Statusbericht Nr. 3 des Projekts Zusawa /...
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Statusbericht Nr. 3 des Projekts „Zusawa“
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Statusbericht Nr. 3 des Projekts Zusawa / ELO
Projekt: „Zusammen wachsen in Essen“ (Zusawa) -
Ehrenamtliche Lots*innen für Flüchtlingsfamilien (ELO)
Projektlaufzeit
Berichtslaufzeit
05/2015 bis 04/2017
6 Monate; von 05/2016 bis 10/2016
Bericht 3. Statusbericht
Datum 19.11.2016
Zuwendungsempfänger mit kompletten Kontaktdaten
Ehrenamt Agentur Essen e.V.
Bredeneyer Str. 6 b, 45133 Essen
Projektleitung: Frau Sandra Hartjes (Tel.: +49 201 839149-0)
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1. Welche besonderen Ereignisse (Meilensteine) hat es bisher im Projekt gegeben? Welchen
Projektzielen dienten diese Aktivitäten?
Zentrale Zielsetzung des Projekts:
Mit dem Projekt „Zusammen wachsen“ sollen Flüchtlinge und Flüchtlingsfamilien, die von den
örtlichen Aufnahmestellen in eine Privatwohnung vermittelt wurden, LotsInnen zur Seite gestellt
bekommen, welche sie auf informelle Weise dabei unterstützen, sich am neuen Wohnort und vor
allem im Quartier zu Hause zu fühlen und den Alltag besser zu bewältigen.
Hintergrund:
Da nach einem Jahr die Betreuung von Flüchtlingen durch Sozialarbeiter und Sprachmittler bei
Flüchtlingsfamilien mit geklärtem Status endet, sollen anschließend ehrenamtliche LotsInnen (die
die Infrastruktur des jeweiligen Stadtteils gut kennen) die Integration der Flüchtlingsfamilien weiter
fördern.
Dritter Projektmeilenstein:
Seit Mitte 2016 hat sich das sich das Ladenlokal der EAE in der City-Nord (Projektstandort) zu einem
bekannten Begegnungsort entwickelt:
- Es ist eine Treffpunkt für (im Bereich der Flüchtlingshilfe) engagierte Ehrenamtliche, um sich
untereinander sowie mit den hauptamtlichen Projektmitarbeiter*innen auszutauschen.
- Es ist ein Begegnungsort für Ehrenamtliche, Hauptamtliche und Geflüchtete, sowohl spontan als
auch im Rahmen der regelmäßigen dort stattfindenden Angebote (siehe Punkt 3 „Bericht aus
dem Pilotprojekt“).
- Es ist eine Anlaufstelle für Geflüchtete, die Beratung und Orientierung suchen. Besonders die
muttersprachlichen Beratungsangebote werden stark frequentiert.
Wie in der Projektkonzeption vorgesehen, ist es gelungen, eine Vielzahl der bestehenden Angebote
zu verselbstständigen, um die Nachhaltigkeit des Projekts zu sichern. So wird ein Großteil der
Angebote bereits heute selbstständig durch bzw. von ehrenamtlich Aktiven organisiert und
durchgeführt. Auch besteht ein hohes Maß an Identifikation der Ehrenamtlichen mit dem
Ladenlokal als „ihrem“ Begegnungsort. Diese Selbstständigkeit und Engagementbereitschaft wird
und soll auch zukünftig durch hauptamtliches Personal begleitet und unterstützt werden (u. a. in
Form von Supervisionen, Planungstreffen und Mediationsgesprächen).
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2. Welche Partnerschaften wurden aufgebaut oder weiterentwickelt?
Im Rahmen der bisherigen Projektlaufzeit stellte sich heraus, dass in der täglichen Projektarbeit
zwischen operativen Kooperationspartnern und strategischen Netzwerkpartner unterschieden
werden muss. Als operative Kooperationspartner werden solche Einrichtungen, Initiativen und
Träger verstanden, welche:
- der Ehrenamt Agentur den Zugang bzw. Erstansprache von Geflüchteten ermöglichen
- das Zusammenführen von LotsInnen und Geflüchteten unterstützen
- bestehende Ressourcen (u. a. Räumlichkeiten, Sprachmittler) nach Verfügbarkeit und
entsprechend eigener Kapazitäten unbürokratisch teilen
- gemeinsame (interkulturelle) Veranstaltung planen und durchführen
- einer gemeinsamen Öffentlichkeitsarbeit gegenüber aufgeschlossen sind
- an einem regemäßigen persönlichem Austausch von Erfahrungen und Wissen rund um die lokale
Flüchtlingssituation interessiert sind
Folgende Organisationen und Einrichtungen haben sich seit Projektbeginn und verstärkt im
vergangenen halben Jahr als besonders aufgeschlossene und engagierte Kooperationspartner in
einem oder mehreren der o. a. Punkte herausgestellt:
Essener Verbund der Immigrantenvereine e.V. (EVI): Als Dachverband sind ihm derzeit 75
Migrantenselbstorganisationen (MSO) aus über 20 Nationenangeschlossen, die ihren Sitz in der
Stadt Essen haben, angeschlossen.
Initiative „Syrer in Essen“: Setzen sich aktiv für den Dialog der Kulturen ein und fördern aktiv die
kulturellen, sozialen und migrations-/integrationspolitischen Aktivitäten syrischer Zugewanderter.
ProAsyl Essen: Ist ein Zusammenschluss von engagierten Essener Einzelpersonen und Initiativen,
die sich seit 1991 gemeinsam mit Asylbewerbern, Flüchtlingen und anderen MigrantInnen für deren
Schutz und menschenwürdige Behandlung einsetzen.
StadtAgentur Essen: Als zentrale Schnittstelle des Antragsstellers zur Stadt Essen (Vereins- und
Vorstandsmitglied), kommt der StadtAgentur mit den kommunalen Handlungsfeldern
„Essen.vielfältig“ und „Essen.engagiert“ eine besondere Bedeutung bei der Umsetzung lokaler
Vorhaben zu.
Zukunft Bildungswerk: Hat ihren Tätigkeitsschwerpunkt in der frühkindlichen Erziehung. Die
Organisation möchte allen sozial benachteiligten Kindern (häufig Migrant*innen) gute
Bildungschancen ermöglichen.
Initiative „Werden hilft! e.V.: Ist eine überparteiliche und überkonfessionelle Initiative mit weit über
einhundert Vereinsmitgliedern und Mitmachern, die sich für Flüchtlinge in Essen einsetzen.
AWO Julius Leber Haus: Begegnungs- und Veranstaltungszentrum in Essen Kray-Leithe.
Gemeinsam mit dem Julius Leber Haus organisiert der Antragssteller u. a. die Veranstaltungsreihe
„Cultridge“ ein Familien-Kulturfest, bei dem Geflüchtete aktiv das Bühnenprogramm gestalten.
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„Runde Tische“ auf Stadtteilebene: Bringen Vertreter der verschiedenen für den Stadtteil relevanten
Institutionen und interessierte Bürger*innen mit Vertretern der Verwaltung und Betreuern der
Flüchtlingsunterkünfte zusammen, um die ehrenamtlich getragenen Angebote für die Asylbewerber
zu besprechen und für ein gutes Miteinander im Stadtteil zu sorgen.
Anbieter von Sprach- und Integrationskursen in Essen: Hierzu gehören u. a. der AWO Kreisverband
Essen, die Katholische Familienbildungsstätte Essen, VHS, Bürgerzentrum Kon-Takt, Atlas-
Bildungs-Center e.V., Jugendamt der Stadt Essen in Kooperation und die Weststadt Akademie.
ISSAB: Das Institut für Stadtteilentwicklung, Sozialraumorientierte Arbeit und Beratung der
Universität Duisburg-Essen unterstützt Institutionen durch Beratung und wissenschaftliche
Begleitung bei der Implementierung sozialraumorientierter Projekte.
Unperfekthaus Essen: Im Unperfekthaus bekommen Gruppen, Künstler und Gründer kostenlos
Räume, Technik und Bühnen zur Verfügung gestellt. Das Unperfekthaus ist ein innovativer Ort für
Begegnung und Austausch.
Folgende strategische Netzwerkpartner (u. a. Strategiegespräche zur aktuellen Flüchtlingssituation
in Essen) waren und sind für die Umsetzung des Projekts „Zusammen wachsen“ von Bedeutung:
Caritasverband Essen; Caritas Flüchtlingshilfe, Diakoniewerk Essen (Anlaufstelle „Koordination
Ehrenamt Flüchtlingshilfe“), Sozialdienst katholischer Frauen Essen-Mitte, Grün & Gruga,
Evangelischen und Katholischen Kirchengemeinde (vorrangig Kirchengemeinde St. Gertrud und die
Pfarrergemeinde St. Antonius Borbeck).
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3. Bericht aus dem Pilotprojekt – Arbeitsstand und weitere Arbeitsschritte
Im Rahmen der Projektarbeit wurden zahlreiche Veranstaltungen von und für Geflüchtete in Form
wöchentlicher Angebote verstetigt. Wie der nachfolgenden Planung zu entnehmen ist, wird der
Großteil der Angebote durch ehrenamtlich aktive Essener*innen durchgeführt. Viele dieser
Engagierten haben selber eine Fluchtgeschichte. Den hauptamtlichen Mitarbeiter/innen obliegt die
Organisation und Koordination der Angebote, die Pflege der Kooperationen sowie die individuelle
Beratung der Projektteilnehmer*innen.
Zur Veranschaulichung aktuell stattfindender Angebote soll an dieser Stelle exemplarisch der
Wochenplan vom 10.10.2016 bis zum 15.10.2016 dargestellt werden. Der Wochenplan wird
kontinuierlich aktualisiert und über E-Mail-Verteiler, Social-Media Kanäle, die Projektwebseite
sowie durch Aushänge kommuniziert:
Aktueller Arbeitsstand:
- Stand Anfang November 2016: Rund 14 regelmäßige Aktivitäten, die in unterschiedlichen
Intervallen (mehrfach wöchentlich, wöchentlich, monatlich) angeboten werden.
- Die Aktivitäten bzw. Angebote reichen von ehrenamtlichen Deutschkursen, über Basteln und
Schneidern bis hin zu Sport- und Ausflugsangeboten.
- Darüber hinaus finden aktuell (November 2016) rund 8 Beratungsangebote (überwiegend
muttersprachlich) pro Woche statt.
- Die Teilnehmerzahlen der unterschiedlichen Angebote unterscheiden sich stark. So hat die
wöchentliche Schneiderwerkstatt rund 4 regelmäßige Teilnehmer*innen, wohingegen das
wöchentlich stattfindende Sprachcafé zischen 15 – 30 TN hat
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- An den 14 regelmäßigen Angeboten nehmen pro Woche rund 80 Geflüchtete (ca. 70 % männlich)
und rund 20 Ehrenamtliche teil. Die meisten Teilnehmer*innen erscheinen regelmäßig, einige
Wenige einmalig.
- Neben den verorteten Angebote engagieren sich aktuell ca. 30 Ehrenamtliche als Lots*innen für
Geflüchtete und unterstützen diese bei der Alltagsbewältigung (u. a. Behördengänge, Anträge,
Kinder in der Schule anmelden) und unternehmen gemeinsame Freizeitaktivitäten.
Impressionen Lotsinnen und Lotsen:
Impressionen: regelmäßige Angebote & Aktivitäten (Sprachfit mit Kids)
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Impressionen: Auswahl regelmäßiger Angebote & Aktivitäten (Deutsch-Sprachkurse):
Impressionen: Auswahl regelmäßiger Angebote & Aktivitäten (Offenes Sprachcafe):
Impressionen: Auswahl regelmäßiger Angebote & Aktivitäten (Kochabende):
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Impressionen: Auswahl regelmäßiger Angebote & Aktivitäten (Offene Beratung):
Im Projektjahr 2016 wurden zahlreiche Veranstaltungen in Kooperation mit Projektpartnern
durchgeführt. Sie dienten sowohl der Begegnung und Information von Geflüchteten und
Einheimischen sowie der Vernetzung von Akteuren durch Flüchtlingshilfe. Exemplarisch seien
genannt:
- Integrations-Workshopreihe, initiiert von der Essener Bundestagsabgeordneten Jutta
Eckenbach: 4 Workshops mit insgesamt rund 120 TN aus den Bereichen Politik, Verwaltung,
Wirtschaft und Non-Profit zu den Themen Wohnen, Arbeitsintegration und Ehrenamt in der
Flüchtlingshilfe. Impressionen:
- Cultridge – Kulturbrücken: In Kooperation mit dem Julius-Leber-Haus der AWO Essen wurden
zwei Großveranstaltungen (jeweils rund 80 TN) zur Begegnung und zum kulturellen Austausch
von Geflüchteten und Einheimischen organisiert und durchgeführt. Impressionen:
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Weitere besondere Projektaktivitäten in den vergangenen sechs Monaten waren:
- Besuch des Jobcenter Essen: Im Rahmen eines Personalentwicklungstages des Essener Jobcenters
besuchten zahlreiche Mitarbeiter*innen den Zusawa-Projektstandort an der Viehofer Straße. Dort
kamen die Jobcenter-MA mit Geflüchteten und Ehrenamtlichen ins Gespräch. Aufgrund der
großen Relevanz hinsichtlich Qualifizierung, beruflichen Chancen und Sozialleistungen, konnten
viele Fragen geklärt und konkrete Problemstellungen der anwesenden Geflüchteten geklärt
werden.
- Kooperationsgespräche mit neuer Koordinierungsstelle: Seit Juni 2016 gibt es in Essen eine neue
Koordinierungsstelle rund ums Thema „Engagement für Geflüchtete“. Die von der Stadt Essen
initiierte und von den Wohlfahrtsverbänden Caritas und Diakonie betriebene Anlaufstelle soll die
unterschiedliche Engagement-Möglichkeiten für Geflüchtete (vorrangig in
Flüchtlingsunterkünften) koordinieren. Das Zusawa-Team und das Team der Koordinierungsstelle
vereinbarten einen regelmäßigen Informationsaustausch und konkretisierten erste
Kooperationsmöglichkeiten.
- KAUSA-Infoabend: In Kooperation mit der KAUSA-Servicestelle wurden Infoveranstaltungen
(insgesamt ca. 60 TN) für Geflüchtete und deren ehrenamtliche LotsInnen rund ums Thema
Ausbildung, Studium, Praktika und Berufseinstieg organisiert.
- Welcome-Fest: In Kooperation mit dem Jugendverband „Die Falken“ im Falkenzentrum-Süd, fand
Ende September ein großes Willkommensfest für geflüchtete Menschen in Essen statt. Das Fest
wurde von Zugewanderten und Einheimischen gut besucht und schaffte im Rahmen gemeinsamer
Tanz- und Trommelaktivitäten sowie durch kulinarische Köstlichkeiten einen ungezwungenen
Rahmen zum Kennenlernen.
4. Reflektion des aktuellen Projektstands / Bisherige Erfahrungen
Der aktuelle Projektstand des Projekts „Zusammen wachsen“ entspricht der bisherigen Arbeits-,
Zeit- und Finanzierungsplanung. Im Bereich der Aktivierung ehrenamtlicher Lots*innen liegt das
Projekt deutlich vor dem ursprünglichen Zeitplan. Die hierfür vorgesehene Zeit wird und soll
verstärkt in die Begleitung der Lots*innen und Geflüchteten, die Planung und Durchführung
gemeinsamer Aktivitäten sowie in die Verstetigung der Angebote und Kooperationen investiert
werden.
Probleme und Lösungsansätze:
- Die Begleitung der Ehrenamtlichen zur Umsetzung neuer und bestehender Angebote gestaltete
sich als sehr zeitintensiv. Es wurde daher mehr Zeit in die Auswahl, Qualifizierung und das
Coaching der Ehrenamtlichen investiert, um die langfristige Verselbstständigung der Angebote
gewährleisten zu können.
- Unter den lokalen Akteuren in der Flüchtlingshilfe besteht eine erhebliche
„Konkurrenzsituation“. Um dieser Problemstellung zu begegnen wurden verstärkt Nischen im
Bereich der Angebote für Geflüchtete identifiziert und entsprechende operative
Kooperationspartner gesucht und gewonnen.
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- Um effektiver Beziehung zu Geflüchteten herzustellen und aufrecht zu erhalten, wurde verstärkt
auf das Engagement von (im Projekt aktiven) Geflüchteten für (neue) Geflüchtete gesetzt.
5. Geplante Arbeitsschritte im nächsten halben Jahr (Auswahl)
In den kommenden sechs Projektmonaten sollen folgende Ansätze im Fokus der Projektarbeit
stehen:
- Kontinuierliche Fortsetzung der Verstetigung der Angebote im Ladenlokal. Es soll eruiert
werden, ob konkrete Angebote sowie die ehrenamtlich Aktiven an Kooperationspartner
angebunden werden können.
- Geflüchtete und einheimische Frauen sollen verstärkt in die bestehenden Angebote eingebunden
werden und/oder motiviert werden gemeinsam eigenen Aktivitäten zu entwickeln
(u. a. Studentinnen-Gruppe).
- Die Quartiersarbeit soll intensiviert werden. Hiermit einhergehend soll das Ladenlokal
konzeptionell neu ausgerichtet werden: „Begegnungsort für alle Generationen und Kulturen“
- Am Projekt teilnehmende Geflüchtete sollen verstärkt zum eigenen ehrenamtlichen
Engagement motiviert werden.
- Reflexion der Projektergebnisse in Form von leitfadengestützter Interviews mit
Projekteilnehmer*Innen (Geflüchtete und Ehrenamtliche).