Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Medizinische Fakultät Mannheim / Universität Heidelberg...
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Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Medizinische Fakultät Mannheim /
Universität Heidelberg www.zi-mannheim.de
Angststörungen während Schwangerschaft und früher
Postpartalzeit- Möglichkeiten der Behandlung
Maria Gilles
Agenda
o (Was sind Angststörungen?) – Vorredner!!!!o Was ist eine peripartale(pp) Angsterkrankung? o Fallbeispiel aus der Ambulanzo Welche therapeutischen Maßnahmen gibt es?o Take Home Message
3
Psychische Symptome der
Angst
emotionale Labillität
Innere Unruhe / Anspannung Qualvolle Einengung
Schlafstörungen
Körperliche Symptome der
Angst
Fixierung auf ängstliche Erwartungen
Gefühl, ausgeliefert zu sein
Verminderte Belastbarkeit
UnsicherheitVermeidungSelbstwertverlustAngstRückzug
Erklärungen zu einigen Fachbegriffen
Peripartal = Schwangerschaft / Geburt / erste Zeit nach der GeburtAntenatal = in der (Spät-)Schwangerschaft / vor Geburt Präpartal = (Zeit) vor der Entbindung Postpartal (pp) = (Zeit) nach der Entbindung Postnatal = nach der Geburt (aus der Sicht des Kindes) >> in der Praxis werden beide Begriffe praktisch gleichgesetzt
QUIZZ• WIE VIELE KINDER WURDEN
2013 IN DEUTSCHLAND GEBOREN? 682.100• WIE VIELE KINDER IN BADEN WÜRTTEMBERG? 91.504• WIE VIELE KINDER IN MANNHEIM?
2.896 5
Peripartale AngststörungenDie klinischen Kriterien einer peripartalen Angststörung entsprechen denen anderer Angststörungen
Zusätzliche Symptome / Mögliche andere Angst –(Zwangsinhalte): Angst um Schwangerschaftsverlauf, Angst vor der Geburt, Angst um das Kind, Gesundheit des Kindes, antizipatorische Befürchtungen etc.
Mit der Angsterkrankung oft komorbide depressive Beschwerden
Oft verbunden mit negativen Kognitionen, eine schlechte Mutter sein zu können / zu sein und dem Kind Schaden zufügen zu können
Peri- / Postpartale AngststörungenSymptome:
immer wieder auftretende schwere Angst- und / oder Panikgefühle im Vordergrund.
Die Ängste können vage und allgemein oder aber auch ganz konkret sein.
Bei den konkreten Ängsten stehen meist das Baby & sein Wohlergehen im Zentrum.
Die betroffenen Mütter fürchten dann beispielsweise, das Kind könnte durch falsche Behandlung Schaden nehmen oder sogar versterben.
Peri- / Postpartale Angststörungen
Beginn: tritt in den ersten Monaten (-1 Jahr) postpartal auf
Dauer: abhängig vom Schweregrad, Wochen bis Monate; im Extremfall auch länger („Chronifizierung“)
Häufigkeit: 8-18 % bei allen Entbindungen
QUIZZ II
• WIE VIELE MÜTTER IN DEUTSCHLAND ERLITTEN 2013
STATISTISCH GESEHEN EINE PP-ANGSTSTÖRUNG?
68.210
• WIE VIELE MÜTTER IN BADEN WÜRTTEMBERG ERLITTEN 2013 STATISTISCH GESEHEN EINE PP-ANGSTSTÖRUNG ?
9.150
• WIE VIELE MÜTTER IN MANNHEIM ERLITTEN 2013 STATISTISCH GESEHEN EINE PP-ANGSTSTÖRUNG?
2899
DIAGNOSTISCHES SCREENING ZUR POSTPARTALER DEPRESSION- DIE EDINBURGH POSTNATAL DEPRESSION RATING SCALE ( EPDS )
www.marce-gesellschaft.de
EPDS
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Differenzial-Diagnose, Komorbiditäten (+ depressiv?) & Behandlung von Angststörungen ist wichtig!!!!
Die Behandlung der Angststörung ist abhängig von Ausprägung und Schweregrad
In Abhängigkeit von der Symptomatik bietet sich eine kombinierte psychotherapeutische und auch medikamentöse Behandlung an
Behandlung von Angststörungen in der Peripartal- Zeit
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Bei schweren Angststörungen kann der Einsatz von Medikamenten (Antidepressiva) nötig werden Falls eine Behandlung mit Antidepressiva in der peripartalen Zeit erforderlich ist, sollte dies ein Fachmann / Fachfrau prüfen, überwachen
es gibt Präparate, die nach entsprechender Nutzen-Risiko-Abwägung auch in der Peripartalzeit gegeben werden können
Bei der Auswahl des Medikamentes ist auch zu berücksichtigen, ob die Mutter stillen möchte /stillt
Medikamentöse Behandlung in der Peripartale Zeit
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Psychotherapie der Angststörung ( Verhaltenstherapie) Effekte psychotherapeutischer und psychosozialer Interventionen zur
Prävention postpartaler Angst nachweisbar, besonders wenn schon in der Schwangerschaft begonnen
Hauptthemen sind dabei die Wahrnehmung positiver und negativer Gedanken und Gefühle, Rollenbilder, das Erkennen von Verhaltensmustern sowie von Stressfaktoren und das Aufstellen von Stressbewältigungs-
strategien sowie eines Krisenplans. Entspannungsverfahren und imaginative Techniken
Ziel der psychotherapeutischen Maßnahmen: ist die Bewältigung der Krankheitssymptome Aufklärung über die Erkrankung unter Einbeziehung des Umfelds Erlernen des Umgangs mit Angstsymptomen
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Behandlung von Angststörungengute Betreuung (vor) während und nach der SchwangerschaftStressvermeidung resp. Stressreduktion Vorausschauende Planung (incl. Geburtsvorbereitung etc.)Erstellung eines „Geburtsplans“
Dazu gehören frühzeitige Absprachen zu Geburtsmodus und Stillen, aber ggf. auch Überlegungen zur Med. nach der Geburt
Die frühzeitige Besprechung der relevanten Punkte können entlasten und das Gefühl der „Eigenkontrolle“ wiedergeben
Soziale / familiäre Unterstützung (früher: Großfamilien) „Professionelle“ Unterstützung
verlängerte Hebammenbetreuung Haushaltshilfe / Mütterpflegerin
A, 2. Kind, EPDS: 17 Punkte in der 34. SSW • Erste Vorstellung in der 34. SSW; zweite, ungeplanten Schwangerschaft • am Anfang der SS nur geweint mit einhergehenden Gedanken "werde ich das Kind
lieben können, werde ich mich um beide Kinder kümmern können". • zunehmend Ängste ab 25. SSW: "werde ich die Geburt überleben, was passiert,
wenn ich unter der Geburt sterbe, wie würden die Kinder dann versorgt werden; werde ich das hinbekommen, wenn ich überlebe, mit zwei kleinen Kindern, werde ich jedem Kind gerecht werden…“
• Deutliche Ängste um ihr erstes Kind („ab und an das Gefühl, wenn ich nach Hause komme, dann ist er tot"), um ihren Partner, z.B. falls dieser nicht pkt. zu Hause ist.
• Sie schildert Panikattacken: aus dem Schlaf heraus mit Angst zu erwachen mit Herz-rasen, Zittern, aufsteigende Übelkeit, Kloßgefühl und Gedanken und „Panik“ um das ungeborene Kind
• Stimmung seit 30. SSW verändert, sie berichtet intermittierend unter einer gereizten Stimmung zu leiden, sehr sorgenvoll zu sein, affektlabil (nicht durchgängig)
Psychiatrische Anamnese: • "immer schon ein ängstlicher Mensch gewesen zu sein",
schildert "schon lange" ungute Gefühle wie Herzrasen, innere Unruhe bemerkt zu haben, schon während der Ausbildung
• ebenfalls Schwierigkeiten, resp. würde dies vermeiden, in Menschenmengen zu sein, bei Konzerten. Sie würde es ebenfalls vermeiden, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen.
• Retrospektiv am ehesten nach der ersten Geburt postpartale Depression (führend) mit einhergehenden Angstgefühlen
A, 2. Kind
- Arbeitsdiagnose: ? Generalisierte Angst / PanikstörungBetreuung durch unsere Ambulanz, wöchentliche KontakteAufklärung über Angsterkrankung / Infomaterial mitgegeben kurz anhand ihrer Symptome Teufelskreis der Angst erklärt Angsttagebuch PMR (progressive Muskelrelaxation) Hausaufgabe: Angsttagebuch führen; auf mögliche Veränderungen der Angst am Tage / Nachts achten
A, 2. Kind
2. Termin, aktuell 35. SSW: gyn.: alles ok, nächtliche Symphysenlockerungsschmerzen
• Seit dem letzten Termin keine Panikattacken; nach wie vor sehr unruhiges /angespanntes Gefühl, "Wellen von Angst" meist abends beim Abendessen. In der letzten Woche viele Aktivitäten, deshalb gute Ablenkbarkeit von den Symptomen.
• Intermittierend "Geburtsangst", kann sich aber besser ablenken von den Gedanken >>> plant Route zum KH abzufahren, Vorstellung in Schwangerenambulanz
Laborkontrolle >>> Schilddrüsenwerte ok ; Anämie (HB: 10,0) Strategien bei Angstgedanken / Umgang damit Erneute Erarbeitung des Teufelskreis ihrer Angst Umgang mit Angstgedanken: Ablenkung! „Auto-Suggestion“! Vulnerabilitäts-Stress-Modell erklärt (u.a. welche Stressfaktoren?)
A, 2. Kind
3. Termin, aktuell 36. SSW: gyn.: alles ok; Besserung der nächtlichen Symphysenlockerungsschmerzen• keine Panikattacken mehr; keine abendlichen "Wellen der Angst mehr“. Schlaf (auch wegen nachlassender
Schmerzen) besser. Fühlt sich am Tage weniger angespannt, unruhiger, fühlt sich seit wenigen Tagen auch körperlich besser. Sie hat sich mit ihrem Mann ihre Wunschgeburtsklinik angeschaut und fühlte sich dort gut beraten und aufgenommen (hat viele Infos von dortiger Gyn. erhalten). Auch die Eisensubstitution habe ihr Kraft gegeben, weniger erschöpft am Tage.
• Ist hinsichtlich ihrer "Geburtsangst" entspannter (auch nach Vorstellung in der Klinik), keine Sorge mehr, unter der Geburt zu sterben.
• Merkt, dass Infos / Aufklärung ihr helfen mit antizipatorischen Befürchtungen besser umzugehen.
Angsttagebuch: Kontrolle wieder erlangen positive (Sport / Aufklärung / Infos über Angst / Nestbau) Modulatoren der Angst / Anspannung & negative (Termindruck, „Kontrollverlust“) Modulatoren der Angst / Anspannung Unterstützung und Entlassung zuhause: Familienhelferin / Mütterpflegerin Ressourcen aktivier(t) –(en) („Humor / Sport / PMR / Nestbau) Unterstützung Geburtsplan / Planung der „Versorgung“ Kind Literatur empfohlen (Stressverarbeitung / -Management
A, 2. Kind
6. Termin, aktuell 39. SSW: gyn.: Wassereinlagerung; epigastrische und Flankenschmerzen; Vorweheno Seit ca. 10 Tagen wieder vermehrte Angstsymptome, im Bezug auf die Geburt, aber weniger
katastrophisierend und besser von ihr "beherrschbar" als zuvoro Realitätsprüfung; Wegschieben der negativen Gedanken. Einmalig blitzartig der Gedanke "
jetzt sehe ich meinen Sohn zum letzten Mal"; konnte diesen Gedanken aber sofort als unsinnig und als "Quatsch!" terminieren.
o Ab und an noch abendlichen "Wellen der Angst". Schlaf gestörter, aber keine nächtlichen Grübelneigung.
Hilfreich: Unterstützung durch die Familie, gute Vorbereitung der Geburt (wer versorgt den Sohn / ist die Whg. "geputzt" und vorbereitet etc.) und fühlt sich durch Hebamme gut betreut.
Mütterpflegerin ab September PMR- regelmäßig ambulante VT pp anzustreben (wenn möglich mit zwei Kindern)
A, 2. Kind
Aufklärung & Verständnis & konkrete Unterstützung / Hilfestellung geben!Psychosoziale Beratung – z.B. über Schwangerenberatungsstellen (0-3 Jahre)Medikamentöse BehandlungPsychotherapeutische BehandlungSport / EntspannungsverfahrenErgotherapie (am ZI: u.a. soziales Kompetenztraining, Achtsamkeitstraining)
Selbsthilfegruppen:
z.B. „Zwickmühle“, Heidelberg: www.zwickmuehle.uni-hd.de
„Wiegeschritt“; Wiesloch; [email protected] ; Tel: 06202-56760
Fazit- Therapie
Hilfreiches Hebammen !!!!!! Mütterpflegerin (www.mütterpflergin.de) Elternverbände „Wellcome“ (www.wellcome-online.de, Telefon 040/226229720)
unterstützt junge Familien für einen geringen Beitrag mit Nachbarschaftshilfe
Literatur:Anke Rhode: „Rund um die Geburt eines Kindes: Depressionen, Ängste und andere psychische Probleme: Ein Ratgeber für Betroffene, Angehörige und ihr soziales Umfeld“
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http://www.embryotox.deMedikamente in Schwangerschaft und Stillzeit
http://www.frauen-und-psychiatrie.deInformationen zu allen psychischen Störungen rund um Schwangerschaft, Geburt und Kinderwunsch
http://www.initiative-regenbogen.deSelbsthilfe-Organisation zu Fehl-, Früh- oder Totgeburten
http://www.kaiserschnitt-netzwerk.deHilfe für Mütter nach traumatischem Kaiserschnitt
www.marce-gesellschaft.deMarcé-Gesellschaft zu peripartalen psychischen Erkrankungen
www.schatten-und-licht.deSelbsthilfe-Organisation zu peripartalen psychischen Erkrankungen
Hilfreiche Internetadressen
HILFREICHES• „HAND IN HAND- PERINATALES PRÄVENTIVNETZ RHEIN-NECKAR
WWW.HAND-IN-HAND-RHEINNECKAR.DE
• CARITAS MANNHEIM (KLEINKINDERSPRECHSTUNDE)
• FRÜHE HILFEN MANNHEIM (GESUNDHEITSAMT)
• DIAKONIE / FAMILIENHELFERIN
• SOZIALPSYCHIATRISCHER DIENST MANNHEIM (SPDI) MANNHEIM
• MUTTER-KIND-BEHANDLUNG IM PSYCHIATRISCHEN ZENTRUM NORDBADEN
WWW.MUTTER-KIND-BEHANLDUNG.DE
• MUTTER-KIND-BEHANDLUNG IN DER UNIKLINIK HEIDELBERG
WWW.KLINIKUM.UNI-HEIDELBERG.DE/MUTTER-KIND-THERAPIE.DE
• SELBSTHILFEGRUPPEN („WIEGESCHRITT“ / „ZWICKMÜHLE“)26
Take home!
o Angststörungen sind häufig o Aufklärung über und Sensibilisierung für das Thema
Angststörungen in der Zeit rund um die Geburt („vulnerable Zeit“)
o Wichtigkeit der frühen Diagnostik und Behandlungo Angststörungen sind gut behandelbar
Die Zeit um die Geburt…
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!