St. Mary’s Hospital, Mumias Kakamega County, Kenia · EKG habe ich in meinen zwei Wochen in St....
Transcript of St. Mary’s Hospital, Mumias Kakamega County, Kenia · EKG habe ich in meinen zwei Wochen in St....
MICHAEL REISINGER
15 September 2016
Kontakt: [email protected]
Auslandsfamulatur Westkenia
St. Mary’s Hospital, Mumias,
Kakamega County, Kenia
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Auslandsfamulatur Westkenia
St. Mary’s Hospital, Mumias,
Kakamega County, Kenia
Daten:
Zu meiner Person:
o Michael Reisinger, 8.Semester Humanmedizin
o Kontakt: [email protected], [email protected]
Krankenhaus: St.Mary’s Hospital, Mumias; zugehörig zur Diocese of Kakamega
Famulaturdauer: 2 Wochen, 11.07.2016 – 22.07.2016
Stationen: Rotation Innere Medizin (Joseph und Anne Ward), Pädiatrie (Teresa Ward), Kreissaal und
Out Patient Department (Allgemeine Ambulanz)
Kontaktadressen St.Mary’s Hospital:
o Peter Röser-Ott (Übergeordneter Manager von zwei Krankenhäusern der Diözese von
Kakamega): [email protected]
o Michael Mugo (CEO des Krankenhauses): [email protected] /(
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Vorbemerkungen und Organisatorisches:
David Gebauer, Elisabeth Feldmeier und ich haben uns in den Semesterferien dazu entschlossen eine Famulatur in
Kenia zu absolvieren. Über einen Bekannten von David sind wir zu unserer Ansprechperson Peter Röser-Ott
gekommen, ein in Kenia lebender Deutscher, der zwei Krankenhäuser in der Region Kakamega in Westkenia
managed. Dadurch war die Organisation nicht nur in sprachlicher Hinsicht erheblich leichter. Kontakt
aufgenommen haben wir nach unserem Entschluss relativ spät, nämlich Anfang März.
Organisation Famulatur
Für die Beantragung des Stipendiums für selbstorganisierte Auslandsfamulaturen benötigt man ein
Einladungsschreiben (confirmation / invitation letter) des Krankenhauses. Wir haben Peter Röser-Ott ein
Empfehlungschreiben der Med Uni Graz (dies muss man beantragen und wird vom Studienrektor unterschrieben
zugesandt), genaue Wünsche der Station und des Zeitraumes gesendet und nach einigem Hin und Her hatten wir
unser Einladungsschreiben in der Tasche. Als Problem stellte sich heraus, dass der ansonsten eigentlich sehr legere
und nette CEO des St.Mary’s Hospital ein förmlicheres Anschreiben und einen genaueren Lebenslauf (hier war es
ihm wichtig, eine lückenlose Auflistung vom Kindergarten über die Volksschule bis zur Universität zu haben)
gewünscht hätte als wir es von anderen Famulaturen gewohnt waren. Daraufhin stellten wir nochmal ein
„Ansuchen“ in korrekterer und den Wünschen entsprechender Art und Weise. Wenn sich jemand für eine
Famulatur in jenem Krankenhaus interessiert, kann ich gerne das formale Anschreiben weiterleiten.
Flug
Nachdem der genaue Zeitraum unserer Famulatur durch das Einladungsschreiben bestätigt war, konnten wir dazu
übergehen einen Flug zu buchen bzw. ein Visum zu beantragen. Glücklicherweise fanden wir auf der Homepage
www.flugladen.at einen Flug für ca.680 €, der durch das Stipendium von 700 € gedeckt ist. Von München flogen
wir mit Etihad über Abu Dhabi nach Nairobi und von dort weiter nach Kisumu in Westkenia. Es gab im Großen
und Ganzen keine ernsthaften Probleme, obwohl die Flüge von Nairobi nach Kisumu (Hinflug) und Retour
(Rückflug) von Kenya Airways durchgeführt wurden und sich letzterer als leichter Nervenkitzel darstellte. Nicht
durch den Flug selbst, sondern vielmehr durch die Aussage einer Mitarbeiterin von Kenya Airways am Flughafen
in Kisumu um 06:00 Uhr am Morgen. Nach kurzer Verwirrung darüber, dass unser Flugticket gacancelled sei
(und wir somit unsere Anschlussflüge verpassen würden) löste sich die Anspannung nachdem jene Mitarbeiterin
sagte, dass nun doch alles in Ordnung ist und wir einchecken können. Auf meine Frage, was denn nun das
Problem gewesen war, meinte sie: „I don’t know!“.
Visum
Ein Visum für Kenia lässt sich leicht elektronisch beantragen auf der Seite: http://evisa.go.ke/evisa.html. Dabei
muss man einen Account anlegen, ein Passfoto hochladen und seine Daten angeben. Sobald man (in meinem Fall
per Kreditkarte) gezahlt hat, bekommt man (nach einem etwas längeren Bearbeitungszeitraum) eine Bestätigung
per Mail zugeschickt, die am Flughafen vorzuweisen ist. Ein Beamter kontrolliert jene Bestätigung, den Reisepass
und nimmt elektronische Fingerabdrücke. Nach jener kurzweiligen Prozedur bekommt man einen Stempel in den
Reisepass und die Sache ist erledigt. Zur Art des Visums: Wir haben uns für ein single entry eVisa entschieden,
das 90 Tage gültig ist und 47,89 € kostet.
Stipendium und Anrechnung
Für das Stipendium von selbstorganisierten Auslandsaufenthalten gilt es eine kleine bürokratische Hürde zu
überwinden, die sich jedoch lohnt, denn man bekommt (insgesamt 2 mal) eine Förderung, die ca. die Flüge
abdeckt. Wichtig ist es, die Deadline (ca. Mitte April) im Hinterkopf zu behalten, denn es kann etwas dauern, ein
korrektes Einladungsschreiben des Krankenhauses zu bekommen. Um nun das Stipendium zu beantragen, schickt
man ein ausgefülltes Antragsformular mit Foto, ein Motivationsschreiben von ca. ein bis zwei Seiten, einen
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unterschriebenen tabellarischen Lebenslauf (ich habe den englischen CV genommen und den Kindergarten
rausgestrichen) und einen vom Studienrektor unterzeichneten Vorausbescheid zusammengefügt als ein pdf file an
die äußerst nette und hilfsbereite Frau Mag. Pliessnig (christiane.pliessnig(at)medunigraz.at). Es ist dabei wichtig
zu beachten, dass es bis zu zwei Monate dauern kann bis der Vorausbescheid der Famulatur vom Studienrektor
unterschrieben ist. Die beiden zeitlich limitierenden Faktoren sind daher das Einladungsschreiben und der
Vorausbescheid.
Nach dem Aufenthalt muss man innerhalb von zwei Monaten eine unterschriebene Annahmeerklärung (von der
Fr. Mag. Pliessnig per Mail geschickt), eine Famulaturbestätigung (mit Unterschrift und Stempel des
Krankenhauses) und einen Bericht (dieser hier vorliegende) abschicken.
Den Vorausbescheid und die Anerkennung beantragt man in medonline und gibt die Unterlagen (bei letzterer mit
originaler Famulaturbestätigung) im One-Stop-Shop ab.
Eindrücke im Krankenhaus
Zwei Wochen sind ein kurzer Zeitraum für eine Auslandsfamulatur, jedoch habe ich die Zeit gut nützen können.
Am ersten Tag zeigte man uns dreien das gesamte Krankenhaus und wir wurden jedem vorgestellt, der gerade
aufzufinden war. In der ersten Woche wechselten wir jeden Tag die Station, um einen Überblick über alle
Fachbereiche zu bekommen. Vormittags waren wir dabei jeweils auf einer Station und nachmittags (da auf der
Station keine wesentliche Arbeit mehr zu leisten war) in der OPD (outpatient department), einer
Allgemeinambulanz. Die Station(en) für die zweite Woche konnten wir frei wählen, wobei wir getrennt wurden.
Ich verbrachte zwei Tage auf der Pädiatrie, einen gesamten Tag in der OPD, einen auf der Inneren Medizin und
einen im Kreissaal. Zum Kreissaal ist zu sagen, dass dort ca. eine bis zwei Geburten pro Tag stattfinden, was mich
sehr wunderte, hatte ich doch das Klischee von afrikanischen Geburtenstationen vor Augen. Da St.Mary’s
Hospital von der Kirche geleitet wird und die Preise in den öffentlichen Spitälern günstiger für Geburten sind,
entscheiden sich die meisten ein öffentliches Krankenhaus aufzusuchen. In der ersten Woche hat man uns dreien
die chirurgische Station gezeigt. Wir gingen bei der Visite mit und sahen 2- 3 Operationen. Danach entschieden
wir uns jenen Fachbereich nicht mehr aktiv aufzusuchen. Es mangelt (wie im ganzen Krankenhaus) an Hygiene
und es war das ein oder andere nicht gerade leicht mitanzusehen. Die Anästhesie ist ziemlich provisorisch (kein
Monitoring, Narkose mit Halothan, Larynxmaske, händische Beatmung) und die sogenannte Hygiene zeigt sich
unter anderem darin, dass man sich vor Operationen bloß die Hände wäscht, aber nicht desinfiziert bzw. man
nicht gerade wenige Ameisen die Wände der beiden Operationssäle entlangspazieren sieht. Ich wollte dort
jedenfalls nicht länger bleiben. Dafür gefiel es mir in der OPD sehr gut. Ich durfte sehr viel machen und habe
einiges an Motorradunfällen, Wundversorgung (vor allem Nachversorgung, Hygiene ist hier ebenfalls ein riesiges
Problem), Malariafällen, Vergiftungen (oft Suizidversuche) oder Brüche gesehen. Es wird in jener Akutambulanz
alles behandelt. Von kleinen Patienten, denen man die gebrochene Elle und Speiche einrenkt (eigentlich war ich
die Assistenz eines Physiotherapeuten) bis zum alten „Mzee“ (Suaheli für alter Mann), der einen Einlauf gegen
seine Verstopfung bekommt. Im Grunde funktioniert das Aufnahmesystem wie folgt: Zu aller erst muss sich jeder
Patient anmelden und seine Versicherung vorweisen. Es gibt eine allgemeine staatliche Sozialversicherung, jedoch
deckt die nur einen Bruchteil der anfallenden Kosten. Somit müssen Patienten direkt vor Ort für die Behandlung
zahlen. Operationen sind zum Beispiel nicht von der Versicherung gedeckt. Nach der Anmeldung wird triagiert in
akut und nicht-akut. Triage bedeutet, dass die „Vitalparameter“ genommen werden (RR, Puls, Temperatur) und
die Patienten gewogen werden. Jeder der Fieber hat ist demnach „akut“. Und jene akuten Fälle kommen in die
OPD. Dort wird der Patient dann in einer der vier Kojen unter meist etwas chaotischen Umständen untersucht.
Der Algorithmus sieht vor, dass jeder fiebrige Patient eine Ampulle Paracetamol i.m. appliziert bekommt.
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Praktisch wird auch von jedem ein Blutausstrich gemacht, um Malaria auszuschließen. Bei Blutabnahmen wird
genau angegeben welche Werte getestet werden sollen. Es steht außerdem noch ein uraltes Röntgengerät zur
Verfügung. EKG habe ich in meinen zwei Wochen in St. Mary’s Hospital keines Gesehen. Ein Ultraschallgerät
gab es, wurde jedoch angeblich nur von einem mir nie zu Gesicht gekommenen visitierenden Arzt benutzt.
Interessant war für mich vor allem die Pädiatrie, da dort gefühlte 90 % Malaria hatten. Jenes Krankenhaus liegt in
einem Malariahochrisikogebiet. Ich habe viele kleine Patienten mit Sichelzellanämie gesehen. Eindrucksvoll war
vor allem die massive Hepatosplenomegalie und Anämie bei den „Sicklers“. Dabei sind mir Hb-Werte von 2 – 3
g/dl zu Ohren gekommen, die ich kaum glauben konnte. Außerdem war bei vielen ein Systolikum zu hören, das
angeblich aufgrund der Sichelzellanämie auftritt. Wegen der schubweisen Sichelzellkrisen bekamen die kleinen
Patienten ordentlich Schmerzmittel und auch dauerhafte Malaria- und antibiotische Prophylaxe. Es ist – wenn
man sich für eine Famulatur in jenem Krankenhaus interessiert – empfehlenswert in der Pädiatrie bei Dr. Mate
(eigentlich kein Arzt, aber ein sogenannter „clinical officer“, eine Art Mittelbau zwischen Arzt und Pflege, der die
Kinderstation leitet) eine gewisse Zeit zu verbringen.
Interessant ist ebenfalls die sogenannte CCC – coprehensive care unit. Es werden hier mittels nationalen und
internationalen Gesundheitsprogrammen HIV/Aids- und Tuberkulose-Patienten nachbehandelt. Generell ist zu
sagen, dass das Thema Aids sehr ernst genommen wird, jedoch als Tabu angesehen ist. Vor Patienten verwendet
man lieber den Begriff ISS – immuno-suppressed status.
An Krankheitsbildern sieht man, wie bereits geschrieben, viel Malariafälle, Tuberkulosepatienten und (Motorrad-
) Unfälle. Kardiovaskulären Erkrankungen wie in den Industrienationen habe ich kaum zu Gesicht bekommen,
obwohl Diabetes ein immer größeres Problem wird. Zur Aidsbehandlung ist noch zu sagen, dass sie vor allem von
der US-amerikanischen und britischen Regierung finanziert wird (US-Aids) und sich die Ärzte in St.Mary’s
Hospital bereits sorgen machen, ob jene Gelder weiter fließen werden, sollte ein gewisser Immobilienmakler das
Amt des amerikanischen Präsidenten in Zukunft bekleiden.
Anschließende Reise
Ich schreibe nur ganz kurz – der Vollständigkeit halber – über die zwei Wochen nach der Famulatur, die wir
durch Kenia gereist sind. Ein bereits in der Zeit der Famulatur uns zum Freund gewordener clinical officer mit
weisem Namen (Socrates) hat uns eine Woche noch begleitet und wir besuchten seine Schwester in Nakuru
(kleine Stadt im Zentrum Kenias), die für uns das Beste der ansonsten nicht wirklich überzeugenden kenianischen
Küche kochte. Danach sind wir mit ihm noch nach Mombasa an die Küste gefahren und haben die alte Swahili-
Kultur auf uns wirken lassen. Jedoch würde ich niemandem raten, etwas zu trinken oder zu essen, wo „Swahili-“
davor steht (auf keinen Fall „Swahili-coffee“!). Ohne Socrates hatten wir noch das Vergnügen ein paar Tage am
Strand zu sein, eine eintägige Safari (extrem teuer) zu machen und nach Kisumu wieder zurückzufahren. Sollte
man sich also für eine Famulatur in St.Mary’s Hospital entscheiden, kann ich nur die besten Empfehlungen für
Socrates aussprechen. Er ist ein hilfsbereiter, umgänglicher und kluger clinical officer, der einem sehr hilft im
Krankenhaus. Dieses Plädoyer war ich ihm noch schuldig.
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Ein paar Eindrücke, die jene Zeit abbilden sollen
Guesthouse: Hier sind wir für günstiges Geld zwei Wochen untergekommen
OPD: Hier bekommt jeder eine Ampulle Paracetamol i.m., der eine Temperatur über 38° C hat
David triagiert
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Im Operationssaal (vereinzelt ein paar Ameisen an den Fließen im Hintergrund)
v.l.n.r.: David, Socrates, Elli, meine Wenigkeit