Eine kurze Geschichte
der SMDK
Lehm und Ziegel
• Römerzeit: Ziegelherstellung auf
Kölliker Gebiet nachgewiesen
• 1823 bis Anfang 1970-er Jahre: Abbau
von rund 450‘000 m3 Lehm für die
Produktion von Ziegeln, zuletzt durch
Tonwerke Keller AG (Frick)
Natur
• Verordnung über den Schutz der
Amphibienlaichgebiete von nationaler
Bedeutung; Anhang 1, Liste der
Amphibienlaichgebiete von nationaler
Bedeutung - ortsfeste Objekte
Objekt AG 344 Hof Kölliken
„Kehrichtdeponie“
Baugesuchauflage vom 13.2. bis 3.3.1976
„Tonwerke Keller AG Frick: Kehrichtdeponie. Lehmgrube Safenwilerstrasse“
19.3.1976 Erwin Märki, Chef Abteilung Gewässerschutz kant. Baudepartement
Unterzeichnet „Bewilligung für die Anlage einer geordneten Deponie für Sondermüll“
24.5.1976 Gemeinderat lehnt alle fünf Einsprachen ab und erteilt Bewilligung.
Widersprüchliche Bewilligungen
• Baudepartement: „Bauschutt, Holz,
Wurzeln“. Zusätzlich „Abfälle als
Sondermüll“. Für alle Abfälle ist Bewilligung
der Abteilung Gewässer erforderlich
• Gemeinderat: „Kein Hauskehricht, nur
Sondermüll“
Beschwerde: Pflichtenheft
Juni 1976 Einsprecher Plüss reicht Beschwerde beim Regierungsrat ein
Regierungsrat Heisst Beschwerde gut und verlangt Pflichtenheft
12. Dezember 1976 Pflichtenheft liegt vor.
Vor der EröffnungAugust 1977 Beginn der Überführung einer Altlast aus dem Birrfeld
in die noch unvorbereitete TongrubeVergebliche Interventionen im Grossen Rat gegen diese Problemverschiebung
19. Dez. 1977 An einer Orientierungsversammlung bestätigt der Gemeinderat, dass das Birrfelder Material „entgegen den Abmachungen“ und bevor die entsprechenden Vorkehrungen getroffen wurden, eingelagert wurde.
Eröffnungsjahr 1978
Januar 1978 Gründungsvertrag Konsortium: Kantone AG, ZH, Stadt Zürich, Chemie Basel
Mai 1978 Eröffnung DeponieJuni 1978 Dienstbarkeitsvertrag zwischen Konsortium und
Tonwerke Keller AG
Juli 1978 Aufsichtskommission mit Überwachungsfunktion, Leitung Baudepartement, Bezahlung SMDK
Filz 1978
• Baudirektor Dr. Jörg Ursprung (SVP)
– Chef von Dr. Erwin Märki
– Chef von Heinz Herrmann
• Dr. Erwin Märki– Chef Abteilung Gewässerschutz Baudepartement (Bewilligungsbehörde)
– Generaldirektor SMDK (Betreiber)
– Aufsichtsratsvorsitzender SMDK (Betreiber)
• Heinz Herrmann, Rechtsabteilung BD
– Vorsitz Aufsichtskommission
– Vertreter des Kt. Aargau im Konsortium
Startjahre 1978/79
Sommer 1978 Ein Ölschlammbecken wird ohne Baubewilligung errichtet
Januar 1979 Einreichung Baugesuch „Ölschlammbecken-Versuchsanlage“ auf Druck diverser betroffener Bürger
Sieben Einsprachen, Abweisung des Baugesuchs durch den Gemeinderat, Abbruch des widerrechtlich erstellten Beckens.
19.3.1979: Klare Worte
• „Die Erfahrungen, die mit dem Betrieb der SMDK seit
der Eröffnung gemacht wurden, veranlassen den
Gemeinderat, mit dem dringenden Ansuchen an die
Verantwortlichen der Sondermülldeponie zu
gelangen, die Sorgfaltspflicht, die seit einiger Zeit
ständig verletzt wird, einzuhalten.“
GemeinderatsprotokollLogo
Klare Worte des Gemeinderats
• „In der Baubewilligung wurde
ausdrücklich statuiert, dass
Immissionen jeglicher Art zu
vermeiden sind. Diese Vorschriften
werden fast täglich verletzt. Die
Klagen der Nachbarn werden
überhaupt nicht beachtet.“
Klare Worte des Gemeinderats
• „Wenn die Situation nicht schlagartig ändert,
wenn keine ernsthafte Anstalten zu einer
Verbesserung der Situation getroffen werden, so
sieht die Gemeindebehörde den Zeitpunkt nicht
mehr fern, dass die Deponie geschlossen werden
muss, bis Gewähr für die Einhaltung der
Vorschriften besteht.“
1982: Stunden der Wahrheit
• Das Baudepartement stellt starke
Überschreitungen der Grenzwerte beim
Sickerwasser fest
• Ein Deponiebrand kann kaum gelöscht werden
• Wo sind die 41 Seveso-Fässer (Dioxin-Unfall in
Norditalien)?
is dilution• Bis zur Schliessung 1985 wird das Sickerwasser
entweder direkt in den Köllikerbach oder durch die
Kanalisation in die 3 km entfernte Kläranlage geleitet
• Das Gift (zer)stört die Biologie der Kläranlage und wird
kaum abgebaut• Wird via Bach und via Klärschlamm verteilt
The solution for pollution
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Bis 1985: Eskalation
• 1979 bis 1983: Sondermüll aus dem Bärengraben
Würenlingen AG wird ohne Bewilligung eingelagert
• Firmen wie Reinger lagern alles Mögliche unkontrolliert
und in unbewilligten Mengen ein
• Proben werden vernichtet
• Die Abdeckung wird permanent vernachlässigt
• Die Kanalisation stinkt im ganzen Dorf nach „Chemie“,
ebenso Keller in der Umgebung
• Die Kläranlage ist überfordert
• 1.1.1985 Das nationale Umweltschutzgesetz
tritt in Kraft• Verursacherprinzip
• Vorsorgeprinzip
Umweltschutz im Gesetz
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vom 15.4.1985• „Das Abwasser stinkt. Die Geruchsbelästigung
verbreitet sich jetzt bis in die Häuser im Dorf. Das
Abwasser lässt sich wegen des hohen Gehalts an
chemischen Stoffen in der Kläranlage nicht mehr
genügend klären, so dass es chemisch verunreinigt
in den Bach fliesst.“
Gemeinderatsprotokoll Logo
verfügt Schliessung• „Die Staubentwicklung ist unhaltbar. Es werden Materialien
abgelagert, welche die Umgebung durch die Staubentwicklung
belästigen. Der Deponiekörper stinkt. Er ist in einer grossen
Fläche nicht zugedeckt. (...)
Es ist nicht ersichtlich, was trotz der ständigen Klagen verbessert
worden wäre.“• Der Gemeinderat verfügt einen „vorübergehenden“ Stopp des
Betriebs.
15.4.1985 Gemeinderat
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Endgültige Schliessung
• 7. Juni 1985: Gemeindeversammlung, Traktandum Verschiedenes:
– 10 Fachleute des Kantons und der SMDK– 353 Bürger/-innen
• Tumultartige Zustände nach Voten des Kantons und der zuständigen Ingenieure von CSD
• Forderungen nach endgültiger Schliessung werden vom Gemeinderat abgewiesen
• Die Hälfte der Anwesenden verlässt den Saal vor dem offiziellen Ende unter Protest
Aufräumen, Neuanfang
• Ueli Siegrist (SVP) ersetzt Jörg Ursprung (SVP)
• Unabhängige Expertenkommission unter Prof.
Peter Baccini wird eingesetzt
• Colombi, Schmutz, Dorthe pensioniert Carlo
Colombi• Jean-Louis Tardent wird Deponieleiter
• Aufsichtskommission mit Bürger/-innen
Recht und Unrecht
• Staatsanwaltschaft stellt Verfahren 1988 ein:
– Voraussetzungen für Deponie-Eröffnung damals gegeben
– Keine strafbaren Handlungen während Betriebsphase
– Verantwortliche dauernd bestrebt, Probleme zu vermindern und
zu beheben– Unterlassungen auf allen Stufen
– Strafrecht kennt keine kollektive Verantwortung
– Keine Anhaltspunkte für deliktisches Handeln einzelner
Personen
1988: weiterhin nicht auspacken
• Studie 1988: „Ausbaggerung zu
langwierig und zu teuer“
Beibehaltung, Absicherung durch
technische Massnahmen
„The Solution for Pollution is Dilution“
bleibt Leitgedanke
Kanton verfügt Sanierung
• 1990 bis 1997: kantonale Verfügungen zur
Sicherung und Sanierung
– 1992: erstmals Verfügung zur Gesamtsanierung
– SMDK führt diverse Beschwerden
• Ziel: Nach 2015 keine weiteren Sanierungs-
und Beobachtungsmassnahmen notwendig.
Weiter Weg zur Sanierung
• Tiefgreifende Reorganisation 1996/97
– Entflechtung von Betrieb, Besitz, Aufsicht
– Neue Verantwortliche
• Rahmenkredite ab 1999 durch Parlamente Kt. AG,
Kt. ZH, Stadt ZH und Chemie Basel abgesichert
• 2001 Ideenwettbewerb zur Sanierung
• Einleitung Planverfahren
Sanierung wird endlich ErnstSeptember 2003 Einreichung Baugesuch (1800 Seiten)Juli 2004 Baubewilligung30. November 2004
Grosser Rat Aargau: Für die Gesamtsanierung, die Sicherung und den Betrieb der SMDK sowie für die Nachsorge wird für die Periode 2005 bis 2015 ein Verpflichtungskredit als Rahmenkredit von 225 Mio. Franken bewilligt. Dies enspricht seinem Anteil von 41 2/3 %
Februar 2005 Beginn der Infrastrukturbauten
November 2007 bis Oktober 2009
1. Rückbauetappe (158‘000 Tonnen)
März 2011 bisJuni 2015
2. Rückbauetappe (379‘645 Tonnen)
Schlussfolgerungen
• Beschwerderecht für Bürger und Organisationen ist
unverzichtbar; wurde seither stark beschnitten
• Das Recht hinkt den Entwicklungen immer um Jahre
hinterher• Verantwortliche können in der Regel nicht belangt
werden• Vorsicht ist besser, gesünder und billiger als
reparieren• Die Grünen erwarten ähnliche Prozesse im Bereich der
nuklearen Endlager
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