Der Hörsaal als ResonanzraumBI.teach Impulsvortrag
Roland Langrock
Roland Langrock | Arbeitsgruppe Statistik und Datenanalyse (WiWi) Slide 1
Bausteine guter Lehre
Entfremdung vs. Resonanz (allgemein)
Der Hörsaal als Resonanzraum
Praktische Tipps
Offene Diskussion
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Bausteine guter Lehre(aus meiner Sicht)
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Klare Motivation & Struktur (→ Sinnhaftigkeit)
Walter Zucchini
HörerInnen sollten zu jeder Zeit
wissen, was gerade gemacht wird;
wissen, warum etwas gerade gemacht wird;
ein Gefühl dafür haben, warum sie das brauchen;
eine Ahnung davon haben, wo die Reise hingeht(kurz-, mittel- und langfristig — das “big picture”);
einschätzen können, wie wichtig das derzeit Besprochene ist;
ggf. sinnvolle und klare Beispiele präsentiert bekommen
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Mitreißende Veranstaltungen
Matthias Kreck
Eine gute Lehrveranstaltung sollte
lebendig, unterhaltsam und kurzweilig sein;
die Begeisterung der Lehrperson vermitteln;
die HörerInnen direkt ansprechen(ggf. durch Beispiele aus deren Lebenswelt);
die HörerInnen engagieren undzum Mitdenken einladen;
im Idealfall einige “Anker”-Momente bieten
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Respektvoller Umgang
Rainer Dahlhaus
Lehrpersonen sollten
Respekt für alle Studierenden habenund das auch ausstrahlen;
Verständnis für Schwierigkeiten haben;
ein Interesse am Lernerfolg zeigen;
sicherstellen, dass hinreichend qualifizierteStudierende ihre Lernziele bei angemessenemAufwand sicher erreichen können;
konstruktives Feedback/Anzeichen von Frustrationernstnehmen und entsprechend reagieren
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Greifbarkeit der Lehrperson
Jan Johannes
Lehrpersonen sollten
den HörerInnen sagen, mit wem sie es zu tun haben;
vielfältige Kommunikationswegeoffenlegen und erreichbar sein;
keine unnötige Distanz aufkommen lassen;
den Kontakt zu den Studierenden suchen, insb.um etwaige Probleme/Frustration zu erkennen;
auf Bedürfnisse eingehen, Feedbackeinholen und geben
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Positive interaktive Lernumgebung
David Borchers
Eine Lehrveranstaltung sollte
lebendig sowie bisweilen überraschendund humorvoll sein;
zum kritischen Denken undNachfragen einladen;
jede Art von Frage/Bemerkung grund-sätzlich begrüßen und loben;
den Studierenden klar machen, dass sie ein Teil der Veranstaltung sind;
Studierende aktiv einbinden (z.B. durch Umfragen) und wenn möglich an derEntwicklung des Stoffs teilhaben lassen;
flexibel zwischen Lernmethoden wechseln (z.B. Slides, Tafel, Diskussion)
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Negativbeispiele
Absolute Killer für den Lernerfolg:
die Lehrperson zeigt sich respektlos gegenüber den Studierenden
die Lehrperson zeigt sich gelangweilt von dem behandelten Material
die Lehrperson serviert den Stoff häppchenweise ohne den Studierendenein Gefühl für das größere Ganze zu geben
die Lehrperson ist distanziert, spricht mit der Tafel statt mit dem Publikum
den HörerInnen wird signalisiert, dass es egal ist ob sie da sind oder nicht
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Entfremdung vs. Resonanz (allgemein)
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Hartmut Rosa1
1Professor für Allgemeine und Theoretische Soziologie, Universität JenaRoland Langrock | Arbeitsgruppe Statistik und Datenanalyse (WiWi) Slide 11
Thesen (von Hartmut Rosa, interpretiert & zusammengefasst durch mich)
wir erleben eine geradezu erschlagende Fülle von Möglichkeiten, was wirmit uns und unserem Leben machen können
die Optionensteigerung, das Immer-Weiter-Immer-Mehr und zunehmenderWettbewerb steigern aber nicht zwangsläufig die Lebensqualität
die Kehrseite des Steigerungsspiels ist die Überforderung, dieMotivationslosigkeit, der Zusammenbruch von Psyche und Physis
Phänomene wie Burnout beruhen auf der Abwesenheit von klaren Zielenund resultierender Entfremdung (“warum mache ich das hier überhaupt?”)
nicht die viele Arbeit, sondern die Arbeitsverhältnisse führen zuBurnoutkrankheiten — bei der Arbeit “kommt nichts zurück”, der Sinn fehlt,Anerkennung wird versagt, persönliche Beziehungen haben keinen Platz
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Thesen (von Hartmut Rosa, interpretiert/zusammengefasst durch mich)
Anzeichen von Entfremdung:
der Verlust bedeutungsvoller Sozialbeziehungen
Gleichgültigkeit
wachsender Zynismus der Arbeit bzw. dem Studium, der Weltund sich selbst gegenüber
Ziel muss es sein, Entfremdungserfahrungen zu minimieren. Das Gegenteil derEntfremdung ist dabei die Resonanz, gekennzeichnet durch:
Sinnhaftigkeit
Anerkennungs- und Selbstwirksamkeitserfahrungen
Teilhabe
Wir funktionieren am besten in entsprechenden Resonanzräumen.
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Ein von Rosa gestalteter Resonanzraum — die Deutsche SchülerAkademie
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Der Hörsaal als Resonanzraum
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Leitthesen (von Hartmut Rosa, interpretiert/zusammengefasst durch mich)
Lehre gelingt, wenn die Resonanzverhältnisse intakt sind:
die Lehrperson strahlt Begeisterung für den Stoff aus und hat ein ehrlichesInteresse an den Studierenden
Studierende fühlen sich vom Stoff und von der Lehrperson angesprochen,entwickeln eine positive Grundeinstellung
Sinnhaftigkeit
Studierende machen Selbstwirksamkeitserfahrungen, treten in Beziehungmit dem Stoff, werden dazu gebracht, ihn sich anzuverwandeln
es herrscht gegenseitiger Respekt und ein positives, wertschätzendes Klima— Missachtungserfahrungen sind der Resonanzkiller schlechthin!
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Der Hörsaal als Entfremdungszone
(Grafik von Hartmut Rosa, leicht abgewandelt)
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Der Hörsaal als Resonanzraum
(Grafik von Hartmut Rosa, leicht abgewandelt)
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Praktische Tipps
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Was können wir tun?
einen klaren roten Faden in unsere Veranstaltungen bringen, und auchimmer wieder über den Tellerrand (der Veranstaltung) hinausblicken
die Begeisterung, die wir als Wissenschaftler naturgemäß für unserejeweiligen Gebiete haben, auch im Hörsaal deutlich zeigen
unsere Studierenden grundsätzlich respektieren, wertschätzen und ihreProbleme ernstnehmen
Probleme & Frustration thematisieren
Vorbild, Ansprechpartner und Mentor sein
Veranstaltungen mit Leben füllen — durch physische Präsenz, Interaktion,persönliche Anekdoten, Abwechslung
Bezug zur Lebenswirklichkeit der Studierenden herstellen
kleine Resonanzzeichen setzen: Augenkontakt, Beim-Namen-Nennen, aufAnmerkungen zurückkommen, Feedbackschleifen
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Zusätzliche Bemerkungen
dies ist kein Plädoyer dafür, es den Studierenden zu einfach zu machen —ich sehe uns aber in der Pflicht, ihnen soweit wie möglich zu helfen, sich dieInhalte anzueignen
“Studentenfreund” ist keine Beleidigung!!
man sollte in jedem Fall seinem eigenen Stil treu bleiben — das Erzeugenvon Resonanz hat (fast) nichts mit der Persönlichkeit der Lehrperson zu tun
die Abwesehenheit von Resonanz ist m.E. ein Grund dafür, dass MOOCsihre Versprechungen bisher nicht einlösen konnten
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Offene Diskussion
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