Wie kann Gott das Leid zulassen? - fvss.de · mal die Frage; „Warum müssen wir leiden, wenn es...
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Jahresarbeit Religion GK
Jahrgangsstufe 12
Wie kann Gott das Leid zulassen?
u.A am Beispiel von Harold S. Kushner
Freiherr-vom-Stein Schule Hessisch Lichtenau
Fach: Religion
Fachlehrer: Frau Seiler
Verfasser: Nathalie Schöps
Küchen, den 14.04.2011
Inhaltsverzeichnis
Kapitel Seite
1. Einleitung
1.1 Vorwort 3
1.2 Fremdwortverzeichnis 4
2. Harold S. Kushner - Wenn guten Menschen Böses widerfährt
2.1 Allgemeine Informationen zur Theodizeefrage 5
2.2 Informationen über Harold S. Kushner 7
2.3 Beantwortung der Frage nach seinem Buch 9
3. Umfrage
3.1 Ergebnis der Umfrage 17
3.2 Besondere Kennzeichnungen 19
3.3 Schlussfolgerung und eigene Stellungnahme 21
4. Nachwort 23
5. Anhang 24
5.1 Literaturverzeichnis
5.2 Internetquellen / Bildquellen
2
1. Einleitung
1.1 Vorwort
Anfänglich stand für mich fest, dass ich meine Jahresarbeit in Religion mit Physik
verbinden wollte. Nachdem ich mir aber über einige Themen meine Gedanken gemacht
hatte, fiel mir die Frage ein, die mich schon einige Zeit begleitete.
„Warum lässt Gott das Leid auf dieser Welt zu?“
Es war nicht das erste Mal, dass mir diese Frage in den Sinn kam. Die Religionen
wollen uns einen gutmütigen, gerechten und allmächtigen Gott präsentieren. Aber wenn
Gott doch so gutmütig und gerecht ist und vor allem allmächtig ist, warum lässt er dann
arme Menschen Leid erfahren?
Täglich sieht man Personen in den Nachrichten, denen es schlecht geht, die in ihrer
Existenz leiden oder die einen schweren Verlust hinnehmen mussten. Die
Naturkatastrophen bringen vie len Menschen Obdachlosigkeit und Armut. Ist es Gott,
der die Menschen bestrafen will für die Vergehen der Vergangenheit, Gegenwart und
die, in der nahen Zukunft?
Jeder, der an den gutmütigen, allmächtigen Gott glaubt, stellt sich mit Sicherheit
irgendwann in seinem Leben die Frage: „Warum lässt Gott das zu?“
Man beginnt an der Existenz von Gott zu zweifeln, denn laut der Kirche und unserem
Glauben ist Gott allmächtig und will uns Gutes tun.
Warum also hält Gott nicht den Tsunami auf, der langsam auf die Küste zurollt? Warum
gibt Gott den Menschen in Afrika kein fr isches, sauberes Wasser? Warum hält Gott den
Amokläufer nicht auf, sondern sieht einfach nur zu, wie unschuldige Menschen sterben
müssen?
Vielleicht ist es auch so, dass es Gott gar nicht gibt sondern einzig und allein wir
Menschen für all das Leid verantwortlich sind?
All diese Fragen und Gedanken haben mich dazu gebracht diesem Thema nachzugehen
und auch andere dazu zu befragen. Wie andere Menschen darüber nachdenken, warum
es das Leid gibt, und was Gott damit zu tun hat.
In meiner Jahresarbeit hoffe ich für mich eine Antwort auf die Fragen zu finden. Eine,
die mich nicht mehr am Glauben und an der Existenz einer höheren Macht zweifeln
lässt.
3
1.2 Fremdwortverzeichnis
Die grün markierten Wörter werden im Fremdwortverzeichnis erklärt.
Atheismus – Nichtglauben an Gott/Götter
4
2. Harold S. Kushner -
Wenn guten Menschen Böses widerfährt
2.1 Allgemeine Informationen zur Theodizeefrage
Der Begriff „Theodizee“ kommt aus dem altgriechischen und heißt übersetzt die
„Rechtfertigung Gottes“. Es sind Antwortversuche auf die Frage, wie man das irdische
Leid mit der Allmacht Gottes vereinbaren kann. Diese Fragestellung existiert zwar
schon seit der Antike, aber der Begriff „Theodizee“ wurde erst von dem Philosophen,
Mathematiker und Naturwissenschaftler Gottfried Wilhelm Leibniz geprägt. 1
Leibniz wurde 1646 in Leipzig geboren und starb im November 1716 in Hannover. Er
galt als einer der bedeutendsten Philosophen seiner Zeit und löste für sich das Problem
der Theodizeefrage. Die momentane Welt sei die Beste Welt aus unzähligen
Möglichkeiten, mit maximalen Reichtum von
Momenten und somit besitzt sie die größtmögliche
Mannigfaltigkeit.
In der Welt bestehen drei Arten von Leid. Das
physische oder auch natürliche Leid, welches
einen natürlichen Ursprung hat und den Menschen
auch zum Teil körperlich leiden lässt. Dieses sind
zum Beispiel Naturkatastrophen, Krankheiten und
Epidemien. Dann gibt es das moralische Leid,
Leidensvorgänge, welche von menschlicher Schuld
zeugen. Dazu gehören unter Anderem Gewalt,
Mord und auch Krieg. Die Grenzen, die uns die
Natur in der menschlichen Existenz setzt werden metaphysisches Leid genannt.
Darunter zählt auch die Endlichkeit des Lebens.
Physisches Leid besteht laut Leibniz zur Erhaltung des Individuums oder der
moralischen Verbesserung und ist daher ein notwendiges Übel in der existierenden Welt.
Außerdem sagt Leibniz, dass die Momente in denen wir Menschen Leid erfahren im
Gegensatz zu den glücklichen Momenten im menschlichen Dasein, verschwindend
gering sind.2
1 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Theodizee2 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Gottfried_Wilhelm_Leibniz
5
Abbildung 1: Gottfried Wilhelm Leibniz(1646 bis 1716)
Die Theodizeefrage wird oft auch mit dem Buch Hiob des Alten Testamentes in
Verbindung gebracht, in welchem Hiob immer wieder von Gott Leid erfahren muss und
stellt wohl somit auch eines der Standbeine des Atheismus dar.
Oft wird das Problem in folgender Weise formuliert:
„Entweder will Gott die Übel beseitigen und kann es nicht:
Dann ist Gott schwach, was auf ihn nicht zutrifft,
Oder er kann es und will es nicht:
Dann ist Gott missgünstig, was ihm fremd ist,
Oder er will es nicht und kann es nicht:
Dann ist er schwach und missgünstig zugleich, also nicht Gott,
Oder er will es und kann es, was allein für Gott ziemt:
Woher kommen dann die Übel und warum nimmt er sie nicht hinweg?“
Diese Formulierung wurde vom latein-afrikanischen Rhetoriklehrer Lactantius
überliefert und stellt das Problem der Rechtfertigung Gottes mit dem irdischen Leiden
gut dar. 3
Viele haben sich über die Jahre mit dieser Frage beschäftigt und versucht eine Antwort
darauf zu finden. Unter anderem auch Harold S. Kushner dessen Beantwortung ich im
folgendem Teil, durch sein Buch „Wenn guten Menschen Böses widerfährt“,
wiedergeben möchte.
3 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Theodizee
6
2.2 Informationen über Harold S. Kushner
Harold S. Kushner wurde am 3. April 1935 in
Brooklyn, New York geboren. Über seine
Kindheit ist nicht wirklich viel bekannt, da er
größtenteils nur im amerikanischem Raum ein
Begriff ist.
Er studierte an der Columbia High und an der
Hebrew University of Jerusalem und machte
1955 seinen Bachelor of Arts und schließlich
1960 seinen Master of Arts. Drei Jahre später
bekam er seinen ersten Sohn, Aaron Zev
Kushner, welchem auch das Buch „Wenn guten
Menschen Böses widerfährt“ gewidmet ist.
Harold Kushner unterrichtete an der Clark University und an der Rabbinical School of
Jewish Technological Seminary. Im Jahre 1966 wurde seine Tochter Ariel Kushner
geboren und er wurde Rabbiner in einer jüdischen Gemeinde mit ca. 300 Familien, in
Natick, Massachusetts.
1982 schrieb er sein erstes Buch „Wenn guten Menschen Böses widerfährt“.
Mittlerweile ist dieses ein internationaler Bestseller und wurde schon in mehr als zwölf
Sprachen übersetzt. 1
Von einem Priesterseminar im Jahre 1972 bekam er dann seinen Doktortitel verliehen
und er arbeitete vier Jahre lang als Herausgeber der Zeitschrift „Conservative Judaism“.
Der Tod seines Sohnes im Alter von 14 Jahren veranlasste den gläubigen Rabbiner dazu
sein Bild von der Allmacht Gottes zu überdenken und es schließlich in seinem ersten
Werk auf Papier zu bringen.
Aaron litt damals unter Progerie, was bekannt ist als ein „schnelles altern“. Von einem
Kinderarzt, der sich auf kindliche Wachstumsprobleme spezialisiert hat, erfuhr die
Familie davon, dass der Junge wohl nicht älter als zwölf Jahre alt werden würde und
schon im Kindesalter Haarausfall hätte und aussehen würde wie ein alter Mann.
Trotzdem hatte Harold Kushners Sohn eine angenehme Kindheit.
1 Vgl. http://www.jewishvirtuallibrary.org/ jsource/biography/Kushner.html
7
Abbildung 2: Rabbiner Harold S.Kushner
Nach dem Tod seines Sohnes stellte er sich die Frage, warum Gott ihm das angetan hat
und warum vor allem ein unschuldiges Kind leiden musste.
Seine Überlegungen schrieb er dann schließlich nieder, um eventuell auch anderen
Familien, denen so ein Unglück passiert ist oder passieren würde, eine Hilfe zu sein. 2
Für sein Werk „When All You've Ever Wanted Isn't Enough“, geschrieben 2002, bekam
er im Jahr 1995, die „Christopher Medal“ verliehen.
Weitere Werke von ihm sind unter anderem „The Lord Is My Shepherd: Healing
Wisdom of the Twenty-third Psalm“ , veröffentlicht in 2003, „When Children Ask
About God: A Guide for Parents Who Don't Always Have All the Answers“ (1955) oder
„Overcoming Life's Dissappointments“ aus dem Jahre 2006.3
2 Vgl. „Wenn guten Menschen Böses widerfährt“ S. 10 ff3 Vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/Harold_Kushner
8
Abbildung 3: Der Rabbiner in seinem Element
2.3 Beantwortung der Frage nach seinem Buch
Jeder Gläubige stellt sich mit Sicherheit irgendwann
mal die Frage; „Warum müssen wir leiden, wenn es
doch Gott gibt?“ oder „Warum müssen die Gerechten
leiden?“.
So war es auch bei dem Rabbiner Harold S. Kushner.
Die Menschen regen sich über die ungerechte
Verteilung des Leidens auf dieser Welt auf, da die
Unglücksfälle ein Problem für jeden darstellen, der an
eine faire und gerechte Welt glauben möchte.
Harold S. Kushner stellt sich selbst die Frage nach den
all den Unglücksfällen die in seinem Leben und in
seiner Gemeinde passiert sind. „Kann ich noch länger
in guten Glauben fortfahren, den Menschen zu lehren,
dass die Welt gut ist und dass ein gütiger, liebender
Gott dafür verantwortlich ist, was auf ihr passiert?“1
Wir Menschen versuchen dem Leid einen Sinn zu geben. Zum Beispiel glauben wir
daran, dass Gott als gerechter Richter verfährt und Sündiger für ihr vergehen Leiden
lässt.
„Es wird den Gerechten kein Leid geschehen; aber die Gottlosen
werden voll Unglück sein.“ - (Sprüche 12, 21)
So können wir das Bild von einem allmächtigen, all-liebenden und regierenden Herrn
aufrecht erhalten. Auch lässt uns die menschliche Unvollkommenheit Gründe für das
Leiden auf der Erde finden, wenn man bedenkt, dass schon fast jeder Mensch in
irgendeiner Weise schon gesündigt hat. Durch das Denken, dass wir für unsere
Missetaten von Gott bestraft werden entsteht Zorn und Hass gegen ihn. Die Religion
bietet für uns keinen Trost und richtet unseren Hass schließlich gegen uns selbst.2
Zwanghaft suchen wir einen Sinn im Leiden und zweifeln an Gottes Gerechtigkeit. Aber
das Böse spricht gar nicht gegen Gottes Gerechtigkeit, wie die Worte des Psalmisten
1 Siehe S. 18 ; „Wenn guten Menschen Böses widerfährt“2 Siehe S. 20 ff. ; „Wenn guten Menschen Böses widerfährt“
9
Abbildung 4: Cover seinesBestsellers „Wenn gutenMenschen Böses widerfährt“
beweisen:
„ O Herr, wie sind deine Werke so groß! Deine Gedanken
sind so sehr tief.
Ein Törichter glaubt das nicht, und ein Narr achtet solches
nicht.
Die Gottlosen grünen wie das Gras, und die Übeltäter
blühen alle, bis sie vertilgt werden immer und ewiglich.
Der Gerechte wird grünen wie ein Palmbaum: er wird
wachsen wie eine Zeder auf dem Libanon.“
Zwar mag man erst denken, dass die Gottlosen stärker sind, aber der Schein trügt. Es
gibt sie zwar, aber das Gras wird verdorren und die Palmen werden darüber hinaus
wachsen.
Natürlich könnte es auch sein, dass Gott uns Leid widerfahren lässt, weil er uns vor
etwas Neuen beschützen möchte, wie es der Romancier Thorton Wilder in „Die Brücke
von San Luis Rey“ darstellt, auf der fünf Menschen in den Tod stürzen, weil die Brücke
einbricht.3
Auch wenn uns das Leid sinnlos erscheint, vielleicht sieht es für Gott ganz und gar
anders aus. In „Der achte Schöpfungstag“, auch von Thorton Wilder, nur später
geschrieben, vergleicht er das Leben mit einen Teppich. Für uns erscheint die Rückseite
des Teppichs sinnlos und durcheinander, aber für Gott, der auf die Oberseite des
Teppiches sieht, ergeben die wirren Fäden ein harmonisches und sinnvolles Muster.
Leid könnte außerdem auch noch als eine Art Erziehungsmaßnahme wirken, wie der
Rabbiner Joseph B. Soloveitchik passend schrieb:
„Leid veredelt den Menschen, reinigt seine Gedanken von Stolz
und Oberflächlichkeit, erweitert seinen Horizont. Mit einem
Wort: Das Leid soll alles heilen, was an der menschlichen
Persönlichkeit unvollkommen ist.“4
Eltern strafen ihre Kinder auch nur zum Besten ihrer Entwicklung, auch wenn die
Kinder das nicht verstehen mögen. Auch dafür gibt es wieder eine passende Stelle aus
3 Siehe S.28 ; „Wenn guten Menschen Böses widerfährt“4 Siehe S. 31 ; „Wenn guten Menschen Böses widerfährt“
10
der Bibel:
„Denn wen der Herr liebt, den straft er, und hat doch Wohlgefallen
an ihm, wie ein Vater am Sohn.“ - (Sprüche 3, 12)
Auch gibt es die Annahme, dass Gott nur Menschen Leid schickt, bei denen er weiß,
dass sie damit fertig werden. Sie sollen dadurch die eigene geistige Stärke erkennen.
Aber was ist, wenn er mehr von uns verlangt, als wie überhaupt tragen können?
Eine weiter Erklärung des irdischen Leidens ist, dass es uns von dem irdischen
Jammertal befreien würde und uns in eine besser Welt führt oder das Böse wird einfach
als unwirklich oder „nicht- genug Gutes“ bezeichnet, um dem Leiden seinen Sinn bzw.
ihm einen Sinn zu geben. 5
Wir glauben daran irgendwann in eine Welt zu kommen, in der wir für all unsere Leiden
belohnt werden. Dies kann nach Harold Kushners Meinung helfen die Ungerechtigkeit
auf der Welt zu ertragen, ohne gleich den Glauben an Gott zu verlieren. Es sind viele
Argumentationen, um dem Leiden einen Sinn zu geben. Alle Antwortversuche auf diese
Frage haben aber eines gemeinsam. „Alle stimmen überein, dass Gott die Ursache
unseres Leidens ist und bemühen sich, zu verstehen, warum Gott uns leiden lässt.“6
Will der Herr uns Strafen oder will er nur unser Bestes? Oder hat Gott vielleicht auch
gar nichts mit alledem zu tun?
Das Buch Hiob
Meistens wird das Buch Hiob, das wohl erste und älteste Dokument, welches sich mit
der Thematik des Leidens beschäftigt hinzugezogen. Im Buch Hiob aus der Bibel geht
es darum, dass Satan vor Gott erscheint und ihm von dem Sünden – Leben der
Menschen auf der Erde berichtet. Gott sagt, dass Hiob ein frommer Diener von ihm sei
und Satan macht darauf hin einen Vorschlaf.
Gott soll seinen Segen von Hiob nehmen und er würde sehen, ob Hiob ein gehorsamer
Diener bleiben würde. Die Herausforderung wird angenommen und Leid wird von Gott
zu Hiob geschickt. Er verliert Hof, Vieh und Kinder und Krankheiten fallen über ihn
her. Seine Frau drängt ihn zur Verleumdung Gottes, aber Hiob bleibt fest in seinem
Glauben. Eines Tages kommen dann die drei Freunde von Hiob vorbei und wollen ihn
trösten. Auch sie raten ihm von seiner Frömmigkeit zu lassen, aber Hiob hört auch nicht
5 Siehe S. 38 ff. ; „Wenn guten Menschen Böses widerfährt“6 Siehe S. 42 ; „Wenn guten Menschen Böses widerfährt“
11
auf sie. Nachdem ihm dieses schreckliche Leid erfahren ist, erscheint Gott vor ihm und
belohnt Hiob für seinen Glauben.
Die Moral von der Geschichte: Man soll den Glauben nicht verlieren, denn wenn man
fest im Glauben bleibt, dann wird man belohnt werden.7
Um das Buch Hiob und seine Antworten zu verstehen stellt Harold Kushner drei
Behauptungen auf:
1. Gott ist allmächtig und bewirkt alles, was auf dieser Welt geschieht. Nichts
kann ohne Seinen Willen geschehen.
2. Gott ist gerecht und gütig und teilt den Menschen das zu, was sie verdienen,
sodass es guten Menschen wohl ergeht und Gottlose bestraft werden.
3. Hiob ist ein guter Mensch.
Solange es Hiob noch gut geht, können wir alle drei Behauptungen für richtig halten.
Wenn Hiob dann aber Leid erfährt, müssen wir überlegen, welchen der drei Punkte wir
opfern wollen, sodass man wenigstens an zwei der drei glauben kann. Hiobs Freunde
opfern ohne zu überlegen Punkt 3 und behaupten Hiob sei ein schlechter Mensch, da sie
an die Allmacht und Allgüte Gottes glauben. Hiob hingegen leugnet Punkt 2, dass Gott
gütig ist, sonst wäre ihm dieses Leid nicht widerfahren. Richtig wäre es aber wohl,
wenn Punkt 1 geopfert wird. Die Allmacht Gottes.8
Gott vermag es vielleicht gütig zu sein, aber es ist nicht sein Wille, dass Leid auf der
Erde geschieht. Das Unglück, die Unfälle, Gewalt. All das kommt nicht vom Herrn,
aber wir können ihn darum bitte uns in diesen Situationen beizustehen und uns eine
Hilfe zu sein. Unser Zorn auf die Ungerechtigkeit wird sich auch in seinem Zorn
widerspiegeln. Denn Gott richtet sich auch gegen die Ungerechtigkeit. Einerseits macht
diese Erkenntnis es uns einfacher mit dem Leid umzugehen und wir können das
Bewusstsein haben das Richtige gemacht zu haben, da uns Gott für nichts richtet oder
bestraft.
Auch wenn Gott nichts mit dem Leid auf der Erde zu tun hat, bekommen wir doch keine
rechte Befriedigung von der Antwort. Es stellt sich die Frage, wer uns dann das Leid
schickt, wer daran Schuld ist, dass wir Menschen ein zum Teil leidvolles Leben leben
müssen?
7 Siehe S. 46 ff. ; „Wenn guten Menschen Böses widerfährt“8 Siehe S. 51 ff. ; „Wenn guten Menschen Böses widerfährt“
12
Der Mensch kann sich kaum vorstellen, dass etwas grundlos passiert und wir suchen
ständig einen Sinn hinter allem, was passiert. Manche sehen sogar hinter jedem Ereignis
die Hand Gottes. Aber mittlerweile wissen wir, dass dem nicht so ist. Als Gott mit der
Schöpfung begann, trennte er das Wasser vom Land und den Tag von der Nacht. Simpel
ausgedrückt: Er gab dem Chaos bzw. dem Bösen eine Ordnung. Die Dinge, die einfach
zufällig passieren und Leid hervorrufen könnte man als Chaos bezeichnen. Es stellt sich
die Frage, ob Gott schon fertig mit seiner Schöpfung war und den Rest uns überlassen
hat oder ob die Welt immer noch im Schöpfungsprozess ist. 9
Zu den Zufällen gehören auch Unfälle oder Naturkatastrophen. Sie sind nicht Gottes
Wille, sondern passieren einfach so und wir Menschen müssen lernen, damit zu leben.
Vor Jahrhunderten fanden die Menschen Gottes Existenz in den Wundererzählungen
wieder. Ein Beispiel bei der Teilung des Roten Meeres. Die Physik und die Wissenschaft
allgemein war zu dieser Zeit noch nicht so weit, wie sie heute ist. Dadurch, dass die
heutige Gesellschaft mehr über den Verlauf der Dinge versteht, sind wir skeptisch
gegenüber den Wunderwerken aus der damaligen Zeit.
Für uns liegt der Beweis von Gott mehr in den unveränderlichen Naturgesetzen, wie der
zum Beispiel der Schwerkraft, ohne die ein Leben für uns kaum vorstellbar ist. Und da
wir nicht ohne die Schwerkraft leben können, müssen wir auch mit ihren Gefahren
leben. Sie ist beispielsweise der Grund, dass Menschen zu Tode stürzen.
Stellt sich immer noch die Frage, warum wir Menschen leiden müssen. Menschen
widerfährt Leid, weil die Naturgesetze keinen Unterschied zwischen gut und böse
kennen. Wenn eine Stadt von einer Welle überrannt wird, dann macht die Welle keinen
Unterschied zwischen denen, die immer gut waren und denen, die auch mal gesündigt
haben. Die Natur hat kein Gewissen, ist wertfrei und moralisch blind. Auch Keime und
Bakterien und Tumore kennen diesen Unterschied nicht. Es ist also nicht Gott, der uns
Leiden lässt. Er ist unser Mitleiden und die Gerechtigkeit. Ein Erdbeben wird auch nicht
von Gott geschickt, sondern die Kraft danach wieder ein neues Leben aufzubauen. 10
Leiden kommt auch von der Evolution. Erbkrankheiten, die bei den Tieren über die
Generationen verschwinden, da die schwachen und kranken Tiere sich nicht weiter
fortpflanzen, bleiben bei den Menschen bestehen, da auch die kranken Menschen ein
Recht darauf haben sich fortzupflanzen. So nehmen wir also manche Krankheiten über
die Entwicklung mit und leiden auch darunter.
9 Siehe S. 66 ff. ; „Wenn guten Menschen Böses widerfährt“ 10 Siehe S. 74 ff. ; „Wenn guten Menschen Böses widerfährt“
13
Wohl aber Hauptgrund für unser Leiden ist der freie Wille des Menschen, der uns von
Gott gegeben wurde. Die Tiere leben nach Instinkten. Sie sind „programmiert“ und
wissen, wie sie was machen müssen, ohne, dass es ihnen jemals gesagt wurde. Auch
kennen sie keinen Unterschied zwischen gut und böse und müssen keine moralischen
Entscheidungen treffen. Menschen haben zwar auch ihre Signale des Körpers, aber sie
können sich entscheiden. Zum Beispiel können sie nichts essen, obwohl ihr Körper sagt,
dass sie Hunger haben. 11
Oft müssen wir Menschen aber auch viel schwierigere Entscheidungen treffen, die unser
Gewissen sehr plagen können. Mensch sein heißt also frei zu sein und nicht seinen
Trieben zu fo lgen. Dadurch, dass der Mensch vor die Wahl gestellt wird und sich
entscheiden kann, kann er sich auch dazu entscheiden Gutes oder Böses zu tun und auch
Gott wird uns nicht daran hindern etwas „Böses“ zu tun, weil er uns sonst unseres freien
Willens berauben würde. Somit können wir uns auch dafür entscheiden anderen
Menschen weh zu tun.
Harold Kushner schreibt dazu passend:
„Dies ist auch einer der Gründe, warum guten Menschen Böses widerfährt.
Unser Mensch-Sein lässt uns die Freiheit, einander wehzutun. Gott kann es
nicht ändern, ohne uns unsere menschliche Freiheit zu nehmen. Menschen
können sich gegenseitig belügen, berauben, verletzen, und Gott kann nur
mitfühlend und voller Mitleid zuschauen, wie wenig wir durch alle Zeiten
gelernt haben, wie Menschen eigentlich sein sollten.“12
Ein Beispiel, wo sich viele fragten, wo Gott zu dieser Zeit war, war der Holocaust von
Hitler, wo unzählige, unschuldige Menschen sterben mussten. Gott konnte es nicht
verhindern, da er sonst in die menschliche Freiheit hätte eingreifen müssen und da sich
Hitler für das Böse entschieden hat und andere davon auch noch überzeugt hat
mitzumachen, mussten viele sterben.
Es gibt viele Situationen in denen man nichts für das Schicksal machen kann. Zum
Beispiel kann man sich nicht die Schuld am Tod des Vaters geben, wenn der bei einem
Autounfall ums Leben kann und man sich am Abend davor noch mit ihm gestritten hat.
Aber natürlich gibt es auch Situationen, in denen wir selbst Schuld daran sind, wenn es
11 Siehe S. 87 ff. ; „Wenn guten Menschen Böses widerfährt“12 Siehe S. 91 ; „Wenn guten Menschen Böses widerfährt“
14
anderen schlecht geht. Beispielsweise, wenn jemand ein Kind schändet. Nicht nur den
Eltern geht es dann schlecht. Ist der Mensch ein aufrichtiger, dann wird auch er
Schuldgefühle bekommen und diese Schuldgefühle sind manchmal notwendig. Ein
ausgeprägtes Schuldgefühl veranlasst den Menschen sich zu bessern. Ein übertriebenes
Schuldbewusstsein beraubt uns dann eher unseres Selbstbewusstsein.
Jetzt wissen wir, dass Gott nicht Verursacher des Leidens ist, sondern der freie Wille
und die Naturgesetze. Es stellt sich jetzt nur die Frage, warum wir dann überhaupt Gott
benötigen oder allgemein Religionen, wenn wir doch selbst für alles verantwortlich
sind?
Diese Frage ist schnell beantwortet. Verletzte, trauernde und leidende Menschen
brauchen Trost und Mitgefühl. Religion ist wohl in erster Linie dafür da, die Menschen
in Kontakt zu bringen und die Leidenden zu unterstützen. Sie können Gott darum bitten
ihnen das Leid erträglicher zu machen. Ein Gebet kann die Menschen aus ihrer tiefsten
Einsamkeit erlösen und ihnen neuen Mut, Hoffnung und Kraft geben. Diese Gebete
werden mit Sicherheit erhört werden und es wird zu einer Erneuerung der geistigen
Kraftquelle kommen. Dafür ist Gott und Religion da. Um Menschen näher zusammen
zu bringen und Trost in den leidvollen Situationen zu spenden. 13
Das passende Schlusswort zu diesem Kapitel liefert Jack Riemer aus Likrat Shabbat,
was auch noch einen kleinen Überblick auf das Gebet gibt:
„ O Gott, wir können Dich nicht bitten, den Krieg zu enden; denn wir
wissen, dass Du die Welt so eingerichtet hast, dass der Mensch seinen
eigenen Weg zum Frieden finden muss, mit sich und seinen Nachbarn. O
Gott, wir können Dich nicht bitten, Hungersnot zu enden; denn Du hast uns
die Mittel gewährt, mit denen man die ganze Welt ernähren kann, wenn wir
nur umsichtig damit umgehen. Wir können dich nicht bitten, o Gott, unsere
Vorurteile auszurotten, denn Du hast uns Augen gegeben, um damit das
Gute im Menschen zu sehen, wenn wir sie nur richtig gebrauchen. Wir
können Dich nicht bitten, o Gott, Krankheit zu enden, denn Du hast uns Sinn
und Verstand gegeben, um damit Linderung und Heilung zu bewirken, wenn
wir sie nur richtig anwenden. Stattdessen bitten wir Dich, o Gott, um Stärke
13 Siehe S. 119 ff. ; „Wenn guten Menschen Böses widerfährt“
15
und Entschlossenheit und Willenskraft, dass wir handeln, anstatt zu beten,
dass wir stark sind, anstatt nur Wünsche zu äußern.“14
14 Siehe S. 125 ; „Wenn guten Menschen Böses widerfährt“
16
Abbildung 5: Gott ist da, für diejenigen, die ihn brauchen.
3. Umfrage
3.1 Ergebnis der Umfrage
Die Umfrage bestand aus drei kleinen Fragen.
1. Was ist Leid?
2. Warum passiert es uns?
3. Warum lässt Gott das zu?
Ich habe verschiedene Leute, verschiedenes Alters befragt und bin doch zu einem
interessanten Ergebnis gekommen. Besonders hat mich interessiert, wie kleine Kinder
von diesem Thema denken. Deshalb habe ich eine Grundschulklasse mit 9. und 10.
Jährigen Kindern dazu befragt.
Ergebnis :
Alter 9 bis 10 Jahre:
1. Leid ist Krankheit und Tod (sei es bei Bekannten, einem Selbst oder bei Tieren)
2. Die Mehrheit sagte, dass es uns passiert, weil wir böse sind oder weil es sonst keinen
Platz mehr auf der Erde zum leben gäbe. Einige wenige sagten, dass es Ungeschick und
Selbstverschuldung ist oder, dass Gott nicht auf jeden aufpassen kann und, dass es
manchmal besser ist, wenn jemand stirbt.
3. Die Mehrheit vertrat den Standpunkt, dass Gott nichts dafür kann. Einige waren der
Meinung, dass Gott uns Menschen nicht mag.
Alter 17 bis 18 Jahre:
1. Leid ist in erster Hinsicht Trauer und Schmerz und das fehlen der Grundbedürfnisse.
Ein Leben in Armut, sowie Krankheit und Tod. Aber auch die Folgen eines Krieges
wurden genannt.
2. Die Mehrheit war der Meinung, dass das Leid aus der menschlichen
Unvollkommenheit zeugt oder es einfach so passiert, ohne, dass es einen bestimmten
Grund hat. Einige waren der Meinung, dass die falschen Entscheidungen dazu führen
oder unglückliche Lebenslagen.
17
3. Die Mehrheit der Jugendlichen in diesem Alter glaubt an keinen Gott, also lässt dieser
das auch nicht zu. Wenn es einen gäbe, dann steht es entweder nicht in seiner Macht es
zu verhindern oder auch zuzulassen. Einige sagen auch, wenn es ihn gibt, will er uns für
unser Fehlverhalten strafen.
Alter 30 bis 50 Jahre:
1. Leid ist körperlich, durch Krankheiten oder Schmerz oder seelisch, durch Ängste
oder Kummer. Es wird individuell empfunden. Das menschliche Leben ist Leiden an
sich.
2. Leid gehört zum Leben dazu und kann einen Menschen dazu bringen sein Leben zu
verändern. Das eigene Fehlverhalten und der freie Wille sind Ursachen.
3. Die Mehrheit war dafür, dass Gott das Leid nicht zulässt, sondern wir Verursacher des
Leidens in unserem Leben sind. Einige sagen, dass der Mensch aus seinen Fehlern
lernen soll und das Gott uns nur in einer leidenden Lebenslage erreichen kann und zur
Veränderung bringen kann.
Alter 60 bis 91 Jahren:
1. Leid ist körperlich, sowie Krankheit oder Schmerzen oder seelisch, wie Stress oder
Probleme. Aber auch Naturkatastrophen und Krieg.
2. Wir sind selbst dafür verantwortlich, was uns passiert. Leid passiert, damit die
Menschen zum Nach- und Umdenken bewegt werden.
3. Gott lässt es nicht zu. Er gab uns den freien Willen. Wir sind selbst für unser Leben
verantwortlich und können uns auch falsch verhalten.
18
3.2 Besondere Kennzeichnungen
Auffallend ist, dass bei den kleinen Kindern sich Leid lediglich um Krankheit, Verlust
oder Tod im eigenen Umfeld handelt. Auf die seelische Ebene geht keines der Kinder
ein. Die meisten werden noch nicht wirklich Erfahrungen mit seelischen Schmerzen
gemacht haben. Auch ist es interessant zu sehen, dass schon in diesem Alter davon
ausgegangen wird, dass Gott nicht dafür verantwortlich ist oder, dass es uns passiert,
weil es sonst zu viele Menschen auf der Erde geben würde.
„Wenn niemand stirbt, müssten wir uns auf der Welt quetschen. Wenn
jemand schwer krank ist, ist es manchmal gut zu sterben.“
- Anne S., 10 Jahre
Bei den Jugendlichen spiegelt sich bei der Dritten Frage das wider, was sich weit unter
ihnen ausbreitet. Es glaubt kaum noch einer an Gott und deshalb sind wir selbst für
unser Leiden verantwortlich. Im Gegensatz zu den kleineren Kindern haben die
Jugendlichen schon erfahren, was es heißt geärgert, gemobbt oder unter Stress zu
stehen. Das seelische Leiden wird dort schon in Betracht gezogen und das nicht nur bei
sich selbst oder seinen Nächsten, sondern im größeren Maßstab.
„Wenn es einen Gott gibt, lässt er es trotzdem nicht zu. Er kann es natürlich
auch nicht verhindern. Gott steuert uns und die Erde nicht. Er hat keine
Macht über unser Tun und über die Natur. Er ist da, um den Gläubigen eine
Stütze zu sein und deren Handeln zu legitimieren und ein schlechtes
Gewissen zu vermeiden.“
- Marleen U., 18 Jahre
Eine Aussage, die der von Harold Kushner doch sehr ähnlich ist. Außer im letzten Punkt
beim schlechten Gewissen. Ein schlechtes Gewissen wird bestimmt nicht vermieden,
wenn man sein Handeln, in dem Fall wohl eher schlechtes Handeln, im Namen Gottes
rechtfertigt. Immerhin soll man laut Harold Kushner Schuldgefühle empfangen, wenn
man weiß, dass man etwas schlechtes getan hat. Es dient schließlich der menschlichen
Verbesserung.
19
Die weiteren Altersgruppen unterscheiden sich kaum in der Beantwortung der Fragen.
Außer, dass wir für unser Leid auch selbst Schuld sind, da uns der freie Wille gegeben
wurde. Ob die einen mehr oder weniger Leid erfahren haben, lässt sich aus der Umfrage
nicht erschließen. Aber eins kann man deutlich herausfiltern.
Die meisten sind der Ansicht, dass Gott nichts mit dem Leid auf der Erde zu tun hat. Er
ist nicht derjenige, der beschuldigt wird dafür, dass er nicht zur rechten Zeit eingegriffen
hat. Er lässt es vielleicht zu, aber es steht auch nicht in seiner Macht einzuschreiten,
geschweige denn etwas zu verändern. Man ist sich einig, dass die Menschen selbst für
ihr Leid verantwortlich sind, durch alle Altersgruppen hinweg.
„Gott gab uns den freien Willen, der uns viel Freude und ein
selbstbestimmtes Leben ermöglicht. Gleichzeitig ermöglicht uns der freie
Wille auch jede Menge Fehler zu machen. Das meiste Leid geschieht
deshalb auch durch Fehlverhalten von Menschen. Zu Leid durch
Naturkatastrophen fällt mir nichts ein – außer Mitleid.“
- Karin W., 67 Jahre
20
3.3 Schlussfolgerung und eigene Stellungnahme
Ich für meinen Teil finde es schon fast faszinierend, dass niemand Gott für das Leid auf
der Erde verantwortlich macht und sich keiner die Frage stellt, warum Gott das Leid
zulässt. Vor allem aber haben mich die kleinen Kinder fasziniert, deren Bild schon so
ist, dass Gott das nicht zulässt. Als ich in deren Alter war, glaubte ich wohl eher daran,
dass Gott uns für unsere Taten strafen will und es deshalb zulassen würde.
Für meinen Teil ist Leid Schmerz, Trauer, Sehnsucht. Mehr seelisch, als körperlich.
Krankheiten können zwar auch leidvoll sein, aber sie haben wohl auch etwas Gutes. Für
mich ist es dann mehr ein Stoppsignal, welches mir mein Körper sendet und mir zeigt,
dass mit Stress oder einem ungesunden Lebensstil mal Schluss sein sollte. Der Tod
bedeutet nicht das Ende eines Lebens. Vielleicht das Ende eines irdischen Lebens und
sicher ist man dann erst einmal traurig, da man den Menschen nicht mehr in seiner
realen Existenz vor sich hat. Aber er ist nicht für immer gestorben. Solange man daran
glaubt, dass es nach dem Tod noch ein Leben gibt und, dass man auch nach dem Tod
noch mit jemanden auf geistiger Ebene kommunizieren kann, ist der Tod nur eine
Erlösung von dem irdischen Leiden und ein Neubeginn eines leidlosen „Lebens“.
Leid passiert uns, weil wir selbst daran Schuld sind. Zwar denken wir, dass wir nichts
für die Naturkatastrophen können, aber ich bin der Meinung, dass die Erde ein großes
Gedächtnis hat und sich merkt, was wir mit ihr angestellt haben und sich deshalb im
Moment die Naturkatastrophen häufen, weil sie uns damit sagen will, dass es langsam
reicht mit unserem rücksichtslosen Verhalten. Immerhin könnten wir uns durch unseren
freien Willen auch dazu entscheiden einmal auf die Sparbremse zu gehen und
achtungsvoll mit den Rohstoffen und der Erde umgehen. Immerhin müssen wir nicht
alles auf Risiko setzen und verbrauchen. Würden wir nur ein bisschen in unserem
Lebensstil zurücktreten, unseren überschüssigen Verbrauch einstellen, dann hätte wir
wohl weniger Umweltprobleme.
Auch wenn ich immer gefragt habe, warum Gott das Leid zulässt, so merke ich, dass ich
dort auf der falschen Suche war. Gott hat mit dem Leid nichts zu tun. Wir könnten das
Leid auf der Welt selbst beseitigen, würden wir uns nur auch mal für andere Menschen
und nicht nur meistens für uns selbst interessieren. Statt Geld in Armutsländer zu
investieren, sodass diese aus ihrer Armut herauskommen könnten, bauen wir lieber
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Millionen schwere Hotels, in denen nur die absolut Reichen übernachten können.
Wir könnten in der Welt so viel verändern, würden wir nur endlich einmal damit
anfangen. Aber stattdessen machen wir es wie die Politiker, die immer schreien
„Deutschland muss raus aus den Schulden!“, aber im nächsten Moment hinterher rufen:
„Aber das kann dann die nächste Regierung machen. Mein Brot ist das nicht.“
Und dabei müssten wir jetzt handeln, um die Anhäufung von Chaos zu beseitigen.
Mit Sicherheit sieht Gott von oben zu und bemitleidet uns, dass wir uneinsichtig sind
und auch mit den Jahren nicht lernen wollen. Ein Beispiel dafür ist meiner Meinung
nach Tschernobyl. Wir haben gesehen, was passieren kann und es ist wieder passiert.
Fukushima in Japan. Keiner kann die Natur beeinflussen und jetzt ist wieder ein Land
vor der Verseuchung. Warum haben wir also nicht nach Tschernobyl einfach aufgehört
mit der Atomkraft?
Weil wir Menschen einfach materiell angelegt sind. Es geht uns nur noch um das Geld.
Ohne Geld ist heute nichts mehr möglich und dabei vergessen wir dann ganz die
wichtigen Dinge im Leben. Liebe oder auch Nächstenliebe und Respekt vor jedem
Lebewesen und der Natur. Ich finde es traurig, so wie Gott wohl auch. Er kann nur
zuschauen und wegen unserer Freiheit nicht in unser handeln eingreifen, wobei er es
wohl manchmal gerne machen würde. Aber wer weiß. Vielleicht kommt eines Tages der
Tag, an dem Gott zu uns kommt auf ganz verschiedene Weise und unser Denken und
Handeln umkippt.
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4. Nachwort
Wie kann Gott das Leid zulassen? - Gott lässt das Leid nicht zu. Er gab uns den freien
Willen, sodass wir uns selbst dafür entscheiden können Gutes oder Böses zu tun. Er
mischt sich nicht in die menschliche Freiheit ein und deshalb widerfährt uns Leid.
Nachdem ich das Buch von Harold S. Kushner gelesen hatte, war für mich alles sinnvoll
begründet und widerlegt worden. Mittlerweile bin ich der Meinung, dass die Frage nicht
mehr „Wie kann Gott das Leid zulassen?“ heißen muss, sondern viel eher „Wie können
wir das Leid nur zulassen?“.
„Wenn guten Menschen Böses widerfährt“ hat mir eine Menge der Fragen beantwortet
und meinen Glauben an Gott gestärkt. Da ich jetzt weiß, dass Gott nichts mit alle dem
zu tun hat, kann ich wieder richt ig an ihn glauben. Immerhin wurde mit diesem Buch
das Bild von einem ungerechten Gott, der die Menschen gerne leiden sieht und nicht
einschreitet, wenn er es denn müsste, umgekippt. Ich kann daran glauben, dass Gott
gerne gütig und gerecht ist, aber wir Verursacher für unser Leiden sind und er auch nur
traurig von oben herab sieht.
Diese Jahresarbeit hat mir viel gebracht und eine Frage, die mir die ganze Zeit schon im
Kopf herum ging, beantwortet. Für mich war dieses Buch eine interessante Erfahrung
und spannend zu lesen. Aber auch die Umfrage war interessant. Vor allem das
Meinungsbild von Kindern und das von Jugendlichen in meinem Alter.
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5. Anhang
5.1 Literaturverzeichnis
Wenn guten Menschen Böses Widerfährt
Harold S. Kushner
10. Auflage, 2010
5.2 Quellenverze ichnis
Internetque llen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Theodizee
http://de.wikipedia.org/wiki/Gottfried_Wilhelm_Leibniz
http://www.spiritualityandpractice.com/teachers/teachers.php?id=113
http://www.jewishvirtuallibrary.org/jsource/biography/Kushner.html
http://en.wikipedia.org/wiki/Harold_Kushner
Bildquellen:
Deckblatt: http://www.uni-leipzig.de/ru/bilder/leid/index.htm
Abbildung 1: http://de.wikipedia.org/w/index.php?
title=Datei:Gottfried_Wilhelm_von_Leibniz.jpg&filetimestamp=20051110210423
Abbildung 2: http://www.examiner.com/judaism-in-philadelphia/rabbi-harold-kushner-
still-asking-the-tough-questions-npr-interview
Abbildung 3: http://www.magarchive.tcu.edu/articles/2008-04-AM.asp
Abbildung 4: http://www.produkt-suchmaschine.com/1/kushner-harold-s-wenn-guten-
menschen-boeses-widerfaehrt-erg-28_12480527.html
Abbildung 5: http://www.friedensgedanken.de/
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