Das Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen - Blühstreifen und Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Landwirten -
Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie & Anthropologie Abteilung Naturschutzbiologie 27.11.2013
Dr. Eckhard Gottschalk + Werner Beeke
Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie & Anthropologie Abteilung Naturschutzbiologie 27.11.2013
Dr. Eckhard Gottschalk + Werner Beeke: Das Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen – Blühstreifen und Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Landwirten
Im europäischen Monitoring des European Bird Census Council der „Common Birds“ (2012) ist das Rebhuhn die Art mit dem stärksten Rückgang:
europaweiter Rückgang seit 1980 um 94 %
Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie & Anthropologie Abteilung Naturschutzbiologie 27.11.2013
Dr. Eckhard Gottschalk + Werner Beeke: Das Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen – Blühstreifen und Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Landwirten
Foto: Andreas Winkler
Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie & Anthropologie Abteilung Naturschutzbiologie 27.11.2013
Welche Rolle spielen Blühstreifen im Leben der Rebhühner? 1.000 Blühstreifen (500 ha) im Projektgebiet Landkreis Göttingen machen weniger als 1 % der Ackerfläche aus und ca. 10 % der Fläche aller Extensivstrukturen.
ca. ¼ aller Brutplätze in Blühstreifen
0
2
4
6
8
10
12
14
16
An
zah
l Ne
ste
r
Dr. Eckhard Gottschalk + Werner Beeke: Das Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen – Blühstreifen und Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Landwirten
Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie & Anthropologie Abteilung Naturschutzbiologie 27.11.2013
Nur 25 % der im Februar/März besenderten Rebhühner haben Bruterfolg.
Dr. Eckhard Gottschalk + Werner Beeke: Das Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen – Blühstreifen und Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Landwirten
Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie & Anthropologie Abteilung Naturschutzbiologie 27.11.2013
Dr. Eckhard Gottschalk + Werner Beeke: Das Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen – Blühstreifen und Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Landwirten
Hohe Sterblichkeit, fast alle Todesfälle durch Prädation
Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie & Anthropologie Abteilung Naturschutzbiologie 27.11.2013
Relation der Verlustursachen (42 brütende Paare 2010-2012)
(alle verlorenen Eier bzw. Jungen = 100 %) Tod Henne (auf Gelege) 46 % Gelegeverlust 26 % Kükensterblichkeit 19 % Sonstiges 8 %
Sicherer Brutplatz ist wichtiger als zunächst angenommen!!!!!!!
Dr. Eckhard Gottschalk + Werner Beeke: Das Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen – Blühstreifen und Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Landwirten
Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie & Anthropologie Abteilung Naturschutzbiologie 27.11.2013
Foto: Andreas Winkler
Dr. Eckhard Gottschalk + Werner Beeke: Das Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen – Blühstreifen und Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Landwirten
Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie & Anthropologie Abteilung Naturschutzbiologie 27.11.2013
Blühstreifen nicht zu schmal anlegen!!!
Dr. Eckhard Gottschalk + Werner Beeke: Das Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen – Blühstreifen und Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Landwirten
Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie & Anthropologie Abteilung Naturschutzbiologie 27.11.2013
Dr. Eckhard Gottschalk + Werner Beeke: Das Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen – Blühstreifen und Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Landwirten
Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Landwirten
Der Landwirt ist die wichtigste Person im Rebhuhnschutzprojekt! • der persönliche Kontakt zum Landwirt ist hilfreich + fördert die Zusammenarbeit • Naturschutzberatung (Einbindung ins Projekt, Maßnahmen erklären, Ziele
darstellen, gemeinsam geeignete Ackerflächen finden) • wichtig ist auch die gute Zusammenarbeit mit den Behörden + Ministerien
Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie & Anthropologie Abteilung Naturschutzbiologie 27.11.2013
Dr. Eckhard Gottschalk + Werner Beeke: Das Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen – Blühstreifen und Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Landwirten
Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Landwirten
Der Landwirt ist grundsätzlich interessiert und bereit, an einem Blühstreifen-Programm teilzunehmen, aber • der Landwirt kalkuliert gewinnorientiert die Prämienhöhe entscheidet über die Attraktivität einer Maßnahme • der Landwirt bevorzugt kurze Vertragszeiten die Langfristigkeit eines Rebhuhnschutzprojektes ist maßgeblich für einen Erfolg • ertragsarme Flächen werden genutzt (zumeist sehr feuchte Standorte, Waldrandnähe) diese Flächenstandorte werden von den Rebhühnern gemieden • Probleme und Ärger durch zusätzliche Betriebsprüfungen keinen ausreichenden blühenden Pflanzenbestand in der 2jährigen Blühstreifenkultur
(die Vegetationsstruktur ist aber für Rebhühner geeignet) • Ärger mit dem Landverpächter wegen „Verunkrautung“ (Stichwort: Ackerkratzdistel)
Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie & Anthropologie Abteilung Naturschutzbiologie 27.11.2013
Dr. Eckhard Gottschalk + Werner Beeke: Das Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen – Blühstreifen und Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Landwirten
Blühstreifen nach der NAU-Richtlinie sind nicht als Schutzmaßnahme für Rebhühner konzipiert.
Abschluss von Zusatzverträgen, die die rebhuhngerechte Bewirtschaftung regeln:
Bewirtschaftung nicht einjährig, sondern Teilung der Blühstreifen in einen Teil mit vorjähriger und einen mit neu angesäter Vegetation.
Anreiz: Kostenlose Bereitstellung des Saatgutes durch Rebhuhnschutzprojekt
plus eigene Vertragsflächen (auch ganze Schläge) finanziert durch EU und Land Niedersachsen
Die rebhuhngerechte Bewirtschaftung von Blühstreifen bzw. -flächen
Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie & Anthropologie Abteilung Naturschutzbiologie 27.11.2013
Dr. Eckhard Gottschalk + Werner Beeke: Das Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen – Blühstreifen und Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Landwirten
Entwicklung des Rebhuhnbestandes in der Gemarkung Nesselröden (2006 – 2012)
alle rosa/lila markierten Flächen = Blühstreifen
Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie & Anthropologie Abteilung Naturschutzbiologie 27.11.2013
Dr. Eckhard Gottschalk + Werner Beeke: Das Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen – Blühstreifen und Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Landwirten
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012
Flä
ch
en
an
teil
der
Blü
hstr
eif
en
(h
a)
rufe
nd
e R
eb
häh
ne
Jahr
Entwicklung des Rebhuhnbestandes in der Gemarkung Nesselröden
Anteil der Blühstreifen bzw. –flächen (2007 – 2009)
> 5 % der landwirtschaftlich genutzten Flächen
Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie & Anthropologie Abteilung Naturschutzbiologie 27.11.2013
Dr. Eckhard Gottschalk + Werner Beeke: Das Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen – Blühstreifen und Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Landwirten
Entwicklung der Populationsgröße im Kartiergebiet (Transekte; umfasst knapp 50 % der Rebhuhnpopulation des Landkreises)
0
50
100
150
200
250
300
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Jahr
Reb
hu
hn
paare
Einrichtung des Großteils der Blühstreifen
2 schneereiche Winter
Verlust an Blühstreifen
Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie & Anthropologie Abteilung Naturschutzbiologie 27.11.2013
Dr. Eckhard Gottschalk + Werner Beeke: Das Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen – Blühstreifen und Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Landwirten
um die Populationsgröße um > 1.000 Paare anzuheben wären 50 Gemarkungen mit jeweils 30 Hektar Blühstreifen erforderlich
1500 Hektar
(= dreifache Menge der Blühstreifen von 2007)
Minimum 740 € Ausgleichs-zahlungen /Hektar und Jahr
1.110.000 € jährlich
Welches Ausmaß der Habitataufwertung wäre nötig? Schwellenwert?
für die Zukunft ist bei steigenden Getreidepreise (je nach Bodenqualität) eher mit 1.000 €/ha und Jahr zu rechnen.
Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie & Anthropologie Abteilung Naturschutzbiologie 27.11.2013
Dr. Eckhard Gottschalk + Werner Beeke: Das Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen – Blühstreifen und Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Landwirten
Ich koste 555,- Euro pro Jahr !!!!
Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie & Anthropologie Abteilung Naturschutzbiologie 27.11.2013
Dr. Eckhard Gottschalk + Werner Beeke: Das Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen – Blühstreifen und Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Landwirten
Positive Mitnahmeeffekte von Blühstreifen
Vogeldichten im Herbst/Winter durchschnittlich 50-fach höher als im Wintergetreide
Schwebfliegendichten 16-fach höher als in Feldrainen
Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie & Anthropologie Abteilung Naturschutzbiologie 27.11.2013
Dr. Eckhard Gottschalk + Werner Beeke: Das Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen – Blühstreifen und Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Landwirten
Rahmenbedingungen für einen wirksamen Rebhuhnschutz
vorhandener Rebhuhnbestand (keine Aussetzungen)
Projektgebiet groß (ab 100 km²)
ausreichende Dichte an Aufwertungsmaßnahmen
flächige Blühstreifen/Brachen o.ä.
Naturschutzberatung für die Landwirte (auch für die Landverpächter)
Werbung für Flächen in geeigneter Lage
jährliches Monitoring der Rebhuhnbestände = Erfolgskontrolle
Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie & Anthropologie Abteilung Naturschutzbiologie 27.11.2013
Dr. Eckhard Gottschalk + Werner Beeke: Das Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen – Blühstreifen und Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Landwirten
www.rebhuhnschutzprojekt.de
Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie & Anthropologie Abteilung Naturschutzbiologie 27.11.2013
Dr. Eckhard Gottschalk + Werner Beeke: Das Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen – Blühstreifen und Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Landwirten
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Top Related