2
Rolle Durchmesser: 10; Tiefe: 0,5
98,7 139,2 30,0 109,2
Schraube Durchmesser: 2; Tiefe: 4
39,5 55,7 15,8 39,9
Mutter Durchmesser: 2; Tiefe: 1
9,9 13,9 3,9 10,0
Gesamt 660,0 186,7 473,3
Statt der geplanten Losgröße von 30 Stück wurden, für den Fall etwaiger
Nachbestellungen, 40 Stück gefertigt. Die mengenmäßige Bestandsänder-
ung des Produkts beläuft sich demnach auf 10 Stück. Die Gesamtmenge an
direkten Abfall ergibt 18,9 kg POM.
3. Mittelbare Mengen
Nachdem die unmittelbaren Mengen des Untersuchungsobjekts ermittelt
wurden, stellt sich die Frage, wie die mittelbaren Mengen auf die zu unter-
suchenden Objekte verteilt werden können. Zu unterscheiden sind hierbei
im Wesentlichen Betriebsmittel, -stoffe und –stoffabfälle, die Fläche sowie
der Stromverbrauch.
3.1. Betriebsmittel
Die Betriebsmittel der Firma Horvath sind in direkte und indirekte Bereiche
zu unterscheiden (vgl. Abschnitt 7.1.6). Die jeweilige mengenmäßige Ab-
schreibung (𝑀𝐴𝑖) der Betriebsmittel errechnet sich aus Formel 38.
Anwendungsbeispiele
268
3.2. Betriebsstoffe und Betriebsstoffabfälle
Tab 28 fasst die im Jahr 2014 angefallenen Mengen an Betriebsstoffen und
Betriebsstoffabfällen sowie Stellen der unternehmensinternen Verwendung
zusammen.
Tab 28 Menge an Betriebsstoffen und Betriebsstoffabfällen im Jahr 2014
Einheit Menge Stelle der Verwendung
Betriebsstoffart
Schutzgas kg 170 Schweißen
Kühlmittel kg 606 Fräsen, Drehen, Bohren, Schleifen
Dielektrik kg 208 Erodieren
Schneidöl kg 160 Bohren
Hydrauliköl kg 460 Fräsen, Drehen, Schleifen
Spindelöl kg 20 Schleifen
Fett kg 5 Fräsen, Drehen, Bohren, Schleifen, Honen
Bettbahnöl kg 190 Fräsen, Drehen
Betriebsstoffabfallart
Kühlschmierstoffe kg 11935 Fräsen, Drehen, Bohren, Schleifen
Während die Zuteilung der Betriebsstoffe Hydrauliköl, Bettbahnöl, Spindelöl
und Schutzgas auf Schätzungen des Geschäftsführers sowie des Meisters
basieren, existieren für die übrigen Betriebsstoff- und Betriebsstoffabfall-
arten keine Informationen über eine konkrete Verwendung. Die Verteilung
auf Maschinenebene hat demnach mit Hilfe einer Referenzgröße zu erfol-
gen. Für jede Fertigungsanlage ist die durchschnittliche Auslastung im Jahr
2014 bekannt. Auf dieser Basis wird der Betriebszeitfaktor (𝐵𝑍𝐹) kalkuliert.
Der 𝐵𝑍𝐹 einer Maschine 𝑖 ergibt sich aus dem Quotient der Betriebszeit
(𝑡𝐵𝑍,𝑖) der jeweiligen Maschine 𝑖 und der Gesamtbetriebszeit aller zur Verfü-
gung stehenden Maschinen. Die 𝑡𝐵𝑍,𝑖 errechnet sich aus dem Produkt der
jeweiligen Auslastung und der Jahresbetriebszeit (𝑡𝐽𝐵𝑍). Als Jahresbetriebs-
zeit dient hier die aus den Grunddaten hervorgehende Anzahl an Betriebs-
stunden in Höhe von 3480. Formel 41 fasst das Vorgehen zusammen.
Anwendungsbeispiele
269
𝐵𝑍𝐹𝑖 =𝑡𝐵𝑍,𝑖
∑ 𝑡𝐵𝑍,𝑖𝑛𝑖=1
=𝐴𝑖 ∗ 𝑡𝐽𝐵𝑍
∑ 𝐴𝑖 ∗ 𝑡𝐽𝐵𝑍𝑛𝑖=1
(41)
Die inputseitige Verbrauchsmenge (𝑟) einer Maschine 𝑖 errechnet sich da-
raufhin aus dem Produkt der Gesamtmenge (𝑟𝑔) und dem Betriebszeitfaktor
(𝐵𝑍𝐹), d.h.:
𝑟𝑖 = 𝑟𝑔 ∗ 𝐵𝑍𝐹𝑖 (42)
Tab 60 in Anhang 6 fasst die Betriebsstoffe und Betriebsstoffabfälle je Ma-
schine zusammen.
3.3. Elektrizitätsverbrauch
Die Firma Horvath verfügt über zwei Stromanschlüsse, die von jeweils unter-
schiedlichen Energielieferanten (EnBW, Ampere) bedient werden. Während
Anschluss II (Ampere) die Kalkulation einer Jahresleistungsabnahme für das
Referenzjahr 2014 über die Quartalsrechnungen zulässt, wird für Anschluss I
(EnBW) aufgrund der spezifischen Abrechnungsperiode der Zeitraum vom
9.9.2014 bis zum 16.9.2015 betrachtet. Tab 59 in Anhang 6 fasst die Her-
leitung des Gesamtstromverbrauchs der Firma Horvath Montagetechnik
GmbH im Jahr 2014 zusammen.
Da Elektrizität nicht ausschließlich für den Betrieb der Maschinen in der Fer-
tigung sondern ebenso für Beleuchtung und Administration verwendet wird,
ist zunächst ein Anteil für die indirekten Bereiche zu bestimmen. Laut Fleiter
(Fleiter 2008, S. 1 ff) entfallen im industriellen Branchendurchschnitt rund
5% des Stromverbrauchs auf die Beleuchtung. Im Fall der Firma Hovath ent-
spricht dies 9.993 kWh. In der Administration wird der Energieverbrauch im
Wesentlichen durch den Einsatz der Betriebsmittel bestimmt. Zum Einsatz
kommen hier fünf Dektop-PCs und ein Laser-Drucker. Ein durchschnittlicher
Desktop-PC hat im Betrieb eine Leistungsaufnahme von bis zu 250 W (Bray
Anwendungsbeispiele
270
2006). Selbiges wird für den Laser-Drucker angenommen. Bei einer Jahres-
betriebszeit (𝐽𝐵𝑍) von 3.480 Stunden ergibt sich ein Stromverbrauch für die
Administration in Höhe von 5.220 kWh. In der Summe fallen für die indirek-
ten Bereiche (Administration und Beleuchtung) 15.213 kWh an. Die Leis-
tungsabnahme der direkten Bereiche (hier: Maschinen) beläuft sich dem-
nach auf 184.654 kWh. Da für die Allokation auf Maschinenebene einzig
die Auslastung und installierte Leistung der Maschinen bekannt ist, muss im
Unterschied zu dem oben skizzierten Vorgehen der Betriebsstoffe und
Betriebsstoffabfälle ein iterativer Ansatz gewählt werden. Hierfür wird
zunächst für jede Maschine 𝑖 die fiktive Leistungsabnahme (𝐹𝑊) aus dem
Produkt der installierter Leistung (𝑃) und des Betriebszeitfaktors (𝐵𝑍𝐹)
kalkuliert, d.h.:
𝐹𝑊𝑖 = 𝑃𝑖 ∗ 𝐵𝑍𝐹𝑖 (43)
Der Quotient der fiktiven Leistungsabnahme einer einzelnen Maschine (𝐹𝑊𝑖)
und der gesamten fiktiven Leistungsabnahme ergibt den Leistungsabnahme-
faktor (𝑊𝐹), d.h.:
𝑊𝐹𝑖 =𝐹𝑊𝑖
∑ 𝐹𝑊𝑖𝑛𝑖=1
(44)
Die Zuweisung des zunächst nur auf Unternehmensebene bekannten Strom-
verbrauchs auf Maschinenebene erfolgt daraufhin durch das Produkt des
gesamten Stomverbrauchs (𝑊) und des Leistungsabnahmefaktors (𝑊𝐹𝑖):
𝑊𝑖 = 𝑊 ∗𝑊𝐹𝑖 (45)
Tab 61 in Anhang 6 fasst den Stromverbrauch je Maschine zusammen.
Anwendungsbeispiele
271
3.4. Fläche
Zur Berücksichtigung der Gebäudefläche der Firma Horvath wird auf die
oben kalkulierte Mengenabschreibung in Höhe von 2,25 m² pro Jahr zu-
rückgegriffen.
4. Prozess- und Tätigkeitsanalyse
In einem weiteren Schritt ist, wie in Kapitel 5 erläutert, eine Prozess- und
Tätigkeitsanalyse durchzuführen. Dabei ist der gesamte Prozess der Auf-
tragsabwicklung abzubilden. Eine gesonderte Betrachtung erfährt hierbei
der direkte Prozess, der einzig die unmittelbaren Schritte der Fertigung
umfasst. Die Abfolge des Auftragsprozesses beider Fertigungsvarianten
(abtragend und additiv) ist dieselbe. Der entscheidende Unterschied
zwischen beiden Alternativen wird hingegen bei der Betrachtung des
Fertigungsprozesses deutlich. Hier differieren sowohl Abfolge als auch
Mengenparameter.
4.1. Abtragende Fertigung
Der Auftragsprozess der abtragenden Fertigung umfasst die Schritte Auf-
tragseingang, Bauteilentwicklung, Fertigungsplanung, Einkauf, Fertigung
und Montage, Lieferung und Vertrieb, Abschluss und Rechnungsstellung
sowie Buchhaltung. Abb. 7.5 verdeutlicht die Abfolge sowie die wesent-
lichen Mengenparameter der Einzelschritte.
Anwendungsbeispiele
272
Abb. 7.5 Auftragsprozess der abtragenden Fertigung
Der direkte Prozess beinhaltet hingegen die Abfolge der Tätigkeiten zur Fer-
tigung der vier Bauteile des Untersuchungsobjekts (Stab, Rolle, Schraube
und Mutter). Die Fertigung des Stabs besteht aus Sägen, zwei Bohrungen,
zwei Konturfrässchritten sowie einem Scheibenfräsen. Für die Rolle sind
zwei Drehvorgänge und ein Fräsvorgang nötig. Die Herstellung von Schrau-
be und Mutter besteht hingegen einzig aus jeweils einem Drehvorgang.
Nicht zuletzt sind die Einzelbauteile zu montieren und das gefertigte Produkt
mit Hilfe eines Lasers zu beschriften. Abb. 7.6 fasst den Fertigungsprozess
der abtragenden Herstellung und seine wesentlichen Mengenparameter
zusammen.
Abb. 7.6 Fertigungsprozess der abtragenden Fertigung
Anwendungsbeispiele
273
4.2. Additive Fertigung
Wie oben erläutert, unterscheidet sich die Abfolge des Auftragsprozesses
der additiven nicht von der abtragenden Fertigung. Bei dem hier unter-
suchten Fused Deposition Modeling (FDM) wird das Werkstück schichtweise
durch Erwärmen, Aufbringen (Extrudieren) und Erhärten eines drahtförm-
igen Kunststoffs gefertigt. Im Gegensatz zu dem spanenden Verfahren,
kommen für Stab und Rolle nun lediglich zwei Schritte zum Einsatz, da die
Bearbeitungsgeometrie eine simultane Fertigung beider Bauteile ermöglicht.
Zur Gewährleistung der durch den Kunden geforderten Toleranz, ist nach
dem Bauteildruck jedoch eine Nachbearbeitung in Form eines Ultraschall-
bads erforderlich. Als Reinigungsmittel wird hier Aceton angenommen. In-
folge ihrer geometrischen Komplexität ist für die Fertigung von Schraube
und Mutter der oben bereits skizzierte Drehvorgang weiterhin sinnvoll.
Ferner sind die Einzelbauteile zu montieren und das gefertigte Produkt mit
Hilfe eines Lasers zu beschriften. Abb. 7.7 fasst den Fertigungsprozess der
additiven Herstellung und seine wesentlichen Mengenparameter zusammen.
Abb. 7.7 Fertigungsprozess der additiven Fertigung
Der hier dargestellte Fertigungsprozess dient als Muster für die Anwendung
der eco²-Value-Added-Rechnung und ist daher als fiktives Beispiel ohne An-
spruch auf reale Umsetzung zu verstehen. Technische Barrieren der Umset-
zung (z.B. Bauteilverzug) sowie die Zweckhaftigkeit der gewählten Para-
Anwendungsbeispiele
274
meter sind somit von niederer Priorität. Die hier angegebenen Rüst- und Be-
arbeitungszeiten sowie das zur Anwendung kommende Reinigungsmittel im
Ultraschallbad basieren auf Experteneinschätzung der Firma Horvath und
des Fraunhofer IPA.
5. Zusammenfassung der Prozessmengen je Fertigungsart
Zur Kalkulation der indirekten physischen Gesamtmengen der Leistungser-
stellung pro Stück werden aus der Stofffluss- und Prozessanalyse Verrech-
nungssätze gebildet:
(1) Der Verrechnungssatz für Betriebsstoffe und Betriebsstoffabfälle (𝑉𝑅𝐵𝑖)
eines Betriebsmittels 𝑖 ergibt sich aus dem Produkt des Verbrauchs-
stundensatzes (𝑉𝑆𝑆𝑖), d.h. dem Verhältnis von Menge (𝑟𝑖; 𝑥𝑖) und Be-
triebszeit der Maschine (𝑡𝐵𝑍,𝑖), und der Gesamtbearbeitungszeit der
Leistungserstellung (𝑡𝐵𝐴𝑍,𝑖). Letzteres ergibt sich wiederum aus der Sum-
me von Bearbeitungszeit (𝑡𝐵,𝑖) und der anteiligen Rüstzeit (𝑡𝑅,𝑖) pro Stück
(hier: Losgröße, 𝐿𝐺), d.h.:
𝑉𝑅𝐵𝑖 = 𝑉𝑆𝑆𝑖 ∗ 𝑡𝐵𝐴𝑍,𝑖 =𝑟𝑖
𝑡𝐵𝑍,𝑖∗ (𝑡𝐵,𝑖 +
𝑡𝑅,𝑖
𝐿𝐺) bzw. =
𝑥𝑖
𝑡𝐵𝑍,𝑖∗ (𝑡𝐵,𝑖 +
𝑡𝑅,𝑖
𝐿𝐺) (46)
(2) Der Verrechnungssatz für den Stromverbrauch (𝑉𝑅𝑆𝑖) eines Betriebsmit-
tels 𝑖 kann analog mit Hilfe des Produkts von Verbrauchsstundensatz
(𝑉𝑆𝑆𝑖) und Gesamtbearbeitungszeit der Leistungserstellung (𝑡𝐵𝐴𝑍,𝑖)
bestimmt werden. Im Unterschied zu den Betriebsstoffen und Betriebs-
stoffabfällen, errechnet sich der 𝑉𝑆𝑆𝑖 hier aus dem Quotienten des ge-
samten Stromverbrauchs (𝑊𝑖) und Betriebszeit der Maschine (𝑡𝐵𝑍,𝑖), d.h.:
𝑉𝑅𝑆𝑖 = 𝑉𝑆𝑆𝑖 ∗ 𝑡𝐵𝐴𝑍,𝑖 =𝑊𝑖𝑡𝐵𝑍,𝑖
∗ (𝑡𝐵,𝑖 +𝑡𝑅,𝑖𝐿𝐺) (47)
(3) Der Verrechnungssatz für die Betriebsmittelabschreibung (𝑉𝑅𝐴𝑖) wird
ebenso aus dem Produkt von Verbrauchsstundensatzes (𝑉𝑆𝑆𝑖) und der
Anwendungsbeispiele
275
Gesamtbearbeitungszeit der Leistungserstellung (𝑡𝐵𝐴𝑍,𝑖) ermittelt. Der
𝑉𝑆𝑆𝑖 ergibt sich hier aus dem Quotienten der jährlichen mengenmäßigen
Abschreibung (𝑀𝐴𝑖) und der Betriebszeit des Betriebsmittels (𝑡𝐵𝑍,𝑖). In der
Folge ist jedoch zwischen direkten und indirekten Betriebsmitteln zu
unterscheiden. Während letztere meist unvermittelt zur Verfügung ste-
hen, fällt für erstere jeweils eine gewisse Rüstzeit an.
(a) Entsprechend wird die Gesamtbearbeitungszeit der Leistungser-
stellung pro Stück eines direkten Betriebsmittels aus der Summe
von Bearbeitungszeit (𝑡𝐵,𝑖) und der anteiligen Rüstzeit (𝑡𝑅,𝑖)
kalkuliert. Der 𝑉𝑅𝐴𝑖 errechnet sich wie folgt:
𝑉𝑅𝐴𝑖 = 𝑉𝑆𝑆𝑖 ∗ 𝑡𝐵𝐴𝑍,𝑖 =𝑀𝐴𝑖𝑡𝐵𝑍,𝑖
∗ (𝑡𝐵,𝑖 +𝑡𝑅,𝑖𝐿𝐺) (48)
(b) Da jede administrative Tätigkeit jeweils für den gesamten Auftrag
durchgeführt wird, resultiert die Gesamtbearbeitungszeit der Leis-
tungserstellung pro Stück aus dem Verhältnis von Bearbeitungszeit
(𝑡𝐵,𝑖) und Losgröße (𝐿𝐺). Der 𝑉𝑅𝐴𝑖 errechnet sich wie folgt:
𝑉𝑅𝐴𝑖 = 𝑉𝑆𝑆𝑖 ∗ 𝑡𝐵𝐴𝑍,𝑖 =𝑀𝐴𝑖𝑡𝐵𝑍,𝑖
∗𝑡𝐵,𝑖𝐿𝐺
(49)
(4) Die für die Leistungserstellung benötigte Fahrleistung ergibt sich aus der
Summe der Einzeldistanzen je Prozessschritt. Für eine Stück-Allokation ist
hier wiederum durch die Losgröße (𝐿𝐺) zu dividieren.
Die Summe der Verrechnungssätze über sämtliche Prozessschritte ergibt die
jeweilige Gesamtmenge der Leistungserstellung.
Um einen Vergleich zu ermöglichen, werden für die generative Herstellung
weiterführende Informationen aus der Literatur hinzugezogen. Laut Junk et
al. (Junk et al. 2012) beläuft sich der durchschnittliche Elektrizitätsbedarf
von FDM-Verfahren im Betrieb auf 180 bis 230 kJ pro cm³ Bauteilvolumen.
Für die weitere Berechnung wird das Mittel von 205 kJ / cm³ (0,056 kWh)
Anwendungsbeispiele
276
angenommen. Bei einem Volumen des Stabs und der Rolle von 118,44 cm³,
das sich aus der Inversion von Formel 40 ergibt, beträgt der Elektrizitäts-
bedarf je Bauteil 6,63 kWh. Für das Ultraschallbad wird von einer durch-
schnittlichen Leistung von 2 kW ausgegangen. Bei einer Betriebszeit von 6 h
pro Bauteil ergibt sich ein Stromverbrauch in Höhe von 12 kWh. Die Nut-
zungsdauer der FDM-Anlage und des Ultraschallbads wird auf 10 Jahre, die
durchschnittliche Auslastung auf 50% geschätzt. Bei einer, sich aus den
Expertenschätzungen ergebenden Bearbeitungsdauer von 494,5 min für die
Fertigung eines Bauteils, beläuft sich die jährliche Mengenabschreibung der
für den Prozess benötigten zwei Anlagen (FDM-Anlage und Ultraschallbad)
auf 8,94E-04. Die hier kalkulierte, deutlich höhere Flächeninanspruchnahme
resultiert aus der vergleichsweise langen Bearbeitungszeit je Bauteil. Für die
Ultraschallanlage wird von einem Badvolumen von 90 l ausgegangen. Das
Mischverhältnis von Reinigungsmittel zu Wasser wird ferner mit 10% ange-
nommen. Die Dauer der Nutzung des Reinigungsgemischs beschränkt sich
einzig auf den Gesamtauftrag. Entsprechend ergibt sich eine Verbrauchs-
menge von 0,225 kg Aceton pro Bauteil. Aceton-Gemische gelten laut
Abfallverzeichnisverordnung (AVV) als gefährlicher Abfall und müssen
fachmännisch entsorgt und aufbereitet werden. Die Entsorgungsmenge pro
Stück beträgt demnach 2,25 kg. Aufgrund der traditionellen, spanenden
Bearbeitung von Schraube und Mutter, fallen auch bei der additiven Her-
stellung 49,9 g Kunststoffabfall pro Bauteil an. Entsprechend ergeben sich
die, wenngleich relativ geringen, Verbräuche an Kühlmittel (1,12 g), Hydrau-
liköl (0,63 g), Bettbahnöl (0,48 g), Fett (8,80E-06 kg), Kühlschmierstoff-
abfall (0,0236 kg) und Strom (0,57 kWh) aus der oben ausgeführten Stoff-
stromanalyse. Tab 29 fasst die mittelbaren und unmittelbaren internen
Prozessmengen je Fertigungsart zusammen.
Anwendungsbeispiele
277
Tab 29 Mittelbare und unmittelbare interne Prozessmengen pro Stück je Fertigungsart
Prozessmengenart Prozessmenge
(abtragend)
Prozessmenge
(additiv)
Unmittelbare Mengen (physisch)
Gesamtmenge (POM) 660,0 g 236,6 g
Abfall (POM) 473,3 g 49,9 g
Mittelbare Mengen (physisch)
Kühlmittel 5,76 g 1,12 g
Schneidöl 6,02 g --
Hydrauliköl 2,59 g 0,63 g
Bettbahnöl 1,60 g 0,48 g
Fett 0,04 g 0,01 g
Strom 2,08 kWh 19,20 kWh
Kühlschmierstoffabfall 0,114 kg 0,024 kg
Reinigungsmittel (Aceton) -- 0,225 kg
Reinigungsmittelabfall (Aceton) -- 2,25 kg
Fertigungsmaschinen 7,09E-04 8,94E-04
Fläche 0,23 cm² 0,01 m²
Fahrten 3,75 km 3,75 km
Blatt Papier (Gewicht: 5 g) 0,98 (4,9 g) 0,98 (4,9 g)
Büroausstattung (PC/Drucker) 0,0091 0,0091
Büroausstattung (Möbel) 3,80E-05 3,80E-05
Mittelbare Mengen (operativ)
Gesamtauftragszeit 74,63 min 534,13 min
Administrative Auftragszeit 39,63 min 39,63 min
Gesamtbearbeitungszeit 35,00 min 494,50 min
7.2.6 Wirkungsanalyse
Der Transfer von den internen Mengen zu der Inanspruchnahme des ex-
ternen Systems orientiert sich an dem im obigen Anwendungsbeispiel
ausgeführten Vorgehen. Auch für den hier untersuchten additiven Fer-
tigungsprozess erfolgt die Umrechnung mit Hilfe der ProBas-Datensätze. Für
das Reinigungsmittel Aceton und die Nachbehandlung seiner Abfälle dient
der Datensatz Chem-OrgPhenol-DE-2010/mass (2,02 kg CO2e/kg; 0,00609
kg SO2e/kg) als Referenz (UBA 2016). Tab 30 fasst die die mengenmäßige
Anwendungsbeispiele
278
Inanspruchnahme des externen Systems für die beiden Fertigungsarten zu-
sammen. Während sämtliche Parameter des administrativen Prozesses un-
verändert bleiben, unterscheiden sich die Maßgrößen des Fertigungspro-
zesses merklich.
Der Vergleich der Prozesse zeigt, dass die abtragende Fertigung im Hinblick
auf die Wirkung auf das externe System die vorteilhaftere Alternative dar-
stellt. Dies liegt jedoch einzig an der vergleichsweise langen Bearbeitungszeit
des Drucks und der Nachbehandlung, die zu einem wesentlich höheren
Elektrizitätsbedarf führt. Abb. A6.1 und A6.2 in Anhang 6 visualisieren die
jeweiligen Stoffströme der hier betrachteten Fertigungsprozesse in Form von
Sankey-Diagrammen. Zur Veranschaulichung werden dabei die Mengen-
stellen nach Bauteilen zusammengefasst.
Tab 30 Externe Prozessmengen je Fertigungsart pro Stück (in kg)
Abtragende Fertigung Additive Fertigung Mengenart GWP AP ODP EP GWP AP ODP EP
Unmittelbare Menge (physisch)Abfall
(POM)
8,19E-01
2,60E-03
-- -- 8,63E-
02 2,74E-
04 -- --
Mittelbare Menge (physisch)
Kühlmittel 5,20E-
03 4,20E-
05 3,59E-
06
4,25E-05
1,00E-03
8,25E-06
6,98E-07
8,27E-06
Reinigungs
mittel -- -- -- --
4,55E-01
1,37E-03
-- --
Schneidöl 5,15E-
06 4,25E-
08 3,59E-
09 4,25E-
08 -- -- -- --
Hydrauliköl 5,38E-
06 4,44E-
08 3,75E-
09 4,44E-
08 5,63E-
04 4,64E-
06 3,92E-
07 4,65E-
06
Bettbahnöl 2,32E-
06 1,91E-
08 1,61E-
09 1,91E-
08 4,29E-
04 3,54E-
06 2,99E-
07 3,54E-
06
Fett 1,43E-
06 1,18E-
08 9,97E-
10 1,18E-
08 8,94E-
06 7,37E-
08 6,23E-
09 7,38E-
08
Strom 3,58E-
08 2,95E-
10 2,49E-
11
2,95E-10
1,04E+01
4,60E-02
4,60E-04
2,20E-03
Fläche 1,08E+
00
4,78E-03
4,78E-05
2,29E-04
4,39E+00
1,63E-02
-- --
Fahrten 1,01E-
02
3,75E-05
-- -- 1,01E-
02 3,75E-
05 -- --
Blatt Papier 1,01E-
02
3,75E-05
-- -- 6,60E-
03 2,06E-
05 -- --
Büroausstattung (PC/Drucker)
1,68E+00
2,06E-05
-- -- 1,68E+
00 -- -- --
Anwendungsbeispiele
279
Büroausstattung (3x Möbel)
1,40E-02
-- -- -- 1,80E-
04 -- -- --
Kühlschmier-stoffabfall
1,02E-01
8,40E-04
7,10E-05
8,41E-04
2,15E-02
1,77E-04
1,50E-05
1,77E-04
Reinigungsmittel-abfall
-- -- -- -- 4,55E+
00 1,37E-
02 -- --
Maschinen 1,34E+
01 5,71E-
05 --
3,23E-06
3,85E-01
1,64E-06
-- 9,30E-
08
Gesamt 1,71E+
01 8,38E-
03 1,22E-
04 1,12E-
03 2,27E+
01 7,98E-
02 4,76E-
04 2,39E-
03
Abb. 7.8 illustriert die Ergebnisse der Wirkungsanalyse der abtragenden und
additiven Fertigung nach den verursachenden internen Mengenkategorien
Hilfs- und Betriebsstoffe, Betriebsmittel (direkt und indirekt) sowie Abfälle.
Im Fall des abtragenden Prozesses sind die dominanten Faktoren der Inan-
spruchnahme des externen Systems die Betriebsmittel und Abfälle. Die
Umweltwirkung des additiven Herstellprozesses wird hingegen von den
Hilfs- und Betriebsstoffen (insbesondere Strom) bestimmt.
Abb. 7.8 Externe Prozessmengen je Stück (in kg)
0%
20%
40%
60%
80%
100%
Abtragend Additiv Abtragend Additiv Abtragend Additiv Abtragend Additiv
GWP AP ODP EP
AN
TEIL
AN
DER
JEW
EILI
GEN
WIR
KU
NG
Abfälle Hilfs- und Betriebsstoffe Betriebsmittel (direkt) Betriebsmittel (indirekt)
Anwendungsbeispiele
280
7.2.7 Wertschöpfungsrechnung
Das Ziel der Wertschöpfungsrechnung ist die Bestimmung des eco²-Value-
Added. Aus Sicht der Firma Horvath besteht der Produktionswert des Auf-
trags, unabhängig von der Art der Fertigung, aus der der Summe des Um-
satzes (92,45 € pro Stück; 2773,50 €), der Bestandsänderung zu Markt-
preisen (10 Stück; 924,50 €) sowie der anteiligen Verrechnung von selbst-
erstellten Anlagen (25.130 €) und Fremdkapitalzinsen (1.079 €). Der unmit-
telbare Produktionswert (hier die zu Markpreisen bewertete Losgröße) be-
läuft sich auf 3.698 €. Die Allokation des nicht unmittelbar dem Prozess
zuzuordnenden Produktionswerts (hier: selbsterstellte Anlagen und Fremd-
kapitalzinsen) sowie des Werteverzehrs folgen dem in Kapitel 5 ausgeführ-
ten Vorgehen.
(1) Produktionswert- und Werteverzehrarten
Tab 56 in Anhang 5 fasst die aus der Kostenrechnung bekannten Produkt-
ionswert- und Werteverzehrarten der Firma Horvath im Jahr 2014 zusam-
men. Diese gilt es anteilig auf die Untersuchungsobjekte zu verteilen. Ent-
sprechend ist zunächst eine Klassifikation der Arten nach Art der Zurech-
nung durchzuführen. Wie in der Mengenrechnung sind hierbei unmittelbare
und mittelbare Größen zu differenzieren. Im Kontext des Untersuchungsziels
ergeben sich die Einzelkosten einzig aus dem Produkt von Beschaffungspreis
und unmittelbare Menge des Werkstoffs POM. Die Kosten pro kg belaufen
sich auf 5,00 €. Auf Basis der Ausgangsgeometrien der vier Bauteile ergeben
sich Stückkosten in Höhe von 3,30 €. Für das gesamte Los (40 Stück) be-
laufen sich die Materialeinzelkosten entsprechend auf 132,00 €. Im Folgen-
den sind somit ausschließlich die mittelbaren Größen zu betrachten. Einzig
für die im Regelfall als nicht unmittelbar auf das Untersuchungsobjekt zuteil-
baren Werteverzehrarten Löhne, Gehälter, Sozialkosten und Tantiemen,
Anwendungsbeispiele
281
wird an dieser Stelle ein gesondertes Vorgehen gewählt. In Abhängigkeit
der Qualifikation und Betriebszugehörigkeit, existieren Kalkulations-
stundensätze für die Mitarbeiter der Fertigung und Administration. Für
letztere beläuft sich der Satz auf 18,28 €/h. In der Fertigung werden die
Sätze von Angestellten (24,36 €/h) und Gesellen (16,48 €/h) unterschieden.
Eine Arbeitsstunde des Geschäftsführers wird mit 26,58 € fakturiert. Diese
Kalkulationsstundensätze werden in der Folge als gegeben angesehen und
mit Hilfe der durch die Prozess- und Tätigkeitsanalyse bekannten Zeiten dem
Produkt zugeschrieben. Tab 31 fasst die Klassifikation der Produktionswert-
und Werteverzehrarten bzw. -beträge der Firma Horvath Montagetechnik im
Jahr 2014 nach Art der Zurechnung zusammen. Eine ausführliche Auflistung
der Produktionswert- und Werteverzehrarten findet sich in Tab 56 in
Anhang 5.
Tab 31 Produktionswert- und Werteverzehrarten/–beträge der Firma Horvath im Jahr
2014
# Produktionswert- und Werteverzehrarten
Betrag Art der Zurechnung
1 Löhne 534.403 €
Unmittelbar 2 Rohstoffe / Materialien 37.428 €
3 Gehälter 245.825 €
4 Sozialkosten & Tantiemen 129.845 €
5 Betriebsmittelkosten 144.360 €
Mittelbar
6 Hilfs- und Betriebsstoffkosten 136.376 €
5 Entsorgungs- und Reinigungskosten 4.022 €
6 Dienst- & Fremdleistungskosten 256.066 €
7 Öffentliche Abgaben 14.435 €
8 Werbungs- & Bewirtungskosten 2.424 €
9 Fremdkapitalkosten 1.079 €
10 Sonstige Kosten 2.234 €
(2) Allokation auf Wertschöpfungsstellen
Nachdem zunächst diejenigen Kosten ermittelt wurden, die nicht ohne
weiteres dem hier untersuchten Produkt zuzuordnen sind, werden diese
Anwendungsbeispiele
282
nun, in Anlehnung an das in Kapitel 3 und 5 beschriebene Vorgehen des
Betriebsabrechnungsbogens (BAB), auf den Ort der Entstehung verteilt. Zu
diesem Zweck werden vereinfacht die Hauptwertschöpfungsstellen Material,
Fertigung, Verwaltung und Vertrieb unterschieden. Die nicht unmittelbar
dem Prozess zuzuordnenden Produktionswerte (hier: selbsterstellte Anlagen
und Fremdkapitalzinsen) werden vom Werteverzehr abgezogen. Als Vertei-
lungsreferenz dienen hier Betriebsstunden bzw. Fahrtstrecke, Entnahme-
scheine, Rechnungen und Anlagewerte. Tab 32 veranschaulicht den BAB.
Tab 32 Betriebsabrechnungsbogen der Firma Horvath im Jahr 2014
Ergebnis Verteilungs-
referenz Material Fertigung
Verwalt-ung
Vertrieb
Betriebsmittel-
kosten 144.360 €
Betriebsstunden /
Fahrstrecke -- 122.706 € 2.887 € 18.767 €
Hilfs- und
Betriebsstoffkosten 136.376 € Entnahmescheine -- 136.376 € -- --
Entsorgungs- und
Reinigungskosten 4.022 € Entnahmescheine -- 3.017 € 1.006 € --
Dienst- &
Fremdleistungs-
kosten
256.066 € Rechnungen 89.623 € 102.426 € 38.410 € 25.607 €
Öffentliche
Abgaben 14.435 € Anlagewerte 722 € 11.548 € 1.010 € 1.155 €
Werbungs- &
Bewirtungskosten 2.424 € Rechnungen -- -- 727 € 1.697 €
Fremdkapitalkosten 1.079 € Anlagewerte 54 € 863 € 76 € 86 € Sonstige Kosten 2.234 € Rechnungen 447 € 894 € 670 € 223 €
Selbsterstellte Anlagen
25.130 € Ort der
Entstehung /
Nutzung
-- 22.617 € 2.513 € --
Mittelbarer Werteverzehrs
533.708€ 90.846 € 353.487 € 42.121 € 47.535 €
Zuschlagsgrundlage Materialien
Arbeits-
leistungs-
kosten10
Arbeitsleistungskoste
n10
Wert der Zuschlagsgrundlage 37.428 € 910.073 € 910.073 €
Zuschlagssätze 242,7% 38,8% 9,9%
10 Summe aus Lohn-, Gehalts-, Sozialkosten und Tantiemen
Anwendungsbeispiele
283
(3) Allokation auf Wertschöpfungsträger
Auf Basis des in Abschnitt 7.1.2 definierten Produktionssystems der Firma
Horvath ist ein zuschlagsbasierter Ansatz für die Wertschöpfungsträger-
rechnung passend. Infolge der vergleichsweise langen Bearbeitungszeit der
Bauteile, werden die Kalkulationskostensätze für die Bearbeitungszeit der
Prozessschritte Drucken und Nachbearbeiten im additiven Prozess lediglich
zu 10% berücksichtigt. Auf diese Weise wird dem Umstand Beachtung ge-
schenkt, dass die beteiligten Mitarbeiter in der übrigen Zeit einer weiteren
produktiven Tätigkeit nachgehen können. Infolge des zusätzlichen Auf-
wands zur Herstellung des drahtförmigen Thermoplastgrundstoffs wird mit
einem um 50% höheren Materialpreis pro kg gerechnet. Die oben kalkulier-
ten Zuschlagssätze finden sowohl bei der abtragenden als auch bei der ge-
nerativen Herstellung Anwendung. Im Fall der additiven Fertigung wird die
benötigte Investition in Höhe von 20.000 € jedoch anteilig in Form einer
linearen Abschreibung über 10 Jahre (2.000 €) zu den Betriebsmittelkosten
der Fertigung addiert. Der entsprechende Zuschlagssatz erhöht sich somit
um 0,2%. Im Fall der abtragenden Fertigung sind ferner die Fremdleistungs-
kosten für das Sägen als Sondereinzelkosten der Fertigung zu berücksich-
tigen. Pro Stück fallen hier 0,31 € an. Für den gesamten Auftrag belaufen
sich die Fremdleistungskosten auf 12,40 €. Tab 33 fasst die Herleitung des
Werteverzehrs für den gesamten Auftrag in Abhängigkeit der Fertigungsart
zusammen.
Tab 33 Werteverzehr des internen Systems pro Auftrag in Abhängkeit der Fertigungsart
Abtragend Additiv
Materialeinzelkosten 132,00 € 70,98 €
Materialgemeinkosten 320,36 € 172,27 €
Löhne, Gehälter, Sozialkosten, Tantiemen 1.173,50 € 1.647,02 €
Fertigungsgemeinkosten 455,32 € 639,04 €
Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten 116,18 € 163,06 €
Sondereinzelkosten der Fertigung 12,40 € 0,00 €
Gesamt 2.209,76 € 2.692,37 €
Anwendungsbeispiele
284
(4) Quantifizierung der Wertschöpfung
Nachdem sowohl Produktionswert als auch Werteverzehr des internen Sys-
tems bekannt sind, kann zunächst die interne Wertschöpfung (𝐼𝑊𝑆) kalku-
liert werden. Für die abtragende Herstellung des hier untersuchten Auftrags
beläuft sich dieser auf 1.488,24 €. Im Fall der additiven Fertigung ergeben
sich 1.005,63 €. Da hier, wie im obigen Beispiel ausgeführt, kein Nutzen-
beitrag zum externen System im Sinne der eco²-Value-Added-Rechnung
fakturiert werden kann, ergibt sich lediglich eine Naturwertminderung
(𝐸𝑊𝑆). Im Fall der abtragenden Fertigung beläuft sich diese auf 36,96 € für
den gesamten Auftrag, bei Einsatz der additiven Fertigung auf 64,53 €. Ent-
sprechend resultiert ein eco²-Value-Added der traditionellen Herstellung von
1451,28 €. Eine generative Fabrikation weist hingegen einen eco²-Value-Ad-
ded in Höhe von 941,1 € auf. Abb. 7.9 illustriert den Vergleich der beiden
Fertigungsarten aus Sicht der eco²-Value-Added-Rechnung.
Abb. 7.9 eco²-Value-Added- Vergleich der abtragenden und additiven Fertigung
Das wertschöpfungsmäßige Defizit der Auftragsfertigung mit Hilfe des addi-
tiven Prozesses beläuft sich auf 510,18 €. Da in beiden Fällen die Externali-
tätsbedingung nicht erfüllt ist, sind die Verfahren als nicht-nachhaltig einzu-
stufen. Der Kapitaltransfer beider Prozessalternativen ist im Sinne der Nach-
Anwendungsbeispiele
285
haltigkeit nicht legitimiert, wenngleich die abtragende Herstellung im Hin-
blick auf die Inanspruchnahme des externen Systems deutliche Vorteile auf-
weist.
Der Verlustkoeffizient ersten Grades (𝑣𝑘𝐼) der abtragenden Produktion
beläuft sich auf rund 0,02. Zur Sicherstellung einer nachhaltigen Wert-
schöpfung wären pro generiertem € Wirtschaftswert also 2 Cent als Nutzen-
beitrag im Sinne der eco²-Value-Added-Rechnung abzuführen. Im Fall der
additiven Fertigung ergibt sich ein Verlustkoeffizient ersten Grades von rund
0,06. Auch im Hinblick auf die Naturwertminderung ist der hier analysierte
generative Beispielprozess inferior.
(5) Dynamik der Wertschöpfung
Im Fall eines Prozessvergleichs ist, wie in Kapitel 5 erläutert, nicht zuletzt die
Betrachtung der Dynamik von wesentlicher Bedeutung für die Entschei-
dungsvorbereitung. Für die hier betrachteten Untersuchungsobjekte ergibt
sich diese aus der Auftrags- bzw. Losgröße. Entsprechend der in Tab 58 in
Anhang 6 als fix bzw. variabel eingestuften Mengen-, Produktionswert- und
Werteverzehrarten, ist die Dynamik im Hinblick auf die für das hier vor-
liegende Produktionssystem als rational anzusehende Losgrößenintervall [1;
400] zu bestimmen. Auf Basis der diagnostizierten eco²-Value-Added der
äußeren Intervallgrenzen sowie unter Berücksichtigung des bekannten eco²-
Value-Added für die Losgröße 40, wird die Dynamik approximiert. Zur Kal-
kulation des Wirtschaftswerts der jeweiligen Aufträge wird von einem Staf-
felpreis ausgegangen. Bei LG = 1 wird das Produkt zu einem Preis von
1.300,00 € angeboten, ab einer Bestellmenge von 50 Stück beläuft sich der
Stückpreis auf 69,80 €. Tab 34 fasst die Herleitung des eco²-Value-Added
pro Auftrag in Abhängkeit der Fertigungsart zusammen.
Anwendungsbeispiele
286
Tab 34 Herleitung des eco²-Value-Added pro Auftrag in Abhängkeit der Fertigungsart im
Losgrößenintervall [1; 400]
Abtragend Additiv
LG = 1 LG = 400 LG = 1 LG = 400
Umsatz 1.300,00 € 27.920,00 € 1.300,00
€ 27.920,00 €
Materialeinzelkosten 3,30 € 1.320,00 € 1,78 € 709,80 €
Materialgemeinkosten 8,01 € 3.203,64 € 4,00 € 1.722,69 €
Löhne, Gehälter, Sozialkosten,
Tantiemen 783,46 € 4.773,86 € 753,56 € 10.219,18 €
Fertigungsgemeinkosten 303,98 € 1852,26 € 292,38 € 3965,04 €
Verwaltungs- und
Vertriebsgemeinkosten 77,56 € 472,61 € 74,60 € 1011,70 €
Sondereinzelkosten der
Fertigung 0,31 € 124,00 € 0,00 € 0,00 €
Interner Werteverzehr des
Auftrags 1.176,62 € 11.746,37 €
1.126,32
€ 17.628,41 €
Interne Wertschöpfung des
Auftrags 123,38 € 16.173,63 € 173,68 € 10.291,59 €
Naturwertminderung des
Auftrags 0,92 € 336,92 € 1,61 € 492,85 €
eco²-Value-Added des
Auftrags 122,46 € 15.836,71 € 172,07 € 9.798,74 €
Deutlich wird hierbei, dass der generative Herstellprozess bei kleinen Los-
größen (LG ≤ 17) Vorteile im Sinne der eco²-Value-Added-Rechngung ge-
genüber der abtragenden Fertigung aufweist. Mit steigender Ausbringungs-
menge (LG > 17) ist diese jedoch zu bevorzugen. In Bezug auf die Natur-
wertminderung ist der hier betrachtete abtragende Prozess zu jedem Zeit-
punkt überlegen, obgleich die mittlere Abnahme mit steigender Stückzahl
im Fall der generativen Herstellung deutlich höher ausfällt. Dies liegt nicht
zuletzt an der geringen Menge an verwendeten Hilfs- und Betriebsstoffen
(exkl. Strom) und Produktionsabfällen. Abb. 7.10 und Abb. 7.11 illustriert
Dynamik des eco²-Value-Added und der Naturwerminderung in Abhängkeit
von Fertigungsart und Losgröße.
Anwendungsbeispiele
287
Abb. 7.10 Dynamik des eco²-Value-Added in Abhängkeit von Fertigungsart und Losgröße
Abb. 7.11 Dynamik der Naturwertminderung in Abhängkeit von Fertigungsart und
Losgröße
Anwendungsbeispiele
288
7.2.8 Auswertung und Fazit
Mit dem oben ausgeführten Anwendungsbeispiel konnten sowohl Reali-
sierbarkeit als auch Zweckmäßigkeit der eco²-Value-Added-Rechnung auf
Prozessebene gezeigt werden. Die hier untersuchten Anwendungsbeispiele
erfüllen die Externalitätsbedingung nicht und sind daher beide als illegitime
Handlungen im Kontext der Nachhaltigkeit einzustufen. Abgesehen von sehr
kleinen Losgrößen ist die abtragende Herstellung aus Sicht der eco²-Value-
Added-Rechnung zu bevorzugen. Gleichermaßen ist sie aus dem Blickwinkel
der Gesellschaft (Wirkungssystem) zu favorisieren, da ihre Naturwertminder-
ung in jedem Fall geringer ist als im Fall des generativen Prozesses. Deutlich
wird in den Beispielen auch, dass eine selektive Bewertung einzelner Tech-
nologien im Hinblick auf die Umweltwirkung nicht sinnvoll ist, da der Einsatz
einer gänzlich neuen Technologie in der Regel nicht autark von vorhanden-
en Strukturen möglich ist. Häufig ist bei der Einbettung in ein bestehendes
Produktionssystem, wie hier am Beispiel der generativen Herstellung gezeigt,
eine Kombination mit existierenden Technologien notwendig. Wenngleich
das hier, aus Gründen der Prozessierbarkeit des Grundmaterials POM, ge-
wählte FDM-Verfahren kaum für die industrielle Anwendung geeignet ist,
verdeutlicht der Vergleich dennoch ein wesentliches Defizit der heute zur
Verfügung stehenden additiven Fertigungsverfahren: Die Dauer der Bear-
beitung. Werden hier in Zukunft nicht bedeutsame Fortschritte erzielt, ist die
Anwendung additiver Verfahren aus Sicht der nachhaltigen Wertschöpfung
dauerhaft limitiert.
Wie im ersten Anwendungsbeispiel geht die Aussagefähigkeit der Kalku-
lation mit der Qualität der verwendeten Daten und der Sinnhaftigkeit der
getroffenen Annahmen einher. So werden auch hier die Informationen der
Firma Horvath Montagetechnik GmbH als vergleichsweise sicher eingestuft.
Die wesentliche Quelle der Ungewissheit liegt in der mangelhaften Kompa-
Anwendungsbeispiele
289
tibilität der vorhandenen ProBas-Datensätze. Abhilfe könnte hier ein Kom-
munikationssystem in der Lieferkette, wie ansatzweise in Kapitel 5 skizziert,
schaffen. Werden hier statt ausschweifenden Datensätzen, die möglicher-
weise erfolgskritisch für ein Unternehmen sind, lediglich pekuniäre Wert-
schöpfungsdaten übermittelt, reduziert sich das Obsoleszenzrisiko signi-
fkant.
7.3 Anwendungsbeispiel 3 – Volkswirtschaftliche Betrachtungen
Neben dem Einsatz in der eco²-Value-Added-Rechnung existieren vielfältige
weitere Anwendungsmöglichkeiten der in Kapitel 6 bestimmten gesell-
schaftlich wirksamen Beschaffungspreise, die an dieser Stelle auszugsweise
skizziert werden sollen.
Auch und insbesondere weil bis heute Dissens über die Verantwortung der
Inanspruchnahme der Umwelt durch Produzenten und Konsumenten be-
steht, ist es von entscheidender Bedeutung für eine nachhaltige Entwicklung
sowohl eine umweltverträgliche Produktion als auch Konsumption zu för-
dern. D.h. wenn für Produzenten, wie im Nachhaltigkeitsprinzip gefordert,
die Vorgabe gilt, eine Handlung nur dann als nachhaltig zu titulieren, wenn
entweder keine Inanspruchnahme der Umwelt auftritt oder für diese in Form
eines gezielten Nutzenbeitrags geradezustehen ist, gilt dies ebenso für Kon-
sumenten. In diesem Fall kann die direkte Umweltwirkung jedoch einzig
durch Verzicht realisiert werden. Indirekt kann ein Konsument jedoch einen
Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten, indem er für die durch
seinen Verbrauch entstandenen Umweltwirkungen aufkommt. Dabei stellt
sich jedoch die Frage, wie hoch die „Schuld“ ist, die eine Person im Mittel
anhäuft. In diesem Zusammenhang präsentieren Miehe et al. (Miehe et al.
2016) einen Carbon Footprint Rechner für Deutschland. Bezogen auf das
Jahr 2008 werden hier 578 Haushaltstypen in Abhängigkeit von Größe,
Alter, Einkommen und Region in Relation gesetzt. Die durchschnittlichen
Anwendungsbeispiele
290
jährlichen Ausgaben eines deutschen Staatsbürgers in Höhe von 28.704 €
führen zu einer Klimawirkung von rund 14,7 t CO2e. Entsprechend des oben
skizzierten Beschaffungspreises der Klimaänderung belief sich die „Klimas-
chuld“ eines deutschen Staatsbürgers im Jahr 2008 somit auf 606 €. Der
Verlustkoeffizient, hier verstanden als Verhältnis von Klimaschuld und jähr-
lichen Gesamtausgaben, betrug 0,02. Je 1 € Ausgabe einer Person in
Deutschland entstehen also von der Gesellschaft zu tragende Kosten im
Umgang mit dem Klimawandel in Höhe von 2 Cent. Abb. 7.12 illustriert die
Zusammensetzung der jährlichen Klimaschuld eines durchschnittlichen
deutschen Staatsbürgers in Anlehnung an Miehe et al. (Miehe et al. 2016, S.
585).
Abb. 7.12 Zusammensetzung der jährlichen Klimaschuld eines deutschen Staatsbürger in
Anlehnung an Miehe et al. (Miehe et al. 2016)
Eine weitere Einsatzmöglichkeit der Beschaffungspreise stellt die Allokation
auf volkswirtschaftliche Verbrauchskategorien dar. Beispielhaft kann hier der
Milch, Käse und Eier
Fleich, Wurst, etc..
Süßigkeiten, Snacks, etc.
Brot und Getreide
Gemüse, Obst und Nüsse
Öle und Fette
Getränke
Tabak
Schuhe und Kleidung
Erholung, Kultur und Sport
Gesundheit und Hygiene
Schmuck und anderesKommunikation
Gesundheitsdienstleistungen
Bildung
Erholungs- und Kulturdienstleistungen
Hoteldienstleistungen
Gas
Öl
Kohle, Holz und andere
Strom
Fernwärme
Energie (indirekt)
Wasser und Abfälle
Miete
Haushaltsgeräte, Möbel und Textilien
Fahrzeugkraftstoff
Kraftstoff (indirekt)
Fahrzeugherstellung
Fahrzeugteile und -instandhaltung
Öffentlicher Personenverkehr
Fliegen
0
50
100
150
200
Wohnen Transport Ernährung Produkte Dienstleistungen
NA
TU
RW
ERT
MIN
DER
UN
G IN
€
Anwendungsbeispiele
291
Stromverbrauch angeführt werden. Im Jahr 2014 belief sich dieser auf 578,5
TWh (AGEB 2015, S. 8). Unter Einbeziehung des bereits oben genutzten
Datensatzes UCTE-Strom der ProBas-Datenbank (UBA 2016), ergeben sich
26,32 Mrd. € an externen Kosten der Stromnachfrage im Jahr 2014. Analog
können die von der Gesellschaft zu tragenden Kosten des individualisierten
Personenverkehrs berechnet werden. Im Jahr 2013 belief sich die durch-
schnittliche Beförderungsleistung auf 917,7 Mrd. Pkm. Der Anteil von Die-
selfahrzeugen am Bestand belief sich auf 28,73%. Es wird angenommen,
dass sich der restliche Bestand ausschließlich aus benzinbetriebenen Fahr-
zeugen zusammensetzt und das Otto-Diesel-Verhältnis gleichzeitig der Lauf-
leistung entspricht. Mit Hilfe der ProBas-Datensätze Pkw-Diesel-mittel-DE-
2010-Basis und Pkw-Otto-gross-DE-2010-Basis (UBA 2016) ergeben sich
externe Kosten des individualisierten Personenverkehrs in Höhe von 9,63
Mrd. €. Hinzu kommen die aufgrund der oben hergeleiteten 172 kt PM2,5e
entstehenden Kosten des Feinstaubproblems in Höhe von 19,33 Mrd. €. In
der Summe belaufen sich die von der Gesellschaft zu tragenden Kosten des
individualisierten Personenverkehrs auf rund 28,96 Mrd. € pro Jahr.
292
8 Zusammenfassung
Nachdem im vorangegangenen Kapitel die Plausibilität der Methodik an-
hand von drei Fallbeispielen geprüft wurde, fasst dieses Kapitel die vorlie-
gende Arbeit zusammen, unterzieht den Ansatz einer kritischen Würdigung
und gibt einen Ausblick auf verschiedene Optionen und Entwicklungspoten-
tiale des Konzepts in Wissenschaft und Praxis.
8.1 Reflexion
Das Begriffspaar nachhaltige Wertschöpfung ist derzeit ein gängiges Diktum
in Wissenschaft und Praxis. Derweil erlaubt es die Ermangelung einer konsis-
tenten Definition dem Anwender jederzeit subjektive Ansprüche geltend zu
machen. Eine zielgerichtete Ausrichtung des sozio-technischen Systems im
Hinblick auf die immanente Gerechtigkeitsherausforderung der Neuzeit wird
somit massiv beeinträchtigt. Vor diesem Hintergrund wurde die Forschungs-
frage dieser Arbeit verfasst. Hierzu wurde zunächst, in Anlehnung an die
Moralethik von Kant (Kant 1986; Kant 1990) und Jonas (Jonas 1993), die
Forderung nach einem kategorisch-verantwortungs-basierten Verständnis
der nachhaltigen Wertschöpfung formuliert. Wenn es möglich ist, diese ob-
jektiv-nachhaltige Wertschöpfung zu quantifizieren, sollte untersucht wer-
den, wie diese für ein Produktionssystem bemessen werden kann. Zur Auflö-
sung der Forschungsfrage wurde das wissenschaftstheoretische Vorgehen
nach Ulrich et al. (Ulrich et al. 1976b; Ulrich et al. 1976a) gewählt. Dabei
wurde von einem erweiterten, gesellschaftlich relevanten Nutzenkriterium
ausgegangen. Ziel der Arbeit war es nicht, Erfüllungsgehilfe einer realwirt-
schaftlichen Problematik zu sein, sondern eine Alternative an der ökono-
misch-ökologischen Schnittstelle aufzuzeigen.
Aufbauend auf einer kritischen Auswertung der gängigen Hermeneutik wur-
den zunächst für das Verständnis der Arbeit relevante Begriffsdefinitionen
Zusammenfassung
293
verfasst. In einem weiteren Schritt wurden existierende Verfahren der Wert-
schöpfungs-, Nutzen-, Kosten- und Wirkungsrechnung skizziert. Ihre Eig-
nung zur Beantwortung der vorliegenden Problemstellung wurde sodann
durch eine Gegenüberstellung mit den aus der Problemstellung, Begriffs-
abgrenzung und Verfahrensübersicht abgeleiteten Anforderungen an eine
zu entwickelnde Methodik überprüft. Der Vergleich legt offen, dass die
existierenden Methoden des betrieblichen Rechnungs-wesens lediglich Teil-
aspekte der nachhaltigen Wertschöpfung abzudecken vermögen. Ein An-
satz zur Quantifizierung einer objektivierten Wertschöpfung im Kontext der
Nachhaltigkeit liegt für produzierende Unternehmen derzeit nicht vor. Eine
entsprechende Ausrichtung der Unternehmensaktivitäten ist demnach kaum
möglich.
Das im Anschluss entwickelte Konzept fußt auf unterschiedlichen Kompo-
nenten. Als fundamentale Grundlage dient zunächst ein erweitertes Ver-
ständnis des Gesamtsystems Unternehmen sowie seiner Einbettung in die
umliegenden Systeme. Eigen ist dieser Auslegung insbesondere das fiktive
Wirkungssystem, das die ökonomisch-ökologische Schnittstelle produktions-
technischer Handlungen versinnbildlicht. Zur Manifestation des Konzepts
wurde daraufhin eine Reihe von Prämissen festgelegt. Elementar ist hier die
Auslegung des Wert- und Nachhaltigkeitsbegriffs. Der nachhaltige Produk-
tionswert einer betrieblichen Leistungserstellung an der ökonomisch-öko-
logischen Schnittstelle wird als Summe von Wirtschafts- und Naturwert
verstanden. Wahrhaftig nachhaltig ist eine Handlung allerdings nur, wenn
die Produktionskapazität der Natur erhalten bleibt. Die tatsächliche Quanti-
fizierung der nachhaltigen Wertschöpfung (hier: eco²-Value-Added) folgt
einer generischen Vorgehensweise, die sich in neun Schritte gliedert. Im
Sinne einer pragmatischen Simplifizierung wird hierfür das zuvor eingeführte
Zusammenfassung
294
erweiterte System aus Unternehmenssicht in ein internes und externes Sys-
tem unterteilt.
In einem ersten Schritt ist das Untersuchungsobjekt anhand von Objekt-,
Zeitpunkt- und Zweckebene festzulegen. Zur Anwendung kann der Ansatz
sowohl für die Bewertung des Gesamtsystems Unternehmen als auch für
seine Subsysteme (Produkte, Prozesse) kommen. Der Einsatzzweck kann der
Vergleich von Handlungsalternativen, der Frage nach der ethischen Legiti-
mation, die Antizipation zukünftiger Entwicklungen oder die Identifikation
von Optimierungspotential an der ökonomisch-ökologischen Schnittstelle
sein.
In einem zweiten Schitt ist das Produktionssystem zu spezifizieren. Dazu
wird zum einen das interne System anhand der Fertigungsarten, -prinzipien
und –konzepte sowie, im Fall eines Prozesses, der strukturellen Merkmale
beschrieben. Zum anderen werden an dieser Stelle, in Abhängigkeit vom
Untersuchungsobjekt, die Bilanzierungsgrenzen der Produktionsfaktoren im
Hinblick auf die Inanspruchnahme des externen Systems gewählt.
Die anschließende Auswahl der Methoden zur internen Allokation des Pro-
duktionswerts und Werteverzehrs sowie der Kollektion externer Daten ba-
siert auf den zuvor festgelegten Parametern. Die interne Allokation folgt
dann in ihren Grundzügen der traditionellen Kostenrechnung. Unterschie-
den wird hier jedoch nicht zwischen Einzel- und Gemeinkosten, sondern
zwischen mittel- und unmittelbaren Produktionswerten bzw. Werteverzehr.
Diese, für die vorliegende Arbeit substantielle, Differenzierung gebietet eine
Adaption der zum Einsatz kommenden Konzepte des klassischen Rech-
nungswesens.
Vor Beginn der tatsächlichen Kalkulation wird in einem vierten Schritt das
Zielsystem im Detail beschrieben. In Abhängigkeit vom Untersuchungsob-
jekts kann einerseits die Komposition des internen Produktionswerts der
Zusammenfassung
295
betrieblichen Leistungserstellung variieren. Andererseits gilt es den Nutzen-
beitrag des Produktionssystems zum externen System zu prüfen. Die vorlie-
gende Arbeit differenziert zwischen zwei Formen des Nutzenbeitrags. Zum
einen kann die Verwendung bestimmter interner Eingangs- und/oder Aus-
gangsgrößen zur Realisierung einer oder mehrerer gesellschaftlich präferier-
ter Umweltzustände beitragen. In einem solchen, wenngleich eher theore-
tischen Fall sind adäquate Gutschriften zu bilden. Zum anderen kann eine
Organisation die von ihr induzierte Inanspruchnahme des externen Systems
pekuniär begleichen, indem gezielt in die externe Lösung investiert wird.
Diese Vorstellung setzt jedoch voraus, dass der Wert der natürlichen Umwelt
bekannt ist.
Zu diesem Zweck wird in einem nächsten Schritt eine sozioökonomische
Analyse durchgeführt. Ihr Ziel ist die monetäre Abbildung des externen
Systems in Form von gesellschaftlich relevanten Beschaffungspreisen zur
Realisierung einer präferierten Konstitution des Ökosystems. Zwar ist hier
prinzipiell die Berücksichtigung positiver externer Effekte denkbar. Der
aktuelle Kenntnisstand in Bezug auf die subsidäre Wirkung des stofflichen
Verbrauchs auf die Lösung gesellschaftlich wahrgenommener Umweltpro-
bleme lässt dies jedoch zum aktuellen Zeitpunkt nicht zu. Der hier vorge-
schlagene Ansatz zielt daher alleine auf die Kalkulation von Beschaffungs-
preisen, die sich aus dem Verhältnis der gesellschaftlich wirksamen Kosten
und der Menge eines Referenzindikators ergeben, ab. Der externe Werte-
verzehr resultiert in diesem Zusammenhang aus den Abmilderungs-, Scha-
dens- und Opportunitätskosten eines Umweltproblemfelds. Zu Demon-
strationszwecken wurde die sozioökonomische Analyse in der vorliegenden
Arbeit in einem gesonderten Kapitel beispielhaft für die Umweltproblem-
kategorien Klimawandel, stratosphärischer Ozonabbau, Luftverschmutzung,
Eutrophierung und Versauerung durchgeführt. In diesem Kontext wurden je
Zusammenfassung
296
Kategorie drei deterministische Marktsimulationen durchgeführt, die die
Herleitung eines relativen Preises für einen Zeitraum zwischen 2014 und
2050 ermöglichten.
Der sechste Schritt zur Quantifizierung des eco²-Value-Added ist die interne
Mengenrechnung. Diese ist in Abhängigkeit des Untersuchungsobjekts und
einer erweiterten Interpretation des Mengenbegriffs in einer hinreichenden
Granularität in Form einer Input-Output-Analyse durchzuführen. Maßge-
bend für die Betrachtung des Outputs ist die universelle Sichtweise einer
jeden Leistungserstellung als Kuppelprozess.
Sind die internen Verbräuche des Untersuchungsobjekts bekannt, folgt die
Wirkungsrechnung. Grundlegend hierfür ist eine Adaption der traditionellen
Systematik der Produktionsfaktoren. Wird die Umwelt in klassischen Sys-
temen in der Regel entweder den Eingangs- oder Ausgangsgrößen zuge-
ordnet, führt die vorliegende Arbeit sie als gesonderte Kategorie. Der Über-
trag der betrieblich-mengenmäßigen Verbräuche zu einem Umweltproblem-
feld basiert auf den Grundsätzen der Ökobilanzierung. Essentiell ist dabei
die Verwendung derselben Indikatoren, die auch schon in der sozioökono-
mischen Analyse zum Einsatz kamen.
Nachdem die Inanspruchnahme des externen Systems pekuniär vorliegt,
kann die interne Wertschöpfung des Untersuchungsobjekts berechnet wer-
den. Dies geschieht in Anlehnung an die traditionelle Kostenrechnung. In
diesem Sinne sind der Betriebsabrechnungsbogen sowie die jeweils zum
Einsatz kommende Rechnungssystematik (Divisions-, Zuschlags-, Kuppel-
kalkulation) um den mittelbaren und unmittelbaren Produktionswert bzw.
Werteverzehr zu ergänzen.
Nicht zuletzt können die Ergebnisse der eco²-Value-Added Rechnung mit
Hilfe spezifischer Indikatoren ausgewertet werden. Zur quantitativen Ab-
bildung des Nachhaltigkeits- und Wertschöpfungsdefizits, des Rationalitäts-
Zusammenfassung
297
grads und des Wertschöpfungsbeitrags, werden u.a. der Verlustkoeffizient
und die Ressourceneffizienz eingeführt.
Die Realisierbarkeit, Zweckmäßigkeit und Plausibilität der eco²-Value-Added-
Rechnung wurde in Form von zwei Fallbeispielen bei einem Kleinunterneh-
men des Maschinen- und Anlagenbaus nachgewiesen. Zum einen wurde
hier der eco²-Value-Added für das Gesamtsystem Unternehmen im Refe-
renzjahr 2014 quantifiziert. Zum anderen wurde in Form eines Vergleichs die
ökonomisch-ökologische Vorteilhaftigkeit spezifischer abtragender und ad-
ditiver Fertigungfolgen zur Herstellung eines festgelegten Demonstrators
untersucht. Ein drittes Fallbeispiel weist als Exkurs die Zweckdienlichkeit der
externen Beschaffungspreise in volkwirtschaftlichen Fragestellungen nach.
8.2 Kritische Würdigung
Das in der vorliegenden Arbeit präsentierte Konzept ermöglicht die Quanti-
fizierung einer, im Hinblick auf gesellschaftlich wahrgenommene Umwelt-
probleme, objektivierten Wertschöpfung von Produktionssystemen. Maß-
gebend hierfür sind die Erweiterung des Bilanzraums und das pekuniäre
Maß der Bezugsgrößen. Seiner Vorteilhaftigkeit gegenüber bisherigen An-
sätzen stehen jedoch vereinzelte Potentiale entgegen, die in Zukunft durch
weitere Forschungs- und Entwicklungsarbeit zu heben sind. Diese gründen
im Kern auf der Zielvorstellung der gewählten Terminologie, der Validität
der getroffenen Annahmen und dem Informationsverlust bzw. –defizit bei
der Erweiterung des Bilanzrahmens.
Zunächst stellt das Ziel des hier präsentierten Ansatzes, die Ermittlung einer
möglichst objektiven Wertschöpfung, eine in sich problembehaftete Vorstel-
lung dar. Da die Wahrnehmung von Wert als solchem stets auf einer anthro-
pogen-subjektiven Einschätzung beruht, ist die Subjektivität der Wertbildung
niemals vollkommen auszuschließen. Die Objektivierung des Wertbegriffs
kann aus anthropozentrischer Perspektive einzig mit Hilfe einer iterativen
Zusammenfassung
298
Annäherung an ein gesellschaftlich angestrebtes Gleichgewicht erfolgen.
Die nachhaltige Wertschöpfung wurde in diesem Kontext bewusst alleine an
der ökonomisch-ökologischen Schnittstelle betrachtet. Dabei wurde eine aus
ökonomisch-sozialer Sicht rationale Deutung für die Legitimation des Aus-
tauschs von Natur-, Human- und Sachkapital entwickelt. Die hier studierten
externen Effekte basieren allesamt auf der Inanspruchnahme des natürlichen
Systems. Sozial-ästhetische Aspekte wurden in der vorliegenden Arbeit nicht
untersucht. Zwar ermöglicht das vorliegende Konzept theoretisch eine nach-
trägliche Aufnahme, da die denkbaren externen Effekte jedoch nicht
zwangsläufig auf Gesetzmäßigkeiten der Naturwissenschaften basieren, ist
die Konstruktion einer Wirkkette ungleich komplexer. Ein weiteres Ziel des
vorliegenden Ansatzes ist die gesellschaftlich erwünschte Konstitution einer
gänzlichen Vermeidung von wahrgenommenen Umweltproblemen und das
damit einhergehende Erfordernis einer vollkommen wirkungsautarken
Handlung. Obgleich ihre technologische Umsetzung zum heutigen Zeitpunkt
schwer vorstellbar ist, ist sie im Sinne der Nachhaltigkeit zweckmäßig. Das
entwickelte Konzept erfüllt auf diese Weise eine Orientierungsfunktion für
die langfristig, gesellschaftlich legitimierte Ausrichtung und Steuerung von
produktionstechnischen Handlungen im betrieblichen Umfeld.
Im Zuge der notwendigen, pragmatischen Abstraktion der Methodik, der
Modellierung der externen Beschaffungspreise und der betriebsinternen
Allokation in den Fallbeispielen, wurden in der vorliegenden Arbeit unter-
schiedliche Annahmen getroffen. Die bedeutendsten Unsicherheiten er-
geben sich in diesem Kontext aus ihrer Validität in Bezug auf die Verkürzung
und Relevanz verschiedener Aspekte der Realität. Die elementare Abstrak-
tion der Methodik erfolgte in Bezug auf den Werteverzehr des externen
Systems. Grundlegend für die hier durchzuführende Bemessung der Scha-
dens- und Opportunitätskosten ist die Konstruktion einer Wirkkette, die auf
Zusammenfassung
299
den wesentlichen zu erwartenden Schaden reduziert wird. Die Vielzahl an
weiteren denkbaren Folgen konnte im Rahmen der vorliegenden Arbeit
zunächst nicht beachtet werden. Das generische Vorgehen der sozioökono-
mischen Analyse lässt jedoch jederzeit eine nachträgliche Integration zu. Des
Weiteren wurde als Referenz für die Kalkulation der externen Beschaffungs-
preise ein gesellschaftlich akzeptierter Zielzustand mit der Begründung ge-
wählt, dass die Datenlage für eine monetäre Bemessung des natürlichen
Zustands vor der ersten industriellen Revolution nicht ausreicht. Insofern
wäre, im Fall der Wahl des vorindustriellen Niveaus als Referenzgröße, mit
weitaus höheren externen Beschaffungspreisen zu rechnen. Überdies reicht
die hier beispielhaft berücksichtigte Anzahl der Umweltproblemfelder nicht
in Gänze aus, um die gesamte Inanspruchnahme des externen Systems zu
erfassen. Es ist daher anzunehmen, dass der real verursachte externe Werte-
verzehr weitaus größer ist. Die Unsicherheit im Kontext der beispielhaft
durchgeführten sozioökonomischen Analyse wurde mit Hilfe einer Sensi-
tivitätsanalyse überprüft. Dabei konnte gezeigt werden, dass das Gesamt-
modell im Mittel ein unelastisches Verhalten aufweist. Dies liegt nicht zuletzt
an der deterministischen Modellbildung. Die in den Fallbeispielen getroffen-
en Annahmen dienen hingegen einzig dem Zweck der Applikation der zuvor
entwickelten Methodik. Diskrepanzen im Hinblick auf die technologische
Realität sind somit zu vernachlässigen.
Nicht zuletzt führen Informationsverlust und -defizit bei der Erweiterung des
Bilanzrahmens zu gesteigerter Unsicherheit. Ursache hierfür ist zum einen
die Monetarisierung externer Effekte selbst, unabbhängig vom gewählten
Verfahren. Eine vollumfängliche Quantifizierung aller externen Effekte einer
Handlung ist infolge des Informationsverlusts im externen System nicht
möglich. Zum anderen führt der in den Fallbeispielen gewählte Ansatz zur
Wirkabschätzung mit Hilfe frei zugänglicher Datensätze zu einer vergleichs-
Zusammenfassung
300
weise geringen Kompatibilität mit den realen Verbräuchen, insbesondere
der Betriebsmittel und Produktionsabfälle.
8.3 Ausblick
Die in dieser Arbeit präsentierte Methodik eröffnet dem Anwender die
quantitative Abbildung des Indikators nachhaltige Wertschöpfung. Im Sinne
einer alternativen, rein pekuniären Sichtweise der Umweltproblematik kann
ihre Bezifferung in Zukunft zur Legitimation produktionstechnischer Hand-
lungen sowie der Bewertung der Zukunftsfähigkeit von technologischen
Prozessketten sowie Produkten und Unternehmen herangezogen werden.
Obgleich seine Bemessung mit erheblichen Unsicherheiten verbunden ist, ist
eine Berücksichtigung in der zukünftigen betrieblichen Entscheidungsfin-
dung dringend geboten. Für eine zielgerichtete Verwendung der hier prä-
sentierten Methodik existieren im Wesentlichen drei Szenarien. Zunächst
kann das Vorgehen in produzierenden Unternehmen selbstbestimmt zur
Anwendung kommen. Als Zweck der Applikation kommen hier im Wesent-
lichen die Auflösung des ökonomisch-ökologischen Zielkonflikts der Ent-
scheidungsfindung durch die Erweiterung der Perspektive und die Antizi-
pation zukünftiger Risiken im Hinblick auf umweltregulatorische Entwick-
lungen in Frage. Für eine eigenständige Nutzung fehlt einem Großteil der
produzierenden Unternehmen jedoch derzeit die Transparenz über den
physischen Verbrauch. Gleichermaßen denkbar ist eine Nutzung des Vor-
gehens als Grundlage umweltregulatorischer Maßnahmen, z.B. Ökosteuer
oder Umweltlabel. Während die Ökosteuer weiterführende Überlegungen
im Hinblick auf Art (Lenkungs- oder Umverteilungszweck) und Form (linear,
degressiv, progressiv) erfordert, stellt eine Labelling-Kampagne eine ver-
gleichsweise unmittelbare Möglichkeit dar. Der Indikator nachhaltige Wert-
schöpfung kann hier die Funktion eines Umweltlabels übernehmen. Denkbar
wäre eine Ausweispflicht für Unternehmen auf dem Etikett eines Produktes.
Zusammenfassung
301
So könnte neben dem realen Verkaufspreis der objektivierte Wert seiner
Herstellung aufgeführt werden. Der Gebrauch eines pekuniären Indikators
könnte aus Sicht von Kunden, Unternehmen und Gesetzgebung zu einer
enormen Reduktion der aktuellen Vielzahl an Umweltlabels und Indikatoren
führen. Eine solche Maßnahme trüge zudem zu einer gesteigerten Sensibi-
lisierung der Konsumenten bei. Nicht zuletzt besteht die Option einer indus-
trieseitigen Selbstverpflichtung. Das hierzu geeignete Instrument ist die Nor-
mung durch Verbände (z.B. VDI, VDMA, ZVEI). Im Vergleich zu einer regula-
torischen Maßnahme stellt dieser Ansatz jedoch eine minderwertige Alter-
native dar, da Industrieverbände in der Regel als Vertreter konventioneller
wirtschaftlicher Denkmuster auftreten. Gesellschaftliche Interessen, z.B.
erwünschte Konstitutionen, spielen hier eine untergeordnete Rolle.
In jedem Fall würde das Konzept von einer Reihe von Adaptionen profitie-
ren, die in der vorliegenden Arbeit nicht durchzuführen waren. Zunächst
trägt die hier von einem Unternehmen in Eigenverantwortung durchzu-
führende sozioökonomische Analyse zur Steigerung der Subjektivität des
Indikators bei. Eine weitere Objektivierung kann alleine durch die Benen-
nung einer gesellschaftlich akzeptierten Autorität erfolgen, in deren Zustän-
digkeit die konstante Nachverfolgung und Klassifizierung der wahrgenom-
menen Umweltproblemfelder, die standardisierte Kalkulation der Beschaf-
fungspreise, eine Normierung der Vorgehensweise und regelmäßige Audi-
tierungen fallen. Als Indikator für die konstanten Nachverfolgung und Aktu-
alisierung kann die gesellschaftliche Diffusion, dokumentiert durch die medi-
ale Präsenz eines Umweltproblems, herangezogen werden. Diesem Kontext
sind in Zukunft die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zu intensivieren.
Weiterführende Erkenntnisse sind im Besonderen für die Konstruktion der
Wirkungsketten von wahrgenommenen Umweltproblemern, die Nivellierung
der Überlagerung von externen Effekten unterschiedlicher Kategorien, die
Zusammenfassung
302
Ausweitung der Modellierung auf weitere Umweltproblemfelder und die
Integration in echtzeitfähige Informations- und Kommunikationstechnolo-
gien nötig.
Darüber hinaus ist eine Ausweitung der Kommunikation in der Lieferkette in
Form einer IT-Unterstützung notwendig. Die Verbesserung der Datenlage
des Hintergrundsystems ist insbesondere für die ökologieorientierte Ent-
scheidungsfindung in Unternehmen (z.B. Make-or-buy, Lieferantenauswahl)
von essentieller Bedeutung. Auf dem Fundament der rasanten technolo-
gischen Entwicklung im Bereich der Informations- und Kommunikations-
technologie bzw. den Mess- und Kontrollinstrumenten, ist in Zukunft mit
einer signifikanten Verbesserung der Datenlage in Bezug auf externe Effekte
zu rechnen. Denkbar wäre in diesem Zusammenhang eine Echtzeit-Aus-
wertung der nachaltigen Wertschöpfung. Dennoch bestehen bereits heute
Konzepte, die hier zumindest teilweise greifen (u.a. SAP Product Steward-
ship Network, HP CDX, GaBi, Umberto NXT LCA). Problematisch erweist sich
allerdings oftmals die Notwendigkeit der Bereitstellung von teilweise erfolgs-
kritischen Daten (z.B. chemische Zusammensetzung) an Dritte. Eine Kommu-
nikation auf Basis eines rein pekuniären Indikators würde die Weitergabe
von Informationen erheblich vereinfachen. Abb. 8.1 illustriert das Kommuni-
kationskonzept auf Basis der eco²-Value-Added-Rechnung.
Zusammenfassung
303
Abb. 8.1 Normativ-informatorische Umsetzung
304
Literaturverzeichnis
A.T. Kearney 2014 A.T. Kearney. 2014.
A Wealth of Choices: From Anywhere on
Earth to No Location at All,
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar:
https://www.atkearney.com/documents/1019
2/5082922/A+Wealth+of+Choices.pdf/61c80
111-41b2-4411-ad1e-db4a3d6d5f0d
Adensam et al. 2002 Adensam, H., Bruck, M. & Geissler, S. et al.
2002.
Externe Kosten im Hochbau. Studie im
Auftrag des Bundesministeriums für
Wirtschaft und Arbeit.
Wien : Österreichisches Ökologie-Institut,
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar:
http://www.bmwfw.gv.at/Tourismus/Historisc
heBauten/Documents/Externe%20Kosten/Ext
erneKosten1.pdf
Adorno 1992 Adorno, T. W. 1992.
Prismen - Kulturkritik und Gesellschaft.
4. Aufl.
Berlin : Suhrkamp.
ISBN 3518277782
AEA Technology 2001 AEA Technology. 2001.
The costs of reducing PM10 and NO2
Literaturverzeichnis
305
emissions and concentrations in the UK: Part
1: PM10, A report produced for DEFRA and
DTI.
Oxfordshire, UK : AEA Technology,
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar: https://uk-
air.defra.gov.uk/assets/documents/reports/em
pire/aeat-env-r-0342.pdf
AGEB 2013 Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V.
2013.
Anwendungsbilanzen für die
Endenergiesektoren in Deutschland in den
Jahren 2010 und 2011.
Berlin : AGEB.
AGEB 2015 Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V.
2015.
Energieverbrauch in Deutschland im Jahr
2014.
Berlin : AGEB.
Arle et al. 2013 Arle, J., Blondzik, K. & Claussen, U. et al.
2013.
Wasserwirtschaft in Deutschland: Teil 2:
Gewässergüte.
Bonn,
zuletzt geprüft am 18. Februar 2017.
Verfügbar:
https://www.umweltbundesamt.de/sites/defa
Literaturverzeichnis
306
ult/files/medien/378/publikationen/wawi_teil_
02_2014_web_korr_25.7.2014_2.pdf
Armstrong 1998 Armstrong, J. 1998.
Global Benefits and Costs of the Montreal
Protocol.
In: Le Prestre, P. G., Reid, J. D., & Morehouse
Jr., E. T. (Hrsg.): Protecting the Ozone Layer.
New York : Springer Sciences and Business
Media, LLC, S. 173–177.
ISBN 978-1-4613-7555-5
Arndt 1997 Arndt, H.-K. 1997.
Betriebliche Umweltinformationssysteme:
Gestaltung und Implementierung eines BUIS-
Kernsystems.
Wiesbaden : Gabler.
ISBN 978-3409128353
Arrhenius 1896 Arrhenius, S. 1896.
On the influence of carbonic acid in the air
upon the temperature of the ground.
The London, Edinburgh and Dublin
Philosophical Magazine and Journal of
Science 5, S. 237–276,
Atkinson 2000 Atkinson, G. 2000.
Measuring Corporate Sustainability.
Journal of Environmental Planning and
Management 43 (2), S. 235–252
Literaturverzeichnis
307
Atkinson et al. 2008 Atkinson, G. & Mourato, S. 2008.
Environmental Cost-Benefit Analysis.
Annual Review of Environment and Resources
33, S. 317–344,
Bacon 2011 Bacon, F. 2011.
Novum Organum Scientiarum.
Charleston, South Carolina, USA : Nabu
Press.
ISBN 117381325X
Bannick et al. 2008 Bannick, C., Engelmann, B. & Fendler, R. et
al. 2008.
Grundwasser in Deutschland.
Berlin,
zuletzt geprüft am 18. Februar 2017.
Verfügbar:
https://www.umweltbundesamt.de/sites/defa
ult/files/medien/publikation/long/3642.pdf
Barney 1991 Barney, J. 1991.
Firm Resources and Sustained Competitive
Advantage.
Journal of Management 17 (1), S. 99–120,
Bartelmus 2002 Bartelmus, P. 2002.
Environmental accounting and material flow
analysis.
In: Ayres, R. U. & Ayres, L. W. (Hrsg.): A
Handbook of Industrial Ecology.
Northampton, Massachusetts, USA : Edward
Literaturverzeichnis
308
Elgar Publishing, Inc., S. 165–176.
ISBN 1840645067
Basel 2010 Basel, N. 2010.
Green Minds - Michael Braungart.
Financial Times Deutschland,
Bauernhansl 2013 Bauernhansl, T. 2013.
Ressourceneffiziente Produktionstechnik.
Vortrag gehalten auf der Veranstaltung "60
Jahre VDMA - Ressourceneffizienz - Chancen,
Technologien und Rahmenbedingungen", 27.
Juni 2013, Denkendorf
Bauernhansl et al. 2014 Bauernhansl, T., Mandel, J. & Wahren S. et al.
2014.
Energieeffizienz in Deutschland: Eine
Metastudie: Analyse und Empfehlungen.
Berlin : Springer Vieweg.
ISBN 978-3642551727
Baumast 2013 Baumast, A. 2013.
Perspektive Nachhaltigkeit.
In: Baumast, A. & Pape, J. (Hrsg.):
Betriebliches Nachhaltigkeitsmanagement.
Stuttgart : UTB GmbH, S. 360–373.
ISBN 978-3825236762
Behlau 2012 Behlau, L. 2012.
Die Dimensionen der Nachhaltigkeit: Ein
Überblick.
München : Fraunhofer,
Literaturverzeichnis
309
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar: http://www.muenchner-
wissenschaftstage.de/2012/upload/download/
Behlau_Lothar_Dimensionen_der_Nachhaltigk
eit.pdf
Bentham 1823 Bentham, J. 1823.
An Introduction to the Principles of Morals
and Legislation.
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar:
http://www.earlymoderntexts.com/assets/pdfs
/bentham1780.pdf
Berkhout et al. 2000 Berkhout, P. H. G., Muskens, J. C. &
Velthuijsen, J. W. 2000.
Defining the Rebound Effect.
Energy Policy 28 (6–7), S. 425–432
BfR 2009 Bundesinstitut für Risikobewertung. 2009.
Nitrat in Rucola, Spinat und Salat,
Aktualisierte Stellungnahme Nr. 032/2009
des BfR vom 06. Februar 2009.
Berlin : BfR,
zuletzt geprüft am 18. Februar 2017.
Verfügbar:
http://www.bfr.bund.de/cm/343/nitrat_in_ruc
ola_spinat_und_salat.pdf
BfS 2016 Bundesamt für Statistik. 2016.
Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung.
Neuenburg, Schweiz : Bundesamt für
Literaturverzeichnis
310
Statistik,
zuletzt geprüft am 15. Februar 2017.
Verfügbar:
https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statist
iken/bevoelkerung/stand-
entwicklung.assetdetail.161714.html
BfU 1984 Bundesamt für Umweltschutz. 1984.
Ökobilanz von Packstoffen.
Bern, Schweiz
BGH 1967 Bundesgerichtshof. 1967.
Voraussetzungen der Verwirkung des
Maklerlohns; Inhalt der Pflichten eines
Maklers gegenüber dem Auftraggeber;
Unterschiede der Pflichten eines
Vermittlungsmaklers gegenüber einem
Nachweismakler; Inhalt der Pflichten eines
Maklers bei gestatteter Doppeltätigkeit;
Erforderliche subjektive Elemente bei der
Verwirkung des Maklerlohns: AZ. VIII ZR
215/66,
zuletzt geprüft am 20. Februar 2017.
Verfügbar:
https://www.jurion.de/urteile/bgh/1967-10-
25/viii-zr-215_66
Biermann 1904 Biermann, W. E. 1904.
Zur Lehre von der Produktion und ihrem
Zusammenhang mit der Wert-, Preis- und
Einkommenslehre, Probevorlesung gehalten
Literaturverzeichnis
311
am 6. Juli 1904 an der Universität Leipzig.
Leipzig,
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar: http://reader.digitale-
sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb111
24382_00005.html
Binswanger 1991 Binswanger, H. C. 1991.
Geld und Natur: Das wirtschaftliche
Wachstum im Spannungsfeld zwischen
Ökonomie und Ökologie.
Stuttgart : Weitbrecht.
ISBN 978-3522704502
Binswanger 2016 Binswanger, H. C. 2016.
Die Wirklichkeit als Herausforderung.
Hamburg : Murmann Publishers GmbH.
ISBN 978-3-86774-538-3
Binswanger et al. 1983 Binswanger, H. C., Bonus, H. & Timmermann,
M. 1983.
Wirtschaft und Umwelt: Möglichkeiten einer
ökologieveträglichen Wirtschaftspolitik.
Stuttgart : Kohlhammer.
ISBN 978-3170073531
BMUB et al. 2017 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz,
Bau und Reaktorsicherheit &
Bundesministerium für Ernährung und
Landwirtschaft. 2017.
Nitratbericht 2016: Gemeinsamer Bericht der
Bundesministerien für Umwelt, Naturschutz,
Literaturverzeichnis
312
Bau und Reaktorsicherheit sowie für
Ernährung und Landwirtschaft.
Bonn,
zuletzt geprüft am 18. Februar 2017.
Verfügbar:
http://www.bmub.bund.de/fileadmin/Daten_
BMU/Download_PDF/Binnengewaesser/nitrat
bericht_2016_bf.pdf
BMVI 2014 Bundesministerium für Verkehr und digitale
Infrastruktur. 2014.
Verkehr in Zahlen 2014/2015.
Berlin,
zuletzt geprüft am 14. Februar 2017.
Verfügbar:
https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&es
rc=s&source=web&cd=2&cad=rja&uact=8&ve
d=0ahUKEwipw8PA94_SAhUlAsAKHZGuDao
QFggnMAE&url=http%3A%2F%2Fwww.bm
vi.de%2FSharedDocs%2FDE%2FAnlage%2F
VerkehrUndMobilitaet%2Fverkehr-in-zahlen-
pdf.zip%3F__blob%3DpublicationFile&usg=A
FQjCNG8yU1KgHdShRNq-
S9sWm9t5Tf4Cw&bvm=bv.146786187,d.ZG
g
BMWI 2015 Bundesministerium für Wirtschaft und
Energie. 2015.
Zahlen und Fakten: Energiedaten.
Berlin,
Literaturverzeichnis
313
zuletzt geprüft am 9. September 2015.
Verfügbar:
http://bmwi.de/DE/Themen/Energie/Energieda
ten-und-
analysen/Energiedaten/gesamtausgabe,did=4
76134.html
Boardman 2006 Boardman, N. E. 2006.
Cost-benefit Analysis: Concepts and Practice.
3. Aufl.
New Jersey : Prentice Hall.
ISBN 0-13-143583-3
Bofinger 2011 Bofinger, P. 2011.
Grundzüge der Volkswirtschaftslehre: Eine
Einführung in die Wissenschaft von Märkten.
3. Aufl.
München : Pearson Studium.
ISBN 978-3-8273-7354-0
Böhringer 1996 Böhringer, C. 1996.
Allgemeine Gleichgewichtsmodelle als
Instrument der energie- und
umweltpolitischen Analyse: Theoretische
Grundlagen und empirische Anwendung.
Karlsruhe : Peter Lang.
ISBN 978-3631303993
Bowie 1999 Bowie, N. E. 1999.
Business Ethics: A Kantian Perspective.
Oxford : Wiley-Blackwell.
ISBN 978-0631211747
Literaturverzeichnis
314
Brand et al. 2000 Brand, K.-W. & Jochum, G. 2000.
Der deutsche Diskurs zu nachhaltiger
Entwicklung - Abschlussbericht eines DFG-
Projekts zum Thema „Sustainable
Development/Nachhaltige Entwicklung – Zur
sozialen Konstruktion globaler
Handlungskonzepte im Umweltdiskurs,
München: Münchner Projektgruppe für
Sozialforschung e.V.
zuletzt geprüft am 14. Juli 2015.
Verfügbar:
http://www.sozialforschung.org/wordpress/w
p-
content/uploads/2009/09/kw_brand_deutsch
er_nachh_diskurs.pdf
Brandstetter 1993 Brandstetter, H. 1993.
Wertschöpfung und Werteverzehr als
Massstab zur Produktionsbewertung.
St. Gallen, Dissertation
Braungart et al. 2014 Braungart, M. & McDonough, W. 2014.
Cradle to Cradle: Einfach intelligent
produzieren.
München : Piper.
ISBN 978-3492304672
Bray 2006 Bray, M. 2006.
Review of Computer Energy Consumption
and Potential Savings.
Hereford, UK : Dragon Systems Software
Literaturverzeichnis
315
Limited,
zuletzt geprüft am 13. Februar 2017.
Verfügbar:
https://www.dssw.co.uk/research/computer_e
nergy_consumption.html
Brundtland 1987 World Commission on Environment and
Development. 1987.
Our Common Future: Report of the World
Commission on Environment and
Development : United Nations,
zuletzt geprüft am 10. Juli 2015.
Verfügbar: www.un-documents.net/our-
common-future.pdf
BT 1998 Deutscher Bundestag. 1998.
Konzept Nachhaltigkeit.: Vom Leitbild zur
Umsetzung, (Abschlußbericht der Enquete-
kommission "Schutz des Menschen und der
Umwelt" des 13. Bundestages),
zuletzt geprüft am 14. Juli 2015.
Verfügbar:
http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/13/112/13
11200.pdf
Burschel et al. 2004 Burschel, C. J., Losen, D. & Wiendl, A. 2004.
Betriebswirtschaftslehre der Nachhaltigen
Unternehmung.
München : Oldenbourg Wissenschaftsverlag.
ISBN 978-3486200331
Literaturverzeichnis
316
Büssow 2004 Büssow, C. 2004.
Prozessbewertung in der Logistik:
Kennzahlenbasierte Analysemethodik zur
Steigerung der Logistikkompetenz.
Wiesbaden : Deutscher Universitätsverlag.
ISBN 978-3824480265
Carlowitz 1713 Carlowitz, H. C. von. 1713.
Sylvicultura Oeconomica oder haußwirthliche
Nachricht und Naturgemäßige Anweisung zur
Wilden Baum-Zucht.
Leipzig : Johann Friedrich Braun.
ISBN 3865814115
Carnau 2011 Carnau, P. 2011.
Nachhaltigkeitsethik: Normativer
Gestaltungsansatz für eine global
zukunftsfähige Entwicklung in Theorie und
Praxis.
Mering : Hampp.
ISBN 978-3866186224
Cassel 1921 Cassel, G. 1921.
Theoretische Sozialökonomie.
Heidelberg : Winter.
Chambwera et al. 2012 Chambwera, M., Baulcomb, C. & Lunduka, R.
et al. 2012.
Stakeholder-focused cost benefit analysis in
the water sector: A guidance report.
London, UK : International Institute for
Environment and Development,
Literaturverzeichnis
317
zuletzt geprüft am 31. Januar 2016.
Verfügbar:
http://pubs.iied.org/pdfs/16524IIED.pdf
CIA 2017 Central Intelligence Agency. 2017.
The World Factbook: Europe: Germany.
Langley, USA : Central Intelligence Agency,
zuletzt geprüft am 18. Februar 2017.
Verfügbar:
https://www.cia.gov/library/publications/the-
world-factbook/geos/gm.html
CIA 2017 Central Intelligence Agency. 2017.
The World Factbook: Europe: United
Kingdom.
Langley, USA : Central Intelligence Agency,
zuletzt geprüft am 18. Februar 2017.
Verfügbar:
https://www.cia.gov/library/publications/the-
world-factbook/geos/uk.html
Clark 2005 Clark, J. B. 2005.
The Distribution of Wealth: A Theory of
Wages, Interest and Profits.
New York : Cosimo Classics.
ISBN 159605252X
Coase 1960 Coase, R. H. 1960.
The Problem of Social Cost.
Journal of Law and Economics 3, S. 1–44.
Literaturverzeichnis
318
Coelli et al. 2005 Coelli, T. J., Rao, D. S. P. & O'Donnell, C. J. et
al. 2005.
An Introduction to Efficiency and Productivity
Analysis.
2. Aufl.
Berlin : Springer.
ISBN 978-0387242668
Coenenberg 1976 Coenenberg, A. G. 1976.
Unternehmensrechnung: Betriebliche
Planungs- und Kontrollrechnungen auf der
Basis von Kosten und Leistungen.
1. Aufl.
München : Vahlen.
ISBN 3800604124
Coenenberg 2003 Coenenberg, A. G. 2003.
Kostenrechnung und Kostenanalyse.
5. Aufl.
Stuttgart : Schäffer-Poeschel Verlag.
ISBN 3791021877
Coenenberg et al. 2007 Coenenberg, A. G. & Salfeld, R. 2007.
Wertorientierte Unternehmensführung: Vom
Strategieentwurf zur Implementierung.
2. Aufl.
Stuttgart : Schäffer-Poeschel.
ISBN 978-3791025865
Conrad et al. 1958 Conrad, A. H. & Meyer, J. R. 1958.
The economics of slavery in the antebellum
South.
Literaturverzeichnis
319
The Journal of Political Economy 66 (2), S.
95–130
Cooper et al. 1988 Cooper, R. & Kaplan, R. S. 1988.
Measure Costs Right.
Harvard Business Review, S. 96–103,
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar:
http://host.uniroma3.it/facolta/economia/db/
materiali/insegnamenti/588_3930.pdf
Corsten 1985 Corsten, H. 1985.
Die Produktion von Dienstleistungen:
Grundzüge einer Produktionswirtschaftslehre
des tertiären Sektors, (Betriebswirtschaftliche
Studien, Band 51).
Berlin : Erich Schmidt Verlag.
ISBN 978-3503025237
Corsten 2007 Corsten, H. 2007.
Produktionswirtschaft – Einführung in das
industrielle Produktionsmanagement.
München : Oldenburg Wissenschaftsverlag.
ISBN 978-3-486-58298-7
Costanza et al. 1992 Costanza, R. & Daly, H. E. 1992.
Natural Capital and Sustainable Development.
Conservation Biology 6 (1), S. 37–46
Cournot 1924 Cournot, A. A. 1924.
Untersuchung über die mathematischen
Literaturverzeichnis
320
Grundlagen der Theorie des Reichtums.
Jena : Gustav Fischer.
Crutzen 2011 Crutzen, P. J. 2011.
Die Geologie der Menschheit.
In: Crutzen, P. J., Davis, M., & Mastrandrea,
M. D. et al. (Hrsg.): Das Raumschiff Erde hat
keinen Notausgang.
Berlin : Suhrkamp, S. 7–10.
ISBN 978-3518061763
Daly 1990 Daly, H. E. 1990.
Sustainable Development: From Concept and
Theory to Operational Principles.
Population and Development Review (16), S.
25–43.
Daly 1999 Daly, H. E. 1999.
Wirtschaft jenseits von Wachstum: Die
Volkswirtschaftslehre nachhaltiger
Entwicklung.
Salzburg, Österreich : Anton Pustet.
ISBN 3702503757
Deif 1986 Deif, A. 1986.
Sensitivity Analysis of Linear Systems.
Berlin : Springer.
ISBN 978-3540163121
Descartes 1972 Descartes, R. 1972.
Meditationen über die Grundlagen der
Philosophie mit den sämtlichen Einwänden
Literaturverzeichnis
321
und Erwiderungen.
Hamburg : Meiner.
Philosophische Bibliothek; 27.
ISBN 3787300309
DIN 2006 Deutsches Institut für Normung e. V. 2006.
Umweltmanagement - Ökobilanz -
Anforderungen und Anleitungen (ISO
14044:2006); Deutsche und Englische
Fassung EN ISO 14044:2006.
Berlin : Beuth
DIN 2009 Deutsches Institut für Normung e. V. 2009.
Umweltmanagement - Ökobilanz -
Grundsätze und Rahmenbedingungen (ISO
14040:2006); Deutsche und Englische
Fassung EN ISO 14040:2006.
Berlin : Beuth
DIN 2011 Deutsches Institut für Normung e. V. 2011.
Umweltmanagement -
Materialflusskostenrechnung - Allgemeine
Rahmenbedingungen (ISO 14051:2011);
Deutsche und Englische Fassung EN ISO
14051:2011.
Berlin : Beuth
Dittmann 2008 Dittmann, J. 2008.
Einstellungen zur Umwelt.
In: Statistisches Bundesamt, Gesellschaft
Sozialwissenschaftlicher
Infrastruktureinrichtungen, &
Literaturverzeichnis
322
Wissenschaftszentrum Berlin für
Sozialforschung (Hrsg.): Datenreport 2008.
Bonn, S. 356–362
Döring et al. 2001 Döring, R. & Ott, K. 2001.
Nachhaltigkeitskonzepte.
Zeitschrift für Wirtschafts- und
Unternehmensethik (zfwu) 2 (3), S. 315–339
DoT 2016 Department for Transport. 2016.
Vehicles statistics: Licensed vehicles by body
type at the end of quarter, Great Britain from
1994 Q1; also United Kingdom from 2014
Q3, Table VEH0101.
London, UK : Department for Transport,
zuletzt geprüft am 18. Februar 2017.
Verfügbar:
https://www.gov.uk/government/uploads/syst
em/uploads/attachment_data/file/551024/veh
0101.ods
Drucker 1963 Drucker, P. F. 1963.
Managing for Business Effectiveness.
Harvard Business Review (3), S. 53–60
Drucker 2006 Drucker, P. F. 2006.
The Effective Executive: The Definitive Guide
to Getting the Right Things Done.
2. Aufl.
New York : HarperBusiness.
ISBN 978-0060833459
Literaturverzeichnis
323
Duden 2016 Duden. 2016.
Die Methodik.
Berlin : Duden,
zuletzt geprüft am 31. Januar 2016.
Verfügbar:
http://www.duden.de/rechtschreibung/Metho
dik
Dyckhoff 2008 Dyckhoff, H. 2008.
Betriebliche Produktion: Theoretische
Grundlagen einer umweltorientierten
Produktionswirtschaft.
2. Aufl.
Berlin : Springer.
ISBN 3540575529
Dyckhoff et al. 2010 Dyckhoff, H. & Spengler, T. S. 2010.
Produktionswirtschaft - Eine Einführung.
3. Aufl.
Berlin : Springer-Verlag.
ISBN 978-3-642-13683-2
EC 2010a European Commission. 2010.
International Reference Life Cycle Data
System (ILCD) Handbook: General guide for
Life Cycle Assessment - Detailed guidance.
Luxembourg : Publications Office of the
European Union.
ISBN 978-9279190926.
EC 2010b European Commission. 2010.
International Reference Life Cycle Data
Literaturverzeichnis
324
System (ILCD) Handbook: Framework and
requirements for Life Cycle Impact
Assessment models and indicators.
Luxembourg : Publications Office of the
European Union.
ISBN 978-9279175398.
EC 2010c European Commission. 2010.
International Reference Life Cycle Data
System (ILCD) Handbook: Specific guide for
Life Cycle Inventory data sets.
Luxembourg : Publications Office of the
European Union.
ISBN 978-9279190933.
EC 2014 European Commission. 2014.
Guide to Cost-Benefit Analysis of Investment
Projects: Economic appraisal tool for
Cohesion Policy 2014-2020.
Brussels, Belgium : European Commission,
zuletzt geprüft am 31. Januar 2016.
Verfügbar:
http://ec.europa.eu/regional_policy/sources/d
ocgener/studies/pdf/cba_guide.pdf
Edenhofer et al. 2010 Edenhofer, O., Knopf, B., Barker, T. &
Baumstark, L. et al. 2010.
The Economics of Low Stabilization.
The Energy Journal 31 (1), S. 11–48.
Eisele et al. 2011 Eisele, W. & Knobloch, A. P. 2011.
Technik des betrieblichen Rechnungswesens:
Literaturverzeichnis
325
Buchführung und Bilanzierung, Kosten- und
Leistungsrechnung, Sonderbilanzen.
8. Aufl.
München : Vahlen.
ISBN 978-3800637843
Eisenführ et al. 2010 Eisenführ, F., Weber, M. & Langer, T. 2010.
Rationales Entscheiden.
5. Aufl.
Berlin : Springer.
ISBN 978-3642028489
EK 2008 Europäische Kommission. 2008.
Einstellungen der europäischen Bürger zur
Umwelt: Spezial Eurobarometer 295/ Wave
68.2 - European Opinion Research Group
EEIG.
Brüssel, Belgien : Europäische Kommission,
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar:
http://ec.europa.eu/public_opinion/archives/e
bs/ebs_295_de.pdf
EK 2013 Europäische Kommission. 2013.
Umwelt: Neues Maßnahmenpaket für
saubere Luft in Europa.
Brüssel : Europäische Kommission,
zuletzt geprüft am 3. Oktober 2016.
Verfügbar: http://europa.eu/rapid/press-
release_IP-13-1274_de.htm
Literaturverzeichnis
326
Ekardt et al. 2015 Ekardt, F. & Hennig, B. 2015.
Ökonomische Instrumente und Bewertungen
von Biodiversität: Lehren für den Naturschutz
aus dem Klimaschutz?
Marburg : Metropolis.
ISBN 978-3-7316-1120-2
Endres et al. 1997 Endres, A. & Holm-Müller, K. 1997.
Die Bewertung von Umweltschäden: Theorie
und Praxis sozioökonomischer Verfahren.
Stuttgart : Kohlhammer.
ISBN 978-3170151215
Engels 1962 Engels, W. 1962.
Betriebswirtschaftliche Bewertungslehre im
Licht der Entscheidungstheorie: Beiträge zur
betriebswirtschaftlichen Forschung.
Wiesbaden : VS Verlag.
ISBN 3663062279
Erdmann et al. 2008 Erdmann, G. & Zweifel, P. 2008.
Energieökonomik: Theorie und Anwendung.
Berlin : Springer.
ISBN 978-3-540-70773-8
EU 2008 Europäische Union. 2008.
RICHTLINIE 2008/50/EG DES EUROPÄISCHEN
PARLAMENTS UND DES RATES vom 21. Mai
2008 über Luftqualität und saubere Luft für
Europa: 2008/50/EG,
zuletzt geprüft am 19. Februar 2017.
Verfügbar:
Literaturverzeichnis
327
http://www.europarl.europa.eu/brussels/webs
ite/media/Basis/Legislative/Pdf/lsaubere_luftpd
f.pdf
Ewers et al. 1986 Ewers, H.-J., Brabänder, H. D. & Brechtel, H.-
M. et al. 1986.
Zur monetären Bewertung von
Umweltschäden: Umweltforschungsplan des
Bundesministers des Inneren.
Berlin : Erich Schmidt Verlag GmbH.
Forschungsbericht 101 03 086; UBA-FB 85-
091.
ISBN 3-503-02601-0
Farrow et al. 1998 Farrow, S. & Toman, M. 1998.
Using Environmental Benefit-Cost Analysis to
Improve Government Performance.
Washington D.C., USA,
zuletzt geprüft am 31. Januar 2016.
Verfügbar:
http://www.rff.org/files/sharepoint/WorkImag
es/Download/RFF-DP-99-11.pdf
Fava et al. 1994 Fava, J., Denison, R. & Jones, B. et al. 1994.
A Technical Framework for Life-Cycle
Assessment.
Pensacola, USA, Brussels, Belgium : SETAC.
ISBN 978-1880611005
Feely et al. 2004 Feely, R. A., Sabine, C. L. & Lee, K. et al.
2004.
Impact of Anthropogenic CO2 on the CaCO3
Literaturverzeichnis
328
System in the Oceans.
Science 305, S. 362–366.
Fichter et al. 1997 Fichter, K., Loew, T. & Seidel, E. 1997.
Betriebliche Umweltkostenrechnung:
Methoden und praxisgerechte
Weiterentwicklung.
Berlin : Springer.
ISBN 978-3540625971
Figge 2001 Figge, F. 2001.
Environmental Value Added.
Zeitschrift für angewandte Umweltforschung
14 (1-4), S. 184–197
Figge 2002 Figge, F. 2002.
Stakeholder Value Matrix: Die Verbindung
zwischen Shareholder und Stakeholder Value.
Lüneburg : Universität Lüneburg.
ISBN 978-3-935630-21-4,
Figge et al. 2000 Figge, F. & Schaltegger, S. 2000.
Was ist "stakeholder value"?: Vom
Schlagwort zur Messung.
Lüneburg : Universität Lüneburg.
ISBN 978-935630-02-3,
Figge et al. 2002 Figge, F. & Hahn, T. 2002.
Sustainable Value Added: Measuring
Corporate Sustainable Performance beyond
Eco-Efficiency.
Literaturverzeichnis
329
Lüneburg.
ISBN 978-3935630191
Figge et al. 2002 Figge, F. & Hahn, T. 2002.
Environmental Shareholder Value Matrix:
Konzeption, Anwendung und Berechnung.
Lüneburg : Universität Lüneburg.
ISBN 978-3-935630-29-0,
Figge et al. 2004 Figge, F. & Hahn, T. 2004.
Sustainable Value Added.
DIW Vierteljahrshefte zur
Wirtschaftsforschung 73 (1), S. 126–141
finanzen.net 2017 finanzen.net. 2017.
Währungsrechner : finanzen.net,
zuletzt geprüft am 15. Januar 2017.
Verfügbar:
http://www.finanzen.net/waehrungsrechner
Finkbeiner et al. 2006 Finkbeiner, M., Hoffmann, R. & Ruhland, K.
et al. 2006.
Application of Life Cycle Assessment for the
Environmental Certificate of the Mercedes-
Benz S-Class.
The International Journal of Life Cycle
Assessment 11 (4), S. 240–246
Finnveden et al. 2009 Finnveden, G., Hauschild, M. Z. & Ekvall, T. et
al. 2009.
Recent developments in Life Cycle
Assessment.
Literaturverzeichnis
330
Journal of Environmental Management 91
(1), S. 1–21
Fischer 1998 Fischer, H. 1998.
Reststoffkostenrechnung.
Berlin, Dissertation
Fleiter 2008 Fleiter, T. 2008.
Wirtschaftlichkeitsvergleich der langfristigen
Strom-Einsparpotenziale bei
Elektromotorsystemen und
Beleuchtungsanlagen in der Industrie.
In: EnInnov 08,
13.-15.2.2008, Graz, Österreich, S. 1–15
Fourier 1824 Fourier, J. B. J. 1824.
Mémoire sur les températures du globe
terrestre et des espaces planétaires,
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar:
http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k33707/f1
02.image
Frank 1976 Frank, P. M. 1976.
Empfindlichkeitsanalyse dynamischer
Systeme: Eine einführende Darstellung.
München : Oldenbourg.
ISBN 978-3486348118
Freeman 1984 Freeman, R. E. 1984.
Strategic Management: A Stakeholder
Approach.
Literaturverzeichnis
331
New Jersey : Financial Times Prentice Hall.
ISBN 978-0273019138
Freimann et al. 2012 Freimann, J. & Walther, M. 2012.
Von der Effizienz zur Konsistenz?
In: Hauff, M. von, Isenmann, R., & Müller-
Christ, G. (Hrsg.): Industrial Ecology
Management:.
Wiesbaden : Springer Gabler, S. 187–204.
ISBN 978-3834923615
Frischknecht 2013 Frischknecht, R. 2013.
Analyse und Beurteilung der
Umweltverträglichkeit: Teil 2: Ökobilanzen
(Life cycle assessment, LCA).
Zürich,
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar: http://www.eco-
bau.ch/resources/uploads/Bildungsinstitutione
n/130208_Frischknecht_v1%200.pdf
Frischknecht et al. 2009 Frischknecht, R., Steiner, R. & Jungbluth, N.
2009.
Methode der ökologischen Knappheit –
Ökofaktoren 2006: Methode für die
Wirkungsabschätzung in Ökobilanzen.
Bern
Gaitanides 1995 Gaitanides, M. 1995.
Prozessorganisation.
In: Kern, W., Schröder, H. H., & Weber, J.
(Hrsg.): Handwörterbuch der
Literaturverzeichnis
332
Produktionswirtschaft.
Stuttgart : Schäffer-Poeschel.
ISBN 978-3791080444
Gandenberger 2011 Gandenberger, C. 2011.
Von der sozialen zur sozio-ökologischen
Einbettung des Unternehmens.
In: Conrad, P. & Sydow, J. (Hrsg.):
Organisation und Umwelt.
Wiesbaden : Gabler Verlag, S. 249–279.
ISBN 978-3834931214
Georgescu-Roegen 1987 Georgescu-Roegen, N. 1987.
The Entropy Law and the Economic Process in
Retrospect.
Berlin : Institut für Ökologische
Wirtschaftsforschung.
Schriftenreihe des IÖW.
ISBN 3926930012
Gleißner 2004 Gleißner, W. 2004.
Future Value: 12 Module für eine strategische
wertorientierte Unternehmensführung.
Wiesbaden : Gabler.
ISBN 978-3409116985
González-García et al. 2011 González-García, S., Gasol, C. M. & Lozano,
R. C. et al. 2011.
Assessing the global warming potential of
wooden products from the furniture sector to
improve their ecodesign.
Literaturverzeichnis
333
Science of The Total Environment (410–411),
S. 16–25
Gossen 2010 Gossen, H. H. 2010.
Entwickelung der Gesetze des menschlichen
Verkehrs und der daraus fliessenden Regeln
für menschliche Handeln : Nabu Press.
ISBN 1142605353
Greening et al. 2000 Greening, L. A., Greene, D. L. & Difiglio, C.
2000.
Energy efficiency and consumption.
Energy Policy 28, S. 389–401
Grober 2010 Grober, U. 2010.
Die Entdeckung der Nachhaltigkeit:
Kulturgeschichte eines Begriffs.
3. Aufl.
München : Kunstmann.
ISBN 978-3888976483
Guinée 2004 Guinée, J. B. 2004.
Handbook on Life Cycle Assessment:
Operational Guide to the ISO Standards.
New York : KLUWER ACADEMIC
PUBLISHERS.
ISBN 0-306-48055-7,
Guinée et al. 2001 Guinée, J. B., Huppes, G. & Heijungs, R.
2001.
Developing an LCA guide for decision
support.
Literaturverzeichnis
334
Environmental Management and Health 12
(3), S. 301–311
Guinée et al. 2011 Guinée, J. B., Heijungs, R. & Huppes, G. et al.
2011.
Life Cycle Assessment: Past, Present and
Future.
Environmental Science & Technology 45 (1),
S. 90–96
Günther 1994 Günther, E. 1994.
Ökologieorientiertes Controlling: Konzeption
eines Systems zur ökologieorientierten
Steuerung und empirische Validierung.
München : Vahlen.
ISBN 978-3800618255
Günther et al. 2008 Günther, E. & Nowack, M. 2008.
CO2-Management von Unternehmen.
uwf UmweltWirtschaftsForum 16 (2), S. 49–
51.
DOI: 10.1007/s00550-008-0080-5
Gutenberg 1982 Gutenberg, E. 1982.
Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre: Die
Produktion.
8. Aufl.
Berlin : Springer,
ISBN 978-3540056942
Gutenberg 1988 Gutenberg, E. 1988.
Die Unternehmung als Gegenstand
Literaturverzeichnis
335
betriebswirtschaftlicher Theorie.
Ruggell, Liechtenstein : Topos Ruggell.
ISBN 3289003817
Guy et al. 2011 Guy, G. P. & Ekwueme, D. U. 2011.
Years of potential life lost and indirect costs
of melanoma and non-melanoma skin cancer:
a systematic review of the literature.
Pharmacoeconomics 29 (10), S. 863–874
Haasis 1992 Haasis, H.-D. 1992.
Umweltschutzkosten in der betrieblichen
Vollkostenrechnung.
Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt)
21 (3), S. 118–122
Hans 2001 Hans, L. 2001.
Grundlagen der Kostenrechnung.
München : Oldenbourg.
ISBN 978-3486247947
Hans-Böckler-Stiftung 2000 Hans-Böckler-Stiftung. 2000.
Arbeit und Ökologie. Wege in eine
nachhaltige Zukunft .: Ergebnisse aus dem
Verbundprojekt Arbeit und Ökologie.
Düsseldorf
Hartwick 1977 Hartwick, J. 1977.
Intergenerational Equity and the Investing of
Rents from Exhaustible Resources.
American Economic Review 67 (5), S. 972–
974
Literaturverzeichnis
336
Hauff et al. 2012 Hauff, M. von & Jörg, A. 2012.
Nachhaltiges Wachstum.
München : Oldenbourg Wissenschaftsverlag.
ISBN 978-3486718034
Heertje et al. 2008 Heertje, A. & Wenzel, H.-D. 2008.
Grundlagen der Volkswirtschaftslehre.
Berlin : Springer.
ISBN 978-3540850403
Heijungs 1992 Heijungs, R. 1992.
Environmental Life Cycle Assessment of
Products.
Leiden : Multicopy.
ISBN 90-5191-064-9
Heinen 1969 Heinen, E. 1969.
Zum Wissenschaftsprogramm der
entscheidungsorientierten
Betriebswirtschaftslehre.
Zeitschrift für Betriebswirtschaft (ZfB) 39 (4),
S. 207–220
Heinen 1994 Heinen, E. 1994.
Grundfragen der entscheidungsorientierten
Betriebswirtschaftslehre.
Wiesbaden : Gabler Verlag.
ISBN 978-3409334716
Heinzerling et al. 2002 Heinzerling, L. & Ackerman, F. 2002.
Pricing the Priceless: Cost-Benefit Analysis of
Environmental Protection,
Literaturverzeichnis
337
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar:
http://ase.tufts.edu/gdae/publications/c-
b%20pamphlet%20final.pdf
Helmstädter 1988 Helmstädter, E. 1988.
Kosten-Effektivitäts-Analysen als Grundlage
Praktischer Umweltpolitik.
In: Siebert, H. (Hrsg.): Umweltschutz für Luft
und Wasser.
Berlin : Springer, S. 93–96.
ISBN 978-3540191711
Herzberg 1966 Herzberg, F. 1966.
Work and the Nature of Man.
Wiederauflage.
Washington, USA : Ty Crowell Co.
ISBN 978-0690003710
Hischier et al. 2014 Hischier, R., Coroama, V. C. & Schien, D. et
al. 2014.
Grey Energy and Environmental Impacts of
ICT Hardware.
Advances in Intelligent Systems and
Computing (310), S. 171–189
Hofstede 2003 Hofstede, G. 2003.
Culture's Consequences: Comparing Values,
Behaviors, Institutions and Organizations
Across Nations.
2. Aufl.
Literaturverzeichnis
338
Los Angeles, USA : Sage.
ISBN 978-0803973244
Hoitsch et al. 2004 Hoitsch, H. J. & Lingnau, V. 2004.
Kosten- und Erlösrechnung: Eine
controllingorientierte Einführung.
5. Aufl.
Berlin : Springer.
ISBN 3540211748
Holland 2012 Holland, P. 2012.
Simple Introduction to Cost-Benefit Analysis.
New Caledonia,
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar:
http://www.sopac.org/dsm/public/files/reports
/PR008444.pdf
Homann 2002 Homann, K. 2002.
Vorteile und Anreize: Zur Grundlegung einer
Ethik der Zukunft.
Tübingen : Mohr Siebeck.
ISBN 978-3161479045
Homann et al. 1992 Homann, K. & Blome-Drees, F. 1992.
Wirtschafts- und Unternehmensethik.
Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht.
ISBN 978-3825217211
Homann et al. 2005 Homann, K. & Suchanek, A. 2005.
Ökonomik: Eine Einführung.
Literaturverzeichnis
339
Tübingen : Mohr Siebeck.
ISBN 978-3161465161
Horkheimer 2007 Horkheimer, M. 2007.
Zur Kritik der instrumentellen Vernunft.
Berlin : Fischer.
ISBN 3596178207
Horne et al. 2009 Horne, R., Grant, T. & Verghese, K. 2009.
Life Cycle Assessment: Principle, Practice and
Prospects.
Collingwood, Australia : CSIRO Publishing.
ISBN 9780643094529
Horváth 2011 Horváth, P. 2011.
Controlling.
12. Aufl.
München : Vahlen.
ISBN 3800638789
Horváth et al. 1989 Horváth, P. & Mayer, R. 1989.
Prozeßkostenrechnung – Der neue Weg zu
mehr Kostentransparenz und
wirkungsvolleren Unternehmensstrategien.
Controlling 1 (4), S. 214–219
Horváth et al. 1993 Horváth, P. & Mayer, R. 1993.
Prozeßkostenrechnung – Konzeption und
Entwicklung.
Kostenrechnungspraxis 37, S. 15–28
Hotelling 1931 Hotelling, H. 1931.
The Economics of Exhaustible Resources.
Literaturverzeichnis
340
Journal of Political Economy 39 (2), S. 137–
175.
Huber 1995 Huber, J. 1995.
Nachhaltige Entwicklung durch Suffizienz,
Effizienz und Konsistenz.
In: Fritz, P., Huber, J., & Levi, H. W. (Hrsg.):
Nachhaltigkeit in naturwissenschaftlicher und
sozialwisenschaftlicher Perspektive.
Stuttgart : Wissenschaftliche
Verlagsgesellschaft.
ISBN 978-3804713932
Huber 2011 Huber, J. 2011.
Allgemeine Umweltsoziologie.
2. Aufl.
Wiesbaden : VS Verlag für
Sozialwissenschaften.
ISBN 978-3531178721
Huizing et al. 1992 Huizing, A. & Dekker, C. H. 1992.
Helping to Pull our Planet out of the Red.
Accounting, Organizations and Society 17 (5),
S. 449–458
Hülsmann 2004 Hülsmann, M. 2004.
Bezugspunkte zwischen Strategischem
Management und Nachhaltigkeit.
In: Hülsmann, M., Müller-Christ, G., & Haasis,
H.-D. (Hrsg.): Betriebswirtschaftslehre und
Nachhaltigkeit.
Literaturverzeichnis
341
Wiesbaden : Springer, S. 25–72.
ISBN 978-3824407590
Hummel et al. 1983 Hummel, S. & Männel, W. 1983.
Kostenrechnung: Moderne Verfahren und
Systeme.
3. Aufl.
Wiesbaden : Gabler; 2.
ISBN 978-3409211406
Hüther 2006 Hüther, M. 2006.
Vorwort.
In: Hüther, M. (Hrsg.): Klassiker der
Ökonomie.
Bonn : Bundeszentrale für politische Bildung,
S. 11–14.
ISBN 3-89331-759-7
Hüther et al. 1999 Hüther, M. & Wiggering, H. 1999.
Angemessenes Wachstum – Dauerhaft
umweltgerechte Entwicklung: Konzeptionelle
und instrumentelle Ansätze der beiden
Sachverständigenräte.
In Junkernheinrich, M. (Hrsg.):
Ökonomisierung der Umweltpolitik. Beiträge
zur volkswirtschaftlichen Umweltökonomik
(„Angewandte Umweltforschung“, Bd. 15).
Berlin : Analytica V.-G.,
1999, S. 67–97.
IEA 2012 International energy agency. 2012.
World Energy Outlook 2012.
Literaturverzeichnis
342
Paris : IEA Publications.
ISBN 978-9264180840
Illge et al. 2006 Illge, L. & Schwarze, R. 2006.
A Matter of Opinion - How Ecological and
Neoclassical Environmental Economists think
about Sustainability and Economics.
DIW-Discussion Papers (619),
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar:
http://www.econstor.eu/bitstream/10419/185
12/1/dp619.pdf
IPCC 2007 Intergovernmental Panel on Climate Change.
2007.
Fourth Assessment Report: Climate Change
2007: Working Group I: The Physical Science
Basis: 2.10.2 Direct Global Warming
Potentials.
Genf, Schweiz : Intergovernmental Panel on
Climate Change,
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar:
https://www.ipcc.ch/publications_and_data/ar
4/wg1/en/ch2s2-10-2.html
IPCC 2013 Intergovernmental Panel on Climate Change.
2013.
Climate Change 2013: The Physical Science
Basis, Working Group I Contribution to the
Fifth Assessment Report of the
Literaturverzeichnis
343
Intergovernmental Panel on Climate Change.
New York : Cambridge University Press.
ISBN 978-1107057991,
IPCC 2014 Intergovernmental Panel on Climate Change.
2014.
Climate Change 2014: Synthesis Report.
Contribution of Working Groups I, II and III to
the Fifth Assessment Report of the
Intergovernmental Panel on Climate Change.
Geneva, Switzerland
Jacob et al. 2013 Jacob, F. & Andreae, H. 2013.
Medizin für den Wald: Forstliche
Bodenschutzkalkungen - Ein bundesdeutscher
Überblick.
Dresden : Staatsbetrieb Sachsenforst,
zuletzt geprüft am 18. Februar 2017.
Verfügbar:
https://www.forsten.sachsen.de/wald/downlo
ad/Poster_Kalkungskolloquium_2013.pdf
Jacobson 2005 Jacobson, M. Z. 2005.
Studying ocean acidification with
conservative, stable numerical schemes for
nonequilibrium air-ocean exchange and
ocean equilibrium chemistry.
Journal of Geophysical Research 110, S. 1–
17.
Janich 1996 Janich, P. 1996.
Was ist Wahrheit?: Eine philosophische
Literaturverzeichnis
344
Einführung.
München : Beck.
ISBN 3406410529
Jansen et al. 1987 Jansen, W., Block, A. & Knaack, J. 1987.
Saurer Regen: Ursachen, Analytik,
Beurteilung.
Stuttgart : Metzler.
ISBN 978-3476302915
Jarass et al. 2009 Jarass, L., Obermair, G. M. & Voigt, W. 2009.
Windenergie: Zuverlässige Integration in die
Energieversorgung.
2. Aufl.
Berlin : Springer.
ISBN 978-3540852520
Jasch 2009 Jasch, C. 2009.
Environmental and Material Flow Cost
Accounting: Principles and Procedures.
Berlin : Springer.
ISBN 978-1402090271
Jasch et al. 2005 Jasch, C., Schnitzer, H. & Kaltenegger, I. et al.
2005.
Was bedeutet Nachhaltigkeit für einen
Industriecluster?: Methode zur
Nachhaltigkeitskostenrechnung am Beispiel
eines fiktiven Pilotbetriebs des
Automobilclusters ACstyria.
Wien, Österreich,
zuletzt geprüft am 25. Februar 2017.
Literaturverzeichnis
345
Verfügbar:
http://www.ioew.at/ioew/download/endberic
ht_nachhaltigkeit_industriecluster_id2963.pdf
Jevons 1871 Jevons, W. S. 1871.
The Theory of Political Economy.
Berlin : Book on Demand Pod.
ISBN 5885235244
Jevons 1906 Jevons, W. S. 1906.
Coal Question.
3rd Reprint.
New York : Augustus M Kelley Pubs.
ISBN 978-0678001073
Jonas 1993 Jonas, H. 1993.
Das Prinzip Verantwortung: Versuch einer
Ethik für die technologische Zivilisation.
3. Aufl.
Frankfurt a. M. : Suhrkamp.
ISBN 3-518-22005-5
Jörissen et al. 1999 Jörissen, J., Kopfmüller, J. & Brandl, V. et al.
1999.
Ein integratives Konzept nachhaltiger
Entwicklung.
Karlsruhe,
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar: http://digbib.ubka.uni-
karlsruhe.de/volltexte/fzk/6393/6393.pdf
Literaturverzeichnis
346
Jung 2008 Jung, H. 2008.
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre.
11. Aufl.
München : Oldenbourg.
ISBN 978-3486587623
Junk et al. 2012 Junk, S. & Côté, S. 2012.
Untersuchung zur Energieeffizienz von Rapid-
Prototyping-Verfahren.
IAF - Beiträge aus Forschung und Technik, S.
81–83
Kaatsch et al. 2015 Kaatsch, P., Spix, C. & Katalinic, A et al.
2015.
Krebs in Deutschland 2011/2012: Eine
gemeinsame Veröff entlichung des Robert
Koch-Instituts und der Gesellschaft der
epidemiologischen Krebsregister in
Deutschland e. V.
10. Aufl.
Berlin : Robert Koch-Institut,
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar:
http://www.gekid.de/Doc/krebs_in_deutschla
nd_2015.pdf
Kallweit et al. 2013 Kallweit, D. & Wintermeyer, D. 2013.
Berechnung der gesundheitlichen Belastung
der Bevölkerung in Deutschland durch
Feinstaub (PM10).
Berlin : Umweltbundesamt,
Literaturverzeichnis
347
zuletzt geprüft am 18. Februar 2017.
Verfügbar:
https://www.umweltbundesamt.de/sites/defa
ult/files/medien/360/publikationen/berechnun
g_belastung_feinstaub_dtl_s_18-24.pdf
Kamlah 1988 Kamlah, W. 1988.
Philosophische Anthropologie. Sprachkritische
Grundlegung und Ethik.
Mannheim : Bibliographisches Institut & F. A.
Brockhaus AG.
ISBN 978-3411002382
Kant 1986 Kant, I. 1986.
Kritik der praktischen Vernunft.
Ditzingen : Reclam.
ISBN 978-3150011119
Kant 1990 Kant, I. 1990.
Die Metaphysik der Sitten.
Ditzingen : Reclam.
ISBN 978-3150045084
Kapp 1971 Kapp, K. W. 1971.
The Social Costs of Private Enterprise.
2. Aufl.
New York : Schocken Books.
ISBN 978-0805233964
KBA 2016 Kraftfahrt-Bundesamt. 2016.
Bestand in den Jahren 1960 bis 2016 nach
Fahrzeugklassen.
Literaturverzeichnis
348
Flensburg : Kraftfahrt-Bundesamt,
zuletzt geprüft am 18. Februar 2017.
Verfügbar:
http://www.kba.de/DE/Statistik/Fahrzeuge/Bes
tand/FahrzeugklassenAufbauarten/b_fzkl_zeit
reihe.html?nn=652402
Keeling 1958 Keeling, C. D. 1958.
The concentration and isotopic abundances
of atmospheric carbon dioxide in rural areas.
Geochimica et Cosmochimica Acta 13, S.
322–334
Kemfert 2007 Kemfert, C. 2007.
Klimawandel kostet die deutsche
Volkswirtschaft Milliarden.
Berlin : DIW,
zuletzt geprüft am 15. Januar 2017.
Verfügbar:
https://www.diw.de/documents/publikationen
/73/diw_01.c.55814.de/07-11-1.pdf
Kern 1992 Kern, W. 1992.
Industrielle Produktionswirtschaft.
Stuttgart : Schäffer-Poeschel Verlag.
ISBN 3791091832
Kinkel et al. 2003 Kinkel, S. & Ley, G. 2003.
Fertigungstiefe - Balast oder Kapital?: Stand
und Effekte von Out- und Insourcing im
verarbeitenden Gewerbe in Deutschland.
Karlsruhe : Fraunhofer ISI,
Literaturverzeichnis
349
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar:
http://publica.fraunhofer.de/eprints/urn_nbn_
de_0011-n-186681.pdf
Kistner 2002 Kistner, K.-P. 2002.
Betriebswirtschaftslehre im Grundstudium:
Produktion, Absatz, Finanzierung.
4. Aufl.
Heidelberg : Physica.
ISBN 978-3790814828
Kleypas et al. 2006 Kleypas, J. A., Feely, R. A. & Fabry, V. J. et al.
2006.
Impacts of Ocean Acidification on Coral Reefs
and Other Marine Calcifiers: A Guide for
Future Research: A report from a workshop
held 18–20 April 2005, St. Petersburg,
sponsored by the National Science
Foundation, the National Oceanic and
Atmospheric Administration, and the U.S.
Geological Survey,
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar:
http://www.ucar.edu/communications/Final_a
cidification.pdf
Klöpffer et al. 2009 Klöpffer, W. & Grahl, B. 2009.
Ökobilanz (LCA): Ein Leitfaden für Ausbildung
und Beruf.
1. Aufl.
Literaturverzeichnis
350
Weinheim : Wiley-VCH Verlag GmbH & Co.
KGaA.
ISBN 978-3527320431
Kopfmüller 2007 Kopfmüller, J. 2007.
Auf dem Weg zu einem integrativen
Nachhaltigkeitskonzept.
Ökologisches Wirtschaften (1), S. 16–18
Kopfmüller et al. 2001 Kopfmüller, J., Brandl, V. & Jörissen, J. et al.
2001.
Nachhaltige Entwicklung integrativ
betrachtet: Konstitutive Elemente, Regeln,
Indikatoren.
Berlin : Edition Sigma.
Global zukunftsfähige Entwicklung -
Perspektiven für Deutschland; 1.
ISBN 3-89404-571-X
Korhonen 2003 Korhonen, J. 2003.
Should we measure corporate social
responsibility?
Corporate Social Responsibility and
Environmental Management 10 (1), S. 25–39
Krebsliga 2008 Krebsliga Schweiz. 2008.
Krebs in der Schweiz: Wichtige Zahlen.
Bern, Schweiz : Krebsliga Schweiz,
zuletzt geprüft am 15. Februar 2017.
Verfügbar:
http://assets.krebsliga.ch/downloads/krebszah
len_01_2008_d.pdf
Literaturverzeichnis
351
Krey et al. 2000 Krey, M. & Weinreich, S. 2000.
Internalisierung externer Klimakosten im Pkw-
Verkehr in Deutschland.
Mannheim : ZEW,
zuletzt geprüft am 15. Februar 2017.
Verfügbar: http://ftp.zew.de/pub/zew-
docs/docus/dokumentation0011.pdf
Krol et al. 1999 Krol, G. J. & Karpe, J. 1999.
Ökonomische Aspekte von Nachhaltigkeit:
Die Umweltproblematik aus
sozioökonomischer Sicht.
Münster : LIT.
ISBN 978-3825844103
Kuhn 1996 Kuhn, T. S. 1996.
Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen.
13. Aufl.
Berlin : Suhrkamp.
ISBN 978-3518276259
Kurz et al. 2001 Kurz, R. & Spiller, J. 2001.
Umweltschutz und Unternehmensziele.
In: Lutz, U. & Nehls-Sahabandu, M. (Hrsg.):
Integriertes Produktmanagement.
Düsseldorf : Symposion Publishing, S. 53–74.
ISBN 978-3933814661
Lange et al. 1998 Lange, C. & Fischer, R. 1998.
Umweltschutzbezogene Kostenrechnung auf
Basis der Einzelkosten- und
Deckungsbeitragsrechnung als Instrument des
Literaturverzeichnis
352
Controlling.
Zeitschrift für Betriebswirtschaft (ZfB) 68, S.
107–123
Laudicina et al. 2014 Laudicina, P., Peterson, E. & Lohmeyer, R.
2014.
Global Economic Outlook 2014-2020:
Beyond the Crisis: Sustained Global Economic
Growth?
Atlanta : AT Kearney,
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar:
https://www.atkearney.com/documents/1019
2/5180587/Beyond+the+Crisis-
Sustained+Global+Economic+Growth-
Global+Economic+Outlook+2014-
%C2%AD2020/47df1c5c-afd4-455f-91cf-
dec2924889c8
Laufenberg 1996 Laufenberg, L. 1996.
Methodik zur integrierten Projektgestaltung
für die situative Umsetzung des Simultaneous
Engineering.
Herzogenrath : Shaker.
ISBN 978-3826514852
Lehmann 1954 Lehmann, M. R. 1954.
Leistungsmessung durch
Wertschöpfungsrechnung.
Essen : Girardet
Literaturverzeichnis
353
Leontief 1986 Leontief, W. W. 1986.
Input-Output Economics.
2. Aufl.
New York : Oxford University Press
ISBN 978-0195035278
Letmathe 1998 Letmathe, P. 1998.
Umweltbezogene Kostenrechnung.
München : Vahlen.
ISBN 3800622610
LfU 2014 Bayerisches Landesamt für Umwelt. 2014.
Ozonschicht und Ozonloch.
Augsburg : Bayrisches Landesamt für Umwelt,
zuletzt geprüft am 15. Januar 2017.
Verfügbar:
http://www.lfu.bayern.de/umweltwissen/doc/
uw_48_ozonschicht_ozonloch.pdf
Liebe et al. 2005 Liebe, U. & Meyerhoff, J. 2005.
Die monetäre Bewertung kollektiver
Umweltgüter: Theoretische Grundlagen,
Methoden und Probleme.
Berlin : TU Berlin,
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar:
https://www.landschaftsoekonomie.tu-
berlin.de/fileadmin/a0731/uploads/publikation
en/workingpapers/WP_13_2005_Liebe_Meyer
hoff_Monet_re_Bewertung.pdf
Literaturverzeichnis
354
Loew et al. 2003 Loew, T., Fichter, K. & Müller, U. et al. 2003.
Ansätze der Umweltkostenrechnung im
Vergleich: Vergleichende Beurteilung von
Ansätzen der Umweltkostenrechnung auf
ihre Eignung für die betriebliche Praxis und
ihren Beitrag für eine ökologische
Unternehmensführung.
Berlin : Umweltbundesamt,
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar:
http://www.umweltbundesamt.de/sites/defaul
t/files/medien/publikation/long/2428.pdf
Lorenz 2000 Lorenz, A. 2000.
Externe Kosten irgnorieren, antizipieren oder
integrieren - Expertenworkshop zu den
Kosten der Umweltverschmutzung aus
Unternehmenssicht, 8.6.2000,
Witten : Universität Witten,
2000, S. 1–4.
Lorenzen 2000 Lorenzen, P. 2000.
Lehrbuch der konstruktiven
Wissenschaftstheorie.
Stuttgart : Metzler.
ISBN 978-3476017840
Lütge 2007 Lütge, C. 2007.
Was hält eine Gesellschaft zusammen?: Ethik
im Zeitalter der Globalisierung.
Literaturverzeichnis
355
Tübingen : Mohr Siebeck.
ISBN 978-3161494086
Maddison 2003 Maddison, A. 2003.
The World Economy: Historical Statistics.
Paris : OECD Publications Service
Malthus 1977 Malthus, T. R. 1977.
Das Bevölkerungsgesetz.
München : DTV.
ISBN 3423060212
Mankiw et al. 2012 Mankiw, N. G. & Taylor, M. P. 2012.
Grundzüge der Volkswirtschaftslehre.
Stuttgart : Schäffer-Poeschel.
ISBN 978-3791030982
Männel 1992 Männel, W. 1992.
Handbuch Kostenrechnung.
Wiesbaden : Gabler.
ISBN 978-3409199360
Marcuse 2004 Marcuse, H. 2004.
Der eindimensionale Mensch: Studien zur
Ideologie der fortgeschrittenen
Industriegesellschaft.
München : DTV.
ISBN 3423340843
Marx 2014 Marx, K. 2014.
Zur Kritik der politischen Ökonomie.
Charleston : CreateSpace.
ISBN 1495999769
Literaturverzeichnis
356
Maslow 1981 Maslow, A. H. 1981.
Motivation und Persönlichkeit.
Reinbek : rororo.
ISBN 3499173956
Matten et al. 2012 Matten, D., Janzen, H. & Hahn, R. 2012.
Die gesellschaftliche Verantwortung des
Unternehmens.
In: Hahn, R. Janzen, H., & Matten, D. (Hrsg.):
Die gesellschaftliche Verantwortung des
Unternehmens.
Stuttgart : Schäffer-Poeschel, S. 1–17.
ISBN 978-3791031514
McKenzie et al. 2011 McKenzie, R. L., Aucamp, P. J. & Bais, A. F. et
al. 2011.
Ozone depletion and climate change: impacts
on UV radiation.
Photochemical & Photobiological Sciences 10,
S. 182–198
McMichael et al. 2003 McMichael, A. J., Campbell-Lendrum, D. H. &
Corvalán, C.F. et al. 2003.
Climate Change and Human Health: Risk and
Responses.
Genf : McMichael, A.J., Campbell-Lendrum,
D.H. & Corvalán, C.F. et al.,
zuletzt geprüft am 15. Januar 2017.
Verfügbar:
http://www.who.int/globalchange/publication
s/climchange.pdf
Literaturverzeichnis
357
Meadows et al. 1972 Meadows, D. H., Meadows, D. L. & Randers,
J. et al. 1972.
The Limits to Growth.
New York : Universe Books.
ISBN 0876631650
Medvecky 2012 Medvecky, F. 2012.
Valuing environmental costs and benefits in
an uncertain future: risk aversion and
discounting.
Erasmus Journal for Philosophy and
Economics 5 (1), S. 1–23,
Mellerowicz 1958 Mellerowicz, K. 1958.
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre.
Berlin : De Gruyter.
ISBN 978-3110045246
Menger 2006 Menger, C. 2006.
Grundsätze der Volkswirtschaftslehre.
Saarbrücken : VDM.
ISBN 3865505236
Mercedes-Benz 2008 Mercedes-Benz. 2008.
Die S - Klasse.: Preisliste. Gültig ab
Rechnungsdatum 1. Juli 2008.
Stuttgart : Mercedes-Benz.
Meyer-Abich 2001 Meyer-Abich, K. M. 2001.
Nachhaltigkeit - ein kulturelles, bisher aber
chancenloses Wirtschaftsziel.
Literaturverzeichnis
358
Zeitschrift für Wirtschafts- und
Unternehmensethik 3 (2), S. 291–310.
Meyer-Merz 1979 Meyer-Merz, A. 1979.
Die Wertschöpfungsrechnung der
Unternehmung.
Der Schweizer Treuhändler 53 (10), S. 2–8
Meyer-Merz 1985 Meyer-Merz, A. 1985.
Die Wertschöpfungsrechnung in Theorie und
Praxis.
Zürich : Schulthess.
ISBN 3725524556
MGI 2012 McKinsey Global Institute. 2012.
Manufacturing the future: The next era of
global growth and innovation.
San Francisco : McKinsey.
Michaelis 1999 Michaelis, P. 1999.
Betriebliches Umweltmanagement.
Herne : NWB.
ISBN 978-3482511912
Miehe et al. 2016 Miehe, R., Scheumann, R. & Jones, C. M. et
al. 2016.
Regional carbon footprints of households: a
German case study.
Environment, Development and Sustainability
18 (2), S. 577–591
Miehe et al. 2016 Miehe, R., Wiedenmann, M. & Bauernhansl,
T. 2016.
Literaturverzeichnis
359
Der Umsatz-Nachhaltigkeitsindex.
wt Werkstattstechnik online 106 (3), S. 136–
140
Mill 2006 Mill, J. S. 2006.
Utilitarismus.
Leipzig : Reclam.
ISBN 3150184614
Mill 2014 Mill, J. S. 2014.
Schriften zur Politischen Ökonomie in fünf
Bänden: Kleinere Schriften zur Politischen
Ökonomie: 1825-1861.
Weimar : Metropolis.
ISBN 3731611015
Miller et al. 1985 Miller, J. G. & Vollmann, T. E. 1985.
The hidden factory.
Harvard Business Review, S. 142–150.
MoE 2002 Ministry of the Environment. 2002.
Environmental Accounting Guidelines.
Tokyo, Japan : Ministry of the Environment,
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar:
https://www.env.go.jp/en/policy/ssee/eag02.p
df
Molina et al. 1974 Molina, M. J. & Rowland, F. S. 1974.
Stratospheric sink for chlorofluoromethanes:
chlorine atom-catalysed destruction of ozone.
Nature 249, S. 810–812
Literaturverzeichnis
360
Morris et al. 2009 Morris, S., Cox, B. & Bosanquet, N. 2009.
Cost of skin cancer in England.
The European Journal of Health Economics 10
(3), S. 267–273
Müller 1809 Müller, A. H. 1809 (Nachdruck 1922).
Die Elemente der Staatskunst.
Berlin.
Müller 2013 Müller, R. 2013.
Waldkalkung für vitale Wälder: Eine
Bestandsaufnahme mit Fakten und
Empfehlungen.
Köln : Müller, R.,
zuletzt geprüft am 18. Februar 2017.
Verfügbar:
http://waldkalkung.com/fileadmin/user_uploa
d/Naturkalk_Flyer_DINlang_130308_Ansicht.p
df
Müller-Christ 2010 Müller-Christ, G. 2010.
Nachhaltiges Management: Einführung in
Ressourcenorientierung und widersprüchliche
Managementrationalitäten.
Baden-Baden : Nomos.
ISBN 978-3832953539
Müller-Stewens et al. 2005 Müller-Stewens, G. & Lechner, C. 2005.
Strategisches Management: Wie strategische
Initiativen zum Wandel führen.
3. Aufl.
Literaturverzeichnis
361
Stuttgart : Schäffer-Poeschel.
ISBN 978-3791024677
Nagel 1988 Nagel, K. 1988.
Nutzen der Informationsverarbeitung:
Methoden zur Bewertung von strategischen
Wettbewerbsvorteilen,
Produktivitätsverbesserungen und
Kosteneinsparungen.
München : Oldenbourg.
ISBN 978-3486206364
Narita et al. 2012 Narita, D., Rehdanz, K. & Tol, R. S. J. 2012.
Economic costs of ocean acidification: a look
into the impacts on global shellfish
production.
Climatic Change 113 (3), S. 1049–1063
Nas 1996 Nas, T. F. 1996.
Cost-Benefit Analysis: Theory and Application.
Thousand Oaks, USA : Sage Publications.
ISBN 978-0803971332
Nertinger 2015 Nertinger, S. 2015.
Carbon and Material Flow Cost Accounting:
Ein integrierter Ansatz im Kontext
nachhaltigen Erfolgs und Wirtschaftens.
Wiesbaden : Springer Gabler.
ISBN 978-3-658-08129-4
Neumayer 2003 Neumayer, E. 2003.
Weak versus strong sustainability: Exploring
Literaturverzeichnis
362
the limits of two opposing paradigms.
2. Aufl.
Cheltenham, UK : Edward Elgar.
ISBN 1843764881
Newman et al. 2007 Newman, P. A., Daniel, J. S. & Waugh, D. W.
et al. 2007.
A new formulation of equivalent effective
stratospheric chlorine (EESC).
Atmospheric Chemistry and Physics 7, S.
4537–4552.
Nicklisch 1972 Nicklisch, H. K. 1972.
Die Betriebswirtschaft.
Ruggell, Liechtenstein : Topos Ruggell.
ISBN 3289090647
Nollau 2004 Nollau, H. G. 2004.
Geschäftsprozessoptimierung im Mittelstand:
(Economy and Labour).
Lohmar : Josef Eul.
ISBN 978-3899362220
Nordhaus 1975 Nordhaus, W. D. 1975.
Can We Control Carbon Dioxide?
Laxenburg : IIASA.
Nordhaus 1977 Nordhaus, W. D. 1977.
Strategies for the control of carbon dioxide.
Cowles Foundation Discussion Papers 443.
Literaturverzeichnis
363
Norton et al. 1997 Norton, B. G. & Toman, M. A. 1997.
Sustainability.
Land Economics 73 (4), S. 553–568
Nyborg 1996 Nyborg, K. 1996.
Environmental Valuation, Cost Benefit
Analysis and Policy Making: A Survey.
Oslo : Statistics Norway,
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar:
https://www.ssb.no/a/histstat/doc/doc_19961
2.pdf
OECD 2006 Organisation for Economic Co-Operation and
Development. 2006.
Cost-Benefit Analysis and the Environment:
Recent developments.
Paris, France : OECD Publications Service,
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar:
http://www.oecd.org/environment/tools-
evaluation/36190261.pdf
OECD 2012 Organisation for Economic Co-Operation and
Development. 2012.
OECD Environmental Outlook to 2050: The
Consequences of Inaction.
Paris, France : OECD Publications Service.
ISBN 978-92-64-12224-6,
OECD 2016 Organisation for Economic Co-Operation and
Development. 2016.
Literaturverzeichnis
364
The economic consequences of outdoor air
pollution, Policy Highlights.
Paris, France : OECD Publications Service,
zuletzt geprüft am 18. Februar 2017.
Verfügbar:
http://www.oecd.org/environment/indicators-
modelling-outlooks/Policy-Highlights-
Economic-consequences-of-outdoor-air-
pollution-web.pdf
Oertel et al. 2006 Oertel, D. & Grunwald, A. 2006.
Potenziale und Anwendungsperspektiven der
Bionik, Vorstudie.
Berlin : TAB,
zuletzt geprüft am 23. September 2016.
Verfügbar:
http://www.itas.kit.edu/pub/v/2006/oegr06a.
Ott et al. 2008 Ott, K. & Döring, R. 2008.
Theorie und Praxis starker Nachhaltigkeit.
2. Aufl.
Marburg : Metropolis.
ISBN 978-3-89518-695-0
Pareto 2007 Pareto, V. 2007.
Ausgewählte Schriften.
Berlin : Springer VS.
ISBN 978-3531150536
Literaturverzeichnis
365
Patterson 1996 M.G. Patterson. 1996.
What is energy efficiency?
Energy Policy (5), S. 377–390
Pearce 1988 Pearce, D. W. 1988.
Economics, Equity and Sustainable
Development.
Futures 20 (6), S. 598–605
Pearce et al. 2000 Pearce, D. W. & Howarth, A. 2000.
Technical Report on Methodology: Cost
Benefit Analysis and Policy Responses.
Bilthoven : RIVM,
zuletzt geprüft am 31. Januar 2016.
Verfügbar:
http://ec.europa.eu/environment/enveco/priori
ty_study/pdf/methodology.pdf
Petty 2011 Petty, W. 2011.
A Treatise of Taxes and Contributions
Shewing the Nature and Measures of (Brace)
Crown-Lands, Assessments, Customs, Poll-
Moneys, Lotteries, Benevole.
Ann Arbor, Michigan, USA : Eebo Editions,
Proquest.
Economic Writings; 1.
ISBN 1240945949
Pfeffer et al. 2003 Pfeffer, J. & Salancik, G. R. 2003.
The External Control of Organizations: A
Resource Dependence Perspective.
Literaturverzeichnis
366
Stanford, USA : Stanford University Press.
ISBN 978-0804747899
Pigou 1911 Pigou, A. C. 1911.
Wealth and welfare : Book on Demand.
ISBN 978-1275546516
Polanyi 1973 Polanyi, K. 1973.
The Great Transformation: Politische und
ökonomische Ursprünge von Gesellschaften
und Wirtschaftssystemen.
12. Aufl.
Berlin : Suhrkamp.
ISBN 978-3518278604
Popper 2007 Popper, K. 2007.
Logik der Forschung.
München : Oldenbourg.
ISBN 978-3050043685
Porhincák et al. 2011 Porhincák, M. & Eštoková, A. 2011.
Environmental Profile of Building Materials of
a Single Family House.
Organisation, Technology and Management
in Construction - an international Journal 3
(2), S. 348–353
Porter 1986 Porter, M. E. 1986.
Wettbewerbsvorteile (Competitive
Advantage): Spitzenleistungen erreichen und
behaupten.
Literaturverzeichnis
367
Frankfurt/Main : Campus.
ISBN 978-3-593-33542-1
Pretty et al. 2003 Pretty, J. N., Mason, C. F. & Nedwell, D. B. et
al. 2003.
Environmental Costs of Freshwater
Eutrophication in England and Wales.
Environmental Science & Technology 37 (2),
S. 201–208.
Pugh et al. 2007 Pugh, D. S. & Hickson, D. J. 2007.
Writers on Organizations.
6. Aufl.
London, UK : Penguin.
ISBN 978-0141029924
Rappaport 1986 Rappaport, A. 1986.
Creating Shareholder Value: The New
Standard for Business Performance.
New York : The Free Press.
ISBN 978-0029257203
Rappaport 1998 Rappaport, A. 1998.
Shareholder Value: Ein Handbuch für
Manager und Investoren.
2. Aufl.
Stuttgart : Schäffer-Poeschel.
ISBN 978-3791013749
Rauschenberger 2002 Rauschenberger, R. 2002.
Nachhaltiger Shareholder Value.
Literaturverzeichnis
368
Zürich : Haupt.
ISBN 978-3258064451
Ravishankara et al. 2009 Ravishankara, A. R., Daniel, J. S. & Portmann,
R. W. 2009.
Nitrous Oxide (N2O): The Dominant Ozone-
Depleting Substance Emitted in the 21st
Century.
Science 326 (5949), S. 123–125
Reese 1999 Reese, J. 1999.
Produktion.
In: Corsten, H. & Reiß, M. (Hrsg.):
Betriebswirtschaftslehre.
3. Aufl.
München : R.Oldenburg Verlag, S. 723–808.
ISBN 3-486-25066-3
Reichwald et al. 2009 Reichwald, R. & Piller, F. 2009.
Interaktive Wertschöpfung: Open Innovation,
Individualisierung und neue Formen der
Arbeitsteilung.
2. Aufl.
Wiesbaden : Gabler.
ISBN 978-3-8349-0972-5
Rentz 1979 Rentz, O. 1979.
Techno-Ökonomie betrieblicher
Emissionsminderungsmaßnahmen.
Technological economics 4 (4)
Literaturverzeichnis
369
Rheinländer 2011 Rheinländer, K. 2011.
Vertrauen im betrieblichen
Nachhaltigkeitsmanagement:
Verhaltenstheoretische Betrachtung von
Vertrauen als ökonomierelevante Kategorie.
Hamburg : Verlag Dr. Kovač.
ISBN 978-3830070641
Ricardo 2006 Ricardo, D. 2006.
Über die Grundsätze der Politischen
Ökonomie und der Besteuerung: Vollständige
deutsche Fassung der englischen
Standardausgabe einschließlich der
Einführung und editorischen Anmerkungen
Piero Sraffas.
2. Aufl. : Metropolis.
ISBN 389518540X
Riebel 1994 Riebel, P. 1994.
Einzelkosten- und
Deckungsbeitragsrechnung: Grundfragen
einer markt- und entscheidungsorientierten
Unternehmensrechnung.
7. Aufl.
Wiesbaden : Gabler.
ISBN 978-3409260954
Rockström et al. 2009a Rockström, J., Steffen, W. & Noone, K. et al.
2009.
A safe operating space for humanity, Feature
461, S. 472–475.
Literaturverzeichnis
370
Rockström et al. 2009b Rockström, J., Steffen, W. & Noone, K. et al.
2009.
Planetary Boundaries: Exploring the Safe
Operating Space for Humanity.
Ecology and Society 14 (2).
Rogall 2008 Rogall, H. 2008.
Ökologische Ökonomie: Eine Einführung.
2. Aufl.
Wiesbaden : VS Verlag für
Sozialwissenschaften.
ISBN 978-3531160580
Roth 1992 Roth, U. 1992.
Umweltkostenrechnung: Grundlagen und
Konzeption aus betriebswirtschaftlicher Sicht.
Wiesbaden : Deutscher Universitäts-Verlag.
DUV: Wirtschaftswissenschaften.
ISBN 3824400944
Sabine et al. 2004 Sabine, C. L., Feely, R. A. & Gruber, N. et al.
2004.
The Oceanic Sink for Anthropogenic CO.
Science 305, S. 367–371
Sachs 1993 Sachs, W. 1993.
Die vier E's: Merkposten für einen maßvollen
Wirtschaftsstil.
Politische Ökologie (33), S. 69–72
Samuelson 1937 Samuelson, P. A. 1937.
A Note on Measurement of Utility.
Literaturverzeichnis
371
The Review of Economic Studies 2 (4), S.
155–161.
Schäfer 1951 Schäfer, E. 1951.
Vom Mehrwert zur Wertschöpfung.
Zeitschrift für Betriebswirtschaft (ZfB) 21, S.
449–459
Schaltegger et al. 1999 Schaltegger, S. & Sturm, A. 1999.
Ökologieorientierte Entscheidungen in
Unternehmen: Ökologisches
Rechnungswesen statt Ökobilanzierung:
Notwendigkeit, Kriterien, Konzepte.
3. Aufl.
Bern : Haupt.
ISBN 978-3258050393.
Schaltegger et al. 2000 Schaltegger, S. & Sturm, A. 2000.
Öko-Effizienz durch Öko-Controlling: Zur
praktischen Umsetzung von EMAS und ISO
14001.
Stuttgart : Schäffer-Poeschel Verlag.
ISBN 3791009923
Schaltegger et al. 2003 Schaltegger, S., Kleiber, O. & Müller, J. 2003.
Die Werkzeuge des
Nachhaltigkeitsmanagements.
In: Linne, G. & Schwarz, M. (Hrsg.):
Handbuch Nachhaltige Entwicklung.
Wiesbaden : leske+budrich, S. 332–341.
ISBN 978-3810037589
Literaturverzeichnis
372
Schaltegger et al. 2008 Schaltegger, S., Bennett, M. & Burrit, R. L. et
al. 2008.
Environmental Management Accounting
(EMA) as a Support for Cleaner Production.
In: Schaltegger, S., Bennett, M., & Burritt, R.
L. et al. (Hrsg.): Environmental Management
Accounting for Cleaner Production.
Berlin : Springer Sciences and Business Media,
LLC, S. 3–26.
ISBN 978-1402089121
Scheck 2009 Scheck, F. 2009.
Theoretische Physik 1: Mechanik.
Berlin : Springer.
ISBN 978-3540713777
Schenk et al. 2014 Schenk, M., Wirth, S. & Müller, E. 2014.
Fabrikplanung und Fabrikbetrieb: Methoden
für die wandlungsfähige, vernetzte und
ressourceneffiziente Fabrik.
2. Aufl.
Berlin : Springer Vieweg.
ISBN 978-3642054587
Schmidt 2010 Schmidt, F. 2010.
Die neuen Goldmarkbilanzen und die
Goldmarkbuchführung.
In: Fandel, G. (Hrsg.): ZfB Special Issue
6/2010.
Wiesbaden : Gabler, S. 5–38.
ISBN 978-3834920003
Literaturverzeichnis
373
Schneeweiß 2002 Schneeweiß, C. 2002.
Einführung in die Produktionswirtschaft.
8. Aufl.
Berlin : Springer.
ISBN 3540431926
Schneidewind et al. 2011 Schneidewind, U. & Palzkill, A. 2011.
Suffizienz als Business Case: Nachhaltiges
Ressourcenmanagement als Gegenstand
einer transdisziplinären
Betriebswirtschaftslehre. In: Wuppertal-
Institut (Hrsg.): Impulse zur
Wachstumswende.
Wuppertal : Wuppertal-Institut,
2011.
Schreiner 1992 Schreiner, M. 1992.
Auswirkungen einer umweltorientierten
Unternehmensführung auf die Kosten- und
Leistungsrechnung.
In: Männel, W. (Hrsg.): Handbuch
Kostenrechnung.
Wiesbaden : Gabler, S. 941–955.
ISBN 978-3409199360
Schreiner 1996 Schreiner, M. 1996.
Umweltmanagement in 22 Lektionen.
4. Aufl.
Wiesbaden : Gabler Verlag.
ISBN 3409433465
Literaturverzeichnis
374
Schröder 1991 Schröder, M. 1991.
Die volkswirtschaftlichen Kosten von
Umweltpolitik: Kosten-Wirksamkeitsanalysen
mit einem Angewandten
Gleichgewichtsmodell: (Umwelt und
Ökonomie).
Heidelberg : Physica.
ISBN 978-3790805352
Schrödinger 1935 Schrödinger, E. 1935.
Die gegenwärtige Situation in der
Quantenmechanik.
Die Naturwissenschaften 23 (48), S. 807–849
Schuh 1988 Schuh, G. 1988.
Gestaltung und Bewertung von
Produktionsvarianten: Ein Beitrag zur
systematischen Planung von Serienprodukten.
Aachen, Dissertation
Schuh 2011 Schuh, G. 2011.
Der Ordnungsrahmen Produktion und
Management.
In: Schuh, G. & Klappert, S. (Hrsg.):
Technologiemanagement.
Berlin : Springer, S. 1–4.
ISBN 978-3642125294
Schumpeter 2007 Schumpeter, J. A. 2007.
Geschichte der ökonomischen Analyse.
2 Bände.
Literaturverzeichnis
375
Neuauflage : Vandenhoeck & Ruprecht.
ISBN 3525105266
Schütz et al. 2008 Schütz, H. & Bringezu, S. 2008.
Ressourcenverbrauch von Deutschland -
aktuelle Kennzahlen und
Begriffsbestimmungen: Erstellung eines
Glossars zum "Ressourcenbegriff" und
Berechnung von fehlenden Kennzahlen des
Ressourcenverbrauchs für die weitere
politische Analyse.
Dessau-Roßlau : Umweltbundesamt,
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar:
http://www.umweltbundesamt.de/sites/defaul
t/files/medien/publikation/long/3426.pdf
Schwarze 2009 Schwarze, C. 2009.
Gestaltung nachhaltiger
Unternehmensprozesse.
Hamburg : Verlag Dr. Kovač.
ISBN 978-3830045908
Schweitzer et al. 1991 Schweitzer, M. & Küpper, H.-U. 1991.
Systeme der Kostenrechnung.
5. Aufl.
Landsberg/Lech : Moderne Industrie.
ISBN 3-478-39145-8
Schwoerbel et al. 2005 Schwoerbel, J. & Brendelberger, H. 2005.
Einführung in die Limnologie.
9. Aufl.
Literaturverzeichnis
376
Heidelberg : Spektrum Akademischer Verlag.
ISBN 978-3827414984
Sen 2000 Sen, A. K. 2000.
The discipline of cost‐benefit analysis.
Journal of Legal Studies 29 (2), S. 931–952.
Siebert 1982 Siebert, H. 1982.
Ökonomische Theorie natürlicher Ressourcen.
Tübingen : Mohr Siebeck.
ISBN 978-3163452527
Smith 2010 Smith, A. 2010.
Theorie der ethischen Gefühle.
Hamburg : Meiner.
ISBN 3787319360
Smith 2013 Smith, A. 2013.
Der Wohlstand der Nationen.
Köln : Anaconda Verlag.
ISBN 3730600184
Socolow et al. 1994 Socolow, R., Andrews, C. & Berkhout, F. et al.
1994.
Industrial Ecology and Global Change.
Cambridge, UK : Cambridge University Press.
ISBN 0521471974
Söllner 1997 Söllner, F. 1997.
Die Divergenz zwischen Zahlungs- und
Akzeptanzbereitschaft bei der Bewertung von
Umweltgütern.
Konjunkturpolitik 43, S. 43–81
Literaturverzeichnis
377
Sommer et al. 1999 Sommer, H., Seethaler, R. & Chanel, O. et al.
1999.
Health Costs due to Road Traffic-related Air
Pollution: An impact assessment project of
Austria, France and Switzerland.
Bern, Switzerland : UVEK, ETEC,
zuletzt geprüft am 15. Februar 2017.
Verfügbar:
http://www.ecoplan.ch/download/ges2_ber_e
n.pdf
Sorrell et al. 2008 Sorrell, S. & Dimitropoulos, J. 2008.
The rebound effect.
Ecological Economics 65, S. 636–649
Sraffa 2014 Sraffa, P. 2014.
Warenproduktion mittels Waren: Einleitung
zu einer Kritik der ökonomischen Theorie,
Nachworte von Bertram Schefold.
2. Aufl.
Marburg : Metropolis.
ISBN 978-3-7316-1065-6
Stachowiak 1973 Stachowiak, H. 1973.
Allgemeine Modelltheorie.
Berlin : Springer.
ISBN 978-3211811061
StBA 2010 Statistisches Bundesamt. 2010.
Gesundheit: Krankheitskosten.
Wiesbaden : Statistisches Bundesamt,
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Literaturverzeichnis
378
Verfügbar:
https://www.destatis.de/DE/Publikationen/The
matisch/Gesundheit/Krankheitskosten/Krankh
eitskosten2120720089004.pdf?__blob=publi
cationFile
StBA 2014 Statistisches Bundesamt. 2014.
Umweltnutzung und Wirtschaft - Tabellen zu
den Umweltökonomischen
Gesamtrechnungen: Teil 1:
Gesamtwirtschaftliche Übersichtstabellen,
Wirtschaftliche Bezugszahlen.
Wiesbaden : Statistisches Bundesamt,
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar:
https://www.destatis.de/DE/Publikationen/The
matisch/UmweltoekonomischeGesamtrechnu
ngen/Querschnitt/UmweltnutzungundWirtsch
aftTabellenband.html
StBA 2015 Statistisches Bundesamt. 2017.
Rohstoffproduktivität.
Wiesbaden : Statistisches Bundesamt,
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar:
https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Ges
amtwirtschaftUmwelt/Umwelt/Umweltoekon
omischeGesamtrechnungen/Glossar/Rohstoff
produktivitaet.html
Literaturverzeichnis
379
StBA 2016a Statistisches Bundesamt. 2016.
Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen:
Inlandsproduktsberechnung: Lange Reihen ab
1970.
Wiesbaden : Statistisches Bundesamt,
zuletzt geprüft am 15. Januar 2017.
Verfügbar:
https://www.destatis.de/DE/Publikationen/The
matisch/VolkswirtschaftlicheGesamtrechnung
en/Inlandsprodukt/Inlandsproduktsberechnun
gLangeReihenPDF_2180150.pdf?__blob=publ
icationFile
StBA 2016b Statistisches Bundesamt. 2016.
Preise: Verbraucherpreisindizes für
Deutschland: Lange Reihen ab 1948.
Wiesbaden : Statistisches Bundesamt,
zuletzt geprüft am 15. Januar 2017.
Verfügbar:
https://www.destatis.de/DE/Publikationen/The
matisch/Preise/Verbraucherpreise/Verbraucher
preisindexLangeReihenPDF_5611103.pdf?__b
lob=publicationFile
StBA 2016c Statistisches Bundesamt. 2016.
Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen:
Inlandsproduktberechnung: Detaillierte
Jahresergebnisse, Fachserie 18 Reihe 1.4.
Wiesbaden : Statistisches Bundesamt,
zuletzt geprüft am 10. März 2017.
Literaturverzeichnis
380
Verfügbar:
https://www.destatis.de/DE/Publikationen/The
matisch/VolkswirtschaftlicheGesamtrechnung
en/Inlandsprodukt/Inlandsproduktsberechnun
gVorlaeufig.html
Steger 2010 Steger, J. 2010.
Kosten- und Leistungsrechnung: Einführung
in das betriebliche Rechnungswesen,
Grundlagen der Vollkosten-, Teilkosten-,
Plankosten- und Prozesskostenrechnung.
2. Aufl.
München : Oldenbourg.
ISBN 978-3486596724
Steimle 2008 Steimle, U. 2008.
Ressourcenabhängigkeit und
Nachhaltigkeitsorientierung von
Unternehmen.
Marburg : Metropolis.
ISBN 978-3895186493
Steinmann et al. 2005 Steinmann, H. & Schreyögg, G. 2005.
Management. Grundlagen der
Unternehmensführung: Konzepte -
Funktionen - Fallstudien.
6. Aufl.
Wiesbaden : Gabler.
ISBN 978-3409633123
Steven 1994 Steven, M. 1994.
Produktion und Umweltschutz: Ansatzpunkte
Literaturverzeichnis
381
für die Integration von
Umweltschutzmaßnahmen in die
Produktionstheorie.
Wiesbaden : Gabler.
Beiträge zur betriebswirtschaftlichen
Forschung; 71.
ISBN 978-3409137676
Stirnberg 1999 Stirnberg, S. 1999.
Die Berücksichtigung der natürlichen Umwelt
in Produktionsfaktorsystemen.
Bochum, Diplomarbeit
Strobel et al. 2001 Strobel, M. & Loew, T. 2001.
Stoff- und energieflussorientierte
Kostenrechnung.
In: Bundesumweltministerium &
Umweltbundesamt (Hrsg.): Handbuch
Umweltcontrolling.
2. Aufl.
München : Vahlen, S. 523–536.
ISBN 978-3800625369
Stürznickel et al. 2012 Stürznickel, B., Letmathe, P. & Kunsleben, A.
2012.
Ressourcenkostenrechnung – Konzeption und
Anwendungen.
In: Tschandl, M. & Posch, A. (Hrsg.):
Integriertes Umweltcontrolling.
2. Aufl.
Literaturverzeichnis
382
Wiesbaden : Gabler, S. 163–178.
ISBN 978-3834930316
Suchanek 2000 Suchanek, A. 2000.
Normative Umweltökonomik: Zur Herleitung
von Prinzipien rationaler Umweltpolitik.
Tübingen : Mohr Siebeck.
ISBN 3161472845
Suchanek 2004 Suchanek, A. 2004.
Überlegungen zu einer
interaktionsökonomischen Theorie der
Nachhaltigkeit.
Wittenberg : Universität Halle-Wittenberg.
ISBN 3-86010-736-4.
Suh et al. 2005 Suh, S. & Huppes, G. 2005.
Methods for Life Cycle Inventory of a
product.
Journal of Cleaner Production 13 (7), S. 687–
697
Taghizadegan 2010 Taghizadegan, R. 2010.
Cradle-to-cradle – die nächste Sau, die man
durch das globale Dorf treibt?
wirks Magazin für Zukunftskompetenz (1), S.
21–26.
The World Bank 2015 The World Bank. 2015.
Gross domestic product 2014.
Washington D.C., USA : World Bank,
zuletzt geprüft am 29. September 2015.
Literaturverzeichnis
383
Verfügbar:
http://databank.worldbank.org/data/downloa
d/GDP.pdf
The World Bank 2016 The World Bank. 2016.
Health expenditure per capita (current US$):
World.
Washington, D.C. : The World Bank,
zuletzt geprüft am 15. Februar 2017.
Verfügbar:
http://data.worldbank.org/indicator/SH.XPD.P
CAP
The World Bank 2016 The World Bank. 2016.
GDP (current US$).
Washington D.C., USA : The World Bank,
zuletzt geprüft am 15. Januar 2017.
Verfügbar:
http://data.worldbank.org/indicator/NY.GDP.
MKTP.CD
The World Bank 2016 The World Bank. 2016.
Inflation, consumer prices (annual %).
Washington D.C., USA : The World Bank,
zuletzt geprüft am 15. Januar 2017.
Verfügbar:
http://data.worldbank.org/indicator/FP.CPI.TO
TL.ZG?end=2015&start=1992
Thomas et al. 2015 Thomas, J. M. & Wise, S. H. 2015.
2016 Global Health Care Outlook:
Reconciling Rapid Growth & Cost
Literaturverzeichnis
384
Consciousness.
Washington D.C., USA,
zuletzt geprüft am 18. Februar 2017.
Verfügbar:
https://www.carlyle.com/sites/default/files/ma
rket-commentary/october_2015_-
_global_health_care_investment_outlook.pdf
Thünen 1990 Thünen, J. H. von. 1990.
Der isolierte Staat in Beziehung auf
Landwirtschaft und Nationalökonomie.
5. Aufl.
Amsterdam, Niederlande : Scientia.
ISBN 3511092183
Töpfer 2010 Töpfer, A. 2010.
Erfolgreich Forschen: Ein Leitfaden für
Bachelor-, Master-Studierende und
Doktoranden.
2. Aufl.
Heidelberg : Springer.
ISBN 978-3642139017
UBA 2009 Umweltbundesamt. 2009.
Feinstaubbelastung in Deutschland.
Dessau-Roßlau : Umweltbundesamt,
zuletzt geprüft am 13. Februar 2017.
Verfügbar:
https://www.umweltbundesamt.de/sites/defa
ult/files/medien/publikation/long/3565.pdf
Literaturverzeichnis
385
UBA 2012 Umweltbundesamt. 2012.
Ökonomische Bewertung von
Umweltschäden: Methodenkonvention 2.0
zur Schätzung von Umweltkosten.
Dessau-Roßlau : Umweltbundesamt,
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar:
http://www.umweltbundesamt.de/sites/defaul
t/files/medien/378/publikationen/uba_method
enkonvention_2.0_-_2012_gesamt.pdf
UBA 2015 Umweltbundesamt. 2015.
Nähr- und Schadstoffe.
Dessau-Roßlau : Umweltbundesamt,
zuletzt geprüft am 18. Februar 2017.
Verfügbar:
https://www.umweltbundesamt.de/themen/w
asser/gewaesser/grundwasser/nutzung-
belastungen/naehr-schadstoffe#textpart-1+
UBA 2016 Umweltbundesamt. 2016.
Emission von Feinstaub der Partikelgröße
PM10.
Dessau-Roßlau : Umweltbundesamt,
zuletzt geprüft am 15. Februar 2017.
Verfügbar:
http://www.umweltbundesamt.de/daten/luftb
elastung/luftschadstoff-emissionen-in-
deutschland/emission-von-feinstaub-der-
partikelgroesse-pm10
Literaturverzeichnis
386
UBA 2016 Umweltbundesamt. 2016.
Ammoniak-Emissionen.
Dessau-Roßlau : Umweltbundesamt,
zuletzt geprüft am 18. Februar 2017.
Verfügbar:
https://www.umweltbundesamt.de/daten/luft
belastung/luftschadstoff-emissionen-in-
deutschland/ammoniak-emissionen#textpart-
1
UBA 2016 Umweltbundesamt. 2016.
Stickstoffoxid-Emissionen.
Dessau-Roßlau : Umweltbundesamt,
zuletzt geprüft am 18. Februar 2017.
Verfügbar:
https://www.umweltbundesamt.de/daten/luft
belastung/luftschadstoff-emissionen-in-
deutschland/stickstoffoxid-
emissionen#textpart-1
UBA 2016 Umweltbundesamt. 2016.
Emission von Feinstaub der Partikelgröße
PM2,5.
Dessau-Roßlau : Umweltbundesamt,
zuletzt geprüft am 15. Februar 2017.
Verfügbar:
http://www.umweltbundesamt.de/daten/luftb
elastung/luftschadstoff-emissionen-in-
deutschland/emission-von-feinstaub-der-
partikelgroesse-pm25
Literaturverzeichnis
387
UBA 2016 Umweltbundesamt. 2016.
Prozessorientierte Basisdaten für
Umweltmanagementsysteme.
Dessau-Roßlau : Umweltbundesamt,
zuletzt geprüft am 10. Februar 2017.
Verfügbar:
www.probas.umweltbundesamt.de
UBA 2016 Umweltbundesamt. 2016.
Schwefeldioxid-Emissionen.
Dessau-Roßlau : Umweltbundesamt,
zuletzt geprüft am 18. Februar 2017
Verfügbar:
https://www.umweltbundesamt.de/daten/luft
/luftschadstoff-emissionen-in-
deutschland/schwefeldioxid-
emissionen#textpart-1
Ulrich 1970 Ulrich, H. 1970.
Die Unternehmung als produktives soziales
System.
2. Aufl.
Bern : Haupt.
Ulrich 2008 Ulrich, P. 2008.
Integrative Wirtschaftsethik: Grundlagen
einer lebensdienlichen Ökonomie.
4. Aufl.
Bern : Haupt.
ISBN 978-3258072616
Literaturverzeichnis
388
Ulrich 2010 Ulrich, P. 2010.
Zivilisierte Marktwirtschaft: Eine
wirtschaftsethische Orientierung.
2. Aufl.
Bern : Haupt.
ISBN 978-3258076041
Ulrich et al. 1976a Ulrich, P. & Hill, W. 1976.
Wissenschaftstheoretische Grundlagen der
Betriebswirtschaftslehre - Teil I.
Wirtschaftswissenschaftliches Studium -
Zeitschrift für Ausbildung und
Hochschulkontakt 5 (7), S. 304–309
Ulrich et al. 1976b Ulrich, P. & Hill, W. 1976.
Wissenschaftstheoretische Grundlagen der
Betriebswirtschaftslehre - Teil II.
Wirtschaftswissenschaftliches Studium -
Zeitschrift für Ausbildung und
Hochschulkontakt 5 (8), S. 345–350
UN 2015 United Nations. 2015.
World Population Prospects: The 2015
Revision.
New York, USA : United Nations,
zuletzt geprüft am 15. Januar 2017.
Verfügbar:
https://esa.un.org/unpd/wpp/Download/Stand
ard/Population/
UNEP 1998 United Nations Environment Programme
(UNEP). 1998.
Literaturverzeichnis
389
Environmental effects of ozone depletion:
1998 Assessment.
Nairobi, Kenya.
ISBN 92-807-1724-3.
UNEP Ozone Secretariat 2015 Ozone Secretariat of the United
Nations Environment Programme. 2015.
Data Access Centre.
Nairobi, Kenya : Ozone Secretariat of the
United Nations Environment Programme,
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar: http://ozone.unep.org/en/data-
reporting/data-centre
UNESCO 2012 United Nations Educational, Scientific and
Cultural Organization. 2012.
International coordination to address ocean
acidification: Natural Sciences -
Intergovernmental Oceanographic
Commission.
Paris, France : United Nations Educational,
Scientific and Cultural Organization,
zuletzt geprüft am 18. Februar 2017.
Verfügbar:
http://www.unesco.org/new/en/natural-
sciences/ioc-oceans/single-view-
oceans/news/international_coordination_to_a
ddress_ocean_acidification/
US BoM et al. 1976 United States Bureau of Mines & U.S.
Geological Survey. 1976.
Literaturverzeichnis
390
Principles of the Mineral Resource
Classification System of the U.S. Bureau of
Mines and U.S. Geological Survey: Geological
Survey Bulletin 1450-A.
Washington D.C., USA,
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar:
http://pubs.usgs.gov/bul/1450a/report.pdf
US BoM et al. 1980 United States Bureau of Mines & United
States Geological Survey. 1980.
Principles of a Resource/Reserve Classification
For Minerals Geological Survey: Geological
Survey Circular 831.
Washington D.C., USA,
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar:
http://pubs.usgs.gov/circ/1980/0831/report.p
df
US EPA 1974 United States Environmental Protection
Agency. 1974.
Resource and Environmental Profile Analysis
of nine beverage container alternatives :
United States Environmental Protection
Agency
US EPA 1996 United States Environmental Protection
Agency. 1996.
Full Cost Accounting for Decision Making at
Literaturverzeichnis
391
Ontario Hydro.
Washington D.C., USA
US EPA 2016 United States Environmental Protection
Agency. 2016.
Ozone-Depleting Substances : United States
Environmental Protection Agency,
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar: https://www.epa.gov/ozone-layer-
protection/ozone-depleting-substances
Vahs et al. 2012 Vahs, D. & Schäfer-Kunz, J. 2012.
Einführung in die Betriebswirtschaftslehre.
6. Aufl.
Stuttgart : Schäffer-Poeschel.
ISBN 978-3791029320
VDI 2016 Verband Deutscher Ingenieure. 2016.
Ressourceneffizienz - Methodische
Grundlagen, Prinzipien und Strategien.
Düsseldorf
Vincent 2007 Vincent, J. H. 2007.
Aerosol Sampling: Science, Standards,
Instrumentation and Applications.
New Jersey, USA : Wiley.
ISBN 978-0-470-02725-7
VN 1992 Vereinte Nationen. 1992.
AGENDA 21: Konferenz der Vereinten
Nationen für Umwelt und Entwicklung Rio de
Janeiro, Juni 1992.
Literaturverzeichnis
392
Rio de Janeiro : Vereinte Nationen,
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar:
http://www.un.org/depts/german/conf/agend
a21/agenda_21.pdf
Vogtländer et al. 2000 Vogtländer, J. G. & Bijma, A. 2000.
The 'Virtual Pollution Prevention Costs 99'.
International Journal of Life Cycle Assessment
5 (2), S. 113–124
Vogtländer et al. 2001 Vogtländer, J. G., Brezet, H. C. & Hendriks, C.
F. 2001.
The Virtual Eco-Costs '99.
International Journal of Life Cycle Assessment
6 (3), S. 157–166
Vormbaum 1967 Vormbaum, H. 1967.
Die Produktionsfunktion in
betriebswirtschaftlicher Sicht.
Industrielle Produktion, S. 53–63
Wagner et al. 1999 Wagner, B. & Strobel, M. 1999.
Flusskostenrechnung als Instrument des
Materialflussmanagements.
UmweltWirtschaftsForum (4)
Walras 2003 Walras, L. 2003.
Elements of Pure Economics: Or the Theory of
Social Wealth.
New York : Routledge Chapman & Hall.
ISBN 978-0415313407
Literaturverzeichnis
393
Weber 1980 Weber, H. K. 1980.
Wertschöpfungsrechnung.
Stuttgart : Schäffer-Poeschel.
Sammlung Poeschel; 87.
ISBN 978-3791091068
Wengert et al. 2013 Wengert, H. & Schittenhelm, F. A. 2013.
Corporate Risk Management.
Berlin : Springer.
ISBN 978-3642366888
Wenke 1987 Wenke, K.-G. 1987.
Theorie der Wertschöpfung und der
Wertschöpfungsrechnung.
Mainz, Dissertation
Wernerfelt 1984 Wernerfelt, B. 1984.
A Resource-Based View of the Firm.
Strategic Management Journal 5 (2), S. 171–
180.
Westermann 2012 Westermann, G. 2012.
Kosten-Nutzen-Analyse: Einführung und
Fallstudien.
Berlin : Erich Schmidt.
ISBN 978-3503138142
Westkämper 2006 Westkämper, E. 2006.
Einführung In Die Organisation Der
Produktion.
Berlin : Springer.
ISBN 3540260390
Literaturverzeichnis
394
WHO 2004 World Health Organization. 2004.
Estimated DALYs per 100,000 population by
cause, and Member State 2002, Table 4.
Geneva, Switzerland : World Health
Organization,
zuletzt geprüft am 18. Februar 2017.
Verfügbar:
http://www.who.int/entity/healthinfo/statistics
/bodgbddeathdalyestimates.xls
Wicke 1993 Wicke, L. 1993.
Umweltökonomie: Eine praxisorientierte
Einführung.
4. Aufl.
München : Vahlen.
ISBN 978-3800617203
Wicke et al. 1992 Wicke, L., Haasis, H.-D. & Schafhausen, F.
1992.
Betriebliche Umweltökonomie.
München : Vahlen.
ISBN 978-3800613571
Wiendahl 2010 Wiendahl, H.-P. 2010.
Betriebsorganisation für Ingenieure.
7. Aufl.
München : Hanser.
ISBN 978-3-446-41878-3
Wiendahl et al. 2009 Wiendahl, H.-P., Reichardt, J. & Nyhuis, P.
2009.
Handbuch Fabrikplanung: Konzept,
Literaturverzeichnis
395
Gestaltung und Umsetzung
wandlungsfähiger Produktionsstätten.
München : Hanser.
ISBN 978-3446224773
Wieser et al. 2014 Wieser, S., Tomonaga, Y. & Riguzzi, M. et al.
2014.
Die Kosten der nichtübertragbaren
Krankheiten in der Schweiz: Schlussbericht,
Im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit.
Winterthur, Schweiz : ZHAW,
zuletzt geprüft am 15. Februar 2017.
Verfügbar: http://www.npg-
rsp.ch/fileadmin/npg-
rsp/Themen/BAG_2014_Kosten_NCD.pdf
Wild 1970 Wild, J. 1970.
Input-, Output-, und Prozessanalyse von
Informationssystemen, in:.
Zeitschrift für betriebswirtschaftliche
Forschung (zfbf) 22, S. 50–72
Wilhelm 1999 Wilhelm, J. 1999.
Ökologische und ökonomische Bewertung
von Agrarumweltprogrammen: Delphi-Studie,
Kosten-Wirksamkeits-Analyse und Nutzen-
Kosten-Betrachtung.
Bern : Peter Lang.
ISBN 978-3631355930
William Fogel et al. 2013 Fogel, R. W. & Engerman, S. L. 2013.
Time on the Cross: The Economics of
Literaturverzeichnis
396
American Slavery.
Wiederauflage.
New York : W. W. Norton & Company.
ISBN 0393312186
Wittmann 1956 Wittmann, W. 1956.
Der Wertbegriff in der Betriebswirtschaft.
Opladen : Westdeutscher Verlag.
Beiträge zur betriebswirtschaftlichen
Forschung; 2
Wittmann 1977 Wittmann, W. 1977.
Betriebswirtschaftslehre.
Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaft
(HdWW) 1, S. 584–609
WMO 2014 World Meteorological Organization. 2014.
Scientific Assessment of Ozone Depletion:
2014: Pursuant to Article 6 of the Montreal
Protocol on Substances that Deplete the
Ozone Layer.
Geneva, Switzerland.
ISBN 978-9966-076-01-4,
Wöhe et al. 2010 Wöhe, G. & Döring, U. 2010.
Einführung in die Allgemeine
Betriebswirtschaftslehre.
24 Aufl.
München : Vahlen.
ISBN 978-3800637959
Literaturverzeichnis
397
Wolter 2014 Wolter, R. 2014.
Nitrat im Grundwasser - Wo steht
Deutschland ?
Wiesbaden,
zuletzt geprüft am 18. Februar 2017.
Verfügbar:
http://www.hlnug.de/fileadmin/dokumente/w
asser/hydrogeologie/Fortbildungs-
_und_Vortragsveranstaltungen/Grundwassert
ag2014/Nitrat_im_Grundwasser_Wolter.pdf
Womack et al. 2003 Womack, J. P. & Jones, D. T. 2003.
Lean Thinking: Banish Waste and Create
Wealth in Your Corporation.
2. Aufl.
New York : Free Press.
ISBN 978-0743249270
Womack et al. 2015 Womack, J. P. & Jones, D. T. 2015.
Lean Solutions: How Companies and
Customers Can Create Value and Wealth
Together : Free Press.
ISBN 978-0743277792
Worch 1996 Worch, B. 1996.
Die Anwendung der Kosten-Nutzen-Analyse
im Umweltbereich.
Mainz : wds.
ISBN 978-3931713089
Wuebbles 1981 Wuebbles, D. 1981.
The relative efficiency of a number of
Literaturverzeichnis
398
halocarbons for destroying stratospheric
ozone
Livermore, USA : Lawrence Livermore
National Lab.
Wunderer et al. 2006 Wunderer, R. & Jaritz, A. 2006.
Unternehmerisches Personalcontrolling:
Evaluation der Wertschöpfung für das
Personalmanagement.
3. Aufl.
München : Hermann Luchterhand.
ISBN 978-3472063384
WWF 2014 World Wide Fund For Nature. 2014.
Living Planet Report 2014: Species and
spaces, people and places.
Gland, Switzerland : WWF – World Wide
Fund For Nature.
ISBN 978-2-940443-87-1
Yale 2016 Yale University. 2016.
Environmental Performance Index: Country
Rankings.
New Haven, USA : Yale University,
zuletzt geprüft am 1. März 2017.
Verfügbar: http://epi.yale.edu/country-
rankings
Zabel 2011 Zabel, H.-U. 2011.
Verhaltensmodellierung für Nachhaltigkeit
unter besonderer Berücksichtigung
empirischer Befunde.
Literaturverzeichnis
399
Zeitschrift für Umweltpolitik & Umweltrecht
34 (3), S. 339–358
Zabel 2011 Zabel, H.-U. 2011.
Nachhaltigkeitserfordernis Kreislaufwirtschaft
und die Technologiewahl als ein
Umsetzungsbeitrag.
In: Pinter, D. & Schubert, U. (Hrsg.):
Wirtschaft – Gesellschaft – Natur : Festschrift
für Prof. Dr. Eberhard K. Seifert.
Weimar : Metropolis, S. 393–418.
ISBN 978-3-89518-841-1
Zahn et al. 1996 Zahn, E. & Schmidt, U. 1996.
Produktionswirtschaft - Band 1: Grundlagen
und operatives Produktionsmanagement.
Stuttgart : UTB.
ISBN 978-3-8252-8126-7
Zalasiewicz et al. 2008 Zalasiewicz, J., Williams, M., Smith, A. & et al.
2008.
Are we now living in the Anthropocene?
GSA Today 18 (2), S. 4–8,
Zangemeister 2014 Zangemeister, C. 2014.
Nutzwertanalyse in der Systemtechnik: Eine
Methodik zur multidimensionalen Bewertung
und Auswahl von Projektalternativen,
Dissertation an der Technischen Universität
Berlin 1970.
5. Aufl.
Literaturverzeichnis
400
Winnemark : Zangemeister & Partner.
ISBN 978-3923264001
Zelewski 1999 Zelewski, S. 1999.
Grundlagen.
In: Corsten, H. & Reiß, M. (Hrsg.):
Betriebswirtschaftslehre.
3. Aufl.
München : R.Oldenburg Verlag, S. 1–126.
ISBN 3-486-25066-3
Zhu et al. 2016 Zhu, Z., Piao, S. & Myneni, R. B. et al. 2016.
Greening of the Earth and its drivers.
Nature Climate Change (6), S. 791–795
Zwehl 1980 Zwehl, W. von. 1980.
Wirtschaftlichkeitsrechnung bei offentlichen
Investitionen: Verfahren und Beispiel zur
Kosten-Nutzen-Analyse aus dem
Bibliotheksbereich.
Wiesbaden : Gabler.
ISBN 978-3409326865
401
Anhang 1 – Ergänzungen zur entwickelten Methodik
Tab 35 Entscheidungsebenen und –momente der eco²-Value-Added-
Rechnung
Festlegung des Unter-suchungs-objekts
Objektebene Gesamtsystem Subsystem
Zeitpunk-tebene
Gesamter Lebenszyklus Phase des Lebenszyklus
Zweckebene Vergleich Legiti-mation
Antizipation Optimierung
Spezifizie-rung des Untersuch-ungs-systems
Fertigungs-arten
Einzel-fertigung
Wieder-holfert-igung
Variant-enfert-igung
Serienfert-igung
Massen-fertigung
Fertigungs-prinzip
Baustelle Werk-statt
Fertigungszelle
Flexibles System
Fließ-prinzip
Fertigungs-konzept
Make-to-Stock
Assemble-to-Order
Make-to-Order
Engineer-to-Order
Prozess-führung
Konsistent Konvergier
end Divergierend Reorganisierend
Bilanzgrenzen je Produktions-faktor
Foundation-to-
liquidation Cradle-to-grave Gate-to-gate
Auswahl der Methoden
Interne Allokation
Divisions-kalkulation
Zuschlagskalkulation Kuppelkalkulation
Externe Datenquellen
Frei zugängliche
Systeme
Kostenpflichtige Systeme
Supply Chain Aufklärung
Spezifizie-rung des Ziel-systems
Interner Produktions-wert
Umsatz Bestands-
änder-ungen
Selbst-erstelle
Anlagen
Verwertbarer Abfall
Fremd-kapital-zinsen
Externer Produktions-wert
Mengenmäßiger Nutzenbeitrag
Finanzieller Nutzenbeitrag
Sozio-öko-nomische Analyse
Externer Werteverzehr
Abmilderungskosten
Schadenskosten (Wesentlichkeit)
Opportunitätskosten (Wesentlichkeit)
Mengen-rechnung
Granularität Gering Mittel Hoch
Erhebungs-perspektiven
Input Output
Wirkungs-rechnung
Externalitäts-bedingung
Erfüllt Nicht erfüllt
Wert-schöpf-ungs-rechnung
Wert-schöpfung
Produktionswert Werteverzehr
Aus-wertung
Indikatoren Verlust-
koeffizient Dynamik
Wert-schöp-fungs-defizit
Res-sourcen
-effi-zienz
Wert-schöp-fungs-beitrag
Anhang
402
Anhang 2 – Grundlagen wahrgenommener Umweltproblemfelder
Das Konzept der Abbildung der Umweltwirkung in Wirkkategorien, wie es
in der Ökobilanz praktiziert wird, hat sich flächendeckend durchgesetzt. Die
vorliegende Arbeit greift im Rahmen der sozioökonomischen Analyse fünf
dieser Umweltproblemfelder auf und kalkuliert den hierduch entstehenden,
von der Gesellschaft zu tragenden Werteverzehr. Aus diesem Grund fassen
die nachfolgenden Abschnitte die elementaren Wirkzusammenhänge des
Klimawandels, des stratosphärischen Ozonabbaus, der Versauerung, der
Eutrophierung und der Luftverschmutzung zusammen.
(1) Klimaänderung
Der Begriff Klimaänderung bezieht sich auf den anthropogen verursachten
Treibhauseffekt. Die Grundlage des heutigen Verständnisses dieses Phäno-
mens liefern die Arbeiten von Fourier (Fourier 1824), Arrhenius (Arrhenius
1896, S. 237 ff) und Keeling (Keeling 1958, S. 322 ff). Während der natür-
liche Treibhauseffekt entscheidend für eine lebensfreundliche Durchschnitts-
temperatur ist, führt der anthropogene zu einer unbeabsichtigten globalen
Temperaturerhöhung, die ab einer gewissen Schwelle eine Eigendynamik
entwickelt und für die Menschheit zu unerwünschten Folgeerscheinungen in
Form schwerer Klima- und Wetterphänomene führt. Entscheidend hierfür ist
die elementare Zusammensetzung der Atmosphäre, die den Absorption-
sgrad der von der Sonne abgegebenen Strahlung determiniert. Im Vergleich
zu Stick- und Sauerstoff weisen die in Tab 36 in Anhang 3 aufgeführten
Treibhausgase ein wesentlich schlechteres Absorbtionsverhalten auf. Die
durch menschliche Handlungen massenhaft freigesetzten Gase führen zu
einem Anstieg der Durchschnittstemperatur der bodennahen Atmosphäre
und der Meere. Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC)
beziffert den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur zwischen 1880
Anhang
403
und 2012 auf 0,85 °C (IPCC 2013, S. 5), von der mehr als 50% auf anthro-
pogene Aktivitäten zurückzuführen sind. Bei Fortführung des aktuellen
Trends ist mit einem Temperaturanstieg um bis zu 5,4 °C bis zum Jahr 2100
zu rechnen (IPCC 2013).
(2) Stratosphärischer Ozonabbau
Der stratosphärische Ozonabbau beschreibt die Ausdünnung der Ozon-
schicht. Dieses Phänomen tritt in erster Linie über der Antarktis auf. Eine
verringerte Ozonschicht führt zu einem erhöhten Durchsatz an UV-B-
Strahlung der Sonne. Für Lebewesen kann dies als Kanzinogen wirken.
Hauptursache der Ausdünnung der Ozonschicht sind Chloratome aus
Fluorchlorkohlenwasserstoffverbindungen (FCKW). Der Abbau dieser
Moleküle dauert mehrere Jahrzehnte, da er in erster Linie durch die UV-C-
Strahlung der Sonne angetrieben wird, die die Erdatmosphäre jedoch nur zu
einem geringen Anteil erreicht (McKenzie et al. 2011, S. 182 ff). Das heutige
Verständnis des Phänomens geht im Wesentlichen auf die Arbeiten von
Molina et al. (Molina et al. 1974, S. 810–812) zurück. Das weltweit rati-
fizierte Montreal-Protokoll zum Verbot von FCKW, führte seit 1987 zu einer
signifikanten Reduktion der anthropogenen Emissionen. Dennoch existiert
die Problematik weiterhin, da weitere bislang im Montreal-Protokoll unbe-
achtete Substanzen (z.B. Distickstoffmonoxid) ein erhebliches Ozonabbau-
potential aufweisen (Ravishankara et al. 2009, S. 123). Tab 37 in Anhang 3
fasst die wesentlichen ozonabbauenden Substanzen und ihre jeweiligen
Konversationsfaktoren (Verhältnis zu einem Referenzstoff) zusammen.
(3) Luftverschmutzung
Der Begriff Luftverschmutzung beschreibt eine Veränderung der natürlichen
Zusammensetzung der Luft durch die Anreicherung verschiedener artfrem-
der Stoffe, z.B. Rauch, Staub, Gas und Aerosole. Da eine ganzheitliche Erfas-
Anhang
404
sung sämtlicher Substanzen, die zu einer Verschmutzung der Luft führen, im
Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht möglich ist und diverse Wirkungen
bereits in anderen Kategorien betrachtet werden (u.a. Versauerung, Eutro-
phierung), wird hier ausschließlich der Feinstaub untersucht. Dabei orientiert
sich der Autor am National Air Quality-Standard for Particulate Matter der
US EPA, der heute maßgebenden Klassifizierung von Schwebstaub (Vincent
2007). Die Unterscheidung von Grob- und Feinstaub hängt von der Partikel-
größe einzelner Bestandteile Schwebstaubs, der Summe aller festen Teile in
der Luft, ab. Entscheidend für die Einteilung nach Partikeldurchmesser ist die
Aufnahmefähigkeit der menschlichen Atemwege. Während Partikel mit ei-
nem sehr kleinen Durchmesser (≤ 1 µ𝑚) nahezu in Gänze aufgenommen
werden, findet ab einer bestimmten Größe (≥ 15 µ𝑚) gar kein Eintrag statt.
Entsprechend wird zwischen zwei Kategorien differenziert: [1] Dem inhalier-
baren Feinstaub (PM10) und [2] dem lungengängigen Feinstaub (PM2,5).
Partikel mit einer Größe von weniger als 0,1 µm werden zwar ferner als
ultrafeiner Staub charakterisiert, finden in der vorliegenden Arbeit aber
keine Berücksichtigung. Entscheidend für die Schädlichkeit für den Men-
schen ist allerdings nicht einzig der Partikeldurchmesser, sondern die Be-
schaffenheit und/oder Herkunft. Als Wirkindikator der Kategorie Luftver-
schmutzung wird in der vorliegenden Arbeit das in Kapitel 6 eingeführte
PM2,5-Äquivalent genutzt.
(4) Eutrophierung
Die Eutrophierung beschreibt den Nährstoffeintrag in ein Ökosystem bzw.
die Überschreitung eines als günstig erachteten Ernährungszustands. In der
Folge wachsen Pflanzen und Algen stark und beschränken dadurch den Le-
bensraum anderer Arten. Es wird unterschieden zwischen natürlicher und
anthropogener Eutrophierung (Schwoerbel et al. 2005). Da für die vorlie-
gende Arbeit lediglich letztere von Interesse ist, soll ausschließlich dieser
Anhang
405
kurz beschrieben werden. Verantwortlich für die Eutrophierung, die auch
häufig mit der Nutrifizierung gleichgesetzt wird, sind in erster Linie die an-
thropogenen Einträge von Nitrat, Phosphor und Stickstoff. Tritt hier eine
lokale Häufung auf, kann sich eine Störung des ökologischen Gleichge-
wichts einstellen, die eine Reduktion der Biodiversität nach sich zieht. Als für
den Menschen gefährlich erweist sich in diesem Kontext insbesondere die
Verschlechterung der Gewässerqualität. Tab 39 in Anhang 3 fasst die we-
sentlichen Substanzen und ihre jeweiligen Konversationsfaktoren (Verhältnis
zu einem Referenzstoff) zusammen.
(5) Versauerung
Der Begriff Versauerung beschreibt einen abnehmenden pH-Wert des Bo-
dens und der Meere. Gründe hierfür können natürlicher oder anthropogen-
er Natur sein. Da für die vorliegende Arbeit lediglich letztere von Interesse
sind, werden ausschließlich diese im Folgenden näher beschrieben. Die vom
Menschen verursachte Bodenversauerung wird in erster Linie auf den Ein-
trag an Säure aus der Atmosphäre zurückgeführt. Dies geschieht durch Nie-
derschlag mit einem pH-Wert unterhalb des natürlichen pH-Werts von Was-
ser (Jansen et al. 1987). Der natürliche pH-Wert ist determiniert durch den
Gehalt an CO2 in der Atmosphäre. In der Folge sinkt der pH-Wert des Bo-
dens. Ebenso trägt die organische Düngung infolge von Nitrat-Immissionen
erheblich zu der Bodenversauerung bei. Die anthropogen bewirkte Versaue-
rung der Meere resultiert ebenfalls aus dem CO2-Eintrag, das u.a. zu Salpe-
tersäure reagiert. Über die vergangenen 200 Jahre fungierten die Meere als
wesentliche Senke für die durch menschliche Aktivitäten verursachten CO2-
Emissionen. Ohne diese Senkefunktion läge die CO2-Menge in der Atmos-
phäre um rund 55 ppm über dem derzeitigen Wert (Sabine et al. 2004, S.
370). Dieser verstärkte Eintrag führt zu einer Abnahme des mittleren pH-
Werts der Meere gegenüber der vorindustriellen Zeit (Jacobson 2005, S. 1;
Anhang
406
Kleypas et al. 2006, S. 3). Die Versauerung kann unterschiedlichste Folge-
erscheinungen nach sich ziehen. Im Fall der landwirtschaftlich bestellten
Böden können Erträge sinken, da viele Pflanzen einem gestiegenen pH-Wert
gegenüber intolerant sind. Eine Zunahme der Bodenacidität kann zudem die
Photosyntheserate von Pflanzen reduzieren, was wiederum verschiedene
Auswirkungen auf die umliegenden Ökosysteme hat, z.B. Waldsterben. Tab
38 in Anhang 3 fasst die in diesem Kontext wesentlichen Substanzen und
ihre jeweiligen Konversationsfaktoren (Verhältnis zu einem Referenzstoff)
zusammen.
.
Anhang
407
Anhang 3 – Charakterisierungsmodelle
Zur Darstellung der Wirkung einer Substanz auf ein Umweltproblemfeld
wird in der vorliegenden Arbeit das Konzept der Äquivalenzfaktoren in
Anlehnung an Heijjungs (Heijungs 1992) und Guinée et al. (Guinée et al.
2001; Guinée et al. 2011) verwendet. Hierbei wird für die Kategorien Klima-
änderung, stratosphärischer Ozonabbau, Versauerung und Eutrophierung
auf in der Literatur existierende Charakterisierungsmodelle zurückgegriffen.
(1) Klimaänderung
Als Äquivalenzfaktor der Kategorie Klimawandel dient das Treibhausgaspo-
tential (engl. Global Warming Potential, GWP). Der Wirkindikator ist dem-
nach das CO2e. Der verschiedenartige Beitrag anderer Treibhausgase zum
Klimawandel hängt in erster Linie von ihrem Absorptionsverhalten, ihrer
Konzentration, ihrer Molekülgeometrie und ihrer Verweildauer in der
Atmosphäre ab. Um dies zu berücksichtigen, lehnt sich die vorliegende
Arbeit an das 100 Jahre Charakterisierungsmodell (GWP100) des Inter-
governmental Panel on Climate Change (IPCC 2007) an. Tab 36 fasst die
Stoffe und Substanzen und ihre jeweiligen Äquivalenzfaktoren nach IPCC
(IPCC 2007) zusammen.
Tab 36 CO2-Äquivalente des GWP100 nach IPCC (IPCC 2007)
Name Chem. Formel
GWP100
Name Chem. Formel
GWP100
Kohlenstoffdioxid CO2 1 HFC-43-10mee CF3CHFCHFC
F2CF3 1,640
Methan CH4 25 Schwefelhexafluorid SF6 22,800
Distickstoff-
monoxid
N2O 298 Stickstofftrifluorid
NF3 17,200
CFC-11 CCl3F 4,750 PFC-14 CF4 7,390
CFC-12 CCl2F2 10,900 PFC-116 C2F6 12,200
CFC-13 CClF3 14,400 PFC-218 8,830
CFC-113 CCl2FCClF2 6,130 PFC-318 10,300
CFC-114 CClF2CClF2 10,000 PFC-3-1-10 8,860
CFC-115 CClF2CF3 7,370 PFC-4-1-12 9,160
Halon-1301 CBrF3 7,140 PFC-5-1-14 9,300
Anhang
408
Halon-1211 CBrClF2 1,890 PFC-9-1-18 >7,500
Halon-2402 CBrF2CBrF2 1,640 trifluoromethyl
sulphur pentafluoride 17,700
Tetrachlormethan CCl4 1,400
Methylbromid CH3Br 5 HFE-125 14,900
Methyl-
chloroform
CH3CCl3 146 HFE-134 6,320
HCFC-22 CHClF2 1,810 HFE-143a 756
HCFC-123 CHCl2CF3 77 HCFE-235da2 350
HCFC-124 CHClFCF3 609 HFE-245cb2 708
HCFC-141b CH3CCl2F 725 HFE-245fa2 659
HCFC-142b CH3CClF2 2,310 HFE-254cb2 359
HCFC-225ca CHCl2CF2CF3 122 HFE-347mcc3 575
HCFC-225cb CHClFCF2CClF
2
595 HFE-347pcf2 580
HFC-23 CHF3 14,800 HFE-356pcc3 110
HFC-32 CH2F2
675 HFE-449sl (HFE-
7100) 297
HFC-125 CHF2CF3 3,500 HFE-569sf2 (HFE-
7200) 59
HFC-134a CH2FCF3 1,430 HFE-43-10pccc124
(H-Galden 1040x) 1,870
HFC-143a CH3CF3
4,470 HFE-236ca12 (HG-
10) 2,800
HFC-152a CH3CHF2
124 HFE-338pcc13 (HG-
01) 1,500
HFC-227ea CF3CHFCF3 3,220 PFPMIE 10,300
HFC-236fa CF3CH2CF3 9,810 Dimethylether 1
HFC-245fa CHF2CH2CF3 1030 Methylene chloride 8.7
HFC-365mfc CH3CF2CH2CF3
794 Methyl chloride 13
(2) Stratosphärischer Ozonabbau
Als Äquivalenzfaktor der Kategorie stratosphärischer Ozonabbau dient das
von Wuebbles (Wuebbles 1981) präsentierte Ozonabbaupotential (engl.
Ozone-Depleting-Potential, ODP), das später eine der Grundlagen für das
Montreal-Protokoll bildete. Der Wirkindikator ist demnach das R11e. Als
Grundlage dient das ODP1 Charakterisierungsmodell der US EPA (US EPA
2016). Tab 37 fasst die Stoffe und Substanzen und ihre jeweiligen Äqui-
valenzfaktoren nach US EPA (US EPA 2016) zusammen.
Anhang
409
Tab 37 R11-Äquivalente nach US EPA (US EPA 2016)
Name ODP1 Name ODP1 Name ODP1 CFC-11 (CCl3F)
Trichlorofluoromethane 1 CH2FBr 0,73 C3H4F3Br
0.07-
0.8
CFC-12 (CCl2F2)
Dichlorodifluoromethane 1 C2HFBr4 0.3-0.8 C3H5FBr2
0.04-
0.4
CFC-113 (C2F3Cl3) 1,1,2-
Trichlorotrifluoroethane 0,8 C2HF2Br3 0.5-1.8 C3H5F2Br
0.07-
0.8
CFC-114 (C2F4Cl2)
Dichlorotetrafluoroethane 1 C2HF3Br2 0.4-1.6
HCFC-142b (C2H3F2Cl)
Monochlorodifluoroethane 0.065
CFC-115 (C2F5Cl)
Monochloropentafluoroetha
ne
0,6 C2HF4Br 0.7-1.2 HCFC-221 (C3HFCl6)
Hexachlorofluoropropane
0.015-
0.07
Halon 1211 (CF2ClBr)
Bromochlorodifluoromethan
e
3 C2H2FBr3 0.1 -
1.1
HCFC-222 (C3HF2Cl5)
Pentachlorodifluoropropane
0.01-
0.09
Halon 1301 (CF3Br)
Bromotrifluoromethane 10 C2H2F2Br2
0.2 -
1.5
HCFC-223 (C3HF3Cl4)
Tetrachlorotrifluoropropane
0.01-
0.08
Halon 2402 (C2F4Br2)
Dibromotetrafluoroethane 6 C2H2F3Br
0.7 -
1.6
HCFC-224 (C3HF4Cl3)
Trichlorotetrafluoropropane
0.01-
0.09
CFC-13 (CF3Cl)
Chlorotrifluoromethane 1 C2H3FBr2
0.1 -
1.7
HCFC-225ca (C3HF5Cl2)
Dichloropentafluoropropane 0.025
CFC-111 (C2FCl5)
Pentachlorofluoroethane 1 C2H3F2Br
0.2 -
1.1
HCFC-225cb (C3HF5Cl2)
Dichloropentafluoropropane 0.033
CFC-112 (C2F2Cl4)
Tetrachlorodifluoroethane 1 C2H4FBr
0.07-
0.1
HCFC-226 (C3HF6Cl)
Monochlorohexafluoropropa
ne
0.02 -
0.1
CFC-211 (C3FCl7)
Heptachlorofluoropropane 1 C3HFBr6
0.3 -
1.5
HCFC-231 (C3H2FCl5)
Pentachlorofluoropropane
0.05 -
0.09
CFC-212 (C3F2Cl6)
Hexachlorodifluoropropane 1 C3HF2Br5
0.2 -
1.9
HCFC-232 (C3H2F2Cl4)
Tetrachlorodifluoropropane
0.008
- 0.1
CFC-213 (C3F3Cl5)
Pentachlorotrifluoropropane 1 C3HF3Br4
0.3 -
1.8
HCFC-233 (C3H2F3Cl3)
Trichlorotrifluoropropane
0.007
- 0.23
CFC-214 (C3F4Cl4)
Tetrachlorotetrafluoropropan
e
1 C3HF4Br3 0.5 -
2.2
HCFC-234 (C3H2F4Cl2)
Dichlorotetrafluoropropane
0.01 -
0.28
CFC-215 (C3F5Cl3)
Trichloropentafluoropropane 1 C3HF5Br2
0.9 -
2.0
HCFC-235 (C3H2F5Cl)
Monochloropentafluoropropa
ne
0.03 -
0.52
CFC-216 (C3F6Cl2)
Dichlorohexafluoropropane 1 C3HF6Br
0.7 -
3.3
HCFC-241 (C3H3FCl4)
Tetrachlorofluoropropane
0.004
- 0.09
CFC-217 (C3F7Cl)
Chloroheptafluoropropane 1 C3H2FBr5
0.1 -
1.9
HCFC-242 (C3H3F2Cl3)
Trichlorodifluoropropane
0.005
- 0.13
CCl4 Carbon tetrachloride 1,1 C3H2F2Br4 0.2 -
2.1
HCFC-243 (C3H3F3Cl2)
Dichlorotrifluoropropane
0.007
- 0.12
Anhang
410
Methyl Chloroform
(C2H3Cl3) 1,1,1-
trichloroethane
0,1 C3H2F3Br3 0.2 -
5.6
HCFC-244 (C3H3F4Cl)
Monochlorotetrafluoropropa
ne
0.009
- 0.14
Methyl Bromide (CH3Br) 0,7 C3H2F4Br2 0.3 -
7.5 HCFC-251 (C3H4FCl3)
Monochlorotetrafluoropropa
ne
0.001
- 0.01 CHFBr2 1 C3H2F5Br
0.9 -
1.4
HBFC-12B1(CHF2Br) 0,74 C3H3FBr4 0.08-
1.9 HCFC-252 (C3H4F2Cl2)
Dichlorodifluoropropane
0.005
- 0.04 HCFC-124 (C2HF4Cl)
Monochlorotetrafluoroethan
e
0.022 C3H3F2Br3 0.1 -
3.1
HCFC-131 (C2H2FCl3)
Trichlorofluoroethane
0.007
-0.05 C3H3F3Br2
0.1 -
2.5
HCFC-253 (C3H4F3Cl)
Monochlorotrifluoropropane
0.003
- 0.03
HCFC-132b (C2H2F2Cl2)
Dichlorodifluoroethane
0.008
- 0.05 C3H3F4Br
0.3 -
4.4
HCFC-261 (C3H5FCl2)
Dichlorofluoropropane
0.002
- 0.02
HCFC-133a (C2H2F3Cl)
Monochlorotrifluoroethane
0.02 -
0.06 C3H4FBr3
0.03-
0.3
HCFC-262 (C3H5F2Cl)
Monochlorodifluoropropane
0.002
- 0.02
HCFC-141b (C2H3FCl2)
Dichlorofluoroethane 0,11 C3H4F2Br2
0.1 -
1.0
HCFC-271 (C3H6FCl)
Monochlorofluoropropane
0.001
- 0.03
(3) Versauerung
Als Äquivalenzfaktor der Kategorie Versauerung dient hier das Versaue-
rungspotential (engl. Acidification Potential, AP). Der Wirkindikator ist dem-
nach das SO2e. Als Grundlage dient das Charakterisierungsmodell von
Heijungs (Heijungs 1992) sowie Klöpffer et al. (Klöpffer et al. 2009). Tab 38
fasst die Stoffe und Substanzen und ihre jeweiligen Äquivalenzfaktoren
nach Heijungs (Heijungs 1992) sowie Klöpffer et al. (Klöpffer et al. 2009)
zusammen.
Tab 38 SO2-Äquivalente nach Heijungs (Heijungs 1992) sowie Klöpffer et al. (Klöpffer et
al. 2009)
Name Chem. Formel AP
Salpetersäure HNO3 0,51
Schwefelsäure H2SO4 0,65
Stickstoffdioxid NO2 0,70
Stickoxide NOX 0,70
Stickstofftrioxid NO3 0,80
Anhang
411
Chlorwasserstoffsäure HCL 0,88
Phosphorsäure H3PO4 0,98
Schwefeldioxid SO2 1,00
Stickstoffmonoxid NO 1,07
Fluorwasserstoff HF 1,60
Ammoniak NH3 1,88
(4) Eutrophierung
Als Äquivalenzfaktor der Kategorie Eutrophierung dient hier das Eutrophie-
rungspotential (engl. Eutrophication Potential, EP). Der Wirkindikator ist
demnach das PO43-e. Als Grundlage dient das Charakterisierungsmodell von
Heijungs (Heijungs 1992) sowie Klöpffer et al. (Klöpffer et al. 2009). Tab 39
fasst die Stoffe und Substanzen und ihre jeweiligen Äquivalenzfaktoren
nach Heijungs (Heijungs 1992) sowie Klöpffer et al. [2009] zusammen.
Tab 39 PO43- - Äquivalente nach Heijungs (Heijungs 1992) sowie Klöpffer et al. (Klöpffer et
al. 2009)
Name Chem. Formel EP
Chemischer Sauerstoffbedarf (COD) O2 0,022
Nitrate (Wasser) NO3- 0,1
Stickstoffdioxid NO2 0,13
Stickoxide NOX 0,13
Stickstoffmonoxid NO 0,20
Ammonium (Wasser) NH4+ 0,33
Stickstoff N 0,42
Phosphate PO3-4 1
Phosphor (Wasser) P 3,06
Anhang
412
Anhang 4 – Zusammenfassung der Modellierung der externen
Beschaffungspreise
Abb. A4.1 Prozentuale Veränderung des deutschen BIP zwischen 1992 und 2015 nach
StBA (StBA 2016a)
Abb. A4.2 Prozentuale Veränderung des deutschen VPI zwischen 1992 und 2015 nach
StBA (StBA 2016b)
Anhang
413
Tab 40 Basisdaten zur Herleitung der externen Beschaffungspreise
Basisdaten
2014 2020 2030 2040 2050
BIP Welt (nominal) [Mrd. €] 53,66 65,96 93,05 131,25 185,14
BIP Welt (real) [Mrd. €] 53,66 49,01 42,13 36,22 31,14
BIP BRD (nominal) [Mrd. €] 2923,93 3471,04 4619,69 6148,47 8183,15
BIP BRD (real) [Mrd. €] 2923,93 3103,81 3428,54 3787,24 4183,47
Bevölkerung Welt [Tausend] 7265786 7758157 8500766 9157234 9725148
Bevölkerung BRD [Tausend] 80646,262 80392,216 79294,142 77300,339 74512,858
Anhang
414
Tab 41 Kalkulation des externen Beschaffungspreises der Abmilderung des Klimawandels
Beschaffungspreis der Abmilderung des Klimawandels Referenzjahre
Einheit 2010 2014 2020 2030 2040 2050
Durchschnittlicher
Kostensatz zur
Erreichung des 2-Grad-
Ziels
% des
globalen
BIP
2,50 2,50 2,50 2,50 2,50
Globales BIP (nominal) Bill. € 53,66 65,96 93,05 131,25 185,14
Globales BIP (real) Bill. € 53,66 49,01 42,13 36,22 31,14
Durchschnittliche
weltweite Kosten zur
Erreichung des 2-Grad-
Ziels (nominal)
Bill. US-$ 1,34 1,65 2,33 3,28 4,63
Durchschnittliche
weltweite Kosten zur
Erreichung des 2-Grad-
Ziels (real)
Bill. US-$ 1,34 1,23 1,05 0,91 0,78
Weltweite CO2e-
Emissionen Gt
48,40 51,73 56,71 65,03 73,34 81,65
Beschaffungspreis der Abmilderung des Klimawandels (nominal)
€/kg CO2e
0,026 0,029 0,036 0,045 0,057
Veränderung ggü. 2014 % 0,0% 12,1% 37,9% 72,5% 118,6%
Beschaffungspreis der Abmilderung des Klimawandels (real)
€/kg CO2e
0,026 0,022 0,016 0,012 0,010
Veränderung ggü. 2014 % 0,0% -16,7% -37,5% -52,4% -63,2%
Anhang
415
Tab 42 Kalkulation des externen Beschaffungspreises des Schadens des Klimawandels
Beschaffungspreis des Schadens des Klimawandels
Einheit 2014 2020 2030 2040 2050
Schadenskosten in
Deutschland bis zum
Jahr 2100
Bill. € 1,015
Schadenskosten in
Deutschland pro Jahr Mrd. € 12,08
Bevölkerung
Deutschland T 80646,3 80392,2 79294,1 77300,3 74512,9
Bevölkerung Welt T 7265785,9 7758156,8 8500766,1 9157234,0 9725148,0
Schadenskosten in
Deutschland pro Jahr
und Kopf (nominal)
€ 149,83 184,18 259,81 366,48 516,96
Schadenskosten in
Deutschland pro Jahr
und Kopf (real)
€ 149,83 149,83 149,83 149,83 149,83
Schadenskosten der
Welt pro Jahr
(nominal)
Bill. € 1,09 1,43 2,21 3,36 5,03
Schadenskosten der
Welt pro Jahr (real) Bill. € 1,09 1,16 1,27 1,37 1,46
Weltweite CO2e-
Emissionen Gt 51,73 56,71 65,03 73,34 81,65
Beschaffungspreis des Schadens des Klimawandels (nominal)
€/kg CO2e
0,021 0,025 0,034 0,046 0,062
Veränderung ggü.
2014 % 0,0% 19,7% 61,4% 117,4% 192,6%
Beschaffungspreis des Schadens des Klimawandels (real)
€/kg CO2e
0,021 0,020 0,020 0,019 0,018
Veränderung ggü.
2014 % 0,0% -2,6% -6,9% -11,1% -15,2%
Anhang
416
Tab 43 Kalkulation des externen Beschaffungspreises der Opportunität des Klimawandels
Beschaffungspreis der Opportunität des Klimawandels Einheit 2000 2014 2020 2030 2040 2050
Disability-Adjusted Life
Year (DALY) weltweit
Mio.
Jahre 5,517
Bevölkerung Welt T 6126622 7265786 7758157 8500767 9157234 9725148
Verhältnis
Verrechnungsfaktor
(konstant)
0,0009 0,0009 0,0009 0,0009 0,0009 0,0009
Globales BIP (nominal) Bill. € 53,66 65,96 93,05 131,25 185,14
Globales BIP (real) Bill. € 53,66 49,01 42,13 36,22 31,14
Globale
Opportunitätskosten
(nominal)
Mrd.
€ 48,32 59,40 83,79 118,19 166,72
Globale
Opportunitätskosten
(real)
Mrd.
€ 48,32 44,13 37,94 32,62 28,04
Weltweite CO2e-
Emissionen Gt 51,73 56,71 65,03 73,34 81,65
Beschaffungspreis der Opportunität des Klimawandels (nominal)
€/kg CO2e
0,0009 0,0010 0,0013 0,0016 0,0020
Veränderung ggü.
2014 % 0,0% 12,1% 37,9% 72,5% 118,6%
Beschaffungspreis der Opportunität des Klimawandels (real)
€/kg CO2e
0,0009 0,0008 0,0006 0,0004 0,0003
Veränderung ggü.
2014 % 0,0% -16,7% -37,5% -52,4% -63,2%
Anhang
417
Tab 44 Kalkulation des externen Beschaffungspreises der Abmilderung des
stratosphärischen Ozonabbaus
Beschaffungspreis der Abmilderung des stratosphärischen Ozonabbaus 2014 2020 2030 2040 2050
Gesamtkosten zur Umsetzung des
Montreal-Protokolls zwischen 1987
und 2060
Mrd. € 163,7664
Kosten zur Umsetzung des Montreal-
Protokolls pro Jahr (nominal) Mrd. € 2,24 2,76 4,78 11,70 40,35
Kosten zur Umsetzung des Montreal-
Protokolls pro Jahr (real) Mrd. € 2,24 2,24 2,24 2,24 2,24
ODP-Emissionen pro Jahr t R11e 9576,0 9040,7 8148,6 7256,4 6364,3
Beschaffungspreis der Abmilderung des stratosphärischen Ozonabbaus (nominal)
€/kg R11e
234,27 305,03 586,82 1611,82 6340,75
Veränderung ggü. 2014 % 0,0% 30,2% 150,5% 588,0% 2606,6%
Beschaffungspreis der Abmilderung des stratosphärischen Ozonabbaus (real)
€/kg R11e
234,27 248,14 275,31 309,16 352,49
Veränderung ggü. 2014 % 0,0% 5,9% 17,5% 32,0% 50,5%
Anhang
418
Tab 45 Kalkulation des externen Beschaffungspreises des Schadens des stratosphärischen
Ozonabbaus
Beschaffungspreis des Schadens des stratosphärischen Ozonabbaus
Einheit 2011 2014 2020 2030 2040 2050
Zunahme malignes
Melanom durch
erhöhte UV-B-
Strahlung
Fälle pro
einer
Million
Einwohne
r
32 39 43 59 77 87
Direkte medizinische
Kosten für Hautkrebs
in der Schweiz
Mio. CHF 221
Direkte medizinische
Kosten für Hautkrebs
in der Schweiz
Mio. US-
$
(1.7.2011
: 1 CHF =
1,1869
US-$)
262
Einwohner in der
Schweiz Mio. 7,91
Zusätzliche
ozonabbaubedingte
Hautkrebsfälle in der
Schweiz
Fälle
insgesam
t
253,18
Durchschnittliche
Häufigkeit an
malignen Melanomen
in der Schweiz
Fälle pro
Jahr
(2001-
2005)
1724
Neuerkrankungsquotie
nt der ozonbedingten
Fälle in der Schweiz
% 14,69
Gesamtkosten der
krankheitsbedingten
Folgen des
stratosphärischen
Ozonabbaus in der
Schweiz
Mio. US-
$ 38,52
Gesamte
Gesundheitsausgaben
der Schweiz
Mrd. US-
$ 75,1
Ozonabbaubedingter
Quotient % 0,05
Bevölkerung Welt Tausend 7013427 726578
6
775815
7
850076
6
915723
4
972514
8
Durchschnittliche
weltweite ODP
Emissionen
t R11e 9703,65 9575,99 9040,71 8148,57 7256,44 6364,30
Anhang
419
Weltweite
Gesundheitsausgaben
pro Kopf und Jahr
(nominal)
US-$ 1020 1215 1723 3086 5527 9898
Weltweite
Gesundheitsausgaben
pro Kopf und Jahr
(real)
US-$ 1020 1020 1020 1020 1020 1020
Gesamte weltweite
Gesundheitsausgaben
(nominal)
Bill. US-$ 7,15 8,83 13,37 26,23 50,61 96,26
Gesamte weltweite
Gesundheitsausgaben
(real)
Bill. US-$ 7,15 7,41 7,91 8,67 9,34 9,92
Weltweite
Gesamtkosten der
Gesundheitsschäden
aufgrund des
stratosphärischen
Ozonabbaus (nominal)
Mrd. US-
$ 3,58 4,41 6,68 13,12 25,30 48,13
Weltweite
Gesamtkosten der
Gesundheitsschäden
aufgrund des
stratosphärischen
Ozonabbaus (real)
Mrd. US-
$ 3,58 3,71 3,96 4,34 4,67 4,96
Weltweite
Gesamtkosten der
Gesundheitsschäden
aufgrund des
stratosphärischen
Ozonabbaus (nominal)
Mrd. €
(1.7.2011
: 1 US-$
= 0,6883
€)
2,46 3,04 4,60 9,03 17,42 33,13
Weltweite
Gesamtkosten der
Gesundheitsschäden
aufgrund des
stratosphärischen
Ozonabbaus (real)
Mrd. €
(1.7.2011
: 1 US-$
= 0,6883
€)
2,46 2,55 2,72 2,98 3,21 3,41
Beschaffungspreis
der Abmilderung des
stratosphärischen
Ozonabbaus
(nominal)
€ / kg
R11e 253,71 317,22 508,93 1107,99 2400,26 5205,02
Veränderung ggü.
2014 % 0,0% 25,0% 100,6% 336,7% 846,1%
1951,5
%
Anhang
420
Beschaffungspreis
der Abmilderung des
stratosphärischen
Ozonabbaus (real)
€ / kg
R11e 253,71 266,35 301,23 366,21 442,98 536,41
Veränderung ggü.
2014 % 0,0% 5,0% 18,7% 44,3% 74,6% 111,4%
Anhang
421
Tab 46 Kalkulation des externen Beschaffungspreises der Opportunität des
stratosphärischen Ozonabbaus
Beschaffungspreis der Opportunität des stratosphärischen Ozonabbaus
Einheit
2011/201
2 2014 2020 2030 2040 2050
Zunahme malignes
Melanom durch
erhöhte UV-B-
Strahlung
Fälle / 1
Mio.
Einwohn
er
32 39 43 59 77 87
Neuerkrankungen an
malignen Melanom
pro Jahr in der
Schweiz
Anzahl 1724
Todesfälle pro Jahr in
der Schweiz Anzahl 255
Mortalitätsquotient in
der Schweiz % 14,79
Annahme: Weltweite Übertragbarkeit
Weltweite
Neuerkrankungen an
malignen Melanom
pro Jahr
Anzahl 283365,
7
334909,
9
513165,
1
746496,
7
945878,
0
Weltweite Todesfälle
durch malignes
Melanom pro Jahr
Anzahl 41913,1 49537,1 75903,2 110415,
7
139906,
5
Neuerkrankungsquoti
ent der
ozonbedingten Fälle
% 14,69 14,69 14,69 14,69 14,69 14,69
Ozonbedingte
Todesfälle durch
malignes Melanom
pro Jahr
Anzahl 6155,3 7274,9 11147,0 16215,5 20546,5
Weltweites BIP
(nominal) Bill. € 53,66 65,96 93,05 131,25 185,14
Weltweites BIP (real) Bill. € 53,66 49,01 42,13 36,22 31,14
Weltbevölkerung Tausend 7013427 726578
6
778860
3
869771
4
969476
2 1,1E+07
Weltweites BIP pro
Kopf (nominal) € 7385,30 8468,78
10698,2
1
13538,2
4
17028,8
1
Weltweites BIP pro
Kopf (real) € 7385,30 6292,53 4843,80 3736,04 2864,20
Years of Potential Life
Lost (YPLL) für
malignes Melanom
Jahre 15 15 15 15 15 15
Weltweite
Opportunitätskosten
(nominal)
Mrd. € 0,7 0,9 1,8 3,3 5,2
Anhang
422
Weltweite
Opportunitätskosten
(real)
Mrd. € 0,7 0,7 0,8 0,9 0,9
Durchschnittliche
weltweite ODP
Emissionen
t R11e 9575,99 9040,71 8148,57 7256,44 6364,30
Beschaffungspreis der Opportunität des stratosphärischen Ozonabbaus (nominal)
€ / kg R11e
71,21 102,22 219,52 453,80 824,64
Veränderung ggü.
2014 % 0,0% 43,6% 208,3% 537,3%
1058,1
%
Beschaffungspreis der Opportunität des stratosphärischen Ozonabbaus (real)
€ / kg R11e
71,21 75,95 99,39 125,23 138,70
Veränderung ggü.
2014 % 0,0% 6,7% 39,6% 75,9% 94,8%
Anhang
423
Tab 47 Kalkulation des externen Beschaffungspreises der Abmilderung der
Luftverschmutzung
Beschaffungspreis der Abmilderung der Luftverschmutzung Einheit 1995 2014 2020 2030 2040 2050
Jährliche Abmilderungskosten
in UK Mrd. € 3,56
Multiplikator (zugelassene
Fahrzeuge BRD/UK) 1,47
Jährliche Abmilderungskosten
in BRD (nominal) Mrd. € 5,23 6,21 8,27 11,00 14,65
Jährliche Abmilderungskosten
in BRD (real) Mrd. € 5,23 5,56 6,14 6,78 7,49
APP-Emissionen pro Jahr
kt
PM2,5e 351 214,5 183,6 141,7 109,3 84,4
Reduktion der APP-Emissionen
pro Jahr % 2,56 2,56 2,56 2,56 2,56 2,56
Beschaffungspreis der Abmilderung der Luftverschmutzung (nominal)
€/kg PM2,5e
24,4 33,84 58,36 100,65 173,60
Veränderung ggü. 2014 % 0,0% 38,7% 139,2% 312,6% 611,5%
Beschaffungspreis der Abmilderung der Luftverschmutzung (real)
€/kg PM2,5e
24,40 30,26 43,31 62,00 88,75
Veränderung ggü. 2014 % 0,0% 24,0% 77,5% 154,1% 263,8%
Anhang
424
Tab 48 Kalkulation des externen Beschaffungspreises des Schadens der
Luftverschmutzung
Beschaffungspreis des Schadens der Luftverschmutzung Einheit 2014 2020 2030 2040 2050
Gesundheitsausgaben
aufgrund von
Luftverschmutzung
% des
BIP 0,043 0,3
BIP Deutschland (nominal) Mrd. € 2923,93 3471,04 4619,69 6148,47 8183,15
BIP Deutschland (real) Mrd. € 2923,93 3103,81 3428,54 3787,24 4183,47
Gesundheitsausgaben
aufgrund von
Luftverschmutzung (nominal)
Mrd. € 1,25 3,88 10,35 16,83 24,55
Gesundheitsausgaben
aufgrund von
Luftverschmutzung (real)
Mrd. € 1,25 1,88 5,02 8,16 12,55
APP-Emissionen pro Jahr
kt
PM2,5e 214,50 183,61 141,68 109,33 84,37
Beschaffungspreis des Schadens der Luftverschmutzung (nominal)
€/kg PM2,5e
5,84 21,15 73,08 153,89 290,98
Veränderung ggü. 2014 % 0,0% 262,0% 1150,9% 2534,2% 4880,8%
Beschaffungspreis des Schadens der Luftverschmutzung (real)
€/kg PM2,5e
5,84 10,26 35,44 74,63 148,76
Veränderung ggü. 2014 % 0,0% 75,5% 506,6% 1177,4% 2446,3%
Anhang
425
Tab 49 Kalkulation des externen Beschaffungspreises der Opportunität der
Luftverschmutzung
Beschaffungspreis der Opportunität der Luftverschmutzung Einheit 2007 2011 2014 2020 2030 2040 2050
DALY aufgrund von
Feinstaub in
Deutschland
Jahre 604508 557022 523872 463373 377665 307809 250875
Mittlere Reduktion
des DALY pro Jahr % 2,02 2,02 2,02 2,02 2,02 2,02 2,02
Bevölkerung in
Deutschland
(=Produktivjahre)
T 80646 80392 79294 77300 74513
BIP Deutschland
(nominal) Mrd. €
2923,9
3
3471,0
4
4619,6
9
6148,4
7
8183,1
5
BIP Deutschland
(real) Mrd. €
2923,9
3
3103,8
1
3428,5
4
3787,2
4
4183,4
7
BIP Deutschland pro
Kopf (nominal) € 36256 43176 58260 79540 109822
BIP Deutschland pro
Kopf (real) € 36256 38608 43238 48994 56144
Opportunitätskoste
n aufgrund von
Produktivitätsverlust
(nominal)
Mrd. € 18,99 20,01 22,00 24,48 27,55
Opportunitätskoste
n aufgrund von
Produktivitätsverlust
(real)
Mrd. € 18,99 17,89 16,33 15,08 14,09
APP-Emissionen pro
Jahr
kt
PM2,5
e
214,50 183,61 141,68 109,33 84,37
Beschaffungspreis der Opportunität der Luftverschmutzung (nominal)
€/kg PM2,5e
88,55 108,97 155,30 223,93 326,56
Veränderung ggü.
2014 % 0,0% 23,1% 75,4%
152,9
%
268,8
%
Beschaffungspreis der Opportunität der Luftverschmutzung (real)
€/kg PM2,5e
88,55 97,44 115,25 137,93 166,95
Veränderung ggü.
2014 % 0,0% 10,0% 30,2% 55,8% 88,5%
Anhang
426
Tab 50 Kalkulation des externen Beschaffungspreises der Abmilderung der Eutrophierung
Beschaffungspreis der Abmilderung der Eutrophierung Einheit 2014 2020 2030 2040 2050
Gesamtkosten der
Abmilderungsmaßnahmen in UK
(1995: 49,37 Mio. €)
Multiplikator (Fälche der
Binnengewässer BRD/UK = 4,97)
Gesamtkosten der
Abmilderungsmaßnahmen in BRD
(1995: 245,37 Mio. €) [nominal]
Mio. € 350,86 416,51 554,34 737,78 981,93
Gesamtkosten der
Abmilderungsmaßnahmen in BRD
(1995: 245,37 Mio. €) [real]
Mio. € 350,86 372,44 411,41 454,45 501,99
Durchschnittlicher Nitratgehalt im
Grundwasser (1995: 73,9; 2010:
70,5)
mg/l 70,50 69,18 67,05 64,97 62,96
Mittlere Reduktion des Nitratgehalts
im Grundwasser pro Jahr % 0,31 0,31 0,31 0,31 0,31
Entnahmemenge an Grund- und
Quellwasser pro Jahr (1991: 4,8;
2004: 4)
Mio. m³ 3,48 3,20 2,78 2,41 2,10
Mittlere Reduktion der
Entnahmemenge pro Jahr % 1,39 1,39 1,39 1,39 1,39
Nitrateintrag pro Jahr t 245,10 221,11 186,24 156,86 132,12
Nitratbedingtes EP pro Jahr (Charakterisierungsfaktor: 0,1)
t PO43-e 24,51 22,11 18,62 15,69 13,21
Veränderung des nitratbedingten EP
ggü. 2014 % 0,00 -9,79 -24,02 -36,00 -46,09
Jährlicher Phosphoreintrag in
Oberflächengewässer (1985: 81;
2007: 26)
kt 18,11 13,28 7,93 4,73 2,82
Reduktion des Phosphoreintrags pro
Jahr % 5,03 5,03 5,03 5,03 5,03
Phosphorbedingtes EP pro Jahr (Charakterisierungsfaktor: 3,06)
kt 55,42 40,65 24,25 14,47 8,63
Veränderung des phosphorbedingten
EP ggü. 2014 % 0,00 -26,65 -56,24 -73,89 -84,42
Jährlicher Stickstoffeintrag in die
Oberflächengewässer (1985: 1030;
2007: 594)
kt 498,57 429,07 334,09 260,14 202,56
Reduktion des Stickstoffeintrags pro
Jahr % 2,47 2,47 2,47 2,47 2,47
Stickstoffbedingtes EP pro Jahr (Charakterisierungsfaktor: 0,42)
kt 209,40 180,21 140,32 109,26 85,07
Veränderung des stickstoffbedingten
EP ggü. 2014 % 0,00 -13,94 -32,99 -47,82 -59,37
Anhang
427
Gesamtes EP pro Jahr kt 264,84 220,88 164,59 123,74 93,72
Veränderung des gesamten EP ggü.
2014 % 0,00 -16,60 -37,85 -53,28 -64,61
Beschaffungspreis der Abmilderung der Eutrophierung (nominal)
€/kg PO4
3-e 1,32 1,89 3,37 5,96 10,48
Veränderung ggü. 2014 % 0,0% 42,3% 154,2% 350,1% 690,9%
Beschaffungspreis der Abmilderung der Eutrophierung (real)
€/kg PO4
3-e 1,32 1,69 2,50 3,67 5,36
Veränderung ggü. 2014 % 0,0% 27,3% 88,7% 177,2% 304,3%
Anhang
428
Tab 51 Kalkulation des externen Beschaffungspreises des Schadens der Eutrophierung
Beschaffungspreis des Schadens der Eutrophierung
Einheit 2014 2020 2030 2040 2050
Kosten für Schilddrüsenbehandlungen
pro Jahr (2002: 1,8; 2008: 2,1) [nominal]
Mrd.
€ 2,45 2,86 3,70 4,78 6,18
Mittlere Zunahme der Behandlungskosten
pro Jahr [nominal] % 2,60 2,60 2,60 2,60 2,60
Kosten für Schilddrüsenbehandlungen
pro Jahr [real]
Mrd.
€ 2,45 2,60 2,87 3,17 3,51
Nitratbedingte Behandlungskosten pro
Jahr durch von Zunahme von Trinkwasser
(28%) [nominal]
Mrd.
€
0,69 0,80 1,03 1,34 1,73
Nitratbedingte Behandlungskosten pro
Jahr durch von Zunahme von Trinkwasser
(74%) [nominal]
Mrd.
€
0,51 0,59 0,77 0,99 1,28
Gesamte nitratbedingte
Behandlungskosten (Trinkwasser: 26,3%;
Ernährung: 73,7%) [nominal]
Mrd.
€
1,93 2,25 2,91 3,76 4,87
Nitratbedingte Behandlungskosten pro
Jahr durch Zunahme von Trinkwasser
(28%) [real]
Mrd.
€
0,69 0,73 0,80 0,89 0,98
Nitratbedingte Behandlungskosten pro
Jahr durch Zunahme von Trinkwasser
(74%) [real]
Mrd.
€
0,51 0,54 0,60 0,66 0,73
Gesamte nitratbedingte
Behandlungskosten (Trinkwasser: 26,3%;
Ernährung: 73,7%) [real]
Mrd.
€
1,93 2,05 2,26 2,50 2,76
Nitratbedingtes EP pro Jahr kt 264,84 220,88 164,59 123,74 93,72
Beschaffungspreis des Schadens der Eutrophierung (nominal)
€/kg PO4
3-e 7,29 10,19 17,69 30,42 51,93
Veränderung ggü. 2014 % 0,0% 39,9% 142,7% 317,4% 612,6%
Beschaffungspreis der Abmilderung der Eutrophierung (real)
€/kg PO4
3-e 7,29 9,28 13,75 20,20 29,47
Veränderung ggü. 2014 % 0,0% 27,3% 88,7% 177,2% 304,3%
Anhang
429
Tab 52 Kalkulation des externen Beschaffungspreises der Opportunität der Eutrophierung
Beschaffungspreis der Opportunität der Eutrophierung Einheit 2014 2020 2030 2040 2050
DALY aufgrund von
Schilddrüsenerkrankungen pro
Jahr (pro 100000 Einwohner)
Jahre 1 1 1 1 1
Bevölkerung in Deutschland
(=Produktivjahre)
Tau-
send 80646,26
80392,2
2
79294,1
4
77300,3
4 74512,86
DALY aufgrund von
Schilddrüsenerkrankungen pro
Jahr (=Produktivitätsverlust)
Jahre 806,46 803,92 792,94 773,00 745,13
DALY aufgrund von
überhöhter Nitratbelastung im
Trinkwasser
(28%*74%=20,72%)
Jahre 167,10 166,57 164,30 160,17 154,39
DALY aufgrund von gesamter
Ernährung (Trinkwasser:
26,3%; Nahrung: 73,7%)
Jahre 635,36 633,36 624,71 609,00 587,04
BIP Deutschland (nominal) Mrd. € 2923,93 3471,04 4619,69 6148,47 8183,15
BIP Deutschland (real) Mrd. € 2923,93 3103,81 3428,54 3787,24 4183,47
BIP Deutschland pro Kopf
(nominal) € 36256,2 43176,3 58260,2 79540,0 109822,0
BIP Deutschland pro Kopf
(real) € 36256,2 38608,3 43238,3 48993,8 56144,3
Opportunitätskosten aufgrund
von Produktivitätsverlust
(nominal)
Mrd. € 0,02 0,03 0,04 0,05 0,06
Opportunitätskosten aufgrund
von Produktivitätsverlust (real) Mrd. € 0,02 0,02 0,03 0,03 0,03
Gesamtes EP pro Jahr kt 264,84 220,88 164,59 123,74 93,72
Beschaffungspreis des Schadens der Eutrophierung (nominal)
€/kg PO4
3-e 0,09 0,12 0,22 0,39 0,69
Veränderung ggü. 2014 % 0,0% 37,0% 130,2% 283,7% 535,7%
Beschaffungspreis der Abmilderung der Eutrophierung (real)
€/kg PO4
3-e 0,09 0,11 0,16 0,24 0,35
Veränderung ggü. 2014 % 0,0% 27,3% 88,7% 177,2% 304,3%
Anhang
430
Tab 53 Kalkulation des externen Beschaffungspreises der Abmilderung der Versauerung
Beschaffungspreis der Abmilderung der Versauerung
Einheit 2014 2020 2030 2040 2050
Kosten der Waldkalkung pro Jahr
[nominal] Mio. € 101,9 121,0 161,0 214,3 285,2
Kosten der Waldkalkung pro Jahr
[real] Mio. € 101,9 108,2 119,5 132,0 145,8
SO2-, NOx- und NH3-bedingtes AP pro
Jahr (1990: 8810 kt; 2014: 2637 kt) = Bodenversauerung
kt 2637,0 1950,5 1180,0 713,9 431,9
Mittlere Reduktion des SO2-, NOx-
und NH3-bedingten AP pro Jahr % 4,90 4,90 4,90 4,90 4,90
Beschaffungspreis der Abmilderung der Versauerung (nominal)
€/kg SO2e
0,04 0,06 0,14 0,30 0,66
Veränderung ggü. 2014 % 0,0% 60,5% 253,1% 676,8% 1608,8%
Beschaffungspreis der Abmilderung der Versauerung (real)
€/kg SO2e
0,04 0,06 0,10 0,18 0,34
Veränderung ggü. 2014 % 0,0% 43,5% 162,0% 378,5% 773,6%
Anhang
431
Tab 54 Kalkulation des externen Beschaffungspreises des Schadens der Versauerung
Beschaffungspreis des Schadens der Versauerung Einheit 2014 2020 2030 2040 2050
Schadenskosten der Forstwirtschaft pro
Jahr [nominal] Mrd. € 3,29 3,50 3,86 4,27 4,71
Schadenskosten der Forstwirtschaft pro
Jahr [real] Mrd. € 3,29 3,29 3,29 3,29 3,29
Schadenskosten der Fischereiindustrie pro
Jahr (2012: 78,97; 2100: 197,43)
[nominal]
Mrd. € 81,36 96,58 128,54 171,08 227,69
Schadenskosten der Fischereiindustrie pro
Jahr (2012: 78,97 Mrd. €) [real] Mrd. € 81,36 89,18 103,93 121,13 141,16
SO2-, NOx- und NH3-bedingtes AP pro
Jahr (1990: 8810 kt; 2014: 2637 kt) = Bodenversauerung
kt 2637,
0
1950,
5 1180,0 713,9 431,9
Mittlere Reduktion des SO2-, NOx- und
NH3-bedingten AP pro Jahr % 4,90 4,90 4,90 4,90 4,90
CO2-bedingtes AP pro Jahr =
Versauerung der Ozeane Gt 39,10 42,58 48,38 54,18 59,99
Beschaffungspreis des Schadens der Versauerung (nominal)
€/kg SO2e
1,251 1,795 3,276 5,980 10,918
Veränderung ggü. 2014 % 0,0% 43,5% 161,8
%
377,9
%
772,5
%
Beschaffungspreis des Schadens der Versauerung (real)
€/kg SO2e
1,251 1,691 2,794 4,617 7,630
Veränderung ggü. 2014 % 0,0% 35,1% 123,3
%
269,0
%
509,8
%
Anhang
432
Tab 55 Kalkulation des externen Beschaffungspreises der Opportunität der Versauerung
Beschaffungspreis der Opportunität der Versauerung Einheit 2014 2020 2030 2040 2050
Opportunitätskosten der
Tourismusindustrie pro Jahr
[nominal]
Mrd. € 4,35 4,87 5,87 7,09 8,56
Opportunitätskosten der
Tourismusindustrie pro Jahr [real] Mrd. € 4,35 4,35 4,35 4,35 4,35
Schadenskosten der
Fischereiindustrie pro Jahr (2012:
78,97; 2100: 197,43) [nominal]
Mrd. € 81,66 89,74 103,20 116,66 130,12
Schadenskosten der
Fischereiindustrie pro Jahr (2012:
78,97 Mrd. €) [real]
Mrd. € 81,66 81,66 81,66 81,66 81,66
SO2-, NOx- und NH3-bedingtes AP
pro Jahr (1990: 8810 kt; 2014:
2637 kt) = Bodenversauerungkt 2637,0 1950,5 1180,0 713,9 431,9
Mittlere Reduktion des SO2-,
NOx- und NH3-bedingten AP pro
Jahr
% 4,90 4,90 4,90 4,90 4,90
Beschaffungspreis der Opportunität der Versauerung (nominal)
€/kg SO2e
1,648 2,495 4,978 9,932 19,818
Veränderung ggü. 2014 % 0,0% 51,4% 202,0% 502,6% 1102,3%
Beschaffungspreis der Opportunität der Versauerung (real)
€/kg SO2e
1,648 2,228 3,683 6,089 10,064
Veränderung ggü. 2014 % 0,0% 35,2% 123,5% 269,4% 510,6%
Anhang
433
Anhang 5 – Beigaben zu Anwendungsbeispiel 1
Tab 56 Produktions- und Werteverzehrarten und –beträge der Firma Horvath im Jahr
2014
# Produktions- und Werteverzehrart Betrag Art der Zurechnung 1 Löhne 534.403 € Unmittelbar
2 Rohstoffe / Materialien 37.428 € Unmittelbar
3 Gehälter 245.825 € Unmittelbar
4 Sozialkosten & Tantiemen 129.845 € Unmittelbar
5 Betriebsmittelkosten 144.360 € Mittelbar
5.1 Abschreibungen auf Maschinen und Anlagen 19.981 € Mittelbar
5.2 Abschreibungen auf Büroausstattung 1.368 € Mittelbar
5.3 Abschreibungen auf den Fuhrpark 5.773 € Mittelbar
5.4 Werkzeug- & Kleingerätekosten 45.088 € Mittelbar
5.5 Mieten für Einrichtungen & Gebäude 70.516 € Mittelbar
5.6 Mieten für Maschinen 8.774 € Mittelbar
6 Hilfs- und Betriebsstoffkosten 136.376 € Mittelbar
6.1 Maschinen & Anlagen 101.227 € Mittelbar
6.2 Fuhrpark 22.385 € Mittelbar
6.3 Büro- & Hausbedarfe 12.764 € Mittelbar
5 Entsorgungs- und Reinigungskosten 4.022 € Mittelbar
5.1 Schadstoffe (Kühlschmierstoffe) 1.492 € Mittelbar
5.2 Sonstige Entsorgung 1.149 € Mittelbar
5.3 Reinigung 1.382 € Mittelbar
6 Dienst- & Fremdleistungskosten 256.066 € Mittelbar
6.1 Elektrizität 41.411 € Mittelbar
6.2 Versicherungen 15.669 € Mittelbar
6.3 Wartungsskosten für Maschinen & Anlagen 23.266 € Mittelbar
6.4 Telekommunikations & Postkosten 5.749 € Mittelbar
6.5 Fremdarbeit 160.321 € Mittelbar
6.6 Rechts-, Beratungs- und Buchführungskosten 8.724 € Mittelbar
6.7 Logistikkosten 927 € Mittelbar
7 Öffentliche Abgaben 14.435 € Mittelbar
7.1 Steuern 2.803 € Mittelbar
7.2 Abgaben 11.632 € Mittelbar
8 Werbungs- & Bewirtungskosten 2.424 € Mittelbar
9 Fremdkapitalkosten 1.079 € Mittelbar
10 Sonstige Kosten 2.234 € Mittelbar
Gesamt 1.508.497 €
Anhang
434
Tab 57 Relation von Verbrauchsarten und Inanspruchnahme des externen Systems durch
Firma Horvath im Jahr 2014
GWP AP ODP EP Rohstoffe
Kunststoff (POM) 4127,780 1,8% 13,123 1,7% 0,000 0,0% 0,000 0,0%
Aluminium (AlMg1) 10187,100 4,5% 32,432 4,2% 0,000 0,0% 0,000 0,0%
Stahl (St37) 3636,000 1,6% 9,938 1,3% 0,000 0,0% 0,000 0,0%
Kupfer 152,400 0,1% 1,140 0,1% 0,000 0,0% 0,000 0,0%
Hilfs- und Betriebsstoffe
Kühlmittel 541,764 0,2% 4,466 0,6% 0,378 3,0% 4,472 3,8%
Dielektrik 185,952 0,1% 1,533 0,2% 0,130 1,0% 1,535 1,3%
Schneidöl 17,880 0,0% 0,147 0,0% 0,012 0,1% 0,148 0,1%
Spindelöl 17,880 0,0% 0,147 0,0% 0,012 0,1% 0,148 0,1%
Systemreiniger 17,880 0,0% 0,147 0,0% 0,012 0,1% 0,148 0,1%
Fett 4,470 0,0% 0,037 0,0% 0,003 0,0% 0,037 0,0%
Bettbahnöl 17,880 0,0% 0,147 0,0% 0,012 0,1% 0,148 0,1%
Strom 103748,100 46,0% 459,770 60,1% 4,598 36,5% 21,989 18,8%
Betriebsmittel, Gebäude, Fahrzeuge
Fertigungsanlagen 35557,500 15,8% 0,152 0,0% 0,000 0,0% 0,009 0,0%
Werkbänke 193,600 0,1% 0,000 0,0% 0,000 0,0% 0,000 0,0%
Büroausstattung (elektr.) 222,000 0,1% 0,000 0,0% 0,000 0,0% 0,000 0,0%
Büroausstattung (Möbel) 136,730 0,1% 0,000 0,0% 0,000 0,0% 0,000 0,0%
Fahrzeuge 30600,000 13,6% 75,000 9,8% 0,000 0,0% 0,000 0,0%
Gebäude 988,020 0,4% 3,672 0,5% 0,000 0,0% 0,000 0,0%
Abfälle
Kunststoffspäne 4152,000 1,8% 13,200 1,7% 0,000 0,0% 0,000 0,0%
Eisenspäne 6658,891 3,0% 20,410 2,7% 0,000 0,0% 0,000 0,0%
Mischschrott 13593,741 6,0% 42,026 5,5% 0,000 0,0% 0,000 0,0%
Kühlschmierstoffe 10669,890 4,7% 87,961 11,5% 7,436 59,0% 88,081 75,5%
Gesamt 225,612 100,0% 0,765 100,0% 0,013 100,0% 0,117 100,0%
Anhang
435
Anhang 6 – Beigaben zu Anwendungsbeispiel 2
Tab 58 Klassifizierung der Mengen-, Produktionswert- und Werteverzehrarten in
Abhängigkeit der Ausbringung
Mengenart Dynamik PW- und WV-Art Dynamik
Gesamtmenge Variabel Löhne Variabel
Abfall Variabel Rohstoffe / Materialien Variabel
Kühlmittel Variabel Gehälter Fix
Schneidöl Variabel Sozialkosten & Tantiemen Variabel
Hydrauliköl Variabel Betriebsmittelkosten Variabel
Bettbahnöl Variabel Hilfs- und Betriebsstoffkosten Variabel
Fett Variabel Entsorgungs- und
Reinigungskosten
Variabel
Strom Variabel Dienst- & Fremdleistungskosten Variabel
Kühlschmierstoffabfall Variabel Öffentliche Abgaben Variabel
Reinigungsmittel Fix Werbungs- & Bewirtungskosten Variabel
Reinigungsmittelabfall Fix Fremdkapitalkosten Variabel
Fertigungsmaschinen Variabel Sonstige Kosten Variabel
Fläche Variabel
Fahrten Fix
Blatt Papier Fix
Büroausstattung
(PC/Drucker)
Fix
Büroausstattung (3x Möbel) Fix
Gesamtauftragszeit Variabel
Administrative Auftragszeit Fix
Gesamtbearbeitungszeit Variabel
Tab 59 Stromverbrauch der Firma Horvath im Jahr 2014
Lieferant Verbrauch (kWh) Abrechnungszeitraum EnBW 25216 9.9.2014 - 16.9.2015 Jahresverbrauch (Anschluss I) Ampere 46729 1.1.2014 - 31.3.2014 Quartalsverbrauch (Anschluss II)
Ampere 39724 1.4.2014 - 30.6.2014 Quartalsverbrauch (Anschluss II)
Ampere 43762 1.7.2014 - 30.9.2014 Quartalsverbrauch (Anschluss II)
Ampere 44436 1.10.2014 - 31.12.2014 Quartalsverbrauch (Anschluss II)
Ampere 174651 1.1.2014 - 31.12.2014 Jahresverbrauch (Anschluss II) Gesamt 199867
Anhang
436
Tab 60 Betriebsstoffe und Betriebsstoffabfälle je Maschine
Betriebsdaten Betriebsstoffe Abfall
Bereich Her-steller Aus-
lastung
Betriebs-zeit
Betriebs-zeit
Kühl-mit-tel
Di-elek-trik
Schneid-öl
Hy-drau-liköl
Bett-bahn-
öl
Spin-del-öl
Fett Gas Kühl-
schmier-stoffe
(h/a) (Anteilig) kg kg kg kg kg kg kg m³ kg
Fräsen DMG 95,0% 3306 6,8% 39,5 -- -- 20 10 -- 0,3 -- 833,7
Fräsen DMG 95,0% 3306 6,8% 39,5 -- -- 20 10 -- 0,3 -- 833,7
Fräsen Fadal 90,0% 3132 6,4% 37,4 -- -- 20 10 -- 0,3 -- 789,8
Fräsen Fehlmann 90,0% 3132 6,4% 37,4 -- -- 20 10 -- 0,3 -- 789,8
Fräsen Spinner 95,0% 3306 6,8% 39,5 -- -- 20 10 -- 0,3 -- 833,7
Fräsen Maho 90,0% 3132 6,4% 37,4 -- -- 20 10 -- 0,3 -- 789,8
Fräsen Deckel 30,0% 1044 2,1% 12,5 -- -- 20 10 -- 0,1 -- 263,3
Fräsen Macmon 80,0% 2784 5,7% 33,2 -- -- 20 10 -- 0,3 -- 702,1
Fräsen Maho 10,0% 348 0,7% 4,2 -- -- 20 10 -- 0,0 -- 87,8
Fräsen Thiel 10,0% 348 0,7% 4,2 -- -- 20 10 -- 0,0 -- 87,8
Fräsen Raptor 25,0% 870 1,8% 10,4 -- -- 20 10 -- 0,1 -- 219,4
Fräsen 64,5% 24708 -- 295 -- -- 220 110 -- 2,3 -- 6230,8
Drehen Bernardo 60,0% 2088 4,3% 24,9 -- -- -- 5 -- 0,2 -- 526,5
Drehen Bernardo 50,0% 1740 3,6% 20,8 -- -- -- 5 -- 0,2 -- 438,8
Drehen Kern 10,0% 348 0,7% 4,2 -- -- -- 5 -- 0,0 -- 87,8
Drehen Mazak 85,0% 2958 6,1% 35,3 -- -- 20 15 -- 0,3 -- 745,9
Drehen Mazak 85,0% 2958 6,1% 35,3 -- -- 20 15 -- 0,3 -- 745,9
Drehen Mazak 85,0% 2958 6,1% 35,3 -- -- 20 15 -- 0,3 -- 745,9
Drehen Mazak 85,0% 2958 6,1% 35,3 -- -- 20 15 -- 0,3 -- 745,9
Drehen Haas 75,0% 2610 5,4% 31,2 -- -- 10 5 -- 0,2 -- 658,2
Drehen 66,9% 18618 -- 222 -- -- 90 80 -- 1,7 -- 4695,0
Bohren Aciera 20,0% 696 1,4% 13,9 -- 91,4 -- -- -- 0,1 -- 175,5
Bohren Aciera 5,0% 174 0,4% 3,5 -- 22,9 -- -- -- 0,0 -- 43,9
Bohren Aciera 5,0% 174 0,4% 3,5 -- 22,9 -- -- -- 0,0 -- 43,9
Bohren Aciera 5,0% 174 0,4% 3,5 -- 22,9 -- -- -- 0,0 -- 43,9
Bohren 8,8% 1218 -- 24 -- 160,0 -- -- -- 0,1 -- 307,2
Schleifen Matra 10,0% 348 0,7% 4,2 -- -- 50 -- 5 0,0 -- 87,8
Schleifen Okamoto 15,0% 522 1,1% 6,2 -- -- 50 -- 5 0,0 -- 131,6
Schleifen Schaudt 20,0% 696 1,4% 8,3 -- -- 30 -- 5 0,1 -- 175,5
Schleifen Karstens 20,0% 696 1,4% 8,3 -- -- 20 -- 5 0,1 -- 175,5
Schleifen Karstens 15,0% 522 1,1% 6,2 -- -- -- -- 2 0,0 -- 131,6
Schleifen 16,0% 2784 -- 33 -- -- 150 -- 22 0,3 -- 702,1
Erodieren Agie 80,0% 2784 5,7% -- 104 -- -- -- 0,3 -- --
Erodieren Agie 80,0% 2784 5,7% -- 104 -- -- -- 0,3 -- --
Erodieren 80,0% 5568 -- -- 208 -- -- -- 0,5 -- --
Honen Nagel 10,0% 348 0,7% -- -- -- -- -- -- 0,0 -- --
Laser Aciera 25,0% 870 1,8% -- -- -- -- -- -- -- -- --
Schweißen 5,0% 174 0,4% -- -- -- -- -- -- -- 110 --
Sonstige -- -- -- -- -- -- -- -- -- 110 --
45,7% 48720 100% 575 208,0 160,0 460,0 190,0 22,0 5,0 110 11935
Anhang
437
Tab 61 Stromverbrauch je Maschine
Betriebsdaten Stromverbrauch
Bereich Hersteller Aus-
lastung
Betriebs-zeit
Betriebs-zeit
Anschluss-leistung
(kW)
Verbrauch Verbrauch Verbrauch
(h/a) (Anteilig) (kWh) (Anteilig) (kalkuliert)
Fräsen DMG 95,0% 3306 6,8% 18,00 59508 8,7% 13929,3
Fräsen DMG 95,0% 3306 6,8% 18,00 59508 8,7% 13929,3
Fräsen Fadal 90,0% 3132 6,4% 15,00 46980 6,9% 10996,8
Fräsen Fehlmann 90,0% 3132 6,4% 11,00 34452 5,1% 8064,4
Fräsen Spinner 95,0% 3306 6,8% 17,00 56202 8,3% 13155,5
Fräsen Maho 90,0% 3132 6,4% 27,00 84564 12,4% 19794,3
Fräsen Deckel 30,0% 1044 2,1% 4,40 4594 0,7% 1075,2
Fräsen Macmon 80,0% 2784 5,7% 4,00 11136 1,6% 2606,7
Fräsen Maho 10,0% 348 0,7% 6,00 2088 0,3% 488,7
Fräsen Thiel 10,0% 348 0,7% 2,00 696 0,1% 162,9
Fräsen Raptor 25,0% 870 1,8% 1,50 1305 0,2% 305,5
Fräsen 64,5% 24708 -- 11,26 -- -- 84508,7
Drehen Bernardo 60,0% 2088 4,3% 7,50 15660 2,3% 3665,6
Drehen Bernardo 50,0% 1740 3,6% 7,50 13050 1,9% 3054,7
Drehen Kern 10,0% 348 0,7% 15,00 5220 0,8% 1221,9
Drehen Mazak 85,0% 2958 6,1% 15,00 44370 6,5% 10385,9
Drehen Mazak 85,0% 2958 6,1% 18,00 53244 7,8% 12463,1
Drehen Mazak 85,0% 2958 6,1% 26,00 76908 11,3% 18002,2
Drehen Mazak 85,0% 2958 6,1% 18,60 55019 8,1% 12878,5
Drehen Haas 75,0% 2610 5,4% 8,90 23229 3,4% 5437,3
Drehen 66,9% 18618 -- 14,56 -- -- 67109,3
Bohren Aciera 20,0% 696 1,4% 2,50 1740 0,3% 407,3
Bohren Aciera 5,0% 174 0,4% 2,50 435 0,1% 101,8
Bohren Aciera 5,0% 174 0,4% 2,50 435 0,1% 101,8
Bohren Aciera 5,0% 174 0,4% 2,50 435 0,1% 101,8
Bohren 8,8% 1218 -- 2,5 -- -- 712,8
Schleifen Matra 10,0% 348 0,7% 5,00 1740 0,3% 407,3
Schleifen Okamoto 15,0% 522 1,1% 7,50 3915 0,6% 916,4
Schleifen Schaudt 20,0% 696 1,4% 15,00 10440 1,5% 2443,7
Schleifen Karstens 20,0% 696 1,4% 10,00 6960 1,0% 1629,2
Schleifen Karstens 15,0% 522 1,1% 7,50 3915 0,6% 916,4
Schleifen 16,0% 2784 -- 9 -- -- 6313,0
Erodieren Agie 80,0% 2784 5,7% 22,00 Stromverbrauch bekannt
12608
Erodieren Agie 80,0% 2784 5,7% 22,00 12608
Erodieren 80,0% 5568 -- 22 -- -- 25216,0
Honen Nagel 10,0% 348 0,7% 1,50 522 0,1% 122,2
Laser Aciera 25,0% 870 1,8% 0,10 87 0,0% 20,4
Schweißen -- 5,0% 174 0,4% 16,00 2784 0,4% 651,7
Sonstige -- -- -- -- -- -- -- 794,2
45,7% 48720 100% 313 681140 100,0% 184654
Anhang
438
Tab 62 Mengenstellen des Gesamtauftrags bei abtragender Fertigung
MS1 MS2 MS3 MS4 MS5 Einheit
Kunststoff (POM) 0,00E+00 1,26E+01 4,40E+00 2,00E+00 0,00E+00 kg
Kühlmittel 0,00E+00 1,27E-01 5,87E-02 4,48E-02 0,00E+00 kg
Schneidöl 0,00E+00 2,41E-01 0,00E+00 0,00E+00 0,00E+00 kg
Hydrauliköl 0,00E+00 4,59E-02 3,22E-02 2,54E-02 0,00E+00 kg
Bettbahnöl 0,00E+00 2,29E-02 2,19E-02 1,90E-02 0,00E+00 kg
Fett 0,00E+00 7,12E-04 4,62E-04 3,52E-04 0,00E+00 kg
Strom 0,00E+00 3,30E+01 2,71E+01 2,28E+01 3,32E-02 kWh
Kühlschmierstoffabfall 0,00E+00 2,37E+00 1,24E+00 9,46E-01 0,00E+00 kg
Fertigungsmaschinen 0,00E+00 1,14E-02 5,98E-03 4,56E-03 6,38E-03
Fläche 5,40E+00 1,84E+00 9,63E-01 7,35E-01 1,03E+00 cm²
Fahrten 1,50E+02 0,00E+00 0,00E+00 0,00E+00 0,00E+00 km
Papier 1,92E-01 0,00E+00 0,00E+00 0,00E+00 0,00E+00 kg
PC/Drucker 1,00E-03 0,00E+00 0,00E+00 0,00E+00 0,00E+00
Möbel 2,00E-03 0,00E+00 0,00E+00 0,00E+00 0,00E+00
GWP 3,15E+01 2,57E+02 1,22E+02 9,04E+01 1,20E+02 kg CO2e
AP 7,67E-02 1,67E-01 9,72E-02 7,16E-02 7,58E-04 kg SO2
ODP 0,00E+00 2,51E-03 1,47E-03 1,17E-03 7,63E-07 kg R11e
EP 0,00E+00 2,44E-02 1,30E-02 1,02E-02 3,27E-05 kg PO43-e
Tab 63 Mengenstellen des Gesamtauftrags bei additiver Fertigung
MS1 MS2 MS3 MS4 Einheit
Kunststoff (POM) 0,00E+00 0,00E+00 2,00E+00 0,00E+00 kg
Kühlmittel 0,00E+00 0,00E+00 4,48E-02 0,00E+00 kg
Hydrauliköl 0,00E+00 0,00E+00 2,54E-02 0,00E+00 kg
Bettbahnöl 0,00E+00 0,00E+00 1,90E-02 0,00E+00 kg
Fett 0,00E+00 0,00E+00 3,52E-04 0,00E+00 kg
Strom 0,00E+00 7,45E+02 2,28E+01 3,32E-02 kWh
Reinigungsmittel 0,00E+00 9,00E+00 0,00E+00 0,00E+00 kg
Reinigungsmittelabfall 0,00E+00 9,00E+01 0,00E+00 0,00E+00 kg
Kühlschmierstoffabfall 0,00E+00 0,00E+00 9,46E-01 0,00E+00 kg
Fertigungsmaschinen 0,00E+00 2,48E-02 4,56E-03 6,38E-03
Fläche 5,40E+00 9,28E-03 7,35E-01 1,03E+00 cm²
Fahrten 1,50E+02 0,00E+00 0,00E+00 0,00E+00 km
Papier 1,92E-01 0,00E+00 0,00E+00 0,00E+00 kg
PC/Drucker 1,00E-03 0,00E+00 0,00E+00 0,00E+00
Möbel 2,00E-03 0,00E+00 0,00E+00 0,00E+00
GWP 3,15E+01 6,01E+02 9,04E+01 1,20E+02 kg CO2e
AP 7,67E-02 2,32E+00 7,16E-02 7,58E-04 kg SO2
ODP 0,00E+00 1,71E-02 1,17E-03 7,63E-07 kg R11e
EP 0,00E+00 8,20E-02 1,02E-02 3,27E-05 kg PO43-e
Anhang
439
Abb. A6.1 Sankey-Diagramm des Gesamtauftrags bei abtragender Fertigung
Abb. A6.2 Sankey-Diagramm des Gesamtauftrags bei additiver Fertigung
Die Erfolge im Bereich der nachhaltigen industriellen Wertschöpfung sind, trotz großer Anstrengungen in den letzten Jahren, marginal. Dies liegt nicht zuletzt an der unspezifischen Formulierung des Nachhaltigkeitskonzepts, das dem Anwender stets die Möglichkeit einräumt subjektive Ansprüche geltend zu machen. Die intendierte Erreichung des Ziels einer inter- und intragenerationellen Verteilungsgerechtigkeit wird hierdurch stark behin-dert, eine Operationalisierung kaum möglich. Damit es gelingen kann Pro-duktionssysteme nach dem Diktum einer nachhaltigen Wertschöpfung zu konzipieren, ist eine zahlenmäßige Bezifferung von essentieller Bedeutung.
In der vorliegenden Dissertationsschrift entwickelt Robert Miehe eine Methode zur Quantifizierung der nachhaltigen Wertschöpfung von Pro-duktsystemen an der ökonomisch-ökologischen Schnittstelle anhand aus-gewählter Umweltprobleme. Basierend auf den ethisch-normativen Lehren Immanuel Kants und Hans Jonas‘, wird mit Hilfe der Erweiterung der Bilanz-grenze herkömmlicher betrieblicher Rechnungssysteme eine Objektivierung der Wertschöpfung produktions-technischer Handlungen erreicht.
FRAUNHOFER VERLAG
9 783839 612910
ISBN 978-3-8396-1291-0
Top Related