Wertorientierungen und Wertwandel bei Jugendlichen in Deutschland
Ergebnisse der Shell Jugendstudien 2002, 2006, 2010
Dr. Thomas Gensicke
Senior Consultantim Bereich „Familie und Bürgergesellschaft“
TNS Infratest Sozialforschung München
Gesellschaftliche Trends
• 1910er / 1920er: auslaufender Wirtschaftsboom, Kritik an der Industriegesellschaft, Krieg, Nachkriegswirren, Weimar
• 1930er / 1940er: Ende von Weimar, Faschismus, Krieg
• 1950er / 1960er: soziale Neuformierung, Wirtschaftswunder
• 1960er / 1970er: Demokratisierung, Einlösung formaler und sozialer Rechte, Wachstumskritk, Ökologie
• 1980er / 1990er: Lebensweltliche Orientierung, Differenzierung der Konsumgesellschaft, Umweltschutz institutionalisiert
• 1990er / 2000er: Ökonomisierung, Rückbau des Sozialstaates, demografischer Wandel und Klimawandel als Top-Themen
• 2010er / 2020er: Folgen der Weltwirtschaftskrise, Dauerbrenner Klimawandel, mehr Sozial- und Umweltbewusstsein in China und Indien?
Jugendgenerationen in Deutschland
– 1900 - 1930: „Jugendbewegung“
– 1925 - 1945: „Politische Generation“
– 1945 - 1965: „Skeptische Generation“
– 1965 - 1985: „68er-Generation“
– 1980 - 2000: „Hedonistische Generation“
– 1995 - 2015: „Pragmatische Generation“
– 2010 - 2030: ???
Die pragmatische Generation steht unter
ökonomischem Druck, der Höhepunkt scheint aber überschritten
58
68
73
61
52
71
42
40
32
35
62
71
61
45
63
41
40
31
28
33
72
69
63
60
52
44
38
2002
2006
2010
Was für Jugendliche ein großes Problem ist, was ihnen Angst macht Jugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren (Angaben in %)Was für Jugendliche ein großes Problem ist, was ihnen Angst macht Jugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren (Angaben in %)
Bedroht / geschlagen zu werden
Ausländerfeindlichkeit in Deutschland
Arbeitsplatz verlieren/ keinen Arbeits-/ Ausbildungsplatz finden
Umweltverschmutzung
Terroranschläge
Krieg in Europa
Schlechte Wirtschaftslage/ steigende Armut
Bestohlen zu werden
Zuwanderung nach Deutschland
15. Shell JugendstudieSozialforschung
Wie die männliche und weibliche Jugend - alles in allem - mit ihremLeben zufrieden ist (2010)Jugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren, Angaben in %
Wie die männliche und weibliche Jugend - alles in allem - mit ihremLeben zufrieden ist (2010)Jugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren, Angaben in %
23
51
20
5
1
22
51
21
5
1
männlich weiblich
sehr zufrieden
5 1
sehr unzufrieden
4 3 2
Die Pragmatische Generation hat ein stabiles Wertesystem,
das besonders von Bedürfnissen nach privater Harmonie,
persönlicher Profilierung und der Akzeptanz
gesellschaftlicher Spielregeln bestimmt wird.
Gesellschaftliche Spielregeln
Legalität, Sicherheit, Leistung, Toleranz
Private Harmonie
Familie, Partnerschaft, Freundschaft, Soziale Kontakte,
Eigenverantwortliches Leben
Persönliche Profilierung
Kreativität, Unabhängigkeit, Emotionalität
Die „Grund-Werte“ (hohe Geltung) Die „Grund-Werte“ (hohe Geltung)
Konsum und Wettbewerb
Lebensstandard, Macht, Durchsetzung, Genuss
Übergreifendes Bewusstsein
Umweltbewusstsein, Gesundheitsbewusstsein, Religiosität
Die „Auch-Werte“ (mittlere Geltung)Die „Auch-Werte“ (mittlere Geltung)
Gesellschaftliches Engagement
Soziales und politisches Engagement
Tradition und Konformität
Tradition, Nationalstolz, Konformität
Die „Neben-Werte“ (mäßige Geltung) Die „Neben-Werte“ (mäßige Geltung)
Die Wertehierarchie der Jugendlichen Jugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren (Mittelwerte)Die Wertehierarchie der Jugendlichen Jugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren (Mittelwerte)
4,6
6,1
5,6
5,4
4,7
4,6
3,9
3,2
6,2
5,5
5,3
4,8
4,6
4,0
3,2
3,2
4,0
4,7
5,3
5,5
6,0
1 2 3 4 5 6 7
2002
2006
2010
unwichtigaußerordentlich
wichtig
Gesellschaftliche Spielregeln
Konsum und Wettbewerb
Private Harmonie
Persönliche Profilierung
Gesellschaftliches Engagement
Tradition und Konformität
Übergreifendes Bewusstsein
15. Shell JugendstudieSozialforschung
Private HarmonieJugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren (Mittelwerte)Private HarmonieJugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren (Mittelwerte)
5,7
6,6
6,4
6,0
5,8
5,7
6,6
6,5
6,1
5,9
5,7
5,7
5,8
6,3
6,4
1 2 3 4 5 6 7
2002
2006
2010
unwichtigaußerordentlich
wichtig
15. Shell JugendstudieSozialforschung
Viele Kontakte haben
Gutes Familienleben führen
Gute Freunde haben
Eigenverantwortlich leben
Vertrauensvolle Partnerschaft
Persönliche ProfilierungJugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren (Mittelwerte)Persönliche ProfilierungJugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren (Mittelwerte)
5,6
5,7
5,3
5,5
5,6
5,2
5,3
5,5
5,7
1 2 3 4 5 6 7
2002
2006
2010
unwichtigaußerordentlich
wichtig
15. Shell JugendstudieSozialforschung
Auch auf seine Gefühle achten
Phantasie und Kreativität entwickeln
Von anderen Menschen unabhängig sein
Gesellschaftliche SpielregelnJugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren (Mittelwerte)
Gesellschaftliche SpielregelnJugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren (Mittelwerte)
5,6
5,5
5,6
4,9
5,6
5,5
5,6
4,5
5,0
5,4
5,5
5,5
1 2 3 4 5 6 7
2002
2006
2010
unwichtigaußerordentlich
wichtig
15. Shell JugendstudieSozialforschung
Fleißig und ehrgeizig sein
Gesetz und Ordnung respektieren
Nach Sicherheit streben
Andere Meinungen tolerieren
Konsum und WettbewerbJugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren (Mittelwerte)
Konsum und WettbewerbJugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren (Mittelwerte)
5,3
5,0
4,6
4,0
5,6
5,1
4,6
4,0
4,0
4,8
4,9
5,3
1 2 3 4 5 6 7
2002
2006
2010
unwichtigaußerordentlich
wichtig
15. Shell JugendstudieSozialforschung
Eigen Bedürfnisse gegen andere durchsetzen
Das Leben in vollen Zügen genießen
Einen hohen Lebensstandard haben
Macht und Einfluss haben
Übergreifendes BewusstseinJugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren (Mittelwerte)Übergreifendes BewusstseinJugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren (Mittelwerte)
5,3
4,7
3,7
5,4
4,7
3,7
3,7
4,8
5,3
1 2 3 4 5 6 7
2002
2006
2010
unwichtigaußerordentlich
wichtig
15. Shell JugendstudieSozialforschung
An Gott glauben
Gesundheitsbewusst leben
Sich unter allen Umständen umweltbewusst verhalten
Gesellschaftliches EngagementJugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren (Mittelwerte)Gesellschaftliches EngagementJugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren (Mittelwerte)
4,5
3,2
4,7
3,4
3,3
4,7
1 2 3 4 5 6 7
2002
2006
2010
unwichtigaußerordentlich
wichtig
15. Shell JugendstudieSozialforschung
Sozial Benachteiligten und
Randgruppen helfen
Sich politisch engagieren
Tradition und KonformitätJugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren (Mittelwerte)Tradition und KonformitätJugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren (Mittelwerte)
3,6
3,2
2,8
3,6
3,4
2,8
2,9
3,2
3,5
1 2 3 4 5 6 7
2002
2006
2010
unwichtigaußerordentlich
wichtig
15. Shell JugendstudieSozialforschung
Das tun, was die anderen auch tun
Stolz sein auf die deutsche Geschichte
Am Alterhergebrachten festhalten
Unterschiede
Weibliche Jugend: Höhere Neigung zu sozialen, humanistischen, ökologischen und religiösen Werten
Männliche Jugend: Mehr Materialismus und Konkurrenzorientierung
Unterschiede
Höher Gebildete: Höhere Neigung zum sozialen, humanistischen und ökologischen Engagement
Weniger Gebildete: kleinbürgerliche Mentalität, mehr Stress und Frust im Lebenskampf
Das Wertesystem der Jugendlichen (1987 und 2010)Westdeutsche Jugendliche im Alter von 14 bis 25 Jahren (Mittelwerte)Das Wertesystem der Jugendlichen (1987 und 2010)Westdeutsche Jugendliche im Alter von 14 bis 25 Jahren (Mittelwerte)
4,4
6,1
5,5
5,4
4,6
4,7
4,0
3,1
6,2
5,3
5,1
5,1
4,4
2,7
1 2 3 4 5 6 7
1987
2010
unwichtigaußerordentlich
wichtig
Sekundärtugenden
Materialismus und Hedonismus
Private Harmonie
Persönliche Profilierung
Öffentliches Engagement
Tradition und Konformismus
Übergreifendes Lebensbewusstsein
15. Shell JugendstudieSozialforschung
Langfristige Werte-Trends Langfristige Werte-Trends
Gesellschaftliche Spielregeln ++
Konsum und Wettbewerb ++
Private Harmonie stabil
Persönliche Profilierung +(+)
Gesellschaftliches Engagement - -
Tradition und Konformität ++
Übergreifendes Bewusstsein - -
15. Shell JugendstudieSozialforschung
„Grund-Werte“
„Auch-Werte“
„Neben-Werte“
Längerfristiger Wertewandel
- Jugend ist Hauptzielgruppe der Konsum- und Konkurrenzgesellschaft („Hedonisierung und Ökonomisierung“).
- Private Medien wirken als Katalysatoren
- Die Frage des unmittelbaren Nutzens und der Kosten werden zunehmend auch an die Werte herangetragen.
Aber …
- Neigung zum Engagement nimmt eher wieder zu
- Konkurrenzorientierung und Karrierismus auf mäßigem Niveau eher abnehmend
- kein Egoismus, keine Verhärtung
- ausgeglichene, entspannte Mentalität
- Probleme konzentrieren sich auf bildungsferne Jugendliche
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