Zukünftige Arzneimittelversorgung: Reformdiskussion in Bundestagswahlkampf

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Zukünftige Arzneimittelversorgung: Reformdiskussion in Bundestagswahlkampf Dr. Frank Diener Geschäftsführer Wirtschaft und Soziales ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände

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Zukünftige Arzneimittelversorgung:

Reformdiskussion in Bundestagswahlkampf

Dr. Frank Diener

Geschäftsführer Wirtschaft und Soziales

ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände

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Steigende Ausgaben für dieGKV-Arzneimittelversorgung

GKV-Anteil inkl. Patientenanteil: Ø + 3,4 % p.a.

e

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Gutachten im Zitationszirkel

Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen

Ver.di

Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung

Friedrich-Ebert-Stiftung

Deutsches Institut für Wirtschafts-forschung

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Ausgabendynamik bei Arzneimitteln: ein internationales Phänomen

Quelle: IMS. Daten: Apothekenumsätze 3/2001 zu 3/2000.

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Ausgabendynamik USA versus Deutschland

Entwicklung der Gesamtausgaben für Arzneimittel in Mrd. DM, 1$=2 DM

Quelle: Health Care Financing Administration und ABDA/BMG

USA:2001: +15 % est.2002: +19 % prog.

Deutschland2001: +7,5 % est.2002: +3,0 % prog.

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These 1

• Die USA und andere Länder, die mit multiplen Vertriebssystemen arbeiten, „managen“ die Entwicklung ihrer Gesundheitsausgaben eindeutig schlechter als Deutschland.

• Es gibt keine empirische Evidenz dafür, dass die Erlaubnis von Ketten- und Versandapotheken in Verbindung mit einer Freigabe der Arzneimittelpreise die Ausgabenentwicklung besser als das jetzige System steuern würde.

• Die empirische Evidenz spricht vielmehr dafür, dass das Gegenteil der Fall ist.

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Der dominante Einflussfaktor: Strukturkomponente

102,7 111,9 112,7 122,5136,4 147,4

155,8166,7

96,4 95,2 95,4 95,4 94,7 94,9 95,3 96,2100

88,8 86 91,5 88,3 78,3 75,8 73,4 69,8

0

50

100

150

200

1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000

Menge Preis Struktur

Quelle: WIdO.

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These 2

• Nicht die Preis- oder Mengenkomponente, sondern die Strukturkomponente ist die zentrale pharmapolitische Steuerungszielgröße der Zukunft.

• Sie kann realistischerweise nicht auf Null reduziert werden, sondern liegt im Bereich von 5 % p.a.

• Die entscheidende pharmapolitische Frage ist also: Wie gehen wir am besten mit ihr um?

• Oder im Hinblick auf Reformoptionen als Benchmarkfrage formuliert: Würde mit der beabsichtigten Maßnahme ein Beitrag geleistet, die Strukturkomponente besser als bisher in den Griff zu bekommen?

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Strukturkomponente:Wer partizipiert wie?

2000Mrd. DM

2001 est.

Mrd. DM

Strukturkomponente*(ohne Preis- und Mengenkomponente)

2,4 3,6

57,7 % Industrie 1,4 2,1

13,8 % MWSt 0,3 0,5

8,5 % Großhandel 0,2 0,3

20,0 % Apotheken 0,5 0,7

* GKV-Arzneimittel Index, für 2001: 1. HJ x 2

Nicht-Vertrieb

Vertrieb

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These 3

• Die Strukturkomponente kann nicht auf ein bloßes Vertriebsproblem reduziert werden: Die komplette Wertschöpfungskette ist involviert und der Nicht-Vertriebsbereich partizipiert mit 71,5 % deutlich stärker als der Vertriebsbereich.

• Insofern werden über Sozialneid motivierte Ansätze scheitern, die die bessere Beherrschung der Strukturkomponente über Vertriebsreformen versuchen.

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Was kostet die GKV die Benutzung des Systems „öffentliche Apotheke“?

Angaben in Mrd. DM

Quelle: BMG und ABDA

Arzneimittelausgaben der GKV

darin enthaltener Apothekenrohertrag

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Wie viel erhält die Apotheke bei der GKV-Durchschnittspackung?

Angaben in DM

Quelle: WIdO und ABDA

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These 4

• Ein wie auch immer neu gestaltetes System des Arzneimittelvertriebs müsste, um als vorteilhaft gegenüber dem jetzigen System bezeichnet werden zu können, die GKV-Arzneimittelversorgung zu insgesamt günstigeren Konditionen als das heutige System bewerkstelligen.

• Wenn ein alternatives System jedoch nur punktuell günstiger ist, kann nicht von einer Vorteilhaftigkeit gesprochen werden.

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Reformoptionen im Medienspiegel:Oft genannt, selten reflektiert!

• Versandhandel

• Freigabe der OTC-Preise

• partielles ärztliches Dispensierrecht

• ...

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Option Versandhandel im Benchmarktest

• Benchmark „Gesamtkosten“

Versandhandel funktioniert nur mitRosinenpickerei, reduziert nicht die Gesamtkosten

• Benchmark „Steuerung der Strukturkomponente“ Es würde das Ursprungslandrecht von 15 (bald 28) EU-Staaten gelten: nationale Pharmapolitik würde vollkommen obsolet. Daher: deutlich stärkere Strukturkomponente!

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Weitere Optionen im Benchmarktest

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These 5

Trotz häufiger medialer Nennung sind „eingängige“ Reformoptionen zur Arzneimittelversorgung (wie z.B. Versandhandel, Preisfreigabe, ärztliches Dispensierrecht) im Hinblick auf die bessere zukünftige Steuerung der Strukturkomponente untauglich.

Wer das ignoriert, wird später lernen, dass harte Fakten nicht demokratisierbar sind.

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• Gibt es systemkonforme Reformoptionen, die zukünftig einen besseren Umgang mit der Strukturkomponente ermöglichen?oder anders formuliert:

• Haben wir eine alternative, in sich konsistente gesundheits- und ordnungspolitische Gesamtkonzeption zur Weiterentwicklung der Arzneimittelversorgung?

Ja!

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ABDA-Konzeption:ein modularer Ansatz

Arzneimittel-management mit dem Apotheker

elektronischerArzneimittelpass & eRezept

Internetbestell-system& modifizierter Botendienst

reformiertesZuzahlungs-system

Struktur-komponente

intelligent steuern!weiterentwickelte

Arzneimittel-preisverordnung

ermäßigter MwSt-Satz auf AM

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Ansatzpunkt Arzneimittelmanagement

• Die Arzneimittelpolitik hat seit Mitte der 70er Jahre beim Arzneimittelmanagement überwiegend den Arzt fokussiert.

• Dennoch stagniert die Ausnutzung von Generikaeinsparpotentialen, Verbesserungen bei der Patientencompliance etc.

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These 6

• Die bisherige Strategie der Arzneimittelpolitik, bei der Weiterentwicklung des Arzneimittelmanagements (fast) ausschließlich auf den Arzt zu setzen, hat sich erschöpft.

• Im Hinblick auf die bessere Beherrschbarkeit der Strukturkomponente macht es Sinn, endlich auch verstärkt auf den Apotheker zu setzen und neue strategische Ansätze wie Pharmazeutische Betreuung, (echtes) aut idem etc. zu nutzen.

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Ansatzpunkt Telematik

• Die Nutzung von Telematik im Gesundheitswesen ist mehr als nur die Einführung eines „eRezeptes“.

• Mit einem elektronischen Arzneimittelpass können die individuellen Nachteile und kollektiven Kostenfolgen von Interaktionen u.v.a.m. drastisch reduziert werden.

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These 7

Arzneimittelpass und eRezept haben als massenhafte Anwendungen eine „Schuhlöffelfunktion“ für die Etablierung einer Telematikplattform im Gesundheitswesen, die nach konservativer Abschätzung jährliche Nettoeinsparpotentiale in Höhe von fast 500 Millionen € haben wird.

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Ansatzpunkt Patient

Die Mängel des derzeitigen Zuzahlungssystems sind evident:

• Reduzierungen anstatt Dynamisierung

• überdimensionierte Befreiungsquoten (>50%)

• Fehlsteuerungsanreize zu Großpackungen

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These 8

• Wer die Strukturkomponente besser beherrschen will als bisher, kann nicht auf eine verstärkte wirtschaftliche Eigenverantwortung der Patienten verzichten.

• Eine Reform des Zuzahlungssystems kann durchaus mit sozial angemessenen Befreiungsregelungen verbunden sein.

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Ansatzpunkt „neue Medien“

• Die Aufhebung des Versandhandelsverbotes wird in der „Berliner Szene“ zunehmend weniger lautstark mit Kosteneinsparungen begründet, sondern vielmehr mit „convenience“ und „Zeitgeist“. Risiken werden dabei negiert.

• Tatsache ist, dass das Instrument Botendienst schon heute in jedem Einzelfall gewährleistet, dass jeder Patient sein Arzneimittel erhält.

• Im Hinblick auf das Internet muss also nicht Versandhandel erlaubt, sondern die bestehende Botendienstregelung systemkonform modifiziert werden.

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These 9

Anstelle der generellen Zulassung des Versandhandels ist es sinnvoll, die bestehenden Regelungen zum „Botendienst in begründeten Einzelfällen“ im Hinblick auf die neuen Telekommunikationsmedien zu ergänzen:Soweit apothekenpflichtige Arzneimittel über Telefon, Fax oder Internet bestellt werden und dem Patienten eine Abholung in der Apotheke nicht zugemutet werden kann, darf eine Zustellung nur durch pharmazeutisches Personal der Apotheke durchgeführt werden.

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Ansatzpunkt Arzneimittelpreisverordnung

• Die Struktur der AMPreisV wirkt systemisch stabilisierend auf die Strukturkomponente und Gesamtausgaben. Sie muss deshalb erhalten bleiben.

• Die Taxstufen der AMPreisV, die auf den Marktstrukturen von 1978 beruhen, müssen zeitgemäß angepasst werden.

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These 10

Die sog. „Drehung“ der Taxstufen der Arzneimittelpreisverordnung ist eine systemkonforme Alternative zur Einführung des Versandhandels und würde einen erheblich besseren Umgang mit der Strukturkomponente erlauben.

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CAVE:

Unsere Vorschläge sind freivon unerwünschten

Nebenwirkungen und führen bei hochdosierter Anwendung

zu nachhaltigem Erfolg von Gesundheitspolitik!