BesondersWarum die Uni Rostock malnach Bützow umzog
BedrückendSelbstmordgedankenunter Studenten
BedientEx-StuRa-Präsident Johannes Krause im Gespräch
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Web Heft 95 www.heulermagazin.de
Das Studentenmagazin der Uni Rostock
04 2011
STARTSCHUSS
Das erste Mal, die erste Zusage und der erste heuler – Träume
werden wahr. Neue und alte Augen lesen diese Zeilen, die wir
für dich geschrieben haben. Wir sind die heuler-Redaktion,
deren Inner Circle gerade neu zusammengewürfelt wurde. So
begrüßen wir Dirk Ramthor als neuen Geschäftsführer und das Mareike-
Götz-und-Gesa-Römer-Duo in der Redaktionsleitung.
Du willst Fakten über die Universität? Kannst du haben.
Du willst wissen, wie dein Studium enden könnte? Wir zeigen es dir.
Du willst lesen, was es heißt, auszuwandern? Hier und jetzt im heuler.
Ob Erfahrungen von Medizinstudenten auf der »Fusion«, ob Erklärung
der neuen Fahrradständer vorm Bebel-Tower, ob Einführung in die mexi-
kanische Filmlandschaft – alles ist drin. In dieser Ausgabe führen wir dich
durch ein mannigfaltiges Potpourri aus Themen des Inneren und Äußeren
der Uni Rostock.
Du willst mitmachen? Kein Problem! Komm zu unserer nächsten
Redaktions sitzung am 18. Oktober 2011, um 18:30 Uhr, in Raum 21 in der
Ulmenstraße – oder schau‘ einfach mal in unserem niegelnagelneuen heuler-
Büro unterm Dach des Grünen Ungeheuers (Raum 302 / 48) vorbei. Wir
freuen uns auf dich!
Die Schieflage dieses Editorials ist übrigens eine Reminiszenz an den Umstand,
dass der Fußboden in unserem Büro derartig nach Westen abfällt, dass man in
der DDR dafür der Republikflucht schuldig gesprochen worden wäre ...
Mareike
heuler 4/2011
Veröffentlicht: Seit Juli dieses Jahres berichtet heuler-online live von den Sitzungen des Rostocker StudentINNenrats (StuRa), mitzuverfolgen auf twitter.com/heulerLive. Die voran-gegangene Debatte um (Hochschul-)Öffentlichkeit ist damit jedoch noch lange nicht beendet. Die Sitzungen des StuRa sind nun in drei Kategorien eingeteilt: »öffentlich«, »hoch-schulöffentlich« und »unter Ausschluss der Öffentlichkeit«. Unter Tagesordnungspunkten mit letzterer Kennzeichnung werden beispielsweise Personal- oder Rechtsangelegenheiten behandelt. Da hier über vertrauliche Daten gesprochen wird, dürfen ausschließlich Mitglieder aus dem StuRa und dem Allgemeinen Studierendenausschuss sowie die betroffenen Personen anwesend sein. Hochschulöffentlich werden in der Regel Wahlen jeglicher Art behandelt. So will man vermei-den, dass (unangepasste) Kritik an einzelnen Kandidaten publik wird. Generell wird versucht, so viele Tagesordnungs-punkte wie möglich öffentlich zu verhandeln und zudem die
Gesa
Dirk
nicht-öffentlichen Themen am Ende der Sitzung zu bespre-chen, sodass Gäste nicht unnötig warten müssen. Wer sich über die hochschulöffentlichen Tagesordnungspunkte genau informieren möchte, kann mithilfe seiner Rechenzentrumsken-nung die Protokolle auf stura.uni-rostock.de einsehen.
Verbessert: Seit Veröffentlichung unserer Artikel über die Problematiken an der Medizinischen Fakultät in den Heften Nr. 93 und Nr. 94 scheint sich für die Prüflinge einiges verbessert zu haben. Herr Prof. Norbert Ulfig gibt Studieren-den nun die Möglichkeit, vor Beantwortung der Prüfungs-frage ihre Antwort aufzuschreiben. Dieses Vorgehen ersetzt selbstverständlich noch immer kein richtiges Protokoll, ist aber ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Außer-dem erfolgen viele Prüfungen nun nach einem einheitlichen Muster, zuvor variierten Anforderungen und Fragestellungen von Prüfer zu Prüfer.
RÜCKSPIEGEL
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Im Schlafrock zur Uni ... und 1.000 andere Fakten rund um das Hochschulleben
Serie Einmal durchs ExamenFidi wird Lehrerin
Entschuldigungbitte!Studentische Ausreden
PSA-News
Plötzlich EinsatzMedizinstudenten werden auf der »Fusion« zu Sanitätern
Achilles Verse
Von Kellerasselnund RehaugenWissenschaftsserie
Pro / Contra
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UniveRSität StUDentenLeBen POLitiSCHeS KULtUR
Wo ist die Ostsee? Eine Biologieexkursion durch das südliche Baltikum
Ende und ausWas kommt eigentlich nach dem Studium?
Kopf unterWas Druck in uns bewirkenkann
Jetzt wird’s laut!Verstanden wird, wer sichverständlich machen kann
Der Bike-Parkplatz 2.0Wie funktionieren die neuen Fahrradständer am Bebel-Tower?
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Fairtrade TownStabile Preise für soziale Projekte
Nackt vor denBehördenWie weit muss man sich für ein Verlobtenvisum für die USA »ausziehen«?
Politische Bildung... die jedem guttut
Schwere ZeitDer ehemalige StuRa-Präsi-dent Johannes Krause ziehtein Fazit seiner Amtszeit
Neuigkeiten ausStuRa und AStA
LandtagswahlenEin Resümee
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Rostock und der IslamEine harmonische Partnerschaft?
Narco-CinemaMexikanisches Realienkino der Güteklasse C
Theater im ZeltPasst Zirkusflair zu Effi Briest?
Geschmacks-polizei
Postskriptum
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Impressum
Rätsel
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INHALTSVERZEICHNISheuler 4/2011
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19Unbekannte Ostsee
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Illustration: Hannes Falke und Michael Schultz
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Foto: Michael Schultz
UniveRSität
Traditio et PartyumBald feiert unsere Alma Mater ihr 600-jähriges Bestehen. Wir haben schon vorher einmal unsere Nasen in Geschichtsbücher gesteckt und einige interessante Fakten über die Rostocker Uni zusammengetragen. Aber auch für die Gegenwärtler unter euch gibt es Spannendes zu berichten. Außerdem wagen wir mal einen ganz anderen Blick auf die »Fusion ’11«: Wenn man im Sani-Zelt landet, bekommt man meist schon nichts mehr mit – anders die Sanitäter selbst.Gesa, Ressortleiterin
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GESA RÖMER
Was wir schon immer über die Uni Rostock wissen wollten – oder auch nicht
1001 Uni-Fakten
Von 1760 bis 1789 gab es in Bützow eine Gegenuniversität, die »Fridericiana«.
Die Rostocker Theologen waren zu dieser Zeit streng lutherisch. Herzog Friedrich wollte den universitären Glauben aufweichen, indem er versuchte, den Pietisten Christian Albrecht Döderlein zum Professor zu berufen. Die hiesigen Theologen wollten ihn jedoch zunächst einer Glaubensprüfung unterziehen, woraufhin Friedrich beim Kaiser die Erlaubnis einholte, eine Universität in Bützow zu gründen. Ein Professor sagte über den Standort: »Im ganzen Reich gibt es keine elendere und unpassendere Stadt.« Mit dem Tod Friedrichs wurden die beiden Universitäten wieder zusammengeführt.
verschiedene Titel zum Thema »Geschichte der Universität« stehen in der Südstadt-Bibliothek.
Die Universität Rostock wird auch liebevoll Alma Mater Rostochiensis genannt.
Straßen in Rostock sind nach Absolventen oder Dozenten der Universität Rostock benannt.
Auf dem Gelände der heutigen Südstadt-Bibliothek, die 2005 eröffnet wurde, stand früher schon eine Mensa. Teile der Dekoration sind in der Bibliothek verarbeitet.
Der August-Bebel-Turm wurde bis 1990 vom Ministerium für Staatssicherheit genutzt. Das dazugehörige Gefängnis befindet sich in der Hermannstraße 34b und kann heute besichtigt werden.
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1740 wurde den Studenten von Rektor und Konzil verboten, drau-ßen in Schlafröcken herumzulaufen sowie in Gottesdiensten zu lärmen.
Die Universität Rostock erstellte Gutachten in Hexenprozessen.
1919 erhielt Albert Einstein »in Anerken-nung der gewaltigen Arbeit seines Geistes« seine einzige deutsche und überhaupt erste Ehrendoktorwürde von der Uni Rostock.
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der Studenten an der Uni Rostock kommen aus Meck-lenburg-Vorpommern. Die meisten Studenten studieren an der Philosophischen, die wenigsten an der Theologi-schen Fakultät.
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Nutzfläche hat die Südstadt-Bibliothek.
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Das »neue Audimax« auf dem Campus Ulmenstraße heißt Arno-Esch-Hörsaalgebäude. Arno Esch war Jura-Student in Rostock und setzte sich sehr für seine politischen Ansichten ein. Aus diesem Grund wurde er 1949 von der SED überwacht, schließlich angeklagt und 1951 in Russland ermordet. Seine Mutter wusste viele Jahre nicht, was mit ihm geschehen war.
Das Auditorium Maximum ist der größte Hörsaal einer Universität. Das Rostocker »Audimax« wurde 2004 fertiggestellt und verfügt über 500 Plätze.
Die Uni Rostock ist der größte Arbeitgeber der Region.
Der Campus Ulmen-straße war früher eine Kaserne. Bis 2009 wurde das »Haus 3« noch von der Bundes-polizei genutzt.
Das Gebäude in der Schwaanschen Straße 3 gehörte von 1935 bis in die 40er-Jahre der NS-Studentenschaft. Davor war es im Besitz der Rostocker Freimaurerloge gewesen.
Zwischen 1950 und 2000 stieg der Bücher-bestand der Universitäts-bibliothek von 750.000 auf 2 Millionen Bände.
Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts betrieb die Universität zwei eigene Gefängnisse, die Karzer. Zusätzlich wurde das Gefängnis »Finkenbauer« genutzt, um streitende Studierende einzusperren. Die Kosten für ihre Verpflegung mussten die inhaftierten Studenten selbst zahlen.
Erich Kästner studierte 1921 an der Uni Rostock.
Auszeichnungen erhielten die Rostocker Mensen bei der »Mensa des Jahres« der Zeitschrift »unicum«.
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Die Mensen in Rostock gewinnen regelmäßig »Goldene Tabletts« beim deutschlandweiten Wettbewerb »Mensa des Jahres«. Besonders in den Kategorien Service, Auswahl und Geschmack sind die Rostocker fast immer unter den Top 3. Insgesamt konnte die Südstadt-Mensa seit 2001 schon dreimal den zweiten Platz in der Gesamtwertung belegen. 2003 wurde sie sogar Erste.
Früher waren die Rektoren nur für je ein Semester im Amt, heute werden sie für vier Jahre gewählt. Die nächste Wahl findet 2013 statt.
Das Einkaufsgebäude »Rostocker Hof« wurde von 1960 bis Anfang der 90er-Jahre für die Universitätsverwaltung und einige Institute der Philosophi-schen Fakultät genutzt.
Die Uni Rostock hatte einen der ersten botanischen Gärten in Europa. Er entstand an der Ecke Lange Straße / Badstüberstraße. Heute ist von ihm jedoch nichts mehr erhalten. Davor hatten viele Professoren in ihren eigenen Gärten Pflanzen, auch aus der Neuen Welt, gezüchtet.
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Der in Rostock lehrende Gräzist Kurt von Fritz verweigerte 1934 als einer von zwei deutschsprachigen Professoren den Diensteid auf Adolf Hitler.
Die Uni Rostock war europa weit die erste Univer-sität, die im Jahr 2000 kos-tenloses WLAN für Mitarbei-ter und Studenten einführte.
Zwischen 1895 und 1909 waren zehn bis 20 Frauen an der Uni Rostock als Gasthörerinnen zugelassen, im Jahr 1909 wurde die erste Frau immatrikuliert.
Die ersten Studenten leis-teten einen Eid darüber, sich ehrenhaft zu kleiden und keine Schulden zu machen. Rostocker waren von diesem Eid ausgenommen.
Die Universität hatte früher eine eigene Gerichtsbarkeit über alle Hochschul-angehörigen. Dies änderte sich mit der Reformation im 16. Jahrhundert.
Das ST wurde 1970 eröffnet, der Studentenkeller bereits 1969. Wenige Jahre später folgten das LT und das Meli. Die Abkürzungen stehen für »Schiffstechniker«, »Landtechniker« und »Melioration« (Bodenkunde).
Der Rektor unserer Universität heißt mit vollem Namen Wolfgang Dietrich Karl Schareck. 2009 wurde der Mediziner in seinem ersten Amtsjahr deutschlandweit zum Rektor des Jahres gewählt.
Nachdem der Kaiser Rostock in den Jahren 1431 und 1432 geächtet hatte und 1436 vom Kirchenkonzil ein Bann über die Stadt verhängt worden war, sah sich die Uni aufgefor-dert, Rostock zu verlassen und nach Greifswald zu ziehen. Ein Großteil der Hochschullehrer kam nach der Aufhebung des Bannes und Verhandlungen mit der Stadt 1443 zurück. Sechs Professoren blieben jedoch und gründeten die Universität Greifswald.
Studenten hatte die Universität Rostock 1930. Aktuell sind es mehr als 15.000. Damit ist die Uni Rostock die größte in MV.
Von 1976 bis 1990 hieß die Rostocker Uni »Wilhelm-Pieck-Universität«.
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Die lateinische Inschrift »Doctrina multiplex veritas una« über dem Eingang zum Hauptgebäude heißt übersetzt: »Es gibt viele Lehren, aber nur eine Wahrheit.«
1945 waren 124 Hoch-schullehrer angestellt. Nach der Entnazifizierung und Teilung Deutschlands unterrichteten 14 von ihnen weiter an der Universität Rostock.
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Ab in den Urlaub! Lehramtsstudentin Fidi hat ihre Examensarbeit abgegeben.
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MAREIKE GÖTZ
Wir Mittendrin-Studis leben doch normalerweise von Seminar zu Seminar und von Semester zu Semester. Die Vorstellung, dieses schöne, stressige Leben könnte irgendwann vorbei sein, pusten wir mit leicht gespitzten Lippen weit in die Ferne. Und doch ist das Studium endlich. Lehramtsstudentin Fidi stellt dies unter Beweis und lässt den heuler an ihrer Staatsexamenszeit teilhaben.
Timeto say
Goodbye
heuler: Fidi, du hast nun deine Examensarbeit geschrieben. Doch wie be-gann diese heiße Phase? Fidi: Ich habe im 7. Semester angefangen, über das Staatsexamen nach-zudenken, weil das bislang ferne Prüfungsthema auf einmal in die Nähe rückte: Okay, ich muss mich jetzt irgendwie anmelden. Am 30. April ist die Deadline gewesen und damit war klar: Ich habe jetzt noch ein halbes Jahr, um mir ein Thema für die Examensarbeit zu überlegen. Ich wusste nur, ich schreibe sie in Geschichte. Also habe ich mit einem Prof gesprochen, der mir im Studium sehr vertraut geworden ist und bei dem ich viele Kurse be-sucht hatte. Ich ging zu ihm und habe ihn nach der Examensarbeit gefragt. Er half mir beim Finden eines Themas, erinnerte sich an eine von mir ge-schriebene Hausarbeit und brachte anschließend sogar einen Aufsatz dazu mit. Ich war ihm sehr dankbar dafür, fand das Thema reizvoll und fing an, mich mit der Thematik zu beschäftigen. Während der nächsten Gespräche formulierten wir dann das Thema aus.
Hast du während des Semesters noch Kurse besucht oder brauchtest du dich nur auf deine Staatsexamensarbeit vorzubereiten?Ich musste letztes Semester noch ein bisschen was machen. Unter ande-rem noch einen Leistungsschein in Mathe und in Pädagogik und auch in Geschichte habe ich noch etwas gemacht, wie die Exkursion nach Auschwitz. Ich hatte damit acht Semesterwochenstunden plus die Exkursion. Im 9. Se-mester könnte ich auch noch etwas belegen, aber ich hatte keine Lust, beim Prüfungslernen noch irgendwelche Kurse im Nacken zu haben.
Dann hast du den Sommer genutzt, um deine Examensarbeit zu schreiben?Genau. Es war so: Ich hatte mein Thema eingereicht, dann kam der Bescheid, »du hast jetzt drei Monate«. Im Juni lag noch zu viel Uni an, da konnte ich mich nur einlesen. Im Juli fing ich an zu schreiben und als die Semesterferien begannen, hatte ich mehr Zeit und Ruhe. Ich schrieb so circa vier Wochen durch und ließ die Arbeit im August erst einmal liegen. Anschlie-ßend las ich so an die einhundert Mal drüber und das Korrekturschreiben begann.
Und jetzt ist die Arbeit geschrieben und in Druck?Ja, jetzt gerade. Ich hole sie nachher mit dir ab.
Sehr gut. Aber vorher würde ich gerne noch wissen, ob du Tipps für all jene hast, die kurz vor ihrer Arbeit stehen?Tipp 1: Immer reden! Redet mit euren Kommilitonen, die in der gleichen Situation sind oder diese Tortur schon hinter sich haben. Dabei erfährt man immer Nützliches zu den Anmeldungen oder dazu, wo das Lehrerprüfungs-amt versteckt ist – nämlich hinter irgendwelchen Büschen in Lichtenhagen. Wenn man mit anderen darüber redet, fühlt man sich nicht ganz so allein. Man weiß, alle machen gerade den gleichen psychischen Stress durch. Entweder bildet man zusammen eine Leidensgenossenschaft oder man pusht sich gegenseitig durch.
Tipp 2: Was die Examensarbeit angeht – Ruhe bewahren! Im Nachhinein sage ich mir: »Mädchen, du hast so viele Arbeiten in deinem Studium ge-schrieben, dann ist diese eben mal eine längere – ist doch super, dann hast du mal Platz, dich auszutoben.«
Wie viele Seiten sind es bei dir geworden?Mit allem Pipapo, mit Anhang, Literaturverzeichnis, Deckblatt und dem restli-chen Schniddlschnaddl sind es 97. Der Fließtext umfasst circa 73 Seiten.
Und wie geht es weiter? Jetzt geht es erst einmal in den Urlaub.
Viel Spaß und vielen Dank! In der nächsten heuler-Ausgabe werden wir über deine Prüfungsvorbereitungen reden.
Das komplette Interview könnt ihr auf heulermagazin.de nachlesen.
tinyurl.com/3sq6wdrInterview >>
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Der Hund hat meine
Hausaufgabengefressen ...
… scheint die Standardausrede schlechthin zu sein. Zumindest in Sitcoms und Highschool-Komödien. Aber auch in der realen Welt sind zumindest die Rostocker Studenten nicht minder kreativ. Ein Blick in die »Ausredenkartei« eines Dozenten.
Nach dem nasskalten Sommer folgt ein vermutlich ebenso nass-kalter Herbst und die Husten- und Schnupfensaison setzt sich fort. Die Krankheitswelle schwappt geradewegs in das Wintersemester hinein und spült den einen oder anderen aus den Seminaren – sowie einen Haufen Entschuldigungsmails in die Postfächer der Dozenten. Allerdings bleibt es nicht bei »Liege mit einer Erkältung im Bett« und »Kann wegen hohen Fiebers nicht teilnehmen«. Die Not lässt die Fantasie der Studierenden, im Gegensatz zu allem anderen im Herbst, erblühen. Da bittet einer mit den Worten »Aufgrund des starken Regens kann ich nicht zu ihrem Semi-nar kommen« um Entschuldigung und hofft damit auf Verständnis. Sollte jener sprichwörtlich aus Zucker bestehen oder an einer Wasserallergie leiden, könnte ihm die Entschuldigung natürlich zugesprochen werden. Ebenso jenem, der »Leider hatte ich auf dem Weg zum Seminar eine Autopanne« schrieb. Seinem am Straßenverkehr ebenfalls teilnehmen-den Kommilitonen, der »Mein Fahrrad ist nicht da, so kann ich nicht zur Uni« an seinen Dozenten mailte, mag man seine Abwesenheit weniger verzeihen, hat er doch hoffentlich zwei gesunde Beine und ein gültiges Semesterticket, welche ihn zur Uni befördern könnten.
Neben diesen harmlosen Fällen gibt es aber auch weitaus ausgefal-lenere Entschuldigungen. So begründet jemand sein Fehlen folgender-maßen: »Als ich mich auf den Weg zum Seminar machte, blieb ich in meinem Wohnhaus im Fahrstuhl stecken. Dieser fuhr über zwei Stunden hoch und herunter, öffnete jedoch nicht die Tür. Dadurch war es mir nicht möglich zu erscheinen.« Da kann man nur wünschen, dass sich mittlerweile jemand erbarmt und denjenigen aus seiner Misere befreit hat. Wenn es mit den Ausreden mal nicht so klappen will, weil einem partout nichts Kreatives einfallen mag, dann sollte man bei der Wahrheit bleiben und dem Dozenten mitteilen: »Leider habe ich in meinem Fall keinen Überblick mehr, wie oft ich bei Ihnen im Seminar gefehlt habe.« Die Veranstaltung wiederholt man dann einfach im nächsten Semester.
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HANNES FALKEText
das Wintersemester hat begonnen, viele Studierende sind neu, andere würden gerne etwas Neues studieren. Wir alle machen mal einen Fehler – falsche Socken, falsche WG oder eben das falsche Studium. Irren gehört zum Menschsein dazu. Da wir alle nur ein Leben haben, das obendrein ziemlich kurz ist, sollten wir aber vermeiden, allzu lange in eine falsche Richtung zu laufen. Damit das Einschlagen eines neuen Weges außerdem nicht mit einem Fehlstart beginnt, sind dazu ein paar Dinge zu beachten. Die ersten Fragen: Warum möchte ich wech-seln? Was ist der Anlass, was die Ursache? Langweilt mich das Studium, ist es anders als erwartet, oder mag ich nur bestimmte Teile des Studiums nicht? Sind die Probleme eher allgemein und nicht direkt auf das Studium zurückzuführen, dann bringt auch ein Wechsel wenig. Die zweiten Fragen: Was ist aus den Gründen gewor-den, aus denen ich mein Studium ursprünglich gewählt habe? Häufig hatten wir zu Beginn des Studiums einen Traum, der inzwischen vielleicht nicht mehr ganz wach ist. Nimmt man also Abschied vom eigenen Studium, sollte das bewusst geschehen, denn man verabschiedet sich damit auch von einem Teil seiner selbst. Die dritten Fragen: Kenne ich das neue Studium? Bin ich ausreichend informiert über das, was ich dort machen werde? Ist es das, was ich will? Steht die Entscheidung zu wechseln fest, muss unbedingt geklärt werden: Was passiert mit meinem BAföG, mei-nem Unterhalt, meinem Stipendium etc.? Dies muss vorher mit den Trägern abgesprochen sein – sonst kann es böse Überraschungen geben. Studienberater haben zwar die eine oder andere Erfahrung, rechtlich Verbindliches können sie jedoch nicht sagen. Ist der Wechsel gut durchdacht und auf breiter Front abgesprochen, steht einem Neustart im Studium nichts mehr im Weg. Oder man entdeckt doch noch einmal die alte Liebe zum eigenen Studium. Wie dem auch sei: Ich wünsche euch viel Erfolg und Freude in eurem alten, neuen oder neuen alten Studium! Euer Heiko
Heiko Marski ist Prorektor für Studentische Angelegenheiten (PSA) und kümmert sich im Rektorat um die Belange der Studierenden.
Studiengang wechseln – aber bitte richtig!Liebe Mitstudentinnen, liebe Mitstudenten,
PSA-News
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Seit der ersten »Fusion« 1997 hat sich ganz in der Nähe der Müritz aus einer anfangs unbedeutenden Party eines der mittlerweile größten Festivals der Republik entwickelt. Wenn hier 70.000 Menschen feiern, muss eine medizinische Grundversorgung sichergestellt werden. Jeder im medizinischen Betreuungsteam ist freiwillig und unentgeltlich vor Ort im Dienst, nur so kann das Konzept der Veranstalter unter dem Motto »Ferienkommunismus« aufgehen.
Die rhythmischen Schläge des Basses dröhnen Christoph Lösel noch nachhaltig in den Ohren. Er schaut kurz auf seine Armbanduhr, es ist fast drei Uhr. Mitten in der Nacht oder doch früh am Tage? Ihm scheint es, als lege die Meute der Festivalgänger draußen aufs Neue so richtig los. Trotz des bestän-digen Regens lassen sich die Fans dieses Musik- und Bühnenspektakels ihre Feierlaune nicht verderben. Nachdem Christoph gestern im Hauptzelt viele Personen betreut hatte, kümmert er sich heute Nacht um den ihm zugeteilten Intensivpatienten.
Wer auf dem Gelände medizinische Hilfe sucht, wird zunächst an der Aufnahme vorgestellt. Hier werden alle grob ihrer vitalen Bedrohung nach zu-geordnet und weitergeleitet. Helfer führen die harmloseren Notfälle ins Haupt-zelt. Dort sind Christophs Kommilitonen zur Stelle. Sie kümmern sich um die Gestrandeten und legen etliche von ihnen auf Tragen »trocken«. Im Umgang mit den Patienten hat Christoph sich gestern mit den wichtigsten Handgriffen vertraut gemacht, sodass er schnell routinierter geworden ist.
Momentan sitzt er in einem der zwei Container zur intensivmedizinischen Überwachung, dessen Kapazität ausreicht, um vier Patienten unterzubringen. Meist alarmieren die Ersthelfer über Handys, Servicemitarbeiter oder einfach nur mittels Mundpropaganda den medizinischen Notdienst. In eigens dafür konstruierten Pkws werden die Notfälle dann auf dem Gelände eingesammelt und hierher transportiert. Nach zwölf Stunden im Dienst wird Christoph nun endlich gegen acht Uhr morgens von Nora Wagner abgelöst, die eben aus ihrem Iglu gekrochen ist. Fliegender Wechsel. Nun kann sich auch Christoph vorerst in sein provisorisches Nachtlager zurückziehen.
Im Nachhinein wissen die beiden: Wirklich ruhig wurde es in sieben Tagen Ausnahmezustand nie – bei insgesamt mehr als 2.500 Patientenkontakten gab es rund um die Uhr etwas zu tun. Das medizinische Team setzte sich zusammen aus einem leitenden Arzt, drei Notärzten, einem Stab von zehn Ärzten unterschiedlichster Fachrichtungen sowie seelsorgerischen Kräften. Und mal eben 50 Medizinstudenten der Universität Rostock, allesamt hoch moti-viert zu helfen, während auf dem Festival gefeiert wird, bis der Arzt kommt.
Rückblickend lobt Christoph diese Art der besonderen »Exkursion«: »Endlich mal! – Viel praktisches Arbeiten mit intensivem Patientenkontakt. Natürlich nicht ohne professionelle Hilfe, aber gefordert ist auch größtenteils eigenverantwortliches Handeln. So lernt man nicht nur aus medizinischer Sicht als Student unglaublich viel dazu, sondern man hat selbst erstmals auch das Gefühl, anderen so richtig aktiv helfen zu können!« Auch Nora erinnert sich gerne zurück: »Der Kontakt zu den Patienten war durchweg positiv. Alle waren uns gegenüber freundlich und aufgeschlossen, aber vor allem auch sehr dankbar für unsere Hilfe.« »Man könnte sagen, die ‚Fusion‘-Stimmung hat sich auch auf den medizinischen Bereich ausgewirkt«, fügt Christoph abschließend hinzu, »alle Anwesenden waren einfach gut drauf!«
Vom leitenden Veranstaltungsarzt Dr. Gernot Rücker erfahren wir mehr über die Hintergründe des Einsatzes der Medizinstudenten im Rahmen des alljährlich stattfindenden Festivals. Wir treffen ihn im Rostocker Simulationsanlagen- und Notfallausbildungszentrum (RoSaNa), welches er mit viel Engagement zur Lehre leitet. Ein Interview aus dem »alltäglichen Wahnsinn in diesem kleinen Irrenhaus«, wie er mit einem fröhlichen Lachen bei der Begrüßung verkündet.
»Freiwillig anpacken ohne Bezahlung«
heuler: Herr Dr. Rücker, Sie gelten als Experte auf dem Gebiet akuter Vergiftungen und sind nun schon viele Jahre leitender Arzt im Einsatz auf der »Fusion«. Seit wann sind Sie und Ihr Team nun schon freiwillig vor Ort, um medizinische Hilfe zu leisten? Herr Dr. Gernot Rücker: Schon vor meinem Start hier in Rostock begleitete ich das Festival. Noch im Jahr 2000 waren wir mit nur einigen Sanitätern und mir auf der »Fusion« im Einsatz. Seitdem befindet sich dieses Event im Progress und expandierte exponentiell. Damit wuchsen auch die Anforderun-gen an die medizinische Versorgung.
Wie kam es dazu, diese Option den Medizinstudenten an unserer Universität anzubieten?Mit der Zeit und meiner Arbeit an der Universitätsklinik im Bereich Ausbil-dung und Lehre entstand die Idee, den Studenten eine neue Möglichkeit zu geben, sich praktisch »auszuprobieren«. Für die Arbeit sind sie durch Praktika und Seminare im Vorfeld ausgebildet worden. Doch zeigt sich im Rahmen einer solchen Massenveranstaltung, wo die Theorie an ihre Grenzen stößt. Generell ist eine praxisnahe Ausbildung unerlässlich. Und im Rahmen der »Fusion« ist dies mit verhältnismäßig geringem Aufwand möglich. Mir ist wichtig, dass die Studenten lernen, selbstständig Entscheidungen zu treffen und in Eigenregie zu handeln.
Was zeichnet das praktische Arbeiten für die Studenten aus?Die Studenten haben hier zu ihren Patienten intensivsten Kontakt. Sie müssen ihre erworbenen Basiskenntnisse in der medizinischen Versorgung anwenden und können dabei ergebnisorientiert handeln, alles ganz ohne bürokratische Barrieren. Der Arbeitsauftrag ist klar, und so muss sich jeder primär allein der Betreuung seiner Patienten stellen. Zwar können sie jederzeit die stets anwesen-den Ärzte fragen, jedoch sollen sie vorwiegend eigenverantwortlich handeln. KATRIN LORENZText & Interview
Medizinstudenten im Großeinsatz
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Wird ihr Engagement in irgendeiner Weise finanziell vergütet? Nein, alle Teilnehmer packen freiwillig ohne Bezahlung an. Für die Studen-ten ist der Einsatz rein fakultativ. Und auch schon in der Vorbereitung ist ihr persönliches Engagement gefragt. Wer dann flexibel und aktiv vor Ort agiert, nimmt nicht nur erfolgreich an dem Einsatz teil, sondern profitiert nachhaltig von der ganzen Aktion. Jedem Studenten ist dabei bewusst, dass die Tage auf der »Fusion« dreckig und laut werden und unter besonderen Umständen wie in diesem Jahr auch schon mal ordentlich nass und kalt sein können.
Ist die Möglichkeit, kostenlos aufs Festival zu kommen, mit ein Anreiz für die jungen Mediziner?Das wohl eher weniger. Der Fokus unseres Teams liegt ganz auf dem medizi-nischen Bereich der Veranstaltung.
Können Sie denn auch mal mitfeiern?In den ersten Jahren war das Arbeiten auf dem Gelände noch wesentlich entspannter, da blieb durchaus auch mal Zeit, um die Festivalwiese zu erkun-den und sich die Bühnen genauer anzusehen. Damals ahnte noch niemand, welches Ausmaß dieses Festival zukünftig annehmen wird. Persönlich bin ich heute an den sieben Tagen »Fusion« im Dauereinsatz, rund um die Uhr erreichbar, für jeden aus dem Team, und wenn es brennt, in weniger als einer Minute zur Stelle.
Wie nehmen Sie die Resonanz unter den Studenten wahr? Das Feedback der Studenten ist super. Mittlerweile mussten wir sogar die Teilnehmerzahlen begrenzen. Leider. Der Ansturm ist zu groß geworden.
Scheint so, als würde Ihr Lehrkonzept aufgehen?Das sieht wohl so aus. [Er lacht.] Deutlich spürbar wird dies insbesondere in den Nachbesprechungen, wenn der »Erfolgshype« und »Wissensrausch« der »Fusion« noch nachhaltig auf die Studenten wirkt und lebhaft von ihnen wiedergegeben wird.
Findet der Einsatz auch im nächsten Jahr wieder statt?Das steht wohl außer Frage! [Lacht.]
Schlammschlacht: mit dem Krankentransport über das Festivalgelände
Oberarzt Dr. med. Gernot Rücker ist Leiter des Rostocker Notfallausbildungszentrums.
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Durchwinken oder vertrösten?
Der letzte Schritt auf dem Weg zum akademischen Titel: die »Verteidigung«, eine mündliche Prüfung, in der die Abschlussarbeit und weitere Thesen des Abgängers diskutiert werden sollen. Am Tag der Prüfung findet man statt des betreuenden Professors jedoch nur eine Notiz an dessen Bürotür. Wegen Krankheit geschlossen? Die Mail kam zwei Stunden vor dem Prüfungstermin: Der Professor sei erkrankt, das Kolloquium auf nächste Woche verschoben und ein Ersatz-Prüfer organisiert. Anderer Lehrstuhl, anderes Fachgebiet, anderer Dozent.Eine Woche später. Auch die Vertretung ist un-pässlich. Übrig bleiben ein ratloser Student, ein wiederum neuer Prüfer und eine Institutsleitung, die offenbar nicht in der Lage ist, eine funktionierende Informationspolitik zu betreiben.Die Rede ist hier vom sonst so vorbildlichen Institut für Politik- und Verwaltungswissenschaften, das seine Abgänger eiskalt im Regen stehen ließ. So hatten einige der vertrösteten Prüflinge bis zum Be-ginn des folgenden Semesters noch keinen neuen Termin, geschweige denn eine Ahnung, wer ihr Prüfer sein würde. Die anderen traten zwangsweise vor einen quasi fachfremden Professor, der vermut-lich keine Zeit hatte, sich mit den verschriftlichten geistigen Ergüssen der angehenden Akademiker auseinanderzusetzen. Durchwinken oder vertrösten? – Das ist hier die Frage.
ACHILLES VERSE
Die Achilles Verse müssen nicht die Meinung der Redaktion widerspiegeln. Schildert uns euer Problem und wir veröffentlichen es – auch anonym.
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Prof. Carolin Retzlaff-Fürst war vier Jahre lang Biologie-Lehrerin an einem Rostocker Gymnasium. Inzwi-schen ist sie Profes-sorin für Didaktik der Biologie.
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Wie wichtig die Einstellung des Menschen zu seiner Umgebung ist, zeigt sich stets an seinem Verhalten. So gilt es auch in der Beziehung zu als unliebsam empfundenen Schöpfungen der Natur, Vorurteile und Ängste abzubauen. Ist diese Toleranz erlernbar? Die Didaktik für das Fach Biologie forscht nach Antworten. Von Carolin Retzlaff-Fürst
Aktuelle Ergebnisse der Neurowissenschaften zur Erforschung der Gehirntätigkeit zeigen den Einfluss einer positiven Gefühlslage in Verbindung mit der sinnlichen Wahrnehmung beim Beobachten und Untersuchen von Naturphänomenen für das Lernen. Besteht dem Lernobjekt gegenüber eine positive Einstellung, ist das mit leichterem und nachhaltigerem Lernen verbunden. Das so erworbene Wissen kann schnell abgerufen und angewendet werden. Eine negative Gefühlslage dagegen bewirkt, dass weniger leicht und nachhaltig gelernt wird, denn es wirken Angst und lang anhaltender Stress.
In der Forschung zur Umweltbildung konnte festgestellt werden, dass Entscheidungen für umweltgerechtes Handeln – dem Ziel jeder Umweltbildung – abhängig von direkten Erfahrungen mit der Natur, dem Interesse und positiven emotionalen Bindungen an die Natur sind. Das zeigt sich beispielsweise in der eingeschränkten Bereitschaft der Schü-ler, nur dann die Lebensräume von Amphibien zu erhalten, wenn sie diese Arten auch schön finden. Heißt das nun, dass beispielsweise im Biologieunterricht nur noch die großen und ansehnlichen Tiere und Pflanzen behandelt oder die Lebensräume besonders schöner Organismen schützenswert sind? Was ist mit den für unser Ökosystem so wertvollen, aber allgemein als »ekelig« und »hässlich« wahrgenomme-nen Spinnen, Würmern, Asseln und Schnecken, die nicht mit positiven Emotionen besetzt sind? Es zeigt sich hier, vor welch schwieriger Aufgabe jede Art von Umweltbildung steht: Nicht nur was »gut aussieht«, ist auch ökologisch gut, und was optisch nicht gefällt, ist oft ökologisch wertvoll und besonders schützenswert. Umweltbildung muss demzufolge
zwei Seiten entfalten: zum einen eine Art »Distanzfähigkeit« gegenüber dem schönen Schein von Bambi und Knut, zum anderen die Suche nach dem Schönen und emotional Positiven in auf den ersten Blick hässlichen Organismen – denn offensichtlich liegt eben in der emotional positiv wahrgenommenen »Schönheit« ein starker Anreiz zum Ler-nen und Handeln. Dieser Spagat kann durch die bewusste Entwicklung des ästhetischen Werturteils gelöst werden. Auf theoretischer Ebene ermöglicht das »Konzept der formalen und inhaltlichen Faktoren« das Transparentmachen dieses Urteils zu biologischen Objekten. Diesem Ansatz wird in der Forschung der Fachdidaktik Biologie im Bereich Umweltbil-dung auf verschiedenen Ebenen nachgegangen.
1. Untersuchungen zu klassischen »Ekeltieren« wie Schnecken, Asseln und (Regen-)Würmern zeigen, dass das genaue Beobachten ein Weg ist, »Distanzfähigkeit« zu erzeugen, denn dabei werden bestimmte Eigenschaften und Merkmale von biologischen Objekten mit allen Sinnen erfasst, ohne darin einzugreifen. Als naturwissenschaftliche Arbeitsweise dient das Beobachten der Problemfindung, Hypothesenbildung und Prüfung. Der Erkenntnisgewinn ist dabei intersubjektiv.
Als künstlerisch-ästhetische Arbeitsweise führt das Beob-achten zur fantasievollen Wiedergabe von Teilen und Phäno-menen durch die Rekonstruktion von Strukturen und Szenen, die ein homogenes Ganzes darstellen. Die Betrachtung von kleinen Tieren oder Teilen von Pflanzen unter dem Auflicht-mikroskop lässt beispielsweise ungeahnte Anordnungen, Farben, Musterungen und Symmetrien hervortreten, regt so zum Staunen und weiteren Erforschen an und fördert die
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Sollen Lehrende das Lehren lernen? Oder muss der Student eben nehmen, was kommt?
Didaktik-Kurse für Dozenten
Es gibt Dozenten, denen man einfach keine andert-halb Stunden zuhören kann. Eigentlich kann man ihnen nicht einmal länger als zehn Minuten folgen. Anscheinend sind sie der Meinung, eine gerade-zu perfekte Veranstaltung zu halten, indem sie 90 Minuten lang Texte vortragen, die dann noch einmal wortwörtlich auf der Powerpoint-Folie oder im Buch mitgelesen werden können. Das mag vielleicht für eine Vorlesung halbwegs akzeptabel sein, für ein Seminar aber auf gar keinen Fall! Wenn ich so etwas miterleben will, kann ich auch zu einer Märchentante gehen. Neben dieser Überpräsentation der Lehrkräfte ist das andere Extrem mindestens gleichermaßen fatal: Dort reiht sich Woche für Woche ein Studenten-referat an das nächste, ohne Einordnung der einzelnen Themen in das Gesamtkonzept durch den Dozenten, ohne Einbeziehung des Plenums, dafür aber mit ganz viel »ähm« und »halt«. Frontalunterricht auf die eine oder andere Art, wirklich hilfreich für das Lernen ist dies auf keinen Fall und würde so sicherlich kaum in einer Didaktikausbildung für Lehrkräfte vermittelt werden, in der es ja gerade um die Theorie und Praxis des Lehrens gehen würde. Immerhin be-steht die Arbeit an der Uni nicht nur aus Forschung, sondern auch aus Lehre. Ganz klar: Ich bin für eine didaktische Ausbildung unserer Lehrkräfte!
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Muntermacher zum Beginn des Seminars, kleine Auflockerungsspielchen zwischendurch, brav mitmachen müssen, weil man immer nach vorne gerufen werden kann … Mal ehrlich: Die meisten wollen das doch eh nicht. Stellt euch nur mal vor, es gäbe nur noch Dozenten, die wirklich gut unterrichten könnten: Worüber würden wir uns dann noch aufregen? Wann sollten wir nach einer durchgearbeiteten (oder auch durchgefeierten) Nacht unseren Schlaf nachholen? Also besser alles beim Alten belassen.Aber mal im Ernst: Wohin Didaktik-Ausbildungen bei Dozenten führen können, sehen wir wohl am besten bei unseren Dozenten für Didaktik. Nur die wenigsten gestalten ihren eigenen Unterricht für die Studierenden attraktiv. Ob sie das nicht wollen oder nicht können, sei dahingestellt. Auf jeden Fall wäre ein Lehrunterricht für Lehrende vermut-lich eine weitere Verschwendung von Geldern, denn die meisten würden sich die Ausbildung ohnehin nicht zu Herzen nehmen und in ihrem ge-wohnten Trott weiterarbeiten. Also: einfach weiter so! Ich bin ja hoffentlich bald weg.
CONTRA
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für das Lernen und Handeln so wichtige positive emotionale Einstellung dem Untersuchungsobjekt gegenüber.
2. Die aktuelle Forschungsarbeit von Martha D. Queren untersucht, inwieweit der handelnde Umgang mit ausgewählten Pflanzen der Agro-Biodiversität einen Einfluss auf die Entwicklung des ästhetischen Schülerurteils ausübt und inwiefern damit Konsequenzen für das Umwelthandeln verbunden sind. Seit den 1980er-Jahren wird in Deutschland der Verlust der biologischen Vielfalt (Biodiversität) intensiv diskutiert. Zu einzelnen Teil-aspekten wie beispielsweise dem Waldsterben hat sich aufgrund medialer Thematisierung ein Pro-blembewusstsein in der Öffentlichkeit entwickelt. Der Begriff Agro-Biodiversität dagegen ist noch nicht gedeutet, ebenso wenig ist geklärt, welcher Wert ihr beigemessen und wie sie konkret in Wert gesetzt wird. Am Beispiel der Sojabohne (Glycine max.) soll im Rahmen der Forschungsarbeit ein empirisch begründetes Unterrichtskonzept zum Thema Agro-Biodiversität entwickelt werden, das durch Beachtung der emotionalen Dimension des Lernens den Kenntniserwerb sowie nachhaltiges Denken und Handeln fördert.
Unbeliebt bei jungen Lernenden: Kellerasseln
Für weitere Informationen sind die Arbeiten von Frau Prof. Retzlaff-Fürst zu empfehlen:
Retzlaff-Fürst, C.: Die Ästhetik des Lebendigen. Analysen und Vorschläge zum Biologieunterricht am Gegenstand der Formenkunde. Berlin: WeißenseeVerlag, 2000.Retzlaff-Fürst, C.: Das lebende Tier im Schülerurteil. Hamburg: Verlag Dr. Kovac, 2008.
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Semesterstart – ja, ich will!Neues Semester, neue Fahrradständer, aber immer noch die alten Probleme. Für neue Impulse sorgt in dieser Ausgabe Max mit seinem mitgebrachten Lieblingsrezept aus Kaliningrad, während Pascal euch in die wunderbare Welt des richtigen Sprechens einführt. Zum Nachdenken regt sicher unser Bericht über die Suizidgefahr unter Studenten an. Außerdem haben wir Tipps für die Zeit nach dem Studium: Also, auf geht’s!Mareike, Ressortleiterin
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Was, wenn der geplante Sommer an der Ostsee durch unzählige Touristenmassen in Warnemünde schon im Keim erstickt zu sein scheint? Ein Blick in die weiteren Anrainer des südlichen Baltikums könnte so manche gülden leuchtenden Schätze zutage fördern. Zwar ist nicht alles Gold, was glänzt, aber eine Reise nach Polen, in die Oblast Kaliningrad und nach Litauen ist dennoch sehr reizvoll. Hier ein kleiner Einblick.
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Die Erfahrung, neben den EU-Staaten Polen und Litauen auch die visumspflichtige russische Exklave Kaliningrad zu besuchen, ermöglichte mir die Teilnahme an einer Exkursion des Instituts für Biowissenschaften. Ziel war es, ein Verständnis für die hydrologischen Prozesse der Frischen und Kurischen Nehrung zu entwickeln. Was in der Theorie sehr dröge klingt, bot in der Praxis Zugang zu einem der unberührtesten Plätze der Ostseeküste. Kilometerweite Strände, meterhohe Dünen und kein Mensch weit und breit!
Die erste atemberaubende Sehenswürdigkeit in Polen bot schon der Blick aus dem Zug: die majestätisch thronende Marienburg im roten Licht der Abenddämmerung, die wir tags darauf besuchten. Die am Nogat liegende Burg war von 1309 bis 1454 Sitz der Hochmeister des Deutschen Ordens. Gleichzeitig ist sie das größte Backsteingebäu-de Europas und seit diesem Jahr vollständig für Besucher zugänglich. Über gewundene Treppen und Zugbrücken kann man die tiefsten Kerker oder den höchsten Turm erklimmen. Natürlich gehört auch der Mittelaltermarkt zu dem ganzen Spektakel, auf dem nach Herzenslust längst vergangenen Tagen gefrönt werden darf.
Im Zug Richtung Kaliningrad, der nächsten Station un-serer Reise, verblüfften uns die Grenzer mit einer speziellen Kontrolle. Zwar wurde jedes mögliche kleine Versteck im Waggon untersucht, unser Gepäck blieb aber unangetastet. Und auch unser Ziel selbst überraschte: In der Stadt, in der Immanuel Kant einst lebte und lehrte, als sie noch Königsberg hieß, sind bis auf den Dom kaum Spuren einer historischen Altstadt zu finden. Weitaus interessanter war deshalb die Fahrt auf der Kurischen Nehrung, einer knapp 100 Kilometer
Sogar mitten in der russischen Exklave erwarten uns Biologie-Studenten ungeahnte Gefahren – oder auch nicht.
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langen Halbinsel, die an ihrer breitesten Stelle allerdings gerade einmal vier Kilometer misst. Seit dem Jahr 2000 gehören sowohl der litauische als auch der russische Teil zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Im russischen Rybatschi blieben wir sechs Tage. Diese Zeit nutzten wir, um die Nehrung intensiver zu erkunden. Im Ort selbst hatten wir die Möglichkeit, die Nachfolgeeinrich-tung der 1901 gegründeten Vogelwarte Rossitten sowie die ornithologische Arbeit in und um die Station zu bestaunen. Da Vögel ungern über das offene Meer ziehen, wirkt die Nehrung nämlich wie ein Nadelöhr – ein Großteil der Zugvögel aus Skandinavien und Russland durchquert sie. Dabei laben sich die Vögel an den zahlreichen Mücken und Insekten, die es sich sonst zur Aufgabe gemacht hatten, uns zu piesacken.
Ein anderes Naturspektakel stellen die riesigen Dünen der Halbinsel dar. Bis zu ihrer kontrollierten Bepflanzung waren sie Wanderdünen, die durch ihre Bewegung ganze Orte, wie zum Beispiel Negeln und Preeden, unter sich begruben, welche Jahre später plötzlich wieder auftauchten. Nicht ohne Grund wird die Düne bei Nida als eine der größten Euro-pas auch ostpreußische Sahara genannt. So überkam uns bei den Wanderungen und beim Anblick des Sandmeers stets ein kleiner Schauer. Was, wenn wir uns verirren sollten, bewusstseins trübende Fata Morganas entstünden oder das Wasser zur Neige gehen sollte? Glücklicherweise erreichen die Dünen jedoch nicht solche Ausmaße und es blieb bei unseren verrückten Überlegungen.
Wem das Laufen über den Sand dennoch zu anstrengend ist, kann auch ganz einfach darüber hinwegfliegen: Durch die starken Aufwinde vor den Dünen ist es für Paragleiter beson-ders einfach abzuheben. Es lohnt sich allerdings ebenfalls, die Augen auf den Boden zu richten, denn mit etwas Glück und Geduld fallen einem viele kleine goldglänzende Fragmente auf. Bernstein! Dieses fossile Harz wird mal seltener, mal häu-figer an die Küsten angeschwemmt. Allerdings gibt es in der Oblast, also in dem Verwaltungsbezirk, auch einen Bernstein-Tagebau zu besichtigen, der von einem Kombinat verwaltet
wird. Dieser Teil des Baltikums hat daher nicht von ungefähr den Beinamen Bernsteinküste verdient.
Bei einer derart beeindruckenden Landschaft verwundert es ebenso wenig, dass Thomas Mann von 1930 bis 1932 sein Feriendomizil im heutigen litauischen Nida hatte. Sein ehemali-ges Sommerhaus ist inzwischen ein Kulturzentrum – eine kleine Attraktion, die wir zusammen mit Studenten aus Klaipeda besichtigten. Diese umsorgten uns besonders herzlich und be-reiteten uns einen schönen Restaufenthalt. Sie zeigten uns stolz ihre Stadt, die Sehenswürdigkeiten sowie die Universität. Wer Interesse an einem Auslandssemester hat, kann auch in Klai-peda aus verschiedenen Studiengängen wählen. Nach diesen knapp drei Wochen voll von Erlebnissen und Eindrücken kehrten wir mit der Fähre nach Deutschland zurück.
Einmal Borschtsch mit Sauce bitte! Ein Rezept für ein klassisch russisches Gericht.Für acht Personen nehme man:
2 kleine Köpfe Rotkohl2 große Möhren1 große Kartoffel5 kleine Rote-Bete-Rüben1 Zwiebel200 Gramm Butter1 kleine Dose TomatenmarkZuckerBalsamico oder EssigLorbeerWacholderbeeren1 Becher Schmand
Man bereite zu:
Gemüse klein schneiden oder hobeln,Butter mit Zwiebeln und Roter Bete für 15 Minuten dünsten,Tomatenmark und Möhren zugeben; weitere 15 Minuten dünsten,gleichzeitig 2,5 Liter Gemüsebrühe mit Kartoffel, Rotkohl, Lorbeer und Wacholderbeeren kochen,die Brühe zum gedünsteten Gemüse hinzugeben,Balsamico / Essig und Zucker zugeben, bis eine säuerliche Note erreicht ist,nachwürzen mit Pfeffer und Salz,nach Geschmack mit einem Klecks Schmand servieren.
Mehr als 700 Jahre alt
und immer noch wie
neu – die Marienburg
in Polen.
»Was, wenn wir uns verirren sollten?«
»Was, wenn das Wasser zur Neige gehen sollte?«
MAXIMILIAN BERTHOLDText
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Wer die Wahl hat, hat bekanntlich auch die Qual. Ist es schön, viel Freiheit bei der Berufswahl zu besitzen oder hemmt diese eher den beruflichen Werdegang? Gerade B.A.-Studenten legt ihre vermeintliche Freiheit oft Steine in den Weg.
Wie lässt sich mit einer Fächerkombination wie Religion und Spanisch für das täglich’ Brot sorgen? Oder wird man mit einem Abschluss in Sportwissen-schaft wirklich, was ja naheliegend wäre, im Sport-bereich tätig sein? Nein, es kann auch vorkommen, dass man mit dem Abschluss in der Tasche erst einmal bei der Arbeitsagentur vorstellig werden darf – aber nicht unbedingt muss dabei der zuvor von wissenschaftlicher Forschung bestimmte Alltag durch ein Dasein als Hartz-IV-Empfänger verdrängt werden. Ist alles schon geschehen. Denn wenn man sich nach dem Studium mangels Vermittlungsmög-lichkeiten im ursprünglich sportwissenschaftlichen Bereich bereits im Netz des Nichtstuns verfangen hatte und dann eine Übergangstätigkeit in der Arbeitsagentur zur Festanstellung lockt, ist das Ziel endlich erreicht: ein Job!
Aus Interesse an sportlichen Aktivitäten und deren Vermittlung hatte man vielleicht sein Studium begonnen und endet nun in einem Büro, in dem man bewegungslos tagein, tagaus und fernab seiner wissenschaftlichen Arbeit tätig ist. Wäre es da nicht viel praktischer und vor allem sinnvoller,
in dem Feld zu arbeiten, das man immerhin drei bis fünf Jahre fleißig studiert hat? Doch wie viele Germanistik-Studenten enden letztlich als Journalist im Kulturbereich einer anspruchsvollen Zeitung oder als Lektor bei einem Verlag? Finden Politikwissen-schaftler wirklich in der Politik eine Anstellung oder müssen sie sich damit zufriedengeben, bei der Fir-ma XY, bei der sie letztlich arbeiten, in der gesetzlich vorgeschriebenen Pause gelegentlich das Politikwis-sen in Diskussionen herausstellen zu können?
Doch was lässt sich schon im Voraus wissen? Nichts. Niemand kann auch nur im Ansatz ahnen, wo er in fünf Jahren aufs Klo gehen wird. Was bleibt, ist nur eine Ahnung von der nächsten Vorle-sung, der übernächsten Hausarbeit und irgendwann dem letzten Streitgespräch um eine angemessene Note. Im Angesicht der nahenden Katastrophen bedarf jegliches Handeln einer Handvoll Würde, vier besonnener Lacher und eines Kastens »Shit Happens«.
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STEFANIE KRAUßText
Was kommtnach dem Studium?
Der Ruf nach Liebe, Geborgenheit und Anerkennung auf dem Weg zur Erfüllung der eigenen Träume geht immer häufiger im Alltag aller Einzelgänger unter. Welche Augenfarbe hat eigentlich meine beste Freundin, worin liegen ihre Ziele und was denkt sie? Was fühlt mein Freund, wenn er mich ansieht – weiß ich das wirklich? Hätte ich den Selbstmord meiner Bekannten vorhersehen können?
Kopfunter
Was wir tatsächlich von unseren Nächsten wissen, wird immer spärlicher. Mag sein, dass dies an der Zunahme der Bekanntschaften liegt oder an der Vorsicht, die uns wie ein Schleier umhüllt. Diese unsichtbare Burka, möglicherweise Harry Potters »Spickoskop« ähnelnd, soll uns vor allen negativen Einflüssen bewahren. »Es gibt nicht nur liebe Menschen auf der Welt«, sagte mir meine Mutter einst und sie hatte recht. Aber es gibt auch etwas, das wir viel zu spät kennenlernen: uns selbst. Wir wissen von unseren Höhen und Tiefen. Wir kennen auch das Wesen, das irgendwo dazwischen herumdümpelt und statt zu lernen oder abzuwa-schen lieber noch zwölf Minuten vor dem Fernseher hängt oder zum vierten Mal die Snooze-Taste drückt. Daneben gibt es jedoch noch zwei andere Extreme in uns: extremes Glück und Unglück. Ersteres zeigt sich häufig in Situationen mit anderen, vielleicht im Einklang mit dem perfekten Song, schweißüberströmten Gesichtern und einem Beat, der jeden noch so kleinen Nerv zum Tanzen bringt. Wir kennen das Gefühl, wenn auf einmal alles zu stimmen scheint, wenn Yin seinen Yang endlich gefunden oder der letzte Kuss die Zeit angehalten hat.
Auf der anderen Seite lauert der Abgrund: Angst, Einsamkeit, Trauer und Wut hat er im Gepäck. Und den Tod. Stündlich nimmt sich in Deutschland eine Person ihr Leben. Im Jahr 2007 verteilten sich auf Mecklenburg-Vorpommern laut Weltgesundheitsorganisa-tion 207 Suizidenten, darunter drei Viertel Männer. Experten gehen allerdings davon aus, dass die Rate des versuchten Selbst-mords bei Weitem höher liegt – und hier Frauen anfälliger seien. Auch der Einfluss auf Hinterbliebene zieht viel weitere Kreise als bisher angenommen. So wirkt sich der begangene Suizid oder Suizidversuch im Schnitt auf sechs weitere Personen aus. Diese Menschen sind wir. Kaum jemand ist noch nicht mit einem Suizidfall in seinem Familien- oder Bekanntenkreis konfrontiert worden und war so gezwungen, sein eigenes Leben eindringlich zu reflektieren.
Besonders drastisch für uns ist jedoch sicher der Freitod unter Studenten, und obwohl Suizide kaum an die Öffentlichkeit gelangen, kennen die meisten von uns die Fälle aus den Jahren 2006 und 2010. Außerdem munkelt man stets von neuen Ver-suchen hier und erfolgreichen dort. Sobald die Krankenwagen von dannen gefahren sind, fragen alle nach dem »Wer« und dem »Warum«. Anne K., eine Studentin, die schon mehrfach mit Suizidfällen in Berüh-rung geraten ist, glaubt: »Ein wesentlicher Grund ist der Leistungsdruck, der in allen Studiengängen steigt. Dieser paart sich mit dem finanziellen Druck, und auf der Suche nach Lösungen wie dem BAföG oder Jobs entsteht dann der zeitliche Druck. Was ist denn, wenn ich das Studium nicht schaffe? Wenn das BAföG nicht reicht? Wie tief ist das Loch, in das ich dann fallen werde?« Druck – der Gehalt dieser fünf Buchstaben
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lässt viele Schiffbruch erleiden. Daher verwundert es nicht, dass auch Herr Dr. Dieter Stoll, Geschäftsführer des Rostocker Studentenwerks, eine zunehmende Anzahl an Rat- und Hilfesuchenden in den letzten drei Jahren bestätigt.
Neben dem akuten Druck gibt es jedoch noch andere Ursachen. Freuds psychoana-lytischer Ansatz sieht den Kern des Problems in einer Form von Selbstaggression, die nach dem Verlust einer Bezugsperson oder mit der Unerreichbarkeit von Zielen ausgelöst werde. Die Narzissmus-Theorie besagt, ein gestörtes Selbstbild sei schuld. Hier führe die Konfrontation mit der Realität zu Erschütterungen solchen Ausmaßes, dass der Suizid als Ausweg betrachtet werde, um den vorigen friedlichen Zustand wiederzuerlan-gen. Nach dem lerntheoretischen Konzept ist der Selbstmord ein appellatives Kommu-nikationsmittel oder ein Hilfeschrei mit dem Ziel, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ein weiterer möglicher Grund, wenn auch sicher nicht der alleinige, ist der »Werther-Effekt«. Diese Bezeichnung gründet sich auf die vielen Suizid-Imitatoren nach der Veröffentli-chung von Goethes »Die Leiden des jungen Werthers«. Inzwischen ist bekannt, dass detaillierte Veröffentlichungen von Selbst-morden zur Nachahmung anregen. Noch viele andere Theorien und Gewissheiten halten sich heute, die auf denen von gestern aufbauen oder neue Grundlagen für die morgigen schaffen.
Doch was lässt sich im Vorfeld tun? Was, wenn die Seele gerade zerreißt? Wer hält sie fest, wenn man selbst nicht mehr die Kraft dazu hat? Außer den Ratgebern im Internet und in Buchhandlungen, meint Anne K., seien Beratungsstellen, Psychologen und na-türlich Freunde die wichtigsten Anlaufstellen.
Das Problem mit den Freunden ist nur, dass man oftmals gar nicht solche starken Bande um sich hat; insbesondere nach einem Studi-enbeginn, der für viele mit dem Start in einer neuen Stadt einhergeht. Dieser Meinung ist auch Stoll: »Der Status des Studenten ändert sich gerade vom Sozialwesen zum Individualisten. Grundsätzliche Strukturen verändern sich – persönlichen Erfolgen wird heute mit vergleichbaren Statussymbolen Ausdruck verliehen. Die Studenten wachsen in die ‚Mein-Haus-mein-Auto-mein-Boot-Generation‘ hinein.« Gerade deswegen lege das Studentenwerk seinen Fokus auf die Beratungsangebote. »Wenn die Studenten zu uns kommen, versuchen wir zu helfen«, so Stoll. Er bekräftigt, dass die Angebotsvielfalt zukünftig noch ausgebaut werden solle.
Neben den Beratungsangeboten des Studentenwerks gibt es aber noch unzäh-lige andere, etwa die Seelsorgerliche und Psychologische Beratungsstelle der Rostocker Stadtmission. Dr. Martina Kirsten, Diplom-psychologin der Beratungsstelle, bestätigt ebenfalls einen Zulauf an Studenten, die – abgesehen von den Krisenberatungen – vor allem Konfliktbesprechungen (Partnerschaften oder Schwangerschaften) wahrnehmen. »Wegen Suizidgedanken selbst kommen die Klienten selten, der Anmeldegrund ist oftmals ein anderer. Erst im Laufe des Gespräches kristallisieren sich Fragen darüber heraus, ob das Leben noch einen Sinn macht oder ob die eigene Persönlichkeit gut genug für das Leben ist.« Kirsten betont, dass alle Studenten sehr gern die offene Sprechstunde freitags von 14 bis 16 Uhr in der Stampfmüller straße 41 wahrnehmen dürfen.
Doch unabhängig von der Inanspruch-nahme von Beratungsstellen sind alle Betroffenen dazu aufgerufen, sich auf ihr Inneres zu besinnen und ihre eigenen Ziel- und Wertvorstellungen zu überprüfen. Erkenne deinen eigenen Wert. Lerne, dich zu beschützen, und liebe dein Leben. Jeder Mensch hat die Wahl, sein inneres Gerüst eigenständig zu stärken oder zu Fall zu brin-gen. Das Studium verschossen oder andere Katastrophen im Anmarsch? Was soll‘s – du bist der wichtigste Mensch in deinem Leben und hast es verdient zu leben!
»Du bist der wichtigste Mensch
in deinem Leben und hast es verdient
zu leben!«
MAREIKE GÖTZText
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laut und deutlich!Verstanden wird, wer sich verständlich macht: Gesundes Sprechen ist schwer – aber genauso wirkungsvoll wie ein kräftiger Händedruck. Wer die eigene Stimme über ihre Möglichkeiten belastet, verliert diese schnell. Grund genug, sie zu schulen und zu pflegen!
»‘tschuldigung, kannst du ein bisschen lauter sprechen ...?« – Wer diesen Satz nicht nur auf überfüllten Partys, sondern auch bei jeder Wortmeldung im Seminar und dazu noch mitten im Referat hört, resigniert nach einer Weile oder fängt an herumzuschreien: pures Gift für die Stimmlippen, die wichtigsten Klangerzeuger unserer Stimme, welche im Kehlkopf sitzen. Dessen diffiziler Bewegungsapparat hängt mit all seinen Nachbarn zusammen: Nacken, Schulterbereich und Zunge (gerne mal ausprobieren!) sind dafür verantwortlich, wie weit oben sich der Kehlkopf beim Sprechen befindet – und damit zugleich dafür, wie viel Spannung unsere Stimmlippen ertragen müssen. Missbrauchen wir sie (und hierdurch auch die Ohren unserer Zuhörer!) durch zu viel Beanspruchung, wehren sie sich und bilden Knötchen, schließen nicht mehr richtig, entzünden sich – bis zur chronischen Heiserkeit.
Wie sich solch unnötige Spannung auswirkt, sieht man jeden Tag: Wie albern wirkt ein Sixpack-tragender, surfender Sportlehrer mit marathontrainierten Beinen, von dem seine Schüler ab der dritten Unterrichtsstunde nicht mehr als ein heiseres Piepsen hören? Welche Geschäftsfrau kann sich in einer Diskussion durchsetzen, wenn trotz Chanel-Hosen-anzug und Dreiwettertaft-Haaren ihre sich überschlagende, angespannte Stimme schon bei der Begrüßung Unsicherheit
verrät? Die Stimme ist also mindestens genauso wichtig wie der Händedruck und die Körperhaltung: Schlaff-nachlässige, feucht-lispelnde oder zappelig-angespannte Zeitgenossen sind uns oft suspekt.
Gerade in sprechintensiven Jobs ist die Ausfallquote hoch, werden doch Lehrer und Professoren, welche die gesprochene Sprache als primäres Werkzeug benutzen, dahin gehend kaum ausgebildet. An der Uni Rostock gibt es zwar ein Semester lang »Sprecherziehung« verpflichtend für alle Lehrämter – aufgrund des Personalmangels aber leider in Gruppen von 20 Studen-ten, die dort lediglich ein Rhetoriktraining erhalten. Sicher auch wichtig, doch reicht das für täglich acht Schulstunden mit hohen Anforderungen an die Stimme? Lautes, deutliches Sprechen bedeutet viel Mühe; eine Arbeit, die man sich im Alltag oft nicht macht und die das Erlernen einer korrekten Sprechtechnik erfordert. Wenn die ersten Halsschmerzen kommen, ist guter Rat ohnehin teuer. Doch wie mache ich mich auch generell verständlich, ohne mir wehzutun? Die einfachste Lösung liegt in der deutli-chen Artikulation der Konsonanten: Der nuschelfeine Unter-schied zwischen »necken« und »lecken« kann Partykonversatio-nen sonst schnell in unbeabsichtigte Bahnen lenken ... Ohnehin gilt es, sich der Akustik der Umgebung anzupassen. In Kirchen,
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im Grünen Ungeheuer oder dem Audimax sind ausdrucks-stark ausgespiene Plosivkonsonanten (p, t, k), extrascharfe Zischlaute und ein langsames Sprechtempo ein Muss, wenn man will, dass nicht nur Vokalbrei beim Zuhörer ankommt. Eine vernünftige Artikulation kann mit einem Korken im Mund trainiert werden – gleich beim nächsten Referat ausprobieren! Na ja, oder zumindest davor ... Wer dazu noch die »Abdomi-nalatmung« beherrscht – also die »Tiefatmung in den Bauch«, wie man sie bei Yoga oder autogenem Training manchmal praktiziert –, verwendet die Kraft der Bauchmuskulatur zum Er-zeugen von Druck, der zu Lautstärke führt, statt nur die armen kleinen Stimmlippen anzustrengen.
Aber nicht jeder hört, ob er überhaupt gut oder schlecht spricht. Infos zur Bildung von Konsonanten und Vokalen samt Übungen gibt es in sprecherzieherischen Büchern wie »Der kleine Hey: Die Kunst des Sprechens«. Wer allerdings nach jedem Referat, Fußballspiel oder Partyabend den nächsten Morgen flüsternd verbringt, dem sei dringend ans Herz gelegt, direkt einen Logopäden aufzusuchen und dort der eigenen Stimme ein paar Übungen zu gönnen (Tipp: Kröpi!). Zu teuer? Nö! Nach Bescheinigung durch einen HNO-Arzt, etwa wegen Heiserkeit, zahlt die Krankenkasse eine logopädische Behandlung!
Das beste Mittel, um die Stimme zu schonen, ist dennoch, auf Ruhe zu warten, bevor man spricht. In einer Umgebung, in der sich Lärm oft zur Wand auftürmt, kann ein gegenseitiges Anschreien doch keine wirklich charmante Lösung sein ...
Wenn die Stimme weg ist ... Klappe halten: Nur wenn die Stimmlippen entlastet sind, haben sie eine Chance, sich zu regenerieren.Klappe halten, und zwar vollständig: Flüstern belastet die Stimmlippen auch!Klappe halten, und zwar auch von anderen: Beim Hören von Musik, die man gut kennt oder bei der man normalerweise mitsingt, bewegt sich die Kehlkopfmuskulatur mit – keine Entspannung!Viel trinken, und zwar Wasser; Heiße Milch mit Honig, heiße Zitrone und »ACC akut« bewirken sicher irgendwas – die Stimme bringen sie aber auf keinen Fall wieder!Husten: Räuspern schlägt die Stimmlippen nur zusammen und wird bald zum nervigen Tick. Husten bringt dagegen eventuell vorhandenen Schleim nach oben. Also: raus damit!Nicht rauchen oder in rauchige Umgebungen gehen – lieber inhalieren; heißes Wasser mit Kochsalz funktioniert gut.Ingwer soll Wunder für die Stimme tun: Ein daumengroßes Stück Ingwer klein hacken, zehn Minuten köcheln lassen und den entstandenen Tee mehrfach täglich zu sich nehmen.Wenn du ständig heiser bist, ab zum HNO-Arzt. Du hast nur eine Stimme!
Wie funktionieren eigentlich ...
... die neuenFahrradständer?
Wie kommt denn das Fahrrad da hoch?
Wie praktisch! Fahrradständer auf zwei Etagen.
Einfach runterziehen ... Und da soll es rauf?
Na klar! Fahrrad reinstellen ... ... und wieder hochschieben. Puh!
Geschafft! Parkplatz gefunden! Ach ja! Anschließen nicht vergessen ...
Seit Kurzem steht vor dem Bebel-Tower ein neuartiger Fahrradständer. Was auf den ersten Blick aussieht wie noch nicht fertig montiert, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als Zwei-Etagen-Parkplatz.
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Let’s get fairFairness ist das neue Pink: Deswegen thematisieren wir dieses Mal unter anderem den Einsatz Rostocks für fairen Handel, faire und unfaire Bedingungen studentischen Engagements an der Uni und die unfair vielen intimen Details, die so mancher von sich vor den staatlichen Behörden preisgeben muss. Bei der Landtagswahl ging glücklicherweise wahrscheinlich alles mit fairen Dingen zu – wenngleich das wohl nicht jeder so sehen dürfte. So let’s get ready for being fair!elisabeth, Ressortleiterin
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Rostock – bald Hanse-, Universitäts- und Fairtrade-Stadt? Was heute noch realitätsfern klingt, könnte bald wahr werden. Im September beschloss die Bürgerschaft, den Titel »Fairtrade Town« anzustreben, den Kommunen im Rahmen der gleichnamigen Kampagne erwerben können. Damit wäre Rostock sowohl die erste Fairtrade-Stadt Mecklenburg-Vorpommerns als auch eine der ersten in den neuen Bundesländern.
Die Macht des fairen
Konsumenten
»Fairtrade? Hat das nicht etwas mit diesem grün-blauen Siegel zu tun, das an ein Yin-Yang-Symbol erinnert?« So oder so ähnlich lauten für gewöhnlich die ersten Reaktionen von Konsumenten, wenn sie auf fairen Handel angesprochen werden – sofern sie das Siegel überhaupt kennen. Denn obwohl die Umsätze von Fairtrade-Produkten seit Jahren weltweit wachsen, machen sie in den meisten Ländern noch immer nur einen Bruchteil des Marktanteils aus.
Fairtrade bedeutet eigentlich nur, dass den Produ-zenten ein stabiler Mindestpreis für ihre Ware garan-tiert wird, der über dem durch Spekulationen starken Schwankungen unterworfenen Weltmarktpreis liegt und der die Produktionskosten auf faire Art und Weise decken soll. Dafür müssen die Hersteller bestimmte soziale, ökologische und ökonomische Bedingungen einhalten, zum Beispiel das Verbot von Kinderarbeit. Eine Win-win-Situation für alle also.
Das bekannteste Fairtrade-Siegel, das für gerechte Produktionsbedingungen steht, ist das Transfair-Siegel. Die Einhaltung von dessen Bedingungen wird durch ein unabhängiges Zertifizierungsunternehmen der »Fairtrade Labeling Organization« überprüft und nach der Vergabe des Siegels regelmäßig kontrolliert. Die Händler, die diese Fairtrade-Produkte vertreiben, sind verpflichtet, eine Prämie an die Produzenten auszuzah-len. Diese wiederum muss in soziale und wirtschaftliche Entwicklung investiert werden, also beispielsweise den Aufbau von Schulen. Transfair-Siegel werden unter anderem für Kaffee, Tee, Kakao, Südfrüchte, Textilien, Wein und Blumen vergeben.
Was bedeutet das nun für die aufstrebende Fairtrade-Stadt Rostock? Der Titel wird keineswegs nur an Kommunen vergeben, die sich verpflichten, ausschließlich fair gehandelte Produkte zu kaufen und
zu benutzen. Vielmehr geht es um die Einhaltung von fünf Kriterien: Der erste Schritt ist durch den Bürger-schaftsentscheid zur Zielsetzung bereits erfolgt. Gegen den Antrag der Grünen stimmte nur die FDP-Fraktion. Eine lokale Steuerungsgruppe zur Koordinierung der Aktivitäten hat sich ebenfalls schon gebildet. Gemäß der Größe der Stadt müssen am Schluss 31 Einzelhan-delsgeschäfte, 17 Restaurants und Cafés sowie jeweils zwei Schulen, Vereine und Kirchen Fairtrade-Produkte verkaufen beziehungsweise verwenden. Des Weiteren ist es notwendig, dass an öffentlichen Bildungseinrichtun-gen Aktionen zum Thema durchgeführt werden und die lokalen Medien über die Fairtrade-Aktivitäten der Stadt berichten. Vonseiten der Unterstützer des Projekts zeigte man sich optimistisch, dass die Kriterien bald erfüllt werden könnten.
Aber ist das alles nicht letztendlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein? Sicherlich ist wahr, dass die Anstrengungen einer Stadt dieses geringen Ausmaßes allein nicht die Arbeitsbedingungen in der Dritten Welt verbessern können. Das Ziel der Kampagne »Fairtrade Town« ist es jedoch, überhaupt erst einmal darauf aufmerksam zu machen, unter welchen Bedingungen die Produkte in unseren Supermärkten entstehen, und die Menschen dafür zu sensibilisieren, beim Kauf darauf zu achten, Ausbeutung nicht zu unterstützen. Denn die größte Macht im weltweiten Produktionsprozess hat immer noch die Gesamtheit der Konsumenten. Daher ist die Zielsetzung der Rostocker Bürgerschaft eine begrüßenswerte Initiative. Dabei allein darf es aber nicht bleiben.
Seit 2009 können sich Kommunen in Deutschland für den Titel »Fairtrade Town« bewerben. Inzwischen gibt es deutschlandweit 54 Fairtrade-Städte. Weltweit sind es ungefähr 1.000 in 22 Ländern. Mehr dazu unter: fairtrade-towns.de
Fair gehandelter Kaffee ist das bekannteste Produkt mit dem Transfair-Siegel. Dennoch lag der Marktanteil im Vergleich zu anderen Kaffeeprodukten 2010 in Deutschland bei nur zwei Prozent. Die Getränke der Chaqwa-Kaffeeautomaten der Uni Rostock sind fair gehandelt.
Fair gehandelte Ware be-kommt man in den Weltläden. In Rostock gibt es ein solches Geschäft schon seit 1990. Es befindet sich im Ökohaus in der Hermann straße 36. Weitere Infos: oekohaus-rostock.de
ELISABETH WOLDTText
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Diesen Artikel widme ich allen Menschen, die schon oft an der Bürokratie verzweifelt sind, die ihre Träume zerstört sahen durch ein Nein zum BAföG-Antrag, die einen Brief von der Universität erhielten, der ihre Exmatrikulation beinhaltete oder die Ablehnung auf ein Stipendium. Ich teile euer Leid. Meine Zukunft lag lange Zeit in den labilen Händen der Bürokraten einer amerikanischen Botschaft.
Nackt im Netz der Bürokraten
»The American Dream« hat mich gepackt – schon lange steht mein Entschluss fest, eines Tages auszuwandern. Ob Greencard-Lotterie oder Studentenvisum, alle Optionen wurden erwägt und der Reihe nach verworfen. Doch dann wurde es Ernst: Endlich lagen meine ersten Papiere bereit zum Versand an den »United States Citizen & Immigration Service«. Da mir ein knuffiger Amerikaner vor einem halben Jahr einen Heiratsantrag gemacht hat, kommt für mich inzwischen nur noch das K-1-Visum, das sogenannte Verlobtenvisum, in Frage. Würde ich stattdessen mit einem Studentenvisum einreisen, um meinen Freund vor Ort »einfach so« zu heira-ten, könnte die Einwanderungsbehörde mir die Arbeitserlaubnis verweigern. Spaßig!
Wie viele Papiere ich insgesamt ausfüllen musste, kann ich euch nicht mehr sagen, doch die Anzahl brachte die Kopierer in der Uni beinahe um. Zudem lassen sich bestimmte Visa für die USA – und so natürlich auch K-1 – nicht allein mit starkem Willen durchsetzen, sondern lediglich mit einem Haufen SCHOTTER! Es sei nur so viel gesagt, dass allein das Formular für meinen Antrag 345 Euro kostete ... Darin ent-halten sind nun sowohl alle meine persönlichen Daten (Geburtsdatum, Eltern, Wohnort – ihr kennt das ja) als auch ehemalige Arbeitgeber, Universitäten und Schulen. Daneben braucht man ungefähr einen Jahresvorrat an Passbildern, Kugelschreibern und Red Bull.
Doch es hat funktioniert – nach fast drei Monaten Wartezeit stand endlich mein Interview-termin bei der Botschaft fest. Die Vorfreude auf
lustiges Plaudern war damit trotzdem im Keim erstickt – anbei der Erlaubnis, einen Termin zu erbitten, lag nämlich eine lange To-do-Liste, ohne deren Abarbeitung mich mein Interview-partner natürlich niemals hätte einreisen lassen können. Mein kompletter Kontoinhalt, Ausgaben / Einnahmen, Arbeitgeber und Wohnorte der letzen vier Jahre hatten wohl nicht ausgereicht, um sich ein ausgereiftes Bild über meine Existenz zu zeichnen. Nun ging es also in den Endspurt: Impfungen, polizeiliches Führungszeugnis, internationale Geburtsurkunde, internationaler Impfausweis, Passfotos und noch mehr Formula-re waren gefordert, ein Untersuchungstermin bei einem von der Botschaft ausgewählten Amtsarzt stand bevor. Fragen über Fragen kamen auf: Behördliches Führungszeugnis oder normales? Sollte die gute DDR-Pockenimpfung wirklich für meine neue Existenz aufgelistet werden? Mein Passfoto ist fünf Monate und drei Wochen alt – geht das trotzdem?
Um in das Land der unmöglichen Notwen-digkeiten einwandern zu dürfen, lag ich zu guter Letzt eine Stunde nackig unter verschiedenen Röntgenstrahlern, unterschrieb mechanisch die Bewilligung zur Organspende und reimte mein »Statement of relationship« mithilfe von Zitaten aus »Harry und Sally«, »Titanic« und »Schlaflos in Seattle« zusammen. Je schnulziger desto besser! Bei der Botschaft in Frankfurt angekommen war mein Körper so schlapp, dass das korrekte Sortieren der Unterlagen fast unmöglich
schien – man muss die Unterlagen nämlich in der richtigen Reihenfolge einordnen, ansonsten verdirbt das den Interviewern die Laune. An das folgende Gespräch selbst kann ich mich kaum noch erinnern, aber was bleibt, ist die Erkennt-nis, dass ich meinen Namen endlich ohne nachzudenken in jegliche vorgesehenen Lücken eintragen kann. Und dann? Erneutes Warten …
Das vielleicht größte Problem bei der Aus-wanderung ist die Ungewissheit. Nie weiß man, ob etwas im Antrag fehlt oder der persönliche Hintergrund vielleicht von Anfang an nicht passt. Die schlechte Informationspolitik zwischen Botschaft und Bürgern ist resistent und ver-schlimmert das innere Gefühl der Panik noch. Immerzu glaubt man, etwas falsch gemacht zu haben, oder im Ausnahmefall sogar, verfolgt zu werden. Bei Telefongesprächen mit meinem Freund hab’ ich es zum Schluss vermieden, Wörter wie Bombe, Terrorismus und 9/11 zu sagen – einfach nur zur Sicherheit. Selbstver-ständlich ist es untersagt, die Botschaft anzu-rufen und zu fragen, ob alles mit dem Antrag in Ordnung ist. Es wird ausdrücklich auf der Webseite darauf hingewiesen, dass Anrufe nur im Notfall gebilligt sind. Eine Auskunft kann man das wohl nicht nennen. Mein Rat deshalb an alle amerikalustigen Deutschen: Nehmt euch Zeit für diese Tortur! Aber immerhin: Ich habe es geschafft! Ich kann jetzt 24 Stunden am Tag Burger essen, eine Waffe tragen und vielleicht sogar nach meiner Einbürgerung in vier Jahren einen neuen radikalen Präsidenten wählen. God bless America!
KAROLIN BUCHHOLZText
Intensivster Prüfung muss sich unterziehen, wer in die Vereinigten Staaten per Verlobtenvisum einreisen möchte
Illustration: Hannes Falke
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Politische Bildung
Ehrenamt ist Ehrensache. Diese Schlussfolgerung erscheint zumindest angesichts der etymologischen Bedeutung des Wortes naheliegend. Ehrenamt steht für das Herzblut, das man in eine Tätigkeit steckt, für Freizeit, die man für eine Sache investiert, und für das woh-lige Gefühl, etwas geschaffen zu haben, wenn entsprechende Projekte abgeschlossen und honoriert werden. Dass sich Leute freiwillig politisch oder sozial engagieren, ist ein wichtiger Bestandteil unserer Gesell-schaft – egal ob es nun um den Trainer der Fußballmannschaft, den Kommunalvertreter in der Bürgerschaft, den Organisator des Kinderfes-tes in der Nachbarschaft oder die Erstretter beim Lieblings-Festival geht.Selbstverständlich ist das Ehrenamt deshalb aber noch lange nicht. Vor allem wenn angesichts der Verkürzung der Schulzeit, Studienstraffung im Rahmen des Bologna-Prozesses und wachsender wirtschaftlicher Unsicherheiten die Bereitschaft der Menschen, sich kostenlos – wenn-gleich niemals umsonst – für etwas voll und ganz einzusetzen, immer weiter sinkt. Häufig kann die Anerkennung anderer allein sowie eine geringe finanzielle Aufwandsentschädigung (die nicht immer auch so heißen darf) diesen Einsatz einfach nicht mehr kompensieren. Da hilft es auch nicht, dass 2011 das europäische Jahr des Ehrenamts ist: Viele Schülerzeitungen gehen ein, Freiwillige Feuerwehren schließen ihre Tore und in den Hospizen fehlen die ehrenamtlichen Begleiter für den individuellen Abschied.Ist es in Anbetracht dessen nicht umso bedauerlicher, wenn ein ehema-liger AStA-Referent der Uni Rostock damit droht, die Studierendenschaft wegen sittenwidriger Löhne zu verklagen, und damit in Kauf nimmt, dass viele gute und wichtige Projekte wie studentische Medien, die eben nicht nur von zahlreichen ehrenamtlichen Unterstützern leben, in ihrer Existenz und Ehre bedroht werden? Nennt man so etwas jetzt Ehrenmord?
Theatervorstellung: »Rest in Pieces«
Politische Bildung mal anders. Schon mit dem Theaterstück »Bis zum Anschlag«, das die Übergriffe auf das Sonnenblumenhaus in Lichtenhagen behandelt, hatte die Freie Theaterjugend Rostock ein wichtiges politisches Thema eindrucksvoll inszeniert. Nun sind sie mit »Rest in Pieces« zurück, einem Drama über Islamismus und Terrorismus in Deutschland.
Vortrag: »Konsequenzen des Klimawandels für die Ostsee«
Im Rahmen der Interdisziplinären Ringvorlesung »Meer oder weni-ger – Schutz und nachhaltige Nutzung einer globalen Ressource« stehen in diesem Semester die Meere im Zentrum der wissenschaft-lichen Betrachtung. Der Vortrag am 20. Oktober legt den Fokus auf die Konsequenzen des Klimawandels für den Ostseeraum und wird von Privatdozent Gerald Schernewski gehalten. Unterstützt wird die Veranstaltung durch die Heinrich-Böll-Stiftung, den Wissenschaftsver-bund Um-Welt der Uni Rostock und die Interdisziplinäre Fakultät.
Lesung: »Mädelsache! Frauen in der Neonazi-Szene«
Frauen sind aus der Nazi-Szene nicht mehr wegzudenken. Unter dem Deckmantel sozialen Engagements agieren sie im pädagogischen Bereich, organisieren Demonstrationen und kandidieren für die NPD. Die Journalisten Andrea Röpke und Andreas Speit haben sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt und ihre Recherchearbeit in dem Buch »Mädelsache – Frauen in der Neonazi-Szene« veröffentlicht. Aus die-sem werden sie auf Einladung der Friedrich-Ebert-Stiftung in Rostock lesen und für Fragen bereit stehen.
Termine
www.peterweisshaus.de>>
u. a. 12. / 26. / 27. Oktober, 20:00 Uhr, Peter-Weiss-Haus!
www.boell-mv.de>>
20. Oktober, 17:15 Uhr, Campus Ulmenstraße / HS 323!
www.fes-mv.de>>
20. Oktober, 19:30 Uhr, VHS Rostock (Kabutzenhof 10a)!
ELISABETH WOLDTText
Auf ein Ehrenwort
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Er hätte gekonnt. Vor einem Jahr übernahm Johannes Krause als Hoffnungsträger das Amt des StudentINNenrats-Präsidenten, der etwas frischen Wind in die studentische Gremienarbeit bringen sollte. Herausgekommen sind eine Beitragserhöhung, eine Wahlrechtsreform – und jede Menge Resignation. Ein Interview mit dem scheidenden Präsidenten über Anspruch, Chancen und die Wirklichkeit von hochschulpolitischem Engagement.
Gescheitert ?
heuler: Johannes, dein Amtsantritt als Präsident des StudentINNenrats (Stu-Ra) vor einem Jahr war durchaus mit großen Erwartungen verbunden. Wie ist nun deine Bilanz? Johannes Krause: Um ehrlich zu sein, habe ich nicht das Gefühl, beson-ders viel für die Studierendenschaft erreicht zu haben. Anfangs habe ich mich vor allem darauf konzentriert, die Arbeit des StuRa zu verbessern und sie mehr nach außen zu tragen, indem ich beispielsweise die Fachschaftsräte zu den Sitzungen einlud. Durch Besuche bei anderen Studierendenpar-lamenten habe ich bemerkt, dass der StuRa eine neue Struktur braucht, welche durch das neue Wahlsystem entstehen soll. Ich hatte die Hoffnung, mit guten Arbeitsstrukturen im Parlament dauerhaft eine stärkere Studieren-denvertretung zu schaffen. Leider gab es aber sehr viel Streit zwischen StuRa und Allgemeinem Studierendenausschuss (AStA), dem AStA und mir und sogar innerhalb des StuRa-Präsidiums. Es ist deprimierend, aber ich hatte zu Beginn der Wahlperiode wirklich gehofft, beispielsweise positiv auf die Problematik der unrechtmäßigen Anwesenheitskontrollen an der Philosophi-schen Fakultät einzuwirken. Aber auch hier hat sich schnell gezeigt, dass die Fronten verhärtet sind.
Eines deiner wichtigsten Projekte war die angesprochene Reform des Wahl-rechts. Was ist daraus geworden?Auch wenn die Wahlordnung noch nicht abgeschlossen ist, halte ich dessen Ausarbeitung für eins meiner gelungenen Projekte. Derzeit müssen noch Feinheiten geändert werden, aber der Grundgedanke ist drin – Wahlen ge-mäß denen des Bundestages: also eine Mischung aus Listenwahl und Auffül-lung durch Direktmandate. Damit würde das Organ, welches die Meinungs-bildung der Rostocker Studierendenschaft zur Aufgabe hat, endlich auch so gewählt werden, dass sich ihr Willen darin widerspiegelt. Durch Listenwahlen haben unsere Kommilitonen erstmals die Möglichkeit zu zeigen, welche poli-tische Richtung ihnen an der Uni wichtig ist. Bisher wird der StuRa ja dadurch gewählt, dass es erst einmal genügend unabhängige Kandidaturen an den Fakultäten geben muss und dann kommen vor allem die rein, deren Namen man schon mal gehört hat. Interessenvertretung geht definitiv anders.
Neben deiner StuRa-Tätigkeit warst du in einigen anderen hochschulpoliti-schen Gremien aktiv, zum Beispiel im Akademischen Senat, im Konzil und im Fachschaftsrat (FSR) der Physiker. Welche Bedeutung misst du diesen Gremien bei? Die Fachschaftsräte sind auf jeden Fall sehr wichtig, weil die Studenten dazu noch am meisten Bezug haben und beschlossene Sachen darin auch wirklich umgesetzt werden, da bei ihnen Formalitäten viel, viel unwichtiger als zum Beispiel im StuRa sind.
Den Senat finde ich auch sehr wichtig, denn er ist das Kontrollgremium des Rektorats – was der aktuelle Senat aber leider nicht verstanden zu haben
scheint. Ein richtiger Kuschelsenat – überall wird getuschelt, aber niemand traut sich, den Rektor irgendwas Unangenehmes zu fragen. Das müssen in der Regel die Studenten im Senat machen, und gerade deshalb sind sie auch so wichtig. Außerdem: Wo sonst hat man als Student die Chance, studentische Interessen gegenüber dem Rektor zu artikulieren?
Der StuRa ist leider immer noch ein Bittsteller, hat aber auf jeden Fall das Potenzial, an Bedeutung zu gewinnen. Obwohl er den AStA einsetzt und ihn kontrollieren soll, ist er in der Realität immer nur dessen Steigbügelhalter, weil der AStA letztendlich das Gremium ist, das Kontakt zu den Studenten hat. Ich würde mir wünschen, dass die Studenten mehr vom StuRa mitbekä-men. Er würde sicher an Macht gegenüber Rektorat und Landesregierung gewinnen, wenn er die breite Unterstützung der Studierendenschaft hätte.
Und welche Einflussmöglichkeiten haben Studenten in diesen Gremien nun wirklich?Formell gibt es im Senat die Möglichkeit, ein studentisches Veto zu ziehen. Dadurch wird die Entscheidung aber nur um einen Monat aufgescho-ben – das nützt also nur dann, wenn die Entscheidung dringend getroffen werden müsste. Im FSR hängt der Einfluss besonders davon ab, wie aktiv die Mitglieder sind. Der Physik-FSR, in dem ich war, hatte beispielsweise gute Kontakte und konnte dadurch an den Studienordnungen mitschreiben. Und dem StuRa fehlt einfach die politische Power, um Sachen, die er formuliert, auch wirklich durchzusetzen.
Insgesamt strotzt der StuRa nicht gerade vor Motivation. Wie bewertest du es, dass so viele den Sitzungen fernbleiben?Klar, die Motivation lässt nach. Das ist anscheinend normal. Wirklich schade fand ich aber, dass generell so wenig Initiative aus dem StuRa kam. Zu Beginn des Jahres gab es viele gute und unterschiedliche Ideen. Später kam davon leider fast gar nichts. Mag aber auch sein, dass ich die Mitglieder nicht genug dazu angehalten habe.
Warum lohnt es denn trotz all dieser Hürden, sich in den studentischen Gremien zu engagieren?Das ist immer ein bisschen so wie ein chinesischer Glückskeks: Ein Mal im Jahr nimmst du dir einen und kannst dann aus dem Spruch, der darin ist, etwas machen. Nach jeder Wahl gibt es neue Ideen, neue Leute und neue Chancen, und die Frage ist dann, wie das Gremium über die Startphase kommt. Wie zum Beispiel die alten Hasen mit ihrer Erfahrung dafür sorgen, dass die neuen Leute eingearbeitet werden, ohne aber dabei den Eindruck zu vermitteln, dass nur sie wissen, wo es langgeht. Mir hat es eigentlich immer großen Spaß gemacht, Probleme vorgelegt zu bekommen und diese dann innerhalb der gegebenen Strukturen zu lösen. Außerdem ist ein ganz netter Nebeneffekt, Studenten außerhalb des eigenen Studiengangs kennenzulernen.
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Phyik-Absolvent Johannes Krause blickt zurück auf ein Jahr im Amt des StuRa-Präsidenten sowie auf Rostock: Seit Oktober studiert er in Jena Politikwissenschaften und Psychologie.
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StuRa fordert Konsequenzen an der PHF
Da das Dekanat der Philoso-phischen Fakultät nach wie vor glaubt, eine Anwesenheitspflicht durchsetzen zu können, und das Rektorat bisher nichts dagegen zu unternehmen scheint, hat der Rostocker StudentINNenrat den Rektor aufgefordert, endlich Konse-quenzen zu ziehen. Der Beschluss des Fakultätsrats in Bezug auf die Durchsetzung der Anwesenheits-pflicht verstößt klar gegen die geltenden Studien- und Prüfungs-ordnungen. Aufgabe des Rektors ist es eigentlich, derartiges Verhalten seiner Angestellten, wie jenes von
Was gibts Neues von StuRa und AStA?Dekan Prof. Hans-Jürgen von Wen-sierski, zu unterbinden.
Weniger Referate pro AStA, mehr Gehalt pro Referent
Der StudentINNenrat (StuRa) hat der von Christian Berntsen vorge-schlagenen Umstrukturierung des Allgemeinen Studierendenausschus-ses (AStA) zugestimmt. Statt wie bisher elf AStA-Mitglieder, die 195 beziehungsweise 160 Euro im Mo-nat erhielten, sollen alle Aufgaben künftig von nur sieben Referenten inkl. Vorsitz und Geschäftsführung erledigt werden. Für den Mehrauf-wand gibt’s dann monatlich 260 Euro. Die neuen Referenten für
Finanzen, Hochschulpolitik, Interne Gremienkommunikation, Veranstal-tungen und Soziales, für den Vorsitz und die Geschäftsführung werden auf der konstituierenden Sitzung des StuRa am 12. Oktober gewählt. Spontanbewerbungen sind auch auf der Sitzung selbst noch möglich.
AStA-Referent will StuRa verklagen
Vor ziemlich genau einem Jahr wähl-te der Rostocker StudentINNenrat (StuRa) einen neuen Referenten in das Amt für politische Bildung im Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA). Paul Wutschke akzeptierte mit der Annahme seiner Wahl den mo-natlichen Obolus von 160 Euro und
riss sich – nach eigenen Angaben – fortan den Allerwertesten für die Studierendenschaft auf. Nun fordert er für seinen Arbeitsaufwand, der sich auf rund 50 Stunden pro Monat belaufe, nachträglich insgesamt 7.680 Euro und lässt seinen Anwalt mit gerichtlichen Schritten drohen. Mit diesem Vorgehen bezieht er sich auf die jüngst auflodernde Debatte, laut derer auch AStA-Referenten Arbeitnehmer seien und demnach einen Anspruch auf ein – nach den Tarifstufen des öffentlichen Dienstes berechnetes – Gehalt hätten.
Es gab in deiner Amtszeit jedoch viele Streitigkeiten: zwischen dir und dem AStA-Vorsitz, aber auch innerhalb des StuRa-Präsidiums. Wie ist es dazu eigentlich gekommen? Zu Beginn meiner Amtszeit waren alle ziemlich motiviert. Alle wollten etwas bewegen und verändern. Beim AStA wurde ich jedoch als Fremdkörper wahr-genommen. In den Sitzungen habe ich möglichst konstruktiv immer wieder Pro-bleme angesprochen und Lösungsvorschläge gemacht, wenn ich der Meinung war, dass etwas nicht richtig läuft. Es kam zu Reibereien, die sich nach und nach hochgeschaukelt haben. Hinzu kam dann die Sache mit dem Rücktritt des AStA-Vorsitzenden. Ich habe ihn sogar noch vor dem StuRa verteidigt, damit er bleibt – doch dann hat er mich tief enttäuscht, als er meinen eigenen Rücktritt forderte. Seitdem war das Verhältnis zwischen uns eher pragmatisch. Die Probleme innerhalb des StuRa-Präsidiums kamen ungefähr einen Monat später. Wir waren dort sehr unterschiedliche Charaktere und auch häufig anderer Ansicht, die Auseinandersetzungen habe ich aber immer als sachlich empfunden. Irgendwann im Februar wurde dann von einem Mitglied des Präsidiums eine Zielscheibe auf ein Portrait von mir geklebt, das der heuler mir mal geschenkt und im Büro aufgehängt hatte. Dazu waren Pfeile mit Botschaften aufgeklebt, die mich als Versager darstellten, zum Beispiel weil ich die Beitragsordnung fast in den Sand gesetzt hätte. Da waren so einige Sachen dieser Art. Ich glaube einfach, dass manche schon so lange im Amt sind, dass sie mit den neuen Impulsen, die ich setzen wollte, einfach nicht klar kamen. Ich hatte auf mehr Professionalität gehofft, aber das war wohl etwas naiv. Na ja, diese Diskussionen waren alle sehr ermüdend und ich finde schade, dass es so gelaufen ist. Zumal ich so was aus dem FSR der Physik gar nicht kenne.
Im letzten Jahr ist häufig der Eindruck entstanden, dass persönliche Konflikte die inhaltliche Ebene der Diskussion überlagerten. Kannst du dir erklären, warum das so ist und was man da ändern könnte?
Das ist wahrscheinlich immer eine Frage der Persönlichkeiten, die in den Gremien sitzen. Vielleicht könnte man einen externen Mediator einsetzen, aber das würde natürlich Geld kosten. Ich denke aber, dass die Leute einfach lernen müssen, damit umzugehen, dass ihre Ideen nicht immer Anklang finden und auch kritisiert werden, ohne das persönlich zu nehmen. Zusätzlich vergreifen sich einige immer mal im Ton, was natürlich auch nicht in Ordnung ist.
Mit welchen Gefühlen hast du dein Amt nun niedergelegt? Also, das Jahr hat mich auf jeden Fall extrem bereichert, gerade was Konflikt-umgang betrifft. Es war aber auch einfach spannend, ein Gremium zu leiten, sich anzuhören, was die Leute sagen, das zu koordinieren, zu überlegen, wie man daraus nun Beschlüsse formulieren kann. Und sich auch mal mit Profes-soren im Senat zu streiten, hat mir natürlich auch Spaß gemacht. [Er grinst.] Alles in allem bin ich aber froh, die Verantwortung weitergeben zu können und wieder ein einfacher Student zu sein.
Viele Studenten, die hochschulpolitisch nun schon lange aktiv waren, gehen jetzt weg. Was möchtest du dem zukünftigen StuRa mit auf den Weg geben?Der StuRa muss versuchen, transparenter zu werden und wieder mehr Bezug zu den Studenten herzustellen. Er sollte sich außerdem bemühen, mehr über Ausschüsse zu arbeiten. Zusätzlich sollte jedes StuRa-Mitglied versuchen, mindestens ein Mal im Semester bei einer AStA-Sitzung dabei zu sein, weil man die ganzen Abläufe dann viel besser versteht und der StuRa schließlich die Auf-gabe hat, den AStA zu kontrollieren. Und natürlich sollte sich jeder bemühen, die sachliche Ebene in den Diskussionen zu wahren und sich einfach darauf zu konzentrieren, welche Lösung die beste für die Studierendenschaft ist.
Vielen Dank für dieses Gespräch und viel Erfolg in Jena.
ÄNNE CORDES UNDMAREIKE GÖTZ
Text
GESA RÖMER UND ELISABETH WOLDTInterview
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Kaum wiederzuerkennen ist das Schweriner Schloss am Tag der Wahl: Vor dem Landtag haben die großen Rundfunksender ihre Studios aufge-baut, am Rande des Sees bringen sich die Kamerateams in Stellung, um so nah wie möglich an passierende Wähler und möglicherweise Gewählte zu gelangen. Neugierige Zuschauer versuchen, einen Blick auf die Politpromi-nenz oder auf das Geschehen in den Übertragungswagen zu erhaschen, und selbst im zum Presseraum umfunktionierten Plenarsaal tummeln sich die Korrespondenten. Doch auch dort wird es um 18:00 Uhr für einen Moment still, nachdem sich viele gebannt vor dem Fernseher im Foyer versammelt ha-ben, um auf die ersten Prognosen zu warten. Wenig Regung gibt es während der Verkündung der Hochrechnungen für die großen Parteien: Der vorange-gangene Kuschelwahlkampf der Regierung sowie die große Beliebtheit des Ministerpräsidenten Erwin Sellering hatten den Sieg der SPD und den Stimm-verlust der »C wie Zukunft«-Partei CDU schon erahnen lassen. Und auch bei den Linken war nach der Debatte um Mauerbau und Kommunismus kein Aufwind mehr erwartet worden.
Manch zustimmendes Nicken ist zu sehen, als klar wird, dass die Grünen nun auch erstmals in Mecklenburg-Vorpommern den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde geschafft haben. Hämisches Grinsen huscht angesichts des Absturzes der FDP über einige Gesichter und leises Fluchen zischt beim Einblenden des NPD-Balkens durch den Raum, da der Partei erneut der Wiedereinzug in den Landtag gelungen ist. Alles ist gefolgt von ungläubigem Kopfschütteln, als sich die Tendenz abzeichnet, dass sich nur ungefähr die Hälfte der wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger Mecklenburg-Vorpom-merns zur Urne begeben hat.
Viel Neues hatte die Wahl trotz aller Emotionen im Schweriner Schloss nicht zu bieten. Mehr als einen Monat danach ist absehbar, dass die große Koalition aus SPD und CDU fortgesetzt wird. Um die Ministerposten wird der-weil fleißig geschachert und auch einige Kompromisse bleiben noch unklar. Mit derartigen Problemen müssen sich so viele Rostocker wie noch nie her-umschlagen: Elf Abgeordnete von hier werden fortan im Schweriner Schloss sitzen. Die vier Direktmandate gingen dabei alle an die SPD. Überhaupt ist es interessant, sich das Wahlergebnis in Rostock einmal genauer anzuschau-en. Besonders gilt dies für den Wahlkreis III, der die Kröpeliner-Tor-Vorstadt, das Hansaviertel, das Komponistenviertel, die Gartenstadt, die Südstadt und Biestow umfasst und in dem damit wohl die meisten Studenten der Stadt leben. Hier kamen die Grünen auf beachtliche 19,1 Prozent, und selbst die Piraten, die zwei Wochen später in Berlin für einen Überraschungserfolg sorgten, sicherten sich hier 4,5 Prozent. Doch auch in diesem Rostocker Wahlkreis erhielt die NPD noch immer 750 Stimmen und damit 2,8 Prozent.
Wenngleich dies ein geringer Prozentanteil ist, den man sich in anderen Regionen des Landes nur wünschen kann, so ist doch bedenklich, dass es der rechtsextremen Partei in den letzten Jahren gelang, ihre Basis überall der-artig zu festigen. Beim Umgang damit macht sich eine gewisse Ratlosigkeit breit: Eher ignorieren oder einbinden? Zur Nachwahl auf Rügen, wo der Tod
des CDU-Kandidaten Udo Timm eine Verschiebung des Urnengangs bewirkt hatte, hatten alle Parteien noch einmal kräftig gegen Rechts mobilisiert. Die Linke hatte sogar dazu aufgerufen, die Grünen zu wählen, die durch ein gutes Stimmergebnis noch am ehesten in der Lage gewesen waren, einen Sitz hinzuzugewinnen. Dies geschah dann auch, wenngleich nicht auf Kosten der NPD, sondern auf jene der Sozialdemokraten. Im Anschluss wurde sich dann zunächst einmal darüber gestritten, welche Partei nun im Parlament neben den Rechten Platz nehmen muss.
All diese Einzelheiten sind zum Zeitpunkt der Verkündung der ersten Prognosen am Wahlsonntag natürlich noch nicht bekannt, kommen aber auch nicht unerwartet. Jene Journalisten, die sich nicht auf Interviewfang zu den Wahlpartys begeben oder die Spitzenkandidaten in ihr Studio bitten konnten, aktualisieren ihre vorbereiteten Texte und blicken lieber schon mal nach Berlin, wo man sich stärkere bundespolitische Signalwirkung erhofft. In Mecklenburg-Vorpommern ist man damit nun wohl wieder unter sich – auch gerne ohne Überraschungen. Denn wat de Buer nich kennt, dat frett he nich.
Die Sitzverteilung im Parlament von Mecklenburg-Vorpommern nach der Landtagswahl 2011
ELISABETH WOLDTText
In Mecklenburg-Vorpommern bleibt nach der Landtagswahl wahrscheinlich fast alles beim Alten. Die Zeichen stehen erneut auf Rot-Schwarz. Erwin Sellering ist weiterhin Ministerpräsident. Die NPD schafft den Wiedereinzug. Die Grünen erobern das letzte Landesparlament und die FDP fliegt aus dem Schweriner Schloss. Noch Fragen?
Im Osten nix Neues
Linke
Grüne
NPD
SPD
CDU
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5
33
Gra
fik:
Mic
hael
Sch
ultz
KULtURwww.heulermagazin.de/kulturWeb
Heilige ShimonaAyo, unser Theater hat Technologie: ein freitragendes chapiteau. In diesem Tipi très beau lassen die nomadischen Angestellten vom Volkstheater des Greifen Spirit wiederauferstehen. Infrastrukturell ebenfalls in, sagen wir mal, »Inangriffnahme« ist die Moschee unserer muslimischen Gemeinde. Last, least und west gibt es auf den folgenden Seiten einige scharfe mexikanische Bonbons für Kinogäng(st)er sowie Tolles und Absurdes aus dem Kunstbetrieb. Chin chin!Alfonso, Ressortleiter
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Die Moschee in Rostock ist so gut »integriert«, dass man sie kaum findet … Auf den Spuren des Islam an der Universität und darum herum besuchten wir den hiesigen Imam und das Studentenwerk.
Rostock und der Islam
Die aktuellen Landtagswahl-Ergebnisse rücken Rostock wieder ein-mal mit der Frage ins Rampenlicht, wie weltoffen diese Stadt wirklich ist. Noch immer verbinden viele Nicht-Hanseaten sie mit einer starken und aktiven rech-ten Szene. Auf der anderen Seite stehen besonders hier ansässige Muslime fortwährend im Mittelpunkt der Diskussion um die multikulturelle Gesellschaft, um Integration und Toleranz. Auch lösen sogenannte Hassprediger immer wieder Debatten aus. Fakt ist: Der Islam ist längst auch in Rostock angekom-men, denn eine Gemeinde von rund 120 regelmäßigen Gottesdienst-Besu-chern hat sich hier etabliert.
Wir vereinbaren ein Gespräch mit ihrem Imam, um herauszufinden, wie akzeptiert der Islam in Rostock ist. Die Moschee liegt versteckt in der Erich-Schlesinger-Straße. Statt eines prunkvoll verzierten Gebäudes mit Kuppel und Minarett in orientalischen Blautönen stoßen wir hinter Büschen und Bäumen auf einen grau verputzten, lang gezogenen Bungalow aus tiefsten DDR-Zeiten. Mohammed Farea, ehrenamtlich tätig in der Moschee und eigentlich Zahnmedizinstudent, führt uns zu Youssoufou Abdel Koudouss und bietet sich zugleich als Übersetzer an, da der Imam selbst nur wenig deutsch spreche. Dieser erklärt, er stamme aus Benin, sei 2002 als Asylbewerber nach Rostock gekommen und seitdem auch der hiesige Vorbeter. Er möge die Stadt, die Rostocker seien freundlich und ihm gegenüber aufgeschlossen. Und was sind seine Aufgaben? Herr Koudouss erläutert, dass er sich als Vorbild für seine Gemeinde sehe, Ratschläge und Weisheiten fürs Leben gebe und natürlich bei den Gebeten vorbete. Außerdem kümmere er sich um die Moschee.
Das Gotteshaus bildet für seine Besucher eine Anlaufstelle, es ist ein Stück der »alten« Heimat in einer neuen Kultur. Unter den Gästen befinden sich Rostocker, Touristen, Durchreisende, interessierte Nicht-Muslime und Asyl-bewerber sowie besonders viele Austauschstudenten, zum Beispiel aus dem Jemen, die hier Fächer wie Medizin oder Ingenieurswissenschaften studieren, um mit einem Abschluss zurückzukehren. »Wir brauchen Fachkräfte«, meint Farea zu uns. Er selbst werde zurückgehen und lehren, vielleicht auch eine Praxis aufmachen.
Wie es mit den Frauen aussehe, fragen wir und erfahren, dass diese die Rostocker Moschee zwar auch besuchen, aber eher selten und hauptsächlich an muslimischen Feiertagen, wie beispielsweise zum Ende des Ramadan. Interessanterweise seien es hier trotzdem in der Mehrzahl Frauen, die zum Islam konvertieren. Vor einigen Jahren richtete die Gemeinde einen separaten Gebetsraum für Muslima wie sie ein, davor hatten diese getrennt durch einen Vorhang mit den Männern »zusammen« gebetet.
Die Stadt Rostock schenkte der muslimischen Gemeinschaft das Haus im Jahr 2000, aber dabei soll es nun nicht mehr bleiben. Im letzten Jahr wurde eine Ausschreibung für Architekturstudierende veröffentlicht, die dazu aufrief, eine neue Moschee zu entwerfen. Der Gewinnerentwurf überrascht: ein mo-
YVONNE HEIN UND ANDREAS LUßKYText
derner Bau mit kaum als solches erkennbarem Minarett. Dazu passend erklärt man uns, dass der Islam moderner sei, als die meisten dächten, dies werde häufig falsch dargestellt. Probleme mit Rostockern habe es dennoch nie ge-geben. Aber: Außer bei »offiziellen« Kontakten zu Behörden und Schulklassen, die sich den Islam näherbringen lassen, sind Besuche von Deutschen eher selten – was vielleicht der Grund der problemlosen Akzeptanz ist, jedoch auch die grundlegende Gefahr einer zukünftigen Parallelgesellschaft birgt.
Die muslimischen Studenten würden sich ebenso gut integriert fühlen und die Möglichkeit schätzen, hier studieren zu können, erzählt uns Farea. Rostock und damit die »westliche« Gesellschaft verändere auch ihre Sicht auf die Din-ge, nehme Einfluss auf die Muslime hier – das müsse man positiv aufnehmen. Eine Multikultur mit unterschiedlichen Einflüssen sei doch Voraussetzung für Toleranz in der Gesellschaft.
Und welche Position vertritt die Uni gegenüber dem Islam? Der heuler berichtete 2008 von dem Wunsch mehrerer muslimischer Studenten, im Studentenwohnheim in Lichtenhagen einen Gebetsraum einzurichten. Dazu sagt uns Dr. Dieter Stoll, Leiter des Studentenwerkes, dass die Universität bzw. das Studentenwerk natürlich anderen Kulturen offen gegenüberstehe. Von dem angesprochenen Anliegen wisse er jedoch nichts, anscheinend sei nie ein offizieller Antrag eingereicht worden. Lediglich in einem inzwischen abgerissenen Studentenwohnheim in Wismar habe es einen solchen Raum gegeben. Man habe generell noch nie Probleme mit Studenten gehabt, die sich wegen ihrer religiösen Herkunft benachteiligt behandelt gefühlt hätten. Es sollten, so fährt Stoll fort, Staat und Kirche getrennt bleiben und alle Reli-gionen gleichbehandelt werden. Die Uni tue ihr Bestes, um die Vielfalt der an ihr vertretenen Religionszugehörigkeiten zu erhalten und Rücksicht auf jeden zu nehmen, schildert er. So würden zum Beispiel einige der Mensa-Gerichte mit religiösen Essgewohnheiten übereinstimmen: etwa für Hindus Mahlzeiten ohne Rind, für Muslime Gerichte ohne Schwein. Zusätzlich solle das »Starter-Café« als Treffpunkt für Veranstaltungen und kulturellen Austausch Interesse am Fremden wecken.
In der »Lebenswelt« der Rostocker Studierenden scheinen also Toleranz und Integration keine Reizworte zu sein, sondern gelebter Alltag. Nur sollte aus Toleranz nicht Gleichgültigkeit erwachsen – gegenseitiges Interesse ist uner-setzlich. Eine Gelegenheit zum Abbau von Wissenslücken gab es am dritten Oktober, am »Tag der offenen Moschee« – auch ein durchaus umstrittener Prediger aus Berlin war eingeladen. Unsere Eindrücke schildern wir auf heuler-online.
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Narco-Cinema:
Die Cucarachaläuft und läuft
Auf Entdeckungsreise zu einem Genre, das womöglich die Weltpolitik nicht verändern wird: Narco-Cinema, das bizarre mexikanische Realienkino der Güteklasse C.
Hier sind die Bullen Bullen und die Huren Huren, alles ist echt in Paradise City. Bei der Produktion dieser Mafiafilme fügt sich alles dem Prinzip der Partizipation. Schauspieler gibt es im Grunde keine, abgesehen von dem Star, dessen oberlippenbärtiges Charisma die Vermarktung der acht Fortsetzungen zusammenhält, siehe Mario Almada mit über 1.000 Homevideo-Produktionen. Der Unterschied zum blockbusting ist also »allein« das Budget: 30.000 US-Dollar bei einer Drehzeit von zwei Wochen. Ansonsten ist das Narco-Cinema [Narco-Trafficking = Drogenschmuggel, Anm. d. Red.] in puncto Popularität und Kommerz aufgrund folgender einfacher Formel gerade der große Blockbuster: Laut Hugo Villa vom Filmförderer-Fond Fidecine haben 82 Prozent der Mexikaner keinen Zugang zum Kino – die Kinovorstellung von »Amores Perros« ist zu teuer. Deshalb weicht man auf besagte Streifen der Gattung straight-to-video aus, die trotz der Ästhetik alles andere als nur eine Subkultur bilden. Von diesen 82 Prozent als »Marginalisierte« zu sprechen, wäre in etwa genauso wahr wie die Behauptung, ein Donut be-stünde nur aus einem Rand.
Weit außerhalb des Budgets steht auch jegliche Form ernst-hafter Sets: nur Bordelle, Privatvillen, Müllhalden oder Reviere. Oder andersherum gesagt, es gibt ausschließlich ernsthafte Sets. Und als ob es nicht schon genug der Imponderabilien wäre: Da sich die Macher keine Spezialeffekte leisten (etwa ferngesteuerte Platzpatronen wie in »24«), kommt das »Blut« stets von einem nicht vom Bild erfassten – alle hergehört – Paintball-Schützen, der auf die Darsteller mit Rot feuert. Was selbstverständlich nicht so genau ist. Dies ist auch der Grund dafür, dass die Darsteller, bevor sie getroffen werden, selbst in der Verfolgungsjagd und entgegen jeder
Logik, kurz stehen bleiben müssen (flatsch!), um erst dann je nach Entbehrlichkeitsgrad verwundet weiterzurennen oder – Gott bewah-re ihre Low-Budget-Seelen – tot umzufallen.
Den Geschichtsbüchern zufolge entwickelte sich das Narco-Cinema aus der Tradition des bizarren 60er- und 70er-Jahre-Kinos, jenen nostalgischen Vorstellungen, in denen sexy comedy und Sci-Fi zu einer Einheit verschmelzen, die so geschmackvoll ist wie ein Shantychor mit Senf. In der Praxis also: Ein maskierter Wrestler, meistens der legendäre »El Santo« (dringend googeln) oder einer seiner Nachkommen, »El hijo del Santo« oder »El nieto del Santo«, budspencert mit seinen Fäusten statistische Schurken, um hinterher von gut aussehenden leichten Mädels aus der Galaxis mit Nektar und Ambrosia belohnt zu werden. Dieser große (wohlgemerkt einst und dort große) Pop spaltete sich 1980 in New Mexican Cinema, sprich High-Quality-Li.Wu-Kino, und Narco-Cinema.
Doch was hier nach einer netten Anekdote klingt, mit der man auf der nächsten Tarantinade in Wien angeben könnte, ist nicht nur Python-Schuh und Burrito-Krawatte, sondern echte grausame gesell-schaftliche Realität. Eben diesem Umstand konnte das beliebte »Vice«-Magazin in ihrer berühmt gewordenen Dokumentation (arte, YouTube) nicht gerecht werden, weil sie zu sehr damit beschäftigt war, sich an der Ästhetik der kulturbedingten Bizarrerie aufzugeilen. Selbstverständ-lich ist das pittoresk, so ein Mariachi-Strich auf der Plaza Garibaldi, auf dem Musikgruppen Vorbeifahrenden schnelle, kleine Gitarren-Licks durch die gelangweilt halb offene Autoscheibe vorspielen, in der Hoffnung gebucht zu werden. Die unkritische und kulturtouristische Gafferei (die auch hier der Verfasser in den ersten drei Absätzen vor-macht) wird der mexikanischen Realität aber nicht gerecht.
Nachdem Presidente Calderón 2006 den »Krieg gegen die Drogen« ausgerufen hatte, sind täglich zwei Dutzend Menschen getötet worden, also inzwischen mehr als im Koreakrieg. Das ist die andere Seite des Burritos. Zu den verzweifelten Maßnahmen dieser Regierung zählt der Versuch, die sogenannten corridos in Rundfunk und Fernsehen zu verbieten, was deutlich weniger einfach ist als mit den corridas in Katalonien. Es handelt sich dabei um jene ursprüng-lich aus der Zeit der Revolution tradierten Lieder, deren Texte durch Erzählungen aus dem Leben der Schmuggler und Dealer ersetzt wurden und die dem Großteil der Narco-Filme auch narrativisch Modell stehen. Aber die Drogen sind die Gesellschaft. Denn nicht nur die Darsteller und Sets sind »echt« im Narco-Cinema, sondern auch die Produzenten sind authentische – und von der Gemeinde respektierte – Narcos. »Operación Marihuana« war kein Streifen über Drogenlord Caro Quintero, sondern für Caro Quintero.
Nicht nur Altpräsident Fox fordert die Legalisierung des Drogen-marktes, sondern auch seine Amtskollegen von der Global Com-mission On Drug Policy: Gaviria, Cardoso und Zedillo plus Kofi Annan et al. Dass die Legalisierung den Kartellen die Macht nimmt, ist zwar alt, aber ein politikwissenschaftlicher Zauberwürfel, mit dem die Feuilletonisten viel mehr spielen als früher. Der Denkfehler: Die Regulierung in einem einzelnen Staat ist nutzlos, weil der Markt sich anpasst. Um diese unvergleichliche Brutalität in Mexiko zu beenden, bedürfte es also einer Regulierung des internationalen Marktes, sprich auch des Konsums in Europa, bei dir auf der Minimal-Party – und das alles, Freunde, wird wohl niemals passieren. Deshalb mein Appell: Kauft keinen Schnee, ihr enttäuscht nicht bloß eure Mama, sondern 40.000 Tote.
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Mit Fontanes »Effi Briest«, der ersten Wiederaufnahme des Theaterbetriebs in der neuen Spielstätte, bekommt der Ausspruch »Das ist ein weites Feld« eine ganz neue Bedeutung im Hinblick auf die aktuelle Situation des Rostocker Volkstheaters. Ein gutes halbes Jahr nach Schließung des Großen Hauses heißt es nun: »Wir sind im Zelt« – und das steht mitten auf einem Feld am Werftdreieck.
In der neuen Location, der seit Monaten beim Aufbau zugesehen werden konnte, haben sich den Theater-interessierten nun endlich die Pforten zu einer attrak-tiven Umgebung geöffnet. Der Originalvorhang aus dem Großen Haus sowie die gewohnt rotwandige Inneneinrichtung bilden eine eindrucksvolle Remi-niszenz an die alte Spielstätte. Alle Inszenierungen der vier in Rostock vertretenen Sparten – Schauspiel, Musiktheater, Tanztheater und Philharmonie – finden fortan auf der Bühne des Theaterzeltes statt. Andrea Fonk, neue Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, findet das Am-biente sogar viel schöner als vorher, was vor allem durch warmes Licht und einen Hauch von Zirkusflair zustande komme. Hier können die Zu-schauer bei einem abschließenden Getränk miteinander oder auch mit Darstellern gemütlich über die Vorstellung plaudern.
In der Zwischenzeit wird das Große Haus »brandschutzsicherer« ge-macht. Momentan kann dort ausschließlich die große Bühne für Proben genutzt werden, da sie als einzige mit zwei Fluchtwegen ausgestattet ist. So sind Cast und Crew in dieser prekären Raumsituation genötigt, in von der Polizei oder Schulen zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten zu proben. Dies werde sich allerdings im Februar nächsten Jahres än-
dern, so Fonks optimistische Vorhersage.Mit der Wiederaufnahme von »Effi« setzte die
Theaterleitung ein Zeichen, da dies bei seiner Pre-miere als einziges Theaterstück in der Rostocker Geschichte ohne Live-Publikum hatte auskommen müssen. Angeblich sollen neben den weltweit circa 300.000 Internet-Zugriffen etwa 3.000 Zuschauer die Premiere durchgängig am heimischen PC oder als Public Viewer mitverfolgt haben – ein (trauriger) Rekord für eine Theaterpremiere. Wenn es sein müsse, spiele man zur Not aber auch vor einem einzigen Zuschauer, so Schauspielerin Sandra-Uma Schmitz. Der erwünschte krönende Abschluss nach der langen Probenzeit sei das jedoch nicht. Nun also konnten endlich rund 300 Zuschauer das Stück wieder live erleben. Und den Applaus gab
es auch nicht mehr über zugeschaltete Handys wie bei der Premiere, sondern vom begeisterten Live-Publikum.
Doch wie schneidet der Behelf im Vergleich zum Großen Haus ab? Die 410 Sitzplätze – im Stammhaus sind es 531 – wirken in dem großen Zeltraum nicht weniger einladend. Seine Bühne jedoch ver-fügt zwar über den gleichen Portalausschnitt, aber zukünftig wird mit weniger Tiefe gearbeitet. Außerdem ließen sich keine aufwendigen Bühnenbilder oder Projektionen von hinten realisieren, wie es früher oft gemacht worden sei, verrät Andrea Fonk. Bis voraussichtlich zum 1. Juni 2012 soll das Theaterzelt aber trotzdem die Hauptspielstätte bleiben. Und dann? Auch mit der Wiedereröffnung des Großen Hau-ses sollten die Zuschauer keine Sanierung erwarten, denn nur an den Brandschutzmaßnahmen könne derzeitig gearbeitet werden: Es wird bis zum ominösen Neubau also nur sicherer, leider nicht wesentlich schöner werden.
Alles in allem – das heuler-Resümee ist überwiegend positiv: Theater tradition trifft kunstvolles Zirkusambiente. Der große, eindrucks-volle Bühnenraum heißt die Besucher willkommen, jedoch war die Akustik in der Vorstellung am 23. September nicht vollends überzeu-gend. Laut Schauspieler Ulli K. Müller gehe der von der Leitung seiner Meinung nach falsch postulierte Ausspruch, dass eine ausgezeichnete Akustik in dem Zelt vorherrsche, vor allem zulasten der Schauspieler, die ihre Stimmen nicht wie gewohnt über die Bühne hinaus tragen könnten. Eine Zelthöhe von 17 Metern verschlingt eben schon einiges, egal wie gut die stimmliche Ausbildung ist. Das befürchtete Spielverbot ab 22 Uhr wegen Lärmbelästigung der Anwohner hatte sich zur »Effi Briest«-Vorstellung aber glücklicherweise nicht bewahrheitet, es sollte also weiterhin in voller Länge zu erleben sein. Also liebe Studenten, unterstützt unser geliebtes Theater weiterhin und kommt zu den zahlrei-chen Veranstaltungen im Theaterzelt!
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Von außen: Das
Theater gastiert unter
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Im Inneren geht der
Betrieb weiter. Hier zu
sehen: »Effi Briest« aus
der Spielzeit 2011.
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Parkstraße 6, 18057 RostockTelefon: 0381 498 5608Telefax: 0381 498 5603www.heulermagazin.de
Nr. 95 | Oktober 2011
Herausgeber: Studierendenschaft der Universität Rostock
Redaktionsleitung: Mareike Götz (V.i.S.d.P.)Gesa Rö[email protected]
Geschäftsführer: Dirk [email protected]
Ressortleiter:Gesa Römer (Universität)Mareike Götz (Studentenleben)Elisabeth Woldt (Politisches)Alfonso Maestro (Kultur)
Grafik und Layout: Michael [email protected]
Lektorat: Christoph Treskowund Annika Riepe Mitarbeit: Gesa Römer
Redaktionelle Mitarbeit: Maximilian Berthold, Marieke Bohne, Karolin Buchholz, Änne Cordes, Hannes Falke, Björn Giesecke, Yvonne Hein, Caroline Heinzel, Anna Hermann, Stephan Holtz, Stefanie Krauß, Katrin Lorenz, Andreas Lußky, Alfonso Maestro, Dirk Ramthor, Annika Riepe, Michael Schultz, Christoph Treskow, Elisabeth Woldt, Pascal Zurek
Druck: ODR GmbHKoppelweg 2, 18107 Rostock
ich habe es gehasst, Ersti zu sein. Allein schon dieses Diminutiv – die pure Beleidigung! Natürlich war ich dennoch ein typisches Exemplar dieser Gattung:
Ich war schlecht informiert, schüchtern und hatte nie eine Ahnung, wo ich mich befinde (geschweige denn, wo ich was wann wie und warum als Nächstes tun musste). Als stolzer zukünftiger Akademiker wollte ich mir das aber selbstredend nicht eingestehen. Am schlimmsten waren die alten Hasen desselben Studiengangs, die abgestellt wurden, um uns an die Hand zu nehmen. Immer schön zu zweit anfassen und dem Viertsemester hin-terher. Dabei hatte man doch tatsächlich ge-glaubt, man wäre nun erwachsen. Unübertrof-fen in ihrer Selbstherrlichkeit besaßen sie auch noch die Frechheit, erstaunt zu tun, als ich keinen blassen Schimmer vom Aufbau meines Studiums hatte. Insofern man wie ich ein Fach gewählt hat, das mit einer Flut von charman-ten weiblichen Neustudierenden gesegnet ist, kann ich deshalb aus heutiger Sicht nur emp-fehlen, sich besser an diese zu wenden. Mit ihren bunt markierten, angestrichenen Stun-denplänen, Modulübersichten und Prüfungs-ordnungen sind sie die perfekten Partner für eine Symbiose. Ich profitierte von ihren gut recherchierten Informationen, und sie waren froh, einem armen Tropf wie mir das Licht am Ende des Tunnels zu zeigen und wohlverdiente Wertschätzung für ihre akribische Vorberei-tung einzuheimsen. Vielleicht entsteht daraus ja sogar das erste Mensa-Date. Gerade in den ersten 14 Semestern sind Freunde mit Kennt-nissen unbezahlbar. Oh Gott – war das jetzt etwa ein selbstherrlicher Ratschlag? Verdammt. In diesem Sinne: Herzlich willkommen, liebe zukünftige Akade-miker!
... alle Jahre wieder!Postskriptum
STEPHAN HOLTZ
IMPRESSUM
Auflage / Erscheinungsweise: 4.000 / vierteljährlich
Titelbild: Hannes Falke
Redaktionsschluss für das Heft 95 war der 19. September 2011.
Der nächste heuler erscheint voraussichtlich im Dezember 2011.
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 01/2011.
HANNES FALKEComic
Text
DAS LETZTEheuler 4/2011
42
Kreuz und quer durch Rostock
Ganz frisch in der Hansestadt und trotzdem hast du die hinterlegten Buchstaben zu einem Lösungswort zusammengepuzzlet? Dann sende es bis zum 11. November 2011 an [email protected] und du gewinnst mit Glück eine 8er-Karte für das Li.Wu – das gilt natürlich auch für langjährige Rostocker!
1: Der gesündeste Ort in den Rostocker Mensen2: Was hier nur das Wappen ziert, trägt unsere »Schwester« im Namen3: Bekanntes »Trinkgefäß« in Warnemünde4: An der kleinsten Rostocker Fakultät studiert man …5: Die Bretter, die den Rostockern (viel zu selten) die Welt bedeuten
Mittendrin
Wo ist dieses steinerne Mädchen
fest verwurzelt? Verrate es uns
bis zum 11. November 2011 per
E-Mail an redaktion@heulerma-
gazin.de und du gewinnst vielleicht
zwei Eintrittskarten für die
Rostocker Kunsthalle.
Deutsch-landreise
Welches Bundesland wirbt mit
welchem Slogan? Ordne die Sätze
richtig zu, schicke dein Ergebnis
bis zum 11. November 2011 an
du hast die Chance auf zwei
Karten für eine »Effi Briest«-Vorstel-
lung im Volkstheater-Zelt. RätSeL!MARIEKE BOHNE UND ANNIKA RIEPE?-!
43
Foto
s: A
nnik
a Ri
epe,
Gra
fik:
Mic
hael
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