Zürich Gotthard Mailand - stadt-zuerich.ch · Der Bericht gibt die Auffassung des Projektteams...
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Forschung und Beratung
in Wirtschaft und Politik
Zürich – Gotthard – Mailand
Zusammenarbeit zwischen Stadt und Land im Gotthard-Korridor im Zuge der NEAT-Eröffnung
Technischer Bericht
23. Januar 2015
zuhanden der Stadtentwicklung der Stadt Zürich, der Kantone Schwyz, Tessin und Uri
Der Bericht gibt die Auffassung des Projektteams wieder, die nicht notwendigerweise mit derjenigen des Auftragge-bers bzw. der Auftraggeberin oder der Begleitorgane übereinstimmen muss.
Ecoplan AG Hochschule Luzern Wirtschaft SEREC Sàrl
Forschung und Beratung Institut für Betriebs- und
in Wirtschaft und Politik Regionalökonomie IBR
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Impressum
Empfohlene Zitierweise
Autor: Ecoplan/IBR
Titel: Zürich – Gotthard – Mailand
Untertitel: Zusammenarbeit zwischen Stadt und Land im Gotthard-Korridor im Zuge der NEAT-Eröffnung
Auftraggeber: Stadtentwicklung der Stadt Zürich STEZ
Ort: Altdorf/Luzern
Datum: 23. Januar 2015
Auftraggeber / Teilnehmende Partner
Anna Schindler (STEZ)
Martin Harris (STEZ)
Andrea Felicioni (Kanton Tessin)
Ruth Nydegger (Kanton Tessin)
Paolo Poggiati (Kanton Tessin)
Christian Raab (Kanton Uri)
Peter Reichmuth (Kanton Schwyz)
Projektteam Ecoplan
Matthias Amacher
Stefan Suter
Projektteam IBR
Jürg Inderbitzin
Die ARGE Ecoplan/IBR wird unterstützt durch François Parvex, SEREC.
Inhaltsübersicht ECOPLAN/IBR
1
Inhaltsübersicht
Inhaltsverzeichnis .................................................................................................................... 3
Management Summary ............................................................................................................ 6
1 Einleitung ................................................................................................................................10
Hauptbericht ........................................................................................................... 12
2 Der Gotthard-Korridor vor der NEAT-Eröffnung .................................................................13
3 Auswirkungen der NEAT am Gotthard ................................................................................21
4 Handlungsoptionen der öffentlichen Hand .........................................................................27
5 Mögliche Formen einer künftigen Zusammenarbeit ..........................................................44
6 Anhang A – Durchgeführte Interviews .................................................................................53
7 Anhang B – Ergebnisse der Ämterkonsultation .................................................................54
8 Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) .............................55
Hintergrundbericht ................................................................................................. 71
9 Untersuchungsperimeter ......................................................................................................72
10 Veränderungen durch die NEAT am Gotthard ....................................................................77
11 Auswirkungen von Verkehrsinfrastrukturen in der Theorie ..............................................82
12 Nutzniessende der NEAT am Gotthard ................................................................................85
13 Erkenntnisse aus anderen Projekten ...................................................................................94
14 Chancen und Risiken der NEAT am Gotthard .....................................................................97
15 Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ......................................................101
16 Anhang E – Weblinks zu Projekten und Potenzialen im Gotthard-Korridor ..................127
Literaturverzeichnis .............................................................................................................128
Inhaltsverzeichnis ECOPLAN/IBR
3
Inhaltsverzeichnis
Management Summary ............................................................................................................ 6
1 Einleitung ................................................................................................................................10
1.1 Ziele der Studie ........................................................................................................................10
1.2 Aufbau des Berichts .................................................................................................................11
Hauptbericht ........................................................................................................... 12
2 Der Gotthard-Korridor vor der NEAT-Eröffnung .................................................................13
2.1 Betrachteter Gotthard-Korridor .................................................................................................13
2.2 Einordnung im Stadt-Land-Spektrum .......................................................................................14
2.3 Heutige Zusammenarbeit im Gotthard-Korridor .......................................................................15
3 Auswirkungen der NEAT am Gotthard ................................................................................21
3.1 Neues Verkehrsangebot am Gotthard .....................................................................................21
3.2 Nutzniessende der NEAT .........................................................................................................22
3.3 Chancen, Risiken und Herausforderungen ..............................................................................23
3.4 Bedeutung privater Aktivitäten .................................................................................................25
4 Handlungsoptionen der öffentlichen Hand .........................................................................27
4.1 Massnahmenspektrum und räumliche Zusammenarbeitsebenen ...........................................27
4.2 Interessenlage und Positionen der einzelnen Gebietskörperschaften ....................................32
4.3 Thematische Schwerpunkte und Handlungsfelder ..................................................................36
4.4 Erkenntnisse aus der Ämterkonsultation .................................................................................40
5 Mögliche Formen einer künftigen Zusammenarbeit ..........................................................44
5.1 NEAT-Konferenz: Koordination mittels übergeordneter Massnahme ......................................44
5.2 Nutzung bestehender Gefässe ................................................................................................48
5.3 Nutzung der Symbolkraft von kleinen Massnahmen................................................................50
5.4 Impulsgebung durch die öffentliche Hand ................................................................................51
5.5 Fazit ..........................................................................................................................................52
6 Anhang A – Durchgeführte Interviews .................................................................................53
7 Anhang B – Ergebnisse der Ämterkonsultation .................................................................54
8 Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) .............................55
Inhaltsverzeichnis ECOPLAN/IBR
4
8.1 Einleitung ..................................................................................................................................55 8.1.1 Ausgangslage...........................................................................................................................55 8.1.2 Fragestellung............................................................................................................................55 8.1.3 Zweck und Aufbau ...................................................................................................................56
8.2 Übergeordnete Massnahmen...................................................................................................56
8.3 Handlungsfelder .......................................................................................................................58 8.3.1 Geschäftsverkehr .....................................................................................................................60 8.3.2 Bildung .....................................................................................................................................61 8.3.3 Sprache ....................................................................................................................................62 8.3.4 Tourismus .................................................................................................................................63 8.3.5 NEAT-Halteorte ........................................................................................................................64
8.4 Weitere Themen .......................................................................................................................65 8.4.1 Wirtschaftsförderung ................................................................................................................65 8.4.2 Raum- und Entwicklungsplanung ............................................................................................66
8.5 Fragebogen ..............................................................................................................................67 8.5.1 Angaben zur Person / Organisation .........................................................................................67 8.5.2 Vollständigkeit der Handlungsfelder ........................................................................................67 8.5.3 Priorisierung der vorgeschlagenen Massnahmen....................................................................68 8.5.4 Weitere Massnahmenvorschläge .............................................................................................70 8.5.5 Weitere Rückmeldungen ..........................................................................................................70
Hintergrundbericht ................................................................................................. 71
9 Untersuchungsperimeter ......................................................................................................72
9.1 Der Gotthard-Korridor ..............................................................................................................72
9.2 Einteilung in das Stadt-Land-Spektrum ...................................................................................73
9.3 MS-Regionen und Einwohner ..................................................................................................73
9.4 Lombardei ................................................................................................................................75
10 Veränderungen durch die NEAT am Gotthard ....................................................................77
10.1 Verkehrssystem im Gotthard-Korridor .....................................................................................77
10.2 Veränderung der Reisezeiten ..................................................................................................78
11 Auswirkungen von Verkehrsinfrastrukturen in der Theorie ..............................................82
11.1 Wirkungskette Verkehr – Wirtschaft .........................................................................................82
11.2 Methodik des ARE ...................................................................................................................84
12 Nutzniessende der NEAT am Gotthard ................................................................................85
12.1 Profitierende Reisende .............................................................................................................85
12.2 Profitierende Branchen ............................................................................................................90
12.3 Bedeutung der gesamten Wertschöpfungskette ......................................................................92
Inhaltsverzeichnis ECOPLAN/IBR
5
13 Erkenntnisse aus anderen Projekten ...................................................................................94
13.1 Auswirkungen des Lötschberg-Basistunnels ...........................................................................94
13.2 Erkenntnisse der Lötschberg-Studie zum Gotthard-Basistunnel .............................................95
13.3 Auswirkungen auf das Tessin ..................................................................................................95
13.4 Auswirkungen auf den Gotthardraum ......................................................................................96
14 Chancen und Risiken der NEAT am Gotthard .....................................................................97
14.1 Chancen ...................................................................................................................................97
14.2 Risiken ......................................................................................................................................98
14.3 Zusammenfassung ...................................................................................................................99
15 Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ......................................................101
15.1 Erreichbarkeit von Zentren und Dienstleistungen ..................................................................101
15.2 Bauzonenreserven .................................................................................................................103
15.3 Bedeutung ausgewählter Branchen für die Regionen ...........................................................105
15.4 Wirtschaftsstruktur nördlich des Gotthards ............................................................................111
15.5 Wirtschaftsstruktur im Tessin .................................................................................................119
15.6 Wirtschaftsstruktur in der Lombardei .....................................................................................123
15.7 Wirtschaftsstruktur in Aggregaten ..........................................................................................124
16 Anhang E – Weblinks zu Projekten und Potenzialen im Gotthard-Korridor ..................127
Literaturverzeichnis .............................................................................................................128
Management Summary ECOPLAN
6
Management Summary
Ausgangslage: Auswirkungen der NEAT am Gotthard
Im Jahr 2016 soll die NEAT am Gotthard eröffnet werden. Die Inbetriebnahme wird im Gott-
hard-Korridor von Zürich bis Mailand zu neuen Herausforderungen führen: Es werden sich
neue Chancen bieten, aber es muss auch mit neuen Risiken gerechnet werden. Ergibt sich
daraus für die öffentlichen Akteure innerhalb des Gotthard-Korridors ein Handlungsbedarf für
neue Zusammenarbeitsformen und -projekte, und dies insbesondere in einem Stadt-Land-
Kontext? Und falls ja: Wie könnte dieser Handlungsbedarf wahrgenommen werden? Diese
Fragen stehen im Zentrum der vorliegenden Untersuchung im Auftrag der Stadt Zürich mit
Beteiligung der Kantone Schwyz, Tessin und Uri.
Wesentlicher und unmittelbarer Effekt der Inbetriebnahme der NEAT am Gotthard ist die
Verkürzung der Reisezeiten im transalpinen Schienenverkehr zwischen Zürich und Mailand
um rund eine Stunde. Von diesen Reisezeitveränderungen profitieren im hier interessieren-
den Personenverkehr in erster Linie Reisende mit wenig Gepäck. Darunter fallen bspw. Ta-
ges- und WochenendtouristInnen, Geschäftsreisende, Tages- oder WochenpendlerInnen und
Bildungsreisende. Diese privaten Akteure werden gemäss ihren Bedürfnissen auf die durch
die NEAT veränderten Rahmenbedingungen reagieren. Darunter fallen namentlich die Über-
prüfung und Neuorganisation der räumlichen Verteilung ihrer Aktivitäten. Diese Reaktionen
und die daraus resultierenden Folgeeffekte stellen die Chancen und Risiken der NEAT-
Eröffnung für die verschiedenen Räume innerhalb des Gotthard-Korridors dar.
Für die öffentlichen Gebietskörperschaften im Gotthard-Korridor besteht ein breites Spektrum
von Massnahmen, mit denen sie versuchen können die Chancen für die wirtschaftliche und
gesellschaftliche Entwicklung zu erhöhen bzw. die Risiken zu reduzieren.
Abbildung K-1: Massnahmenspektrum und Zusammenarbeitsebenen
Bereich, Instrument
Überregionale Zusam-menarbeit zwischen Städten
Nachbarschaftliche Zusammenarbeit der NEAT-Halteorte
Zusammenarbeit zwischen den NEAT-Halteorten und dem ländlichen Hinterland
Wirtschaftsförderung
Wohnstandortförderung
Raumplanung
Verkehrsplanung
Bildung
Strategieentwicklung
Vernetzung
Events
Tourismus / Kommuni-kation
Wissens- und Erfahrungsaustausch
Management Summary ECOPLAN
7
Viele sinnvollen Aktivitäten und Massnahmen können durch die jeweils betroffene Gebiets-
körperschaft in Eigenregie ergriffen werden. Für die vorliegende Untersuchung stehen aber
nicht solche „unilateralen“ Massnahmen im Vordergrund. Vielmehr geht es um Massnahmen,
die sinnvollerweise in Zusammenarbeit von öffentlichen Akteuren unterschiedlicher Teilräume
umgesetzt werden, also zum Beispiel zwischen den Städten innerhalb des Korridors oder
zwischen Zentren und ihrem ländlichen Umland.
Identifizierte Handlungsfelder und Zusammenarbeitsansätze
Aus einer Wirkungsanalyse, den durchgeführten Stakeholder-Interviews und Workshops
wurden fünf prioritäre Handlungsfelder für neue konkrete Zusammenarbeitsmöglichkeiten
abgeleitet:
der Geschäftsverkehr auf der NEAT-Achse
der Bildungsbereich
die Sprachenvielfalt
der Tourismus
die NEAT-Halteorte
Für jedes Handlungsfeld sind konkrete Umsetzungsmassnahmen beschrieben worden, die
in einer informellen Ämterkonsultation auf ihre Umsetzbarkeit getestet wurden.
Für deren Realisierung sind vier Zusammenarbeitsansätze von je unterschiedlicher Breite
und Tiefe entwickelt und zur Diskussion gestellt worden:
Die Schaffung eines übergeordneten Gefässes (Arbeitstitel „NEAT-Konferenz“) für den
regelmässigen und organisierten Austausch könnte dazu beitragen, gemeinsame Interes-
sen rechtzeitig zu erkennen und in geeigneter Form zu bearbeiten. Die Themen können,
müssen sich aber nicht nur aus der NEAT ergeben.
Die verstärkte Einspeisung der in diesem Bericht identifizierten Handlungsfelder und
Massnahmen in bestehende Gefässe stellt einen zweiten möglichen Weg dar, um künftig
gemeinsame Ziele und Interessen im Gotthard-Korridor zu erkennen und zu bearbeiten.
Mit der Umsetzung ausgewählter kleinerer Massnahmen als Pilotprojekte könnte die
Identifikation mit dem Gotthard-Korridor gestärkt werden. In die Realisierung könnten
auch italienische Akteure eingebunden werden. Die im Rahmen dieser Pilotprojekte ge-
knüpften Kontakte könnten künftig für weitere gemeinsame Projekte genutzt werden.
Das durch die öffentliche Hand – auch im Rahmen der vorliegenden Untersuchung – auf-
gearbeitete Wissen zur NEAT kann für private und halb-öffentliche Akteure Impulse für ei-
gene Aktivitäten liefern, um die erkannten Chancen und Risiken aktiv anzugehen. Die öf-
fentliche Hand könnte in diesem Sinn als Impulsgeberin für Zielgruppen wie Tourismu-
sorganisationen, Bildungsinstitutionen oder Verkehrsbetriebe fungieren.
Management Summary ECOPLAN
8
Fokussierung auf die Rolle als Impulsgeberin
Mit Blick auf die Ergebnisse der durchgeführten Ämterkonsultation (vgl. dazu Anhang B die-
ses Berichts) steht für die Auftraggeber der Untersuchung aktuell der letztgenannte Ansatz
im Vordergrund. Gegen eine weitergehende und/oder stärker institutionalisierte Zusammen-
arbeit sprechen vor allem zwei Punkte:
Voraussetzung für die multilaterale Realisierung einer Massnahme durch die öffentliche
Hand sind deren unmittelbare Notwendigkeit sowie der zusätzliche Nutzen, der ge-
genüber einer unilateralen Realisierung der Massnahme resultieren muss. Eine Umschau
im Gotthard-Korridor hat gezeigt (vgl. Abbildung K-2), dass verschiedene mit der NEAT
verbundene Chancen bereits bearbeitet werden. Zudem wird anerkannt, dass die Nutzung
der Chancen der NEAT und die Reduktion ihrer Risiken primär Aufgabe der privaten Ak-
teure und nicht der öffentlichen Hand ist.
Weiter spricht die Heterogenität der Interessen gegen eine breitere und/oder tiefere
Zusammenarbeit der öffentlichen Akteure innerhalb des Gotthard-Korridors im Zuge der
NEAT-Eröffnung. Für die verschiedenen Akteure stehen bezüglich Zusammenarbeit un-
terschiedliche Konstellationen im Vordergrund: Zusammenarbeit zwischen räumlichen
Nachbarn, zwischen gleichartigen Akteuren (z.B. Städten) und/oder zwischen den regio-
nalen Zentren und ihrem Hinterland (vgl. Abbildung K-1).
Ob diese Einschätzung auch im Zeitverlauf Bestand hat, wird sich zeigen. Die sich manifes-
tierenden Auswirkungen der NEAT-Eröffnung – sie lassen sich heute nur mit Unsicherheit
abschätzen – könnten Auslöser einer erneuten Diskussion sein, allenfalls unter Einbezug
weiterer Akteure. Mit dem vorliegenden Bericht ist eine Grundlage für solche Diskussionen
bereitgestellt worden. Der Bericht stellt in diesem Sinne auch einen ersten Schritt bei der
Umsetzung des oben beschriebenen vierten Ansatzes „öffentliche Hand als Impulsgeberin“
dar.
Bereits laufende Projekte und vorhandene Potenziale
Die Frage der Zusammenarbeit öffentlicher Akteure im Gotthard-Korridor stellt sich mit der
NEAT-Eröffnung nicht grundsätzlich neu. Die Akteure im Gotthard-Korridor streben laufend
danach, Aufgaben gemeinsam anzugehen, sobald die Vorteile einer Zusammenarbeit her-
vorstechen.
In naher Vergangenheit sind im Gotthard-Korridor zahlreiche Projekte mit oder ohne Bezug
zur NEAT (vgl. gelbe Kästen in der nachfolgenden Abbildung) lanciert worden. Trotz Hinder-
nissen wie beispielsweise der unterschiedlichen Sprachen und Mentalitäten oder vorhande-
ner Stadt-Land-Gegensätze werden einige davon in Zusammenarbeit von je unterschiedli-
chen beteiligten Akteuren realisiert.
Neben diesen bereits realisierten oder geplanten Projekten bestehen zusätzliche Potenziale,
die als Ansatzpunkte für künftige (Zusammenarbeits-)Projekte und für die Entwicklung ge-
meinsam getragener Massnahmen genutzt werden können. Eine Auswahl solcher Potenziale
ist ebenfalls in der nachfolgenden Abbildung (blaue Kästen) dargestellt.
Management Summary ECOPLAN
9
Abbildung K-2: Auswahl an Projekten und Potenzialen im Gotthard-Korridor (Ende 2014)
1. Einleitung ECOPLAN/IBR
10
1 Einleitung
Die für das Jahr 2016 geplante Eröffnung des Gotthard-Basistunnels (und die spätere Eröff-
nung des Ceneri-Basistunnels) stellt für den Gotthard-Korridor zwischen Zürich und Mailand
sowie für die ganze Schweiz ein wichtiges Ereignis dar. Aus der Verkürzung der Reisezeit
zwischen den Metropolitanräumen Zürich und Mailand, aber auch aus der Symbolkraft der
NEAT-Eröffnung als weitherum sichtbarer „Leuchtturm“ ergeben sich Chancen. Diese gilt es
zu identifizieren und zu nutzen. Gleichzeitig ergeben sich auch Risiken, die ein adäquates
Risikomanagement erfordern. Gefordert sind in erster Linie die privaten Akteure sich auf eine
Situation mit NEAT einzustellen und sich auf die damit verbundenen Chancen und Risiken
vorzubereiten.
Für die öffentliche Hand stellt sich die Frage, ob auch sie einen Beitrag leisten kann, damit
die Chancen der NEAT genutzt und die Risiken angegangen werden. Die von der Stadtent-
wicklung der Stadt Zürich in Auftrag gegebene, und von den Kantonen Schwyz, Uri und Tes-
sin mitgetragene „Gotthard-Studie“ fokussiert auf diese Fragestellung: Ergibt sich für die öf-
fentliche Hand wegen der bevorstehenden NEAT-Eröffnung ein Handlungsbedarf für die Zu-
sammenarbeit zwischen städtischen und ländlichen Räumen entlang der Line Zürich – Mai-
land? Und falls ja: Wie könnte dieser Handlungsbedarf wahrgenommen werden?
1.1 Ziele der Studie
Ziel der Studie ist es, anhand konkreter Massnahmen aufzuzeigen, wie die öffentlichen Ak-
teure der städtischen und ländlichen Regionen innerhalb des Gotthard-Korridors zusammen-
arbeiten könnten, um die festgestellten Potenziale zu nutzen resp. um Risiken zu minimieren.
Die Massnahmen sollen im Kontext der NEAT-Eröffnung zu einer sinnvollen und von den
öffentlichen Akteuren gewünschten Intensivierung der bilateralen oder multilateralen Zusam-
menarbeit im Gotthard-Korridor zwischen Stadt und Land führen, aber auch zwischen den
Gebieten nördlich und südlich des Gotthards.
Unter Massnahmen verstehen wir gemeinsame Aktivitäten der öffentlichen Hand im Zuge
der NEAT-Eröffnung. Es geht in der Studie also nicht um unilaterale Massnahmen, die die
Gebietskörperschaften (Gemeinden, Regionen, Kantone) entlang der NEAT-Achse je für sich
selber und unabhängig von anderen umsetzen können. Vielmehr geht es um bilaterale und
multilaterale Massnahmen: Ein solcher Ansatz macht aus Sicht einer öffentlichen Gebiets-
körperschaft nur dann Sinn, wenn entweder die Ziele im Alleingang nicht oder nur mit höhe-
rem Ressourcenaufwand erreicht werden können oder wenn durch gemeinsames Handeln
mehr erreicht werden kann. Die Grundlage für ein gemeinsames Handeln sind gemeinsame
Interessen, Bedürfnisse und Ziele welche deshalb in der Studie eine bedeutende Rolle spie-
len.
1. Einleitung ECOPLAN/IBR
11
1.2 Aufbau des Berichts
Der Bericht ist in zwei Teile gegliedert:
Im Hauptbericht werden die zentralen Erkenntnisse und Überlegungen zu einer künftigen
Zusammenarbeit im Gotthard-Korridor wiedergegeben.
Im Hintergrundbericht sind die im Rahmen der Studie aufgearbeiteten Grundlagen zum
Untersuchungsraum und zur NEAT dargestellt. Er enthält auch vertiefende Analysen und
Informationen von Fragestellungen, die im Hauptbericht nur kurz diskutiert werden.
Die Unterteilung in die beiden Berichtsteile widerspiegelt auch das Vorgehen bei der Erarbei-
tung des vorliegenden Berichts.
In einem ersten Schritt sind vom Bearbeitungsteam der Studie die im Hintergrundbericht
festgehaltenen Grundlagen erarbeitet worden.
In einem zweiten Schritt ging es darum, in Kenntnis der Ergebnisse des Hintergrundbe-
richts neue Zusammenarbeitsoptionen, die sich aus der NEAT-Eröffnung am Gotthard er-
geben, zu identifizieren und zu bewerten. Hierzu sind mit ausgewählten Repräsentanten
wichtiger öffentlicher und halb-öffentlicher Akteure im Untersuchungsperimeter Experten-
gespräche geführt worden.1 Zusätzlich wurden im Rahmen einer informellen Ämterkonsul-
tation die abgeleiteten Handlungsfelder und Massnahmenvorschläge auf ihre Akzeptanz
bei den teilnehmenden Partner geprüft.2
Die erarbeiteten Vorschläge im Hauptbericht basieren somit nicht auf einer „theoretischen“
Analyse des Bearbeitungsteams dieser Studie, sondern auf Einschätzungen von Vertreterin-
nen und Vertretern wichtiger Gebietskörperschaften und Organisationen innerhalb des Gott-
hard-Korridors. Diese „Übungsanlage“ drängt sich auf, weil gemäss Abschnitt 1.1 Massnah-
men zu identifizieren sind, die von den angesprochenen öffentlichen Akteuren auch getragen
werden.
Leseempfehlung:
Für eilige Leserinnen und Leser mit Interesse an den Ergebnissen der Studie empfehlen wir
den Hauptteil des Berichts. Leserinnen und Leser, die sich auch für die Hintergründe zu den
erwarteten Auswirkungen der NEAT interessieren, empfehlen wir zusätzlich die Lektüre der
Kapitel 10 bis 14 des Hintergrundberichts.
1 Anhang A gibt Auskunft über die in das Interview-Programm eingebundenen Personen.
2 Anhang B und C zeigen die Ergebnisse der Ämterkonsultation und die verwendeten Unterlagen (Factsheets und
Fragebogen).
1. Einleitung ECOPLAN/IBR
12
Hauptbericht
Dieser Berichtsteil fasst die zentralen Ergebnisse der Studie zusammen. Der Hauptbericht ist
wie folgt strukturiert:
Kapitel 2 gibt einen kurzen Überblick über den Untersuchungsraum, den Gotthard-
Korridor. Dabei wird einerseits die Einordnung der Teilgebiete in das Stadt-Land-
Spektrum beleuchtet. Andererseits zeigt das Kapitel auch die heute im Korridor stattfin-
dende Zusammenarbeit, laufende Projekte und künftige Potenziale.
Kapitel 3 umreisst die von der NEAT ausgehenden erwarteten Wirkungen, Chancen und
Risiken. Dazu wird auch kurz auf das neue Verkehrsangebot, auf die Nutzniessenden der
NEAT und auf die Bedeutung der privaten Akteure eingegangen.
Kapitel 4 stellt dar, welche Interessen die an der Studie beteiligten Partner in Zusammen-
hang mit der NEAT-Eröffnung verfolgen und welche Handlungsoptionen sich ihnen bie-
ten. Basierend auf dem ausgewiesenen Massnahmenspektrum und auf den Interessenla-
gen der teilnehmenden Partner werden die thematischen Schwerpunkte für künftige
Massnahmen identifiziert.
Kapitel 5 zeigt schliesslich, wie die Zusammenarbeit im Gotthard-Korridor künftig organi-
siert und gefördert werden könnte.
In den Anhängen A und B sind die durchgeführten Interviews und die Ergebnisse der infor-
mellen Ämterkonsultation dargestellt. In Anhang C sind die in der Ämterkonsultation verwen-
deten Factsheets zu den identifizierten Handlungsfeldern abgebildet.
2. Der Gotthard-Korridor vor der NEAT-Eröffnung ECOPLAN/IBR
13
2 Der Gotthard-Korridor vor der NEAT-Eröffnung
In der vorliegenden Studie geht es um sinnvolle und erwünschte neue Möglichkeiten zur Zu-
sammenarbeit zwischen Stadt und Land innerhalb des Gotthard-Korridors, die sich durch die
NEAT-Eröffnung ergeben. Als Grundlage für die weiteren Analysen ist in einem ersten Schritt
der Untersuchungsraum „Gotthard-Korridor“ zu definieren. Anschliessend werden die Teilge-
biete im Stadt-Land-Spektrum verortet. Im darauffolgenden Schritt wird gezeigt, wie die Zu-
sammenarbeit im Korridor heute organisiert ist und welche Projekte und Potenziale für die
Zukunft des Gebietes relevant sind.
2.1 Betrachteter Gotthard-Korridor
Der in der Studie verwendete Untersuchungsperimeter ist definiert durch den Gotthard-
Korridor zwischen der Stadt Zürich und der Stadt Mailand. Die folgende Abbildung zeigt in
blauer Farbe den Untersuchungsperimeter in einer Übersichtskarte.
Abbildung 2-1: Untersuchungsperimeter „Gotthard-Korridor“
2. Der Gotthard-Korridor vor der NEAT-Eröffnung ECOPLAN/IBR
14
2.2 Einordnung im Stadt-Land-Spektrum
Als Betrachtungseinheiten für die Einordnung wurden in der Schweiz die Gemeinden ge-
wählt. Die folgende Grafik teilt die Gemeinden innerhalb des Korridors in städtische und länd-
liche Gemeinden (gemäss regiosuisse-Gemeindetypologie3) ein.
Abbildung 2-2: Untersuchungsperimeter und MS-Regionen in der Schweiz
Quelle: Eigene Darstellung, Google Maps (rechts)
Eine genaue, eindimensionale Einordnung der einzelnen Gebiete in das Stadt-Land-
Spektrum ist schwierig, da es sich in Abhängigkeit der eingenommenen Sichtweise in ver-
schiedensten Facetten zeigt:
Das Stadt-Land-Verständnis auf Ebene der Bevölkerung kann sich von jenem der Verwal-
tung unterscheiden.
Die Selbstwahrnehmung kann von der Aussenwahrnehmung abweichen.
3 Vgl. regiosuisse (2011), Kapitel 2.
Regiosuisse Gemeindetypen
Metropolräume
Städtische Gemeinden und Agglo
Periurbaner ländlicher Raum
Alpine Tourismuszentren
Peripherer ländlicher Raum
Zürich
Knonaueramt
Zimmerberg
Uri
Innerschwyz
Einsiedeln
March-Höfe
Zug
Tre Valli
Locarno Bellinzona
Lugano
Mendrisio
Erstfeld
Bodio
Arth-Goldau
Chiasso
Gotthard-Basistunnel
2. Der Gotthard-Korridor vor der NEAT-Eröffnung ECOPLAN/IBR
15
Aus Sicht einer agrarischen Gemeinde ist das lokale Zentrum eher urban, während aus
Sicht einer städtischen Metropole ein lokales Zentrum eher ländlich anmutet.
Wirtschaftlich kann eine Gemeinde oder eine Region insbesondere im Dienstleistungs-
und Industriesektor stark sein. Trotzdem können in der Bevölkerung traditionelle Werte
stark verankert sein, die üblicherweise eher agrarisch-ländlich geprägten Räumen zuge-
rechnet werden.
In dieser Studie wird eine pragmatische Einordnung der Gebiete gemäss der Agglomerati-
onsdefinition sowie den BFS/regiosuisse-Gemeindetypen verwendet. Dies im Wissen, dass
sich die Bedürfnisse und Interessen der Gebiete nicht nur aus diesen Typen ableiten lassen.
Zu den urbanen oder städtischen Gebieten werden damit neben dem städtischen Gross-
raum Zürich (mit den Agglomerationen Zürich, Wetzikon, Pfäffikon, Lachen, Rapperswil und
Wohlen) und dem Grossraum Mailand (mit den Städten Mailand, Como, Varese und Novara)
die folgenden Gebietseinheiten gezählt:
Die mittleren Agglomerationen Zug, Lugano und Locarno mit ihren Umlandgemeinden
Die kleinen Agglomeration Schwyz, Bellinzona und Chiasso-Mendrisio mit ihren Umland-
gemeinden
Zum ländlichen Raum werden die folgenden Raumtypen gezählt:
Periurbaner ländlicher Raum
Peripherer ländlicher Raum und
Alpine Tourismuszentren
Innerhalb des Gotthard-Korridors sind insbesondere der Kanton Uri, Innerschwyz und das
nördliche Tessin grossflächig durch ländliche Gemeinden geprägt.
Vertiefungen im Hintergrundbericht
Zusätzliche Informationen und Übersichten zum Gotthard-Korridor und seinen Teilräumen sind im Hintergrundbericht
wie folgt zu finden:
- Kapitel 9: Ausgewählte Strukturdaten zu den einzelnen Teilräumen des Korridors
- Anhang D (Kap.15): Ausprägung ausgewählter Standortfaktoren sowie Branchen- und Wirtschaftsstruktur
2.3 Heutige Zusammenarbeit im Gotthard-Korridor
Es ist angesichts der vorhandenen Grössenunterschiede, der geografischen Lage, der unter-
schiedlichen Sprachen auf der Nord- und der Südseite des Gotthards, der unterschiedlichen
Herausforderungen und Interessen nicht erstaunlich, dass die heutige Zusammenarbeit im
oben definierten Gotthard-Korridor eher lose ist.
Die bestehenden formellen Gefässe setzen sich meist aus thematischen Interessengruppen,
Nachbarkantonen und angeschlossenen Gemeinden zusammen. Keine der bestehenden
Institutionen deckt spezifisch den gesamten Gotthard-Korridor ab oder vermag es, die The-
matik der Stadt-Land-Gemeinsamkeiten abzudecken, wie die folgende beispielhafte Aufzäh-
lung illustriert:
2. Der Gotthard-Korridor vor der NEAT-Eröffnung ECOPLAN/IBR
16
Die Zentralschweizer Regierungskonferenz ZRK (mit Zürich und Aargau als beobachten-
den Mitgliedern), die Metropolitankonferenz Zürich (mit den Kantonen Schwyz und Zug
sowie verschiedenen ihrer Gemeinden) oder die „Greater Zurich Area“ als kantonsüber-
greifende Wirtschaftsförderungsinstitution umfassen entweder einen räumlich weiter ge-
fassten Kreis oder schliessen einzelne Gebiete aus.
Die Regierungskonferenz der Gebirgskantone (RGKG) beschränkt sich auf den Einbezug
der Gebirgskantone.
Im Gotthard-Komitee sind zwar alle Kantone auf der Achse Basel-Tessin vertreten, es
konzentriert sich thematisch aber vor allem auf die Verkehrspolitik, unter anderem auf den
Güterverkehr.
Im Programm San Gottardo 2020, einem Gemeinschaftsprojekt zur Unterstützung der
Regionalentwicklung des Gotthardraumes, sind die Kantone Uri, Tessin, Wallis und Grau-
bünden vertreten.
Zwischen den Gebieten nördlich und südlich des Gotthards (z.B. zwischen Zürich und dem
Kanton Tessin, zwischen Schwyz und dem Tessin) bestehen derzeit ebenfalls nur wenige
Kontakte, die über die Diskussion aktueller Problemlagen hinausgehen. Einen vor allem in-
formellen Austausch zu verschiedenen Themen pflegen die Kantone Schwyz und Uri. Auf der
informellen Ebene findet unter dem Namen „Brückenschlag Uri-Zürich“ auch alle zwei Jahre
ein Treffen zwischen dem Gemeinderat Zürich und dem Landrat Uri statt. Darüber hinaus gibt
es keine bedeutenden Kooperationen.
Für diese eher losen Formen der Zusammenarbeit sind unter anderem räumliche Hindernis-
se und Distanzen (Alpen), verkehrliche Distanzen (Reisezeit, Umsteigevorgänge, Erreichbar-
keit), aber auch psychologische und kulturelle Aspekte verantwortlich. Zu letzteren zählen wir
auch den Trennungscharakter der Landesgrenze, vorhandene Stadt-Land-Gegensätze, un-
terschiedliche Mentalitäten, die beiden Sprachen oder noch immer vorhandene Stereotypen.
Trotzt dieser Hindernisse ist der Raum in Bewegung. In den letzten Jahren wurde – wohl
teilweise auch mit Blick auf die für das Jahr 2016 geplante NEAT-Eröffnung – eine Entwick-
lung angestossen, die sich in zahlreichen Projekten manifestiert, an welchen sich die Ge-
bietskörperschaften des Gotthard-Korridors (hier v.a. die Kantone) je unterschiedlich beteili-
gen. Neben diesen bereits realisierten oder geplanten Projekten bestehen zusätzliche Poten-
ziale, die als Ansatzpunkte für künftige (Zusammenarbeits-)Projekte und die Entwicklung
gemeinsam getragener Massnahmen genutzt werden könnten.
Abbildung 2-3 zeigt eine Auswahl an Projekten (gelb) und Potenzialen (blau) im Gotthard-
Korridor als Kartendarstellung.4 In der anschliessenden Abbildung 2-4 sind ausgewählte Pro-
jekte im Gotthard-Korridor kurz beschrieben. Es handelt sich um eine Momentaufnahme En-
de 2014, die nicht Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.
4 Quellen: Eigene Recherche gemäss Anhang E und durchgeführte Expertengespräche.
2. Der Gotthard-Korridor vor der NEAT-Eröffnung ECOPLAN/IBR
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Abbildung 2-3: Ausgewählte Potenziale und Projekte im Gotthard-Korridor (Dezember 2014)
2. Der Gotthard-Korridor vor der NEAT-Eröffnung ECOPLAN/IBR
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Abbildung 2-4: Laufende oder geplante Projekte im Gotthard-Korridor (Auswahl)
Projekte Kurzbeschreibung Beteiligte / Betroffene
Sakrallandschaft Vernetzungsplattform von Klöstern, Kirchen, Wallfahrtsorten und kulturhistorischen Stätten (interkantonales NRP-Projekt).
Innerschweizer Kantone
Gästival Festlichkeiten zum 200-jährigen Jubiläum des Zentralschweizer Tourismus im Jahr 2014/15. Der Fokus liegt auf der Gastfreund-schaft.
Uri, Schwyz, Luzern, Ob- und Nidwalden
Marketingkonzept SBB Bergstrecke
Die SBB entwickelt derzeit ein Marketingkonzept für die Gotthard-Bergstrecke
Uri, Tessin
Projektgruppe NEAT-Eröffnung
Koordinationssitzungen
Im Kanton Uri wurde eine Projektgruppe eingesetzt, welche die verschiedenen Aktivitäten der Gotthard-Kantone und des Bundes im Zuge der NEAT-Eröffnung koordiniert. Im Kanton Tessin finden regelmässige Koordinationssitzungen zur Inwertsetzung der Berg-strecke statt.
Uri, Tessin
Gotthard-Bergstrecke Die Gotthard-Bergstrecke wird in Wert gesetzt. Derzeit ist noch nicht klar, welche Angebote zu Verfügung stehen werden. Die SBB sieht für die Gotthard-Bergstrecke eine S-Bahn von Biasca nach Erstfeld vor (mit Umsteigen in Erstfeld).
Uri, Tessin
Bahnerlebniswelt Gotthard
SBB-Historic
Club del San Gottardo
SBB Historic setzt sich für die Erhaltung historischer Schienenver-bindungen und Lokomotiven ein. Zwischen Erstfeld (SBB Historic) und Biasca (Club del San Gottardo) ist eine «Bahnerlebniswelt Gotthard» geplant.
Uri, Tessin
Tourismusresort Andermatt In Andermatt entsteht derzeit das Tourismusresort des ägyptischen Investors Sawiris. Ein 5-Sterne Luxushotel („The Chedi“) wurde im Dezember 2013 eröffnet, und es werden in den nächsten Jahren weitere Infrastrukturen hinzukommen.
Uri
SkiArena Andermatt-Sedrun Der Bund hat im Juni 2014 die neue Skigebietsverbindung und den Skigebietsausbau in Andermatt und Sedrun bewilligt. Die Eröffnung ist für die Jahre 2016/2017 geplant.
Uri, Graubünden
Programma San Gotthardo 2020
Das interkantonale Projekt „San Gottardo 2020“ im Rahmen der Neuen Regionalpolitik (NRP) zielt darauf ab, den Gotthardraum zu einem zusammenhängenden Lebens- und Wirtschaftsraum zu entwickeln. Unter dem Dach „San Gottardo“ können Private ihre Initiativen/Projekte zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region durchführen.
Uri, Tessin, Graubünden, Wallis
UNESCO Welterbe Kandidatur Eine Kandidatur der Gotthard-Bergstrecke als UNESCO Welterbe wird derzeit geprüft. Eine Einreichung der Kandidatur wäre frühes-tens 2016 möglich, ein Entscheid etwa 2019.
Uri, Tessin
Kompetenzzentrum nach-haltige Mobilität und Eisen-bahntechnologie
Derzeit wird ein Innovations- und Kompetenzzentrum für „nachhal-tige Mobilität und Eisenbahntechnologie“ in Bellinzona vorangetrie-ben. Beteiligte Partner sind u.a. der Kanton Tessin, die Stadt Bellinzona und die SBB.
Tessin (Soprace-neri)
Gemeindefusionen Im Raum Leventina, Bellinzona, Biasca sind derzeit verschiedene Gemeindezusammenschlüsse geplant bzw. werden diskutiert. Dies bietet grosse Effizienzsteigerungspotenziale.
Tessin
Kulturzentrum in Lugano (LAC) In Lugano entsteht bis 2015 das neue Kunst- und Kulturzentrum LAC. Es bietet unter anderem Infrastrukturen für Konzerte, Theater, Ausstellungen und Open-Airs.
Tessin (Sottoce-neri)
Tecnopolo Ticino Biomedicale Bellinzona
Die Biomedizinische Fakultät der USI wird künftig in Bellinzona und Lugano angesiedelt sein.
Tessin (Soprace-neri)
Verbindung Lugano Centro – Bioggio (tram treno)
In Lugano befindet sich die direkte Verbindung zwischen Bioggio-Lugano Centro des neuen tram-treno in Projektierung. Die neue Linie soll unter anderem den Flugplatz Agno sowie die Umlandge-meinden der Agglomeration Lugano besser erschliessen.
Tessin (Sottoce-neri)
2. Der Gotthard-Korridor vor der NEAT-Eröffnung ECOPLAN/IBR
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Projekte Kurzbeschreibung Beteiligte / Betroffene
Polo Aviatico Lodrino Das in Lodrino geplante Aviatikzentrum soll in einen Cluster von Aviatikfirmen im ganzen Kanton integriert werden.
Tessin
Nationalpark Locarnese Der rund um Locarno geplante Nationalpark soll unter anderem die Brissago-Inseln, das Centovalli und das Onsernonetal umfassen.
Tessin
Palazzo del Cinema Locarno Mit dem Filmpalast sollen die Zukunft des Filmfestivals Locarno und die Filmkultur im Tessin langfristig gesichert werden. Durch die Einrichtung eines festen Standorts der Festivalleitung und eines Kompetenzzentrums sollen ganzjährige Aktivitäten ermöglicht werden. In den Komplex sollen drei Filmsäle integriert werden.
Tessin (Sottoce-neri)
Parc Adula Mit dem geplanten Nationalpark „Parc Adula“ sollen der Schutz der Natur sowie die nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung in Einklang gebracht werden. Der Park soll unter anderem die Greina-Hoch-ebene, die Rheinquellen und das Naturschutzgebiet „Trescolmen“ umfassen.
Tessin, Grau-bünden
Inwertsetzung Monte San Giorgio / Monte Generoso
Die zwei Berge nahe Mendrisio sollen in Wert gesetzt werden. Das Projekt am Monte San Giorgio baut auf der Anerkennung als UNE-SCO-Welterbe auf. Auf dem Monte Generoso ist unter anderem ein neues Bergrestaurant geplant.
Tessin
Nationales Langlaufzentrum Campra
In Campra soll das nationale Langlaufzentrum restrukturiert, er-neuert und ausgebaut werden. Das Projekt wird im Rahmen der NRP durch den Bund und den Kanton Tessin mitfinanziert.
Tessin
Campus SUPSI-USI Lugano Ein neuer Campus der beiden Tessiner Bildungsinstitutionen USI und SUPSI ist in Lugano-Viganello geplant.
Tessin
Linie Mendrisio-Varese Mit der im Bau befindlichen Eisenbahn-Linie zwischen Mendrisio und Varese werden zwei Metropolräume im Grenzgebiet Italien-Schweiz enger miteinander Verknüpft. Ein weiteres Teilstück zwischen Varese und Gallarate wird künftig den Flughafen Malpen-sa für das Tessin besser erschliessen.
Tessin / Lombar-dia
Expo Milano 2015
Die Expo Milano 2015 findet vom 1. Mai bis 31. Oktober 2015 unter dem Thema „Feeding the Planet – Energy for Life“ statt. Die Stadt Zürich wird gemeinsam mit den Städen Basel und Genf auftreten. Die Gotthardkantone (Uri, Tessin, Wallis, Gaubünden) werden ebenfalls einen gemeinsamen Auftritt haben. Im Vorfeld befindet sich das „Swiss Mobile House“ auf einer Tournee durch Italien.
Milano
Die folgende Abbildung zeigt die wichtigsten zusätzlichen Potenziale innerhalb des Gotthard-
Korridors, aus welchen sich Zusammenarbeitsoptionen eröffnen könnten.
Abbildung 2-5: Potenziale für Zusammenarbeitsoptionen im Gotthard-Korridor (Auswahl)
Potenzial Kurzbeschreibung Beteiligte / Betroffene
Kulturelle Veranstaltungen Zürich und Mailand bieten viele Möglichkeiten um Kunst und Kultur zu geniessen.
Zürich / Mailand
Flughafen Zürich-Kloten Der Flughafen Zürich-Kloten stellt die für die Schweiz wichtigen internationalen Flugverbindungen sicher.
Zürich
ETH / Universität Zürich Zürich verfügt unter anderem mit der ETH und der Universität (inkl. u.a. medizinische Fakultät) über ausgezeichnete, international ausgerichtete Bildungsinstitutionen.
Zürich
2. Der Gotthard-Korridor vor der NEAT-Eröffnung ECOPLAN/IBR
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Potenzial Kurzbeschreibung Beteiligte / Betroffene
Luzern Tourismus Luzern Tourismus bezieht gemäss Leistungsvereinbarung die Angebote in Uri, Schwyz und Nid- und Obwalden in ihre Marketing-aktivitäten ein.
Luzern, Uri, Schwyz, Nid- und Obwalden
Entwicklung Bahnhof Arth-Goldau
Der Bahnhof Arth-Goldau wird als NEAT-Bahnhof zu einem neuen Entwicklungsschwerpunkt am Rande des Grossraums Zürich.
Schwyz
Entwicklungsachse „Urmiberg“
In der Entwicklungsachse „Urmiberg“ zwischen Brunnen und Schwyz stehen rund 25 ha an Baulandreserven zur Ansiedlung von Unternehmen zur Verfügung.
Schwyz
Kantonsbahnhof Altdorf Der Kantonsbahnhof Altdorf soll ein vollwertiger NEAT-Halt werden und bildet einen Entwicklungsschwerpunkt des Kantons Uri mit rund 11 ha an Landreserven für Firmenansiedlungen und Wohnun-gen.
Uri
Ost-West-Bahnverbindung Die Matterhorn-Gotthard-Bahn zwischen Zermatt und St. Moritz hält in Andermatt. Der „Glacier Express“ stellt eine touristisch wertvolle Verbindung zwischen dem Oberwallis, der Surselva sowie dem Urserntal dar. Auch die Alpenpässe Oberalp und Furka tragen zum touristischen Wert bei.
Uri, Wallis, Graubünden
Sprachgrenze Am Gotthardpass befindet sich nicht nur die Sprachgrenze zwi-schen dem Italienischen und dem Deutschen; in der Surselva wird ausserdem das Rätoromanische gepglegt (Sursilvan).
Uri, Tessin, Graubünden
„Mitte“ des Korridors Bellinzona bildet den „Schwerpunkt“ des Gotthard-Korridors in der Mitte zwischen Zürich und Mailand. Der Raum „Bellinzonese e Valli“ bietet noch genügend Landreserven und profitiert sowohl vom Gotthard- als auch vom Ceneri-Basistunnel.
Tessin (Soprace-neri)
Film-Festival Locarno Das Film-Festival Locarno ist über die Schweizer Grenzen bekannt und hat internationale Ausstrahlung.
Tessin (Sottoce-neri)
Lago di Lugano / Lago Maggiore
Die Tessiner Seen sind Tourismusmagnete. Sie laden zum Baden oder Camping ein.
Tessin / Italien
USI Die Università della Svizzera italiana (USI) bietet in Italienisch und Englisch eine breite Palette an universitären Lehrgängen an.
Tessin
Architekturakademie Mendrisio
Die zur USI gehörende Architekturakademie in Mendrisio ist inter-national ausgerichtet und konzentriert sich insbesondere auf archi-tekturnahe Studien. Aktuell ist ein Ausbau der Akademie geplant.
Tessin (Sottoce-neri)
Flughafen „Malpensa“ Der internationale Flughafen „Malpensa“ liegt rund 20 km südlich des Lago Maggiore und rund 45 km nordwestlich vom Zentrum Mailands. Er wird auch für Schweizer Reisende gut erreichbar sein.
Lombardia
Politecnico di Milano Renommierte technische Universität mit Spezialisierung in Ingeni-eurwissenschaften und Architektur
Milano
Anhang E (Kapitel 16) enthält einige interessante Weblinks zu ausgewählten Projekten und
Potenzialen.
3. Auswirkungen der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR
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3 Auswirkungen der NEAT am Gotthard
Der Trennungscharakter der Alpen und des Gotthards wird heute durch drei bestehende
Verkehrswege aufgeweicht: die Gotthard-Autobahn inkl. Strassentunnel und die Gotthard-
Passstrasse sowie die historische Eisenbahnverbindung auf der Gotthard-Bergstrecke. Zu
diesen für die Schweiz und Europa wichtigen transalpinen Verbindungen wird mit der NEAT
ab dem Jahr 2016 eine neue Eisenbahnverbindung hinzukommen. Auf dieses neue Ver-
kehrsangebot, die Auswirkungen und Nutzniessenden sowie auf entstehende Herausforde-
rungen wird in den folgenden Abschnitten eingegangen.
3.1 Neues Verkehrsangebot am Gotthard
Das neue Verkehrsangebot setzt sich aus zwei neuen Tunnelprojekten zusammen. Der Gott-
hard-Basistunnel sowie der Ceneri-Basistunnel. Beide Elemente zusammen verkürzen die
Bahnreise zwischen Zürich und Mailand um rund eine Stunde auf ca. 2 Stunden und 40 Mi-
nuten. Sie haben aber auch Auswirkungen auf die Reise innerhalb des Korridors, z.B. von
Arth-Goldau nach Bellinzona, von Lugano nach Altdorf oder von Zug nach Locarno. Die fol-
gende Abbildung zeigt die angenommenen Veränderungen in der Reisezeit.
Abbildung 3-1: Auswirkungen der NEAT am Gotthard auf die Reisezeiten
Welche Reisezeitveränderungen sich tatsächlich für einzelne Gemeinden oder Regionen
ergeben, hängt von verschiedenen Einflussfaktoren ab, unter anderem vom Fahrplankonzept
sowie vom lokalen und regionalen ÖV-Angebot.
Vertiefungen im Hintergrundbericht
Weitere Ausführungen zu erwarteten Auswirkungen der NEAT im Verkehrsangebot sind in Kapitel 10 zu finden.
3. Auswirkungen der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR
22
3.2 Nutzniessende der NEAT
Von diesen Reisezeitveränderungen im alpenquerenden Bahnverkehr werden in erster Linie
Reisende mit wenig Gepäck profitieren. Sie benutzen kein anderes Verkehrsmittel, weil sie
über kein solches verfügen (v.a. kein Auto) oder weil die Reise per Bahn schneller, komfor-
tabler und oder sicherer ist als mit einem alternativen Verkehrsmittel. Zu diesem Typus von
Reisenden gehören die folgenden:
Tages- und Wochenendtouristinnen und -touristen (einheimische und ausländische)
Geschäftsreisende
Tages oder Wochenpendlerinnen und -pendler (Arbeitnehmende)
Bildungsreisende (Lernende, Schülerinnen und Schüler)
Nachgelagert profitieren Unternehmen, für welche die aufgeführten Reisenden von Relevanz
sind. Für die Fragestellung der vorliegenden Studie nicht relevant ist der von der NEAT mas-
sgeblich profitierende Schienengüterverkehr sowie der nur indirekt betroffene Individual- und
Güterverkehr auf der Strasse.
Vertiefungen im Hintergrundbericht:
Weitere Ausführungen zu den Nutzniessenden der NEAT sind in Kapitel 12 zu finden.
Die privaten Akteure – Unternehmen und Haushalte – werden gemäss ihren Bedürfnissen
und Präferenzen auf die neuen Rahmenbedingungen reagieren. Darunter fallen die Überprü-
fung und Neuorganisation der räumlichen Anordnung ihrer Aktivitäten:
Wirtschaft: Prüfung der anvisierten Zielmärkte: Italien (für Unternehmen in der Deutsch-
schweiz) bzw. Schweiz/Deutschland (für italienische Unternehmen), Prüfung der Unter-
nehmensstandorte / Produktionsstandorte inkl. Lagerstandorte / Verteilnetze / Transport-
routen / Verkehrsmittelwahl (Modal-Split Strasse vs. Schiene), Ausweitung Einzugsgebie-
te für Geschäftsreisen
Wohnen und Arbeiten: Überprüfung der Wohn- und Arbeitsorte, Pendlerbeziehungen
und Verkehrsmittelwahl (unter Einbezug der Pendlerdistanzen)
Ausbildung: Wahl der Bildungsinstitutionen, Überprüfung Wochenaufenthalter-Status
(Abwägung Kosten Wochenaufenthalt vs. Kosten des Pendelns)
Freizeit und Tourismus: Wahl der Zielorte (Entdeckung neuer Orte), Aufenthaltsdauer
(Tages- oder Mehrtagesausflüge), Wahl der Übernachtungsmöglichkeiten, Wahl der Akti-
vitäten am Zielort, Neufestlegung der Ferienbudgets, Überprüfung der Verkehrsmittelwahl
Diese Verhaltensänderungen bestimmen die künftigen Verkehrsströme und das Verkehrs-
aufkommen auf der Schiene. Die SBB und der Bund gehen langfristig von einer Verdoppe-
lung der Verkehrsnachfrage auf dem Gotthard-Korridor von rund 8‘000 Personen pro Tag im
Jahr 2010 auf 16‘000 Personen pro Tag im Jahr 2030 aus. 5 6
5 Vgl. ARE (2011), Wirtschaftlichkeitsstudie NEAT 2010, Hauptbericht. Bern.
3. Auswirkungen der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR
23
3.3 Chancen, Risiken und Herausforderungen
Die wirtschaftlichen Chancen der NEAT werden durch die heutigen wirtschaftlichen Struktu-
ren, aber auch durch das NEAT-Projekt selber eingeschränkt:
Innerhalb (d.h. ohne die „Enden“ Zürich und Mailand) der nunmehr kurzen Reisezeiten
liegen nur sehr beschränkt wirtschaftlich starke Gebiete, die sich wesentlich über das heu-
tige Ausmass hinaus austauschen könnten.
Der erste Überblick zu den Nutzniessenden der NEAT in Abschnitt 3.2 zeigt zudem, dass
nur Reisende von der schnelleren Verbindung profitieren werden, die spezifische Merk-
male aufweisen.
Nicht profitieren werden Reisende, die vorwiegend auf den Strassenverkehr angewiesen
sind.
Wären es statt Bellinzona und Altdorf/Schwyz die beiden Metropolräume Zürich und Mailand,
die in unmittelbare verkehrliche bzw. zeitliche Nähe rücken, wären vom Gotthard-Basistunnel
wesentlich stärkere Effekte zu erwarten, da sogenannten Agglomerationseffekte (bspw. Effi-
zienzgewinne aus einem vergrösserten Arbeitsmarkt oder aus Wissensspillovers durch er-
höhte Arbeitskräftemobilität) erzielt werden könnten.
Wie oben erwähnt, dürfte sich das zusätzliche Verkehrsaufkommen im Bahnverkehr in etwa
verdoppeln. Wie genau welche Akteure auf die Verbindung reagieren werden, lässt sich der-
zeit noch nicht abschliessend beurteilen. Es lassen sich aber Chancen der neuen schnelle-
ren Verbindung identifizieren:
Im Tourismus können durch die lange und breite Wertschöpfungskette auch andere Wirt-
schaftsakteure profitieren, insbesondere tourismusnahe Betriebe. Beim Lötschberg-
Basistunnel hat sich zudem gezeigt, dass die Übernachtungen in der Parahotellerie
(Camping, Mietwohnungen, Ferienwohnungen etc.) im Wallis zugenommen haben.
In den ersten zwei, drei Jahren nach der Eröffnung des Tunnels wird es viele Ausflügle-
rinnen und Ausflügler geben, welche die Fahrt durch den Tunnel erleben wollen (Eröff-
nungs-„Hype“). Wegen der verkürzten Reisezeit werden die Rahmenbedingungen für
Kurzausflüge besser.
Der Geschäftsreiseverkehr kann ebenfalls in tourismusnahem Branchen positive Effekte
mit sich bringen. Daneben vergrössert der zeitlich kürzere und damit effizientere Ge-
schäftsreiseverkehr auch das mit vertretbarem Reisezeitaufwand abdeckbare Einzugsge-
biet von bestehenden Firmen im Gotthard-Korridor.
Auf dem Arbeitsmarkt vergrössert sich das Einzugsgebiet, was die Standortqualität des
Gotthardraums im Vergleich zu anderen Teilräumen steigern kann. Auch als Wohnort
gewinnt der Raum an Attraktivität, wenn dank Reisezeitverkürzungen neue Arbeitsmärkte
und damit Beschäftigungsmöglichkeiten in Pendlerdistanz rücken.
6 Vgl. ARE (2011), Nationales Personen- und Güterverkehrsmodell des UVEK. Durchschnittlicher Tagesverkehr
2010 für den Personen- und Güterverkehr. Bern.
3. Auswirkungen der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR
24
Im Gotthardmassiv selbst entsteht bei einer Erhaltung der bestehenden Gotthard-
Bergstrecke ein neues touristisches Potenzial. Mit der in Andermatt bestehenden Ost-
West-Verbindung über die Alpenpässe Oberalp nach Sedrun (GR) und die Furka ins
Goms (VS) stehen den Gästen vielfältige weitere Möglichkeiten offen.
Die gute Anbindung der Zentren an die NEAT-Strecke kann zu einer verstärkten Verdich-
tung in den Zentren und zu insgesamt kürzeren Wegen führen.
Der Gotthardpass als natürliche Barriere verliert mit der schnelleren Verbindung einen Teil
seines trennenden Charakters. Die psychologische Grenze zwischen Nord und Süd und
zwischen den Sprachregionen wird durchlässiger.
Im Gotthard-Korridor und in der Zentralschweiz lässt sich in den letzten Jahren eine ge-
wisse Dynamik feststellen. Es wurde – wohl auch mit Blick auf die für das Jahr 2016 ge-
plante NEAT-Eröffnung – eine Entwicklung angestossen, die sich in zahlreichen Projekten
manifestiert (vgl. hierzu die Zusammenstellung in Abschnitt 2.3). Durch die Weiterführung
der Projekte und den Ausbau dieser Potenziale ergeben sich zahlreiche Chancen für die
Zukunft.
Trotz aller Chancen ergeben sich auch Risiken, die es zu berücksichtigen gilt.
Durch die starke Anbindung der Zentren an die NEAT im Vergleich zum ländlichen Raum
besteht die Gefahr einer weiteren Verdichtung und Zentralisierung im urbanen Raum.
Auch der Druck auf den Wohnungsmarkt, insbesondere im Bereich der Zweitwohnungen
in Agglomerationen kann steigen.
Die grössere Nachfrage im Personenverkehr (Verdoppelung gegenüber 2013) stellt neue
Anforderungen an die regionale und lokale Verkehrsinfrastruktur.
Die schnellere Verbindung führt den Hauptstrom der Reisenden an den Gotthardgebieten
Uri und Leventina vorbei. Bricht ein Teil der Tourismusumsätze aufgrund dieses Transit-
Effekts weg, besteht die Gefahr, dass die im peripheren ländlichen Raum anzutreffende
Tendenz der Entvölkerung, der Überalterung sowie des „Brain Drain“ weiteren Auftrieb er-
hält.
Im Tourismus könnte sich im ganzen Korridor wegen den verkürzten Reisezeiten eine
Verschiebung vom Mehrtagestourismus zu Tagesausflügen ergeben.
Vertiefungen im Hintergrundbericht:
Weitere Ausführungen zu den Chancen und Risiken der NEAT-Eröffnung finden sich in Kapitel 14.
Weitere Herausforderungen im Gotthard-Korridor bestehen auch ohne die NEAT:
Die urbanen Gebiete müssen sich mit Herausforderungen in der Siedlungs- und Ver-
kehrspolitik, in der Finanzierung und im Ausgleich von Sonder- und Zentrumslasten, im
3. Auswirkungen der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR
25
Wohnungsmarkt, in der Freiraumentwicklung sowie im Umgang mit gesellschaftlichen
Spannungen auseinanderzusetzen.7
Insbesondere der periphere ländliche Raum ist mit anderen Herausforderungen konfron-
tiert. Der Bericht „Monitoring ländlicher Raum“8 weist dabei vor allem auf die Abwande-
rung von jungen Menschen in den urbanen Raum sowie die damit einhergehenden Über-
alterungstendenzen hin. Weitere aktuelle Themen in der Diskussion sind die Problematik
der „Kalten Betten“9, die Sicherstellung der Gesundheits- und Ärzteversorgung und der
Strukturwandel in der Landwirtschaft. Zudem bestehen teilweise Differenzen zwischen der
Selbstwahrnehmung und der Aussenwahrnehmung der als „ländlich“ geltenden Gebiete.
Eine weitere Herausforderung stellt die Sprachgrenze dar. Sie hindert die Kommunikation
zwischen Vertretern der Lombardei und der Deutschschweiz, weniger zwischen der
Deutschschweiz und dem Tessin. Das Erlernen von Fremdsprachen findet in Italien ver-
gleichsweise wenig Verbreitung und wenn eine Fremdsprache gelernt wird, dann meist
Englisch. In Bereichen wie beispielsweise dem Tourismus oder der Bildung fällt die
Sprachgrenze weniger ins Gewicht, da entweder keine sehr differenzierte Verständigung
erforderlich ist (Tourismus) resp. die englische Sprache eine grosse Bedeutung hat (Tou-
rismus und Wissenschaft). Zur Herausforderung wird sie deshalb vor allem im Geschäfts-
verkehr.
Allenfalls lassen sich mit gemeinsamen Massnahmen auch für diese bereits bestehenden
Problemfelder geeignete Lösungsansätze erarbeiten:
3.4 Bedeutung privater Aktivitäten
Bevor auf die verschiedenen Interessen der einzelnen Regionen und auf eine mögliche Zu-
sammenarbeit der öffentlichen Hand eingegangen wird, soll noch einmal die Bedeutung pri-
vater Aktivitäten im Kontext der NEAT-Eröffnung betont werden. In einer freien Gesellschafts-
und Wirtschaftsordnung ist es an den privaten Akteuren, die durch die NEAT am Gotthard
eröffneten Chancen zu nutzen und die entstehenden Risiken zu kontrollieren. Der zentrale
Beitrag der öffentlichen Hand liegt in der Realisierung der NEAT selbst, also in der Schaffung
von günstigen Rahmenbedingungen für die Aktivitäten der privaten Akteure.
Ein Beispiel mag dies illustrieren: Weil das südliche Tessin näher an den Kanton Schwyz
rückt, werden Schwyzerinnen und Schwyzer potenziell häufiger Tagesausflüge ins südliche
Tessin unternehmen. Es ist damit v.a. an den touristischen Leistungsanbietern des Tessins,
diese Chance zu erkennen und stärker in Schwyz für ihr Angebot zu werben. Ein Bedarf für
eine veränderte Zusammenarbeit auf öffentlicher institutioneller Ebene ergibt sich daraus
noch nicht unmittelbar. Die Ergebnisse aus bisherigen Studien zur NEAT am Lötschberg (vgl.
7 Vgl. ARE (2013), Urbane Herausforderungen aus Bundessicht, Bern.
8 Vgl. ARE (2012), Monitoring ländlicher Raum – Synthesebericht 2012, Bern.
9 Kalte Betten = Über längere Zeit leer stehende Zweitwohnungen
3. Auswirkungen der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR
26
Abschnitt 13.1 des Hintergrundberichts) zeigen dies: Der Verkehr zwischen Bern und dem
Wallis hat massiv zugenommen, und dies ist nicht auf eine intensivierte institutionelle Zu-
sammenarbeit der Kantone Bern und Wallis zurückzuführen.
4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR
27
4 Handlungsoptionen der öffentlichen Hand
Die erwarteten Veränderungen, Chancen und Risiken gemäss Kapitel 3 wurden in Interviews
mit den an der Studie beteiligten Interessengruppen und Kantonsvertreterinnen und
-vertretern10 vertieft. Der Fokus lag dabei auf der Frage, wie die öffentliche Hand auf diese
Entwicklungen am besten reagieren sollte und welche Formen der Zusammenarbeit sich
dafür aufdrängen würden. Aus den durchgeführten Interviews zeigte sich, dass sehr viele
Themen für mögliche Massnahmen erkannt werden. Abschnitt 4.1 gibt einen entsprechenden
Überblick.
Deutlich weniger gesehen wurde aber ein Bedarf, diese Massnahmen gemeinsam innerhalb
des Gotthard-Korridors anzugehen. Die aus den Massnahmen abgeleiteten Zusammenar-
beitspotenziale wurden oftmals nur eher abstrakt und als wenig ergiebig wahrgenommen.
Dies gilt insbesondere für die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Land. Dies wird ausge-
hend von einer Darstellung der Interessenlagen der an dieser Studie beteiligten Partner (vgl.
Abschnitt 4.2) in den Abschnitten 4.3 und 4.4 aufgezeigt. Abschnitt 4.3 enthält einen Über-
blick über jene thematischen Schwerpunkte und Handlungsfelder, in welchen Ansatzpunkte
für eine intensivierte Zusammenarbeit grundsätzlich gesehen werden. Abschnitt 4.4 fasst
schliesslich zusammen, wie in der bei den Partnern der Studie durchgeführten informellen
Konsultation auf die Zusammenarbeitsoptionen von Abschnitt 4.3 reagiert worden ist.
4.1 Massnahmenspektrum und räumliche Zusammenarbeitsebenen
Im Rahmen der Erarbeitung der Studie und insbesondere auch in den durchgeführten Inter-
views ist eine Vielzahl von möglichen Massnahmen identifiziert worden, mit welchen die öf-
fentliche Hand (noch) bessere Rahmenbedingungen zur eigenen wirtschaftlichen und gesell-
schaftlichen Entwicklung schaffen kann. Abbildung 4-1 enthält die entsprechende Zusam-
menstellung.
Abbildung 4-1: Mögliche Massnahmen der öffentlichen Hand mit Blick auf die Eröffnung der
NEAT am Gotthard
Bereich, Instrument Massnahmen
Wirtschaftsförderung – Abbauen von Hindernissen zur Ansiedelung von Unternehmen und Arbeitsplätzen
– Analyse von Bedürfnissen und Ausrichtung auf identifizierte Zielgruppen (selektiv)
– Förderung der dezentralen Ansiedlung von Unternehmen
– Vermehrte Nutzung der bestehenden Instrumente der Regionalpolitik (z.B. NRP)
– Konsolidierung der Steuersätze
Wohnstandortförderung – Aufzeigen der Vor- und Nachteile des Wohnkantons oder Wohnorts
– Unilaterale Verknüpfung mit Vorteilen eines Nachbarkantons (die Nähe zu Zürich/Mailand
10 Eine Übersicht über die in die durchgeführten Interviews eingebundenen Personen und Institutionen ist in An-
hang A wiedergegeben.
4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR
28
Bereich, Instrument Massnahmen
wird bereits häufig als Vorteil kommuniziert)
– Analyse und Abbau von Hindernissen für die interkantonale Migration / interkantonaler
„Familiennachzug“ (Arbeitsplätze, Kinderkrippenplätze, Ausbildungsplätze)
Raumplanung – Definition von Entwicklungsschwerpunkten z.B. bei hoher Wohnungsnachfrage (bzw.
mangelndem Bodenangebot) oder bei Firmenansiedelungen
– Entwicklung der NEAT-Bahnhofsgebiete („Hot-Spots“)
– Erschlossenes Bauland zur Verfügung stellen (Richt- und Nutzungsplanung)
– Bereits definierte Schwerpunkte an Entwicklung durch NEAT anpassen
– Abstimmung mit Verkehrsentwicklung im MIV und Langsamverkehr sowie bereits beste-
henden Angeboten
Verkehrsplanung – Anschlüsse der lokalen und regionalen Verkehrs an die NEAT sicherstellen
– Zugang der Gemeinden zum nationalen/internationalen Schienenverkehrsnetz verbessern
– Verbesserung der lokalen Nahverteilung
– NEAT-Bahnhöfe als Drehscheiben etablieren (Park+Ride, Einkaufsmöglichkeiten, Büro-
räume, Business-Center, Räume für Meetings)
– Abstimmung der regionalen und lokalen Verkehrsangebote
– Einflussnahme bei der Angebotsentwicklung im Fernverkehr
Bildung – Ausbau der Sprachkompetenz der Arbeitnehmer, Arbeitgeber und der Bevölkerung
– Steigerung der Schülerzahl durch Öffnung der Schulen für ausserkantonale Schüler
– Förderung des Bildungsaustauschs (Schüler, Lehrende, Studenten)
– Nutzung der Sprachkompetenzen (z.B. Schüleraustausch, Lehreraustausch)
– In Wertsetzung der Sprachkompetenzen und Sprachgrenze
Strategieentwicklung – Prüfung und allenfalls Überarbeitung der strategischen Ausrichtung der Aktivitäten auf
politischer Ebene und auf Verwaltungsebene inkl. Öffnung in alle Richtungen
– Erarbeitung von statistischen oder raumplanerischen Entscheidungsgrundlagen (Nutzung
von Synergien)
– Beobachtung der Entwicklungen aufgrund der NEAT zur frühzeitigen Feststellung von
möglichen Fehlentwicklungen („NEAT-Monitoring“)
Vernetzung – Knüpfen persönlicher Kontakte auf Verwaltungs-, Parlaments und Regierungsebene; dabei
breite Orientierung nach Norden und Süden, u.a. zur Förderung des gegenseitigen Ver-
ständnisses und zum Aufbau von Vertrauen als Basis für weitere gemeinsame Aktivitäten
– Ausbau der verwaltungsinternen und politischen Netzwerke über bisherige Grenzen hin-
weg (z.B. nach Italien oder ins Tessin).
– Pflegen regelmässiger informeller Kontakte im Gotthard-Korridor (z.B. bei Anlässen wer-
den zuerst die Partner aus dem Korridor als Gäste in Betracht gezogen).
– Strategische Ausrichtung der Netzwerkpflege auf oberster Stufe
– Diffusion von bestehenden und neuen Netzwerken in die Gemeinden (Einbezug der ländli-
chen Gemeinden)
– Einführung regelmässiger Austauschmöglichkeiten für die kantonalen Parlamente
– Festlegen regelmässiger bilateraler Treffen (formell oder informell)
Events – Durchführung von kulturellen Events / Kongressen mit Bezug zur NEAT und zum Gotthard-
Korridor: Innerhalb des Korridors bieten sich viele Orte für die Durchführung von eintägigen
Events an (Hinreise am Morgen, Rückreise am Abend mit dem ÖV).
– Förderung solcher Events könnte bei NEAT-Eröffnung intensiviert werden. Mit der NEAT
steigt das Einzugsgebiet für potenzielle Besucher von kulturellen Events.
– Einladungen für öffentliche Auftritte im In- und Ausland wahrnehmen
– Organisation und Förderung von Medienauftritten oder Eröffnungs-Events
4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR
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Bereich, Instrument Massnahmen
Kommunikation / Tourismus
– Nach aussen: Kommunikation der Angebote (insbesondere im Tourismus) gegenüber den
potenziellen Besuchern aus dem Raum Lombardei / Norditalien; neue Gästesegmente
– Nach innen: Sensibilisierung der lokalen/regionalen (Tourismus)Anbieter bezüglich des
Potenzials an Gästen aus der Lombardei / Norditalien
– Prüfung dieser Ausrichtung durch die kantonalen / regionalen Tourismusorganisationen
– Anpassung der kantonalen Tourismusstrategien an Auswirkungen der NEAT
– Analyse von Schwachstellen im regionalen Tourismus
– Definition neuer lokaler Angebote
– Erhöhung der Angebotsdichte durch Angebotsverknüpfung und verstärkte Vermarktung
Wissens- und Erfah-rungsaustausch
– Aufbau eines Wissens- und Erfahrungsmanagements (in verschiedensten Themen: Wirt-
schaftliche Entwicklung, Raumplanung)
– Intensivierung der Kontakte mit innovativen Kräften aus Wirtschaft und Gesellschaft
Viele der in Abbildung 4-1 aufgeführten Massnahmen können von den einzelnen Gebietskör-
perschaft im Gotthard-Korridor in eigener Regie und ohne Zusammenarbeit mit weiteren
Partnern realisiert werden. Auf unilaterale Massnahmen bzw. eine Umsetzung in Eigenregie
gehen wir in der vorliegenden Studie nicht weiter ein. Die Übersicht von Abbildung 4-1 kann
Denkanstösse für solche Aktivitäten liefern.
Steht eine Zusammenarbeit zur Diskussion, stellt sich die Frage auf welcher räumlichen
Ebene diese erfolgen soll. Im Gotthard-Korridor finden sich - wie in Kapitel 2 gezeigt - sehr
unterschiedliche räumliche Strukturen. Je nach Raumtyp, Grösse und Position innerhalb des
Korridors werden die verschiedenen Gebietskörperschaften die Herausforderungen und
Chancen sowie die Handlungsprioritäten in Zusammenhang mit der NEAT-Eröffnung unter-
schiedlich einstufen. Daraus dürften auch unterschiedliche Möglichkeiten und Bedürfnisse
einer intensivierten Zusammenarbeit resultieren. Wir sehen drei Ebenen, auf denen Zusam-
menarbeitsmöglichkeiten angesiedelt werden können:
Ebene 1: Überregionale Zusammenarbeit zwischen Metropolräumen und Städten
Ebene 2: Nachbarschaftliche Zusammenarbeit entlang der NEAT-Halte
Ebene 3: Zusammenarbeit zwischen NEAT-Halten und ländlichem Umland
Die drei Ebenen der Entwicklungen und Zusammenarbeit werden im Folgenden sowohl bild-
lich als auch inhaltlich kurz zusammengefasst. Jede Ebene umfasst einen typischen Grund
für die Zusammenarbeit, mögliche Ziele der Zusammenarbeit und sowie typische anzuge-
hende Themen.
4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR
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Abbildung 4-2: Ebene 1 – Überregionale Zusammenarbeit zwischen Städten
Breite Pfeile = Verkürzung der Reisezeit dank NEAT Dunkle Pfeile = grösstes Potenzial
Auslöser: Die Städte nördlich und südlich des Gott-
hards sind aufgrund der schnelleren Verbindung bes-ser erreichbar. Sie bilden die „Tore“ zum Gotthard-Korridor und übernehmen dabei eine „Wegweiser“- und „Magnet“-Funktion.
Fokus: Die Städte pflegen die wirtschaftlichen, ge-
sellschaftlichen, politischen und verwaltungsinternen Beziehungen auf übergeordneter Ebene. Dazu gehört die Förderung der gegenseitigen Verständigung (Sprache), die Koordination der Anliegen des Ge-schäftsreiseverkehrs sowie der Wissens- und Erfah-rungsaustausch. Die Städte berücksichtigen dabei die Anliegen der ländlichen Gebiete in angemessener Weise, im Wissen, dass diese aufgrund der Anbin-dung die Zentren (P+R, Regional- und Nahverkehr) ebenfalls profitieren sollten.
Zusammenarbeit: Es arbeiten gleichwertige Partner
daran, gemeinsam den Gotthard-Korridor im nationa-len und internationalen Kontext zu positionieren. Sie nehmen hierbei eine Vorreiterrolle ein. Dank ihren professionellen Strukturen und Ressourcen können sie mit effizientem Mitteleinsatz viel erreichen.
Themen:
– Verbesserung der Rahmenbedingungen für den
Geschäftsreiseverkehr auf der Schiene
– Wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung
auf allen Ebenen
– Tourismus: Shopping, Museen, Städtereisen,
gemeinsame Events
– Kultureller Austausch
– Austausch zwischen Bildungsinstitutionen,
Wissensaustausch
– Kompetenzzentren für Hochtechnologie-Branchen
– Nationale und internationale Kongresse
– Gemeinsame Kommunikation, „Destinations-
bildung“
4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR
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Abbildung 4-3: Ebene 2 – Nachbarschaftliche Zusammenarbeit der NEAT-Halteorte
Dunkle Pfeile = grösstes Potenzial
Auslöser: Oftmals sind die von der NEAT betroffe-
nen Themen auf eine geografische Nähe der Partner angewiesen oder basieren auf einer solchen. Die Potenziale der Zusammenarbeit entstehen deshalb vor allem entlang der NEAT-Halteorte (mit der Gott-hard-Linie als Richtungsweiser und den NEAT-Halteorten als „Hot-Spots“).
Fokus: Der Schwerpunkt dieser Zusammenarbeit
liegt in der Schaffung von geeigneten Rahmenbedin-gungen für die wirtschaftliche Entwicklung sowie die Erschliessung von neuen Kontakten und Netzwerken (nachbarschaftliche Beziehungen) zur Stärkung der gemeinsamen Positionierung zwischen den „Magnet-polen“ Zürich und Mailand.
Zusammenarbeit: Aufgrund der räumlichen Nähe
ergibt sich das grösste Potenzial für eine Zusam-menarbeit an den Grenzen. Zu einem späteren Zeit-punkt kann die Zusammenarbeit allenfalls auf das nächste Glied in der Kette oder auf die „Dreiecke“ (Altdorf-Andermatt-Bellinzona, Schwyz-Zug-Luzern, Altdorf-Schwyz-Luzern, Lugano-Locarno-Bellinzona) erweitert werden. Credo: „Was meinem direkten Nachbarn nützt, nützt letztlich auch mir“.
Themen:
– Gemeinsame touristische Angebote und
Vermarktung
– Bereitstellung von Landreserven
– Abstimmung raumplanerischer Massnahmen
– Monitoring der regionalwirtschaftlichen
Entwicklung
– Regionale und lokale Verkehrserschliessung
– Überwindung der Sprachgrenzen
– Gemeinsame, dezentrale Events
– Vernetzung von Wirtschaft, Tourismus, Exekutive
und Legislative, Verwaltung
– Schaffung strategischer Grundlagen, Abbau von
interkantonalen Migrationshindernissen
4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR
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Abbildung 4-4: Ebene 3 – Zusammenarbeit zwischen den NEAT-Halteorten und dem ländli-
chem Umland
Auslöser: Die verbesserte Anbindung der Regionen
durch die NEAT-Halte kann genutzt werden um das jeweilige Umland („Hinterland“) in die durch die NEAT angestossene Entwicklung anzubinden.
Fokus: Der Fokus liegt auf regionalpolitischen Ge-
sichtspunkten: Die Probleme des ländlichen Raums äussern sich insbesondere in den Seitentälern des Tessins, in der Leventina sowie in den peripheren Ge-bieten in Schwyz und Uri. Durch geeignete Massnah-men sollen die peripheren Gebiete „fit“ gemacht wer-den um ebenfalls von der NEAT zu profitieren.
Zusammenarbeit: Zusammenarbeit vor allem zwi-
schen Kantonen und Gemeinden innerhalb des Kan-tons bzw. in den Grenzgemeinden über die Kantons-grenzen hinweg. Die Kantone wirken als treibende Kraft und koordinieren die Aktivitäten der Gemeinden oder Gemeindeverbünde. Sie sorgen ausserdem dafür, dass die betroffenen Gemeinden in übergeordnete Entscheide, Entwicklungen und Prozesse ausreichend eingebunden werden.
Themen:
– Lokale Erschliessung des „Hinterlandes“ mit An-
schluss ans HGV-Netz
– Raumplanung: Festlegung und Anpassung von
Entwicklungsschwerpunkten
– Sicherstellen der Grundversorgung
– Abstimmung der Zweitwohnungspolitik
– Vernetzung von lokalen Bildungsinstitutionen
– Effizienzsteigerung durch gemeinsame Aufga-
benerbringung auf Gemeindeebene
– Lokale Definition von touristischen Angeboten
Ob obige Zusammenarbeitsmöglichkeiten in Zusammenhang mit der NEAT-Eröffnung auch
tatsächlich ergriffen werden, hängt letztlich von der Interessenlage der öffentlichen Akteure
im Gotthard-Korridor ab. Auf diese wird im nächsten Abschnitt eingegangen.
4.2 Interessenlage und Positionen der einzelnen Gebietskörperschaften
Über das Zustandekommen einer Kooperation entscheidet, ob gemeinsame Bedürfnisse,
Interessen und Ziele vorhanden sind. Diese können sich auf den folgenden Ebenen ergeben:
Thematisch: Es sind Themen betroffen, an denen beide ein spezielles Interesse haben.
Geografisch: Es sind Grenzgebiete, Durchfahrtskorridore oder gemeinsam genutzte na-
türliche Ressourcen (z.B. Gewässer) betroffen.
Finanzpolitisch: Die gemeinsame Realisierung spart Geld oder es sind zu wenige Res-
sourcen für die alleinige Umsetzung vorhanden.
4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR
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Staatspolitisch: Die öffentliche Hand übernimmt die Rolle eines Vorreiters, eines Vermitt-
lers, Koordinators oder eines Impulsgebers zur Intensivierung der Zusammenarbeit auf
Stufe von Organisationen (z.B. Tourismusorganisationen, Verbände usw.) oder Unter-
nehmen.
Nutzenorientiert-pragmatisch: Durch die Unterstützung von Dritten können indirekt auch
Vorteile für die eigene Wirtschaft entstehen. Dies geschieht meist über Rückkoppelungs-
effekte: „Eine Massnahme die dem Nachbarn hilft, hilft langfristig auch mir“.
Eine sinnvolle und anhaltende Zusammenarbeit kann nur entstehen, wenn sich die Partner
der gemeinsamen Interessen bewusst werden. In den Gesprächen mit den beteiligten Part-
nern hat sich gezeigt, dass sehr unterschiedliche Themen im Vordergrund stehen. Insbeson-
dere fällt auf, dass bei stark ausgeprägten Interessen entweder bereits unilaterale Massnah-
men aufgegriffen oder aber Zusammenarbeitsprojekte gestartet worden sind (vgl. hierzu auch
Abbildung 2-3 und Abbildung 2-4).
a) Kanton Uri
Für den Kanton Uri stehen die folgenden Themen im Vordergrund:
Wichtig für den Kanton Uri ist insbesondere ein vollwertiger NEAT-Halt in Altdorf, der
dem Entwicklungsschwerpunkt Unteres Reusstal die volle Wirkungsentfaltung ermöglicht.
Die Sprachbarriere zwischen der Deutschschweiz und dem südlichen Nachbarn stellt für
den Kanton Uri sowohl Hindernis als auch Potenzial für eine künftige Zusammenarbeit
dar. Die Urner Schulen und Schüler können von der Sprachgrenze und den vorhandenen
Sprachkompetenzen profitieren.
Bereits wird mit dem Projekt „Gästival“ (bis 2015) die Gastfreundlichkeit im Zentral-
schweizer Tourismus gefördert werden. Eine Ausrichtung oder Ausweitung dieser Aktivitä-
ten auf italienische Kunden und Besucher wäre aus Sicht des Kantons Uri erstrebenswert.
Der Kanton Uri muss sich aufgrund der im Vergleich zu Schwyz immer noch relativ weiten
Distanz zur Agglomeration Zürich im Standortwettbewerb auf Nischen konzentrieren11.
In diesen Nischenmärkten ist es meist schwieriger, die angepeilten Zielgruppen zu identi-
fizieren und zu erreichen. Zudem gibt es für potenzielle Arbeitskräfte Hindernisse, welche
den Zuzug der Partner (sucht ebenfalls eine Arbeitsstelle) oder der Kinder (besuchte bis-
her Privatschule) erschweren.
b) Kanton Schwyz
Für den Kanton Schwyz steht die Bündelung der Kräfte im Vordergrund:
Der Kanton Schwyz sieht sich als Verbindungsglied zwischen Stadt und Land und orien-
tiert sich in der Wirtschaftsförderung stark auf die norditalienische Zielgruppe. Die
11 Z.B. Arbeitgeber und Arbeitnehmer, die lieber mehr als eine Stunde zur Arbeit pendeln statt für Freizeitaktivitäten
in der Natur grosse Wege mit dem Auto zurück zu legen.
4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR
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Nähe zu Zürich, Luzern, Zug, zum süddeutschen Markt sowie die Nähe zum Heimatland
Italien werden als Standortfaktoren hervorgehoben.
Für den Kanton Schwyz ist die Bildung einer „Destinationsmarke“ im Tourismus äusserst
schwierig. Deshalb müssen vermehrt lokale Angebote definiert werden und auf überge-
ordneter Ebene verknüpft werden.
Die Verknüpfung von Angeboten zu Angebotsbündeln zusammen mit anderen Anbietern
über die Kantonsgrenze hinweg ist dabei zentral. Eine Unbekannte im Tourismus ist, wie
die Bevölkerung und die lokale Tourismuswirtschaft auf eine möglicherweise wachsende
Zahl an Gästen aus Norditalien reagieren.
Aus Sicht des Kantons Schwyz wäre zur Steigerung der Schülerzahlen auch ein vermehr-
ter Austausch im gymnasialen Bildungsbereich wünschenswert. Beispielsweise mit
Partnern im Tessin oder in Norditalien.
c) Kanton Tessin
Im urbanen Sottoceneri wird dem Gotthard- und Ceneri-Basistunnel derzeit gelassen entge-
gengesehen. Dennoch ergeben sich Potenziale für eine Zusammenarbeit, die sich insbeson-
dere überregional – zwischen Städten – abspielen könnte:
Die unmittelbar in der Nähe der NEAT-Bahnhöfe gelegenen Areale z.B. in Lugano
(meist im Besitz der SBB) könnten intensiver genutzt werden. Bei dieser Thematik scheint
eine überregionale Zusammenarbeit mit der Stadt Zürich interessant, die rund um den
Hauptbahnhof bereits Aufwertungsmassnahmen umgesetzt hat. Das Tessin könnte von
den Erfahrungen des Bahnknotens in Zürich profitieren.
Für die Università della Svizzera italiana (USI) und die Scuola universitaria professi-
onale della Svizzera italiana (SUPSI) ergibt sich durch die bessere Anbindung ein grös-
serer Markt für die Anwerbung von Professoren. Auch der (Professoren-)Austausch mit
der ETH/Uni Zürich könnte diesbezüglich neue Perspektiven eröffnen.
Insbesondere im Nordteil des Sopraceneri, in dem sich so unterschiedliche Orte wie Bel-
linzona, Biasca oder Airolo befinden, wird eine intensivere Zusammenarbeit mit der Deutsch-
schweiz als Chance wahrgenommen.
Das vorwiegend ländliche Gebiet im Norden - insbesondere die Leventina, aber auch das
Bleniotal – ist derzeit hin- und hergerissen zwischen den Chancen durch die Inwertset-
zung der Gotthard-Bergstrecke (Biasca-Erstfeld) und den Risiken welche durch ihre „Un-
terfahrung“ entstehen. Eine intensivere Zusammenarbeit z.B. mit Andermatt oder Altdorf
wäre denkbar. Noch sind konkrete Themen aber nicht greifbar.
Biasca liegt am südlichen Ende der Gotthard-Bergstrecke. Derzeit laufen Bestrebungen,
die Gotthard-Bergstrecke in Wert zu setzen. Mit dem am nördlichen Ende der Strecke
liegenden Erstfeld (UR) wird zwangsläufig ein intensiverer Austausch stattfinden.
Bellinzona liegt in der Mitte zwischen den beiden Städten Zürich und Mailand. Daraus
ergibt sich ein Standortpotenzial zur Durchführung von Events / Kongressen, für die An-
4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR
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siedelung von Med-/High-Tech-Clustern oder für den Tourismus. Auch für Geschäfts-
Meetings besteht ein gewisses Potenzial.
Das Sopraceneri bietet im Gegensatz zu den Metropolräumen im Sottoceneri und um
Zürich noch erschwingliche Baulandreserven.
Die Region „Bellinzonese e Valli“ ist grundsätzlich an einem intensivierten und regelmäs-
sigen Austausch mit der Stadt Zürich interessiert. Hier könnten die Förderung des gegen-
seitigen Verständnisses und ein kultureller und wirtschaftlicher Austausch gepflegt
werden.
d) Stadt Zürich
Die Stadt Zürich ist im Hinblick auf die NEAT-Eröffnung insbesondere an einem vermehrten
Austausch (Wissen, Waren, Dienstleistungen, Kultur) mit den Partnern auf allen Ebenen
interessiert. Die grössten Potenziale bestehen dabei insbesondere in einer Zusammenarbeit
mit der Lombardei und Mailand. Hierbei stehen zwar die wirtschaftlichen Interessen klar im
Vordergrund, jedoch sind verschiedene Wege denkbar um diese Beziehungen zu intensivie-
ren. Die notwendigen Kontakte für eine verbesserte Zusammenarbeit wurden dabei bereits
geknüpft und werden in den kommenden Jahren weiter gepflegt und ausgebaut.
Für eine verbesserte Zusammenarbeit innerhalb des Gotthard-Korridors sind aus Sicht der
Stadt Zürich die folgenden Massnahmen / Ideen prüfenswert:
Touristische Inwertsetzung der Sprachgrenzen (Deutsch-Italienisch-Rätoromanisch)
und gleichzeitiger Abbau von Sprachgrenzen.
Vermehrter Austausch zwischen Bildungsinstitutionen über die Sprach- und Kantons-
grenzen hinweg.
Zusammenarbeit oder gar Zusammenlegen von kulturellen Veranstaltungen (z.B. Film
Festival Locarno–Zurich Film Festival). Als Vorbild könnte der Schweizer Filmpreis die-
nen, der seit 2013 abwechslungsweise in Zürich und Genf verliehen wird. Thematisch be-
stehen dabei kaum Einschränkungen: z.B. Musik, Messe (Themen offen), Open-Air, Film,
Theater, Comics, Games oder IT.
Etablierte Veranstaltungen könnten mit dezentralen «Gastspielen» im ländlichen Raum
die Vorteile des gesamten Korridors erschliessen. Mit der verkürzten Reisezeit sind Ta-
gesreisen innerhalb des Korridors möglich. Zudem könnten dadurch neue Kundengrup-
pen erschlossen werden.
e) Region Lombardei
In der Lombardei wird die Eröffnung des Gotthard-Tunnels zum Zeitpunkt des Interviews
noch nicht intensiv diskutiert. Es wird noch wenig wahrgenommen, dass im Gotthardgebiet
eines der grössten Tunnelprojekte der Welt entsteht und demnächst in Betrieb gestellt wird.
Dies mag daran liegen, dass sich aus den Veränderungen im Verkehrssystem durch die
NEAT alleine keine Zusammenarbeitspotenziale zwischen dem Tessiner Metropolitanraum
4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR
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und der Lombardei ableiten lassen: Die Städte Lugano, Chiasso und Locarno rücken nicht
näher an Mailand oder Como.
Zudem sind die Beziehungen zwischen dem Tessin und Italien derzeit insbesondere auf der
politischen Ebene nicht einfach. Insbesondere die Grenzgängerproblematik (Arbeiten in der
Schweiz und Wohnen in Italien) prägt die politische Diskussion im Tessin. Eine weitergehen-
de Zusammenarbeit zwischen Tessin und Norditalien (auf Verwaltungsebene oder politischer
Ebene) ist vor diesem Hintergrund derzeit „sistiert“. Die Vorbehalte des Tessins gegenüber
einer zusätzlichen Verschärfung der Grenzgängerproblematik scheint derzeit auch eine in-
tensivierte Akquisition und Ansiedlung von italienischen Unternehmen direkt an der Grenze
zu behindern. Zudem ist die Wirtschaftskrise in Italien noch nicht überwunden, was grosse
Kräfte im Innern des Landes bereits absorbiert.
Entsprechend sind im Interview nur wenige Ansätze / Themen für eine mögliche Zusammen-
arbeit angesprochen worden.
Kultur: Mit Zürich soll ein vermehrter Austausch insbesondere im kulturellen Bereich an-
gestrebt werden. Dies kann für beide Seiten von Vorteil sein.
Events: Die Weltausstellung 2015 für die grenzüberschreitende touristische Promotion
des Standortes „Gotthard-Korridor“ nutzen.
Skigebiete: Skigebiete in der Schweiz werden attraktiv, in Italien fehlt es bei den Skigebie-
ten an Qualität.
Bilaterale Kongresse: In Bellinzona könnten gemeinsam bilaterale Kongresse durchge-
führt werden.
Medizin: Bellinzona könnte sich zudem zu einem Treffpunkt für Spezialärzte entwickeln.
Bildung: Bellinzona wäre als Ort für gemeinsame Bildungsangebote des Politecnico Mila-
no und der ETH/Uni Zürich denkbar.
Angebotsqualität EuroCity: Geschäftsreisen mit dem Zug sind bis zu einer Stunde Reise-
zeit Standard. Bei zunehmender Reisedauer werden immer höhere Ansprüche an die
Qualität der Angebote (Komfort, Ausstattung, Platz etc.) gestellt. Die heutige Form des
EuroCity-Zuges ist diesbezüglich nicht zufriedenstellend für längere Geschäftsreisen. Es
wird ein besserer Service gefordert.
4.3 Thematische Schwerpunkte und Handlungsfelder
In der vorliegenden Untersuchung interessieren neue Zusammenarbeitsformen zwischen
Stadt und Land im Kontext der NEAT-Eröffnung (vgl. Abschnitt 1.2). Die Auswertung der
Gespräche mit den Partnern der Studie hat gezeigt, dass auf der Ebene der Zusammenarbeit
zwischen Stadt und Land nur sehr beschränkt Potenziale erkannt werden. Die in diesem
Abschnitt ausgeführten Handlungsfelder sind – was die Raumbeziehungen und Arten der
Zusammenarbeit angeht – deshalb breiter gefasst. Es werden nicht nur Stadt-Land-Aspekte
(dunkelgrüne Felder in Abbildung 4-5) betrachtet, sondern auch Potenziale in den Beziehun-
gen Stadt-Stadt und Land-Land (hellgrüne Felder in Abbildung 4-5) sowie gemeinsam um-
4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR
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setzbare Massnahmen, die grundsätzlich aber auch im Alleingang ergriffen werden könnten
(symbolisiert durch die blauen Pfeile in der folgenden Abbildung).
Abbildung 4-5: Typologie der Handlungsfelder
Akteure und Aktivitäten
Raum A profitiert von der neu gewonnen Nähe zu Raum B
Stadt profi-tiert von Nähe zu
Stadt
Stadt profi-tiert von Nähe zu
Land
Land profi-tiert von Nähe zu
Stadt
Land profi-tiert von Nähe zu
Land
Die Wirkung wird sich aus den Aktivitäten der Privaten ohne Zutun der öffentlichen Hand ergeben
Die öffentliche Hand des Raumes A ist gefordert, die Voraussetzungen zu schaffen, um das Potenzial zu nutzen.
Unilaterale Massnahmen
Unilaterale Massnahmen
Unilaterale Massnahmen
Unilaterale Massnahmen
Die Gemeinwesen von Raum A und B arbei-ten zusammen, um das Potenzial in Wert zu setzen.
Kooperation Kooperation Kooperation Kooperation
Aus Sicht der Zentralschweiz bestehen am ehesten Potenziale einer Zusammenarbeit mit
den jeweiligen Nachbarn. Insbesondere die Kantone Uri und Schwyz streben nach einer ver-
besserten Verbindung untereinander um ihre Kräfte im nationalen und internationalen Stand-
ortwettbewerb zu bündeln. Im Rahmen der Inwertsetzung der Gotthard-Bergstrecke sowie im
Programm „San Gottardo“ laufen bereits namhafte Anstrengungen, die Zusammenarbeit
zwischen dem Kanton Uri und dem Tessin zu intensivieren.
Grosse Potenziale werden in einer intensiveren Zusammenarbeit zwischen dem Metropol-
räumen Mailand und Zürich. Die chancenreichsten Themen sind der kulturelle Austausch,
ein Austausch in Bildung und Forschung sowie die generelle Vertiefung von wirtschaftlichen
Verflechtungen. Die bestehenden Kontakte zwischen Zürich und Mailand dürften in den
nächsten Monaten und Jahren weiter gepflegt und intensiviert werden.
Aus den Interviews zeigt sich auch, wie unterschiedlich die Interessen sind – auch zwischen
Stadt und Land. Dennoch gibt es Gemeinsamkeiten, die sich insbesondere in den identifizier-
ten Handlungsfeldern und Themen äussern. Fünf Handlungsfelder wurden von der Steue-
rungsgruppe zum vorliegenden Projekt als prioritäre Themen für konkrete Zusammenar-
beitsmöglichkeiten identifiziert:
Handlungsfeld „Geschäftsverkehr“
Handlungsfeld „Bildung“
Handlungsfeld „Sprache“
Handlungsfeld „Tourismus“
Handlungsfeld „NEAT-Halteorte“
Die folgenden Tabellen zeigen für jedes Handlungsfeld die erwarteten Wirkungen der NEAT
sowie Gründe und Möglichkeiten einer Zusammenarbeit auf.
4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR
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Handlungsfeld „Geschäftsverkehr“ (G)
Wirkung der NEAT
Wenn die Reise zwischen Zürich und Mailand neu knapp drei Stunden dauern wird, ist es machbar, an einem Tag nach Mailand zu einem Anlass (Bespre-chung, Workshop, Konferenz) zu fahren und am gleichen Tag wieder zurück. Dies vereinfacht die Geschäftsbeziehungen zwischen der Deutschschweiz und der Lombardei, soweit persönliche face-to-face Kontakte erforderlich sind. Der Nutzen kann sich dabei bei allen Raumbeziehungen (Stadt-Stadt, Land-Land, Stadt-Land, Land-Stadt) ergeben.
Das Potenzial der verkürzten Reisezeit wird im Geschäftsverkehr nur dann voll ausgeschöpft werden, wenn die Reisezeit selber auch produktiv genutzt werden kann. Diesbezüglich hat der Zug gegenüber dem Flugzeug dank weniger unpro-duktiver Wartezeit einen Vorteil. Synergien können sich einstellen, wenn sich die Vertreter von Nord und Süd in der „Mitte“ (z.B. Bellinzona) treffen können und dort auch die notwendige Infrastruktur vorfinden würden.
Zusammenarbeit der öffentlichen Hand
Die Kantone des Gotthard-Korridors können zur Inwertsetzung des Geschäfts-verkehrs gemeinsame Positionen gegenüber den Interessengruppen (z.B. SBB, andere Kantone, Verbände) bilden und vertreten. Zudem können sie themenbe-zogene Anlässe und Workshops bei potenziellen Kundengruppen anregen und diese kantonsübergreifend umsetzen.
Handlungsfeld „Bildung“ (B)
Wirkung der NEAT
Im Bereich der Hochschulen ergeben sich durch die Eröffnung der NEAT Verän-derungen bezüglich der Einzugsgebiete. Studierende aus dem Tessin, die an einer Hochschule der Deutschschweiz studieren, machen dies in aller Regel in Form von Wochenaufenthaltern (gilt auch umgekehrt für Deutschschweizer, die in Lugano studieren). Durch die verkürzte Reisezeit wird es eher möglich, im Tessin wohnhaft zu bleiben und als Bildungspendler beispielsweise nach Zürich zu fah-ren. Dies gilt insbesondere für die höheren Semester, in welchen man eine ein-gegrenzte Präsenz (2 - 3 Tage) and er Hochschule sicherstellen muss. Diese neue Möglichkeit kann dem Brain-Drain aus dem Tessin in die Deutschschweiz entgegenwirken. Es ist dies ein Effekt, der sich ohne Zutun der öffentlichen Hand einstellt.
Die verkürzte Reisezeit erschliesst auch neue Potenziale für Weiterbildungen auf Hochschulebene beidseits des Gotthards. Weiterbildungen (Master of Advanced Studies MAS) weisen in der Regel eine Struktur mit einem bis zwei zweitägigen Kursblöcken pro Monat auf. Mit der kürzeren Reisezeit wird es eher möglich, An- und Rückreise an den Kurstagen selber zu machen, was die Übernachtungskos-ten für eine Weiterbildung auf der jeweils anderen Seite des Gotthards deutlich reduziert (und auch die Absenz am eigenen Arbeitsplatz). Das damit verbundene Potenzial müssen die Anbieter von Weiterbildungen selber realisieren (durch entsprechende Gestaltung und Bewerbung der Kurse). Ein Handlungsbedarf für die öffentliche Hand ergibt sich in diesem Bereich nicht.
Im Bereich der Berufsbildung könnten Altdorf und Bellinzona allenfalls als Stand-orte für Berufsbildungszentren an Attraktivität gewinnen, indem sie sowohl das Einzugsgebiet für Berufsschüler nördlich wie südlich des Gotthards abdecken können. Ein Standortvorteil werden diese Orte vor allem bei Berufen haben, zu welchen es gesamtschweizerisch eine vergleichsweise kleine Anzahl von Ler-nenden gibt.
Zusammenarbeit der öffentlichen Hand
Die Kantone haben die Möglichkeit Einfluss auf die Ausrichtung und die Aktivitä-ten der öffentlichen Bildungsinstitutionen zu nehmen. Sie können dabei aber auch lediglich als Impuls- und Ideengeber auftreten. Es obliegt grundsätzlich den Schulen und Bildungsinstitutionen selbst, die geeigneten Massnahmen gemein-sam mit den Nachbarn umzusetzen.
4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR
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Handlungsfeld „Sprache“ (S)
Wirkung der NEAT
Die Eröffnung der NEAT lässt die Wirtschaftsräume der Lombardei und der Deutschschweiz näher zusammenrücken, woraus vielfältige wirtschaftliche Po-tenziale entstehen können (vgl. hierzu auch Handlungsfeld „Geschäftsverkehr“). Diese Potenziale werden durch die Sprachgrenze eingegrenzt. Dass wegen die-ser Potenziale in der Lombardei vermehrt Deutsch gelernt wird resp. in der Deutschschweiz Italienisch ist dennoch eher unwahrscheinlich und der Nutzen würde erst längerfristig spürbar werden.
Naheliegender ist es, dass die Kommunikation über Erwerbstätige erfolgt, die beide Sprachen beherrschen. Dies werden in der Mehrzahl Tessiner sein. Sie könnten in italienischen Firmen eine Brückenfunktion wahrnehmen. Das aktuelle Lohngefälle zwischen Italien und der Schweiz schafft aber Anreize in die umge-kehrte Richtung. Der Engpass an zweisprachigen Mitarbeitenden wird somit primär auf der italienischen Seite liegen.
Verbunden mit der Sprache ist die Mentalität, die Gepflogenheiten im Geschäfts-verkehr und Berufsalltag. Auf dieser Ebene bestehen über die Sprachkompeten-zen hinaus Verständigungsschwierigkeiten. Es betrifft dies Fragen der Kommuni-kation, der Formen des Verhandelns, der Umgangsformen, des Einforderns von Verbindlichkeiten usw. So wie es Kurse und Weiterbildungen für Geschäftsbezie-hungen im asiatischen Raum gibt (interkulturelle Kommunikation) könnten auch Seminare für erfolgreiche Geschäftsbeziehungen mit Italien angeboten werden.
Zusammenarbeit der öffentlichen Hand
Steigt seitens der Unternehmungen der Bedarf an Mitarbeitenden, die Italienisch und Deutsch sprechen, wird dies als Qualifikation bei der Stellensuche an Ge-wicht gewinnen und den Erwerbstätigen Anreiz sein, Deutsch oder Italienisch als Fremdsprache zu lernen. Die Handlungsspielräume der öffentlichen Hand, auf das Erlernen einer Fremdsprache Einfluss zu nehmen sind sehr begrenzt. Sie kann jedoch durch das „Vorleben“ der Mehrsprachigkeit Kontakte über die Sprachgrenze hinweg fördern und ermöglichen.
Handlungsfeld „Tourismus“ (T)
Wirkung der NEAT
Die Potenziale und Risiken, welche die NEAT im Bereich des Tourismus bietet, sind vielfältig. Es ist zu erwarten, dass es durch die Eröffnung des Gotthardtun-nels vor allem einen Anstieg des Tagestourismus von Deutschschweizern im Tessin geben wird und dass dieser Anstieg teilweise zu Lasten des übernachten-den Tourismus gehen wird. Für den Gruppentourismus wird die NEAT keine nennenswerte Auswirkung haben. Die ausländischen Reisegruppen sind in aller Regel mit dem Car unterwegs und der Tunnel selbst bietet als touristische Attrak-tion wenig Erlebniswert (die Bergstrecke ist erlebnisreicher).
Eröffnung als Event: Die Eröffnung der NEAT wird jedoch eine grosse nationale
und internationale Aufmerksamkeit erhalten und eignet sich als Anknüpfungs-punkt, um aus den alltäglichen „Routinen“ auszubrechen. Die Neugierde, die NEAT selber zu erleben soll in diesem Sinne dazu genutzt werden, das Tessin resp. den Raum nördlich der Alpen auf eine neue Weise kennen zu lernen. Ideal-erweise findet dieses „neu kennen lernen“ in einer Form statt, die zu einer Wie-derholung anregt, so dass der neu geschaffene Bezug zu diesem Raum selber Teil der Routinen wird.
Zusammenarbeit der öffentlichen Hand
Auf der Massnahmenebene werden vor allem die touristischen Leistungsanbieter sowie die Tourismusorganisationen und weniger die öffentliche Hand gefordert sein. Die Kantone können die Rolle des Koordinators und Impulsgebers über-nehmen oder ihre kantonalen Tourismusorganisationen mit strategischen Vorga-ben einbeziehen.
4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR
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Handlungsfeld „NEAT-Halteorte“ (N-H)
Wirkung der NEAT
Die NEAT-Halteorte sind diejenigen Orte, die am direktesten von der kürzeren Reisezeit profitieren werden. Die Standortattraktivität kann sich dabei sowohl im Bereich Wohnen wie in den Bereichen Betriebsstandort und Arbeitsplatzstandort erhöhen. Es wird Aufgabe der einzelnen Standorte sein, ihre daraus entstehen-den Potenziale zu erkennen und in Wert zu setzen. Besondere Attraktivität wer-den die Bahnhofareale resp. die Areale in Fussdistanz zum Bahnhof erhalten. Dies hat auch die Erfahrung in Brig/Visp VS nach Eröffnung des Lötschberg-Basistunnels gezeigt.
Einbindung des Umlands: Die verkehrsmässige Anbindung des „Hinterlandes“ an die NEAT-Halteorte ist Teil der Entwicklung der Haltehorte. Dabei geht es auch um die Frage, wie stark das ländliche Umland der Halteorte von der NEAT profi-tiert. Der Einbezug des Umlands muss in erster Linie innerkantonal bewerkstelligt werden und hat nur begrenztes Potenzial für eine verstärkte überkantonale Zu-sammenarbeit.
Entwicklungen: Derzeit laufen verschiedene Projekte zur Bahnhofs- und Bahn-hofsumfeldentwicklung. Insbesondere die künftigen NEAT-Halteorte befinden sich im Umbruch. Dazu gehören der „Kantonsbahnhof“ Altdorf, der Bahnhof Lugano (bereits teilweise eingeweiht) und der Bahnhof Bellinzona. Eine spezielle Stellung kommt dabei Bellinzona zu. Bellinzona erfährt von beiden Seiten her (Zürich und Mailand) eine Reisezeitverkürzung und wird von beiden Metropolitan-räumen her in weniger als 2 Stunden erreichbar sein. Bellinzona könnte damit der Ort werden, wo Treffen zwischen Vertretern der Deutschschweiz und der Lom-bardei bevorzugt stattfinden.
Zusammenarbeit der öffentlichen Hand
Die Entwicklung der Halteorte liegt insbesondere im Einfluss- und Gestaltungsbe-reich der Standortkantone und –gemeinden sowie der SBB und weiterer Trans-portunternehmen. Eine Zusammenarbeit drängt sich nicht unmittelbar auf, zumal hier zwischen den verschiedenen Halteorten auch eine gewisse Standortkonkur-renz auftreten wird. Dennoch können ein offener Erfahrungsaustausch und eine informelle Abstimmung der Entwicklungen für alle beteiligten Vorteile bringen.
Für jedes dieser Handlungsfelder wurden durch das Autorenteam zuhanden der an der
Studie beteiligten Partner konkrete Umsetzungsmassnahmen vorgeschlagen (vgl. Anhang
C, Kapitel 8). Zusätzlich wurde auch die Schaffung eines übergeordneten Gefässes – unter
dem Arbeitstitel „NEAT-Konferenz“ – vorgeschlagen, in dem die verschiedensten Themen
gemeinsam diskutiert werden können.
In einer informellen Konsultationsrunde wurden die Fachämter der beteiligten Partner einge-
laden, diese Handlungsfelder und Massnahmen auf ihre Vollständigkeit und ihre Sinnhaf-
tigkeit zu prüfen. Zusätzlich wurde nach der Priorisierung der Massnahmen sowie nach wei-
teren notwendigen Massnahmen gefragt.
4.4 Erkenntnisse aus der Ämterkonsultation
Aus der informellen Ämterkonsultation geht hervor, dass die vorgeschlagenen Handlungsfel-
der und Massnahmen von den teilnehmenden Ämtern sehr unterschiedlich beurteilt werden.
Zudem zeigen sich folgende Erkenntnisse:
Nur wenigen Massnahmen wird durch alle Teilnehmenden eine hohe Priorität eingeräumt.
Dieser Befund relativiert die Hypothese, dass sich wegen der NEAT zahlreiche neue und
vor allem notwendige Zusammenarbeitsoptionen zwischen den städtisch und ländlich ge-
prägten Gebietskörperschaften im Gotthard-Korridor ergeben. Andererseits bestätigt der
4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR
41
Befund, dass es in erster Linie an den privaten Akteuren ist, die Chancen der NEAT zu
nutzen und die Risiken aktiv anzugehen.
Mehrheitlich wird jenen Massnahmen höchste Priorität beigemessen, die sich direkt im
eigenen Hoheitsgebiet positiv auswirken. Die teilweise bestehende Konkurrenzsituation ist
in den Antworten spürbar. Diese Optik ist aus der Sicht der jeweiligen Akteure nachvoll-
ziehbar, führt aber nicht zu einer stärkeren Fokussierung auf neue oder intensivierte Zu-
sammenarbeitsmöglichkeiten.
In den Handlungsfeldern mit hoher Priorität wurden vielfach bereits Massnahmen eingelei-
tet (vgl. Abschnitte 2.3 und 4.2). Auf ihnen kann im Zuge der NEAT-Eröffnung aufgebaut
werden. Sie erfordern keine grundsätzlich neuen Aktivitäten.
Kleinere, leicht umsetzbare Massnahmen erscheinen zwar prüfenswert, sind jedoch von
geringerer Priorität. Die Kombination von „kleiner“ und „geringerer Priorität“ wird es
schwierig machen, dass die Initiative zur gemeinsamen Bearbeitung ergriffen wird.
Massnahmen, die explizit das Stadt-Land-Spektrum betreffen, wird meist geringe Priorität
beigemessen. Von grösserem Interesse ist die Zusammenarbeit zwischen gleich grossen
Partnern, und hier vor allem zwischen den Metropolräumen Zürich und Mailand.
Die meisten Befragten betonen schliesslich, dass es schwierig ist, bereits heute alle sinn-
vollen und umsetzbaren Massnahmen zu erkennen. Im Zeitverlauf nach der Eröffnung der
NEAT werden sich neue Optionen ergeben.
Die folgende Abbildung zeigt die Liste der vorgeschlagenen Massnahmen sowie das Ergeb-
nis der Fachämterkonsultation. Die Massnahmen werden dabei in drei Gruppen eingeteilt, die
sich aus den Prioritäten (Median der konsolidierten Rückmeldungen) ergeben. Zusätzlich ist
die Einigkeit (mittlere Abweichung vom Mittelwert) bezüglich der Prioritäten angegeben, wel-
che Aufschluss über die Unterschiede in den Prioritäten gibt. In Klammer ist das Handlungs-
feld wiedergegeben, der die Massnahme zugeordnet ist.
Eine nach teilnehmenden Partnern aufgeschlüsselte Übersicht zu den Prioritäten findet sich
in Anhang B.
4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR
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Abbildung 4-6: Einordnung der Massnahmen im Spektrum Priorität – Einigkeit
Massnahme Priorität Einigkeit
Gruppe 1: Hohe Priorität und Einigkeit
Koordination touristische Inwertsetzung Gotthard-Bergstrecke (T) Hoch Einigkeit
Nähe der Wirtschaftsräume Zürich und Mailand thematisieren (G) Hoch Einigkeit
Altdorf /Schwyz als Arbeitsplatzstandort stärken (N-H) Hoch Einigkeit
Positionierung Bellinzona als Standort für spez. Dienstleistungen (N-H) Hoch Beschränkt
Die „geschenkte Stunde“ thematisieren (T) Hoch Einigkeit
Gruppe 2: Mittlere Priorität
Bekanntheit und Nutzung von Austauschprogrammen steigern (B) Mittel Unklar
Business-Class in den Eurocity-Zügen anstreben (G) Mittel Unklar
Workshop „Best Practice“ im Umgang mit der NEAT anregen (G) Mittel Differenzen
Touristische Inwertsetzung der Sprachgrenze einleiten (T) Mittel Unklar
Themenwoche „NEAT-Eröffnung“ an Mittelschulen anregen (B) Mittel Unklar
Berufsbildungszentren mit gesamtschweizerischem Einzugsgebiet (B) Mittel Differenzen
Bellinzona als Tagungsort stärken (G) Mittel Unklar
Austausch bei der Bahnhofsentwicklung intensivieren (N-H) Mittel Unklar
Bilinguale Maturität im Gotthard-Korridor prüfen (B) Mittel Differenzen
Gruppe 3: Tiefe Priorität
Firmenbesuche jenseits des Gotthards anregen / organisieren (G) Tief Unklar
Seminare und Weiterbildungen zu Geschäftsbeziehungen CH-I (S) Tief Unklar
Mehrsprachige Webauftritte der öffentlichen Verwaltung fördern (S) Tief Einigkeit
T = Tourismus, G = Geschäftsverkehr, N-H = NEAT-Halteorte, B = Bildung, S = Sprache
Die hohe Priorität und Einigkeit bei den ersten fünf Massnahmen (Gruppe 1) ergibt sich
nicht in erster Linie aus den Massnahmen selbst. Vielmehr geht aus den qualitativen Rück-
meldungen hervor, dass dem Tourismus sowie der wirtschaftlichen Entwicklungsperspektive
am Gotthard generell eine hohe Bedeutung beigemessen wird. Für Zürich und Mailand liegt
es auf der Hand, dass die wirtschaftlichen Verflechtungen intensiviert werden. Hingegen su-
chen die Kantonshauptorte Altdorf, Bellinzona und Schwyz entlang der NEAT-Achse ihre
Positionierung.
Die Massnahmen der Gruppe 2 mit mittlerer Priorität sind alleine aufgrund der Prioritäten
schwer zu deuten. Zwar scheinen einzelne Massnahmen eine gewisse Akzeptanz zu finden,
es gibt jedoch immer einzelne oder mehrere Partner, welche der Massnahme eine sehr ge-
ringe Priorität beimessen, insbesondere wenn bereits Aktivitäten bestehen. Die grössten
Differenzen sind bei einem Workshop „Best-Practice“, bei der Suche nach Standorten für
Berufsbildungszentren sowie bei der Einführung einer bilingualen Maturität zu finden. Letzte-
re Massnahme scheint insbesondere aufgrund der laufenden Diskussionen rund um die zwei-
te Landessprache im Schulunterricht und Entwicklungen hin zur Einführung von Englisch als
Unterrichtssprache eine geringe Akzeptanz zu haben. Die Berufsbildung hingegen ist aus
4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR
43
Sicht einzelner Ämter vor allem aufgrund der Ausgestaltung als kantonale Aufgabe weniger
für die Zusammenarbeit geeignet.
Eine tiefe Priorität (Gruppe 3) ergibt vor allem bei der Entwicklung mehrsprachiger Websei-
ten, bei Seminaren und Weiterbildungen zu den Geschäftsbeziehungen zwischen Italien und
der Schweiz sowie bei Firmenbesuchen. Bei letzteren beiden wird vor allem befürchtet, dass
bestehende Aktivitäten (z.B. Switzerland Global Enterprise, ehemals OSEC) konkurrenziert
werden könnten.
Geht man hingegen unabhängig von der (zahlenmässigen) Priorisierung nur auf die starken
qualitativen Aussagen einzelner Partner ein, so stehen die folgenden teilweise neuen Mas-
snahmenvorschläge im Vordergrund:
Die Durchführung von Themenwochen zur NEAT an Mittelschulen stösst bei mehreren
Teilnehmenden auf ein vorsichtiges Interesse, obwohl die Priorität meist nicht als hoch-
eingestuft wird. Im Kanton Tessin sind bereits ähnliche Ideen mit der Stadt Bellinzona dis-
kutiert worden.
Die kantonalen Tourismusorganisationen sollen angeregt werden, ihre Ausflugstipps um
Angebote in anderen Kantonen zu ergänzen. Beispielsweise in Form von Hinweisen auf
ergänzende Angebote auf der anderen Seite des Gotthards. Welche konkreten Angebote
sich dazu eignen ohne die eigenen Angebote zu konkurrieren, ist im Rahmen einer ge-
meinsamen Situationsanalyse zu identifizieren.
Bei den Halteorten (Lugano, Bellinzona, Altdorf, Arth-Goldau, Zug, Zürich) sehen die Kan-
tone vor allem die Stärkung der eigenen Standorte im Vordergrund. Es wurden aber auch
Konzepte vorgeschlagen, die eine Abstimmung der verschiedenen Entwicklungsaktivitä-
ten vorsehen. Der Fokus soll auf die Betrachtung der gesamten Kette gelenkt werden so-
wie eine gezielte Differenzierung der Halteorte gemäss ihren jeweiligen Stärken beinhal-
ten. Grundlage für eine solche Differenzierung müsste der gemeinsame Wille sowie eine
gemeinsame Analyse der Stärken und Schwächen der Halteorte sein.
Der Kanton Uri schlägt im Bildungsbereich als Alternative zur bilingualen Maturität innova-
tive Unterrichtsformen mit abwechselnden Unterrichtsorten vor. Beispielsweise könnte ei-
ne Klasse einen Tag pro Woche/Monat in einem anderen Kanton bzw. in einer anderen
Sprache unterrichtet werden. Auch eine Öffnung der Berufsfachschule oder der Berufs-
maturitätsschule in Altdorf für Tessiner Lernende könnte ermöglicht werden, falls ein Inte-
resse dafür besteht.
Der Kanton Tessin sieht in der Durchführung eines Workshops zur „Best Practice im Um-
gang mit der NEAT“ eine gut umsetzbare und sinnvolle Massnahme. Auch die Einführung
mehrsprachiger Webseiten sieht der Kanton als prüfenswert, jedoch mit eher geringer Pri-
orität.
Eine gemeinsame Herangehensweise im Korridor zur Sicherstellung der Erreichbarkeit
und zur Entwicklung des peripheren ländlichen Raums wird ebenfalls vorgeschlagen. Als
Grundlage hierfür könnte auch ein gemeinsam gepflegtes Beobachtungsinstrument ge-
schaffen werden.
5. Mögliche Formen einer künftigen Zusammenarbeit ECOPLAN/IBR
44
5 Mögliche Formen einer künftigen Zusammenarbeit
Im vorangehenden Kapitel 4 sind mögliche Handlungsoptionen für eine künftige Zusammen-
arbeit öffentlicher Gebietskörperschaften im Gotthard-Korridor identifiziert worden. Die
durchgeführte informelle Ämterkonsultation bei den an der Studie beteiligten Partnern hat
gezeigt, bei welchen Handlungsfeldern bzw. Vorschlägen für konkrete Umsetzungsmass-
nahmen gemeinsame Interessen bestehen und mit welcher Priorität die Vorschläge weiter-
verfolgt werden sollen (vgl. dazu auch Anhang C, Kapitel 8).
Standen damit im vorangehenden Kapitel die Inhalte einer möglichen Zusammenarbeit im
Vordergrund, geht es in den folgenden Abschnitten um denkbare Formen einer allfälligen
Zusammenarbeit. Wir sehen dazu vier verschiedene Ansätze oder „Wege“ mit je unterschied-
licher Breite und Tiefe der Zusammenarbeit:
In Abschnitt 5.1 wird mit der „NEAT-Konferenz“ die Schaffung eines neuen übergeordne-
ten Austauschgefässes zur Diskussion gestellt.
In Abschnitt 5.2 wird ein alternativer Ansatz über die Nutzung bestehender Gefässe
beschrieben.
In Abschnitt 5.3 wird als dritter Weg ergänzend oder unabhängig von den ersten beiden
Ansätzen die Symbolkraft einzelner kleinerer Massnahmen betont.
In Abschnitt 5.4 wird in einer vierten Möglichkeit, ebenfalls unabhängig von den anderen
Ansätzen realisierbar, der Fokus auf die Rolle der öffentlichen Hand als Impulsgeber an
private oder halb-öffentliche Akteure gelegt.
5.1 NEAT-Konferenz: Koordination mittels übergeordneter Massnahme
Unter dem Arbeitstitel „NEAT-Konferenz“ verstehen wir eine Klammer- oder Dachorganisati-
on, die Themen aufgreift, in geeigneten Gremien und in geeigneter Form bearbeitet und in
die politische Umsetzung einspeist. Diese Positionierung bzw. Aufgabe nimmt die NEAT-
Konferenz mit unterschiedlichen Aktivitäten und Massnahmen wahr – analog z.B. der Metro-
politankonferenz Zürich.
Wir sehen vor allem drei Gründe für die Einrichtung einer NEAT-Konferenz:
Zeitlich verzögerte Auswirkungen: Die Auswirkungen der NEAT ergeben sich aus den
Anpassungen, welche die - vornehmlich privaten - Akteure bei ihren Handlungsweisen
und damit bei ihrem Verkehrsverhalten aufgrund der verkürzten Reisezeiten vornehmen
werden. Verschiedene dieser Anpassungen werden nicht sofort, sondern erst im Zeitver-
lauf stattfinden (z.B. im Pendlerverhalten). Auch die Auswirkungen der NEAT werden sich
damit zeitlich verzögert einstellen. Aus diesem Grund wird auch ein Teil des Handlungs-
bedarfs der öffentlichen Hand zur stärkeren Nutzung der Chancen und zur Minimierung
der Risiken der NEAT erst mit der Zeit und mit Rücksicht auf die sich tatsächlich einstel-
lenden Verhaltensänderungen benannt werden können. Im Rahmen der Konferenz kann
die Frage nach den feststellbaren Veränderungen des Mobilitätsverhaltes und dessen Ef-
fekte für die Regionen entlang der Linie Zürich- Mailand jeweils neu thematisiert werden.
5. Mögliche Formen einer künftigen Zusammenarbeit ECOPLAN/IBR
45
Aus diesem fortlaufenden Diskurs können dann auch der Handlungsbedarf und die geeig-
neten Massnahmen seitens der öffentlichen Hand fortgeschrieben werden. Zur zeitge-
rechten Identifizierung, Anregung, Aufarbeitung und Weiterbearbeitung dieser Themen
könnte die NEAT-Konferenz einen zentralen Beitrag leisten.
Heterogenität der Handlungsfelder und Umsetzungsmassnahmen:
– Die in Kapitel 4 beschriebenen und im Zeitverlauf neu auftauchenden Themen und
damit Handlungsfelder setzen in vielen verschiedenen inhaltlichen Bereichen an. Ent-
sprechend sind auch unterschiedliche Stellen in den Gebietskörperschaften im Gott-
hard-Korridor angesprochen.
– Die konkreten Umsetzungsmassnahmen sind heterogen: Die Spannweite reicht von
einem informellen Informations- und Erfahrungsaustausch bis zu gemeinsamen und
inhaltlich koordinierten Aktivitäten.
– Kapitel 4 hat weiter gezeigt, dass die Interessenlagen der Partner dieser Studie unter-
schiedlich sind. Die Folge wird sein, dass die Bereitschaft, an einem Thema gemein-
sam weiterzuarbeiten unterschiedlich ausfallen wird. Es müsste entsprechend möglich
sein, dass die Partner auswählen können, an welchen Themen sie sich mehr oder we-
niger bzw. gar nicht beteiligen.
Diese in verschiedener Sicht grosse Vielfalt lässt sich am besten in einem Gefäss auffan-
gen, das mit flexiblen Angeboten und Zusammenarbeitsformen auf diese Konstellation re-
agieren kann.
Austausch und Kontakte als Grundlage für Zusammenarbeit: Grundlage für eine in-
tensive Zusammenarbeit bilden oft persönliche Kontakte zwischen Entscheidungs- und
Wissensträgern. Damit diese Kontakte – im Sinne eines losen Netzwerkes – von jedem
Einzelnen für seine Anliegen und Fragen nutzbar gemacht werden können, brauchen die
Kontakte eine gewisse Intensität, d.h., es muss Gelegenheiten geben, sich wieder zu tref-
fen, um die Kontakte aufzufrischen und zu pflegen. Eingebunden in ein solches Netzwerk
sollten Institutionen sein, für welche die NEAT neue Perspektiven (Potentiale) oder Risi-
ken bietet. Es bieten sich Chancen, wenn sich die Akteure nicht ausschliesslich disziplinär
treffen, sondern wenn man sich auch themenübergreifend über die Auswirkungen der
NEAT und die damit verbundenen Potenziale und Risiken austauschen kann. Die NEAT-
Konferenz bildet genau für diesen Austausch eine ständige Plattform (z.B. im Rahmen
des Jahresanlasses) und steht den Partnern als „multifunktionaler Ansprechpartner“ zur
Verfügung.
Ausgehend von obigen Überlegungen ist für die NEAT-Konferenz grundsätzlich ein weites
Aufgabenspektrum denkbar. Dieses muss nicht von Beginn weg ausgeschöpft werden. In der
Anfangsphase könnte man sich auf eine Auswahl der folgenden Aufgaben konzentrieren und
erst bei konkretem Bedarf einen Ausbau vornehmen:
Jahresanlass: Durchführung eines Jahresanlasses mit jeweils einem inhaltlichen Fokus-
thema
Themenbearbeitung: Bildung von thematischen Arbeitsgruppen, in welchen konkrete
Themen gemeinsam bearbeitet werden.
5. Mögliche Formen einer künftigen Zusammenarbeit ECOPLAN/IBR
46
Moderierter Informationsaustausch: Bildung von temporären oder ständigen Aus-
tausch-/Praxisgruppen, in welchen ein organisierter und strukturierter Informationsaus-
tausch zwischen Fach- oder Entscheidungsgremien erfolgt.
Projektmanagement: Realisierung von gemeinsam getragenen Projekten mit „variabler
Geometrie“: Es müssen sich nicht immer alle Mitglieder an lancierten Projekten beteiligen.
Vernetzungsaktivitäten: Zusammenbringen verschiedener betroffener oder interessierter
Organisationen und Personen. Anbahnen und Knüpfen von Kontakten.
Politische Aktivitäten: Bündelung von gemeinsamen Interessen z.B. im Rahmen von
Vernehmlassungsverfahren oder im Kontakt mit anderen Akteuren im NEAT-Korridor (z.B.
der SBB), Lancierung von politischen Vorstössen insbesondere auf nationaler Ebene, etc.
Knowledge Management: Wissensgenerierung und Wissenssicherung im Zusammen-
hang mit Zusammenarbeitsprojekten und Verkehrsinfrastrukturen im Gotthard-Korridor,
Übernahme von Kommunikationsaktivitäten über die Website der NEAT-Konferenz.
Die zwei zentralen Umsetzungselemente einer NEAT-Konferenz wären die folgenden:
Gründung der NEAT-Konferenz als privatrechtlicher Verein und Realisierung einer
„Gründungskonferenz“ als erster Jahresanlass. Als Gründungsmitglieder der NEAT-
Konferenz würden die an der vorliegenden Studie beteiligten Akteure plus bei Interesse
die Teilnehmenden aus Italien (z.B. Regione Lombardia, Stadt Mailand) im Vordergrund
stehen. Nach der Gründung können weitere Akteure aus dem NEAT-Korridor dem Verein
beitreten (z.B. Wirtschaftsverbände, Tourismusorganisationen).
Einrichtung einer Geschäftsstelle: Die Geschäftsstelle verfolgt die laufenden Entwick-
lungen und Auswirkungen der NEAT mit, greift Initiativen zu konkreten Massnahmen auf
und gibt die entsprechenden Themen an die für die Umsetzung der Massnahmen relevan-
ten Akteure weiter. Die Geschäftsstelle „inszeniert“ auch die Kommunikation zwischen
den Mitgliedern der NEAT-Konferenz. Standort für die Geschäftsstelle könnte mit Blick auf
die Veränderungen im Verkehrsangebot durch die NEAT Bellinzona sein. Die Aktivitäten
der NEAT-Konferenz könnten an unterschiedlichen Orten im Gotthard-Korridor durchge-
führt werden.
Die Einrichtung einer Geschäftsstelle könnte auch erst im Zeitverlauf erfolgen, wenn klar
ist, dass genügend gemeinsam anzugehende Themen und Aktivitäten vorhanden sind.
Die Gründung einer NEAT-Konferenz wäre ein starkes Signal des Zusammenarbeitswillens
im Gotthard-Korridor. Mit Blick auf die Rückmeldungen aus der informellen Ämterkonsultation
zu den verschiedenen Handlungsfeldern und konkreten Umsetzungsmassnahmen in Kapitel
4 vielleicht ein zu starkes: Das Antwortspektrum aus der informellen Ämterkonsultation zur
Frage einer NEAT-Konferenz ist sehr breit ausgefallen, was sich insbesondere bei Berück-
sichtigung der qualitativen Rückmeldungen zeigt:
Pro I: Die Schaffung der NEAT-Konferenz und die Einrichtung einer Geschäftsstelle wer-
den begrüsst.
Pro II: Die Schaffung einer NEAT-Konferenz könnte positive Impulse bringen. Auf die
Einrichtung einer Geschäftsstelle soll hingegen aus Kostengründen verzichtet werden.
5. Mögliche Formen einer künftigen Zusammenarbeit ECOPLAN/IBR
47
Vorsichtig: Die Schaffung einer NEAT-Konferenz bringt Vorteile, sollte aber mit vorhan-
denen Gefässen abgestimmt werden und diese nicht konkurrieren.
Einschränkend: Eine NEAT-Konferenz hätte Vorteile, sollte jedoch befristet werden.
Skeptisch: Die Einrichtung einer NEAT-Konferenz wird skeptisch beurteilt. Die Schaffung
von neuen, starren Strukturen sollte möglichst vermieden werden.
Kontra: Die Schaffung von neuen Gremien sollte vermieden werden. Es sollen die beste-
henden Gremien zur Einbringung der Anliegen genutzt werden.
Es bestätigt sich mit diesen deutlichen inhaltlichen Differenzen letztlich, dass derzeit kein
wirklich ausgeprägter Bedarf an Zusammenarbeit in verschiedenen Handlungsfeldern vor-
handen ist. Die eher punktuellen Interessen einer Zusammenarbeit können auch ausserhalb
einer solchen Klammerorganisation je bilateral oder multilateral angegangen werden.
Ein möglicher Mittelweg wäre die Schaffung einer befristeten NEAT-Konferenz „Light“:
Die Konferenz wird auf 5 bis 10 Jahre befristet (ca. 2016 bis 2026, d.h. bis 10 Jahre nach
Eröffnung).
Als Gründungsmitglieder der Konferenz stehen alle an der vorliegenden Studie beteiligten
Kantone und Städte sowie ausgewählte Teilnehmer aus Italien im Vordergrund. Zu den
italienischen Vertretern könnten die Region Lombardei, die Provinzen Como, Varese, Mi-
lano und Monza oder die Stadt Mailand eingeladen werden (vgl. hierzu auch Abbildung
5-1). Nach der Gründung können weitere Akteure aus dem NEAT-Korridor der Konferenz
beitreten (z.B. Wirtschaftsverbände, Gemeinden, Universitäten, Tourismusorganisatio-
nen).
Kernstück der Konferenz bildet der Jahresanlass, der abwechselnd von den Mitgliedern
organisiert wird. Das Thema der ersten Jahreskonferenz könnte das Handlungsfeld „Tou-
rismus“ sein.
Auf die Einrichtung einer Geschäftsstelle wird verzichtet.
Auch bei dieser „Light“-Variante würde die oben angesprochene Signalwirkung noch zum
Tragen kommen. Die Gründung würde signalisieren, dass sich die beteiligten Akteure zum
gemeinsamen Korridor bekennen und dass sie gewillt sind, die Herausforderungen gemein-
sam anzugehen. Auch bezüglich Stadt-Land-Beziehung wäre es ein Statement, wenn sich
Zürich, Zug, Schwyz, Uri, das Tessin und Provinzen oder Städte der Lombardei unabhängig
von Dritten und festgelegten Themen an einem jährlichen Anlass austauschen können.
5. Mögliche Formen einer künftigen Zusammenarbeit ECOPLAN/IBR
48
Abbildung 5-1: Vorschlag zum Perimeter der NEAT-Konferenz „Light“
Wenn mit Blick auf die geäusserten Interessen an einer Zusammenarbeit im Gotthard-
Korridor auch die Schaffung einer „Light“-Variante einer NEAT-Konferenz als nicht adäquat
betrachtet wird, stellt die Nutzung bestehender Gefässe einen alternativen Ansatz dar. Auf
diesen Ansatz geht der nächste Abschnitt ein.
5.2 Nutzung bestehender Gefässe
Als Alternative – oder grundsätzlich auch als Ergänzung – zu einer NEAT-Konferenz „Light“
besteht die Möglichkeit, bewährte Organisationen und Institutionen für eine intensivierte Zu-
sammenarbeit innerhalb des Gotthard-Korridors zu nutzen:
Die einzelnen Partner bringen ihre Anliegen aktiv in die dafür geeigneten Gremien ein. Sie
prüfen auch die Möglichkeit, sich als beobachtendes oder assoziiertes Mitglied an rele-
vante Gremien zu binden, wo dies aktuell noch nicht der Fall ist.
Daneben werden Aktivitäten im Bereich der nachbarschaftlichen Zusammenarbeit
(Ebene 2 gemäss Abbildung 4-3) gefördert, wie dies beispielsweise im Rahmen des inter-
kantonalen NRP-Projektes Programm „San Gottardo 2020“ und der Inwertsetzung der
Gotthard-Bergstrecke bereits geschieht.
5. Mögliche Formen einer künftigen Zusammenarbeit ECOPLAN/IBR
49
Die Partner nehmen dabei Rücksicht auf die Entwicklung im peripheren ländlichen Raum
und stellen sicher, dass auch dieser von der NEAT profitieren kann (Ebene 3 gemäss Ab-
bildung 4-4).
Eine kurze Umschau im Gotthard-Korridor zeigt, dass verschiedene Gefässe vorhanden sind,
die als mögliche Anlaufstellen für die Diskussion von erkannten Handlungsfeldern und Mass-
nahmen genutzt werden könnten.
Die entscheidende Frage ist, ob und wie die identifizierten Handlungsfelder in diese bewähr-
ten Gremien eingebracht werden können und ob die spezifischen Anliegen des Gotthard-
Korridors ausreichendes Gewicht erhalten. Dies hängt vor allem von der thematischen und
geografischen Abgrenzung der Organisation ab, welche Abbildung 5-2 erläutert. Es hängt
aber auch davon ab, mit welcher Nachdrücklichkeit die Anliegen eingebracht werden.
Abbildung 5-2: Bestehende Koordinations- und Kooperationsgefässe im Gotthard-Korridor
Kurzbeschreibung und thematische Abgrenzung Geografische Abgrenzung
Die Metropolitankonferenz Zürich setzt sich für eine
„bessere Vernetzung zwischen Kantonen, Städten und Gemeinden des Metropolitanraums Zürich“ ein. Die Konferenz „fördert eine ganzheitliche räumliche Perspektive“ und bietet „Gelegenheiten für den Infor-mationsaustausch“. Inhaltlich wäre sie somit ein ge-eignetes Gefäss um die Anliegen aus dem Gotthard-Korridor aufzugreifen.
In ihrer räumlichen Ausdehnung geht die Konferenz aber weit über den Gotthard-Korridor hinaus. Zu den Mitgliedskantonen gehören heute die Kantone Zürich, Luzern, Aargau, Thurgau, St. Gallen und Schwyz. Zwar hat sich der Schwerpunkt der Konferenz mit der Aufnahme von Schwyz etwas in Richtung Gotthard verschoben, die letzten Mitgliedsgemeinden wurden jedoch aus den Kantonen Schaffhausen, St. Gallen und Thurgau aufgenommen. Gehört ein Kanton nicht dem statistisch definierten Metropolitanraum an, so ist eine assoziierte Mitgliedschaft ohne Stimmrecht mög-lich.
Hellblau = assoziierte Mitglieder
Die Zentralschweizer Regierungskonferenz setzt
sich aus den Zentralschweizer Kantonen Luzern, Uri, Schwyz, Obwalden, Nidwalden und Zug zusammen und dient als Plattform für die interkantonale Zusam-menarbeit. Als assoziierte Mitglieder nehmen die Kantone Zürich und Aargau ohne Stimmrecht an den halbjährlichen Versammlungen teil.
Die Mitglieder können Anträge für Geschäfte stellen, die regional zu koordinieren sind. Thematisch ist die Konferenz äusserst breit aufgestellt und deckt als Überbau zu den ständigen Direktorenkonferenzen alle identifizierten Handlungsfelder ab. Die Abwicklung der einzelnen Zusammenarbeitsprojekte erfolgt durch die betroffenen Direktorenkonferenzen oder durch ein fallweise zusammengestelltes Gremium.
Hellblau = assoziierte Mitglieder
5. Mögliche Formen einer künftigen Zusammenarbeit ECOPLAN/IBR
50
Kurzbeschreibung und thematische Abgrenzung Geografische Abgrenzung
Das Gotthard-Komitee besteht aus sämtlichen Kan-
tonen entlang des Korridors zwischen Basel und Tes-sin. Das Komitee vertritt die Interessen der Tran-sitachse gegenüber dem Bund und anderen Kanto-nen. Thematisch beschäftigt sich die Organisation zwar mit Verkehrsfragen, jedoch nicht explizit mit der NEAT. Ein Teil der identifizierten Handlungsfelder (vgl. Abschnitt 4.3) vermag das Gotthard-Komitee jedoch abzudecken.
Als Mitglieder sind unter anderem auch die Kantone Aargau, Basel-Land, Basel-Stadt und Schaffhausen aufgeführt. Damit geht der Perimeter im Norden weit über die Beziehung Zürich-Mailand hinaus.
Der Regierungskonferenz der Gebirgskantone
gehören die Kantone Uri, Obwalden, Nidwalden, Gla-rus, Graubünden, Tessin und Wallis an. Sie bündelt die Kräfte der Gebirgskantone, sowie der Gemeinden und Städte in ihrem Perimeter.
Inhaltlich geht sie einen breiten Weg und könnte auch Themen im Zusammenhang mit der NEAT aufgreifen: Tourismus, Raumordnung, Energie, Finanzen, Ver-kehr und Aussenpolitik. Eine räumliche Öffnung auf die Lombardei oder Zürich bietet sich aufgrund des klar abgesteckten Perimeters jedoch nicht an.
Diese Gremien bieten die Möglichkeit, das Thema NEAT und ihre Wirkungen zu behandeln
und auch gemeinsame Massnahmen und Positionen zu formulieren. Schwieriger ist es, die
Perimeter mit dem in dieser Studie betrachteten Gotthard-Korridor zu vereinen. Denn einer-
seits kann eine zu breite geografische Ausrichtung dazu führen, dass der Fokus auf die
NEAT am Gotthard verloren geht. Durch den Einbezug von zu vielen und aus Sicht Gotthard-
Korridor weniger relevanten Akteuren verlieren die Interessen der einzelnen Partner an Ge-
wicht. Andererseits wird es noch schwieriger, gemeinsame Ziele mit hoher Priorität zu finden.
Obwohl bei den Organisationen die Aufnahme ausländischer Beobachter nicht auszuschlies-
sen ist, dürfte der Einbezug der Lombardei schwierig zu bewerkstelligen sein.
5.3 Nutzung der Symbolkraft von kleinen Massnahmen
Beim dritten Weg steht die Nutzung der Symbolkraft von kleineren Massnahmen im Vorder-
grund. Er lässt sich ebenfalls unabhängig oder ergänzend zu den zwei bisher genannten
Ansätzen einschlagen. Im Zentrum steht dabei die Erkenntnis, dass es schwierig ist, eine von
allen Teilnehmenden getragene grössere Massnahme zu finden, die gleichzeitig auf der Prio-
ritätenliste zuoberst steht. Ein Ansatz könnte deshalb in der Umsetzung einer oder mehrerer
Massnahmen liegen, die von geringerer Priorität und Tragweite sind.
Diese Massnahmen können genutzt werden, um ein Zeichen für die Stadt-Land-
Zusammenarbeit und für den Gotthard-Korridor zu setzen. Sie können auch als Pilotversuch
für künftige weitere Zusammenarbeitsprojekte in dieser Konstellation positioniert werden.
5. Mögliche Formen einer künftigen Zusammenarbeit ECOPLAN/IBR
51
Die Auswahl der Massnahme(n) stützt sich dabei auf die folgenden Prinzipien:
Der unmittelbare Nutzen der Massnahme steht nicht im Vordergrund. Im Vordergrund
stehen mittel- und langfristige Gesichtspunkte.
Die Massnahmen lassen sich relativ kostengünstig umsetzen.
Es wird insgesamt keiner der Partner schlechter gestellt. Allenfalls kann ein erwarteter
Nachteil für einen Partner durch die Verknüpfung mit weiteren Massnahmen im Rahmen
eines Massnahmenbündels kompensiert werden.
Falls der Nutzen der Massnahme allenfalls für einen Partner besonders gross sein sollte,
wird sichergestellt, dass mittel- bis langfristig auch die übrigen Partner profitieren können.
Auf die Nutzenverteilung wird bei der Finanzierung Rücksicht genommen.
Als Grundlagen zur Festlegung dieser Massnahmen oder eines Massnahmenbündels können
die in Abschnitt 4.4 in der Gruppe 1 oder 2 zusammengefassten Vorschläge mit hoher oder
mittlerer Priorität dienen. Oder aber es wird auf diejenigen teilweise neuen Massnahmen
abgestellt, für die einzelne Teilnehmende in der Interview-Runde und/oder in der informellen
Konsultation ein starkes Bekenntnis abgegeben haben.
5.4 Impulsgebung durch die öffentliche Hand
Bei den drei erstgenannten Ansätzen liegt der Fokus auf der öffentlichen Hand: Sie soll aktiv
auf die Umsetzung konkreter Aktivitäten und Massnahmen hinwirken.
Die Analyse in der vorliegenden Untersuchung hat aber deutlich gemacht, dass es in erster
Linie an den privaten Akteuren (Unternehmen, Haushalte, Privatpersonen) und halb-
öffentlichen Organisationen (z.B. Tourismusorganisationen) ist, die Chancen der NEAT zu
nutzen. Bei diesem vierten Weg beschränkt sich die öffentliche Hand deshalb auf die Rolle
eines Impulsgebers. Dazu kann die öffentliche Hand auf einen Fundus an Erfahrungen und
Wissen zurückgreifen, das im Rahmen der Arbeiten rund um die NEAT, die NEAT-Eröffnung,
die Gotthard-Bergstrecke, Zusammenarbeitsprojekte und die Entwicklung von Verkehrs- so-
wie Raumkonzepten in Gotthard-Korridor entwickelt worden ist. Die vorliegende Untersu-
chung ist Teil dieses Fundus.
Der Fokus der eigenen Aktivitäten kann auf die Information der privaten und halb-öffentlichen
Akteure gelegt werden. Damit sollen weitere Formen der Zusammenarbeit und des Zusam-
menlebens im Gotthard-Korridor durch die öffentliche Hand indirekt gefördert werden, statt
dass die öffentliche Hand in Eigeninitiative Massnahmen ergreift. Insbesondere öffentlich-
rechtliche Organisationen und Institutionen sollten vom vorhandenen Wissen profitieren kön-
nen. Als Beispiele seien vor allem Institutionen in den in Kapitel 4 identifizierten Handlungs-
feldern genannt. Dazu gehören regionale Tourismus- und Vermarktungsorganisationen, Bil-
dungsinstitutionen, Verkehrsbetriebe, aber auch die Gemeinden.
5. Mögliche Formen einer künftigen Zusammenarbeit ECOPLAN/IBR
52
5.5 Fazit
Welche der oben andiskutierten Formen der Zusammenarbeit gewählt wird, muss in der ge-
meinsamen Diskussion der teilnehmenden Partner, auch unter Einbezug weiterer relevanter
Akteure entschieden werden. Mit dem vorliegenden technischen Bericht wurden die inhaltli-
chen Grundlagen für diese Diskussion geschaffen.
Mit Blick auf die Ergebnisse dieser Studie und der durchgeführten Ämterkonsultation (vgl.
dazu Anhang B) sowie des Konsens bezüglich der Verantwortung der privaten Akteure, die
Chancen der NEAT zu nutzen, steht aktuell der vierte Ansatz im Vordergrund, in welchem die
öffentliche Hand als Impulsgeberin fungiert. Mit dem vorliegenden Bericht liegt ein Dokument
vor, das viele Aspekte des Wissens zur künftigen Entwicklung und zur Zusammenarbeit im
Gotthard-Korridor zusammenträgt. Dazu gehören Erkenntnisse zu den Auswirkungen, den
Chancen und Risiken der NEAT, die erstellten Übersichten zu wichtigen im Gotthard-Korridor
laufenden (Zusammenarbeits-)Projekten und Potenzialen sowie die entwickelten Ideen und
Vorschläge für künftige gemeinsame Aktivitäten. Diese Informationen bilden aus Sicht der an
der Studie teilnehmenden Partner und der Studienautoren eine gute inhaltliche Grundlage für
die Beschreitung dieses Weges.
6. Anhang A – Durchgeführte Interviews ECOPLAN/IBR
53
6 Anhang A – Durchgeführte Interviews
Die folgende Abbildung zeigt die durchgeführten Interviews / Workshops, das Datum des
Gesprächs sowie die Teilnehmenden.
Abbildung 6-1: Durchgeführte Interviews, Teilnehmer und Datum
Raum Teilnehmende Datum
Milano / Lombardia – M. Grazia Pedrana Regione Lombardia
– M. Pozzetti, Regione Lombardia
– G. Baschenis, Regione Piemonte
– E. Murtula, Comune di Milano
– L. Veronese, Comune di Milano
– M. Harris, STE Zürich
25.11.2013
Region Bellinzonese e Valli*
– R. De Rosa, Direktor 18.12.2013
Kanton Uri – C. Raab, Leiter Abteilung Wirtschaft und Tourismus
– T. Aschwanden, Leiter Abteilung öffentlicher Verkehr
– J. Schuler, Vorsteher Amt für Kultur und Sport
– A. Zurfluh, Informationsbeauftragter / Landschreiber (Standes-
kanzlei)
21.01.2014
Kanton Schwyz – U. Durrer, Leiter Amt für Wirtschaft
– A. Carisch, Projektleiter Wirtschaftsförderung, Amt für Wirt-
schaft
04.02.2014
Industrie und Handels-kammer Zentralschweiz
– F. Howald, Direktor 05.02.2014
Region Lugano** – M. Oleggini, ERS-L e municipale di Monteceneri
– G. Bottarini, praticante al ERS-L
– A. Geninazzi, econommiesuisse
– M. Bernasconi, Sindaco di Bioggio
– S. Wagner, SASA Lugano
– M. Rossi, CCI Lugano
– P. Poggiati, Dipartimento del Territorio, interlocutore del pro-
getto Rurbance per il Cantone Ticino
07.02.2014
Stadt Zürich – A. Schindler, Leiterin Stadtentwicklung
– M. Harris, Projektleiter Stadtentwicklung
16.04.2013 und 20.2.2014
* ERS-BV: Ente Regionale per lo Sviluppo del Bellinzonese e Valli ** ERS-L: Ente Regionale per lo Sviluppo del Luganese
7. Anhang B – Ergebnisse der Ämterkonsultation ECOPLAN/IBR
54
7 Anhang B – Ergebnisse der Ämterkonsultation
Die im Rahmen der informellen Ämterkonsultation geäusserten Prioritäten sind in der folgen-
den Abbildung dargestellt. Die einzelnen Kategorien in der Spalte entsprechen den konsoli-
dierten Rückmeldungen der einzelnen Fachämter / Departemente:
Schwyz: Bau-, Bildungs- und Volkswirtschaftsdepartement (konsolidierte Rückmeldungen)
Uri: Volkswirtschaftsdepartement, Bildungs- und Kulturdirektion, Amt für Raumentwicklung
(Mittelwert der einzelnen Rückmeldungen)
Tessin: Dipartimento del territorio und Dipartimento delle finanze e dell’economia (konso-
lidierte Rückmeldungen)
Zürich: Direktorin Stadtentwicklung, Projektleitung Aussenbeziehungen, Schul- und
Sportdepartement (Mittelwert der einzelnen Rückmeldungen)
Abbildung 7-1: Priorität der Massnahmen nach beteiligten Partnern
Schwyz Tessin Uri Zürich
Bildung
Themenwoche „NEAT-Eröffnung“ an Mittelschulen anregen 3.0 1.0 3.0 2.0
Bilinguale Maturität im Gotthard-Korridor prüfen 3.0 1.0 3.4 2.3
Berufsbildungszentren mit gesamtschweizerischem Einzugsgebiet 4.0 1.0 2.3 2.7
Bekanntheit und Nutzung von Austauschprogrammen steigern 2.0 2.0 3.4 2.0
Geschäftsverkehr
Nähe der Wirtschaftsräume Zürich und Mailand thematisieren 2.0 1.0 2.4 1.0
Bellinzona als Standort für spez. Dienstleistungen positionieren 2.0 1.0 2.5 1.7
Business-Class in den Eurocity-Zügen anstreben 3.0 1.0 2.5 1.7
Workshop „Best Practice“ im Umgang mit der NEAT anregen 2.0 1.0 3.5 2.7
Bellinzona als Tagungsort stärken 3.0 1.0 3.0 2.0
Firmenbesuche jenseits des Gotthards anregen / organisieren 3.0 2.0 3.7 2.3
NEAT-Halteorte
Altdorf /Schwyz als Arbeitsplatzstandort stärken 1.0 1.2 2.0
Austausch bei der Bahnhofsentwicklung intensivieren 1.0 3.0 3.0 2.3
Sprache
Touristische Inwertsetzung der Sprachgrenze einleiten 3.0 1.0 3.0 1.7
Seminare und Weiterbildungen zu Geschäftsbeziehungen CH-I 3.0 3.0 2.7 2.0
Mehrsprachige Webauftritte der öffentlichen Verwaltung fördern 4.0 4.0 3.7 2.7
Tourismus
Koordination touristische Inwertsetzung Gotthard-Bergstrecke 2.0 1.0 1.2 1.7
Die „geschenkte Stunde“ thematisieren 2.0 1.0 2.4 1.7
Übergeordnete Massnahme: NEAT-Konferenz
Schaffung einer NEAT-Konferenz 4.0 4.0 2.5 1.0
Einrichtung einer Geschäftsstelle der NEAT-Konferenz 4.0 4.0 3.0 2.0
8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR
55
8 Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsul-tation)
Lesehinweis: Die Texte in diesem Anhang entsprechen inhaltlich den im Rahmen der infor-
mellen Ämterkonsultation versendeten Unterlagen. Gegenüber den verwendeten Dokumen-
ten wurde lediglich die Struktur (Ebenen der Überschriften) angepasst.
8.1 Einleitung
8.1.1 Ausgangslage
Mit der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels und des Ceneri-Tunnels wird sich die Reisezeit
per Bahn zwischen Zürich und Mailand um ca. 1 Stunde verkürzen. Für die Beziehung zwi-
schen den Regionen entlang der Linie Zürich-Mailand werden sich die Wirkungen der Reise-
zeitverkürzung auf den Personenverkehr beschränken und „innerhalb“ des Personenverkehrs
auf Mobilitätsbedürfnisse, die sich gut mit der Bahn abdecken lassen und bei denen die Rei-
senden nicht viel Gepäck oder Material transportieren müssen.
Der auf diese Weise abgesteckte Rahmen möglicher Wirkungen umfasst immer noch ein
breites Spektrum von Mobilitätsbedürfnissen aus den Bereichen Freizeit, Tourismus, Ge-
schäftsverkehr, Pendler, Bildung und anderes mehr.
8.1.2 Fragestellung
Die von der Stadtentwicklung der Stadt Zürich in Auftrag gegebene, und von den Kantonen
Schwyz, Uri und Tessin mitgetragene „Gotthard-Studie“ fokussiert auf die Frage, welche
neuen Chancen, Potenziale und Risiken sich durch die Eröffnung der beiden NEAT-Tunnels
für die Beziehung zwischen städtischen und ländlichen Räumen entlang der Line Zürich -
Mailand ergeben. Die Potenziale ergeben sich dabei insbesondere aus der Verkürzung der
Reisezeit zwischen den Metropolitanräumen Zürich und Mailand, aber auch aus der Symbol-
kraft der NEAT-Eröffnung als weitherum sichtbarer „Leuchtturm“.
Im Massnahmenteil der Studie soll aufgezeigt werden, wie die öffentliche Hand städtischer
und ländlicher Regionen zusammenarbeiten kann, um die festgestellten Potentiale zu nutzen
resp. Risiken zu minimieren.
Die Steuerungsgruppe hat auf Basis des Zwischenberichts zur Studie im Rahmen der Sit-
zung vom 13. März 2014 die weiter zu bearbeitenden Handlungsfelder festgelegt. In den
vorliegenden Factsheets sind diese Handlungsfelder weiter strukturiert, verdichtet und die
Umsetzungsmassnahmen konkretisiert worden.
8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR
56
8.1.3 Zweck und Aufbau
Das vorliegende Papier dient als Input für die Konsultationsrunde auf Stufe der kantonalen
Fachämter. Im Rahmen dieser informellen Konsultationsrunde innerhalb der im Projekt ver-
tretenen Institutionen soll nun eine erste Rückmeldung zu den identifizierten Handlungsfel-
dern und Umsetzungsmassnahmen eingeholt werden.
Dabei geht es um eine Einschätzung aus strategischer Sicht. Die Handlungsfelder und die
vorgeschlagenen Massnahmen sollen auf die Sinnhaftigkeit und Abstützung in den Fachäm-
tern überprüft werden. Zudem sollen zum Abschluss der Studie die Handlungsfelder und
Massnahmen basierend auf der Rückmeldung der Fachämter ergänzt werden.
Das Papier ist hierzu wie folgt aufgebaut:
Übergeordnete Massnahmen: Der aus der Eröffnung der NEAT resultierende Hand-
lungsbedarf für eine stärkere Zusammenarbeit öffentlicher und halb-öffentlicher Institutio-
nen lässt sich jetzt noch nicht abschliessend abschätzen (wie entwickelt sich der Korridor
mit der NEAT?). Im Zeitverlauf werden neue Fragen, neue Themen auftauchen. Um die-
sem Aspekt Rechnung zu tragen, schlagen wir als Dachorganisation eine NEAT-
Konferenz vor.
Handlungsfelder und Massnahmen: In diesem Abschnitt werden die Potenziale und der
Handlungsbedarf in ausgewählten Handlungsfelder beschrieben sowie Umsetzungs-
massnahmen vorgeschlagen.
Weitere Themen: In diesem Teil werden zusätzliche Themen beschrieben, bei welchen
aus heutiger Sicht noch kein konkreter Handlungs- bzw. Massnahmenbedarf besteht. Ein
solcher kann sich im Zeitverlauf aber durchaus ergeben. Sie werden daher im Sinne eines
„Themenspeichers“ für künftige Massnahmen beibehalten.
Im Fragebogen sind einige Fragen zu den hier vorgestellten Handlungsfeldern und Mass-
nahmenvorschlägen gestellt, die im Rahmen der informellen Ämterkonsultation beantwortet
werden sollen. Sie dienen insbesondere der Priorisierung der Massnahmen sowie zur Ergän-
zung mit weiteren sinnvollen Massnahmen aus Sicht der verschiedenen einbezogenen
Fachämter.
8.2 Übergeordnete Massnahmen
Als übergeordnete Massnahme schlagen wir vor, eine NEAT-Konferenz zu schaffen. Die
NEAT-Konferenz ist als Klammer- oder Dachorganisation zu konzipieren, die neue Themen
aufgreift, in geeigneten Gremien und in geeigneter Form bearbeitet und in die politische Um-
setzung einspeist. Diese Positionierung bzw. Aufgabe nimmt die NEAT-Konferenz mit unter-
schiedlichen Aktivitäten und Massnahmen wahr – analog z.B. der Metropolitankonferenz
Zürich.
8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR
57
a) Aufgaben und Ausgestaltung der NEAT-Konferenz
Die NEAT-Konferenz kann sich in der Anfangsphase auf eine Auswahl der folgenden Aufga-
ben konzentrieren und bei Bedarf ausgebaut werden:
Jahresanlass: Durchführung eines Jahresanlasses mit jeweils einem inhaltlichen Fokus-
thema
Projektmanagement: Realisierung von gemeinsam getragenen Projekten (mit „flexibler
Geometrie“: Es müssen sich nicht immer alle Mitglieder an lancierten Projekten beteiligen)
Themenbearbeitung: Bildung von thematischen Arbeitsgruppen, in welchen konkrete
Themen gemeinsam bearbeitet werden
Moderierter Informationsaustausch: Bildung von temporären oder ständigen Austausch-
/Praxisgruppen, in welchen ein organisierter und strukturierter Informationsaustausch zwi-
schen Fach- oder Entscheidungsgremien erfolgt
Vernetzungsaktivitäten: Zusammenbringen verschiedener betroffener oder interessierter
Organisationen und Personen. Anbahnen und Knüpfen von Kontakten.
Politische Aktivitäten: Bündelung von gemeinsamen Interessen z.B. im Rahmen von Ver-
nehmlassungsverfahren oder im Kontakt mit anderen Akteuren im NEAT-Korridor (z.B.
der SBB), Lancierung von politischen Vorstössen insbesondere auf nationaler Ebene, etc.
Knowledge Management: Wissensgenerierung und Wissenssicherung im Zusammenhang
mit Zusammenarbeitsprojekten und Verkehrsinfrastrukturen im Gotthard-Korridor, Über-
nahme von Kommunikationsaktivitäten über die Website der NEAT-Konferenz
b) Gründe für eine NEAT-Konferenz
Der Vorschlag der NEAT-Konferenz beruht auf folgenden Feststellungen:
Zeitlich verzögerte Auswirkungen: Die Auswirkungen der NEAT ergeben sich aus den
Anpassungen, welche die - vornehmlich privaten - Akteure bei ihren Handlungsweisen
und damit bei ihrem Verkehrsverhalten aufgrund der verkürzten Reisezeiten vornehmen
werden. Verschiedene dieser Anpassungen werden nicht sofort, sondern erst im Zeitver-
lauf stattfinden (z.B. im Pendlerverhalten). Auch die Auswirkungen der NEAT werden sich
damit zeitlich verzögert einstellen. Aus diesem Grund wird auch ein Teil des Handlungs-
bedarfs der öffentlichen Hand zur stärkeren Nutzung der Chancen und zur Minimierung
der Risiken der NEAT erst mit der Zeit und mit Rücksicht auf die sich tatsächlich einstel-
lenden Verhaltensänderungen benannt werden können. Im Rahmen der Konferenz kann
die Frage nach den feststellbaren Veränderungen des Mobilitätsverhaltes und dessen Ef-
fekte für die Regionen entlang der Linie Zürich- Mailand jeweils neu thematisiert werden.
Aus diesem fortlaufenden Diskurs können dann auch der Handlungsbedarf und die geeig-
neten Massnahmen seitens der öffentlichen Hand fortgeschrieben werden. Zur zeitge-
rechten Identifizierung, Anregung, Aufarbeitung und Weiterbearbeitung dieser Themen
könnte die NEAT-Konferenz einen zentralen Beitrag leisten.
Austausch und Kontakte als Grundlage für Zusammenarbeit: Grundlage für eine in-
tensive Zusammenarbeit bilden oft persönliche Kontakte zwischen Entscheidungs- und
8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR
58
Wissensträgern. Damit diese Kontakte – im Sinne eines losen Netzwerkes – von jedem
Einzelnen für seine Anliegen und Fragen nutzbar gemacht werden können, brauchen die
Kontakte eine gewisse Intensität, d.h., es muss Gelegenheiten geben, sich wieder zu tref-
fen um die Kontakte aufzufrischen und zu pflegen. Eingebunden in ein solches Netzwerk
sollten alle Personen und Institutionen sein, für welche die NEAT neue Perspektiven (Po-
tentiale) oder Risiken bietet. Von der Sache her wird es sicher befruchtend sein, wenn
sich die Akteure nicht ausschliesslich disziplinär treffen, sondern wenn man sich auch
themenübergreifend über die Auswirkungen der NEAT und die damit verbundenen Poten-
tiale und Risiken austauschen kann. Die NEAT-Konferenz bildet genau für diesen Aus-
tausch eine ständige Plattform (z.B. im Rahmen des Jahresanlasses) und steht den Part-
nern als „multifunktionaler Ansprechpartner“ zur Verfügung.
c) Massnahmen
Umsetzungsmassnahmen
GRÜNDUNG DER NEAT-KONFERENZ
Beschreibung Gründung der NEAT-Konferenz als privatrechtlicher Verein und Realisierung einer „Gründungskonferenz“ als erster Jahresanlass
Akteure – In einer ersten Phase alle an der vorliegenden Studie beteiligten Akteure, als
Gründungsmitglieder der NEAT-Konferenz plus Teilnehmer aus Italien (z.B.
Regione Lombardia, Stadt Mailand)
– Nach der Gründung können weitere Akteure aus dem NEAT-Korridor dem
Verein beitreten (z.B. Wirtschaftsverbände, Tourismusorganisationen)
EINRICHTUNG DER GESCHÄFTSSTELLE DER NEAT-KONFERENZ
Beschreibung Aufbau und Einsetzung einer vollständig zweisprachigen Geschäftsstelle mit Sitz in Bellinzona
Die Geschäftsstelle verfolgt die laufenden Entwicklungen und Auswirkungen der NEAT mit, greift Initiativen zu konkreten Massnahmen auf und gibt die entspre-chenden Themen an die für die Umsetzung der Massnahmen relevanten Akteure weiter. Die Geschäftsstelle „inszeniert“ auch die Kommunikation zwischen den Mitgliedern der NEAT-Konferenz.
Akteure Mitglieder des Vereins NEAT-Konferenz, Vorstand und die auszuwählende Ge-
schäftsstelle
8.3 Handlungsfelder
In den folgenden Handlungsfeldern sind Entwicklungen im Zusammenhang mit der NEAT-
Eröffnung aufgezeigt, auf welche die öffentliche Hand oder ihr nahe stehende
(halb)öffentliche Institutionen durch Zusammenarbeit aktiv Einfluss nehmen können. Dies soll
unter dem Dach der „NEAT-Konferenz“ (vgl. vorangehende übergeordnete Massnahmen)
geschehen. Grundsätzlich ist für diese Handlungsfelder aber auch denkbar, dass sie unab-
hängig vom übergeordneten Gefäss der NEAT-Konferenz angegangen werden.
Nicht in allen Handlungsfeldern sind gleich stark ausgeprägte Potenziale für eine Zusam-
menarbeit auf Stufe der öffentlichen Hand vorhanden. In vielen Fällen übernimmt die öffentli-
che Hand daher die Rolle eines Vermittlers, Koordinators oder eines Impulsgebers zur Inten-
8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR
59
sivierung der Zusammenarbeit auf Stufe von Organisationen (z.B. Tourismusorganisationen,
Verbände usw.) oder Unternehmen.
Nachstehend sind die folgenden ausgewählten Handlungsfelder besprochen.
Geschäftsverkehr
Bildung
Sprache
Tourismus
NEAT-Halteorte
Jedes Factsheet bzw. Handlungsfeld ist wie folgt aufgebaut:
Zuerst werden die Potentiale und Risiken, die sich in diesem Themenfeld durch die Eröff-
nung der NEAT ergeben kurz dargestellt.
Daraus wird ein allfälliger Handlungsbedarf für eine Zusammenarbeit der öffentlichen
Hand abgeleitet.
In einem nächsten Schritt werden Umsetzungsmassnahmen vorgeschlagen.
8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR
60
8.3.1 Geschäftsverkehr
Einschätzung von Potential und Handlungsbedarf
Wirkung der NEAT: Wenn die Reise zwischen Zürich und Mailand neu knapp drei Stunden dauern
wird, ist es machbar, an einem Tag nach Mailand zu einem Anlass (Besprechung, Workshop, Konfe-renz) zu fahren und am gleichen Tag wieder zurück. Dies vereinfacht die Geschäftsbeziehungen zwischen der Deutschschweiz und der Lombardei, soweit persönliche face-to-face Kontakte erforder-lich sind. Der Nutzen kann sich dabei bei allen Raumbeziehungen (Stadt-Stadt, Stadt-Land, Land-Stadt, Land-Land) ergeben.
Voraussetzungen: Das Potential der verkürzten Reisezeit wird im Geschäftsverkehr aber nur dann
voll ausgeschöpft werden, wenn die Reisezeit selber auch produktiv genutzt werden kann. Diesbe-züglich hat der Zug gegenüber dem Flugzeug grundsätzlich einen Vorteil (weniger unproduktive War-tezeit). Synergien können sich einstellen, wenn sich die Vertreter von Nord und Süd in der „Mitte“ (z.B. Bellinzona) treffen können und dort auch die notwendige Infrastruktur vorfinden würden.
Zusammenarbeit der öffentlichen Hand: Die Kantone des NEAT-Korridors können zur Inwert-
setzung des Geschäftsverkehrs gemeinsame Positionen gegenüber den Interessengruppen (z.B. SBB, andere Kantone, Verbände) bilden und vertreten. Zudem können sie themenbezogene Anlässe und Workshops bei potenziellen Kundengruppen anregen und diese kantonsübergreifend umsetzen. Die NEAT-Konferenz bzw. die Geschäftsstelle könnte in einer frühen Phase Impulsgeber und Initiator sein (z.B. Support bei erstmaliger Konzeption und Umsetzung).
Beispiele für Umsetzungsmassnahmen
BUSINESS-CLASS IN DEN EUROCITY-ZÜGEN ANSTREBEN
Beschreibung Für den Geschäftsverkehr braucht es in den Intercity- und Eurocity-Zügen Busi-ness-Abteile oder eine Business-Klasse, in der die Voraussetzungen gegeben sind, dass man in ruhigerer Atmosphäre arbeiten oder sich besprechen kann. Die heutige 1. Klasse garantiert dies nicht. Die Kantone des NEAT-Korridors wirken über die ihnen zur Verfügung stehenden Kanäle und Mittel auf ein möglichst attraktives Angebot für den Geschäftsverkehr auf der NEAT-Linie hin.
Akteure Kantone, SBB, Ferrovie dello stato Italiane (FS)
NÄHE DER WIRTSCHAFTSRÄUME ZÜRICH UND MAILAND THEMATISIEREN
Beschreibung Die Möglichkeiten, welche das Näherrücken der Wirtschaftsräume nördlich und südlich des Gotthards bieten, stechen nicht auf den ersten Blick ins Auge und viele kleinere und mittlere Unternehmen werden auch nicht explizit danach fra-gen. Im Rahmen von Veranstaltungen der Handelskammern und Wirtschaftsver-einigungen soll anhand von „good practice“-Beispielen aufgezeigt werden, wel-che Möglichkeiten sich durch die verkürzte Reisezeit ergeben.
Akteure Wirtschaftsverbände, Unternehmen, allenfalls in Zusammenarbeit mit der NEAT-Konferenz
FIRMENBESUCHE JENSEITS DES GOTTHARDS ANREGEN/ORGANISIEREN
Beschreibung Branchenbezogene Wirtschaftstage, bei welchen Delegationen aus der Nordschweiz Firmen und Forschungsinstitutionen der Lombardei kennen lernen
Akteure Handelskammern der Schweiz in Italien und „umgekehrt“
WORKSHOP „BEST PRACTICE“ IM UMGANG MIT DER NEAT ANREGEN
Beschreibung Workshop mit den Vertretern der Wirtschaftsverbände zum Thema „wie nutzen Unternehmen die durch die NEAT gegebenen Opportunitäten?“ Workshop könn-te Vorläufer oder Testversuch für ein jährlich stattfindendes „Gotthard Economic Forum“ sein, an dem Wirtschaftsvertreter aus dem Gotthard-Korridor aktuelle Themen diskutieren. Eine Realisation des Anlasses in Bellinzona würde einen ersten Schritt zur Stärkung von Bellinzona als Tagungsort bedeuten.
Akteure Wirtschaftsförderungen, Handelskammern, Wirtschafts- und Industrieverbände sowie weitere wirtschaftsnahe Organisationen, die NEAT-Konferenz als Partner
BELLINZONA ALS TAGUNGSORT STÄRKEN
Beschreibung Als Tagungsort hat Bellinzona für beide Seiten eine spezielle „Anziehungskraft“. Für die Teilnehmenden aus dem Norden durch die „Italianità und das südliche Klima“, für die Teilnehmenden aus Italien die „Swissness“.
Akteure Stadt Bellinzona, Kanton Tessin, Tessin Tourismus, Hotels und weitere private Anbieter in und um Bellinzona
8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR
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8.3.2 Bildung
Einschätzungen von Potential und Handlungsbedarf
Hochschulen: Im Bereich der Hochschulen ergeben sich durch die Eröffnung der NEAT Verände-
rungen bezüglich der Einzugsgebiete. Studierende aus dem Tessin, die an einer Hochschule der Deutschschweiz studieren, machen dies in aller Regel in Form von Wochenaufenthaltern (gilt auch umgekehrt für Deutschschweizer, die in Lugano studieren). Durch die verkürzte Reisezeit wird es eher möglich, im Tessin wohnhaft zu bleiben und als Bildungspendler beispielsweise nach Zürich zu fahren. Dies gilt insbesondere für die höheren Semester, in welchen man eine eingegrenzte Präsenz (2 - 3 Tage) an der Hochschule sicherstellen muss. Diese neue Möglichkeit kann dem Brain-Drain aus dem Tessin in die Deutschschweiz entgegenwirken. Es ist dies ein Effekt, der sich ohne Zutun der öffentlichen Hand einstellt.
Weiterbildungen: Die verkürzte Reisezeit erschliesst auch neue Potentiale für Weiterbildungen auf
Hochschulebene beidseits des Gotthards. Weiterbildungen (Master of Advanced Studies MAS) wei-sen in der Regel eine Struktur mit einem bis zwei zweitägigen Kursblöcken pro Monat auf. Mit der kürzeren Reisezeit wird es eher möglich, An- und Rückreise an den Kurstagen selber zu machen, was die Übernachtungskosten für eine Weiterbildung auf der jeweils anderen Seite des Gotthards deutlich reduziert (und auch die Absenz am eigenen Arbeitsplatz). Das damit verbundene Potential müssen die Anbieter von Weiterbildungen selber realisieren (durch entsprechende Gestaltung und Bewerbung der Kurse). Ein Handlungsbedarf für die öffentliche Hand ergibt sich in diesem Bereich nicht.
Berufsbildung: Im Bereich der Berufsbildung könnten Altdorf und Bellinzona allenfalls als Standorte
für Berufsbildungszentren an Attraktivität gewinnen, indem sie sowohl das Einzugsgebiet für Berufs-schüler nördlich wie südlich des Gotthards abdecken können. Ein Standortvorteil werden diese Orte vor allem bei Berufen haben, zu welchen es gesamtschweizerisch eine vergleichsweise kleine Anzahl von Lernenden gibt.
Zusammenarbeit der öffentlichen Hand: Die Kantone haben die Möglichkeit Einfluss auf die Aus-
richtung und die Aktivitäten der öffentlichen Bildungsinstitutionen zu nehmen. Sie können dabei aber auch lediglich als Impuls- und Ideengeber auftreten. Es obliegt grundsätzlich den Schulen und Bil-dungsinstitutionen selbst, die geeigneten Massnahmen gemeinsam mit den Nachbarn umzusetzen. Die NEAT-Konferenz könnte den Austausch im Bildungsbereich im NEAT-Korridor als Thema eines Jahresanlasses aufgreifen. Entweder in einer frühen Phase, um zur Lancierung des Thema beizutra-gen, oder in einer späteren Phase, um in einem breiteren Kreis über das Erreichte zu informieren.
Beispiele für Umsetzungsmassnahmen
STANDORTE FÜR BERUFSBILDUNGSZENTREN MIT GESAMTSCHWEIZERISCHEM EINZUGS-GEBIET PRÜFEN
Beschreibung Prüfen, ob z.B. an den Standorten Bellinzona, Schwyz oder Altdorf Berufsbil-dungsangebote (Berufsschule) mit gesamtschweizerischem Einzugsgebiet ge-schaffen werden könnten (für Berufe mit kleiner Anzahl von Lernenden).
Akteure Bildungsämter, Erziehungsdirektionen
BEKANNTHEIT UND NUTZUNG VON AUSTAUSCHPROGRAMMEN STEIGERN
Beschreibung Austausch von Lernenden in der Berufslehre über die Sprachgrenzen hinweg fördern: Aufbau eines Austauschnetzwerkes innerhalb des Gotthard-Korridors mit Fokus auf „sich im Berufsleben in unterschiedlichen Sprachräumen bewe-gen“. Möglicher Anknüpfungspunkt: www.ch-go.ch
Akteure Bildungsämter, Schulen, Erziehungsdirektionen
BILINGUALE MATURITÄT IM GOTTHARD-KORRIDOR PRÜFEN
Beschreibung An Standorten im Tessin oder in den Kantonen Uri oder Schwyz das Angebot einer zweisprachen Maturitäts-Klasse prüfen. Dies ermöglicht auch eine verstärk-te Durchlässigkeit und den Austausch von Lehrpersonen und Schülern über die Sprachgrenze hinweg.
Akteure Bildungsämter, Schulen, Erziehungsdirektionen
THEMENWOCHE „NEAT-ERÖFFNUNG“ AN MITTELSCHULEN ANREGEN
Beschreibung Die Mittelschulen/Gymnasien der beteiligten Kantone bzw. im gesamten Korridor überprüfen und erstellen in einer Themenwoche zur „NEAT-Eröffnung“ gemein-sam die Vielzahl an Wikipedia-Einträgen zur NEAT, zu den Kantonen im Gott-hard-Korridor, zum Korridor selbst, zur Zusammenarbeit im Korridor usw.
Akteure Mittelschulen, Bildungsämter, Erziehungsdirektionen
8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR
62
8.3.3 Sprache
Einschätzung von Potential und Handlungsbedarf
Erkanntes Hindernis: Als eines der grössten Hindernisse für eine verbesserte Zusammenarbeit im
Korridor wurde in den durchgeführten Interviews die Sprachgrenze genannt. Zwischen der Deutsch-schweiz und dem Tessin ist sie weniger einschneidend, da viele TessinerInnen auch Deutsch verste-hen und sich viele DeutschschweizerInnen zumindest rudimentär in Italienisch verständigen können. In dieser Kombination ist eine Verständigung in vielen Situationen möglich.
Zum Problem wird die Sprachgrenze jedoch in der Kommunikation zwischen Vertretern der Lom-bardei und der Deutschschweiz. Das Erlernen von Fremdsprachen findet in Italien vergleichsweise wenig Verbreitung und wenn eine Fremdsprache gelernt wird, dann ist es doch meist Englisch.
In Bereichen wie beispielsweise dem Tourismus oder der Bildung fällt die Sprachgrenze weniger ins Gewicht, da entweder keine sehr differenzierte Verständigung erforderlich ist (Tourismus) resp. die englische Sprache eine grosse Bedeutung hat (Tourismus und Wissenschaft). Zum Hindernis wird sie jedoch im Geschäftsverkehr.
Wirkung der NEAT: Die Eröffnung der NEAT lässt die Wirtschaftsräume der Lombardei und der
Deutschschweiz näher zusammenrücken, woraus vielfältige wirtschaftliche Potentiale entstehen können (vgl. hierzu auch Handlungsfeld „Geschäftsverkehr“). Diese Potentiale werden durch die Sprachgrenze eingegrenzt. Dass wegen dieser Potentiale in der Lombardei vermehrt Deutsch gelernt wird resp. in der Deutschschweiz Italienisch ist dennoch eher unwahrscheinlich und der Nutzen wür-de erst längerfristig spürbar werden.
Naheliegender ist es, dass die Kommunikation über Erwerbstätige erfolgt, die beide Sprachen be-herrschen. Dies werden in der Mehrzahl Tessiner sein. Sie könnten in italienischen Firmen eine Brü-ckenfunktion wahrnehmen. Das aktuelle Lohngefälle zwischen Italien und der Schweiz schafft aber Anreize in die umgekehrte Richtung. Der Engpass an zweisprachigen Mitarbeitenden wird somit primär auf der italienischen Seite liegen.
Gepflogenheiten im Berufsalltag: Verbunden mit der Sprache ist die Mentalität, die Gepflogenhei-
ten im Geschäftsverkehr und Berufsalltag. Auf dieser Ebene bestehen über die Sprachkompetenzen hinaus Verständigungsschwierigkeiten. Es betrifft dies Fragen der Kommunikation, der Formen des Verhandelns, der Umgangsformen, des Einforderns von Verbindlichkeiten usw. So wie es Kurse und Weiterbildungen für Geschäftsbeziehungen im asiatischen Raum gibt (interkulturelle Kommunikation) könnten auch Seminare für erfolgreiche Geschäftsbeziehungen mit Italien angeboten werden.
Zusammenarbeit der öffentlichen Hand: Steigt seitens der Unternehmungen der Bedarf an Mitar-
beitenden, die Italienisch und Deutsch sprechen, wird dies als Qualifikation bei der Stellensuche an Gewicht gewinnen und den Erwerbstätigen Anreiz sein, Deutsch oder Italienisch als Fremdsprache zu lernen. Die Handlungsspielräume der öffentlichen Hand, auf das Erlernen einer Fremdsprache Einfluss zu nehmen sind sehr begrenzt. Sie kann jedoch durch das „Vorleben“ der Mehrsprachigkeit Kontakte über die Sprachgrenze hinweg fördern und ermöglichen.
Beispiele für Umsetzungsmassnahmen
SEMINARE UND WEITERBILDUNGEN ZU GESCHÄFTSBEZIEHUNGEN CH – I ANREGEN
Beschreibung Praxisnahe Weiterbildungsseminare zur Frage, wie Geschäftsbeziehungen zwi-schen Italien und der Schweiz erfolgreich gestaltet werden können.
Akteure Handelskammern (als Träger/Organisatoren); KMUs (als Teilnehmende); Bil-dungsinstitutionen (als Anbieter)
Die Geschäftsstelle der NEAT-Konferenz könnte hier die Aufgabe einer Informa-tionsplattform übernehmen und für den NEAT-Korridor entwickelte Angebote aktiv kommunizieren.
MEHRSPRACHIGE WEBAUFTRITTE DER ÖFFENTLICHEN VERWALTUNG FÖRDERN
Beschreibung Erstellen mehrsprachiger Webseiten von bestimmten Einheiten in der öffentli-chen Verwaltung. Konzentration der Übersetzung auf die wichtigsten Seiten, die zentralen Einstiegsseiten oder Medienmitteilungen.
Akteure Kantonale Ämter, Gemeinden
8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR
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8.3.4 Tourismus
Einschätzung von Potential und Handlungsbedarf
Wirkung der NEAT: Die Potentiale und Risiken, welche die NEAT im Bereich des Tourismus bietet,
sind vielfältig. Es ist zu erwarten, dass es durch die Eröffnung des Gotthardtunnels vor allem einen Anstieg des Tagestourismus von Deutschschweizern im Tessin geben wird und dass dieser Anstieg teilweise zu Lasten des übernachtenden Tourismus gehen wird. Für den Gruppentourismus wird die NEAT keine nennenswerte Auswirkung haben. Die ausländischen Reisegruppen sind in aller Regel mit dem Car unterwegs und der Tunnel selbst bietet als touristische Attraktion wenig Erlebniswert (die Bergstrecke ist erlebnisreicher).
Eröffnung als Event: Die Eröffnung der NEAT wird jedoch eine grosse nationale und internationale
Aufmerksamkeit erhalten und eignet sich als Anknüpfungspunkt, um aus den alltäglichen „Routinen“ auszubrechen. Die Neugierde, die NEAT selber zu erleben soll in diesem Sinne dazu genutzt wer-den, das Tessin resp. den Raum nördlich der Alpen auf eine neue Weise kennen zu lernen. Idealer-weise findet dieses „neu kennen lernen“ in einer Form statt, die zu einer Wiederholung anregt, so dass der neu geschaffene Bezug zu diesem Raum selber Teil der Routinen wird.
Zusammenarbeit der öffentlichen Hand: Auf der Massnahmenebene werden vor allem die touristi-
schen Leistungsanbieter sowie die Tourismusorganisationen und weniger die öffentliche Hand gefor-dert sein. Die Kantone können die Rolle des Koordinators und Impulsgebers übernehmen oder ihre kantonalen Tourismusorganisationen mit strategischen Vorgaben einbeziehen.
Auch wenn hier insbesondere die Tourismusorganisationen gefordert sind: Der Tourismus im NEAT-Korridor wäre auch ein geeignetes Thema für einen Jahresanlass der NEAT-Konferenz (inkl. Öffnung für ein grösseres Publikum).
Beispiele für Umsetzungsmassnahmen
DIE „GESCHENKTE STUNDE“ THEMATISIEREN
Beschreibung Die NEAT führt zu einer Reisezeitverkürzung auf der Gotthardstrecke um eine Stunde. Diese „geschenkte Stunde“ soll während des Eröffnungsjahres zum Thema der Events rund um die Eröffnung der NEAT gemacht werden. Im ersten halben Jahr nach der Eröffnung werden in allen Regionen entlang dem NEAT Korridor kostenlose (geschenkte) Angebote gemacht, welche eine Stunde dau-ern und welche dazu beitragen, diesen Lebensraum von einer neuen Seite ken-nen und schätzen zu lernen.
Beispiele hierfür könnten einstündige Stadtbesichtigungen in Zürich und Mailand sein, eine einstündige Tour mit dem Elektrobike am Lago di Lugano, eine ein-stündige Einführung in die wirtschaftlichen Potentiale der Lombardei anlässlich von Firmenausflügen und Geschäftsreisen usw.
Akteure Private Anbieter, Tourismusorganisationen, Progetto San Gottardo 2020, NEAT Konferenz
TOURISTISCHE INWERTSETZUNG DER SPRACHGRENZE ANREGEN
Beschreibung Sprachgrenze touristisch erfahrbar machen: Wanderweg oder Veloweg über die Sprachgrenzen z.B. mit mehrsprachigen Hinweistafeln. Aufnahme des Themas „Sprachgrenze“ in Museen oder in dezentralen Ausstellungen.
Akteure Tourismusorganisationen, Wanderwegorganisationen, kantonale Ämter für Wirt-schaft, Tourismus und Kultur, Museen, Progetto San Gottardo
KOORDINATION TOURISTISCHE INWERTSETZUNG DER BERGSTRECKE
Beschreibung Die Inwertsetzung der Gotthard-Bergstrecke ist bereits in vollem Gange. Im Rahmen der Aktivitäten von SBB-Historic (Erstfeld und Biasca) sowie des Pro-gramms „San Gottardo“ werden bereits viele Projekte zur Weiterentwicklung des Gotthard-Gebiets vorangetrieben. Um Doppelspurigkeiten und konkurrierende Angebote möglichst zu vermeiden, könnten die Aktivitäten gemeinsam koordi-niert werden.
Akteure Private Anbieter, Progetto San Gottardo, SBB-Historic, Tourismusorganisationen, Kantone (als Koordinator),
8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR
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8.3.5 NEAT-Halteorte
Einschätzung von Potential und Handlungsbedarf
Wirkung der NEAT: Die NEAT-Halteorte sind diejenigen Orte, die am direktesten von der kürzeren
Reisezeit profitieren werden. Die Standortattraktivität kann sich dabei sowohl im Bereich Wohnen wie in den Bereichen Betriebsstandort und Arbeitsplatzstandort erhöhen. Es wird Aufgabe der einzelnen Standorte sein, ihre daraus entstehenden Potentiale zu erkennen und in Wert zu setzen. Besondere Attraktivität werden die Bahnhofareale resp. die Areale in Fussdistanz zum Bahnhof erhalten. Dies hat auch die Erfahrung in Brig/Visp VS nach Eröffnung des Lötschberg-Basistunnels gezeigt.
Einbindung des Umlands: Die verkehrsmässige Anbindung des „Hinterlandes“ an die NEAT-
Halteorte ist Teil der Entwicklung der Haltehorte. Dabei geht es auch um die Frage, wie stark das ländliche Umland der Halteorte von der NEAT profitiert. Der Einbezug des Umlands muss in erster Linie innerkantonal bewerkstelligt werden und hat nur begrenztes Potenzial für eine verstärkte über-kantonale Zusammenarbeit.
Entwicklungen: Derzeit laufen verschiedene Projekte zur Bahnhofs- und Bahnhofsumfeldentwick-
lung. Insbesondere die künftigen NEAT-Halteorte befinden sich im Umbruch. Dazu gehören der „Kan-tonsbahnhof“ Altdorf, der Bahnhof Lugano (bereits teilweise eingeweiht) und der Bahnhof Bellinzona. Eine spezielle Stellung kommt dabei Bellinzona zu. Bellinzona erfährt von beiden Seiten her (Zürich und Mailand) eine Reisezeitverkürzung und wird von beiden Metropolitanräumen her in weniger als 2 Stunden erreichbar sein. Bellinzona könnte damit der Ort werden, wo Treffen zwischen Vertretern der Deutschschweiz und der Lombardei bevorzugterweise stattfinden.
Zusammenarbeit der öffentlichen Hand: Die Entwicklung der Halteorte liegt insbesondere im Ein-
fluss- und Gestaltungsbereich der Standortkantone und –gemeinden sowie der SBB und weiterer Transportunternehmen. Eine Zusammenarbeit drängt sich nicht unmittelbar auf, zumal hier zwischen den verschiedenen Halteorten auch eine gewisse Standortkonkurrenz auftreten wird. Dennoch kön-nen ein offener Erfahrungsaustausch und eine informelle Abstimmung der Entwicklungen für alle beteiligten Vorteile bringen. Die NEAT-Konferenz könnte die Plattform für einen solchen Erfahrungs-austausch sein (z.B. über eine moderierte Praxisgruppe).
Beispiele für Umsetzungsmassnahmen
BELLINZONA ALS STANDORT FÜR SPEZIALISIERTE DIENSTLEISTUNGEN POSITIONIEREN
Beschreibung Institutionen, welche punktuell resp. tageweise hoch spezialisiere Arbeitskräfte aus den Metropolitanräumen Zürich und Mailand erfordern, finden in Bellinzona einen von beiden Seiten gleichermassen gut erreichbaren Standort. Es könnten die Spezialkliniken, Forschungsinstitute (Ableger von ETH und Politecnico) oder Labors sein.
Akteure Wirtschaftsförderung, Standortentwickler, Anbieter spezialisierter Dienstleistun-gen
ALTDORF/SCHWYZ ALS ARBEITSPLATZSTANDORT STÄRKEN
Beschreibung Altdorf oder Schwyz als Standort für italienische Firmen stärken, denen die Nähe zu Zürich von Vorteil ist, die aber auf einen grossen Teil italienischsprachige Arbeitskräfte angewiesen sind.
Akteure Wirtschaftsförderung, Standortentwickler
AUSTAUSCH BEI DER BAHNHOFSENTWICKLUNG INTENSIVIEREN
Beschreibung Ein Austausch von Erfahrungen in Zusammenhang mit Raumentwicklungen im Umfeld der SBB-Bahnhöfe kann z.B. die Position der Gotthard-Kantone vor allem auch gegenüber den SBB bzw. dem Bund stärken und es können mögliche Risi-ken früher erkannt und vermieden werden.
Akteure Standortentwickler, kantonale Verkehrsämter
8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR
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8.4 Weitere Themen
Die folgenden Themen weisen heute einen eher geringen Handlungsspielraum auf. Der
Grund dafür liegt darin, dass entweder starke kantonale Interessen bestehen oder aber dass
die Zusammenarbeit heute insbesondere im Rahmen eines oft informellen Informationsaus-
tauschs bereits stattfindet: Die Wirtschaftsförderung sowie die Raum- und Entwicklungspla-
nung.
Ein direkter Handlungsbedarf für die öffentliche Hand ergibt sich aus der NEAT-Eröffnung in
diesen Themen nicht. Im Rahmen der übrigen Handlungsfelder, insbesondere in den Hand-
lungsfeldern „NEAT-Halteorte“, „Geschäftsverkehr“ und „Tourismus“ sind aber Fragen der
Wirtschaftsförderung sowie der Raum- und Entwicklungsplanung relevant. Eine Weiterfüh-
rung und Weiterentwicklung der heute bereits bestehenden informellen Koordination der
Entwicklungen kann sich auch mildernd auf die bestehende Konkurrenzsituation im Bereich
der Wirtschaftsförderung und Unternehmensansiedlung auswirken. Ziel des Austausches
kann es auch sein, abseits der Clusterbildungsthematik gemeinsam nach Nischen zu suchen
und diese zu pflegen. Weitere mögliche Massnahmen sollen dabei frühzeitig zum Thema
gemacht werden. Das Gefäss hierzu könnten ein Jahresanlass der NEAT-Konferenz oder
themenbasierte Workshops / Austauschgruppen sein.
8.4.1 Wirtschaftsförderung
Einschätzung des Potentials
Wirkung der NEAT: Die Opportunitäten, welche die NEAT den Unternehmungen nördlich und süd-
lich des Gotthards bieten, werden sich nicht gleich nach der Eröffnung einstellen sondern sie werden sich nach und nach ergeben resp. mit zeitlicher Verzögerung wahrgenommen werden. Es ist aus heutiger Sicht auch schwer abschätzbar, welche Opportunitäten sich in der Praxis als speziell erfolg-reich erweisen werden.
Zusammenarbeit der öffentlichen Hand: Es kann als eine Aufgabe der Wirtschaftsförderungen
verstanden werden, sich über die Geschäftsbeziehungen, welche sich zwischen der Deutschschweiz und der Lombardei entwickeln zu informieren und zu prüfen, inwiefern die sich ergebenen Lösungen auch für andere Unternehmungen von Interesse sein könnten (best-practice-Ansatz). Zu dieser The-matik kann ein Austausch zwischen den Wirtschaftsförderungen durchaus fruchtbar sein, insbeson-dere auch deshalb, weil ein offener Austausch stattfinden kann, da die Regionen bezüglich dieser Frage nicht miteinander in Konkurrenz stehen.
8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR
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8.4.2 Raum- und Entwicklungsplanung
Einschätzung des Potentials
Wirkung der NEAT: Die grösste Dynamik betr. Raum- und Entwicklungsplanung ist in den NEAT-
Halteorten zu erwarten, insbesondere in Bellinzona, aber auch in Altdorf, Lugano und Zug. Es ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer abschätzbar, welche (nutzungsmässigen, baulichen und verkehrsmässi-gen) Dynamiken sich an diesen Orten und im weiteren Umfeld des NEAT-Korridors ergeben werden.
Problemfelder: Je nach Entwicklung drängt sich insbesondere in den Problemfeldern Zweitwohnun-
gen, Entleerung des ländlichen Raums, Siedlungsdruck in den Verdichtungsräumen im NEAT-Korridor oder in Mobilitätsfragen eine Abstimmung von kantonalen Planungsvorhaben und Politiken auf. In den urbanen Räumen werden andere Problemfelder relevant werden als in den ländlich ge-prägten Gebieten. Daraus können sich Optionen für eine Stadt-Land-Zusammenarbeit ergeben. Zu involvieren sind dabei die Vertreter der kantonalen Ämter für Raumentwicklung, für allfällige Fachin-puts kann auf Forschungsinstitutionen und entsprechend spezialisierte ExpertInnen zurückgegriffen werden
Zusammenarbeit der öffentlichen Hand: Es sollen auch in diesem Handlungsfeld die Entwicklun-
gen aufmerksam verfolgt und deren Konsequenzen für die künftige Raum- und Entwicklungsplanung frühzeitig zum Thema gemacht werden. Für einen kantonsübergreifenden informellen Austausch kann eine nicht-öffentliche Austauschgruppe eingerichtet werden, welche die Raumentwicklung beo-bachtet und je nach Notwendigkeit weiteren Koordinationsbedarf beschliesst. Das Gefäss hierzu könnte ebenfalls die NEAT-Konferenz sein.
8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR
67
8.5 Fragebogen
8.5.1 Angaben zur Person / Organisation
Kanton / Gemeinde
Einheit / Organisation
Name
Vorname
Funktion
8.5.2 Vollständigkeit der Handlungsfelder
Frage: Ist mit den in den Factsheets aufgeführten Handlungsfeldern der aus Ihrer Sicht be-
stehende Handlungsbedarf im Zuge der NEAT-Eröffnung abgedeckt?
Antwort: ☐ Ja ☐ Nein
Frage: Falls nein: In welchen Bereichen entsteht durch die NEAT-Eröffnung ein zusätzlicher
Bedarf oder ein zusätzliches Potenzial für eine verbesserte und Nutzen stiftende Zusammen-
arbeit öffentlicher und halböffentlicher Institutionen (aus den ländlichen und städtischen Ge-
bieten dies- und jenseits des Gotthards)?
Antwort:
8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR
68
8.5.3 Priorisierung der vorgeschlagenen Massnahmen
Frage: Wie wären aus Ihrer Sicht die in den Factsheets vorgeschlagenen Massnahmen zu
priorisieren?
Hinweise:
Wir bitten Sie zur Beantwortung dieser Frage um das Ausfüllen der nachfolgenden Liste
mit Zahlen von 1 (höchste Priorität) bis 5 (niedrigste Priorität) je Massnahme (2. Spal-
te).
Bei Bedarf können Sie Ihre Priorisierung auch mit kurzen Ausführungen begründen oder
erläutern (3. Spalte). Sie können das Kommentarfeld auch für weitere Hinweise und Ein-
schätzungen bezüglich des Handlungsfelds oder der Massnahme nutzen.
8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR
69
Handlungsfeld / Massnahme Priorisierung Hinweise / Kommentare
Übergeordnete Massnahme: NEAT-Konferenz
– Schaffung einer NEAT-Konferenz
– Einrichtung einer Geschäftsstelle der NEAT-Konferenz
Geschäftsverkehr
– Business-Class in den Eurocity-Zügen anstreben
– Nähe der Wirtschaftsräume Zürich und Mailand thematisieren
– Firmenbesuche jenseits des Gotthards anregen / organisieren
– Workshop „Best Practice“ im Umgang mit der NEAT anregen
– Bellinzona als Tagungsort stärken
Bildungsbereich
– Standorte für Berufsbildungszentren mit gesamt-
schweizerischem Einzugsgebiet prüfen
– Bekanntheit und Nutzung von Austauschprogrammen steigern
– Bilinguale Maturität im Gotthard-Korridor prüfen
– Themenwoche „NEAT-Eröffnung“ an Mittelschulen anregen
Sprache
– Seminare und Weiterbildungen zu Geschäftsbeziehungen CH-I
– Mehrsprachige Webauftritte der öffentlichen Verwaltung fördern
Tourismus
– Die „geschenkte Stunde“ thematisieren
– Touristische Inwertsetzung der Sprachgrenze einleiten
– Koordination touristische Inwertsetzung Gotthard-Bergstrecke
NEAT-Halteorte
– Bellinzona als Standort für spez. Dienstleistungen positionieren
– Altdorf /Schwyz als Arbeitsplatzstandort stärken
– Austausch bei der Bahnhofsentwicklung intensivieren
Thema „Wirtschaftsförderung“
Thema „Raum- und Entwicklungsplanung“
8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR
70
8.5.4 Weitere Massnahmenvorschläge
Frage: Gibt es aus ihrem Fachbereich weitere Massnahmen, die im Rahmen einer Zusam-
menarbeit im Gotthard-Korridor angegangen werden könnten?
Antwort:
8.5.5 Weitere Rückmeldungen
Hinweis: Im untenstehenden Antwortfeld haben Sie die Möglichkeit, weitere Rückmeldun-
gen, Inputs, Einschätzungen oder Statements abzugeben.
Kommentare:
8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR
71
Hintergrundbericht
Die nachstehenden Kapitel dienen als Impulse für die Arbeiten im Rahmen des Hauptberichts
und stellen hierzu den Untersuchungsperimeter, die durch die NEAT ausgelösten Verände-
rungen sowie die Nutzniessenden der Reisezeitverkürzungen dar. Die Ausführungen basie-
ren dabei weitestgehend auf dem Wissensstand vom Juni 2013.
Der Bericht ist in folgende Kapitel aufgeteilt:
In Kapitel 9 wird der Untersuchungsperimeter „Gotthard-Korridor“ beschrieben. 12
In Kapitel 10 werden die verkehrlichen Veränderungen skizziert.
Kapitel 11 zeigt die in der Theorie zu erwartenden wirtschaftlichen Veränderungen
durch den Gotthard- und Ceneri-Basistunnel.
In Kapitel 12 werden basierend auf den Veränderungen und der Theorie die profitierenden
Reisenden und Branchen des NEAT-Tunnels herausgeschält und umschrieben.
Kapitel 13 gibt einen kurzen Überblick zu Erkenntnissen aus anderen Verkehrsprojek-
ten, insbesondere der NEAT am Lötschberg.
Kapitel 14 geht den entstehenden Chancen und Risiken der NEAT-Eröffnung nach.
12 Anhang D enthält zusätzlich einen Überblick über ausgewählte Standortfaktoren sowie die Branchen- und Wirt-
schaftsstruktur innerhalb des Gotthard-Korridors und seiner Teilräume. Anhang E listet einige interessante Web-
links zu Projekten im Korridor auf.
9. Untersuchungsperimeter ECOPLAN/IBR
72
9 Untersuchungsperimeter
9.1 Der Gotthard-Korridor
Der in der Studie verwendete Untersuchungsperimeter ist definiert durch den Gotthard-
Korridor zwischen der Stadt Zürich und der Stadt Mailand. Die folgende Abbildung zeigt den
Untersuchungsperimeter sowie die betrachteten MS-Regionen in der Schweiz. Die Grafik teilt
zudem die Gemeinden innerhalb des Korridors in städtische und ländliche Gemeinden (ge-
mäss Regiosuisse-Gemeindetypologie) ein.
Zusätzlich richtet sich der Fokus auf die Stadt Mailand. Diese ist somit Teil des Untersu-
chungsraums. Nur am Rande betrachtet werden die übrigen norditalienischen Gebiete inner-
halb und ausserhalb der Lombardei (z.B. Como, Varese, Novara, Brescia, Bergamo, Turin,
Verona, Padova).
Abbildung 9-1: Untersuchungsperimeter und MS-Regionen in der Schweiz
Quelle: Eigene Darstellung basierend auf BFS (2013), Google Maps (rechts)
Regiosuisse Gemeindetypen
Metropolräume
Städtische Gemeinden und Agglo
Periurbaner ländlicher Raum
Alpine Tourismuszentren
Peripherer ländlicher Raum
Zürich
Knonaueramt
Zimmerberg
Uri
Innerschwyz
Einsiedeln
March-Höfe
Zug
Tre Valli
Locarno Bellinzona
Lugano
Mendrisio
Erstfeld
Bodio
Arth-Goldau
Chiasso
Gotthard-Basistunnel
9. Untersuchungsperimeter ECOPLAN/IBR
73
9.2 Einteilung in das Stadt-Land-Spektrum
Zu den urbanen oder städtischen Gebieten werden nebst dem städtischen Grossraum
Zürich (mit den Agglomerationen Zürich, Wetzikon, Pfäffikon, Lachen, Rapperswil und Woh-
len) und dem Grossraum Mailand (mit den Städten Mailand, Como, Varese und Novara) die
folgenden Gebietseinheiten gezählt:
Die mittleren Agglomerationen Zug, Lugano und Locarno mit ihren Umlandgemeinden
Die kleinen Agglomeration Schwyz, Bellinzona und Chiasso-Mendrisio mit ihren Umland-
gemeinden
Zum ländlichen Raum werden die folgenden Raumtypen gezählt:
Periurbaner ländlicher Raum
Peripherer ländlicher Raum und
Alpine Tourismuszentren
Innerhalb des Gotthard-Korridors sind insbesondere der Kanton Uri, Innerschwyz und das
nördliche Tessin grossflächig durch ländliche Gemeinden geprägt. Auch am äusseren Rand
der Agglomeration Zürich (südlich des Zürichsees und östlich der Agglomeration entlang der
Kantonsgrenze) und rund um die Agglomeration Zug existieren gemäss ARE Gemeindety-
pendefinition periurbane ländliche Gemeinden. Der periurbane ländliche Raum grenzt sich
insbesondere über eine bessere Erreichbarkeit der Zenten vom peripheren ländlichen Raum
ab. Touristische Zentren prägen die Räume um den Gotthardpass sowie um die Seen (Vier-
waldstätter- bzw. Urnersee, Lago Maggiore, Lago di Lugano). Innerhalb der ländlichen Ge-
biete existieren periphere Zentren wie Altdorf (UR) oder Biasca (TI).
9.3 MS-Regionen und Einwohner
Als Untersuchungseinheiten verwenden wir eine Aufteilung des Untersuchungsperimeters in
die MS-Regionen vor. Die MS-Regionen können gemäss den Gemeindetypen ihrer Gemein-
den grob in mehrheitlich ländliche und städtische MS-Regionen eingeteilt werden. Als Ergän-
zung zu den MS-Regionen wird in der Abbildung zusätzlich die Lombardei, die Provinz Mai-
land und die Stadt Mailand aufgeführt. Dies zeigt einerseits die Grössenverhältnisse welche
in diesem Raum herrschen sowie auch, dass die Lombardei auch aus ländlichen Teilen be-
steht, zu denen rund ein Drittel der Bevölkerung gezählt wird.
Abbildung 9-2: Einteilung des Korridors in MS-Regionen und Zuteilung in Stadt / Land
MS-Region Bevölkerung in städtischen
Gemeinden (2011)
Bevölkerung in ländlichen
Gemeinden (2011)
Anteil in städti-schen Gemeinden
Zuteilung Stadt / Land
Zürich 376'990 0 100% Stadt
Zimmerberg 112'503 4'907 96% Stadt
Knonaueramt 43'072 5'886 88% Stadt
9. Untersuchungsperimeter ECOPLAN/IBR
74
MS-Region Bevölkerung in städtischen
Gemeinden (2011)
Bevölkerung in ländlichen
Gemeinden (2011)
Anteil in städti-schen Gemeinden
Zuteilung Stadt / Land
Zug 110'722 4'382 96% Stadt
March-Höfe 65'802 0 100% Stadt
Einsiedeln 14'438 7'085 67% Stadt/Land
Innerschwyz 38'306 28'757 57% Stadt/Land
Uri 0 35'382 0% Land
Tre Valli 3'931 25'058 14% Land
Bellinzona 46'874 214 100% Stadt
Lugano 131'142 7'770 94% Stadt
Locarno 61'478 6'592 90% Stadt
Mendrisio 52'616 1'268 98% Stadt
Total Korridor CH 1'057'874 127'301 89%
Stadt Mailand13 1‘343‘230 0 100% Stadt
Provinz Mailand 3‘189‘171 Stadt
Region Lombardei14 5‘836‘897 3‘195‘657 65% Stadt/Land
Eine eindeutige Zuweisung auf die Typen Land und Stadt lässt sich auf Basis dieser Werte
nicht bei allen betrachteten Regionen vornehmen. Insbesondere stammen die Einwohner der
MS-Region Innerschwyz zu 57% aus städtischen Gemeinden, wohingegen eine numerische
Mehrheit der Gemeinden einem ländlichen Typ zugeordnet ist. Ähnlich lässt sich bei der MS-
Region Einsiedeln argumentieren. Bei den übrigen betrachteten MS-Regionen ist die Zutei-
lung aber auf Basis der Anzahl Gemeinden pro Typ und gleichzeitig basierend auf der Bevöl-
kerung pro Gemeindetyp ausreichend.
Die nachfolgende Abbildung bezieht neben der Einteilung in ländlichen und städtischen
Raum zusätzlich einige wirtschaftlich-strukturelle Aspekte mit ein. Sie zeigt die Gemeinden
auf dem Gotthard-Korridor nach den 9 BFS-Gemeindetypen.
13 Vgl. IStat (2013), Bilancio demografico e popolazione residente per mese. Online im Internet unter
http://demo.istat.it/bilmens2011gen/index02.html
14 Vgl. RegioneLombardia (2011), Programme di sviluppo rurale 2007-2013. S. 12. Online im Internet unter
http://www.reterurale.it/flex/cm/pages/ServeAttachment.php/L/IT/D/7%252F9%252Ff%252FD.a0e9ac06af9f544a
5c90/P/BLOB%3AID%3D316
9. Untersuchungsperimeter ECOPLAN/IBR
75
Abbildung 9-3: BFS-Gemeindetypen im Betrachtungsperimeter
Quelle: Eigene Darstellung basierend auf BFS (2013)
9.4 Lombardei
Zur Vollständigkeit wird in diesem Abschnitt die Region Lombardei kurz vorgestellt. In der
folgenden Abbildung sind die Eisenbahnverbindungen, die Nationalstrassen sowie die Flug-
häfen eingezeichnet.
BFS-Gemeindetypen (9)
Zentren
Suburbane Gemeinden
Einkommensstarke Gemeinden
Periurbane Gemeinden
Touristische Gemeinden
Industr. und tertiäre Gemeinden
Ländliche Pendlergemeinden
Agrar-gemischte Gemeinden
Agrarische Gemeinden
Zürich
Knonaueramt
Zimmerberg
Uri
Innerschwyz
Einsiedeln
March-Höfe
Zug
Tre Valli
Locarno Bellinzona
Lugano
Mendrisio
Erstfeld
Bodio
Arth-Goldau
Chiasso
Gotthard-Basistunnel
9. Untersuchungsperimeter ECOPLAN/IBR
76
Abbildung 9-4: Lombardei mit Flughäfen und Eisenbahnverbindungen
Quelle: Regione Lombardia (2013), Geoportale della Lombardia
Die Wirtschaft der Lombardei wird durch die Industrie dominiert. Mit rund 1 Mio. Beschäftig-
ten ist daher auch der Wirtschaftszweig „Verarbeitendes Gewerbe und Herstellung von Wa-
ren“ der bedeutendste in der Lombardei. Der Handel sowie die Instandhaltung und Reparatur
von Kraftfahrzeugen folgt mit rund 670‘000 Beschäftigten an zweiter Stelle. Die Verkehrs-
und Lagereibranche sowie die Gastronomie und Beherbergung befinden sich ebenfalls unter
den Top 10 der Branchen, gemessen an den Beschäftigten.
Abbildung 9-5: Wirtschaftsstruktur in der Lombardei (2010, Beschäftigte)
198'066
208'983
220'661
250'982
287'116
288'976
307'624
342'209
668'365
989'703
0 200'000 400'000 600'000 800'000 1'000'000 1'200'000
Gastgewerbe/Beherbergung und Gastronomie
Verkehr und Lagerei
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges…
Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen
Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen…
Großhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen und Krafträdern)
Einzelhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen)
Baugewerbe/Bau
Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen
Verarbeitendes Gewerbe/Herstellung von Waren
Flughafen Malpensa
Mailand
Lago Maggiore
Turin
10. Veränderungen durch die NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR
77
10 Veränderungen durch die NEAT am Gotthard
In diesem Kapitel werden die potenziellen Veränderungen im beschriebenen Gotthard-
Korridor durch die NEAT aufgegriffen. Die Analyse basiert auf einer Kurzdarstellung der neu-
en Verkehrsverbindung sowie einer Analyse der Reisezeitveränderung. Zusätzlich werden
die wirtschaftstheoretischen Aspekte zu Veränderungen durch Verkehrsinfrastrukturen kurz
erläutert.
10.1 Verkehrssystem im Gotthard-Korridor
Zur Nord-Süd-Verbindung über den Gotthard existieren im Jahr 2013 drei verschiedene Ver-
kehrswege: Der Gotthard-Strassentunnel (Strasse), die Gotthard-Passstrasse (Strasse) so-
wie die Gotthard-Bergstrecke (Eisenbahn). Zu diesen historisch gewachsenen und für die
Schweiz wichtigen transalpinen Verbindungen wird ab dem Jahr 2016 eine neue Eisenbahn-
verbindung hinzukommen. Die folgende Abbildung zeigt die Eckpunkte der beiden NEAT-
Tunnels Gotthard- und Ceneri-Basistunnel.
Abbildung 10-1: Linienführung der NEAT-Projekte am Gotthard
Quelle: AlpTransit Gotthard (2013), Neue Verkehrswege durch das Herz der Schweiz, Luzern.
Der Gotthard-Basistunnel verbindet die Portale Erstfeld (UR) und Bodio (TI) mit einem 57
km langen Eisenbahntunnel, dessen Eröffnung für das Jahr 2016 geplant ist. Um das Ziel
einer möglichst durchgehenden Flachbahn zu erreichen wird zwischen Bellinzona und Luga-
10. Veränderungen durch die NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR
78
no zusätzlich der 15.4 km lange Ceneri-Basistunnel gebaut. Dessen Eröffnung ist für das
Jahr 2019 vorgesehen.
10.2 Veränderung der Reisezeiten
Beide Tunnelprojekte zusammen verkürzen die Bahnreise zwischen Zürich und Mailand um
rund eine Stunde auf ca. 2 Stunden und 40 Minuten. Die beiden Infrastrukturprojekte haben
aber auch Auswirkungen auf die Reisezeiten von beispielsweise Arth-Goldau nach Bel-
linzona, von Lugano nach Altdorf oder von Zug nach Locarno. Die folgende Abbildung zeigt
die angenommenen Auswirkungen der NEAT am Gotthard auf die Reisezeiten.
Abbildung 10-2: Auswirkungen der NEAT am Gotthard auf die Reisezeiten
Es wird vereinfachend von einer Reisezeitverkürzung von 50 Minuten für den Gotthardtunnel
und von 10 Minuten für den Ceneri-Tunnel ausgegangen. Zwischen Lugano und Locarno
können auch dank Optimierungen im S-Bahn-System sogar rund 20 Minuten eingespart wer-
den. Die folgende Abbildung zeigt, in welchem Ausmass sich die Reisezeiten durch den
Gotthard- und Ceneri-Basistunnel verändern, jeweils für die betrachteten MS-Regionen.
10. Veränderungen durch die NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR
79
Abbildung 10-3: Grobe Veränderung der Reisezeiten in % aufgrund des Gotthard- und
Ceneri-Basistunnels
Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis SBB Online-Fahrplan 2012/13
Welche Reisezeitveränderungen sich tatsächlich durch den Gotthard-Basistunnel für einzelne
Gemeinden oder Regionen ergeben hängt von verschiedenen Einflussfaktoren ab:
Qualität der Anschlüsse im ÖV an den Bahnhöfen: Für die Feinverteilung des Ver-
kehrsaufkommens der NEAT-Intercity-Züge braucht es ein qualitativ hochwertiges Netz an
regionalen und lokalen Bus-, S-Bahn- und Interregio-Verbindungen. Müssen die Fahrgäs-
te am Ziel- oder Quellbahnhof lange Zeit auf einen Regionalzug oder einen Busanschluss
warten, so geht ein Teil der Reisezeitgewinne verloren.
Anschlüsse in Italien und Deutschland (z.B. Lugano-Gallarate-Malpensa): Für die Wei-
terfahrt der ÖV-Reisenden oder des internationalen Güterverkehrs braucht es den Ausbau
der NEAT-Zubringer in Italien und Deutschland.
Sperrung des Zugersee-Ostufers: Die geplante 2-jährige Sperrung der Strecke am öst-
lichen Zugerseeufer hat zur Folge, dass die Reise zwischen Arth-Goldau und Zürich um
20 Minuten verlängert wird. Aufgrund der Bauarbeiten werden die internationalen Züge
von Zürich nach Mailand über Rotkreuz geführt. Dadurch geht während dieser Bauzeit ein
Teil der Fahrzeitgewinne durch den Gotthard-Basistunnel wieder verloren. Dafür sind
nach Abschluss der Bauarbeiten internationale InterCity-Verbindungen im Halbstunden-
takt möglich, ohne den Regionalverkehr zu beeinträchtigen.15
Störungsanfälligkeit / Sicherheit der Tunnelstrecke: Um vom vollen Fahrzeitgewinn zu
profitieren, ist eine möglichst hohe Zuverlässigkeit der Strecke sowie des Rollmaterials si-
cherzustellen. Zugsausfälle, Verspätungen einhergehend mit der Blockierung von entge-
genkommenden Zügen sollten vermieden werden.
15 Vgl. SBB (2013), Zugersee. Online im Internet unter http://www.sbb.ch/sbb-konzern/ueber-die-
sbb/projekte/ausbau-schienennetz/zugersee.html, Stand: 4.6.2013.
Region Zü
ric
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Zürich
Knonaueramt 0%
Zimmerberg 0% 0%
Zug 0% 0% 0%
Luzern 0% 0% 0% 0%
Innerschwyz 0% 0% 0% 0% 0%
March 0% 0% 0% 0% 0% 0%
Einsiedeln 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0%
Uri 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0%
Tre Valli 26% 25% 20% 33% 21% 30% 20% 21% 18%
Bellinzona 30% 36% 30% 45% 41% 45% 31% 38% 51% 0%
Locarno 24% 29% 30% 34% 31% 38% 29% 30% 42% 0% 0%
Lugano 28% 47% 38% 44% 41% 56% 37% 39% 45% 22% 40% 37%
Mendrisio 28% 33% 28% 38% 35% 37% 33% 34% 38% 16% 20% 14% 0%
Milano 20% 26% 24% 30% 28% 29% 27% 28% 26% 10% 12% 8% 0% 0%
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ch
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10. Veränderungen durch die NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR
80
ÖV-Angebot im Kanton Uri: Für den Kanton Uri stellen sich im Zusammenhang mit der
Gotthard-Eröffnung verschiedene Fragen. Der Weiterbetrieb der Gotthard-Bergstrecke
sowie ein direkter Anschluss an die internationalen NEAT-Verbindungen sind für den Kan-
ton Uri von grosser Wichtigkeit. Nur so können die Zeitgewinne Richtung Süden auch
ausgeschöpft werden. Sollte gar ein Umweg über Arth-Goldau notwendig sein, um in die
Intercity-Züge in Richtung Tessin einzusteigen, dürfte ein Grossteil des NEAT-Effekts ver-
loren gehen. Ein NEAT-Halt in Uri dürfte auch den Kantonen Ob- und Nidwalden zu Gute
kommen, dessen Reisende beim Ausbau des öffentlichen Busverkehrs auf der Westseite
des Vierwaldstättersees auf den Umweg über Luzern verzichten könnten.
ÖV-Angebot in der Leventina: Ähnliche Fragen stellen sich für die Leventina, die bei
einer möglichen Einstellung der Bergstrecke deutlich weniger von der NEAT in Richtung
Norden profitieren kann. Die Leventina profitiert aber auf jeden Fall von der besseren An-
bindung an die Agglomerationen im Sottoceneri (Bellinzona, Lugano, Locarno, Chiasso)
und Mailand.
Fahrplan: Das Verkehrsangebot am Gotthard wird durch das BAV erarbeitet bzw. ge-
nehmigt. Das Bundesamt muss dabei sicherstellen, dass der Güterverkehr die notwendi-
gen Kapazitäten erhält, um das Ziel der Verlagerungspolitik zu erreichen. Die restlichen
Kapazitäten können durch den Personenverkehr genutzt werden. Derzeit ist nach Eröff-
nung des Ceneri-Basistunnels vorgesehen, stündlich je einen InterCity und einen EuroCity
(Mailand) durch den Gotthard-Basistunnel zu schleusen. Zudem dürfte stündlich ein Zug
über die alte Gotthard-Bergstrecke fahren. Vor Eröffnung des Ceneri-Basistunnels sind
hingegen lediglich ein stündlicher nationaler Zug und ein zweistündlicher internationaler
Zug vorgesehen. 16
Die folgende Abbildung zeigt die Reisezeiten der schnellsten ÖV-Verbindungen ohne NEAT
im Gotthard-Korridor zwischen den einzelnen MS-Regionen im Jahr 2012/13.
16 Vgl. SBB (2013), NEAT Personenverkehr, Online im Internet unter http://www.sbb.ch/sbb-konzern/ueber-die-
sbb/projekte/ausbau-schienennetz/neat/kunden/personenverkehr.html, Stand: 5.6.2013.
10. Veränderungen durch die NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR
81
Abbildung 10-4: Reisezeiten ohne NEAT am Gotthard (Fahrplan 2012/13)
Quelle: SBB Online-Fahrplan 2012/13
Zum Vergleich zeigt die folgende Abbildung die ÖV-Reisezeiten mit der NEAT am Gotthard
(Gotthard- und Ceneri-Basistunnel). Die dargestellten Reisezeiten wurden rechnerisch auf
Basis der heutigen Reisezeiten und einer angenommenen pauschalen Reisezeitverbesse-
rung ermittelt und entstammen nicht einem Fahrplankonzept.
Abbildung 10-5: Reisezeiten mit der NEAT (Gotthard und Ceneri) 2020
Quelle: Eigene Berechnungen
Region Zü
ric
h
Zürich
Knonaueramt 30
Zimmerberg 15 50
Zug 25 15 50
Luzern 45 45 75 20
Innerschwyz 55 60 85 30 40
March 35 70 40 40 60 55
Einsiedeln 50 85 60 55 65 45 30
Uri 70 70 100 45 55 15 70 60
Tre Valli 115 120 150 90 140 100 155 145 85
Bellinzona 135 140 165 110 125 110 160 130 100 10
Locarno 170 175 165 145 160 130 170 165 120 30 20
Lugano 160 130 155 135 145 140 160 155 130 45 25 55
Mendrisio 180 180 210 155 170 160 180 175 155 65 50 75 20
Milano 220 225 255 200 210 205 225 215 215 105 85 125 60 40
Lu
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Region Zü
ric
h
Zürich
Knonaueramt 30
Zimmerberg 15 50
Zug 25 15 50
Luzern 45 45 75 20
Innerschwyz 55 60 85 30 40
March 35 70 40 40 60 55
Einsiedeln 50 85 60 55 65 45 30
Uri 70 70 100 45 55 15 70 60
Tre Valli 85 90 120 60 110 70 125 115 70
Bellinzona 95 90 115 60 75 60 110 80 50 10
Locarno 130 125 115 95 110 80 120 115 70 30 20
Lugano 115 70 95 75 85 80 100 95 70 35 15 35
Mendrisio 130 120 150 95 110 100 120 115 95 55 40 65 20
Milano 175 165 195 140 150 145 165 155 160 95 75 115 60 40
Kn
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11. Auswirkungen von Verkehrsinfrastrukturen in der Theorie ECOPLAN/IBR
82
11 Auswirkungen von Verkehrsinfrastrukturen in der Theorie
Verkehrsinfrastrukturen im Allgemeinen und spezifisch der Gotthard-Basistunnel wirken sich
wie gezeigt auf die Reisezeiten und das Verkehrsangebot im ÖV aus. Dieser Weg von direk-
ten Veränderungen im Verkehrssystem hin zu Veränderungen in der Wirtschaft lässt sich
mittels sogenannter Wirkungsketten aufzeigen.
11.1 Wirkungskette Verkehr – Wirtschaft
Die Wirkungskette von einer Verkehrsinfrastruktur zwischen zwei Orten A und B hin zu wirt-
schaftlichen Effekten lässt sich wie folgt beschreiben:
Verkehrsangebot: Die neue Verkehrsinfrastruktur ermöglicht ein verbessertes Verkehrs-
angebot. Dies kann sich zum Beispiel in einem erhöhten Fahrplantakt, einer geringeren
Reisezeit, weniger Umsteigevorgängen, geringeren Wartezeiten am Bahnhof oder einem
besseren Reisekomfort äussern.
Transportkosten: Eine bessere Verbindung von A nach B bedeutet in der Regel geringe-
re Reisekosten. Es entstehen somit Anreize, dass sich mehr Reisende für eine Fahrt von
A nach B entscheiden. Dies gilt sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr. 17 Dies
kann sich auf die Preise von Produkten auswirken, wenn damit die Produktionskosten für
die Wirtschaft sinken. Für die Reisenden bleibt mehr Zeit und Geld, um am Ziel oder am
Ausgangspunkt der Reise zu investieren.
Aktivitäten der Unternehmen: Die Orte A und B gewinnen durch die bessere verkehrs-
technische Erreichbarkeit an Standortqualität und der Absatz- und Arbeitsmarkt von A
und B wird vergrössert. Dadurch entstehen Anreize, die bestehenden Aktivitäten der lo-
kalen Wirtschaft auszubauen, und es besteht die Chance zur Neuansiedlung von Betrie-
ben. Dadurch entsteht zusätzliche Arbeit und Beschäftigung in der lokalen/regionalen
Wirtschaft.
Aktivitäten der Haushalte: Für die Einwohner bedeutet mehr Arbeit in der Regel mehr
Einkommen. Durch einen vergrösserten Arbeitsmarkt steigt auch die Attraktivität des Or-
tes als Wohnort und es können zusätzliche Einwohner angezogen werden.
Öffentliche Hand: Von zusätzlichen Unternehmen und Einwohnern können die Gemein-
den und Kantone in Form von höheren Steuereinnahmen profitieren.
Rückkopplungseffekte: Durch all diese Effekte können langfristige Rückkopplungseffek-
te auf die Standortqualität und die Raumstruktur auftreten.
Die folgende Abbildung 11-1 zeigt die beschriebenen Wirkungsmechanismen von Verkehrs-
infrastrukturen.
17 Beim Personenverkehr in Form von weniger „verlorener“ Zeit (statt im Zug zu sitzen und zu warten könnte man
stattdessen bereits am Zielort ein Eis geniessen). Im Güterverkehr können die Lohnkosten der Transporteure
sinken, da sie geringere Warte- und Latenzzeiten einplanen können.
11. Auswirkungen von Verkehrsinfrastrukturen in der Theorie ECOPLAN/IBR
83
Abbildung 11-1: Vereinfachte Wirkungskette Verkehr - Wirtschaft18
Nebst einem gesamtwirtschaftlichen Effekt kann der Bau von Verkehrsinfrastrukturen je nach
Region unterschiedliche Wirkungen entfalten. Hierbei spricht man von Verteilungseffekten.
Dabei kann es sowohl um die Verteilung zwischen einzelnen Regionen gehen (Entwicklung
des Orts A im Vergleich zum Ort B) als auch um die Verteilung innerhalb gesellschaftlicher
Gruppen (BenutzerInnen der Verkehrsinfrastruktur, GrundstückeigentümerInnen usw.). Ins-
besondere bei der Verteilung und beim Feststellen von Gewinnern und Verlierern sind „einfa-
che“ Antworten meist nicht möglich. Welche Region von einer verbesserten Verkehrser-
schliessung profitiert, hängt sehr stark ab von
den übrigen Standortfaktoren (Bodenpreise, Angebot an Arbeitskräften und Arbeitsplät-
zen, Bildungsangebot, Steuerbelastung usw.)
18 Abbildung in Anlehnung an Ecoplan / Büro Widmer (2004), Wirkungsketten Verkehr – Wirtschaft. Altdorf / Frau-
enfeld.
11. Auswirkungen von Verkehrsinfrastrukturen in der Theorie ECOPLAN/IBR
84
der Raumstruktur und Wettbewerbsstruktur (z.B. Clusterbildung, Dominanz eines Sek-
tors oder einer Branche, Siedlungsentwicklung) und
der Verkehrsintensität bzw. Verkehrsabhängigkeit der lokalen Wirtschaft.
Der Bau einer Verkehrsinfrastruktur wie der NEAT kann somit auf einzelne Regionen auch
unerwünschte Effekte haben. Dazu zählt beispielsweise eine weitere Konzentration der Akti-
vitäten in den Städten und NEAT-Halteorten. Im Gegenzug kann dies eine fortschreitende
Entleerung des ländlichen Raums mit sich bringen. Es ist auch möglich, dass einzelne perip-
here Regionen durch abnehmende Reisedistanzen zwischen Zentren an Bedeutung verlie-
ren. Dies kann sich insbesondere im Tourismus manifestieren, wenn die Erschliessung im
Nahverkehr nicht ausreichend ausgebaut ist.
Neben den aufgezeigten Auswirkungen können Verkehrsinfrastrukturprojekte wie die NEAT
auch (positive oder negative) Auswirkungen auf die Umweltbelastung (Lärm, Luftbelastung
etc.) oder auf die gesellschaftliche und räumliche Entwicklung haben. Mit letzteren beschäf-
tigt sich insbesondere die im Auftrag des Bundesamts für Raumentwicklung (ARE) entwickel-
te Methodik.
11.2 Methodik des ARE
Diese Methode zur Beurteilung räumlicher Auswirkungen von Verkehrsinfrastrukturen19 geht
von drei wesentlichen Einflussfaktoren (sogenannter „Tripod“) aus:
Die direkten Verkehrswirkungen sind im vorhergegangenen Abschnitt zur Wirkungsket-
te Verkehr-Wirtschaft bereits dargestellt. Sie betreffen die Veränderung von Reisezeiten
und deren Auswirkungen auf die Erreichbarkeit, die Verkehrsnachfrage und die Ver-
kehrsmittelwahl.
Die Potenziale sind in den einzelnen Regionen beheimatet. Sie beinhalten das wirtschaft-
liche und gesellschaftliche Potenzial in Form von Standortfaktoren, vorhandenen Struktu-
ren, Boden und Reserven an Bauzonen.
Der Faktor „Akteure“ meint die Aktivitäten der Schlüsselpersonen, deren Planungen, In-
vestitionen und Entscheidungen.
Entscheidend für eine günstige Entwicklung ist ein Zusammenspiel dieser drei Faktoren. Die
Akteure sind dabei zentral. Sie handeln innerhalb der durch das Verkehrssystem gesetzten
neuen Rahmenbedingungen und setzen durch ihr Handeln selbst neue Rahmenbedingun-
gen. Sie nutzen das Verkehrssystem sowie die vorhandenen Potenziale zu ihrem Vorteil oder
zum Vorteil der ganzen Region. Die Akteure suchen sich allenfalls neue Standorte, Arbeits-
plätze oder Reiseziele. Diese neuen Verhaltensmuster und Aktivitäten der Akteure zeigen
sich letztlich im Verkehrsaufkommen.
19 Vgl. ARE (2003), Räumliche Auswirkungen der Verkehrsinfrastrukturen, „Lernen aus der Vergangenheit“. Pro-
jektübersicht. Bern.
12. Nutzniessende der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR
85
12 Nutzniessende der NEAT am Gotthard
Ausgehend von der dargestellten Wirkung der NEAT sowie der theoretischen Wirkungskette
werden in diesem Abschnitt die Nutzniessenden der NEAT ermittelt. In einem ersten Schritt
stehen dabei die profitierenden Reisenden im Zentrum. Anschliessend wird anhand der zuvor
erläuterten Wirkungskette auch der Bogen hin zu den profitierenden Branchen und ihrer Ver-
knüpfung gezogen.
12.1 Profitierende Reisende
Direkt vom NEAT-Projekt am Gotthard dürften vor allem Zugreisende mit wenig Reisegepäck
profitieren. Dazu gehören insbesondere Tagestouristen und Wochenendausflügler, Ge-
schäftsreisende, Studierende und Arbeitspendler. Für diese stellt die Reisezeitverkürzung im
Personenverkehr auf der Strecke zwischen Zürich und Mailand eine deutliche Verbesserung
dar.
Weniger relevant ist die Wirkung für Reisende mit viel Gepäck, für die eine Flugreise (via
Flughafen Zürich-Kloten oder Mailand Malpensa) oder eine Autofahrt durch den Gotthard-
Tunnel wesentlich angenehmer ist. Auf die Bedürfnisse und Eigenschaften der einzelnen
Gruppen wird nachfolgende eingegangen.
Tagestouristen und Wochenendausflügler
Tagestouristen reisen am Morgen von ihrem Wohnort ab und kehren am gleichen Tag am
Abend wieder nach Hause zurück. Für sie bedeutet eine kürzere Reise einen längeren Auf-
enthalt am Zielort, was sich auf den Tourismus am Zielort positiv auswirkt. Um zu zeigen, in
welchen Bereichen sich die NEAT am Gotthard am intensivsten auswirken könnte, liefert die
Publikation „Mobilität in der Schweiz“ des BFS/ARE (2012) interessante Hinweise.
Die Auswertungen zeigen (vgl. Abbildung 12-1), dass insbesondere bei der Freizeitaktivität
„Einkaufsbummel / Shopping“ häufig der öffentliche Verkehr genutzt wird (vgl. folgende Ab-
bildung). Dies könnte ein Indiz dafür sein, dass mit den neuen Zugsverbindungen Ausflüge
aus der Nordschweiz ins modebewusste Mailand durchaus auch mit der Bahn attraktiv wer-
den könnten.
Ebenso spricht der hohe Wert des öffentlichen Verkehrs bei der Freizeitaktivität „Kulturveran-
staltung, Freizeitanlagen“ dafür, dass die attraktivere Nord-Süd-Verbindung für die Kulturzen-
tren Zürich, Mailand und Lugano zusätzliche Nachfrage generieren könnte.
Für die Stadt-Land-Beziehungen könnte die Aktivität „Medizin/Wellness/Fitness“ (16.8% ÖV-
Anteil) Potenziale bieten. Zu denken ist dabei beispielsweise an Reisende aus den Städten,
die auf dem Land Erholung suchen oder medizinische Dienstleistungen in Anspruch nehmen.
12. Nutzniessende der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR
86
Abbildung 12-1: Verkehrsmittelwahl nach Freizeitaktivitäten
Quelle: BFS/ARE (2012), Mobilität in der Schweiz 2010
Daneben wird auch bei der Aktivität „Ausflug, Ferien“ häufig der öffentliche Verkehr genutzt.
Neben Tagesausflügen könnten daher auch Wochenendausflüge attraktiver werden. Diese
lassen sich ebenfalls mit minimalem Gepäck absolvieren. Die Reisenden verlassen ihren
Wohnort am Morgen oder Mittag, verweilen eine Nacht am Zielort und reisen am Mittag oder
Abend wieder zurück. Für alle Inlandreisen mit Übernachtungen liegt der Anteil der Bahn (vgl.
folgende Abbildung) bei rund 30%.
Abbildung 12-2: Hauptverkehrsmittel bei Reisen mit Übernachtungen in % der Distanzen
Quelle: BFS/ARE (2012), Mobilität in der Schweiz 2010
Als Risiko ist zu erwähnen, dass sich eine kürzere Reise auch auf die Wahl des Zieles aus-
wirken kann. Es besteht die Gefahr, dass touristisch attraktive, vorher aber zu weit entfernte
Destinationen in Tagesdistanz rücken. Die bisher evtl. weniger attraktiven, aber aufgrund
ihrer guten Erreichbarkeit besuchten Orte können einen Bedeutungsverlust erleiden. Nicht zu
vergessen ist allerdings, dass die „Abgeschiedenheit“ auch positive Effekte auf die Aussen-
wahrnehmung, die touristische Attraktivität und die Wohnqualität haben kann.
12. Nutzniessende der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR
87
Geschäftsreisende
Für Geschäftsreisende (aus der Privatwirtschaft oder der öffentlichen Hand), die an Sitzun-
gen, Workshops oder Seminaren teilnehmen bedeutet eine kürzere Reise oft weniger „verlo-
rene“ Arbeitszeit. Bei ausreichend kurzer Reisezeit können Sie zudem am Morgen abreisen
und am Mittag oder Abend wieder im Büro ankommen und vermeiden so eine allfällig not-
wendige Übernachtung (Spesen) oder eine Autoreise. Schliesslich vergrössert sich durch
eine Reisezeitverkürzung im ÖV auch das Kunden-Einzugsgebiet einer bestehenden Nieder-
lassung.
Eine Zugreise (insbesondere in der 1. Klasse) bietet bereits heute praktisch alle Werkzeuge,
um auch unterwegs zu arbeiten. Die internationalen Züge sind mit Stromanschlüssen, Inter-
net und komfortablen Ablageflächen ausgerüstet und verfügen über spezielle Business-
Abteile. Geschäftsreisen von Zug/Zürich nach Lugano/Mailand oder umgekehrt mit dem Zug
dürften aufgrund der verkürzten Reisezeit auch vermehrt das Flugzeug konkurrieren.
Bahnfahrten im Geschäftsreiseverkehr kommen insbesondere bei Kundenbeziehungen in-
nerhalb der Schweiz oder zwischen der Schweiz und Italien in Frage. Der Durchgangsver-
kehr bzw. Geschäftsreiseverkehr von Frankreich oder Deutschland in den Süden der
Schweiz oder nach Italien dürften eher die Ausnahmen bilden. Möglicherweise ergeben sich
aber Chancen bei Bahnreisen von Deutschland mit Zwischenhalt in der Schweiz und Endziel
in Italien.
Studierende
Viele Studierende pendeln täglich oder wöchentlich von ihrem Wohnort zur Bildungsinstituti-
on. Aus dem Mikrozensus Mobilität und Verkehr 201020 geht hervor, dass rund 44.4% der im
Ausbildungsverkehr zurückgelegten Tagesdistanz und rund 6.3% der Etappen im Ausbil-
dungsverkehr mit der Bahn zurückgelegt werden (vgl. folgende Abbildung). Ohne Berücksich-
tigung des meist im Nahverkehr bzw. innerhalb der Orte benutzten Langsamverkehrs (zu
Fuss und mit dem Velo) und vom öffentlichen Nahverkehr wie Tram, Bus und Postauto liegt
die Bahn im Ausbildungsverkehr damit noch vor dem Auto. Die Zugreise kann einerseits für
das Arbeiten und Lernen genutzt werden. Andererseits bedeutet eine kürzere Reisezeit ein
weiteres Einzugsgebiet für geeignete Wohnlagen und in Frage kommende Bildungsinstitutio-
nen.
20 Vgl. BFS/ARE (2012), Mobilität in der Schweiz, Neuchâtel.
12. Nutzniessende der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR
88
Abbildung 12-3: Verkehrsmittelwahl im Ausbildungsverkehr (in %)21
Quelle: BFS/ARE (2012), Mobilität in der Schweiz 2010
Die Potenziale für einen vermehrten Austausch im Bildungssystem zwischen dem Norden
und dem Süden liegen damit auf der Hand. Dabei muss sich der Austausch nicht nur auf eine
reine Süd-Nord-Beziehung beschränken. Das Bildungsangebot im Tessin kann auch für
Deutschschweizer attraktiv sein, insbesondere aufgrund der gleichzeitig erworbenen Sprach-
kenntnisse. Mit der italienischen Sprache eröffnet sich den deutschschweizer Studierenden
gleichzeitig der grosse norditalienische Arbeitsmarkt, der mit der NEAT am Gotthard eben-
falls näher rückt.
Tagespendler
Tagespendler fahren am Morgen vom Wohnort zum Arbeitsort und am Abend den umgekehr-
ten Weg zurück. Sie bevorzugen zwar möglichst kurze Arbeitswege, scheuen meist aber
auch einen unnötigen Wohnortwechsel. Die neuesten Untersuchungen des BFS für das Jahr
2011 zeigen eine durchschnittliche Reisedauer der Pendler von rund 30 Minuten (im Jahr
2000 betrug die mittlere Dauer noch rund 23 Minuten). Rund 20% der Pendler nehmen für
ihren Arbeitsweg zwischen 30 Minuten und einer Stunde, rund 8% sogar mehr als eine Stun-
de Reisedauer in Kauf (vgl. folgende Abbildung).22 Innerhalb dieser Zeiten ist es für viele
Arbeitnehmer noch akzeptabel zu pendeln. Denn durch das Pendeln kann man einerseits
von einer gewohnten und allenfalls günstigen Wohnlage profitieren, andererseits steht den
Pendlern der Arbeitsmarkt von allen erreichbaren Arbeitszentren offen.
21 Vgl. BFS/ARE (2012), Mobilität in der Schweiz, Neuchâtel.
22 Vgl. BFS (2013), Mobilität und Verkehr. Medienmitteilung zur Strukturerhebung der eidgenössischen Volkszäh-
lung 2011. Neuchâtel.
12. Nutzniessende der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR
89
Abbildung 12-4: Anteil der Pendler nach Zeitbedarf für den Arbeitsweg
Sprachregion Weniger als 16 Minuten
16 bis 30 Minuten
31 bis 60 Minuten
Mehr als 60 Minuten
Unbekannt
Gesamte Schweiz 33.4% 28.3% 20.0% 8.6% 9.7%
Deutsch 33.1% 28.5% 20.6% 8.7% 9.1%
Italienisch 37.0% 26.1% 15.1% 7.1% 14.7%
Quelle: BFS (2013)
Aufgrund dieser Verteilung der Pendelzeiten ist ein wesentlicher Einfluss auf das Pendlerauf-
kommen zwischen zwei Orten wohl erst zu erwarten, wenn sie nach Eröffnung der NEAT
weniger als rund eine halbe bis maximal eine ganze Reisestunde auseinanderliegen. Die
geschätzten neuen Reisezeiten mit dem Gotthard- und Ceneri-Basistunnel zeigen, dass ins-
besondere die folgenden Verbindungen neu für Arbeitspendler interessant sein könnten:
Uri – Bellinzona: neu 50 bis 60 Minuten Reisezeit (mit NEAT-Halt in Altdorf)
Chiasso-Mendrisio – Tre Valli (Biasca): neu 50 bis 60 Minuten Reisezeit
Die Pole dieser Beziehungen werden mit dem Gotthard- und Ceneri-Basistunnel neu inner-
halb einer Stunde erreichbar.23 Einzelne periphere Regionen im Kanton Uri (Oberes
Reusstal) und der Region „Tre Valli“ (Leventina) könnten aber vom Gewinn innerhalb der für
Pendler geeigneten Reisezeiten ausgeschlossen sein, sofern über die bestehende Verbin-
dung über die Bergstrecke keine Reisezeitgewinne erzielt werden können. Ohne geeignete
Arbeitsplätze und Angebote ist aber kein grosser Effekt in Bezug auf das Pendleraufkommen
zu erwarten.
Akzentuierte Chancen für Pendler- und Geschäftsbeziehungen zwischen Uri und Bellinzona
ergeben sich aber dann, wenn der Raum Bellinzona auch durch die bessere Anbindung an
Lugano/Locarno und die Lombardei einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebt. Bellinzona
könnte nämlich in doppelter Hinsicht gewinnen:
Bessere Erreichbarkeit für Arbeitskräfte aus Italien, dem Sottoceneri und dem Gotthard-
Gebiet
Bessere Erreichbarkeit von Zug / Zürich
Der Raum Bellinzona könnte dadurch auch für Unternehmungen interessant werden, welche
auf zeitlich befristete Einsätze von hochspezialisierten Fachkräften aus den Grossräumen
Zürich, Lugano, Basel und Mailand angewiesen sind (z.B. Spezialkliniken, Consulting-
Firmen). Auch die Attraktivität für Tagungen und Kongresse steigt an. Bellinzona wird sowohl
23 Nicht erwähnt werden diejenigen Beziehungen, die bereits heute innerhalb der genannten (maximalen) Pendler-
zeiten liegen.
12. Nutzniessende der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR
90
von den Grossräumen Zürich-Basel wie vom Grossraum Mailand her in einer für Tagungen
angemessenen Zeit erreichbar sein. Ähnliches gilt für den Kanton Uri, vor allem sofern ein
Intercity-Halt in Altdorf eingerichtet wird.
Die profitierenden Nutzer sind damit weniger Pendler, sondern sind vor allem im Tourismus,
in Geschäftsreiseverkehr und in der Bildung zu finden.
12.2 Profitierende Branchen
Bevor wir in einem nächsten Schritt auf die profitierenden Branchen eingehen, muss auf eine
erste Relativierung aufmerksam gemacht werden. Im Falle des Gotthard-Basistunnels erge-
ben sich die Veränderungen vor allem im Personenverkehr auf der Schiene. Nur indirekt bis
gar nicht betroffen sind daher Branchen, die stark vom Güterverkehr sowie vom Verkehr auf
der Strasse abhängig sind:
In den vom Binnen-Güterverkehr abhängigen Branchen dürfte sich durch den NEAT-
Basistunnel am Gotthard wenig verändern. Die relativ kurzen räumlichen Distanzen im
Gotthard-Korridor sowie die ausserhalb des Gotthard-Korridors angesiedelten Verladesta-
tionen im kombinierten Verkehr schränken die Chancen für den auf die Schiene verladen-
de Wirtschaft innerhalb des Gotthard-Korridors stark ein. Die Strasse bleibt für den Bin-
nen-Güterverkehr die wichtigste Verbindung. Hingegen können die bereits heute stark auf
den internationalen Verkehr ausgerichteten Verladehubs im Aargau und in Chiasso-
Mendrisio vom Gotthard-Basistunnel profitieren. Der internationale Schienengüterverkehr
kann ebenfalls profitieren. Für den Gotthard-Korridor bedeutet dies jedoch meist nur rei-
ner Durchgangsverkehr, der nicht zu Umsatz und Wertschöpfung in der durchfahrenen
Region führt.
Die stark vom motorisierten Individualverkehr abhängigen Branchen werden ebenfalls
nicht direkt vom Gotthard-Basistunnel profitieren. Eine leichte Verschiebung des Modal-
Splits von der Strasse auf die Schiene ist zwar zu erwarten, der Entlastungseffekt auf der
Strasse dürfte aber nicht sehr ausgeprägt ausfallen. Eine deutliche Abnahme der Stau-
stunden in Ferienzeiten am Gotthard sind aus diesem Grund auch nicht zu erwarten.
Die vom Strassengüterverkehr abhängigen Branchen sind ebenfalls nur am Rande vom
Gotthard-Basistunnel betroffen. Die Transportkosten auf der Strasse werden nicht kleiner.
Die Transporteure können sich zwar entscheiden, vermehrt auf der Schiene zu transpor-
tieren (veränderter Modal-Split), jedoch sind im Binnengüterverkehr aufgrund der im Gott-
hard-Korridor vorherrschenden geringen Distanzen oft Einschränkungen vorhanden. Der
Transport auf der Strasse ist auf den im Binnenverkehr zurückgelegten kurzen Distanzen
nach wie vor effizienter und kostengünstiger als auf der Schiene.
Statt einer Betrachtung der gesamten verkehrsintensiven Wirtschaft, muss der Fokus des-
halb auf Branchen mit starker Abhängigkeit vom schienengebundenen Personenverkehr
gelegt werden. Die obigen Ausführungen zu den profitierenden Reisenden sind somit als
Indizien dafür zu werten, dass der grösste Teil des Nachfragewachstums am Gotthard auf
den Tourismus zurückzuführen sein wird, gefolgt vom Geschäftsreiseverkehr. Das Verkehrs-
12. Nutzniessende der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR
91
wachstum im täglichen oder wöchentlichen Bildungs- und Berufsverkehr dürfte hingegen den
geringsten Anteil am erwarteten Nachfrageschub ausmachen.
Tourismusbranche
Vom Gotthard- und vom Ceneri-Basistunnel dürfte aus diesem Grund vor allem die Touris-
musbranche profitieren. Durch zusätzliche Gäste ausgelöste Umsätze in der Beherbergung
oder in der Gastronomie lösen auf der gesamten Leistungskette im Tourismus ebenfalls ein
Umsatzwachstum aus. Oft werden diese unter dem Begriff der tourismusverwandten oder
tourismusnahen Branchen zusammengefasst24:
Tourismus: Beherbergung, Gastronomie
Detailhandel/Grosshandel: Zulieferer von Firmen, Bäcker, Metzger, etc.
Finanzen: Banken, Finanzdienstleistungen, Versicherungen
Unterhaltung, Kultur, Sport: Museen, Theater, Konzerte, Sportveranstaltungen
Mobilität: Öffentlicher Nahverkehr vor Ort, Regionalbahnen, Bergbahnen, Autovermietung,
Autowerkstätten, Taxiunternehmen, Velovermietung, Bootsvermietung, Personenschiffs-
verkehr
Reisedienstleister: Reiseveranstalter, Tourismusvereine, Event-Agenturen
Zur Kundschaft im Tourismus gehören auch Geschäftsreisende. Unternehmen mit einem
überdurchschnittlichen Bedarf an Geschäftsreisen sind über viele verschiedene Branchen
verteilt. In erster Linie denkt man dabei an Kadermitglieder, die zwischen Filialen unterwegs
sind oder Kunden besuchen. Aber auch der Besuch von Tagungen oder Konferenzen ist
mitgemeint. Hingegen sind Reisen an die internationalen Destinationen für den Gotthard-
Korridor weniger relevant, da sie meist per Flugzeug erreicht werden. Die Bahn kann in die-
sem Segment höchstens eine Zubringerrolle zu den Flughäfen Zürich und Mailand oder zu
den Regionalflurplätzen einnehmen.
Geschäftsreisen mit der Bahn führen letztlich am Zielort zu den gleichen Effekten wie jene
mit anderen Verkehrsmitteln: Die Geschäftsreisenden fragen Dienstleistungen und Produkte
am Zielort nach. Teilweise sind diese ebenfalls mit dem Tourismus verknüpft. Sie führen zu
Umsatz bei Hotels und Restaurants, beziehen Dienstleistungen bei der Bereitstellung von
24 Die hier beschriebenen, auch als „direkte und indirekte Effekte“ bezeichneten Wirkungen, ausgelöst durch zu-
sätzliche Besucher kann methodisch auch um eine „induzierte“ sowie eine „katalytische“ W irkung ergänzt wer-
den:
– Induzierte Effekte: Das durch die zusätzliche Beschäftigung geschaffene Einkommen fliesst in der Region
durch Konsum in die Wirtschaft zurück. Dies kann wiederum zu einer Steigerung der Umsätze, der Beschäf-
tigung und Wertschöpfung beitragen.
– Katalytische Effekte: Durch die gesteigerte wirtschaftliche Aktivität und der höheren Attraktivität als Wirt-
schaftsstandort besteht die Chance, dass zusätzliche Unternehmen ihren Sitz oder einen Produktionsstand-
ort in die Region verlegen. Gleichzeitig kann dies dazu führen, dass der Standort auch als Wohnort an At-
traktivität und Bedeutung gewinnt.
12. Nutzniessende der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR
92
Besprechungs- und Versammlungsräumen und nutzen die vorhandenen Verkehrsmittel (Öf-
fentlicher Nahverkehr, Autovermietung vor Ort, Taxiunternehmen, Limousinenservice, Mobili-
ty). Davon können wiederum die in der Wertschöpfungskette nachfolgenden Branchen wie
z.B. der Detailhandel oder andere Zulieferer profitieren.
Detailhandel
Neben der Tourismusbranche kann auch die grösste und vielfältigste Querschnittsbranche –
der Detailhandel – vom Gotthard-Basistunnel profitieren. Beispielsweise durch zusätzliche
Umsätze durch klassische Touristen oder als Zulieferer für Hotels und die Gastronomie.
Grosse, publikumsintensive Shopping-Center, „Concept Stores“ oder Spezialgeschäfte (z.B.
für Luxusgüter, internationale Markenartikel, Spezialitäten, Fachhandel etc.) entlang der
Hauptverkehrsachsen, die gut mit dem öffentlichen Verkehr erschlossen sind, könnten zu-
sätzliche Kundensegmente auf der jeweils anderen Seite des Gotthards erschliessen.
Baubranche
Die Baubranche als weitere Querschnittsbranche kann insbesondere von einer gesteigerten
Nachfrage nach Wohnraum, Büroräumlichkeiten, Unterkünften oder öffentlicher Infrastruktur
profitieren. Auch die notwenige Erneuerung, Aufwertung oder Instandhaltung von Bauten
generiert Umsätze in der Baubranche.
Produzierendes Gewerbe, Industrie und Transportbranche
Vom gesamten zusätzlichen Umsatz im Detailhandel (direkt durch Einkaufstouristen oder
indirekt durch Belieferung anderer Branchen mit Umsatzsteigerung) oder in der Baubranche
können insbesondere auch das produzierende Gewerbe und die Industrie profitieren. Über
diesen Kanal schliesslich können die Transporteure zusätzliches Auftragspotenzial er-
schliessen, sowohl auf der Schiene als auch auf der Strasse.
12.3 Bedeutung der gesamten Wertschöpfungskette
Die in der folgenden Abbildung skizzierte Wertschöpfungskette im Tourismus (und auch teil-
weise im Geschäftsreiseverkehr) fasst die in den vorangegangenen Abschnitten angetönte
Verknüpfung der einzelnen profitierenden Branchen zusammen. Die blauen Pfeile stellen
dabei eine positive Wirkungsbeziehung dar. Eine Steigerung des Umsatzes im Ausgangs-
punkt des Pfeils führt zu einer Steigerung des Umsatzes in der Zulieferbranche. Selbstredend
muss sich die Wirkung nicht alleine auf die in der Abbildung genannten Produkte und Dienst-
leistungen beschränken.
12. Nutzniessende der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR
93
Abbildung 12-5: Wertschöpfungskette im Tourismus
Eine starke lokale Verankerung und Verflechtung der Wirtschaft begünstigt einen positiven
Effekt. Denn wenn viele Vorleistungen von Anbietern in der gleichen Region bezogen werden
können, bleibt der entsprechende Umsatz auch in der Region.
Die Wirkung hängt somit entscheidend von den lokalen und regionalen Gegebenheiten ab,
die sich aus dem Dienstleistungs- und Verkehrsangebot, der Wirtschaftsstruktur sowie weite-
ren Standortvorteilen ergeben. Wichtig sind aber auch die Aktivitäten der Akteure vor Ort. Sie
können durch gezielte Investitionen in die lokale Infrastruktur, durch Gestaltung der Rahmen-
bedingungen oder durch das Anbieten innovativer Produkte und Dienstleistungen die ent-
scheidenden Impulse geben.
13. Erkenntnisse aus anderen Projekten ECOPLAN/IBR
94
13 Erkenntnisse aus anderen Projekten
Um die Überlegungen zu den Profitierenden der NEAT abzurunden, gibt dieses Kapitel eine
Übersicht über Erkenntnisse aus anderen grossen Verkehrsinfrastrukturprojekten, insbeson-
dere zu Verteilungseffekten.25 Ein naheliegendes Projekt stellt die NEAT am Lötschberg dar,
dessen Auswirkungen bereits ausführlich dokumentiert und analysiert wurden. Auch die im
Jahr 2012 erstellte Studie zu den erwarteten Auswirkungen des Gotthard-Basistunnels auf
das Tessin lässt Rückschlüsse auf den gesamten Korridor zu.
13.1 Auswirkungen des Lötschberg-Basistunnels
Die Analyse der Auswirkungen des Lötschberg-Basistunnel zeigt regional differenzierte Aus-
wirkungen auf die Kantone Bern und Wallis:
Das Wallis hat durch den Lötschbergtunnel vor allem im Tourismus (hauptsächlich in der
Parahotellerie) von zusätzlichen Gästen profitiert. Durch die Beschleunigung der Lötsch-
bergachse haben insbesondere die Freizeitfahrten, aber auch die Ausbildungs- und Ge-
schäftsfahrten zugenommen. Ein Bevölkerungswachstum war nach Eröffnung des Tun-
nels vor allem in der Agglomeration Brig-Visp-Naters (Unterwallis) sowie in deren Umland
festzustellen. Auch wurden Urbanisierungstendenzen in den Agglomerationen und die
Dynamik des Immobilienmarktes verstärkt. Die Menschen ziehen in die Nähe der gut an
die NEAT angeschlossenen Zentren. Die Region um die Agglomerationen konnte durch
die Reisezeitverkürzungen der Pendlernähe zu den Arbeitsmärkten in Thun und Bern pro-
fitieren. Im Oberwallis konnte aber der bisherige Bevölkerungsrückgang nicht gestoppt
werden.
Für den Kanton Bern wurden ex-ante die volkswirtschaftlichen Auswirkungen als ver-
gleichsweise gering eingeschätzt. Negative Effekte wurden vorgängig vor allem für das
Berner Oberland erwartet. Diese Erwartungen haben neue Aktivitäten und die Entwick-
lung neuer Angebote ausgelöst, um allfälligen negativen Effekten entgegenzuwirken. Im
Nachhinein kann festgestellt werden, dass das ländliche und touristisch geprägte Berner
Oberland zwar aufgrund der verstärkten Konkurrenz aus dem Wallis stagniert, aber mar-
kante Einbussen im Tourismusbereich durch verstärkte eigene Aktivitäten verhindern
konnte. Die Autoren der Studie halten zudem fest, dass die Auswirkungen des Lötsch-
berg-Basistunnels auf die Wirtschaft geringer ausgefallen sind, als allgemein von Ver-
kehrsprojekten erwartet wird.
25 Vgl. Ernst Basler + Partner EBP (2012), Verkehrliche und räumliche Auswirkungen des Lötschberg-Basistunnels.
Schlussbericht. Zürich.
13. Erkenntnisse aus anderen Projekten ECOPLAN/IBR
95
13.2 Erkenntnisse der Lötschberg-Studie zum Gotthard-Basistunnel
In der Studie zu den Auswirkungen des Lötschberg-Basistunnels werden auch erste Überle-
gungen zum Gotthard-Basistunnel angestellt. Gegenüber dem Lötschberg sind die zu über-
windenden Distanzen demnach noch einmal grösser. Die Agglomerationen Brig-Visp, Thun
sowie Bern sind mit dem neuen Lötschbergtunnel in Pendlerdistanz gerückt. Beim Gotthard
wird nicht damit gerechnet, dass Zürich zum Tessin oder die Tessiner Agglomerationen zum
Raum nördlich des Gotthards in Pendlerdistanz rücken.
Der Gotthard-Basistunnel hat gemäss den Autoren der Lötschberg-Studie zudem für das
Tessin eine grössere Bedeutung als für den Norden. Ähnlich dem Kandertal im Berner Ober-
land droht den Kantonen und Regionen direkt am Gotthard (Uri und Leventina) ein Erreich-
barkeits- oder Bedeutungsverlust.
13.3 Auswirkungen auf das Tessin
Die Studie zu den ökonomischen Auswirkungen des Gotthard-Basistunnels auf den Kanton
Tessin26 weist auf rund 700 Arbeitsplätze hin, die im Kanton Tessin entstehen könnten. Vor
allem der Dienstleistungssektor, insbesondere der Tourismus können profitieren. Es werden
regional sehr differenzierte Effekte erwartet.
Vor allem die bereits heute wirtschaftlich attraktiven Teile des Tessins rund um die Ag-
glomerationen Lugano, Bellinzona, Chiasso-Mendrisio und Locarno werden ihre Position
stärken.
Geringe Impulse werden vor allem in den ländlichen Regionen im Norden des Kantons
(u.a. Leventina, Blenio, Valle Maggia, Centovalli) erwartet. Dies liegt insbesondere daran,
dass diese Gebiete nicht direkt an die NEAT angeschlossen sind, sondern nur indirekt
vom Aufschwung der besser erschlossenen Gebiete profitieren.
Das Tessin wird zudem für den Verladeverkehr attraktiver, sofern die Flaschenhälse in Italien
bestehen bleiben. Verstärkend auf die Effekte wirken flankierende Massnahmen wie der ge-
plante Ausbau des 4-Meter-Korridors, neue Terminals für den kombinierten Verkehr sowie
die Einführung einer Alpentransitbörse.
Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass sich Standortentscheide von Firmen nur ver-
ändern, sofern sie direkt oder indirekt von Reisenden im öffentlichen Verkehr abhängig sind.
Stark sensibel bezüglich der ÖV-Reisenden reagieren der Tourismus, Freizeit- und Unterhal-
tungsangebote, Banken und Versicherungen sowie übrige personalintensive Dienstleistun-
gen (Ingenieurwesen, Jurisprudenz, Finanzen, Forschung und Entwicklung). Eine mittlere
Sensitivität weisen demnach Hoch-Technologiefirmen, der Handel sowie die Informations-
26 Vgl. Metron / RappTrans / consavis (2012), Effetti economici della messa in esercizio di Alp Transit in Ticino:
opporunità e rischi. Brugg / Zürich / Lugano.
13. Erkenntnisse aus anderen Projekten ECOPLAN/IBR
96
und Kommunikationsbranche auf. Insbesondere die Logistik, das Transportwesen sowie der
Immobilienbereich weisen eine geringe Sensitivität bezüglich der ÖV-Reisenden auf.
13.4 Auswirkungen auf den Gotthardraum
Die Leventina im Tessin und Teile des Kantons Uri gehören nicht zu jenen, die aufgrund des
Gotthard-Basistunnel näher zueinander rücken. Für den Weg von Flüelen in die Leventina
(z.B. Airolo, Faido) durch den NEAT-Tunnel muss ein Umweg über Bellinzona in Kauf ge-
nommen werden. Oder die Reisenden müssen auf der bestehenden Gotthard-Bergstrecke
verkehren. Das folgende Beispiel veranschaulicht die Problematik aus Sicht der Leventina.
Abbildung 13-1: Reisezeitverbesserung zwischen Uri und Tre Valli (Airolo / Biasca)
Reisezeit Flüelen - Airolo Reisezeit Flüelen - Biasca
Bestehende Bergstrecke (2013) 0:45 h 1:25 h
Ohne NEAT via Bellinzona 2:40 h 2:00 h
Mit NEAT via Bellinzona 1:50 h 1:15 h
Reisezeitgewinn mit / ohne NEAT 0:00 h27 0:10 h
Grün = schnellster Weg, gelb = zweitschnellster Weg
Die Reise über die Bergstrecke ist zwischen Flüelen und Airolo nach wie vor schneller, als
mit dem Gotthard-Basistunnel (inkl. Umweg via Bellinzona). Biasca hingegen ist mit der
NEAT trotz Umweg voraussichtlich rund 10 Minuten schneller erreichbar als über die beste-
hende Strecke.
Um potenzielle negative Effekte zu verhindern hat sich gemäss der Lötschberg-Studie im
Wallis und in Bern gezeigt, dass gesamthaft koordinierte Massnahmen wirksamer sind, als
regionale Einzelmassnahmen.
27 Die Rechnung geht davon aus, dass mit dem neuen Fahrplankonzept auf der Bergstrecke gegenüber heute
keine Zeitersparnis bzw. kein Zeitverlust erzielt wird.
14. Chancen und Risiken der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR
97
14 Chancen und Risiken der NEAT am Gotthard
Von Gotthard- und Ceneri-Basistunnel werden damit insbesondere Reisende mit wenig Ge-
päck profitieren. Diese sind vor allem im Freizeit- und Geschäftsverkehr zu finden. Die Wir-
kungen der NEAT werden somit insbesondere im Tourismus, aber auch in weiteren Bran-
chen mit Abhängigkeit vom Personenverkehr auf der Schiene bemerkbar machen. Neue
Pendlerbeziehungen zwischen Norden und Süden dürften kaum einstellen. Eine Ausnahme
dürfte sich innerhalb des Städtenetzwerks im Tessin ergeben. Für intensive Pendlerbezie-
hungen zwischen dem Tessin und der Deutschschweiz bleibt die Reise zu lang und die
Sprachgrenze ein Hindernis. Die NEAT am Gotthard dürfte im Vergleich zur NEAT am
Lötschberg somit deutlich kleinere Effekte auf die interkantonalen Pendlerbeziehungen ha-
ben.28
14.1 Chancen
Trotz dieser Einschränkungen bezüglich der Grössenordnung wirtschaftlicher Verflechtungen
lassen sich aber die Chancen der neuen schnelleren Verbindung zwischen Nord und Süd
identifizieren.
Im Tourismus können durch die lange und breite Wertschöpfungskette auch andere Wirt-
schaftsakteure profitieren, insbesondere tourismusnahe Betriebe. Das südliche Tessin tritt
vermehrt in Konkurrenz zum Wallis, das ab Zürich heute in rund 2 Stunden erreichbar ist.
Mit dem Gotthard- und Ceneri-Basistunnel ist Lugano ab Zürich in weniger als zwei Stun-
den zu erreichen. Das touristische Potenzial nördlich des Gotthards aus dem Mittelland
kann so besser erschlossen werden. Beim Lötschberg-Basistunnel hat sich zudem ge-
zeigt, dass die Übernachtungen in der Parahotellerie (Camping, Mietwohnungen, Feri-
enwohnungen etc.) im Wallis zugenommen haben. Dies kann eine Chance für den ländli-
chen Norden des Tessins bedeuten, der genügend Platz für derartige Infrastrukturen bie-
tet.
Der Geschäftsreiseverkehr kann ebenfalls positive Effekte in tourismusnahen Branchen
mit sich bringen. Daneben vergrössert der effizientere Geschäftsreiseverkehr auch das
Einzugsgebiet von bestehenden Firmen im Gotthard-Korridor, insbesondere jene die re-
ge Kontakte mit Zulieferern oder Kunden auf der anderen Seite des Gotthards pflegen
und auf schnelle Bahnverbindungen angewiesen sind. Auch das Einzugsgebiet im Ar-
beitsmarkt nimmt zu, insbesondere können mit Zürich und der Lombardei zwei grosse
Fachkräftepools zusammengeschlossen werden. Dies steigert die Standortqualität des
Gotthard-Raums im Vergleich zu anderen Teilräumen. Auch als Wohnort kann der Raum
an Attraktivität gewinnen, wenn die neuen Potenziale genutzt werden und neue Arbeits-
plätze geschaffen werden.
28 Am Lötschberg hat insbesondere die Möglichkeit innert einer Stunde von Bern nach Brig-Visp-Naters zu reisen,
eine starke Zunahme der Aktivitäten ausgelöst.
14. Chancen und Risiken der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR
98
Im Gotthardmassiv selbst entsteht bei einer Erhaltung der bestehenden Gotthard-
Bergstrecke ein neues touristisches Potenzial. Historische Zugfahrten über die Bergstre-
cke werden durch Entlastung des Fahrplans möglich; ein Besuch im Andermatter Ferien-
Resort bietet Abgeschiedenheit im erholsamen Sinne; die Leventina lädt zum Wandern
oder zu Biketouren ein. Mit der in Andermatt bestehenden Ost-West-Verbindung über
die Alpenpässe Oberalp nach Sedrun (GR) und die Furka ins Goms (VS) stehen den Gäs-
ten vielfältige weitere Möglichkeiten offen.
Die gute Anbindung der Zentren an die NEAT-Strecke kann zu einer verstärkten Verdich-
tung in den Zentren führen. Dies kann zu kürzeren Wegen innerhalb der Städte und zu
einer effizienteren Nutzung der knappen Ressourcen – insbesondere Boden – führen und
der Zersiedelung entgegenwirken. Damit sind aber gleichzeitig auch Risiken verbunden
(vgl. nachfolgende Ausführungen).
Der Gotthardpass als natürliche Barriere verliert mit der schnelleren Verbindung einen Teil
seines trennenden Charakters. Die psychologische Grenze zwischen Nord und Süd und
zwischen den Sprachregionen wird durchlässiger. Die verbesserte Durchlässigkeit fördert
eine stärkere Verflechtung und die Bildung von sozialen und wirtschaftlichen Kontakten.
Einschränkend wirken dabei nach wie vor sprachliche Unterschiede.
In den ersten zwei, drei Jahren nach der Eröffnung des Tunnels wird es viele Reisende
geben, welche die Fahrt durch den Tunnel erleben wollen. Diesen „Hype“ gilt es für das
Tessin, aber auch den Norden touristisch und imagemässig zu nutzen. Das einmalige
Event „Tunnel erleben“ kann als Hebelarm für weitere Besuche inszeniert werden.
14.2 Risiken
Aus der neuen Verkehrsinfrastruktur, dem Verkehrsangebot und möglichen Verteilungseffek-
ten ergeben sich auch Risiken, die es zu berücksichtigen gilt:
Die grössere Nachfrage (Verdoppelung gegenüber 2013) stellt neue Anforderungen an
die regionale und lokale Verkehrsinfrastruktur. Es kommen mehr Reisende an den
Bahnhöfen an oder steigen um. Mehr ankommende Reisende bedeuten gleichzeitig auch
eine stärkere Belastung für den regionalen und lokalen öffentlichen Verkehr, der für die
Feinverteilung der Reisenden zuständig ist. Die Fahrpläne müssen sowohl für die lokale
Bevölkerung als auch auf die Touristenströme optimiert werden. Eine mangelhafte An-
passung an die neuen Fahrpläne und Fernverkehrsangebote kann Reisezeitgewinne
schmälern, verhindern oder paradoxerweise gar eine Verlängerung der Reisezeit bedeu-
ten.
Die schnellere Verbindung führt den Hauptstrom der Reisenden an den Gotthardgebieten
Uri und Leventina vorbei. Nur ausgewählte InterCity-Züge von Zürich nach Mailand halten
voraussichtlich an den Portalen des Gotthard-Basistunnels. Der Tourismus ist in diesen
Teilräumen von grosser Bedeutung. Bricht ein Teil der Tourismusumsätze aufgrund die-
ses Transit-Effekts weg, besteht die Gefahr, dass die im peripheren ländlichen Raum
14. Chancen und Risiken der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR
99
wahrgenommene Tendenz der Entvölkerung, der Überalterung sowie des „Brain Drain“
weiteren Auftrieb erhält. Dieser Transit-Effekt kann ebenso auch in den lokalen Zentren
der Innerschweiz und im südlichen Tessin auftreten, wenn die Touristen von Zü-
rich/Luzern ohne Zwischenhalt direkt nach Mailand durchfahren. Die grosse Bedeutung
der inländischen Touristen in der Tessiner Hotellerie akzentuiert die Problematik.
Im Tourismus könnte sich im ganzen Korridor eine Verschiebung vom Mehrtagestou-
rismus zu Tagesausflügen ergeben. Die schnelleren Verbindungen zwischen den gros-
sen Zentren Zürich, Lugano und Mailand lassen eine Hin- und Rückfahrt am selben Tag
zu. Dieser Effekt wurde auch bei Eröffnung des Lötschberg-Basistunnels festgestellt.
Durch die starke Anbindung der Zentren an die NEAT im Vergleich zum ländlichen Raum
besteht die Gefahr einer übermässigen Verdichtung und Zentralisierung im urbanen
Raum. Firmen und Menschen ziehen von der Peripherie in die Zentrumszonen, da sie so
noch stärker vom Zeitgewinn profitieren können wenn die lange Fahrt im Zubringer ins
Zentrum entfällt. Dies kann zu einer Überhitzung der Immobilienmärkte in den Agglomera-
tionen führen und begünstigt die Entvölkerung des ländlichen Raums. Für die Städte, aber
auch für die urbanen Agglomerationsgemeinden könnte sich mittel- bis langfristig durch
unkontrollierte Urbanisierung auch die sogenannte „A-Stadt“-Problematik29 akzentuieren.
In der Finanzbranche verstärkt sich die Konkurrenz zwischen den Finanzplätzen Zürich,
Lugano und Mailand. Firmen könnten aus Prestigegründen aus Lugano nach Zü-
rich/Mailand oder aus Zürich nach Mailand abwandern. Der umgekehrte Weg (Mailand-
Schweiz) wäre aber ebenfalls möglich.
14.3 Zusammenfassung
In der folgenden Abbildung sind die Chancen und Risiken aus der neuen Verbindung am
Gotthard zusammengefasst.
Abbildung 14-1: Chancen und Risiken für den Gotthard-Korridor
Thema Chancen Risiken
Verkehr – Bessere Erreichbarkeit der Zentren mit
NEAT-Anschluss
– Schnellere Verbindungen für Geschäfts-
und Bildungsreisen zwischen den Zen-
tren
– Ost-West-Verbindung über Furka und
Oberalp schneller erreichbar
– Mehrverkehr in den IC-Zügen durch den
Gotthard und in den Bahnhöfen (Verkehrs-
knoten)
– Fehlende Anbindung an NEAT verhindert
Reisezeitgewinne und kann gar zu höheren
Reisezeiten führen
– Höhere Anforderungen an regionalen und
lokalen öffentlichen Verkehr zur Sicherstel-
lung der Anschlüsse
29 Mehrkosten, die aufgrund der im Vergleich zu anderen Gemeinden übervertretenen Bevölkerungsgruppen der
Armen, Alten, Ausländer, Ausgesteuerten, Alleinstehenden, Alleinerziehenden und Arbeitslosten entstehen.
14. Chancen und Risiken der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR
100
Thema Chancen Risiken
Tourismus – Mehr Tages- und/oder Mehrtagestouris-
ten
– Mehr Parahotellerie in touristischen
Gebieten
– Tessin / Mailand ist neue touristische
Konkurrenz zum Wallis (Nachfragepo-
tenzial aus Zürich / Mittelland / Basel)
– Vermehrte touristische Nutzung der
bestehenden Gotthard-Bergstrecke
– „Hype“ dank NEAT-Eröffnung
– Geschäftsreiseverkehr
– Nutzung von Synergien durch Bünde-
lung von lokalen/regionalen Angeboten
– Verschiebung vom Mehrtages- zu Tagestou-
rismus (ohne Übernachtung), da Reisezeit
für Rückreise ausreicht
– Verstärkte Abhängigkeit der Wirtschaft vom
Tourismus
– Verstärkte Konkurrenz im Tourismus inner-
halb des Korridors
Wirtschaft – Vergrössertes Einzugsgebiet für Kun-
den in Dienstleistungsbranchen und
Fachkräfte
– Bessere Standortattraktivität für perso-
nenverkehrsintensive Branchen und
Zulieferer
– Verstärkte Konkurrenz im Finanz- und Bil-
dungssektor (Lugano / Zürich / Mailand)
– Abwanderung von Firmen in die Agglomera-
tionen
Gesellschaft – Vermehrte private Beziehungen zwi-
schen Nord und Süd
– Gefahr der Überalterung im ländlichen Raum
Räumliche Auswirkungen
– Verminderte Zersiedelung des Raums
dank Verdichtung
– Erreichbarkeit führt zu gesteigerter
Attraktivität als Wohnort
– Konvergenz der Lohn- und Preisni-
veaus Nord und Süd
– Psychologische Grenze „Gotthard“ wird
durchlässiger
– Vermehrte Konzentration in den Agglomera-
tionen und Druck auf Wohnungsmarkt in Ag-
glomerationen (Urbanisierung, Zentralisie-
rung),
– Evtl. vermehrte Entleerung des ländlichen
Raums
– Uri und Nord-Tessin: Risiko der Entwicklung
als „Transitkantone“
15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR
101
15 Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur
15.1 Erreichbarkeit von Zentren und Dienstleistungen
Eine gute Erreichbarkeit mit dem MIV und dem ÖV sind eine der Voraussetzungen für die
wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung einer Region. Zur Darstellung der Erreich-
barkeit der einzelnen Gebiete im Gotthard-Korridor (gemeindescharf) ist in der folgenden
Abbildung die Erreichbarkeit der Agglomerationszentren sowie der Zenten Zürich/Lugano
abgebildet.
Abbildung 15-1: Erreichbarkeit von Agglomerationszentren und isolierten Einzelstädten
(links) ÖV-Erreichbarkeit der Zentren
Quelle: ARE (2013)
15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR
102
Für die Bevölkerung ist neben der allgemeinen Erreichbarkeit von Orten und Zentren auch
die Erreichbarkeit und Verfügbarkeit von Dienstleistungen ausschlaggebend. Die folgende
Abbildung zeigt die Verfügbarkeit von Apotheken, Kindergärten und Schulen, Arztpraxen,
Lebensmittelgeschäften und Banken nach den neun BFS-Gemeindetypen (ganze Schweiz).
Abbildung 15-2: Anzahl Beschäftigte pro 1‘000 Einwohner im Jahr 2008 nach Gemeindetypen
Quelle: BFS (2013), Dienstleistungen für die Bevölkerung: Dichte nach Gemeindetyp, 2008
Einwohner von agrarischen Gemeinden und ländlichen Pendlergemeinden verfügen über
eine sehr geringe Versorgung mit diesen meist täglich in Anspruch genommenen Dienstleis-
tungen. Die Zentren, touristische Gemeinden sowie industrielle und tertiäre Gemeinden sind
hingegen äusserst gut versorgt.
Am Beispiel der Apotheken, Ärzte und Zahnärzte lassen sich neben den räumlichen Unter-
schieden auch gut die kantonalen Unterschiede aufzeigen. Die folgende Abbildung stellt die
Dichte dieser Dienstleistungen nach Kantonen dar. Zusätzlich sind als Vergleichswerte der
schweizerische Durchschnitt und der zentralschweizerische Durchschnitt angegeben.
3.4
2.0
1.5
0.8
2.8
1.9
0.4
0.6
0.0
0 1 2 3 4
Zentren
Suburbane Gemeinden
Einkommenstarke Gemeinden
Periurbane Gemeinden
Touristische Gemeinden
Industrielle und tertiäreGemeinden
Ländliche Pendlergemeinden
Agrar-gemischte Gemeinden
Agrarische Gemeinden
Apotheken
10.3
11.1
12.4
9.4
10.1
13.0
8.3
10.9
8.9
0 5 10 15
Kindergärten und Schulen
6.4
2.7
3.0
1.4
3.3
2.6
0.9
1.4
0.7
0 2 4 6 8
Arztpraxen
13.2
10.0
4.3
3.5
9.0
7.8
2.6
3.7
1.8
0 5 10 15 20
Zentren
Suburbane Gemeinden
Einkommenstarke Gemeinden
Periurbane Gemeinden
Touristische Gemeinden
Industrielle und tertiäreGemeinden
Ländliche Pendlergemeinden
Agrar-gemischte Gemeinden
Agrarische Gemeinden
Lebensmittelgeschäfte
34.5
8.1
2.0
1.3
5.5
4.7
1.2
2.3
1.1
0 10 20 30 40
Banken
15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR
103
Abbildung 15-3: Dichte von Dienstleistungen im Gesundheitssektor nach Kantonen 2012
(Anzahl auf 100‘000 Einwohner)
Quelle: BFS (2013), Dienstleistungen für die Bevölkerung: Dichte nach Gemeindetyp, 2008
Im erweiterten Gotthardraum ist vor allem der Kanton Uri unterdurchschnittlich mit Ärzten im
ambulanten Sektor versorgt. Auch Obwalden und Nidwalden weisen im Vergleich zu Zürich
und zum Kanton Tessin, aber auch im schweizweiten Vergleich geringe Ärztedichten auf. Bei
den Zahnärzten zeigt sich ein ähnliches Bild. Vor allem Uri, Obwalden, aber auch Schwyz
sind unterdurchschnittlich mit Zahnärzten versorgt. Im Kanton Tessin ist ausserdem eine
äusserst hohe Dichte an Apotheken30 festzustellen.
15.2 Bauzonenreserven
Um wirtschaftliches Wachstum erzielen zu können braucht es neben einer guten Erreichbar-
keit auch Entwicklungsräume. Zwar kann auch Wachstum durch Verdichtung bzw. Nutzung
der bestehenden Landflächen erzielt werden. Daneben braucht es aber auch erschlossene
und attraktive unüberbaute Bauzonen. Die folgende Abbildung zeigt als Indiz für vorhande-
nen Entwicklungsräume die unüberbauten Bauzonen nach Kanton und BFS-Gemeindetyp (9
Typen) gemäss Erhebung im Jahr 2012.
30 Nicht enthalten in der Statistik sind die Spitalapotheken.
210
250
152
158
95
132
114
127
194
201
- 50 100 150 200 250 300
Schweiz
Zürich
Zentralschweiz
Luzern
Uri
Schwyz
Obwalden
Nidwalden
Zug
Tessin
Ärzte im ambulanten Sektor
52
57
49
51
34
46
39
46
56
65
0 50 100
Zahnärzte
22
16
9
9
8
8
8
7
12
56
0 20 40 60
Apotheken
15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR
104
Abbildung 15-4: Unüberbaute Bauzonen nach Kanton und BFS-Gemeindetyp (9) 2012
Quelle: Eigene Darstellung, Daten aus ARE (2013), Bauzonenstatistik Schweiz
Die flächenmässig grössten unüberbauten Bauzonen im Korridor befinden sich in den Kanto-
nen Zürich und Tessin sowie im Umland der Gross- und Mittelzentren. In den periurbanen
ländlichen Gemeinden sind die Reserven beschränkt. Vor allem aber in den Agrargemeinden
(periphere ländliche Gemeinden) sind die Bauzonen äusserst knapp. Ob diese Werte die
Nachfrage nach Bauland wiederspiegeln oder ob allenfalls zu viele Bauzonen ausgeschieden
wurden, lässt sich auf Basis der Statistik nicht feststellen.
Neben der räumlichen Verteilung der Bauzonenreserven sind für eine ausgewogene Entwick-
lung von Wirtschaft und Bevölkerung auch die Zonentypen von Interesse. Die folgende Ab-
bildung zeigt für die Kantone im Gotthard-Korridor die vorhandenen Bauzonenreserven nach
Zonentyp (Wohnen, Arbeiten, Mischnutzung, Zentrum).
0 500 1000 1500 2000
Grosszentren
Nebenzentren der Grosszentren
Gürtel der Grosszentren
Mittelzentren
Gürtel der Mittelzentren
Kleinzentren
Periurbane ländliche Gemeinden
Agrargemeinden
Touristische Gemeinden
ha
Kanton Tessin
Kanton Uri
Kanton Schwyz
Kanton Zug
Kanton Zürich
15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR
105
Abbildung 15-5: Unüberbaute Bauzonen nach Kanton und Zonentyp 2012
Quelle: Eigene Darstellung, Daten aus ARE (2013), Bauzonenstatistik Schweiz
Nicht überbaute Zentrumszonen sind vor allem in Zürich zu finden. Die Fläche der unüber-
bauten Wohnzonen sind in den Kantonen Tessin und Zürich in etwa gleich gross. Auch Zug
und Schwyz verfügen über gleich grosse Wohnzonen-Reserven. Bei den Arbeits- und Misch-
zonen sind die grössten Reserven wiederum im Kanton Zürich zu finden. Die kleinsten Re-
serven an Wohn-, Arbeits- und Mischzonen bietet der Kanton Uri. Stellt man die Reserven in
Bezug zur gesamten eingezonten Fläche, so verfügt der Kanton Zug über die grösste Fläche
an Wohn-, Arbeits- und Mischzonen, bei allen drei Typen gefolgt vom Kanton Tessin. Der
Kanton Zürich hingegen hat im Verhältnis zur gesamten verfügbaren Fläche am wenigsten
unüberbaute Flächen eingezont.
15.3 Bedeutung ausgewählter Branchen für die Regionen
Für einen Überblick über die Bedeutung einzelner Wirtschaftsbranchen in den MS-Regionen
zeigen die folgenden Abbildungen die Auswertungen des BFS zur Branchenstruktur in der
Schweiz. Für jede Branche und jede MS-Region wird jeweils der sogenannte „Standortquoti-
ent“ im Jahr 2011 abgebildet (provisorische Daten der STATENT 201131). Dieser Wert drückt
„die Konzentration einer Tätigkeit in einer Region aus. Er misst das Verhältnis zwischen dem
31 STATENT ist die neue Erhebung des BFS zur Unternehmensstruktur in der Schweiz.
898
436
25
16
38
57
10
3
185
165
45
6
168
104
63
5
1'033
890
330
207
0 200 400 600 800 1'000 1'200
Wohnzonen
Arbeitszonen
Mischzonen
Zentrumszonen
ha
Kanton Tessin
Kanton Uri
Kanton Schwyz
Kanton Zug
Kanton Zürich
15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR
106
Anteil Beschäftigter einer Branche am Beschäftigtentotal einer Region und dem gesamt-
schweizerischen Beschäftigtenanteil dieser Branche am Beschäftigtentotal der Schweiz.“ Ein
hoher Standortquotient deutet auf mögliche Standortvorteile einer Region oder eine Cluster-
bildung hin. Ein hoher Beschäftigungsanteil einer Branche zeigt zudem ihre Bedeutung für
den regionalen Arbeitsmarkt und sie ist für die Arbeitnehmer in den Regionen zentral.32
Verkehr und Chemie/Pharma
In den Transport- und Verkehrsbranche ist in der Gotthardregion zwischen Uri und Bellinzona
eine gewisse Konzentration festzustellen. Die Chemie- und Pharmaunternehmen haben vor
allem für die MS-Region Tre Valli eine grosse Bedeutung.
Abbildung 15-6: Verkehr sowie „Chemie und Pharma“
Wissensintensive Dienstleistungen33 und Tourismus
Einen hohen Anteil an Unternehmen im Bereich „Wissensintensive Dienstleistungen“ weisen
gemäss der folgenden Abbildung vor allem die Stadt Zürich, die Regionen Zimmerberg sowie
Bellinzona und Lugano auf. Der Tourismus hat auch in Innerschwyz und Uri, aber vor allem
in Locarno eine sehr hohe Bedeutung, gemessen an den Beschäftigten.
32 Für die wirtschaftliche Entwicklung und den Wohlstand ist aber auch die Produktivität, gemessen an der generier-
ten Wertschöpfung von grossem Interesse. Eine hohe Wertschöpfung pro Beschäftigten weisen vor allem die Fi-
nanzdienstleistungen, die wissensintensiven Dienstleistungen sowie die High-Tech-Branchen auf.
33 Die angebotenen Dienstleistungen basieren auf einem grossen Know-How und sind oft stark spezialisiert.
0.0 1.0 2.0 3.0 4.0
Zürich
Knonaueramt
Zimmerberg
Luzern
Zug
March
Innerschwyz
Einsiedeln
Uri
Tre Valli
Bellinzona
Locarno
Lugano
Mendrisio
Chemie und Pharma
0.0 2.0 4.0 6.0 8.0
Zürich
Knonaueramt
Zimmerberg
Luzern
Zug
March
Innerschwyz
Einsiedeln
Uri
Tre Valli
Bellinzona
Locarno
Lugano
Mendrisio
Verkehr
15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR
107
Abbildung 15-7: „Wissensintensive Dienstleistungen“ und Tourismus
Beim Tourismus lohnt sich aufgrund der sprachlichen Unterschiede ein Blick auf die Herkunft
der ausländischen Touristen sowie ihre Bedeutung für die Regionen. Die folgende Abbildung
zeigt den Anteil der ausländischen Gäste aus Italien, Deutschland und Frankreich an den
Übernachtungen nach Kantonen. Die Gäste aus den Nachbarländern stellen potenzielle zu-
sätzliche oder häufigere Bahnreisende und somit Nutzer der NEAT dar.
Abbildung 15-8: Anteil der Logiernächte mit Gästeherkunft Italien (grün), Deutschland (gelb)
und Frankreich (blau) an den gesamten ausländischen Logiernächten 2011
Quelle: BFS (2013), Beherbergungsstatistik
Der Kanton Tessin weist mit 19% einen sehr hohen Anteil an italienischen Touristen (gemes-
sen an der Zahl der Übernachtungen) auf. Dagegen sind die Kantone nördlich des Gotthards
0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0
Zürich
Knonaueramt
Zimmerberg
Luzern
Zug
March
Innerschwyz
Einsiedeln
Uri
Tre Valli
Bellinzona
Locarno
Lugano
Mendrisio
Tourismus
0.0 0.5 1.0 1.5 2.0
Zürich
Knonaueramt
Zimmerberg
Luzern
Zug
March
Innerschwyz
Einsiedeln
Uri
Tre Valli
Bellinzona
Locarno
Lugano
Mendrisio
Wissensintensive Dienstleistungen
19%
3%
3%
5%
4%
4%
5%
3%
6%
4%
0% 5% 10% 15% 20% 25%
Tessin
Uri
Schwyz
Zug
Luzern
Zürich
Basel-Stadt
Wallis
Waadt
Genf
30%
34%
33%
28%
18%
21%
23%
23%
10%
5%
0% 10% 20% 30% 40%
4%
3%
3%
4%
3%
4%
7%
11%
20%
11%
0% 10% 20% 30%
15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR
108
mit rund 3 bis 5% nur geringfügig von den italienischen Touristen abhängig. Dies ist ein Indiz
dafür, dass die italienischen Gäste die Region nördlich des Gotthards offenbar noch nicht für
sich entdeckt haben. Dies könnte sich mit der NEAT ändern, wenn die bevölkerungsreichen
Städte und Agglomerationen Norditaliens näher rücken.
Die französischen Touristen sind insbesondere in den Westschweizer Kantonen stark vertre-
ten. Die deutschen Touristen scheinen dafür die Westschweiz tendenziell zu umgehen, mit
Ausnahme des äusserst tourismusgeprägten und zweisprachigen Wallis. Im Kanton Basel-
Stadt scheinen die Deutschen Gäste zudem nicht angemessen vertreten zu sein, obwohl der
Kanton an der Grenze zu Deutschland liegt. Die Gäste aus dem nördlichen Nachbarland sind
vor allem in den Innerschweizer Kantonen Zug, Schwyz, Uri und im Tessin für den Tourismus
relevant.
Das Tessin ist insgesamt nur unterdurchschnittlich von ausländischen Gästen abhängig.
Rund 40% der Hotelübernachtungen im Tessin sind auf ausländische Gäste zurückzuführen.
Die Kantone Genf und Zürich sind zu 70-80% von ausländischen Hotelübernachtungen ab-
hängig. Tiefere Anteile an ausländischen Gästen als das Tessin weisen nur die Tourismusre-
gionen „Fribourg und Region“ sowie die Ostschweiz auf.
Maschinenbau und High-Tech-Branchen34
Abbildung 15-9: Maschinenbau und „High-Tech-Branchen“
34 „High-Tech“-Branchen werden im Allgemeinen durch einen hohen Anteil an Personal im Forschungs- und Ent-
wicklungsbereich (F+E) sowie durch einen hohen Anteil von F+E-Ausgaben definiert.
0.0 1.0 2.0 3.0 4.0
Zürich
Knonaueramt
Zimmerberg
Luzern
Zug
March
Innerschwyz
Einsiedeln
Uri
Tre Valli
Bellinzona
Locarno
Lugano
Mendrisio
Maschinenbau
0.0 0.5 1.0 1.5 2.0
Zürich
Knonaueramt
Zimmerberg
Luzern
Zug
March
Innerschwyz
Einsiedeln
Uri
Tre Valli
Bellinzona
Locarno
Lugano
Mendrisio
High-Tech-Branchen
15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR
109
Für den Maschinenbau scheinen die Regionen nördlich des Gotthards attraktiver zu sein als
der Süden. Insbesondere im Knonaueramt, in Luzern, in der March und in der Region Inner-
schwyz gibt es eine erhöhte Konzentration in dieser Branche.
Die Unternehmen der High-Tech-Branchen (Stand 2008) fühlen sich insbesondere in Zug,
im Kanton Uri, in Lugano und Mendrisio wohl. Ihre Bedeutung für den Gotthard-Korridor ins-
gesamt ist aber relativ gering.
Uhren/Messinstrumente und Finanzdienstleistungen
Wie die folgende Abbildung zeigt, hat die Uhren- und Präzisionsmessgeräteindustrie vor
allem für die MS-Region Mendrisio eine grosse Bedeutung. Das Tessin ist ohnehin stark von
dieser Branche geprägt. Der Finanzdienstleistungssektor hingegen konzentriert sich im
Gotthard-Korridor vorwiegend auf die grossen Städte bzw. Agglomerationen Zürich und
Lugano.
Abbildung 15-10: Uhren und Messinstrumente sowie Finanzdienstleistungen
Detailhandel
Dem Detailhandel als Querschnittsbranche kommt in allen Regionen im Gotthard-Korridor
eine ähnlich grosse Bedeutung zu. Dies zeigt die folgende Abbildung.
0.0 1.0 2.0 3.0 4.0 5.0
Zürich
Knonaueramt
Zimmerberg
Luzern
Zug
March
Innerschwyz
Einsiedeln
Uri
Tre Valli
Bellinzona
Locarno
Lugano
Mendrisio
Uhren und Messinstrumente
0.0 5.0 10.0 15.0
Zürich
Knonaueramt
Zimmerberg
Luzern
Zug
March
Innerschwyz
Einsiedeln
Uri
Tre Valli
Bellinzona
Locarno
Lugano
Mendrisio
Finanzdienstleistungen
15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR
110
Abbildung 15-11: Detailhandel
Der Detailhandel stellt insgesamt den bedeutendsten Arbeitgeber dar. Dies zeigt die folgende
Abbildung anhand des Mittelwertes der Standortquotienten aller betrachteten MS-Regionen.
Abbildung 15-12: Mittlere Bedeutung der Branchen im Vergleich über alle Regionen im Gott-
hard-Korridor
0.0 2.0 4.0 6.0 8.0 10.0
Zürich
Knonaueramt
Zimmerberg
Luzern
Zug
March
Innerschwyz
Einsiedeln
Uri
Tre Valli
Bellinzona
Locarno
Lugano
Mendrisio
Detailhandel
Verkehr
Chemie und Pharma
Wissensintensive Dienstleistungen
Tourismus
MaschinenbauHigh-Tech-Branchen
Uhren und Messinstrumente
Detailhandel
Finanzdienst-leistungen
15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR
111
Neben dem Detailhandel konzentriert sich das wirtschaftliche Geschehen im Gotthard-
Korridor vor allem auf den Maschinenbau und den Verkehr. Aber auch der Tourismus bietet
vielen Arbeitsnehmenden eine Stelle.
Der in der Statistik des BFS zur Branchenstruktur nicht ausgewiesene erste Wirtschaftssektor
(Landwirtschaft, Fischerei und Forst) hat vor allem in den ländlichen Gebieten (peripherer
und periurbaner ländlicher Raum) eine hohe Bedeutung. In den städtischen Gebieten spielt
die Landwirtschaft aber erwartungsgemäss eine untergeordnete Rolle. Nicht in der Bran-
chenübersicht enthalten ist zudem die Baubranche. Im nördlichen Teil des Gotthard-Korridors
gehört die Baubranche in allen Raumtypen zu den Top 5 der Branchen, gemessen an der
Beschäftigung (vgl. Abschnitt 15).
Im Tessin fällt vor allem für den periurbanen sowie peripheren ländlichen Raum der hohe
Beschäftigungsanteil der Heime (ohne Ferien- und Erholungsheime) auf. In der MS-Region
Locarno stellen die Heime in den beiden ländlichen Raumtypen die grössten Arbeitgeber dar
(vgl. Abschnitt 15.5).
15.4 Wirtschaftsstruktur nördlich des Gotthards
Stadt Zürich
Abbildung 15-13: Stadt Zürich – Wirtschaftsstruktur nach Gemeindetypen in Vollzeitäquivalen-
ten (2008), Top 10 der Branchen
40'726
20'473
18'915
18'325
13'911
12'277
11'222
10'607
10'311
10'212
0 5000 10000 15000 20000 25000 30000 35000 40000 45000
Erbringung von Finanzdienstleistungen
Erziehung und Unterricht
Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Gesundheitswesen
Gastronomie
Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung
Architektur- und Ingenieurbüros; technische, physikalische und chemischeUntersuchung
Versicherungen, Rückversicherungen und Pensionskassen (ohne Sozialversicherung)
Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung
Me
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Vollzeitäquivalente Zürich
15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR
112
Die Stadt Zürich ist das wirtschaftliche Zentrum der Schweiz und steht am nördlichen Anfang
des Untersuchungsperimeters, am westlichen Ende des Zürichsees. Die wirtschaftliche
Struktur der Stadt Zürich ist geprägt durch Finanzdienstleister (Banken, Versicherungen), den
Bildungssektor (ETH, Universität, Schulen), den Detailhandel sowie das Gesundheitswesen
(Spitäler, Apotheken, Ärzte). Der Gastronomiesektor folgt in der Rangliste der Branchen,
gemessen an der Zahl der Vollzeitäquivalente an 5. Stelle.
Knonaueramt
Abbildung 15-14: Knonaueramt – Wirtschaftsstruktur nach Gemeindetypen in Vollzeitäquiva-
lenten (2008), Top 10 der Branchen
Das Knonaueramt (Kanton Zürich) setzt sich aus periurbanen ländlichen Gemeinden und
Gemeinden des Metropolraums Zürich zusammen. Die beiden Gemeindegruppen unter-
scheiden sich in ihrer wirtschaftlichen Struktur wesentlich. Der Metropolraum Knonaueramt
ist geprägt durch Industriebetriebe in der Metallerzeugung, den Detailhandel, das baunahe
Gewerbe sowie das Gesundheitswesen. Der periurbane ländliche Raum ist durch die Land-
wirtschaft, das baunahe Gewerbe sowie die Textilbranche geprägt. Die Unterschiede in der
Wirtschaftsstruktur der Gemeindetypen innerhalb der MS-Region treten im Knonaueramt
deutlich zum Vorschein.
1'012
954
870
780
552
516
434
392
333
328
182
148
111
74
70
63
50
42
35
31
0 200 400 600 800 1000 1200
Herstellung von Metallerzeugnissen
Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe
Gesundheitswesen
Erziehung und Unterricht
Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Maschinenbau
Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten
Handel mit Motorfahrzeugen; Instandhaltung und Reparatur von Motorfahrzeugen
Hochbau
Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe
Herstellung von Textilien
Erziehung und Unterricht
Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)
Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Gastronomie
Beherbergung
Herstellung von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel)
Herstellung von Metallerzeugnissen
Me
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lich
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um
Vollzeitäquivalente Knonaueramt
15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR
113
Zimmerberg
Abbildung 15-15: Zimmerberg – Wirtschaftsstruktur nach Gemeindetypen in Vollzeitäquivalen-
ten (2008), Top 10 der Branchen
Die MS-Region Zimmerberg bildet den südlichsten Ausläufer des Kantons Zürich. Wie im
Knonaueramt sind die Wirtschaftsstrukturen innerhalb der MS-Region für die Gemeindegrup-
pen „periurbane ländliche Gemeinden“ und „Metropolraum“ äusserst differenziert. Wiederum
ist der ländliche Raum geprägt durch Landwirtschaftsbetriebe. Das baunahe Gewerbe, die
Transportbranche und die Gastronomie nehmen die weiteren vorderen Plätze ein. Im Metro-
polraum „Zimmerberg“ stehen der Grosshandel, die Versicherungsbranche sowie der Detail-
handel im Zentrum des wirtschaftlichen Geschehens.
2'431
2'342
2'231
2'027
1'914
1'888
1'530
1'270
1'194
1'165
215
97
59
57
44
44
43
42
31
31
0 500 1000 1500 2000 2500 3000
Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Versicherungen, Rückversicherungen und Pensionskassen (ohne Sozialversicherung)
Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe
Erziehung und Unterricht
Gesundheitswesen
Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)
Erbringung von Finanzdienstleistungen
Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln
Gastronomie
Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe
Landverkehr und Transport in Rohrfernleitungen
Gastronomie
Erziehung und Unterricht
Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Gebäudebetreuung; Garten- und Landschaftsbau
Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)
Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln
Hochbau
Me
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Vollzeitäquivalente Zimmerberg
15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR
114
Zug
Abbildung 15-16: Zug – Wirtschaftsstruktur nach Gemeindetypen in Vollzeitäquivalenten
(2008), Top 10 der Branchen
Die MS-Region Zug ist geprägt durch die Agglomeration Zug, welche als Metropolraum ein-
gestuft wird. Daneben existiert aber noch die Gemeinde Menzingen, die zum periurbanen
ländlichen Raum zählt. Im Metropolraum dominiert wie im Raum Zimmerberg der Grosshan-
del, vor der IT-Branche und dem Detailhandel. In den periurbanen ländlichen Gemeinden
prägen Heime (Alters- und Pflegeheime, Institutionen für Behinderte, Kinderheime, psycho-
soziale Betreuung usw.), die Landwirtschaft sowie die öffentliche Verwaltung das wirtschaftli-
che Leben.
10'770
6'026
4'156
3'471
3'125
3'007
2'653
2'171
1'932
1'920
194
190
120
97
87
76
57
32
31
25
0 2000 4000 6000 8000 10000 12000
Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen
Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe
Erbringung von Dienstleistungen der Informationstechnologie
Erziehung und Unterricht
Verwaltung und Führung von Unternehmen und Betrieben; Unternehmensberatung
Gesundheitswesen
Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung
Mit Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verbundene Tätigkeiten
Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)
Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung
Erziehung und Unterricht
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe
Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Gastronomie
Architektur- und Ingenieurbüros; technische, physikalische und chemische Untersuchung
Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden
Interessenvertretungen sowie kirchliche und sonstige religiöse Vereinigungen (ohne…
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Vollzeitäquivalente Zug
15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR
115
March
Abbildung 15-17: March – Wirtschaftsstruktur nach Gemeindetypen in Vollzeitäquivalenten
(2008), Top 10 der Branchen
Die MS-Region March-Höfe um die Gemeinden Lachen, Altendorf und Schübelbach im Be-
zirk March sowie Freienbach (inkl. Pfäffikon SZ), Wollerau und Feusisberg im Bezirk Höfe
zählt zum Gemeindetyp „Metropolraum“. Auffallend in der Wirtschaftsstruktur ist die starke
Bedeutung der Unternehmensberatung und die Verwaltung und Führung von Unternehmen.
Den grössten Anteil an der Wirtschaft machen jedoch die vorbereitenden Baustellenarbeiten,
der Detailhandel und der Grosshandel aus. Grossen Anteil an der Beschäftigung in dieser
Region haben ausserdem der Maschinenbau und die Herstellung von Metallerzeugnissen.
2'152
2'095
2'080
1'284
973
937
923
819
784
784
0 500 1000 1500 2000 2500
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe
Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Verwaltung und Führung von Unternehmen und Betrieben; Unternehmensberatung
Maschinenbau
Herstellung von Metallerzeugnissen
Gesundheitswesen
Erziehung und Unterricht
Gastronomie
Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten
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Vollzeitäquivalente
15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR
116
Innerschwyz
Abbildung 15-18: Innerschwyz – Wirtschaftsstruktur nach Gemeindetypen in Vollzeitäquiva-
lenten (2008), Top 10 der Branchen
Die MS-Region Innerschwyz besteht aus der Agglomeration Schwyz (Ingenbohl, Küssnacht,
Schwyz, Steinen), den Tälern (Muotathal) und Pässen (Sattel). Die Gemeinden um Schwyz
orientieren sich wirtschaftlich hauptsächlich nach Luzern hin, aber auch nach Zug und Zürich
Die Region lässt sich grob in zwei Gruppen aus periurbanen ländlichen Gemeinden und Ag-
glomerations- bzw. städtischen Gemeinden einteilen. Die Wirtschaftsstruktur gemäss den
Vollzeitäquivalenten liest sich bereits anders als in den durch Metropolräume geprägten nörd-
licheren MS-Regionen. Im städtischen Gebiet sind der Detailhandel, das baunahe Gewerbe
sowie die Herstellung von Metallerzeugnissen (u.a. Victorinox) dominant. Im ländlichen Ge-
biet dominieren die Landwirtschaft sowie die baustellennahen Gewerbebetriebe die Arbeits-
welt. An dritter und vierter Stelle folgen bereits die Beherbergung und die Gastronomie, die
damit ein hohes Gewicht erhalten.
1'427
1'271
1'179
899
895
893
666
636
587
560
738
457
416
319
302
284
282
265
208
183
0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600
Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe
Herstellung von Metallerzeugnissen
Hochbau
Gesundheitswesen
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung
Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten
Erziehung und Unterricht
Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)
Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe
Beherbergung
Gastronomie
Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)
Erziehung und Unterricht
Landverkehr und Transport in Rohrfernleitungen
Maschinenbau
Herstellung von Metallerzeugnissen
Ag
glo
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Vollzeitäquivalente
15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR
117
Einsiedeln
Abbildung 15-19: Einsiedeln – Wirtschaftsstruktur nach Gemeindetypen in Vollzeitäquivalen-
ten (2008), Top 10 der Branchen
In der MS-Region Einsiedeln stehen sich zum ersten Mal Gemeinden aus der periurbanen
ländlichen Zone hinsichtlich der Zahl an Arbeitsplätzen auf Augenhöhe zum Metropolraum
gegenüber. Die Branchengewichte sind aber wiederum sehr unterschiedlich verteilt. Im Met-
ropolraum sind der Detailhandel, das baunahe Gewerbe sowie die Landwirtschaft (für Einsie-
deln typisch) stark. In den ländlichen Gebieten dominiert die Landwirtschaft stärker als in den
weiter nördlich gelegenen periurbanen ländlichen Gebieten. Weit vorne befindet sich auch
die Gastronomie sowie die Herstellung von Produkten aus natürlichen Rohstoffen (insb.
Holz). Einsiedeln gehört – anders als zum Beispiel Innerschwyz oder Uri – zur Wirtschaftsre-
gion Zürich.
420
337
304
290
219
210
192
182
171
162
333
197
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78
75
70
67
57
0 50 100 150 200 250 300 350 400 450
Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe
Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten
Gesundheitswesen
Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)
Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren
Erziehung und Unterricht
Gastronomie
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung
Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe
Gastronomie
Herstellung von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel)
Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Hochbau
Herstellung von Möbeln
Herstellung von Metallerzeugnissen
Erziehung und Unterricht
Landverkehr und Transport in Rohrfernleitungen
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Vollzeitäquivalente Einsiedeln
15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR
118
Kanton Uri
Abbildung 15-20: Uri – Wirtschaftsstruktur nach Gemeindetypen in Vollzeitäquivalenten
(2008), Top 10 der Branchen
Der Kanton Uri bildet als Ganzes eine MS-Region. Auf dem Weg von Zürich nach Mailand
trifft man hier zum ersten Mal auf periphere ländliche Gebiete. Zum periurbanen ländlichen
Raum werden lediglich die Gemeinden Flüelen und Seelisberg gezählt. Ausschlaggebend für
diese Einteilung ist im Falle von Flüelen vermutlich die gute Erreichbarkeit mit dem öffentli-
chen und motorisierten Verkehr nach Luzern und Zürich (Interregio- und S-Bahn-Halt). See-
lisberg ist verkehrstechnisch über den Kanton Nidwalden erschlossen und somit näher an
Luzern als der übrige Kanton. Seelisberg ist ausserdem eine touristische Gemeinde. Der
Hauptort Altdorf ist als peripherer ländlicher Raum eingestuft und stellt das wirtschaftliche
Zentrum des Kantons dar. Der Kanton Uri orientiert sich wie Innerschwyz wirtschaftlich vor-
wiegend an Luzern.
Im periurbanen ländlichen Uri (Flüelen und Seelisberg) stehen die Beherbergung (Hotels)
sowie die Landwirtschaft als Arbeitgeberin im Vordergrund. Der periphere ländliche Raum
wird durch den Detailhandel, die Herstellung von Metallerzeugnissen (RUAG, Dätwyler AG)
und die Landwirtschaft geprägt.
144
79
70
64
64
51
47
38
32
31
876
867
812
737
717
662
603
512
493
484
0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000
Beherbergung
Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten
Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)
Tiefbau
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe
Gastronomie
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung
Gewinnung von Steinen und Erden, sonstiger Bergbau
Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden
Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Herstellung von Metallerzeugnissen
Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten
Gesundheitswesen
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung
Landverkehr und Transport in Rohrfernleitungen
Herstellung von elektrischen Ausrüstungen
Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren
Gastronomie
Pe
riu
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rip
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lich
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Vollzeitäquivalente Uri
15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR
119
15.5 Wirtschaftsstruktur im Tessin
Tre Valli
Die MS-Region Tre Valli ist sehr vielfältig und setzt sich aus Gemeinden von drei verschiede-
nen Raumtypen zusammen. Der periphere ländliche Raum erstreckt sich über weite Teile der
Leventina sowie die Seitentäler. Dazu gehören die Gemeinden im Bezirk Blenio (Ausnahme
Malvaglia) sowie im Bezirk Leventina (Ausnahmen Bodio, Personico und Pollegio).
Die Wirtschaft im peripheren ländlichen Raum wird vor allem durch die Baubranche sowie
durch Landwirtschaftsbetriebe geprägt. Die Metallindustrie sowie die Beherbergung folgen
auf den Rängen 3 und 4.
Der periurbane ländliche Raum ist in den Gemeinden Moleno (Bezirk Bellinzona), Malvaglia
(Bezirk Blenio) sowie Bodio, Personico und Pollegio (Bezirk Leventina) und insbesondere
Biasca (Bezirk Riviera) zu finden. In diesen Gebieten sind die vorbereitenden Baustellenbe-
triebe, Ingenieurarbeiten, der Detailhandel sowie die Baubranche in dieser Reihenfolge her-
vorzuheben.
Die Gemeinden am nördlichen äusseren Agglomerationsgürtel von Bellinzona (Gnosca und
Preonzo) sowie Claro (Riviera) zählen zum städtischen Raum. Sie zeichnen sich durch einen
hohen Anteil der Beschäftigten in Heimen, in der baunahen Branche sowie im Maschinenbau
aus.
Abbildung 15-21: Tre Valli – Wirtschaftsstruktur nach Gemeindetypen in Vollzeitäquivalenten
(2008), Top 10 der Branchen
57
46
38
31
31
30
25
25
24
24
360
298
296
288
255
226
203
161
156
155
416
321
254
233
224
224
197
197
191
185
0 50 100 150 200 250 300 350 400 450
Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe
Maschinenbau
Sozialwesen (ohne Heime)
Gastronomie
Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten
Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren
Herstellung von elektrischen Ausrüstungen
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung
Erziehung und Unterricht
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe
Architektur- und Ingenieurbüros; technische, physikalische und chemische Untersuchung
Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Hochbau
Tiefbau
Erziehung und Unterricht
Herstellung von chemischen Erzeugnissen
Gastronomie
Handel mit Motorfahrzeugen; Instandhaltung und Reparatur von Motorfahrzeugen
Gesundheitswesen
Hochbau
Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten
Herstellung von Metallerzeugnissen
Gastronomie
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung
Gesundheitswesen
Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe
Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)
Landverkehr und Transport in Rohrfernleitungen
Agglo
mera
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Vollzeitäquivalente
15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR
120
Bellinzona
Abbildung 15-22: Bellinzona – Wirtschaftsstruktur nach Gemeindetypen in Vollzeitäquivalen-
ten (2008), Top 10 der Branchen
Bellinzona ist die Hauptstadt des Kantons Tessin und beherbergt einen Grossteil der öffentli-
chen Verwaltung des Kantons. Die öffentliche Verwaltung ist damit auch der grösste Arbeit-
geber in der MS-Region Bellinzona, die hauptsächlich aus städtischen Gemeinden sowie
einer periurbanen ländlichen Gemeinde besteht.
2'535
2'057
1'528
1'276
1'084
1'068
887
863
735
699
12
2
2
1
1
0 500 1000 1500 2000 2500 3000
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung
Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Gesundheitswesen
Landverkehr und Transport in Rohrfernleitungen
Erziehung und Unterricht
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe
Gastronomie
Hochbau
Erbringung von Finanzdienstleistungen
Handel mit Motorfahrzeugen; Instandhaltung und Reparatur von Motorfahrzeugen
Forstwirtschaft und Holzeinschlag
Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten
Gebäudebetreuung; Garten- und Landschaftsbau
Sonstige freiberufliche, wissenschaftliche und technische Tätigkeiten
Gastronomie
Ag
glo
me
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Vollzeitäquivalente Bellinzona
15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR
121
Locarno
Abbildung 15-23: Locarno – Wirtschaftsstruktur nach Gemeindetypen in Vollzeitäquivalenten
(2008), Top 10 der Branchen
Rund um die Agglomeration Locarno sind erstmals drei Gemeindetypen vertreten. Dabei
handelt es sich um die Agglomerations- und städtischen Gemeinden um Locarno und As-
cona, die periurbanen ländlichen Gemeinden sowie den peripheren ländlichen Raum.
Im periurbanen ländlichen Raum dominieren Heime, das Gesundheitswesen sowie die Tou-
rismusbranchen den Arbeitsmarkt. Im peripheren ländlichen Raum gesellt sich die Landwirt-
schaft zu den Top 3 Branchen hinzu. Im städtischen Locarno hingegen sind der Detailhandel
sowie die tourismusnahen Branchen die grössten Arbeitgeber.
2'276
2'215
1'725
1'613
1'497
1'362
1'092
1'001
944
861
274
216
158
112
112
78
74
61
42
23
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115
109
91
61
48
40
39
37
37
0 500 1000 1500 2000 2500
Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Beherbergung
Gastronomie
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe
Gesundheitswesen
Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen
Hochbau
Erziehung und Unterricht
Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)
Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)
Gesundheitswesen
Beherbergung
Hochbau
Gastronomie
Tabakverarbeitung
Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe
Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten
Gebäudebetreuung; Garten- und Landschaftsbau
Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)
Hochbau
Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten
Gastronomie
Erziehung und Unterricht
Energieversorgung
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung
Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Gewinnung von Steinen und Erden, sonstiger Bergbau
Landverkehr und Transport in Rohrfernleitungen
Ag
glo
me
ratio
ne
n u
nd
üb
rig
e s
tädtisch
eG
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ein
den
Pe
riu
rba
ne
r lä
nd
lich
er
Ra
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Vollzeitäquivalente Locarno
15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR
122
Lugano
Abbildung 15-24: Lugano – Wirtschaftsstruktur nach Gemeindetypen in Vollzeitäquivalenten
(2008), Top 10 der Branchen
In der MS-Region Lugano sind wiederum drei Gemeindetypen anzutreffen. Der städtische
Raum um die Stadt Lugano ist von Finanzdienstleistungen geprägt, gefolgt vom Detailhandel
und vom Grosshandel. Auch die Rechts- und Steuerberatung sowie Wirtschaftsprüfer be-
haupten ihre Stellung unter den grössten Branchen Luganos.
Dem periurbanen und peripheren ländlichen Raum sind lediglich je eine Gemeinde zugeord-
net. Im peripheren Raum dominierten im Jahr 2008 die Branche zur Herstellung von Daten-
verarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen sowie die Pharmabranche
das wirtschaftliche Geschehen. Im periurbanen Raum sind viele Verwaltungseinheiten ange-
siedelt. Zudem werden Waren produziert (industriell) und im Grosshandel vertrieben.
5'8055'142
4'9973'970
3'7643'735
3'2832'708
2'4172'016
218186
10810382535350504646
389783531292626111188
0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000
Erbringung von FinanzdienstleistungenDetailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges AusbaugewerbeGesundheitswesen
Erziehung und UnterrichtRechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung
GastronomieHochbau
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; SozialversicherungÖffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung
Herstellung von sonstigen WarenGrosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges AusbaugewerbeGastronomie
Landverkehr und Transport in RohrfernleitungenHerstellung von Metallerzeugnissen
Erziehung und UnterrichtDetailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Architektur- und Ingenieurbüros; technische, physikalische und chemische UntersuchungHeime (ohne Erholungs- und Ferienheime)
Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen ErzeugnissenHerstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen
BeherbergungGastronomie
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges AusbaugewerbeLandwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten
Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)Forschung und Entwicklung
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; SozialversicherungForstwirtschaft und Holzeinschlag
Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
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Vollzeitäquivalente Lugano
15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR
123
Chiasso-Mendrisio
Abbildung 15-25: Chiasso-Mendrisio – Wirtschaftsstruktur nach Gemeindetypen in Vollzeit-
äquivalenten (2008), Top 10 der Branchen
Die Region Chiasso-Mendrisio ist ebenfalls dreigeteilt in die Gemeindetypen periurbaner
ländlicher Raum, Agglomerationen und städtische Gemeinden sowie den Metropolraum. Im
Metropolraum Chiassos ist der Gross- und Detailhandel stark vertreten. Auch die Textil-, IT-
und Metallherstellung nehmen unter den grössten Branchen prominente Plätze ein. An achter
Stelle folgt die Branche Lagerei sowie die Erbringung von Dienstleistungen im Verkehr. Der
periurbane Raum und die Agglomerationsgemeinden lassen sich hingegen nicht auf einzelne
dominante Branchen reduzieren und sind in ihrer Wirtschaftsstruktur sehr homogen.
15.6 Wirtschaftsstruktur in der Lombardei
Der Wirtschaftsraum Lombardei wird durch das verarbeitende Gewerbe und die Herstellung
von Waren dominiert. Mit rund 1 Mio. Beschäftigten ist dieser Wirtschaftszweig nach wie vor
der bedeutendste in der Lombardei. Der Handel sowie die Instandhaltung und Reparatur von
Kraftfahrzeugen folgt mit rund 670‘000 Beschäftigten an zweiter Stelle. Weitere grosse Wirt-
schaftsbereiche sind die Baubranche, der Einzelhandel, der Grosshandel und die Erbringung
von Dienstleistungen (freiberuflich, wissenschaftlich, wirtschaftlich oder technisch). Die Ver-
kehrs- und Lagereibranche sowie die Gastronomie und Beherbergung befinden sich eben-
falls unter den Top 10 der Branchen, gemessen an den Beschäftigten.
2'634
2'021
1'867
1'848
1'432
1'396
1'355
1'241
1'169
1'107
113
96
66
60
53
39
32
32
26
22
56
56
30
30
29
18
17
17
12
10
0 500 1000 1500 2000 2500 3000
Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Herstellung von Bekleidung
Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen
Metallerzeugung und -bearbeitung
Herstellung von elektrischen Ausrüstungen
Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)
Lagerei sowie Erbringung von sonstigen Dienstleistungen für den Verkehr
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe
Herstellung von Metallerzeugnissen
Beherbergung
Hochbau
Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Gastronomie
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe
Handel mit Motorfahrzeugen; Instandhaltung und Reparatur von Motorfahrzeugen
Architektur- und Ingenieurbüros; technische, physikalische und chemische Untersuchung
Landverkehr und Transport in Rohrfernleitungen
Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Interessenvertretungen sowie kirchliche und sonstige religiöse Vereinigungen (ohne…
Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)
Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe
Gastronomie
Gebäudebetreuung; Garten- und Landschaftsbau
Erziehung und Unterricht
Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Maschinenbau
Landverkehr und Transport in Rohrfernleitungen
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Vollzeitäquivalente Mendrisio
15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR
124
Abbildung 15-26: Wirtschaftsstruktur in der Lombardei (2010, Beschäftigte), Top 10 der Bran-
chen
15.7 Wirtschaftsstruktur in Aggregaten
Gotthard-Korridor nördlich des Gotthards
Abbildung 15-27: Ganzes Gebiet nördlich des Gotthards – Wirtschaftsstruktur nach Gemein-
detypen in Vollzeitäquivalenten (2008), Top 10 der Branchen
198'066
208'983
220'661
250'982
287'116
288'976
307'624
342'209
668'365
989'703
0 200'000 400'000 600'000 800'000 1'000'000 1'200'000
Gastgewerbe/Beherbergung und Gastronomie
Verkehr und Lagerei
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges…
Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen
Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen…
Großhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen und Krafträdern)
Einzelhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen)
Baugewerbe/Bau
Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen
Verarbeitendes Gewerbe/Herstellung von Waren
17'73811'955
10'5168'489
7'9497'896
6'3265'787
5'3924'919
1'4271'2711'179
899895893
666636587560
1'8831'388
1'142764730723686
506450449
876867812737717662603512493484
0 2000 4000 6000 8000 10000 12000 14000 16000 18000 20000
Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges AusbaugewerbeGesundheitswesen
Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen ErzeugnissenErziehung und Unterricht
Verwaltung und Führung von Unternehmen und Betrieben; UnternehmensberatungHeime (ohne Erholungs- und Ferienheime)
Erbringung von Dienstleistungen der InformationstechnologieGastronomie
Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe
Herstellung von MetallerzeugnissenHochbau
GesundheitswesenÖffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung
Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten
Erziehung und UnterrichtHeime (ohne Erholungs- und Ferienheime)
Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene TätigkeitenBeherbergung
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges AusbaugewerbeHeime (ohne Erholungs- und Ferienheime)
GastronomieDetailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Erziehung und UnterrichtLandverkehr und Transport in Rohrfernleitungen
MaschinenbauHerstellung von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel)
Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)Herstellung von Metallerzeugnissen
Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene TätigkeitenGesundheitswesen
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges AusbaugewerbeÖffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung
Landverkehr und Transport in RohrfernleitungenHerstellung von elektrischen Ausrüstungen
Herstellung von Gummi- und KunststoffwarenGastronomie
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Vollzeitäquivalente
15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR
125
Kanton Tessin
Abbildung 15-28: Kanton Tessin – Wirtschaftsstruktur nach Gemeindetypen in Vollzeitäquiva-
lenten (2008), Top 10 der Branchen
2'6342'021
1'8671'848
1'4321'3961'355
1'2411'1691'107
9'5636'960
6'8046'750
6'6515'865
5'4105'206
4'4834'455
554445436433417384373370314263
539457456
356355275267262250230
0 2000 4000 6000 8000 10000 12000
Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Herstellung von BekleidungHerstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen
Metallerzeugung und -bearbeitungHerstellung von elektrischen AusrüstungenHeime (ohne Erholungs- und Ferienheime)
Lagerei sowie Erbringung von sonstigen Dienstleistungen für den VerkehrVorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe
Herstellung von MetallerzeugnissenDetailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Erbringung von FinanzdienstleistungenGesundheitswesen
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges AusbaugewerbeGrosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Erziehung und UnterrichtGastronomie
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; SozialversicherungHochbau
BeherbergungVorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe
HochbauDetailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung
GastronomieGesundheitswesen
Architektur- und Ingenieurbüros; technische, physikalische und chemische UntersuchungErziehung und Unterricht
Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene TätigkeitenHochbau
Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen ErzeugnissenLandwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten
Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)Gastronomie
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; SozialversicherungHerstellung von Metallerzeugnissen
Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe
Gesundheitswesen
Me
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Vollzeitäquivalente
15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR
126
Gesamte Schweiz
Abbildung 15-29: Ganze Schweiz – Wirtschaftsstruktur nach Gemeindetypen in Vollzeitäquiva-
lenten (2008), Top 10 der Branchen
134'442115'800114'997
104'27093'444
91'42180'886
64'43451'08150'586
78'95660'389
52'52246'197
44'14239'346
37'36031'832
30'41030'163
13'5405'6764'5283'7492'7052'6812'0531'9691'906911
62'44841'251
34'28024'51324'01923'78822'96922'60321'900
17'47312'785
6'3396'2696'1895'1844'8044'0624'0223'6863'626
0 20000 40000 60000 80000 100000 120000 140000 160000
Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
GesundheitswesenErziehung und Unterricht
Erbringung von FinanzdienstleistungenVorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; SozialversicherungGastronomie
Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)Architektur- und Ingenieurbüros; technische, physikalische und chemische…
Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)Gesundheitswesen
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges AusbaugewerbeErziehung und Unterricht
Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung
Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen ErzeugnissenHerstellung von Metallerzeugnissen
Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)MaschinenbauBeherbergung
Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe
GastronomieHochbau
Landverkehr und Transport in RohrfernleitungenErziehung und Unterricht
GesundheitswesenLandwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten
Architektur- und Ingenieurbüros; technische, physikalische und chemische…Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges AusbaugewerbeDetailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)Herstellung von Metallerzeugnissen
Erziehung und UnterrichtGrosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)
MaschinenbauGesundheitswesen
GastronomieLandwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges AusbaugewerbeHerstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen
Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)Beherbergung
HochbauGesundheitswesen
Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)Herstellung von Metallerzeugnissen
Erziehung und Unterricht
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Vollzeitäquivalente
16. Anhang E – Weblinks zu Projekten und Potenzialen im Gotthard-Korridor ECOPLAN/IBR
127
16 Anhang E – Weblinks zu Projekten und Potenzialen im Gotthard-Korridor
Name Internet-Link (Gültig am 30.12.2014)
Bahnlinie Mendrisio - Varese http://www.litra.ch/de/News/Mitteilungen/Detail?newsid=53
http://www.news.admin.ch/message/index.html?lang=de&msg-id=51818
Burgen: Unesco Welterbe http://www.bellinzonaunesco.ch/castelliunesco/de/
Entwicklung Arth-Goldau http://www.arth.ch/de/aktuelles/aktuellesprojekte/welcome.php?action=showobject&object_id=10077
Entwicklungsachse „Urmiberg“ http://www.sz.ch/xml_1/internet/de/application/d999/d881/d1277/d1294/p1300.cfm
ETH / Universität Zürich https://www.ethz.ch/de.html, https://www.uzh.ch/
Expo Milano 2015
http://www.expo2015.org/
http://www.eda.admin.ch/eda/de/home/topics/prskom/siteet/milan.html.html
http://www.eda.admin.ch/eda/de/home/topics/prskom/siteet/swissm.html
http://www.image-schweiz.ch/index.php?id=656
Filmfestival Locarno http://www.pardolive.ch/, http://www.locarno.ch/it/palazzo-del-cinema
Gästival (2015) http://www.gästival.ch
Gefässe der Zusammenarbeit http://www.zrk.ch/, http://www.gotthard-komitee.ch/, http://www.metropolitanraum-zuerich.ch/home.html, http://www.rkgk.ch/
Gemeindefusionen im Sopraceneri http://www.aggregazione.ch/
Gotthard-Bergstrecke
SBB-Historic
Club del San Gottardo
http://www.sbb.ch/gotthard
http://www.news.admin.ch/NSBSubscriber/message/attachments/36798.pdf
http://www.sbbhistoric.ch/, http://www.clubsangottardo.ch/index.html
http://www.fif.unibe.ch/unibe/wiso/fif/content/e6012/e6025/e6026/e6136/Schlussbericht_TourismusentwicklungKantonUri_Mar06_ger.pdf
Grossprojekte in Lugano http://www.lugano.ch/en/lugano-urbana/grandi-progetti/lac-progetto.html
http://destinations.lugano.ch/de/territorio/grandi-progetti.html
http://www.lugano.ch/lugano-urbana/grandi-progetti/tram.html
Kantonsbahnhof Altdorf
ESP Unteres Reusstal
http://www.ur.ch/esp
http://www.ur.ch/dl.php/de/50d4004cbac7d/MM-SBB-BAV-UR_Bahnhof_Altdorf.pdf
Kompetenzzentrum nachhaltige Mobilität und Eisenbahntechnologie
Fehler! Hyperlink-Referenz ungültig.http://www.ti.ch/officine
Kulturelle Veranstaltungen http://www.stadt-zuerich.ch/kultur, http://www.turismo.milano.it, http://www.luganoturismo.ch
Mitte des Korridors http://www.bellinzona.ch/
Nationalpark Locarno
Parc Adula
http://www.parconazionale.ch/
http://www.parcadula.ch/Home
Ost-West-Bahnverbindung http://www.matterhorngotthardbahn.ch/de/Pages/default.aspx
Politecnico di Milano http://www.polimi.it/
Programm San Gottardo 2020 http://www.gottardo.ch/, http://www.regiosangottardo.ch/, http://www.sabineherzog.com/pdf/SanGottardo.pdf
Sakrallandschaft Innerschweiz http://www.sakrallandschaft-innerschweiz.ch/
Sprachgrenze http://www.zentrum-mehrsprachigkeit.ch/, http://www.centro-plurilinguismo.ch/
Tourismusresort Andermatt
SkiArena Andermatt-Sedrun
http://www.andermatt-swissalps.ch/de/home.html
http://www.skiarena.ch/
Touristische Vermarktung http://www.luzern.com/de/, http://www.schwyz-tourismus.ch/de/, http://www.uri.info/de/, http://www.zug-tourismus.ch/de/home, http://www.ticino.ch/de/, http://www.zuerich.com/de/Besucher.html
UNESCO-Welterbe Kandidatur Berg-strecke
http://gottardo.ch/sites/default/files/Schlussbericht%20Symposium%20Gotthard%20-%20ICOMOS%20Suisse%2024%2002%202014.pdf
USI („Universität Lugano“), SUPSI http://www.usi.ch/, http://www.arc.usi.ch/it, http://www.supsi.ch/home.html
http://www.irb.usi.ch
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http://www.are.admin.ch/themen/raumplanung/04916/index.html?lang=de
Bundesamt für Raumentwicklung ARE (2011)
Nationales Personen- und Güterverkehrsmodell des UVEK. Durchschnittlicher
Tagesverkehr 2010 für den Personen- und Güterverkehr. Bern.
Bundesamt für Raumentwicklung ARE (2011)
Wirtschaftlichkeitsstudie NEAT 2010. Hauptbericht. Bern.
Bundesamt für Raumentwicklung ARE (2012)
Monitoring ländlicher Raum – Synthesebericht 2012. Bern.
Bundesamt für Raumentwicklung ARE (2012)
Ländlicher Raum: Raumtypen. Bern.
Bundesamt für Raumentwicklung ARE (2013)
Urbane Herausforderungen aus Bundessicht. Bern.
Bundesamt für Statistik BFS (2013)
Mobilität und Verkehr. Medienmitteilung zur Strukturerhebung der eidgenössischen
Volkszählung 2011. Neuchâtel.
Bundesamt für Statistik BFS/ Bundesamt für Raumentwicklung ARE (2012)
Mobilität in der Schweiz 2010. Neuchâtel.
Ecoplan / Büro Widmer (2004)
Wirkungsketten Verkehr – Wirtschaft. Altdorf / Frauenfeld.
Ernst Basler + Partner EBP (2012)
Verkehrliche und räumliche Auswirkungen des Lötschberg-Basistunnels. Schlussbericht.
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Flury & Giuliani GmbH (2011)
Entwicklungen der Rahmenbedingungen im Berggebiet und im weiteren ländlichen
Raum in den nächsten 10 bis 15 Jahren. Wissenssammlung. Zürich.
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Programme di sviluppo rurale 2007-2013. Milano. Online im Internet unter
http://www.reterurale.it/flex/cm/pages/ServeAttachment.php/L/IT/D/7%252F9%252Ff%25
2FD.a0e9ac06af9f544a5c90/P/BLOB%3AID%3D316
Regione Lombardia (2013)
Infrastruttura Informazione Territoriale. GEOportale della Lombardia. Geographic Viewer.
Online im Internet unter http://www.cartografia.regione.lombardia.it/geoportale. Stand:
5.6.2013.
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die-sbb/projekte/ausbau-schienennetz/neat/kunden/personenverkehr.html, Stand:
5.6.2013.
Schweizerische Bundesbahnen SBB (2013)
Zugersee. Online im Internet unter http://www.sbb.ch/sbb-konzern/ueber-die-
sbb/projekte/ausbau-schienennetz/zugersee.html, Stand: 4.6.2013.
Schweizerische Bundesbahnen SBB (2013), Online Fahrplan SBB 2013, Online im Internet
unter http://www.sbb.ch, Stand: Juni 2013.