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TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt
Ringvorlesung:
Teil: Forschungslogik IV
Einführung in die Methoden der Empirischen Sozialforschung
TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt
Gliederung des Teils ‚Forschungslogik‘
1. Einführendes: Organisatorisches, Grundgedanken und Geschichte von Sozialforschung
2. Forschung: Aufgaben von Wissenschaft, hierzu geeignete Methoden und der Forschungsprozess
3. Grundlagen: Wissenschaft und Wahrheit, wissenschaftliche Aussagen und die ihnen zugrunde liegenden Erkenntnisprozesse
4. Denkwerkzeug: Begriffe, Aussagen, Theorien und Modelle5. Theorie und Wirklichkeit: Theoriebildung und
Theorieprüfung; Ratschläge zu typischen Forschungsstilen und Interpretationsfehlern
6. Ergebnissicherung: Merkmalsräume, Typologien und Klassifikationen
In der Regel aus Zeitgründen nicht in der Vorlesung behandelt
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Konsequenzen aus dem ‚Kategorienmodell‘ der Erkenntnis
Information über einen Forschungsgegenstand ist immer durch Begriffe (vor-) strukturiert Also ist es sinnvoll, sich die Eigenarten von Begriffen vor Augen zu führen und obendrein
die Fähigkeit zu erwerben, Begriffe so zu schaffen / zu wählen, dass eine für die zu beantwortende Fragestellung bestmögliche Erfassung des Forschungsgegenstandes gelingt.
Genau dafür zu befähigen, ist die Aufgabe der Begriffslehre ( Info). Auf den von der Begriffslehre vermittelten Einsichten baut die Aussagenlehre auf ( Info). Auf den von der Aussagenlehre vermittelten Einsichten baut die Theorielehre auf ( Info).
erkennendesSubjekt S
zu erkennendes Objekt O
OperationswirklichkeitPerzeptionswirklichkeit
‚Kategorien‘
S erkennt O nur anhand von Kategorien, die aller seiner Wirklichkeitserfahrung vorgegeben sind. Also erkennt S niemals O ‚an sich‘, sondern nur so, wie seine Wahrnehmungs- und Deutungskategorien ihm O erscheinen lassen.
≈ auch Begriffe / Theorien; doch vor allem: Voraussetzung jeglicher Wahrnehmung!
= jetzt zu behandelnder Stoff
TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt
Name: ‚empirischer Referent‘ , d.h.: dasjenige in der Wirklichkeit, worauf sich ein bestimmter Vorstellungsinhalt richtet
= das, was ein Begriff bezeichnet (d.h.: sein ‚Designat‘)
Begriff = ein Vorstellungsinhalt, der einen bestimmten Wirklichkeits-ausschnitt von anderen Wirklichkeits-ausschnitten abhebt, und zwar …
- hinsichtlich jener inhaltlichen Merkmale, die ein Wirklichkeits- ausschnitt aufweisen muss, wenn er unter einen bestimmten Begriff fallen soll ‚Intension‘ des Begriffs
- hinsichtlich der Menge oder des Umfangs jener Wirklichkeitselemente, die aufgrund ihrer inhaltlichen Beschaffenheit unter einen bestimmten Begriff fallen ‚Extension‘ des Begriffs
= ein Ausschnitt aus der Wirklichkeit
Wirklichkeit und Begriff
Dieser Vorstellungsinhalt wird ausgelöst durch ein vereinbartes (‚definiertes‘) Wort (‚Begriffswort‘). Dieses Wort ist nicht mit dem Begriff selbst identisch!
‚Des
igna
ns‘
Was muss ich mir genau vorstellen, um das zu sehen?
Was alles dergleichen fällt überhaupt unter meinen Begriff?
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Intension und Extension I
Die Intension legt fest, in welcher Perspektive man auf diesen Wirklichkeitsausschnitt blicken soll, wenn der Begriff benutzt wird. Die Intension fixiert die Theorieperspektive.
Die Extension – ihrerseits geprägt durch die Intension – legt fest, an welchen Ausschnitt der Operationswirklichkeit man denken soll, wenn ein Begriff benutzt wird. Die Extension fixiert den empirischen Referenten
Beides ist unmittelbar folgenreich für … die Aussagen, welche man durch Verknüpfung von
Begriffen formuliert. die Theorien, welche man aus Aussagen schafft.
Achtung: Begriffe sind – ebenso wie Wertmaßstäbe – NICHT wahrheitsfähig,
sehr wohl aber – je nach Frage- oder Problemstellung – unterschiedlich nützlich!
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Welche ganz unterschiedlichen Dinge fallen einem auf, wenn man ...
den Gegenstandsbereich des § 218 StGB auffasst als ... Schwangerschaftsunterbrechung Tötung ungeborener Menschen?
unsere Gesellschaft auffasst als ... (post-) industrielle Gesellschaft Spätkapitalismus?
die Reformen im Gesundheits-, Renten- und sozialen Sicherungssystem auffasst als ... Abbau des Sozialstaates Anpassung des Sozialstaates an veränderte demographische und
wettbewerbliche Rahmenbedingungen? die sozialwissenschaftliche Fachsprache auffasst als ...
akademischen Jargon Vielzahl von Begriffen, die neue Perspektiven auf bislang aus ganz
anderem Blickwinkel betrachtete Sachverhalte erlauben?
verschiedene Begriffsintensionen bei gleicher Begriffsextension
Perspektive / Scheinwerfer A
Perspektive / Scheinwerfer B
• verantwortlich für die Wahl der
Perspektive: man selbst!
• ‚Entscheidungsverfahren:‘
‚dimensionale Analyse‘!
Achtung: Ein Begriff kann ebenso wenig wie ein Wertmaßstab ‚wahr‘ oder ‚falsch‘ sein – er rastet einfach eine bestimmte Betrachtungs- bzw. Bewertungsperspektive ein!
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verschiedene Begriffsextensionen bei stufenweise präzisierter Begriffsintension
politisches System
Staat
Staat mit parlamentarischer Demokratie
Staat mit demokratischem parlamentarischem Regierungssystem
= alle halbwegs stabilen Formen politischer Ordnung
= politische Ordnung mit stabiler Einheit von Staatsgebiet, Staatsvolk und Staatsgewalt
= ein Staat, der ein demokratisch zustande gekommenes Parlament hat
= ein Staat, dessen demokratisch zustande gekommenes Parlament die Staatsregierung absetzen, ggf. sogar ins Amt bringen kann
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Intension und Extension II Je spezifischer ein Begriff gefasst wird (d.h.: je
detaillierter seine Intension bestimmt wird), …. um so mehr ‚sagt‘ er über einen ganz bestimmten
empirischen Referenten (Grenzfall: ‚idiographischer‘ Begriff wie ‚NS-Diktatur‘, ‚Name‘ wie ‚Adolf Hitler‘)
um so schlechter passt er auf zusätzliche empirische Referenten (d.h.: um so geringer ist – meist – seine Extension).
Je allgemeiner (‚abstrakter‘) ein Begriff gefasst wird, … auf um so mehr empirische Referenten passt er
(d.h.: um so größer ist – meist – seine Extension) um so weniger erfasst er von jedem einzelnen seiner
empirischen Referenten Wann immer man (etwa bei Vergleichsunter-
suchungen) mehrere Fälle anhand gleicher Begriffe untersuchen muss, steht man darum vor einem ‚Optimierungsproblem‘ ohne eindeutige Lösung.
‚Faustregeln‘ – für eine gründliche Behandlung des Themas zu simpel!
z.B. ‚parlamentarisches Regierungssystem‘ statt ‚parlamentarische Demokratie‘
z.B. ‚parlamentarisches Regierungssystem‘ auf Frankreich oder gar die USA
z.B. ‚politisches System‘
z.B. auf das fränkische Reich des Frühmittelalters oder auf das politische System Dschingis Khans
Modell der
‚Abstraktionsleiter‘
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‚vom
the
oretisch
en B
egriff zu
m B
eob
achtu
ng
sbe
griff‘
Die Abstraktionsleiterabstrakter, recht
unspezifischer Begriff, unter den viele Fälle fallen
sehr spezifischer, anschaulicher Begriff, unter
den vielleicht nur sehr wenige Fälle fallen
Begriff ‚mittlerer‘ Reichweite mit mittlerem Extensionsumfang
Begriff A
Begriff B
Begriff C
Untersuchungsfälle
Forschungsfrage
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‚sekundäre Typifikationen‘
Alltagsbegriffe und (sozial-) wissenschaftliche Begriffe
Alltagsbegriffe rasten die Perspektive des Alltagsdenkens ein. Anhand ihrer verstehen ‚normale Menschen‘ (‚kompetente Mitglieder einer
Ethnie‘) ihre Lebenswelt und verständigen sich über sie. Alltagsbegriffe muss verstehen, wer in der Perspektive der ‚Beforschten‘ auf
deren Alltagswirklichkeit blicken will. Die von Alltagsbegriffen eingerastete Perspektive muss nicht für jede Frage-
oder Problemstellung die allein oder überwiegend nützliche sein. (Sozial-) wissenschaftliche Begriffe rasten eine andere
Betrachtungsperspektive ein als die des Alltagsdenkens. Diese Perspektive einzunehmen, kann mühevolle Denkarbeit oder
Hermeneutik verlangen. Diese Perspektive kommt den kompetenten Mitgliedern der betrachteten
Ethnie oft sehr abstrakt, lebensweltfern und sonderbar vor. Die von (sozial-) wissenschaftlichen Begriffen eingerastete Perspektive kann
(aber muss nicht!) für viele Frage- oder Problemstellungen sehr nützlich sein.
Folglich … konkurrieren Alltagsbegriffe und (sozial-) wissenschaftliche Begriffe können (sozial-) wissenschaftliche Begriffe ins Alltagsdenken ‚absinken‘ und
dort eines Tages selbstverständlich werden.
‚primäre Typifikationen‘
Konkurrenz / D
iffusion
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Definieren …
heißt: die Intension und Extension eines Begriffes werden für alle praktischen Verständigungszwecke ausreichend klar bestimmt. „Wenn wir von X sprechen, wollen wir uns Folgendes vorstellen:
…“ verlangt die Festlegung eines Wortes oder einer Wortgruppe,
mit welchem/r der zu definierende Begriff (= Vorstellungsinhalt) ‚ausgelöst‘ werden soll (‚Begriffswort‘) „Diesen Vorstellungsinhalt wollen wir immer dann benutzen,
wenn wir von X sprechen. Statt X kann man auch Y sagen; in der Sprache A würde man in diesem Zusammenhang das Wort Z verwenden.“
ist etwas ganz anderes als das Formulieren einer Aussage anhand des definierten Begriffs Definition: „Unter einer Demokratie wollen wir uns vorstellen: …“ Aussage: „Max Weber versteht unter einer Demokratie folgendes:
…“, bzw. „Das Land X besitzt eine Demokratie!“Achtung: Definitionen legen das Denkwerkzeug zur geistigen Erfassung eines empirischen Referenten bereit, treffen aber noch keinerlei inhaltliche oder Wahrheitsgehalt beanspruchende Aussagen über diesen empirischen Referenten!
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Arten von *Definitionen Bedeutungsanalyse
Es wird geklärt, welche Bedeutung in einer Diskursgemeinschaft mit einem Wort verbunden wird.
Tatsächlich liegt hier keine Definition, sondern eine (Anzahl von) empirische(n) Aussage(n) vor!
explizite Definition vollständige und ausdrückliche Erläuterung von Intension und Extension; Festlegung
eines Begriffswortes implizite Definition
Von einem Begriffswort ausgehend werden Hinweise darauf gegeben, was ungefähr man sich nach Intension und Extension unter dem Begriff vorstellen soll
partielle Definition unvollständige Erläuterung von Intension und Extension eines Begriffs
operationale Definition Es wird gezeigt, wie und in welchen Schritten ein theoretischer Begriff
mit Beobachtungsbegriffen zu verknüpfen ist ( Info)
‚Realdefinition‘ vergleichsweise unproblematisch: In der äußeren Form einer Definition wird eine
empirische Aussage formuliert (z.B.: ‚Ein Parlament ist …‘) sehr problematisch: Das Ideenmodell der Erkenntnis oder eine substantialistische
Wahrheitstheorie für zutreffend haltend, wird versucht, durch eine Definition das ‚wahre Wesen‘ eines Dinges ‚offenzulegen‘ (z.B.: ‚Gerechtigkeit ist letztlich …‘)
= von Aussagegefügen, die oft ‚Definition‘ genannt werden
KEINE tauglichen
‚Definitionen‘!
= Kerngeschäft theoriegeleiteter empirischer Forschung
‚No
min
aldefin
ition
en‘ = typ
ische
Weise w
issensch
aftlichen
Defin
ierens
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theoretischer Begriff und ‚Beobachtungsbegriffe‘
theoretischer Begriff
teilweise empirisch interpretierbare Begriffe
Beobachtungsbegriffe empirischer Referent
Responsivität(eines Abgeordneten)
Politikresponsivität
Serviceresponsivität
Allokationsresponsivität
Eingehen auf herangetragene politische Positionen
Erbringen von Dienstleistungen für Bürger
Bemühen um Zuweisung öffentlicher Finanzmittel an Kommunen usw.
Verh
alten vo
n A
bg
eord
ne
ten b
ei de
r Wah
lkreisarbeit
von links nach rechts: Festlegung, über welche Begriffsketten ein theoretischer Begriff auf einen empirischen Referenten bezogen werden soll = OPERATIONALISIERUNG (eines Begriffs)
von rechts nach links: Feststellung, auf welche Aspekte eines empirischen Referenten der Blick ausdrücklich gerichtet werden sollte = DIMENSIONALE ANALYSE (eines empirischen Referenten)
es gibt KEINE ‚theoriefreien‘
oder ‚unperspektivischen‘
Beobachtungsbegriffe!
Achtung: Jeder Begriff dieser Kette einer ‚operationalen Definition‘ muss auch seinerseits nach Intension, Extension und Begriffswort definiert werden !
‚Validität‘ einer Beobachtung oder Messung: Es wird genau der empirische Referent eines (theoretischen) Begriffs beobachtet oder gemessen
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Arten von Begriffen Beobachtungsbegriffe vs. theoretische Begriffe
Beispiele: ‚Schlag‘ vs. ‚Gewalt‘ Herausforderung: valide Operationalisierung!
Dispositionsbegriffe Beispiele: Zerbrechlichkeit, Gefährlichkeit Achtung: Dispositionsbegriffe sind besonders komplex
und theoriehaltig. Sie brauchen sehr gut überlegte und valide operationale Definitionen!
‚qualitative‘ vs. ‚quantitative‘ Begriffe Beispiele: ‚Musikalität‘ vs. ‚Vortragsnote‘ Schnittstelle zur Statistik! ( In of )
Achtung: ‚Messen‘ beginnt bereits auf der Ebene von Begriffen!
‚Statistik ist IMMER möglich‘ – auch bei Verwendung von qualitativen Begriffen und qualitativen Daten!
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‚Qualitative‘ und ‚quantitative‘ Begriffe klassifikatorische Begriffe
ordnen einen Gegenstandsbereich so, dass Wirklichkeitselemente nach ihren inhaltlichen Merkmalen in verschiedene Klassen gruppiert werden.
Beispiele: Vater-Mutter-Kind; Eiche-Buche-Linde; Violine-Oboe-Cembalo
komparative Begriffe leisten alles, was klassifikatorische Begriffe leisten obendrein: ordnen Wirklichkeitsmerkmale hinsichtlich einer vom
Betrachter festgelegten Dimension nach ‚mehr oder weniger‘ Beispiele: schön-schöner-am schönsten; Gefreiter-Unteroffizier-
Leutnant-General; Hiwi-Assistent-Professor metrische Begriffe
leisten alles, was komparative Begriffe leisten obendrein: erlauben es, das ‚Mehr oder Weniger‘ geordneter
Wirklichkeitsmerkmale anhand von für das jeweilige Wirklichkeitsmerkmal einschlägigen Maßzahlen zu quantifizieren
Beispiele: α Meter, β Kilogramm, γ Grad Celsius, δ Volt, Nichtwähleranteil ε %, Zuwachsrate ζ %
Achtung: Welche Begriffe man verwenden sollte, hängt ausschließlich ab von der Fragestellung, vom Gegenstand und vom Forschungsstand!
‚qu
alitative‘ Beg
riffe
‚qu
antitative B
egriffe‘
ALLEN Begriffen kann man statt Begriffsworten
auch Ziffern zuordnen! (= ‚messen‘)
Beg
riff
e d
er A
llta
gss
pra
che
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‚messen‘ heißt: Wirklichkeitsmerkmalen
Zahlen zuordnen (statt ‚nur‘ Begriffsworte)
Diese Zahlen unterscheiden sich nach der Menge der Information, die sie ausdrücken – und darum nach den Rechenoperationen, die man mit ihnen sinnvollerweise durchführen kann!
Nominalskala: (vereinbarte) Ziffern als Variablenwerte drücken nur die Verschiedenheit von Fällen aus. Variable ‚Geschlecht‘: 1 = männlich, 2 = weiblich
Ordinalskala (‚Rangskala‘): (vereinbarte) Ziffern als Variablenwerte drücken auch eine Rangordnung unter den Fällen aus. Variable ‚politischer Aktivitätsgrad‘: 1 = keinerlei Aktivität, 2 = nur
Interesse an Aktivität, 3 = sporadische Aktivität, 4 = dauerhafte Aktivität
Intervallskala: (vereinbarte) Ziffern als Variablenwerte drücken auch die Abstände in der ‚Rangordnung‘ der Fälle aus. Variable ‚politische Grundorientierung‘: ausgedrückt durch Ziffern
zwischen1 = ganz links, 11 = ganz rechts
Abstand zwischen 1 und 3 ist derselbe wie zwischen 9 und 11; ‚10‘ ist nicht ‚doppelt so viel‘ wie ‚5‘
Verhältnisskala (‚Ratioskala‘): Ziffern als Variablenwerte drücken auch Proportionen zwischen den Fällen aus. Variable ‚Dienstzeit‘ in einem politischen Amt: ausgedrückt durch
Ziffern zwischen 1 Jahr und 50 Jahre ( 20 Jahre ist doppelt so lang wie 10 Jahre)
Welche Rechenoperationen sind also ‚zulässig‘? – Jene, für die der Informationsgehalt der zugrunde liegenden Begriffe ausreicht!
Statistische Modelle sind verfügbar und anzuwenden je nach dem Messniveau (‚Skalenniveau‘) der erhobenen Daten !
klassifikatorische Begriffe
kom
parative B
egriffe
m
etrische Begriffe
Messen und Messniveaus
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Variablen Variablen sind ‚Oberbegriffe‘: Ihre Intension ist so ausgestaltet,
dass sie … in einer einheitlichen Theorieperspektive Gruppen von Wirklichkeitselementen sowohl unterscheiden als auch als zusammengehörig und wechselseitig aufeinander
bezogenkennzeichnen können.
Beispiele: Variable ‚Sportler‘: Leichtathlet – Skiläufer – Gewichtheber usw. Variable ‚Dienstgrad‘: Gefreiter – Unteroffizier – Leutnant usw. Variable ‚Einkommen‘: 1000 € – 2000 € – 3000 € usw.
Weil Variablen (Ober-) Begriffe sind, sind sie genau wie Begriffe zu definierenund gliedern sich in die gleichen Gruppenwie Begriffe im allgemeinen!
klassifikatorische Variable
komparative Variable
metrische Variable
also gibt es sowohl ‚qualitative‘ als auch ‚quantitative‘
Variablen – und ALLE kann man messen, zumindest
auf dem Niveau der Nominalskala!
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diskrete vs. stetige Variablen
‚diskret‘: die Variable kann nur ganz bestimmte, vorher festgelegte Werte annehmen Beispiele:
Geschlecht: Mann-Frau (‚dichotom‘)Familienrolle: Vater-Mutter-Kind (‚trichotom‘)Partei: CDU-SPD-FDP-Grüne-PDS (‚polytom‘)
‚stetig‘: die Variable kann innerhalb ihres definierten Wertebereichs (‚Werteintervalls‘) jeden beliebigen, vom Maßsystem abbildbaren Wert annehmen Beispiele:
Dienstalter: von … bis … JahreEinkommen: von … bis … EuroWähleranteil: von … bis … Prozent folgenreich für die Aufbereitung von
Daten zur statistischen Analyse und die
Auswahl geeigneter Analysemodelle!
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manifeste vs. latente Variablen manifest: die Variablenwerte sind Beobachtungsbegriffe, beziehen sich also
auf einen unmittelbar wahrnehmbaren empirischen Referenten Beispiele: Wohnungsausstattung, Getränkekonsum, Gehalt
latent: die Variable ist ein theoretischer (Ober-) Begriff, dessen Unterbegriffe (= Variablenausprägungen) erst durch Operationalisierung auf Beobachtungsbegriffe bezogen werden müssen.
Beispiele: Gewaltbereitschaft, Religiosität, Vaterlandsliebe wichtige ‚Anschlussbegriffe‘:
Indikator (einer latenten Variable) = eine solche manifeste Variable, auf die hin man die latente Variable operationalisiert und über die man an deren Statt Daten erhebt Beispiele von Indikatoren für die latente Variable ‚Religiosität‘: Häufigkeit der Ausübung
religiöser Praxen wie Gebet oder Kirchgang Index = eine aus mehreren quantitativen Indikatoren (in der Regel durch Addition)
zusammengesetzte Variable, die als ‚Stellvertreter‘ (‚Proxy‘) einer latenten Variable dient Beispiele: Index der Lebenshaltungskosten; Bertelsmann-Transformationsindex (‚Wie
weit wurde ein autoritäres Regime zu einer Demokratie?‘) Validität = ein Indikator oder Index erfasst tatsächlich den empirischen
Referenten der eigentlich interessierenden latenten Variablenverschiedene Verfahren, um die Validität einer Indikatorvariablen oder eines Index zu
überprüfen!
höchst folgenreich für die Konzeptualisierung empirischer Studien, die auf theoretische Einsichten ausgehen!
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Aussagen
entstehen dadurch, dass Begriffe miteinander verknüpft und dabei Behauptungen über die Beschaffenheit von Sachverhalten aller Art aufgestellt werden.
werden sehr stark durch die Eigenart jener Begriffe geprägt, die in ihnen verknüpft werden und jene Perspektive einrasten, in der eine Aussage ihren Referenten erfasst
können irgend etwas zwischen wahr und falsch sein, und zwar ... zwischen empirisch wahr … falsch zwischen logisch wahr … falsch
lassen sich nach verschiedenen Gesichtspunktengliedern, von denen einige besonders wichtig sind für die
Frage, wie man den empirischen Wahrheitsgehalt einer Aussage feststellen kann !
Verknüpfung von Begriffen AussagenVerknüpfung von Aussagen Theorien
Aussagenlogik, Prädikatenlogik
‚Theoriehaltigkeit‘
schon von Begriffen!
= entscheidendes
Merkmal von Aussagen Falsifizierbarkeit,
Verifizierbarkeit
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Arten von Aussagen
analytische vs. synthetische (‚empirische‘) Aussagen
Existenzaussagen vs. Allaussagen
empirische vs. normative Aussagen
korrelative vs. kausale Aussagen
Hypothesen vs. ‚Gesetze‘
Diese Unterscheidungen sind höchst folgenreich für die Möglichkeiten einer Über-prüfung des Wahrheitsgehalts!
Empirie Empirie + Theorie
Phasen im Arbeitsprozess: Man beginnt mit reinen Hypothesen und endet mit bekräftigten Hypothesen
diesmal nicht gegliedert nach ihrer Eigenart als Produkt von Wissenschaft (Beschreibungen, Wenn/Dann-Aussagen ... , sondern nach ihren forschungslogischen Eigentümlichkeiten
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verwendet in sozialwissenschaftlich-mathematischer Modellbildung; Ziel: solche Modelle bilden, die mit den Daten übereinstimmen!
analytische vs. synthetische (‚empirische‘) Aussagen
Beispiele: analytische Aussagen:
z.B.: ‚(a+b)² = a² + 2ab + b²‘ Syllogismus:
(‚Hier sind alle Bären weiß‘) & (‚Das da ist ein Bär‘) = (‚Dieser Bär ist weiß!‘) synthetische Aussage: „Die Bundesrepublik Deutschland
besitzt ein parlamentarisches Regierungssystem“ offenkundiger Unterschied:
analytische Aussagen formulieren logische Ableitungen innerhalb von Denksystemen. Folge: Den Wahrheitsgehalt analytischer Aussagen kann man
allein schon durch logische Analyse feststellen synthetische Aussagen formulieren Behauptungen über einen
empirischen Referenten Folge: Den Wahrheitsgehalt synthetischer Aussagen kann man nur durch
Erhebung von Informationen über ihren empirischen Referenten feststellen. Alles Wissen der empirischen Wissenschaften wird in Gestalt
möglichst wahrer synthetischer Aussagen geschaffen.‚synthetisch‘ = gemäß dem ‚Kategorienmodell der Erkenntnis‘ zusammengesetzt aus Informationen über einen empirischen Referenten und jenen aller Erfahrung vorgängigen Kategorien, mittels welcher dieser Informationen erworben und geistig geordnet werden.
Problem des Syllogismus: Er wirkt wie eine empirische Aussage, ohne wirklich eine zu sein! ( Falle für unser Argumentieren)
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Existenzaussagen vs. Allaussagen
reine Existenzaussagen „Es gibt Gesellschaften ohne Machtausübung!“
raum-zeitlich abgegrenzte Existenzaussagen „Im Kuba Fidel Castros bestand eine Gesellschaft
ohne Machtausübung!“
raum-zeitlich abgegrenzte Allaussagen „In Europas freiheitlichen Staaten führt die
Verbindung von parlamentarischem Regierungssystemund Verhältniswahlrecht zu starken Parteien!“
reine Allaussagen (‚streng allgemeine Aussagen‘) „In allen freiheitlichen Staaten führt die Verbindung von
parlamentarischem Regierungssystem und Verhältniswahlrecht zu starken Parteien!“
unterscheiden sich im Extensionsumfang
= sind
die so
zialwissen
schaftlich
nü
tzlichsten
Au
ssagen
klassen,
den
n ...
Achtung: Es ist die Behauptung falsch, Wissenschaft kennzeichne sich vor allem dadurch, dass grundsätzlich nach streng allgemeinen Aussagen gesucht werde!
... sagen nicht, wo und wann genau etwas der Fall ist
... erfassen höchst selten auch nicht-triviale Merkmale sozialer Wirklichkeit
unterscheiden sich im Informationsgehalt. Dieser ist um so größer, je mehr Dinge eine Aussage ausschließt ( je weniger ‚schwammig‘ eine Aussage ist).
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Wie prüft man den empirischen Wahrheitsgehalt von Aussagen?
• können nicht bewiesen werden• können schon dadurch widerlegt werden, dass man nachweist, wenigstens in einem einzigen Fall verhalte es sich anders
• können dadurch bewiesen werden, dass man zeigt, in allen genannten Fällen verhalte es sich so (‚vollständige Induktion‘)• können dadurch widerlegt werden, dass man nachweist, in einem einzigen genannten Fall verhalte es sich anders
• können nicht widerlegt werden• können nicht zielgerichtet bewiesen werden: Wo soll man nach dem emp.Ref. suchen?• können dadurch bewiesen werden, dass man zeigt, im genannten Fall verhalte es sich so• können dadurch widerlegt werden, dass man nachweist, im genannten Fall verhalte es sich anders
sind wissenschaftlich unergiebig
und darum zu vermeiden
passen sehr oft nicht auf die Gegen-
stände der Sozialwissenschaften
Weg 1: ‚beweisen‘ = verifizieren
Weg 2: ‚widerlegen ‘ = falsifizieren
= jene Aussagen, um die es in den Sozialwis-senschaften sinnvollerweise meistens geht
abnehmender Informationsgehalt abnehmende Chancen, den Wahrheitsgehalt zielgerichtet zu überprüfen
‚weniger informationshaltige Aussagen sind in den informationshaltigeren Aussagen eingeschlossen!
Regel 2: m
öglichst informa
tionsh
altige Aussagen fornulie
ren!
reine Existenzaussagen „Es gibt Gesellschaften ohne Machtausübung!“
raum-zeitlich abgegrenzte Existenzaussagen „Im Kuba Fidel Castros bestand eine Gesellschaft
ohne Machtausübung!“
raum-zeitlich abgegrenzte Allaussagen „In Europas freiheitlichen Staaten führt die
Verbindung von parlamentarischem Regierungssystemund Verhältniswahlrecht zu starken Parteien!“
reine Allaussagen (‚streng allgemeine Aussagen‘) „In allen Staaten führt die Verbindung von
parlamentarischem Regierungssystem und Verhältniswahlrecht zu starken Parteien!“
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‚Kerngeschäft‘ allen Forschens:
Verifikation und Falsifikation durch Verifikation kann der Wahrheitsgehalt folgender Klassen von Aussagen
überprüft werden: raum-zeitlich abgegrenzte Existenzaussagen raum-zeitlich abgegrenzte Allaussagen
durch Falsifikation kann der Wahrheitsgehalt folgender Klassen von Aussagen überprüft werden: raum-zeitlich abgegrenzte Existenzaussagen raum-zeitlich abgegrenzte Allaussagen reine Allaussagen
Leitgedanke der Wahrheitsüberprüfung durch Falsifikation: man formuliert Aussagen möglichst so, dass sich ihr mangelnder Wahrheitsgehalt sehr
leicht zeigen ließe, wenn sie falsch wären man unterzieht diese Aussagen möglichst strengen Überprüfungen eine Aussage, die sich selbst bei sehr strengen Überprüfungen nicht als falsch
nachweisen ließ, gilt als ‚bekräftigt‘ (Popper: ‚corroborated‘) eine ‚bekräftigte Aussage‘ behandelt man solange als eine wahre Aussage, wie nicht
gezeigt wurde, dass sie doch falsch ist. Achtung: Ob man den Wahrheitsgehalt von Aussagen durch Verifikation oder
Falsifikation überprüft, hängt ausschließlich ab von … der Art der zu prüfenden Aussage von der Forschungsfrage von forschungspraktischen Erwägungen
keine Dogmatik!
Begründer des ‚Falsifikationismus‘: Karl Popper
Sinn der Forderung nach klaren Begriffen
und klaren Aussagen in der Wissenschaft
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Prüfung des Wahrheitsgehalts von Aussagen: Begriffsklärungen
Überprüfung des Wahrheitsgehalts durch …
Verifikation Falsifikation
Die Aussage erwies sich dabei als …
wahr
falsch
bestätigt
widerlegt widerlegt
bekräftigt‚wahre‘ empirische Aussagen als Ziel von Wissenschaft sind somit …
• verifikationistisch bestätigte Aussagen
• falsifikationistisch bekräftigte Aussagen
... und im übrigen weiß man eben, was falsch ist: nämlich widerlegte Aussagen
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korrelative Aussagen vs. kausale Aussagen
Korrelative Aussagen behaupten einen empirisch fassbaren Zusammenhang zwischen zwei oder mehr Sacherhalten Arten korrelativer Aussagen:
deterministisch vs. probabilistisch ‚Wenn A, dann gewiss auch B‘ vs. ‚Wenn A, dann mit %
Wahrscheinlichkeit auch B!‘ synchron vs. diachron
‚Wenn A, dann gleichzeitig auch B‘ vs. ‚Wenn A, dann mit später auch B!‘ hinreichend vs. notwendig
‚Es reicht, dass A vorliegt, damit es auch zu B kommt!‘ vs. ‚Wenn es zu B kommen soll, muss unbedingt auch A vorliegen, was freilich nicht dafür ausreicht, dass es wirklich zu B kommt!‘( I sp lei ie e)
Kausale Aussagen fügen einer korrelativen Aussage auch noch eine Theorie (-skizze) hinzu, die erklärt, warum der behauptete Zusammenhang besteht. typische Form: ‚Der Zusammenhang zwischen A und B besteht,
weil …‘
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hinreichende und notwendige Faktoren
Eine ‚hinreichender‘ Faktor ist ein Faktor B, der in jedem Fall dazu führt, dass das Ergebnis Z zustande kommt. Aber: Es ist nicht notwendig, dass B vorliegt, um Z zustande
kommen zu lassen. Ebenso können die Faktoren K und L das Ergebnis Z zustande kommen lassen.
Beispiel: Wenn man jemanden töten will (Z), reicht es aus, ihn zu erwürgen (B). Man kann ihn aber ebensogut erschießen (K) oder erdolchen (L). Z = B + K + L
Eine ‚notwendiger‘ Faktor ist ein Faktor A, der für das Zustandekommen des Ergebnisses Z unbedingt vorliegen muss. Aber: Es reicht nicht aus, dass A vorliegt, um Z zustande kommen
zu lassen; vielmehr muss auch noch der Faktor X hinzutreten. Beispiel: Wer eine Villa mit Blick auf den Genfer See kaufen will (Z),
muss Geld dafür haben (A). Doch alles Geld nutzt solange nichts, wie niemand eine Villa mit Blick auf den Genfer See zum Kauf anbietet (X). Z = A*X
sie nicht auseinanderzuhalten oder durcheinander zu bringen, führt sehr leicht sowohl zu Denkfehlern als auch zu empirisch falschen Aussagen
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Hypothesen vs. ‚Gesetze‘ Hypothesen …
sind Vermutungen / Aussagen, die man auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfen will
haben mehr oder minder großen Wahrheitsgehalt gliedern sich ganz wie alle Aussagen
‚Gesetz‘ … meint in den empirischen Wissenschaften nichts anderes als eine
sehr gut bekräftigte (reine) Allaussage z.B: Gesetz von der Erhaltung der Energie, Fallgesetz, e=mc²; Gesetz
von den wirklichkeitskonstruktiven Folgen der Situationsdefinition ... meint in rechtswissenschaftlichen oder religiösen
Zusammenhängen ganz andere Dinge als im Diskurs der empirischen Wissenschaften z.B. Grundgesetz, Abwasserwirtschaftsgesetz, Jagdgesetz ... z.B. Gottes Gesetze, ‚offenbart‘ im Alten Testament oder im Koran
ist darum ein oft sehr irreführender Begriff, den man in den Sozialwissenschaften besser vermeidet.
Im Übrigen ist die Vorstellung falsch, Wissenschaft kennzeichne sich (allein) dadurch, dass sie‚nach Gesetzen sucht‘. Das tut sie zwar auch – doch nicht nur und nicht in allen Disziplinen!
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empirische vs. normative Aussagen
empirische Aussagen sind … Beschreibungen
Wahrheitsgehalt ist leicht verifikationistisch zu überprüfen Wenn/Dann-Aussagen
Wahrheitsgehalt ist mehr oder minder leicht verifikationistisch oder falsifikationistisch zu überprüfen
Erklärungen Wahrheitsgehalt ist mitunter schwierig zu überprüfen, doch wenn: verif. / falsif.
Prognosen Wahrheitsgehalt ihrer Teilaussagen ist mitunter schwierig zu überprüfen (verif./falsif.) Wahrheitsgehalt insgesamt ist leicht zu überprüfen, aber natürlich nur im Nachhinein
und nicht zu einem Zeitpunkt, da es wichtig wäre, den Wahrheitsgehalt zu kennen normative Aussagen sind …
Werturteile Nur der Wahrheitsgehalt der meisten Teilaussagen ist mehr oder minder schwierig zu
überprüfen; als ganze sind Werturteile nicht wahrheitsfähig Handlungsanweisungen
Nur der Wahrheitsgehalt der meisten Teilaussagen (NICHT: der ihnen zugrunde liegenden Werturteile!) ist mehr oder minder schwierig zu überprüfen; als ganze sind Handlungsanweisungen nicht wahrheitsfähig
Alle diese Aussagen können entlang wissenschaftlicher Verfahrensregeln weniger fehlerträchtig formuliert werden, als dies allein mittels des gesunden Menschenverstandes möglich wäre!
= Ziel von Wissenschaft
= ‚Kerngeschäft‘ empirischer Sozialforschung
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Theorien
Theorien bestehen aus miteinander verknüpften Aussagen, die ihrerseits einen mehr oder minder großen empirischen Wahrheitsgehalt haben deren Verknüpfung mehr oder minder große logische Fehler enthalten kann.
Die Verknüpfung dieser Aussagen sollte nur logisch korrekt vorgenommen werden zwingendes Erfordernis logischer Konsistenz, da ansonsten kein Wahrheitstransfer
von einzelnen Aussagen dieser Theorie auf andere Aussagen dieser Theorie möglich ist und darum die Theorie insgesamt wenig nützen würde.
Werden … empirische Aussagen miteinander verknüpft, so entstehen empirische Theorien normative Aussagen miteinander verknüpft, so entstehen normative Theorien.
Aufgabe theoretischer Forschung: möglichst logisch fehlerfreie Theorien mit einem möglichst wichtigen und/oder
möglichst großen (empirischen) Referenten zu formulieren verfügbare Theorien auf ihren logischen Wahrheitsgehalt zu überprüfen und
entsprechend zu verbessern. Aufgabe empirischer Forschung:
die in Theorien eingebetteten empirischen Aussagen auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen und entsprechend zu verbessern;
den empirischen Wahrheitsgehalt ganzer Theorien zu überprüfen und zu verbessern.
Theorien sind sowohl das Ziel als auch eineVoraussetzung empirischer Forschung!
‚hermeneutischer Spiralprozess‘
„Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie!“
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‚schulmäßiger‘ Aufbau einer empirischen Theorie
(empirische) Aussage I (e.) Aussage II Aussage III Aussage IV
Theorem IIITheorem I Theorem II
Theorie A
Theorie B
Theorie C
Paradigmaze
itspezif
ische
Alltagsth
eorien
empirischer Referent
wünschenswerte Emanzipation des wissenschaftlichen
theoretischen Denkens vom zeitspezifischen Alltagsdenken
theoriespezifischer, selektiver Blickwinkel auf den empirischen Referenten; NICHT ‚wahrheitsfähig‘, sondern rein perspektivisch!
Begriff 2Begriff 1 Begriff 3 Begriff 4 Begriff 5
wah
rheitsfäh
ig
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Arten von (empirischen) Theorien
gegenstandsspezifische Theorien (z.B. des Aufstiegs der NPD) decken mit großer Präzision und mit meistens sehr gut operationalisierbaren
Begriffen einen eng umgrenzten Gegenstandsbereich ab (z.B. Theorien des Wahlverhaltens)
brauchen meist andere Theorien als ‚Anschlusstheorien‘ oder ‚Rahmentheorien‘, um auch die zu berücksichtigenden größeren Zusammenhänge zu erfassen
Theorien ‚mittlerer Reichweite‘ (z.B. der Funktionsweise von Wahlsystemen) haben einen größeren Gegenstandsbereich als die gegenstandsspezifischen
Theorien (z.B. Theorien der Funktionslogik demokratischer Verfassungsstaaten) eignen sich gut als Ergebnis- oder Verständnisrahmen gegenstandsspezifischer
Theorien allgemeine Theorien (z.B. Evolutorischer Institutionalismus)
decken sehr große Wirklichkeitsbereiche mit oft sehr abstrakten und mitunter nur in vielen Schritten operationalisierbaren Begriffen ab (z.B. Theorien des Gesellschaftswandels)
stellen allgemeine Rahmentheorien auch für Theorien mittlerer Reichweite dar, erkaufen dies aber mitunter dadurch, dass sie eher eine geordnete Sammlung nützlicher analytischer Oberbegriffe anbieten als empirisch gehaltvolle Wenn/Dann-Aussagen (z.B. soziologische Systemtheorie)
‚taxonomische Theorien‘
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Modelle
Modelle sind sehr übersichtliche gehaltene Darstellungsweisen von Theorien.
Üblicherweise verwendet man sie … zur sehr präzisen Ausarbeitung und Darlegung von
gegenstandsspezifischen Theorien zur eher grobkörnigen, doch klaren Darstellung der
zentralen Gedanken von Theorien mittlerer Reichweite zur Strukturierung persönlicher theoretischer Überlegungen,
sei es im Vorfeld oder als Ergebnis empirischer Forschung. Regelmäßig bestehen Modelle aus klar spezifizierten
Variablen und mehr oder weniger klar spezifizierten Aussagen über die Beziehungen zwischen den Variablen.
Einzelheiten hier!
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forschungsanleitende Variablen
abhängige Variable(n)unabhängige Variable(n) intervenierende Variable(n)Gruppierungsvariable(n), definiert /
definieren ‚Vergleichsgruppen ‘Hintergrundvariable(n)
‚endogene‘ Variablen
‚exogene‘Variable(n)
übersichtlich zusammenstellen in einem ‚Pfeilmodell‘ !
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abhängige Variable(n)
Sie beziehen sich auf das, was verstanden bzw. erklärt werden soll, also: worauf sich die durch die zu beantwortende Forschungsfrage richtet.
Beispiele: Auftreten von RevolutionenStabilisierung demokratischer VerfassungsstaatenHöhe der innerstaatlichen BildungsausgabenAnteil der Nichtwähler unter den Wahlberechtigten
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Gruppierungsvariable
Sie legt – bezogen auf die Forschungsfrage –Vergleichsfälle und gegebenenfalls deren Einteilung in Gruppen von Vergleichsfällen fest. d.h.: Sie definiert die Vergleichsfälle und
‚Vergleichsgruppen‘ bzw. ‚Vergleichsschichten’. Beispiele:
Systemtyp: totalitäre Diktatur vs. demokratischer Verfassungsstaat
Typ des Regierungssystems: parlamentarische Regierungssysteme vs. präsidentielle Regierungssysteme
Bildungsausgaben: Staaten mit niedrigen Bildungsausgaben pro Kopf der Bevölkerung vs. Staaten mit hohen Bildungsausgaben pro Kopf der Bevölkerung
Klar: Eine Gruppierungsvariable hat mindestens zwei und ansonsten beliebig viele Ausprägungen !
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unabhängige Variable(n)
Sie erfassen jene Sachverhalte, von denen angenommen wird, sie übten Einfluss auf das Auftreten oder die Ausprägung der abhängigen Variablen aus.
d.h.: Sie legen Vergleichskategorien fest. Beispiel: Warum haben Abgeordnete
Parteiführungspositionen inne?abhängige Variable: Innehaben von
Parteiführungspositionenunabhängige Variablen u.a.:
Wahlrecht bei Parlamentswahleninnerparteilichen NominierungsbestimmungenFaktoren innerparteilichen Einflusses eines Abgeordneten
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intervenierende Variable(n) Sie erfassen jene Sachverhalte, von denen man vermutet, von ihrem
Vorliegen oder von ihrer Ausprägung hänge ab, wie sich der Zusammenhang der unabhängigen Variablen mit der abhängigen Variable im einzelnen gestaltet. Beispiel: Man kann vermuten, der Zusammenhang zwischen periodischen
Wahlen zu einer Vertretungskörperschaft und deren Responsivität hinsichtlich der Wähler hänge davon ab, ob es sich um wirklich freie Wahlen handele; die intervenierende Variable wäre somit die ‚Freiheit der Wahl’.
Die intervenierenden Variablen umsichtig auszuwählen, ist wichtig vor allem für die Überprüfung bedingter Hypothesen, also von Aussagen folgender Art: „Wenn A, dann B – aber nur, wenn auch Z vorliegt!“
Ist letzteres der zentrale Zweck einer empirischen Studie, so werden die zu berücksichtigenden intervenierenden Variablen sogar ausschlaggebend für die Festlegung der Gruppierungsvariablen sein, also: für die Auswahl der in die Studie einzubeziehenden Fälle (d.h.: für die Stichprobe). In der Regel wird die zentrale intervenierende Variable (etwa: Staaten mit
freien Wahlen vs. Staaten mit Scheinwahlen) dann selbst zur Gruppierungsvariable. Beispiel
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Was ist ein Erklärungsmodell?
Was soll erklärt werden?= ‚abhängige‘ Variable
Wodurch soll erklärt werden?= ‚unabhängige‘ Variable(n)
zu berücksichtigende Rahmenbedingungen= ‚intervenierende‘ Variable(n)
D
C
B
A
Wenn/Dann-Aussagen
Arbeitslosig
keit
Lohnkosten
Auftragsla
ge
Preis/Leistu
ngsverhältnis
der Mitbewerber
= erfassen jene Bedingungen, unter denen eine Wenn / Dann-Aussage mit den Tatsachen übereinstimmt
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Hintergrundvariable(n)
Sie beziehen sich auf Sachverhalte, die … einen auch bei der gerade zu beantwortenden Frage
sinnvollerweise zu berücksichtigenden Einfluss auf die Ausprägungen der unabhängigen (und womöglich auch der abhängigen) Variablen haben dürften,
ihrerseits aber nicht im Zentrum der um die forschungsleitende Fragestellung gelagerten theoretischen Aufmerksamkeit stehen.
Beispiel ‚Staatenvergleich‘: Ausdehnung der verglichenen Staaten Bevölkerungsanzahl der verglichenen Staaten geschichtliche Prägung der verglichenen Staaten
Beispiel ‚Vergleich politischer Kulturen‘: Bildungsstand der Befragten Alter der Befragten Geschlecht der Befragten
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abhängigeVariable
unabhäng. Variable 1
unabhäng. Variable 2
intervenierende Variablen
abhängigeVariable
unabhäng. Variable 1
unabhäng. Variable 2
intervenierende Variablen
Struktur eines Pfeilmodells
abhängigeVariable
Gruppierungsvariable Fallgruppen
unabhäng. Variable 1
unabhäng. Variable 2
intervenierende VariablenHin
terg
run
dva
riab
len 1
2
3
‚endogene‘ Variablen‚exogene‘ Variablen
Beispiel
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Beispiel: Pfeilmodell zur Erklärung von Fraktionsdisziplin
Erwartungen der Öffentlichkeit, wie sie von Abgeordneten und parlamentarischen
Führern wahrgenommen werden
Fraktionsdisziplin
rationales bzw. zweckgeleitetes Handeln
der Abgeordneten
gekonnte Führungspraktiken
effektive, auf Erfahrungen beruhende Regeln und
Strukturen
Funktionslogik eines parlamentarischen Regierungssystems mit starken Parteien,
die von Abgeordneten geführt werden
direkter Einfluss
mittelbarer Einfluss
Einfluss über Antizipation (‚Vorauswirkung‘)
mögliche Widersprüche !
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Richtung und Stärke von Zusammenhängen
Variable A
Variable B
Variable C
Variable D
Variable E
Variable F
abhängigeVariable Z
+
-
+.15
Variable G-.60
unspezifizierte schwache, mittlere und starke Zusammenhänge: A oder B oder C beeinflussen Z
spezifizierte, nicht quantifizierte Zusammenhänge: „Je mehr D, um so
mehr Z“, bzw.: „Je mehr E, um so weniger Z“
spezifizierte, quantifizierte Zusammenhänge (mit ‚intuitiven‘ Zahlenangaben)
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Arten von Zusammenhängenin Pfeilmodellen
Wechselwirkung, Korrelation
(einfache) Kausalkette
rekursive Kausalkette
abhängige Variable
unabh.Variable A
unabh.Variable B
Hintergrund-variable A
einfacher Kausalzusammenhang
doppelterKausalzusammenhang
Hintergrund-variable B
rekursive ‚vermaschte‘ Kausalkette
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Zweck von (Pfeil-) Modellen
Ordnung der eigenen Gedanken zur Bildung einer ‚Vortheorie‘, welche dann das empirische Forschungsvorhaben anleitet bei der … Festlegung der Variablenstruktur Erstellung der Erhebungsinstrumente Auswahl der Modelle der Datenanalyse (‚vom Pfeilmodell zum
Pfadmodell‘, ‚von der Vier-Felder-Tafel zur Kreuztabelle‘) Ergebnisinterpretation / Ergebnissicherung
Verdichtung der forschungsleitenden Hypothesen in einem Modell, welches … dann ‚vorhersagt‘, was die Forschungsergebnisse ‚zeigen
werden‘ und aufgrund der tatsächlich erzielten Ergebnisse dann
verifiziert, falsifiziert oder modifiziert wird Zusammenfassung verfügbarer Ergebnisse und Theoreme,
d.h.: Theoriebildung, die den Forschungsstand entweder (nur) überschaubar macht oder gleich weiterentwickelt
nun auch: Modelle der ‚positive political theory‘ ( Rational choice-Modelle)
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Beispiel für ein Pfadmodell
Ein ‚Pfadmodell‘ sieht aus wie ein Pfeilmodell. Die in ihm eingetragenen Ziffern zur Quantifizierung von Richtung und Stärke eines Zusammenhang sind aber keine hypothetischen Schätzungen, sondern empirische Befunde, die durch (partielle) Regressionsanalysen gewonnen wurden.
= Anteil der durch das Modell erklärten Varianz in der abhängigen Variablen
Pennings, Paul et al., Doing Research in Political Science, London 1999, S. 235
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Damit sollte klar sein … was Begriffe sind und wie man sie definiert wie man mit Begriffen umgeht und welche Rolle die
einzelnen Begriffsarten (vor allem: Variablen) für den Forschungsprozess spielen
wie das Verhältnis von ‚qualitativen‘ und ‚quantitativen‘ Begriffen beschaffen ist und was das ‚Messen‘ mit der Verwendung von Begriffen zu tun hat
was Aussagen sind, welche Arten von Aussagen es gibt und wie man sie auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen kann
was Theorien sind und welche Struktur sie haben was Modelle sind, wie man sie baut und wozu sie
dienenNoch Fragen? – Bitte!
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