Trummerlitaratur - Die Kuchenuhr

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Trummerlitaratur Die Kuchenuhr

Die Trmmerliteratur (auch Kriegs- oder Heimkehrerliteratur) ist eine deutsche Literaturepoche. Sie begann 1945, also nach dem Zweiten Weltkrieg, und trat Anfang der 1950er Jahre zurck. Die Autoren der Trmmerliteratur waren zum Groteil junge Mnner, die nach dem Krieg in Gefangenenlagern festgehalten wurden oder in die Heimat zurckgekehrt sind. Darum liegen die Anfnge der Epoche auch in den Zeitschriften der Kriegsgefangenenlager Die Trmmerliteraten klagten eine radikal neue Literatur ein. Sie versuchten ausdrcklich, sich inhaltlich und formal von den vorhergehenden Strmungen abzuheben. Ebenso lehnte man die Kalligrafie als literarische Schnschreiberei ab, Ausdruck von Ideologie und Gefhl wurde tabuisiert. Die neue Literatur sollte realistisch, unpsychologisch und wahrhaftig sein. Sie sollte das Geschehene und das Existierende genau erfassen. Realismus wurde gefordert, der hinter der Wirklichkeit aber auch weiter blickte. Trotzdem wurde vielfach auf Formen lterer Epochen wie der Romantik oder des Expressionismus zurck gegriffen. Die stilistischen Mittel, die benutzt wurden, waren die lakonische Sprache, die die zertrmmerte und kahle Welt beschrieb sowie eine episodenhafte Beschrnkung des Raums, der Erzhlzeit und der Personen. Weiteres wichtiges Stilmittel war die Wiederholung. Inhaltlich beschftigte sich die Trmmerliteratur mit direkten Beobachtungen des notvollen Lebens in den Ruinenstdten, in Flchtlingslagern und dem Schicksal Isolierter und Herumirrender, die sowohl vor den Trmmern ihrer Heimat und ihres Besitzes, als auch vor den Trmmern ihrer Wertevorstellungen stehen und damit umgehen mssen. Die Heimkehrer-Thematik der aus dem Krieg oder den Gefangenenlagern Heimkehrenden, die sich pltzlich in einer Welt wiederfinden, die keinen Platz mehr fr sie hat, sprach viele Menschen der Zeit an. Die Trmmerliteratur endete, als Deutschland zunehmend wohlhabender wurde, die Stdte aufgebaut wurden und die Schrecken des Krieges in den Hintergrund rckten.

Das Brot ist eine Kurzgeschichte von Wolfgang Borchert. Sie spielt in der unmittelbaren Nachkriegszeit, in der Nahrung knapp war, und lsst sich der Trmmerliteratur zuordnen. Mitten in der Nacht wacht die Frau auf und nach wenigen Momenten bemerkt sie die Abwesenheit

ihres Mannes. Sie geht vom Schlafzimmer in die Kche, schaltet das Licht ein und findet ihren Mann. Ihr fllt auf, dass der Mann Brot abgeschnitten haben muss, denn ein Messer liegt auf dem Kchentisch und Brotkrumen, obwohl sie abends das Tuch subert. Der Mann gibt vor in der Kche zu sein, weil er ein Gerusch gehrt habe, sie pflichtet ihm bei und beide versuchen die Situation zu berspielen, indem sie immer wieder behaupten, sie htten etwas gehrt. Schlielich erklren sie sich das angebliche Gerusch durch die Dachrinne, die bei Wind gegen das Haus schlgt. Doch die Frau ist enttuscht, weil sie wei, weshalb der Mann wirklich in der Kche war und er ihr nicht die Wahrheit sagt, obwohl sie schon 39 Jahre verheiratet sind. Sie entschlieen sich wieder ins Bett zu gehen, sie atmet regelmig, um den Eindruck zu erwecken, sie schlafe. Sie bleibt wach, doch das, nach einer Weile einsetzende, regelmige Kauen ihres Mannes bringt sie zum Einschlafen. Am nchsten Tag gibt sie ihm eine Scheibe ihrer Portion Brot mit der Erklrung, sie vertrage das Brot abends nicht gut. Insgesamt legt Borchert in diesem Text kein Gewicht auf eine berraschung sondern erzhlt eine Szene aus dem Alltag. Jedoch whlt er nicht ein banales Geschehnis, sondern eines, das die Situation im Nachkriegsdeutschland perfekt beschreibt. Das heit, er nimmt eine Szene, die den Hautpersonen und dem Leser deutlich macht, was charakteristisch fr die damalige Zeit war, was das Leben in dieser Zeit bedeutete. Zu der Zeit als Wolfgang Borchert diese Kurzgeschichte schrieb, waren Lebensmittel gleich welcher Art rationiert. Jedem stand pro Tag nur eine bestimmte Menge an Brot, Eier, Butter, Fleisch etc. zur Verfgung. A jemand mehr als die ihm zugedachte Menge, hatte ein anderer weniger zu essen. In der Geschichte werden mehrere Motive verwendet. Kche, Teller und Brot stehen dabei in einem engen Zusammenhang. Die Kche steht fr einen gemeinsamen Lebensraum und die damit verbundene Geborgenheit, ebenso wie der Teller, welcher das Zusammenleben symbolisiert. Dieses wird im bertragenen Sinne durch das Messer bedroht, das der Mann benutzt, um sich unrechtmig ein Stck Brot abzuschneiden, wodurch er die Bindung zu seiner Partnerin gefhrdet. Das Brot, das als

Symbol fr die Tatsache, dass jedes Lebewesen zu berleben versucht, gesehen werden kann, ist Auslser des Konfliktes. Ein weiteres Leitmotiv ist der Gegensatz zwischen Hell und Dunkel. Ihm kommt die Funktion zu, Vordergrund und Hintergrund der Handlung zu verbinden. Die Frau wacht im Dunkeln auf und merkt, dass sie alleine ist. Die angegebene Uhrzeit (halb drei), die fr die schwrzeste Stunde der Nacht steht, wird auch in einer anderen Geschichte Borcherts (Die Kchenuhr) erwhnt. Mit der Dunkelheit assoziiert, ist die Klte und das Drauen, die potentiell feindliche Umgebung. In der Erzhlung wird diese durch den Wind symbolisiert, der gleichzeitig dem Mann als Ausrede fr sein Verhalten dient. Die Klte wird mehrfach erwhnt, sie steht als Symbol fr Angst und Misstrauen. Borchert erzhlt die Geschichte in kurzen, einfachen Stzen - also im Kahlschlagstil, speezifisch fur diesen Text wird also die Paratxe. So haben die ersten beiden Stze nur eine Lnge von vier Wrtern. In der Folge scheut sich der Autor weder vor Wiederholungen ("Es war halb drei", "Die Uhr war halb drei.", "Um halb drei.") noch vor unvollstndigen Stzen ("Nachts. Um halb drei. In der Kche"). Der verwendete Wortschatz ist sehr einfach. Es werden keine Fremdwrter verwendet, und auch zeittypische Begriffe werden vermieden. Adjektive werden nur sparsam gebraucht ("dunkel", "kalt", "nackt") und dienen dazu die Kargheit der Szenerie zu betonen. Dieses Stilmittel lsst einerseits die Situation und die handelnden Personen authentisch erscheinen, andererseits deutet es auch auf eine Interpretationsmglichkeit des Textes hin: gerade einfache Leute haben die Fhigkeit nach einer Katastrophe einen Neuanfang zu finden und dazu ist gegenseitiges Verstndnis erforderlich.