SWG/03/01/01 Modul 0301 Soziale Interaktion, soziales Handeln und soziale Rollen...
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SWG/03/01/01
Modul 0301Modul 0301Soziale Interaktion, sozialesSoziale Interaktion, sozialesHandeln und soziale RollenHandeln und soziale Rollen
Sozialwissenschaftliche Grund-lagen der Humangeographie
© Peter Weichhart
WS 2013/14
290085 VO StEOP
2 Std., 2,5 ECTS-Punkte Dienstag, 10:45 -13:10; Hs. II, NIG
Kapitel 29.01; 29.02 (B11-STEOP) (B11-1.2) (B07-1.2)
Interaktion
SWG/03/02/01
Generell versteht man darunter jede Art von wechselseitiger Beeinflussung zwischen zwei oder mehr Handlungsträgern.
Soziale Interaktion: wechselseitige Beziehungen zwi-schen Elementen eines sozialen Systems (Personen,Gruppen, Institutionen, ...)
• Vermittelt durch Kommunikationsmedien (Spra- che, Gestik, Symbole, ...);
• wechselseitige Berücksichtigung von Einstellun- gen und Erwartungshaltungen.
Soziale Interaktion
SWG/03/02/03
Der Prozess einer sozialen Interaktion ist an Der Prozess einer sozialen Interaktion ist an komplementären Erwartungen orientiert. komplementären Erwartungen orientiert.
Soziale Interaktion ist durch eine Reziprozität derPerspektiven gekennzeichnet. Dies setzt zwei Ver-ständnisleistungen voraus:
Selbstverstehen: Bewusstwerden der eigenen Er-wartungshaltungen;
Fremdverstehen: Abschätzung des Selbstverste-hens von Alter.
Grundstruktur einer sozialen InteraktionGrundstruktur einer sozialen Interaktion
SWG/03/02/04
EGOEGO ALTERALTERSoziale InteraktionSoziale Interaktion
Selbst-Selbst-verstehenverstehen
Fremd-Fremd-verstehenverstehen
Selbst-Selbst-verstehenverstehen
Fremd-Fremd-verstehenverstehen
Koo
rdin
atio
nK
oord
ina t
i on Koordination
Koordination
Antizipation der Er-Antizipation der Er-wartungen von Alterwartungen von Alter
Antizipation der Er-Antizipation der Er-wartungen von Egowartungen von Ego
Nach L. BÖTTCHER, 1979, S. 36, verändert
Werte- und Normenkonsens der GruppeWerte- und Normenkonsens der Gruppe
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Symbolische InteraktionenSymbolische Interaktionen
SWG/03/02/05
Unter einem „sozialen Symbol“ versteht man „...einUnter einem „sozialen Symbol“ versteht man „...einsinnhaftes intentionales Zeichen mit Aufforderungs-sinnhaftes intentionales Zeichen mit Aufforderungs-charakter zum Handeln. Es steht für einen (über charakter zum Handeln. Es steht für einen (über sich selbst) hinausweisenden Sinnzusammenhang,sich selbst) hinausweisenden Sinnzusammenhang,der durch das Symbol repräsentiert wird“.der durch das Symbol repräsentiert wird“.
L. BÖTTCHER, 1979, S. 37, Ergänzung P. W.L. BÖTTCHER, 1979, S. 37, Ergänzung P. W.
Beispiele:
• Ziehen des Hutes • Händeschütteln
• „Small Talk“ • Gastgeschenk
• Handkuss
Soziales Handeln II
SWG/03/02/06
Max WEBER(1864-1920)
Soziologie ist eine Wissen-Soziologie ist eine Wissen-schaft, „...welche sozialesschaft, „...welche sozialesHandeln deutend verstehenHandeln deutend verstehenund dadurch in seinem Ab-und dadurch in seinem Ab-lauf und seinen Wirkungenlauf und seinen Wirkungenursächlich erklären will.“ursächlich erklären will.“
M. WEBER, 1984, S. 19.M. WEBER, 1984, S. 19.
!Notiz!!Notiz!
Soziales Handeln III
SWG/03/02/07
„“„“Handeln“ soll dabei ein menschliches Verhal-Handeln“ soll dabei ein menschliches Verhal-ten (einerlei ob äußeres oder innerliches Tun, ten (einerlei ob äußeres oder innerliches Tun, Unterlassen oder Dulden) heißen, wenn und Unterlassen oder Dulden) heißen, wenn und insofern als der oder die Handelnden mit ihm insofern als der oder die Handelnden mit ihm einen subjektiven Sinn verbinden. „einen subjektiven Sinn verbinden. „Soziales Soziales HandelnHandeln“ aber soll ein solches Handeln hei-“ aber soll ein solches Handeln hei-ßen, welches seinem vom dem oder den Han-ßen, welches seinem vom dem oder den Han-delnden gemeinten Sinn nach auf das Verhal-delnden gemeinten Sinn nach auf das Verhal-ten anderer bezogen wird und daran in seinemten anderer bezogen wird und daran in seinemAblauf orientiert ist.“ (M. WEBER, 1984, S. 19)Ablauf orientiert ist.“ (M. WEBER, 1984, S. 19)
Verhalten
SWG/03/02/08
„Verhalten“ kennzeichnet ein beliebigesinneres oder äußeres Tun, das als gleich-sam mechanische Reaktion auf irgend-welche äußeren Anreize geschieht.
„Verhalten“ ist ein Konzept des Behaviorismusund wird in den „verhaltenswissenschaftlichen“Ansätzen der Sozialwissenschaften verwendet.
StimulsStimuls ResponseResponse
Die wichtigsten Charakteristika menschlichen Handelns
SWG/03/02/09
• Verknüpfung menschlichen Tuns mit sub- jektivem Sinn und gesellschaftlichen Werten;
• Betonung der Intentionalität (Zielgerichtetheit) menschlichen Tuns;
• Fähigkeit des Menschen, in der äußeren Welt etwas zu bewirken: intendierte und nicht-intendierte Folgen des Handelns.
Kommunikation
SWG/03/02/10
Unter „Kommunikation“ versteht man den Aus-tausch von Informationen zwischen zwei odermehreren Individuen.
„„Kommunikation findet statt, wenn ein IndividuumKommunikation findet statt, wenn ein IndividuumZeichenZeichen (z. B. akustische, visuelle oder taktile) (z. B. akustische, visuelle oder taktile) aus-aus-sendet, empfängt, verstehend verarbeitetsendet, empfängt, verstehend verarbeitet und auf und auf sie sie reagiertreagiert.“.“
L. BÖTTCHER, 1979, S. 43L. BÖTTCHER, 1979, S. 43
Regeln der KommunikationRegeln der Kommunikation
SWG/03/02/11
• Syntaktische Regeln: fixieren die Beziehungen zwischen den Zeichen;
• semantische Regeln: fixieren die Beziehungen zwischen Zeichen und Bezeichnetem;
( = Haus)( = Haus)
• pragmatische Regeln: fixieren die Beziehungen zwischen Zeichen und Benutzern der Zeichen und drücken den Zweck eines Kommunikations- aktes aus.
Der „Beziehungsaspekt“ eines Der „Beziehungsaspekt“ eines KommunikationsaktesKommunikationsaktes
SWG/03/02/12
• Expressive Komponente:Expressive Komponente:
• positionale Komponente:positionale Komponente:
umfasst emotionale und affektive Nebenbedeu-umfasst emotionale und affektive Nebenbedeu-tungen, Konnotationen; tungen, Konnotationen;
gibt an, welche soziale Position die Kommuni-gibt an, welche soziale Position die Kommuni-kationspartner einnehmen. kationspartner einnehmen.
Kommunikationspositionen
SWG/03/02/13Nach L. BÖTTCHER, 1979, S. 44
• Symmetrisch: Gleichheit der Partner;
• gegenseitig: permanenter Rollentausch zwischen Sender und Empfänger;• einseitig: kein Rollentausch, nur der Sender ist aktiv, der Empfänger spielt nur eine passive Rolle (Entgegennahme eines Befehls);
• direkt: Kommunikationspartner stehen unmittelbar und persönlich in Kontakt (face to face); Körper- sprache wird einbezogen, personale Kommunikation;
• indirekt: Kommunikationspartner stehen über Ver- mittler in Kontakt, mediale Kommunikation.
Position
SWG/03/02/14
Positionen oder Stellen sind funktionale Einheiten Positionen oder Stellen sind funktionale Einheiten in sozialen Systemen, die durch soziale Ausdiffe-in sozialen Systemen, die durch soziale Ausdiffe-renzierung und den Prozess der Arbeitsteilung ent-renzierung und den Prozess der Arbeitsteilung ent-standen sind. Sie können als standen sind. Sie können als Gefüge von Hand-Gefüge von Hand-lungsdispositionenlungsdispositionen angesehen werden und legen angesehen werden und legenfest, was, wann, wo, von wem und auf welche Wei-fest, was, wann, wo, von wem und auf welche Wei-se getan werden soll. se getan werden soll.
Funktionärspositionen in einem Verein (Vorstandoder Obmann, Stellvertreter, Kassier, Schriftführer,Mitglied, Geschäftsführer etc.) werden durch dasVereinsrecht präzise definiert.
Zusätzlich: nicht-kodifizierte Normen.
Position II
SWG/03/02/15
Soziale Positionen sind immer mit verbindlichenRechten und Pflichten verknüpft.
Positionen sind grundsätzlich von der konkretenPerson der Positionsinhaber unabhängig.
Mit jeder Position ist ein Bündel von Verhal-Mit jeder Position ist ein Bündel von Verhal-tensnormen oder Verhaltenserwartungentensnormen oder Verhaltenserwartungenverknüpft, welche der jeweilige Positionsin-verknüpft, welche der jeweilige Positionsin-haber erfüllen soll.haber erfüllen soll.
Soziale Rolle
SWG/03/02/16
Als „soziale Rolle“ wird jenes Bündel vonAls „soziale Rolle“ wird jenes Bündel vonErwartungshaltungen bezeichnet, denenErwartungshaltungen bezeichnet, denenein Individuum in einer bestimmten sozia-ein Individuum in einer bestimmten sozia-len Position entsprechen soll. len Position entsprechen soll.
„Konkretisiert ein Individuum diese Verhaltens-erwartungen, die an eine entsprechende Posi-tion geknüpft sind, so übt es eben diese Rolleaus.“
L. BÖTTCHER, 1979, S. 47
Sicherung der Konformität des Rollenverhaltens
SWG/03/02/17
Die Konformität des Rollenverhaltens wird durchinnere und äußere Kontrollinstanzen sicher ge-stellt:
• Internalisierung der betreffenden Erwartungs- haltungen (Sozialisationseffekt): Eigenkontrolle;
• Fremdkontrolle durch soziale Sanktionierungs- mechanismen.
Das Verhältnis von Rolle und Position
SWG/03/02/18
Eine soziale Rolle muss immer komplementärgesehen werden zur zugehörigen sozialen Po-sition, die ein Individuum in einem sozialen Ge-bilde einnimmt.
„„Somit kann die soziale Position als der statischeSomit kann die soziale Position als der statischeAspekt, das konkrete Rollenhandeln als der dyna-Aspekt, das konkrete Rollenhandeln als der dyna-mische Aspekt des sozialen Handelns angesehenmische Aspekt des sozialen Handelns angesehenwerden.“werden.“
B. SCHÄFERS, 2002 a, S. 34B. SCHÄFERS, 2002 a, S. 34
Rollenterminologie I
SWG/03/02/19
• Positionskonfiguration: Gesamtheit aller von einem Individuum eingenommenen Positionen (Positions- Set);
• Rollenkonfiguration: alle sich daraus ergebenden sozialen Rollen, die das Individuum auszuüben hat;
• zugeschriebene Positionen und Rollen: liegen mit der Geburt fest (Mann, Frau, Adeliger, Sohn...);
• erworbene Positionen und Rollen: werden im Le- bensverlauf durch aktive Bemühungen des Indi- viduums angenommen.
Nach L. BÖTTCHER, 1979, S. 49Nach L. BÖTTCHER, 1979, S. 49
SWG/03/02/20
Rollenterminologie II
• Rollensatz (role set): Gesamtheit jener Interaktions- partner, mit denen ein Individuum als Inhaber einer bestimmten Position regelmäßig zu tun hat; (Position: Lehrer, Rollensatz: Direktor, Kollegen, Schüler, Eltern, Elternvertreter, Schulaufsicht);
• Rollensender: jene Interaktionspartner, welche die Erwartungshaltungen für die betreffende Rolle de- finieren und einfordern (= Rollensatz);
• Rollenelement: konkrete, aktuell wirksam werdende Rollenerwartung.
Nach L. BÖTTCHER, 1979, S. 50
Rollenkonflikte I
SWG/03/02/21
• Rollenstress (Rollenüberlastung): entsteht durch ein Nebeneinander zu vieler Rollen; die Gesamt- menge der Erwartungen kann nicht mehr ange- messen bewältigt werden;
• Intra-Rollenkonflikt: Konflikt innerhalb einer Rolle, entsteht durch widersprüchliche Erwartungshaltun- gen der verschiedenen Rollensender;
• Inter-Rollenkonflikt: die normativen Anforderungen, die mit den verschiedenen Rollen einer Person ver- bunden sind, widersprechen einander.
Nach L. BÖTTCHER, 1979, S. 52
SWG/03/02/22
Rollenkonflikte II
• Intra-Senderkonflikt: Rollensender halten ihre Er- wartungshaltungen nicht konstant;
• Inter-Senderkonflikt: Meinungsdifferenzen zwi- verschiedenen Sendern der gleichen Rolle;
• Person-Rolle-Konflikt: wesentliche Persönlichkeits- merkmale müssten unterdrückt werden, um dem Anforderungsprofil der Rolle entsprechen zu kön- nen.
Nach L. BÖTTCHER, 1979, S. 54
Die situative Komponente einer sozialen Rolle
SWG/03/02/23
Soziale Rollen können mit bestimmten Orten,Ding- und Sachkonstellationen oder räumlichen Konfigurationen der Standorte von Interaktions-partnern verknüpft sein. Solche Verknüpfungenkönnen relativ stabil sein. Man spricht dann vonder situativen Komponente einer sozialen Rolle(Priester – Altar, Richter – Robe und Gerichts-saal, Lehrer – Klassenzimmer, Arzt – Ordination).
Nota bene: Bei solchen Verknüpfungen handelt es sichum soziokulturelle oder funktionelle Zuschreibungen, sie liegen nicht in der „Natur“ des Ortes!