Uniintern 02/2015
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Transcript of Uniintern 02/2015
Open Access Universität Basel unterschreibt
Stellungnahme
Universitätsdozentin Sprachwissenschaftlerin
Mirjam Weder
Universität und Familie Vereinbarkeit als Ziel
uniintern Magazin für die Mitarbeitenden der Universität Basel – N°02/2015
Andrea Schenker-WickiDie neue Rektorin
im Interview
Christoph DieffenbacherUniversität BaselKommunikation
Editorial
Kinder, Familie, Arbeit
Die erste Zeit war hart und für die Kleinen manchmal mit Trä-
nen verbunden: Die Erinnerung daran ist noch wach, als wir
die Kinder durch kalte Wintermorgen in die Uni-Krippe brachten,
wie sie hier zunächst nur sehr ungern zurückgelassen wurden und
sich dort in den ersten Wochen noch fremd fühlten. Dann aber leb-
ten sie sich ein, bewegten sich immer selbstverständlicher durch
die Räume, fanden neue Freunde und liebevolle Betreuerinnen. Ge-
nauso wie wir Eltern andere Mütter und Väter kennenlernten, die
wie ich an der Universität arbeiteten, als Professorin, Angestellte
oder Student. Heute, fast 15 Jahre später, überlegt sich die Älteste,
an der Universität Basel ein Studium zu beginnen …
Die Uni-Kinderkrippe gab es damals noch nicht lange, und Basel war
damit vergleichsweise spät dran. Inzwischen hat das Thema der fa-
milienfreundlichen Hochschule zu Recht eine grössere Verbreitung
erfahren: Vielerorts sind Initiativen entstanden, damit sich die Arbeit
an der Universität mit jener in der Familie besser vereinbaren lässt.
Und zur Familienarbeit zählt heute neben der Kinderbetreuung zu-
nehmend auch die Pflege von älteren und kranken Angehörigen.
Die Nachfrage nach Möglichkeiten zur besseren Vereinbarkeit ist
inzwischen gestiegen, sodass sich die Angebote von Hochschulen im
weltweiten Kampf um die besten Köpfe immer mehr als Standort-
vorteil erweisen. Dieses Ausgabe von «uniintern» möchte diese The-
matik vertiefen und dabei auch Information bieten: Vorgestellt wer-
den die Einrichtungen, die die Vereinbarkeit von Studium, Beruf und
Familie unterstützen, vorab das Ressort Chancengleichheit (Seite 10
bis 12 ), aber auch der Welcome Service, der sich auch mit der Förde-
rung von Doppelkarrierepaaren befasst (Seite 12 bis 14), weiter die
Uni-Krippe (Seite 15 bis 19) und schliesslich einige Angebote, die den
Kleinsten Wissenschaft näherbringen sollen (Seite 20). Übrigens: Um
die Bedürfnisse der Mitarbeitenden in Sachen Vereinbarkeit von Ar-
beit und Familie besser kennenzulernen, führt die Universität Basel
gerade eine Umfrage durch – ich ermuntere Sie gerne, dabei mitzu-
machen!
Christoph Dieffenbacher, [email protected]
Universität
4 E-Mail direkt
Neue Speicherbibliothek in Büron
5 «diss:kurs»
Doktorierende präsentieren
Forschung
5 Die Zahl
6 Open Access
Universität Basel
gegen Einschränkungen
7 Pensionskasse Basel-Stadt
Neue Vorsorgelösung
24 Andrea Schenker-Wicki
im Interview
«Eine Investition in die Region»
6
Titelblatt: Prof. Philippe Cattin, Vorsteher des
Department of Biomedical Engineering, zeigt seinen
Kindern sein Labor. Die Fotos auf dem Titelblatt
und im Fokusteil stammen von Christian Flierl, der
die Uni-Kinderkrippe und drei Mitarbeitende
der Universität Basel mit ihren Kindern besucht hat.
Inhalt
Fokus
8 Universität und Familie
10 Studium, Beruf und Familie
miteinander vereinbaren
12 Dual Career: Förderung
mit Tücken
17 Kinderkrippe: Ein Ort zum
Spielen und Stillen
19 «Lange Wartezeiten sind vorbei»
20 Wissenschaft für Mädchen und
Buben
Service
25 Dienstjubiläen
Wahlen
Beförderungen
Titularprofessuren
Venia Docendi
28 Domino
uniintern Magazin für die Mitarbeitenden der Universität Basel, Petersplatz 1, Postfach, 4001 Basel.Tel. 061 267 30 15, Fax 061 267 30 13, E-Mail: [email protected], www.unibas.ch/uniinternHerausgeber Kommunikation & Marketing (Leitung: Matthias Geering) Redaktion Christoph Dieffenbacher, [email protected] Produktion Continue AG, Basel Text Matthias Geering, Ludwig Kappos, Yannik Sprecher, Patrick Wermelinger, Patricia Zweifel Fotografie Christian Flierl, Isabelle Gargiulo/Lab25.ch Korrektorat Birgit Althaler, Basel Druck Schwabe AG, Muttenz, Auflage 6‘300 Ex. Inserate Matteo Domeniconi, Schwabe AG, Anzeigenverkauf, Farnsburgerstrasse 8, 4132 Muttenz, Tel. 061 467 86 08, Fax 061 467 85 56, E-Mail: [email protected] Termine uniintern erscheint zweimal jährlich. Redaktionsschluss undErscheinen der nächsten Ausgabe 1/2016: 27. März/5. Mai
8 22
Leute
22 Universitätsdozentin
Sprachwissenschaftlerin
Mirjam Weder
4 uniintern 02 / 15
Neue Bernoulli-Euler-Gesellschaft ● In Basel ist vor einigen Mona-
ten die Bernoulli-Euler-Gesell-
schaft gegründet worden. Sie
soll vor allem die Erschliessung
des umfangreichen Quellenma-
terials zu Leben und Werk der
grossen Basler Mathematiker
und Naturwissenschaftler aus
der Familie Bernoulli, von Leon-
hard Euler und von deren Um-
feld fördern. Weiter will die
Gesellschaft die Dokumenta-
tions- und Editionstätigkeit des
Bernoulli-Euler-Zentrums an der
Universität Basel unterstützen
und die Lebensleistung der gro-
ssen Basler Gelehrten als ein unschätzbares Kulturerbe der Schweiz einer
weiteren Öffentlichkeit nahebringen. Ziel ist dabei auch die Förderung und
Vertiefung des Verständnisses der Mathematik und der Naturwissenschaf-
ten, etwa durch eine Zusammenarbeit mit Museen und Schulen. Die neue
Gesellschaft, deren Präsident der Basler Mathematiker Prof. Hanspeter
Kraft ist, ist Nachfolgerin des Vereins zur Förderung der Bernoulli-Edition
und der bisherigen Leonhard-Euler-Gesellschaft, die aufgelöst wurden. Die
Vereinsgründung erfolgte auch vor dem Hintergrund des für 2016 geplan-
ten Abschlusses der Herausgabe der Opera Omnia von Leonhard Euler.
Besonders wichtig ist der neuen Gesellschaft, dass die Editionstätigkeit auf
einer digitalen Plattform gesichert und fortgeführt wird. Sie steht für ei-
nen Mitgliedsbeitrag von mindestens 75 Franken im Jahr allen Interessier-
ten offen.
https://bez.unibas.ch
Konzept für Lehrpreise ab 2016
● Mit fünf Lehrpreisen will die Universität Basel das Gespräch über be-
währte und zukünftige Formen der Lehre gezielt anstossen. Ein Konzept
dafür hat das Rektorat grundsätzlich gutgeheissen, wobei die Finanzie-
rung von 30‘000 Franken aus bestehenden Fonds oder aus zusätzlichen
Drittmitteln erfolgen soll. Die Lehrpreise sollen ab 2016 vergeben werden.
Konzipiert wird die Einführung eines strukturierten Sets unterschiedli-
cher Lehrpreise, das die inhaltliche Diskussion zu strategischen Themen
der Lehrentwicklung fördern soll. Die Preise sollen einen attraktiven Rah-
men und Anreiz für eine breite, universitätsweite Diskussion des Themas
Lehre bieten, in der sich die Universität die Trends der Lehrenden und
Studierenden vergegenwärtigen und im Diskurs die gute und zeitgemässe
Lehre weiterentwickeln kann. Die Konzeption der Lehrpreise wurde im
Rahmen von Bestrebungen der Weiterentwicklung einer modernen Studi-
enkultur an der Universität Basel unter Leitung des Vizerektors für Lehre
und Entwicklung erarbeitet.
Universität
Von: [email protected]: Freitag, 21. August 2015 16:14An: [email protected]: Speicherbibliothek Büron
Lieber Herr Wermelinger
Die Speicherbibliothek im luzernischen Büron, an
der die Universitätsbibliothek (UB) Basel beteiligt
ist, soll Anfang 2016 ihren Betrieb aufnehmen.
Mit welchen bibliothekarischen Neuerungen kön-
nen die Benutzer rechnen?
Mit bestem Dank und freundlichen Grüssen
Redaktion «uniintern»
Von: [email protected]: Montag, 7. September 2015 17:23 An: [email protected]: AW: Speicherbibliothek Büron
Liebe «uniintern»-Redaktion
Die Kapazitäten der Magazine der UB Basel sind in
einigen Jahren erschöpft. Obwohl wir unser An-
gebot an elektronischen Ressourcen laufend erwei-
tern, wachsen die Printbestände weiter. Um auch
in Zukunft ausreichend Platz für Neuanschaffungen
zu haben, lagern wir rund 12‘000 Laufmeter an
Zeitschriftenbänden in die Speicherbibliothek aus.
In Kooperation mit unseren Partnern Zentral-
und Hochschulbibliothek Luzern, Zentralbibliothek
Zürich, Universität Zürich und Zentralbibliothek
Solothurn, die mit den gleichen Platzproblemen
kämpfen, realisieren wir ein modernes Hochregal-
lager, das eine konservatorisch und ökonomisch
vorteilhafte Lagerung von Beständen ermöglicht.
Durch das Zusammenführen der Bestände entsteht
ein Zeitschriftenarchiv, das die bisherige lokale
Sammlung der UB an Vollständigkeit bei Weitem
übertrifft. Damit alle Titel jederzeit verfügbar sind
und den hohen Sicherheitsanforderungen der Auf-
bewahrung entsprochen werden kann, werden die
Zeitschriftenbände nicht mehr physisch ausgelie-
hen. Die Benutzer können Scans (E-Mail-Versand)
oder Papierkopien (Postversand) von Aufsätzen
bequem via Swissbib bestellen. Die Auslieferung
der Dokumente erfolgt wie bisher innerhalb von
24 Stunden. Für eine Bestellung berechnen wir den
Benutzern eine moderate Gebühr, die die Kosten
knapp deckt. Wir sind bestrebt, die Gebühren mög-
lichst tief zu halten.
Der Umzug der Basler Bestände findet ab Mitte
2016 statt und wird Ende des Jahres abgeschlos-
sen sein.
Mit freundlichen Grüssen
Patrick Wermelinger, Projektverantwortlicher UB
E-Mail direkt
uniintern 02 / 15 5
● Der «diss:kurs» in zweiter Auflage: Der Forschungs-, Informa-
tions- und Begegnungstag zur Doktoratsstufe geht am 3. Februar
2016 ab 15.00 Uhr in der Alten Aula des Naturhistorischen Museums
Basel erneut über die Bühne. Geboten werden Vorträge von Dokto-
rierenden und Informationen über Services rund um das Doktorat.
Organisiert wird der Anlass vom Vizerektorat Forschung, um ta-
lentierten Forschenden ein Podium zu geben. Die Universität Basel
ist eine Forschungsuniversität, die ihren Doktorierenden Raum für
ihre Forschungsleidenschaft und zur Vernetzung ermöglichen
will.
Mit Einblicken in die Vielfalt der Promotionsarbeiten macht
«diss:kurs» die Forschung des wissenschaftlichen Nachwuchses
fassbar – als ein Forum, das Doktorierende über Fachgrenzen hin-
weg miteinander ins Gespräch bringt und den Austausch mit der
Öffentlichkeit fördert. Im Mittelpunkt stehen zehnminütige Prä-
sentationen von sechs ausgewählten Doktorierenden verschie-
denster Fachbereiche. Die Vortragenden haben damit Gelegenheit,
ihre Forschung nicht nur Fachleuten, sondern auch Vertretern und
Vertreterinnen anderer Disziplinen und einem breiteren Publi-
kum kurz und verständlich zu präsentieren. Zuvor erhalten sie ein
professionelles Präsentationstraining sowie Feedback und Impulse
«diss:kurs»: Doktorierende präsentieren Forschung
für ihre Promotionsprojekte in der Diskussionsrunde. Der Nach-
mittag ist begleitet von Informationen und Services der Universität
Basel zum Doktorat, etwa zu den Themen Finanzierung, Mento-
ring und fächerübergreifende Angebote. Die Anwesenden stehen
gerne für Fragen und Anliegen zur Verfügung. Eingeladen sind
neben Doktorierenden auch ihre Forschungskollegen und -kolle-
ginnen, Bekannte und Verwandte wie auch weitere Interessierte.
Kinderbetreuung wird auf Anmeldung angeboten. Der Eintritt ins
Naturhistorische Museum Basel ist ab 13.00 Uhr für alle Teilneh-
menden frei, und die BBC-Sonderausstellung «Wildlife Photogra-
pher of the Year» kann zu einem reduzierten Eintrittspreis besucht
werden.
Nähere Informationen: www.unibas.ch/disskurs
Die Zahl
Podium für den wissenschaftlichen Nachwuchs: «diss:kurs».
Die Universität Basel bietet neu kostenlose Online-Kurse an,
die einer breiten Öffentlichkeit offen stehen. Diese Kurse in
Englisch – auch als Massive Open Online Courses (MOOCs) bezeich-
net – sind für ein mobiles und zeitunabhängiges Lernen konzipiert,
sodass eine Teilnahme auch über Tablets und Smartphones mög-
lich ist, ohne feste Unterrichtszeiten einhalten zu müssen. Ge-
boten wird auf universitärem Niveau eine Mischung aus Videos,
Artikeln, Diskussionen und Tests, zudem kann man sich mit an-
dern austauschen und ein Teilnahmezertifikat erwerben. Die bei-
den ersten Pilotkurse der Universität Basel auf der Plattform Futu-
reLearn – «Exploring Possible Futures» über Nachhaltigkeits- und
Energieforschung sowie «From Ink to Sound» über die Entwick-
lung der Musiknotation vom Mittelalter bis zur Renaissance – ha-
ben eben begonnen. Dafür angemeldet haben sich zusammen ge-
nau 5312 Interessierte (Stand: 16. Oktober 2015). Einsteigen kann
man auch später noch, wenn die mehrwöchigen Kurse schon be-
gonnen haben; und auch wer nur einmal hineinschnuppern
möchte, ist willkommen. Als wöchentlicher Aufwand pro Kurs
werden jeweils zwei bis drei Wochenstunden angegeben.
«Dafür, dass wir erst am Anfang dieses Angebots stehen und dafür
noch keinen grossen Marketingaufwand betrieben haben, sind wir
mit den Teilnehmerzahlen zufrieden», sagt Dr. Thomas Lehmann,
Leiter des New Media Center der Universität Basel. Zudem werde
den beiden ersten Pilotkursen, die er zusammen mit seinem Team
und den Dozierenden produziert hat, ein relativ hohes Niveau at-
testiert. Auch die ersten Rückmeldungen seien bisher sehr positiv
ausgefallen, etwa was die neuartigen Formen von Lernen und Kom-
munikation unter den Studierenden betrifft. Lehmann sieht in
dem Online-Angebot einen starken Schub für die Modernisierung
der Lehre und gar einen Kulturwandel des universitären Lernens
überhaupt.
Vorgesehen ist, dass die Universität Basel vorerst sechs Online-
Kurse als Pilotprojekte produziert, die anschliessend intern evalu-
iert werden sollen. Eine weitere Zahl mag zeigen, wie aufwendig
die Produktion der ersten Lehrgänge ist: Für die sechs Online-
Kurse produziert das Team des New Media Center im Studio und
in für den Lerninhalt relevanten Umgebungen allein rund 150 Vi-
deos mit den Dozierenden.
5312
Universität
diss:kurs
6 uniintern 02 / 15
Universität
Die Universität Basel setzt sich für den offenen elektroni-
schen Zugang zu den Publikationen ihrer Forschenden ein –
Stichwort: Open Access. Sie hat daher kürzlich eine interna-
tionale Stellungnahme unterschrieben, die sich gegen die re-
striktive Politik des Wissenschaftsverlags Elsevier wendet.
Das Prinzip des offenen elektronischen Zugangs zu den Publi-
kationen ihrer Mitarbeitenden wird von der Universität Ba-
sel seit Längerem unterstützt und gefördert – in der Überzeugung,
damit dem Wissenstransfer zu dienen und den Wirkungsgrad der
in ihren Einrichtungen geleisteten Forschung zu maximieren. Die
Universität ist Mitunterzeichnerin der «Berliner Erklärung über
den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen» von 2003 und
hat für die Open-Access-Publikationen ihrer Forschenden ein ei-
genes Repositorium eingerichtet: nämlich den Dokumentenser-
ver «edoc» an der Universitätsbibliothek (edoc.unibas.ch), der die
an der Universität Basel entstandenen wissenschaftlichen Publi-
kationen verzeichnet und einen dauerhaften Zugriff auf die Voll-
texte bietet.
Neue Regelung bei Elsevier
Einige Verlage stellen sich quer zu dieser Entwicklung und schrän-
ken die Urheberrechte der Autorinnen und Autoren derart ein, dass
Publikationen erst lange nach Erscheinen ohne Entgelt zugänglich
gemacht werden können. So führte Elsevier, der weltweit grösste
börsennotierte Wissenschaftsverlag, Ende April 2015 eine neue Re-
gelung zu den Autorenrechten in wissenschaftlichen Zeitschriften
ein. Danach dürfen Vollversionen von Artikeln des Verlags erst
nach Sperrfristen von bis zu 48 Monaten in Dokumentenservern
wie «edoc» frei zugänglich gemacht werden; bisher war hier das
freiwillige Hinterlegen ohne Sperrfrist erlaubt.
Die Neuerung bei Elsevier hat nun zur Folge, dass Publikationen
nur noch mit einer erheblichen Verspätung in Open-Access-Repo-
sitory von Universitäten veröffentlicht werden können. Aber nicht
nur das: Mit der geänderten «Sharing Policy» des Verlags erhöht
sich ebenso auch der Aufwand der rechtlichen Abklärungen, ab
wann die Publikationen freigeschaltet werden können – denn die
über 650 Zeitschriften des Verlags haben jeweils unterschiedliche
Sperrfristen.
Gegen die Neuregelung von Elsevier hat die Confederation of Open
Access Repositories (COAR) – eine internationale Vereinigung von
Hochschulen und wissenschaftlichen Bibliotheken, die sich für die
Etablierung von Open-Access-Repositorien einsetzt – ein Statement
Open Access: Universität Basel gegen Einschränkungen
Text: Christoph Dieffenbacher, [email protected]
verfasst. Darin wird der Verlag aufgerufen, seine Politik rückgän-
gig zu machen. Diese Stellungnahme wurde bisher weltweit be-
reits von über 280 wissenschaftlichen Institutionen und Organisa-
tionen sowie über 2600 Einzelpersonen unterzeichnet – Ende Sep-
tember 2015 auch von der Universität Basel.
Offener Zugang gefährdet
Das Rektorat sieht in der neuen Regelung von Elsevier eine Gefähr-
dung des Prinzips des offenen digitalen Zugangs und eine starke
Einschränkung der Autorenrechte, wie es zur Begründung fest-
hält. Sie erschwere das effektive Funktionieren der eigenen Open
Access Repository und laufe zudem auch den entsprechenden
Richtlinien des Schweizerischen Nationalfonds und der Europäi-
schen Union zuwider.
Wie Prof. Maarten Hoenen, Vizerektor Lehre & Entwicklung und
Präsident der Bibliothekskommission, sowie Felix Winter, Direk-
tor ad interim der Universitätsbibliothek, in einem internen E-Mail
schreiben, sind Forschende der Universität Basel, die in einem Edi-
torial Board einer Elsevier-Zeitschrift tätig sind, gebeten, die neue
«Sharing policy» des Verlags zu thematisieren. Es folgen Hinweise,
wie sich alternativ in etablierten Open-Access-Zeitschriften publi-
zieren lässt. ○
Freier Zugang zu Online-Publikationen gefordert: Lesesaal der Universitäts-bibliothek Basel.
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nive
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ri Po
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uniintern 02 / 15 7
Aus den Medien
Universität
● Deutsch lernen An der Universität Basel stu-
dieren viele junge Menschen aus dem Ausland.
Damit die fremdsprachigen Studenten auch
im Alltag gut zurechtkommen, bietet ihnen das
Sprachenzentrum der Uni einen aussergewöhn-
lichen Sprachkurs an. Die Studenten treffen
sich mit Basler Senioren, um Deutsch zu lernen.
(16.5.2015)
● Nebentätigkeiten Im August ist es so weit:
Die Universität Basel gewährt Einblick in die Ne-
bentätigkeiten der Professoren. Auf der Liste
werden die Verwaltungsrats- und Stiftungsrats-
mandate publiziert. Geheim bleiben weiterhin
berufliche Nebentätigkeiten wie Beratermandate
sowie die Höhe der Einkünfte (…). Im Grunde
genommen macht die Universität nichts anderes,
als ohnehin öffentlich zugängliche Informationen
zusammenzutragen. Verwaltungsratsmandate
können nämlich im Handelsregister eingesehen
werden. (11.7.2015)
● Ecuador-Projekt Die Titanwurz war in den
letzten Jahren mehrmals die grosse Attraktion
des Botanischen Gartens und spülte ordentlich
Geld in die Kassen. Mit diesem finanziert nun
der Basler Botaniker Heinz Schneider ein Projekt,
das ein Stück Urwald in Ecuador vor der Ab-
holzung bewahrt. (…) In Basel waren beim Fund-
raising rund 200 000 Franken zusammengekom-
men. Damit konnte auf der Pazifikseite des An-
denstaats beim Dorf Chical ein Gebiet von 200
Hektaren Urwald gekauft werden. (24.8.2015)
● Universität Baselland? Mit den um 25 Millio-
nen Franken reduzierten Mitteln könnte Baselland
mit seinem Anteil aus der Liquidation im günsti-
geren Baselbiet eine eigene Universität betrei-
ben, die etwa schweizerischen Durchschnitt reprä-
sentierte. Die um 25 Millionen reduzierten Mittel
entsprächen etwa dem heutigen Standard der
Universität Neuenburg – eine Universität, die
notabene regelmässig Bundesräte hervorbringt.
(17.9.2015)
Pensionskasse Basel-Stadt Neue Vorsorgelösung
● Für Angestellte der Universität Basel, die bei der Pensionskasse Basel-
Stadt versichert sind, ändert sich auf den 1. Januar 2016 die Vorsorgelö-
sung. Der wichtigste Punkt ist dabei die Umstellung vom sogenannten
Leistungsprimat auf das Beitragsprimat. Dieses beruht auf dem Konzept
eines Sparkontos, auf welches neben den Zinserträgen die Beiträge der
Arbeitnehmenden und Arbeitgeber fliessen. Bei Pensionierung wird das
Sparguthaben mit dem Umwandlungssatz in eine Rente umgewandelt.
Der Umwandlungssatz berücksichtigt die durchschnittliche Lebenser-
wartung und den langfristig zu erwartenden Zins.
Die paritätische Vorsorgekommission der Universität Basel hat dazu ei-
nen neuen Vorsorgeplan erarbeitet und diesen bereits im Frühsommer
2014 dem Universitätsrat unterbreitet. Darin ist vorgesehen, dass die bei-
den Trägerkantone einen bedeutenden Beitrag an diese Vorsorgelösung
leisten. Da aber die Parlamente der Trägerkantone noch nicht über diesen
Antrag abgestimmt haben und nicht mehr länger zugewartet werden
konnte, hat der Universitätsrat Ende September 2015 entschieden, die
durch die Umstellungskosten entstehende Lücke (vorerst) aus den Eigen-
mitteln der Universität Basel zu finanzieren. Auf Basis dieses Entscheids
konnte die Vorsorgekommission der Universität Basel zusammen mit der
Pensionskasse Basel-Stadt die Umstellungsmodalitäten – vor allem die
Besitzstandslösung – inzwischen definitiv verabschieden.
Mit den geplanten Änderungen werden für die bei der Pensionskasse
Basel-Stadt älteren Versicherten die Arbeitnehmerbeiträge an die Pensi-
onskasse höher ausfallen als bisher. Sie profitieren jedoch auch von einer
Besitzstandseinlage bei der Überführung in das neue Modell. «Die neue
Regelung verlangt von den betroffenen Arbeitnehmenden gewisse Opfer.
Wir sind jedoch überzeugt, dass die Vorsorgelösung unserer bei der Pen-
sionskasse Basel-Stadt versicherten Mitarbeitenden eine faire Lösung dar-
stellt», schreiben Rektorin Prof. Andrea Schenker-Wicki und Verwal-
tungsdirektor Christoph Tschumi. Die Universität Basel als Arbeitgeberin
leiste dazu ihren Beitrag, indem auch sie einen bedeutenden Teil der
anfallenden Kosten zur Linderung der Auswirkungen dieser neuen Rege-
lung übernehme.
Die bei der Pensionskasse Basel-Stadt versicherten Mitarbeitenden, die
jünger als 65 Jahre sind und nicht der Zahnmedizin angehören, haben
bereits eine Broschüre mit ausführlichen Informationen zur neuen Vor-
sorgelösung erhalten. Beigelegt wurde dem Schreiben auch ein persönli-
cher Vergleichsausweis. Weiter werden zwei Informationsveranstaltun-
gen durchgeführt, an denen die Vorsorgelösung vorgestellt und die Mög-
lichkeit gegeben wird, den Fachleuten Fragen zur Pensionskasse zu
stellen: am Dienstag, 10. November 2015 um 17.00 Uhr und am Mittwoch,
18. November 2015 um 18.15 Uhr (beide im Kollegienhaus, Hörsaal 102). ○
8 uniintern 02 / 15
Universität und Familie
Die Universität Basel möchte die Vereinbarkeit von Studium,
Beruf und Familie weiter fördern. Das geht über den Ausbau von Krippenplätzen weit hinaus: Wer hier studiert oder arbeitet, wird in Fragen rund um die
Arbeit in Universität und Familie durch einen eigenen Service unterstützt und beraten. Denn familienfreundliche Institutionen sind in vielen Punkten im Vorteil.
Fokus
uniintern 02 / 15 9
Laptop und Mittagstisch: Alena Blättler-Schwab, Doktorandin am Departement Geschichte, mit ihren vier Kindern.
10 uniintern 02 / 15
Studium, Beruf und Familie miteinander vereinbaren
Text: Patricia Zweifel, [email protected]
andern Firmen und Institutionen vor speziellen Herausforderun-
gen, da sich ihre Angehörigen aus sehr unterschiedlichen Gruppen
mit verschiedenen Bedürfnissen zusammensetzen. So haben Stu-
dierende ganz andere Erwartungen und Anliegen zur Vereinbar-
keit von Familie und Beruf als Verwaltungsmitarbeitende oder Pro-
fessorinnen und Professoren.
Eine Universität steht im Vergleich zu andern Firmen
und Institutionen vor speziellen Herausforderungen.
An der Universität Basel sind viele Stellen und Fachpersonen
in das Thema Familie involviert. Sie leisten einen essenziel-
len Beitrag zur Unterstützung der Vereinbarkeit von Stu-
dium, Beruf und Familie. Der Familienservice des Ressorts
Chancengleichheit ist dabei ein zentraler Anlaufpunkt bei
der Suche nach Informationen und Ansprechpartnern.
Der Student, der gerade Vater geworden ist, die Doktorandin,
die im Labor arbeitet und schwanger ist, oder der Verwal-
tungsangestellte, der sich seit Kurzem vermehrt um seine Mutter
kümmern muss: Auf der Website des Familienservices sind viele
nützliche Informationen und Wissenswertes zu Familie und Uni-
versität abrufbar. Zu finden sind ein erster Überblick und weiter-
führende Links zu den Fragen, die unter den Nägeln brennen. Bei
individuellem Beratungsbedarf steht das Ressort Chancengleich-
heit auch für ein Gespräch zur Verfügung.
Nicole Kälin, Leiterin des Ressorts, wünscht sich einen offeneren
und positiveren Umgang mit dem Thema: «Familie, das ist nicht
nur die Mitarbeiterin, die schwanger wird und dabei in den Augen
mancher einen administrativen Aufwand verursacht.» Damit die
Universität als familienfreundliche Arbeitgeberin wahrgenom-
men wird, brauche es mehr als Betreuungsplätze in der Uni-Krippe.
Andere Unternehmen und auch Hochschulen seien da bereits ei-
nige Schritte voraus. Eine Universität stehe aber im Vergleich zu
Fokus
Broschüre geplant
Schwangerschaft – wann und wem melden?
● Die Erfahrung zeigt, dass an der Universität Basel nicht alle
werdenden Mütter und Vorgesetzten wissen, wann eine Schwanger-
schaft gemeldet und wie dabei genau vorgegangen werden
soll. Diese Schritte sollen nun neu einheitlich geregelt und bekannt
gemacht werden.
Das Ressort Human Resources konzipiert derzeit mit dem Ressort
Chancengleichheit eine Broschüre für werdende Mütter und die
betreffenden Einheiten. Diese Publikation wird über sämtliche Ab-
läufe und Ansprechpersonen in solchen Fällen informieren. Zudem
soll die Vorlage einer Vereinbarung zum Wiedereinstieg von Müttern
überarbeitet und zusammen mit der Broschüre auf den Websites
der beiden Ressorts veröffentlicht werden.
Bedarfsanalyse im Kommen
Die Universitätsleitung hat sich kürzlich dieser Herausforderung
angenommen und eine Bedarfsanalyse in Auftrag gegeben, die im
Verlauf des Herbstsemesters 2015 durchgeführt wird. Die Umset-
zung erster konkreter Massnahmen ist auf 2016 geplant. Nicole
Kälin ist überzeugt, dass sich eine gezielte Untersuchung der aktu-
ellen Bedürfnisse lohnt: «Angesichts der begrenzten finanziellen
Mittel kann zwar nicht erwartet werden, dass sich die Universität
Basel innert kürzester Zeit in eine familienfreundliche Universität
mit Vorzeigecharakter wandelt. Aber wenn die Massnahmen mög-
lichst stimmig auf die Zielgruppen zugeschnitten werden, lässt
sich mit einem relativ geringen Aufwand viel erreichen.»
Denn man müsse zumindest versuchen, die Standards des interna-
tional hart umkämpften Markts um die besten Talente nicht ganz
aus den Augen zu verlieren, so Nicole Kälin: «Angebote im Bereich
der Familienfreundlichkeit werden mittlerweile oft besonders von
jenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vorausgesetzt,
die aus dem Ausland kommen oder Auslandserfahrung mitbrin-
gen.» Die Enttäuschung sei dann angesichts der Erfahrungen aus
anderen universitären Kontexten und der Erwartungen an das hie-
sige Angebot oft gross.
Wertewandel in Sachen Familie
Diese Beobachtung bestätigt sich in einer allgemein erkennbaren
Entwicklung: Seit einiger Zeit vollzieht sich ein Wertewandel in der
Vereinbarkeit von Studium, Beruf und Familie. Familie wird nicht
länger lediglich als Privatsache angesehen, sondern auch als gesell-
schaftliche Verantwortung verstanden – und damit auch als univer-
uniintern 02 / 15 11
sitäre Angelegenheit. So fordert etwa das in der Kantonsverfassung
Basel-Stadt verbriefte Recht, dass Eltern innert angemessener Frist
zu finanziell tragbaren Bedingungen eine familienergänzende Ta-
gesbetreuungsmöglichkeit für ihre Kinder angeboten wird.
Mit andern Unternehmen und Verwaltungen der Region ist die
Universität Basel Mitglied im Public Private Partnership «Familien-
freundliche Wirtschaftsregion Basel». Die Idee dahinter: Familien-
freundliche Regionen sind bei der Standortentwicklung im Vorteil.
Denn nur dorthin, wo sich Beruf und Familie gut vereinbaren las-
sen, werden qualifizierte Eltern angezogen. Im Wettbewerb um
Expertinnen und Experten sowie Fachkräfte ist dies ein wesentli-
cher Standortvorteil, was wiederum weitere positive Effekte hat.
Auch die Universität profitiert in mancher Hinsicht von einer pros-
perierenden Wirtschaftsregion: Finanzielles Wachstum, Koopera-
tionspartner oder Arbeitsmöglichkeiten für qualifizierte Partne-
rinnen und Partner von Universitätsangehörigen können aus die-
ser Basis hervorgehen.
Laut Nicole Kälin ist es daher wichtig, dass die Universität Basel als
moderne und attraktive Arbeitgeberin wahrgenommen wird. Es
lohne sich, Fachkräfte nicht nur nach Basel zu bringen, sondern
sie auch hier zu halten: «Personalsuche und Einarbeitung verursa-
chen einem Unternehmen Kosten. Eine familienfreundliche Per-
sonalpolitik trägt dazu bei, Wechsel zu verringern. Wenn wir als
Universität für eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf sor-
gen, können wir auf leistungsfähige, motivierte und loyale Mitar-
beiterinnen und Mitarbeiter zählen.»
Eine Studie, die vor einigen Jahren in Basel durchgeführt wurde,
zeigt, dass Unternehmen, die familienfreundliche Massnahmen
konsequent umsetzen, eine zusätzliche Rendite von 8 Prozent er-
wirtschaften. Ausschlaggebend ist dabei vor allem, dass Frauen
nach dem Mutterschaftsurlaub häufiger ins Unternehmen zurück-
kehren und ihr Know-how weiterhin einbringen. Dies spart auch
Kosten für die Suche und die Einarbeitung von Ersatzkräften. Zu-
dem können Eltern von kleinen Kindern oder Arbeitnehmende mit
andern Betreuungspflichten ihre Berufs- und Qualifikationslauf-
bahn fortsetzen, weiterentwickeln und sich auch für höhere Posi-
tionen qualifizieren.
Auch wenn sich ein stetiger, aber langsamer Wandel abzeichnet,
dass sich immer mehr Männer an den Familienaufgaben beteili-
gen: Die Hauptverantwortung und Belastung liegt häufig noch
überproportional bei den Frauen. Interessant dabei ist, dass die
Familiengründung einen positiven Einfluss auf die Laufbahn von
Männern hat, da sie vom Arbeitsumfeld in ihrer Vaterschaft als
fortschrittlich und engagiert wahrgenommen werden. Sie über-
nehmen Verantwortung und scheinen Führungskompetenzen auf-
zuweisen. Bei Frauen hingegen tritt bei der Familiengründung
eher eine Verlangsamung der Karriere ein: Sie werden durch ihre
Mutterschaft als weniger ehrgeizig und fokussiert auf ihr berufli-
ches Vorankommen eingeschätzt.
Besonders die Postdoc-Phase ist entscheidend: Universitäten
verlieren hier immer wieder hochqualifizierte Wissenschaftlerinnen.
Förderlinie stay on track
Besonders die Postdoc-Phase ist entscheidend, wenn es gilt, sich für
den Sprung auf eine Professur zu qualifizieren. In diesem Moment
verlieren jedoch Universitäten über Fakultäten und Fachbereiche
hinweg immer wieder hochqualifizierte Wissenschaftlerinnen.
Ein Grund dafür liegt in der grossen Herausforderung, wenn Fami-
liengründung und die eigenständige Etablierung im Wissen-
schaftsbetrieb zusammenfallen. Hier setzt die Förderlinie stay on
track der Universität Basel an: Sie richtet sich an fortgeschrittene
Akademikerinnen in der frühen Phase einer Mutterschaft. Tempo-
rär begrenzte, gezielte Entlastungsoptionen dienen als Unterstüt-
zung, damit sie sich trotz der neuen Herausforderung auf die For-
schung konzentrieren können.
In solchen Fällen berät das Ressort Chancengleichheit Interessent-
innen über den idealen Zeitpunkt der Gesuchseingabe und Reali-
sierung einer der wählbaren Entlastungsoptionen. Die hohe posi-
tive Resonanz der Geförderten zeigt, dass in dieser entscheidenden
Qualifikationsphase grosser Bedarf besteht. Die Unterstützung des
wissenschaftlichen Nachwuchses dann, wenn Familienaufgaben
und zeitlich befristete Qualifikationszeit zusammenfallen, ist
selbstverständlich auch auf der Stufe des Doktorats wichtig. Hier
entwickelt das Ressort Chancengleichheit ebenfalls Konzepte, um
zukünftig Mütter und Väter mit Familienaufgaben im Hinblick auf
den Abschluss ihrer Dissertation gezielt zu unterstützen.
Projekte in den Fakultäten
Vereinbarkeit von Familie und Universität beschäftigt nicht nur die
zentralen Einheiten. Auch die laufenden fakultären Projekte, die
vom Ressort Chancengleichheit im Rahmen seines Aktionsplans
unterstützt werden, zeigen die fakultätsübergreifende Brisanz des
Themas: Von den sieben geförderten Projekten widmen sich mehr
als die Hälfte der Vereinbarkeit in ganz unterschiedlichen Facetten.
Die Medizinische, die Wirtschaftswissenschaftliche, die Philoso-
phisch-Naturwissenschaftliche und die Philosophisch-Historische
Fakultät loten hier verschiedene Perspektiven aus, von einem Pilot
zur Vereinbarkeit von Forschung und Klinik, von Konzepten für
Professuren mit Betreuungspflichten, einem Feriencamp für Kin-
der von Uni-Angehörigen bis hin zu Forschungen im Spannungs-
feld von Exzellenz und Vereinbarkeitsentwürfen. Nicole Kälin er-
wartet für Ende 2016 einen spannenden Rückkopplungseffekt die-
ser fakultären Vorstösse auf die gesamte Universitätskultur.
Fokus
Fortsetzung auf Seite 12
12 uniintern 02 / 15
Fokus
Für ein erweitertes Verständnis
Um für die Vereinbarkeitsthematik zu sensibilisieren und sich als
familienfreundliche Universität etablieren zu können, muss Fami-
lie im universitären Alltag sichtbar sein. Der Aktionsplan Chan-
cengleichheit der Universität Basel sieht beispielsweise vor, in der
Mensa eine Familienecke einzurichten oder ein spezielles Menü
für Kinder zu einem symbolischen Preis anzubieten. Weiter könn-
ten etwa vereinzelt Still- und Ruhezimmer eingerichtet oder zu-
mindest die Anzahl der Wickeltische an der Universität erhöht
werden – deren Anzahl hält sich hartnäckig bei einem einzigen.
Denkbar wären auch spezielle Arbeitsplätze, an die Mitarbeitende
oder Studierende kurzfristig Kinder mitbringen können.
Paare, die ihre akademische Laufbahn gemeinsam verfol-
gen, ohne auf eine Familie verzichten zu wollen, erhalten an
der Universität Basel Unterstützung. Das «Welcome Center»
berät sie hier in verschiedenen Fragen. Doch in der Praxis
stehen zahlreiche Hürden im Weg, bis es etwa zu einer Dop-
pelberufung kommt.
Tanja Popović ist promovierte Historikerin, hat neben Studium
und Dissertation Zuzüglern und Touristen die Region um Ba-
sel nähergebracht und arbeitet nach Jahren in der Entwicklungs-
zusammenarbeit wieder an der Universität Basel – sie kennt die
Region nicht nur bestens, sondern auch den Blick darauf von aus-
sen. Seit gut einem Jahr leitet sie das «Welcome Center». In ihr
Büro im Kollegienhaus kommen neue Angehörige und Gäste der
Universität, und sie unterstützt sie bereits vor ihrer Ankunft und
in den ersten Wochen ihres Aufenthalts. Tanja Popović zeigt Wege
zu den Einrichtungen und Dienstleistungen der Universität, in-
formiert über Formalitäten rund um die Anmeldung oder wenn
es darum geht, eine Wohnung zu finden.
Gefragte Hochqualifizierte
Zu ihrer Beratungstätigkeit gehört der «Dual Career Service»: Tanja
Popović betreut hochqualifizierte Paare, bei denen oft beide Part-
ner eine wissenschaftliche Karriere ansteuern. «Typisch für sie ist,
dass sie sich stark mit ihrem Beruf identifizieren und sehr enga-
giert sind», sagt sie. Diese Paare würden zudem gerne möglichst an
der gleichen Universität oder an einer nahe gelegenen Hochschule
arbeiten. Denn ausgewiesene Forschende gelten je nach Fachgebiet
international als sehr gefragt und können häufig aus mehreren
Angeboten wählen. Tanja Popović: «Während man früher vor allem
aus Gleichstellungsgründen mehr Frauen den Weg in die Hoch-
schullaufbahn ebnen wollte, sind Dual-Career-Massnahmen gene-
rell wichtig für die Rekrutierung geworden.»
Denn Dual-Career-Paare planen neben dem Beruflichen auch soge-
nannte weiche Faktoren wie Stellenmöglichkeiten für den mitzie-
henden Partner und Kinderbetreuung ein – und sie sind je länger,
desto weniger bereit, auf ein halbwegs normales Privatleben zu
Dual Career Förderung mit Tücken
Text: Christoph Dieffenbacher, [email protected]
Familienfreundlichkeit bedeutet angesichts des demografischen
Wandels, möglichst gute Rahmenbedingungen nicht nur für Eltern
zu schaffen, sondern auch für jene, die Pflegeverpflichtungen ge-
genüber Angehörigen wahrnehmen. Hier wäre es wünschenswert,
durch flexible Instrumente wie Home-Office und lebensphasenbe-
zogene Arbeitsmodelle die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu
gewährleisten. Ebenso wie sich das Thema Familie nicht auf die
klassische Situation junger Eltern mit Kleinkindern verkürzen
lässt, darf nicht vergessen werden, dass eine umfassende Work-
Life-Balance auch Hobbies und Sport oder soziales und politisches
Engagement mit berücksichtigen sollte. Der Universität Basel ste-
hen auch hier viele Wege offen, um sich zukünftig als fortschritt-
liche und wettbewerbsfähige Institution zu behaupten. ○
www.unibas.ch/familie Patricia Zweifel ist im Ressort Chancengleichheit der Universität Basel für den Familienservice, die Öffentlichkeitsarbeit und das Karriereprogramm antelope zuständig.
Fortsetzung von Seite 11
Fortsetzung auf Seite 14
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Per Trottinett zur Arbeit und in die Schule: Dr. Birgit Müller, Leiterin des Career Service Center, mit ihren drei Buben auf morgendlicher Fahrt.
14 uniintern 02 / 15
Fokus
Fortsetzung von Seite 12
verzichten. Was sie vermeiden wollen, ist etwa, als Kompromiss
zulasten der Familie an zwei verschiedenen Orten weit entfernt
voneinander zu leben. Oder auch, dass ein Partner nachzieht und
hier eine Stelle annehmen muss, für die er oder sie überqualifiziert
ist – ob nun mit oder ohne Kinder.
Akademikerinnen häufiger Singles
Die Zahlen zeigen, dass in der Schweiz tatsächlich Bedarf besteht:
Nach einer Umfrage von 2011 – erschienen im letzten Evaluations-
bericht des Bundesprogramms Chancengleichheit – leben hierzu-
lande 38% der Akademiker und Akademikerinnen in einer Partner-
schaft, in der beide sehr gut ausgebildet sind, Frauen (45%) etwas
häufiger als Männer (32%). Etwas mehr als ein Drittel aller Akade-
mikerpaare hat mindestens ein Kind. Bei mehr als der Hälfte der
Doppelkarrierepaare arbeitet einer nicht in der Wissenschaft, son-
dern etwa in der Privatwirtschaft oder Verwaltung. Und: Frauen
in der Wissenschaft sind häufiger Singles, und sie bleiben öfter
kinderlos als ihre männlichen Kollegen.
Private Unternehmen haben die Bedürfnisse von Akademikerpaa-
ren seit Längerem erkannt und bieten mitkommenden Partnern
eine Reihe von Dienstleistungen an. Sie helfen ihnen etwa dabei,
eine adäquate Stelle zu finden und sich am neuen Ort besser ein-
zuleben. Dies tun seit einigen Jahren zunehmend auch die Hoch-
schulen. Ausgehend von den USA, wo diese Art Dienstleistung in-
zwischen weit ausgebaut ist, verstärkt sie sich nun auch in Europa.
An der Universität Basel hat das Interesse jedenfalls stark zuge-
nommen: «Heute erhalten wir bei jeder zweiten ausgeschriebenen
Professur Anfragen zum Thema ‹Dual Career›», sagt Tanja Popović.
Sie unternimmt jeweils Recherchen und Abklärungen und macht
Beratungen für den mitziehenden Partner, zunächst noch in der
Bewerbungsphase für eine frei werdende Professur, noch bevor es
überhaupt zu einer Anstellung kommt. Die häufigsten Fragen sind
neben einer möglichen Anstellung, wie es mit den Angeboten in
Sachen Kinderbetreuung, Schulen, Spracherwerb und Weiterbil-
dung aussieht. In den meisten Fällen geht die Suche nach potenziel-
len Arbeitgebern für den Partner über die Universität hinaus – mög-
lich sind hier andere Universitäten, Fachhochschulen, die Privat-
wirtschaft oder gar die berufliche Selbständigkeit.
Seltene Doppelberufungen
Ganz selten kommt es dazu, dass zwei Professuren in einer Dop-
pelberufung mit einem Paar besetzt werden. Prof. Sonja Hofer und
Prof. Thomas Mrsic-Flogl, die seit 2013 am Departement Biozent-
rum je eine Forschungsgruppe leiten, sind ein solches Ehepaar. Sie
erforschen, wie das Gehirn Reize aus der Umwelt aufnimmt und
wie sich Schaltkreise im Gehirn bilden, und tun dies sozusagen
Labor an Labor, teilweise auch mit gemeinsamen Publikationen.
Ihre Professuren wurden zufälligerweise gleichzeitig vakant.
Sonja Hofer und Thomas Mrsic-Flogl wollen in erster Linie als ei-
genständige, qualifizierte Forschende wahrgenommen werden –
und nicht einfach als Paar in der Wissenschaft. Die Förderung von
Doppelkarrieren könne für Aussenstehende einen etwas schalen
Nebengeschmack haben, meint Sonja Hofer. Es sehe jeweils so aus,
als ob der zweite Partner nur aus Goodwill angestellt worden sei.
Doch: «Wir haben unsere Stellen am Biozentrum bekommen, weil
wir gute Forschung machen.»
Auch auf tieferen Stufen als einer Professur gibt es an der Univer-
sität Basel nur wenige vermittelte «Dual-Career»-Paare. Manchmal
scheiterten die Bemühungen, und das aus verschiedenen Gründen,
sagt Tanja Popović, und erzählt von einigen solchen Fällen: So stel-
len sich die Erwartungen mancher Paare als zu anspruchsvoll he-
raus, ein Stellenangebot passt nicht genau zur Ausbildung des Part-
ners oder die angebotenen Stellenprozente sind nicht attraktiv ge-
nug. Oder auch: Eine angestrebte Berufung kommt gar nicht
zustande, wenn absehbar wird, dass es für den Partner zu schwie-
rig wird, Anschluss zu finden. Als am erfolgreichsten bei Doppel-
karrieren gelten die Medizinische Fakultät und das Universitäts-
spital, da hier der Bedarf nach Spezialisten, auch aus dem Ausland,
sehr hoch ist.
Emotionales spielt mit
«In der Stellenvermittlung tun wir zugunsten von ‹Dual-Career›-
Paaren, was wir können», sagt Tanja Popović, «doch die Universität
kann ihnen natürlich keine Anstellung garantieren.» Am besten
liesse sich ihre Beratungstätigkeit als «Auslotung der beruflichen
Anschlussoptionen» umschreiben. Oft biete sie den Paaren einfach
einen «Reality check» über ihre Möglichkeiten, da viele die schwei-
zerischen und regionalen Besonderheiten wenig kennen: «Doch die
Grenzlage bietet hier manchmal unerwartete Chancen.» Eine
Schwierigkeit bei der Beratung sei auch, dass bei Paaren mit Dop-
pelkarriere-Wünschen immer auch Emotionen mitspielen. So kann
es etwa belastend für eine Beziehung sein, wenn die Frau besser
qualifiziert sei und grössere Karrierechancen habe als der Mann.
Gibt es Pläne für die Zukunft des «Dual Career Service»? Nach Tanja
Popovićs Ansicht könnte das Angebot noch ausgeweitet werden,
zum Beispiel auf die Stufe von Postdocs, da hier eine zentrale Wei-
chenstellung in Sachen wissenschaftlicher Karriere erfolge. Post-
doktoranden und -doktorandinnen seien nämlich in einem Alter,
in dem das Thema Familienplanung sehr aktuell ist. Zudem könn-
ten die «Dual-Career»-Bemühungen zwischen den Abteilungen,
jene zu andern Hochschulen und zur Wirtschaft intensiviert wer-
den, ebenso die Zusammenarbeit mit den Eucor-Universitäten am
Oberrhein (Freiburg, Strassburg, Mulhouse/Colmar und Karls-
ruhe). ○
uniintern 02 / 15 15
Täglich elf Stunden offen: Uni-Kinderkrippe an der Herbergsgasse nahe der Universität.
16 uniintern 02 / 15
Fokus
Den Raum erkunden: Kinder in der Uni-Kinderkrippe in Basel.
uniintern 02 / 15 17
Kinderbetreuung für Universitätsangehörige – das Team der
Uni-Krippe an der Herbergsgasse bietet den Kleinsten mit
viel Freude und Fürsorglichkeit jeden Tag ein volles Pro-
gramm. Die Krippe kommt dabei den Eltern entgegen: mit
ungewöhnlichen Öffnungszeiten und der Möglichkeit, die
Kinder auch stundenweise betreuen zu lassen. Mütter kön-
nen auch zum Stillen vorbeikommen.
Durch die geschlossene Tür hindurch ist lautes Babygeschrei zu
hören. «Könntest du bitte nach Noah sehen?», fragt Betreuerin
Fabienne Gonzenbach die Praktikantin Jeannine Meury. Während
diese im Babyzimmer verschwindet und das Weinen langsam ver-
ebbt, behält die Fachfrau die neun Monate alte Martha im Auge, die
gerade versucht, sich an einem Stuhl hochzuziehen. Hört Fabienne
Gonzenbach wirklich dem Schreien an, wer da gerade unglücklich
ist? Ja, meint sie: «Jedes Kind klingt anders, und mit etwas Erfah-
rung hört man die Nuancen deutlich.» Ihre dreijährige Lehre zur
«Fachfrau Betreuung Kinder» hat sie in der Uni-Kinderkrippe in Ba-
sel absolviert und sich dabei die Erfahrung angeeignet.
Trend zu reduzierten Pensen
In der Uni-Krippe arbeiten neben Fabienne Gonzenbach fünf ge-
lernte Fachfrauen, vier Lernende, eine Praktikantin und ein Prak-
tikant. Von morgens um 7.30 Uhr bis abends um 18.30 Uhr betreuen
sie die Kinder von Studierenden und Mitarbeitenden der Universi-
tät Basel. Diese eher späten Öffnungszeiten gehören zu den weni-
gen Unterschieden zu andern Krippen, erzählt Leiterin Katrin Yük-
sel im Gespräch: «Die Uni-Eltern müssen meist nicht so früh unter-
wegs sein wie Mütter und Väter, die ihre Kinder in eine andere
Krippe bringen.» Als weiteren Unterschied gibt es für Eltern hier
auch die Möglichkeit, sein Kind für die Dauer einer Vorlesung, ei-
ner Prüfung oder ein paar ungestörter Lernstunden betreuen zu
lassen – eine Option, die immer stärker genutzt wird.
Generell gehe aber der Trend hin zu reduzierten Betreuungspensen,
sagt die Leiterin der Uni-Krippe. Nur vereinzelt seien Kinder von
Universitätsangehörigen die ganze Woche über da – das Durch-
schnittspensum beträgt wöchentlich zwei bis drei Tage. «Eltern ge-
ben bei der Anmeldung meist mehr Bedarf an, aber bis sie dann den
Platz in Anspruch nehmen können, haben sie sich oft schon sonst-
wie organisiert und verbringen lieber mehr Zeit mit ihren Kindern.»
So können zwar mehr Familien vom Angebot der Kinderkrippe pro-
fitieren, doch die häufig wechselnde Zusammensetzung der Grup-
pen sei für die Betreuungspersonen deutlich anspruchsvoller.
Anspruchsvoller werde die Betreuung und Förderung auch da-
durch, dass in der Uni-Krippe vermehrt Kinder unter 18 Monaten
betreut werden. «Babys in diesem Alter machen etwa eineinhalb
Ein Ort zum Spielen und Stillen Text: Yannik Sprecher, [email protected]
Krippenplätze aus – sie haben ihren eigenen Rhythmus und brau-
chen deshalb eine andere Aufmerksamkeit», sagt Katrin Yüksel.
Einige Mütter nutzen die Nähe zum Kollegienhaus am Petersplatz,
um kurz zum Stillen vorbeizukommen – ebenfalls eine Besonder-
heit der Uni-Krippe.
Bastelraum und Spielterrasse
Aufgeteilt in drei Gruppen – die «Tiger», die «Zottelbären» und die
«Füchse» – verbringen die Kinder im Alter zwischen zwei Monaten
und sechs Jahren den Tag mit einem abwechslungsreichen Pro-
gramm. Wann immer es den Kleinen zumutbar ist, geht es mit ih-
nen täglich an die frische Luft. «In allen Krippen wird versucht, mit
den Kindern möglichst viel nach draussen zu gehen. Doch mir
scheint, dass das Thema den Uni-Eltern noch etwas wichtiger ist als
anderswo», meint Katrin Yüksel. Lässt das Wetter keine Ausflüge zu,
stehen der neu eingerichtete Bastelraum und die Dachwohnung mit
der grossen Spielterrasse zur Verfügung. Beide Räume werden vor
allem von den etwas älteren «Tigern» genutzt, um dort in Ruhe an-
spruchsvolleren Spielen und Bastelarbeiten nachgehen zu können.
Bei den «Zottelbären» geht es darum, die Kinder altersentspre-
chend zu fördern, da dort die Altersspanne etwas grösser ist. Neben
dem Wickeln und Füttern schaffen die Betreuerinnen spannende
und altersgerechte Aktivitäten: Sie singen, basteln, spielen mit ih-
nen, geben ihnen Anreize, Neues zu probieren, und unterstützen
sie beim Selbständigwerden. Gerade muss die äusserst aktive Mar-
tha wieder an einem freudigen Fluchtversuch gehindert werden,
bevor sie kurz darauf von ihrer Mutter abgeholt wird. Karoline
Oehme ist Postdoktorandin am Fachbereich für Kulturwissen-
schaft und europäische Ethnologie und hält die Uni-Krippe für ein
ideales Angebot. Schon ihre ältere Tochter wurde hier vor dem
Kindergarten halbtags betreut, während Karoline Oehme am Na-
tionalfondsprojekt «Broadcasting Swissness» arbeitete. «Die Nähe
der Krippe zur Universität ist enorm praktisch. Und zur Eingewöh-
nung der Kinder gibt es sogar die Möglichkeit, dass Eltern im Lei-
terinnenzimmer arbeiten können, um in der Nähe des Kindes blei-
ben zu können», sagt die Kulturwissenschaftlerin.
Der Grossteil der «Zottelbären» nutzt die Mittagspause in der
Krippe, ihrem Alter entsprechend, zum Schlafen. Martha und die
beiden andern mehr oder weniger wachen Kinder hätten schon
während des Ausflugs am Vormittag ein Nickerchen gemacht, er-
zählt Fabienne Gonzenbach. Die Arbeit in der Krippe macht allen
Betreuerinnen sichtlich Spass. Das sagt auch Jeannine Meury, die
hier erst vor zwei Monaten ihr Praktikum begonnen hat. «Es ist
sehr spannend, mit den Kindern zu arbeiten. Jeder Tag ist anders»,
sagt die 16-Jährige, und: «Es gefällt mir wahnsinnig gut hier.»
Fokus
Fortsetzung auf Seite 18
18 uniintern 02 / 15
Vögel und Baustellen
Auch Katrin Yüksel ist es in ihrem Job wohl. Während eines Prak-
tikums für ihr Studium zur Sozialpädagogin entdeckte sie die
Freude an der Kinderbetreuung und konnte dort direkt nach dem
Abschluss anfangen. Neben administrativen Tätigkeiten ist sie An-
sprechperson für Fragen und Anliegen der Eltern, plant und orga-
nisiert Anlässe und zeigt Interessierten im Rahmen von Krippen-
führungen die Einrichtung. Mit dem Team evaluiert sie regelmäs-
sig die geleistete Arbeit und erarbeitet pädagogische Themen. Sie
achtet darauf, regelmässig in den Gruppen präsent zu sein, um den
Kontakt zur Gruppe und zum Alltag mit den Kindern nicht zu ver-
lieren. Dabei kann sie Theorie und Praxis verknüpfen und sieht,
wo sich Strukturen bewähren oder wo Veränderungen nötig sind.
Seit Kurzem gibt Katrin Yüksel Weiterbildungskurse für Fach-
frauen Betreuung. Zurzeit jagt zwar ein Termin den anderen, den
Spass verdirbt ihr das aber nicht: «Die Arbeit ist äusserst vielfältig
und durch die Möglichkeit, in den Kursen mein Wissen weiterge-
ben zu können, noch interessanter geworden.»
Bei ihren Ausflügen und Exkursionen können die Kinder der Uni-
Krippe Vögel beobachten oder Baustellen anschauen gehen, sie
werden in den Zoo geführt oder spielen auf dem Petersplatz. Akti-
vitäten, die direkt etwas mit der Universität zu tun haben, gab es
bisher noch nie. Auch sonst seien die Kleinen wenig beeinflusst
und beeindruckt von den akademischen Karrieren ihrer Eltern:
«Dazu sind sie natürlich noch zu jung», sagt Katrin Yüksel.
Ein Haus für Kinder und Gäste
Die Krippe selbst unterhält ebenfalls wenig direkte Kontakte zur
Universität. Lediglich mit dem Leiter der Sozialberatung, Gaudenz
Henzi (siehe Seite 19), bespricht sich Katrin Yüksel regelmässig.
Denn die Sozialberatung der Universität trifft die Vorabklärungen
bei Eltern, die sich für einen Betreuungsplatz interessieren, und
definiert die Kosten. «Zweimal im Jahr trifft sich die Krippe-Kom-
mission der Universität. Diese vertritt Elterninteressen gegenüber
dem Rektorat und ist zuständig für die Regelung von Ausnahmen
bei der Vergabe von Krippenplätzen», erzählt die Leiterin.
Eine weitere Verbindung der Krippe zur Universität findet sich
noch: Zwischen der Spielterrasse im Dachgeschoss und den Räu-
men im Erdgeschoss und ersten Stock der Liegenschaft befinden
sich zehn Wohnungen für Austauschstudierende und Gäste der
Universität. Das Nebeneinander der Generationen funktioniert
bestens, denn die beiden Parteien laufen sich während eines Krip-
pentages gegenseitig kaum über den Weg. ○
«familea» mit pädagogischem Konzept
Sozialkompetenz und Autonomie
● Die Uni-Krippe an der Herbergsgasse 1 in Basel bietet
32 Plätze, die auf drei Gruppen verteilt sind, wobei jeder Gruppe
zwei Räume zur Verfügung stehen. Das Alter der betreuten
Kinder reicht von zwei Monaten bis zum Schuleintritt. Geführt
wird sie von «familea», die in der Region Basel neben Kinder-
heimen und Sozialberatung auch Kindertagesstätten für Firmen
wie Novartis und Roche und den Kanton Basel-Stadt anbietet
und überall dasselbe pädagogische Konzept anwendet.
In den heute 31 Kindertagesstätten in Basel-Stadt, Baselland
und im Aargau mit über 1400 Plätzen steht dabei die Eigen-
ständigkeit jedes einzelnen Kindes im Vordergrund. Die indi-
vi duelle Betreuung und Förderung durch freies Spiel und
Gruppenaktivitäten sind die Grundlage für vielfältige Lern- und
Entwicklungschancen, wie es im Konzept heisst. Ziel dabei
ist die Entwicklung der sozialen Kompetenz, Eigenverantwortung
und Autonomie jedes Kindes. «familea», ehemals «Basler
Frauenverein am Heuberg», bietet seit 1901 Hilfe unter anderem
in der Kinderbetreuung an und gehört inzwischen mit 640 Mit-
arbeitenden zu den grössten sozialen Institutionen in der Region.
www.familea.ch
Fortsetzung von Seite 17
Fokus
Gemeinsames Znüni in der Uni-Kinderkrippe.
uniintern 02 / 15 19
Studieren mit Kind ist nicht einfach –
bei Bedarf unterstützt die Sozialbera-
tung die Studierenden der Universität.
Dieser Dienst organisiert unter ande-
rem die Plätze der Uni-Kinderkrippe.
Hier hat sich die Nachfrage in den letz-
ten Jahren verändert, wie Leiter Gau-
denz Henzi erläutert.
Wie stark beschäftigt sich die Sozialberatung mit
studierenden Eltern?
Wir informieren vor allem über Fragen
der Ausbildungsfinanzierung und haben
es dabei auch immer wieder mit Studie-
renden zu tun, die Kinder haben. Oft ar-
beitet aber ein Elternteil hauptberuflich
und kann das ganze Familienbudget be-
streiten. Die grösste Unterstützung brau-
chen nach wie vor alleinerziehende Stu-
dentinnen – ihnen können wir regelmäs-
sig helfen. Der Anteil von Studierenden
mit Kind ist in unserer Beratung aber ins-
gesamt eher klein.
Dafür vermitteln Sie in erster Linie die Plätze der
Kinderkrippe, die auch den übrigen Angehörigen
der Universität offensteht. Das zentral gelegene
Haus mit 32 Vollplätzen wurde vor 17 Jahren er-
öffnet und war vom ersten Tag an ausgebucht. Ha-
ben sich seither die Bedürfnisse der Eltern verän-
dert?
In den ersten Jahren wurden die Kinder in
der Regel an zwei bis drei Wochentagen
Kinderkrippe «Lange Wartezeiten sind vorbei»
Interview: Christoph Dieffenbacher, [email protected]
Fokus
Gaudenz Henzi, Leiter der Sozialberatung.
oder mehr betreut, später nahm die Nach-
frage nach kleineren Pensen zu. Nachdem
die Anfragen und Wartezeiten lange kon-
stant und überschaubar gewesen waren,
wuchs 2009 bis 2011 das Interesse ziem-
lich stark: Die Warteliste umfasste zeit-
weise über 100 Namen von Kindern, de-
ren Eltern sich entsprechend lange gedul-
den mussten. In dieser Lage suchte die
Verwaltungsdirektion nach Möglichkei-
ten für eine Erweiterung und trieb ein
Ausbauprojekt der Kinderkrippe relativ
weit voran.
Und dann gingen die Anmeldungen und die War-
tezeiten plötzlich zurück – warum?
Der Kanton Basel-Stadt baute in dieser
Zeit sein Krippenangebot stark aus und
setzte damit seinen gesetzlichen An-
spruch um, allen Kindern einen Krippen-
platz anzubieten. Eltern haben das Recht
auf eine familienergänzende Tagesbe-
treuung, die finanziell tragbar ist und den
Bedürfnissen ihrer Kinder entspricht. Zu-
sätzlich wurden in der ganzen Region
viele private Krippen eröffnet. Die langen
Wartezeiten in der Uni-Kinderkrippe sind
heute jedenfalls vorbei.
Gab es in der Geschichte der Krippe auch Neuerun-
gen in der Kinderbetreuung?
Ja, einige. So führten wir bereits 2006 eine
Betreuung auch für einzelne Stunden
oder Halbtage ein – wenn die Eltern etwa
an Tagungen reisen oder sonst vorüberge-
hend nicht zur Verfügung stehen. Ich ma-
che hier gerne Werbung, dieses unkom-
plizierte Angebot der Stundenbetreuung
noch mehr zu nutzen.
Hat sich in den letzten Jahren etwas in der Zusam-
mensetzung der Eltern geändert?
Es gibt einige Tendenzen. Seit 2008 stieg
etwa der Anteil von Eltern aus dem Mit-
telbau – Doktorierenden, die oft von aus-
wärts kommen – von 26% auf 43% an. Da-
gegen nahm die Nachfrage des administ-
rativen und technischen Personals der
Universität ab: von 31% auf 15%. Dies ver-
mutlich, weil diese Eltern eine Krippe im
Quartier oder in ihrem Wohnort gefunden
haben. Nach wie vor besuchen die Krippe
meistens Kinder von Müttern, die an der
Universität arbeiten oder studieren – doch
ihr Anteil hat von 82% auf 54% abgenom-
men, während jener der Väter von 4% auf
22% gewachsen ist. Und: Der Anteil Kin-
der, deren beide Eltern Uni-Angehörige
sind, hat sich auf 24% verdoppelt.
«In Basel-Stadt haben Eltern das Recht
auf eine familienergän-zende Tagesbetreuung, die finanziell tragbar
ist und den Bedürfnissen ihrer Kinder entspricht.»
Wie geht die Krippe mit dem möglichen Problem
des mangelnden Interesses um?
Sollte die Krippe einmal nicht voll ausge-
lastet sein, können wir uns vermehrt öff-
nen und auch Kinder von Eltern aus asso-
ziierten Institutionen aufnehmen, zum
Beispiel aus dem Swiss Tropical and Pub-
lic Health Institute oder dem Friedrich-
Miescher-Institut. Es ist immer noch un-
ser Ziel, einen neuen Standort mit Garten
und Spielmöglichkeiten im Freien zu fin-
den, der aber an zentraler Lage sein und
Ausbauoptionen bieten müsste. Weil die
Nachfrage nach Betreuungsplätzen ge-
sunken ist, ist dieses Projekt allerdings im
Moment weniger dringlich. ○
20 uniintern 02 / 15
Die Universität Basel hält ein grosses
Angebot für alle Kinder und Jugendli-
chen bereit, die Lust haben, sich mit
Forschung und Wissenschaft zu befas-
sen. Eine Auswahl.
Kinder-Uni Basel
● Mit den Vorlesungen der Kinder-Uni will
die Universität Basel seit 2004 die Jüngsten
mit der Welt der Wissenschaft vertraut ma-
chen. Interessierte Kinder können dabei ei-
nen Blick hinter die Kulissen einer Univer-
sität werfen. Willkommen sind alle neugie-
rigen und wissensdursti gen 8- bis 12-Jährigen
aus der Region, die sich zuvor angemeldet
haben. Das Angebot ist kostenlos. Die Kin-
der erhalten einen Ausweis und einen Vor-
lesungsschein, den sie vor dem Hörsaal ab-
stempeln können.
http://kinderuni.unibas.ch
KidsLab
● Das KidsLab soll Kindern zwischen 6 und
13 Jahren einen altersgerechten, spannen-
den und spielerischen Zugang zu wissen-
schaftlichen Themen ermöglichen. Es wird
experimentiert, gebastelt, gespielt und nach
Herzenslust diskutiert … Die Teilnahme ist
kostenlos, erfordert aber eine Anmeldung.
Die Kinder werden von einem Kernteam von
fünf bis sechs Mitarbeiterinnen geleitet und
unterstützt.
www.cafe.unibas.ch/kidslab
Saturday Morning Physics
● Wer mehr über moderne Physik erfahren
möchte, kann bei «Saturday Morning Phy-
sics» fündig werden. An zwei Samstagen im
Jahr stellt das Departement Physik Themen
aus der Physik anschaulich vor, und zwar
für Schülerinnen und Schüler von Gymna-
sien ab 14 Jahren. Die Veranstaltungen
beginnen mit einem Vortrag, worauf ein
praktischer Teil mit Demonstrationsexperi-
menten, Laborbesichtigungen und Compu-
tersimulationen folgt. Wer teilgenommen
hat, erhält ein Diplom und kann einen Wett-
bewerbspreis gewinnen.
https://physik.unibas.ch/smp
Botanische Expeditionen
● Pflanzen entdecken und erforschen, in
der Stadt und in den Alpen: Der Botanische
Garten der Universität Basel bietet öffentli-
che und kostenlose Feierabendführungen
an. Führungen speziell für Kinder, Schulen
und Familien organisiert die Grüne Schule
Basel. Auch das Zurich-Basel Plant Science
Center, an dem die Universität Basel betei-
ligt ist, möchte die Faszination und Bedeu-
tung der Pflanzenwissenschaften weiterver-
mitteln und bietet Aktivitäten für Kinder
und Jugendliche zwischen 10 und 16 Jahren,
Eltern und andere Familienangehörige an
– zum Beispiel Ferienlager, Exkursionen
und Familienspaziergänge zum Thema
Pflanzen.
https://botgarten.unibas.ch/veranstaltungenwww.grueneschulebasel.chwww.plantsciences.uzh.ch/outreach/informal_de.html
Psychologie: Kurse und Beratung
● Das Zentrum für Entwicklungs- und Per-
sönlichkeitspsychologie (ZEPP) an der Fakul-
tät für Psychologie der Universität Basel or-
ganisiert kostenpflichtige Kurse für neugie-
rige Kinder, etwa einen Schreib-Workshop
und einen Programmierkurs. Angeboten
werden zudem psychologische Abklärun-
gen, Diagnostik, Beratung und Supervision
für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Fa-
milien.
www.zepp.unibas.ch
Feriencamp
● 8- bis 12-Jährige können an einem Ferien-
camp (4. bis 8. Juli 2016) mit Themen aus
Naturwissenschaft und Technik teilneh-
men, an dem sie an Stationen experimentie-
ren und tüfteln können – auch Spiel und
Spass sind natürlich dabei. Das Angebot ist
kostenpflichtig und für Kinder von Mitar-
beitenden der Universität Basel bestimmt.
Sie werden jeweils von den Eltern am Mor-
gen gebracht und abends wieder abgeholt.
Das Programm soll helfen, Studium oder
Beruf und Familie während der Schulferien
besser unter einen Hut zu bringen.
Weitere Informationen: [email protected]
Zukunftstag
● Am Nationalen Zukunftstag jeweils Mitte
November dürfen alle Jugendlichen der 5.
bis 7. Schulklasse teilnehmen – auch an der
Universität Basel. Interessierte können da-
bei bei Ausflügen und Workshops mitma-
chen, etwa ein Radiostudio besuchen und
im Biozentrum mikroskopieren. Oder sie
begleiten Papa, Mama oder jemand Bekann-
tes für einen Tag am Arbeitsplatz oder beim
Studium. Am Nationalen Zukunftstag öff-
nen in der Schweiz einmal im Jahr jeweils
Hunderte Betriebe und Institutionen ihre
Türen und geben Schülerinnen und Schü-
lern die Möglichkeit, die Welt der Arbeit zu
entdecken.
www.unibas.ch/zukunftstag
Wissenschaft für Mädchen und Buben
Fokus
uniintern 02 / 15 21
Die Familie auf Laborbesuch: Prof. Philippe Cattin, Vorsteher des Department of Biomedical Engineering, mit Ehefrau Christa Cattin-Schlauch und den drei Kindern.
22 uniintern 02 / 15
Leute
Nach dem Studium arbeitete die Sprachwissenschaftlerin
Mirjam Weder zunächst in der Privatwirtschaft. Die intellek-
tuelle Herausforderung und Eigenverantwortung fand sie
dann jedoch an der Universität. Als Universitätsdozentin
möchte sie die Studierenden mit neuen Unterrichtsformaten
aktivieren.
Seit 2012 ist Mirjam Weder Universitätsdozentin am Fachbe-
reich Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft der Uni-
versität Basel. Ihre Stelle wurde zur Entlastung der Professuren
geschaffen und ist primär auf die Lehre ausgerichtet. «Die Struktu-
ren an den Universitäten beruhen auf veralteten Konzepten. Von
Professorinnen und Professoren wird erwartet, dass sie forschen,
lehren und sich in der Selbstverwaltung der Universität engagie-
ren.» Diese Dreifachverpflichtung sei heute – bei den zunehmen-
den Studierendenzahlen und den gestiegenen Anforderungen an
Forschung und Verwaltung – zu viel, erklärt die Linguistin. Neben
ihrem 70%-Pensum ist sie zwar ebenfalls mit Forschungsarbeit für
ihre Habilitation beschäftigt, aber primär ist sie für die Wissens-
vermittlung zuständig.
Solche Zwischenstellen seien wichtig, findet Mirjam Weder, zum
einen für jene, die eine akademische Karriere verfolgen, und zum
andern für die Institution, da es die Diversität der Lehrenden er-
höhe und die Belastung der Professuren mindere. Die Position der
Universitätsdozentin werde oft auch als akademische Sackgasse
bezeichnet. «Momentan bin ich mit meinem Job sehr zufrieden
und hoffe, noch einige Jahre so weitermachen zu können», sagt die
44-Jährige. Auf der Karriereleiter bis ganz nach oben zu klettern,
sei immer auch eine Abwägung der Lebensumstände.
Auf Krücken durch Zürich
Ihre Familiensituation hindert Mirjam Weder, die in Zürich wohnt,
derzeit an einem Umzug an ihren Arbeitsort. Für die Grosseltern
und andere Mithilfen bei der Betreuung ihrer zweieinhalb Jahre
alten Tochter liege Basel zu weit weg. Dabei gefalle ihr die Stadt
eigentlich sehr gut: «Die Vielsprachigkeit am Dreiländereck und
die Selbstverständlichkeit der Basler in Sachen Sprachkompetenz
finde ich sehr interessant. Ausserdem sind die Menschen hilfsbe-
reiter als in Zürich.» Das spürt die Dozentin zurzeit – in den Ferien
hat sie sich den Fuss gebrochen und ist deshalb oft auf Hilfe ange-
wiesen, was in Zürich schwieriger sei. Wegen des komplizierten
Bruchs musste sie alle ihre Kurse des Herbstsemesters absagen.
Für das Studium war sie aus ihrer Heimat Ennetbürgen im Kanton
Nidwalden nach Zürich gezogen. «Meine Studienwahl war rückbli-
ckend nicht besonders informiert», gesteht Mirjam Weder. «Was in
der Kantonsschule nicht unterrichtet wurde, kannte ich als Studi-
enfach einfach nicht.» Als Alternative zu Deutsch und Englisch
hätte sie auch Soziologie oder Volkswirtschaft interessiert, da sie
das Verstehen gesellschaftlicher Systeme enorm spannend findet.
«Aber Sprachen und ihr Erwerb haben mich schon immer faszi-
niert, daher habe ich mich richtig entschieden.» Beide Zweige des
Sprachenstudiums – Linguistik und Literatur – hatten für sie ihren
Reiz, doch in der Sprachwissenschaft sah sie mehr Verbindungen
zu sozialen, kulturellen und kognitiven Aspekten sowie die Mög-
lichkeit, sich mit ganz verschiedenen und beispielsweise auch sehr
alltäglichen Kommunikationsformen auseinanderzusetzen.
Plan B im Hintergrund
Mirjam Weder achtet darauf, immer einen Plan B zu haben. So
nutzt sie etwa ihre übrige Arbeitszeit für Projekte wie das Verfas-
sen von Lehrmitteln. Damit empfiehlt sie sich langfristig für eine
Tätigkeit in einer Pädagogischen oder Fachhochschule, sollte sie
sich später gegen die Karriere einer Professorin entscheiden. Zu
Beginn ihrer akademischen Laufbahn war das ähnlich: Sie bewarb
Mirjam Weder Entfaltung und Eigenverantwortung
Text: Yannik Sprecher, Foto: Isabelle Gargiulo/Lab25.ch
Universitätsdozierende
Schwerpunkt in der Lehre● Die Bezeichnungen Universitätsdozent und Universitätsdozentin
sind an der Universität Basel relativ neu. Universitätsdozierende
sollen die Qualität in der wissenschaftlichen Lehre aufrechterhalten
und steigern. Die Stelle einer oder eines Universitätsdozierenden
dient nicht als Qualifikation für eine Professur. Voraussetzungen für
eine (befristete oder unbefristete) Anstellung sind in der Regel eine
Promotion, ausgewiesene didaktische Fähigkeiten, Lehrerfahrung,
wissenschaftliche Kompetenz, Sozialkompetenz und die Bereitschaft
zur didaktischen und wissenschaftlichen Weiterbildung.
Universitätsdozierende bilden eine von acht Kategorien des wis-
senschaftlichen Personals an der Universität Basel, wie sie in der
Ordnung vom 25. April 2013 festgehalten sind. Die übrigen Personal-
kategorien sind: Professuren mit Tenure oder Tenure Track (darunter
etwa auch Associate- und Assistenzprofessuren); Professuren ohne
Tenure (darunter SNF-Förderprofessuren); Titularprofessuren; Privat-
dozierende; Assistierende und Hilfsassistierende; wissenschaftliche
Mitarbeitende und Lehrbeauftragte.
uniintern 02 / 15 23
sich auf eine Ausschreibung für eine wissenschaftliche Assistenz
am Deutschen Seminar der Universität Basel, die mit der Aufgabe
einer Computerverantwortlichen einherging. «Falls die Hoch-
schule doch nichts für mich gewesen wäre, hätte ich durch die
Computerbetreuung etwas für die Privatwirtschaft Brauchbares
mitnehmen können.»
Diese Zeit sei zwar anstrengend gewesen, da damals für Compu-
tersupport nur sehr wenig Ressourcen zur Verfügung gestanden
hätten, aber Mirjam Weder merkte schnell, dass sie den akademi-
schen Weg weiterverfolgen wollte. «An der Universität kann ich
mich entfalten», sagt sie. «Ich kann mich mit viel Eigenverantwor-
tung Themen widmen, die mich interessieren, und so ständig et-
was Neues lernen.» Diese intellektuelle Herausforderung fehlte ihr
nach dem Lizenziat, als sie freischaffend halb im Bereich des Web-
publishing und halb im Journalismus arbeitete.
Partizipieren, statt passiv bleiben
In ihren Lehrveranstaltungen und bei der Betreuung von studen-
tischen Arbeiten und Projekten versucht Mirjam Weder stets, eine
Balance zwischen vorgegebenen Strukturen und Freiheiten zu fin-
den. Ihr ist wichtig, dass die Studierenden eine solide Grundbil-
dung erhalten, mit der sie auch den linguistischen Veranstaltun-
gen anderer Universitäten folgen können. Damit sie sich am Unter-
richt beteiligen, statt nur passiv in den Seminaren zu sitzen,
experimentiert die Dozentin gern mit neuen Lehrformaten und
Alternativen zu den üblichen Leistungsnachweisen wie etwa Refe-
raten.
In ihrer Forschung interessiert sie sich für Schriftlichkeit aus ver-
schiedenen Perspektiven. Für ihre Habilitation beschäftigt sie sich
mit der Musterhaftigkeit der Sprache in unterschiedlichen Textfor-
men. So untersucht Mirjam Weder akademische, politische und
journalistische Texte auf typische Bausteine. «Das ist zum einen
Grundlagenforschung und kann zum andern in der Praxis ange-
wendet werden, zum Beispiel als Formulierungsmuster für Studi-
enanfänger, die sich mit ihrer ersten Seminararbeit schwertun.»
Im Gegensatz zu ihrem kopflastigen Arbeitsalltag mag es die
Sprachwissenschaftlerin in ihrer Freizeit gern etwas actionrei-
cher – Wellenreiten im Sommer und Snowboarden im Winter.
Wegen der Geburt ihrer Tochter kam das in den letzten Jahren
etwas zu kurz, im Moment natürlich auch wegen des Gehens an
Krücken – was auch den Alltag samt Kinderbetreuung etwas kom-
pliziert macht: «Da muss mein Lebenspartner ziemlich in die Bre-
sche springen: Er betreut zurzeit das Kind und erledigt auch den
ganzen Haushalt.» ○
Suche nach einer Balance zwischen vorgegebenen Strukturen und Freiheiten: Sprachwissenschaftlerin Mirjam Weder in ihrer Wohnung.
24 uniintern 02 / 15
Universität
Seit dem 1. August ist die neue Rektorin
Andrea Schenker-Wicki im Amt. In den
Life Sciences sieht sie das grösste Poten-
zial der Universität Basel – in deren
Finanzierung die grösste Herausforde-
rung.
Frau Schenker-Wicki, die berühmten ersten 100
Tage sind nun vorbei – wie haben Sie diese erlebt?
In den ersten Wochen ging es mir vor al-
lem darum, zu verstehen, wie diese Uni-
versität und ihr Umfeld funktionieren.
Nach drei Monaten im Amt stelle ich fest,
dass vieles an der Uni sehr gut läuft. Es
gibt sicherlich auch Dinge, die ich anders
machen werde als meine Vorgänger. Aber
ich bin nicht eine Person, die denkt, sie
müsse alles auf den Kopf stellen.
Als Ökonomin haben Sie ein Flair für Zahlen. Wo
hilft Ihnen der wirtschaftswissenschaftliche Hin-
tergrund in Ihrer neuen Funktion?
Meine Ausbildung und meine Erfahrun-
gen helfen mir, die Organisation und die
Struktur einer Universität besser verste-
hen zu können. Gerade in einer Zeit, in
der die Finanzierung unserer Institution
nicht mehr gesichert ist, sind diese
Kenntnisse von besonderem Nutzen.
Sie liefern das Stichwort: Noch bevor Sie am
1. August angetreten sind, kamen schlechte Nach-
richten aus dem Trägerkanton Baselland. Wie
beurteilen Sie diese Situation?
Ich nehme die Angelegenheit sehr ernst.
Bisher war die Finanzierung der Univer-
sität unbestritten. Doch die Zeiten der
Geldzuwächse sind vorbei, schweizweit
fliessen die Steuereinnahmen nicht mehr
so stark wie früher. Nun müssen wir be-
weisen, dass wir die Universität trotz die-
ser härteren Rahmenbedingungen auf
hohem Niveau halten und weiterentwi-
ckeln können.
Wie gehen Sie diese Herausforderung an?
Auslöser dieser Debatte ist das struktu-
relle Defizit des Kantons Baselland. Als
Ökonomin verstehe ich, dass die Ent-
scheidungsträger hier Handlungsbedarf
sehen. Die Kosten für eine Universität
«Eine Investition in die Region»
Interview: Matthias Geering, [email protected]
dürfen aber nicht als Konsumausgabe ab-
gebucht werden. Sie sind eine Investition
in den Standort. Zahlreiche Studien zei-
gen, dass jeder Franken, den man in die
Universität investiert, sich mehrfach aus-
zahlt, weil damit auch die Wirtschaft an-
gekurbelt wird.
Die Universitätsleitung ist in dieser Debatte bis-
her nicht in Erscheinung getreten. Was ist der
Grund für diese Zurückhaltung?
Das Rektorat hat bisher ganz bewusst auf
eine Kommentierung der Ereignisse ver-
zichtet. Wir warten ab, bis sich unsere
Trägerkantone auf ein Vorgehen geeinigt
haben. Erst wenn wir konkrete Vorgaben
erhalten, werden wir uns äussern.
Wo sehen Sie das grösste Potenzial für die Uni-
versität Basel?
Betrachtet man den Standort Basel als
Ganzes, so haben für mich ganz klar die
Life Sciences das grösste Potenzial. Nir-
gends in Europa gibt es einen vergleich-
baren Cluster in dieser Grösse. Für Fakul-
täten wie die Medizin oder die Naturwis-
senschaften ist das ein ideales Umfeld,
das perfekte Rahmenbedingungen lie-
fert. Dies ist ein klarer Standortvorteil,
den wir unbedingt nutzen sollten.
Welche Rolle bleibt dabei den Sozial- und Geistes-
wissenschaften?
Damit unsere Gesellschaft auf Fort-
schritt und Innovation vorbereitet ist
und damit umgehen kann, braucht sie
die Sozial- und Geisteswissenschaften.
Innovation und Fortschritt machen nur
dann Sinn, wenn Technik, Medizin und
die Life Sciences mit den Sozial- und Geis-
teswissenschaften eng zusammenarbei-
ten. Genau diese unverzichtbare Koope-
ration rechtfertigt letztlich die Volluni-
versität, wie wir sie in Basel haben.
Sie haben zwei Kinder im Schulalter und leiten nun
die Universität Basel in einer bewegten Zeit – haben
Sie die Work-Life-Balance im Griff?
Die Kinder sagen schon ab und zu: Die
Mama sitzt ja dauernd am Computer. Und
da haben sie auch recht: Dass ich jetzt
auch an den Wochenenden vermehrt ar-
beite, ist eine Tatsache. Weil ich dabei
aber einiges bewegen kann, sind meine
Motivation und mein Engagement unge-
brochen. Ich erlebe meine neue Aufgabe
als sehr bereichernd und inspirierend. ○
Life Sciences als Standortvorteil nutzen: Neue Rektorin Andrea Schenker-Wicki.
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nive
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asel
uniintern 02 / 15 25
Dienstjubiläen (von November 2015 bis April 2016)
20 JahreProf. Dr. Rita Schneider-Sliwa, Professorin für
Humangeographie, Departement
Umweltwissenschaften
Prof. Dr. Gunnar Mikosch, Geschäftsleitung
Departement Philosophie und
Medienwissenschaft
Judith Grüninger, Leitung Rechtsdienst
Thomas Braun, Hilfskraft Humangeographie,
Departement Umweltwissenschaften
Prof. Dr. Urs Jenal, Professor für Molekulare
Mikrobiologie, Departement Biozentrum
Willy Tschudin, Werkstatt Geologie,
Departement Umweltwissenschaften
Gérald Zimmermann, Mitarbeiter International
Office
Nicole Beuret, akademisch-technische
Assistentin, Departement Biozentrum
Nicole Kuster, Bibliotheksperson
Angelo Gallino, Trainingsleiter Universitätssport
Stephan Wagner, Trainingsleiter
Universitätssport
Tobias Zesiger, Trainingsleiter Universitätssport
Markus Stöcklin, Fakultät für Psychologie
Prof. Dr. Albrecht Grözinger, Professor für
praktische Theologie, Theologische Fakultät
Prof. Dr. Lukas Handschin, Professor für
Privatrecht, Juristische Fakultät
Martin Jacquot, SciCore Facility
Prof. Dr. Peter C. Hauser, Professor für
Anorganische Chemie, Departement Chemie
25 Jahre Fawzi El Saghir, Bibliotheksperson
Eva Nydegger, Mitarbeiterin
Kommunikation & Marketing
Benedikt Vögeli, Bibliotheksperson
Reto Scarpatetti, Trainingsleiter
Universitätssport
Markus Saxer, Laborant, Departement
Biomedizin, Anatomisches Institut
Maria Mauro, Laborgehilfin, Departement
Biozentrum
Dr. Thomas Lehmann, Leiter New Media Center
Sylvia Bürgin-Friedlin, Fakultät für Psychologie
Prof. Dr. Rudolf Wachter, Associate-Professor,
Departement Altertumswissenschaften
30 JahreElisabeth Hersberger, Mitarbeiterin Ombudsstelle
Prof. Dr. Stefanie Jacomet, Titularprofessorin
IPNA, Departement Umweltwissenschaften
Prof. Dr. Jürg Stöcklin, Titularprofessor Botanik,
Departement Umweltwissenschaften
Angelika Aebli Rold, Laborantin Departement
Biomedizin, Haus Petersplatz
Nicole Riggi, Bibliotheksperson
35 JahreRobert Häring, Leiter Elektronik Werkstatt,
Departement Biozentrum
Janka Molitoris, Bibliotheksperson
Dr. h. c. Peter Reimann, Leiter Technik
Departement Physik
Hans-Rudolf Rüegg, Werkstatt Geowissenschaften,
Departement Umweltwissenschaften
Wahlen
Prof. Dr. Jan Pieter Abrahams, Professor für
Nanodiffraction of Biological Specimens,
per 1. Mai 2015
Prof. Dr. Bilgin Ayata, Assistenzprofessorin für
Politische Soziologie, per 1. August 2015
Prof. Dr. Stefanie Bailer, Associate-Professorin für
Politikwissenschaften, per 1. November 2015
Prof. Dr. Olivier Baudoin, Professor für Chemie,
per 1. August 2015
Prof. Dr. Daniel Baumhoer, Assistenzprofessor für
Knochenpathologie der Gertrude-von-
Meissner-Stiftung, per 1. Oktober 2015
Prof. Dr. Florina M. Ciorba, Assistenzprofessorin
für High Performance Computing
(mit Tenure Track), per 1. August 2015
Prof. Dr. Kenny R. Cupers, Associate-Professor für
History and Theory of Architecture and
Urbanism, per 1. August 2015
Prof. Dr. Sébastien Gagneux, Associate-Professor
für Infektionsbiologie, per 1. März 2016
Prof. Dr. Henner Hanssen, Assistenzprofessor für
Präventive Sportmedizin (mit Tenure Track),
per 1. August 2015
Prof. Dr. Sebastian Hiller, Professor für
Strukturbiologie, per 1. August 2015
Prof. Dr. Sarah M. Lein, Assistenzprofessorin für
Makroökonomie (mit Tenure Track),
per 1. September 2015
Prof. Dr. Martin Luginbühl,
Professor für Germanistische Linguistik,
per 1. Februar 2016
Prof. Dr. Dominique Malaquais, Professorin für
Urban Anthropology mit Fokus auf Afrika,
per 1. Oktober 2015
Prof. Dr. Jan Niess, Assistenzprofessor für
Gastroenterologie (mit Tenure Track),
per 1. Oktober 2015
Prof. Dr. Kurt Pärli, Associate-Professor für
Soziales Privatrecht, per 1. Februar 2016
Prof. Dr. Andrea Schenker-Wicki,
Professorin für Performance Management,
per 1. August 2015
Prof. Dr. Julia Tischler, Assistenzprofessorin für
Geschichte Afrikas (mit Tenure Track),
per 1. August 2015
Beförderungen
Prof. Dr. Christoph Handschin, Professor für
Pharmakologie, per 1. August 2015
Prof. Dr. Viola Heinzelmann-Schwarz, Klinische
Professorin für Gynäkologie,
per 24. Juni 2015
Prof. Dr. Christoph Meier, Professor für Klinische
Pharmazie, per 1. August 2015
Prof. Dr. Frithjof Benjamin Schenk, Professor
für Osteuropäische Geschichte,
per 1. August 2015
Prof. Dr. Daniela Thurnherr, Professorin
für Öffentliches Verfahrensrecht,
Verfassungsrecht und Verwaltungsrecht,
per 1. August 2015
Prof. Dr. Herbert Zech, Professor für Life-
Sciences-Recht und Immaterialgüterrecht,
per 1. August 2015
Titularprofessuren
Medizinische FakultätPD Dr. med. Johannes Blum für Tropen- und
Reisemedizin
PD Dr. med. Marcel Kraft für
Otorhinolaryngologie
PD Dr. med. Olav Lapaire-Mayer für Gynäkologie
und Geburtshilfe
Prof. Dr. med. Thomas Leyhe für Psychiatrie und
Psychotherapie (gleichzeitige
Umhabilitation)
PD Dr. Stephan Rüegg für Neurologie
PD Dr. Stefan Schaub für Nephrologie
Philosophisch- Naturwissenschaftliche FakultätDr. Marc Bühler für Molekularbiologie
Prof. Dr. Thomas L. Mindt für
Radiopharma zeutische Chemie
Philosophisch-Historische FakultätPD Dr. Axel Christoph Gampp für
Kunst wissenschaft
PD Dr. Hubert Thüring für Neuere Deutsche
Literaturwissenschaft und Allgemeine und
Vergleichende Literaturwissenschaft
Venia Docendi
Juristische FakultätPD Dr. Andrea Opel für Steuerrecht
Medizinische FakultätDr. med. Patrizia Maria Lisa Amico für Innere
Medizin/Nephrologie
Dr. Suzana Atanasoski für Experimentelle
Medizin
PD Dr. Michel Philippe Bihl für Experimentelle
Medizin
Service
Service
Cartoon mit Nicolas Mahler
Dr. med. Emanuel Burri für Innere Medizin,
speziell Gastroenterologie
PD Dr. Dr. Adrian Egli für Experimentelle
Medizin
Dr. med. Isabel Filges für Medizinische Genetik
PD Dr. Maria Filippova für Experimentelle
Medizin
PD Dr. Raoul Ivano Furlano für Pädiatrie
PD Dr. Claudio Gobbi für Neurologie
PD Dr. Sylvia Höller für Pathologie
Dr. med. Katrin Esther Hostettler Haack, PhD,
für Pneumologie
PD Dr. Giandomenica Iezzi für Experimentelle
Medizin
PD Dr. Min Jeong Kim für Nephrologie
PD Dr. Gabriel Krastl für Zahnmedizin
PD Dr. André Georges Leumann für Orthopädische
Chirurgie und Traumatologie des
Bewegungsapparates
PD Dr. Giovanna Attilia Luisa Lurati Buse für
Anästhesiologie
PD Dr. Anna Marsano für Experimentelle
Medizin
PD Dr. Michael Mayr für Innere Medizin
PD Dr. Kirsten Diana Mertz für Pathologie
PD Dr. Marc Andreas Müller für Orthopädische
Chirurgie und Traumatologie des
Bewegungsapparates
26 uniintern 02 / 15
PD Dr. Tilo Niemann, MHBA für Radiologie
PD Dr. Mike Recher für Innere Medizin/
Immunologie
PD Dr. Tobias Roman Reichlin für Kardiologie
Dr. med. PhD Nicole Ritz für Pädiatrie und
Infektiologie
PD Dr. Claudio Rosso für Orthopädie
Dr. med. Gideon Andreas Sartorius für
Gynäkologie und Geburtshilfe
Dr. med. Dr. phil. Daniel Sollberger für Psychiatrie
PD Dr. Marc Martin Sollberger für Neurologie
Dr. ès sc. Christof Stieger für Experimentelle
Medizin
PD Dr. Raoul Christian Sutter für Neurologie,
Schwerpunkt Neurointensivmedizin
PD Dr. Sarah Tschudin Sutter für Infektiologie
PD Dr. Sven Matthias Wellmann für Pädiatrie
(Umhabilitation)
Dr. med. Thomas Wolff für Chirurgie, speziell
Gefässchirurgie
Dr. Aimée Zuniga für Experimentelle Medizin
Philosophisch-Historische FakultätDr. phil. Ina Dietzsch für Kulturanthropologie
Prof. Dr. Brigitte Liebig für Soziologie mit beson-
derer Berücksichtigung Gender Studies
Dr. phil. Christine Weder für Neuere Deutsche
Literaturwissenschaft
Philosophisch- Naturwissenschaftliche FakultätProf. Dr. Nico Bruns für Chemie
PD Simon Paul Loader, PhD, für Biogeografie
Dr. med. vet. et Dr. phil. Esther Schelling für
Epidemiologie
PD Dr. Thomas Schmidt für Theoretische Physik
PD Dr. Oliver Roland Schwardt für
Pharma zeutische Wissenschaften
PD Dr. Fabrizio Tediosi für Epidemiologie
(Umhabilitation)
Dr. rer. nat. Markus Weiss für
Experimental physik
Wirtschaftswissenschaftliche FakultätDr. rer. pol. Sébastien Kraenzlin für Monetäre
Ökonomie
Fakultät für PsychologiePD Dr. Thomas Ledermann für Psychologie
Dr. rer. nat. Freiin Bettina von
Helversen-Helversheim für Psychologie
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Polymyalgie ist eine entzündliche Erkrankung der mittelgrossen
und grossen Gefässe (Vaskulitis), die sich bei älteren Menschen mit
Muskelschmerzen und Steifigkeit präsentiert. Im Blut finden sich
ausgeprägte Entzündungszeichen, zur Behandlung wird meist mit
gutem Erfolg Cortison eingesetzt. Die Einschlusskörpermyositis ist
eine Erkrankung der Muskulatur, die in der Biopsie eine Mischung
von entzündlichen und degenerativen Veränderungen zeigt. Auch
hier gibt es seltene erbliche Formen.
Die mit etwa 1:1000 wesentlich häufigere Multiple Sklerose (MS) hat
mit der ALS lediglich den Namensgeber Charcot und den Begriff
Sklerose gemeinsam, der sich auf die härtere Beschaffenheit der
Krankheitsherde bezog, die beim Betasten des sezierten Rücken-
marks und Gehirns auffiel. Während sich bei der ALS die Verände-
rungen an den seitlichen (lateral) und vorderen Anteilen des Rü-
ckenmarks zeigten, waren bei der MS (multiple) Herde über das
gesamte zentrale Nervensystem verteilt. Bei MS sind vor allem in
der Anfangsphase vorwiegend entzündlich-autoimmune Vorgänge
für die Schäden verantwortlich. Das verbesserte Verständnis der
entzündlich-autoimmunen Vorgänge hat in den letzten Jahren zu
grossen Fortschritten in der Therapie geführt. Die in späteren Pha-
sen oft dominierenden neurodegenerativen Vorgänge erweisen
sich leider auch bei der MS als noch weitgehend therapieresistent.
Ludwig Kappos fragt:
«Ist ein überdurchschnittlich gutes Gedächtnis antrainiert oder vererbt? Welche Gene sind beteiligt?»
Antwort in der nächsten Ausgabe 01/2016
Ludwig KapposProfessor für Neurologie, Chefarzt Neurologische Klinik und Poliklinik
Rudolf HännyEmeritierter Privatdozent für Erdwissenschaften
Rudolf Hänny fragt:
«Was für eine Krankheit ist die Amyotrophe Lateralsklerose? Sind Polymyalgia, Ein-schlusskörpermyositis und Multiple Sklerose damit verwandt und wie?»
Ludwig Kappos antwortet:
Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist eine neurodegenerative Erkran-
kung, welche sowohl die von der Hirnrinde bis zu den Vorderhorn-
zellen des Rückenmarks leitende Pyramidenbahn (1. Motoneuron)
als auch die Vorderhornzellen (2. Motoneuron) befällt. Schmerz-
lose, meist rasch zunehmende motorische Lähmungen sind die
Folge, die nach durchschnittlich zwei bis fünf Jahren meist über
Ateminsuffizienz und Abhängigkeit von künstlicher Beatmung
zum Tod führen. Der inzwischen über 70-jährige britische Physi-
ker Stephen Hawking ist wohl der bekannteste ALS-Betroffene und
mit einer Krankheitsdauer von knapp 50 Jahren eine extreme Aus-
nahme. Die Krankheit erhielt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhun-
derts vom französischen Neurologen Charcot ihren Namen. Die
Diagnose wird anhand des typischen Krankheitsbilds mit einer
Kombination aus zentralen (spastischen) und peripheren (schlaf-
fen) Lähmungen, typischen, aber nicht spezifischen Zuckungen
von Muskelfaserbündeln (Faszikulationen) und elektrophysiologi-
schen Befunden gestellt. Zusätzliche Untersuchungen in Blut und
Liquor, eventuell bildgebende Untersuchungen von Gehirn und Rü-
ckenmark sowie genetische Analysen und gelegentlich Biopsie der
Muskulatur dienen der Feststellung von speziellen Varianten der
ALS oder dem Ausschluss von andern, vielleicht behandelbaren
Diagnosen. Trotz intensiver Forschung in Labor und Klinik konnte
bisher weder die Ursache der ALS aufgeklärt noch eine wirklich
wirksame Therapie gefunden werden.
Domino