TEIL 1. BURNOUT SYNDROM – URSACHEN UND … · Das Oldenburg Burnout Inventory (OLBI) ......
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TEIL 1. BURNOUT SYNDROM –
URSACHEN UND AUSWIRKUNGEN
von S. Stock Gissendanner, C. Stock,
K. Tigges-Limmer und G. Schmid-Ott
INHALT
1 Hintergrund und Lernziele
2 Ursachen und Auswirkungen
2.1 Das Maslach Burnout Inventory (MBI) als induktiver Definitionsversuch
2.2 Wissenschaftliche Diskussionen um die Definition des Burnout-Syndroms
2.3 Prävalenzen
2.4 Pathogenese und Risikofaktoren
2.5 Immunologische und endokrinologische Aspekte des Burnout-Syndroms
2.6 Genotypen und Phänotypen bei Burnout-Syndrom?
1 Hintergrund und Lernziele 1
Der Begriff „Burnout-Syndrom“ - „Ausgebrannt sein“, auch als
Erschöpfungsdepression bezeichnet – bezieht sich auf einen "Symptomkomplex mit
dem Kardinalsymptom Erschöpfung als Reaktion auf eine lange andauernde
emotionale und interpersonelle Belastung am Arbeitsplatz",1 einschließlich des
„Arbeitsplatzes“ im Dienst der eigenen Familie. Zwei weitere Hauptsymptome sind
* Die im folgenden Text verwendeten Personen- und Berufsbezeichnungen beziehen sich auf Personen beiderlei Geschlechts.
ebenfalls häufig auf die Berufstätigkeit bezogen: Depersonalisierung (oder Zynismus)
und die reduzierte persönliche Leistungsfähigkeit. Das Burnout-Syndrom ist also
zusammengefasst charakterisiert durch 1. hohe Erschöpfung und 2.
Depersonalisierung sowie 3. niedrige Leistungsfähigkeit.
Das Burnout-Syndrom ist ein vor allem arbeitspsychologisches Hilfskonstrukt zur
Beschreibung eines weitverbreiteten Phänomens der heutigen Arbeitswelt, keine
Krankheit mit eindeutigen diagnostischen Kriterien. Es findet in der ICD-10 lediglich
als eins der "Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung"
unter der Zusatzziffer Z73 Erwähnung. Kosten für die Behandlung des Burnout-
Syndroms werden von den Gesetzlichen Krankenkassen und Rentenversicherungen
dementsprechend nicht übernommen. Die Kosten für die Behandlung Betroffener
werden von den entsprechenden Institutionen nur dann übernommen, wenn neben
der ICD-10-Diagnose Z73 eine Komorbidität in Bezug auf psychische Störungen
(ICD-10-Klassifikation Kapitel V [F00-F99] Psychische und Verhaltensstörungen)
besteht.
Als eine von vielen "modernen" stressbedingten, subjektiv wahrgenommenen,
Gesundheitsbeschwerden hat das Burnout-Syndrom keine eindeutige psychische
oder körperliche Ursache. Aber auch wenn das Burnout-Syndrom manchmal als
„Modediagnose“ herabgestuft wird, sind seine Symptome trotzdem mit großen
Problemen für die Betroffenen und mit erheblichen Kosten für die Gesellschaft
verbunden.2-4 Chronischer Stress ist die Grundlage vieler psychischer Störungen,
auch des Burnout-Syndroms. Die Prävalenzraten von Frühverrentungen und
Arbeitsfehlzeiten aufgrund von psychisch und psychosomatisch bedingten Störungen
im Allgemeinen haben sich zwischen 1993 und 2008 mehr als verzweifacht.5 Es
besteht möglicherweise ein Zusammenhang zwischen dem erhöhten Auftreten des
Burnout-Syndroms und der Zunahme der Dauer der Arbeitsunfähigkeit.6-9
Die Zahl der Personen in psychiatrischen und psychosomatischen
Rehabilitationskliniken, die an Burnout-typischen Symptomen leiden, wächst. Die
klinischen Angebote für Burnout-Syndrom-Betroffene nehmen ebenfalls zu und
werden nach Berufsgruppen und anderen Kriterien immer weiter differenziert.
Mit der wachsenden Prävalenz und Bekanntheit wächst auch der Bedarf an
fundiertem Wissen über das Burnout-Syndrom bei Behandlern in der klinischen
Psychologie, Psychotherapie bzw. Psychosomatik und Psychiatrie. Diese Fortbildung
besteht aus zwei Teilen. Im hier folgenden ersten Teil werden unterschiedliche
Aspekte des wissenschaftlichen Diskurses im Kontext der Definition des Burnout-
Syndroms sowie die verschiedenen Ansätze, seine Pathogenese genauer zu
beschreiben, dargestellt. Der zweite Teil widmet sich den vorhandenen
Verlaufsmodellen, den bekannten weiterführenden gesundheitsschädigenden
Auswirkungen des Burnout-Syndroms, seiner Diagnostik sowie seiner Behandlung.
Teil eins orientiert sich an folgenden Lernzielen:
• Das Burnout-Syndrom unter Berücksichtigung von Kontroversen der aktuellen
wissenschaftlichen Diskussion definieren;
• Relevante Faktoren der Pathogenese und Vorbeugung identifizieren;
• Das Burnout-Syndrom von Syndromen mit ähnlicher Symptomatik abgrenzen;
• Aktuelle Themen und Ergebnisse der Burnout-Forschung, insbesondere
immunologische und endokrinologische Aspekte des Burnout-Syndroms,
rezipieren.
2 Ursachen und Auswirkungen
Der Begriff "Burnout“ (-Syndrom) wurde durch den deutsch-amerikanischen
Psychoanalytiker Herbert Freudenberger und die amerikanische Sozialpsychologin
Christina Maslach geprägt.10,11 Die frühen Studien beschäftigten sich mit Personen in
den helfenden Berufen (insbesondere Psychotherapeuten, Ärzte,
Krankenschwestern und Sozialarbeitern), die stets bedürftige Menschen emotional
unterstützen mussten und deswegen besonderen emotionalen und interpersonalen
Stressoren ausgesetzt waren.12 Mit dem Terminus "Burnout" beschrieben
Freudenberger und Maslach einen Zustand der emotionalen Erschöpfung und
Demotivation dieser Berufsgruppen. Später wurden ähnliche Symptome in anderen
Berufen beobachtet, wie z. B. Lehrer, Sportler und Führungskräfte; das Burnout-
Syndrom wird somit nicht mehr als eine spezifische Problematik der helfenden
Berufe angesehen.
2.1 Das Maslach Burnout Inventory (MBI) als indukt iver Definitionsversuch
Bis zu 130 verschiedene Symptome wurden in Zusammenhang mit dem Burnout-
Syndrom gebracht.13 Den einflussreichsten Versuch, die Vielfalt an möglichen
Burnout-Symptomen auf einige Kernsymptome zu reduzieren, stellten Maslach und
Jackson 1981 in der Form eines Messinstruments vor: das Maslach Burnout
Inventory (MBI). Im MBI wird das Burnout-Syndrom durch drei Beschwerde-
Dimensionen mit 22 Items bemessen (Tabelle 1).12,14 Das MBI und seine
Weiterentwicklungen stellen das älteste, meist genutzte und auch best validierte
Diagnostik-Instrument für das Burnout-Syndrom dar.12,15,16 Über 90 % der
wissenschaftlichen Studien zum Burnout-Syndrom verwenden das MBI.17
Die drei Symptomdimensionen von Maslach und Jackson gelten immer noch als die
beste „Definition“ des Burnout-Syndroms, wurden jedoch „nur“ induktiv aus mehreren
Fragebogenitems mit Hilfe einer Faktorenanalyse zusammengestellt und basieren
auf keinerlei theoretischem Gerüst.18 Weil das MBI mit der Zeit weiter entwickelt19,20
und in andere Sprachen übersetzt wurde, entwickelte sich auch die Bedeutung der
drei Symptomdimensionen weiter. Dies betrifft vor allem die Erweiterung der
Anwendbarkeit des MBI auf weitere Berufsgruppen. Weil sich das Konzept des
Burnout-Syndroms ursprünglich nur auf die so genannten helfenden Berufe bezog,
ging in der initialen Konzeptionalisierung der ersten Dimension dieses Syndroms, der
sogenannten „Depersonalisierung“, die Distanzierung zur Berufstätigkeit automatisch
mit einem erhöhten emotionalen Abstand gegenüber anderen Menschen einher, d. h
„eine distanzierte, Patienten oder Klienten weniger als Menschen, denn als
'unpersönliche Objekte' wahrnehmende Haltung".21Empirisch wurde aber später
festgestellt, dass das Burnout-Syndrom nicht nur auf die helfenden Berufe
beschränkt ist.22 Dem wurde in Weiterentwicklungen des MBI’s Rechnung getragen
und "Depersonalisierung" wurde durch "Zynismus" gegenüber der Berufstätigkeit im
weiteren Sinne12 ersetzt.
Tabelle 1: Kernsymptome von Burnout nach Maslach un d Jackson 1981 20,23,24
Kernsymptome Beschreibung Typische Verhaltensweisen
Beispielitems des Maslach Burnout Inventory *
1. Emotionale Erschöpfung
Erschöpfungsgefühle aufgrund schwindender Energien; im Vordergrund stehen hierbei die emotionale und körperliche Kraftlosigkeit wegen der
• Frustration, Angst • Schnelle Erschöpfung nach wenigen Arbeitsstunden
• Ich fühle mich durch meine Arbeit ausgebrannt. • Der direkte Kontakt mit Menschen bei meiner
langanhaltenden berufsbezogenen Belastung
• Morgens und auch an Wochenenden erschöpft • Hobbies und soziale Aktivitäten werden verringert
Arbeit belastet mich zu stark. • Ich fühle mich durch meine Arbeit frustriert.
2.Depersonalisation/ Zynismus
Eine negative oder teilnahmslose Haltung gegenüber anderen Mitmenschen; diese Personen können Mitarbeiterinnen, Kunden, Schüler, Studentinnen, Familienangehörige oder Kollegen aus Freundeskreis und Hobby sein
• Abschätzige Äußerungen gegenüber Mitmenschen • Gefühle zu Mitmenschen wie Freude, Empathie, Anteilnahme, Trauer, Spannung, Kummer sind vollständig abgeflacht; bei Gesprächen fehlt die „innere“, emotionale Beteiligung • Freizeit, soziale Aktivitäten werden als sinn- und nutzlos eingeschätzt
• Ich glaube, dass ich manche Kunden so behandle, als wären sie unpersönliche "Objekte" • Es macht mir nicht wirklich viel aus, was mit manchen Kunden passiert. • Ich befürchte, dass diese Arbeit mich emotional verhärtet.
3. Verringerte persönliche Leistungsfähigkeit
Versagensverlust, Unzufriedenheit mit der eigenen Leistung sowie das fehlende Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit stehen im Vordergrund
• Substanzmissbrauch • Überstunden • Wochenendarbeit • Veränderungen und Probleme werden gemieden
• Ich habe das Gefühl, dass ich durch meine Arbeit das Leben anderer Menschen positiv beeinflusse. • Ich fühle mich tatkräftig. • Es fällt mir leicht, mich in meine Kunden hineinzuversetzen.
*Antwortkategorien beziehen sich auf Häufigkeit, von "nie" bis "täglich.“
Die wechselseitige Beeinflussung von unterschiedlichen Verfahren zur Messung
eines Syndroms und auf seine Definition und umgekehrt haben heute immer noch
Auswirkungen für den wissenschaftlichen Diskurs. Das Ziel einer standardisierten
Definition der Krankheit bzw. eines Syndroms, welche unabhängig von
entsprechenden Messergebnissen in verschiedenen Stichproben existieren, ist nach
wie vor ein Hauptthema der Forschung.3
2.2 Wissenschaftliche Diskussionen in Bezug auf di e Definition des Burnout-
Syndroms
Die wissenschaftliche Kontroverse um die Definition des Burnout-Syndroms dreht
sich im Prinzip um eine Frage: Umfasst das Burnout-Syndrom eine, zwei oder alle
drei Dimension(en) des MBI?25,26 Es gibt einen relativ breiten Konsens, dass
emotionale Erschöpfung den zentralen Aspekt des Burnout-Syndroms darstellt. Noch
herrscht aber Uneinigkeit über a) welche der beiden anderen Dimensionen des MBI
außerdem notwendigerweise dazugezogen werden muss und b) wie die Konstruktion
der jeweiligen Dimensionsskalen in der Diagnostik richtig zu bewerkstelligen ist.27
Die verbreitetsten Alternativen zum MBI sind das Burnout Measure (BM), das
Copenhagen Burnout Inventory (CBI) und das Oldenburg Burnout Inventory (OLBI).28
Das Hamburger Burnout Inventory von Burisch wird im deutschen Sprachraum
zunehmend eingesetzt, aber hier nicht näher besprochen.
Das BM definiert das Burnout-Syndrom eindimensional, ausschließlich als Zustand
der Erschöpfung, die aber in mentale, emotionale und körperliche Komponenten
differenziert wird.29 Das BM verwendet 21 Items und kann auch außerhalb der
helfenden Berufe verwendet werden. Es wird in ca. 5 % aller Studien eingesetzt und
ist damit das zweithäufigste verwendete Instrument zur Messung des Burnout-
Syndroms.17 Das „Shirom-Melamed Burnout Measure“ (SMBM) umfasst die selben
Skalen mit 14 Items.2
Mit dem Copenhagen Burnout Inventory (CBI) wurde das Burnout-Syndrom wie beim
BM ebenfalls eindimensional als Erschöpfung konzipiert.30 Die Autoren des
Instruments argumentieren aber, dass das Burnout-Syndrom sich auf drei
2 Die deutsche Version des SMBM ist verfügbar unter http://www.tau.ac.il/~ashirom/ (letzter Zugriff Juli 2012).
aufeinander bezogene Bereiche des Betroffenen bezieht: persönliche Erschöpfung,
arbeitsplatzbezogene bzw. Erschöpfung in Bezug auf zu erbringende
Dienstleistungen. Durch das CBI können diese drei Dimensionen des Burnout-
Syndroms gemessen werden.
Das Oldenburg Burnout Inventory (OLBI) von Demerouti lehnt sich an das MBI an, ist
jedoch zweidimensional und schließt lediglich Erschöpfung und Depersonalisierung
ein.28,31 Es ermöglicht auch eine Differenzierung von Erschöpfungszuständen in
kognitive und körperliche Dimensionen.
Die Burnout-Syndrom-Messinstrumente ergeben keine objektive diagnostische
Grundlage, weil sie ausschließlich auf Selbsteinschätzungen der Befragten beruhen.
Die objektive Diagnostik ist jedoch nicht das Ziel der Instrumente; das Ziel liegt darin,
die Selbstangaben der Betroffenen standardisiert zu quantifizieren und die relative
Symptombelastetheit festzustellen. Des Weiteren konnte die Reliabilität der Burnout-
Syndrom-Messinstrumente im Sinne von Test-Retest-Korrelationen in vielen Studien
bestätigt werden. Auch die interne Konsistenz der verwendeten Skalen (mit dem
Testkoeffizient Cronbachs Alpha bezeichnet) wird ebenfalls öfters nachgewiesen.
Alpha Werte höher als 0,70 deuten auf eine gute interne Konsistenz. Die Werte
variieren je nach Stichprobe, aber für das SMBM und für die Dimensionen des BMs
konnte Werte um 0,90 gemessen werden; für die Item-Dimensionen des MBI, des
CBI und das OLBI konnten Werte zwischen 0,70 und 0,90 nachgewiesen
werden.18,30,32-34 Auch scheinen die Burnout-Syndrom-Messinstrumente über eine
adäquate Validität zu verfügen. Gängige Validitätstests fokussieren auf Konstrukt-
und Inhaltsvalidität, weil gerade der Konstrukt „Burnout“ zur Diskussion steht und
Forscher die beste Anpassung an den vermutlich vorhandenen tatsächlichen
Dimensionen des Burnout-Syndroms suchen.35 Eine bewährte Validierungsstrategie
ist die Untersuchung der Korrelationen zwischen einem oder zwei Burnout-Syndrom-
Messinstrumenten und vermuteten Ursachen wie Arbeitsstress, Begleitsymptomen
wie Erschöpfung (mit anderen Instrumenten gemessen) oder psychischen bzw.
somatischen Auswirkungen. Signifikante Korrelationen sind bewiesen worden, vor
allem für die Symptomdimension Erschöpfung.35 Weil das MBI ursprünglich nur für
die helfenden Berufe konzipiert wurde, lautet eine weitere Frage, inwiefern die
unterschiedlichen Messinstrumente auch für andere Berufe valide sind. Die
interberufliche Validität der neueren Instrumente, welche das Konzept
„Depersonalisierung“ nicht umsetzen oder es mit dem allgemeineren „Zynismus“
ersetzen, wird in der Regel bestätigt.36
Alle Instrumente zur Messung des Ausmaßes des Burnout-Syndroms werden in
Bezug auf folgende Probleme kritisiert:
1. Es können keine Cut-Off-Werte zur Differenzierung „gesunder und kranker
Menschen", die auf einer Basis großer und randomisierter Stichproben
gefunden wurden37, existieren, solange keine international akzeptierte
Definition dieses Syndroms, z.B. im Kontext der nächsten (11.) Revision
der International Classification of Diseases (ICD) vorliegt. Erst dann
könnten auch Alters- und geschlechtsspezifische Normgruppen, welche für
die Diagnostik förderlich wären, empirisch ermittelt werden.
2. Die diskriminierende Validität dieser Instrumente gegenüber
psychologischen Konstrukten wie Depressive Störung,
Arbeitsunzufriedenheit, Stress, Selbstwertgefühl bzw. Ängstlichkeit ist
Gegenstand noch anhaltender wissenschaftlicher Diskussionen.3,15,22,27,38
Am ehesten existieren überzeugende Hinweise in Bezug auf eine
ausreichende Differenzierung des Burnout-Syndroms von Depressiven
Störungen mit Hilfe von Fragebögen.24,39
3. Es fehlt eine theoretische umfassende Beschreibung des Phänomens, die
Ursachen, Korrelate und Auswirkungen einschließt.27
Trotz aller definitorischer Probleme in Bezug auf das Konstrukt Burnout-Syndrom
kann man positiv formulieren, dass es doch einen breiten Konsens in fünf
Bereichen gibt.17
1. Erschöpfung gilt bei allen Autoren als Kardinalsymptom des Burnout-
Syndroms, auch wenn ihre Dimensionalitäten (körperlich, emotional,
mental) keine fixen Größen darstellen.1,26,40
2. Atypische körperliche Distresssymptome kommen häufig vor.
3. Burnout-Symptome sind auf die Berufstätigkeit bezogen, nicht auf alle
Lebensbereiche, wie in der Regel bei Depressiven Störungen.
4. Die Symptome manifestieren sich meistens bei Personen, welche vorher
nicht an psychischen Störungen litten.
5. Die begleitende Leistungsverminderung ist nicht nur eine Folge der
Erschöpfung, sondern auch eine Konsequenz von negativen Einstellungen
und Verhaltensweisen, welche wiederum das Auftreten der Erschöpfung
begünstigen können.
2.3 Prävalenzen
Die Prävalenzeinschätzung des Burnout-Syndroms ist schwierig, da der Begriff
selbst noch nicht eindeutig definiert ist. Solange es nicht klar ist, wie ein Burnout-
Syndrom zu bestimmen ist, werden die Prävalenzraten prinzipiell unbestimmbar sein.
Die allgemeine Prävalenz des Burnout-Syndroms in den jeweiligen westlichen
Industrienationen wird in der Literatur trotzdem auf 4-10 % geschätzt.27 Bei
gruppenspezifischen Untersuchungen schwankt die geschätzte Prävalenzrate sehr
stark und einige Studien berichten gar von inflationären Prävalenzraten von bis zu 82
%.1Dass circa 30 % einer untersuchten Stichprobe entweder ausgebrannt oder
Burnout-Syndrom-gefährdet eingeschätzt wird, ist ein typischer Befund. Die
Freiburger Schulstudie stellt z. B. diese Prävalenzrate unter Gymnasiallehrern fest.41
Schwierigkeiten in der Methodik der Messung des Ausamaßes des Burnout-
Syndroms mahnen zur Vorsicht. Wenn eine Gruppe von Befragten einen der
Burnout-Fragebögen, wie den MBI beantwortet, werden Daten generiert, die sich
automatisch zu einer Normalverteilung verstreuen. Per Definition liegt dann immer 50
% der Befragten über den Mittelwert der Verteilung. Unabhängig davon, wie gesund
die befragte Stichprobe sein mag, wird ein Teil der befragten Gruppe zwangsläufig
als relativ Burnout-Syndrom-gefährdet eingeschätzt. Prävalenzraten zwischen 30 %
und 50 % sind vorprogrammiert und schwanken je nachdem, wie die Autoren ihre
Ergebnisse interpretieren. Um dieses Problem zu beheben, braucht man, wie oben
beschrieben, vor allem eine international akzeptierte Definition dieses Syndroms, um
empirisch besser fundierte Normwerte („cut-offs“) bestimmen zu können.
Daraus soll man keineswegs schlussfolgern, dass das Phänomen Burnout-Syndrom
vernachlässigt werden kann. Nach einer vielbeachteten Studie der TNS (Taylor
Nelson Sofres) aus dem Jahr 2010 fühlen sich 12,5 % aller deutschen Beschäftigten
durch die Berufstätigkeit überfordert. Eine Umfrage der Techniker Krankenkasse im
Jahr 2009 deutet darauf hin, dass etwa ein Drittel der deutschen Bevölkerung im
erwerbsfähigem Alter unter chronischem Stress leidet.42 Auch wenn das Gefühl der
Überforderung durch Stress im Kontext der Berufstätigkeit keinesfalls zum Burnout-
Syndrom führen muss, diese und andere Studien verweisen auf ein wachsendes und
gesellschaftlich bedeutsames Problem.
Eine neuere Studie der Krankenkassen hat bei der Untersuchung der
Krankmeldungen von mehr als 10 Millionen AOK-versicherten Arbeitnehmern
entdeckt, dass die Zusatzdiagnose Z 73 von behandelnden Ärztinnen und Ärzten
zunehmend erwähnt wird. Unter der ICD Zusatzdiagnose Z 73 („Probleme mit Bezug
auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“) wird „Ausgebranntsein“ explizit
erwähnt. Auf dieser Basis schreiben die Autoren: „Zwischen 2004 und 2010 haben
sich...die 8,1 Arbeitsunfähigkeitstage je 1.000 AOK-Mitglieder auf 72,3 Tage nahezu
um das 9-fache erhöht....Knapp 100.000 Menschen mit insgesamt mehr als 1,8
Millionen Fehltagen wurden danach im Jahr 2010 wegen eines Burnouts
krankgeschrieben.“43 Das ergibt eine steigende jährliche Prävalenzrate von zurzeit 1
%. Am stärksten betroffen sind die Berufe Sozialpädagoge, Telefonist, Sozialarbeiter
sowie Krankenpfleger und Krankenpflegerhelfer (jeweils beiderlei Geschlechts). Die
Prävalenz eines Burnout-Syndroms ist nach dieser Studie höher bei Frauen und
steigt mit zunehmendem Alter.
2.4 Pathogenese und Risikofaktoren
Gängige Erklärungsmuster für das Burnout-Syndrom schließen drei unterschiedliche,
aber überlappende Perspektiven ein: persönliche psychologische Anfälligkeit,
arbeitsbedingte Stressoren und gesellschaftlicher Wandel.44 Psychologische
Anfälligkeit schließt wiederum Persönlichkeits- und Verhaltensmuster ein. Darüber
hinaus wissen wir jetzt auch, dass der immunologische und endokrinologische Status
eines Individuums (siehe 2.5) ebenfalls eine Rolle spielt, da das Burnout-Syndrom
mit einer Dysregulation dieser Systeme einhergeht. Schlussendlich dürfen die
(fehlenden) Schutzfaktoren nicht vergessen werden: funktionierende Freundschaften
bzw. Familienbeziehungen sowie weitere Ressourcen, Resilienz und die
persönlichen Coping-Skills spielen beim Abbau von Stress eine wichtige Rolle und
sind daher für die Prävention von einer Reihe von stressbedingten Krankheiten von
zentraler Bedeutung. Wenn diese fehlen oder vernachlässigt werden, kann das
Risiko eines Burnout-Syndroms steigen.
Man sieht: Die Ursache eines Burnout-Syndroms liegt in einem komplizierten
Wechselspiel zwischen krankheitsfördernden Faktoren im Individuum, beim
Arbeitsplatz und in der Gesellschaft einerseits und den fehlenden Schutzfaktoren
andererseits. Bei Betroffenen führt dieses Zusammenspiel "mittel- bis langfristig in
eine verhängnisvolle seelische, körperliche, psychosoziale und vor allem berufliche
Sackgasse".1
2.4.1. Psychische Verwundbarkeit: Im Kontext der Berufstätigkeit relevante
Persönlichkeits- und Verhaltensmuster
Eine eindimensionale genetische Prädisposition zum Burnout-Syndrom ohne Einfluss
von Kontextfaktoren existiert aller Wahrscheinlichkeit nach nicht: diese Annahme
wird durch die Ergebnisse von Zwillingsstudien unterstützt.45 Jedoch gibt es
bestimmte personengebundene Eigenschaften und "lebensgeschichtliche
Prägungen", welche unsere Beziehungen zu der Berufstätigkeit einrahmen. Die
Bedeutung, die wir unserer Berufstätigkeit in unserem persönlichen Wertesystem
beimessen sowie die Art und Weise, wie wir mit arbeitsbedingtem Stress umgehen,
machen uns mehr oder weniger anfälliger für das Burnout-Syndrom.
In Bezug auf die Entstehung eines Burnout-Syndroms gefährdet scheinen
Persönlichkeiten, welche sich bei der Berufstätigkeit übermäßig verausgaben sowie
Menschen mit einer so genannten autoritären und zwanghaften
Persönlichkeitsstruktur mit „Anerkennungshunger“, „Bestätigungsdrang“ sowie Angst
vor Kontrollverlust.44,46 Für die nähere Bestimmung solcher arbeitsplatzbezogenen
Stressbewältigungsprofile wurde unter anderem das AVEM-(Arbeitsbezogene
Verhaltens- und Erlebnismuster-) Testinventar entwickelt.47 Anhand von 11
Dimensionen des arbeitsbezogenen Verhaltens werden vier Typen unterschieden.
• Typ G (Gesundheit) zeigt berufliches Engagement und
Verausgabungsbereitschaft, bewahrt aufgrund ausreichender
Distanzierungsfähigkeit jedoch seine Erholungsfähigkeit, legt Wert auf
Kollegialität und erlebt beruflichen Erfolg.
• Der Typ A (Anstrengung) weist – oft verbunden mit perfektionistischer
Einstellung – eine überdurchschnittliche Verausgabungsbereitschaft auf und
hat seine Erholungsfähigkeit teilweise eingebüßt. Diese Personen neigen
zum Einzelkämpfertum, erleben wenig kollegiale Unterstützung und sind vom
Verschleiß bedroht.
• Typ B (Burnout) hat – bei fortgesetzter Verausgabungsbereitschaft –
aufgrund psychophysischer Erschöpfung und eingetretener Resignation seine
Effizienz eingebüßt und kann von kollegialer Unterstützung nicht profitieren.
• Typ S (Schonung, neuerdings auch Schutz) fürchtet beruflichen Verschleiß.
Diese Personen versehen in der Regel ihren Dienst korrekt, zeigen aber
keine darüber hinausgehende Verausgabungsbereitschaft48 . Inzwischen
werden diese Einstellungen und diese Verhaltensmuster teilweise positiver
interpretiert; in diesem Kontext steht „S“ dann für Schutz.
Typ G gilt – mit der eben genannten Einschränkung - als das Ziel und Idealbild einer
Arbeitsbeziehung. Typ B tritt in der stationären psychosomatischen Rehabilitation am
häufigsten auf.49,50 Das AVEM-Testinventar ist wohlbemerkt kein Diagnostik-
Instrument. Es kann lediglich auf bestimmte Verhaltensmuster deuten, die das Risiko
von stressbedingten Krankheiten erhöhen oder mindern.
Weitere in diesem Zusammenhang relevante Faktoren sind unsere „inneren
Antreiber“ bzw. unsere inneren und oft unbewussten Stimmen, welche die tiefe
Grundlage unserer kulturbedingten Arbeitsmotivation darstellen. Man kann fünf
häufige innere Antreiber differenzieren (Abbild 1): „Sei stark!“, „Sei perfekt!“, „Mach
es allen recht!“, „Beeil dich!“ und „Streng dich an!"51 Unsere Antreiber wurden im
Kindheitsalter fixiert, haben durchaus ihre positive Seite, aber die berufliche Praxis
zeigt, "dass bei vom Burnout-Syndrom betroffenen Menschen die eine oder andere
dieser Eigenschaften insgesamt bewirkt, sich selbst zu überschätzen,
perfektionistisch zu sein, eigene Interessen zurückzustellen, sich nicht abzugrenzen,
alles unter Zeitdruck zu tun und sich mehr aufzuladen, als man bewältigen kann".51
Bei der Behandlung eines Burnout-Syndroms kann folgendes thematisiert werden:
diese inneren Antreiber sind im Wesentlichen als dysfunktionale Leitsätze bzw.
irrationale Überzeugungen anzusehen; im Rahmen einer kognitive Umstrukturierung
im Kontext einer professionellen Therapie sollten diese möglichst durch andere
innere Werte „neutralisiert“ werden, sodass in Bezug auf positive und das
Selbstwertgefühl unterstützenden Botschaften eine positive Bilanz gezogen werden
kann (siehe Abschnitt 4, Behandlung).
Abbild 1: Die fünf Antreibe r51
Zuletzt sei bemerkt, dass es Hinweise ebenfalls darauf gibt, dass "familial Clustering"
(familiäre Clusterbildung) eine Rolle in der Pathogense spielt. Ohne dass wir wissen,
ob Clusterbildung über kulturelle oder biologische Ursachen ihre Auswirkung
entfaltet, steht die Zahl der Kinder in einer Familie im positiven Zusammenhang mit
emotionaler Resilienz.27
2.4.2. Stressoren der Arbeitswelt
Sei perfekt! Sei stark!
Ich
Streng dich an!
Beeil dich!
Mach es allen recht!
Ausgehend vom heutigen Forschungsstand hängt das Burnout-Syndrom eher mit
durch die Berufstätigkeit bedingten Stressoren als mit Persönlichkeits- oder
demographischen Faktoren zusammen.27 "Die Arbeitswelt hat sich in den letzten
Jahrzehnten verändert: Durch die Erhöhung der Produktivität übernehmen immer
weniger Menschen immer mehr Aufgaben. Durch neue Technologien sind neue
Tätigkeiten hinzugekommen, durch Personaleinsparungen hat die Arbeitsdichte
zugenommen".51
Unter diesen Bedingungen ergeben sich typische Stressoren für Arbeitnehmer, z. B.
gestiegene mentale Anforderungen, eingeforderte andauernde Kundenfreundlichkeit,
gesunkene Arbeitsplatzsicherheit, starke Regulation und Bürokratisierung sowie
ständige Unterbrechungen. Im Allgemeinen kann eine ungünstige Situation am
Arbeitsplatz definiert werden, als die Kombination von hohen Anforderungen,
geringem Handlungsspielraum, niedriger Belohnung sowie mangelnder sozialer
Unterstützung und Anerkennung.1,52 Diese Kombination kann Gefühle, wie
Autonomieverlust und Hilflosigkeit am Arbeitsplatz steigern.44
Spezifische Stressoren sind sektorspezifisch sowie arbeitsplatz- und
funktionsbedingt. Sie sind im verarbeitenden Gewerbe anders als in den sozialen
Berufen und für Manager anders als für Personen ohne leitende Funktionen. Das
soziale Gefüge der Mitarbeiter und Führungspersonen wirkt krankheitsstärkend oder
präventiv.
Die Stressoren einer vom Burnout-Syndrom betroffenen Person sind immer
individuell zu identifizieren. Einige typische Probleme sowie bewährte
Umgangsstrategien werden unten besprochen (Teil 2, Abschnitt 3, Behandlung).
2.4.3. Gesellschaftlicher Wandel, gesellschaftlich bedingte Sinndefizite
Seit der Aufklärung ist die Sinnsuche zunehmend egozentrischer geworden. Man
lernt: Gut ist, was nützlich ist. 44 Zweckrationale Werte sind als Gerüst für die
persönliche psychische Orientierung labiler als Werte – wie wir sie aus der
klassischen Antike und den Weltreligionen kennen – die uns helfen, den produktiven
Druck des Alltags zu relativieren. Personen, die hauptsächlich zweckrational handeln
und aus ihrer Berufstätigkeit Lebenssinn schöpfen, bringen oft große Erfolge in der
Berufstätigkeit. Sie gehen aber die Gefahr einer Sinnkrise ein, wenn die
Berufstätigkeit nicht mehr die gewohnte Erfüllung bringt. Sie werden oft vom erlebten
Scheitern oder von der Langeweile am Arbeitsplatz sehr betroffen.
2.5 Immunologische und endokrinologische Aspekte de s Burnout-Syndroms
In der Burnout-Syndrom-Forschung wird kritisiert, dass eine theoretische
Umrahmung des Phänomens, die Ursachen, Korrelate und Auswirkungen umfasst,
noch fehlt.27 Aber in den letzten Jahren wurden vermehrt medizinische Studien über
immunologische und endokrinologische Parameter und Muster publiziert, die mit dem
Burnout-Syndrom korrelieren. Aus diesen Erkenntnissen wächst auch der
theoretische Unterbau zur Erklärung des Burnout-Syndroms von molekularer Ebene
an aufwärts.
Die medizinische Forschung untersucht die Verbindungen zwischen dem Burnout-
Syndrom und eine Reihe wichtiger Biomarker, die im nachgewiesenen
Zusammenhang mit allen stressbedingten Krankheiten stehen. Bis dato erfolgte die
Untersuchung von "38 Biomarkern, die mit der HPA-Achse, dem vegetativen
Nervensystem, dem Immunsystem, dem Stoffwechsel, den Antioxidantien,
Hormonen und dem Schlaf zusammenhängen".53 Besondere Aufmerksamkeit gilt
Cortisol, dem Blutdruck bzw. der Herzfrequenz; dem so genannten C-reaktiven
Protein (CRP), Fibrinogen, Adrenalin, Noradrenalin, Serotonin und Prolactin.
Eine neue Metastudie konnte allerdings keine speziellen Biomarker für das Burnout-
Syndrom feststellen.53 Der Versuch scheiterte an der Unvergleichbarkeit der Studien,
an der Unbestimmtheit des Burnout-Syndroms und eventuell an geno- und
phänotypologischen Ausprägungen bei den Betroffenen (siehe Abschnitt 2.6). Die
Verbindung zwischen Stress und Entzündungsparametern ist trotzdem
wissenschaftlich gut belegt; für eine bedeutsame Rolle der Hypothalamisch-
Hypophysären-Adrenalen- (HPA-) Achse in Bezug auf „Stresskrankheiten“ existieren
ebenfalls viele Hinweise, sodass diese als möglicher Biomarker für das Burnout-
Syndrom angesehen wird.54 Die beobachteten Zusammenhänge in Bezug auf das
Burnout-Syndrom sind unten zusammengefasst.
2.5.1. Burnout-Syndrom und immunologische Marker
• Das Burnout-Syndrom korreliert mit erhöhter "Leukozyten- Adhäsion und
Aggregation ", einem Zustand, der bekannterweise mit erhöhtem Stress in
Verbindung steht.55
• Die Ergebnisse von Studien zum Zusammenhang zwischen dem Burnout-
Syndrom und dem C-reaktivem Protein (CRP) fallen unterschiedlich aus. Eine
Studie fand einen positiven Zusammenhang für Frauen; in derselben Studie
korrelierte CRP mit Depressionen bei Männern.56 Andere Studien, in einem
Fall mit einer weiblichen Stichprobe, fanden keine Korrelation.57,58
• Ein positiver Zusammenhang wird vermutet mit dem antiinflammatorischen
Interleukin-10 (IL-10). In einer Studie mit 94 Teilnehmern zeigte die Burnout-
Syndrom-Gruppe eine erhöhte Produktion des antiinflammatorischen IL-10
durch Monozyten.59
• Eine robuste Korrelation mit Fibrinogen im Serum, einem Marker für akute
Entzündung und psychosozialen Charakteristiken des Arbeitsplatzes konnte
festgestellt werden.60
• Tumornekrosefaktor-Alpha , ein multifunktionaler Signalstoff des
Immunsystems, der an Entzündungsreaktionen beteiligt ist, wurde in positiver
Assoziation mit dem Burnout-Syndrom beobachtet.57,61,62 Negative Befunde
liegen allerdings auch vor.59
2.5.2. Das Burnout-Syndrom und das neuroendokrinologische System
Im neuroendokrinologischen System werden u. a. durch verschiedene chemische
Botenstoffe Reaktionen auf Stress und andere somatische Prozesse, wie
Stoffwechselmechanismen, das Immunsystem und seelische Gemütslagen geregelt.
Man kann sich die Funktionen dieses Systems heuristisch als die Interaktion von drei
Teilsystemen vorstellen: ein Energiesystem, ein Arbeitssystem und ein
Entspannungssystem.63 Das Energiesystem setzt bei Stress Cortisol und daraufhin
Glucose frei, das als eine Art Brennstoff u. a. für das Gehirn gesehen werden kann.
Das Arbeitssystem funktioniert über die Freisetzung von Katecholaminen (Adrenalin,
Noradrenalin), die den Körper in Alarmzustand versetzen und ihm zur körperlichen
Anstrengung verhelfen. Das Entspannungssystem sorgt u. a. mit Hilfe von Serotonin
für die notwendige Ruhe nach der Anstrengung, damit der Körper für spätere
Einsätze auftanken kann. Dieses Modell suggieriert, dass ein Burnout-Syndrom über
mindestens drei Möglichkeiten der Dysregulation zustande kommen kann. Insofern
haben wir es womöglich nicht mit einem, sondern mit mehreren Formen
unterschiedlicher Burnout-Syndrome zu tun.
Zusammenhänge zwischen Burnout-Syndrom und dem neuroendokrinologischen
System sind mehrfach bestätigt worden, insbesondere im Zusammenhang mit der
Cortisol -Regulation.61,64-69 Aber auch die Botenstoffe, Adrenalin , Noradrenalin und
Serotonin fallen auf.60,70 Mommersteeg und Kollegen konnten allerdings keinen
Zusammenhang zwischen dem Burnout-Syndrom und diesen Parametern
feststellen.71
2.6 Genotypen und Phänotypen bei Burnout-Syndrom?
Relevant für die klinische Diagnostik in Zukunft sind neuere Befunde zu
systematischen Unterschieden in der Anfälligkeit für ein Burnout-Syndrom sowie in
der symptomatischen Ausprägung des Syndroms. Prominente Unterschiede
basieren auf a) geschlechtsspezifischen Merkmalen und b)
geschlechtsunabhängigen endokrinologischen Merkmalen. Diese scheinen sowohl in
geerbten (Genotyp) als auch in erworbenen (Phänotyp) Eigenschaften einen
Ursprung zu haben. Phänotypen sind die Summe der Merkmale eines Organismus,
welche durch die Gene eingeschränkt aber nicht prädeterminiert sind. Phänotypen
werden durch die Expression der Gene und Umweltfaktoren geformt.
Zahlreiche Studien deuten auf mögliche menschliche Genotypen und Phänotypen
hin, die für die Entstehung und den Verlauf eines Burnout-Syndroms relevant sind.
Geschlecht als differenzierender Faktor ist auf jeden Fall auffällig. Es gibt offenbar
höhere Prävalenzraten bei Frauen.72-74 Burnout-Syndrom, Depressive und Angst-
Störungen sind, je nach Geschlecht, unterschiedlich mit den verschiedenen
Entzündungsmarkern und endokrinologischen Parametern assoziiert.56,61 Signifikante
Geschlechtsunterschiede sind aber nicht in jeder Stichprobe zu finden.23 Hinzu
kommt, dass die drei Dimensionen des Burnout-Syndroms typischerweise
unterschiedliche Gewichtungen bei Männern und Frauen annehmen.
Depersonalisierung ist gewöhnlich bei Männern ausgeprägter,
Erschöpfungszustände treten dagegen bei Frauen stärker in Erscheinung.75
Korte weist auf den folgenden grundsätzlichen Unterschied hin:
Evolutionstheoretisch haben alle Tiere mit höheren kognitiven Fähigkeiten zwei
grundverschiedene Strategien für den Umgang mit Stress entwickelt. Falken weisen
hochaggressives Verhalten auf, Tauben sind dagegen weniger aggressiv. Beide
Strategien sind für das Überleben der Gesamtstichprobe „klug“, nur sind die
unterschiedlichen Typen anders an die Umwelt adaptiert und demzufolge für jeweils
unterschiedliche Störungen anfällig. So genannte „Falken“ sind eher für atypische
Depressive Störungen, Chronic Fatigue Syndrom (CFS) und das Burnout-Syndrom
anfälliger, so genannte „Tauben“ eher für Angststörungen.76
In einer Studie über den Zusammenhang zwischen Prolaktin und dem Burnout-
Syndrom zeigten Patienten mit dem Burnout-Syndrom extremere Prolaktin-Werte,
also entweder sehr viel niedriger oder sehr viel höher als die Kontrollgruppe. Die eine
Gruppe war durch eine niedrige "serotonerge" Funktion, die andere durch eine
niedrige "dopaminerge" Funktion charakterisiert.70 Auch diese Studie suggeriert also,
dass das Burnout-Syndrom nicht aus einem, sondern aus zwei oder mehreren
Syndromen bestehen könnte.
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