Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt...

42
Freie wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung des Grades Bachelor of Science Wirtschaftswissenschaften Prof. Dr. Peter Bofinger Wintersemester 2011/2012 Target2-Salden: Ursachen und Problematik eingereicht bei: Prof. Dr. Peter Bofinger Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, Geld und internationale Wirtschaftsbeziehungen Julius-Maximilians-Universität Würzburg Name: Herget Vorname: Stephan Studienfach: Bachelor Wirtschaftswissenschaften Fachsemester: 7. Semester Semesteranschrift: Würzburg 97074 Zürnstraße 2, App. 1110 Abgabetermin: 05.04.2012

Transcript of Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt...

Page 1: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

Freie wissenschaftliche Arbeit

zur Erlangung des Grades

Bachelor of Science

Wirtschaftswissenschaften

Prof. Dr. Peter Bofinger

Wintersemester 2011/2012

Target2-Salden: Ursachen und Problematik

eingereicht bei: Prof. Dr. Peter Bofinger

Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre,

Geld und internationale

Wirtschaftsbeziehungen

Julius-Maximilians-Universität

Würzburg

Name: Herget

Vorname: Stephan

Studienfach: Bachelor Wirtschaftswissenschaften

Fachsemester: 7. Semester

Semesteranschrift: Würzburg 97074

Zürnstraße 2, App. 1110

Abgabetermin: 05.04.2012

Page 2: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

II

Inhaltsverzeichnis II

Abkürzungsverzeichnis IV

Abbildungsverzeichnis V

1 Target2-Salden als öffentliches Diskussionsthema .................................................... 1

2 Das Target2-System ..................................................................................................... 2

2.1 Definition ................................................................................................................. 2

2.2 Zielsetzung ............................................................................................................... 3

3 Einführung und Entwicklung des Target2-Systems ................................................. 4

4 Entstehen der Target2-Salden ..................................................................................... 5

4.1 Target2-Salden infolge einer Leistungstransaktion ................................................. 5

4.1.1 Kreditvergabe der griechischen Geschäftsbank ............................................... 6

4.1.2 Vergabe eines Refinanzierungskredits durch die griechische Zentralbank ...... 7

4.1.3 Überweisung des Zentralbankguthabens .......................................................... 7

4.1.4 Veränderung der Vermögensbestände .............................................................. 8

4.1.5 Buchungen in den Zahlungsbilanzen ............................................................. 11

4.2 Target2-Salden aufgrund reiner Finanztransaktionen ........................................... 12

4.3 Target2-Salden aufgrund einer Vermögensübertragung ....................................... 13

5 Entwicklung der Target2-Salden .............................................................................. 14

5.1 Stand der Target-Salden ........................................................................................ 15

5.2 Gründe für den Verlauf der Target2-Salden .......................................................... 16

6 Gefahrenpotential der Target2-Salden .................................................................... 18

6.1 Einfluss auf den Kreditmarkt ................................................................................. 18

6.1.1 Verdrängung der Refinanzierungskredite ...................................................... 19

6.1.2 Einfluss auf die Kreditvergabe an den Privatsektor ....................................... 20

6.2 Target2-Kredite als Finanzierung der Leistungsbilanzdefizite .............................. 21

6.3 Auswirkungen einer Veränderung der Zusammensetzung des Eurosystems ........ 24

6.3.1 Staatspleite Griechenlands ............................................................................. 24

6.3.2 Austritt Deutschlands aus dem Eurosystem ................................................... 25

6.4 Target2-Saldo als Gefahr für die Goldreserven der Deutschen Bundesbank ........ 25

6.4.1 Aktiva der Bundesbank .................................................................................. 26

Page 3: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

III

6.4.2 Bundesbank als Nettoschuldner gegenüber Geschäftsbanken ....................... 27

7 Fazit ............................................................................................................................. 29

Literaturverzeichnis ...................................................................................................... 31

Eidesstattliche Erklärung ............................................................................................. 37

Page 4: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

IV

Abkürzungsverzeichnis

ESZB

Europäisches System der Zentralbanken

EZB

Europäisches Zentralbank

GIIPS

Griechenland, Irland, Italien, Portugal, Spanien

TARGET

Trans-European Automated Real-time Gross Settlement Express Transfer System

Page 5: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

V

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Kontoansicht Giralgeldschöpfung ............................................................... 6

Abbildung 2: Kontoansicht Zentralbankgeldschöpfung .................................................... 7

Abbildung 3: Überweisung Zentralbankgeld .................................................................... 8

Abbildung 4: Veränderung Vermögensbestände .............................................................. 8

Abbildung 5: Verbuchung Target2-Forderung/Verbindlichkeit ....................................... 9

Abbildung 6: Target2-Ablauf Modell ............................................................................. 10

Abbildung 7: Zahlungsbilanz bei Leistungstransaktion .................................................. 11

Abbildung 8: Zahlungsbilanz bei reinen Finanztransaktionen ........................................ 13

Abbildung 9: Zahlungsbilanz bei einer Vermögensübertragung .................................... 14

Abbildung 10: Target2-Salden europäischer Notenbanken ............................................ 15

Abbildung 11: Entwicklung der Target2-Salden ............................................................. 17

Abbildung 12: Entwicklung Refinanzierungskredit und Target2-Saldo ......................... 19

Abbildung 13: Buchkredite an Privatsektor .................................................................... 21

Abbildung 14: Zentralbankenbilanz Westermanns ......................................................... 26

Abbildung 15: Entwicklung Einlagen bei der Bundesbank und Vergabe von

Refinanzierungskrediten .................................................................................................. 28

Page 6: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

1

1 Target2-Salden als öffentliches Diskussionsthema „Scheitert der Euro, scheitert Europa“.1 Mit diesem Satz zeigte die Bundeskanzlerin der

Bundesrepublik Deutschland, Angela Merkel, bei der Generaldebatte des Bundestages

zum Haushalt 2012 die Bedeutung einer gemeinsamen Währung für ein gemeinschaftli-

ches Europa auf. Die Euro-Krise, die im Herbst 2009 begann, wurde durch die Finanz-

krise von 2008 hervorgerufen. Griechenland, Irland, Portugal und Spanien und seit neu-

estem auch Italien (GIIPS-Länder) stehen hierbei aufgrund ihrer Staatsverschuldung im

Mittelpunkt. Um gegen diese Krise anzukommen und G riechenland vor dem Staats-

bankrott zu retten, wurde 2010 ein sogenanntes Rettungspaket mit einem Umfang von

über 110 Milliarden Euro durch die Euroländer und den Internationalen Währungsfonds

verabschiedet. Ein zweites Rettungspaket in Höhe von 130 M illiarden Euro wurde im

Februar 2012 beschlossen.2 Die Bereitstellung dieser Rettungspakete wird in der breiten

Medienlandschaft vehement diskutiert. Ein Übergang von einer Währungsunion zu ei-

ner dauerhaften Transferunion, ähnlich des deutschen Länderfinanzausgleichs, wird

dabei in weiten Bevölkerungsteilen befürchtet.

Während der Euro-Krise sind sogenannte Target2-Salden enorm gestiegen. Diese ge-

nießen in der Fachwelt unter den Volkswirten höchste Aufmerksamkeit, sodass sich

eine Diskussion über ihre Interpretation entfaltet hat. Der Präsident des Ifo Instituts für

Wirtschaftsforschung, Prof. Dr. Dr. Hans-Werner Sinn, setzt den positiven Target2-

Saldo der Deutschen Bundesbank und die Target2-Verbindlichkeiten der GIIPS Staaten

mit einer Kreditvergabe seitens der Deutschen Zentralbank an diese gleich. Die Kredit-

vergabe in den GIIPS Ländern gehe „…zu Lasten der Kreditvergabe an deutsche Kre-

ditkunden.“3 Auch geht er in seinen Ausführungen davon aus, dass durch das Target2-

System die Leistungsbilanzdefizite der Krisen-Staaten finanziert würden.4 Die Ökono-

men Westermann und Tornell meinen im Target2-Saldo der Bundesbank gar eine Ge-

fahr für deren Goldreserven zu erkennen.5

1 FAZ.NET, Generaldebatte im Bundestag, http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/europas-schuldenkrise/generaldebatte-im-bundestag-scheitert-der-euro-scheitert-europa-11133184.html. 2 Vgl. Welt Online, Merkel ohne Kanzlermehrheit für Griechenland-Paket, http://www.welt.de/politik/deutschland/article13891686/Merkel-ohne-Kanzlermehrheit-fuer-Griechenland-Paket.html. 3 Sinn, Target Salden, in Ifo Schnelldienst, Ausgabe 9/2011 – 13.Mai 2011, S. 24. 4 Vgl. Sinn, Die europäische Zahlungsbilanzkrise, in Ifo Schnelldienst, Ausgabe 16/2011 – 31.August 2011, S. 3 f. 5 Vgl. Westermann, Eurozone Crisis, http://www.voxeu.org/index.php?q=node/7391.

Page 7: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

2

Die folgende Ausarbeitung stellt das Target2-System und de ssen Ziele dar. Die Ent-

wicklung des Systems wird dabei chronologisch dargestellt. Daraufhin wird die Entste-

hung der Target2-Salden besprochen und i hr zustande kommen untersucht. Anschlie-

ßend werden Probleme der Target2-Salden und darauf bezogene Thesen diskutiert.

2 Das Target2-System Das Target2-System ist das Nachfolgesystem des früheren Target-Systems. Dieses ent-

wickelte sich auf der Grundlage längst vorhandener nationaler Echtzeit-Bruttosysteme,

durch die die einzelnen Systeme der Länder miteinander vernetzt wurden. Allerdings

waren diese Systeme in nur geringem Maße aufeinander harmonisiert.6 Das Target2-

System sollte folglich „…durch ein weitgehend harmonisiertes Leistungsspektrum bes-

ser auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten…“ sein.7 Es sollte sich flexibel auf

eine Ausdehnung des Eurosystems und der Europäischen Union einstellen können.8

2.1 Definition Target bedeutet Trans-European Automated Real-time Gross Settlement Express Trans-

fer System. Es ist das Echtzeit-Bruttozahlungssystem des Europäischen Systems der

Zentralbanken. Die Banken können dadurch gegenseitige Zahlungen und K undenzah-

lungen ausführen.9 Dabei werden durch Target2 eilbedürftige Transaktionen und vor-

wiegend Großbetragszahlungen in Zentralbankgeld verrechnet. Dies geschieht im Sinne

der Zentralbanken des Eurosystems gewiss auch grenzüberschreitend.10 Besonders her-

vorzuheben ist, dass keine Beschränkungen der Transfers durch nationale Zentralbanken

oder das Eurosystem existieren.11

Target2 wird auf einer einheitlichen technischen Plattform von de n Zentralbanken

Deutschlands (Deutsche Bundesbank), Italiens (Banca d´Italia) und Frankreichs

(Banque de France) betrieben. Diese Einheitsplattform wird auch als Single Shared

6 Vgl. EZB, Pressemitteilung – Die Langfristige Ausrichtung von Target, 2002. 7 EZB, Pressemitteilung – Die Langfristige Ausrichtung von Target, 2002. 8 Vgl. EZB, Pressemitteilung – Die Langfristige Ausrichtung von Target, 2002. 9 Vgl. Deutsche Bundesbank, TARGET“ – die nächste Generation des Target-Systems, http://www.bundesbank.de/zahlungsverkehr/zahlungsverkehr_2target.php. 10 Vgl. Deutsche Bundesbank, Target2, http://www.bundesbank.de/download/zahlungsverkehr/zv_infoblatt_target2.pdf, S. 3. 11Vgl. EZB, Pressemitteilung – Die Langfristige Ausrichtung von Target, 2002.

Page 8: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

3

Platform bezeichnet. Aus rechtlicher Sicht setzt sich Target2 allerdings aus der Mehr-

zahl von Systemen zusammen. Diese werden von den einzelnen nationalen Zentralban-

ken betrieben. Das deutsche System wird als Target2-Bundesbank (Target2-Bbk) be-

zeichnet.

Target2 stellt des Weiteren das größte Individualzahlungssystem Europas dar. Dabei

bewerkstelligt es pro Tag ca. 340.000 Zahlungen, die sich auf einen Gesamtwert von

etwa 2 Billionen Euro belaufen. Es sind ungefähr 800 Banken, davon 190 über die Bun-

desbank angeschlossen und ungefähr 52.000 zu adressierende Banken mit dem Target2-

System verbunden. Für die Teilnahme der Banken am Target2-System werden zwei

Zahlungstarife angeboten. Option A bietet den Zugang für eine monatliche Fixgebühr

von 100 Euro und für jede einzelne Transaktion zusätzliche Kosten von 80 E urocent.

Bei Option B belaufen sich die monatlichen Fixkosten auf 1250 Euro. Die Kosten für

eine Transaktion sind hierbei volumenabhängig und betragen zwischen 0,60 Euro und

0,125 Euro. Übertrifft das Transaktionsvolumen einer Bank monatlich mehr als 5750

Transaktionen, stellt Option B die kostengünstigere Variante dar.12 13

2.2 Zielsetzung „Sichere und effiziente Zahlungsverkehrssysteme sind für ein gut funktionierendes Fi-

nanzsystem von z entraler Bedeutung.“14 Um dies zu gewährleisten, wurde von de n

Zentralbanken des Eurosystems eine klare Zielsetzung festgelegt: Die neue gemeinsame

Plattform, das Target2-System, soll identische Wettbewerbsbedingungen für die Banken

in den entsprechenden Ländern ermöglichen. Des Weiteren ist es die Aufgabe der nati-

onalen Zentralbanken des Eurosystems die Transaktionen mit ihren Kunden abzuwi-

ckeln.15 Ein modularer Ansatz soll hohe Flexibilität gewährleisten, indem die verschie-

denen Interessen der teilnehmenden nationalen Zentralbanken berücksichtigt werden.

Ein hoher Standardisierungsgrad soll zusätzlich die Effizienz des Zahlungsverkehrssys-

tems stärken.16

12 Vgl. Deutsche Bundesbank, Target2, http://www.bundesbank.de/download/zahlungsverkehr/zv_infoblatt_target2.pdf, S. 2 ff. 13 Vgl. Ullbrich, Die europäische Zahlungsbilanzkrise, in Ifo Schnelldienst, Ausgabe 16/2011 – 31.August 2011, S.69. 14 Vgl. Trundle, Grundprinzipien für Zahlungsverkehrssysteme, 2001, S. 1. 15 Vgl. Wirtschaftslexikon24.net, Nettoschuldner, http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/target2.html. 16 Vgl. Deutsche Bundesbank, Target2, http://www.bundesbank.de/download/zahlungsverkehr/zv_infoblatt_target2.pdf, S. 2.

Page 9: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

4

3 Einführung und Entwicklung des Target2-

Systems Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 e ingeführt wurde, wurde mit dem Start

der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November 2007 eingeleitet. Das alte

Target-System und das neue Target2-System liefen bis zum 19. Mai parallel. Daraufhin

wurde das alte System endgültig durch das Target2-System abgelöst. Die Einführung

des Target2-System erfolgte in vier Etappen.

Zum Start der Migrationsphase schlossen sich Deutschland, Österreich, die Republik

Zypern, Litauen, Lettland, Malta, Luxemburg und Slowenien dem System an. Am 18.

Februar 2008 kamen Spanien, Portugal, Finnland, Niederlande, Irland, Belgien und

Frankreich hinzu. In der dritten Phase traten Polen, Italien, Griechenland, Dänemark,

Estland und die Europäische Zentralbank (EZB) am 19. Mai 2008 bei. Die letzte Phase

war für unvorhergesehene Mitglieder des Eurosystems vorgesehen. Sie wurde allerdings

nicht benötigt, da bis zum 15. September 2008, dem Beginn der vierten Phase, bereits

alle damaligen Mitglieder des Eurosystems angeschlossen wurden.17 Am 1. Januar 2009

trat die Zentralbank der Slowakei dem System bei. Die Slowakei führte zu diesem Zeit-

punkt den Euro als nationale Währung ein. Daneben wurden in der Folgezeit die Zent-

ralbanken Dänemarks, Polens, Litauens, Estlands, Lettlands, Bulgariens (seit dem 1.

Februar 2010) sowie Rumäniens (ab dem 4. Juli 2011) an das System angeschlossen.18

Diese Länder gehören allerdings nicht dem Eurosystem an, da sie den Euro nicht als

Landeswährung führen.19 Jede dieser Zentralbanken, die nicht dem Eurosystem angehö-

ren, muss positive Target2-Salden aufweisen, um am Target2-System teilnehmen zu

können.20

17 Vgl. EZB, EZB, ESZB und das Eurosystem, http://www.ecb.int/paym/t2/migration/html/index.en.html. 18 Vgl. Deutsche Bundesbank, Von TARGET nach TARGET2, http://www.bundesbank.de/target2/target2_target.php. 19 Vgl. EZB, Migration to TARGET2, http://www.ecb.int/ecb/orga/escb/html/index.de.html. 20 Vgl. Storbeck, EZB widerspricht Sinn bei Target2, http://blog.handelsblatt.com/handelsblog/2011/10/13/ezb-widerspricht-sinn-bei-target2/.

Page 10: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

5

4 Entstehen der Target2-Salden Target2-Salden können auf verschiedenen Grundlagen aufbauen. Um diese zu erklären,

ist es vorteilhaft, die Zusammensetzung der Zahlungsbilanz aufzugliedern. Die Zah-

lungsbilanz listet im Gegensatz zu „normale Bilanzen“ keine Vermögenswerte auf. Sie

dokumentiert viel mehr wirtschaftliche Transaktionen, die zwischen Inländern und Aus-

ländern innerhalb einer Periode von statten gehen.21

Die Zahlungsbilanz besteht aus mehreren Teilbilanzen. Dazu gehören die Vermögens-

übertragungsbilanz, der Saldo der statistisch nicht aufgliederbaren Transaktionen (Rest-

posten) sowie die Leistungsbilanz und die Kapitalbilanz. Für die Entstehung von Tar-

get2-Salden sind die beiden letzten Teilbilanzen von großer Relevanz.

Die Leistungsbilanz umfasst dabei die Handelsbilanz und die Dienstleistungsbilanz. Es

werden dementsprechend alle Güter- und Dienstleistungsströme zwischen In- und Aus-

land erfasst. Sie beinhaltet des Weiteren die Erwerbs- und Vermögenseinkommensbi-

lanz sowie die Übertragungsbilanz.22

Die Kapitalbilanz umfasst hingegen Kapitalbewegungen in Form von Direktinvestitio-

nen und Wertpapieranlagen von inländischen Anlegern im Ausland und von ausländi-

schen Anlagen im Inland. Darüber hinaus werden Interaktionen zwischen dem In- und

Ausland im Bereich der Finanzderivate, des übrigen Kapitalverkehrs und der Verände-

rungen der Währungsreserven zu Transaktionswerten erfasst.23

4.1 Target2-Salden infolge einer Leistungstransaktion Für das Entstehen der Target2-Salden aufgrund unausgeglichener Leistungsbilanzen

infolge einer Leistungstransaktion gibt es bereits viele Beispiele in der Volkswirt-

schaftslehre. Prof. Hans-Werner Sinn greift dabei auf einen irischen Bauern zurück, der

einen deutschen Traktor kauft; Lindner und Horn ziehen das Beispiel eines Porsche kau-

fenden Spaniers heran.24

Um das Entstehen der Target2-Salden anschaulich zu erklären, wird im folgenden Bei-

spiel ein griechischer Waschsalon aus Athen in Griechenland (in der Grafik als G be-

zeichnet) eine Waschmaschine bei der Robert Bosch GmbH (in der Grafik als D darge- 21 Vgl. Capsers, Zahlungsbilanz und Wechselkurse, 2002, S. 3. 22 Vgl. Kutschker, Internationales Management, 2008, S. 147-152. 23 Vgl. Deutsche Bundesbank, Monatsbericht, März 2011, http://www.bundesbank.de/download/volkswirtschaft/monatsberichte/2011/201103mb_bbk.pdf, S. 14. 24 Sinn, Target Salden, in Ifo Schnelldienst, Ausgabe 9/2011 – 13.Mai 2011, S. 24.

Page 11: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

6

stellt) aus Gerlingen in Deutschland für 1000 Euro durch einen Überweisungsauftrag

erwerben (siehe Abbildung 6). Als weitere Akteure treten die Deutsche Bundesbank, die

Griechische Zentralbank, die Europäische Zentralbank sowie die nationalen Geschäfts-

banken hinzu.

4.1.1 Kreditvergabe der griechischen Geschäftsbank Es wird davon ausgegangen, dass der griechische Waschsalon über kein Bankguthaben

bei seiner griechischen Geschäftsbank verfügt. Um an Liquidität zu gelangen, muss er

deshalb einen Kredit bei seiner Geschäftsbank aufnehmen. Diese gewährt ihm einen

Kredit von 1000 Euro und verrechnet ihm dieses Geld auf seinem Bankguthaben. Dafür

muss der Waschsalon Sicherheiten, wie etwa Vermögenswerte, hinterlegen. Der Kredit-

zins, den der Waschsalon zusätzlich zur Kreditsumme an seine Geschäftsbank zurück-

zahlen muss, richtet sich nach der Bewertung der Sicherheiten sowie der aktuellen Situ-

ation auf dem Kredit- und Geldmarkt in Griechenland (im Beispiel wird zur einfacheren

Darstellung der Kreditzins mit 0 Prozent bewertet). Der Waschsalon hat folglich eine

Verbindlichkeit und die griechische Bank eine Forderung in Höhe von 1000 Euro. Des

Weiteren ist davon auszugehen, dass die griechische Geschäftsbank genug Eigenkapital

vorhält und ihre Mindesteinlage bei der Europäischen Zentralbank ausreichend ist, um

diese Giralgeldschöpfung durchzuführen; folglich steigt auch die Menge der Sichteinla-

gen, hier die des Waschsalons, also auch die Geldmenge M1.

Abbildung 1: Kontoansicht Giralgeldschöpfung

Aktiva griechischer Waschsalon Passiva Guthaben bei der griechischen Geschäftsbank 1000 €

Kundenkredit 1000 €

Aktiva griechische Geschäftsbank Passiva Kundenkredit Waschsalon 1000 € Guthaben des Waschsalons 1000 €

Eigene Darstellung

Page 12: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

7

4.1.2 Vergabe eines Refinanzierungskredits durch die griechische

Zentralbank Das neu geschöpfte Giralgeld kann allerdings nicht sofort von dem Guthaben des

Waschsalons bei der griechischen Geschäftsbank an das deutsche Geschäftsbankkonto

der Bosch GmbH überwiesen werden, da die Banken untereinander kein Giralgeld, son-

dern nur Zentralbankgeld der Europäischen Zentralbank anerkennen. Die griechische

Bank benötigt folglich ein Guthaben in Form von Zentralbankgeld. Dieses Zentralbank-

geld kann sie sich, falls nicht vorhanden, von einer anderen Geschäftsbank auf dem In-

terbankenmarkt oder bei der griechischen Zentralbank leihen. In diesem Beispiel hat sie

kein Zentralbankgeld auf ihrem Guthaben bei ihrer nationalen Zentralbank, folglich

leiht sie sich nun von dieser das nötige Zentralbankgeld. Dafür muss sie Sicherheiten,

etwa in Form von Wertpapieren, hinterlegen. Die griechische Geschäftsbank bekommt

daraufhin ein Guthaben an Zentralbankgeld bei der griechischen Zentralbank und diese

erhält eine Forderung gegenüber der griechischen Geschäftsbank in Höhe des Zentral-

bankguthabens dieser.

Abbildung 2: Kontoansicht Zentralbankgeldschöpfung

Aktiva griechische Geschäftsbank Passiva Kundenkredit Waschsalon 1000 € Guthaben bei der griechischen Zentralbank 1000 €

Guthaben des Waschsalons 1000 € Zentralbankgeldkredit 1000 €

Aktiva griechische Zentralbank Passiva Zentralbankgeldkredit an griechischen Geschäftsbank 1000 €

Guthaben der griechischen Geschäftsbank 1000 €

Eigene Darstellung

4.1.3 Überweisung des Zentralbankguthabens Nun kann der erteilte Auftrag, hier die Überweisung für die Waschmaschine, der grie-

chischen Geschäftsbank durch ihre Zentralbank durchgeführt werden. Dabei werden

nach Prof. Sinn 1000 Euro Zentralbankgeld in Griechenland vernichtet und in Deutsch-

land von der Bundesbank geschöpft. Die Geldmenge M1 und M0 (Zentralbankgeld) ist

in Griechenland wieder auf dem gleichen Niveau wie vor der Kreditaufnahme des

Waschsalons. In Deutschland ist sie folglich um 1000 Euro gestiegen. Der deutschen

Page 13: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

8

Geschäftsbank werden infolge dessen 1000 Euro Zentralbankguthaben gutgeschrieben;

es entsteht eine Forderung der Deutschen Zentralbank gegenüber der griechischen Zent-

ralbank. Die Robert Bosch GmbH erhält den Kaufpreis von 1000 E uro für die Wasch-

maschine auf ihrem Konto bei der deutschen Geschäftsbank und steigert somit ihr Net-

togeldvermögen um 1000 Euro.

Abbildung 3: Überweisung Zentralbankgeld

Aktiva Deutsche Bundesbank Passiva Forderung gegenüber griechischer Zentralbank 1000 €

Guthaben der deutschen Geschäftsbank 1000 €

Aktiva deutsche Geschäftsbank Passiva Guthaben bei der Deutschen Bundesbank 1000 €

Guthaben der Robert Bosch GmbH 1000 €

Eigene Darstellung

4.1.4 Veränderung der Vermögensbestände Durch die Überweisung des Kaufbetrags von 1000 Euro ist das Guthaben des Waschsa-

lons bei seiner Geschäftsbank und damit sein Nettogeldvermögen um den Kaufpreis

gesunken. Das dazugehörige Zentralbankguthaben der Geschäftsbank bei der griechi-

schen Zentralbank ist ebenfalls erloschen. Als Gegenleistung bekommt der Waschsalon

die Waschmaschine von der Robert Bosch GmbH. Anstelle des Zentralbankguthabens

der griechischen Geschäftsbank, das durch die Überweisung um 1000 Euro vermindert

wurde, erhält die griechische Zentralbank eine Verbindlichkeit gegenüber der Deut-

schen Bundesbank. Der Waschsalon hat nun ebenso wie das Land Griechenland ein

Leistungsbilanzdefizit, da die griechischen Importe (hier die Waschmaschine) die Ex-

porte übersteigen. Die Robert Bosch GmbH und damit auch das Land Deutschland hat

einen Leistungsbilanzüberschuss, da die deutschen Importe geringer sind als die Expor-

te (Waschmaschine).

Abbildung 4: Veränderung Vermögensbestände

Aktiva griechischer Waschsalon Passiva Guthaben bei der griechischen Geschäftsbank 1000 € Waschmaschine 1000 €

Kundenkredit 1000 €

Gesamt 1000 € Gesamt 1000 €

Page 14: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

9

Aktiva griechische Geschäftsbank Passiva Kundenkredit Waschsalon 1000 € Guthaben bei der griechischen Zentralbank 1000 €

Guthaben des Waschsalons 1000 € Zentralbankgeldkredit 1000 €

Gesamt 1000 € Gesamt 1000 €

Aktiva griechische Zentralbank Passiva Zentralbankgeldkredit an griechische Geschäftsbank 1000 €

Guthaben der griechischen Geschäftsbank 1000 € Verbindlichkeit gegenüber Bundesbank 1000 €

Gesamt 1000 € Gesamt 1000 €

Eigene Darstellung

Am Ende des Geschäftstages berechnet jede nationale Zentralbank, die an das Target2-

System angeschlossen ist, den Saldo aus den Forderungen und den Verbindlichkeiten an

andere nationale Zentralbanken innerhalb des Systems. Anschließend wird die aus dem

Saldo folgende Forderung oder Verbindlichkeit gegenüber der Europäischen Zentral-

bank gebucht. Ein positiver Target2-Saldo spiegelt eine Forderung, ein negativer Saldo

eine Verbindlichkeit wider. Die genannten Salden bilden die Target2-Salden der einzel-

nen nationalen Zentralbanken.

Abbildung 5: Verbuchung Target2-Forderung/Verbindlichkeit

Aktiva griechische Zentralbank Passiva Zentralbankgeldkredit an griechische Geschäftsbank 1000 €

Guthaben der griechischen Geschäftsbank 1000 € Verbindlichkeit gegenüber Bundesbank 1000 € Verbindlichkeit gegenüber EZB (Target2-Saldo) 1000 €

Gesamt 1000 € Gesamt 1000 €

Aktiva Deutsche Bundesbank Passiva Forderung gegenüber griechischer Zentralbank 1000 € Forderung gegenüber EZB (Target2-Saldo) 1000 €

Guthaben der deutschen Geschäftsbank 1000 €

Gesamt 1000 € Gesamt 1000€

Page 15: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

10

Aktiva Europäische Zentralbank Passiva Forderung gegenüber griechischen Zentralbank 1000 €

Verbindlichkeit gegenüber Bundesbank 1000 €

Eigene Darstellung

Die Überweisung wurde rein elektronisch durch das Target2-System durchgeführt, ohne

dabei den physischen Geldbestand zu verändern.25 26 27 28

Die folgende Darstellung veranschaulicht noch einmal graphisch die einzelnen Bezie-

hungen und Interaktionen zwischen den beteiligten Akteuren.

Abbildung 6: Target2-Ablauf Modell

G D

Griechische Bank

Deutsche Bank

Griechische Zentralbank

(Bank von Griechenland)

Deutsche Zentralbank

(Deutsche Bundesbank)

EZB

Waren

Sicher-heiten

KreditAuftrag

Auftrag Zentral-bankgeld

Sicher-heiten

Überweisung Überweisung

Zentral-bankgeld

Guthaben

Target2-ForderungTarget2-Verbindlichkeit

Eigene Darstellung

25 Vgl. Sinn, Die europäische Zahlungsbilanzkrise, in Ifo Schnelldienst, Ausgabe 16/2011 – 31.August 2011, S .3 f. 26 Vgl. Horn, Kein Kapitalabfluss aus Deutschland, , in Policy Brief der Hans-Böckler-Stiftung, Mai 2011, S. 10-15. 27 Vgl. Bindseil, Weitere Anmerkungen zur Debatte um Target2, in Ifo Schnelldienst, Ausgabe 16/2011 – 31.August 2011, S. 81. 28 Vgl. Quaas, Kritisches Resümee des Target2-Problems, in Wirtschaftsdienst, Heft 12/2011 - Dezember 2011, S. 834-837.

Page 16: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

11

4.1.5 Buchungen in den Zahlungsbilanzen Neben dem Warenstrom, der die Leistungsbilanz beeinflusst, ist auch noch der Kapital-

transfer in Form der Überweisung zu beachten. Dieser wirkt sich auf die Kapitalbilanz

aus und stellt für Deutschland ein Kapitalbilanzdefizit dar. Kapitalbilanz und Leistungs-

bilanz beeinflussen in diesem Beispiel die Zahlungsbilanz. Der Leistungsbilanzüber-

schuss Deutschlands drückt einen Warenexport aus: Die Robert Bosch GmbH hat durch

den Verkauf der Waschmaschine an den griechischen Waschsalon eine Forderung von

1000 Euro erlangt. Dadurch ist der Posten „Zunahme der Forderungen gegenüber dem

Ausland“ in der Kapitalbilanz gestiegen.29 Da es sich hier nicht um eine klassische Bi-

lanz handelt sondern Stromgrößen erfasst werden, wird hier der Gelderhalt bei dem

Kauf einer Ware ebenfalls als Forderung dargestellt. Die Höhe der Forderung ändert

sich im Gegensatz zur Zusammensetzung des Postens durch den Gelderhalt nicht.30

Forderungen im Sinne der Zahlungsbilanz setzen sich an dieser Stelle aus Zahlungsmit-

teln (etwa Geld) und anderen Forderungen zusammen.31

Abbildung 7 zeigt die Zusammensetzung der Zahlungsbilanzen. Die Darstellung erfolgt

aufgrund besseren Verständnisses in Kontenform.32

Abbildung 7: Zahlungsbilanz bei Leistungstransaktion

Aktiva Zahlungsbilanz Deutschland Passiva Leistungsbilanz

Güterexport 1000 € Kapitalbilanz

Zunahme der Forderungen gegenüber dem Ausland (Kapitalexport) 1000 €

Aktiva Zahlungsbilanz Griechenland Passiva Leistungsbilanz

Güterimport 1000 € Kapitalbilanz

Zunahme der Verbindlichkeiten an das Ausland (Kapitalimport) 1000 €

Eigene Darstellung

29 Vgl. Capsers, Zahlungsbilanz und Wechselkurse, 2002, S. 3-15. 30 Vgl. Capsers, Zahlungsbilanz und Wechselkurse, 2002, S. 13. 31 Vgl. Horn, Kein Kapitalabfluss aus Deutschland, , in Policy Brief der Hans-Böckler-Stiftung, Mai 2011, S. 6. 32 Vgl. Pätzold, Ziele der Wirtschaftspolitik, http://www.juergen-paetzold.de/einfuerung_ziele/Grafiken/Zahlungsbilanz.gif.

Page 17: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

12

Der Begriff des Kapitalexports in der Zahlungsbilanz entspricht dem Aufbau von Geld-

vermögen. Jedoch fließt entgegen der wörtlichen Interpretation des Kapitalexports

Deutschland Geld zu, wie in unserem Beispiel zu erkennen ist.33 Die Zahlungsbilanz

wird durch die Vorgänge verlängert. Es entsteht kein Zahlungsbilanzdefizit oder Zah-

lungsbilanzüberschuss.

4.2 Target2-Salden aufgrund reiner Finanztransaktionen Target2-Salden können ebenfalls durch eine reine Finanztransaktion zwischen zwei

Ländern, wobei die jeweiligen nationalen Zentralbanken an das Target2-System ange-

schlossen sind, anfallen. Hierfür erwirbt etwa ein griechischer Geschäftsmann ein Akti-

enpaket der Daimler AG im Wert von 2000 E uro von der Deutschen Bank durch eine

Überweisung seines Guthabens von seiner griechischen Geschäftsbank.

Als weitere Finanztransaktionen können auch andere Wertpapiere, Direktinvestitionen

oder sonstige Anlagen in Betracht gezogen werden.

Der griechische Geschäftsmann verfügt über ein Guthaben von 2000 E uro bei seiner

griechischen Geschäftsbank. Er weist diese nun an, das Aktienpaket der Daimler AG

von der Deutschen Bank zu kaufen. Die griechische Geschäftsbank benötigt dafür wie-

derum ausreichend Zentralbankgeld. Dabei ist davon auszugehen, dass sie in diesem

Beispiel ein Guthaben von 2000 Euro bei der griechischen Zentralbank hat und damit

genug für die Überweisung an die Deutsche Bank. Die griechische Geschäftsbank

überweist nun üb er das Target2-System 2000 E uro an die Deutsche Bank. Der Deut-

schen Bank wird das Geld umgehend als Guthaben bei der Deutschen Bundesbank gut-

geschrieben. Im Gegenzug erweitert sich das Aktiendepot des griechischen Geschäfts-

mannes um das Aktienpaket der Daimler AG im Wert von 2000 Euro bei seiner griechi-

schen Geschäftsbank. Die Deutsche Bundesbank erhält eine Forderung von 2000 Euro

gegenüber der EZB, die griechische Zentralbank hingegen eine Verbindlichkeit in glei-

cher Höhe. Die Geldmengen M0 und M1 wurden in Griechenland verringert und i n

Deutschland erhöht. Die Überweisung der genannten 2000 Euro stellt in der Kapitalbi-

lanz einen Kapitalimport für Griechenland und einen Kapitalexport für Deutschland dar.

Die Übertragung des Aktienpakets wiederum bedeutet einen Kapitalexport für Grie-

33 Vgl. Horn, Kein Kapitalabfluss aus Deutschland, , in Policy Brief der Hans-Böckler-Stiftung, Mai 2011, S. 6.

Page 18: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

13

chenland und einen Kapitalimport für Deutschland. Die Kapitalbilanzen und demgemäß

die Zahlungsbilanzen der beiden Länder sind somit ausgeglichen (siehe Abbildung 8).34

Abbildung 8: Zahlungsbilanz bei reinen Finanztransaktionen

Aktiva Zahlungsbilanz Deutschland Passiva Kapitalbilanz

Kapitalimport (Aktienpaket) 1000 € Kapitalexport (Überweisung) 1000 €

Aktiva Zahlungsbilanz Griechenland Passiva Kapitalbilanz

Kapitalimport (Überweisung) 1000 € Kapitalexport (Aktienpaket) 1000 €

Eigene Darstellung

4.3 Target2-Salden aufgrund einer Vermögensübertra-

gung Eine weitere Möglichkeit der Erzeugung von Target2-Salden geht aus der Position der

Vermögensübertragung der Zahlungsbilanz hervor. Eine Vermögensübertragung kann

etwa durch eine Ein- beziehungsweise Auswanderung, eine Erbschaft oder auch durch

Schenkungen herbeigeführt werden. Bei Vermögensübertragungen im Sinne der Zah-

lungsbilanz handelt es sich um einmalige unentgeltliche Leistungen.

Vermögensübertragungen beeinflussen das Vermögen, nicht jedoch das laufende Ein-

kommen der beteiligten Länder.35 Ein griechischer Geschäftsmann verkauft etwa seinen

Waschsalon an einen griechischen Käufer. Der Kaufpreis von 9000 E uro wird auf sein

Konto bei einer griechischen Geschäftsbank überwiesen. Darauf emigriert er nach

Deutschland. Dort angekommen, eröffnet er ein Konto bei der Deutschen Bank und

überweist per Online-Banking von seinem griechischen Konto sein Vermögen von 9000

Euro auf sein Konto bei der Deutschen Bank. Das Vermögen wurde ohne Gegenleistung

nach Deutschland transferiert. Es ist davon auszugehen, dass die griechische Geschäfts-

bank ein ausreichendes Guthaben an Zentralbankgeld bei ihrer nationalen Zentralbank

hält. Die Deutsche Bundesbank erhält eine Target2-Forderung gegenüber der EZB in

Höhe von 9000 Euro und Griechenland eine Verbindlichkeit in gleicher Höhe. In

34 Vgl. Krugman, Internationale Wirtschaft, 2009, S. 407. 35 Vgl. Capsers, Zahlungsbilanz und Wechselkurse, 2002, S. 13.

Page 19: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

14

Deutschland hat sich die Geldmenge M0 und M1 um 9000 Euro erhöht, in Griechenland

verringert.

Abbildung 9: Zahlungsbilanz bei einer Vermögensübertragung

Aktiva Zahlungsbilanz Deutschland Passiva Kapitalbilanz

Kapitalexport 9000 € Bilanz der Vermögensübertragung

Vermögensübertragung (Einwanderung) 9000 €

Aktiva Zahlungsbilanz Griechenland Passiva Kapitalbilanz

Kapitalimport 9000 €

Bilanz der Vermögensübertragung Vermögensübertragung

(Auswanderung) 9000 €

Eigene Darstellung

Die Bilanz der Vermögensübertragung beeinflusst im Gegensatz zu Kapitalbilanz und

Leistungsbilanz das Entstehen der Target2-Salden gemäß den Werten der deutschen

Zahlungsbilanz nur in geringem Ausmaß.36

5 Entwicklung der Target2-Salden Bis Mitte des Jahres 2007 waren Target2-Salden ein untergeordnetes Thema in Diskus-

sionen unter Ökonomen und nicht von großer Relevanz in der Fachliteratur. Bilanzen

der nationalen Zentralbanken des Eurosystems wiesen überwiegend neutrale Target2-

Salden aus. Die Deutsche Bundesbank besaß im Durchschnitt Target2-Forderungen im

niedrigen zweistelligen Milliardenbereich oder sogar Verbindlichkeiten, etwa im J uni

2006, von 11,824 Milliarden Euro gegenüber der EZB. Ab Herbst 2007 stiegen die Tar-

get2-Forderungen der Bundesbank drastisch an.

36 Deutsche Bundesbank, Pressenotiz – wichtige Posten Zahlungsbilanz, http://www.bundesbank.de/download/presse/pressenotizen/201 2/20120209.zahlungsbilanz.anlage.pdf.

Page 20: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

15

5.1 Stand der Target-Salden Die Bilanz der Bundesbank offenbarte im Februar 2008 erstmals Target2-Forderungen

von über 100 Milliarden Euro.37 Die Target2-Forderungen Deutschlands gegenüber der

EZB wuchsen bis Januar 2012 auf 498,13 Milliarden Euro an.

Abbildung 10: Target2-Salden europäischer Notenbanken

Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,823559,00.html.

Deutschland ist somit das Land mit den größten Target2-Forderungen und dem größten

Target2-Saldo. Die in der Öffentlichkeit stark kritisierten GIIPS-Länder dagegen weisen

aggregierte Verbindlichkeiten von m ehr als 640 Milliarden Euro gegenüber der EZB

auf. Dabei fallen 180,13 Milliarden Euro auf Italien, 174,98 Milliarden Euro auf Spani-

en, 119,68 Milliarden Euro auf Irland, 108,18 Milliarden Euro auf Griechenland sowie

60,68 Milliarden Euro auf Portugal, das die geringsten Verbindlichkeiten gegenüber der

EZB aufweist.

37 Vgl. EZB, Auslandsposition der Deutschen Bundesbank im ESZB, http://www.bundesbank.de/statistik/statistik_zeitreihen.php?lang=de&open=&func=row&tr=EU8148.

Page 21: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

16

5.2 Gründe für den Verlauf der Target2-Salden Die Entwicklung der Target2-Salden ist auf die Finanzkrise und de ren Auswirkungen

zurückzuführen. Durch das sogenannte Platzen der Immobilienblase 2007 in Irland kam

der dortige Bankensektor in große Bedrängnis, zusätzlich blieb ein Wachstum der Wirt-

schaft vollkommen aus. Die Bankenkrise verschärfte sich 2008 weiter. In dieser Zeit

wuchs das negative Target2-Saldo Irlands von 4,335 M illiarden Euro im Mai 2008 auf

100,433 Milliarden Euro im Mai 2009.38 Prof. Hans-Werner Sinn ist hierbei der Auffas-

sung, dass diese Target2-Verbindlichkeiten nur aufgrund der Leistungsbilanzdefizite

Irlands und der anderen GIIPS-Ländern entstanden sind. Um diese zu finanzieren, lie-

hen sich die GIIPS-Länder bis zur Finanzkrise über den Bankensektor Geld. Der Güter-

import wurde durch Kredite aus Deutschland finanziert. Die Target2-Salden waren so-

mit ausgeglichen, da das Geld aus Deutschland und dorthin wieder zurück floss, um die

Güter zu bezahlen. Aufgrund der unsicheren wirtschaftlichen Lage der Banken in den

GIIPS-Ländern blieb seit der Finanzkrise die Kreditvergabe an deren Banken durch den

privaten Bankensektor anderer Länder, insbesondere Deutschlands, aus. Die Banken der

Krisen-Länder konnten sich folglich nur noch Geld von ihren nationalen Zentralbanken

leihen um die Leistungsbilanzdefizite zu finanzieren. Durch den einseitigen Strom die-

ser monetären Mittel aus den Krisen-Ländern wuchsen die Target2-Salden an. Sinn fol-

gerte daraus, dass die Target2-Salden der reinen Finanzierung der Leistungsbilanzen

dienten.39

Die Target2-Forderungen der EZB gegenüber Irland wuchsen von Beginn des dritten

Quartals 2010 von 56,06 8 Milliarden Euro auf 145,185 Milliarden Euro bis Ende des

vierten Quartals. In der gleichen Zeit wuchs auch der Leistungsbilanzüberschuss Irlands

von 1,178 M illiarden Euro im dritten Quartal auf 1,555 M illiarden Euro im vierten

Quartal. Der negative Target2-Saldo Irlands wuchs und ebenso – im Gegensatz zu Sinns

These – der Leistungsbilanzüberschuss.

38 Vgl. Institute of empirical economic research, Net Balance with the Eurosystem/Target, http://www.iew.uni-osnabrueck.de/Intra_Eurosystem_balances.xlsx. 39 Vgl. Sinn, Die europäische Zahlungsbilanzkrise, in Ifo Schnelldienst, Ausgabe 16/2011 – 31.August 2011, S. 3-6.

Page 22: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

17

Abbildung 11: Entwicklung der Target2-Salden

Quelle: http://www.iew.uni-osnabrueck.de/8955.htm.

In Spanien stieg die Target2-Verbindlichkeit in der Zeit von Januar 2010 bis Juli 2010

von 38,790 Milliarden Euro auf 102,620 M illiarden Euro, während das Leistungsbi-

lanzdefizit von 15,934 Milliarden Euro auf 13,761 Milliarden Euro fiel.40 41

Die Ansicht, dass diese Target2-Salden nur aufgrund der Finanzierung der Leistungsde-

fizite der GIIPS-Länder anfallen, ist demnach nicht aufrecht zu erhalten. Es ist vielmehr

davon auszugehen, dass Target2-Salden neben der möglichen Leistungsbilanzfinanzie-

rung durch reine Finanztransaktionen, mit der Absicht der Kapitalflucht, hervorgerufen

werden. Bankkunden aus den GIIPS-Ländern versuchen dabei etwa durch den Erwerb

von Anlagen oder durch Direktinvestitionen in Ländern, die von de r Euro-Krise ver-

schont blieben, ihr Vermögen zu schützen, da sie mit Hinblick auf die schlechte finanzi-

40 Vgl. Eurostat, Zahlungsbilanz, Leistungsbilanz, http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/table.do?tab=table&init=1&plugin=0&language=de&pcode=teibp050. 41 Vgl. Institute of empirical economic research, Net Balance with the Eurosystem/Target, http://www.iew.uni-osnabrueck.de/Intra_Eurosystem_balances.xlsx.

Page 23: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

18

elle Lage ihrer Banken eine mögliche Insolvenz dieser befürchten. Target2-Salden stel-

len demnach eine Verunsicherung auf den Finanzmärkten dar, die sich durch die Ban-

kenkrise entwickelte.

Diese Verunsicherung ließ die Target2-Verbindlichkeiten der GIIPS-Länder auf die zu

Anfang genannten Mengen steigen und breitete sich von Irland bis Italien aus, wobei

auch Frankreich zuletzt Verbindlichkeiten gegenüber der EZB auszuweisen hatte. Dem-

gegenüber wuchsen die Target2-Forderungen Deutschlands, Luxemburgs, Finnlands

und der Niederlande.

Um zukünftig ausgeglichene Target2-Salden zu erreichen, muss das gegenseitige Ver-

trauen der Banken wieder gefestigt werden. Europa muss gemeinsam den Zustand des

Vertrauens in das Bankensystem wiederherstellen, indem die beteiligten Staaten ge-

meinsam den Krisenländern beiseite stehen und somit Investitionen in die GIIPS-

Staaten wieder attraktiv werden.

6 Gefahrenpotential der Target2-Salden Das Gefahrenpotential, das von den Target2-Salden ausgeht, ist laut Annahme einiger

renommierter Ökonomen immens. Kontroverse Aussagen reichen von „Target-Salden

drängen Deutschland an den Abgrund“ bis zu „Target-Saldo zwingt zur Transferuni-

on“.42 43 Die Thesen Hans-Werner Sinns und Frank Westermanns werden dabei beson-

ders stark diskutiert. Sie vertreten die Ansicht, dass Target2-Salden eine Gefahr für

Deutschland und für das Bestehen des Eurosystems darstellen.

6.1 Einfluss auf den Kreditmarkt Hans-Werner Sinn behauptet, die Deutsche Bundesbank vergäbe erzwungene „… kon-

tokorrentähnliche Kredite…“ an die Länder der Peripherie, die „…zu Lasten der Kre-

ditvergabe an deutsche Kreditkunden gehen.“ Diese Kredite nennt er „Target-Kredite“,

da sie über das Target2-System vergeben werden. Er kritisiert in diesem Zusammen-

42 Fischer, Target-Salden drängen Deutschland an den Abgrund, http://www.wiwo.de/politik/europa/euro-krise-target-salden-draengen-deutschland-an-den-abgrund/6277238.html. 43 FAZ.NET, Target-Saldo zwingt zur Transferunion, http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/analyse-der-commerzbank-target-saldo-zwingt-zur-transferunion-11664707.html.

Page 24: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

19

hang weiterhin den starken Rückgang der Refinanzierungsgeschäfte der Deutschen

Bundesbank.44

Die Summe der Refinanzierungskredite, die die Deutsche Bundesbank an deutsche Ge-

schäftsbanken vergibt, stieg bis Mitte 2007 kontinuierlich. Dabei wies sie keine außer-

gewöhnlichen Schwankungen auf. Der Target2-Saldo der Bundesbank war beinahe aus-

geglichen und die Forderungen gegenüber der EZB bezifferten sich maximal auf 30

Milliarden Euro (im Dezember 2005) bis zu dieser Zeit (siehe Abbildung 12).

6.1.1 Verdrängung der Refinanzierungskredite Mit dem Anstieg der Target2-Forderungen der Bundesbank traten heftige Schwankun-

gen bei der Vergabe der Refinanzierungskredite auf. Während der Target2-Saldo ein

starkes Wachstum zeigte, fiel die Summe der Refinanzierungskredite. Die Refinanzie-

rungskredite, die noch durchschnittlich 213 Milliarden Euro im Jahr 2008 betrugen,

sanken auf 31 Milliarden Euro 2011. Der Target2-Saldo stieg dabei auf 498,13 Milliar-

den an. 45

Abbildung 12: Entwicklung Refinanzierungskredit und Target2-Saldo

Daten: www.bundesbank.de (Zeitreihen: EU8148, TUB608).

Eigene Darstellung 44 Sinn, Target Salden, in Ifo Schnelldienst, Ausgabe 9/2011 – 13.Mai 2011, S. 24. 45 Vgl. Institute of empirical economic research, Net Balance with the Eurosystem/Target, http://www.iew.uni-osnabrueck.de/Intra_Eurosystem_balances.xlsx.

-100000

0

100000

200000

300000

400000

500000

2005

-01

2005

-05

2005

-09

2006

-01

2006

-05

2006

-09

2007

-01

2007

-05

2007

-09

2008

-01

2008

-05

2008

-09

2009

-01

2009

-05

2009

-09

2010

-01

2010

-05

2010

-09

2011

-01

2011

-05

2011

-09

2012

-01

in M

illio

nen

Euro

Verdrängung der Refinanzierungskredite infolge des Target2-Saldo

Refinanzierungskreditedurch Bundesbank

Target2-Saldo derBundesbank

Page 25: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

20

Durch den Zufluss des Geldvermögens aus dem Ausland stieg das Guthaben der Ge-

schäftsbanken bei der Deutschen Bundesbank. Die Liquidität der Geschäftsbanken wur-

de gestärkt sodass sie folglich nicht mehr auf die Liquidität durch die verzinsten Refi-

nanzierungskredite der Deutschen Bank angewiesen waren. Die Summe der Refinanzie-

rungskredite und d er Target2-Saldo entwickelten sich somit gegensätzlich. Die deut-

schen Geschäftsbanken fuhren ihre Kreditaufnahme von R efinanzierungskrediten im

Anschluss drastisch zurück.46

6.1.2 Einfluss auf die Kreditvergabe an den Privatsektor Hans-Werner Sinn zieht den Schluss, dass unter dem genannten Vorgang die Kredit-

vergabe an den Privatsektor leidet. Die Kreditvergabe der Geschäftsbanken an den pri-

vaten Sektor ist allerdings nicht an die Vergabe von Refinanzierungskrediten der Deut-

schen Bundesbank an die Banken oder an Target2-Transaktionen gebunden. Die Ge-

schäftsbanken können nach ihren Vorstellungen Giralgeld durch Kreditvergabe schöp-

fen. Voraussetzung ist der Vorhalt von Eigenkapital sowie das Halten einer ausreichen-

den Einlage bei der Deutschen Bundesbank. Sollte die vorhandene Einlage bei der Zent-

ralbank zu gering sein, können die Geschäftsbanken, wie vor dem Entstehen der Tar-

get2-Salden üblich, Refinanzierungskredite von der Deutschen Bundesbank beziehen.47

Deutsche Waschsalons müssen also nicht auf eine Kreditvergabe für eine neue Wasch-

maschine verzichten, nur weil ein griechischer Waschsalon ebenfalls einen Kredit auf-

nimmt. Darüber hinaus stieg ab dem zweiten Quartal 2010 bis Anfang 2011 die Verga-

be von Buchkrediten durch Geschäftsbanken an den Privatsektor in Deutschland. Der

Target2-Saldo wuchs währenddessen ebenfalls stark an und ve rhinderte folglich nicht

die steigende Kreditvergabe. Die fallende Kreditvergabe, die Anfang 2008 einsetzte, ist

stattdessen auf die weltweite Wirtschaftskrise infolge der Finanzkrise zurückzuführen

und nicht auf wachsende Target2-Salden.48

46 Vgl. Sachverständigenrat, Verantwortung für Europa übernehmen, 2011, S. 84. 47 Vgl. Horn, Kein Kapitalabfluss aus Deutschland, , in Policy Brief der Hans-Böckler-Stiftung, Mai 2011, S. 12 ff. 48 Deutsche Bundesbank, Monatsbericht, September 2011, http://www.bundesbank.de/download/volkswirtschaft/monatsberichte/2011/201109mb_bbk.pdf, S. 62-66.

Page 26: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

21

Abbildung 13: Buchkredite an Privatsektor

Quelle: Deutsche Bundesbank, Monatsbericht, September 2011, S. 63.

Das Ifo-Institut ermittelte ebenfalls in einem Konjunkturtest, dass deutsche Unterneh-

men besonders im zweiten und dritten Quartal 2011 keine Beeinträchtigungen von Kre-

ditgebern spürten.49

6.2 Target2-Kredite als Finanzierung der Leistungsbi-

lanzdefizite Hans-Werner Sinn stellt eine weitere These über die Gefahren der Target2-Salden auf:

Er geht dabei davon aus, dass die Bundesbank den GIIPS-Ländern über das Target2-

System sogenannte „Target-Kredite“ vergibt. Die GIIPS-Länder würden damit ihre

Leistungsbilanzdefizite finanzieren. Die Target2-Forderungen spiegeln die Forderung

der Kreditvergabe einerseits, die Target2-Verbindlichkeit die Verbindlichkeit nach der

Aufnahme des Kredits andererseits wider. Sinn illustriert diesen Vorgang anhand des

Beispiels eines irischen Bauern, der sich mithilfe eines Kredits einen Traktor in

Deutschland kauft. Das Beispiel entspricht dem oben genannten Beispiel des griechi-

49 Vgl. Sachverständigenrat, Verantwortung für Europa übernehmen, 2011, S. 85.

Page 27: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

22

schen Waschsalons, der eine Leistungstransaktion durchführt. Auf die Überweisung des

Geldes sowie auf die daraus folgenden Buchungen geht Sinn nicht ein.50

Es könnte daraus die falsche Annahme entstehen, dass die Bundesbank dem griechi-

schen Waschsalon Zahlungsmittel für die Waschmaschine bereitstelle, wodurch die

griechische Zentralbank von der Überweisung des Zentralbankgeldes an die Deutsche

Bundesbank befreit wäre. Allerdings wird tatsächlich eine Überweisung getätigt, sodass

die Deutsche Bundesbank keine Leistungen der griechischen Zentralbank übernimmt.51

Die ausgeglichenen Zahlungsbilanzen nach einer Leistungstransaktion der beteiligten

Länder spiegeln dies wider.

Es werden zudem keine „Target-Kredite“ der Bundesbank an Zentralbanken der GIIPS-

Länder vergeben. Die teilweise vorhandenen Leistungsbilanzdefizite der GIIPS-Länder

werden durch deren nationale Zentralbanken, geleitet durch die Geldpolitik der Europä-

ischen Zentralbank, ermöglicht. Die Target2-Salden stellen dabei lediglich die Transak-

tionen zwischen den Ländern dar. Es kann über das Target2-System kein Kredit ge-

schöpft werden.52

Die EZB erleichterte mit ihren geldpolitischen Reaktionen auf die Eurokrise die Finan-

zierung der Leistungsbilanzdefizite der GIIPS-Länder. Sie senkte ab 2008 ihre Mindest-

anforderung an Sicherheiten für einen Refinanzierungskredit kontinuierlich. Während

bis zum 15. Oktober 2008 nur Sicherheiten mit einem Rating von mindestens A- oder

gleichwertig angenommen wurden, waren ab diesem Zeitpunkt auch Sicherheiten mit

einem Rating von BBB- ausreichend.53 Nachdem griechische Staatsanleihen Mitte 2010

mit einem BB- Rating von der US-amerikanischen Ratingagentur Standard & Poor‘s

versehen wurden, akzeptierte die EZB auch diese Wertpapiere als Sicherheiten. Es ist

möglich, dass diese Sicherheiten einen geringeren Wert als den Angegebenen haben,

der allerdings nicht durch das Target2-System beeinflusst wird.54

Durch die Versorgung der Krisenländer mit Liquidität wurden Leistungsbilanzdefizite

ermöglicht und Target2-Salden wuchsen.

50 Vgl. Sinn, Target Salden, in Ifo Schnelldienst, Ausgabe 9/2011 – 13.Mai 2011, S. 23 ff. 51 Vgl. Quaas, Kritisches Resümee des Target2-Problems, in Wirtschaftsdienst, Heft 12/2011 - Dezember 2011, S. 837. 52 Vgl. König, Es gibt keine „Target-Kredite“, http://www.handelsblatt.com/politik/oekonomie/nachrichten/geldpolitik-es-gibt-keine-target-kredite/6318300-2.html. 53 Vgl. EZB, Leitlinie der Europäischen Zentralbank, http://www.ecb.int/ecb/legal/pdf/02008o0018-20100101-de.pdf. 54 Vgl. Welt Online, Merkel ohne Kanzlermehrheit für Griechenland-Paket, http://www.welt.de/wirtschaft/article7445560/EZB-akzeptiert-Ramschpapiere-als-Sicherheit.html.

Page 28: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

23

Es ist anzumerken, dass die EZB dieser Geldpolitik verpflichtet war, um das Eurosys-

tem vor einem möglichen Zusammenbruch zu bewahren.

Die Target2-Forderungen spiegeln nicht die entstandene Forderung der Überweisung

des Geldes durch den griechischen Waschsalon wider, da sie trotz der Begleichung auf

realwirtschaftlicher Ebene weiterhin besteht. Die Kosten des Transports des Zentral-

bankgeldes, sollte die Target2-Verbindlichkeit Griechenlands gegenüber Deutschlands

als Bargeld überbracht werden, würde nicht der Summe der Target2-Verbindlichkeiten

und nicht deren Gegenwert entsprechen. Die Vernichtung des Zentralbankgeldes in

Form von Bargeld und das Drucken neuer Scheine der Deutschen Bundesbank kann

ebenfalls nicht den Gegenwert der Forderungen widerspiegeln. Die Kosten für das Dru-

cken einer Banknote liegen lediglich im einstelligen Cent-Bereich.55

Der griechische Waschsalon hätte auch, ohne das Target2-System in Anspruch zu neh-

men, die Waschmaschine der Robert Bosch GmbH in Deutschland kaufen können. Da-

zu könnte sich der Geschäftsführer des griechischen Waschsalons einen Kredit von

1000 Euro bar auszahlen lassen. Nach der anschließenden Fahrt mit dem Geldkoffer

nach Deutschland würde er dort die Waschmaschine erwerben und mit ihr wieder nach

Griechenland zurück fahren. Griechenland würde trotzdem ein Leistungsbilanzdefizit

und einen Kapitalbilanzüberschuss aufweisen, Deutschland hingegen einen Leistungsbi-

lanzüberschuss und e in Kapitalbilanzdefizit gemäß der Zahlungsbilanzen der beiden

Länder. Das Leistungsbilanzdefizit Griechenlands würde in diesem Fall, ohne das Tar-

get2-Transfersystem in Anspruch zu nehmen, über die griechische Geschäftsbank finan-

ziert, die wiederum durch die griechische Zentralbank mit Liquidität versorgt würde.

Folglich stellen Target2-Salden nur Transaktionen zwischen den jeweiligen Ländern

dar, wobei mögliche Leistungsbilanzdefizite der GIIPS-Länder durch deren nationale

Zentralbanken finanziert werden. Die Forderungen und Verbindlichkeiten sind dement-

sprechend fiktiv und verkörpern keine reale Verschuldung der GIIPS-Länder gegenüber

Deutschland oder anderen Ländern mit Target2-Forderungen.56

55 Vgl. Kuntz, Herstellung der Euroscheine – Unfairer Wettbewerb, http://www.sueddeutsche.de/geld/herstellung-der-euroscheine-unfairer-wettbewerb-1.979008. 56 Vgl. Quaas, Kritisches Resümee des Target2-Problems, in Wirtschaftsdienst, Heft 12/2011 - Dezember 2011, S. 838 ff.

Page 29: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

24

6.3 Auswirkungen einer Veränderung der Zusammenset-

zung des Eurosystems Target2-Salden werden bei einer drohenden Staatspleite vermehrt in Augenschein ge-

nommen. Sollte ein Land aus dem Eurosystem austreten, bergen sie ein erhöhtes Gefah-

renpotential. Besonders die GIIPS-Länder mit negativen Target2-Salden stehen dabei

im Mittelpunkt; sie stellen eine Gefahr für Länder mit p ositiven Target2-Salden dar.

Regelungen über ein Ausscheiden eines der GIIPS-Länder oder eines anderen Landes

aus der Währungsunion wurden allerdings nicht in den EU-Verträgen von 1992 („Maas-

tricht-Vertrag“) festgelegt, da ein Ausscheiden zu diesem Zeitpunkt nicht in Betracht

gezogen wurde.57

6.3.1 Staatspleite Griechenlands Ein aktuelles Gefahren-Szenario stellt die Insolvenz eines der GIIPS-Länder dar. Grie-

chenland steht aufgrund seiner Haushaltskrise dabei im Mittelpunkt.58 Die griechische

Zentralbank wies im Januar 2012 Target2-Verbindlichkeiten von 107,4 27 Milliarden

Euro aus.59 Sollte Griechenland zahlungsunfähig werden, müssten die Länder des Euro-

systems gemäß ihres Kapitalanteils an der Europäischen Zentralbank für die Target2-

Verbindlichkeit Griechenlands aufkommen. Deutschlands Kapitalanteil an der EZB

beträgt 27 Prozent. Es müsste somit mit etwa 29 Milliarden Euro (Stand Januar 2012)

im Falle eines Staatsbankrotts Griechenlands für dessen Target2-Verbindlichkeiten auf-

kommen. Die hinterlegten Sicherheiten Griechenlands bei dessen nationaler Zentral-

bank wären in diesem Fall wertlos, das durch diese Sicherheiten geschöpfte Geld folg-

lich ungedeckt. Das Geldvermögen, das aus Griechenland über das Target2-System den

anderen Ländern zufloss, müsste gedeckt werden, um eine übermäßige Inflation in den

übrigen Euro-Ländern zu vermeiden. Ein Ausscheiden Griechenlands im Falle einer

Staatspleite aus dem Eurosystem ist sehr wahrscheinlich.60 61 Griechenlands Wirtschaft

würde wahrscheinlich kurzfristig gestärkt, da durch eine Abwertung der neuen griechi-

57 Vgl. Mortsiefer, Was passiert, wenn die Griechen aus dem Euro aussteigen, http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/zurueck-zur-drachme-was-passiert-wenn-die-griechen-aus-dem-euro-aussteigen/5796176.html. 58 Vgl. Zeit Online, Griechen gefährden ein holfloses Europa, http://www.zeit.de/wirtschaft/geldanlage/2010-02/griechenland-furcht. 59 Vgl. Institute of empirical economic research, Net Balance with the Eurosystem/Target, http://www.iew.uni-osnabrueck.de/Intra_Eurosystem_balances.xlsx. 60 Vgl. Sachverständigenrat, Verantwortung für Europa übernehmen, 2011, S. 85. 61 Vgl. Quaas, Kritisches Resümee des Target2-Problems, in Wirtschaftsdienst, Heft 12/2011 - Dezember 2011, S. 836-842.

Page 30: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

25

schen Währung die Nachfrage nach griechischen Produkten stiege und Investitionen in

Griechenland wieder attraktiv würden. Langfristig bestünde allerdings eine erhöhte In-

flationsgefahr.62 Sollten mehrere Länder einen Staatsbankrott verzeichnen, stiege auch

der prozentuale Anteil, mit dem Deutschland haftet, auf über 27 Prozent an.63

Für Deutschland ist es dabei irrelevant, dass es die höchsten Target2-Forderungen aus-

weist, da alle Länder – nach dem Kapitalschlüssel der Zentralbanken an der EZB – ge-

meinsam für die Verbindlichkeiten eines Staatsbankrotts aufkommen müssen. Es könnte

somit auch ein anderes Land die Höhe der Target2-Forderungen Deutschlands auswei-

sen; die Leistungen, die Deutschland in diesem Fall aufbringen müsste, blieben unver-

ändert.64

6.3.2 Austritt Deutschlands aus dem Eurosystem Ein weiteres Szenario stellt der Austritt Deutschlands aus der Europäischen Währungs-

union dar. Der Austritt Deutschlands würde das Eurosystem gänzlich in Frage stellen.

Die restlichen Euro-Länder müssten ohne Deutschland für die finanziellen Hilfen für

die Krisen-Ländern aufkommen. Ein kompletter Zusammenbruch des Eurosystems wäre

in diesem Fall nicht unwahrscheinlich. Deutschland könnte die Deutsche Mark oder

eine neue Währung einführen, die allerdings stark inflationsbehaftet wäre, da sich eine

ungedeckte Geldmenge, mit der maximalen Größe der Target2-Forderungen der Deut-

schen Bundesbank, im Umlauf befände.65

6.4 Target2-Saldo als Gefahr für die Goldreserven der

Deutschen Bundesbank Im folgenden Abschnitt werden die Thesen Frank Westermanns und Aaron Tornells zu

Target2-Salden behandelt. Sie sind der Ansicht, dass sich die nationalen Zentralbanken

der GIIPS-Länder über die EZB von anderen Zentralbanken des Eurosystems Geld lei-

hen. Deutschland soll dabei besonders die Vergabe der Refinanzierungskredite an Ge- 62 Vgl. Kohler, Die europäische Zahlungsbilanzkrise, in Ifo Schnelldienst, Ausgabe 16/2011 – 31.August 2011, S. 12. 63 Vgl. Homburg, Die europäische Zahlungsbilanzkrise, in Ifo Schnelldienst, Ausgabe 16/2011 – 31.August 2011, S. 49. 64 Vgl. Deutsche Bundesbank, Monatsbericht, März 2011, http://www.bundesbank.de/download/volkswirtschaft/monatsberichte/2011/201103mb_bbk.pdf, S. 14. 65 Vgl. Homburg, Die europäische Zahlungsbilanzkrise, in Ifo Schnelldienst, Ausgabe 16/2011 – 31.August 2011, S. 48 f.

Page 31: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

26

schäftsbanken der GIIPS-Länder durch deren nationale Zentralbanken finanzieren. „Um

diese Anleihen zu finanzieren, verkaufte die Bundesbank ihre Beteiligung an deutschen

Assets (Aktivposten).“66 Bald jedoch sei der Bestand an Sicherheiten erschöpft, der

verkauft werden kann, um die Refinanzierungskredite der Zentralbanken der GIIPS-

Länder zu finanzieren. Die Deutsche Bundesbank müsse demnach bald ihr Gold bezie-

hungsweise ihre Devisenreserven verkaufen.67

6.4.1 Aktiva der Bundesbank Westermann und Tornell beschreiben anhand der Bilanzen der Deutschen Zentralbank,

dass diese ihre „Private securities owned by central bank“ (private Sicherheiten der

Zentralbank) absenken musste:

Abbildung 14: Zentralbankenbilanz Westermanns

Assets Liabilities

Gold and reserves Bills in circulation

Private securities owned by central bank

Deposits from private credit institutions

Public securities owned by central bank

Loans from Eurosystem (TARGET lia-bilities)

Other assets Other liabitlies

Loans to Eurosystem (TARGET claims)

Capital

Quelle: http://www.voxeu.org/index.php?q=node/7391

Dabei betrugen diese Sicherheiten im Jahr 2007 noch 268 Milliarden Euro. Im Jahr

2008 seien es sogar 277 Milliarden Euro gewesen, um dann in Jahr 2009 auf 224 Milli-

arden Euro zu fallen. Diese Senkung setzte sich in den darauf folgenden Jahren fort. Im

Gegensatz dazu stiegen die Target2-Forderungen der Bundesbank. Die Abnahme an

Sicherheiten habe die Target2-Verbindlichkeiten der GIIPS-Länder finanziert.

Der Posten „private Sicherheiten der Zentralbank“ wird in der Bilanz der Deutschen

Bundesbank in diesem Ausdruck jedoch nicht aufgeführt. Anhand der genannten Werte

ist davon auszugehen, dass sich Westermann und Tornell auf den Posten „Forderungen

66 Europenews, Eurozonen Krise Zweiter Akt, http://europenews.dk/de/node/50476. 67 Vgl. Westermann, Eurozone Crisis, http://www.voxeu.org/index.php?q=node/7391.

Page 32: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

27

in Euro aus geldpolitischen Operationen an Kreditinstitute im Euro-Währungsgebiet“

beziehen. Diese betrugen 2007 267,955 Milliarden Euro, 2008 277,425 Milliarden Euro

und 2009 223,610 Milliarden Euro.68 69 Dieser Posten spiegelt die Summe der Refinan-

zierungskredite wider, die die Deutsche Bundesbank an die Geschäftsbanken vergibt.

Der Posten stellt jedoch nicht den Wert der Sicherheiten dar, die infolge der Refinanzie-

rungskredite zur Verfügung gestellt wurden. Bei Rückzahlung des Kredits durch die

Geschäftsbank vermindert sich der Posten wieder um die Höhe des vergebenen Refi-

nanzierungskredits.

Werte aus diesem Posten wurden allerdings nicht verkauft. Die Refinanzierungskredite

wurden durch die Liquidität verdrängt, die den Geschäftsbanken durch die Kapitalflucht

aus den GIIPS-Ländern zugeflossen ist. Die Nachfrage der Geschäftsbanken und damit

einhergehend die Vergabe von R efinanzierungskrediten durch die Deutsche Bundes-

bank sank. Die Kapitalflucht spiegelt sich in den Target2-Salden wider, wodurch die

Target2-Forderungen der Bundesbank ansteigen. Die Deutsche Bundesbank verkauft

somit keine Aktiva-Posten und muss somit ihre Goldreserven nicht veräußern. Es wird,

im Gegensatz zu Westermanns und Tornells Annahme, kein Kredit, den die Zentralban-

ken der GIIPS-Länder vergeben, durch die Deutsche Bundesbank finanziert. Diese wer-

den von den jeweiligen Zentralbanken, nach den Vorgaben der Geldpolitik der Europäi-

schen Zentralbank, vergeben.70

6.4.2 Bundesbank als Nettoschuldner gegenüber Geschäftsbanken Westermann und T ornell argumentieren, dass die Deutsche Bundesbank zum Netto-

schuldner gegenüber den ihren nationalen Geschäftsbanken wurde, da sie ihre Goldre-

serven nicht verkauft hat.71 Ein Nettoschuldner ist ein „Wirtschaftssubjekt, bei dem in

der Gegenüberstellung von Forderungen im weiteren Sinne (einschließlich Bargeld) und

Verbindlichkeiten die Verbindlichkeiten überwiegen.“72 In der Bilanz der Bundesbank

zum 31. Dezember 2009 betrugen die „Forderungen in Euro aus geldpolitischen Opera-

tionen an Kreditinstituten im Euro-Währungsgebiet“ 223,610 Milliarden Euro. Der Pas-

68 Vgl. Deutsche Bundesbank, Geschäftsbericht 2009, http://www.bundesbank.de/download/volkswirtschaft/jahresberichte/2009gb_bbk.pdf, S. 144. 69 Vgl. Deutsche Bundesbank, Geschäftsbericht 2008, http://www.bundesbank.de/download/volkswirtschaft/jahresberichte/2008gb_bbk.pdf, S. 134. 70 Vgl. Whelan, Worse than Sinn, http://www.irisheconomy.ie/index.php/2011/12/06/worse-than-sinn/. 71 Vgl. Westermann, Eurozone Crisis, http://www.voxeu.org/index.php?q=node/7391. 72 Wirtschaftslexikon24.net, Nettoschuldner, http://www.wirtschaftslexikon24.net/e/nettoschuldnerposition/nettoschuldnerposition.htm.

Page 33: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

28

siv-Posten „Verbindlichkeiten in Euro aus geldpolitischen Operationen gegenüber Kre-

ditinstituten im E uro-Währungsgebiet“ umfasste 112,163 M illiarden Euro. Die Deut-

sche Bundesbank war im Jahr 2009 somit Nettogläubiger gegenüber den Geschäftsban-

ken. Im Jahr 2010 s anken die Forderungen aus geldpolitischen Operationen der Bun-

desbank gegenüber den Geschäftsbanken von 223,610 M illiarden Euro auf 103,076

Milliarden Euro. Die Verbindlichkeiten gegenüber den Geschäftsbanken stiegen dage-

gen auf 146,431 Milliarden Euro.73 74

Die Deutsche Bundesbank wurde stattdessen zum Nettoschuldner. Bereits im Juli 2010

überstiegen die Verbindlichkeiten gegenüber den Geschäftsbanken mit einem Wert in

Höhe von 115,939 Milliarden Euro erstmals die Forderungen, die 114,995 Milliarden

Euro betrugen.

Abbildung 15: Entwicklung Einlagen bei der Bundesbank und Vergabe von Refi-nanzierungskrediten

Daten: www.bundesbank.de (Zeitreihen: TUB608, TUB621)

Eigene Darstellung

73 Vgl. Deutsche Bundesbank, Geschäftsbericht 2009, http://www.bundesbank.de/download/volkswirtschaft/jahresberichte/2009gb_bbk.pdf, S. 144-145. 74 Vgl. Deutsche Bundesbank, Geschäftsbericht 2010, http://www.bundesbank.de/download/volkswirtschaft/jahresberichte/2010gb_bbk.pdf, S. 162-163.

0

50000

100000

150000

200000

250000

300000

350000

400000

2005

-01

2005

-07

2006

-01

2006

-07

2007

-01

2007

-07

2008

-01

2008

-07

2009

-01

2009

-07

2010

-01

2010

-07

2011

-01

2011

-07

2012

-01

in M

illio

nen

Euro

Bundesbank als Nettoschuldner

Forderungen ausgeldpolitischenOperationen in Euro anKreditinstituteVerbindlichkeiten in Euroaus geldpolitischenOperationen in Eurogegenüber Kreditinstituten

Page 34: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

29

Diese Entwicklung setzte sich mit leichten Schwankungen fort, im Februar 2012 bezif-

ferten sich die Forderungen der Bundesbank gegenüber den Geschäftsbanken auf

48,022 Milliarden Euro. Die Verbindlichkeiten wuchsen dabei auf 342,492 Milliarden

Euro an.75 76

Der Posten „Forderungen in Euro aus geldpolitischen Operationen an Kreditinstitute des

Euro-Währungsgebiets“ besteht aus den verschiedenen Refinanzierungskrediten, die

von der Bundesbank angeboten werden. Die Nachfrage nach Refinanzierungskrediten

ist, wie bereits erläutert, im Zuge der Kapitalflucht gesunken. Der Forderungs-Posten

gegenüber den Geschäftsbanken ist folglich geschrumpft. Die Target2-Forderungen

Deutschlands sind gestiegen; die deutschen Geschäftsbanken haben durch die Kapital-

flucht aus der Peripherie nun mehr liquide Mittel. Diese werden anschließend wiederum

bei der Bundesbank angelegt, da die Banken sonst einen Überschuss an Liquidität auf-

wiesen. Die Verbindlichkeiten der Bundesbank erhöhen sich folglich.

Die Nettoschuldnerposition kann die Deutsche Bundesbank derzeit allerdings nicht in

Bedrängnis bringen. Die Bundesbank konnte in den vergangenen Jahren stets einen po-

sitiven Nettozinsertrag ausweisen. 2011 betrug dieser 4,770 Milliarden Euro.77 78

Die Nettoschuldnerposition der Bundesbank begründet sich aus der Kapitalflucht und in

keiner Weise aus angeblich versäumten Goldverkäufen durch die Bundesbank, wie von

Westermann und Tornell geschlussfolgert. Auch wird durch die Nettoschuldnerposition

kein sogenannter „Target-Kredit“ finanziert.

7 Fazit Das Target2-System dient als Zahlungsverkehrssystem des Eurosystems und einiger

weniger Staaten, die noch nicht den Euro als Währung eingeführt haben. Target ist die

Abkürzung für „Trans-European Automated Real-time Gross Settlement Express Trans-

75 Vgl. Deutsche Bundesbank, Forderungen aus geldpolitischen Operationen in Euro an Kredit-Institute, http://www.bundesbank.de/statistik/statistik_zeitreihen.php?lang=de&open=ewu&func=row&tr= TUB608. 76 Vgl. Deutsche Bundesbank, Verbindlichkeiten in Euro aus geldpolitischen Operationen gegenüber Kreditinstituten, http://www.bundesbank.de/statistik/statistik_zeitreihen.php?lang=de&open=ewu&func=row&tr= TUB621. 77 Vgl. Deutsche Bundesbank, Geschäftsbericht 2011, http://www.bundesbank.de/download/volkswirtschaft/jahresberichte/2011gb_bbk.pdf, S. 140. 78 Vgl. Deutsche Bundesbank, Geschäftsbericht 2009, http://www.bundesbank.de/download/volkswirtschaft/jahresberichte/2009gb_bbk.pdf, S. 146.

Page 35: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

30

fer System“. Target2-Salden können in diesem System durch drei allgemeine Arten von

Transaktionen, gemäß der Zahlungsbilanz, hervorgerufen werden. Sie können aufgrund

einer Leistungstransaktion, einer reinen Finanztransaktion oder einer Vermögensüber-

tragung entstehen. Die Zahlungsbilanzen bleiben dabei stets ausgeglichen. Die Finanz-

krise von 2008 verunsicherte den Finanzsektor und führte in die Euro-Krise. Durch die

einseitigen Finanzabflüsse aus den Krisenländern wuchsen die Target2-Salden der nati-

onalen Zentralbanken drastisch an. Die Deutsche Bundesbank besitzt seitdem die höchs-

ten Target2-Forderungen. Die GIIPS-Länder (Griechenland, Irland, Italien, Portugal,

Spanien) stellen den Kern der Länder dar, die Target2-Verbindlichkeiten aufweisen.

Diese Salden sind größtenteils durch Kapitalflucht aus den GIIPS-Ländern entstanden

und zu einem geringeren Anteil durch bereits vorhandene Leistungsbilanzdefizite. Der

Zufluss der Liquidität über das Target2-System an die Geschäftsbanken Deutschlands

hat dazu geführt, dass diese weniger auf Refinanzierungskredite durch die Deutsche

Bundesbank angewiesen sind. Ein Einfluss auf die Kreditvergabe an den Privatsektor ist

nicht zu erkennen. Das Geld, das über das Target2-System nach Deutschland und die

anderen Staaten fließt, die Target2-Forderungen aufweisen, wird nicht von ihnen finan-

ziert. Vielmehr wird es durch die nationalen Zentralbanken der GIIPS-Staaten gemäß

der Vorgaben der Europäischen Zentralbank in Folge von Refinanzierungskrediten ge-

schöpft. Deutschland finanziert folglich auch keine vorhandenen Leistungsbilanzdefizi-

te. Es existieren somit keine sogenannten „Target-Kredite“. Target2-Verbindlichkeiten

und Forderungen stellen keine reale Verschuldung der GIIPS-Länder gegenüber

Deutschland dar. Sie dokumentieren lediglich den Geldfluss aus den GIIPS-Ländern

nach Deutschland.

Eine Gefahr für die Goldreserven der Bundesbank, wie Westermann es beschreibt, stellt

der Target2-Saldo nicht dar. Target2-Salden werden erst dann zu einem finanziellen

Problem, sollte eine Staatspleite in einem der GIIPS-Länder Realität werden. In diesem

Fall würde Deutschland mithaften. Bei einem Zusammenbruch des gesamten Eurosys-

tems ist anzunehmen, dass eine neue deutsche Währung von einer starken Inflation be-

troffen wäre. Allerdings ist ein derartiger Zusammenbruch des Eurosystems eher nicht

zu erwarten.

Um die Target2-Salden auf das Niveau zu senken, das vor der Krise vorzufinden war,

muss das Vertrauen innerhalb des europäischen Bankensektors wieder hergestellt wer-

den. Dieses Ziel muss die oberste Priorität sowohl für die Länder des Eurosystems als

auch für die Europäische Zentralbank darstellen.

Page 36: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

31

Literaturverzeichnis

BINDSEIL, U., Weitere Anmerkungen zur Debatte um Target2, in Ifo Schnelldienst,

Ausgabe 16/2011 – 31.August 2011, S. 81.

CASPERS. R., Zahlungsbilanz und Wechselkurse, München 2002.

DEUTSCHE BUNDESBANK (HRSG.), [Forderungen aus geldpolitischen Operationen in

Euro an Kredit- Institute] im Euro-Währungsraum insgesamt Bundesbank, Online im

Internet, URL:

http://www.bundesbank.de/statistik/statistik_zeitreihen.php?lang=de&open=ewu&func

=row&tr=TUB608 (23.03.2012).

DEUTSCHE BUNDESBANK (HRSG.), Geschäftsbericht 2008, Online im Internet, URL:

http://www.bundesbank.de/download/volkswirtschaft/jahresberichte/2008gb_bbk.pdf

(03.03.2012).

DEUTSCHE BUNDESBANK (HRSG.), Geschäftsbericht 2009, Online im Internet, URL:

http://www.bundesbank.de/download/volkswirtschaft/jahresberichte/2009gb_bbk.pdf

(03.03.2012).

DEUTSCHE BUNDESBANK (HRSG.), Geschäftsbericht 2010, Online im Internet, URL:

http://www.bundesbank.de/download/volkswirtschaft/jahresberichte/2010gb_bbk.pdf

(02.03.2012).

DEUTSCHE BUNDESBANK (HRSG.), Geschäftsbericht 2011, Online im Internet, URL:

http://www.bundesbank.de/download/volkswirtschaft/jahresberichte/2011gb_bbk.pdf

(17.03.2012).

DEUTSCHE BUNDESBANK (HRSG.), Monatsbericht, März 2011, Online im Internet, URL:

http://www.bundesbank.de/download/volkswirtschaft/monatsberichte/2011/201103mb_

bbk.pdf (16.02.2012).

Page 37: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

32

DEUTSCHE BUNDESBANK (HRSG.), Monatsbericht, September 2011, Online im Internet,

URL:

http://www.bundesbank.de/download/volkswirtschaft/monatsberichte/2011/201109mb_

bbk.pdf (16.02.2012).

DEUTSCHE BUNDESBANK (HRSG.), Pressenotiz – wichtige Posten Zahlungsbilanz, Feb-

ruar 2012, Online im Internet, URL:

http://www.bundesbank.de/download/presse/pressenotizen/2012/20120209.zahlungsbila

nz.anlage.pdf (23.02.12).

DEUTSCHE BUNDESBANK (HRSG.), [TARGET2 - die nächste Generation des TARGET-

Systems], Online im Internet, URL:

http://www.bundesbank.de/zahlungsverkehr/zahlungsverkehr_2target.php (11.02.2012).

DEUTSCHE BUNDESBANK (HRSG.), [TARGET2] – Ein einheitliches Europa für Individu-

alzahlungen, Online im Internet, URL:

http://www.bundesbank.de/download/zahlungsverkehr/zv_infoblatt_target2.pdf

(11.02.2012).

DEUTSCHE BUNDESBANK (HRSG.), Von TARGET nach TARGET2, Online im Internet,

URL: http://www.bundesbank.de/target2/target2_target.php (14.02.2012).

DEUTSCHE BUNDESBANK (HRSG.), [Verbindlichkeiten in Euro aus geldpolitischen Ope-

rationen gegenüber Kreditinstituten] im Euro Währungsgebiet insgesamt BbK, Online

im Internet, URL:

http://www.bundesbank.de/statistik/statistik_zeitreihen.php?lang=de&open=ewu&func

=row&tr=TUB621 (14.03.2012).

ETTEL, A.; GREIVE, M., EZB akzeptiert Ramschpapiere als Sicherheit, Online im Inter-

net, URL: http://www.welt.de/wirtschaft/article7445560/EZB-akzeptiert-

Ramschpapiere-als-Sicherheit.html (17.03.2012).

EUROPENEWS (HRSG.), [Eurozonen Krise Zweiter Akt]: Hat die Bundesbank ihr Limit

erreicht?, Online im Internet, URL: http://europenews.dk/de/node/50476 (23.03.2012).

Page 38: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

33

EUROSTAT (HRSG.), Zahlungsbilanz, Leistungsbilanz, Online im Internet, URL:

http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/table.do?tab=table&init=1&plugin=0&language=d

e&pcode=teibp050 (26.02.2012).

EZB (HRSG.), [Auslandsposition der Deutschen Bundesbank im ESZB] / Forderungen

innerhalb des ESZB / sonstige Forderungen (netto), Online im Internet, URL:

http://www.bundesbank.de/statistik/statistik_zeitreihen.php?lang=de&open=&func=row

&tr=EU8148 (22.02.2012).

EZB (HRSG.), Leitlinie der Europäischen Zentralbank, 21. November 2008, Online im

Internet, URL: http://www.ecb.int/ecb/legal/pdf/02008o0018-20100101-de.pdf

(10.03.2012)

EZB (HRSG,), Migration to TARGET2, Online im Internet, URL:

http://www.ecb.int/paym/t2/migration/html/index.en.html (14.02.2012).

EZB (HRSG.), Pressemitteilung – Die langfristige Ausrichtung von Target, 24. Oktober

2002.

EZB (HRSG.), EZB, ESZB und das Eurosystem, Online im Internet, URL:

http://www.ecb.int/ecb/orga/escb/html/index.de.html (15.02.2012).

FAZ.NET (HRSG.), Analyse der Commerzbank – [Target-Saldo zwingt zur Transferuni-

on], Online im Internet, URL: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/analyse-der-

commerzbank-target-saldo-zwingt-zur-transferunion-11664707.html (29.02.2012).

FAZ.NET (HRSG.), [Generaldebatte im Bundestag] – Scheitert der Euro, scheitert Euro-

pa, Online im Internet, URL: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/europas-

schuldenkrise/generaldebatte-im-bundestag-scheitert-der-euro-scheitert-europa-

11133184.html (10.02.2012).

Page 39: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

34

FISCHER, M., Target-Salden drängen Deutschland an den Abgrund, Online im Internet,

URL: http://www.wiwo.de/politik/europa/euro-krise-target-salden-draengen-

deutschland-an-den-abgrund/6277238.html (05.03.2012).

GABLER WIRTSCHAFTSLEXIKON (HRSG.), TARGET2, Online im Internet, URL:

http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/target2.html (13.02.2012).

HOMBURG, S., Die europäische Zahlungsbilanzkrise, in Ifo Schnelldienst, Ausgabe

16/2011 – 31.August 2011, S. 48-49.

HORN, G. A., Kein Kapitalabfluss aus Deutschland, in Policy Brief der Hans-Böckler-

Stiftung, Mai 2011, Online im Internet, URL:

http://www.boeckler.de/pdf/p_imk_pb_4_2011.pdf (15.02.2012).

INSTITUTE OF EMPIRICAL ECONOMIC RESEARCH - UNIVERSITÄT OSNABRÜCK (HRSG.),

Net Balance with the Eurosystem / Target, Online im Internet, URL:

http://www.iew.uni-osnabrueck.de/Intra_Eurosystem_balances.xlsx (13.02.2012).

KOHLER, W., Die europäische Zahlungsbilanzkrise, in Ifo Schnelldienst, Ausgabe

16/2011 – 31.August 2011, S. 12.

KÖNIG, P. J., Es gibt keine „Target-Kredite“, Online im Internet, URL:

http://www.handelsblatt.com/politik/oekonomie/nachrichten/geldpolitik-es-gibt-keine-

target-kredite/6318300-2.html (14.03.2012).

KRUGMAN, P. R.; OBSTFELD, M., Internationale Wirtschaft – Theorie und Politik der

Außenwirtschaft, 8.aktualisierte Auflage, München 2009.

KUNTZ, M., Herstellung der Euroscheine - Unfairer Wettbewerb, Online im Internet,

URL: http://www.sueddeutsche.de/geld/herstellung-der-euroscheine-unfairer-

wettbewerb-1.979008 (07.03.2012).

KUTSCHKER, M.; SCHMID, S., Internationales Management, 3. überarbeitete Auflage,

München 2004.

Page 40: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

35

MORTSIEFER, H.; SCHLEGEL M., Was passiert, wenn die Griechen aus dem Euro ausstei-

gen?, Online im Internet, URL: http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/zurueck-zur-

drachme-was-passiert-wenn-die-griechen-aus-dem-euro-aussteigen/5796176.html

(20.03.2012).

PÄTZOLD, J., Ziele der Wirtschaftspolitik, Online im Internet, URL: http://www.juergen-

paetzold.de/einfuerung_ziele/Begleiter/ziele.html (20.02.2012).

QUAAS, G., Kritisches Resümee des Target2-Problems, in Wirtschaftsdienst, Heft

12/2011 - Dezember 2011, S. 834-842.

SACHVERSTÄNDIGENRAT (HRSG.), Verantwortung für Europa übernehmen, Jahresgut-

achten 2011/12, Wiesbaden 2011.

SINN, H.-W., Die europäische Zahlungsbilanzkrise, in Ifo Schnelldienst, Ausgabe

16/2011 – 31.August 2011, S.3-4.

SINN, H.-W., Target Salden, Außenhandel und Geldschöpfung, in Ifo Schnelldienst,

Ausgabe 9/2011 – 13.Mai 2011, S. 23-25.

STORBECK, O., EZB widerspricht Sinn bei Target2, Online im Internet, URL:

http://blog.handelsblatt.com/handelsblog/2011/10/13/ezb-widerspricht-sinn-bei-target2/

(16.02.2012).

TRUNDLE, J. ET AL., [Grundprinzipien für Zahlungsverkehrssysteme], die für Stabilität

des Finanzsystems bedeutsam sind, Januar 2001.

ULLBRICH, J., Die europäische Zahlungsbilanzkrise, in Ifo Schnelldienst, Ausgabe

16/2011 – 31.August 2011, S.69.

WELT ONLINE (HRSG.), Merkel ohne Kanzlermehrheit für Griechenland-Paket, Online

im Internet, URL: http://www.welt.de/politik/deutschland/article13891686/Merkel-

ohne-Kanzlermehrheit-fuer-Griechenland-Paket.html (27.02.2012)

Page 41: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

36

WESTERMANN, F.; TORNELL, A., [Eurozone Crisis], Act Two: Has the Bundesbank

reached its limit?, Online im Internet, URL:

http://www.voxeu.org/index.php?q=node/7391 (11.02.2012).

WHELAN, K.., Worse than Sinn, Online im Internet, URL:

http://www.irisheconomy.ie/index.php/2011/12/06/worse-than-sinn/ (15.03.2012).

WIRTSCHAFTSLEXIKON24.NET (HRSG.), Nettoschuldner, Online im Internet, URL:

http://www.wirtschaftslexikon24.net/e/nettoschuldnerposition/nettoschuldnerposition.ht

m (20.03.2012).

ZEIT ONLINE (HRSG.), Griechen gefährden ein hilfloses Euroland, Online im Internet,

URL: http://www.zeit.de/wirtschaft/geldanlage/2010-02/griechenland-furcht

(08.03.2012).

Page 42: Target2-Salden: Ursachen und Problematik · Das Ende des alten Target-Systems, das 1999 eingeführt wurde, wurde mit dem Start der Migrationsphase des Target2-Systems am 19. November

37

Eidesstattliche Erklärung Hiermit versichere ich, dass ich diese Bachelor-Thesis selbstständig verfasst und keine

anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe; aus fremden Quellen

übernommene Passagen und Gedanken sind als solche kenntlich gemacht. Diese Arbeit

hat in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner Prüfungsbehörde vorgelegen.

Würzburg, 03.04.2012

Ort, Datum Unterschrift