10. Kapitel Pilzähnliche Organismen und echte Pilze
Nutzorganismen
Hefen Antibiotika-Produzenten (Penicillium-Arten) Biologische Schädlingsbekämpfung Nahrungsmittel, -produzenten
Schadorganismen
Humanparasiten Phytoparasiten Giftpilze Destruenten
u.a.
Pilzliche Symbiosen
Flechten Mykhorrizen
Pilze und pilzartige Organismen sind …
heterotrophe Organismen (leben von organischer Substanz i.Ggs. zu autotrophen Organismen, die Photosynthese betreiben)
Organismen mit Zellwand (aus Chitin oder Cellulose) nicht nur Trüffel, Morchel, Steinpilz oder Fliegenpilz, sondern viele Nichtständerpilze u.a. enthalten sehr viele besonders wichtige Nutz und Schadorganismen (die man kennen muss) oft noch unbeschriebene Organismen
Pilzartige Organismen: Myxomycota, Plasmodiophoromycota, Oomycota, Hyphochytridiomycota
Echte Pilze: Chytridiomycota, Zygomycota, Glomeromycota, Ascomycota, Basidiomycota
Falscher Mehltaupilz
= Oomycota
auf und in der Sprossknolle (Kartoffel) Irland 1843
Phytophthora infestans
Zusätzlich zur Kartoffel infiziert Phytophthora infestans auch mehrere andere Vertreter der Solanaceen, so auch die Tomate.
Die Krankheit entwickelt sich am besten unter feuchten, warmen Bedingungen; sie kann dann innerhalb weniger Tage ganze Feldstriche infizieren.
Die jährlichen Ernte-Verluste durch Phytophtora infestans werden allein für die Entwicklungsländer auf ca. 2,75 Milliarden US $ geschätzt
Asexueller Entwicklungsgang von Phytophthora infestans
Asexuell es gibt nur Mitosen
S. 15
Unterscheidungsmerkmale Pilzorganismen – echte Pilze
Oomycota Echte PilzeZellwand mit Cellulose ChitinLysin – Synthese über DAP AAANicotinsäure – Synthese 3 – C – Verbindungen TryHydroxyprolin in Zellwand Vorhanden FehltKaryologie 2n n, n+n, 2nBegeißelung Heterokont Meist fehlendSexuelle Differenzierung Oogamie HeterogenZelltyp Siphonal Überwiegend trichalFruchtkörperbauplan Fehlend Höher differenziert
a. Zygomycota
Siphonale Organisation Gametangiogamie Zygospore Nebenfruchtform wichtig
Zygomyceten als wichtiger Verursacher des Lebensmittelverderb
Fruchtfäule: Rhizopus nigricans an Süßkartoffeln (Ipomoea batatas) in den Tropen und Subtropen
Fleisch: Mucor, Rhizopus, Thamnidium u.a.; z.T. bewusst verimpft, um zähes Fleisch schnell mürbe werden zu lassen (z.B. Rindfleisch für Steaks in den USA)
Zygomyceten als wichtige biotechnologische Helfer
Fermentationsprozesse: Rhizopus oligosporus (Mucorales) im indonesischen Tempeh
Produktion niedermolekularer Metabolite: Rhizopus oryzae, D-Milchsäure, Rhizopus arrhizus, Fumarsäure
Entwicklungszyklus eines Ascomyceten
Asospore: Keimung
Haploide Hyphe: Bildung von Sexualorganen
Ascogon + Antheridium: Dikaryotisierung
Ascogene Hyphen: Dikaryophase
Asci: Meiose
Vegetative Vermehrung – sexuelle Fortpflanzung
Bei Pilzen wie bei Pflanzen spielen Vermehrung und Sexualität eine große Rolle. Diese jetzt bei Pilzen erstmals angesprochenen Zusammenhänge werden im Folgenden in einem allgemeinen Überblick besprochen.
Vorteile der vegetativen Vermehrung
Produktion einer Unzahl von Verbreitungseinheiten (Sporen) in kurzer Zeit bei optimalen Entwicklungsbedingungen schnelle Vorteile der vegetativen Vermehrung
Verbreitungsgeschwindigkeit über einen großen Raum hoher Infektionsdruck
Wichtige Begriffe
1. Chromosom
Chromosomen (von griechisch χρώμα, Farbe und σώμα, Кörper, also Farbkörper) sind Strukturen, die Gene und damit Erbinformationen enthalten.Sie bestehen aus DNA, die mit vielen Proteinen verpackt ist. Diese Mischung aus DNA und Proteinen wird auch als Chromatin bezeichnet. Chromosomen kommen in den Zellkernen derZellen von Eukaryoten (Lebewesen mit Zellkern) vor, zu denen alle Tiere, Pflanzen und Pilze gehören.Die X-ähnliche Form der Chromosomen, die in den meisten Darstellungen vorherrscht, tritt nur in einem kurzen Abschnitt während der Zellkernteilung (Mitose) auf, nämlich in der Metaphase (siehe erste Abbildung). In diesem kondensierten Zustand sind die Chromosomen im Lichtmikroskop ohne besondere Anfärbung erkennbar.
2. Centromer
Centromere (cen)[sen trəmir]Etymology: Gk, kentron + meros, part: the constricted region of′ a chromosome that joins the two chromatids to each other and attaches to spindle fibers inmitosis and meiosis.During cell division the centromeres split longitudinally, half going to each of the new daughter chromosomes.The position of the centromere is constant for a specific chromosome and is identified as acrocentric, metacentric, submetacentric, or telocentric.Also called kinetochore, kinomere, primary constriction.
3. Allel
Ein Allel (v. gr. aλλήλων "einander", "gegenseitig") bezeichnet eine mögliche Ausprägung eines Gens, das sich an einem bestimmten Ort (Locus) auf einem Chromosom befindet.Allele Gene besitzen geringfügige Variationen in der Basensequenz der DNS, wodurch das Gen geändert wird. So kann zum Beispiel das Gen, das für die Farbe einer Blüte verantwortlich ist, in zwei verschiedenen Ausprägungsformen (Allelen) vorkommen und bei der Pflanze entweder eine rote oder eine weiße Blütenfarbe hervorrufen. Entsprechend spricht man vom Allel für die rote oder vom Allel für die weiße Blütenfarbe.Es können aber auch mehr als zwei unterschiedliche Zustandsformen eines Gens vorkommen, das heißt, mehr als zwei Allele treten an einem Genort auf. Man spricht dann von multipler Allelie.
Wichtige Begriffe
4. Mitose
Prophase: Chromosomenpaare werden kondensiert Nucleolus verschwindet / löst sich aufMetaphase: Chromosomen ordnen sich in Äquatorialebene an (Erkennungsmerkmal: Zentromer zeigt zur Äquatorialebene hin)Anaphase: Chromosomen werden zu den Spindeln gezogen (Erkennungsmerkmal: Zentromer zeigt lateral zu den SpindelnTelophase: Abgrenzung der Zellen (Entstehung neuer Zellmembranen), sowie Zellkernbildung
5. Meiose
• Verdopplung der DNA Entstehung von 4 Chromatiden• Paarung der Chromatiden• Austausch von DNA-Abschnitten (sog. „crossing over“)• 1. Reifeteilung: Trennung der väterlichen und mütterlichen Chromosomen• 2. Reifeteilung: Trennung der Chromatiden• Endergebnis: 4 haploide Tochterzellen
6. Unterschied Mitose – Meiose
Bei der Mitose findet eine Replikation des gleichen DNASatzes statt, also eines doppeten (diploiden) bei Sporophyten oder einfachen (haploiden) Satzes bei Gametophyten.Als Meiose bezeichnet man den reduktiven Teilungsmechanismus mit 1. Reifeteilung und 2. Reifeteilung. Aus dieser Teilung von Zellen mit diploidem Kern resultieren Zellen mit einem haploiden (einfachen) Chromosomensatz entstehen. Diese haploiden Zellen können dann als Gameten (Samen oder Eizellen) zu einer befruchteten Eizelle (Zygote) verschmelzen. DieseZygote besitzt nun wieder einen diploiden Chromosomensatz. Alternativ dazu können die aus der Meiose entstandenen haploiden Zellen zur einer gametophytischen Generation heranwachsen.
Schema einer Angiospermen – Blüte
Narbe = Stigma Stempel = PistillGriffel = Stylus Fruchtknoten = Ovar
diploide Generation = Sporophythaploide Generation = Gametophyt
Sexuelle Fortpflanzung
Wesentliches Merkmal: Rekombination
Intermediärer Vorgang bei Mirabilis jalapa entsprechend den Mendel‘schen Regeln versus dominant – rezessivMeiose = Reduktionsteilung: 1 diploide Zelle 4 Meiosporen
Vorteil des doppelten Chromosomensatzes der Sporophyt besitzt einen doppelten Chromosomensatz jedes Gen ist mindestens zweimal vorhanden ist ein Gen defekt, kann seine Funktion durch das andere kompensiert werden
Zusammenfassung
Generationswechsel Generation = Ontogenieabschnitt, der mit einer bestimmten „Form“ beginnt und nach Mitosen bzw. nach Meiose mit einer anderen „Form“ abschließt (Gametophyt, Sporophyt)
unterschiedliche Formen des GW zweigliedrig (typisch = bei den meisten Organismen) dreigliedrig (manche Rotalgen) mehrgliedrig (Rostpilze)
Kernphasenwechsel Wechsel zwischen haploid und diploid (bzw. dikaryotisch)
Entwicklungszyklus der Sexuellen Fortpflanzung
Gameten und Gametangien: Gametendifferenzierung nach Größe und Physiologie; Gametangien als ein- oder mehrzellige Bildungsorte von Gameten
Zygotenbildung: Plasmogamie (P) (Fusion des Cytoplasmas der beiden Gameten) und Karyogamie (K) (Fusion deren beider Kerne)
Kernphasenwechsel und Meiosporenbildung (M): Wechsel von Haplo- und Diplophase bzw. von Haplo- und Dikaryophase; je nach Vorkommen von Mitosen in den jeweiligen Kernphasen werden verschiedene Typen unterschieden
Unter Rekombination versteht man in der Biologie im engeren Sinne den Austausch von Allelen und im Allgemeinen die Verteilung und Neuanordnung von genetischem Material (DNA, RNA). Durch Rekombination kommt es zu neuen Gen- und Merkmalskombinationen. Rekombination und Mutation verursachen die genetische Variabilität innerhalb einer Population. Die genetische Variabilität ist wiederum die Basis für die Anpassung an wechselnde Umweltbedingungen im Evolutionsprozess. Die Sexuelle Rekombination betrifft bei Eukaryoten, z. B. bei Pflanzen und Tieren, das gesamte Genom und ist damit die tiefgreifendste Form der Rekombination. Hierbei kann man zwei Rekombinationstypen unterscheiden:
Interchromosomale Rekombination, durch Neukombination ganzer Chromosomen.
Intrachromosomale Rekombination, durch Neukombination von Allelen innerhalb von Chromosomen durch Crossing-over in der 1. Reifeteilung.
Merkmale der Sexualität
Kernphasenwechsel Rekombination Sexualorgane müssen nicht ausgebildet sein!
Generation
Insekten: Larven – Puppen – Imago (diploid) Pflanzen: haploide / diploide Generation Pilze: haploide / dikaryotische Generation
Sporophyt und Gametophyt bei Landpflanzen
Sporophyt: Freier Vegetationskörper bei allen Samenpflanzen. Freier Vegetationskörper bei den Farnartigen; Kapseln mit Stiel bei den Moosen
Gametophyt: grüner Vegetationskörper der Moose; bei Farnartigen frei lebend, aber meist nur kurz und unscheinbar; bei den Samenpflanzen auf dem bzw. im Sporophyten lebend
Beispiele praxisrelevanter Ascomyceten
Eurotium – Talaromyces (Aspergillus – Penicillium) Claviceps purpurea (Mutterkorn-Pilz) diverse Humanpathogene Pilze
Geschichte des Mutterkorns
Mit Mutterkorn verunreinigtes Getreide führte im Mittelalter zu epidemisch auftretenden Vergiftungen (Kriebelkrankheit, Krampfseuche, Konvulsischer Ergotismus). Durch auftretende Krämpfe verblieben die Gliedmaßen oft in abnormer Stellung. Bei einer anderen Form, die insbesondere in Frankreich auftrat (Sankt-Antonius-Feuer, Brandseuche, Gangränöser Ergotismus), wurde die peripheren Blutgefäße geschädigt und die betroffenen, blau-schwarz mumifizierten Körperteile starben ab. Heutzutage finden die Alkaloide des Mutterkorns in der Medizin Verwendung. Die Nützlichkeit des Einsatzes von Ergometrin als wehenförderndes Mittel steht dabei außer Frage; die Verwendung von Ergotamin als Migränemittel hingegen, ist sehr umstritten und entspricht nicht mehr dem aktuellen medizinischen Kenntnisstand.
Auch im Mittelalter war die Ekstasen ermöglichende Wirkung von Mutterkorn in geringer Dosierung bekannt wie auch die blutstillende und wehenfördernde Wirkung, letzteres auch als Mittel zum Schwangerschaftsabbruch. Erst 1853 beschreibt der französische Mykologe Louis René Tulasne den kompletten Zyklus des Pilzes Claviceps purpurea. Der Chemiker Albert Hofmann stellte während seiner Forschungs-arbeiten zum Mutterkorn erstmals 1938 LSD her, mit der Zielsetzung, ein Kreislaufstimulans zu entwickeln.
Vergiftung durch Mutterkorn
Da der Verzehr von ungereinigtem, rohem Getreide die größten Risiken birgt, wird dringend empfohlen, nur gereinigtes Getreide zu verzehren. Durch die Reinigung werden die Sklerotien (Dauerorgane des Pilzes = Mutterkörner) aus dem Erntegut entfernt. Übrig bleiben nur die Roggenkörner, die problemlos weiter verarbeitet werden können Körner, (Brot, Futtergetreide). Da heute zunehmend ungemahlenes Getreide konsumiert wird, das direkt vom Landwirt kommt, kann es z. B. bei ungereinigtem Roggen aus Direktverkäufen zu Vergiftungen kommen. In Deutschland ist die letzte Vergiftung auf mutterkornhaltiges Müsli zurückzuführen gewesen.
Schädigung des Menschen durch Pilze
Mykosen Vermehrung pathogener Pilze im Wirtsorganismus
Mycetismus Pilzvergiftung durch Aufnahme eines Giftpilzes (Makromyzet)
Mykotoxikosen Intoxikationen durch giftige Stoffwechselprodukte (Mykotoxine), die außerhalb des Wirtsorganismus in Futter- und Nahrungsmitteln gebildet wurden
mykogene Allergien durch Pilze (meist Pilzsporen) verursachte Allergien
Aflatoxin – ein starkes Cancerogen
Aflatoxine zählen zu den stärksten krebsauslösenden Naturstoffen. Produziert werden sie vor allem von dem Schimmelpilz Aspergillus flavus. Er wächst in trocken-heißen Regionen, wo er unter anderem Mais, Erdnüsse und Pistazien befällt. Bei 99 Prozent aller Kinder in Benin und Togo lassen sich Aflatoxine im Blut nachweisen. Vielleicht ist das auch ein Grund für die hohe Leberkrebsrate in Afrika. Anfang der 1960er Jahre starben in England mehr als 100.000 Truthähne an Leberkrebs. Als Auslöser der mysteriösen "Turkey-X"-Krankheit identifizierten die Forscher schließlich verschimmeltes Erdnussmehl aus Brasilien, das große Mengen Aflatoxin enthielt.
Aflatoxin B1
Toxicology and Safety Data: AFB1: LD50 = 0.4 mg/kg (oral, duckling). In 1987 the WHO classified the aflatoxins as Group 1 cancerogens. Aflatoxins are potent liver carcinogens and DNA-damaging agents from natural source.
Mykotoxine
Bes. Aflatoxine
Gefährdete Lebensmittel:
Stark: alle aus kontaminierten Rohprodukten hergestellten Lebensmittel. Milchprodukte aus Milch von mit aflatoxinhaltigem Futter gefütterten Kühen, Leber von über Futter belastetem Schlachtvieh (nicht Muskelfleisch), alle während der Lagerung verschimmelten Lebensmittel
Wenig: Fleischwaren, Marmeladen, sekundär verschimmelter Käse
Maßnahmen: Verschimmeln verhindern, Trocknung auf Wassergehalt unter 15%, sofortige Verarbeitung, schimmelige Ware nicht verarbeiten
Saccharomyces cerevisiae
Bierherstellung Würze: Malz + Wasser -> Maische (Stammwürze), Maische + Hopfen + Hefe Gärung: 5 – 7°C untergärig; > 15°C obergärig Weinherstellung: hochgärige Hefen, Kaltgärhefen noch bei 4°C; Sulfithefen vergären stark
geschwefelte Moste; „alkoholresistente“ Hefen beginnen noch bei 8 – 12% Alkohol zu gären; Rotweinhefen ertragen hohen Gerbstoffgehalt
Technische Äthanolherstellung: aus kohlenhydrathaltigen Substraten Backwaren-Herstellung: Melasse + NH3-Wasser (oder andere Stickstoff-Quellen)
Lichenes – Flechten
Doppelorganismen in Symbiose: Alge und Pilz, Blaualgen: Ascomyceten; Grünalgen: Basidiomyceten
Phylogenetische Herkunft: polyphyletisch, seit Tertiär fossil bekannt Evolution der Flechten:
neue Formen Thallus neue Verbreitungseinheiten Thallus – Fragmente, Isidien, Soredienneue Stoffwechselphysische Eigenschaften Reaktionen auf Umwelteinflüsse
Pilzsymbiosen
Flechten Mykhorrizen Blattschneiderameisen Septobasidium / Blattläuse / Erle
Vesikulär-arbuskuläre Mykorrhiza (VAMykorrhiza) als Beispiel für die Interaktion zwischen Pilz und Pflanze (Baum)
Epidermis der Wurzel Zellen der Rhizodermis Bodenmycel Zellen der Wurzelrinde Denaturierte Arbuskel Arbuskel Vesikel Boden
Vorteile der Symbiosen für die Pflanze
Verbesserung der Mineralsalzernährung und der Wasserversorgung Verstärkte Stickstoff- und Phorphatanlieferung durch den Humusaufschluss der Pilze Wirkstoffversorgung durch die Pilze
Vorteile der Symbiosen für den Pilz
Bezug von Kohlenhydraten aus der Pflanze Bezug weiterer organischer Verbindungen
Fruchtkörperbildung
Nach Abschluss des Sprosswachstums in der Speicherphase der Bäume. Bezug großer Stoffmengen zum Aufbau der Fruchtkörper (August – Oktober)
Wirtsspezifische Mykorrhizapilze (z.B. Suillus grevillei / Lärche)
Coevolution
Als Coevolution bezeichnet einen evolutionären Prozess der wechselseitigen Einflussnahme zweier stark interagierender Arten aufeinander, der sich über lange Zeiträume in der Stammesgeschichte beider Partner erstreckt. Beispiele hierfür sind Beziehungen zwischen Bestäubern und von ihnen bestäubten Pflanzen, Parasiten und ihren Wirten, Symbiose-Partner. Entscheidend ist, dass beide Arten einen starken evolutionären Selektions-druck aufeinander ausüben.
Humanpathogene Pilze
meist Vertreter der Ascomyceten (selten Basidiomyceten oder Zygomyceten) meist in der Nebenfruchtform (früher zumeist den Fungi Imperfecti zugerechnet) ohne Fruchtkörper verwandt mit tier- und pflanzenparasitischen Gruppen und Symbionten (Ascosphaera apis,
Ceratocystis ulmi, Flechten) verwandt mit Antibiotika-Bildnern (Penicillium, Aspergillus)
Einteilung der humanpathogene Pilzen
Mykosen: Dermatomykosen, systemische Mykosen
DHS – System in der Medizin: Dermatophyten, Hyphenpilze, Schimmelpilze
Eurotiales
1. Gymnoascaceae (ohne Fruchtkörper)Ajellomyces - Blastomyces dermatitidis - nordamer. BlastomykoseArthroderma - Trichophyton - DermatomykosenNannizia - Microsporum - Dermatomykosen
2. Eurotiaceae (mit Kleistothecien)Eurotium Aspergillusflavus - AflatoxineTalaromyces Penicillium, P. chrysogenum - PenicillineP. notatum - PenicillineP. urticae et al. - GriseofulvinCephalosporium - Cephalosporine
Hyphe – Mycel – Fruchtkörper
Basidiospore Hyphen (Somatogaphie) Dikaryotisches MycelFruchtkörper
Der Kreislauf geht dann weiter …
Fruchtkörper: Epigäisch Hypogäisch
Giftpilze und Pilzgifte
Giftpilze sind:
Pilze, die irrtümlich als Speisepilze verzehrt Vergiftungen hervorrufen, die vom Unwohlsein bis zum Tod führen können
Pilze, deren Nächstverwandte vorzügliche Speisepilze sein können
Keine Giftpilze sind:
Pilze, die aber nicht als Nahrungsmittel aufgenommen werden, sondern in Teilen gegebenenfalls unbeabsichtigt verzehrt werden (z.B. Mutterkorn
Pilze, deren Gifte auch in die Nahrung gelangen können (Mykotoxine)
Weitere Erkennungsmerkmale der Fruchtkörper
Stiel Lamellen/Poren Velum Stengelbasis Geruch und Geschmack
Mikroskopische Merkmale
Basidien Asci Sporengröße Sporenform Sporenoberfläche Cystiden
Unsichere Erkennungsmerkmale
Größe und Farbe
Pilz – Vergiftungen
hepatotoxisch nephrotoxisch neurotoxisch Übelkeit verursachend (mit Erbrechen und Durchfall) Allergie-auslösend in Verbindung mit Alkohol toxisch giftige Schwermetalle in Pilzen
Wirkung des Giftes
Schädigung der inneren Organe (Amanita phalloides, Lepiota helveola). Lange Latenzzeit. Wirkstoffe u.a.: Phalloidin, Amanitin
Schädigung des Nervensystems (Inocybe patouillardii, Clitocybe-Arten). Schnell wirkend. Wirkstoffe u.a.: Muskarin, Muszimol
Schädigung der Verdauungsorgane (Ramaria-Arten, Russula-Arten). Beschwerden im Magen – Darm – Trakt (Durchfall, Erbrechen, … ) Tod
Allergie –ähnliche Wirkung (Paxillus involutus, Suillus luteus = Butterröhring. Im rohen Zustand stark giftig.Wirkstoffe u.a.: Muskarin
Pilzgifte und Alkohol (Coprinus atramentarius, Boletus erythropus). In Verbindung mit Alkohol Gesichtsröte, Herzklopfen, Atemnot, … 2 Tage vor dem Verzehr Verzicht auf Alkohol.
Schwermetalle in Pilzen (Macrolepiota procera, Macrolepiota rhacodes). Wirkstoffe: Cd, Hg, Pb von Pilzen angereichert Tschernobyl. (Max. 500 g / Woche)
Pilzgifte
gehören chemisch gesehen unterschiedlichen Strukturtypen an:
Stickstoffhaltige Sekundärmetabolite (Oxolane, Peptide, …) Sesqui- und Triterpene Anthrachinone
Amanita phalloides-
Grüner Knollenblätterpilz
Merkmale: Ring und Todeskelch Knollig erweiterte Stielbasis, häutige, lose Scheide Wechselnd häufig Juli bis November hauptsächlich unter Eichen und Rotbuchen im Laubwald und in Parkanlagen; selten in
reinem Nadelwald der giftigste heimische Pilz hepatotoxisch und nephrotoxisch
Amatoxine
große Stabilität und Hitzeresistenz 10 mal giftiger als Phallotoxine
Krankheitsverlauf des Knollenblätterpilzes
Symptome: zuerst Latenzphase: 5 – 48 Std. Eine kurze Latenzperiode kann Hinweis auf eine schwere Vergiftung sein.
Dann: Gastrointestinale Phase: 24 – 48 Std. Kolik-artige Bauchschmerzen, wiederholtes Erbrechen (bis 20mal), bis zu zwei Tage andauernde massiv wässrige Durchfälle, z.T. blutig bzw. Benzidin-positiv. Als Folge der massiven Flüssigkeitsverluste kommt es zu Hypovolämie, Oligurie, Erhöhung des Hämatokrits und des Gesamteiweißes; ferner tritt auf eine Hypokaliämie, Hypochlorhydrie und eine metabolische Alkalose. Bei anhaltendem Bikarbona t- Verlust schlägt dann in eine metabolische Azidose um. Weiter treten auf Blutdruckabfall, Tachykardie, Zyanose, Fieber, Wadenkrämpfe, Schwäche, Kopfschmerzen und insbesondere bei Kindern tetaniforme Krämpfe.
Anschließend: Hepatorenale Phase: 48 – 190 Std. Zeichen der Leber- und Nierenschädigung: Ikterus, Magen-Darm-Blutungen, Somnolenz, Krampfanfälle, Oligurie bis Anurie, Coma hepaticum mit hepatischer Enzephalopathie und hämorrhagischer Diathese. Der Tod kann eintreten im Coma hepaticum an den Folgen der hämorrhagischen Diathese.
Wirkungsmechanismus: Amatoxine hemmen die RNA-Synthese in Zellkernen. Wahrscheinlich wird die Bildung von Phospho-diester-Bindungen gehemmt. Erst nach 3 –5 Tagen sind wichtige Struktur- und Funktionsproteine, vor allem der Leberzelle, wegen der nicht mehr ausreichenden Synthese aufgebraucht, und es kann bei Vergiftungen am Menschen der Tod eintreten.
Phallotoxine
sieben Phallotoxine bisher bekannt Phalloidin am bekanntesten:
bizyklisches Heptapeptid oder OH-Gruppe am Prolinringund Thioetherbrücken= essentiell für Toxizität
Amanita muscaria
Roter Fliegenpilz
sehr häufig, truppweise Juli bis November bes. unter Birken, auch bei Fichten, an lichten Stellen Ibotensäure, (Muskarin) Rauschzustände, Lähmungserscheinungen, Schwindel, Halluzinationen, Tobsuchtsanfälle,
Atemnot
Ibotensäure
Isoxazolderivat wirkt auf Zentralnervensystem Symptome sehr variabel: von Alkoholrausch, depressiven Phasen zu euphorischen
Stimmungslagen wechselnd
Muscimol
entsteht durch Decarboxylierung aus Ibotensäure 5 - 10 mal wirksamer als Ibotensäure greift als Agonist am postsynaptischen GABA-Rezeptorkomplex des Gehirns an
Psilocybe semilanceolata
Spitzkegeliger Kahlkopf
selten im Gras auf Weiden, Rainen, Wegen und Waldrändern von den Niederungen bis ins Gebirge August bis Oktober mäßig giftig, halluzinogen Euphorie, Sehstörungen, Beklemmungen, Angst, Delirium
Cortinarius orellanus
Orangefuchsiger Schleierling
selten, aber stellenweise häufig
August bis Oktober vor allem in Laubwäldern schwer erkennbar einer der gefährlichsten Giftpilze Massenvergiftung in Polen 1952: 132 erkrankt, 19 verstorben (erste Symptome erst nach 2 -
15 Tagen; Tod nach 2 - 3 Wochen, selten erst nach mehreren Monaten)
Orellanin
blau fluoreszierendes Bipyridin – Alkaloid Orellanus-Syndrom: nach tagelanger Latenzzeit langer schwerste Nierenschäden Giftigkeit von C. orellanus und C. speciosissimus aber auch den Cyclopeptiden Cortinarin A, B
und C zugeschrieben
Coprinus atramentarius
Grauer Faltentintling, Antialkoholikerpilz
Mai bis November auf fetten Böden, Wiesen, Rainen, Gärten, Parkanlagen; in Büscheln verursacht starke Überempfindlichkeit gegen Alkohol Latenzzeit von wenigen Minuten bis Stunden Hitzegefühl, Rötung, Kopfschmerzen, Übelkeit, Atemnot, Erbrechen, Krämpfe, Schock
Coprin
Coprin hemmt den Abbau von Acetaldehyd, das sich im Blut anreichert und so Vergiftungserscheinungen hervorruft
Es darf bis zu drei Tagen nach der Pilzmahlzeit kein Alkohol eingenommen werden, auch nicht in versteckter Form (Medikamente, Hustensirup)
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