The Gap Niederösterreich

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60 Jahre Subkultur St. Pölten. Theater: Village People. Street Art: Labinsac. Hirndoping mit Ritalin. Neuer Frei:raum. From Dawn To Fall. Orphan Black. Steam. FÜNF VIERTEL KREATIVWIRTSCHAFT LAND & KREATIVES LEBEN VERLAGSPOSTAMT 1040 WIEN, P.B.B. GZ 05Z036212 M, Nº 001, MÄRZ 2014 Magazin für Glamour und Diskurs. 001

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Fünf Viertel Kreativwirtschaft – Land & Kreatives Leben 60 Jahre Subkultur St. Pölten. Theater: Village People. Street Art: Labinsac. Hirndoping mit Ritalin. Neuer Frei:raum. From Dawn To Fall. Orphan Black. Steam.

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60 Jahre Subkultur St. Pölten. Theater: Village People. Street Art: Labinsac. Hirndoping mit Ritalin. Neuer Frei:raum. From Dawn To Fall. Orphan Black. Steam.

FünF Viertel KreatiVwirtschaFt Land & Kreatives Leben

VERLAGSPOSTAMT 1040 WIEN, P.B.B.GZ 05Z036212 M, Nº 001, MÄRZ 2014

Magazin für Glamour und Diskurs.001

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27.02. – 24.08.2014

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An der Donau-Au 1, Klosterneuburg / Wien, +43 (0)2243 370 50 150, www.essl.museum

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Thomas [email protected]@th_weber

Niederösterreich hat – fast – alles, was eine aufstrebende Region braucht: Betriebe beinahe jeder Größenordnung, Ausbil-dungsstätten für jedes Alter, eine vertretbare Verkehrsinfrastruktur, Sehenswürdiges für Einheimische wie für Touristen, genügend Geld und Gespür für künstlerisch Vor-wärtsdrängendes. Selbst das, was man hier »Volkskultur« nennt und was anderswo rückwärtsgewandt nach Blut und Boden stinkt, wird mancherorts tatsächlich gelebt, wirkt echt und einigermaßen zeitgemäß. Man muss nicht alles toll finden. Das Tolle ist aber: Niederösterreich ist unglaublich vielseitig, hat – wo es das nicht war, Stichwort: Kultur – in den vergangenen Jahren Unsummen investiert, baut auf diese Vielfalt und bietet deshalb Lebensquali-tät. Gerade auch, weil es Teil des Großraums Wien ist und Land und Stadt (und auch die vielen Kleinstädte rundherum) einander wechselseitig befruchten.

Zwar gibt es – es soll nichts schöngeredet werden – auch Landstriche, denen es weniger gut geht. Das Waldviertel etwa ist massiv von Abwanderung geprägt. Doch selbst die hat ihr Gutes: The Gap wurde 1997 federführend von zwei aus dem Waldviertel gerade Weggehenden gegründet. „Der Verstand“, heißt es, »kommt vom Land.« Ein besonderer Bezug zum Land um die Hauptstadt ist uns bis heute eigen.

Dennoch: Das größte Manko bleibt, dass Niederösterreich keine eigenständige Medienlandschaft hervorgebracht hat, die internatio-nalen Standards gerecht wird und die das Land, seine politischen Vertreter und die herrschenden Verhältnisse immer wieder auch einmal kritisch in die Pflicht nehmen. Für die Politik mag das unbequem sein. Doch warum gibt es in Niederösterreich keine Ent-sprechung zum widerspenstigen Tiroler Blog www.dietiwag.org? Dass es in einem seit Jahrzehn-ten absolut regierten Bundes-land nichts Kritisierenswertes gibt, muss angezweifelt werden. Unabhängige Medien tragen zur Transparenz und zum Selbstrei-nigungsprozess eines Landes bei;

zur »Klarheit«, die in Wahlkämp-fen immer wieder plakatiert wird.

Gerade deshalb ist der FH-Lehrgang für Medienmanage-ment, in dem Studierende an der FH St. Pölten die vorliegende Niederösterreichausgabe von The Gap erarbeitet haben, eine Riesenchance für das Land, eine Riesenchance für junge Talente, Blogger, Start-ups und Querdenker. Im Medienmanagement erprobte und bewanderte Absolventen können tragfähige Geschäftsmo-delle entwickeln, ökonomisch sinnvolle Nischen erkennen und besetzen und: neue Formen der Öffentlichkeit finden. Möge die Übung gelingen!

Niederösterreichs größtes Manko: Es gibt keine zeitgemäße kritische Öffentlichkeit.Eine Chance für Blogger und Medien-Start-ups.

Kolumnevon Thomas Weber

HErrSCHaftSzEitEN!

27.02. – 24.08.2014

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An der Donau-Au 1, Klosterneuburg / Wien, +43 (0)2243 370 50 150, www.essl.museum

österreichische kunst im fokus

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HirndopingStudenten fühlen sich immer mehr unter Druck gesetzt, den Erwartungen der Gesellschaft zu entsprechen und gewisse Leistun­gen möglichst rasch zu erbringen. Manche sehen da keine andere Chance, als sich mit verschrei­bungspflichtigen Medikamenten einen Vorteil zu verschaffen.

Creative industries nö 010 —— Wie Kreativität zu einem internationalen Wett­bewerbsvorteil verhilft und wer das in Nieder­österreich drauf hat.

golden frame 014 —— Kunst ist dir zu will­kürlich? Lass dich vom Gegenteil überzeugen. Hermann J. Painitz und die »logische« Kunst.film & teCHnik 016 —— Hobbits, Klone, durchs All schwebende Menschen – Wie der Fortschritt der Technik die Filmkunst verändert.60 JaHre subkultur st. pölten 019 —— Eine multimediale Großausstellung zur lokalen Musik­ und Subkultur. Zu finden ab April im Freiraum.freiraum 022 —— Neue Location. Was darf man nach dem Relaunch von dem St. Pöltner Club erwarten? Veranstaltungsorientierte Architektur für gewohnt vielfältiges Programm.

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village people 024 —— Das Brut Wien wid­met den Menschen auf dem Land einen Thea­ter­Schwerpunkt. Auch dabei: eine Topfpflanze. street art in niederösterreiCH 026 —— Wir haben uns intensiv auf die Suche gemacht und, kaum zu glauben, ja es gibt sie, die Street Art in Niederösterreich.game-box steam 028 —— Die auf den Benutzer zugeschnittene Steam­Machine ist da. Wir haben das futuristische PC­Spielerleb­nis fürs Wohnzimmer erprobt.Hirndoping 030 —— Wenn Kaffee und Energydrinks nicht mehr reichen – vom Lernen auf Ritalin und Konsorten.

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Creative industries nöIm ländlichen Teil von Österreich liegt Niederösterreich an erster Stelle im Bereich Kreativwirtschaft. Das hat das Land vor allem den Bezirken rund um Wien zu verdan­ken, die sich deshalb neben Wein­, Mühl­, Most­ und Industrieviertel einen eigenen Viertelnamen ver­dient haben – willkommen im fünften Viertel Niederösterreichs, dem Kreativviertel.

bild der ausgabeZwei Dinge haben uns das ganze Semester lang begleitet: Kaffee und The Gap NÖ. Schnell fingen wir an, mehr Herzblut in das Produkt und damit auch mehr Kaffee in unsere Kehlen fließen zu lassen. Stefan Nie­derwieser und Martin Mühl haben mit beinahe väterlicher Fürsorge versucht, die Studenten in die richtige Richtung zu lenken, aber letztendlich kann man wohl nie ganz kontrollieren, was die Kinderleins so fabrizieren.vea kaiser: Helden von heute 049

leitartikel 003inhalt 004editorial 006impressum 006fondue 007Charts 008unbezahlter anzeiger 009Workstation 034reviews 039introducing: From Dawn To Fall 042termine 044

rubriken

kolumne

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Stefan [email protected]@the_gap

E d i t r i a l

iMprESSuM Herausgeber Thomas Weber CHefredaktion Martin Mühl, Stefan Niederwieser redaktion Maria Becker, Birte Duijnmaijer, David Hertl, Magdalena Hiller, Teresa Höchtl, Julia Kainz, Alexander Kastl, Constanze Keller, Lena Mayer, Christoph Purer, Jennifer Schindl, Kathrin Suppanz, Johanna Wachter termine Lisa Holub, Eva Kopf autoren Vea Kaiser fotografie Christoph Purer grafik Birte Duijnmaijer, Teresa Höchtl, Jennifer Schindl, Simone Schmid lektorat Adalbert Gratzer, Lisa Holub anzeigen Julia Kainz, Constanze Keller, Eva Kopf, Susanne Krejca, Lena Mayer, Vanessa Tausek, Thomas Weber distribution Jennifer Frank, Christina Gravogl, Sandra Hartl, Lisa Holub, Martin Mühl, Christoph Purer druCkabWiCklung Maria Becker, Christoph Purer druCk Ferdinand Berger & Söhne GmbH, Pulverturmgasse 3, 1090 Wien gesCHäftsfüHrung Martin Mühl produktion & medieninHaber Monopol GmbH, Favoritenstraße 4–6/III, 1040 Wien kontakt The Gap c/o Monopol GmbH, Favoritenstraße 4–6/III, 1040 Wien; Tel. +43 1 9076766­41; [email protected], www.thegap.at, www.monopol.at, [email protected] bankverbindung Monopol GmbH, easybank, IBAN AT77 14200 20010710457, BIC EASYATW1 Heftpreis gratis ersCHeinungsWeise Zwei Mal pro Jahr

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder. Für den Inhalt von Inseraten haftet ausschließlich der Inserent. Für unaufgefordert zugesandtes Bild­ und Textmaterial wird keine Haftung übernommen. Jegliche Reproduktion ist nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung der Geschäftsleitung erlaubt.

Diese Publikation wurde gemeinsam mit Studierenden der FH St. Pölten im Rahmen einer Lehrveranstaltung des Studiengangs Medienmanage-ment konzipiert und erarbeitet.

Selbst Niederösterreicher wissen oft gar nicht so ge-nau, was man in Niederösterreich machen und erle-ben kann. Das ist uns unter anderem bei der Arbeit mit den Studierenden aufgefallen. Tipps und Empfeh-lungen hätten sie gern geschrieben und bekommen. Dabei gibt es ein paar Möglichkeiten, sich über das kulturelle Leben in den vier Vierteln (das fünfte Viertel, haben wir bei der Recherche zur Coverstory gelernt, ist das unmittelbare Umland von Wien, in dem sich Krea-tive besonders gerne niederlassen) zu informieren, sei es die NÖN, das MFG, die niederösterreichische Kul-turvernetzung, mitunter auch die Bezirksblätter oder Facebook-Pages wie »1000 Things To Do In St. Pölten«. Was dort aber eben nicht passt, glauben wir, sind die Sprache und die Bilder, damit das auch ankommt. Und deshalb gibt es dieses Heft hier. Richtig, es sieht so aus wie The Gap und wurde großteils von Studierenden des Lehrgangs Medienmanagement der FH St. Pölten erarbeitet. Beste Ausnahme davon: Vea Kaiser, die Vea Kaiser, hat uns eine Kolumne über Windräder verfasst. Groß, bitte.

Einiges könnte sonst sicher noch spezifischer, bun-ter, großartiger sein. So eine Zusammenarbeit mit Stu-dierenden muss sich einspielen, das Format etablieren. Dann wissen wir auch, dass wir für vertiefende Inter-views noch mehr Platz einplanen müssen, wie eine Produktion über Google Drive funktioniert oder dass Studierende zwar einfach mal auf Photoshop losgelas-sen werden können, aber wir nächstes Mal natürlich vorher grafische Raster und Satzspiegel erklären müs-sen. Bei all dem herrscht aber das Gefühl vor, dass an der FH St. Pölten kluge Menschen heranwachsen, die alte und neue Medien verstehen, mit denen dieses Ma-gazin eine Lücke schließen kann, nämlich coole Kultur in Niederösterreich zu feiern.

NiEdErÖStErrEiCH, du uNBEkaNNtES WESEN

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Spähaugen und Schnappschützen aufgepasst: The Gap freut sich immer über bemerkenswerte Momentaufnahmen, optische Querschläger und belichtete Kuriositäten.

Einsendungen an [email protected]

Auch zum Frühstück mögens die Niederösterreicher exotisch!

Für außergewöhnliche Reisen muss man nicht zwingend ins Ausland!

Bei »Big Mama’s« hat man dieMöglichkeit, sich wie ein Pferd zu fühlen!

Niederösterreich – das Paradies für Schnäppchenjäger!

Oh du schönes Niederösterreich, wer sollte auch jemals von dir weg wollen?

Was soll denn das für ein Bild abgeben – nicht mal die St. Pöltner mögen ihre Stadt?

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f N d u E

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“Eindruck, der bleibt.”Victoria, 20, Bachelor-Studentin

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Ben Martin(Singer­Songwriter)

TOP 10NÖ-BANDS

01 Lausch02 Bauchklang03 5 Achterl in Ehr’n04 Francis International Airport05 Koenigleopold06 I Am Cereals07 Bastard Peels08 House of Riddim09 Body & Soul10 Fijuka

TOP 5MIT VIEL LIEBE BETRIEBENE LoKALE, DIE MAN uNBEDINGT MAL KENNENLERNEN SoLLTE

01 Emmi (St. Pölten)02 Cimbalino (Krems)03 Café Schubert (St. Pölten)04 MoYome (Krems)05 Seedose (St. Pölten)

AuCH NICHT SCHLECHT:Nachhaltig einkaufen, z.B. bei Gutding, Greisslerei 2.0, Evi’s

Kata Neco(DJ)

TOP 10TuNES

01 Der Alte – Kölsch02 I love London – Crystal Fighters03 Smoke & Mirrors (Playful Edit) – Neelix04 No Eyes – Claptone05 Into The Abyss – Atma06 Age of Love – Jam & Spoon (Watch out For Stella Mix)07 Make It Work – Coming Soon08 Fatty Fatty – Vandal09 537 Cuba – orishas10 Kalemba – Buraka Som Sistema

TOP 5GuTE LAuNE uND ENERGY-RECHARGER-SoNGS:

01 Changes – Faul ft. Wad Ad02 Don’t Worry Be Happy – Bob Marley03 I Found You (High Contrast Remix) – Axwell04 Endlich Wochenende – Sido05 Man With The Red Face – Mark Knight, Funkagenda

AuCH NICHT SCHLECHT:Shakira, Hippies und Cola Cao Turbo

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“Eindruck, der bleibt.”Victoria, 20, Bachelor-Studentin

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Kreativität und Design in Serienproduktion bei Riess

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Lange wurde Kreativität als Soft-Skill behandelt. Eher als eine Ergänzung zu handfesten Berufen. Dabei tritt Krea-tivität heutzutage immer öfter kombi-niert auf. Architektur, Grafik, Design, Musik, Film, Kunst oder Games gelten

als klassische Kreativsparten. In den westlich entwi-ckelten Ländern wie Österreich sieht man sie als Chan-ce, um gegen schnell wachsende und produzierende Schwellenländer anzukommen. Klassische Berufsrol-len brechen dabei ebenfalls auf, die tägliche Arbeit ist mehr und mehr durch Kooperation und Vernetzung ge-prägt. In der Kreativwirtschaft betreibt man diese Pra-xis seit Jahrzehnten und profitiert dadurch von lang-jähriger Erfahrung. »Damit hat die Kreativwirtschaft eine Vorreiterrolle für alle anderen Branchen. Diese können viel von den Kreativen lernen«, so Wolfgang Strobl, Projektleiter von Creative Industries des nie-derösterreichischen Regionalmanagement. Nach Wien liegt Niederösterreich mit fast 6.000 Unternehmen an zweiter Stelle der österreichischen Kreativwirtschaft. Rund 15 % aller Kreativ-Beschäftigten arbeiten in Nie-derösterreich. Dort sind mit 29 % die Software- und Games-Unternehmen im größten Bundesland Öster-

reichs am häufigsten, dicht gefolgt von Musik und Buch mit 28 %, wobei auch Werbung mit 23 % stark vertreten ist.

Besonders hoch ist der Kreativ-Anteil in den nieder-österreichischen Bezirken um Wien, also dem Speck-gürtel. Trotzdem trauen sich einige mutige Kreative tat-sächlich in die ländlicheren Regionen. Die angenehm entspannte Atmosphäre und die Nähe zur Natur sind die Hauptgründe für den Umzug aufs Land. Die jungen Kreativen, die aktuell in der Stadt wohnen und diese schätzen, werden auch älter, gründen Familien und wollen raus ins Grüne. Damit Familien die Stadt hinter sich lassen, muss sich erst eine gewisse Infrastruktur etablieren. Dass etwa Kindergärten bzw. Kinderbetreu-ung noch nicht ausreichend bestehen, sieht Wolfgang Strobl als Problem, das wiederum durch Kreativität gelöst werden könnte. Hier geht es um kreatives Wirt-schaften, das bis in die strukturelle und soziale Lebens- und Arbeitsqualität der Menschen hineingreifen soll. Vom Ausbau von Glasfaser-Leitungen in abgelegenere Gebiete über die Förderung von Co-Working-Büros bis hin zur Motivation der Mitarbeiter, längere Anreisen in Kauf zu nehmen – die Verbesserung der Infrastruktur ist essenziell für die kreative Arbeit am Land.

kreativwirtschaft spielte sich lange im urbanen umfeld ab, viele kreative sind mittlerweile auch am land. Am Beispiel Niederösterreich

zeigt sich die Entwicklung der kreativen Branche.

land, leben und kreatives

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Creative industries in niederösterreiCH

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Kreativwirtschaft abseits der Großstadt

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ternationalen Kooperationsmöglichkeiten vom Land aus. Weil nicht jedes Unternehmen auf langjährige Er-fahrung bauen kann, wird seit 2008 vom Land Nieder-österreich aktiv an Möglichkeiten für Förderung, Aus- und Weiterbildung sowie Netzwerken gefeilt. Anstoß dazu gab ein Thementag in Brüssel mit der Botschaft: Will man global wettbewerbsfähig sein, dann setzt man auf die Kreativwirtschaft. In Niederösterreich gibt es zum Beispiel C³ – ein Coaching-Programm, bei dem die Teilnehmer über mehrere Monate zu ihrem aktuellen oder zukünftigen Projekt begleitet wer-den. In Gruppen bis zu 20 Personen wächst simultan Know-how und ein Netzwerk. In der eigens für die Kreativwirtschaft gegründeten New Design University, der FH St. Pölten sowie der Donau-Uni in Krems wer-den potenzielle Mitarbeiter und Gründer aus- bzw. weitergebildet. Studiengänge wie »Innovations- und Gestaltungsprozesse« zielen darauf ab, die Verbindung zwischen kreativen Prozessen und betriebswirtschaft-lichen Kenntnissen zu schaffen. An Letzterem schei-tern viele Unternehmer, die zwar nach Expansion und Kundengewinnung streben, aber den Weg dorthin nicht kennen. Auch in den Bezeichnungen anderer Studiengänge wie »Mediendesign«, »Medienmana-gement« oder »Kultur-Management« zeigen sich die interdisziplinären Bemühungen.

dEr iNtErNatioNalE WEttBEWErBSvortEilENtStEHt iN dEr rEGioN

Die Brücke zwischen Industrie und Kreativität – zwischen damals und heute – wird etwa bei Riess Email in Ybbsitz, cirka 30 km südlich von Amstetten geschlagen. Der Familienbetrieb in neunter Generati-on stellt mittlerweile als Letzter in Österreich Töpfe, Kannen und Aufbewahrungsgeschirr aus farbenfro-hem Email her. Der kreative Zugang war es auch, der den Image-Relaunch 2000 bestimmte. Man sollte sich mit neuen Produkten und Umsetzungen an die ver-änderten Wünsche der Kunden anpassen, moderner wirken und sich international positionieren. So ent-standen zum einen in Kooperation mit dem Wiener Design-Duo Dottings neue Dosen, deren Deckel sich gleichzeitig als Untersetzer verwenden lassen. Zum anderen bestimmten internationale Zusammenarbeit und innovative Verwendungsmöglichkeiten die Pro-jekte mit dem Pop-Art-Meister Mel Ramos und dem Londoner Designer Tom Dixon. Daraus entstanden eine Neuauflage von Schildern mit Pin-Up-Motiven und die eigens entwickelten Email-Sitzmöbel. Der Retro-Trend hilft sicher auch. »Hier ist die Standortfra-ge nie eine Diskussion gewesen. Wir sind im Herzen von Niederösterreich, die Entfernung in alle Regionen Europas ist gleich weit«, so Friedrich Riess zu den in-

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Dieses Projekt war eine Bachelorarbeit an der NDU. Fachlehrgänge wie zu Grafikdesign und Medienmanagement sind ebenfalls Triebfedern der niederösterreichischen Kreativen.

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Solar-Kooperative Dass diese Charakteristiken tatsächlich wettbe-

werbsfähig sind, zeigte sich etwa beim Team des Lisi-Hauses, das als österreichischer Beitrag zur Solar-WM in Kalifornien eingereicht wurde und sich gegen Teams aus den USA und Kanada durchgesetzt hat. Eine Kooperation aus TU Wien, FH St. Pölten, FH Salzburg und des Austrian Institute Of Technology im nieder-österreichischen Seibersdorf gewann im Herbst 2013 einen internationalen Wettbewerb, der aus zehn Kate-gorien bestand. Der niederösterreichische Beitrag lag hier in der Programmierung der Haussteuerung sowie der audio-visuellen Dokumentation des Planungs- und Errichtungsprozesses. Kooperation, Vernetzung und Interdisziplinarität zeichneten dieses Projekt aus.

Die vergangenen Statistiken und Erfolge lassen hof-fen, dass sich die Kreativwirtschaft bewähren wird. Während Ausbildungsmöglichkeiten in Niederöster-reich vorhanden sind, ist es die Herausforderung des ländlichen Raumes, die in Zukunft gezielt angenom-men werden muss.

Informationen über die österreichische und niederösterreichische Kreativwirtschaft: www.creativwirtschaft.at

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Die FH St. Pölten hat sich mit der Steuerung von Hausfunktionen und Medientechnik im Rahmen des Solar Decathlon beschäftigt.

© Media Computing Research Group / FH St. PöltenDie österreichische Kreativwirtschaft liegt im europaweiten Vergleich mit einer Beteiligung von etwa 3 % am BIP im oberen Viertel. Während das gesamtwirtschaftliche Minus in den Krisenjahren auf 5 % kam, lag es in der Kreativwirtschaft nur bei 1 %. Dabei haben nur 5 % der österreichischen Krea-tivunternehmen mehr als zehn Beschäftigte. Dafür machen dort Ein-Personen-Unternehmen 63 % der Unternehmen aus. Im Gegensatz zu industriellen Unternehmen ist jene Bran-che dadurch besonders weit gestreut und muss gesondert gefördert und betrachtet werden. Im Vorjahr wurde die GmbH Light beschlossen, die es Unter-nehmern ermöglichen sollte mit nur noch € 10.000 Stamm-kapital eine GmbH zu gründen. Da dies zu Steuerausfällen führte, weil auch andere Unternehmen die Lücke genutzt hatten, wurde diese erfreuliche Maßnahme für Selbstständige zurückgenommen und wieder auf € 35.000 angehoben.

Creative Industries in Österreich

Creative Industries in NiederösterreichIn Niederösterreich konzentriert man sich statt der Gründung eigener Agenturen für Kreative auf einzelne Maßnahmen und glaubt an die verstärkte Integration in die bundesweite Abteilung der Wirtschaftskammer Creativ Wirtschaft Austria. Anders als in Wien oder der Steiermark gibt es hier auch keine politischen Uneindeutigkeiten, die eine Ausgliederung in eine eigene Agentur nötig machen würden – gilt es doch in diesen immer, unternehmerische Ansätze mit künstlerischen zu versöhnen, also Themengebiete, die früher als klassisch schwarz oder rot besetzt galten. »Durch die finanzielle Unterstützung der EU und wegen unserer eigenen Ansprüche arbeiten wir kostenbewusst, anstatt viel Geld in eine weitere Dachorganisation zu investieren«, erzählt Strobl von den Vorteilen, keine eigene Kreativmarke aufzubauen.

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Seine Fotosammlungen zeigen Kanaldeckel in New York und Kinderköpfe. In seinen Werken behandelt er Themen wie Einzahl, Mehrzahl, Vielzahl, Unzahl, Abläufe von Bewegungen oder unvollständige Alpha-bete. Seine Werke gehorchen ihren inneren Gesetzmä-ßigkeiten, sodass Painitz selbst von »logischer« Kunst spricht. Mag monoton oder einfallslos klingen, ist es aber nicht.

Der 1938 geborene Hermann Josef Painitz absolvier-te von 1956 bis 1960 seine Ausbildung zum Gold- und Silberschmied. Zu dieser Zeit begann er auch, sich mit Kunst auseinanderzusetzen und selbst Künstlerisches zu schaffen. Von 1977 bis 1983 war Painitz Präsident der Wiener Secession, die bis heute ein wichtiges Aus-stellungshaus für zeitgenössische Kunst in Wien ist.

Im österreichischen Kunstgeschehen nimmt er wohl die Position eines Einzelgängers ein. Seine Be-schäftigung mit Themen wie Serie, Rhythmus und Reihe mittels geometrischer Grundformen mag skurril wirken. Die Regelmäßigkeit und die Vernunft seiner Werke aber beeindrucken. In weiterer Folge beschäf-tigte sich Painitz Anfang der 1970er Jahre mit der bild-lichen Umsetzung statistisch erfasster Daten. In den codierten Schriftbildern finden verschiedene visuelle Zeichensysteme Ausdruck. Durch die Einfachheit der Formen wird Individualität überwunden und alles scheint klar geordnet und entschlüsselt. Die immer wiederkehrenden konzentrischen Kreise zeugen von Klarsicht und Entschlossenheit.

»Selbstverständlich« ist der Titel der umfangrei-chen Retroperspektive anhand der wichtigsten, seit den 1960er Jahren entstandenen Werkgruppen, die Zeit Kunst Niederösterreich Painitz widmet. Durch die Ausstellung soll die Besonderheit des konsequen-ten, aber auch vielseitigen Gesamtwerkes neu ermes-sen werden.

»Selbstverständlich« Painitz-Retroperspektive vom 29. März bis 24. August im Landesmuseum Niederösterreichwww.zeitkunstnoe.at T

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GoLDEn FramE — Hermann Painitz – Frantisek Kupka

Selbst-verständlichHermann Josef Painitz – ganz logisch – inmitten von Kreisen und Quadraten.

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Seit Charlie Chaplins Stummfilmen und den sichtbaren Fäden an der Enterprise haben sich Filme deutlich weiterentwickelt. Heute kann Film digital gespeichert und distribuiert werden, aber auch abseits der Digita-

lisierung tut sich einiges in der Filmindustrie. Frodo kann digital durch ein Miniatur-Isengard wandern und Sandra Bullock in »Gravity« wie eine Marionette durch den Weltraum schweben.

Diesen Entwicklungen sind natürlich kleinere Schritte vorausgegangen, wie etwa »Tron«, der erste Film mit CGI, also computergenerierten Teilen, in 1982 und 13 Jahre später der erste rein computeranimierte Film, »Toy Story«. Doch die Entwicklung ist seitdem keineswegs stehengeblieben, man denke nur an die spektakulären »Bullet Time«-Effekte in »The Matrix«,

Motion Capture-Technologie wie etwa in »Polar Ex-press« oder auch einfach an die Allgegenwärtigkeit von 3D. Neue, aufregende Fortschritte in den Berei- chen Videoschnitt und Compositing sowie die stetig steigende Rechenleistung haben dem Film neue Wege der Dramaturgie ermöglicht. War eine Doppelrolle noch vor 30 Jahren mühselige Handarbeit, genügen heu-tzutage schon ein paar wenige Klicks für ein annehm- bares Ergebnis. Doch auch hier werden die Grenzen immer mehr ausgereizt und erweitert.

SIEBEN KLONE GLEICHZEITIG Die 2013 gestartete BBC America-Serie »Orphan

Black« etwa, von der die zweite Staffel im April startet, zeigt die Hauptdarstellerin Tatiana Maslany in der Rolle von sieben Klonen. Das klingt an sich noch un-spektakulär, wird aber eindrucksvoller, wenn man

Jeder kennt den Plastikhai aus »Jaws« oder die Pappmaché-Felsen aus »Star Trek« – doch es hat sich viel getan seit behauptet wurde, dass »Herr der Ringe« nie verfilmt werden könnte.

Klone, Hobbits und Sandra Bullock

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sieht, dass die Klone – also eine Person mehrmals in einem Bild – nicht nur miteinander sprechen, sondern sich auf die Schulter klopfen und umarmen. Hierfür muss eine Szene mindestens vierfach gedreht werden. Ein erstes Mal mit der Schauspielerin in der Rolle eines Klons und einer Doubleschauspielerin in der Rolle des anderen Klons – hierbei befindet sich die Kamera auf einem besonderen Stativgestell, das sich die Strecke »merkt«. Beim zweiten Mal spielt Maslany alleine im Bild einen Klon und hört dabei durch einen Knopf im Ohr die Antworten mit, die sich im Endprodukt quasi selbst gibt. Danach spielt sie den jeweils anderen Klon, dies wird je nach Anzahl der Klone in der Szene wie-derholt. Zum Schluss fährt die Kamera noch einmal durch den leeren Raum, damit in der Postproduktion etwaige Fehler ausgebessert werden können. Wenn dieser langwierige Drehprozess abgeschlossen ist, werden alle diese Bilder zusammengefügt, so dass die beiden Klone in einem Bild sind.

Sollten sie sich dabei berühren, so wird das Bild-material vom ersten Durchlauf genommen und z.B. der Arm des Schauspieldoubles auf Maslanys Schulter genommen, ab dem Ellenbogen abgeschnitten und ab diesem Abschnitt Maslanys eigener Arm wiederum eingefügt. So entsteht das Bild, dass zwei Tatiana Ma-slanys in einem Bild sind und sie sich selbst mit einem Messer bedroht. Vor etwa drei Jahren wäre dies noch nicht technisch umsetzbar gewesen, einerseits wegen des automatisierten Fahrgestells und andererseits aufgrund der Nachbearbeitungssoftware. Graeme Manson und John Fawcett, die kreativen Köpfe, die hinter der kanadischen Science-Fiction-Produktion stehen, haben vor dem eigentlichen Produktionsstart

rund zwei Jahre an dem Konzept und der möglichen Umsetzung gearbeitet, bevor sie ihre Vision verwirkli-chen konnten.

PUPPENSPIELER IN DER LICHTBOX Sie sind nicht die einzigen, die sich gedulden

mussten, bis sie ihre Idee Wirklichkeit werden lassen konnten. Ein weiteres Beispiel, das letztes Jahr für viel Aufsehen gesorgt hat, ist Alfonso Cuaróns »Gravity«. Hier wurde anfangs gedacht, dass der Film ein kleines Projekt sein würde, simple Handlung, zwei Charaktere. Jedoch mussten hier eigens Prozesse und Equipment neu erdacht und erfunden werden, wie etwa die Light-box. Hierbei handelt es sich um einen rund 2,7 × 2,7 × 2,7 Meter großen Würfel, der mit 4096 LED-Leuchten ausgestattet ist, um die Licht- und Schattenspiele auf den Gesichtern der Schauspieler zu ermöglichen. Die überdimensionale Kiste wurde auch verwendet, um die Illusion der Schwerelosigkeit zu wahren – die beiden Hauptdarsteller wurden darin eingespannt, damit die Kamera sich um sie herumbewegen konnte. Wären sie nämlich tatsächlich kopfüber gewesen, hätte man ih-nen die Belastung angesehen – eine Belastung, die es im All nun mal nicht gibt. Um den Effekt der Schwerelosig-keit noch besser zeigen zu können, wurden Bullock und Clooney von jeweils zwölf hauchdünnen Fäden wie Puppen dirigiert und in die Richtung gedrückt, in die Zero-G sie leiten würde. In anderen Filmen davor wurde dies durch Aufnahmen in einem Flugzeug im freien Fall

– wo 25 Sekunden Schwerelosigkeit geschaffen wurden – gefilmt. Da Cuarón aber längere Szenen drehen wollte, um die Ästhetik der langsamen Kameraführung und der wenigen Schnitte zu wahren, war diese Technik aus-

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geschlossen. So haben sie einen neuen – wenn auch aufwendigen – Weg gefunden, die Schwerelosigkeit in langen One Shot-Szenen auf die Leinwand zu zaubern. Einer der essenziellen Vorreiter hierfür war allerdings die »Herr der Ringe«-Trilogie, für die so manche neue Prozesse erfunden wurden. Hierauf baut auch der letzte filmische Teil der Franchise, der in drei Teile geteilte »Hobbit«, auf. Natürlich wurden hier auch die bisher verwendeten Techniken wie Größendoubles (um die Zwerge und Hobbits unterschiedlich klein aussehen zu lassen) oder die der Miniatur-Kulissen, durch die eine ferngesteuerte Kamera fuhr, verwendet. Wodurch aber mehr öffentliches Interesse erregt wurde, war einerseits der HFR-Standard, also High Frame Rate, und Motion Capture für den Drachen Smaug. HFR bedeutet, dass der Film statt mit den 24 Frames pro Sekunde, die üblicher-weise Standard sind, mit 48 Frames pro Sekunde ab-gespielt wird. Dies soll dazu führen, dass mehr Details sichtbar werden. »Der Hobbit: Eine unerwartet Reise« war zwar nicht der erste Film, der so gedreht und (zu-mindest in vielen Kinos) gezeigt wurde, aber der erste Spielfilm dieser Art, der in den USA in entsprechend vielen Kinos lief.

NICHT NUR EINE AUGENWEIDE Nach dem Erfolg dieser Technik sind jetzt auch

schon erste Nachahmungen geplant, zum einen James Camerons »Avatar«-Sequel und auch Andy Serkis' »Animal Farm« Adaption. Diese werden aller- dings nicht auf Film gedreht, sondern digital. Ein weiterer Spezialeffekt, der im Vorfeld des zweiten Teils »Der Hobbit: Smaugs Einöde« für Aufsehen ge-sorgt hat, war Motion Capture. Hier wurde ein Video online gestellt, in dem Benedict Cumberbatch, mit Motion Capture-Punkten ausgestattet, Smaug spielt. Dadurch wurden seine Bewegungen und Mimiken auf den digitalen Drachen übertragen. Man sieht also an diesen drei Beispielen die zahllosen Möglichkeiten, über die Filmemacher heute verfügen. Entscheidend ist dabei, dass es sich nicht nur um reine Gimmicks (sog. »eye candy«) handelt, sondern dass sie helfen, die Story zu erzählen – Dinge sichtbar zu machen, die bisher nur in Büchern möglich waren. Technik war und ist also ein essenzieller Baustein einer Erzählung. Dabei gibt es noch unzählige Ausbau- und Forschun-gsmöglichkeiten, um Filme noch realistischer wirken zu lassen.

Die zweite Staffel von »Orphan Black« startet am 19. April auf BBC America. »Der Hobbit: Hin und zurück« wird im Dezember 2014 erscheinen.

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Eine Hauoptdarstellerin spielt in “Orphan Black” sieben Klone. Ohne Technolo-gie wären Science Fiction-Geschichten wie diese nicht erzählbar.

Eine Hauptdarstellerin spielt in »Orphan Black« sieben Klone. Ohne Technologie wären Science-Fiction-Geschichten wie diese nicht erzählbar.

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Es begann beim Durchstöbern alter Fotos und Videos der St. Pöltener Mu-sikszene. Ein paar davon wurden digi-talisiert und aus Jux und Tollerei auf Youtube hochgeladen. Die oft qualita-tiv etwas dürftigen Aufnahmen trüb-

ten die Begeisterung der Leute über die gefundenen Er-innerungen jedoch nicht. Im Gegenteil, die Nachfrage war groß, das Feedback sogar überwältigend. Schnell war klar, die Materialien sollten öffentlich zugänglich gemacht werden. Am besten bei einer Ausstellung, die »Vom Fünf-Uhr Tee zum Frequency« heißen wird. Haupt- initiator ist St. Pöltens Jugendkoordinator Wolfgang Matzl. Die Sammlung der Fundstücke war groß. Neben Aufnahmen niederösterreichischer Musiklegenden wie Fredi Berger aka »Chico«, Peter Pansky, Dieter Libu-

da, Bernhard Moshammer, Christian Deix oder Werner Sandhacker konnten auch die St. Pöltner selbst ihre Erinnerungsstücke einsenden. So sammelte sich eine stattliche Menge an Materialien an. Viele mögen an dieser Stelle nun denken, was Niederösterreich musik-technisch denn zu bieten hätte. »Da is‘ ja eh nix los« ist eine weit verbreitete Einstellung, doch die Musikszene in St. Pölten war immer schon lebendig. Sicher nicht vergleichbar mit jener in Wien, London oder Hamburg, aber immer wieder hatte sie überregionale Relevanz. Neben den bereits genannten älteren Künstlern gibt es heute einige nennenswerte Beispiele wie Ben Mar-tin, Body & Soul, Lukascher oder Bauchklang, die auf großen Bühnen spielen. Die Ausstellung fällt zudem in eine Zeit der Historisierung von lokaler Popmusik. In Wien wurden mit Wienpop, Schnitzelbeat und Im Puls

Eine multimediale Großausstellung zeigt im Frühjahr 60 Jahre Musik- und Subkultur St. Pöltens. Ein Rückblick und ein Ausblick.

St. Pölten reloaded»Vom FÜnF-uHr-TEE Zum FrEQuEncY« — Ausstellung 60 Jahre St. Pöltner Musikszene

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der Nacht drei wichtige Popgeschichtsschreibungen vorgelegt. Beim Rockarchiv Steiermark arbeitet man ebenfalls daran. Im oberösterreichischen Ottensheim hat man die dortige Festivalgeschichte aufgearbeitet, im Waldviertel hat Christoph Mayer die »Alternative Jugendkultur im ländlichen Raum« untersucht. Genug Gründe also, um die letzten 60 Jahre in St. Pölten noch einmal genauer zu betrachten. Neben Matzl wurde auch ein Urgestein der Szene, Didi Prohaska, Künstler, Musiker, Kabarettist, Journalist und Kolumnist (um nur einige Positionen zu nennen), mit ins Boot geholt. Zusammen waren sie sich einig, dass vor allem auch jenen Leuten – die St. Pölten oftmals als »fad« oder »ereignislos« abstempeln, was die Musikszene bet-rifft, – ein ordentlicher Rückblick auf die zahlreichen Talente gezeigt werden soll.

DOCH WARUM ERST JETZT? Das Suchen und Finden einer passenden Örtlichkeit

im Raum St. Pölten stellte die Veranstalter vor eine der größten Aufgaben. Erst durch den Umzug des Kul-turzentrums Frei:raum in eine größere Location wurde das Unterfangen möglich. Für das nötige Kleingeld ließen sich in wirtschaftlich knappen Zeiten dennoch Sponsoren finden. Die Arbeiterkammer zeigte sich be-geistert, die Sparkasse willigte ebenfalls ein, das Pro-jekt zu unterstützen. Nach monatelanger Arbeit steht nun der Eröffnung Ende April im neuen Frei:raum in St. Pölten nichts mehr im Wege. Neben interessanten und einmaligen Fundstücken wird es auch eine Kon- zertbühne geben. Das alles soll auf drei Ebenen des riesengroßen Parkhauses – der neuen Location des Frei:raum – kostenlos stattfinden.

Die Ausstellung eröffnet am 27. April im neuen Frei:raum St. Pölten. Nähere Infos unter www.facebook.com/Vom5UhrTeeZumFrequency

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» Da is’ ja eh nix los« ist eine weit verbreitete Einstellung, doch die Musikszene in St. Pölten war immer schon lebendig.

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So soll der neue Frei:raum in St. Pölten einmal aussehen. Band und Publikum gibt es einstweilen noch nur im Rechner.

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Begonnen hat der Frei:raum 2005 mit dem Untertitel »Jugend- und Subkulturhalle«. Für viele galt diese Beschreibung auch als Kompromiss. »Viele Leute wussten nicht, ob wir jetzt Jugendzentrum oder Club sind.

Das wird sich mit dem Neubau ändern«, weiß der Boo-king-Verantwortliche Martin Rotheneder.

Als im Frühjahr 2012 bekannt wurde, dass das Areal des ehemaligen Schlachthofs von der Arbeiterkammer NÖ aufgekauft werden sollte, wusste man nicht, wie es mit dem Frei:raum weitergehen würde. Sicher war, dass der Abriss des bunten Gebäudes samt Backstein-säulen bevorstand. Gleichzeitig häuften sich die An-fragen der Bands, noch ein letztes Mal ein Ständchen singen zu können. Die Veranstalter konnten von den Betreibern aber bald beruhigt werden. Denn ein neu-er Frei:raum, flankiert von zwei AK-Gebäuden, wird unweit der vorherigen Location im Frühjahr 2014 eröffnet werden. Für das gesamte AK-Projekt werden rund 47 Millionen Euro aufgebracht, was vielerorts für Kritik sorgte. Wie viel davon für den Frei:raum-Neu-bau anfällt, ist nicht bekannt, da die Betreiber beim Großprojekt keine finanzielle Einsicht hatten. Der Frei:raum ist das von der Stadt St. Pölten eingerichtete Veranstaltungszentrum und tritt für Förderung von Ju-gend- und Subkultur ein. Besonderer Fokus liegt dabei auf der Integration aller Kunstsparten, auf Eigenveran-staltungen und Vermietung. Das Programm der letzten Jahre bestätigte den Anspruch auf ein vielfältiges Kul-turangebot. So reicht die Bandbreite von Benefiz-Ver-anstaltungen über Workshops gemeinsam mit MICA (music austria) und Studenten-Clubbings bis hin zu serbischen Hip-Hop-Konzerten. Musikalische Reihen sind etwa der Indie-Club Kling Klang, wo bereits Gin Ga, Giantree oder auch Catastrophe & Cure aufspielten. Veranstalten einfach gemacht – so das Motto für die Betreiber. Mit einem Paket aus Security, AKM, Tech-nikbetreuung und Ausschank plus einem Video-Mit-schnitt für Bands, legt man sich seitens des Frei:raum extra ins Zeug. Mit diesen Erfahrungen will man in der neuen 380 m2 großen Location das Programm ebenso vielfältig weiterführen wie bisher. Gemeinsam mit Ar-chitekten des Büros Maurer & Partner erarbeitete man architektonisch ansprechende, als auch praktikable

Räumlichkeiten. »Voraussetzung war, dass sowohl die Akustik, als auch die Atmosphäre nicht schlechter als im alten Gebäude wird«, stellte Geschäftsführer Wolf-gang Matzl in den Gesprächen sehr bald fest. Sogar die alten Backsteinziegel sollen ihren neuen Ehrenplatz finden. »Unser Team ist mittlerweile eine gut geölte Maschine, das sollte sich auch im neuen Frei:raum nie-derschlagen«, so Matzl. Die einzelnen Prozessschritte einer Veranstaltung sollen sich in der Einteilung der Backstage- und Besucherräumlichkeiten zeigen.

GESPANNTE GELASSENHEIT Mit dem frischen Interesse für den Frei:raum erhofft

man sich einen erweiterten Platz in den Köpfen der potenziellen Besucher. So will man sich auch von ein paar Altlasten befreien und die neue Aufmerksamkeit nutzen. Statt einem lange im Voraus angekündigten Eröffnungstermin verrät Matzl, dass der Luxus ge-nutzt werden soll, erst dann zu eröffnen, wenn wirk-lich alles tiptop ist. Das bezieht sich auf den Bau, den Umzug, aber auch auf die technische Ausstattung. Für Interessierte heißt es daher warten und geduldig sein. Eine grobe Planung gibt es aber schon: März 2014 sei realistisch. Ziemlich gelassen geht man es also beim Frei:raum an. Man ist sich sicher, dass damit auch die jahrelang problemfreien Veranstaltungen zu erklären sind. »In den acht Jahren gab es bisher nur einmal ein Problem – und das war anrainerbedingt«, so Matzl. Weil das Anrainerproblem in St. Pölten besonders oft als Störfaktor für Veranstalter genannt wird, freut man sich beim Frei:raum über fast unbewohnte Nachbar-schaft des neuen Gebäudes. Hinzu kommt das gelöste Parkplatzproblem. Ganz nach urbanem Vorbild wurde der Club unter einem Parkhaus gebaut. Weil dieses erst mit dem AK-Zentrum 2015 eröffnet, wird es zu-vor noch zweckentfremdet und für eine Ausstellung genutzt. Nach Workshops, Vorträgen und Musikveran-staltungen traut man sich Ende April mit »Vom 5 Uhr Tee bis zum Frequency« an eine multimediale Samm-lung. Gezeigt und gewürdigt werden auf drei Ebenen 60 Jahre Musik- und Subkultur in St. Pölten.

Der neue Frei:raum St. Pölten eröffnet am 5. April 2014. Infos unter www.freiraum-stp.at

Als die Arbeiterkammer das Areal des Frei:raum vor zwei Jahren aufkaufte, war die Zukunft des St. Pöltner Clubs ungewiss. Entgegen schlimmerer Erwartungen erhält der Frei:raum eine neue Bleibe. Doch was darf man vom Relaunch erwarten?

»Wir sind wie eine gut geölte maschine«

FrEI:raum »nEu« ST. PöLTEn — urbaner Ort für Subkultur

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Im Rahmen des Themenschwer-punkts »Village People« hat das Wie-ner Koproduktionshaus die freie Sze-ne Österreichs eingeladen, sich mit ländlichen Traditionen und Klischees auseinanderzusetzen – auf dem Bret-

terboden des Theaters selbstverständlich. Das Theater im Bahnhof / Gasthofstubentheater Gößnitz, Die Rab-taldirndln, Doris Uhlich und Simon Mayer werfen je-weils ihren ganz eigenen Blick auf das Verhältnis von Folklore und Brauchtum, Stadt und Land.

OPERATION WOLFSHAUT IM GEMEINDEBAU Schon der ungewöhnliche Spielort der ersten

Aufführungs-Serie beweist eindrucksvoll, dass Perfor-mance kein rein städtisches Phänomen ist: Das Gast-haus Schlingerhof befindet sich nämlich in einem

gleichnamigen Gemeindebau-Komplex im 21. Bezirk Wiens, also nördlich der Donau und somit im für jeden Kern-Wiener per se extra-terrestrischen Gebiet. Ein Lokal-Augenschein in der Wohnhausanlage aus den 20er Jahren verstärkt dieses Vorurteil. Zuletzt gastier-te auf der hauseigenen Bühne »Die verrückteste Show der Welt – Die Magic Zauber Show«, die international (»endlich zurück aus Amerika!«) dank schwebender Jungfrau und erotisch-raffiniertem Plakatdesign erfolg-reich ist. Das letzte Mal, so munkelt man, ging es hier während der Februarkämpfe im Jahre 1934 hoch her, als sich 350 Schutzbündler verbarrikadierten und erst nach forschem Artillerie-Einsatz die Fahnen strichen.

Ähnlich laut wird es Ende April, wenn die Grazer Gruppe Theater im Bahnhof gemeinsam mit dem Gast-stubentheater Gößnitz und ihrem Projekt »Operation Wolfshaut – Eine Rekonstruktion« im ehrwürdigen T

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Theater findet auch außerhalb der urbanen Zonen statt. Die Dorfleute, denen widmet sich ein Schwerpunkt des Wiener Brut.

marmelade, Volkstänze und eine Topfpflanze

»VILLaGE PEoPLE« — Theater übers Dorf im Wiener Brut

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Die Raabtal Dirndln

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Gemäuer gastieren. Angelehnt ist der Abend an den 1961 veröffentlichten, ersten großen Provinzroman der zweiten Republik, »Die Wolfshaut« von Hans Lebert, der in seinem unbändigen Grant auf die österreichi-schen Verdrängungsmechanismen Thomas Bernhard in nichts nachsteht. Das Gaststubentheater Gößnitz, deren Spezialität – nomen est omen – die theatrale Erschließung von Wirtshäusern ist, stammen aus dem mehr als beschaulichen Hochgößnitz in der Steiermark, das laut eingehender Google-Earth-Recherche bloß aus fünf Bauernhöfen besteht und derzeit 204 Einwohner zählt. Ungefähr fünfmal so viele Menschen wohnen derzeit im Schlinger-Hof, eine Theatergruppe gibt es hier trotzdem keine. Gerade darum freut sich der äu-ßerst sympathische Pächter des Gasthaus Schlingerhof, Herr Michael, schon sehr auf die wilde Theater-Meute. Jeden Freitag und Samstag gibt es hier übrigens Tanz-abende mit Live-Musik und Stargästen, das soll man doch bitte der Leserschaft noch ausrichten.

MACHT ES NICHT SELBST! Gleich mit zwei Projekten dabei sind die ebenfalls

steirischen Rabtaldirndln. Die aus dem fiktiven Rab-tal stammenden fünf Frauen – nicht zu verwechseln übrigens mit den zwei-A-igen Raabtal Dirndln, einer Schlagertruppe, denen wir Evergreens wie »Ich wart´ auf a Busserl von dir« und »Diesmal ist es Liebe« zu ver-danken haben – beschäftigen sich in ihrem Stück »Ein-kochen« mit der Landlust der Städter. Wieso verfällt plötzlich jeder Bobo dem Irrglauben, er wäre der neue Herr Staud und fängt an, Marmeladen einzukochen? Und was bedeutet es für die Volkswirtschaft, wenn sich zuvor auf Staatskosten ausgebildete Universitäts-abgänger, meist Frauen, ganz dem Do-it-yourself-Trend verschreiben? Die Rabtaldirndln beschäftigen sich mit der beinharten Kostenwahrheit dieser neumodischen Spompanadeln – ein Glas Akademikerinnen-Frucht-aufstrich »Goldener Satz« kostet ihren Berechnungen nach zehn Euro. Leisten können sich den wiederum nur die Männer, die in den ordentlichen Berufen in der richtigen Welt verblieben sind – somit wird der Trend zur ländlichen Pseudo-Idylle als emanzipatorischer Trugschluss enttarnt.

Dass es auch anders geht, zeigt das »Brachial-Feministinnen«-Kollektiv (Copyright Kleine Zeitung) beim »Picknick mit Erscheinung«, einem Performance-Spaziergang, der passenderweise am Tag der Arbeit, dem 1. Mai, stattfinden wird. In dessen Mittelpunkt steht die fiktive Märtyrerin Uschi Kümmernis, die in den Wald zieht und sich auch noch einen Bart wach-sen lässt, um so der Zwangshochzeit mit dem Sohn des örtlichen Mechanikers definitiv zu entgehen.

Bliebe noch Simon Mayer, die sich mit Volkstänzen beschäftigt, so wie auch Doris Uhlich mit »Verfassung«. Jahrhundertealte Körper-Codes werden auf ihre Gül-tigkeit abgeklopft. Nachmachen kann das jeder in den eigenen vier Wänden. Alles, was man dazu braucht, ist angeblich eine Topfpflanze.

Weitere Informationen unter www.brut-wien.at

Terminetheater im Bahnhof/gaststubentheater gößnitz:operation Wolfshaut – eine rekonstruktion25. und 26. april, 20 uhr sowie 27. april, 15 uhrGasthaus Schlingerhof, Brünnerstraße 34–38, 1210 Wien

die rabtaldirndln: »einkochen«29. und 30. april, 19 uhrBrut im Künstlerhaus, Karlsplatz 5, 1010 Wien

Simon mayer: »SunBengSitting«29. und 30. april, 21 uhrBrutstätte, Zieglergasse 25, 1070 Wien

die rabtaldirndln: »picknick mit erscheinung«1. maiuhrzeit und Treffpunkt tba

doris uhlich: »Verfassung«6. bis 8. mai, 20 uhrBrut im Künstlerhaus, Karlsplatz 5, 1010 Wien

Theater im Bahnhof / Gaststubentheater Gößnitz:Operation Wolfshaut – Eine Rekonstruktion

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Will man mehr über Street Art in Nie-derösterreich erfahren, so braucht es fast eine halbe Odyssee bis man je-manden findet, der jemanden kennt, der jemanden kennt und so weiter. Weder Magistratsstellen, Kunstmaga-

zine, bekannte Street Art-Künstler noch Kunstgalerien fühlen sich für die Street Art-Szene in Niederösterreich verantwortlich oder wissen Genaueres. Und findet man dann doch einen Street Artist, der schon einmal in Niederösterreich war, kann man vergeblich auf Antwort warten. Nach intensiver Suche in der kaum vorhandenen niederösterreichischen Street Art-Szene, stießen wir dann doch noch auf den aus St. Pölten stammenden Stencil-Künstler Labinsac – oder auch Wolf, wie er sich seit diesem Jahr nennt. Mit The Gap sprach er über die Schwierigkeiten der Street Art-Sze-ne in Niederösterreich, die Kommerzialisierung von Street Art und über seinen neu gegründeten Verein.

the gap: Du bist in St. Pölten geboren und lebst im-mer noch dort. Wieso bist du nie in eine Stadt mit einer größeren Street Art-Szene gezogen?

labinsac: Ich stehe zu der Stadt, in der ich aufge-wachsen bin, auch wenn sie nicht viel für meine Kunst übrig hat. Wenn ich weggezogen wäre, dann würde sich hier überhaupt nichts verändern. Nachkommen-de Künstler hätten es noch schwerer, hier ihre Kunst zu etablieren, wenn es immer nur Verbote oder keine Möglichkeiten gibt, seine Kunst zu präsentieren.Welche Gründe gibt es deiner Meinung nach, dass die Street Art-Szene in St. Pölten bzw. in Niederösterreich generell kaum etabliert ist?

Die Stadt St. Pölten steht ganz einfach nicht zu den Graffitis. Es gibt hier zwar ein Kulturzentrum, aber mei-ner Meinung nach ist das nicht gut, die Jugendlichen T

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auf der Suche

nach der verlorenen Street art

InTErVIEW mIT LaBInSac — Schwerer Stand von Street Art in Niederösterreich

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werden dort nicht richtig in den Entstehungsprozess miteingebunden. Aber genau das brauchen sie, denn ohne von anderen zu lernen, können sie sich nicht weiterentwickeln und ihre Kunst kann nie besser wer-den. Es fehlt in diesem Teil von Österreich einfach die Street Art- und Hip-Hop-Kultur. Die meisten Künstler von hier wie beispielsweise Skero ziehen in andere Städte, wo sie auch Erfolg mit ihrer Kunst haben. Verbirgt sich hinter deiner Kunst eine Message?

Meine Kunst ist immer politisch. Ich richte mich gegen die Konsum- und Verschwendungssucht der Menschen, gegen den Rassismus und wie leichtfertig mit den Ressourcen umgegangen wird. Ich polarisiere gerne mit meiner Kunst. Woher nimmst du deine Inspiration?

Meine Inspiration kommt vor allem aus der schwarz-afrikanischen Bevölkerung, da ich selbst marokkani-sche Wurzeln seitens meines Vaters habe. Ich ziehe aber auch Inspiration aus Gesprächen mit meiner Frau oder meinen Kindern. Am meisten lasse ich mich aber von meiner großen Leidenschaft, dem Hip-Hop, ins-pirieren, der bei der Entstehung meiner Kunst immer allgegenwärtig ist. Ich schaue natürlich, was andere Künstler machen, aber möchte in erster Linie meine eigene Stilrichtung entwickeln. Wenn ich jemanden gut finde, dann schreibe ich ihm, ob ich nicht ein Porträt von ihm machen kann. So ergeben sich fast immer irgendwelche neue Arbeiten mit Künstlern, die ich schätze.Gehst du immer noch raus und machst Street Art oder sind diese Zeiten vorbei?

Street Art gehört gemacht, aber es ist eben auch gra-tis. Mittlerweile bin ich so weit, dass ich dafür auch Geld verlange und meine Kunst nicht einer Stadt schenke, die sie nicht würdigt. Außerdem bin ich ein Gegner der Grafiker und Werbeleute, die sich der

Street Art bedienen, schauen was gerade in ist, dann ir-gendetwas nachbasteln und den eigentlichen Künstler dafür nicht würdigen. Aber klar, als Street Art-Künstler gehe ich immer noch raus auf die Straße.Vor ein paar Jahren wurden Unternehmen wie Red Bull auf dich aufmerksam …

Das ist ganz klar erst mal ein tolles Gefühl, wenn es Menschen gibt, die sich für deine Kunst interessieren und sie auch zu schätzen wissen. Allerdings kann das auch einen gewissen Leistungsdruck mit sich bringen, da die ständige Weiterentwicklung beobachtet wird.Kommerzialisierung an sich zeigt ja nur, dass man ein großes Publikum für seine Kunst begeistern kann und das man gut ist in dem, was man macht. Doch es kommt auf die Persönlichkeit des Künstlers an, ob dieser sich selbst treu bleibt oder ob der Ruhm ihn verdirbt. Welche Projekte sind in nächster Zeit geplant?

Im März / April nächsten Jahres habe ich eine Aus-stellung in London, wo ich Protagonisten der engli-sche Street Art-Szene porträtiere. Dabei geht es um großformatige Porträts von Street Art-Künstlern über Videoregisseure bis hin zu Sportlern aus dem Calistenic-Bereich. Außerdem habe ich vor Kurzem den Verein Ca-listenic & Street Workout Austria gegründet. Calistenic kommt ursprünglich von Schwarzafrikanern, die sich in New York auf Spielplätzen treffen, um gemeinsam zu trainieren. Ich hab Calistenic nach Österreich geholt, da es auch zur Street Art und zum Hip-Hop gehört und sich viele kein Fitnessstudio leisten können. Jeder kann so mit uns zusammen auf der Straße trainieren. Es wurde auch ein Park mit meinem Team designt, der im nächs-ten Jahr realisiert werden soll.

labinsac.yolasite.com www.facebook.com/la.b.sac

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Valve, der Betreiber der Spieleplatt-form Steam, hört auf seine Kunden. Die wollten, eigenen Angaben zu Folge, nicht nur vor dem PC zocken, sondern Steam und dessen Features auch in vollen Zügen in ihren Wohn-

zimmern genießen. So entschied man sich vor einiger Zeit, in Zusammenarbeit mit verschiedenen Hard-wareherstellern, sogenannte Steam Machines zu ent- wickeln. Angepeilt wurde ein Release im Jahr 2013. Vom Timing her klappte das Ganze nun doch nicht so, wie erwartet und so konnten im Dezember 2013 nur 300 auserwählte Beta-Tester eine sogenannte Steam Machine, von vielen auch Steambox genannt, ergat-tern. Doch wie wir alle wissen, 2014 wird alles besser. Folglich kann der End-User Steams Gamingplattform ab Mitte diesen Jahres erwerben.

»MOMENT«, WERDEN SICH EINIGE DENKEN, »WAS IST DENN DIESE STEAM MACHINE üBERHAUPT?«

Einfach gesagt: Bei der Steambox handelt es sich um einen von Valve lizensierten Mittelklasse- bis High-end PC. Valve hat bis jetzt die Zusammenarbeit mit 13 Herstellern bestätigt. Diese sind iBuyPower, Digital Storm, Alienware, Falcon Northwest, CyberPowerPC, Origin PC, Gigabyte, Materiel.net, Webhallen, Alter-nate, Next, Zotac und Scan Computers. Die Gemeinde darf sich also auf mindestens 13 Versionen der Steam-Machine freuen. Es gibt somit nicht wie bei Konsolen genau ein Gerät, welches dann für einen bestimmten Jahreszyklus auf dem Markt sein wird. Die Preisspan-ne und somit die Hardware-Ausstattung gehen dabei sehr weit auseinander. Die billigste Box wird zu einem

Nicht nur Sony und Microsoft geben mit ihren neuen Konsolen 2014 Volldampf in Richtung Konsolen-Thron. Auch der Digital-Vertrieb Valve will diesmal mit

seinen lizensierten Steam Machines in die Wohnzimmer der Spielergemeinde.

mit Volldampfin die next Generation

STEam macHInE — Valve fürs Wohnzimmer

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Der Steam-Controller ist tatsächlich neu und innovativ und somit das sichtbare Aushängeschild der Steam Machines.

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Preis von 499 US-Dollar erhältlich sein. Wer jedoch et-was Geld über hat und sehr gerne und viel zockt, der kann sich dann auch mal die Luxusvariante zu einem Preis von 6.000 US-Dollar gönnen. Generell richtet sich der Preis nach den eigenen Anforderungen, denn bei der Bestellung bei einem der Hersteller kann man, wie bei der PC-Zusammenstellung üblich, Wunsch-Hardware einbauen lassen. Grundsätzlich müssen alle Boxen ein Hardware-Minimum in Form von 16 GB RAM und einer hybriden SSHD besitzen. Alles Weitere kann nach Belieben verändert werden. Aus-geliefert wird das Ganze dann mit dem hauseigenen, auf Linux basierenden SteamOS, welches bereits für PCs zum Download bereitsteht. Dabei handelt es sich um ein speziell auf Gaming ausgerichtetes Betriebs-system. Der digitale Spielevertrieb, für den Steam ein Aushängeschild ist, steht hierbei natürlich im Fokus. Die Spieler können Spiele wie in den bekannten App- stores mit nur ein paar Klicks erwerben und diese nach dem Download direkt spielen. Der Gang zum Spielehändler fällt somit weg.

»ICH VERSTEHE«, WERDEN NUN EINIGE SAGEN,»DOCH WIE SIEHT DAS TEIL DENN AUS?«

Auch hier einfach gesagt: Das ist von Hersteller zu Hersteller verschieden. Sicher ist, dass Valve vorgibt, die Steam Machines so klein und unauffällig wie mög-lich zu bauen, damit sie in jedes Wohnzimmer und vor den Fernseher passen. Das Gehäuse misst rund 12 × 12,4 × 2,9 Zoll, was etwa 305 × 315 × 73 Millimetern entspricht. Das Spannende an dem Ganzen ist jedoch der von Valve entwickelte Controller, welcher jeder Box beiliegen wird. Dieser verzichtet komplett auf Analogsticks und soll mittels Trackpads eine sehr prä-zise und komfortable Steuerung bieten, welche der klassischen PC-Steuerung von Maus und Tastatur stark ähneln soll. Vorstellen kann man sich diese Trackpads wie zwei kreisförmige Touchscreens für beide Dau-men. Fraglich ist dabei jedoch noch, wie umständlich eine Tastenbelegung für andere Aktionen als die der Bewegung wird. Bis auf die hinteren Trigger sind die Tasten anders angeordnet als bei bekannten Control-lern. Es bleibt also abzuwarten, ob dieses Eingabegerät eine ernste Alternative für den PC-User ist oder ob im Endeffekt einfach doch wieder Maus und Tastatur an die Steam Machine angesteckt werden.

»UND WER KAUFT SOWAS?«, KöNNTE NUN EINEABSCHLIESSENDE FRAGE LAUTEN.

Und die Antwort darauf ist nicht so einfach, da ich kein Hellseher bin. Eine Zielgruppe sind sicher aktive Steam-User und PC-Spieler, denn das Ganze ist und bleibt ein PC fürs Wohnzimmer. Konsolenspieler, welche auf Services wie Playstation Plus und XboxLi-ve verzichten und ohne zusätzliche Gebühren online ihre Games spielen wollen, sollten die Steam Machine sicherlich auch im Auge behalten. Im Endeffekt muss trotzdem jeder selbst wissen, ob er so eine Box braucht oder ob der eigene PC und / oder die eigene Konsole für den Spielspaß ausreichen.

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Steam Machines sehen nicht alle gleich aus. Hier die Konzepte von Alienware.

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Immer mehr Jugendliche und Studenten greifen während den Prüfungswochen zu aufputschenden Mitteln, um wacher und konzentrierter lernen zu können. In den USA ist es mittlerweile weitverbreitet, dass illegale Substanzen missbraucht werden, um die

gewünschten Leistungen zu erbringen. Dieser Trend schwappt nach Europa über und auch in österreich soll es eine Dunkelziffer an Konsumenten geben.

LErnDroGEn mIT SELBSTTEST — Ritalin, Modasomil und Beta-Blocker

Hirndoping

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Im Fokus stehen dabei verschrei-bungspflichtige psycho- und neuro-trope Medikamente, die unter an-derem zur Behandlung von Demenz, Depressionen, Aufmerksamkeits- oder Schlafstörungen eingesetzt werden.

ALLEM VORAN: RITALIN – DAS KOKS FüR KINDER Methylphenidat, hauptsächlich bekannt unter dem

Namen Ritalin, ist ein Arzneistoff mit stimulierender Wirkung. Ritalin gehört der Gruppe von Amphetami-nen an und findet in der Therapie gegen das Aufmerk-samkeitsdefizit ADHS Anwendung. Kinder und Jugend-liche können das Medikament verabreicht bekommen, wenn sich alle anderen therapeutische Maßnahmen allein als unzureichend erwiesen haben. Es unter-drückt Müdigkeit, Hemmungen und steigert kurzfris-tig die körperliche Leistungsfähigkeit. In Österreich ist Ritalin als verkehrs- und verschreibungsfähiges Betäu-bungsmittel eingestuft und unterliegt einer gesonder-ten Verschreibungspflicht. Tommy* verkauft Ritalin. Als Kind wurde bei ihm ADHS diagnostiziert. Eine Packung mit 50 Tabletten kostet ihn gerade mal eine Rezeptgebühr von fünf Euro. Die Tabletten verkauft er an Freunde, Bekannte und jeden, der es gerade braucht. Er erzählt mir, dass er normalerweise 10 € pro Tablette verrechnet, wenn es jemand dringend braucht, lässt er den Preis sogar auf 14 € ansteigen. Tommy empfiehlt mir, die Tabletten auf jeden Fall oral einzunehmen und nicht mehr als zwei Stück am Tag zu schlucken. Die Wirkung hält bis zu vier Stunden an, danach kann man eine Pause einlegen, etwas essen, schlafen oder kurz fernsehen. Danach kann man die zweite Tablette nehmen. Außerdem empfiehlt er alle Lernsachen in ordentlicher Umgebung bereitzuhalten, um bei Wir-kungseintritt nicht von einem Putzflash eingeholt zu werden. Ebenfalls sollte man ausreichend trinken, aber keinesfalls koffeinhaltige Getränke, dies würde dem Herzen zusätzlich schaden.

DAS ERSTE MAL Eine kleine weiße Tablette liegt nun auf meinem

Schreibtisch. Laut Tommy hat die Wirkung nichts mit Körpergröße zu tun hat, da sie ausschließlich aufs Gehirn wirkt. Ich bin dennoch skeptisch und breche die Tablette auseinander. Nach oraler Einnahme dau-ert es circa eine Stunde, bis die volle Wirkung von Ritalin einsetzt. Gespannt beginne ich das Buch zu lesen. Langsam werde ich ruhiger und ohne es gleich zu merken, stellt sich ein richtiger Tunnelblick ein. Sämtliche Gegenstände, die außerhalb des Buches lie-gen, sind ausgeblendet. Es gibt nur mehr das Buch und mich. Der Zustand erweist sich als äußerst euphorisie-rend. Mein Herz pocht schneller als sonst, dennoch fühle ich mich gut. Mit voller Konzentration lese ich Kapitel für Kapitel, es zeigen sich keine Müdigkeits-erscheinungen. Wenn ich etwas nicht verstehe, lese ich es nochmal oder schreibe es mir heraus. Beim Hal-ten des Stiftes merke ich, wie schwitzig meine Hände eigentlich sind. Ich nehme weder Zeit- noch Hunger-

gefühl war. Nach fünf Stunden Durchlernen fühle ich mich müde und ausgelaugt. Langsam stellen sich so-gar leichte Kopfschmerzen ein. Mit dem Lernergebnis bin ich sehr zufrieden, aber ich glaube auch, dass die Hälfte der Wirkung ein Placebo-Effekt waren. Hätte ich mir nicht alles gründlich vorbereitet und mich darauf eingestellt, gleich eine Pille zu schlucken, um mich besser konzentrieren zu können, wäre die Wirkung wahrscheinlich nur halb so stark ausgefallen.

ENTWEDER KENNT MAN JEMANDEN, ODER ES FINDET SICH EINE HINTERTüR

Wie viele Studenten in Österreich tatsächlich Rita-lin konsumieren, ist nicht belegt. Laut der Suchtbe-ratungsstelle CheckiT! sei die Dunkelziffer aber hoch. Die Suche nach konkreten Zahlen erweist sich als erfolglos. Weder beim Bundesministerium für Ge-sundheit noch bei verschiedensten Ärzten und Psy-chologen sind brauchenbare Informationen über den Missbrauch von Ritalin & Co. erfragbar. Der Großteil jener Freunde und Bekannten, die schon mal Pillen mit dem Wirkstoff Methylphenidat eingenommen ha-ben, behaupten unter einer Konzentrationsstörung zu leiden und nur mit Hilfe von aufputschenden Mitteln den Studienalltag bewältigen zu können. Vor allem in schwierigen Studiengängen wie Medizin und Jus versuchen sich viele Studierenden mit leistungsstei-gernden Substanzen zu pushen. Der Zugang dazu ist in Österreich schwer, ein Schwarzmarkt aber wahrschein-lich. Entweder kennt man jemanden, der darauf Zu-griff hat oder es finden sich andere Hintertüren.

MODAFINIL & BETA-BLOCKER Auch die Einnahme von Modafinil, in Österreich

unter dem Namen Modasomil bekannt, wird vor Klau-suren immer beliebter. Es fördert die Wachheit und die Aufmerksamkeit, zudem steigert es die motori-sche Aktivität. Ob es nun auch Euphorie hervorruft, ist bis heute stark umstritten. In diversen Foren fin-det man unzählige Beiträge über die Wirkungswei-se. An dem Mittel sind hauptsächlich Schüler und Studenten interessiert, die sich dadurch erhoffen, weniger übermüdet den Lernalltag zu überstehen. In der Schweiz ist Modafinil zur Behandlung von Schlaf-krankheit, auch Narkolepsie genannt, zugelassen. Im Sport gilt es als verbotene Dopingsubstanz. Und dann gibt es da noch Beta-Blocker. Diese sind vor allem unter Musikstudenten sehr beliebt, da diese die Auf-regung bei wichtigen Konzerten, Prüfungen oder bei einem Vorspielen senken. Beta-Blocker hemmen das Stresshormon Adrenalin und senken den Blutdruck. Sie setzen den Herzschlag herab und erzielen so eine beruhigende Wirkung.

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LERNT MAN MEHRERE TAGE NURMIT RITALIN, IST ES SCHWER, DIE NäCHSTEPRüFUNG OHNE ZU SCHAFFEN

Abgesehen davon, dass es illegal ist, verschreibungs-pflichtige Substanzen zu missbrauchen, ist die wohl größte Gefahr von Ritalin, abhängig zu werden. Setzt man die Tabletten ab, fällt die Konzentration schwer. Dies führt dann zu Gereiztheit und schlechter Stim-mung. Auch ähnliche Medikamente haben nicht grund-los oft seitenlange Beipackzettel, auf denen hauptsäch-lich Nebenwirkungen und Risiken angeführt werden. Die verschreibungspflichtigen Medikamente fügen bei überflüssigem Konsum nicht nur dem Körper Schaden zu, sondern gehen vor allem auf die Psyche. Warum dennoch so viele junge Erwachsene durch Ritalin und Co. ihre Leistung zu heben versuchen, lässt sich wohl auf den Druck in unserer Gesellschaft zurückführen. Viele Prüfungen muss man einfach schaffen, um über-haupt ins nächste Semester aufsteigen zu können. Ein akademischer Titel wird mittlerweile vorausgesetzt.

Wie der deutsche Neurobiologe und Autor Gerald Hüther 2009 in einem Interview mit Die Zeit Campus sagte: »In den Siebzigern nahm man LSD, um dem Muff der Nachkriegszeit zu entkommen. In den Achtzigern nahm man Kokain, um sich trotz Pershing-II-Raketen gut zu fühlen. In den Neunzigern nahm man freitags Ecstasy-Pillen, um bis montags zu tanzen. Es waren Spaßdrogen, mit denen die Jugend gegen die Erwar-tungen der Gesellschaft rebellierte. Heute nehmen Studenten Ritalin, weil es ihnen hilft, sich den Erwar-tungen der Gesellschaft anzupassen. Sie sind die erste Generation, die eine Vernunftdroge konsumiert. Eine traurige Droge, ein Armutszeugnis. Einerseits.«

*Name von Redaktion geändert

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BILD ChriStoph purer TEXT liSa holuB

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WorKSTaTIon — mEnScHEn am arBEITSPLaTZ

Berit ransmayr, 24, Illustratorin gezeichnet hat Berit schon seit ihren frühesten Kindheitserinnerungen. mit 16 jahren hat die niederösterreicherin zum ersten mal mit dem gedanken gespielt, illustratorin zu werden. der Berufswunsch wurde auf der grafischen in Wien erfolgreich in die tat umgesetzt und mit dem titel der diplomierten grafikerin in der tasche konnte sich Berit für projekte in ganz europa empfehlen. dabei hat es sie auch eine zeitlang nach Berlin verschlagen. auf Knopfdruck kreativ zu sein ist eine der größten herausforderungen als illustratorin. »du bekommst das gefühl, das dich inspirieren soll, vorgeschrieben und musst etwas daraus machen.« ein persönlicher draht und vorhandenes interesse an einem projekt sind daher wichtige Voraussetzungen. »eine gewisse inspiration sollte schon von dem projekt ausgehen. Schließlich will ich den Spaß an meiner arbeit nicht verlieren.«

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Workstation — MEnsCHEn aM arBEitsPLatZ

Marco Christian krenn, 29, FotografErst vor sechs Jahren hat Marco die Fotografie für sich entdeckt. Umso beeindruckender sind die Erfolge des gebürtigen Niederösterreichers. Seine Polaroids waren auf Ausstellungen in ganz Europa vertreten. Besonderes Interesse hat er für in Vergessenheit geratene Aufnahmetechniken. Seine Leidenschaft ist das Kollodium Nassplattenverfahren. Dabei wird eine Glasplatte in einer Dunkelkammer mit verschiedenen Chemikalien bearbeitet und anschließend belichtet. Dadurch entsteht ein fotografisches Bild auf dem Glas. »Nassplatten sind Unikate und nicht reproduzierbar, das stellt den größten Reiz für mich dar. Digital ist das so nicht möglich.« Die verschiedenen Chemikalien, teils gesundheitsgefährdende Substanzen wie das Schwer-metall Cadmium Bromide, muss Marco selbst zusammenmischen. Das ist nicht nur gefährlich, sondern auch zeitaufwändig und teuer. Aber alle Mühen sind beim Anblick der fertigen Nassplatten vergessen.

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Der Konzertherbst 2014 wird heiß: MICHAEL BUBLE, FETTES BROT, DEPECHE MODE, BULLET FOR MY VALENTINE, SUNRISE AVENUE, TIM BENDZKO & BAND, FRANK TURNER, CASPER, DISCLOUSURE, LEFT BOY, MILEY CIRRUS, LADY GAGA, JAN DELAY & DISCO NR.1, BEATSTEAKS, SEAN PAUL, MARILYN MANSON, ARCADE FIRE, JAMIE CULLUM, METALLICA, AVICII, BRYAN ADAMS and many more to come!

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Auf Mogwais achtem Album »Rave Tapes« sind der Fantasie-Reise keine Grenzen gesetzt.

Keine G’schichtldrucker

Es ist die Vielseitigkeit von Themen und Stim-mungen, die einen an der Musik Mogwais begeis-tert. Euphorie drückt sich bei der Band aus Glas-gow, die nächstes Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum feiert, dabei in lieblich massiven Bässen aus. Dass Mogwai vor neuen Projekten nicht zurückschre-

cken und ihren Sound weiterentwickeln, bewiesen sie mit den Soundtracks für französische Indie-Zombie-Serien (»Les Re-venants«) und für Dokus über Zinedine Zidane. Das ändert sich auch mit ihrem neuen Album »Rave Tapes« nicht, das sich ein weiteres Mal mit rauer Verzerrung, aber stimmig an ihre ewigen Vorbilder Black Sabbath annähert. Albumnamen und Songtitel sind bei Mogwai eine eigene Unterdisziplin. Mit »Angels vs. Aliens« oder »I Know What You Are But What Am I« beweisen sie ihr ge-wohntes Gespür für Worte. Und wie bisher beschränken sich auch auf »Rave Tapes« die Vocals auf zwei Tracks. Trotzdem, oder besser dadurch, erzählen uns Mogwai Geschichten. Von Gut, Böse und allem, was dazwischen liegt und wo die Faszination dafür her-rührt. Mogwai lassen dann auch einen Unbekannten erzählen, der uns über Led Zeppelins »Stairway To Heaven« und darin versteck-te satanische Botschaften aufklärt und Hörer letztendlich vor die Wahl zwischen Gott und Satan stellt. Die Schotten tauchen spie-lerisch in verschiedene Szenarien ein, die sie mit Synthesizern, Vocodern & Co ausbauen. Von etwaigen Hits wird man bei diesem Album nicht reden. Vielmehr sind es die wandelbaren Geschichten und Bilder, die Mogwai mit »Rave Tapes« im Hörer hervorbringen. Einmal mehr. 07/10 Johanna Wachter

Mogwairave tapes

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Der Konzertherbst 2014 wird heiß: MICHAEL BUBLE, FETTES BROT, DEPECHE MODE, BULLET FOR MY VALENTINE, SUNRISE AVENUE, TIM BENDZKO & BAND, FRANK TURNER, CASPER, DISCLOUSURE, LEFT BOY, MILEY CIRRUS, LADY GAGA, JAN DELAY & DISCO NR.1, BEATSTEAKS, SEAN PAUL, MARILYN MANSON, ARCADE FIRE, JAMIE CULLUM, METALLICA, AVICII, BRYAN ADAMS and many more to come!

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rap über erwachsen- werden, Liebe und Leben

Marteria geht mit »Zum Glück in die Zukunft II« in die zweite Runde. Und du

glaubst nicht an Wunder?

MarteriaZum Glück in die Zukunft II

Back in noirDas neue Album der Broilers ist schwarz.

Zumindest der Titel, denn beim Hören erwartet einen ein bunter Genre Mix.

Broilersnoir

Gut drei Jahre hat es gedauert – klar bei all den Nebenprojekten von Marteria – doch nun ist es da, »Zum Glück in die Zukunft II«. Marteria scheint sich in die-ser Zeit deutlich entwickelt zu haben. Am letzten Album in »Louis« noch mit

lustigen Lines über die Entstehung seines Sohnes gerappt, teilt Marteria jetzt mit »Gleich kommt Louis« seinen Stolz mit seinen Hörern. Lyrisch und inhaltlich gibt es viele Pa-rallelen zum Vorgänger, jedoch ist Teil Zwei um einiges erwachsener und ernster. Statt immer nur Party und wach bleiben bis die Wolken lila werden rappt Marteria diesmal über das Erwachsenwerden, die Liebe, und ja, das ganz normale Leben. Der Großteil der Tracks ist ruhig und me-lancholisch, sogar beinahe träumerisch. In »Auszeit« malt Marteria ein stimmiges Bild unseres blauen Planeten, der Sonne und des Mondes und der tatsächlichen Existenz von Wundern in unserer Welt. Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – stechen Tracks wie »OMG!« und »Benga-lische Tiger« mit fetten Beats und motivierenden Klängen umso mehr heraus. Grundsätzlich ist sich Marteria samt Alter-Ego Marsimoto vom Sound her treu geblieben. Ge-nerell hat das Album einen sehr degressiven Flow: nach den ersten drei Partytracks geht es mehr und mehr in die Tiefe. Die Texte enthalten viele Wortwitze in Anspielung auf frühere Texte, Marterias Leben und seine Umwelt. Herr Marteria schafft es gleichzeitig seinen prägenden Erfah-rungen der letzten Projekte, sowie der altbewährten Street Credibility Ausdruck zu verleihen. 09/10 DavID hertL

Fast zweieinhalb Jahre nach ihrem letzten Albumrelease melden sich die Broilers zurück, um mit »Noir« an den Erfolg ihres Vorgängerwerks »Santa Muerte« (Platz 3 der deutschen Album-charts) anzuknüpfen. Für die Produk-

tion holte sich das Düsseldorfer Quintett Vincent Sorg ins Boot, welcher u.a. das aktuelle Album der Toten Ho-sen »Ballast der Republik« produzierte.

Mit dem mittlerweile sechsten Album setzen die drei Jungs und das Mädel am Bass ihre Entwicklung gekonnt fort. Ihre Bandbreite haben die Düsseldorfer schon lange erweitert. Sie reicht von Oi, Punk, Rock und Singer / Song-writing bis hin zu Songs mit Ska- und Reggae-Elementen. Die raue, sehr punk- und oi-lastige Seite flachte spätes-tens nach dem dritten Album »Lo Fi« immer mehr ab und es entwickelte sich ein zunehmend melodischer, pop-rockiger Sound, welcher auch in »Noir« konsequent fortgesetzt wird. Nichtsdestotrotz vergessen die Düs-seldorfer ihre Wurzeln nicht. So finden sich auch hier wieder zwischen Melancholie und Melodie stampfende Offbeats, denen man gern jetzt schon auf einem Festival abgehen möchte. Die 16 Songs des neuen Albums thema-tisieren überzeugend private Erlebnisse, Politik und den Alltag der heutigen Zeit. Beim ersten Mal Durchhören fällt das wegen allerlei Umschreibungen und lyrischen Phrasen vielleicht nicht direkt auf, doch spätestens nach ein paar Durchgängen erkennt man, das Album ist vor allem eins: ehrlich und gut. 08/10 aLexanDer KastL

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Das sexieste album seiner art

Blood red shoesBlood red shoes

Das selbstbetitelte Album der Blood Red Shoes stellt auf so manche Weise einen Neuanfang für sie dar. Das erste Mal ohne Produzent Mike Crossey, ja überhaupt ohne Produzent, das erste Mal auf ihrem eigenen Label Jazz Life

Records und auch das erste Mal außerhalb von England aufgenommen. Trotz alledem klingt es klar nach Blood Red Shoes – treibende Drums, laute Gitarren, gepaart mit langsameren aber trotzdem nicht ruhigeren Tracks.

Wie auch beim Vorgänger »In Time To Voices« wird am Anfang keine Zeit verloren und die Moshpit-ver-dächtigen Songs werden gleich abgehakt um danach die langsameren – aber nicht langweiligen – Nummern anzureihen. Stellenweise wird man an die jungen Arctic Monkeys erinnert, wenn Steve Ansell über die harten Riffs singt – hierbei auch der einzig große Kritikpunkt, die (im Vergleich zu den Vorgängern) klar reduzierte An-zahl an Songs mit Leadvocals der Sängerin / Gitarristin Laura-Mary Carter.

Nichtsdestotrotz bringt jedes Lied etwas Eigenes in die Mischung, auch wenn keines davon klar heraussticht, ist das Album bei Weitem kein Einheitsbrei – es hebt sich quasi jedes Lied hervor, so dass sich keines mehr hervor-tut. Blood Red Shoes klingen auf »Blood Red Shoes« lauter, härter, roher und – laut Drummer Steven Ansell – sexier als die Vorgänger. Dass ein Album so heißt wie die Band selbst, ist immer auch ein Statement: Sie sind bei sich selbst angekommen. 08/10 KathrIn suppanZ

Blood Red Shoes haben sich sechs Monate ohne Produzenten in Berlin eingebunkert –

hier das Ergebnis.

Di., 29.04.2014– Empfang 18:30 Uhr – Start 19:00 Uhr

The Hub Vienna, vienna.the-hub.netWien 7., Lindengasse 56 / Top 18 –19

#19: Green IT im Haushalt

Die Veranstaltungsreihe twenty.twenty widmet sich als offene Diskussions plattform Zukunftsszenarien einer Welt 2020. Denn: Zukunft kann nicht gepredigt oder verordnet werden. Sie gehört diskutiert und gestaltet.

In einer Welt, in der alles vernetzt und jederzeit erreichbar ist, verbraucht auch alles ständig Energie. Auf der einen Seite soll die Intelligenz oder „Smartness“, die wir unserer Umwelt einhauchen auch zur Optimierung des Energie-verbrauchs beitragen, auf der anderen vergessen wir oft, dass kein Gerät, kein Display, kein Sensor ohne Energie auskommt und dass auch der Standby-Modus den Strom-zähler permanent weiterlaufen lässt. Im Großen – etwa bei Rechenzentren – ist Green IT schon lange Thema und auch die Energiefresser im Haushalt – Waschmaschinen, Geschirrspüler und E-Herde – hat das ökologische Bewusstsein längst erreicht. Im Bereich der Consumer Electronics zählt die Leistung noch immer mehr als der dafür nötige Input. In der 19. Ausgabe von twenty.twenty begeben wir uns auf die Suche nach Green IT im Haushalt und nach Strategien für Öko-Nerds.

twentytwenty.at | facebook.com/exploring2020 | twitter.com/exploring2020

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from dawn to fall sind in ihrem genre internati-onale grössen. — In den letzten Monaten wurde es etwas ruhig um die fünf Musiker aus Mödling. Allerdings trügt der Schein. Obwohl im Line-up unverändert, konn-ten nach einer ersten kleinen Kostprobe – wenn auch nur live im Zuge der Vans Warped Tour in der Wiener Stadthalle – einige Veränderungen festgestellt werden. Wenn die ersten Höreindrücke des neuen Materials nicht täuschen und repräsentativ für das restliche Album sind, dann verändert sich From Dawn To Fall wie noch nie. Die harten Bandagen von »The Beginning« (2008) und die Gute-Laune-Parts von »Rising« (2011) gehören wohl der Vergangenheit an. Musikalisch bewegen sich die Musiker nun in melancholischeren Sphären, man könnte sie wohl als gereift und erwachsen beschreiben. Für eine solide Basis rund um das dritte Studio-Album wurde jedenfalls gesorgt. Ohnehin bekannt für Songwriting auf internati-onalem Niveau, haben sich From Dawn To Fall namhafte Verstärkung aus Liverpool geholt: mit Dan Weller wurde ein international angesehener Produzent verpflichtet. 2012 gelang dem Briten mit der Band Young Guns und deren Album »Bones« der Sprung in die britischen Top 20. Auch andere international erfolgreiche Bands wie Enter Shikari oder Gallows gehören zu seinem Portfolio. Für Band, Equipment und Produzent ging es schließlich gemeinsam nach Kopenhagen. Dort wurde, abseits aller heimatlichen Ablenkungen, in einem der weltweit ver-streuten Red Bull-Studios das neue Album finalisiert und aufgenommen. Defintiv eine Band, die man 2014 beson-ders beobachten sollte!

text Christoph purer BILD Laura KarasinsKi

IntroducingFrom Dawn to Fall

Do. 06.03.14, 19hRovio Stars and free-to-play publishingJussi Immonen, Head of portfolio and business at„Angry Birds´“ Rovio stars, Helsinki

Fr. 07.03.14, 9–12hWorkshop mit Jussi ImmonenOrt: EPU-Forum der Wirtschaftskammer Wien, Operngasse 17-21/6. Stock, 1040 WienAnmeldeformular: [email protected] Anmeldeschluss: 24.02.14

Do. 20.03.14, 18hRoundtable Ausbildungsmöglichkeiten für die Gamesindustrie 2014 mit Vertertern von Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Donau-Universität Krems, FH Hagenberg, FH Salzburg, FH St.Pölten, FH Technikum Wien, HTL Spengergasse, SAE Institute Wien, TU Wien, Universität für Angewandte Kunst Wien, Universität Wien

Do. 03.04.14, 19hBildungs-Tour in Wiener Game-Developer-StudiosSproing Interactive Media GmbH, RabcatTreffpunkt 19h: Fernkorngasse 10, 1100 WienAnmeldung unter [email protected]

Do. 17.04.14, 19hAustria Game Jams 2014 replayPräsentation & Anspielen der diesjährigen Games aus Wien, Linz und GrazExtra: GDC roundtable

Unterstützt von www.creativespace.at – Die Kreativplattform der Wirtschaftskammer Wien

Medienpartner:

SUBOTRON/WKW pro gamesVeranstaltungsreihe zur Praxis von digitalen Spielen im MuseumsQuartier/ quartier21 / Raum D, 1070 Wiensubotron.com/veranstaltungen/pro-games/

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R E Z G A M E S

Die Kuh melkenRecyclingkost garniert mit ein paar neuen Zutaten.

So würde das Rezept für »Need For Speed – Rivals« wohl aussehen. Licht und Schatten sind hier nah beieinander.

»Jährlich grüßt das Murmeltier«, so muss wohl das Motto von EA lauten, wenn es um die Veröffentlichung einiger ihrer Spiele-reihen geht. Da ist es für die Mannen aus Kanada wohl auch selbstverständlich, die Spielergemeinde dieses Jahr mit einem neuen Teil der »Need for Speed«-Reihe zu versorgen. Denn man soll die Kuh ja melken, solange sie Milch gibt. Wie auch schon

im Vorgänger »Most Wanted« setzt man bei »Rivals« wieder auf eine frei befahr-bare Spielewelt. Man kann dabei im »Storymodus« immer zwischen der Rolle des Polizisten und des Rasers wechseln und muss sich dann mit der Gummiband-KI rumärgern. »Storymodus« in Anführungszeichen, da dieser eigentlich nicht exis-tiert. Man wählt lediglich pro Karrierelevel eine von drei sogenannten »Speed-lists«, auf welcher sich gewisse Zielvorgaben befinden. Erledigt man diese, steigt man ein Level auf, erhält dabei neue Teile für sein Auto und meist auch einen neuen Wagen. Begleitet wird dieser Aufstieg von nichtssagenden Zwischen-sequenzen, welche eine Art Storygerüst halten sollen. Für erreichte Ziele erhält man »Speedpoints«, welche durch gefährliche Fahrmanöver mittels eines Multi-plikators extrem vermehrt werden können. Sie sind die »Währung« im Spiel, mit welcher Autos und Tuningteile gekauft werden können. Steht einem während des Spielens eine aktive Internetverbindung zur Verfügung, so läuft das gesamte Game auf einem Online-Server ab. Heißt, man begegnet nicht zu selten anderen Spielern, welche man herausfordern kann, um seine »Speedpoints« weiter zu vermehren. EA setzt dabei wieder auf sein »Autologsystem«. Die Performance des Spiels weist zumindest auf der getesteten PS3-Version des Öfteren Frame-Einbrüche und so manch nervige Spielfehler vor. So lassen sich zum Beispiel Renn-Events manchmal einfach nicht starten oder man fährt ein Rennen ohne Gegner – was für eine Herausforderung. 05/10 aLexanDer KastL

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Worte, symbole, elemente – komplexe Liniengefüge. Mit diesen abwechslungsreichen Zeichnungen sorgt der öster-reichische Künstler Constantin Luser nicht nur in seinem heimatland für Begeisterung. Zu sehen sind diese ab Mitte März im oberlichtsaal der Kunsthalle Krems. eröffnung: 15. März, 18.00 uhr; ausstellung: 16. März bis 29. Juni Kunsthalle Krems

constantin Luser

Ab März gilt die schallaburg, in Zusammenarbeit mit dem heeresgeschichtlichen Museum Wien und dem schloss Art-stetten, als Vernetzungsdrehscheibe nationaler und inter-nationaler Forschungs- und Vermittlungsprojekte rund um das Gedenkjahr. ausstellung: 29. März bis 9. november schloss schallaburg

Jubel & elend – 1914–1918

Mit diesem Jahresschwerpunkt gibt der sammler Karlheinz essl ein eindrucksvolles statement für die österreichische Kunst ab. in den Galerieräumen des essl Museums wird ein ausgewählter teil seiner sammlung, dem thema entspre-chend, zu sehen sein. ausstellung: bis 24. august essl Museum Klosterneuburg

Made In austria – statement by K. essl

Nicht die Ausnahmefrauen stehen bei dieser Ausstellung im Mittelpunkt, sondern Frauen von nebenan. es werden sowohl Bürgerinnen als auch Adelige vorgestellt, zeitlich bewegt man sich vom Mittelalter bis Anfang 21. Jahrhundert. ausstellung: bis 19. oktober Landesmuseum niederösterreich

Frauenleben in niederösterreich

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unser Öko-Woodstock geht in die nächste runde im einzigartigen Ambiente des österreichischen Atomkraftwerks, das be-kanntermaßen nie ans Netz ging. Bereits zum dritten Mal findet das mit dem umweltzeichen zertifizierte Festival statt. Das programm wird wohl auch heuer wieder mit bekömmlichen, politischen Botschaften für umweltschutz und Nachhaltigkeit unterfüttert werden und zum schauplatz einer dreitägigen eventreihe. Das diesjährige Line-up lockt mir Künstlern wie Cro, Klingande, Jennifer rostock, Donots, eskimo Callboy und vielen mehr. 29. Mai bis 1. Juni Zwentendorf, atomkraftwerk

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Einige Künstler des Line-ups stehen bereits fest. Ein fixer Programmpunkt heuer: Cro.

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Neue theaterformen, performative innovationen, Musik im spannungsfeld von experiment und avancierter pop- und Clubkultur sowie künst-lerische spezialprojekte kennzeichnen das Do-naufestival Festival in Krems. Beim diesjährigen Festival dreht sich alles um den themenkomplex Mensch, Natur, Ausbeutung und Ausgrenzung. Musikalisch bietet das Festival eine Vielfalt, die von experimentellem techno bis hin zu neuestem Ambient und von südafrikanischen tanz-ekstasen bis hin zu audiovisuellen Weltpremieren reicht. 25., 26., 30. april bis 3. Mai Krems, Messe-hallen und stadtsaal

God’s entertainment zeigt die auswirkungen struktureller Gewalt politischer systeme auf das Leben der Menschen.

New York, Deutschland oder Großbritannien: Beim internationalen Festival der erzählenden Künste sind auch heuer wieder Künstler aus al-ler Welt vertreten, die ein abwechslungsreiches literarisches Fest des erzählens mit musikali-scher umrahmung bieten. Das programm reicht von literarischen Größen wie Folke tegetthoff, der seine schönsten Märchen präsentieren wird, bis hin zu einem Weinabend mit Zero Boy aus New York und Cat Weatherill aus Großbritannien. 3. bis 9. Juni Baden, Bad schönau, st. pölten und schallaburg

Das jährliche Viertelfestival bietet sowohl mu-sikalische programmpunkte als auch bildende- und darstellende Kunst und literarische schman-kerln. Die Künstler befassen sich mit alltäglichen themen, die uns tag für tag begleiten. egal, ob es dabei um die problematik Arbeit und gerech-te entlohnung oder integration in schulen geht. Das thema der heurigen Ausgabe wird »Natur-maschine« heißen und erstmals auch grenzüber-schreitend stattfinden. 10. Mai bis 10. august Waldviertel und süd-tschechien

Der programmpunkt Brotlos sorgte im vorjahr für reichlich spannung.

T E R M I N E F E S T I v A l S

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Donaufestival

viertelfestival

Fabelhaft

Lusco und Fusco aus spanien spielen lebende helikopter.

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2.-5.OCT.2014TICKETS & INFO: WWW.WAVESFESTIVAL.EU

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HEADlINE

Hundsviech dlaußen walten, hei!«, schrie Liu Cho simultan zur Eingangsglocke. »Nur Do-Go, Liu Cho!«, antwortete Bürgermeiste-rin Elvira Hell wie jeden Mitt-woch, wenn das Dorfwirtshaus geschlossen hatte. Der kleine Mann schimpfte und füllte Reis in eine weiße Plastikschüssel. Hasso, der schwule Wachhund der Bürgermeisterin, grunzte schuld-bewusst. Als sie Liu Cho einen Zwanziger reichte, fiel ihr Blick auf einen großen Button über seiner Hemdtasche: die schlechte Fotografie eines Windrads, das mit einem fetten roten Balken durchgestrichen war.

»Liu Cho, was das?«»Aaacht Schätz!«»Nein, das da!« und sie tippte

über die Schank hinweg auf sei-nen Button.

»Nieda mit Windladl! Hei!«Liu Cho hatte einst in China in

einer Chemikalienfabrik gear-beitet, womit Elvira Hell vieles erklärte, wie, dass er nachts mit seinem Nunchaku, zwei durch eine Metallkette verbundenen Schlagstöcken, in Schrank auf Ein-brecherjagd ging und schrie wie Jackie Chan – also dachte sie nicht weiter über den Button nach.

Am Nachmittag bekam sie Lust auf Süßes und öffnete den Glücks-keks: Alles rächt sich.

»Depperter Chines«, fluchte die Bürgermeisterin und zerknüllte das Spruchband.

Der März brachte keine beson-deren Ereignisse, genau wie es der Bürgermeisterin am liebsten war. Das einzige Mühsal war der alte Huber, der ihr tägliche Besuche abstattete, um sich über das neue Recyclingkonzept zu beschweren. In Schrank war nach Fukushima der Umweltschutz modern ge-worden. Kurz hatte sie befürchtet, eine Fraktion der Grünen könnte sich gründen, doch es bewährte sich, dass Schrank in Niederös-

terreich lag. Die Bürger waren glücklich, solange man ihnen gab, was sie wollten: So unterstützte der Gemeinderat die Errichtung eines Windparks im benachbarten Yphra, und die Dorfjugend bekam einen Glascontainer neben dem Fußballplatz, um die Flaschen vom Vorglühen zu recyclen. Das jedoch wurmte Herrn Huber, der nebenan wohnte: »So a Schas! De solln de Flaschn wia früher wieda in de Böschung haun! Des war wenigstens leise!«

Nachdem die Bürgermeisterin ein großes Schild mit den Glas-Einwurfzeiten hatte anbringen lassen und einem ruhigen, friedli-chen März entgegensah, vermehr-ten sich plötzlich die ominösen Buttons mit den durchgestriche-nen Windrädern. Und als schließ-lich der Pfarrer sonntags predigte, dass Windräder, die höher als der Kirchturm in den Himmel ragten, ein Frevel am heiligen Herrn seien,

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2.-5.OCT.2014TICKETS & INFO: WWW.WAVESFESTIVAL.EU

Kolumne: Helden von heuteTotal Wahres aus dem niederösterreichischen Alpenvorland

von Vea Kaiser

Folge 1: Alles rächt sich!

HElDEN vON HEUTE

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HEADlINE

suchte sie nach der Quelle der plötzlichen Anti-Umweltschutz-Stimmung. Zu ihrer großen Überraschung waren es weder die Altbauern am Stammtisch, die gro-ße Liebeslieder auf die Windräder sangen, nachdem sie eine Mög-lichkeit gefunden hatten, dadurch mehr EU-Subventionen abzukas-sieren, und auch der Jägerbund verhielt sich unauffällig: nein, die Windradgegner waren genau die, die sie am lautesten gefordert hatten; die jungen, gut verdienen-den Familien aus der Neubausied-lung. Und es dauerte nicht lange, bis die Anti-Windkraft-Front im Gemeindeamt vorsprach.

»Sagen Sie dem Landeshaupt-mann: NEIN«, erklärte der Bun-desheerausbildner in Karenz, der seine überschüssige Energie als Wortführer der Neubausiedlungs-bewohner verwendete. »Freunde, ihr seid doch ökologisch?«, sagte die Bürgermeisterin zur aufge-brachten Menge, die sich im Ver-sammlungssaal des Gemeinderats eingefunden hatte. »Ihr habt doch alle Passiv-Energiehäuser?«

»Unsere Häuser sieht man nicht von überall!«, antwortete die Tierärztin und zeigte auf ein Plakat, das illustrierte, wie man die Windräder von der Neubau-siedlung aus sehen würde.

»Unsere Gegenstromwär-meüberträger machen keine Rotorgeräusche!«, kreischte der Musikschuldirektor. »Und im Win-ter können von unseren Flachdä-chern keine Eisbrocken stürzen!«

Daher weht also der Wind, dachte Elvira Hell und sagte: »Das heißt, ja zu grüner Energie, aber nicht vor Eurer Haustür?«

Betretenes und angesäuertes Murmeln ertönte im Saal.

»Sie dürfen nicht mitreden! Sie müssen die Windräder nicht den ganzen Tag sehen!«, brüllte die Menge wütend. Als Elvira Hell Liu Cho sah, der in Mitte der gut verdienenden, gut ausgebildeten Jungfamilien etwas deplatziert wirkte, dachte sie plötzlich an den Glückskeks.

»Ihr wart für die Energiewende! Alles rächt sich!«, sagte sie trocken, woraufhin lauter Protest folgte. Als ihr Blick in die Spielecke fiel, spuckte ein Bub seinen Bio-Schnul-ler aus, sabberte auf sein Leinen-lätzchen, schwang bedrohlich eine Holzspielzeugente und brüllte:

»Böse Windbäder! Böse Wind-bäder!«

Am Abend dachte Elvira lange über den Glückskeks nach. Für sie rächte es sich also nun, vor zehn Jahren die Einheimischen überre-det zu haben, die brach liegenden Felder in Bauland umzuwidmen, um junge, gut verdienende Men-schen in Schrank anzusiedeln. Hätte sie doch nur auf den Lan-deshauptmann gehört, der hatte ihr tief in die Augen geschaut und gesagt, Elvira, überleg dir das, grün bleibt grün, auch wenn sie schwarz wählen.

Vea Kaiser lebt in Wien und arbeitet meistens in Wien, aber auch den USA. Ihr Debütroman »Blasmusikpop« war The-Gap- Coverstory und wurde zum Best-seller. Vielleicht deshalb. Eher aber, weil er richtig gut ist. »Helden von Morgen« greift eine Figur aus einer Kurzgeschichte Vea Kaisers auf.

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Kolumne: Helden von heuteTotal Wahres aus dem niederösterreichischen Alpenvorland

von Vea Kaiser

Adria Wien16.–18.05. 2014

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