Vorlesung Johannes-Gutenberg-Universität Mainz ... · Einführung in die Soziologie...
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Einführung in die Soziologie virtualisierter Vergesellschaftung
Vorlesung
Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
Wintersemester 2010/11
PD Dr. phil. habil. Udo Thiedeke
„Bedingungen der Virtualisierung I: Strukturwandel“
1) Gesellschaftlicher Strukturwandel
2) Strukturwandel im Alltag: Moderne Namen
3) Zusammenfassung
Einführung in die Soziologie virtualisierter Vergesellschaftung Bedingungen der Virtualisierung I: Strukturwandel 1) Gesellschaftlicher Strukturwandel Folie 1
Für die gesellschaftlichen Bedingungen ist historisch auffallend, dass
die Virtualisierung der Vergesellschaftung in Spezialbereichen, etwa
der Religion, der Kunst oder dem Spiel in Erscheinung trat und meist
von Spezialisten und Spezialistinnen gehandhabt wurde.
Einführung in die Soziologie virtualisierter Vergesellschaftung Bedingungen der Virtualisierung I: Strukturwandel 1) Gesellschaftlicher Strukturwandel Folie 2
Die Virtualisierung der Vergesellschaftung erschien in der
Vergangenheit wohl als mögliche Störung gesellschaftlicher
Normalität.
Einführung in die Soziologie virtualisierter Vergesellschaftung Bedingungen der Virtualisierung I: Strukturwandel 1) Gesellschaftlicher Strukturwandel Folie 3
Für frühe Gesellschaften, wie bspw. Stammesgesellschaften können
wir soziologisch eine segmentäre Differenzierung feststellen.
Familienclan in Argentinien
Einführung in die Soziologie virtualisierter Vergesellschaftung Bedingungen der Virtualisierung I: Strukturwandel 1) Gesellschaftlicher Strukturwandel Folie 4
Im Laufe der Gesellschaftsentwicklung entstehen aus segmentär
differenzierten Gesellschaften stratifizierte Gesellschaften, wie z.B.
Feudalgesellschaften.
tanzender Adel im 18. Jhr.
Einführung in die Soziologie virtualisierter Vergesellschaftung Bedingungen der Virtualisierung I: Strukturwandel 1) Gesellschaftlicher Strukturwandel Folie 5
Nach der Zwischenstufe der Klassengesellschaft, in der die Ränge
nach ökonomischer Potenz geordnet werden, entsteht die moderne,
funktional differenzierte Gesellschaft.
Im Büro
Einführung in die Soziologie virtualisierter Vergesellschaftung Bedingungen der Virtualisierung I: Strukturwandel 2) Strukturwandel im Alltag: Moderne Namen Folie 6
Mit „Normalitätserwartungen“ sind Erwartungen gemeint, die innerhalb
einer kollektiven Bandbreite typischer Erscheinungsweisen liegen und
so die für normal gehaltene gesellschaftliche Wirklichkeit definieren.
Einführung in die Soziologie virtualisierter Vergesellschaftung Bedingungen der Virtualisierung I: Strukturwandel 2) Strukturwandel im Alltag: Moderne Namen Folie 7a
Gesellschaftliche Normalitäten:
- In der segmentär differenzierten Gesellschaft ist Homogenität der
Normalzustand und an den Rändern herrscht scharfe Abgrenzung
zum Inhomogenen.
Einführung in die Soziologie virtualisierter Vergesellschaftung Bedingungen der Virtualisierung I: Strukturwandel 2) Strukturwandel im Alltag: Moderne Namen Folie 7b
Gesellschaftliche Normalitäten:
- In der segmentär differenzierten Gesellschaft ist Homogenität der
Normalzustand und an den Rändern herrscht scharfe Abgrenzung
zum Inhomogenen.
- In der stratifikatorisch differenzierten Gesellschaft ist Hierarchie der
Normalzustand und eine Abgrenzung von Oben und Unten.
Einführung in die Soziologie virtualisierter Vergesellschaftung Bedingungen der Virtualisierung I: Strukturwandel 2) Strukturwandel im Alltag: Moderne Namen Folie 7c
Gesellschaftliche Normalitäten:
- In der segmentär differenzierten Gesellschaft ist Homogenität der
Normalzustand und an den Rändern herrscht scharfe Abgrenzung
zum Inhomogenen.
- In der stratifikatorisch differenzierten Gesellschaft ist Hierarchie der
Normalzustand und eine Abgrenzung von Oben und Unten.
- In der funktional differenzierten Gesellschaft ist Heterogenität der
Normalzustand und eine Abgrenzung von dem was dysfunktional
erscheint.
Einführung in die Soziologie virtualisierter Vergesellschaftung Bedingungen der Virtualisierung I: Strukturwandel 2) Strukturwandel im Alltag: Moderne Namen Folie 8a
Normale Vergesellschaftungen von Individuen:
- In der segmentär differenzierten Gesellschaft kann man nur über
enge persönliche Beziehungen, möglichst über Verwandtschaft
zugehörig sein.
Einführung in die Soziologie virtualisierter Vergesellschaftung Bedingungen der Virtualisierung I: Strukturwandel 2) Strukturwandel im Alltag: Moderne Namen Folie 8b
Normale Vergesellschaftungen von Individuen:
- In der segmentär differenzierten Gesellschaft kann man nur über
enge persönliche Beziehungen, möglichst über Verwandtschaft
zugehörig sein.
- In der stratifizierten Gesellschaft ist man nur über den Stand oder
Rang zugehörig.
Einführung in die Soziologie virtualisierter Vergesellschaftung Bedingungen der Virtualisierung I: Strukturwandel 2) Strukturwandel im Alltag: Moderne Namen Folie 8c
Normale Vergesellschaftungen von Individuen:
- In der segmentär differenzierten Gesellschaft kann man nur über
enge persönliche Beziehungen, möglichst über Verwandtschaft
zugehörig sein.
- In der stratifizierten Gesellschaft ist man nur über den Stand oder
Rang zugehörig.
- In der funktional differenzierten Gesellschaft aber über seine
individuellen Fähigkeiten Funktionsrollen zu erfüllen.
Einführung in die Soziologie virtualisierter Vergesellschaftung Bedingungen der Virtualisierung I: Strukturwandel 2) Strukturwandel im Alltag: Moderne Namen Folie 9
Veränderung der Abweichung von deutschen Vornamen:
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
62
19
38
81
gl. Namenabw. Namen
1894 1994
%
Einführung in die Soziologie virtualisierter Vergesellschaftung Bedingungen der Virtualisierung I: Strukturwandel 3) Zusammenfassung Folie 10
- Im Zuge gesellschaftlicher Entwicklung fällt auf, dass Virtualität und Virtualisierung früher stärker auf Spezialbereiche der Gesellschaft begrenzt waren.
- Frühere Differenzierungsformen der Gesellschaft waren stärker an persönlichen Be- ziehungen, vorgegebenen Traditionen oder hierarchischen Strukturen orientiert.
- Die Normalität der segmentär differenzierten Gesellschaft unterscheidet sich z.B. durch persönliche Zugehörigkeit, die der stratifizierten Gesellschaft durch eine Ord- nung der Ränge von der unsrigen, modernen, funktional differenzierten Gesellschaft.
- In der modernen Gesellschaft ist es hingegen normal nach individuellen Fähigkeiten zu unterscheiden.
- Wer sich integrieren will, muss sogar individuell mit seinen Fähigkeiten auffallen, was die Veränderung der Namensgebung der Kinder deutlich zeigt.
- In dieser Gesellschaft sind Bedingungen der Vermöglichung also bereits in der struk- turellen Heterogenität und Heterachie angelegt.